Hauptausschuss - sportinfra Turn- und Sportkongress - Landessportbund Hessen e.V.
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Nr. 24 | 3. Dezember 2022 | 76. Jahrgang 9. sportinfra Turn- und Sportkongress Hauptausschuss Weichen für das kommende Jahr gestellt Landessportkonferenz Auswirkungen der Energiekrise erörtert SIH 2 4 / 03.12.2022
Editorial Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, einen wesentlichen Punkt der heutigen Ausgabe von „Sport in Hessen“ bildet ganz klar die Berichterstat- tung über den Hauptausschuss des lsb h in Frankfurt am Main, der unter dem Motto stand: „ Verein(t) in herausfordernden Zeiten – stark in die Zukunft“. Der zentrale Satz kam dabei von Hessens Ministerpräsi- dent Boris Rhein, der ein neues Hilfsprogramm auch für die Vereine ankündigte und folgende klare Aus- sage traf: „Niemand muss sich Sorgen um Kosten ma- chen, die er nicht bewältigen kann. Wir lassen nie- manden alleine, der Hilfe und Unterstützung dem so beliebten Wettbewerb „Sterne des Sports“ un- braucht.“ Wir werden nun abwarten, wie das neue termauerten die Vielfältigkeit der hessischen Vereine. Programm aussieht und laufend über den aktuellen Dass das Sportland Hessen über engagierte Frauen ver- Sachstand hier in „Sport in Hessen“ berichten. Wei- fügt, wurde deutlich bei den Ehrungen zum Lu-Röder- tere Informationen zum Hauptausschuss finden Sie in Preis. Schon jetzt werden für die Auszeichnung für dieser Ausgabe. 2023 wieder Bewerbungen angenommen. Eine weitere große Initiative ist derzeit unter dem Leit- Einen Termin, liebe Sportfreundinnen und Sport- gedanken „Vereine stärken – Ehrenamtler motivieren“ freunde, sollten Sie sich auf jeden Fall für 2023 schon angelaufen. Wie überhaupt derzeit zahlreiche Pro- einmal notieren: den Hessentag vom 2. bis 11. Juni gramme und Aktivitäten angelaufen sind, um den Ver- 2023 in Pfungstadt. Der Sport wird dabei sein! einssport weiter nach vorne zu bringen. Da findet sich auch das Programm „ReStart – Sport bewegt Deutsch- Ich wünsche Ihnen nun eine spannende Lektüre der land“ – sehr beachtenswert. Hier sind Anträge bis zum vor Ihnen liegenden Ausgabe „Sport in Hessen“ und 11. Dezember zu stellen. möchte Sie auch heute wieder ermuntern, uns Anre- gungen und Wünsche aus Ihren Vereinen und Verbän- Zwei Großereignisse in unserer Sportschule in Frank- den für eine der nächsten Ausgaben zuzurufen. furt waren ein großer Erfolg. Sowohl die 9. sportinfra als auch der 6. Hessische Turn- und Sportkongress fan- Bleiben Sie aktiv, zuversichtlich und gesund in diesen den einen enormen Zuspruch und die Teilnehmer wa- Zeiten und genießen Sie die Adventszeit. ren begeistert und beeindruckt zugleich. Danke an alle Verantwortlichen, die diese Veranstaltungen, die eine Ihr Strahlkraft weit über Hessen hinaus haben werden, or- ganisiert und durchgeführt haben. Unsere Vereine, Verbände und die Aktiven sind unge- mein vielseitig aufgestellt und erfolgreich. Dies wurde einmal mehr bei der Verleihung der Sportplakette in Uwe Steuber Wiesbaden deutlich. Aber auch die Auszeichnungen bei SIH 2 4 / 0 3 . 1 2 . 2 0 2 2
3 AUSZÜGE AUS DEM INHALT Auszüge aus dem Inhalt 19 Landessportkonferenz Die Auswirkungen der Energiekrise 4 21 Lu-Röder-Preis Engagierte Frauen ausgezeichnet Hauptausschuss Weichen für 2023 gestellt 23 Amtliches Notizen aus der Vereinslandschaft 24 Sportversicherung Schaden des Monats 9 Qualifizierungsoffensive Rhein und Beuth übergeben Scheck 11 9. „sportinfra“ Klimaneutrale Sportstätten 17 Turn- und Sportkongress Erfolgreicher Neustart in Frankfurt 25 Sportjugend Führungsduo erörtert Ziele Impressum Herausgeber: Landessportbund Hessen e. V. (lsb h); Otto-Fleck- Tel.: 0561 60280-452, Fax: 0561 60280-499, Titelfoto: Spannende Praxiseinheiten, interessante Theorieteile mit Schneise 4, 60528 Frankfurt, Tel.: 069 6789 -0 E-Mail: abo-sih@dierichs-druck.de vielen neuen Informationen und eine kleine Messe mit sinnvollem Verantwortlich für den Inhalt: Uwe Steuber, Vizepräsident für Anzeigen Nord/Mitte: Ulrike Weingardt, Frankfurter Straße 168, Zubehör – der Themenmix des gemeinsam vom Hessischen Turnverband Kommunikation und Marketing, Meissnerstr.6, 34497 Korbach. 34121 Kassel, Tel.: 0561 60280-162, Fax: 0561 60280-199, und vom Landessportbund Hessen ausgerichtete Turn- und Redaktion: Leitung Ralf Wächter (RW), Daniel Seehuber (srd), E-Mail: weingardt@ddm.de Sportkongresses stimmte. Circa 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Markus Wimmer (maw), Otto-Fleck-Schneise 4, 60528 Frankfurt. Anzeigen Süd: Torsten Wethlow, Waldstraße 226, 63071 Offenbach, beteiligten sich an dem Kongress, der erstmals in Frankfurt stattfand So erreichen Sie uns: Tel.: 069/85008-368, Fax: -394, E-Mail: sih@op-online.de und hier mit einem Konzept der kurzen Wege überzeugen konnte. Ralf Wächter, rwaechter@lsbh.de, Tel.: 069 6789-262; Foto: HTV Daniel Seehuber, dseehuber@lsbh.de, Tel.: 069 6789-267; Sport in Hessen erscheint vierzehntägig zum Wochenende Markus Wimmer, mwimmer@lsbh.de, Tel.: 069 6789-437; Bezugspreis: Jährlich Euro 51,11 einschl. Postgebühren und MwSt. Fax: 069 6789-300. Bestellungen für Vereine beim Landessportbund Hessen e. V., www.landessportbund-hessen.de Verlag: Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co. KG, Waldstraße 226, für Privatpersonen bei Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG 63071 Offenbach Druck und Vertrieb: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Verfasser Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel. wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Abonnementverwaltung: Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel, Gewähr übernommen. Eine Rücksendepflicht besteht nicht. SIH 2 4 / 03.12.2022
4 THEMA DER SEITE Unterstützung für den Sport in Hessen Hauptausschuss des Landessportbundes: Ministerpräsident Boris Rhein sagt Sport Hilfen zu / lsb h-Präsidentin Juliane Kuhlmann: Die gute Nachricht hätte nicht später kommen dürfen H essens Sportvereine müssen ein Stück weit we- ten auszugleichen! Viele Sportvereine, die Sportanla- niger Angst um ihre Zukunft haben. Auf dem gen besitzen oder Betreiberverantwortung haben, sind Hauptausschuss, dem zweithöchsten Entschei- mit Preissteigerungen konfrontiert, die sie schlicht- dungsgremium des Landessportbundes Hessen weg nicht alleine stemmen können“, charakterisierte e. V. in Frankfurt, sicherte Hessens Ministerpräsident die lsb h-Präsidentin die Situation. Dass der Sport nun OBEN Boris Rhein dem organisierten Sport Unterstützung zu. auch in den Abwehrschirm des Bundes integriert werde Delegierte aus ganz Hessen diskutierten auf „Niemand muss sich Sorgen um Kosten machen, die er und gleichzeitig Ministerpräsident Rhein Hilfe zuge- dem Hauptausschuss nicht bewältigen kann. Wir lassen niemanden alleine, sagt habe, stimme zuversichtlich. Kuhlmann wörtlich: über die Situation des der Hilfe und Unterstützung braucht“, so Rhein am „Diese gute Nachricht hätte für unsere Sportvereine organisierten Sports. Samstag zu den mehr als 100 Delegierten aus ganz nicht später kommen dürfen!“ Foto: Daniel Seehuber Hessen. Ein Versprechen, das die Funktionäre mit lsb h-Präsidentin Juliane Kuhlmann an der Spitze mit „Hessen steht zusammen“ lautet konkret der Titel des UNTEN Erleichterung aufnahmen. Denn: „Ohne Finanzhilfen hessischen Programms, aus dem auch der Sport auf Juliane Kuhlmann, Präsidentin des Lan- vom Bund und dem Land Hessen gehen in vielen Sport- Hilfe hoffen darf. Nicht ohne Grund. Zum einen, das dessportbundes Hessen vereinen die Lichter aus. Das ist ein Fakt, der nicht machte der Ministerpräsident an die Adresse der Sport- wegzuwischen ist“, machte Kuhlmann deutlich. organisation deutlich, „haben uns Ihre Hilferufe früh erreicht und Ihre Präsidentin hat früh auf die Gefah- Ursache für die existenzbedrohende Situation, vor der ren für den Sport hingewiesen“. Gleichzeitig habe der vor allem Vereine mit eigenen Sportstätten stehen, ist Sport von sich aus „kluge Ideen zur Energieeinsparung hauptsächlich die durch den russischen Angriffskrieg und Energieeffizienz entwickelt und umgesetzt“. Zum gegen die Ukraine verursachte Energiekrise. Das zu ei- anderen sei der Sport gerade in einer Krise wichtiger nem Zeitpunkt, in der die Vereine „mit deutlichen Bles- denn je „und ist und bleibt ein hessisches Staatsziel“. suren“, so Juliane Kuhlmann, aus der Corona-Zeit ge- „Sie können auf uns zählen. Wir fordern kein Geld, kommen sind. In der hatte sich der Sport engagiert, wenn wir keines brauchen“, sicherte Juliane Kuhlmann kreativ und robust gezeigt. Eigenschaften, die heute im Umkehrschluss zu. immer noch enorm wichtig sind. Aber: „Der Mix aus Energieeinsparmaßnahmen der Sportvereine und wei- Wie umsichtig der Sport wirtschaftet, bildet sich in den terer Gegenstrategien bis hin zu Beitragserhöhungen Haushaltsplänen für das kommende Jahr ab. Die sind wird nicht annähernd ausreichen, um die Mehrkos- in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichen, wie der Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 0 3 . 1 2 . 2 0 2 2
HAUPTAUSSCHUSS 5 Vizepräsident Finanzmanagement, Helmut Meister, er- Langem durchgeführt und helfen bei den Vereinen, ge- läuterte. Dazu hatte es – mit Blick auf dramatisch ge- eignete Einsparpotenziale zu nutzen. Gleichwohl sehen stiegene Kosten – enormer Anstrengungen bedurft. wir mit Sorge, dass diese Maßnahmen bei manchen Erhebliche Sparmaßnahmen und eine effiziente Ver- Vereinen, die Sportstätten betreiben, nicht ausreichen wendung der Mittel bilden die Grundlage. werden und eine finanzielle Unterstützung notwen- dig werden wird. Dies ist ein Bereich, der uns derzeitig Dass der Landessportbund effizient wirtschaftet, konn- stark beschäftigt. Zusätzlich führt die Flüchtlingssitua- ten die Vereine, die im laufenden Jahr Zuschüsse zur tion dazu, dass auch die Sportinfrastruktur wieder für Anschaffung langlebiger Sportgeräte oder für Baumaß- die Unterbringung genutzt wird. nahmen beantragt hatten, bereits erfahren. Obwohl 21 Prozent mehr Anträge auf Förderung als in 2021 einge- Ralf-Rainer Klatt gangen waren, mussten die Vereine nur zwischen drei Vizepräsident Sportentwicklung und sechs Monaten auf die Zuschüsse warten, so Dr. Frank Weller, Vizepräsident Vereinsmanagement und Neben den Initiativen im Rahmen Sportinfrastruktur. des Deutschen Sportabzeichens, Fachberatungen und der Unter- Die zahlreichen Aktivitäten des Landessportbundes stützung von Sportentwicklungs- in den Bereichen Sportentwicklung, Leistungssport, planungsprozessen in kommuna- Schule, Bildung und Personalentwicklung, Kommuni- len Gebietskörperschaften prägen die Handlungsfelder kation und Marketing und das Engagement der Sport- „Sport und Gesundheit“, „Sportkreise“ und „Vielfalt im jugend Hessen belegten zudem deutlich, dass auf die Sport“ die Arbeit im Bereich Sportentwicklung: Dachorganisation des Sports in Hessen Verlass ist. Diese Aktivitäten wird der Landessportbund – mit Blick Sport und Gesundheit: Der Gesundheitsbereich, als Informationen aus auf die angespannte Situation – im Sinne der Ver- ein wesentlicher Motor der Sportentwicklung, arbei- dem Bereich eine weiter ausbauen. Das Motto des Hauptausschus- tet intern vernetzt, aber auch eng mit der hessischen Gesundheitssport unter https://www. ses „Verein(t) in herausfordernden Zeiten – stark in die Landesregierung zusammen. Im Rahmen des Landes- landessportbund- Zukunft“ unterstreicht das plakativ. Ralf Wächter programms „SPORTLAND HESSEN bewegt“ haben der hessen.de/ lsb h und die Sportjugend eine führende Rolle einge- geschaeftsfelder/ Die Berichte der Präsidiumsmitglieder in nommen und damit den organisierten Sport als wich- sportentwicklung/ einer Zusammenfassung: tigsten Bewegungsanbieter platziert. Aktuell laufen gesundheitssport/ Projektvorbereitungen, Kommunen als Sozialraum zu Dr. Frank Weller sehen und das Sporttreiben hierin zu verankern. Vizepräsident Vereinsmanagement/ Sportinfrastruktur Gespräche mit den Sportkreisen: Hier gilt es Sport- entwicklungsprozesse zu auszugsweisen Themen wie Vereinsmanagement: Gute Nach- Gesundheit, Inklusion, Fachberatungen weiter voran- richten aus dem Bereich Vereinsma- zutreiben. Nach Abschluss aller Gespräche wird eine nagement: Der Bewilligungszeit- Arbeits- und Expertengruppe, die Ergebnisse aufberei- raum für die Investitionszuschüsse ten und sinnvolle Konsequenzen entwickeln. wurde zuverlässig auf drei bis sechs Monate verkürzt. Die Möglichkeiten zur Einreichung von Antragsunter- Vielfalt im Sport: Die Gestaltung von Teilhabe aller lagen auf dem digitalen Weg werden von einer Vielzahl Menschen am und durch Sport ist ein zentrales Anlie- der Vereine als positive Entwicklung begrüßt, sowohl gen der ressortübergreifenden Arbeit zwischen Lan- aufwands- als auch zeittechnisch. dessportbund Hessen und Sportjugend Hessen. Ziel ist es, möglichst viele Synergien zu schaffen und auf Im Bereich der Investitionszuschüsse steigt die Anzahl Erfahrungen, beispielsweise aus dem Integrationsbe- der Anträge, die durch die Vereine gestellt werden. reich und der dort aufgebauten Strukturen (Integrati- onskoordinatoren in den Sportkreisen und Sport-Coa- Um die Vereine zusätzlich finanziell zu entlasten, hat ches auf kommunaler Ebene) zurückzugreifen. das Präsidium des lsb h beschlossen, auch in diesem Jahr in hohem Maße auf Rückforderungen von Übungs- Hierzu wurde ein gemeinsamer Masterplan Inklusion leiterzuschüssen zu verzichten, wenn der bezuschusste (lsb h, GB SE und SJ, Referat Vielfalt) entwickelt, der Übungsbetrieb Corona-bedingt nicht durchgeführt auf die Erfahrungen der Strukturentwicklung im Be- werden konnte. Besonders freut es uns, dass das Hes- reich der Integration zurückgreift. Integration und In- sische Ministerium des Innern und für Sport im Jahr klusion sollen insofern ineinanderfließen und erwei- 2022 im Rahmen einer Qualifizierungsoffensive zu- tert werden, als dass benachteiligte oder am Rand der sätzliche rund 800.000 Euro für die Übungsleiterbe- Gesellschaft stehende Gruppen mit zur Sportfamilie ge- zuschussung zur Verfügung stellt. Diese zusätzlichen hören können. Mittel stellen eine unmittelbare Unterstützung der hessischen Sportvereine dar und führen nochmal zu ei- Letztlich: Alleine diese drei Beispiele aktueller Sport- ner deutlichen Erhöhung des Stundensatzes. entwicklungsthemen machen deutlich, dass alle Berei- che im organisierten Sport künftig noch stärker zusam- Sportinfrastruktur: Die Energieberatungen sowie eine menrücken und zusammenarbeiten müssen, um den Vielzahl von Online-Seminaren wurden und werden seit Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein. Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 03.12.2022
6 HAUPTAUSSCHUSS Malin Hoster Hessen angenommen. Das Hessische Ministerium des Vizepräsidentin Kinder- und Innern und für Sport fördert von September 2022 bis Jugendsport Februar 2023 insgesamt 16 Teilprojekte mit einem Vo- (Malin Hoster konnnte Krankheits- lumen von 1,287 Millionen Euro. Diese Förderung wird bedingt nicht am Hauptausschuss der Qualifizierung im organisierten Sport unter Einbe- teilnehmen. Ihr Bericht wurde ziehung der Sportjugend und der Sportverbände einen vom Geschäftsführer der Sport- mächtigen Entwicklungsschub verleihen. jugend Hessen, Mario Machalett, vorgetragen.) Was den Ausbildungsbereich anbelangt, stellt Katja Köhler-Nachtnebel heraus, dass das Jahr 2022 – trotz Schwerpunktthemen für die aktuelle Wahlperiode: Corona-bedingter Einschränkungen – ein sehr in- Die Sportjugend Hessen hat sich für die aktuelle Wahl- tensives Ausbildungsjahr war. Alle Regelausbildun- periode zwei Schwerpunktthemen gesetzt. Diese sind gen konnten umgesetzt und Übungsleiter/innen und „Stärkung und Weiterentwicklung eines zukunftsfä- Vereinsmanager/-innen erfolgreich ausgebildet und higen Kinder- und Jugendsports“ und „Ökologisch, lizenziert werden. Neben den Basisqualifikationen für Ökonomisch, Sozial – Nachhaltigkeit im Sport“. Es die Sportverbände wurden zusätzlich die Ausbildungen werden gerade verschiedene Formate und Angebote für die Polizei und den Justizvollzug sowie die Grund- entwickelt. ausbildung für die Feuerwehr durchgeführt. Neu im An- gebotsportfolio ist die Ausbildung „Sport in der Krebs- Zur Stärkung des Kinder- und Jugendsports wird die nachsorge“, die nach erstmaliger Durchführung im Jahr Kampagne „Mehr Bewegung in den Kindergarten“ zur 2021 noch einmal weiterentwickelt wurde und mittler- Kooperation von Kindertagesstätten mit Sportverei- weile stark nachgefragt ist. Diese positive Entwicklung nen hessenweit ausgebaut, um mehr Kindern ein qua- der Ausbildungen in schwierigen Zeiten erklärt sich lifiziertes Bewegungsangebot zu ermöglichen und den durch die konsequente Weiterentwicklung hinsichtlich Informationen zur Zugang zu Sportvereinen zu erleichtern. hybrider Lehrgangsabschnitte und einem deutlich er- Qualifizierungsof- weiterten Angebot im Blended-Learning-Format. fensive gibt es online unter Um die Zielgruppe Jugendliche für die Vereinsarbeit zu folgendem Link: gewinnen, wurde das Projekt „Step it Up“ entwickelt. Die Anschaffung, Bestückung und Arbeit mit unse- http://yourls.lsbh. Nach den konzeptionellen Planungen in diesem Jahr, rer eigenen moodle-Plattform hat einen zusätzlichen de/qualifizierungs- sind ab 2023 Aktionstage und Jugendfestivals in Zu- Entwicklungsschub initiiert, ebenso wie die Weiter- offensive sammenarbeit mit Sportvereinen geplant. entwicklung und Digitalisierung von Lehrmaterialien. Nachdem wir als einziger Landessportbund seit 2017 Zum Thema Nachhaltigkeit soll eine Strategie entwi- eine eigene Übungsleiter B-Fitness-Ausbildung anbie- ckelt und eine Klimabilanz aufgestellt werden. Um sich ten, arbeitet das Sportlehrer/innen-Team aktuell am dem Themenfeld zu nähern, ist ein Wimmelbild mit Transfer der Ausbildung nach Nordhessen. Um alle An- dem Titel „Nachhaltigkeit im Sportverein“ entstanden, gebote an die Interessenten zu adressieren, erscheint dass auf dem Hauptausschuss vorgestellt wurde. Dieses in Kürze die neue Ausbildungsbroschüre 2023. Die dient für Fortbildungen, um in Sportvereinen dazu ins Angebote sind zusätzlich, wie gehabt, digital im Bil- Gespräch zu kommen. dungsportal hinterlegt. Ab 2024 planen wir die Ver- öffentlichung der Qualifizierungsmaßnahmen aus- Safe Sport und Kindeswohl im Sport: Diese Themen schließlich auf digitalem Weg. werden gerade an vielen Stellen bearbeitet. So waren sie z. B. auf der Tagesordnung des Leistungssportkon- Der Arbeitskreis Sport und Geschichte hat sich neu Die beiden Bücher gresses und bei der Landessportkonferenz. Hier wurde konstituiert und auf seiner ersten Sitzung Arbeits- stehen zum über künftige Kopplung von Förderung an Kindes- planungen für das kommende Jahr festgelegt. Zudem kostenlosen Download im wohl-Standards beraten, sowie Aktivitäten und Unter- wurden zwei aktuell fertig gestellte Broschüren posi- Internet unter stützungsmöglichkeiten seitens der SJH und lsb h für tiv bewertet. Dabei handelt es sich um die Publikati- folgender Adresse Vereine, Sportkreise und Verbände eruiert. Die Sport- onen „Was Vegetarismus, Friedrich Stoltze und flie- bereit: http://yourls. jugend hat in 2022 eine Vielzahl von Seminaren zum gende Zeitungs- und Bäckerburschen mit dem Sport lsbh.de/ge- Thema Kindeswohl umgesetzt und 121 Ansprechper- in Hessen zu tun haben – ein Kaleidoskop interessan- schichtsbroschueren sonen „Kindeswohl“ qualifiziert. Mit den hessischen ter, informativer und außergewöhnlicher hessischer Kindeswohl-Projekten werden aktuell 10 Fachver- Sportgeschichte(n)“ sowie um den zweiten Band der bände, 32 Vereine, 7 Sportkreise und 5 Sportinternate Reihe „Sicherung von Sportüberlieferungen“ mit dem bei der Weiterentwicklung von Kindeswohl-Konzepten Schwerpunkt „Recherche, Netzwerke und (Ausstel- begleitet. lungs-)Projekte“. Katja Köhler-Nachtnebel Annika Mehlhorn Vizepräsidentin Schule, Bildung und Vizepräsidentin Leistungssport Personalentwicklung Förderkonzept 2028: In einem Der Geschäftsbereich Schule, Bil- umfassenden Abstimmungspro- dung und Personalentwicklung hat zess wurde das Konzept zur Förde- sich der Koordinierung der Quali- rung des Nachwuchs- und Spitzen- fizierungsoffensive im Sportland sports in Hessen fortgeschrieben. Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 0 3 . 1 2 . 2 0 2 2
HAUPTAUSSCHUSS 7 Die Fortschreibung war durch die veränderten Vorga- zielt. Im Print und Online-Bereich liegt die Reichweite ben im Bereich der DOSB-Rahmenrichtlinien zur För- bei gut 559 Millionen. In der Summe ergibt das von Ja- derung des Nachwuchs-Leistungssports in den Ländern nuar bis Oktober fast 572 Millionen Kontakte. notwendig geworden. Das finale Konzept wird erstmals für die Förderung 2023 angewendet. Was wir bei all dem natürlich nicht vergessen dürfen, ist unsere Verbandszeitschrift „Sport in Hessen“. Hier Entwicklung auf der Bundesebene: Das 2016 vom arbeiten wir derzeit an einer umfangreichen Weiter- DOSB verabschiedete Konzept zur Neustrukturierung entwicklung. Dazu gehört auch die Digitalisierung des des deutschen Leistungssports und der Spitzensport- Verbandsmagazins. förderung steht aktuell im Fokus heftiger Diskussio- nen. Zum einen hat es zu einer ausufernden Bürokrati- Die Arbeit im Bereich Marketing wurde unter anderem sierung für die Verbände geführt, zum anderen wurden von der Unterstützung der Kampagne sportVerein(t) die Ziele, die Position des deutschen Sports im inter- uns geprägt. Perspektivisch wird sich der Bereich Mar- nationalen Vergleich zu verbessern, eindeutig nicht keting mit der Auffrischung CD-Linie des Landessport- erreicht. In der Diskussion um die Reform der Leis- bundes beschäftigen. Und letztlich, und hier vereinen tungssportreform haben sich jetzt auch die Lan- sich die Bereiche Kommunikation und Marketing, soll dessportbünde mit einem 7-Punkte Plan eingeschaltet. die Reihe der Sportdialoge fortgesetzt werden. Dabei muss ein Konsens zwischen aller am Prozess der Leistungssportförderung beteiligten Partner herge- Bleibt nun noch der Bereich Digitalisierung. Hier stellt werden, um den deutschen Leistungssport unter wurde eine sehr gründliche Bestandsaufnahme und den Top 5 im Weltranking zu platzieren. Analyse vorgenommen und im Präsidium beraten. Trotz aller Fortschritte seit 2019 besteht auch im Lan- Ein wichtiger Beitrag für die Umsetzung der Leistungs- dessportbund Hessen ein umfassender Weiterentwick- sportreform ist auch die Gründung der Interessenge- lungsbedarf. Dazu wird ein Arbeitskreis Digitalisierung meinschaft Olympiastützpunkte. Die Trägerorgani- berufen werden. In diesen Arbeitskreis werden die sationen der 13 Olympiastützpunkte (OSP) haben im Analyseergebnisse diskutiert und insbesondere dieje- Vorfeld der Leistungssportkonferenz 2022 des Deut- nigen Arbeitsvorhaben beraten, die einen unmittelba- schen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Hanno- ren Nutzen für die Vereine, Verbände und Sportkreise ver ihre bestehende Kooperation verlängert. In ei- entwickeln sollen. ner neu gegründeten Interessengemeinschaft soll die Aktuelle Informationen konstruktive Zusammenarbeit mit dem DOSB verstärkt Helmut Meister bei Facebook unter werden. Vizepräsident Finanzmanagement www.facebook.com/lsbh Uwe Steuber Neben den Auswirkungen von Vizepräsident Kommunikation und „Corona“ und des schrecklichen Marketing Krieges in der Ukraine, wird der Haushalt des Landessportbun- Wie wichtig eine funktionierende, des Hessen 2023 durch die „Ener- aktuelle und umfängliche Kommu- giekrise“ zusätzlich belastet, wie Helmut Meister er- nikation ist, ist spätestens mit Be- läuterte. Man müsse mit erheblichen Mehrkosten bei ginn der Corona-Pandemie deutlich Strom und Gas rechnen. Daher seien die Planansätze geworden. Die Kommunikation über den Internetauf- bei den Betriebskosten entsprechend erhöht worden. tritt, über das Verbandsmagazin „Sport in Hessen“, Generell bleibe die Hoffnung, dass die Strom- und Gas- und über Pressemitteilungen haben die Mitglieder der preisbremse des Bundes eine gewisse Kostenentlas- Sportorganisation zeitnah und handlungsorientiert tung bringen werde. informiert. Um die erwarteten Mehrkosten im Rahmen vorhan- Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs und der dener Möglichkeiten zu kompensieren, wurden in Ab- daraus resultierenden Energiekrise gab es jetzt leider stimmung mit den Nutzern bereits Einsparmaßnah- ein Déjà-vu-Erlebnis. Ebenso dringend wie in der Co- men umgesetzt, beispielsweise im Schwimmbad des rona-Krise brauchen die Mitglieder Hinweise, Unter- Landessportbundes in Frankfurt. Weitere Einsparmaß- stützung und unseren Rat. Wieder sind es die Aktivitä- nahmen wie einen noch umfänglicheren Einsatz von ten auf den Social Media-Kanälen, die Informationen LED-Beleuchtungsmittel oder die Erweiterung der Pho- via Internet und unsere Pressemitteilungen, die Gehör tovoltaik-Technik sind in Planung. finden. Mitgliedsentwicklung: Es ist nicht davon auszugehen, Wie stark der Bedarf an Informationen ist, lässt sich dass die Vereinsmitglieder auf Grund der Energiekrise mit den Zugriffen auf die Internetpräsenz belegen: und hoher Teuerungsrate ihren Verein verlassen wer- Hier wurden zwischen Januar und Oktober täglich den. Generell lassen sich die finanziellen Herausforde- mehr als 2.000 Seiten aufgerufen. Mit Posts in den So- rungen des kommenden Haushaltsjahres 2023 meis- zialen Medien wurden im genannten Zeitraum 650.000 tern, wenn alle Mitglieder des organisierten Sports Menschen erreicht. Mehr als beeindruckend ist die Re- zusammen stehen. sonanz der Pressemitteilungen: Im Hörfunk und Fern- sehen wurde eine Reichweite von 12,6 Millionen er- Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 03.12.2022
8 HAUPTAUSSCHUSS Starke Botschaften für die Vereine Ministerpräsident Boris Rhein betont hohen gesellschaftlichen Stellenwert des Sports und kündigt Entlastungsprogramm an / „Niemand muss sich Sorgen machen um Kosten, die er nicht bewältigen kann“ F ast zehn Jahre war Boris Rhein nicht zu Gast im deutlicht, dass der Föderalismus politische Prozesse Landessportbund Hessen (lsb h). Darauf wies der nicht ausbremse, sondern sie bereichern könne. Die Hessische Ministerpräsident zu Beginn seiner Strom- und Gaspreisbremse, so der Ministerpräsident, Rede im Rahmen des Hauptausschusses im No- sei das „wichtigste Ergebnis“ und werde den Vereinen vember hin. Und er betonte: „Ich bin gerne gekommen die „größten Sorgen“ nehmen. und freue mich, viele bekannte Gesichter wiederzuse- hen.“ Bei seinem letzten Besuch war der CDU-Politiker „Solidarität ist keine Einbahnstraße“ noch Sportminister. Auch damals hatten die Vereine Sorgen, das nachlassende Interesse am Ehrenamt war Dass der Sport in der Energiekrise umfassende Unter- eines der Kernprobleme. Doch die großen Krisen unse- stützung der Politik bekommen müsse, begründete rer Zeit, die den organisierten Sport in seinen Grund- Rhein auch mit seiner gesellschaftlichen Funktion. Die UNTEN festen erschüttert, waren weit entfernt. Es war also Vereine hätten immer wieder ihre „enorme gesell- Ministerpräsident kein leichter Besuch, denn die Delegierten aus Verbänd- schaftliche Bindekraft“ unter Beweis gestellt. Nach Be- Boris Rhein en und Sportkreisen erwarteten Lösungen für die Prob- ginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hatte versicherte dem Sport die Hilfe des leme an der Basis. Wenige Tage zuvor hatten sich Bund der organisierte Sport die Unterbringung von Geflüch- Landes. Härtefälle und Länder auf ein drittes Entlastungspaket geeinigt, teten in Sporthallen erneut „solidarisch mitgetragen“, sollen über das um die Folgen der Energiekrise abzumildern. Und er- wie lsb h-Präsidentin Juliane Kuhlmann anmerkte. Programm „Hessen neut war der Sport nicht so berücksichtigt worden, wie Viele Vereine organisierten überdies spezielle Sportan- steht zusammen“ er es gefordert hatte. Doch Rhein war gut vorbereitet – gebote, um Geflüchteten das Ankommen in Deutsch- zusätzliche Hilfe und hatte starke Botschaften parat. land zu erleichtern. „Solidarität ist keine Einbahn- bekommen. straße“, betonte der Ministerpräsident, der die Arbeit Foto: R. Wächter Im Mittelpunkt stand ein Entlastungsprogramm, wel- der Dachorganisation des hessischen Sports ausdrück- ches das Land in Kürze präsentieren will. „Hessen steht lich lobte. Der lsb h sei „immer ein wichtiger Impulsge- zusammen“ soll es heißen – und passgenau Dinge für ber und Ratgeber“ gewesen, ohne den das Land viele den Sport regeln, „die der Bund bislang nicht geregelt gesellschaftliche Fragen nicht hätte beantworten kön- hat“, unterstrich Rhein. Konkret geht es um die Härte- nen. Rhein hat die Entwicklungen im organisierten fallregelung, die für die Kultur gilt – aber nicht für den Sport freilich intensiv verfolgt – obwohl er lange nicht Sport. „Das ist nicht in Ordnung“, stellte Rhein klar. Er zu Besuch im lsb h war. Das soll sich künftig ändern, sprach von einem Gegeneinanderausspielen zweier ge- denn der Ministerpräsident will häufiger in der Otto- sellschaftlicher Bereiche, welche die „gleiche Bedeu- Fleck-Schneise aufschlagen. „Wir sollten den Rhyth- tung für unser Land“ hätten. Der Ministerpräsident mus verkürzen, Frau Kuhlmann.“ glaubt zwar, dass die auf Bundesebene beschlossene Daniel Seehuber und auch für Sportvereine geltende Strom- und Gas- preisbremse im Regelfall ausreichen müsste. Doch als ehemaliger Sportminister weiß er freilich, dass es in Hessen einige Vereine mit eigenen, energieintensiven Anlagen gibt, die angesichts explodierender Kosten um ihre Existenz fürchten. Für diese Vereine hatte Rhein eine klare Botschaft: „Niemand muss sich Sorgen machen um Kosten, die er nicht bewältigen kann.“ Wie auf Bundesebene mit dem Sport in der Energiekrise umgegangen worden sei, kritisierte Rhein deutlich. Nachdem dieser im ersten Entlastungspaket komplett gefehlt hätte, sei die Unterstützung im zweiten sehr diffus formuliert worden. Und im dritten ließ sich die Politik nicht davon abbringen, nur die Kultur für die Härtefallregelung vorzusehen. „Den tieferen Sinn habe ich nicht verstanden“, sagte Rhein, der aber insgesamt dennoch von erfolgreichen Verhandlungen zwischen Bund und Ländern sprach. „Sie haben Entlastungen gebracht – auch für den Sport.“ Und sie hätten ver- Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 0 3 . 1 2 . 2 0 2 2
9 QUALIFIZIERUNGSOFFENSIVE 1,3 Millionen für Qualifizierungssoffensive Land Hessen unterstützt Ausbildung von Trainer/innen und Übungsleiter/innen in Vereinen / lsb h-Vizepräsidentin Köhler-Nachtnebel: „Gut investiertes Geld“ in Zukunft von Sport und Land D ie Hessische Landesregierung steht fest an der Seite der hessischen Sportverbände und -ver- eine. Ministerpräsident Boris Rhein und Sportmi- nister Peter Beuth überreichten im Rahmen des Hauptausschusses des Landessportbundes Hessen (lsb h) in Frankfurt eine Förderung in Höhe von knapp 1,3 Milli- onen Euro für die Ausbildung von Trainer/innen und Übungsleiter/innen in den rund 7.500 hessischen Sport- vereinen. Der lsb h wird das Geld für eine umfangreiche Qualifizierungsoffensive nutzen, in die auch Kampf- und Schiedsrichter/innen einbezogen werden sollen. „Sport macht nicht nur Spaß und hält fit. Er verbindet die Menschen auch und ist für den gesellschaftlichen Zu- sammenhalt unverzichtbar“, sagte Rhein. „Deshalb un- terstützt und fördert die Landesregierung den Leis- tungs-, Breiten- und Behindertensport, wo immer es machbar und geboten ist. Gerade in der aktuellen Ener- giekrise ist es wichtig, dass der organisierte Sport für alle möglich und attraktiv bleibt.“ Beuth erklärte: „Um Ein wichtiger Punkt, wie Katja Köhler-Nachtnebel, lsb h- die Motivation von Hessens ehrenamtlichen Trainerin- Vizepräsidentin Schule, Bildung und Personalentwick- nen und Trainern sowie Übungsleiterinnen und Übungs- lung festhält: „Qualifizierte Übungsleiter/innen und OBEN leitern nach der Pandemie zu stärken, starten wir ge- Trainer/innen sind ein Pfund, mit dem unsere Sportver- Ministerpräsident meinsam mit dem Verband eine Qualifizierungsoffensive eine wuchern können. Wir haben festgestellt, dass Ver- Boris Rhein (links) und Sportminister für diese Zielgruppen.“ Sie seien das entscheidende Ele- eine mit gut ausgebildeten Kursleiterinnen und Kurslei- Peter Beuth überreichen ment, um gerade Kinder und Jugendliche für den Ver- tern während der Corona-Pandemie ihren Mitglieder- einen Scheck an lsb h- einssport zu begeistern, so Beuth weiter. „In Zeiten von bestand halten konnten, während andere Vereine Mit- Präsidentin Juliane Bewegungsmangel tragen gut qualifizierte Kursleiterin- gliederverluste hinnehmen mussten“, sagte Köhler- Kuhlmann und Katja nen und Kursleiter dazu bei, dass die Vereine mit ihren Nachtnebel und ergänzte: „Das belegt eindeutig, wie Köhler-Nachtnebel Sport- und Bewegungsangeboten attraktiv für alle Gene- wichtig gut ausgebildete Übungsleiter/innen und Trai- (Vizepräsidentin Schule, rationen und Zielgruppen bleiben.“ ner/innen sind. Wir sind dem Land Hessen daher sehr Bildung und Personal- entwicklung). dankbar für diese Förderung. Das ist gut investiertes Foto: D. Seehuber 16 Maßnahmen, Unterstützung für Vereine Geld in die Zukunft des Sports und damit auch in die Zu- kunft unseres Landes.“ Die Fördersumme wird in ein breit gefächertes Bündel von 16 Einzelmaßnahmen fließen. Die Förderung erfolgt Lsb h-Präsidentin Juliane Kuhlmann unterstrich indes, in zwei Tranchen: Den ersten Zuwendungsbescheid in welch hohen Stellenwert die Themen Aus-, Fort- und Höhe von 727.000 Euro übergab Sportminister Beuth im Weiterbildung für die Dachorganisation des hessischen Rahmen der Sitzung des Hauptausschusses. Der zweite Sports haben. „Jedes Jahr bilden wir fast 500 Übungs- Bescheid über 560.000 Euro folgt im Dezember. Die ein- leiterinnen und Übungsleiter aus, denen wir anschlie- zelnen Maßnahmen sehen neben der weiteren Verbesse- ßend immer wieder Fortbildungsangebote ermögli- rung der Ausbildungsangebote und Lerninhalte u. a. chen.“ Neben der Vereinsmanager-Ausbildung seien eine direkte Unterstützung der Sportvereine für die auch die Ausbildungen in den Bereichen Breitensport, Übungsleiterarbeit vor. Die Qualifizierungsoffensive Fitness oder Prävention/Rehabilitation stark nachge- wird helfen, die Ausbildung digital weiterzuentwickeln fragt. „Ich freue mich sehr, dass sich die meisten unse- und verstärkt eine durch die Corona-Pandemie angesto- rer Vereine bewusst sind, wie wichtig Aus-, Fort- und ßene Entwicklung. Zudem werden die Ausbildungen ver- Weiterbildung heutzutage ist. Sie können sich dadurch mehrt dezentral angeboten werden und damit den Wün- echte Alleinstellungsmerkmale schaffen und sich von schen der Sportkreise Rechnung getragen. Nicht zuletzt kommerziellen Anbietern abheben. Dass das Land Hes- bringt das Paket finanzielle Erleichterungen für Vereine sen unsere Vereine auf diesem Weg begleitet, weiß ich und Verbände in der Übungsleiterarbeit mit sich. sehr zu schätzen.“ HMdIS/srd Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 03.12.2022
QUALIFIZIERUNGSOFFENSIVE 10 Qualifizierte Übungsleitende machen die Vereine stark! Katja Köhler-Nachtnebel, lsb h-Vizepräsidentin Schule, Bildung und Personalentwicklung, im Interview zum Thema „Qualifizierungsoffensive im Sport“ D ie Zeiten, in denen der organisierte Sport aus- schließlich mit den Begrifflichkeiten „schneller, höher, weiter“ in Verbindung gebracht worden ist, sind lange vorbei. Natürlich sind Bewegung, körperliche Ertüchtigung, Leistungsvergleich und Wettkämpfe immer noch wesentliche und zentrale Be- standteile des Sportsystems. Längst hat der Sport aber unverzichtbare gesamtgesellschaftliche Aufgaben übernommen. Bildung im und durch den Sport ist eine davon. Die Qualifizierung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern, Trainerinnen und Trainern oder Ver- einsmanagerinnen und Vereinsmanagern gehört dazu. Die hessische Landesregierung hat für diesen Bereich jetzt Fördermittel in Höhe von knapp 1,3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Sport in Hessen“ sprach mit Katja Köhler-Nachtnebel, Vizepräsidentin Schule, Bildung und Personalentwicklung des Landessportbun- des Hessen e. V., über Bedeutung und Einsatz der Mit- tel für den Sport. Das Gespräch führte Ralf Wächter. Frau Köhler-Nachtnebel, das Land Hessen hat für die Sportjugend Hessen und nicht zuletzt der Landessport- OBEN Qualifizierung von Übungsleiter/innen, Trainer/innen bund Hessen auch selbst. Qualifizierte Übungslei- und Vereinsmanager/innen knapp 1,3 Millionen Euro tene sind die Grundpfei- ler eines funktionieren- zur Verfügung gestellt. Warum ist diese Unterstüt- Wie werden die Mittel konkret eingesetzt? Bitte nen- den Sportsystems. zung gerade jetzt wichtig? nen Sie Beispiele. Fotos: lsb h Während der Corona-Pandemie und danach konnten Beispielsweise wird der Hessische Fußball-Verband die Aus- und Fortbildungen nicht im gewohnten Maß eine Ausbildung zur/zum Kindertrainer/in anbieten, UNTEN durchgeführt werden. Hier gibt es dringenden Nach- die Sportjugend Hessen wird eine Sportassistentenaus- Katja Köhler-Nachtne- holbedarf. Wie wichtig qualifiziert Ausgebildete für den bildung durchführen, der Hessische Turnverband wird bel, lsb h-Vizepräsiden- tin Schule, Bildung und Verein sind, hat sich während der Pandemie bewiesen. die Schiedsrichter/innenausbildung digital weiterent- Personalentwicklung Vereine mit gut ausgebildeten Übungsleitenden in ih- wickeln und vieles mehr. ren Reihen hatten deutlich weniger Mitgliederaustritte als andere Vereine. Wie setzt der lsb h selbst die Mittel ein? Geld, das in die Qualifizierung von Übungsleitenden Wir setzen weitere Schwerpunkte im Bereich der digita- fließt, ist also immer gut angelegtes Geld. Nochmals: len Ausbildung. In diesem Zusammenhang schulen wir Gut ausgebildete Übungsleitende machen die Vereine unsere Referent/innen im Umgang mit elektronischen und damit das gesamte Sportsystem stark gegen Stör- Medien zum Lehren und Lernen. Gleichzeitig entwi- größen von außen, denn qualifiziert Ausgebildete kön- ckeln wir neue digitale Unterrichtsmaterialien und Un- nen mit Krisensituationen besser umgehen. terrichtsformate. Das ist gerade in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie wichtig, weil wir dann unser bewähr- Welche Organisationen innerhalb des Landessport- tes Unterrichtssystem deutlich variabler gestalten bundes Hessen profitieren von den Fördermitteln? können. Zuallererst die hessischen Vereine, die Übungsleitende Sport in Hessen: Herzlichen Dank für das Gespräch! beschäftigen und die jetzt noch stärker in die Qualifi- zierung ihrer Übungsleiter/innen, Vereinsmanager/in- nen, Schieds- und Kampfrichter/innen investieren können. Dann profitieren unsere Sportverbände, die Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 0 3 . 1 2 . 2 0 2 2
11 SPORTINFRA Potenziale erkennen 9. „sportinfra“ zum Thema „Klimaneutrale Sportstätten“ lockt rund 1.000 Gäste nach Frankfurt / Sport kann wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten, braucht aber mehr Unterstützung durch Politik W ie wirkt sich der Klimawandel und die Ener- nen Beitrag zum Klimaschutz leisten und Sportstätten giekrise auf die Entwicklung von Sportstät- umrüsten müsse. Zudem verdeutlichte die hessische ten aus? Wie können sie effizient betrieben Sportchefin, dass sich der Handlungsdruck aufgrund OBEN werden? Und welche Schritte sind erforder- der Energiekrise und explodierender Preise um eine Di- Zahlreiche Vertreter/ lich, um sie auf regenerative Systeme wie Wärmepum- mension erweitert habe. „Es geht nun darum, so innen aus Vereinen, Politik, Wissenschaft und pen umzurüsten? Diese und weitere Fragen standen im schnell wie möglich von Öl und Gas weg zu kommen.“ dem Sportstättenbau Mittelpunkt der neunten Sportstättenmesse und Fach- nahmen an der tagung „sportinfra“, die Anfang November in der Öko-Check eine „ganz wichtige Basis“ Auftaktveranstaltung Sportschule und Bildungsstätte des Landessportbun- teil. Die Gäste der des Hessen (lsb h) in Frankfurt stattfand. Vor Ort waren Bis 2045 sollen – so das Ziel der Bundesregierung – alle „sportinfra“ erlebten rund 70 Aussteller, die ihre Produkte präsentierten, Sportstätten in Deutschland ohne fossile Energieträger eine facettenreiche umfassend informierten und berieten. Überdies be- wie Öl und Gas betrieben und beheizt werden. Das ist ein Fachtagung mit elf Foren. leuchtete eine facettenreiche Fachtagung mit elf Foren ambitioniertes Vorhaben, denn die Sportinfrastruktur in Foto: Ralf Wächter das Schwerpunktthema „Klimaneutrale Sportstätten“ Deutschland ist vielerorts veraltet. Diesen Aspekt griff aus verschiedensten Blickwinkeln. Sie zeigte Wege auf, Dr. Frank Weller, Vizepräsident Vereinsmanagement, wie Kommunen, Vereine und Verbände die vielfältigen auf. Dass man in Krisenzeiten zuversichtlich bleiben Herausforderungen meistern können, die mit der solle, so Weller, werde vonseiten der Politik gerne ge- Sportstättenentwicklung verbunden sind. Im Rahmen sagt. Doch das sei nur dann möglich, „wenn man sich unseres Titelthemas greifen wir einzelne Veranstaltun- auf Sportanlagen bewegt, die nicht aussehen wie aus gen auf. Wir verdeutlichen die unterschiedlichen Her- den 1950er-Jahren“. Die „sportinfra“ sei ein wichtiges ausforderungen, mit denen Ballungsräume und der Forum, um zu neuen Erkenntnissen zu kommen und sich ländliche Raum konfrontiert sind. Wir widmen uns den zu zentralen Fragen auszutauschen. Dies unterstrich Fördermöglichkeiten, die Vereine und Kommunen in auch lsb h- Chefin Kuhlmann, die mit Stolz auf die Ent- Hessen in Anspruch nehmen können. Und wir blicken wicklungen im lsb h-Geschäftsbereich Sportinfrastruktur zurück auf eine Messe, die für viele Fachunternehmen blickte. „Seit mehr als 20 Jahren unterstützen wir be- seit vielen Jahren zum Pflichtprogramm zählt. reits unsere Vereine. Eine ganz wichtige Basis ist unser Öko-Check mit bislang rund 4.000 Sportstätten- Rund 1.000 Gäste zog die Veranstaltung an, die Präsi- beratungen.“ dentin Juliane Kuhlmann eröffnete. Sie sprach von ei- ner „sehr, sehr großen Herausforderung“ für den Zahlreiche Vertreter/innen aus Vereinen und Kommu- Sport, der wie andere gesellschaftlichen Bereiche sei- nen nahmen an der Auftaktveranstaltung teil, während Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 03.12.2022
SPORTINFRA 12 der viele verschiedene Aspekte aufgegriffen wurden. zu versiegeln und die wegen des Klimawandels konti- Die Auswirkungen hoher Energiekosten auf den organi- nuierlich steigenden Temperaturen stärker zu berück- sierten Sport etwa. Michael Gießelbach, 1. Vorsitzen- sichtigen, so Röhrbein. der der SG Weiterstadt (Südhessen), zeigte auf, dass sein Verein jährlich mit zusätzlichen finanziellen Be- Deutlich wurde: Der Sport spielt nicht nur eine wich- lastungen im hohen sechsstelligen Bereich rechnen tige Rolle für den Klimaschutz, sondern hat bereits muss – obwohl an vielen Stellen Energie gespart wird, viele Entwicklungen angestoßen. Als passendes Ver- obwohl Mitgliedsbeiträge bereits erhöht wurden. einsbeispiel diente die SG Hünstetten (Südhessen), die ihre Erfahrungen beim Bau eines klimaneutralen Ver- Ein anderer Vortrag brachte zum Vorschein, wie hoch einsheims schilderte. Deutlich wurde aber auch: Der der CO2-Ausstoß einzelner Sportarten ist. Thematisiert Sport muss sich mehr Gehör verschaffen, braucht mehr wurde auch die Rolle der Schwimmbäder, die sich neu Unterstützung durch die Politik, um flächendeckend ausrichten müssen. Als energieintensive Sportstätten Projekte dieser Art realisieren zu können. „Es braucht stehen sie derzeit unter besonderer Beobachtung. Pers- eine Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kom- pektivisch zeichne sich u. a. wegen der hohen Kosten munen“, sagte Jens-Uwe Münker, Abteilungsleiter ein interkommunaler Betrieb, also die Zusammenle- Sport im Hessischen Ministerium des Innern und für gung von Bädern ab, meinte Prof. Dr. Christian Kuhn, Sport (HMdIS). Diesbezüglich hob er den Stellenwert der als Sprecher der Bäderallianz fungiert. Angesichts eines Sportstättenatlas für Hessen als notwendige Da- steigender Temperaturen werde sich ihr Stellenwert tengrundlage hervor, an der derzeit intensiv gearbei- aber wieder erhöhen, sogar eine „Renaissance“ der tet werde. Das Land unterstütze die Sportstättenförde- Schwimmbäder sei denkbar. rung jährlich mit 20 Millionen Euro, von denen der Großteil für energetische Sanierungen genutzt werde, Röhrbein: Sportstätten „anders denken“ führte Münker aus und betonte, dass diese Mittel nicht ausreichend seien. „Wir brauchen mehr Geld, wir brau- Auch die langfristigen Folgen hoher Treibhausgas- chen den Bund im Boot.“ Der hatte sein Investitions- Emissionen auf Gesellschaft und Sport standen natür- pakt Sportstätten vorzeitig eingestellt, was lsb h-Che- lich im Mittelpunkt. „Wir leben auf Kosten der Zukunft, fin Kuhlmann scharf kritisierte: „So kommen wir bei der OBEN auf Kosten unserer Kinder und Enkel“, mahnte Prof. Dr. Dekarbonisierung der Sportstätten nicht weiter.“ lsb h-Präsidentin Thomas Schmid vom Hessischen Landesamt für Natur- Juliane Kuhlmann und Dr. Frank Weller schutz, Umwelt und Geologie. Für Abwechslung sorgte Viele Blickwinkel, wertvolle Impulse (Vizepräsident Clara Lösel, eine Lehramtsstudentin aus Gießen, die Vereinsmanagement) mit einem Poetry-Slam das Publikum begeisterte. Die zweitägige Fachtagung lieferte wertvolle Impulse, verdeutlichten, dass Wortgewaltig, unterhaltsam, aber auch nachdenklich weil Vereine, Verbände, Kommunen und Sportstätten- die flächendeckende stimmend war ihr fünfminütiger Vortrag zu Fernglä- planer/innen viele verschiedene Blickwinkel einbrach- Umrüstung von sern, Manuel Neuer und der Rettung der Welt, in dem ten. Differenziert wurde im Programm zwischen Sport- Sportstätten eine der Klimawandel freilich eine zentrale Rolle spielte. stätten im ländlichen Raum und in Ballungsräumen, große Herausforde- rung sei. Der wo vielerorts eine multifunktionale Nutzung von öf- Geschäftsbereich Welche Rolle Sportvereine und Kommunen als Sport- fentlichen Flächen, beispielsweise Parkanlagen, zur Sportinfrastruktur stättenbetreiber bei der Bewältigung des Klimawan- Diskussion steht. Zudem wurde aufgezeigt, welche För- unterstützt Vereine dels einnehmen können, erläuterte Michaela Röhrbein, dermöglichkeiten für die kostenintensiven Umrüstun- mit Beratungsange- Vorstand Sportentwicklung beim Deutschen Olympi- gen genutzt werden können. Erfahrene Referent/innen boten wie dem schen Sportbund (DOSB). „Der Sport kann einen wich- gingen außerdem darauf ein, was Nachhaltigkeit im Öko-Check. Fotos: Ralf Wächter tigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Gefragt sei Sportstättenbau konkret bedeutet, welche Aspekte da- eine nachhaltige Nutzung, beispielsweise durch ausge- bei berücksichtigt werden müssen und welche Chancen klügelte Veranstaltungskonzepte oder die Zusammen- sich bieten. Ebenfalls im Mittelpunkt stand die Frage, legung von Spieltagen. Auf lange Sicht sei es erforder- welche Schritte erforderlich sind, um bei Neubauten lich, Sportstätten „anders zu denken“, weniger Flächen auf eine fossile Wärmeerzeugung vollständig zu ver- zichten. Ein Forum widmete sich dem Thema Natur- und Umwelt- schutz im Sportstättenbau und zeigte u. a. auf, welchen Stellen- wert die Beleuchtung dabei LINKS spielt. In einem anderen Forum Die „sportinfra“ wurde erörtert, wie eine nach- bietet die Chance, Netzwerke zu haltige Pflege von ungedeckten pflegen und sich Sportanlagen, beispielsweise im über zentrale Bereich Bewässerung, aussehen Zukunftsfragen im kann. Sportstättenbau auszutauschen. Daniel Seehuber Foto: D. Seehuber Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 0 3 . 1 2 . 2 0 2 2
13 SPORTINFRA Klimafreundlich und innovativ Die SG Hünstetten betreibt ihr neues Vereinsheim klimaneutral / 32 Monate vom Beschluss bis zum Bau E in Vereinsheim klimaneutral bauen und betrei- ben? Das gibt es schon heute! Auf der 9. sportin- fra hat Rainer Frankenbach von der SG Hünstet- ten das moderne Vereins-Projekt aus dem Rheingau-Taunus-Kreis vorgestellt. Erdwärme, Photo- voltaik und ein durchdachtes Lüftungskonzept sind die Basis für dieses Unterfangen, dem allerdings auch komplexe Technik und echte Ingenieurskunst zugrunde liegt. „Wir erzeugen die Wärme über ein kombiniertes Anla- genkonzept aus Erdwärme und Photovoltaik. Hinzu kommen verschiedene Techniken zur Aufbereitung des Duschwassers, insbesondere um dem Thema Legionel- len zu begegnen“, berichtete der Hauptkassierer, der den erkrankten Vorsitzenden Michael Larisch vertrat. Verlegung der Sportanlage OBEN Ganz am Anfang der Planungen, und das ist inzwischen Das neue Funktionsge- mehr als zehn Jahre her, stand das Vorhaben des Ver- bäude im Rohbau. Foto: SG Hünstetten eins, seine Sportanlagen zu verlegen. Auf dem alten Sportgelände sollte Wohnraum entstehen, ein Projekt, das die Gemeindegremien länger beschäftigte als zu- nächst gedacht. „Schon die Verlegung der Sportplätze auf das neue Ge- LINKS lände war ein Riesenprojekt mit viel bürokratischem Funktionszeichnung der Aufwand“, erinnert sich Frankenbach. Nach und nach Geothermie-Anlage. Grafik: SG Hünstetten seien die Vereinsverantwortlichen dabei allerdings so zu Experten im Bereich der öffentlichen Förderungen und beim Thema Ausschreibungen geworden. Gedauert hat es beim neuen Funktionsgebäude vom Ursprünglich gehörte das Thema Klimaneutralität nicht Beschluss bis zum Bau 32 Monate. Angesichts des Pro- zu den Prioritäten des Vereins. Zwar war die Nutzung jektes ein überschaubarer Zeitraum. Gefördert wurde von Photovoltaik vorgesehen, die Warmwasserberei- der Verein und sein Vorhaben von der Gemeinde Hün- tung und die Heizung sollten allerdings von Gas- stetten, der KfW, dem Hessischen Ministerium des Brennwertgeräten übernommen werden. Im Rahmen Innern und für Sport, dem Landessportbund sowie dem einer Öko-Check-Beratung durch den Landessportbund Rheingau-Taunus-Kreis. wurde dann zum ersten Mal darüber nachgedacht, sich von fossilen Energieträgern freizumachen. Bewegung für 680 Mitglieder Know-how aus den eigenen Reihen Auf dem neuen Gelände des Mehrspartenvereins mit mehr als 680 Mitgliedern liegen jetzt zwei Kunstrasen- Hinzu kam, und das war für den Verein ein echter felder (Groß- und Kleinfeld), Volleyball- und Basket- Glücksfall, dass in den Reihen seiner Mitglieder Ingeni- ballfelder, eine Kugelstoßtrainingsanlage sowie eine eure waren, die sich beruflich mit dem Thema Gebäude- 400 m Leichtathletikanlage mit vier Bahnen. Das neue technik und -ausstattung beschäftigten. „Das hat auf zweigeschossige Funktionsgebäude beherbergt auf vielen Ebenen das Projekt extrem erleichtert“, weiß insgesamt über 750 Quadratmetern Nutzfläche im Erd- der Hauptkassierer. geschoss die Umkleiden, eine Küche mit Kühlraum, Räume für Schiedsrichter/innen und den Sanitäts- Zum einen habe man so eine wirklich unabhängige Be- dienst. Im Obergeschoss gibt es einen Gymnastik- und ratung erhalten und Sicherheit in dem komplexen Versammlungsraum, Büros, einen Kraftraum sowie die Thema gewonnen, zum anderen hätten die guten Bran- Steuerung der Gebäudetechnik. chen-Kontakte vieles beschleunigt. Den größten Vor- Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 03.12.2022
SPORTINFRA 14 teil hatte der Verein aber dadurch, dass Teile der Pla- Innovative Wege geht der Verein auch mit seinem Lüf- nung jetzt in Eigenleistung bewältigt werden konnten tungskonzept. Kontrollierte Lüftung mit Energierück- und somit ein erheblicher Anteil der Kosten beherrsch- gewinnung verhindert Feuchteprobleme und senkt den bar blieb. Heizenergiebedarf. Die Frischluft wird ohne Wärmever- lust mittels Kreuzstromwärmetauscher zur Wärmerück- Auch beim Thema Geothermie profitierte der Verein gewinnung genutzt, dabei beträgt das Gesamtluftvolu- von seiner Vernetzung in die Gemeinde hinein. Denn in men mehr als 3000 m3. Die Wärme der verbrauchten Hünstetten sorgt oberflächennahe Geothermie für Raumluft wird aufgenommen und auf die angesaugte Wärme. Die Bereitstellung erfolgt über eine Sole-Wär- Frischluft berührungsfrei übertragen. Die verbrauchte, mepumpe mit einer Energieleistung von rund 52.000 warme Raumluft wird ausgeführt und dient wieder als Kilowattstunden pro Jahr. Ursprünglich hatte der Ver- Energiequelle für die Wärmepumpe. ein anders geplant, doch nachdem ein örtliches Archi- tekturbüro die Energie für sein Firmengebäude auf Solaranlage mit Speicher eben diese Weise gewinnt und schon gute Erfahrungen gemacht hat, änderten die Verantwortlichen ihre Die Energie für das ambitionierte Projekt kommt zu Pläne. Und profitierten somit von den Praxiserfahrun- weiten Teilen aus der vereinseigenen Photovoltaik-An- gen im Ort. lage. Sie hat eine Leistung von 58 KWp und eine 19,2 KWh Speicherbatterie. Dadurch kann eine möglichst Power-to-heat-Technologie hohe Eigennutzung der produzierten Energie gewähr- leistet werden. Die Anlage versorgt alle elektrischen Angetrieben wird die Wärmepumpe elektrisch, der Verbraucher im Gebäude. Nachts, wenn kein Strom er- Strom kommt vom Dach. Durch den Verbund aus Wär- zeugt wird, liefert die Speicherbatterie den Strom. mepumpe und Photovoltaik kann das benötigte Warm- wasser preisgünstiger erzeugt werden als über eine Auch mit der Photovoltaik-Anlage hatte der Verein thermische Solaranlage. Überdies kommt sogenannte Glück, denn er zählt zu den Nutznießern des KFW40-Er- „Power-to-heat-Technologie“ (PtH) zum Einsatz, wo- neuerbare Energien-Programms, das eine erhebliche durch fossile Energieträger und Emissionen vermieden Rolle bei der Finanzierung des Projektes spielte. Von werden. Ein 2.000-Liter-Puffer speichert die Wärme- der prognostizierten Strommenge von über 50.000 energie für die Warmwasserbereitung. Eine Frischwas- KWh im Jahr verbraucht der Verein rund 20.000 KWh, serstation erzeugt daraus legionellenfreies, hygienisch der Rest wird ins Netz eingespeist. Nach Abzug des vor einwandfreies Duschwasser. Die Raumheizung über- allem im Winter höheren Strombezugs aus dem Netz, nimmt eine Fußbodenheizung auf niedrigem bleibt immer noch ein Überschuss von mehr als 19.000 Temperaturniveau. KWh Strom, der ins öffentliche Netz fließt. Somit wird mehr Energie erzeugt, als verbraucht. „Da sind wir jetzt sehr flexibel. Bei Bedarf, wenn bei- spielsweise ein Turnier gespielt wird, reicht die Kapazi- Glückliche Entscheidung tät für den Warmwasserbedarf für sechs Teams“, erläu- tert Frankenbach, der gemeinsam mit Michael Larisch „Aus der jetzigen Sicht, mit Blick auf die Energie- und seit mehr als zehn Jahren in unterschiedlichen Funkti- Klimakrise und die Auswirkungen des Kriegs in der Uk- onen an dem Projekt beteiligt ist. Bei der Umsetzung raine war unsere Entscheidung goldrichtig“, sagt Rai- habe man pfiffige Lösungen gefunden. Beispielsweise ner Frankenbach, „allerdings war das reiner Zufall, hat der Verein aufgrund der bewusst geplanten kurzen denn an eine Gaskrise hat damals noch niemand ge- Wege auf Ringleitungen beim Warmwasser verzichten dacht.“ Mit einem Problem, das fast alle Bauprojekte können. Weiter entfernte Räume erhalten ihr Warm- teilen, muss aber auch die SG Hünstetten leben: Die wasser, wenn benötigt, über elektrische Durchlaufer- Handwerker für den restlichen, nichttechnischen In- hitzer, die nur bei Bedarf Energie verbrauchen. nenausbau sind ebenso rar wie Termine. Ganz gleich, ob klimaneutral gebaut wird oder nicht. LINKS Markus Wimmer Auch das komplexe Lüftungssystem im Funktionsgebäude dient der Rückgewinnung von Energie. Grafik: SG Hünstetten Zurück zum Inhalt SIH 2 4 / 0 3 . 1 2 . 2 0 2 2
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