Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...

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Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
Welche Energie wird die
                           ­Mobilität der Zukunft
                          ­an­treiben? Die Antwort
                            fällt schwer, weil Benzin
                            und Diesel so rasch
                            nicht zu ersetzen sind.
J A H R ESB E R I C H T
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
U Kennzahlen
          U Die Erdöl-Vereinigung in Kürze
          1 Eckwerte
          2 Editorial
          4 Das Jahr im Überblick
Inhalt    6	Leitartikel: Die Revolution des
             Treibstoffmarktes lässt auf
             sich warten
         10	Gespräch zwischen
             Hans-Ulrich Bigler, Direktor des
             Schweizerischen Gewerbeverbandes,
             und Daniel Hofer, Präsident der
             Erdöl-Vereinigung

         ERDÖL IN DER SCHWEIZ
         16	Robuster Absatz trotz ­
             höherer Preise
         20	Die Energiewende wird Realität –
             doch zu welchem Preis, ist unklar
         25	Erdölversorgung besteht Härtetest
             erfolgreich
         30	Stabile Struktur der Erdöl­importe
         34	Erfolgreiche Qua­litätsprüfungen
             für Diesel und Benzin

         E R D Ö L I N T E R N AT I O N A L
         36	Rohölpreis erholt sich, Erdöl­
             reserven und -förde­rung stabil

         O R G A N I SAT I O N
         40	Vorstand, Geschäftstelle
             und Mitglieder

         45 Glossar

         S TAT I ST I K E N
         46 Tabellen
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
Kennzahlen

                                            2016         2017    2016/2017

in Tonnen                                                               %

Inlandabsatz                           10 061 298   10 373 189         3.1

Benzin- und Dieselabsatz                5 185 807    5 159 007        −0.5

Absatz von Heizölen                     2 578 694    2 878 713        11.6

Absatz von übrigen Produkten             583 214      580 425         −0.5

Importe von Rohöl und Erdölprodukten   10 653 405   10 573 735        −0.7

Importe von Rohöl                       2 875 500    2 837 636        −1.3

Importe von Erdölprodukten              7 777 906    7 736 099        −0.5

Exporte von Erdölprodukten              1 073 140    1 031 480        −3.9

Ausstoss der Inlandraffinerie           2 958 581    2 836 287        −4.1
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
Die Erdöl-
Vereinigung
in Kürze
                                         Zum anderen vertritt die Erdöl-­
                                         Vereinigung in allen bran­chen­re­
                                         levanten Fragen die Anliegen
                                          der Mineral­ölwirtschaft nach
                                         ­aussen. Dazu gehören insbeson-
                                          dere die qualitative N
                                                               ­ ormierung
                                         von Erdölprodukten, der Erhalt
Die Erdöl-Vereinigung (EV) setzt          oder die Schaffung des freien
sich als Verband der schweize­ri­
schen Erdölwirtschaft für die
                                         Wettbewerbs zwischen den Ener-
                                         gieträgern, die ­Behandlung von
                                                                              ▸
Wahrung und Förderung der In-             Gesetzgebungsvorhaben und
teressen ihrer Mitglieder ein. Die       Voll­zugs­fragen im Energie-, Um-
27 Mitglieder t­ ätigen rund 95%         welt- und Fiskalbereich, PR
der schweizerischen Importe von          und Werbung ­für Erdöl­pro­dukte
Rohöl und Erd­öl­pro­dukten.              sowie die Unterstützung inno­
                                         vativer Energie­for­schung im Erd-
Die Aufgabe der Erdöl-Vereini-            ölbereich.
gung besteht zum einen d   ­ arin, für
die ­allgemeine Öffentlichkeit,          Die Erdöl-Vereinigung steht zu
wie auch für die Branche selbst,         einer demokratisch fun­dier­ten,
eine Drehscheibe für Informatio-         liberalen und privatrechtlich ge-
nen zum ­Energieträger Erdöl zu          stalteten Wirtschafts­­ord­nung
sein. Für alle Fragen, die den           und greift in keiner Weise in den
Transport, ­die Ver­ar­beitung und       brancheninternen Wettbewerb
den Einsatz von Erdölproduk-             ein. Sie ist politisch neutral
ten ­betreffen, ist die Erdöl-Verei-     und betreibt ­weder Han­dels­ge­
nigung die erste Anlaufstelle            schäfte noch bezweckt sie
in der Schweiz.                          einen Gewinn.
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
1
                                  911 748

                                                                                                 Eckwerte
                                  2017 hat die Pipeline Sappro
                                    911 748 Tonnen Erdölpro-
                                 dukte befördert. Importe über
                                 die Pipeline Sappro waren seit
                                   2003 nicht mehr so hoch.

 55 %                            1,64
                                                                  513
                                                          %
Der Absatz von Biotreibstoffen
 ist letztes Jahr wiederum um
                                   Die globale
   mehr als 50% gestiegen.         ­Nachfrage
                                 nach Erdöl ist

 1650 Mrd.
                                 2017 um 1,64%
                                    gestiegen.                    Im Durchschnitt kostete eine

                                  96
                                                                  Tonne importiertes Rohöl und
Die weltweit nachgewiesenen                                       Erdölprodukte 513 Schweizer
  Erdölreserven wurden per                                         Franken. Das sind 23% mehr
 Ende 2017 auf rund 1650 Mil­                                            als im Vorjahr.
  liarden Fass geschätzt. Die
 Reichweite der gesicherten

                                                                       3382
  Reserven beträgt somit 50

   10
         bis 60 Jahre.

                                                                  Am 1. Januar 2018 betrug die
                                    Der Bund entschied im
                                                                   ­Anzahl öffentlich zugäng-
                                 Sommer 2017, die CO2-Abgabe
                                                                     ­licher Tankstellen 3382.
                                    auf Gas und Heizöl per
                                                                  Dies entspricht einem Rück-
                                  Anfang 2018 auf 96 Franken
                                                                  gang von 42 Anlagen gegen-
                                    pro Tonne anzuheben.

                                                                  25
                                                                         über dem Vorjahr.

                                     60
   Ein Preisauf-
schlag von bis zu
                                                                                                  E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

  10 Rappen an
der Zapfsäule ist
  laut Bund die                  Die 60. Mitgliederversamm-
                                 lung der Erdöl-Vereinigung
                                                                                       %
Folge des neuen                     fand am 30. Juni 2017
                                  im Hotel Bellevue Palace
                                                                      Der Anteil der Inland-
                                                                   raffinerie am Inlandabsatz
  CO2-Gesetzes.                          in Bern statt.             betrug im Jahr 2017 25%.
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
2
Editorial

                                                                    Ein global
                                                                    funktionierender
                                                                    Markt
                                                                    Sehr geehrte Leserin,
                                                                    sehr geehrter Leser
                                                                                                             Der steigende Ölbedarf hat vor allem
                                                                                                             mit dem zunehmenden Wohlstand
                                                                                                             in den grossen, bevölkerungsrei-
                                                                                                             chen Ländern Asiens und Südameri-
                                                                                                             kas zu tun. Die Bevölkerung dieser
                                                                                                             Länder leistet sich zunehmend in­di­
                                                                                                             viduelle, motorisierte Mobilität und
                                                                                                             privaten Konsum, beides Treiber
                                                                                                             des Ölverbrauchs. Dass diese Nach-
                                                                                                             frage noch lange befriedigt werden
                                                                    Dem früheren saudischen Ölminis-         kann, zeigt die zeitliche Reichweite
                                                                    ter wird folgender Spruch nachge-        der nachgewiesenen und zu heu­
                                                                    sagt (sinngemäss): «Das Steinzeital-     tigen Kosten förderbaren Ölreserven.
                                                                    ter ging nicht zu Ende, weil plötzlich   Seit 2011 beträgt diese immer mehr
                                                                    keine Steine mehr da waren.» So          als 50 Jahre. Zum letzten Mal unter
                                                                    wird es auch mit dem Erdölzeitalter      der kritischen Marke von 40 Jahren
                                                                    sein. Ob, wie viel und wie lange         war diese Kennzahl in den 1970er-
                                                                    Öl gefördert und verbraucht wird,        und 1980er- Jahren des vorigen Jahr-
                                                                    bestimmen nicht so sehr die Produ-       hunderts.
 E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                    zenten, sondern eher die Konsu-
                                                                    menten. Weltweit denken diese aber       In der schweizerischen Energiepo­
                                                                    noch nicht an ein Ende des Erdöl-        litik werden die fundamentalen Tat-
                                                                    zeitalters, steigt doch die Nachfrage    sachen des Energiemarktes syste-
                                                                    nach dem schwarzen Gold kons-            matisch aus der Wahrnehmung
                                                                    tant jedes Jahr um 1–2%.                 verbannt. 2016 betrug der Welt-Erd-
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
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                                                                                                              Editorial
Welt-Erdölverbrauch
in Millionen Fass pro Tag

100                                                        001

80                                                         08

60                                                         06

40                                                         04

20                                                         02

0                                      Energiepreise angewiesen sind. Jede
                                                           0
      1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
                                       staatliche Intervention in den pri-
                                       vatwirtschaftlich organisierten Ener-
                                       giekreislauf führt zu einer Verteue-
                                       rung der Energie. Wir Schweizer
                                       haben einmal mehr Glück, denn wir
                                       können das Scheitern einer diri­­gis­
                                       tischen Energiepolitik sehr gut bei
                                       unserem nördlichen Nachbarland be-
                                       obachten. Wir hätten jetzt eigentlich
                                       die Chance, die gleichen Fehler zu
ölverbrauch 4418 Mio. Tonnen, wäh- vermeiden, indem wir den Marktkräf-
rend die Schweiz gerade einmal         ten wieder mehr Bedeutung schen-
10 Mio. Tonnen Öl oder leicht mehr     ken würden. Das bedeutet im Klar-
als 2 Promille verbrauchte. Trotz-     text keine faktischen Technologie-
dem glauben unsere Behörden und verbote und eine Bepreisung von
ein Teil unserer Parlamentarier        CO2, die sich an einem ­international
ernsthaft, sie könnten mit einer diri- gängigen Preisniveau orientiert.
gistischen CO2-Gesetzgebung die        In der Botschaft des B                               ­ undesrates an
Welt vor einer Klimaerwärmung von das Parlament zur Novelle des CO2-
mehr als 2 Grad schützen.              Gesetzes sind beide Forderungen
                                       nicht erfüllt. Wir haben also noch
                                                                                                               E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

Solche Sichtweisen zeugen nicht nur viel zu tun.
von einer unverständlichen Selbst­
überschätzung, sondern auch von
einer unüberlegten Arroganz gegen-
über denjenigen, die in ihrem tägli-
                                       DA N I E L H O F E R
chen (Über-)Leben auf günstige         P R Ä SI D E N T D E R E R D Ö L-V E R E I N I G U N G
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
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Das Jahr im Überblick

                                                                                                                                                                    Hafenfest
                                                                                                                                                                    Vom 19. bis 21. Mai findet in Birsfelden das
                                                                                                                                                                    Hafenfest statt. Die Tanklager der Varo
                                                                                                                                                                    und TAU stellen sich der Bevölkerung mit
                                                                                                                                     März
                                                                      Das Jahr
                                                                                                                                                                    einer Begegnungs-Lounge vor.

                                                                      2017 im                                        Europäischer Emissionshandel
                                                                                                                     Die EU-Staaten einigen sich auf eine Reform

                                                                      Überblick                                      des Emissionshandels. Die Zahl der an die
                                                                                                                     Industrie und Stromerzeuger abgegebenen
                                                                                                                     Emissionsrechte wird ab 2021 jährlich um
                                                                                                                     2.2% verringert.

                                                                                                                     KELS gescheitert
                                                                                                                     Der Nationalrat beschliesst stillschweigend,
                                                                                                                     nicht auf das Klima- und Energielenkungs-
                                                                                                                     system einzutreten.                            Energiestrategie
                                                                                                                                                                    Am 21. Mai sagt das Stimmvolk ja zum neuen
                                                                                                                                                                    Energiegesetz. Dieses ist ein wichtiger
                                                                                                                                                                    Bestandteil der Energiestrategie 2050 des
                                                                                                                                     April                          Bundes. Ab 2020 dürfen Neuwagenflotten
                                                                                                                                                                    nur 95 g CO2 pro km ausstossen.

                                                                                                                     Fernwärmenetze
                                                                                                                     Die Lauterkeitskommission sieht im «Hand-
                                                                                                                                                                                       Juni
                                                                                     Januar
                                                                                                                     schellen-Inserat» der Erdöl-Vereinigung
                                                                                                                     ­keinen unlauteren Wettbewerb. Das Inserat
                                                                                                                      mache auf real existierende Probleme
                                                                                                                      ­aufmerksam, die beim Anschlusszwang          Ölpreis
                                                                      Erdölpreis                                       an ­Fernwärmenetze entstehen.                Der Rohölpreis erreicht am 22. Juni den
                                                                      Der Erdölpreis stagniert bei rund 50 Dollar                                                   Jahrestiefststand von 44 Dollar pro Fass.
                                                                      pro Fass.
                                                                                                                                                                    Energiestatistik
                                                                      US-Pipeline-Projekte                                                                          Erdöl deckt weiterhin rund die Hälfte des
                                                                      US-Präsident Trump deblockiert den Bau                                                        Energiebedarfs der Schweiz ab. Der Treib-
                                                                      zweier Erdöl-Pipelines: Keystone-XL für                                                       stoffverbrauch ist leicht rückläufig, der Ver-
                                                                      den Transport von Bitumen aus der Provinz                                                     brauch an Flugpetrol nimmt weiterhin zu.
                                                                      ­Alberta an den Golf von Mexiko, Dakota-­
                                                                       Access zwischen North Dakota und Illinois.                                                   Elektromobilität
                                                                                                                                                                    Der Bundesrat beschliesst, die Rahmenbe-
                                                                                                                                                                    dingungen zur Schaffung eines leistungs-
                                                                                                                                                                    starken Netzes von Ladestationen entlang
                                                                                   Februar                                                                          der Nationalstrassen zu verbessern.

                                                                                                                                       Mai                          30. Juni: Mitgliederver­sammlung
                                                                      Strassenfinanzierung gesichert                                                                der EV in Bern
                                                                      Am 12. Februar sagen Volk und Stände ja zur                                                   Sie wählt Martin Thomsen als Vertreter der
                                                                      Schaffung eines Nationalstrassen- und          Jungfernfahrt der MS Diamant                   BP in den Vorstand.
                                                                      Agglo­merationsverkehrs-Fonds (NAF). Damit     auf dem Vierwaldstättersee
   E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                      wird sichergestellt, dass das Verkehrsnetz     Dank des neuartigen Hybridantriebs kann
                                                                      in der ganzen Schweiz verbessert werden        rund 20% Energie gegenüber einem
                                                                      kann. Der Fonds wird in Zukunft durch Preis­   kon­ventionellen Schiff eingespart werden.
                                                                      aufschläge beim Treibstoff finanziert.         Das Projekt wurde auch mit Fördermitteln
                                                                                                                     des EV-Forschungsfonds unterstützt.
                                                                      Widerstand gegen die
                                                                      Energie­strategie                              12. Mai: Delegiertenversammlung
                                                                      Das Referendum gegen das revidierte Ener-      von Swissoil
                                                                      giegesetz kommt zustande. Es wurde u. a.       Gastreferent war der Solothurner Stadtpräsi-
                                                                      von Swissoil aktiv unterstützt.                dent und FDP-Nationalrat Kurt Fluri.
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
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                                                                                                                                                                            Das Jahr im Überblick
                                                                                       Oktober
                                                                          Energiegesetz Basel-Stadt
                                                                          Am 1. Oktober tritt in Basel ein neues kan­
                                                                          tonales Energiegesetz in Kraft. Mit fossilen
                                                                          Brennstoffen betriebene H ­ ei­zungen sollen

                                           Juli                           nach Ablauf ihrer Betriebsdauer durch
                                                                          erneuerbare Systeme oder durch den An-
                                                                                                                         Förderbeschränkung zur Stützung
                                                                                                                         des Rohölpreises
                                                                          schluss ans Fernwärmenetz ­ersetzt werden.     Die Opec-Staaten und ihre Partner des
                        Mobility Pricing                                                                                 ­Förderabkommens führen die im November
                                                                          Ausbildung                                      2016 beschlossene Produktionsbeschrän-
                        Der Bundesrat verzichtet auf Pilotversuche.
                                                                          Am 9. und 10. Oktober führte die Erdöl-­        kung für ein weiteres Jahr fort. Förderstaaten,
                        Verschiedene offene Punkte wie der Daten-
                                                                          Vereinigung für die Lernenden des 2. und        die nicht dem Abkommen unterliegen,
                        schutz müssen zuerst abgeklärt werden.
                                                                          3. Lehrjahres in der Branche den alljähr­       ­dehnen ihre Förderung hingegen massgeb-
                                                                          lichen Branchenkurs durch. Er fand in Mag-
                        CO2-Abgabe                                                                                         lich aus.
                                                                          glingen statt und war mit einem Besuch
                        Der Bundesrat beschliesst, die CO2-Abgabe
                                                                          der Raffi­nerie Cressier verbunden.            Klimaschutz
                        auf Brennstoffen per 1. Januar 2018 von 84
                        auf 96 Franken pro Tonne CO2 zu erhöhen.                                                         Vom 6. bis 17. November findet in Bonn die
                                                                          Was tanken wir in Zukunft?                     UN-Klimakonferenz COP23 statt. Sie hat
                        Erneut wurden die Reduktionszwischenziele
                                                                          Am 25. Oktober führt die Erdöl-Vereinigung     zum Ziel, erste Schritte für die Umsetzung
                        gemäss geltendem CO2-Gesetz knapp ver-
                                                                          in Zürich einen Branchentag unter dem          des Pariser Abkommens zu definieren.
                        fehlt.
                                                                          Motto «Treibstoffe der Zukunft» durch. Ver-
                                                                          treter aus Wirtschaft, Wissenschaft und
                                                                          Politik diskutierten mit dem Publikum über
                                       August                             die Vor- und Nachteile verschiedener                      Dezember
                                                                          Antriebs­energien.

                        Bahnunterbruch bei Rastatt                                                                       CO2-Gesetz
                        Zwischen dem 12. August und dem 1. Oktober                                                       Am 1. Dezember legt der Bundesrat die Bot-
                        konnten keine Züge mehr die wichtigste                                                           schaft für die Totalrevision des CO2-Gesetzes
                        Strecke der Verkehrsachse Rotterdam-Genua                                                        vor. Für die EV ist der Vorschlag nicht ziel­
                        befahren. Eine Freigabe von Pflichtlagerbe-                                                      führend: trotz hoher Kosten für Wirtschaft
                        ständen lässt sich dank Koordination in der                                                      und Privathaushalte entsteht kein wirksamer
                        Mineralölbranche trotzdem vermeiden.                                                             Beitrag zum Klimaschutz.

                                                                                                                         Arbeitnehmerschutz

                                  September
                                                                                                                         Am 13. Dezember wurde der Gesamtarbeits-
                                                                                                                         vertrag der Tankstellenshops vom Bundesrat
                                                                                                                         für allgemeinverbindlich erklärt. Damit

                        Medienreise nach Cressier                                   November                             geht eine 5 Jahre dauernde Verhandlungs-
                                                                                                                         phase erfolgreich zu Ende.
                        Am 12. September organisierte die Erdöl-­
                        Vereinigung eine Medienveranstaltung in
                        Cressier, die der Besichtigung der­­Raffi­nerie   Auto-Zürich
                        diente und dem Thema Versorgungssicher-           Zusammen mit weiteren Partnern informiert
                        heit ­gewidmet war.                               Movi-mento an der Auto-Zürich über das
                                                                          ­Potenzial von Wasserstoff in der Mobilität.
                                                                                                                                                                               E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                           Toyota, Hyundai und Honda präsentieren
                                                                           ihre Brennstoffzellen-Modelle.
© Bilder: EV; Hyundai

                                                                                                                         Erdölpreis
                                                                                                                         Der Rohölpreis war während des ganzen
                                                                                                                         Jahres nie höher als am 31. Dezember:
                                                                                                                         65 Dollar pro Fass.
Welche Energie wird die Mobilität der Zukunft an treiben? Die Antwort fällt schwer, weil Benzin und Diesel so rasch nicht zu ersetzen sind ...
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Leitartikel

                                                                                                                                                        Antriebsenergien, die als ernsthafte Kandida-
                                                                                                                                                   ten für den Ersatz der Fossilen gehandelt werden
                                                                                                                                                   wollen, müssen also anhand folgender Kriterien
                                                                                                                                                   beurteilt werden:
                                                                                                                                                   — Der Energieeinsatz soll für Industrie und Private
                                                                                                                                                     wirtschaftlich tragbar sein.

                                                                     Die Revolution
                                                                                                                                                   — Der Energieträger soll hinsichtlich seiner
                                                                                                                                                     ­Speicherung anpassungsfähig sein und resili-

                                                                     im Treibstoff-                                                                   ente w Versorgungspfade bieten.
                                                                                                                                                   — Nicht nur der Verbrauch, sondern auch die

                                                                     markt lässt auf                                                                  ­Produktion der Energie soll im Einklang stehen
                                                                                                                                                       mit den Anforderungen des Natur-, Um­welt-

                                                                     sich warten                                                                       und Gesundheitsschutzes.

                                                                                                                                                  Werden Batterien die Mobilität
                                                                     Welche Energie wird die                                                      dominieren?
                                                                      Mobilität der Zukunft                                                         Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV) schnei­
                                                                                                                                                    den in diesem Wettbewerb bei einigen der ge-
                                                                     ­antreiben? Die Antwort                                                        nannten Kriterien verhältnismässig schlecht ab
                                                                      fällt schwer, weil Benzin                                                     und dürften deshalb bis auf Weiteres eine Ni-
                                                                                                                                                    schenanwendung bleiben. Zunächst einmal wird
                                                                      und Diesel so rasch                                                           die gesellschaftliche und wirtschaftliche Belas-

                                                                      nicht zu ersetzen sind.                                                       tung, die der Aufbau eines flächendeckend funk­
                                                                                                                                                    tionsfähigen Mobilitätsstromnetzes mit sich
                                                                                                                                                    bringen würde, noch viel zu selten in die Gesamt-
                                                                                                                                                    beurteilung der Elektromobilität einbezogen. Von
                                                                                                                                                    den Netzbetreibern in Deutschland sind beispiels-
                                                                                                                                                             weise in jüngster Zeit alarmierende Sig-
                                                                                                                                    Durch den eindi­         nale  zu vernehmen: das heutige Strom-
                                                                                                                                                             netz ist auf einen Boom von Elektromobilen
                                                                                                                                  mensionalen Fokus
                                                                                                                                                             nicht vorbereitet. Um Engpässe, Blackouts
                                                                                                                                    auf den CO2-Aus-
                                                                                                                                                             und Überlastungen zu vermeiden, sind In-
                                                                                                                                  stoss gehen die un-
                                                                                                                                                             vestitionen in den Netzausbau in der Höhe
                                                                                                                                   übertroffenen Vor-        von mehreren Milliarden Euro notwendig,
                                                                                                                                    teile der fossilen       schätzen die Experten.
                                                                     Batterien, Biotreibstoffe u , synthetische Treib-           Energieträger gerne             Vor 2025 bis 2030 wird zudem die Bat-
                                                                     stoffe, Gas und Wasserstoff: sie alle werden als                   vergessen.           terietechnologie keinen entscheidenden
                                                                     Kandidaten gehandelt, die dereinst Benzin und                                           Fortschritt machen, weder bezüglich Ener­-
                                                                     Diesel ablösen sollen. Bei ihrer Bewertung steht in                            giedichte noch beim Ersatz von Kobalt. Das heisst,
                                                                                                                              u B I OT R E I B -
                                                                     der Regel allein ein Kriterium ganz oben auf der         STO F F E             dass die BEV in den kommenden Jahren mit der
                                                                     Liste: die Reduktion des CO2-Ausstosses v. Fragt         Mehr dazu ▸ S. 45     bekannten Reichweitenproblematik zu kämpfen
                                                                     sich bloss, weshalb die alternativen Treibstoffe                               haben werden. Der massenhafte Einsatz von Ko-
                                                                     und Technologien trotz dieses scheinbar entschei-        v CO 2- AU SSTOSS     balt zeigt exemplarisch einige der Probleme dieser
                                                                                                                              Siehe dazu auch die
                                                                     denden Vorteils nach wie vor ein Nischendasein           Infografiken zu den   Technologie   auf:
  E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                     führen. Durch den eindimensionalen Fokus auf             CO2-Emissionen bei    — Mehr als 50% der weltweiten Kobaltvorkommen
                                                                     den CO2-Ausstoss gehen die unübertroffenen Vor-          Treibstoffen und         liegen in der demokratischen Republik Kongo,
                                                                                                                              Brennstoffen in der
                                                                     teile der fossilen Energieträger gerne vergessen.        Schweiz und im
                                                                                                                                                       oft kontrolliert von lokalen Banden oder War-
                                                                     Für den Endkonsumenten äussern sich diese Vor-          ­globalen Vergleich       lords. Der Abbau in diesen Gegenden ist zu
                                                                     teile in der Selbstverständlichkeit, jederzeit, über-    ▸ S. 23                  grossem Teil Kinderarbeit und erfolgt ohne jeden
                                                                     all und mit geringem Aufwand kostengünstige                                       Gesundheits- und Umweltschutz. Wir sollten
                                                                     Energie nutzen zu können. Dazu kommt die strate-         w R ESI L I E N Z        auf der Suche nach einer besseren Welt nicht auf
                                                                                                                              Die Resilienz ist die
                                                                     gische Bedeutung der Lager- und Speicherfähig-           Fähigkeit, Krisen zu     eine Technologie setzen, die uns von solchen
                                                                     keit fossiler Energieträger.                             bewältigen.              Ressourcenquellen abhängig macht.            ▸
7
Absatz Biotreibstoffe in der Schweiz
Seit der Einführung einer Kompensationspflicht

                                                                                                                              Leitartikel
im Jahr 2013 wächst der Absatz von Biotreib­
stoffen rasant (in Millionen Liter, Daten: Carbura).

               2011                               2012                          2013                        2014

         5,0                              4,0                            3,8
                                                                                         7,5          9,8
                        11,0                               12,0
                                                                                                                       23,0

               2015                                      2016                                  2017

28,6                                                                                   43,2
                                         34,7
                               44,9

                                                                         81,8
                                                                                                                   137,3

          Bioethanol
          Biodiesel

Kompensation CO2
Dank dem Einsatz von Biotreibstoffen können
­erhebliche Mengen CO2 im Verkehr eingespart
 werden (Daten: Biofuels)

in Tausend Tonnen CO2
500

400
                                                                                                                                E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

300

200

100

  0
       2011    2012     2013      2014          2015     2016     2017
8
Leitartikel

                                                                     — Die Resilienz der Lieferkette ist besorgniserre-
                                                                       gend: 42% der Verhüttungskapazitäten von Ko-
                                                                       balterzen liegen in China, was zwangsläufig zu
                                                                       einer Abhängigkeit von einer Regierung führt,
                                                                       die für ihre harte und protektionistische Wirt-
                                                                       schaftspolitik bekannt ist. Vor dem Hintergrund            Es spricht einiges
                                                                       der wachsenden geopolitischen Spannungen
                                                                                                                                     dafür, dass bis
                                                                       im asiatischen Raum sollten wir vorsichtig
                                                                                                                                  Mitte des nächsten
                                                                       damit sein, unsere Wirtschaft regulatorisch in
                                                                                                                                     Jahrzehnts die
                                                                       solche Abhängigkeiten zu drängen.                                                     den nächsten Jahren wird die heute noch
                                                                     — Auch in der Preisentwicklung bei den Batterien              ­Hy­bridfahrzeuge         sehr bescheidene Palette an Fahrzeugen
                                                                       wird sich wesentlich weniger bewegen als ge-                   ­dominieren.           mit Brennstoffzellen erweitert, sowohl bei
                                                                       meinhin vermutet wird. Zwar werden die Pro-                                           den PKW wie auch bei den LKW. Gerade für
                                                                       duktionskosten für die Aggregate sinken, diese                                den Schwerverkehr ist die Technologie wegen der
                                                                       Zugewinne werden aber von den steigenden                                      Grenzen der Batterie von besonderem Interesse.
                                                                       Rohstoffpreisen wieder zunichte gemacht wer-                                  Konsequenterweise wird aus all diesen Gründen
                                                                       den. Im Oktober 2016 lag der Weltmarktpreis                                   auch die Zahl der H2-Tankstellen in den nächsten
                                                                       für ein Kilo Kobalt bei rund 26 Franken, im Früh-                             Jahren ansteigen.
                                                                       jahr 2018 bei deutlich über 60 Franken.
                                                                                                                                                     Bedeutende Hybridtechnologie
                                                                     Die «alternative Elektromobilität»                                              Auch die ermutigenden Signale aus der Wasser-
                                                                     Die Nachteile der batteriebetriebenen           Die Nachteile der               stoff-Welt sollten indes nicht dazu verleiten, den
                                                                     Fahrzeuge brauchen allerdings keine Ab- batteriebetriebenen                     Verbrennungsmotor abzuschreiben. Betrachtet
                                                                     sage an die Elektromobilität als solche Fahrzeuge brauchen                      man den Zeitraum 2018–2025, werden nicht die
                                                                     nach sich zu ziehen. Elektromotoren sind                                        Elektrofahrzeuge zur massgeblichen Absenkung
                                                                                                                      keine Absage an
                                                                     zweifellos attraktiv, aus energiepolitischer                                    der Emissionen beitragen, sondern die Hybride.
                                                                                                                   die Elektromobilität
                                                                     wie aus Konsumentensicht. Falls die Elekt-                                      Als grosser nächster Schritt steht uns die Reduk-
                                                                                                                    als solche nach sich
                                                                     romobilität einen bedeutenden Marktan-                                          tion der Flottenemissionen von heute 130 g/km
                                                                     teil x erzielen sollte, wird es aus den ge-
                                                                                                                         zu ziehen.                  auf 95 g/km bevor, eine Emissionsreduktion also
                                                                     nannten Gründen von Vorteil sein, dass                                          um rund 20–25%. Zulieferer der Automobilbran-
                                                                     diese Fahrzeuge ihre Energie über eine zum Bei-                                 che wie Bosch oder Continental haben in den letz-
                                                                     spiel mit Wasserstoff (H2) betriebene Brennstoff-                               ten Jahren stark in die Entwicklung von 48-Volt-­
                                                                     zelle (Fuel Cell) beziehen. In der Praxis haben                                 Bordsystemen investiert und beginnen nun die
                                                                     «Fuel Cell Cars» einiges zu bieten: Der Antrieb ist                             Serienproduktion hochzufahren. Sogenannte Mild­
  E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                     elektrisch, aber die Ladezeit ist vergleichbar zum     x M A R K TA N T E I L   hybride y könnten die genannte 20%-Re­duktion
                                                                     herkömmlichen Tankvorgang, es besteht kein zu- E L E K T R O M O B I ­          im Alleingang schaffen. Bei diesen Systemen han-
                                                                                                                            L I TÄT
                                                                     sätzlicher Platzbedarf am Ort der Betankung und        Siehe dazu auch Info-
                                                                                                                                                     delt es sich um klassische Verbrennungsantriebe,
                                                                     es braucht dort auch keine zusätzlichen Investitio- grafiken «Neue In­          die über das 48-V-­Bordsystem diverse Strategien
                                                                     nen in die Stromversorgung. Das für die Tankstel- verkehrssetzungen»            zur Emissionsminderung ermöglichen. Je nach
                                                                                                                            und «Strassenfahr-
                                                                     len entscheidende Argument lautet: betankt wird                                 Ausführung und Dimensionierung dieser Systeme
                                                                                                                            zeugbestand» ▸ S. 18
                                                                     dieses Elektromobil an der Tankstelle. Hier befin-                              wird auch ein rein elektrisches Fahren im urbanen
                                                                     den sich das Know-how, die Infrastruktur und die       y MILDHYBRIDE            Raum bei tieferen Geschwindigkeiten möglich
                                                                     Logistik, um mit dem Treibstoff H2 umzugehen. In       Mehr dazu ▸ S. 45        sein.
9
                                                                                                                                      Leitartikel
                                                  Mit dem stetig
    Mildhybride kommen im Vergleich zu
                                              ­wachsenden Anteil
den Plug-in-Hybriden ohne grosse Batte-
                                                der Biotreibstoffe
rien aus, was nicht nur die Kosten senkt,
                                                geht eine beacht-
sondern auch massiv Gewicht spart. Bei
der Systemintegration bestehen keine liche Reduktion der
Hürden, da keine zusätzliche Infrastruktur       CO2-Emissionen
benötigt wird. Verhaltensänderungen des              einher.
Konsumenten sind ebenfalls nicht not-
wendig; Autofahrer können solche Fahrzeuge nor-
mal betanken und nutzen, ohne sich über die
Technologie in ihrem Fahrzeug Gedanken machen
zu müssen. Kurz: Es spricht einiges dafür, dass bis
Mitte des nächsten Jahrzehnts die Hybridfahr-
zeuge die Neuwagenflotten dominieren.

Biosprit und synthetische flüssige
Treibstoffe
Vor einigen Jahren hat die Mineralölwirtschaft be-
gonnen, den fossilen Treibstoffen innerhalb der
Norm biogene Komponenten beizumischen. Seit-
her wächst der Anteil der Biotreibstoffe z konti­         Im Markt der Ener-
nuierlich von Jahr zu Jahr. Damit einher geht einer-       gieträger wird es
seits eine beachtliche Reduktion des durch den             bis zur Mitte des
Strassenverkehr verursachten CO2-Ausstosses {.           nächsten Jahrzehnts
Gleichzeitig sammeln Mineralölbranche und Be-               voraussichtlich
hörden Erfahrungen, die sich für die Beimischung         keine grossen Ände-            auf der Basis von Elektrolysewasserstoff
von CO2-armen Komponenten in Zukunft als nütz-              rungen geben,               und gasförmigem CO2 zu synthetisieren
lich erweisen dürften.                                     was den Produkt-            (Power-to-Liquid). Der Treibstoffsektor
    Das Potenzial der biogenen Treibstoffe ist be-                                      wird hier von Synergieeffekten mit der che-
                                                              mix ­angeht.
grenzt. Für den europäischen Raum beziffern es                                          mischen Industrie profitieren. In den Jah-
die meisten Studien mit einem Marktanteil im tie-                                       ren ab 2020 werden wir in Europa die ers-
fen zweistelligen Prozentbereich. Auf dem Schwei-                              ten grösseren Pilotanlagen für die Produktion
zer Markt würde das bis ins Jahr 2025 ein Wachs-                               solcher flüssigen Kohlenwasserstoffe sehen.
tum um 50 000 bis 80 000 Kubikmeter Biotreibstoff                                  In dieser Beimischung, kombiniert mit Hybrid-
bedeuten. Nach dessen Ausschöpfung dürften                                     technologien, liegt wohl der Schlüssel zur nach-
vermehrt synthetische Beimischkomponenten                                      haltigen und langfristig vollumfänglichen CO2-­
                                                                                                                                        E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

zum Einsatz gelangen.                                                          Reduktion im Mobilitätssektor. Im Markt der
    In der aktuellen Debatte rund um die Emis­                                 Energieträger wird es bis zur Mitte des nächsten
                                                       z ANTEIL       BIO­
sionsreduktion beim Strassenverkehr geht bei-          T R E I B STO F F E
                                                                               Jahrzehnts voraussichtlich keine grossen Ände-
nahe vergessen, dass auch die chemische Indust-        Siehe dazu auch Info-   rungen geben, was den Produktmix angeht. Der
rie in Europa auf flüssige Kohlenwasserstoffe als      grafiken «Absatz        gesamte Treibstoffabsatz dürfte zwar zurückgehen,
                                                       Biotreibstoffe in der
Rohstoff angewiesen sein wird. Auch in diesem                                  wie viel, ist aber schwer zu sagen. Möglicherweise
                                                       Schweiz». ▸ S. 7
Sektor soll eine Abkehr von Mineralöl stattfinden.                             wird der Rückgang bei wenigen Prozent liegen –
Unabhängig vom Bedarf im Strassenverkehr wer-          { CO 2 -­AU SSTOSS      wenn er nicht durch das weiterhin erwartete
den Ansätze verfolgt, flüssige Kohlenwasserstoffe      Mehr dazu ▸ S. 23       Wachstum der Verkehrsleistung gar stabil bleibt. ■
10
Interview

                                                                    Schweizer Wirt-
                                                                    schaft hat die                                                                            Ausstieg aus den Subventionen schaffen, nament-

                                                                    Hausaufgaben                                                                               lich aus der kostendeckenden Einspeisevergütung
                                                                                                                                                              (KEV). Dies interessiert uns aus der Sicht der KMU

                                                                    gemacht                                                                                    ganz besonders. Weil diese Betriebe meist nicht
                                                                                                                                                              zu den energieintensiven Unternehmen gehören,
                                                                                                                                                               ist ihnen der freie Wettbewerb versperrt.
                                                                    Der Direktor des Schwei-                                                                        D A N I E L H O F E R : Wir waren gegen das Energie-

                                                                    zerischen Gewerbever-                                                                      gesetz, weil wir in ihm den ersten Schritt sehen für
                                                                                                                                                               eine Energie- und Klimapolitik, deren Zielsetzun-
                                                                    bands und der Präsident                                                                    gen unserer Wirtschaft und unserer Branche scha-
                                                                    der Erdöl-Vereinigung                                                                      den. Wir sagten uns «Wehret den Anfängen». Wir
                                                                                                                                                               teilen aber die Meinung, dass das Gesetz keine
                                                                    ­äussern sich im Gespräch                                                                  Energiewende bewirken wird, es beinhaltet auch

                                                                     zur energie- und klima­                                                                   keine Strategie, wie es immer geheissen hat, son-
                                                                                                                                                               dern es ist einfach ein Strommarktgesetz mit
                                                                     politischen Lage.                                                                        ­einigen Zusätzen. Es enthält Elemente, die uns de-
                                                                                                                                     HANS-ULRICH              finitiv keine Freude bereiten, zum Beispiel die ver-
                                                                                                                                     BIGLER
                                                                                                                                     ist Direktor des
                                                                                                                                                              schärften Emissionsvorschriften für Fahrzeuge.
                                                                                                                                     Schweizerischen Ge-      Auch die Energieverbrauchsziele des Bundes, wie
                                                                                                                                     werbeverbands sgv,       sie nun festgehalten sind, erscheinen uns nach
                                                                                                                                     Vorstandsmitglied
                                                                                                                                                               wie vor als unrealistisch.
                                                                                                                                     im Hauseigentümer-
                                                                                                                                     verband des Kantons            B I G L E R : Das Energiegesetz ist tatsächlich nicht
                                                                                                                                    ­Zürich, Nationalrat       das Gelbe von Ei, es wird nicht alle Probleme lösen.
                                                                                                                                     FDP und Vizepräsi-
                                                                                                                                                               Die Befürworter sind zum Beispiel davon ausge-
                                                                                                                                     dent der Energie-­
                                                                                                                                     Agentur der Wirt-         gangen, dass nun zumindest keine neuen Subven-
                                                                                                                                     schaft. Hans-Ulrich       tionstatbestände geschaffen werden. Wenn wir
                                                                                                                                     Bigler hat Volks- und     aber schauen, was aktuell bei der Diskussion um
                                                                                                                                     Betriebswirtschafts-
                                                                                                                                     lehre an der Universi-
                                                                                                                                                               die Wasserkraft geschieht, müssen wir festhalten,
                                                                    2017 war die Abstimmung über das Energiegesetz                   tät Bern studiert und     dass die Voraussetzungen dafür erneut nicht er-
                                                                     im Mai das wesentliche energiepolitische Ereig-                 sich an der Harvard       füllt werden. Wir beurteilen auch die Ziele im Ener-
                                                                                                                                     Business School im
                                                                     nis. Der Schweizerische Gewerbeverband und die                                            giegesetz als sehr ambitiös. Die Hoffnungen ruhen
                                                                                                                                     Bereich Executive
                                                                     Erdöl-Vereinigung engagierten sich nicht auf                    Education weiterge-       hier auf Innovation und neuen technologischen
                                                                    ­derselben Seite. Haben sich die Hoffnungen der                  bildet.                  Verfahren.
                                                                     Befürworter oder die Befürchtungen der Gegner                                                  H O F E R : Das grundsätzliche Problem der Sub-
                                                                     erfüllt?                                                       DANIEL HOFER               ventionen ist ja, dass sie einzelne Technologien
                                                                                                                                    ist seit Sommer 2016
 E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                         H A N S - U L R I C H B I G L E R : Wir haben damals die                              bevorzugen und andere benachteiligen. Damit
                                                                                                                                    Präsident der Erdöl-­
                                                                     Ja-Parole gefasst. Das ganze Gesetz wurde ja viel-             Vereinigung (EV) mit       wird die Entwicklung von staatlichen Behörden ge-
                                                                     fach als Energiewende bezeichnet. Meiner Mei-                  Sitz in Zürich. Seit       steuert, die gar nicht wissen können, welches die
                                                                                                                                    2003 ist Daniel Hofer
                                                                     nung nach ist dies eine Überbewertung. Es handelt                                         beste Technologie ist und was sich noch entwi-
                                                                                                                                    CEO der Migrol AG
                                                                     sich um eine Fortsetzung der Energiegesetzge-                  und in dieser Funk-        ckeln kann. Als Branche, die sich im Markt dem
                                                                     bung, wie wir sie schon vorher kannten. Mit dem                tion auch Mitglied         freien Wettbewerb stellt, könnten wir solche Ein-
                                                                                                                                    des Vorstands der EV.
                                                                     alten Gesetz befanden wir uns in einer Subven­                                            griffe nicht befürworten. Insofern müssten wir dem
                                                                                                                                    Ab 2014 war er zudem
                                                                     tionswirtschaft. Das neue Gesetz bietet zumindest              als deren Vizepräsi-       Energiegesetz zustimmen, falls es wirklich zu we-
                                                                     die Chance, dass wir einen zeitlich definierten                dent tätig.                niger Subventionen führt.                              ▸
Hans-Ulrich Bigler und        11
                              Interview
­Daniel Hofer sind in
 ­Sachen Klimaschutz einig:
  Dem Klima ist es egal,
  wo man das CO₂ einspart.
  Die starren Vorgaben des
  Entwurfs zum CO₂-Gesetz
  zu Reduktionszielen im
  In- und Ausland müssen
  aufgehoben werden.
                               E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017
12
Interview

                                                                                                                                                          wird sich auch die Wirtschaft dafür einsetzen müs-
                                                                                                                                                          sen, dass am politischen Willen festgehalten wird,
                                                                                                                                                          wie er im Energiegesetz zum Ausdruck kommt.
                                                                                                                       «Die Schweizer Wirt-               Über den recht deutlichen Volksentscheid wird
                                                                                                                          schaft hat beim                 man nicht tel quel hinweggehen können. Es gilt,
                                                                                                                       Klimaschutz den Tat-               den Volkswillen umzusetzen.
                                                                                                                          beweis erbracht
                                                                                                                        und die vom Bund                    Im Gegensatz zum Energiegesetz ist das CO2-­
                                                                                                                                                            Gesetz u von grosser Bedeutung für unsere
                                                                                                                       gesetzten Ziele über-
                                                                                                                                                           ­Branche wie auch für das Gewerbe und die Be­-­
                                                                                                                             troffen.»
                                                                                                                                                            völkerung. Hier werden nun auch die Kosten
                                                                                                                        HANS-ULRICH BIGLER
                                                                                                                                                            der Klimapolitik ein Thema.
                                                                                                                                                                H O F E R : Wir haben die Rechnung ja schon ge-
                                                                                                                                                            macht, was es bei den Treibstoffpreisen bewirkt. Je
                                                                                                                                                            nachdem, was vom Treibstoffhandel erwartet wird,
                                                                    Werden denn nun Subventionen abgeschafft?                                               kann es eine recht deutliche Verteuerung auslö-
                                                                    Von einem Gegenbeispiel haben wir nun bereits                                          sen. Wir sprechen da schnell einmal von 10 Rap-
                                                                    gehört.                                                                                 pen pro Liter, wenn 15% des CO2-Ausstosses mit
                                                                         H O F E R : Subventionen sind doch immer schwie-                                   Massnahmen im Inland kompensiert werden müs-
                                                                    rig loszuwerden. Subventionen lösen bei den Un-                                                    sen. Das ist für unsere Branche vor allem
                                                                    ternehmen Investitionen aus. Nehmen wir das Bei-                                                   dann ein Problem, wenn es zu gros­sen
                                                                    spiel der Biotreibstoffförderung in Deutschland. In         «Mit    Subventionen                   Preisdifferenzen gegenüber dem Ausland
                                                                    den vergangenen Jahren haben viele Unterneh-                 wird die Entwick-                     führt. Wir verlieren Geschäft im Inland an
                                                                    men in die entsprechende Infrastruktur investiert.         lung von staatlichen die ausländischen Nachbarn. Das ist na-
                                                                    Dann wurden relativ kurzfristig die Subventions-             Behörden gesteu-                      türlich auch für den übrigen Detailhandel
                                                                    gelder heruntergefahren, was zu einigen Konkur-               ert, die gar nicht                   ein Thema und nicht zuletzt für die Bun-
                                                                    sen geführt hat. Das kann ja dann auch nicht das           wissen können, wel- deskasse ebenfalls. Durch eine allfällige
                                                                    Ziel sein. Wenn der Staat die Privaten erst einmal             ches die beste                      Abwanderung des Treibstoffkonsums ins
                                                                    zu einem von ihm gewünschten Handeln verleitet               ­Technologie ist.»                    Ausland gehen Einnahmen aus der Mine-
                                                                    hat, kann er sich kaum wieder heraushalten,                                                        ralölsteuer definitiv verloren. Solch einsei-
                                                                                                                                      DA N I E L H O F E R
                                                                    selbst wenn es sich als Fehlanreiz herausstellen                                                   tige Massnahmen erachten wir nicht als
                                                                    sollte.                                                                                            sinnvoll, weil sie ja auch dem Klima über-
                                                                         B I G L E R : Den Tatbestand der Subventionierung                                  haupt nichts nützen.
                                                                    hatten wir bereits im alten Energiegesetz. Die                                              B I G L E R : Genau: das Klima macht ja nicht an
                                                                    Energiewirtschaft ist eine der bestsubventionier-                                       der Schweizer Grenze Halt. Wir pflichten dem
 E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                    ten Branchen, das ist nicht zu bestreiten. Mit dem                                     CO2-Reduktionsziel von 50%, zu dem sich die
                                                                    neuen Energiegesetz haben wir die Chance ge-                                           Schweiz in Paris verpflichtet hat, grundsätzlich bei.
                                                                    nutzt, einen Ausstiegspfad zu definieren. Schluss­                                      Nur hat das Gesetz in der jetzigen Form einige Kon-
                                                                    endlich ist es eine Frage des politischen Willens,                                      struktionsfehler: Zum einen ist es zu wenig flexibel
                                                                    ob man tatsächlich aus dem Subventionsmecha-                                            und erlaubt uns nicht Massnahmen zum Klima-
                                                                    nismus aussteigt. Die geschilderten Risiken beste-                                      schutz, die wir im Ausland tätigen und im Ver-
                                                                    hen tatsächlich, aber das Gesetz definiert immer-                                       gleich zu jenen in der Schweiz preisgünstig sind,
                                                                    hin einen Zeitpunkt, an welchem sich das                 u CO 2- G ESE T Z              anzurechnen.       Zum anderen berücksichtigt es die
                                                                    Parlament dazu Gedanken machen muss. Dann                Mehr dazu ▸ S. 45              enormen Anstrengungen zu wenig, die von den Fir-
13
                                                                                                                                                    Interview
men bereits in der jetzigen Phase unternommen
werden. Der Ansatz mit einem Anreizmodell hat
sich als erfolgreich erwiesen, das sehen wir bei                    «Durch eine allfäl-
der Energieagentur der Wirtschaft. Und schliess-                    lige Abwanderung
lich ist auch nicht nachvollziehbar, weshalb bei                       des Treibstoff­
der CO2-Abgabe der Preis pro Tonne CO2 von 120                       konsums ins Aus-
auf 210 Franken erhöht werden soll. Das sind im in-                      land gehen
ternationalen Vergleich mit Abstand die höchsten
                                                                  ­Einnahmen aus der
CO2-Kosten, und das ausgerechnet in einem Land,
                                                                      ­Mineralölsteuer
das nur gerade knapp ein Promille des weltweiten
                                                                   ­definitiv verloren.»
CO2-Ausstosses v verursacht! Das Gesetz des ab-
                                                                         DA N I E L H O F E R
nehmenden Grenznutzens macht den Klimaschutz
in der Schweiz so teuer. Wir verteuern die Produk-
tionskosten im Inland, ohne dass wir für den Kli-
maschutz einen nennenswerten Beitrag leisten
können.                                                                                  land: Auch die Biotreibstoffe sind eine Erfolgsge-
    H O F E R : Wenn wir unsere Energie künst-
                                                   «Mit dem neuen                       schichte       aus jüngerer Zeit. Wir tun bereits vieles,
lich verteuern, verlieren wir an Wettbe-                                                 aber man darf den Bogen nicht überspannen,
                                                 Energiegesetz haben
werbsfähigkeit. Das ist für ein Land, das                                               sonst versagt das System. Es braucht ein gesun-
                                                  wir die Chance ge-
bereits hohe Personalkosten hat, nicht                                                   des Augenmass sowohl bei der Zielvorgabe als
                                                   nutzt, einen Aus-
sinnvoll. Wir sollten vollständig frei sein,                                             auch bei der CO2-Bepreisung. Bei dieser Gesetzes-
                                                  stiegspfad aus den
wo wir CO2-Reduktion betreiben wollen.                                                   vorlage wird nun eindeutig übertrieben.
Eine eingesparte Tonne CO2 ist eine einge- Subventionen zu de-                                B I G L E R : Auch im Gebäudebereich wird der Er-
sparte Tonne CO2, für das Klima spielt es              finieren.»                        folg des Gesetzes im Parlament davon abhängen,
keine Rolle, wo dies erfolgt. Wir importie-        HANS-ULRICH BIGLER                    ob man einen gangbaren Weg findet zwischen Kli-
ren ja auch sehr viel CO2-Emissionen, die                                                maschutz und der wirtschaftlichen Tragbarkeit.
im Ausland entstehen, über die Güter. Es                                                Auch hier geht es um die Verhältnismässigkeit der
wäre nichts als logisch, in dem Umfang auch Re-                                          Massnahmen.
duktionsmassnahmen im Ausland zu finanzieren.
    Die Bedenken gehen aber dahin, dass wir uns                                          Sprechen wir noch über die zunehmenden Mobi­
mit Massnahmen im Ausland aus der Verantwor-                                             litätsbedürfnisse unserer Gesellschaft. Wie
                                                                                                                                                     E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

tung stehlen wollen.                                                                    ­sollen sie finanziert werden, wenn sich stets we-
    B I G L E R : Die Schweizer Wirtschaft ist bereits                                   niger Einnahmen aus der Mineralölsteuer er­
grün! Sie hat wie gesagt den Tatbeweis beim Kli-          v   CO2-  AU  SSTOSS           zielen lassen?
                                                          Siehe dazu auch die
maschutz erbracht und die vom Bund gesetzten                                                  H O F E R : Man wird sich sehr wohl Gedanken ma-
                                                          Infografiken zu den
Ziele übertroffen. Wir machen im Inland seit 20 CO2-Emissionen bei                       chen müssen zu den Finanzierungsmodellen des
Jahren Ernst mit dem Klimaschutz.                         Treibstoffen und               Individualverkehrs. Im Endeffekt müsste man kon-
                                                          Brennstoffen in der
    H O F E R : Und mit Auslandgeschäften verfügen                                      sequenterweise die Strassenbenützung als solche
                                                          Schweiz und im
wir dank der Aktivitäten der Stiftung Klimarappen        ­globalen Vergleich.            besteuern, unabhängig davon, mit welchem An-
über jahrelange Erfahrung. Aber nochmals zum In- ▸ S. 23                                 trieb man unterwegs ist.                             ▸
14
Interview

                                                                                                                                   «Infrastrukturpro-
                                                                                                                                    bleme entstehen
                                                                                                                                  nicht wegen Finan-
                                                                                                                                  zierungsengpässen,
                                                                                                                                  sondern weil wir in
                                                                                                                                  einem Umsetzungs-
                                                                                                                                     stau stecken.»
                                                                        B I G L E R : Ich sehe das pragmatisch und sage:
                                                                                                                               HANS-ULRICH             BIGLER
                                                                    das Finanzierungsproblem haben wir für die
                                                                    nächsten 20 Jahre mit dem Nationalstrassen- und
                                                                    Agglomerationsfonds NAF gelöst. Die politische
                                                                    Diskussion ist geführt, es geht nun darum,
                                                                    die Fonds zu alimentieren und keine
                                                                    Zweckentfremdung zuzulassen. Infrastruk-         «Eine eingesparte
                                                                    turprobleme entstehen nicht wegen Finan-
                                                                                                                     Tonne CO2 ist eine
                                                                    zierungsengpässen, sondern weil wir in
                                                                                                                    eingesparte Tonne
                                                                    einem Umsetzungsstau stecken. Es han-
                                                                                                                     CO2, für das Klima
                                                                    delt sich in der Regel um sehr langfristige
                                                                    Projekte, die zudem mit Einsprachen wei-
                                                                                                                   spielt es keine Rolle,
                                                                    ter verzögert werden können.                      wo dies erfolgt.»
                                                                                                                             DANIEL HOFER

                                                                    Müssten also die Einsprachemöglichkei-
                                                                    ten beschränkt werden?
                                                                        B I G L E R : Bei Infrastrukturprojekten, die eine
                                                                    nationale Bedeutung haben, sollte man über eine
                                                                    Straffung der Verfahren nachdenken. Es kann ja
                                                                    nicht sein, dass beispielsweise für die Erweiterung        w CARGO       SOUS
                                                                                                                                TERRAIN
                                                                    der Nordumfahrung Zürich die Umsetzungsdauer                hat zum Ziel, ein
                                                                    15 bis 20 Jahre beträgt, während Jahr für Jahr die         ­unterirdisches Tun-
                                                                    Staustunden und damit die Produktivitätsverluste            nelsystem in der
                                                                                                                                Schweiz zu bauen,
                                                                    in den KMU zunehmen. Einsprachen müssen der
                                                                                                                                um möglichst viel
                                                                    Sache dienen und dürfen nicht für die politische           ­Güterverkehr unter
                                                                    Machtdemonstration missbraucht werden.                      die Erde zu bringen.
                                                                        H O F E R : Ich bin überzeugt davon, dass diese                                   als wir sie heute haben. Allerdings wird das Bauen
                                                                    Probleme schliesslich durch neue Technologien              x PROJEKT                  im Untergrund politisch nicht a priori einfacher als
                                                                                                                               SW I SSLO O P
 E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                    gelöst werden können. Ich denke da an das Projekt          Ein Team von Studie-
                                                                                                                                                          an der Oberfläche. Eine stete Quelle für Diskussio-
                                                                    Cargo sous terrain w, das grosse Teile des Güter-          renden der ETH Zü-         nen werden auch die unterschiedlichen Zeitebe-
                                                                    verkehrs unter den Boden bringen kann. Oder das            rich ent­wickelt den       nen sein, in denen sich die Akteure bewegen. Poli-
                                                                                                                               Prototyp der Trans-
                                                                    automatisierte Fahren, das eine Frequenzsteige-                                       tiker denken in 4-Jahres-Rhythmen, Technik und
                                                                                                                               portkapsel eines neu-
                                                                    rung auf den Autobahnen zulassen wird.                     artigen Transportsys-      Innovation brauchen dagegen einen sehr viel län-
                                                                        B I G L E R : Oder das Projekt Swissloop x der         tems, das dereinst         geren Zeithorizont. Das wird immer ein Span-
                                                                                                                               eine Geschwindigkeit
                                                                    Schweizer Hochschulen, das bereits weltweit für                                       nungsfeld bleiben.
                                                                                                                               von 1200 km/h errei-
                                                                    Aufsehen gesorgt hat. Solche Technologien wer-             chen soll: des Hyper-
                                                                    den ganz andere Mobilitätskonzepte ermöglichen,            loop.                      Das Gespräch fand am 5. März 2018 statt. ■
15
Inlandabsatz
Aufteilung des Absatzes in Kategorien                             Benzin

                                                                                                                      Erdöl in der Schweiz
                                                              2017: 2 372 708
Treibstoffe, Brennstoffe und übrige Produkte;                (2000: 3 982 602)
die gepunktete Linie stellt den Absatz
im Jahr 2000 dar (in Tonnen, Tabelle 1).

  2000
  2017

                                                                                                Flugpetrol
                                                                                                 1 755 044
                                                                                                (1 576 362)
                  Dieselöl
                 2 786 299
                (1 309 320)
                                                                             Treibstoffe
                                                                              6 914 051
                                                                             (6 868 284)

                                                                                             Total
                                                                                            10 373 189
                                                                                           (11 992 225)
      Übrige Produkte
            580 425
           (678 572)
                            Andere Petrole
                                2070
                 Flugbenzin    (5680)
                    3229
   Paraffine       (5582)
  und Wachse
     4020                                                                                      Brennstoffe
    (11 522)                                                                                      2 878 713
                                                  Bitumen                                        (4 445 369)

 White Spirit                                     270 151
    4692                                         (303 302)
   (5813)
                                              Flüssiggase
                                                176 096
                                               (198 220)
     Andere Benzine
         17 908
        (39 537)                 Petrolkoks
                                   52 289
                                                                                                                         E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                  (46 130)
                 Schmierstoffe
                    49 969
                   (62 786)                                  Heizöl Mittel
                                                             und Schwer
                                                                2469
                                                              (146 087)

                                                                                                Heizöl Extra-Leicht
                                                                                                    2 876 244
                                                                                                   (4 299 282)
16
Erdöl in der Schweiz

                                                                      Robuster Absatz
                                                                      trotz
                                                                      höherer Preise
                                                                      Höhere Preise haben den
                                                                      Absatz von Mineralöl­
                                                                      produkten kaum beein-
                                                                      flusst.                                                                       Heizölabsatzes in den letzten Monaten bewirkt.
                                                                                                                                                    Die Konsumenten haben gegen Ende Jahr trotz hö-
                                                                                                                                                    herer Erdölpreise mehr zugekauft als im Vorjahr.
                                                                                                                                                    Über einen längeren Zeitraum gesehen nimmt der
                                                                                                                                                    Heizölabsatz jedoch ab.

                                                                                                                                                    Höhere Preise
                                                                                                                                                    In der zweiten Jahreshälfte ist der Preis des Rohöls
                                                                                                                                                    gestiegen. Der Dollarkurs ist auch in dieser Jahres-
                                                                                                                                                    zeit höher gewesen, was den Erdölhandel ausser-
                                                                                                                                                            halb der USA verteuert hat. Diese Faktoren
                                                                                                                                     Die Fiskalein-         führten in der Schweiz zu höheren Preisen
                                                                                                                                                            für die Hauptprodukte.
                                                                                                                                  nahmen aus dem
                                                                      Der Treibstoffabsatz (Benzin und Diesel) ist 2017                                         Für 100 Liter Heizöl Extra-Leicht be-
                                                                                                                                 Verkauf von Erdöl-
                                                                      weitgehend stabil geblieben (–0,5%). Es wurden                                        zahlte man 2017 bei einer Bezugsmenge
                                                                                                                                    produkten be-
                                                                      5 159 007 Tonnen Diesel und Benzin in der Schweiz                                     von 3000 bis 6000 Litern im Jahresmittel
                                                                      verkauft (2016: 5 185 807). Die höhere Effizienz der      trugen 2017 5,6 Milli- CHF 78.92, was gegenüber dem Vorjahr
                                                                      neuen Fahrzeuge hat den Treibstoffverbrauch ge-               arden Franken.          einer Verteuerung von knapp 13% ent-
                                                                      dämpft trotz erneuter Zunahme der zurückgeleg-                                        spricht.
                                                                      ten Personenkilometer.                                                            Ein Liter Benzin bleifrei 95 kostete im Jahres-
                                                                          Der Absatz von Biotreibstoffen u ist letztes                              durchschnitt CHF 1.51 und somit 2 Rappen mehr
                                                                      Jahr wiederum um mehr als 50% gestiegen: Sie                                  als im Vorjahr. Der mittlere Literpreis für Dieselöl
                                                                      machten knapp 3% des Treibstoffabsatzes aus.                                  lag 2017 bei CHF 1.58 (+13 Rappen).
                                                                          Die Flughäfen Genf und Zürich haben mehr           u B I OT R E I B -         2017 betrug die durchschnittliche Jahresteue-
                                                                      Passagiere befördert, obwohl die Anzahl Flugbe-        STO F F E              rung in der Schweiz 0,5%. Diese Zunahme ist ins-
                                                                      wegungen stabil blieb. Der Absatz von Flugpetrol       Flüssige oder gasför-  besondere auf höhere Preise für Erdölprodukte zu-
                                                                                                                             mige Treibstoffe, ­die
   E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                      ist um 2,4% gegenüber dem Vorjahr gewachsen.           aus Biomasse her­
                                                                                                                                                    rückzuführen.
                                                                          Die Zunahme der Absätze beim Diesel und             gestellt werden. In
                                                                      Flugpetrol (1,5% bzw. 2,4%) kompensieren den            der Schweiz werden    Einnahmen aus der Mineralölsteuer
                                                                                                                              Biotreibstoffe nur
                                                                      Rückgang des Benzinabsatzes (–2,7%), sodass
                                                                                                                             ­gefördert, d.h. von
                                                                                                                                                    sinken
                                                                      sich der gesamte Treibstoffabsatz 2017 kaum ver-        der Mineralölsteuer   Der Rückgang der Mineralölsteuereinnahmen hat
                                                                      ändert hat.                                             befreit, wenn sie     sich 2017 fortgesetzt. Die Fiskaleinnahmen aus
                                                                                                                              strenge ökologische
                                                                          Der Bund entschied im Sommer 2017, die                                    dem Verkauf von Erdölprodukten betrugen 2017
                                                                                                                              und soziale Min-
                                                                      CO2-Abgabe auf Gas und Heizöl per Anfang 2018           destanforderungen     5,6 Milliarden Franken (8% der Bundeseinnah-
                                                                      nochmals anzuheben. Dies hat einen Anstieg des          erfüllen.             men). ■
17
Treibstoffverbrauch in der Schweiz
Entwicklung des Verbrauchs nach Treibstoffart;

                                                                                                                                   Erdöl in der Schweiz
der gesamte Treibstoffverbrauch ist seit 2000
leicht zurückgegangen (Tabelle 22).

Autobenzine                             Dieselöl                                     Flugtreibstoffe
in Millionen Tonnen
4

3

2

1

0
    2000                        2017    2000                              2017       2000                               2017

Fiskalerträge von Treib- und Brennstoffen
Der Bund erhebt über die Mineralölsteuer,
den Mineralölsteuerzuschlag, Bezugsprovisionen
und die Mehrwertsteuer ungefähr 8% seiner
Einnahmen (in Millionen Schweizer Franken,
Tabelle 18).

                                                                                                    Weitere Zuschläge
Mineralölsteuern                                         Mineralölsteuerzuschlag                    und Steuern

    Mineralölsteuer                                        Mineralölsteuerzuschlag                     Mehrwertsteuer
    Dieselöl                                               Dieselöl                                    958,1
    1372,2                                                 871,9

                                                           Mineralölsteuerzuschlag
    Mineralölsteuer
                                                           Benzin
    Benzin
                                                           928,0
    1337,6
                                                                                                                                      E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                                                    Bezugsprovisionen
                                                                                                    70,0

Mineralölsteuer               Mineralölsteuer          Mineralölsteuer    Mineralölsteuerzuschlag                         Andere
Flugpetrol                    Brennstoffe und andere   Andere             Flugpetrol                                      1,8
37,8                          18,2                     1,8                25,7
18

                                                                      Neue Inverkehrssetzungen
                                                                      Bei den Neuzulassungen machen Strassen­
Erdöl in der Schweiz

                                                                      fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder Hybrid-
                                                                      fahrzeuge den grössten Teil aus (Quelle: BFS).

                                                                        2014
                                                                        2017

                                                                                                    Hybrid
                                                                                                     11 842
                                                                                                     (6891)

                                                                               Elektrisch
                                                                                  4929
                                                                                 (1947)                            Andere              Verbrennungsmotor
                                                                                                                        3                  2017: 297 859
                                                                                                                       (22)               (2014: 294 418)

                                                                      Strassenfahrzeugbestand
                                                                      Im Strassenfahrzeugbestand findet eine Evolution,
                                                                      aber keine Revolution statt: Benzin- oder
                                                                      dieselbetriebene Fahrzeuge machen mehr als
                                                                      99% des Bestandes aus (Quelle: BFS).

                                                                        2011
                                                                        2017

                                                                                                                              Andere
                                                                                                                               4844
                                                                                                                              (5623)

                                                                                                                                                    Verbrennungsmotor
                                                                                                  Hybrid                                                 2017: 5 232 687
                                                                                                  67 904                                                (2011: 4 782 831)
                                                                                                  (22 111)

                                                                      Elektrisch
                                                                        18 674
                                                                        (3701)
   E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017
19
Energieträger nach Region
Heizöl spielt in allen Schweizer Regionen eine

                                                                                                                                                    Erdöl in der Schweiz
­wesentliche Rolle (Angaben von 2015,
 Anteil am gesamten Heizungsmarkt in Prozent,
 Quelle: BFS).

                                                                                           15,8
                              20,0

                                                                                 13,3
                                          Nordwest-            45,0
                                                                                                   Zürich                49,3
                     13,4                  schweiz

                                                                                         21,6
                                   21,6

       24,3                                                                                                26,7
                                                      29,7

                                                                                                                                             44,7
                   Espace                                             Zentral-              47,6
                                                                                                                      Ost-
                  Mittelland                 52,1                     schweiz                                       schweiz
12,4
                                                                                                         11,7
                                                        15,3
           11,2
                                                                       7,4                                        16,9

                            28,5
                                                                                  36,1
                                                               42,8
                                                                                                                         48,4
                                           Region
                                                                                                   Tessin
                                          Genfersee

                       7,9

                                                                                           9,3
                                          20,8                                                     6,2
                                                                                                                                                       E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                                                                                Heizöl
                                                                                                                                Gas
                                                                                                                                Wärmepumpe
                                                                                                                                Andere
20
Erdöl in der Schweiz

                                                                      Die Energiewende
                                                                      wird Realität –
                                                                      doch zu welchem                                                          branche insbesondere schärfere Regulierungen

                                                                      Preis, ist unklar                                                        im Brenn- und Treibstoffbereich, eine zunehmend
                                                                                                                                               unsichere Stromversorgung sowie untragbar hohe
                                                                                                                                               Energiekosten für Bevölkerung und Wirtschaft.
                                                                      2017 stand ganz im Zei-                                                  Während die Befürworter des revidierten Energie-
                                                                      chen der Zustimmung zur                                                  gesetzes argumentierten, die Kosten der Energie-
                                                                                                                                               wende würden sich auf höchstens 40 Franken pro
                                                                      Energiestrategie 2050.                                                   Jahr und Haushalt belaufen, gingen die Referen­

                                                                      Ein Entscheid mit Signal-                                                dumsführer von Kosten in Höhe von über 3000
                                                                                                                                               Franken pro Jahr aus. Das Stimmvolk schenkte den
                                                                      wirkung und unklaren                                                     Bedenken der Gegner allerdings kein Gehör und

                                                                      Folgen.                                                                  stimmte dem revidierten Energiegesetz und damit
                                                                                                                                                      der ersten Etappe der Energiestrategie
                                                                                                                                 «There ain’t no      2050  am 21. Mai mit 58% Ja-Stimmen deut-
                                                                                                                                                      lich zu.
                                                                                                                             such thing as a free
                                                                                                                              lunch» – irgend­
                                                                                                                                                        Steigende Kosten
                                                                                                                              jemand wird die
                                                                                                                                                         Dass die befürchteten hohen Kosten nicht
                                                                                                                             Kosten der Energie-         völlig aus der Luft gegriffen waren, zeigte
                                                                                                                                wende tragen             sich spätestens im Dezember, als der
                                                                                                                                  müssen.                Bundesrat den Entwurf für die Revision
                                                                                                                                                         des CO2-Gesetzes v vorlegte: Dieser sieht
                                                                                                                                                unrealistisch ambitionierte CO2-Reduktionsziele
                                                                                                                                                im Gebäudebereich vor, die, wenn nicht erreicht,
                                                                                                                                                zu einem faktischen Verbot von fossilen Brennstof-
                                                                      Im Sommer 2011, kurz nach dem Atomunfall im ja-                           fen führen würden. Weiter sieht der Gesetzesent-
                                                                      panischen Kernkraftwerk Fukushima, läutete Ener-                          wurf eine Erhöhung der CO2-Abgabe um mehr als
                                                                      gieministerin Doris Leuthard den Atomausstieg                             100% vor, nämlich von heute 96 auf 210 Franken
                                                                      und damit die sogenannte Energiewende ein. Fünf                           pro ausgestossene Tonne Kohlendioxid. Auch im
                                                                      lange Jahre dauerten die Verhandlungen über das                           Treibstoffbereich würde das neue CO2-Gesetz die
                                                                      Gesetzespaket mit dem Namen Energiestrategie                              Bevölkerung in Form von höheren Zapfsäulenprei-
                                                                      2050 u, bis es im Herbst 2016 von den eidgenössi-                         sen mit zusätzlichen Kosten belasten. «There ain’t
                                                                      schen Räten schliesslich angenommen wurde –                               no such thing as a free lunch», wie man so schön
   E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                      gegen den Willen der grössten Partei im Land, der                         sagt, und irgendjemand wird die Kosten für die
                                                                      SVP, die daraufhin das Referendum ergriff.                                ambitionierten Klimaziele der Schweiz tragen
                                                                                                                                                müssen. Ob die Bevölkerung immer noch so deut-
                                                                      Energiestrategie findet Mehrheit                                          lich ja sagt, wenn der Preis der Energiewende erst
                                                                      Die Erdöl-Vereinigung und insbesondere der Ver-     u E N E R G I E­      einmal bekannt ist, wird sich weisen. Die Erd-
                                                                                                                          ST R AT EG I E 2050
                                                                      band des schweizerischen Heizölhandels Swissoil                           öl-Vereinigung wird die Debatte um das neue
                                                                                                                          Mehr dazu ▸ S. 45
                                                                      engagierten sich in der darauffolgenden Abstim-                           CO2-Gesetz auf jeden Fall eng begleiten und mit
                                                                      mungskampagne im Frühling 2017 intensiv für ein     v CO ₂- G ESE T Z     konstruktiven Beiträgen mithelfen, eine branchen-
                                                                      Nein. Befürchtet wurden seitens der Mineralöl-      Mehr dazu ▸ S. 45     verträgliche Lösung herbeizuführen.              ▸
21
Brennstoffverbrauch und Heizgradtage
Kurzfristig hängt der Heizölverbrauch von

                                                                                                                                      Erdöl in der Schweiz
der Witterung ab, wie es das Verhältnis zwischen
Heizgradtagen und Heizölverbrauch
verdeutlicht (Tabelle 2).                                                                      2003

Verbrauch von Heizöl Extra-Leicht (in Millionen Tonnen)
5,0

                                                                                 2001
                                                                                                                    2005
                                                                                             2004

                                                                 2002
                                                          2000                  2006

4,5

                                                                                                                            2010

                                                                                               2008

                                                                        2009
                                                            2007

4,0

                                                                                                             2013

3,5
                                                                                      2012
                                           2011
                                                                                                                                         E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

3,0

                     2014                                 2015
                                                                                      2016
                                                                               2017

        2700           2800         2900          3000      3100         3200           3300          3400      3500          3600
                                                                                                                       Heizgradtage
22
Erdöl in der Schweiz

                                                                                                                     Die Aussendienst-
                                                                                                                      mitarbeiter der
                                                                                                                     Erdöl-­Vereinigung
                                                                                                                      sind wegen den
                                                                                                                       MuKEn immer
                                                                      MuKEn verunsichern viele
                                                                                                                    wieder mit Anrufen
                                                                      Wie ein Phantom geistern die sogenann-
                                                                      ten Mustervorschriften der Kantone im         von verun­sicherten
                                                                      Energiebereich (MuKEn 2014) w seit eini-      Hausbe­sitzern kon-
                                                                      gen Jahren durch die energiepolitische De-         frontiert.
                                                                      batte der Schweiz: Viele Hausbesitzer
                                                                      haben schon einmal von dem Gesetzespaket ge-
                                                                      hört, wissen aber nicht recht, was sich genau da-
                                                                      hinter versteckt und wann es in ihrem jeweiligen
                                                                      Kanton in Kraft tritt. Leider tragen die regionalen
                                                                      Behörden und Energiefachstellen mit ihrer teil-
                                                                      weise verwirrenden Informationspolitik auch nicht
                                                                      immer zur Aufklärung bei. Und so sind die Aussen-
                                                                      dienstmitarbeiter der Erdöl-Vereinigung, tätig
                                                                      unter dem Label «Heizen mit Öl», immer wieder
                                                                      mit Anrufen von verunsicherten Hausbesitzern
                                                                      konfrontiert. Solide Aufklärungsarbeit ist gefragt!
                                                                          Dabei sind die MuKEn erst in den wenigsten
                                                                      Kantonen tatsächlich in Kraft. 2017 haben nun
                                                                      aber mehrere Kantone mit der Übernahme der                Ein effizient funk­
                                                                      MuKEn in ihre kantonale Gesetzgebung begonnen.             tionierendes und
                                                                      In den Kantonen Solothurn, Luzern und Bern
                                                                                                                                möglichst lücken-
                                                                      haben intensive Parlamentsdebatten stattgefun-
                                                                                                                                loses Strassennetz
                                                                      den. Im Rahmen der MuKEn-Umsetzung sollen in
                                                                                                                                 ist für eine hoch-
                                                                      den Kantonen Massnahmen zur Senkung des
                                                                                                                                kompetitive Volks-
                                                                      CO2-Ausstosses wie etwa strengere Regeln beim
                                                                      Ersatz von fossilen Heizungen oder ein Zwang zur             wirtschaft wie            standhaltung und den Ausbau des schwei-
                                                                      Eigenstromerzeugung in Neubauten gesetzlich               die Schweiz unab-            zerischen Nationalstrassennetzes finan-
                                                                      verankert werden. Der Kanton Bern sieht in seinem               dingbar.               zieren. Die Erdöl-Vereinigung hat das
                                                                      neuen Energiegesetz gar ein Verbot von Ölheizun-                                       Ansinnen unterstützt, denn sie erachtet
                                                                      gen in Neubauten vor. Entsprechend intensiv setzt                              ein effizient funktionierendes und möglichst lü-
                                                                      sich die Mineralölbranche, insbesondere der di-                                ckenloses Strassennetz als unabdingbar für eine
                                                                      rekt betroffene Verband Swissoil, gegen die Über-     w MUKEN                  hochkompetitive Volkswirtschaft wie die Schweiz.
                                                                                                                            Mehr dazu ▸ S. 45
                                                                      nahme der MuKEn in die geltenden Gesetze ein. In                               Zur Finanzierung des NAF soll der Mineralölsteuer-
                                                                      den drei genannten Kantonen wird am Ende das          x G AV       TA N K­     zuschlag bei Bedarf um vier Rappen erhöht werden
                                                                      Volk über die Einführung der MuKEn das letzte           ST E L L E N SH O PS   können. Der NAF wurde dank Unterstützung einer
                                                                      Wort haben – im Verlauf des Jahres 2018 finden         Der Gesamtarbeits-      breiten bürgerlichen Allianz gegen Widerstand von
                                                                                                                             vertrag Tankstel-
   E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017

                                                                      in allen drei Kantonen entsprechende Abstimmun-        lenshops wurde
                                                                                                                                                     links vom Volk deutlich angenommen: 61,9% sag-
                                                                      gen statt.                                            ­zwischen dem Tank-      ten ja.
                                                                                                                             stellenshopverband          Ein weiteres Thema, das die Mineralölbranche
                                                                                                                             VTSS und mehreren
                                                                      Deutliches Votum für den NAF                           Gewerkschaften
                                                                                                                                                     2017 intensiv beschäftigte, ist der Gesamtarbeits-
                                                                      Eine weitere für die Mineralölbranche wichtige         ­ausgehandelt. Er re-   vertrag (GAV) Tankstellenshops x: Dieser wurde
                                                                      Volksabstimmung war diejenige zum National­             gelt Mindestlöhne,     vom Bundesrat im Dezember allgemeinverbind-
                                                                                                                              Arbeitszeiten und
                                                                      strassen- und Agglomerationsfonds NAF am 12. Fe-                               lich erklärt und bietet allen Angestellten in den
                                                                                                                              weitere Arbeitsbe­
                                                                      bruar 2017. Der NAF soll den bisherigen, zeitlich       dingungen für das      Schweizer Tankstellenshops zukünftig einheit­
                                                                      begrenzten Infrastrukturfonds ersetzen und die In-      Shoppersonal.          liche und faire Arbeitsbedingungen. ■
23
CO2-Emissionen bei Treibstoffen
und Brennstoffen in der Schweiz

                                                                                                                           Erdöl in der Schweiz
Im Gegensatz zum globalen Trend sinken die
Schweizer Emissionen (Daten: BAFU).

in Millionen Tonnen
20
                                                      Zwischenziel 2015:
                                                      im Sektor Verkehr
                                                          Treibstoffe (Verkehr)

                                                          Brennstoffe (Gebäude)
                                                      im Sektor Gebäude
10

 0
     1990    1995     2000     2005        2010    2016

CO2-Emissionen Schweiz im Vergleich
zum globalen Ausstoss
Die CO2-Emissionen der Schweiz im Verkehrs-
und Gebäudebereich machen 1‰ des weltweiten
Ausstosses aus (Daten: BAFU und IEA).

     1990
     2016
                            Globaler Ausstoss
                          2016: 32,1 Gigatonnen
                         (1990: 20,5 Gigatonnen)
                                                                         Brennstoffe Schweiz
                                                                        13,2 Millionen Tonnen
                                                                       (17,1 Millionen Tonnen)

                                                                                                   Treibstoffe Schweiz
                                                                                                  15,3 Millionen Tonnen
                                                                                                 (14,9 Millionen Tonnen)
                                                                                                                              E R D Ö L-V E R E I N I G U N G | J A H R E S B E R I C H T 2017
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