PERSPEKTIVEN - Ausgabe 01-02/2022 - Der Zweimonatsausblick der ICM InvestmentBank AG

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PERSPEKTIVEN - Ausgabe 01-02/2022 - Der Zweimonatsausblick der ICM InvestmentBank AG
PERSPEKTIVEN
Der Zweimonatsausblick der ICM InvestmentBank AG

Ausgabe 01-02/2022
PERSPEKTIVEN - Ausgabe 01-02/2022 - Der Zweimonatsausblick der ICM InvestmentBank AG
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Lieber Leser/-in,
„Bleiben Sie zuversichtlich!“ So verabschiedet sich seit Beginn der                                   Zum einen wurde der Absturz durch den Ukraine-Russland-Konflikt
Pandemie Ingo Zamperoni, Moderator bei den Tagesthemen im                                             befördert, zum anderen muss man konstatieren, dass die hohe Infla-
Fernsehsender ARD1 von den Zuschauerinnen und Zuschauern.                                             tionsrate und der angespannte Arbeitsmarkt gerade in den Vereinig-
Diese Aufforderung dehnen wir aktuell auch auf die internationalen                                    ten Staaten eine weiter expansive Geldpolitik nicht mehr zulassen.
Kapitalmärkte aus, die bislang einen der schlechtesten Jahresstarts
hingelegt haben.                                                                                      Der daraufhin schnelle Anstieg der Anleiherenditen hatte dann vor
                                                                                                      allem zinssensitive Sektoren wie Immobilienaktien und Technologie-
                                                                                                      titel getroffen. Wie nach Lehrbuch schnitten bislang Value-Titel bes-
                                                                                                      ser ab als Wachstumswerte. Die nebenstehende Grafik zeigt auch,
                                                                                                      dass die Börsen, die 2021 die höchsten Renditen erzielten, nun seit
2022 als Spiegel von 2021?                                                             Grafik 1       Jahresanfang die größten Verluste erlitten haben. Dabei haben Trans-
                                                                                                      aktionen rund um den Optionsauslauf am 21. Januar noch Öl ins
                                                                                                      Feuer gegossen. Völlig außer Acht gelassen wurde dabei aber das ge-
                                                                                                      sunde wirtschaftliche Umfeld, das steigende Unternehmensgewin-
                                                                                                      ne generell stützt. Zudem liegen die Prognosen der Analysten für die
                                                                                                      laufende Berichtssaison über das vierte Quartal 2021 relativ niedrig
                                                                                                      und müssten mehrheitlich übertroffen werden können. Auch der
                                                                                                      überbordende Anstieg der Inflationsrate wird schon im ersten Halb-
                                                                                                      jahr der Vergangenheit angehören. Dieser Mix sollte höhere Aktien-
                                                                                                      kurse trotz restriktiverer Maßnahmen der Notenbanken auf jeden
                                                                                                      Fall rechtfertigen.

                                                                                                      Herzlichst,
                                                                                                      Ihr

                                                                                                      Norbert Hagen

1) Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland.

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PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Die Fed beginnt.
Seit der FOMC-Sitzung am 15. Dezember 2021 haben die Fed-Ver-               Hohe Inflationserwartungen =                              Grafik 2

treter ihre Haltung als Reaktion auf den erneuten Anstieg der Inflati-      mehr Zinsschritte
on und der Anspannung auf dem Arbeitsmarkt verschärft. Nach un-
serer Einschätzung tendieren alle Präsidenten der regionalen Noten-
banken, die 2022 stimmberechtigt sind, zu einer ersten Anhebung
des Leitzinses um 0,25 % ab März. Neben der Dringlichkeit, die An-
käufe von Vermögenswerten zu beenden und aus der Nullzinspolitik
auszusteigen, scheint die Fed ebenso sehr daran interessiert zu sein,
mit dem Abbau ihrer Anleihebestände zu beginnen. Um dies zu er-
reichen, wird die Fed ihre Wertpapiere nicht vollständig verkaufen,
sondern eine Obergrenze für die Reinvestition in fällige Vermögens-
werte festlegen. Es ist wahrscheinlich, dass der Pfad für Leitzinserhö-
hungen nun steiler ist als im Dezember 2021. Die Märkte haben ihre
Erwartungen hinsichtlich einer Zinsstraffung erhöht und rechnen
nun mit mindestens vier Zinserhöhungen um je 25 Basispunkte im
Jahr 2022.

Die eigentliche Überraschung bestand aber in der Entwicklung der
Inflationserwartungen. Der drastische Rückgang der marktbasierten
Messgrößen für die Inflationserwartungen deutet darauf hin, dass
die Anleger ihre langfristigen Inflationserwartungen nach dem rest-
riktiven Schwenk der Fed Ende 2021 nach unten korrigiert haben.
Diese Dynamik zeigt, dass es der Fed gelingt, die langfristigen Inflati-
onserwartungen zu verankern. Dies ist wichtig, denn solange die
Glaubwürdigkeit der Fed intakt ist, d. h. die Marktteilnehmer davon
ausgehen, dass sie in der Lage sein wird, ihr Inflationsmandat zu er-
füllen, besteht für die Fed möglicherweise keine Notwendigkeit, die
akkommodierende Politik schneller als von den Anlegern bereits er-
wartet zu beenden und so negative Effekte zu vermeiden.

Der nächste Test für die Glaubwürdigkeit der Fed wird möglicher-
weise nicht mehr in diesem Jahr stattfinden. In den kommenden 12
Monaten wird sich die Inflation wieder abschwächen, da sich das
Konsumverhalten normalisiert und die Lieferketten wiederherge-
stellt werden. Dies sollte Verbrauchern, Unternehmen und Markt-
teilnehmern die Gewissheit geben, dass die Inflation unter Kontrolle       So bleibt es bei der „goldenen Regel“ bei Aktien optimistisch zu blei-
kommt. Abgeleitet hiervon sollte daher die Rendite 10-jähriger             ben, solange keine Rezession vor der Tür steht. Dieser Rahmen ist für
US-Staatsanleihen das Jahr bei etwa 2,25 % beenden. Diese Entwick-         die Bewertung des aktuellen Umfelds sehr aufschlussreich. Die Frage,
lung der Treasury-Renditen dürfte es den Aktien ermöglichen, posi-         die sich den Anlegern stellt, ist, ob sich der derzeitige Ausverkauf an
tive Renditen zu erzielen. Und was für die USA gilt, gilt für den Rest     den Aktienmärkten irgendwann umkehren wird oder ob er weitere
der Welt gleichermaßen.                                                    deutliche Rückgänge ankündigt. Einige der zuverlässigen Frühindika-
                                                                           toren für eine Rezession deuten darauf hin, dass es sich um das erste,
                                                                           harmlosere Szenario handelt.

                                                                                                                                                 3
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Obwohl die jährliche Veränderung des vorlaufenden Wirtschaftsin-          Schwarzer Schwan Nr. 1: Ausbruch großer sozialer Unruhen
dikators (LEI) des Conference Board seinen Höchststand erreicht           in China
hat, bleibt er extrem hoch und liegt deutlich über dem Niveau, das        Die Finanzprobleme Chinas sind in diesem Jahr ein Hauptrisiko für
er in der Vergangenheit im Vorfeld von Rezessionen hatte. Ein weite-      Anleger. Sie sind eher als „Graues Nashorn“, denn als „Schwarzer
rer zuverlässiger Rezessionsindikator ist die Ausrichtung der Rendite-    Schwan“ einzustufen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich die
kurve, definiert als Differenz zwischen der Rendite 10-jähriger Staats-   Probleme im chinesischen Finanz- und Immobiliensektor im Jahr
anleihen und dem 3-Monats-Satz. In der Vergangenheit war eine             2022 negativ auf die chinesischen und globalen Finanzmärkte aus-
umgekehrte Renditekurve - wenn der 3-Monats-Satz über dem                 wirken werden. Was die Anleger derzeit nicht erwarten, ist ein Aus-
10-Jahres-Satz liegt - ein Vorbote einer Rezession. Heute flacht sich     bruch sozialer Unruhen in China, der den zwanzigsten nationalen
die Renditekurve zwar ab, ist aber immer noch positiv geneigt. Das        Parteikongress im Herbst stört und die offizielle Darstellung der
Risiko einer Rezession in den nächsten drei bis sechs Monaten liegt       Kommunistischen Partei in Frage stellt, dass sie die Pandemie und
bei unter 1 %. Das ist weit entfernt von dem Wert von über 20 %, der      den zugrunde liegenden wirtschaftlichen Übergang reibungslos
normalerweise eine Rezession anzeigt.                                     ­bewältigt.

Zugegebenermaßen befinden wir uns in einer weniger lukrativen             Soziale Unruhen sind angesichts der neuen Inflationswelle ein großes
Phase für Aktien als zu Beginn der Pandemie, dennoch rechnen wir          Risiko in der ganzen Welt. Die meisten Demokratien haben seit Be-
in den nächsten 12 Monaten mit steigenden Aktienkursen.                   ginn der Pandemie bereits in den Regierungen gewechselt und ihre
                                                                          politischen Systeme adjustiert, doch die großen Schwellenländer -
Welche negativen Überraschungen sind nicht einge-                         Russland, Indien, die Türkei und Brasilien - haben dies nicht getan. In
preist?                                                                   diesen Ländern haben sowohl die politischen Führer, als auch die Re-
Der ehemalige Optionshändler Nassim Nicholas Taleb veröffent­             gierungsparteien stark an Rückhalt in der Bevölkerung verloren.
lichte 2007 sein Buch über die Macht höchst unwahrscheinlicher
­Ereignisse, die er „Black Swan“ nannte, und deren extremen Aus­          In China gibt es kaum Meinungsumfragen, die Befragten können
 wirkungen.                                                               nicht offen sprechen. Es ist möglich, dass die Unterstützung für die
                                                                          Regierung zugenommen hat, weil sie die Zahl der Todesfälle durch
Wir haben nachfolgend einige schwarze Schwäne aufgegriffen.               die Pandemie heruntergespielt hat. Es ist aber auch möglich, dass

              Krisenherde und ihr möglicher ökonomischer Einfluss                                                           Grafik 3

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dies nicht der Fall ist. Die Politik Pekings hat sich in den letzten Jah-    Warum sollten die Demonstranten ihren Hals riskieren, wenn sie
ren negativ auf die Wirtschaftselite des Landes und die Außenbezie-          wissen, dass die Kommunistische Partei auf jedes Anzeichen von
hungen ausgewirkt. Es gibt unzufriedene Fraktionen in China, ob-             ­Instabilität während der politischen Umbildung durch Präsident Xi
wohl die derzeitige Regierung die wichtigsten Machtorgane fest im             Jinping heftig reagieren wird?
Griff hat. Da Präsident Xi in diesem Herbst versucht, seine persönli-
che Herrschaft zu festigen und China auf den Weg der Autokratie zu
                                                                                   Arbeitslosenquote in China                            Grafik 4
schicken, der sich unter dem Vorsitzenden Mao Zedong als katast-
rophal erwiesen hat, ist es möglich, dass er auf überraschenden Wi-
derstand stoßen wird. Chinas Wirtschaftswachstum verlangsamt
sich und lag Ende letzten Jahres bei 4,0 % im Vergleich zum Vorquar-
tal. Die Behörden lockern zwar ihre Politik, um den Aufschwung zu
sichern, aber es besteht die Gefahr, dass die Unterstützung nicht
ausreicht. Die Stimmung im privaten Sektor wird sich weiterhin eint-
rüben, was sich in der schwachen Geldumlaufgeschwindigkeit und
der geringen Ausgabenbereitschaft von Unternehmen und Haushal-
ten widerspiegelt. Die Regierung wird im Vorfeld der politischen
Umbildung weiterhin repressiv vorgehen. Zumindest in der ersten
Jahreshälfte wird die Wirtschaft unruhig bleiben. Strukturell ist Chi-
na reif für soziale Unruhen. Das Land leidet unter großer Einkom-
mensungleichheit und geringer sozialer Mobilität, vergleichbar mit
den USA und Brasilien, die beide mit politischen Umwälzungen zu
kämpfen haben. Darüber hinaus hält Covid-19 China im Würgegriff.
Diese „Null-Covid“-Politik minimiert die Zahl der Todesfälle, unter-
drückt aber die Wirtschaftstätigkeit. Die strenge Politik hat auch
dazu geführt, dass die Bevölkerung nur über eine sehr geringe natür-
liche Immunität verfügt, und die neue Omicron-Variante ist noch
ansteckender als andere Varianten. Daher ist es sehr wahrscheinlich,
dass das Regime die Maßnahmen verdoppeln wird, um einen explo-               Es stimmt, dass Festlandchinesen nicht zu politischem Aktivismus
siven Ausbruch zu verhindern. Der Dienstleistungssektor der Wirt-            neigen, wie er in den letzten Jahren bei Protesten in Hongkong auff-
schaft wird weiter leiden, wenn die strengen Abriegelungen auf-              lammte. Auch der Polizeistaat wird schnell handeln, um jegliche
rechterhalten werden, was die finanziellen Schwierigkeiten der Haus-         ­Unruhen zu unterdrücken.
halte und Unternehmen noch verschärft. In anderen Ländern der
Welt haben Regierungsbeschlüsse zur Wiedereinführung von Aus-                Doch der gesamte Fokus der Regierung Xi Jinping liegt seit 2012 auf
gangssperren bereits Unruhen ausgelöst. Chinas „Elendsindex“ (Ar-            der Wiederherstellung der politischen Legitimität und der Verhinde-
beitslosigkeit plus Inflation) steigt drastisch an. Zwar ist das Elend an-   rung von Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Xi ist hart gegen Kor-
geblich geringer als in anderen Schwellenländern, doch sind die chi-         ruption, Umweltverschmutzung, Wohnungspreise und Bildungs­
nesischen Arbeitslosenzahlen bekanntermaßen unzuverlässig. Wenn              preise vorgegangen und hat seine Agenda „Gemeinsamer Wohl-
wir ein Worst-Case-Szenario annehmen und die Jugendarbeitslosig-             stand“ angekündigt, um die unteren und mittleren Bevölkerungs-
keit und die Kraftstoffpreise betrachten, ist das Elend noch viel grö-       schichten zu beschwichtigen. Das Regime ist auch hart gegen die
ßer. Die Jugendlichen, die es am schwersten haben, einen Arbeits-            Medien, die sozialen Medien, die Zivilgesellschaft und ideologische
platz zu finden, sind auch am ehesten bereit zu protestieren, wenn           Meinungsverschiedenheiten vorgegangen, um zu verhindern, dass
die Bedingungen unerträglich werden (Schaubild 6). Wenn sich die             die politische Opposition Fuß fasst. Wäre die Regierung nicht um
sozialen Unruhen auf die Studenten beschränken, werden sie natür-            die soziale Instabilität besorgt, hätte sie diese Maßnahmen nicht
lich von der breiten Bevölkerung nicht unterstützt. Der Grund für            ­ergriffen. Krankheiten, die oft mit Hungersnöten oder Unruhen
die Besorgnis der chinesischen Behörden ist jedoch die Inflation und          ­einhergehen, haben beim Sturz von sechs von zehn Dynastien eine
nicht der Aktivismus der Jugend, denn die Inflation ist ein allgemei-          Rolle gespielt, so dass Peking die Risiken nicht auf die leichte Schulter
nes Problem, das sowohl die Arbeiter als auch die Studenten betrifft.          nehmen wird.

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Schwarzer Schwan Nr. 2: Russland ­besetzt die Rest-Ukraine.                als auch geopolitisch nach hinten losging. Russland würde einen
Die Beziehungen zwischen den USA und Russland stehen kurz vor              enormen Aufwand an Blut und Schätzen betreiben, der in keinem
dem völligen Zusammenbruch, und russische Aktien haben ent-                Verhältnis zu seinem Ziel steht, das Potenzial der Ukraine zu neutra-
sprechend unseren rückläufigen Empfehlungen in den Berichten der           lisieren, ein westlicher Verteidigungsbündnispartner und Standort
letzten zwei Jahre abverkauft. Russlands Drohung mit einer erneu-          für eine „militärische Infrastruktur“ zu werden.
ten Invasion in der Ukraine ist glaubwürdig. Nach den jüngsten Äu-
ßerungen des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz zu urteilen,             Eine Teilinvasion hat jedoch auch Nachteile. Der Rest des ukraini-
sind die westlichen Staaten immer noch unentschlossen, was die             schen Staates wäre geeint und mobilisiert, fähig, sich in die westliche
Gegendrohung von Wirtschaftssanktionen angeht, und keiner be-              Welt zu integrieren, und bereit, einen permanenten Aufstand gegen
hauptet, dass er zur Verteidigung der Ukraine in den Krieg ziehen          die russischen Truppen in der Ostukraine zu unterstützen. Russland
würde.                                                                     verfügt über Streitkräfte in Weißrussland, auf der Krim und am
                                                                           Schwarzen Meer sowie an der Ostgrenze der Ukraine, was die Be-
Russland ist bestrebt, die drohende militärische und wirtschaftliche       fürchtung aufkommen lässt, dass Russland eine Invasion des gesam-
Integration der Ukraine in den Westen zu verhindern. Die USA und           ten Landes in drei Richtungen versuchen könnte. Kurzum, es ist
das Vereinigte Königreich beliefern die Ukraine mit Verteidigungs-         denkbar, dass die russische Führung den sowjetischen Fehler begeht,
waffen, obwohl Russland sie ausdrücklich auffordert, dies einzustel-       bei den militärischen Zielen zu weit zu gehen, oder dass sich ein
len. Präsident Putin könnte kurzfristigen wirtschaftlichen Schmerz         Krieg in der Ostukraine ungewollt auf den Westen ausweitet. Sollte
dem langfristigen Sicherheitsgewinn vorziehen. Wenn Russland ein-          Russland versuchen, die gesamte Ukraine zu erobern, wären die glo-
marschiert, so die einhellige Meinung, wird es eine begrenzte Invasion     balen Auswirkungen enorm. Zum ersten Mal seit dem Zweiten
durchführen. Was aber, wenn Russland in der gesamten Ukraine ein-          Weltkrieg würde ein Krieg dieser Größenordnung auf dem europäi-
marschiert? Um es klar zu sagen: Eine vollständige Invasion ist un-        schen Kontinent Regierungen und Bevölkerungen bis in die Kno-
wahrscheinlich, weil sie für Russland viel schwieriger und kostspieliger   chen erschüttern. Die Grenzen zu Polen, Rumänien, den baltischen
wäre. Sie würde Putins Strategie des kalkulierten Risikos und des be-      Staaten, der Slowakei, Ungarn, Finnland und dem Schwarzmeer-
grenzten Konflikts zuwiderlaufen.                                          raum würden militarisiert werden. Die Maßnahmen der NATO zur
                                                                           Sicherung ihrer Mitglieder und zur Verstärkung ihrer Grenzen wür-
Die Tabelle vergleicht die Größe und Stärke Russlands und der Uk-          den die Spannungen mit Russland verschärfen und die Angst vor ei-
raine mit einem Vergleich zwischen den USA und dem Irak im Jahr            nem größeren Krieg schüren. Die Handelsströme würden zerstört,
2002. Dies ist kein schlechter Vergleich, wenn man bedenkt, dass die       was selbst neutrale Staaten, auch im Schwarzmeerraum, in Mitlei-
Landfläche und das aktive Militärpersonal der Ukraine und Iraks ver-       denschaft ziehen würde. Die Energieversorgung würde sich weiter
gleichbar sind. Russland hätte eine viel größere Herausforderung zu        verknappen und Russland und wahrscheinlich auch Europa in eine
bewältigen als die USA. Die ukrainische Bevölkerung im Haupter-            Rezession stürzen. Die Beeinträchtigung des Geschäfts- und Reise-
werbsalter ist 2,5 Mal so groß wie die des Irak im Jahr 2002, und die      verkehrs in Osteuropa wäre tiefgreifend und dauerhaft, nicht nur
Militärausgaben sind dreimal so hoch. Das BIP und die Militärausga-        aufgrund der Sanktionen, sondern auch aufgrund einer tiefgreifen-
ben der USA waren 150- bzw. 250-mal größer als das des Irak, wäh-          den Risikoscheu, die ausländische Investoren in der ehemaligen Sow-
rend das BIP und die Militärausgaben Russlands etwa zehnmal grö-           jetunion und dem ehemaligen Warschauer Pakt treffen würde.
ßer sind als die der Ukraine heute. Der Irak war für die nationale Si-     Deutschland wäre gezwungen, seine Unentschlossenheit aufzuge-
cherheit der USA nicht lebenswichtig, während die Ukraine für              ben, da es von den USA und dem übrigen Europa unter Druck ge-
Russland lebenswichtig ist; für Russland steht mehr auf dem Spiel          setzt würde, angesichts einer solchen Aggression den Schulterschluss
und es ist bereit, größere Risiken einzugehen. Aber die Ukraine ist in     zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Finnland und Schweden der
einer besseren Verfassung, um der russischen Besatzung zu wider-           NATO beitreten, würde erheblich steigen, was die Sicherheitsbeden-
stehen, als es der Irak war, um der amerikanischen zu widerstehen.         ken Russlands noch verstärken würde. Russland würde drastische
Der Punkt ist, dass die US-Invasion zunächst reibungslos verlief, sich     Handelseinbußen erleiden, was zu einer Rezession führen würde, und
dann in den Aufständen verzettelte und schließlich sowohl politisch        der Zusammenbruch seiner Währung würde die Inflation anheizen.

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PERSPEKTIVEN - Ausgabe 01-02/2022 - Der Zweimonatsausblick der ICM InvestmentBank AG
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

                        Russland-Ukraine Konflikt im Vergleich zum Irak-Krieg                                 Grafik 5

Letztlich wären die Folgen für das Putin-Regime und Russland auf-         Eine umfassende Invasion der gesamten Ukraine ist höchst unwahr-
grund der Rezession und der internationalen Isolation negativ. Kurz-      scheinlich, da sie für Russland militärisch, wirtschaftlich und poli-
fristig würde sich die russische Bevölkerung jedoch hinter der Flagge     tisch sehr kostspielig wäre. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch nicht
versammeln und einen Krieg unterstützen, der die NATO daran hin-          gleich null, zumal eine partielle erneute Invasion zu einem größeren
dern soll, Raketen vor ihrer Haustür zu stationieren. Und ihre Isolati-   Krieg führen könnte. Während die weltweiten Anleger auf einen be-
on wäre nicht vollständig, da sie ihre Beziehungen zu China verstär-      grenzten Krieg in der Ostukraine mit einer moderaten Risikoredu-
ken und den Handel über Stellvertreterstaaten in der ehemaligen           zierung reagieren würden, würde ein umfassender Krieg eine massi-
Sowjetunion abwickeln würden.                                             ve weltweite Flucht in Sicherheit auslösen, da er die gesamte Frie-
                                                                          densordnung in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg in Frage stellen
                                                                          würde.

                                                                                                                                             7
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Schwarzer Schwan Nr. 3: Cyberangriffe greifen auf die reale                Israel und die USA haben bereits Cyberfähigkeiten eingesetzt, um
Welt über.                                                                 den Iran anzugreifen und sein Atomprogramm zu stoppen. Diese
Die Anleger sind sich der Risiken der Cybersicherheit sehr bewusst -       Fähigkeiten werden notwendig sein, wenn der Iran sich der Brea-
sie nehmen einen respektablen, wenn auch nicht beherrschenden              kout-Kapazität nähert. Dennoch könnte der Iran Vergeltungsmaß-
Platz in der Rangliste der wahrscheinlichen Krisenereignisse ein. Da-      nahmen ergreifen, die zu einer Unterbrechung der Öllieferungen
her hatten wir in früheren Ausgaben der Publikation dieses Thema           führen.
bereits beleuchtet. Unsere Sorge ist, dass ein Cyberangriff auf die re-
ale Welt übergreifen und kritische Infrastrukturen und Lieferketten        Nordkorea hat im September letzten Jahres einen neuen Zyklus von
beeinträchtigen und/oder militärische Vergeltungsmaßnahmen aus-            Provokationen begonnen und in den letzten vier Monaten seine Ra-
lösen könnte.                                                              ketentests beschleunigt, und es ist unzufrieden mit den unvollende-
                                                                           ten diplomatischen Bemühungen der Trump-Regierung. Im Zuge
Russische Angriffe auf kritische US-Infrastrukturen durch Ransom-          der letzten globalen Krise im Jahr 2010 führte Nordkorea mehrere
ware-Banden legten 2021 eine US-Kraftstoffpipeline, eine Fleischfa-        militärische Angriffe gegen Südkorea durch. Südkorea könnte auf-
brik und andere kritische Infrastrukturen lahm. Seitdem haben die          grund der Präsidentschaftswahlen im Mai verwundbar sein. Die
beiden Länder Verhandlungen über Cybersicherheit geführt. Das              Halbleiter- oder Elektroniklieferkette könnte hier wie auch in Taiwan
russische Föderale Sicherheitsbüro ist gegen eine der bekanntesten         unterbrochen werden.
Banden, REvil, vorgegangen - ein Zeichen dafür, dass die USA und
Russland trotz der Auseinandersetzung um die Ukraine weiter ver-
handeln.                                                                         Cybersecurity immer wichtiger                    Grafik 6

Eine erneute Invasion in der Ukraine würde jedoch jede Hoffnung
auf eine Zusammenarbeit im Cyberbereich oder anderswo zunichte-
machen. Russland setzt bereits Cyberangriffe gegen die Ukraine ein,
und diese Aktivitäten könnten sich auf die Partner der Ukraine aus-
dehnen, wenn sich der militärische Konflikt ausweitet. Sollten die
USA und die EU umfassende Sanktionen verhängen, die der russi-
schen Wirtschaft schaden, könnte Russland Vergeltung üben, und
zwar nicht nur durch eine Verknappung der Energieversorgung, son-
dern auch durch Cyberangriffe. Alle NATO-Partner und Verbünde-
ten wären verwundbar, auch wenn einige Staaten schneller reagieren
werden als andere. Eine Einmischung in die französischen Wahlen
zum Beispiel wäre ein Brandbeschleuniger.

Die Schlüsselfrage lautet: Wenn Russland die NATO-Staaten mit
schädlichen Cyberangriffen angreift, wann würde dann Artikel V, die
Klausel zur gegenseitigen Verteidigung, ausgelöst? Es gibt keine fest-
gelegten Verhaltensregeln oder rote Linien im Cyberspace, so dass
die Welt die Grenzen der einzelnen Nationen durch Konfrontation
und Vergeltung kennen lernen muss.

Ähnliche Cyber-Risiken könnten sich aus anderen Konflikten erge-           Leider gibt es keinen Verhaltenskodex für den Cyberspace. Da die
ben. So ist China wahrscheinlich nicht bereit, in Taiwan einzumar-         geopolitischen Spannungen zunehmen und die Nationen die Gren-
schieren, aber es hat ein Interesse daran, der Insel im Vorfeld der Zwi-   zen ihrer Cyberfähigkeiten austesten, besteht die Gefahr, dass kriti-
schenwahlen im Herbst wirtschaftliche Kosten aufzuerlegen.                 sche Infrastrukturen beeinträchtigt werden. Dies könnte zu einer
Taiwans entscheidende Rolle in der Halbleiterlieferkette bedeutet,         Verschärfung von Lieferkettenproblemen führen oder kinetische Re-
dass eine Unterbrechung der Produktion weltweite Auswirkungen              aktionen der Opferstaaten hervorrufen.
hätte.

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Asset Allokation
Als die Januar-Allokation am 04.01. auf dem Tisch   BCA Research Macro Quant, Stand 1. 2. 2022                                  Grafik 7

lag, war die Welt an den Börsen noch von Opti-
mismus geprägt. Tags zuvor hatte der S+P 500 In-
dex die Marke von 4.800 Punkten und damit ein
neues Allzeithoch erreicht. Die Übergewichtung
der US-Aktien war seit Anfang Dezember von
46,7 % auf 46,2 % leicht gesunken. Erhöht wurden
Positionen in Europa inkl. Großbritannien. Insge-
samt stieg der Anteil der Aktien von 66,4 % auf
68,9 % wieder an. Demgegenüber wurde die
Unter­gewichtung bei den US-Staatsanleihen ab-
gebaut und gerade im Vereinigten Königreich
und Japan weiter ausgebaut. Insgesamt ging der
Anteil der Anleihen von 31,1 % auf 28,7 % zurück.

Betrachtet man die einzelnen Assetklassen für sich selbst, ergab sich am Tag des Optionsauslaufs, dem 21.01.22, ein anderes Bild. Unter
­Zugrundelegung einer bis zu 100 %igen Gewichtung der Assetklassen sanken Aktien auf 52 % (neutral), während Staatsanleihen auf sagen-
 hafte 80 % anstiegen. In gleichem Ausmaß hat das System eine Kassenhaltung in Dollar zu Lasten anderer Währungen nahegelegt (88 %).

Macro Quant: Gewichtungen von Aktien, Staatsanleihen und US-$            Grafik 8

                                                                                        Unter den Sektoren gab es unterhalb der
                                                                                        Top-Position “Energie” einige Verschiebungen.
                                                                                        So stiegen die Güter des täglichen Bedarfs
                                                                                        (Consumer Staples) auf den zweiten Platz,
                                                                                        ­Health Care, Rohstoffe, Immobilien und Finanz-
                                                                                         titel sind nur neutral bewertet.

                                                                                        In unserem Portfolio aus ETFs (Exchange ­Traded
                                                                                        Funds) hat sich seit der letzten Perspektiven-­
                                                                                        Ausgabe nichts geändert. Schwerpunkte blei-
                                                                                        ben die europäischen Aktienindices. Für das
                                                                                        Jahr 2021 konnte das seit 2008 bestehende
                                                                                        Portfolio mit einer Performance von 21,75%
                                                                                        ­
                                                                                        glänzen und lag damit über der von Benchmark
                                                                                        MSCI Welt in Euro (28,99 %). Seit Jahresbeginn
                                                                                        liegt das Portfolio leicht im Minus, bleibt aber
                                                                                        damit besser als die Benchmark.

                                                                                                                                      9
PERSPEKTIVEN - Ausgabe 01-02/2022 - Der Zweimonatsausblick der ICM InvestmentBank AG
Bei der ausgewiesenen Performance handelt es sich um eine Performance ohne Gebühren und Steuern. Die tatsächliche Performance kann durch                                                                                                            Grafik 9

10
     abweichende Ausführungskurse, Steuern und Gebühren auf Portfolioebene von der ausgewiesenen Performance abweichen.
        31.01.22                                                                                 Referenz-Portfolio Fonds und ETFs                                                                                                          10:18

     Stückzahl                                  NAME                                                                    Kauf                letzter                    Gewinn /                    Kauf Betrag          Gewinn in % /        Risiko -
                                                                              Region / Branche
     Gewicht.                                  WKN / ISIN                                                               Kurs                 Kurs                       Verlust                    Kauf Datum            Verlust in €      Klasse (RK)

     313,97             ISHARES MSCI AUSTRALIA                                                                                                                                                           10.313,91 €            12,56%
                                                                                MSCI Australia                        32,850 €              36,98 €                    12,56%                                                                  B
                  6,97% A0YJ80                                                                                                                                                                              11.11.20         1.295,13 €
     339,37             ISHARES MSCI EM ACC                                                                                                                                                              12.258,96 €              0,61%
                                                                      MSCI Emerging Markets Index                     36,122 €              36,34 €                     0,61%                                                                  C
                  7,41% A0RPWJ                                                                                                                                                                              24.09.21            75,24 €
     436,00            ISHARES CORE EURO STOXX50 DE                                                                                                                                                      14.769,50 €            24,37%
                                                                                Euro Stoxx 50                         33,875 €              42,13 €                    24,37%                                                                  C
                                                                                                                                                                                                                                                                    PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

                 11,03% 593395                                                                                                                                                                               28.02.20        3.599,18 €
     740,13            X MSCI WORLD ENERGY                                 MSCI World Energy                                                                                                             15.502,81 €            53,59%
                                                                                                                      20,946 €              32,17 €                    53,59%                                                                  B
                 14,30% A113FF                                           (Nachkauf am 27.04.20)                                                                                                   07.04.16 / 09.04.18        8.307,24 €
     621,36            KRANESHARES CSI CHINA IT EUR                                                                                                                                                      12.079,24 €            -27,00%
                                                                       CSI China Internet UCITS ETF                   19,440 €              14,19 €                    -27,00%                                                                 C
                  5,30% A2QE7P                                                                                                                                                                               18.10.21        -3.261,52 €
     126,16            LYXOR IBEX35 DR                                           IBEX35                                                                                                                  10.919,08 €             -1,10%
                                                                                                                      86,549 €              85,60 €                     -1,10%                                                                 E
                  6,49% LYX0A6                                          (Nachkauf am 23.11.2020)                                                                                                             04.07.19          -119,79 €
     90,18              ISHARES CORE FTSE 100 ACC                                                                                                                                                        12.257,27 €            15,52%
                                                                                   FTSE 100                           135,920 €             157,02 €                   15,52%                                                                  C
                  8,51% A0YEDM                                                                                                                                                                              07.04.21         1.902,80 €
     141,57            ISHARES FTSE MIB ACC                                                                                                                                                              11.903,94 €            29,99%
                                                                                    Italien                            84,08 €              109,30 €                   29,99%                                                                  B
                  9,30% A0YEDP                                                                                                                                                                    09.03.20 / 18.10.21        3.569,99 €
     525,98             XWORLD HEALTH                                                                                                                                                                    14.809,68 €            50,45%
                                                                         MSCI World Health Care                       28,156 €              42,36 €                    50,45%                                                                  C
                 13,38% A113FD                                                                                                                                                                       2014/2015/2021          7.470,84 €
     667,77             X MSCI WORLD FINANCIALS                                                                                                                                                          11.028,89 €            38,77%
                                                                          MSCI World Financials                       16,516 €              22,92 €                    38,77%                                                                  B
                  9,19% A113FE                                                                                                                                                                              05.02.18         4.276,40 €
     1.152,48           ISHR GOLD PROD                                                                                                                                                                   14.675,70 €             -7,93%
                                                                   iShares Gold Producers UCITS ETF USD               12,734 €              11,72 €                     -7,93%                                                                 B
                  8,12% A1JKQJ                                                                                                                                                                    03.12.20 / 08.02.21        -1.163,99 €

                       Benchmark:                                    Kurs am                          3.231,73 USD                letzter                                         3.005,63 USD                                   -7,00%
                                                                                                                                                                                                                                               C
                       MSCI WORLD                                    31.12.21                         2.838,33 EUR                Schlusskurs                                     2.691,53 EUR                                   -5,17%

                                                                                                                                                                                                       ETF               MSCI in €
                                               Jahre               ETF Portfolio              MSCI in $               MSCI in €   Performance seit Start am 25.04.08                                232,94%               177,50%
                                         2008 (ab 25.04.08)          -15,70%                  -39,24%                 -32,00%     Performance seit Start p.a.                                        9,12%                 7,69%
                                               2009                  52,06%                   26,98%                  23,63%
                                               2010                  17,34%                    9,55%                  17,46%                                 Portfolioentwicklung mit Absicherung                                              RK
                                                  2011               -12,03%                     -7,62%                -4,72%                                                      Aktueller Portfoliowert in EURO:       31.01.22
                                                  2012                4,41%                     13,18%                11,15%                                                            Portfoliostartwert in EURO:       31.12.21
                                                                                                                                                                                                                                               C
                                                  2013               18,81%                     24,10%                18,77%                                                             Gewinn / Verlust absolut:         -761,34
                                                  2014               12,70%                      2,93%                17,29%                                                           Gewinn / Verlust in Prozent:        -0,46%
                                                  2015                8,65%                      -2,74%                8,30%                                                                     Datenlänge der historischen Simulation:     260
                                                  2016                8,03%                      5,32%                 8,50%                                                                         Datum der historischen Simulation:    31.01.22
                                                  2017                7,07%                     20,11%                 5,38%
                                                  2018                -7,68%                  -10,44%                  -5,98%
                                                  2019               24,95%                     25,19%                27,68%
                                                  2020                2,43%                     14,06%                 4,77%
                                                  2021               21,75%                     20,14%                28,99%
                                              2022 ( YTD )            -0,46%                     -7,00%                -5,17%
                                         p.a. (ab 25.04.08)           9,12%                      5,10%                 7,69%

                                                                      0,00%                                          EUR in USD             1,1167                     DAX30                        15.538,69             4.431,85

     Die in diesem Dokument enthaltenen Zahlen, Daten und sonstige Informationen sind nach Auffassung der ICM InvestmentBank AG verlässlich und/oder wurden aus verlässlichen Quellen bezogen.
     Die ICM InvestmentBank AG übernimmt allerdings keine Gewähr.
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Macro Quant nach Sektoren                                                                               Grafik 10

In der Betrachtung nach Ländern behielt Kanada die Favoriten­
position. Neu an der Spitze nun auch das Vereinigte Königreich,
­gefolgt von Deutschland, Russland und den USA. Italien wird nur
 noch neutral eingestuft.

Macro Quant nach Ländern                                                                              Grafik 11

Vorab: Der zurückliegende Ausverkauf an den Aktienmärkten ist un-          erwarten wir, dass der weitere Verlauf der Berichtssaison zu einer
seres Erachtens eine Korrekturbewegung und nicht der Beginn einer          ­Beruhigung führen wird.
Baisse, denn der schnelle Anstieg der Anleiherenditen brachte erst
einmal ein gehöriges Maß an Verunsicherung. Diese dürfte weichen,           Dennoch gibt es Risiken. Der Preisdruck des Lebensmittel- und Ener-
soweit die Zinsen nicht auf ein wirtschaftlich restriktives Niveau stei-   giesektors stellt ein neues Inflationsrisiko dar. Die geopolitischen
gen. Daher sollten mit einer Beruhigung an der Zinsfront auch die          Spannungen rund um den Russland-Ukraine-Konflikt bergen das
Aktienkurse zu einer Erholung zurückfinden.                                ­Risiko neuer Sanktionen gegen Russland in sich, die die Rohölpreise
                                                                            in die Höhe treiben und das Angebot verknappen könnten. Wir
Die Sorgen der Märkte um die Zinsen und die Gewinnspannen der               schätzen, dass ein wesentlicher Angebotsschock bei Öl, der die
Unternehmen sind jedenfalls übertrieben. Aus technischer Sicht hat          Rohölpreise in diesem Quartal verdoppelt, das Wachstum erheblich
die Korrektur zu einer überverkauften Lage geführt und könnte be-           schwächen würde. Hinzu kommen stark steigende Agrarpreise. Das
reits an ihrem Ende stehen. Während der Markt damit kämpft, die             könnten bereits erheblich den Inflationsdruck verstärken, der sich
durch die durch den Zinsanstieg erzwungene Rotation zu verdauen,            besonders auf die Schwellenländer konzentriert.

                                                                                                                                           11
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Für die Unternehmensgewinne des vierten Quartals 2021 sind die Wir halten sowohl Banken, als auch Bergbau weiter für aussichts-
Basiseffekte immer noch sehr hoch, die Dynamik hat sich im Ver- reich, da die Erträge der Banken von den steigenden kurzfristigen
gleich zum dritten Quartal erhöht. Viele fragen sich, wie lange der Zinsen abhängen und sie außerdem zum günstigsten Sektor des
Gewinnaufschwung anhalten kann, wobei das Hauptaugenmerk auf US-Universums zählen. Der Bergbau hingegen ist eine Wette auf
den als zu hoch angesehenen Gewinnspannen und dem steigenden eine wahrscheinliche Wende in China. Unter der Annahme, dass im
Druck auf die Inputkosten liegt. Wir bleiben sehr positiv in Bezug auf Sommer Verbesserungen bei Covid in der nördlichen Hemisphäre
die Gewinnaussichten für 2022 und rechnen mit einem weiteren bevorstehen, werden die Sektoren Einzelhandel/Einzelhandel, Ge-
Jahr mit deutlichen Gewinnsteigerungen. Im vierten Quartal hat sich brauchsgüter & Bekleidung, Auto und Freizeit von der Auflösung
die Aktivität gegenüber dem Sommer gefestigt, mit höheren globa- des Nachholbedarfs profitieren. Das gilt insbesondere in China, wo
len Einkaufsmanager-Indices, einem Aufschwung in Asien und einer die „Nulltoleranz“ gegenüber Covid-19 die Lieferketten auf Kosten
Entspannung bei bestimmten Engpässen. Auf der anderen Seite sind des Verbrauchs stört. Hinsichtlich der Dekarbonisierung und Digita-
die Konsenserwartungen für die Unternehmensgewinne und für das lisierung rechnen wir mit steigenden Investitionen und öffentlichen
Gewinnwachstum niedriger als im dritten Quartal, was ein günstiges Infrastrukturausgaben in China, Japan und Korea, wobei Industrie,
Gegengewicht darstellt. 19 % Zuwachs für das dritte Quartal in den Werkstoffe, Bauwesen und die IT/Technologie-Hardware Sektoren
USA (IBES) und 12 % in der Eurozone – im dritten Quartal waren profitieren werden.
40 % Gewinnwachstum zum Vorjahr erwar-
tet worden. Ohne Energie liegt die Schwelle
mit 8-10% noch niedriger. Das ist mit hoher                   Banken sind günstig: Beispiel USA                             Grafik 12

Wahrscheinlichkeit zu konservativ, weil in
der Q4-Berichtssaison ein weiteres Quartal
mit überdurchschnittlichen Ergebnissen zu
erwarten ist. Die Produzenten-Preisindices
deuten darauf hin, dass die Margen im letz-
ten Jahr noch höher hätten ausfallen kön-
nen, da höhere Löhne über Preiserhöhun-
gen weitergegeben werden konnten und
können. Das bedeutet, dass die Ge-
winnspannen stabil bleiben werden, da sie
positiv mit der Aktivität korreliert sind. Inte-
ressanterweise ist der Konsens auf Sektore-
nebene im Finanz- und Rohstoffsektor sehr
vorsichtig, wobei diese die niedrigsten Ge-
winnwachstumsraten im Vergleich zu den
typischen Werten aufweisen, doch histo-
risch hatten diese Branchen das größte posi-
tive Beta zum BIP-Wachstum.

                                                                    Gerade europäische Banken sind – seitdem der Chef der Unicredit,
                                                                    Andrea Orcel auf dem Investorentag Mitte Dezember eine kumula-
                                                                    tive Ausschüttung von 56 % über die kommenden Jahre verkündet
                                                                    hat – wieder im Fokus der Anleger. Dieser Paradigmenwechsel in der
                                                                    Dividendenpolitik zeigt, dass der seit der großen Finanzkrise darben-
                                                                    de Sektor wieder Tritt gefasst hat und seine Kreditbücher saniert
                                                                    hat. Nichts anderes signalisiert auch das Ergebnis der Deutschen
                                                                    Bank, das vor kurzem von Vorstand Christian Sewing präsentiert
                                                                    worden war.

12
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Was wird aus den Techs ?
Die Aktien von Internet-Einzelhändlern liegen fast 20 % unter ihren       Der Technologiesektor im Standard&Poor´s 500 Index ist kopflastig,
Höchstständen von Mitte 2021 und der Sektor Interaktive Medien,           wobei jede Branchengruppe von einem der Tech-Giganten domi-
in dem Facebook beheimatet ist, hat 11 % verloren. Der NASDAQ-In-         niert wird, z. B. Microsoft bei Software und Dienstleistungen, Apple
dex befindet sich mit mehr als 10 % Minus definitionsgemäß im Kor-        bei Hardware und Ausrüstung und Nvidia bei Halbleitern. Man
rekturbereich. Steigende Zinsen haben gerade die wachstums- und           nennt dieses Trio „MAN“. Auf MAN entfallen 50 % der Marktkapita-
zinsempfindlichen Bereiche des Marktes am stärksten getroffen.            lisierung des S&P 500 Technologiesektors. Folglich werden sowohl
Diese Verluste deuten zwar auf einen massiven Kursrückgang hin,           die Performance des Sektors als auch die Bewertung stark von der
werden aber dem Ausmaß dieser Korrektur nicht gerecht, da sie             Indexzusammensetzung beeinflusst.
größtenteils unter dem Radar stattfand. Der S&P 500 und viele sei-
ner technologiebezogenen Sektoren und Branchen sind kopflastig,           Ein nützlicher Indikator für die Marktbreite, der einen Blick unter die
da sie die Heimat von FAANG+M sind, die sich als immuner gegen-           Motorhaube erlaubt, ist der Prozentsatz der Aktien, die neue Tiefst-
über steigenden Zinsen erwiesen haben. Es sind die kleineren              stände erreichen, der derzeit bei fast 75 % liegt. Dies ist ein hoher
Wachstumsunternehmen, die weitaus stärker gefallen sind, als es die       Wert, der seit 2000 nur in 11 % der Monate erreicht wurde. Sobald
Top-Zahlen vermuten lassen, wobei viele von ihnen 40-50 % unter           dieser Wert jedoch über 85 % steigt, deutet dies darauf hin, dass der
ihrem Höchststand liegen.                                                 Markt überverkauft ist. Wenn dies der Fall ist, übertrifft der Techno-
Da nun jedoch mehr als 58 % der Aktien an der NASDAQ unter ih-            logiesektor den S&P 500 in den nächsten sechs Monaten um etwa 7
rem gleitenden 30-Wochen-Durchschnitt gehandelt werden, stellt            %, und die Renditen sind jeden Monat positiv. Auf der Grundlage
sich natürlich die Frage: „Sind wir schon da?“ oder wie lange wird die-   dieses Indikators sind die NASDAQ im Allgemeinen und der Tech-
ser Ausverkauf noch anhalten? Es gibt erste Anzeichen für eine Bo-        nologiesektor im Besonderen nahe an der überverkauften Situation
denbildung bei den am stärksten betroffenen Aktien und Branchen.          und bereit für eine Trendwende.

          Techs als großer Verlierer 2022                                 Internet-Einzelhandel mit                        Grafik 13

                                                                          den größten Verlusten

                                                                                                                                             13
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Neben dem Gegenwind durch steigende             Während die Gewinne im Technologiesek-          Da dieser Sektor so kopflastig ist, muss man
Zinsen ist auch eine anhaltende Verlangsa-      tor im Einklang mit dem S&P 500 wachsen         natürlich bedenken, dass das KGV von
mung der Nachfrage nach Investitionen der       dürften, wird der Sektor mit einem Auf-         MAN die Bewertungen des gesamten Sek-
Technologiebranche zu beobachten. Darü-         schlag von 28 % auf den Markt gehandelt,        tors beeinflusst. MAN wird mit einem Auf-
ber hinaus erreichte der Index der Auf-         bei einem 27-fachen gegenüber einem 21-fa-      schlag gegenüber dem Sektor gehandelt. In-
tragseingänge im Technologiesektor Ende         chen KGV (2022e). Der Technologiesektor         nerhalb des Sektors sind jedoch Unterneh-
2021 einen Höchststand und ist seit kurzem      ist jedoch ein Wachstumssektor, und viel-       men mit himmelhohen Bewertungen leich-
rückläufig. Das Gleiche gilt für die privaten   leicht sind wir kurzsichtig, wenn wir nur das   ter unter den kleineren Bestandteilen zu
Tech-Investitionen. Dies deutet darauf hin,     Gewinnwachstum für ein Jahr im Voraus be-       finden. Am Ende lässt sich konstatieren, dass
dass die Nachfrage nach dem sprunghaften        trachten. Werfen wir einen Blick auf die län-   die Bewertungen hoch sind und sich gleich-
Anstieg, der mit dem jüngsten Vorstoß in        gerfristigen Wachstumserwartungen. Inter-       zeitig die Fundamentaldaten verschlech-
die digitale Transformation einherging und      essanterweise wird für die nächsten fünf Jah-   tern. Vorsicht ist bei dem Sektor jedenfalls
durch den Ausbruch der Pandemie be-             re ein jährliches Gewinnwachstum im Tech-       angebracht.
schleunigt wurde, nachlässt.                    nologiesektor von etwa 18 % erwartet,
                                                während für den S&P 500 ein Wachstum
Während der Technologiesektor im Jahr           von 21 % prognostiziert wird. Infolgedessen
2021 eine fantastische Umsatzerholung er-       beträgt das KGV/langfristige Gewinnwachs-
lebte und das Umsatzwachstum das Niveau         tumsrate für Tech 1,5 gegenüber 1,0 für den
vor der Pandemie übertraf, könnte es in die-    S&P 500.
sem Jahr anders sein. Die nachlassende
Nachfrage nach Technologieprodukten und
                                                                US-Unternehmensinvestitionen in                      Grafik 14
-dienstleistungen führt zu einer Verlangsa-
                                                                Hard- und Software
mung des Umsatzwachstums. Mit der Ver-
langsamung des Umsatzwachstums wird
zwangsläufig auch das Gewinnwachstum
nachlassen, was sich nicht von dem des brei-
ten Marktes unterscheidet. Das Gewinn-
wachstum des Technologiesektors mit er-
warteten 10 % für die nächsten 12 Monate
nähert sich dem des S&P 500 mit 9 % zuse-
hends an. Es wird erwartet, dass die Ge-
winnspannen im Jahr 2022 sinken werden,
wenn auch von einem hohen Niveau aus.
Natürlich könnten die Ergebnisse des 4.
Quartals 2021 eine Atempause bringen. Bis-
lang liegt die Wachstumsrate der Gewinne
im Jahresvergleich bei 15,8 %: Aber um den
Sektor zu stützen, müssen die Ergebnisse
von MAN herausragend sein.

14
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

ICM 15er-Aktienportfolio                            ­ libaba Group konnte in den letzten Wo-
                                                    A                                               ments ist die Aktie mit einer Dividenden-
Im Depot befinden sich zurzeit noch zwölf        chen den steilen Abwärtstrend brechen              rendite von 6,3% weiter attraktiv. Die Situa-
Titel von 15 möglichen. Wir setzen unver-        und versucht aktuell eine Bodenbildung.            tion beim chinesischen Versicherungskon-
ändert auf Pharma-, Energie- (Öl), Tech- und     Wir sehen die meisten negativen Nachrich-          zern Ping An hat sich deutlich verbessert,
Finanz-Werte. Die Performance im vergan-         ten der vergangenen Wochen eingepreist             nachdem sich auch im gebeutelten Immo-
genen Jahr wurde gedrückt durch den rela-        und bleiben weiter investiert. Die Aktie be-       biliensektor eine Beruhigung ankündigt.
tiv hohen Anteil an chinesischen Aktien.         wegt sich z.Zt. besser als der Markt und           Nach einer Bodenbildung befindet sich die
Seit Beginn des Jahres hat sich die Struktur     kommt auf eine Performance von 5,9%                Aktie in einem kurzfristigen Aufwärtstrend.
allerdings ausgezahlt. Das Portfolio liegt mit   YTD. Ein erstes Kursziel für eine Erholung         Ein ­Kursplus von 8,5% und eine Dividenden-
2,97 % ein ganzes Stück besser als seine         wären rund 170 US-$. Nach dem positiven            rendite von 4,5% unterstützen das Engage-
Benchmark MSCI Welt, die z.Zt. eine Perfor-      Ergebnis des letzten Jahres sah Bausch             ment. Die niederländische Beteiligungsge-
mance von -5,42% zeigt.                          ­Health einige Gewinnmitnahmen mit ei-             sellschaft Prosus NV mit Ihrem großen
                                                  nem Ergebnis von -11% YTD. Das weltweit           Anteil an chinesischen Techwerten (u.a.
                                                                                                    ­
Mit fünfmal China und viermal Rohstoffe/          mitführende Unternehmen für Augenheil-            Tencent) befindet sich seit Ende Juli 2021 in
Energie ist das Portfolio derzeit stark auf       kunde kündigte an, mit einer Refinanzie-          einem Seitwärtskanal mit einem Wider-
eine Erholung in China und dem Rest der           rung und teilweisen Rückzahlung von Un-           standsbereich von 79-80€. Die Performance
Welt ausgerichtet.                                ternehmensanleihen den Weg für den ge-            YTD liegt zwar bei nur 0,8%, aber höhere
                                                  planten Börsengang von Bausch+Lomb frei-          Aktienkurse in China könnten ihr schnell auf
Nicht mehr im Portfolio:                          zumachen. Mit den neuen Höchstständen             die Sprünge helfen. Unverändert ist die Situ-
Wir haben uns im Dezember 2021 von den            beim Ölpreis sind auch die Ölaktien weiter        ation bei Tencent Music Entertainment.
Aktien der UNICREDIT SpA getrennt. Der            die Gewinner des neuen Jahres. BP Plc. sieht      Der Druck der chinesischen Behörden auf
Wert war seit März 2020 in unserem Port­          ein Plus von ca. 16,7% YTD und bleibt mit         die heimischen Technologiewerte ver-
folio und wurde mit einem Gewinn von              der englischen Tullow Oil und der brasiliani-     schreckt die Anleger und sorgt weiter für
über 50% verkauft. Der Kursausbruch über          schen Petrobras unser Favorit im Energie-         ein Minus von 9,7% YTD – und das trotz
12€ war für uns ein Signal zur Gewinn­            sektor. Tullow Oil ist trotz des kurzfristigen    gleichbleibend gutem Geschäft. Die deut-
mitnahme, aber wir glauben weiter an die          Rückschlags in der vergangenen Woche              sche SAP SE konnte nach leicht ent­
Outperformance der Finanzwerte und auch           mit einem Plus von ca. 9,8% YTD noch              täuschenden Unternehmenszahlen ihren
speziell an die der UNICREDIT. Darum wer-         ut­
                                                  ­    performer. Brasiliens Präsident Jair         Support­bereich von 113 € nicht halten und
den wir Kursrückgänge für einen Wiederein-        ­Bolsonaro sagte am Donnerstag, Surinam           wartet jetzt auf neue Impulse. Z.Zt. hat die
stieg in den Wert nutzen.                          werde der staatlich kontrollierten Ölgesell-     Aktie eine Performance von -9,6% YTD. Da-
                                                   schaft P ­ etrobras Vorrang bei der Explora­     gegen kann die kanadische Teck Resources
Im Portfolio befinden sich die folgenden         tion der Erdöl- und Erdgasvorkommen, die           immer noch von den gestiegenen Preisen
Titel:                                           kürzlich vor der Küste entdeckt wurden, ge-        bei Rohstoffen wie Kupfer, Zink und Kohle
AbbVie hat das Jahr 2021 auf Höchstkursen          währen. Die Aktie profitiert von den positi-     profitieren. Das sorgt trotz der aktuellen
abgeschlossen und konsolidiert seit Jahres-        ven Meldungen und konnte dieses Jahr mit         Ängste vor steigenden Zinsen und schwä-
anfang auf hohem Niveau. Die Aktie beweg-          einer Performance von ca. 18,5% YTD er-          cherer Konjunktur für ein Plus von 7,11%
te sich in 2022 nur wenig und steht bei            freuen. Die Dividendenrendite von immer          YTD.
+1,1% YTD. Die U.S. Gesundheitsbehörde             noch über 14% ist auch weiter ein gutes
FDA hat gerade die zweite Stufe für das Me-        Argument für das Investment. China
                                                   ­
dikament Skyrizi (Risankizumab-Rzaa) zur           ­Everbright konnte den postiven Trend des
Behandlung von aktiver Psoriasis-Arthritis          letzten Quartals 2021 nicht mehr fortsetz-
genehmigt. Die Aktie bleibt weiter mit einer        ten und verliert seit Anfang des Jahres knapp
Dividendenrendite von 4,27% auf dem aktu-           8%. Trotz der allgemeinen Vorsicht interna-
ellen Kursniveau eine Kaufempfehlung.               tionaler Anleger vor chinesischen Invest-

                                                                                                                                             15
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Das “Who is Who” unseres Aktienport-            BP p.l.c. ist im globalen Energiegeschäft tä-     SAP SE ist ein in Deutschland ansässiges
folios:                                         tig. Das Unternehmen produziert Treibstoff        Unternehmen für Unternehmensanwen-
Abbvie wurde 2013 als Abspaltung von Ab-        für den Transport, Energie für die Industrie      dungssoftware. Das Unternehmen bietet
bott Laboratories gegründet. Tätig ist das in   und petrochemischen Produkten, aus de-            unter anderem Softwarelizenzen, Sup-
North Chicago im US-Bundesstaat Illinois        nen Alltagsgegenstände wie Farben, Klei-          port-Services und Cloud-Anwendungen.
ansässige Unternehmen unter anderem in          dung und Verpackungen hergestellt wer-
den Bereichen Immunologie, Onkologie            den. BP profitiert vom wieder erstarkenden        TECK RESOUCES LTD ist ein in Kanada an-
und Virologie. Es beschäftigt sich mit der      Ölpreis.                                          sässiges Minenunternehmen, das die Seg-
Entdeckung, Entwicklung, Herstellung und                                                          mente Stahl, Kohle, Kupfer, Zink und Ener-
dem Verkauf einer Reihe von pharmazeuti-        China Everbright Environment Group                gie umfasst. Das Unternehmen verfügt über
schen Produkten. Die Produkte konzentrie-       Ltd ist eine Investmentholding, die in China      ungefähr vier in Betrieb befindliche Minen
ren sich auf die Behandlung von Erkrankun-      hauptsächlich im Energie- und Infrastruktur-      in Kanada, Chile und Peru sowie Kupferent-
gen, wie chronische Autoimmunerkrankun-         geschäft tätig ist. Das Unternehmen betreibt      wicklungsprojekte in Nord- und Südameri-
gen in der Rheumatologie, Gastroenterolo-       seine Geschäfte in 4 Segmenten:                   ka. Zusätzlich produziert es Zink mit unge-
gie und Dermatologie; Onkologie,                1. Bau und Betrieb von Abfallverbrennungs-       fähr drei in Betrieb befindlichen Minen in
einschließlich Blutkrebs; Virologie, ein-           anlagen                                       den USA und Peru.
schließlich Hepatitis-C und HIV. Der welt-      2. integrierte Biomasse
weite Umsatz betrug 2020 45,8 Milliarden        3. Umweltwasserprojekte                           TENCENT MUSIC ENTERTAINMENT
US-Dollar.                                      4. allg. Umweltschutztechnologie.                 GROUP betreibt eine Online-Musikunter-
                                                                                                  haltungsplattform und Musikanwendungen
Alibaba Group Holding Limited, ist ein          Petrobras (Petróleo Brasileiro S.A.) ist ein      in China. Die Plattform des Unternehmens
Unternehmen mit Sitz in Hangzhou, China.        brasilianisches halbstaatliches Mineralöl­        umfasst Online-Musik, Online-Karaoke und
Es wurde von dem ehemaligen Englischleh-        unternehmen mit Sitz in Rio de Janeiro. Das       musikorientierte Live-Streaming-Dienste.
rer Jack Ma im Jahr 1999 gegründet und be-      Unternehmen betreibt Ölfelder und                 TME durchdringt ca. 88% des chinesischen
treibt u. a. die gleichnamige B2B-Plattform     ­Raffinerien sowie petrochemische Anlagen         Online-Musikmarktes und ist damit absolu-
Alibaba.com sowie das Online-Auktions-           und unterhält ein Tankstellennetz in             ter Marktführer.
haus Taobao und ist nach eigenen Angaben         ­Lateinamerika.
die größte IT-Firmengruppe Chinas.                                                                Tullow Oil plc ist ein unabhängiges Öl- und
                                                Ping An Insurance (Group) Company aus             Gasexplorations- und -produktionsunter-
Bausch Health Companies Inc, ist ein in         China bietet Versicherungen, Banking, Ver-        nehmen mit Sitz in London. Die Haupttätig-
Kanada ansässiges Pharma-Unternehmen,           mögensverwaltung und Internetfinanzie-            keit des Unternehmens ist die Entdeckung
das eine Reihe von Marken- und Generika,        rungen an. Der Konzern ist doppelt so groß        und Förderung von Öl und Gas, zum gro-
Medizinprodukten und rezeptfreien Pro-          wie der deutsche Allianz-Konzern.                 ßen Teil in Westafrika; Ostafrika und Süd-
dukten entwickelt, herstellt und vermarktet.                                                      amerika.
Es entwickelt hauptsächlich Produkte in         Prosus NV ist eine Beteiligungsgesellschaft,
den therapeutischen Bereichen Augenge-          die 2019 von der südafrikanischen Naspers
sundheit, Gastroenterologie und Dermato-        gegründet wurde und auf Unternehmens-
logie. Im Gespräch ist seit längerem eine       beteiligungen im Technologiesektor spezia-
Aufspaltung in zwei börsennotierte Gesell-      lisiert ist ( u.a. TENCENT ). Der über 100 Jah-
schaften, um die dominante Sparte Augen-        re alter Naspers-Konzern mit Sitz in Kap-
gesundheit – weltweit bekannt unter der         stadt ist das mit Abstand größte Medienun-
Marke Bausch&Lomb – auszugliedern. Das          ternehmen in ganz Afrika und ist
würde zu einer Neubewertung der ohnehin         hauptsächlich in den Bereichen Fernsehen,
günstigen Aktie führen.                         Internet, Telekommunikation und Printme-
                                                dien tätig.

16
Grafik 15

                                                              15er Aktienportfolio                               Auslastung:   80%                01/02/22

                                                                                                                    Kauf       Kurs      Kurs       P/L        P/L      ESG
     No.        RIC             Name                        Sector             ISIN            Währung   Exch.     Datum       Kauf     aktuell   2022 YTD      total   Grade
                                                                                                                                                                                      PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

            1         ABBV.K    ABBVIE/d                      Healthcare       US00287Y1091        USD   NYQ      17/02/21     106.20   136.89       1.10%    28.90%     A-
            2         BABA.N    ALIBABA GRP AD/d              Technology       US01609W1027        USD   NYS      26/01/21     264.00   125.79       5.89%   -52.35%      C-
            3          BHC      BAUSCH HEALTH /d              Healthcare       CA0717341071        USD   NYQ      18/07/18     23.10     24.57     -11.01%     6.36%     B+
            4          BP.L     BP/d                            Energy         GB0007980591        GBp   LSE      02/06/20     326.30   386.55      16.96%    18.46%      A
            5         0257.HK   EB ENVIRONMENT/d                Utilities      HK0257001336        HKD   HKG      13/12/19      6.19     5.76       -7.99%    -6.96%     C+
            6          PBR      PETROLEO BRASI/d                Energy         US71654V4086        USD   NYQ      05/02/21     11.27     13.35      21.58%    18.46%     A-
            7         2318.HK   PING AN/d                      Financials      CNE1000003X6        HKD   HKG      24/01/20     94.20     60.9        8.46%   -35.35%     C+
            8         PRX.AS    PROSUS/d                      Technology       NL0013654783        EUR   AEX      14/07/20     85.10     74.03       0.68%   -13.01%      B-
            9     SAPG.DE       SAP SE                        Technology       DE0007164600        EUR   GER      26/10/20     103.00   113.04      -9.50%     9.75%     A+
           10         TECK.K    TECK RECS B/d               Basic Materials CA8787422044           USD   NYQ      05/05/21     23.95     30.87       7.11%    28.88%     A-
           11          TME      TENCENT MUSIC/d               Technology       US88034P1093        USD   NYQ      06/04/21     20.07     6.18       -9.78%   -69.21%     D+
           12         TLW.L     TULLOW OIL/d                    Energy         GB0001500809        GBp   LSE      27/09/19     83.59     51.38      10.61%   -38.53%      B
           13
           14
           15
                                                            Aktiendepot in €      MSCI in €
                                Performance in 2017             24.84%                5.50%
                                Performance in 2018             -9.56%                -5.92%
                                Performance in 2019             16.53%                27.49%
                                Performance in 2020             -3.15%                11.86%
                                Performance in 2021             10.88%                30.73%
                                Performance in 202" (YTD)       2.97%                 -5.42%

17
PERSPEKTIVEN | JANUAR/FEBRUAR 2022

Green Strategy
                                                                                                                                       Grafik 16

Mit der Korrekturbewegung seit Jahresanfang mussten auch die             Besonders für Unternehmen, muss die Nachhaltigkeit das zentrale
Vertreter unserer „Green Strategy“ kräftig Federn lassen. Und den-       Thema sein. Der vernünftige Umgang mit Mitarbeitern ist für nach-
noch: in den letzten Jahren hat kaum ein anderes Thema so sehr an        haltig arbeitende Konzerne der Zukunft wichtig, um erfolgreich und
Bedeutung gewonnen, wie die Nachhaltigkeit. Im einem von den             wettbewerbsfähig zu bleiben. Punkte wie eine faire Bezahlung, die
Vereinten Nationen veröffentlichten Brundtland Bericht, wird eine        Möglichkeiten der Weiterbildung, Inklusion, Frauenquoten und
nachhaltige Entwicklung so definiert, dass die aktuelle Menschheit       Work-Life Balance, müssen die Grundsteine eines jeden Unterneh-
ihren Bedarf so deckt, dass ein Erhalt der zukünftig benötigten Res-     mens sein.
sourcen gesichert ist. Der Bericht sagt aus, dass die Ressourcen unse-
res Planeten nicht unendlich sind und daher gewissenhaft genutzt         Genau wie jedes Individuum, muss sich auch ein Unternehmen an
werden müssen. Wir sind verpflichtet mit unserem aktuellen Verhal-       seinem Sozialverhalten messen lassen. Das heißt es gibt einen klaren
ten sicherzustellen, dass auch den künftigen Generationen alles          Nachhaltigkeitsplan, der die zentralen Punkte umfasst und sich auch
­Benötigte auch in der Zukunft in ausreichenden Mengen zur Verfü-        an den SDG´s der United Nations orientiert. Es reicht nicht allein
 gung steht.                                                             nachhaltige Produkte zu produzieren, sondern auch die Herstel-
                                                                         lungsprozesse, Lieferketten und die gesamte Firmenstruktur sollte
Eine sich nachhaltig verhaltende Gesellschaft, muss soziale Verant-      darauf zugeschnitten sein, die Ressourcen des Planeten zu erhalten.
wortung übernehmen und sich auf Kernthemen wie den Umwelt-               Nachhaltiges Unternehmertum wird sich durchweg positiv auswir-
schutz und den Erhalt des Gleichgewichts in den menschlichen und         ken. Denn ein transparentes, nachhaltig und ethisch agierendes
natürlichen Systemen konzentrieren. Mehr denn je sind Politik und        ­Unternehmen gewinnt nicht nur das Vertrauen der Konsumenten,
Wirtschaft gefragt die richtigen Schritte einzuleiten. Diese Schritte     sondern auch das Vertrauen der Investoren.
müssen auch mit Hochdruck verfolgt werden. Unzählige Themen
stehen zur Umsetzung an, nur so kann die Kehrtwende rechtzeitig          Die Ziele 2030-2050 lassen sich nur erreichen, wenn alle Beteiligten
erreicht werden.                                                         unverzüglich umdenken und ihre Nachhaltigkeitsstrategien deutlich
                                                                         verbessern. Besonders die Industrieunternehmen können hier einen
Die zentralen Themen dabei sind unbestreitbar die Senkung des            großen Beitrag leisten, indem sie ihre Geschäftsmodelle transformie-
Kohlendioxid-Ausstoßes, der Erhalt des Trinkwassers, Recycling in        ren, somit vorhandene Prozesse, deutlich nachhaltiger gestalten.
­allen Bereichen, Säuberung der Weltmeere sowie effizientere und
 nachhaltige Ernährungssysteme.                                          Speziell die Unternehmen, die sich auf die Hauptthemen spezialisiert
                                                                         haben, dürften zukünftig auch auf den Kauflisten umweltbewusster
                                                                         Anleger stehen. Zwei Kandidaten stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe
                                                                         vor, die im Bereich der Kreislaufwirtschaft in den kommenden J­ ahren
                                                                         eine große Rolle spielen dürften.

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