BIOMESSEN "Die Bio-Branche muss Flagge zeigen" BIO-GROSSHANDEL Gewachsene Strukturen, neue Zeiten GEMEINWOHL-ÖKONOMIE Wirtschaft transformieren ...

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BIOMESSEN "Die Bio-Branche muss Flagge zeigen" BIO-GROSSHANDEL Gewachsene Strukturen, neue Zeiten GEMEINWOHL-ÖKONOMIE Wirtschaft transformieren ...
BioWest
 1 0.0 4 . 202 2
 DÜSSELDORF

 BioOst
 DA S O F F I Z I E L L E M A G A Z I N D E R B I O M E S S E N 24 .0 4 . 202 2
 L E I PZ I G

BIOMESSEN »Die Bio-Branche muss Flagge zeigen«
BIO - GROSSHANDEL Gewachsene Strukturen, neue Zeiten
GEMEINWOHL - ÖKONOMIE Wirtschaft transformieren
AUSSENANSICHT Interview Dr. Hyewon Seo – Umweltbundesamt
BIOMESSEN "Die Bio-Branche muss Flagge zeigen" BIO-GROSSHANDEL Gewachsene Strukturen, neue Zeiten GEMEINWOHL-ÖKONOMIE Wirtschaft transformieren ...
E ditorial – I nhalt Hier steht eine Beispielheadline

WIR SIND ÖKO.
WIR SIND ZUKUNFT.

Besuchen Sie
 uns auf Wir für eine öko-faire Landwirtschaft
 und BioOst:
der BioWest

BioWe2sint Düsseldorf
10.04.202 Naturland ist Öko fürs WIR. Wir statt Ich. Wir wollen dazu beitragen, anders
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Halle 14, Stan zusammenzuleben. Wir möchten auf gute Art miteinander wirtschaften
 und die Gesellschaft gemeinsam zum Besseren verändern. Wertschätzende
BioOst2 in Leipzig Beziehungen und lebendige Verbindungen zwischen Erzeugern, Verarbeitern
24.04.202 und Verbrauchern sind für uns essentiell. All das ist klar erkennbar an einem
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Halle 5, Stan der bekanntesten Zeichen im Öko-Bereich: dem Naturland Zeichen.
 naturland-zeichen.de

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E ditorial – I nhalt

Wenn Normalität
nicht mehr normal ist.
Ein paar nette Worte dazu, dass wir uns wandel ist von Menschen geschaffen ob es um Landwirtschaft, die tägliche
endlich wieder in Richtung Normalität und er wird Normalität global verän- Ernährung oder Arbeitswelt ging. Gerne
bewegen, uns wieder unbeschwert be- dern – und zwar für alle, unabhängig wird heute gesagt, dass Bio in der Mit-
gegnen, reden, handeln können – so von der Nation, egal, ob man »dran te der Gesellschaft angekommen sei –
einfach hatte ich mir dieses Editorial glaubt« oder nicht. Der aktuelle Welt- sprich, da wo die Normalität zu Hause
vorgestellt. Dann brach der Krieg aus klimabericht des IPCC macht deutlich: ist. Das stimmt zum Glück nur bedingt.
und nichts ist mehr normal. Es ist nicht das Klima, das in Gefahr Der Impuls, verändern zu wollen, ist in
 ist, sondern die Menschheit. Auch des- der Bio-Branche nach wie vor präsent
Im Wort Normalität steckt das Wort halb ist der Krieg eine Tragödie. Er bin- und auf den BioMessen unmittelbar er-
Norm. Ein Krieg zerstört Normalität, det Kräfte, Ressourcen, Emotionen und lebbar. Heute ist er wichtiger denn je.
denn es werden fundamentale Normen lenkt uns ab von dem, was eine globa-
des Zusammenlebens von Menschen le gemeinsame Anstrengung in Frieden Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in
und Nationen gebrochen. und Solidarität bräuchte. Düsseldorf und/oder Leipzig!

Normalität ist menschengemacht und Die Bio-Branche ist daraus entstanden, Jeanine Tovar
wir können sie verändern, zum Schlech- dass sich Menschen an der Normalität und das Team der BioMessen
ten und zum Guten. Auch der Klima- der 70er- und 80er-Jahre rieben, egal,

 Inhalt
5 Grußworte 18 Nachgefragt 38 Naturkosmetik
 aus Bio-Branche und Politik Bei den Verbänden des Zertifizierungen auf den BioMessen
 ökologischen Landbaus
8 BioMessen 40 ReformWelt
 
 »Die Bio-Branche muss Flagge zeigen« 20 Gemeinwohl-Ökonomie »Unverpackt passt zu Reformhaus®«
 Interview mit den Veranstaltern Zum Wohle der Allgemeinheit
 M. Deppe und W. Müller 42 Messeneuheiten
 26 Großhandel
12 Machermarktplatz  Alte Strukturen für neue Zeiten? 46 Außenansicht
 
 »Der Lebensmitteleinzelhandel ist
13 Macher trifft Markt 32 Besucherinfos sehr gut in der Kommunikation«
 BioWest/BioOst Interview mit Dr. Hyewon Seo
14 Politik und Verbände
 Wer was macht 34 Anfahrt 52 Bio-Branche
 BioWest/BioOst Wer was macht
16 BNN
 Sortimentsrichtlinien für 36 Ausstellerverzeichnis 54 Impressum/Termine 2022
 den Naturkostfachhandel BioWest/BioOst

B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 3
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Sonett
 recycelt
 selbst!
 Weil wir nur dann wissen, was in den
 Flaschen drin war
 Weil Recycling-PE aus dem gelben Sack immer
 Rückstände von synthetischen Duftstoffen,
 Schwermetallen, Pestiziden etc.
 enthalten kann
 Weil PE-Recyclat deshalb für Lebensmittel
 nicht zugelassen ist
 Weil Recycling-PE ein wertvoller Rohstoff ist,
 der nahezu unbegrenzt im Kreislauf
 geführt werden kann
 Sonett – so gut. | www.sonett.eu

 Die neuen Sonett Recycling-Flaschen
 ohne Rückstände von Duftstoffen,
 Schwermetallen und Pestiziden.
 Leichte Schlieren und kleine Verfärbungen sind ein
 Qualitätsmerkmal der Sonett Recycling-Flaschen.

 Sonett ist Sieger des
 Deutschen Nachhaltigkeitspreises
 2022

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G russworte

 D N
 ie ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft ach dem sehr erfolgreichen Start der BioOst am
 leistet einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität, neuen Standort in Leipzig im Jahr 2019 mit 2.033
 zum Gewässer- und Bodenschutz und für eine gesell- Fachbesuchern und 338 Ausstellern musste sie bedau-
 schaftlich akzeptierte Tierhaltung. Die Branche wächst erlicherweise zweimal ausfallen. Umso größer sind die
 ebenso wie die Nachfrage nach regionalen Bio-Produk- Erwartungen.
 ten stetig.
 Die Bundesregierung hat mit dem Ziel, bis 2030 den An-
 Zum Aufbau und zur Stärkung von Bio-Wertschöp- teil des Ökolandbaus bis zur Ladentheke auf 30 Prozent
 fungsketten hat mein Haus den Wettbewerb zur Einfüh- zu erhöhen, eine Zielmarke gesetzt, die nur gemein-
Fotos: (links) Land NRW/Anke Jacob, (rechts) Pawel Sosnowski

 rung von »Öko-Modellregionen« ausgerufen. Im Okto- sam, in enger Zusammenarbeit über die gesamte Wert-
 ber 2021 konnten drei »Öko-Modellregionen NRW« an schöpfungskette, zu erreichen ist. Die BioOst stellt
 den Start gehen. 2022 sollen drei weitere hinzukom- dafür die optimale Plattform dar.
 men. Ein wichtiger Schritt, um den Ausbau des Öko-
 landbaus und die enge Vernetzung der Marktpartner in Mit der Förderung regionaler Wertschöpfung, zum
 Nordrhein-Westfalen zu fördern. Beispiel in den neuen Bio-Regio-Modellregionen, der
 Agentur für Regionale Lebensmittel (AgiL) in Leipzig
 Ich freue mich besonders, dass die Bio-West in diesem und dem Kompetenzzentrum ökologischer Landbau in
 Jahr wieder als Bio-Fachmesse in Düsseldorf stattfin- Nossen, werden wir diese Entwicklung unterstützen.
 den kann und somit in bewährter Form als Branchen-
 plattform dient!

 URSULA HEINEN-ESSER WO L F R A M G Ü N T H E R
 Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Sächsischer Staatsminister für Energie,
 Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft

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G RU S S WO RT E

 D
 ie letzten Frühjahrsmessen liegen fast drei Jahre zurück. Seit-
 dem haben erst der Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr
 2020 und dann der lange Lockdown zu Beginn des Jahres 2021 ihr
 Stattfinden verhindert. Nun freuen wir uns darauf, uns wieder per-
 sönlich in Düsseldorf und Leipzig zu treffen. Zumal auch die politi-
 schen Rahmenbedingungen mehr Raum für Zuversicht geschaffen
 haben, dass eine Transformation der Lebensmittelwirtschaft gewollt
 und machbar ist. Und trotzdem liegt über all dem die tiefe Sorge
 angesichts der unfassbaren Situation in der Ukraine. Umso wichti-
 ger wird es sein, an diesen beiden Orten persönlich miteinander im
 Gespräch zu sein. Um Sorgen zu teilen, Partnerschaften zu stärken
 sowie Möglichkeiten für Hilfe und Unterstützung zu ergründen. Es
 gehört zu den ureigensten und stärksten Charakteristika unserer
 Branche, in Krisen anzupacken, zu helfen und zusammenzustehen.

BIOLAND Deshalb freue ich mich trotz der traurigen Umstände auf die kom-
 menden Gespräche und Begegnungen mit Ihnen.

FÜRS
KLIMA K AT H R I N J Ä C K E L
 Fotos: Jäckel – ©Caro Hoene Photography, BNN e. V., Plum – ©Reformhaus eG

 Geschäftsführerin Bundesverband
 Naturkost Naturwaren BNN e.V.

Be su ch en Si e Bi ol an d
 un d Pa rt ne r
 au f Bi oO st (5- A2 0)
 un d Bi oW es t (14 -B1 2)

 bioland.de
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G R U S S WO RT E

 N
 ach zwei Jahren Corona-Pandemie, dem Krieg von
 Russland gegen die Ukraine mit all seinen Aus-
 wirkungen und den immer offensichtlicher werdenden
 Auswirkungen und Schäden durch den menschenge-
 machten Klimawandel sind viele Menschen, auch die
 Mitarbeitenden in unseren Geschäften und Betrieben
 physisch, seelisch und mental am Limit. Weiter eine po-
 sitive Grundhaltung zu haben und zukunftsweisend zu
 handeln sind eine enorme Herausforderung und Auf-

 UNSER
 gabe.

 Meine Hoffnung ist, dass die Naturkost- und Reform-

 BIOVERBAND!
 haus®-Unternehmen sich auch auf den BioMessen und
 der ReformWelt im Frühjahr weiterhin ganzheitlich und
 vorbildlich diesen Herausforderungen stellen und wie
 Leuchttürme in schwerer See Orientierung geben.
 ENTWURF 11 © alle Rechte vorbehalten

 Ich freue mich auf einen lebendigen Austausch!

 FOLGENDE MITGLIEDER STELLEN
 MIT UNS AUS:

 R A I N E R P LU M
 Vorstand Reformhaus eG

 Milch & Käsemanufaktur

 www.biokreis.de

B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 7 BIO OST: HALLE 5, STAND 5-F18
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VERANSTALTER-INTERVIEW MIT MATTHIAS DEPPE UND WOLFRAM MÜLLER

«
 »
 MUSS

 ZEIGEN
 DIE BIO-

 FLAGGE
 BRANCHE
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BIOMESSEN Interview
 INTERVIEW — JEANINE TOVAR

 BioMessen-Veranstalter Wolfram Müller
 und Matthias Depp
 ppe über Vertrauen,
 Zusammenhalt und die Notwendigkeit,
 sich für Werte zu engagieren

 WOLFRAM MÜLLER
 MATTHIAS DEPPE

 E
 ndlich: Die Zeichen stehen auf Nor- MATTHIAS DEPPE (MD) Wir haben da- halten weiterhin geboten sein wird, also
 malität, nicht mehr die »neue«, bei den zusätzlichen Vorteil, dass wir Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz
 ­sondern die echte. Aber sind die Zeiten durch die konsequent regionale Aus- tragen, Hygiene etc.
 wirklich schon wieder so normal? Immer- richtung der BioMessen eine sehr ef-
 hin mussten in den ersten Monaten des fektive und nachhaltige Kommunika- MD Wir spüren gleichzeitig, wie sehr sich
 Jahres noch zahlreiche Veranstaltungen tion innerhalb überschaubarer Radien nicht nur die Ausstellerinnen und Aus-
 abgesagt oder verschoben werden. Wie ­sicherstellen. steller, sondern auch die Besucherinnen
 sieht es bei den BioMessen aus? und Besucher auf die beiden Frühjahrs-
 Wie werden die Regeln auf den BioMes- BioMessen freuen, wir haben bereits seit
 WOLFRAM MÜLLER — WM Natürlich sen denn dieses Jahr konkret aussehen? Wochen täglich Anfragen, wann denn
 waren viele Anfang des Jahres noch vor- der Ticketshop offen ist.
 sichtig, aber gerade ab Februar ist die WM Am Ende entscheiden nicht wir
 Zahl der Anmeldungen für die BioWest das, sondern die zum jeweiligen Messe­ Für die Fachbesucherinnen und -besucher
 und BioOst stetig gestiegen. Nun liegen datum gültigen Corona-Verordnungen aus dem Handel gibt es dabei dieses Jahr
 wir bei 240 Ausstellern sowohl in Düs- der Bundesländer Nordrhein-Westfalen eine Änderung: Die Tickets werden nicht
Foto: BioMessen Veranstalter – ©Martin Foddanu

 seldorf und in Leipzig, das heißt, wir ha- und Sachsen. Grundsätzlich gehen wir mehr kostenlos angeboten. Warum habt
 ben drei Viertel der Ausstellerzahlen von von einer entspannten Situation aus. In Ihr Euch zu diesem Schritt entschlossen?
 2019 erreicht. Das ist ein echtes Ver- Nordrhein-Westfalen gilt bereits jetzt,
 trauensvotum für uns. Natürlich haben wo wir sprechen, die 3G-Regelung für MD Durch die notwendige elektroni-
 wir im Herbst mit der BioNord und Bio- den Zugang auf Messen. Wir hoffen, sche Vorab-Registrierung, Online-Ti-
 Süd bereits bewiesen, dass Messe auch dass das in Sachsen im April genau- cket-Shop und eine deutlich aufwändi-
 unter Corona-Bedingungen sicher funk- so sein wird, aber wir können natürlich gere Eingangskontrolle werden natürlich
 tioniert – und Spaß macht! nicht in die Glaskugel schauen. Klar ist, hohe Kosten verursacht. Das müssen wir
 dass umsichtiges und achtsames Ver- irgendwo auch realistisch abbilden.

 B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 9
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BIOMESSEN Interview

WM Der Fachhandel kann wie gewohnt
über seinen Großhandel bzw. Lieferan-
ten ermäßigte Eintrittskarten erhalten,
die mit fünf Euro pro Stück eher bei einer
Schutzgebühr liegen. Damit, und auch
mit dem regulären Preis von 20,- Euro
pro Eintrittskarte liegen die BioMessen
immer noch weit unter dem, was für den
Besuch einer Fachmesse normalerweise
aufgerufen wird.

Nach zwei Jahren Pandemie sind die Bio-
Messen jetzt wieder am Start für ein hof-
fentlich normales Jahr. Was nehmt Ihr
mit aus dieser Erfahrung?

WM Die letzten beiden Jahre waren ein Wie meinst Du das? Die Bio-Branche hat WM Für mich gehört auch das Klima-
Kraftakt für alle. Wir möchten uns des- die letzten zwei Jahre ja nicht Däumchen neutralitäts-Projekt der BioMessen in
halb noch einmal herzlich bei unseren gedreht … diesen Zusammenhang. Die BioMessen
Ausstellern, den Bio-Verbänden und al- waren die ersten Messen, die ihre Emissi-
len Partnern und Partnerinnen für ihre MD Nein, ich meine, es ging viel um onen komplett kompensierten – und das
Unterstützung und ihr Vertrauen be- Lieferprobleme, Rohstoffe, Preise, Lo- nicht durch anonyme internationale Zer-
danken. Wir freuen uns sehr darauf, das gistik, kurz, den Betrieb am Laufen zu tifikate, sondern durch konkretes Han-
erste persönliche Treffen der deutschen halten und die Nachfrage nach den Pro- deln hier vor Ort.
Bio-Branche in diesem Jahr möglich zu dukten zu befriedigen. Das war wich-
machen. Für mich persönlich war das tig und richtig so. Aber die Bio-Branche MD Es wird Zeit, dass wir uns als Bran-
aber auch eine Zeit, in der wir alle nicht ist für mich mehr als ein Wirtschafts- che wieder verstärkt für unsere Vision
nur über den Zusammenhalt in der Bran- zweig. Bio-Unternehmen engagieren engagieren: Nachhaltiges Wirtschaften
che geredet haben, sondern wo er wirk- sich eben nicht nur für die Bio-Lebens- Wirklichkeit werden zu lassen. Es gibt
lich erlebbar war, gerade auch für uns mittelwirtschaft und den ökologischen so viele Themen, Klimaschutz, Biodiver-
und unser Team. Landbau, vielen von uns geht es wirklich sität, faires Handeln regional und g
 ­ lobal,
 um ein grundsätzlich anderes, nachhal- Züchtung von Pflanzen und Tieren, um
MD Dem stimme ich absolut zu. Für tiges Wirtschaften, um Enkeltauglich- nur einige zu nennen. Sie alle brauchen
mich hat die Pandemie auch gezeigt, keit. Dazu gehört für mich zum Beispiel Akteurinnen und Akteure, die sich stark
wie verwundbar große Strukturen sind. der Ansatz der Gemeinwohl-Ökonomie, machen für diese Themen. Wir haben –
Vielfalt und Regionalität sind ein wichti- in der ich selber mit meinem Großhan- noch - Chancen, die Weichen für eine
ger Beitrag zur Resilienz, nicht nur in der del Naturkost Nord Mitglied bin. Auch ökologischere Zukunft zu stellen, aber
Bio-Branche. Im übrigen finde ich, dass die BioMessen beziehen mit ihrer Mit- wir müssen jetzt als Branche auch poli-
es Zeit ist, an die Arbeit zurückzukehren. gliedschaft im Bundesverband Nachhal- tisch Flagge zeigen.
 tige Wirtschaft Position.
 Vielen Dank für das Gespräch!

 TICKET INFORMATION

 W
 ie im vergangenen Jahr müssen sich Besucherinnen und Besucher vor dem
 ­Besuch online registrieren, um ihre Eintrittskarte zu erwerben. Ein Vorteil:
 Website Registrierung Ticket Die Wartezeiten am Einlass werden so deutlich verkürzt.
 besuchen ausfüllen erhalten

10
BIOMESSEN Interview

 ÜBER DIE BIOMESSEN DIE BIOMESSEN SIND KLIMANEUTRAL

 D
 ie erste BioNord fand 2004 statt, es Humusaufbau auf heimischen
 folgte 2009 die ­erste BioSüd in Augs- Bio-Höfen als Investition in
 burg. Mit BioWest und BioOst wurde 2013 die Basis der Branche
 das Konzept der regionalen Fachmessen als

 B
 Forum und Treffpunkt für die deutsche Bio-Branche bun- ereits seit 2014 finden alle vier BioMessen
 desweit flächendeckend umgesetzt. Die BioMessen rich- klimaneutral statt. Sämtliche durch die Bio-
 ten sich ausschließlich an Fachbesucher:innen, Ausstel- Messen entstehenden Emissionen werden durch
 lende sind ­sowohl die bundesweiten Lieferanten:innen des Humusaufbau auf B
 ­ io-Höfen kompensiert: Ein
 Bio-Fachhandels aus den Bereichen Bio-Lebensmittel und Beitrag für mehr Klimaschutz, den Erhalt und
 Naturkosmetik sowie der entsprechende Großhandel. Auf Aufbau fruchtbarer Böden und die Förderung des
 Gemeinschafts­flächen präsentieren sich die Anbauverbän- ökologischen Landbaus.
 de des ökologischen Landbaus mit zahlreichen Mitgliedern.
 Angebote aus dem Reformwarenbereich werden auf der Son-
 derfläche ReformWelt unter Schirmherrschaft der Reformhaus
 eG gebündelt. Alle auf den Bio Messen ausgestellten Produkte
 unterliegen klaren Kriterien und Zertifizierungsanforderungen.
 Diese orientieren sich an den Sortimentsrichtlinien des Bun-
 desverbands Naturkost Naturwaren BNN e. V., der die Schirm-
 herrschaft der Veranstaltung innehat. → biomessen.info

 BIO WEST:
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 BIO OST:

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 Im Teeregal wird’s weihnachtlich. Neue, liebevolle
 Illustrationen sorgen für Festtagsstimmung. Mit dem
 Lichterglanz-Tee bringt außerdem eine frische Sorte Glanz
 und Gloria in die Tasse. Die würzige Kräutermischung ist eine
 willkommene Abwechslung zu klassischen Früchtetees.

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 Dressings und für vieles mehr!

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 GESCHMA ÄNDER
 FERNER L

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 ie sind fester Bestandteil jeder BioMesse: Auf den Machermarktplätzen (direkt
 beim Neuheitenstand) präsentieren sich junge Unternehmen und/oder Marken
 mit Produkten, die es (noch) nicht überall gibt – selbstverständlich in bester Quali-
 N tät, entsprechend den strengen Zulassungsbedingungen der BioMessen.
 LI C H E
 ZU M TÄ G
 WÜRZEN Der Machermarktplatz wird von den BioMessen subventioniert: Bewerben können
 sich Unternehmen, die noch keine drei Jahre am Start sind, den Bio-Fachhandel er-
 reichen möchten und noch nicht über eine flächendeckende Distribution verfügen.

 Machermarktplatz 2022
 Hot Earth
 BioOst BioWest
 Chai und Gewürzmischungen

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 Nachhaltige Beutel für den Zero-Waste-
 Alltag
 w w w. s we m a - l e b e n s m i t te l . d e 12
IMPULSE

Macher trifft Markt

BioMessen vernetzen Premium-Fermente
 aus vielfältigem Gemüse
Start-ups und Einkaufs-
entscheidende
F
 ür junge Bio-Marken bietet das BioMessen-Format »Macher trifft Markt« die
 Chance, sich mit ihren Produkten zu präsentieren und persönliche Kontakte zu
knüpfen. Für die Teilnehmenden aus dem Handel bietet »Macher trifft Markt« eine ex-
klusive Plattform, attraktive Produkte, die noch nicht breit erhältlich sind, kennenzu-
lernen und zu listen – Win-win für alle Beteiligten. Im Mai 2022 findet »Macher trifft
Markt« bereits zum vierten Mal statt. Der zentrale Veranstaltungsort Fulda zeich-
net sich durch gute Erreichbarkeit aus allen Teilen der Republik aus. Gleichzeitig lässt
die Abkopplung vom Messegeschehen mehr Raum für Präsentation und Diskussion.
In Kurzpräsentationen haben die Macherinnen und Macher die Chance, Einkaufsent-
scheidende aus Groß- und Einzelhandel von ihren Produkten und Konzepten zu über-
zeugen, direktes Feedback zu erhalten – und natürlich neue Listungen anzubahnen.

»Die Fragen der Entscheider waren schon
sehr gezielt, man hat gemerkt, hier geht
es nicht um Fun, sondern um Listungen.«
Carlos Lopez – JUMA-TEA

»Es war super wertvoll. Obwohl wir ja
erst nächstes Jahr richtig loslegen kön-
nen, haben wir soviel positives Feedback
und Interesse von Großhandel und Filia-
listen bekommen.« Markus Smarzoch – JETZT
Naschnatur Donnerstag, ANMELDEN
 5. Mai 2022
»Auch wenn es im Handel gerade gut 11.00 – 16.00 Uhr
läuft, ist es wichtig, die Zukunft im Auge
zu behalten. Wir sehen es als unsere Auf- Fulda
gabe, junge Marken zu entdecken und
auch ein Stück auf ihrem Weg zu unter- Informationen und Kontakt:
stützen.« Karsten Johann – 0511 3590100
Leitung Category Management/Einkauf info@biomessen.info
Drogerie, NonFood und Leitung Regal- alles
und Flächenmanagement, dennree and
 unterstützt von ist n ere
 Sau ur
 erkr
»Macher trifft Markt ist Win-win für alle aut
Beteiligten und bringt spannende neue
Entdeckungen mit Listungspotenzial.«
Alexander Worms – Leitung Einkauf
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 E U- / N i c ht-E U
 Landwirtschaft

 completeorganics.de
B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 13
P olitik und V erbände Wer was macht

 Netzwerk der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau

 BRANCHEN Kuhstall statt Klassenzimmer
 REPORT 2022
 — Überall mangelt es an Fachkräften und vor allem an Nachwuchs: Deshalb
 Ökologische
 Lebensmittelwirtschaft

 bieten die Demo-Betriebe ab sofort Veranstaltungsformate für Berufs- und
 BIO
 Fachschüler:innen sowie Lehrkräfte von Fach- und Berufsschulen an. Beim
 Besuch eines Bio-Betriebs erhalten potenzielle Nachwuchskräfte Einblick in
 den Arbeitsalltag, lernen Betriebskonzepte kennen sowie ökologische Zu-
 sammenhänge zu verstehen. Dialog und Austausch vor Ort dienen dabei auch
 dem Abbau möglicher Vorurteile gegenüber Bio-Landwirtinnen und -Land-
 wirten. Impulse, wie das Thema Öko-Landbau einen festen Platz im Unter-
 richt bekommt, bieten die Exkursionen für Pädagog:innen. Auf ­Bio-Betrieben
BÖLW des Netzwerks der Demonstrationsbetriebe erhalten die Lehrer:innen von Be-
 rufs- und Fachschulen einen praxisnahen Einblick in den Arbeitsalltag ­eines
Branchenreport 2022: Bio-Betriebs und Hinweise zu Informationsangeboten rund um den ökolo-
Mehr Kund:innen, gischen Landbau, die sie für die Unterrichtsvorbereitung nutzen können.
 Das Projekt wird von der FiBL Projekte GmbH organisiert, Ansprechpartnerin
mehr Betriebe, mehr Bio ist julia.meier@fibl.org bundesprogramm.de

— Frisch erschienen ist der Bran-
chenreport 2022 des Bundesverband
Ökologische Lebensmittelwirtschaft
(BÖLW). Fläche, Umsätze, Kosten, Er- Mentoren-Netzwerk Ökolandbau
träge, Marktanteile: Jährlich liefert der
Spitzen­verband der Bio-Lebensmittel-
 Unterstützung für norddeutsche Junglandwirt:innen
wirtschaft die relevanten Zahlen und
Fakten zu Bio. Mit der Vorstellung des
Reports verbindet der BÖLW die For-
derung an die Politik, endlich ernst zu
­machen. »Es liegt jetzt an den Regieren-
den, allen voran Bundesminister Cem Öz-

 Fotos: (links) ©Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) - ©iStock, (rechts) ©Hendrik Rauch
demir, nicht nur 30 Prozent Bio bis 2030
und Öko als Leitbild auszurufen, sondern
alle erforderlichen Weichen für den Um-
bau unseres Agrar- und Ernährungssys-
tems zu stellen«, so BÖLW-Vorstands- — Im »Mentoren-Netzwerk Ökolandbau« finden junge Öko-Landwirt:innen
vorsitzende Tina Andres. In Kürze: 13,6 und Öko-Gärtner:innen, die vor beruflichen Herausforderungen stehen, ­Hilfe
Prozent aller Höfe in Deutschland sind von erfahrenen Kolleg:innen: Das kann zum Beispiel bei einer Betriebsumstruk-
Bio-Höfe, das heißt, jeder 7. Hof wirt- turierung oder -übernahme sein, einer Existenzgründung oder wenn Teilhabende
schaftet ökologisch. Der Bio-Anteil am für einen Betriebszweig gesucht werden. Mentor:innen können zuhören und Lö-
deutschen Lebensmittelmarkt e
 ­ rhöhte sungswege aufzeigen, wenn zum Beispiel extrem hohe A
 ­ rbeitsbelastungen ge-
sich auf vorläufige 6,8 Prozent. Der stemmt werden müssen oder junge Öko-Landwirt:innen Schwierigkeiten h
 ­ aben,
Anteil des LEH am Bio-Lebensmittel- ihre Anliegen innerhalb einer Hofgemeinschaft durchzusetzen. Das erste Tref-
umsatz liegt bei 62,3 Prozent, der des fen mit einer Mentor:in ist kostenlos. Ab dem zweiten Treffen beteiligen sich
Bio-Fachhandels bei 22,6 Prozent, auf die Mentees mit einer pauschalen Aufwandsentschädigung. Das Mentoren-­
»Sonstige« entfallen 15,2 Prozent. Der Netzwerk Ökolandbau ist ein Angebot der Bäuerlichen Bildung und Kultur
»Branchenreport 2022 – Ökologische gGmbH. Es wird finanziert von der Software AG Stiftung. Das Angebot gilt für
Lebensmittelwirtschaft« findet sich on- Teilnehmende aus Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-
line und zum Download auf der Website: Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg oder Hessen – Nach­ahmung emp-
 boelw.de/biobranche2022 fohlen! mentoring.bio

14
P olitik und V erbände Wer was macht

Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Ökologische Züchternetzwerke
statt globaler Konzentration

— »Öko-Saatgut in Zeiten zunehmender Konzentration auf dem Saatgut-
markt«, das war das Thema der – in diesem Jahr digitalen – Saatgut-Tagung
der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Die Referent:innen spannten den Bogen
von globalen Entwicklungen auf dem Saatgutmarkt zum wachsenden Öko-Saat-
gutmarkt in Deutschland bis hin zu ganz konkreten ökologischen Züchtungs-
projekten. So wurde der Konzentrationsprozess auf dem Saatgutmarkt nach-
gezeichnet, der dazu führte, dass seit 2018 nur noch vier Unternehmen den
Saatgut- und Pestizidmarkt weltweit zu über 60 Prozent bestimmen.

Ebenso wurde der Unterschied zwischen ökologischem Saatgut und ökologisch
gezüchteten Sorten thematisiert: Ersteres muss bisher nicht aus ökologischer
Züchtung stammen, sondern nur ökologisch vermehrt werden. Dies führt dazu,
dass auch konventionelle Saatgut­firmen ökologisches Saatgut anbieten kön-
nen. Auf dieses sind auch Bio-Betriebe angewiesen, um die Nachfrage decken
zu können. Ermutigend war die Vorstellung öko­logischer Z
 ­ üchtungsprojekte.
Deren Zahl wächst und lässt hoffen, dass langfristig eine eigene Sortenbasis
für den Ökolandbau geschaffen werden kann - ohne ­Patente und Gentechnik.
 saatgutfonds.de

 Saatgut-Tagung verpasst?
 → Ein Mitschnitt der
 Veranstaltung steht ­unter
 saatg
 gutfonds.de// tag
 gung
 g2022
 zur ­Verfügung

B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 15
BNN Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V.

Ö KO LO G I S C H KO N S E Q U E N T

Sortimentsrichtlinien für
den Naturkostfachhandel
 B N N & N AT U R KOST S Ü D SORTIMENTSRICHTLINIEN Tierwohl, Freiheit von Gen-
 technik oder eine deutlich
 gerin­gere Pestizid­belastung
 — es gibt viele Gründe, die
 Verbraucher­innen und Ver-
 FISCH UND MEERESFRÜCHTE
 AU S W I L D FA N G
 % braucher in Bio-Läden f­ ühren.
 Doch wie können Kundinnen
 und Kunden ­sicher sein, dass
 das Sortiment, das sie dort
 ERZEUGNISSE DER JAGD
 % vorfinden, tatsächlich ihre
 hohen Ansprüche an einen
 nachhaltigen Einkauf erfüllen?

 NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL
 %

 N AT U R KOS M E T I K U N D
 ÄTHERISCHE ÖLE
 %

 W
 er im Bio-Fachhandel einkauft, möch-
 te sicher sein, dass alle Produkte ho-
 hen Ansprüchen genügen und ökologisch
 produziert worden sind, wo immer das mög-
 WA S C H , P U T Z &
 REINIGUNGSMITTEL
 % lich ist. Für diese Sicherheit sorgen in allen
 Fachgeschäften, die Mitglied im Bundes-
 verband Naturkost Naturwaren (BNN) e. V.
 sind, die Sortimentsrichtlinien von BNN und
 Naturkost Süd.

16
BNN Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V.
 Garantiert
»Für Händlerinnen und Händler im Fachhandel ist die Sorti- ökologisch
 einkaufen
mentsrichtlinie eine einzigartige und zugleich einfache Ori-
entierungshilfe, um ihren Kundinnen und Kunden ein konse-
quent ökologisches Angebot zu bieten. Den Kundinnen und
Kunden garantieren die Sortimentsrichtlinien höchste Quali-
tät. Denn die Produkte und Marken im zertifizierten Fachhan-
del erfüllen weit mehr als nur die gesetzlichen Anforderun-
gen und decken auch bisher nicht vom Gesetzgeber geregelte
Bereiche ab. Zudem sind die Sortimentsrichtlinien ein steti-
ger Innovationstreiber. Denn sie dienen auch in der Weiter-
entwicklung von Produkten als Orientierung. Das sichert auch
für die Zukunft die besondere Qualität unserer Produkte«, so
BNN-Geschäftsführerin Kathrin Jäckel.

Die Sortimentsrichtlinien legen detailliert fest, welche Pro-
dukte ein BNN-Fachgeschäft anbieten darf und welche nicht.
Wichtigster Grundsatz dabei: Nahezu alle Lebensmittel sind
ökologisch produziert und zertifiziert. Ganz wenige Ausnah-
men gelten für Produkte, die nicht nach der EG-Bio-Verord-
nung zertifiziert werden können. Dazu zählen u.a.: Naturkos-
metik, Nahrungsergänzungsmittel, Fisch und Meeresfrüchte
aus Wildfang.

Für diese Produktgruppen hat der BNN eigene Qualitätskri-
terien definiert. So dürfen beispielsweise bei Naturkosme-
tik nur zertifizierte Produkte angeboten werden, die den in SORTIMENTSRICHTLINIEN
der Sortimentsrichtlinie festgelegten privatrechtlichen Stan-
dards genügen (s. S. 38). Bei Fisch und Meeresfrüchten müs-
 für den Naturkostfachhandel
sen die Anbieter belegen, dass ein Bestand trotz Befischung
dauerhaft erhalten bleibt und dass die Fangmethode mög-
lichst schonend ist.

Die Sortimentsrichtlinien sowie ihre Kontrolle sind im deut- Die Kontrolle nach den Sortimentsricht-
schen Lebensmittelhandel einzigartig. Alle Mitgliedsgeschäf- linien von BNN und NK Süd ist einzigartig
te des BNN lassen ihr Sortiment alle zwei Jahre von unabhän-
 im Lebensmitteleinzelhandel und garan-
gigen Fachkräften kontrollieren. Das schließt die letzte Lücke
in der ökologischen Lebensmittelwirtschaft von der Erzeugung
 tiert ein konsequent ökologisches Sorti-
bis zu den Verbrauchern und bietet dadurch Kundinnen und ment.
Kunden im Naturkostfachhandel optimale Sicherheit beim
Einkauf. Zertifizierte BNN-Fachgeschäfte sind erkennbar am Nutzt den Vorteil und lasst Euch zertifi-
Aufkleber im Schaufenster. Hier können Kundinnen und Kun-
den sicher sein, ein konsequent ökologisch orientiertes Sor-
 zieren. Mehr Infos unter:
timent vorzufinden. www.n-bnn.de/sortimentsrichtlinien

→ Mehr Infos unter: n-bnn.de/sortimentsrichtlinien

H A N S F. K AU F M A N N
Leiter Kommunikation beim Bundesverband
 Foto: iStock © g-stockstudio

Naturkost Naturwaren (BNN) e.V.

B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 17
N AC H G E F R AGT Bei den Verbänden des ökologischen Landbaus

 NACHGEFRAGT
 Nach 17 Jahren endlich wieder ein »grünes«
 Klare Vorteile für Bio-
Landwirtschaftsministerium: Die Erwartungen
 Bäuerinnen und -Bauern
der Bio-Branche an Cem Özdemir sind hoch:

 W
 arum wirtschaften Land-
Klimaschutz sichern, Bio-Anbau fördern, Gen-
 wirt*innen biologisch? Weil
technik verhindern … Und das sind nicht die ein- sie überzeugt sind, dass es die bessere Form von Landwirtschaft
 ist. Das Ziel, die Landwirtschaft umzubauen und den A
 ­ nteil des
zigen Ansprüche an »den Neuen«, schließlich
 Ökolandbaus in den kommenden Jahren zu ver­dreifachen, ist
gibt es ja auch noch den Deutschen Bauernver- ambitioniert, aber der richtige Weg. Denn biologische Land-
 wirtschaft wirkt für Umwelt- und Ressourcenschutz und ver-
band und Co. Nicht zuletzt: Die deutsche Agrar-
 spricht eine verbesserte Wirtschaftlichkeit für die Betriebe.
politik agiert nicht im luftleeren Raum, sie ist Teil Dafür müssen die politischen ­Rahmenbedingungen aber so ge-
 stellt sein, dass Bio-Bauern und Bio-Bäuerinnen klare Vorteile
der ­gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU.
 haben. Die Politik muss für eine finanzielle Besserstellung von
Welche Spielräume gilt es jetzt zu nutzen, um die Bio-Betrieben sorgen und für eine deutliche Verringerung der
 Bürokratie. Dazu braucht es Öffentlichkeitsarbeit, Vermark-
Weichen für die Zukunft richtig zu stellen?
 tungsförderung für ökologisch erzeugte Produkte, ein breit an-
 gelegtes Bildungsangebot und die Ausrichtung der ­Forschung
 auf alternative Bewirtschaftungsformen. Schafft man es, die
 Länder bei diesem Vorhaben mit ins Boot zu bekommen, sind
 Die Spielregeln die wesentlichen politischen Voraussetzungen für eine Ernäh-

 Fotos: Heigl ©Christoph Assmann, Brunnbauer ©Tobias C Koehler, Plagge ©Sonja Herpich/Bioland, Dr. Gerber ©Demeter e. V.
 ändern rungswende erfüllt.

E
 s geht nicht länger nur darum, J O S E F B R U N N B AU E R
 Spielräume zu nutzen, sondern Geschäftsführer Biokreis e. V.
die Spielregeln zu ändern. Denn es geht um nicht ­weniger als
um eine Systemwende. Genau das signalisiert die Bundesre-
gierung mit ihrem Ziel von 30 Prozent Bio. Und deshalb ist das Weg vom Abwarten,
Ziel auch richtig. Leider gehen wir in diese System­wende mit hin zum Handeln
einer schweren Hypothek – einer GAP-Reform, die noch von

 W
der alten Regierung komplett verkorkst wurde. Daran konnte ir begrüßen sehr, dass sich
auch der neue Landwirtschaftsminister Özdemir auf den letz- Agrarminister Cem Ö
 ­ zdemir seiner
ten Metern nichts Entscheidendes mehr ändern. Nun drohen Verantwortung für nachkommende Genera­tionen stellt. Das
ab 2023 ausgerechnet für die Bio-Betriebe massive Nachtei- Ziel 30 Prozent Bio bis 2030 ist gerade deshalb ein gutes
le. Deshalb ist es im Moment an den Bundesländern zu retten, Ziel, weil es ambitioniert ist und damit als Startschuss für eine
was noch zu retten ist. Die Länder müssen zusätzliche Agrar- dringend nötige, tiefgreifende Agrar- und Ernährungswende
umweltmaßnahmen in der zweiten Fördersäule der GAP auf- taugt. Damit und indem er den Ökolandbau zum Leitbild der
legen, die auch für Bio-Betriebe nutzbar sind. Denn nur wenn Landwirtschaft gemacht hat, zeigt Özdemir, in welche Rich-
die Umstellung für die Betriebe auch wirtschaftlich attraktiv tung seine Politik in den kommenden vier Jahren gehen soll:
bleibt, sind die 30 Prozent das realistische Ziel, das sie sein weg vom Abwarten, hin zum Handeln. Natürlich ist die Er-
müssen. Für Umwelt, Artenvielfalt, Klimaschutz und Tierwohl. reichung dieses Ziels kein Selbstläufer: Es muss ressortüber-
 greifend daran gearbeitet werden und betroffene Strukturen
H U B E RT H E I G L in allen Bereichen müssen analog zum Bio-Ausbau mitwach-
Präsident Naturland sen. Bei der nationalen Umsetzung der Europäischen Agrar-

18
N AC H G E F R AGT Bei den Verbänden des ökologischen Landbaus

politik muss der neue Landwirtschaftsminister dafür sorgen, Natur. Hierzu bedarf es jetzt entschlossenen Handelns und be-
dass Bio-Betriebe in vollem Umfang für ihre Leistungen beim herzter Maßnahmen, damit weniger Stickstoff eingesetzt wird,
Klima-, Umwelt- und Artenschutz entlohnt werden. Es war- der Pestizideinsatz radikal zurückgefahren wird, die Biodiver-
tet also viel Arbeit, bei der wir als größter Bio-Verband ger- sität geschützt, die Tierhaltung umgebaut wird – flankiert von
ne unterstützen. einer GAP, die sicherstellt, dass die Bäuer:innen das auch wirt-
 schaftlich leisten können. Um Bio zu stärken ­brauchen wir re-
JA N P L AG G E | Präsident Bioland e. V. siliente und dezentrale Verarbeitungs-, ­Liefer- und Handels-
 strukturen. Dazu gehört auch: mehr Bio in die Kantinen und
 die Außerhausverpflegung, mehr Forschungsgelder für Öko-
 Resiliente Strukturen landbau und mehr Bildungsarbeit zu gesunder, klima- und um-
 schaffen weltverträglicher Ernährung an Schulen. Für alle A
 ­ rbeitsfelder
 gilt als nächstes Ziel: 30 Prozent Bio-Anteil zu erreichen. Ich

I
 n der Tat tritt Cem Özdemir bin überzeugt: Diese große Aufgabe können wir gemeinsam
 ein schweres Erbe an. Die mit Unter- meistern, wenn die neue Regierung dafür beherzt die politi-
stützung der Vorgängerregierung beschlossene GAP benach- schen Leitplanken setzt!
teiligt den Öko-Landbau, anstatt ihn zu fördern. Ange­sichts
der großen ökologischen Herausforderungen ist es jedoch uner- D R . A L E X A N D E R G E R B E R | Demeter-Vorstand
lässlich, dass wir alles dafür tun, das gesetzte Ziel von 30 Pro-
zent Ökolandbau bis 2030 zu erreichen. Mit den Zielen, die sich
Cem Özdemir und sein Team gesetzt haben, besteht nun die
Chance, gemeinsam aufzubrechen in eine wirklich nach­haltige
Landwirtschaft der Zukunft, die gut ist für Mensch, Tier und
 w Weitere Infos zur gemeinsamen Agrarpolitik
 (GAP) auf der Website des BMEL → bmel.de

 Right by Nature

B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 19 www.plantlife.bio
Z U M WO H L E D E R A L LG E M E I N H E I T

 ZUM
 W HLE
Ö KO N O M I E

 ER
 ALLGE-
 M INHEIT
G E M E I N WO H L

 Nachhaltiges und ethisches Unternehmertum soll belohnt werden:
 Das will die Gemeinwohl-Ökonomie erreichen. Bis dahin ist es wohl
 noch ein weiter Weg. In der Bio-Branche hat das alternative Wirt-
 schaftsmodell v­ iele Fans. Ob es der Gemeinwohl-­Ökonomie gelingen
 kann, auf breiter Front zu mobilisieren, muss sich zeigen.
 Ein Überblick.
 20
Z U M WO H L E D E R A L LG E M E I N H E I T

 »Eigentum ­verpflichtet. Sein Ge- Ethisches Handeln belohnen schen eine Reformbewegung gewachsen,

 PUNKTE
 brauch soll zugleich dem Wohle die für dieses Ziel ein Messinstrument
der Allgemeinheit dienen.« So steht es im Nichts weniger als die Transformation entworfen hat und beständig weiter ent-
Grundgesetz, ­Artikel 14, Absatz 2. Trotz- dieses Wirtschaftssystems haben sich wickelt: die Gemeinwohl-Bilanz. Das
dem dient Eigentum (nicht nur) in der die Verfechter:innen der Gemeinwohl- Bewertungssystem gibt Unternehmen,
Bundesrepublik vor allem dem persön- Ökonomie (GWÖ) auf die Fahnen ge- aber auch Kommunen oder Organisati-
lichen Wohlergehen derer, die es haben schrieben. Die grundlegende Idee da- onen die Möglichkeit, zu prüfen, ob und
– das fängt weit vor dem Eigenheim an hinter: Ethisches, verantwortungsvolles in welchem Maße ihre Aktivitäten der
und hört beim Privatunternehmer längst Handeln zum Wohle der Allgemeinheit Allgemeinheit dienen.
noch nicht auf. In der Wirtschaft aber ist soll sich lohnen – anfangs durch mehr
die Kluft zwischen Theorie und Praxis am Glaubwürdigkeit bei den Kund:innen,
deutlichsten sichtbar: Die allermeisten später auch durch rechtliche Anreize wie
Unternehmen arbeiten ausschließlich ge- Steuervorteile, günstigere Kredite oder
winnorientiert. Und die größten Gewinne Vorrang bei Bestellungen der öffentli-
lassen sich einfahren, wenn so preiswert chen Hand. Im Gegenzug würde rück-
 MAXIMAL
wie möglich produziert und so teuer wie sichtsloses unternehmerisches Agieren

 1.000
möglich verkauft wird. Dass dabei Um- benachteiligt und weniger lohnenswert.
welt- und Klimaschutz ebenso häufig auf Aus der Wunschvorstellung eines nach-
der Strecke bleiben wie faire Löhne und haltigeren und sozialeren Wirtschafts-
sichere Arbeitsbedingungen, ist hinläng- systems, die Anfang des Jahrtausends
lich bekannt. durch einige Köpfe geisterte, ist inzwi-
Z U M WO H L E D E R A L LG E M E I N H E I T

 pr könnte ein Unternehmen sogar Nega-
 tiv-Punkte einfahren: Wenn es zum Bei-
 spiel gesetzliche Vorgaben missachtet.
 In der Praxis ist das aber noch nie pas-
 siert, denn natürlich sind die Firmen,
 sich aber auch intensiv dem zeitgenössi-
 schen Tanz und bietet auf seiner Web-
 seite neben Vorträgen sogar an, die Ge-
 meinwohl-Ökonomie als Tanzstück zu
 performen. Kein Wunder also, dass sich
 die eine Gemeinwohl-Bilanz erstellen, Wirtschaftswissenschaftler:innen ger-
 diejenigen, die von vornherein anders ne an Felber reiben. Aktuell eckte er mit
 wirtschaften und zum Beispiel durch die seinen Positionen zur Corona-Pandemie
 Herstellung, den Handel und den Ver- an, so dass sich der Internationale Ver-
 kauf ökologischer Produkte die Umwelt band der Gemeinwohl-Ökonomie zu der
 Eine andere Form der schützen wollen. »Es wäre natürlich in- Stellungnahme veranlasst sah, dass die-
 Unternehmens-Bilanz teressant zu sehen, wie ein Chemiekon- ser »ganz persönliche Standpunkt« ihres
 zern oder ein großes Textilunternehmen Gründungsmitglieds nicht die offizielle
Ö KO N O M I E

 Wo steht ein Unternehmen gut da, wo abschneidet«, findet Knorr. Immerhin Position widerspiegele.
 ist noch Luft nach oben? Wer sich für haben sich bereits über 820 Firmen
 das Erstellen einer Gemeinwohl-Bi- in Deutschland, Österreich und der Doch entscheidend ist natürlich nicht
 lanz interessiert, checkt mit Hilfe ei- Schweiz den GWÖ-Kriterien gestellt. die Person, sondern das Konzept. Der
 nes vorgegebenen detaillierten Fra- Schweizer Ökonom und Professor für

 &
 genkatalogs, welchen Stellenwert die Volkswirtschaftslehre Mathias Binswan-
 vier Werte Menschenwürde, Solidarität ger hält es beispielsweise kaum für mög-
 und Gerechtigkeit, ökologische Nach- lich, dass die Gemeinwohl-Ökonomie
 haltigkeit sowie Transparenz und Mit- über ein Nischen-Dasein hinaus kom-
 entscheidung jeweils in den fünf Berei- men könne. Ab einem gewissen Punkt
 chen Lieferant:innen, Eigentümer:innen müssten nämlich Handelsschranken die
 und Finanzpartner:innen, Mitarbeiten- internationale Konkurrenz einschränken,
 de, Kund:innen und Mitunternehmen Pro und Contra um Gemeinwohl-Unternehmen und ihre
 sowie gesellschaftliches Umfeld ein- Gemeinwohl-Ökonomie Produkte zu schützen. Ein Wirtschaften,
 nehmen. Heraus kommt eine Selbstein- das nicht mehr wachstumsorientiert sei,
 schätzung in Form eines Berichts, der Als Initiator der Gemeinwohl-Bilanz gilt wäre mit so großen Umstrukturierun-
G E M E I N WO H L

 dann entweder von geschulten Audi- der Österreicher Christian Felber. Der gen, Veränderungen und Wohlstands-
 tor:innen oder im Peer-Review geprüft 49-Jährige ist kein studierter Ökonom, einbußen verbunden, so Binswanger im
 wird. Diese Evaluation gibt nicht nur sondern eher das, was man eine schillern- Deutschlandfunk, »dass kaum jemand
 Hinweise auf Verbesserungsmöglichkei- de Persönlichkeit nennt: Nach einem Ma- bereit wäre, das heute wirklich zu tun«.
 ten, sondern bewertet auch: Innerhalb gisterabschluss in romanischer Philologie Andere wiederum finden schon den Be-
 der Matrix mit 20 Feldern (vier Werte x im Jahr 1996 arbeitete er als freier Pub- griff »Gemeinwohl« problematisch: Er
 fünf Bereiche) werden Punkte verteilt – lizist, schrieb Kommentare und Gedichte. ignoriere, dass es in der Gesellschaft un-
 maximal 50 Pluspunkte pro Feld, ins- Im Jahr 2000 war er einer der Mitbegrün- terschiedliche und auch widersprüchliche
 gesamt also höchstens 1.000 Punkte. der der globalisierungskritischen Bewe- Interessen gebe. Bestimmte Werte wür-
 »Wer exakt die gesetzlichen Mindestan- gung Attac in Österreich. 2010 erschien den einfach für allgemeinverbindlich er-
 forderungen erfüllt, erreicht null Punk- sein Buch »Gemeinwohl-Ökonomie«, in klärt, kritisiert Dirk Löhr, Professor für
 te. Alles zwischen 350 und 550 Punkte dem er das alternative Wirtschaftsmo- Steuerlehre und Ökologische Ökonomik
 liegt im guten Mittelfeld, 750 Punk- dell ausführlich vorstellte. Felber widmet an der Hochschule Trier.
 te sind schon ein Spitzenwert«, erklärt
 Wilfried Knorr vom Verein Gemeinwohl-
 Ökonomie. Das sogenannte Testat, das

 c ntra
 zeigt, wie die Unternehmen oder Or-
 ganisationen bei der Punktebewertung
 abgeschnitten haben, wird ebenso öf-
 fentlich gemacht wie die ausführliche
 Gemeinwohl-Bilanz selbst. Theoretisch

 22
u c h e n s i e u ns
 B es o M essen!
 au f d e n B i
 S A18
 tand 14 -
 ü s s e ld o r f
 D
 ip z ig S t a n d 5 - F39
 L e

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 das ist doch
 bio-logisch!
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 90 % Regenbewässerung.

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Z U M WO H L E D E R A L LG E M E I N H E I T

 »Klare Verbesserungen machbar« Kriterien weiterentwickeln

 Gleichwohl gibt es gerade in der Bio- Bei aller Begeisterung sehen auch Bio-
 Branche viele Unternehmen, die Ge- Unternehmen an einigen Punkten Dis-
 meinwohl-Ökonomie-Mitglieder sind kussionsbedarf, wenn es um Bilanzie-
 und sich der Aufgabe widmen, die zeit- rung geht. Ob es immer sinnvoll sei,
 aufwendige Bilanz zu erstellen. Dazu an Unternehmen unterschiedlichster
 gehören kleinere Bio-Läden, -Höfe, Größe die selben Kriterien anzulegen,
 -Gärtnereien ebenso wie Gemüsekisten- stellt etwa Jannis Meseke von Voelkel
 Anbieter, produzierende Firmen und zur Diskussion: »Bei der innerbetrieb­
 Großhandel. »Es ist ein lohnenswerter lichen Mitentscheidung und Transparenz
 Perspektivwechsel«, findet Jannis Me- macht es doch einen Unterschied, ob es
 seke von Voelkel. Auch beim Naturkost- drei oder 350 Mitarbeitende gibt.« Ka-
Ö KO N O M I E

 Großhandel Bodan betont Annika Wolt- tharina Gerull von Ökofrost kritisiert die
 jen, wie tief und erhellend der durch die »Standardisierungs-Auswüchse« der
 Gemeinwohl-Ökonomie ermöglichte bessern und so in Richtung Klimaneut- aktuellen, weiterentwickelten Bewer-
 Blick ins Unternehmen sei. Andere, wie ralität ein gutes Stück voranzukommen. tungs-Matrix: »Wir haben in den ver-
 Sonnentor oder Ökofrost, schätzen die Das Unternehmen Voelkel, ansässig im gangenen zehn Jahren eine Unterneh-
 Möglichkeit, mit dem Gemeinwohl-Be- Landkreis Lüchow-Dannenberg, verhan- menskultur geschaffen, in der sich die
 richt ihre Bemühungen in Sachen Nach- delt gerade mit Taxi- und Busbetrieben Mitarbeitenden wohlfühlen und die viel
 haltigkeit nicht nur messbar zu machen, über einen Shuttle-Service, um den Mit- Freiraum zu selbstbestimmtem Arbeiten
 sondern auch für alle Interessierten arbeitenden trotz fehlenden ÖPNVs eine und gesunder Entwicklung bietet. Wenn
 transparent darstellen zu können. Alternative zur Anfahrt mit dem eigenen die Punktevergabe in der Bilanz aber
 Auto zu bieten. Bei BODAN in Überlin- hauptsächlich an Größen wie Fluktuati-
 Gemeinwohl-Bilanz stößt gen können sich die Beschäftigten güns- on und Krankenstand festgemacht wird,
 Veränderungen an tig Jobräder leasen. geht sehr viel vom eigentlichen Kern der
 Sache verloren.«
 Dass die Bilanz zwangsläufig auch die Für transparente und
 Defizite aufdeckt, stört hier nieman- glaub­w ürdige Kommunikation Unterstützung aus Politik gefragt
G E M E I N WO H L

 den, sondern wird vielmehr als Ansporn
 für notwendige Veränderungen gese- Natürlich ist das Gemeinwohl-Zertifi- Ob das Konzept der Gemeinwohl-Öko-
 hen. Zwei Jahre lang gilt das Zertifikat, kat auch eine positive Werbung für die nomie mehr werden kann als eine ­weitere
 dann verliert es seine Gültigkeit und eine Unternehmen. Ein Produktlabel würde Zertifizierungsmethode für nachhaltiges
 neue Bilanz wird fällig. »In dieser Zeit- den Endverbraucher:innen das Engage- Wirtschaften, muss sich noch ­zeigen.
 spanne sind klare Verbesserungen in ein- ment für besseres, nachhaltigeres Wirt- ­Johannes Gutmann von Sonnentor fin-
 zelnen Bereichen durchaus machbar«, schaften noch deutlicher machen. »Ein det, dass es nun dringend politische und
 findet Johannes Gutmann, der Gründer solches Siegel ist in der Mache und wir finanzielle Anreize brauche, damit sich
 von Sonnentor. Das österreichische Un- freuen uns sehr drüber«, meint Katha- diese Form des Wirtschaftens gegen
 ternehmen ist seit 2010 dabei und ge- rina Gerull von Ökofrost. Jannis Meseke die alten Strukturen durchsetzen könne.
 hört damit zu den Pionier-Unternehmen von Voelkel hofft, dass das Label auch »Trotzdem warten wir nicht darauf, bis
 der Gemeinwohl-Ökonomie. »Wir hat- dazu beiträgt, die Gemeinwohl-Ökono- die GWÖ Anerkennung von außen findet,
 ten uns beispielsweise vor zwei Jahren mie bekannter zu machen: »Wir müssen sondern wollen heute schon Teil der Lö-
 vorgenommen, durch optimierte Verpa- raus aus der Nische.« sung sein. Da sind wir egoistisch.«
 ckungen 30 Prozent Platz und damit jede
 dritte LKW-Fahrt ein­zusparen. Das hat · B I R G I T S C H U M AC H E R
 auch geklappt.« Bei Voelkel, Bodan und
 Ökofrost hat die Bilanz dazu geführt, sich
 intensiver mit dem eigenen CO -Ausstoß
 Mehr Informati nen zur
 GWÖ auf ecogood.org/de.
 zu beschäftigen, diesen durch Neuinves-
 titionen oder Kompensationen zu ver-

 24
GROSSHANDEL Alte Strukturen für neue Zeiten?

 Alte Strukturen
 für neue Zeiten?

 Der Naturkostgroßhandel ist historisch gewachsen.
 Das erklärt seine Struktur. Es führt aber auch zur Frage,
 ob diese nachhaltig und zukunftsfähig ist.

 Die Antworten darauf fallen unterschiedlich aus.
 Klar ist, dass sich einiges ändern wird.

26
GROSSHANDEL Alte Strukturen für neue Zeiten?

 DER SINN
 DER SACHE.
 Es gehört zu unserer Mission, die alte
 asiatische Kunst der Lebensmittel-Produk-
 tion in die neue Zeit zu bringen. Das ist der
 Urgrund unseres Namens. Und so fertigen

D
 auch heute noch japanische Traditionsun-
 er Großhandel hat die Aufgabe, die Waren der Hersteller ternehmen Produkte wie das Cedarwood
 zu bündeln und an die Einzelhändler zu liefern, möglichst Tamari, Misos und vieles mehr für unsere
 Kunden. So leisten wir einen wichtigen Bei-
effizient und günstig. Den Naturkostgroßhandel beschreibt trag, dass diese Hersteller auch im Zeitalter
das nur zur Hälfte. Denn er bietet seinen Kund:innen über die der Massenproduktion überleben und ihr
 Wissen an die nächste Generation übertra-
Logistik zahlreiche weitere Leistungen, seien es Werbemittel,
 gen können. Es geht also um Sinn statt um
Kühltheken oder eigene Preiseinstiegsmarken. Der Bio-Groß- Masse und Rationalisierung. Dass wir dabei
handel hat Macht. Was er nicht listet, das kommt nicht in die alles daran setzen, faire Preise zu zahlen und
 über Jahrzehnte stabil mit diesen Betrie-
Regale. Und wenn er etwas listet, bestimmt er, zu welchen Kon- ben zusammenzuarbeiten, versteht sich von
ditionen. Mit seinen Aufschlägen macht er die Produkte im Bio- selbst. Ganz bewusst tragen wir so auch den
 Gedanken und die Werte des ökologischen
Fachhandel teurer, verglichen mit den Logistikkosten im kon- Landbaus nach Asien.
ventionellen Einzelhandel. Die Diskussionen darüber und über
 ARCHE ist seit gut zwei Jahren ein Unter-
die Zukunft des Naturkost-Großhandels sind nicht neu. Mit nehmen in Verantwortungseigentum
dem Umsatzeinbruch 2021 dürften sie an Fahrt aufnehmen. nach dem Modell der PURPOSE Stiftung.
 Das bedeutet, dass ARCHE zwar einem Un-
Denn angesichts schrumpfender Marktanteile fragen sich so
 ternehmer „gehört“, dieser sich aber frei-
manche Einzelhändler:innen und herstellende Unternehmen: willig verpflichtet hat, ARCHE nicht zu
»Können wir uns diesen Großhandel noch leisten?« verkaufen, auch nicht an große Finanzin-
 vestoren. Weiterhin verpflichtet er sich,
 das Unternehmen nicht zu vererben und
Historisch gewachsen alle Gewinne in ARCHE zu reinvestieren
 oder sie zu spenden. Dies garantiert die
 PURPOSE Stiftung mit ihrem 1 % Veto-
Um die starke Position des Bio-Großhandels zu verstehen, Anteil als Kontrollinstanz. So bleiben Un-
 abhängigkeit, Werte und Sinn dauerhaft
braucht es einen Blick zurück. So hat die Vielfalt an regiona-
 vor fremden (Kapital-) Einflüssen geschützt.
len Großhandels-Unternehmen ihren Ursprung Ende der 70er- Auch das ist für uns der SINN DER SACHE.
Jahre. Damals dienten einzelne Bio-Läden für ihre Kolleginnen
und Kollegen in der Region als Verteilstellen. Regionale Bio-
Höfe lieferten Gemüse und Getreide und die Laster von Rapun-
zel und C+S brachten Trockenware der ersten Produzent:innen
aus ganz Europa. Aus solchen Keimzellen entstand ein Netz
von Regionalverteilern, später die regionalen Großhandel, die
abgegrenzte Liefergebiete hatten. Diese ursprünglichen Gren- ARCHE Naturprodukte GmbH
 D-40721 Hilden
zen gibt es nicht mehr, Reste davon spiegeln sich immer noch www.arche-naturkueche.de
in den jeweiligen Liefergebieten wieder. 1994 gilt als Geburts- arche_naturkueche

stunde des Verbunds »Die Regionalen«, dem heute 12 Groß-
händler angehören. ARCHE Naturprodukte ist ein sich
 selbst gehörendes Unternehmen
 nach dem Modell der PURPOSE Stiftung.
 A new economy is possible.
 https://purpose-economy.org
B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 2 27
GROSSHANDEL Alte Strukturen für neue Zeiten?

 Leistungen vs. Kosten

 Doch die Leistungen des Großhandels
 haben ihren Preis und über den wurde von
 Anfang an debattiert. Die G
 ­ roßhandelsspanne
 liegt in den veröffentlichten Bilanzen zwischen
Im Gegensatz zu den regionalen Verteilern begann Thomas 18 und 23 Prozent. Zum Vergleich: Vollsortiments-
Greim zwar regional, indem er Demeter-Milchprodukte aus Großhandel im konventionellen Lebensmittelhandel
dem Chiemgau ins nahe München lieferte. Doch schnell wurde kommen laut einem Branchenreport der VR-Bankengruppe
er der Demeter-Lieferant der damaligen Bio-Szene und etab- von 2017 mit 14 Prozent Spanne aus. Im filialisierten LEH
lierte Dennree als bundesweiten Großhandel. Weiling entstand mit seinen Zentrallagern liegen die Logistikkosten laut ei-
aus einem Versandhandel mit Bio-Laden, der sich allmählich ner Studie des EHI Retail Institute von 2016 im Schnitt bei
zu einem Großhandel für den Westen und Norden der Repub- etwa 8,5 Prozent des Nettoumsatzes. Klar, solche Quo-
lik entwickelte. Später kamen Läden aus dem Süden dazu und ten lassen sich nur mit Menge und großen Stukturen erzie-
mit der Eröffnung des zweiten Zentrallagers bei Ulm 2010 eta- len. Ein Naturkostgroßhandel, der mit einem LKW Rollis in
blierte sich das Unternehmen als zweiter bundesweiter Player. ein Dutzend weit verstreuter kleiner Läden fährt, kann das
Biogarten entstand 1980 aus der Insolvenzmasse des Münch- nicht schaffen. Zu den höheren Logistikkosten kommen die
ner Naturkostgroßhandels Bio-Depot. Das Unternehmen ver- anderen Dienstleistungen hinzu. Doch viele Bio-Filialisten
legte später seinen Sitz in den Norden und konzentrierte sich nehmen diese gar nicht in Anspruch. Sie brauchen oft nur
auf Naturkosmetik und das Trockensortiment, die ebenfalls die Logistik und wollen auch nur für diese bezahlen. In der
bundesweit ausgeliefert werden. Neben dem Naturkostgroß- Praxis passiert dies bei Verpackungsmitteln oder Werbe-
handel gibt es noch eine Reihe von Spezial-Großhandeln, die materialien, die extra bestellt und abgerechnet werden. Bei
Teilsortimente bundesweit oder regional handeln und auch Bio- anderen Leistungen wie Fortbildungen, dem Herausstellen
Läden bedienen. samenfester und alter Sorten oder der Ladenberatung geht
 zumindest ein Teil der Kosten in die allgemeine Kalkulation
Beitrag zur Professionalisierung der Branche ein. Aus Sicht kleiner Läden bedeutet eine getrennte Fak-
 turierung der Leistungen eine Entsolidarisierung: Die bran-
In den 80er Jahren versuchte der Großhandel, kaufmännische cheninternen Großen können sich auf die Logistikkosten be-
Defizite der meist von idealistisch denkenden Menschen ge- schränken und dadurch ihre Produkte günstiger anbieten.
gründeten Bio-Läden zu beheben. Er bot Fortbildungen an und Für die inhaber:innengeführten Läden würden die zusätz-
half bei der Ladenplanung. In den 90er Jahren kam das Ver- lichen Leistungen des Großhandels teurer. Ein Beispiel für
bundmarketing hinzu, damals unter den Namen Naturing und die reine Logistik ist die Frische-Belieferung der Alnatura-
NIEB, heute sind es Biomarkt (Dennree), bioladen* (Weiling) Märkte durch die in der AG Wert zusammengeschlossenen
und [ECHT BIO.] (Die Regionalen). »Die Großhändler haben den regionalen Großhändler. Die Debatte um Leistungen und
größten Anteil an der Professionalisierung des Naturkostfach- ihre Kosten ist eng verknüpft mit der Rolle des Fachhan-
handels. Sie haben die Branche aufgeweckt«, findet Branchen- dels angesichts schrumpfender Marktanteile am gesamten
berater Klaus Braun. Inzwischen bieten die Großhändler ihren Bio-Kuchen und einem LEH, der sich immer selbstbewusster
Kunden einen ganzen Katalog an Leistungen: So finan­zieren als Bio-Händler präsentiert. Drei Entwicklungen im Groß-
sie zum Beispiel Erstausstattungen, bieten Category Manage- handel geben darauf unterschiedliche Antworten: Der Bio-
ment, organisieren Angebotsaktionen und stellen POS-Mate- markt-Verbund, die Gründung von KorBio und das Partner-
rial zur Verfügung. konzept von Alnatura.

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