Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021

 
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Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Perspektivwechsel Höchst!
Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion
                          für den Stadtteil Höchst
                       Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021

                                             FG Entwerfen und Stadtplanung

                                                       Forschungsgruppe
                                                       Urban Health Games
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Zusammenfassung / Abstract
Titelbild: Terrasse der Mainmühle mit Blick auf Main und Nidda.                                       Obwohl der Stadtteil Höchst ein Subzentrum für den                Although the district Höchst is a sub-center of
                                                                                                  Westen Frankfurts bildet, wird er oft nur mit einer Industrie-   Frankfurt‘s west, it is often associated purely of an indus-
                                                                                                  stadt assoziiert. Höchst ist aber geprägt durch eine dichte,     trial compound. However, Höchst represents a dense, lively
Herausgeber und Entwurfsbetreuung:                                                                lebendige Innenstadt, seiner Altstadt, vielfältige Kultur-&      inner city, a historic center, a multifaceted cultural and crea-
                                                                                                  Kreativansiedelungen und eine vielschichtige Bevölke-            tive landscape and a multilayered, diverse population struc-
TU Darmstadt, Fachbereich Architektur
Fachgebiet Entwerfen und Stadtplanung                                                             rungsstruktur, bestehend aus vielen ethnischen Minder-           ture with various ethnic minorities, constituting more than
Forschungsgruppe Urban Health Games                                                               heiten, die mehr als 66% der lokalen Bewohner darstellen.        66% of the local residents. Keeping in mind the phenomena
Prof. Dr.-Ing. Martin Knöll                                                                       Vor dem Hintergrund von Migration und des demografi-             of migration and the demographic change of urban socie-
a.o. Prof. Dr.-Ing. Sabine Hopp                                                                   schen Wandels der urbanen Stadtgesellschaft in Minorty-          ties within minority-majority-cities, the studio searched for
M. ARCH. Arch. Tülay Güneş
AA Dipl (Hons) Friedrich Gräfling                                                                 Majority-Städten waren städtebauliche Konzepten für die          an urban development scheme for the inner city of Höchst
El-Lissitzky-Str.1, 64287 Darmstadt                                                               Innenstadt und seine Randbereiche gesucht. Welches Leit-         and its periphery. Which concepts can be developed, in order
www.stadtspiele.tu-darmstadt.de
                                                                                                  bild lässt sich hier entwickeln, das einen divers zugängli-      to evolve a diversely accessible, broadly used and inclusive
                                                                                                  chen, breit nutzbaren, und inklusiven urbanen Stadtraum          urban space, that strengthens the cultural potentials of the
                                                                                                  entfaltet und das die kulturellen Potentiale der Innenstadt,     inner city, the close surroundings and the wider regional
urn:nbn:de:tuda-tuprints-194003                                                                   der nahen sowie der regionalen Umgebung stärkt? Anhand           context? Various spatial methods not only captured eve-
1. Ausgabe                                                                                        verschiedener städtebaulicher Erfassungs-Methoden sind           ryday spaces of differing communities but furthermore tried
                                                                                                  Alltagsräume verschiedener Bevölkerungsgruppen erar-             relating them to each other.
Zitiervorschlag:                                                                                  beitet und in Bezug gesetzt worden.
Autoren / Autorinnen. „Titel des Projektes / Aufsatzes.“ In Perspektivwechsel Höchst!
Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst- Städtebaulicher
Entwurf im Sommersemester 2021, Martin Knöll, Sabine Hopp, Tülay Güneş und Friedrich
Gräfling (Hrsg.). Darmstadt: Technische Universität Darmstadt, Fachbereich Architektur,
Forschungsgruppe Urban Health Games, 2021.
                                                                                                  Wir danken
Hinweis:
Diese Publikation ist nur für Lehrzwecke vorgesehen. Außerdem wurde aus Gründen der                   Ein besonderer Dank gilt den Studierenden der Tech-              Für die inspirierende und konstruktive Zusammenar-
Lesbarkeit teilweise auf eine genderneutrale Differenzierung verzichtet. Entsprechende Begriffe   nischen Universität Darmstadt, die an dem Entwurf „Per-          beit bedanken wir uns vielmals bei den ExpertInnen, die die
gelten grundsätzlich für alle Geschlechter.                                                       spektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für              Entwurfsvorbereitung und den Entwurfsprozess mit Know-
Die Texte und Grafiken der Studierenden sind teilweise redaktionell verändert.                    Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst“ teilge-         How, Input-Vorträgen oder Gastkritiken unterstützt haben:
                                                                                                  nommen haben, und die trotz der aktuellen Pandemielage           Gerrit Heidenfelder (Denkmalamt Frankfurt), Klaus-Peter
                                                                                                  die digitalen Herausforderungen gemeistert haben:                Kemper (KEG Konversions – Grundstücksentwicklungs-
Dieses Werk ist unter einer Creative Commons Lizenz vom Typ Namensnennung - Nicht                 Arien Afzaly, Ali Albarjak, Diego Andrade, Nesrin Asma, Sona     gesellschaft mbH), Mardhuk Krohn (Infraserv, Standort-
kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International zugänglich. Um eine Kopie dieser              Bigloo, Eva Birnstiel, Jana Galle, Liran Kong, Jian Pang,        planung), Ingo Lachmann (Stadtplanungsamt, Abteilung
Lizenz einzusehen, konsultieren Sie:                                                              Eda Saygin, Jana Schweitzer, Alina Katharina Wichlei, Ke Xie,    Äußere Stadt), Anne Lederer (Stadtplanungsamt, Stadt-
http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/                                                 Aleyna Yanar und Chang Zhou. Danke auch an die Studie-           erneuerung), Jawad Nawaz (RTW Planungsgesellschaft
oder wenden Sie sich brieflich an:                                                                renden für deren Mitwirkung an der grafischen Gestaltung         mbH), Dr. Jürgen Schmitt (Stadtteilbüro Höchst, NH Pro-
Creative Commons, Postfach 1866, Mountain View, California, 94042, USA.                           der Dokumentation.                                               jektstadt), Jasmin Siddiqui (Herakut).
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Vorwort
Dr. Jürgen Schmitt
Projektleiter Stadtteilmanagement Innenstadt Höchst

     Die Stadt Frankfurt am Main hat 2006 das kommunale          Stadtplanungsamt und andere Fachämter, aber auch die
Förderprogramm Innenstadt Höchst beschlossen. Nach               lokale Politik und vor allem die Höchsterinnen und Höchster
10-jähriger Laufzeit wird das Förderprogramm seit 2018           immer wieder umtreiben:
mit einer Verlagerung der Schwerpunkte für weitere 5 Jahre            Wie könnten neue Nutzungen bzw. Nutzerinnen und
fortgesetzt. Ziel bei der Fortsetzung ist es, die Innenstadt     Nutzer dazu beitragen, einen neuen, zukunftsfähigen und
Höchst in ihrer zentralen Funktion zu stärken. Dies bezieht      inklusiven Mix für die Höchster Innenstadt auszubilden?
sich auf die Funktion als wirtschaftliches Zentrum, aber         Welche Elemente könnten identitätsstiftend wirken – und
auch die zentralen Funktionen als Identifikationsort, als kul-   zwar auch unter Berücksichtigung der nicht zuletzt migra-
tureller Mittelpunkt, als Ort der Begegnung, Integration und     tionsbedingten Diversität der Höchster Bevölkerung? Wie
Kommunikation, als Mobilitätsknotenpunkt sowie als Ort           kann eine gesundheitsfördernde Stadtentwicklung aus-
zum Wohnen, Arbeiten und Leben. Im Auftrag des Stadtpla-         sehen, wenn man „Gesundheit“ im Sinne der WHO nicht als
nungsamts betreiben wir als ProjektStadt im Rahmen des           Abwesenheit von Krankheit versteht, sondern ganzheitlich
Förderprogramms das Stadtteilmanagement. Unsere Auf-             als einen Zustand des körperlichen, geistigen und sozi-
gabe ist es in erster Linie, im Sinne einer „Stadtteilagentur“   alen Wohlergehens in der alltäglichen Lebenswelt? Welche
Räume, Menschen und Ideen zusammenzubringen. Von                 Impulse können Kunst und Kultur für Image und Integra-
daher freuen wir uns, dass die TU Darmstadt mit dem              tion setzen? Wie könnte die Vernetzung zu den Nachbar-
städtebaulichen Entwurf „Perspektivwechsel Höchst“ neue          stadtteilen und den Grünräumen, die Höchst umgegeben,
Ideen in den Prozess einbringt.                                  funktional und gestalterisch neu justiert werden? Und wie
     Für die Praxis der Stadtentwicklung sind studentische       könnte die strenge Trennung zwischen dichter Bebauung
Ideen auch deshalb spannend, weil sie die Grenzen des            im Kern und grünen Strukturen am Rand aufgeweicht
aktuell Machbaren überschreiten dürfen. Dies gilt umso           werden? Welche Chancen könnten neue Formen der Mobi-
mehr für einen Stadtteil wie Höchst, in dem diese Grenzen        lität und eine Stärkung alltäglicher Bewegungsräume für die
vielfältig und komplex sind: Die Innenstadt Höchst ist           Entwicklung des Stadtteils bergen? Und welche Chancen
bereits dicht bebaut und hat wenig Flächen für Neubau,           für Begegnung, Nachbarschaft und Stadtteilgemeinschaft
die Eigentumsverhältnisse sind häufig kompliziert, die           könnten neue Konstellationen des öffentlichen und „halböf-
Nutzungskonkurrenz um Flächen ist groß, hinzu kommen             fentlichen“ Raums mit sich bringen - jenseits der in Höchst
die gravierenden Einschränkungen durch die Seveso-               dominierenden Konstellationen von Straße und Platz auf
III-Richtlinie. Eine praktische Umsetzung der studenti-          der einen, Blockinnenbereich und Hof auf der anderen Seite?
schen Arbeiten würde daher wohl überwiegend auf große                 Insofern können die Arbeiten des städtebaulichen Ent-
Hemmnisse stoßen. Ihr Wert liegt aber darin, Diskussions-        wurfs „Perspektivwechsel Höchst“ dazu beitragen, in den
angebote zu machen. Erfreulicherweise sind dies Ange-            Diskussionen um die Zukunft des Stadtteils auch einen
bote für Themen, die uns als Stadtteilmanagement, das            Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand zu wagen.
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Inhalt

• Perspektivwechsel Höchst!��������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 8
          Makrostandort - Frankfurt �������������������������������������������������������������������������������������������������������������������10
          Höchst: Stadträumliche Entwicklung�������������������������������������������������������������������������������������������������12
          Mikrostandort - Höchst konkret�����������������������������������������������������������������������������������������������������������14
          Aufgabenstellung�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������16
• Ortsmodelle���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������20

• Projektübersicht �������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������22
          Gesund(er)Leben - Bildungshub Höchst Birnstiel I Galle I Schweitzer���������������������������������������25
          Höchst verknüpft Saygin ���������������������������������������������������������������������������������������������������������������������33
          Höchst Verbinden | Verknüpfen Asma ��������������������������������������������������������������������������������� 37
          Verschmelzen der Grenzen Andrade | Bigloo | Pang | Zhou�����������������������������������������������������������41
          Höchst bewegt! Afzaly | Kong | Xie�����������������������������������������������������������������������������������������������������47
          Treffpunkt Vielfalt! Kunst verbindet Höchst Yanar �������������������������������������������������������������������������53
          Campus Höchst - Höchst Connected Albarjak | Wichlei ���������������������������������������������������������������59
• Referenzen�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������66

• Abbildungverzeichnis�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������69

• Impressum�����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������71
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Perspektivwechsel Höchst!
Tülay Güneş, Sabine Hopp, Friedrich Gräfling, Martin Knöll

    Wie das Titelbild verrät, geht es in diesem Master-Ent-                          Demgegenüber sind quantitative Verschiebungen
wurf um Diversität und Inklusion im Stadtraum, und wie                          der Mehrheits-Minderheiten-Konstellation von Stadtbe-
sich Planungspraktiken damit auseinandersetzen können.                          völkerungen in sogenannten ‚Minority-Majority-Cities’
Verschiedene, vielfältige und multikulturelle Begegnungen                       zu beobachten (Crul 2016; Schneider, Crul, und Lelie
sind in europäischen Straßenräumen oft wahrnehmbar.                             2014). Auch die städtische Heterogenität aller städti-
(Im-) Materielle und räumliche Referenzen wie Objekte,                          schen Gruppen ist vielfältig, wie die Sinus-Milieu-Studien
Zeichen, Geräusche oder Gerüche geben eine migrations-                          belegen (Schulze 1994, Barth u. a. 2017, Schleer 2018).
bedingte Diversität im Stadtraum wieder (siehe Abb.1+2).                        MigrantInnen sind davon nicht ausgenommen und sind
Unser Alltag besteht oft aus Verhältnissen von vielen                           mitunter als ‚super-divers‘ zu charakterisieren, da Faktoren
Unterschiedlichkeiten als eine normative Art des modernen                       wie Ankommenszeitpunkt, Ethnizität, Milieu, Sozialzuge-
Lebens: Individualität, (Sub-) Kulturen, Milieus, überlokale                    hörigkeit, Alter oder Bildung die vereinfachenden Katego-
oder transkulturelle Bezüge sind Teil unserer täglichen Aus-                    rien der ‚homogenen Minderheiten‘ in Statistiken in Frage
einandersetzung mit der Umwelt. Demgegenüber bringt                             stellen (Vertovec 2007). Naika Foroutan schlägt daher vor,
manche formale Repräsentation, wie Stadtentwicklungs-                           von einer ‚post-migrantischen Gesamt-Gesellschaft‘ aus-
pläne oder Stadtmarketingstrategien, eine andere Art von                        zugehen, um den krisenhaften Dualismus zu überwinden
Diversität in den Vordergrund. Gerade in Planungsdoku-                          (wir/ die anderen, inländisch/ ausländisch, integriert/ nicht-
menten erscheinen unterschiedlichste Nutzergruppen in                           integriert, Alt-Eingesessen/ Neu-Ankömmling) (Foroutan,
einem ‚universellen Menschenbild‘ mit ‚universellen Bedürf-                     Spielhaus, und Karakayalı 2018). So werden plötzlich ‚Zwi-
nissen‘. Dieser Ansatz nivelliert Differenzen, Ambivalenzen                     schen-‘, ‚Hybridräume‘ oder ‚Transtopien‘ (Yildiz 2018)
                                                                                                                                                   Abb. 1: Fussgängerzone, Blick nach Norden
oder Konflikte, die Grundlage von demokratischen Dialogen                       und ein ‚migrantischer Urbanismus‘ wahrnehmbar, in dem
sind. Hier besteht also eine Lücke zwischen urbanen All-                        MigrantInnen durch ihre sozialen und räumlichen Alltags-
tagswelten und den (Un-) Sichtbarkeiten in Planungsdoku-                        praktiken einen vitalen Teil der lokalen Gesamt-Stadtgesell-
menten als Repräsentation zukunftsorientierter Stadtpla-                        schaft bilden (Hall 2012).
nungen und Stadtentwicklungen.                                                       Entsprechend den Überlegungen zur ‚Inclusive City‘
    Klassische Konzepte von Urbanität und der Vielfältig-                       bedeutet eine Umkehrung der bürgerlichen, traditionell-
keit der Stadtgesellschaft versuchen einige Antworten mit                       monokulturellen Klassifizierungen und Zugehörigkeiten
der Figur des ‚Fremden‘ zu geben. Ziel ist es, ‚den Fremden‘                    zugunsten einer Absorption von mehr und mehr Diversität
in die urbane Mehrheitsgesellschaft überzuführen und                            (Behrens u. a. 2016). Migration, Mobilität und Fluktuation
zu integrieren. Dabei dienen ‚segregierte Stadtteile‘ oder                      gehören somit zum qualitativen Wachstum von Städten
‚ethnische Enklaven‘ als Orte des Übergangs (Kilb 2006).                        und Stadtvierteln dazu. So kann man Inklusion verstehen
Doug Saunders‘ ‚Arrival Cities‘ erweitern diesen Gedanken:                      als eine ganzheitliche Gesellschafts- und Raumbetrachtung
dynamische Ankommensorte ermöglichen den Anschluss                              von alltäglichen, künstlerischen oder planerischen Raum-
zu eigenen sowie anderen MigrantInnen-Communities im                            praktiken, Aneignungsprozessen oder Partizipationsmo-
sozialen Aufstiegsprozess (Saunders 2011). Die Integrati-                       dellen, welche von unterschiedlichen Nutzergruppen (u.a.
onsmaschine Stadt aus dieser Top-Down-Perspektive kon-                          MigrantInnen, Bürgerinitiativen, Kreativen, PlanerInnen)
zipiert also nach der segregierten Ankunft eine schrittweise                    entwickeln werden.
Anpassung und Weiterentwicklung des sozialen Status, die                             Hinsichtlich und mit Hilfe des Themas ‚Diversität und
dann in der Integration der fremden Minderheiten mündet:                        Inklusion in Städten‘ lässt sich daher die bisherige Praxis
räumlich würde man dann in weniger ethnisch markante                            von StadtplanerInnen und ArchitektInnen erweitern. Neben
Stadtteile weiter ziehen. Kulturelle oder ethnische Eigen-                      den funktionalen, nutzungsorientierten, mobilitätsbezo-
heiten des Fremden nehmen somit ab und gehen in ein                             genen, freiräumlichen sind die sozio-kulturellen – also die
abstraktes, homogenes Mehrheitssystem über. Das Nicht-                          nutzerorientierten– Aspekte ein enorm wichtiger Bestand-
Auffallen und Unsichtbar-Werden ist Ziel der Akkulturation.                     teil für Leitbilder, Konzepte und Entwürfe der Stadtentwick-
Auffallen und Sichtbarwerden führen in dieser Logik zu defi-                    lung. Was bedeutet Inklusion in Bezug auf eine veränderte
zitären Diskursen der ‚Integrationsprobleme‘, die stadtpla-                     urbane Stadtgesellschaft für die Planungspraxis? Konkret:
nerisch in ‚benachteiligten Stadtteilen‘ oft im Rahmen der                      Welche Leitbilder ergeben sich dadurch für Stadtteile und
                                                                                                                                                 Abb. 2: Flussraum im Bereich der Niddabrücke
Leipzig Charta oder von ‚Soziale Stadt‘-Projekten behandelt                     Quartiere?
werden (Siebel 1997; 2015).

8 |   Perspektivwechsel Höchst! – Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst                                                              Aufgabe | 9
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Makrostandort - Frankfurt

    Frankfurt ist ein gutes Beispiel, um die oben genannten                     mit einem Programm des ‚Nachhaltigen Wachsens‘ und
Aspekte zu untersuchen. Als die kleinste globale Stadt in                       der ‚Gestaltungen urbaner Qualitäten‘ zusteuern. Sechs
der wachsenden Metropolregion Rhein-Main verbindet                              Ziele sind formuliert: a) Frankfurt für Alle (Wohnen, Soziale
sie Globalität, Internationalität und Vernetzung auf unter-                     Infrastrukturen, Lokale Zentren, Teilhabegerechtigkeit); b)
schiedlichsten Ebenen. Frankfurt unterhält vielfältige Ver-                     Wirtschaftsmetropole (Digital Hub, Industrie 4.0); c) Mehr
bindungen und ist z.B. Verkehrsdrehscheibe (Flughafen,                          Frankfurt (Dichte, Mischung, Grün, Fokus auf Innenent-
Schienenverkehr, Schifffahrt), Finanz-, Dienstleistungs- &                      wicklung); d) Umwelt + Klima (Resilienz, Sicherung und
Handelszentrum (EZB, Banken, Messen), internationaler                           Schutz, Ökologie, Diversität, Mobilität); e) Region ist Stadt
Kultur- & Bildungsstandort (Universitäten, Forschungszen-                       (Stärkung der Region, Kooperationen); f) Stadtentwicklung
tren, Hochkultur, Sportzentrum, etc.) oder digitaler Netzwer-                   als Gemeinschaftsaufgabe (ganzheitliche Stadtentwicklung
knotenpunkt.                                                                    mit allen Akteuren, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissen-
    Dies drückt sich unter anderem auf die Stadtgesellschaft                    schaft, Kultur und Zivilgesellschaft). Die Frankfurter Quar-
und Bewohnerstruktur Frankfurts aus: über 177 Nationen                          tiersentwicklung wird in Zukunft kompakter und dichter,
sprechen über 200 Sprachen und gehören verschiedensten                          und hat stadtklimatisch und ökologisch hochwertige Grün-
religiösen, konfessionellen und kulturellen Richtungen an.                      und Freiräume. Die mittel- bis langfristige Entwicklung von
(Siehe Amt für Multikulturelle Angelegenheiten, Frankfurt).                     Potenzialflächen soll unter Berücksichtigung lokaler und
Diese sind u.a. statistisch als ‚Deutsche mit Migrations-                       gesamtstädtischer Belange geprüft werden. Auch sind Flä-
hintergrund‘ erfasst (Statistisches Bundesamt (DeStatis)                        chen zur Sicherung, Entwicklung und Vernetzung von Grün-
2020). Insgesamt ergibt sich so eine signifikante Bevölke-                      räumen und geplante Projekte zur Weiterentwicklung der
rungsgruppe mit Migrationshintergrund, die stetig wächst.                       Mobilität vorgesehen (siehe Abb. 3).                                                     Abb. 3: Strategieplan aus dem integriertes Stadtentwicklungskonzept Frankfurt 2030+ des Stadtplanungsamt Frankfurt am Main.
Bleibt man bei dieser zweiteiligen Betrachtung der Bevölke-                         Entsprechend sind im Entwurfsgebiet Höchst folgende                                                                                Ergänzung der Verortung Höchst und Vereinfachung der Legende von Tülay Güneş

rung mit ‚MigrantInnen/ Nicht-MigratInnen‘, ‚Einheimischen‘                     regionale Einflüsse zu lokalisieren: a) die Flussräume von
und ‚Einwanderern‘, ‚Nation und Gäste‘, oder ‚Leitkultur und                    Nidda und Main, der Grüngürtel, der sich an den Regional-
Integration‘ (Yildiz 2013), so übersieht diese Perspektive,                     park anschließt; b) die Regionaltangente West, die Bad Hom-
dass Frankfurt seit 2015 statistisch eine ‚Minority-Majority-                   burg im Norden und Dreieich im Süden über den Frankfurter
City’ ist (Crul 2016; Schneider 2018). So wie in London oder                    Flughafen verbindet; c) der Industriepark Höchst, als einer
Amsterdam ist die ‚einheimische‘ Bevölkerung durch die                          der größten Gewerbesteuerzahler Frankfurts. Die Heraus-
Bevölkerung mit Migrationshintergrund quantitativ überflü-                      forderung ist, nicht nur die oben genannten gesamtstäd-
gelt. Zu beachten sind aber weitere, die bereits erwähnten                      tischen Einflussfaktoren zu berücksichtigen, die in Höchst
Binnendifferenzierungen und Mehrfachzugehörigkeiten. So                         einwirken. Relevante Themen sind auch die Industrie 4.0,
sind Pluralität, Heterogenität und Interkulturalität qualitative                urbaner Wohnraum, Bildungslandschaften und Diversität
Begriffe, die durch die Alltagskomplexität den einfachen                        der Bevölkerung. Hinsichtlich von migrationsbedingter
Gegensatz zwischen ‚Mehrheit/ Minderheit‘, ‚Deutsche/                           Diversität könnte die erste Strategie ‚Frankfurt für Alle‘ ins-
Nicht-Deutsche‘, ‚Wir/ Die Anderen‘ hinfällig machen. Wie                       besondere auch für Höchst als Antwort relevant sein, da
sieht Migration, Diversität und Inklusion konkret vor Ort                       vielfältige Wohnangebote, Milieuschutz, Gewerbestärkung,
räumlich aus? Was bedeutet das für Stadtplanung?                                Bildungslandschaften, Dialoge oder Teilhabegerechtigkeit
    Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept von Frank-                         zu einer lokalen, nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen
furt schlägt vor, das rasante Wachstum und die steigende                        könnte (siehe Abb. 4).                                                                                                          SEV
                                                                                                                                                                                                                    ESO
                                                                                                                                                                                                                       - III
Vielfältigkeit sowie Vernetzung seiner Stadtgesellschaft                                                                                                                                                                    -R
                                                                                                                                                                                                                               ich
                                                                                                                                                                                                                                  tlin
                                                                                                                                                                                                                                      ie

                                                                                                                                                    Abb. 4: Mikroebene Höchster Innenstadt mit gesamtstädtischen Einflussfaktoren. Das Fördergebiet ist ‚eingeengt‘ durch verschiedene Funktionsräume
                                                                                                                                                  (Industrie, Mobilität, Grün, Flüsse). Bahnhof und Mainufer bilden breit genutzte, öffentliche Freiräume, die lokal, regional und überregional genutzt werden

10 |   Perspektivwechsel Höchst! – Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst                                                                                                                                                                           Aufgabe | 11
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Höchst: Stadträumliche Entwicklung

    Direkt an der Niddamündung in den Main gelegen,                                 Der Stadtteil stagniert jedoch seit den 1970er Jahren.
genoss Höchst schon im 14. Jahrhundert Eigenständig-                            Faktoren waren a) die Eröffnung des ersten Einkaufszent-
keit als kurmainzische Zoll- und Handelsstadt. Mit seiner                       rums Frankfurts in 1964 (Main-Taunus-Einkaufszentrum);
katholischen Justinuskirche und der alten Zollburg und                          b) der Verlust der Kreisverwaltung für die Weststadtteile und
Stadtmauer prägte sie damals wie heute den Flussraum                            dem Main-Taunus-Kreis in 1987; und c) die Transformation
und intervenierte in den Mainhandel zwischen Mainz und                          der traditionellen Höchst AG zum Industriepark ab 1997. Die
der Freistadt Frankfurt. Höchst war lange für die umlie-                        engen sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen
genden Ortschaften in Bezug auf Handel, Kultur und später                       zwischen der Höchst AG, seiner ‚Industriegemeinde‘ sowie
als Industriestandort von großer Bedeutung, die mit der                         den Nachbarkommunen wurden reduziert. In Höchst
in 1863 gegründeten Farbwerke Höchst AG einen bedeu-                            wurden weniger alltägliche Bedürfnisse gedeckt, weil der
tenden Entwicklungsschub erfuhr (siehe Abb.5). Erst 1928                        lokale Einzel- und Fachhandel, sowie Fach- und Hand-
wurde Höchst in die Stadt Frankfurt eingemeindet, setzte                        werksbetriebe deutlich geschwächt wurden. Die Kundschaft
aber die Kreisverwaltung für die benachbarten Landkreise                        änderte sich, Angestellte und ArbeitnehmerInnen mussten
fort. Damit war Höchst zwar ein Randstadtteil der global                        sich umorientieren, Betriebe verloren ihre Hauptauftragge-
vernetzten Weltstadt Frankfurt geworden, behielt aber                           berInnen. Noch heute wirken diese großen Strukturverän-
lange seine Rolle als ein Mittelzentrum für den Frankfurter                     derungen an, was die ursprüngliche, regionale Bedeutung
Westen.                                                                         deutlich gefährdet hat.
    Die Einwohnerstruktur veränderte sich seit der Industri-                        Seit 2006 werden daher Strategien zur Stadtteilförde-
alisierung. Die kurmainzischen und nassauischen Entschei-                       rung umgesetzt (Siehe Rahmenplan Höchst 2006). Dazu
dungsträgerInnen wollten Höchst zu einem Industrie- und                         zählen u. a. die Stärkung der Fußgänger- und Handels-
Handelszentrum ausbauen, das durch die benachbarte,                             zone der Königsteiner Straße, die Gestaltung des Mainu-
freie Messestadt Frankfurt mit internationalen Beziehungen                      fers, die Weiterentwicklung der mittelalterlichen Altstadt
profitieren sollte. Angelockt von Religions-, Handels- und                      zu einem touristischen Anziehungspunkt (‘Gelebte Alt-
Steuerfreiheiten sowie Infrastrukturmaßnahmen (Straßen-                         stadt’, ‘Schlossfest’, ‘Barock am Main’), die energetische
ausbau Bolongaro- & Königsteinerstrasse, Bahnhof Höchst)                        Gebäudemodernisierung, die Erneuerung des Bahnhofs,
waren es auch erste ZuwandererInnen, wie die italieni-                          die Krankenhauserweiterung, die Leerstandreduzierung                                                                             Abb. 5: Stadtplan von Höchst am Main, 1897/ 98, Lithographie & Druck von A. Remy (Metternich 1990)

sche Tabakfabrikanten Bolongaro, die Höchst mitprägten.                         durch Kreativwirtschaft (‘Design-Parcours’, ‘Frühlingsspa-
Die kleine, ca. 2.000 EinwohnerInnen zählende Gemeinde                          ziergänge’, Wettbewerbe) oder die Umplanung des Bolon-
wuchs besonders mit der Höchster ‚Theerfarbenfabrik                             garopalastes zum Kulturzentrum. Seit 2018 ist das För-
Meister, Lucius & Co‘ (spätere Farbenwerke Höchst AG)                           derprogramm für die Innenstadt verlängert worden und
bis zu 17.000 EinwohnerInnen in 1914 an (Schaefer 1986).                        konzentriert sich auf Freiräume und Erdgeschosszonen der
Nach dem Zweiten Weltkrieg und den ankommenden                                  Gewerbeeinheiten. Im aktuellen Integrierten Handlungs-
Kriegsflüchtlingen schnellte die Einwohnerzahl bis auf                          konzept ist erstmals die Mitwirkung der migrantischen
20.000 hoch, fiel aber auf ca. 14.000 EinwohnerInnen 1966                       Bevölkerung in lokalen Nahversorgung, Dienstleistungen
zurück. Davon waren in 1960 allein im Höchst-AG-Konzern                         sowie Bildungs- und Kultureinrichtungen angesprochen.
knapp 5.300 beschäftigte ‚GastarbeiterInnen‘ (Bäumler                           Jedoch fehlt es hier an näheren Untersuchungen für Höchst
1988). Die Einwohnerzahlen liegen heute bei ca. 16.000 Ein-                     (Siehe Stadtplanungsamt: Integriertes Handlungskonzept
wohnerInnen mit ca. 32,5% Deutschen, ca. 26% Deutschen                          für Höchst 2020).
mit Migrationshintergrund, sowie ca. 41,4% AusländerInnen
(Becker 2020).

                                                                                                                                                Abb. 6: Industrie Stadt Höchst: Blick auf die Höchst AG – Tor Ost/Höchst                                      Abb 7: Historisches Höchst : Blick aus dem Garten der
                                                                                                                                                                                                                                                              Justinuskirche mit dem Alten Schloss im Hintergrund.

12 |   Perspektivwechsel Höchst! – Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst                                                                                                                                                                                  Aufgabe | 13
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Mikrostandort - Höchst konkret                                                                                                                                                     Herausforderung Inklusion im Betrachtungsgebiet

    Höchst hat heute viele charakteristische Adressen (u.a.                                      Die Vereinslandschaft ermöglicht nicht nur geselliges                                 Basis für das Thema ‚Inklusion‘ ist das ‚Universal Design‘   es mehrere städtebauliche Determinanten, die räumliche
Fußgängerzone Kö‘, Neues Theater, Jahrhunderthalle, Por-                                    Vernetzen in der Freizeit. Die Vielzahl von Vereinen und Ini-                          oder ‚Design for All‘, das einen größtmöglichen Nutzerkreis      Zäsuren hervorbringen. Eingeengt durch Bahngleiskörper,
zellanmanufaktur, Marktplatz, älteste Justinuskirche, Altes                                 tiativen spiegelt die unterschiedlichen Kollektivinteressen                            inkludiert. Somit ist es ein Design, Architekturen und auch      Industriepark, Flussräume und der östlichen geographi-
Schloss, Bolongaropalast) (siehe Abb. 6-9). Trotz des Struk-                                und -gemeinschaften wider. Hervorzuheben ist jedoch,                                   urbane Strukturen, die viele Menschen einschließt und            schen ‚Landenge‘ zwischen Bahngleis, Nidda und dem
turwandels ist die Innenstadt Höchst das Subzentrum für                                     dass es lange und traditionelle Bestrebungen einiger Ini-                              möglichst niemanden von der Nutzung ausschließt. Denn:           benachbarten Stadtteil Nied, ist die Innenstadt Höchst und
den Westen geblieben und verfügt über ein florierendes                                      tiativen gibt, die an der Imageproduktion von Höchst aktiv                                                                                              das aktuelle Fördergebiet stark begrenzt. Beengend wirken
Kulturangebot, eine wachsende und gemischte Bevölke-                                        beteiligt sind und enge Kooperationen mit der Frankfurter                                 „Innovative Konzepte sind gefragt, die inklusive,             auch die Neuplanungen zur Regionaltangente West und zur
rung sowie eine rege Ökonomie. Neben der vielfältigen und                                   Verwaltung unterhalten. Dabei liegt das Augenmerk auf den                                 flexible, platz- und ressourcensparende Lösungen              Straßenbahnerweiterung, sowie die Industrie-bedingten
ethnisch geprägten Dienstleistungs- und Nahversorgung,                                      historischen Qualitäten; ein anderer ist der Schulterschluss                              bieten. Doch welche Ideen lassen sich in Zukunft mit          ‚SEVESO III‘-Richtlinien. Letzteres beschränken Funktionen
ist die medizinische Infrastruktur gut ausgestattet. Die his-                               mit der ehemaligen Höchst AG. Der dominante Fokus liegt                                   Hilfe moderner Technologien umsetzen, um uns das              und Nutzungen mit längeren Aufenthalten von Zivilper-
torische Altstadt mit ihren weitbeachteten Baudenkmälern,                                   somit auf der Lokalgeschichte. Jedoch wird dabei von der                                  Leben zu ermöglichen, das unseren Ansprüchen an               sonen: u.a. sind größere Wohnquartiere hier nicht planbar.
das Mainufer, der Anschluss über Main und Nidda zum                                         gewachsenen Vielfalt und Internationalisierung des erleb-                                 Individualität, Altersgerechtigkeit, Mobilität, Flexibi-      Auch der Grüngürtel limitiert Bebauungen auf Grundlage
Frankfurter Grüngürtel und das Naturschutzgebiet auf der                                    baren Alltags fast gänzlich abgesehen. Die migrationsge-                                  lität und Privatsphäre gerecht wird? Das Ziel ist eine        des Landschaftsschutzes.
südlichen Mainseite sind beliebte Ausflugsziele. Höchst hat                                 prägten Vereine, gewerbliche Ladenstrukturen, Knowhow                                     Gesellschaft, in der Menschen mit unterschiedlichen               Die Herausforderung besteht nun darin, nicht überall
eine gute Position innerhalb des westlichen Rhein-Main-                                     im Handwerk und Dienstleistungen, sozialen und kulturellen                                körperlichen, intellektuellen oder mentalen Fähig-            einen gleichen, homogenen Stadtraum vorzuschlagen,
Verkehrs. Verbindungen nach Frankfurt, Wiesbaden, in den                                    Einrichtungen sowie EigentümerInnen sind heute in vielen                                  keiten mit großer Selbstverständlichkeit miteinander          sondern auf sozial-kulturelle und räumliche Differenzen
Taunus oder zum Flughafen sind durch den ÖPNV und                                           Alltagsbereichen präsent. Auch andere marginalisierte                                     leben. Dies beinhaltet die Möglichkeit der univer-            von spezifischen Gruppen im Raum einzugehen und mit
dem MIV vorhanden. Die Planungen, sowohl für die Stra-                                      Bevölkerungsgruppen im Stadtteil, wie beispielsweise die                                  sellen Nutzung von Orten des öffentlichen Lebens              anderen zu verbinden, um so Stadtgestaltung für Diversität
ßenbahnverlängerung bis zum Bahnhof als auch die Regi-                                      in prekären Situationen lebenden und durch die Vielzahl                                   – vom Arbeitsplatz, dem Ladengeschäft, der Stra-              und Inklusion umzusetzen. Die Aufgabe ist, eine ganzheit-
onaltangente West als weitere S-Bahn-Linie, werden die                                      der sozialen Einrichtungen vor Ort (u.a. Caritas, AWO, Tafel)                             ßenbahn – sowie von Bildungsangeboten, digitalen              liche Masterplanung für den Innenstadtbereich von Höchst
Höchster Randlage innerhalb des Rhein-Main-Gebiets ent-                                     unterstützten Gruppen, werden gleichfalls nicht repräsen-                                 und kulturellen Angeboten etc.“ (Hess. Staatspreis            und seinen umgebenden Quartieren, Stadt- sowie Land-
kräften. Die Innenstadt selbst erleidet Verkehrsprobleme, da                                tiert. Somit kristallisiert sich eine differenzierte Sicht- und                           Universelles Design, 2020)                                    schaftsräumen zu gestalten, um die bisherige Fokussierung
die alte Siedlungssubstanz nur enge Straßenräume, sowie                                     Lebensweise der unterschiedlichen Bevölkerungs- und                                                                                                     über die dichte Innenstadt und Lokalgeschichte hinaus zu
kaum Optionen für den ruhenden Verkehr, zulässt.                                            Interessensgruppen im Stadtteil.                                                           Für den Entwurf bedeutet das: keine Sonderlösungen für       erweitern. Dabei sind Zäsuren und Polarisierungen zu über-
                                                                                                                                                                                   Wenige, sondern Lösungen möglichst Viele! Neue Bewoh-            brücken. Welche Stadträume, funktionsgebenden Stadt-
                                                                                                                                                                                   nerInnen, PendlerInnen, Gäste, BesucherInnen sowie lokale        bausteine und nutzerorientierte Zwischenräume sind für
                                                                                                                                                                                   BewohnerInnen, also Alle, die hier leben und arbeiten, sollen    eine Erweiterung der Perspektive für Kerngebiet, Peripherien
                                                                                                                                                                                   von den intendierten stadträumlichen Maßnahmen profi-            als auch für den Planenden relevant? Die Themen Inklusion
                                                                                                                                                                                   tieren. Die Innenstadt Höchst ist aber polarisierendes und       der vielfältigen Diversitäten in Höchst sind auf verschie-
                                                                                                                                                                                   umkämpftes Gebiet für die Deutungshoheit der Zukunft des         denen Ebenen abzuwägen: funktional, nutzungsorientiert,
                                                                                                                                                                                   Stadtteils seitens verschiedener Akteure. Gleichzeitig gibt      mobilitätsbezogen, freiräumlich, sowie sozio-kulturell.

       Abb. 8: Blick über die Nidda in Richtung historisches Mainufer mit Bolongaropalast   Abb 9: Blick auf das Bahnhofsgebäude mit flankierender Dalbergstrasse und Hochbunker

14 |      Perspektivwechsel Höchst! – Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst                                                                                                                                                                                 Aufgabe | 15
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Aufgabenstellung

Betrachtungsgebiet                                                                                                                                                                                                                     Höchster
                                                                                                                                                                                                                                       Stadtpark

                                                                                                                                                                                                                                                                                      l
                                                                                                                                                                                                                                                                                  rte
                                                                                                                                                                                                                                                                                 ngü
                                                                                                                                                                                                                                                                                Grü
    Das Betrachtungsgebiet umfasst das aktuelle Förderge-                       Arbeitsalltag, die Pausenkultur, sowie der überregionale                                                               h
biet der Innenstadt Höchst sowie zwei angrenzende, stra-                        Pendelverkehr zu Stoßzeiten werden prägend sein. Neben                                                              ac
                                                                                                                                                                                                e rb
                                                                                                                                                                                               d
tegisch gewählte Planungsgebiete (Siehe Abb. 10). Diese                         ÖPNV-Möglichkeiten wird sich der ruhende Verkehr mit                                                       lie       st
                                                                                                                                                                                      t er       ö ch
bilden ‚räumliche Spangen‘: der nördliche Bahnhof und das                       heutigem Modal-Split von 60% MIV/ 40 % ÖPNV durch                                                   Un         H
                                                                                                                                                                                                                                             Ost
südliche Mainufer sind von der Öffentlichkeit besonders                         zukünftige Sharing-Angebote verändern. Einerseits müssen                                                                                                    Spange
breit genutzt. Verschiedene lokale, regionale und überre-                       also die Bedürfnisse des Industrieparks hinsichtlich Sicher-
                                                                                                                                                                                                                                                10,0 hektar

gionale Besuchergruppen kommen hier an und verteilen                            heit und reguliertem Zugang erfüllt sein, sodass die Werks-
sich von hier aus. Das Gesamtkonzept kann seinen Nieder-                        grenzen flächig und räumlich vielfältig entwickelt werden                                                   Bahnhof
schlag in der visuellen Bespielung in Form von Street-Art                       können. Andererseits ist ein öffentlicher Bereich für die
(z.B. Projektionsflächen, Performances oder Jugend-Sozi-                        Höchster BürgerInnen durch eine Staffelung der Zugäng-
alprojekten) finden. Weitere Verbindungen lassen sich in                        lichkeiten vorzusehen. Wohnen und öffentliche Nutzungen                                                                                             Bolongaro
                                                                                                                                                                                                                                                      Nidda

Richtung Freiraumgestaltungen, identitätsprägende Land-                         sind nur auf dem Areal der heutigen Paul-Ehrlich-Schule,                                                                                             Palast                                                 Nied
marksetzung oder Bestands-Akzentuierungen, Mobilitäts-                          der den ehemaligen Friedhof flankiert, bedingt möglich.                                                                                                                Main
möglichkeiten, usw. denken.                                                         Wo können öffentliche (Frei-) Räume verortet werden,
                                                                                                                                                                                                            Mainufer
                                                                                wie staffeln sich ihre Zugänglichkeiten, wo und welche                                                                     Promenade
                                                                                Grenzen gelten wann für wen? Wo gibt es Schnittbereiche?                Industrie     West
                                                                                                                                                                     Spange
                                                                                Welche räumlichen Stadt- und Werktore gibt es? Konzepte                   park
                                                                                                                                                                      14,7 hektar

West- Spange                                                                    wie Industrie 4.0, Productive City, Co-Working & Co-Pro-
                                                                                duction können Aufschluss auf zukünftige, urbane Arbeits-                                                                                                 Schwanheim                                                M
                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ai
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           n
    Die West-Spange (ca. 14,5ha) beinhaltet das Bahn-                           welten geben. Referenzen wie ‚Campusanlagen‘ oder ‚Sci-

                                                                                                                                                                                                                                                                      Grü
hofsareal, Leunakreuzung & -straße, Flächen westlich der                        ence & Technology Parks‘ (u.a. Google, Adidas, Bayer, BASF,

                                                                                                                                                                                                                                                                       ngü
Leunastraße bis zur Bolongarostraße (ehem. Hauptstraße                          Siemens, Mercedes) liegen im Spannungsfeld zwischen                                                                         We

                                                                                                                                                                                                n
                                                                                                                                                                                              ai
                                                                                                                                                                                                               s

                                                                                                                                                                                                                                                                         rtel
                                                                                                                                                                                                                tta

                                                                                                                                                                                             M
                                                                                                                                                                                                                   ng
zwischen Mainz & Frankfurt), das Paul-Ehrlich-Schul-Areal                       einem introvertierten, abgeschottetem ‚Werksgebiet‘ und                                                                                 en
                                                                                                                                                                                                                             te
sowie das Mainufer und Bolongaropalast. Die Bolonga-                            einer lokalen, öffentlichen ‚Stadt‘. Wie lässt sich der Öff-                                                                                                                  Abb. 10: Bearbeitungsgebiet: West- und Ost-Spange

rostraße durchlief die damalige Hoechst AG, an die sich                         nungsprozess eines Unternehmens nach außen mit einem
noch heute das Peter-Behrens-Gebäude anbindet. Auf der                          ‚urbanen Gesicht‘ gestalten?
Leunastraße wird sich die zukünftige Regionaltangente
West befinden, die heute bereits die Industrieflächen von
den klassizistischen Wohnbebauungen trennt. Die Her-
ausforderung liegt darin, entsprechend den Bahnhofspla-                         Ost- Spange
nungen, Seveso-III-Richtlinien sowie Regionaltangente
West, eine integrierte Planung für ein dichtes, gemischtes                          Die Ost-Spange (ca. 10ha) spannt sich vom Bahnhof          quartier zu konzipieren. Der Schwerpunkt liegt hier in den                         im Rahmen der Sozialen Stadt geförderte West-Nied sind in
Stadtquartier zu konzipieren. Der Schwerpunkt liegt in der                      mit Gleisanlagen über den nord-östlichen Bereich zwischen      Funktionen Bildung & Wohnen am Landschaftsrand. Die                                Betracht zu ziehen. Es gilt auch hier, eine Work-Life-Balance
sozial-technischen Verbindung zwischen einer Pharma-                            Zuckschwertstraße und Nidda bis zur Mündung, Mainufer          Vielfältigkeit von Wohnformen und erschwinglichem Wohn-                            der residentiellen NutzerInnen zu bedenken. Nutzungs-
& Chemie-Industrie und Stadt mit industrie-spezifischen                         und Bolongaropalast. Zu beachten sind verschiedene, erhal-     raum sowie einem qualitativ hohen Wohnumfeld sollen hier                           Kreisläufe und Nutzungsmischungen im Rahmen der Pro-
Nutzungen. Nutzungen können sein: Bildungseinrich-                              tenswerte Bestandsfunktionen und Gebäude, sowie der            mit den Anforderungen der räumlichen Arrondierungen zu                             duktiven Stadt am Landschaftsrand sind hier mögliche
tungen, Konferenzräume, Ausstellungs- und Repräsenta-                           Bezug zum Grüngürtel. Gleichzeitig ist dieses Areal mit den    den Landschaftsschutzgebieten des Grüngürtels (Zone I                              Konzepte. Das Risiko ist gegeben, sich von der Innenstadt
tionsmöglichkeiten, Forschung, Laboratorien, Werkstätten                        benachbarten Quartieren im Einflussbereich der Höchster        & II) ausgelotet werden. Die Fortsetzung der vorhandenen                           und dem Mainraum abzukoppeln.
und Verwaltung. Energietransferstellen mit alternativen                         Innenstadt, jedoch entweder verkehrlich (Gleiskörper),         Bildungslandschaften sowie die Ergänzung mit sozialen                                  Wie sähe hier eine Verwebung konkret aus? Welche
Treibstoffen aus Nebenprodukten (u.a. Wasserstoff, Kunst-                       administrativ (West-Nied) oder landschaftlich (Nidda)          und gewerblichen Infrastrukturen sollen einen gesellschaft-                        zusätzlichen Funktionen sind von Bedeutung? Wie können
stoff-Recycling), Test- und Kleinproduktionsanlagen und                         abgetrennt. Die Herausforderung liegt darin, auf Basis der     lichen Zusammenhalt trotz Milieuschutz und Individualität                          die hier erwarteten, neuen Nutzergruppen auf die Höchster
arbeitsmedizinische Räumlichkeiten für Angestellte oder                         Planungen zur Straßenbahnverlängerung, der Gleisanlagen,       ausloten. Der Denkmalschutz des Stadtparks sowie der                               Innenstadtentwicklung Einfluss ausüben? Welche räumli-
Pensionäre, Gästebüros, Sporteinrichtungen und Food-                            sowie der zu verschiedenen Landschaftsschutzzonen des          ehemaligen Breuer-Werke, die insbesondere durch die Por-                           chen Stadttore gibt es?
Courts im In- und Outdoor. Die Work-Life-Balance tem-                           Grüngürtels eine integrierte Planung zur Verwebung der         zellanmanufaktur genutzt wird, ist hier zu berücksichtigen.
porärer NutzerInnen, Sport- und Erholungsangebote im                            Innenstadt mit einem neuen, dichten, gemischten Stadt-         Die Verknüpfungen zu benachbarten Quartieren, sowie das

16 |   Perspektivwechsel Höchst! – Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst                                                                                                                                                                              Aufgabe | 17
Perspektivwechsel Höchst! Stadträumliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst - Städtebaulicher Entwurf, Sommersemester 2021
Ziele                                                                            Programm                                                         Entwurfsphasen

    Gesucht sind stadträumliche Leitbilder für Diversität                             In beiden Entwurfsgebieten sollen funktional unter-             In 2-3er-Gruppen soll die Entwurfsaufgabe für das          lichen Maßstäben und Perspektiven. Es soll ein Struktur-
und Inklusion auf den Ebenen von Stadt, Quartier, Typo-                          schiedliche aber dichte, gemischte Stadtquartier entstehen.      Betrachtungs- und für ein Bearbeitungsgebiet bearbeitet        konzept und eine Planungsstrategie entwickelt werden, die
logie, Landschaft und Nachbarschaft. Hierbei ist die Innen-                      Diese überlappenden, multifunktionalen Flächen sind kon-         werden (entweder Ost- oder West-Spange). Nach einer            eine robuste Basis für den weiteren Entwurfsprozess bilden
stadtzone eines Randstadtteils, inklusive seiner peripheren                      text- und konzept-abhängig. Stadtfunktionen wie Wohnen,          ersten Recherche- und Analysephase soll ein Konzept auf-       sollen. Darüber hinaus sollen sich aus dem Strukturkonzept
Potentialflächen im lokalen und übergeordneten räumli-                           Gewerbe (produzierendes & nicht-produzierendes), Indus-          gebaut werden, welche die Positionen unterschiedlicher         erste Ideen zu Baumassen und -flächen, Wohnformen und
chen Kontext zu untersuchen und eine visionäre, zukunfts-                        trie, Forschung & Verwaltung, Begegnung, Repräsentation,         AkteurInnen, laufender Prozesse, möglicher Szenarien,          Freiflächen, Nutzungsmix und Nutzergruppen sowie Infra-
weisende, nachhaltige Rahmenplanung sowie Entwurfsvor-                           Bildung, Gesundheit, Infrastruktur, Mobilität, usw. sind sinn-   Potentiale für Innovation, sowie die Entwicklung adäquater     struktur und Mobilität ableiten.
schläge für eine super-diverse Stadtgesellschaft in einer                        voll unterzubringen.                                             Typologien beachtet. Ziel ist es, anschließend einen Entwurf
Minority-Majority-City zu formulieren. Dabei spielen Trans-                           Wohnen stellt eine wichtige und nachgefragte städti-        zu entwickeln, der die genannten Rahmenbedingungen und         Phase 3 – Entwurf: Nutzung, Atmosphäre, Typologie
formationsprozesse durch Strukturwandel, Raumfunkti-                             sche Funktion dar. Geringer in der West-Spange, ist Wohnen       inhaltlichen Fragestellungen adressiert und in einer räumli-   In dieser Phase geht es um die Erarbeitung eines städte-
onen, Mischnutzungskonstellationen und Nutzergruppen                             in der Ost-Spange umso wichtiger. Hier soll entsprechend         chen Gestaltung zusammenbringt. Auf dieser Basis erfolgt       baulichen Entwurfes für das Bearbeitungsgebiet. Wichtig ist
sowie Möglichkeiten von Dienstleistungs- und Produktions-                        gegenwärtigen Haupteinkommensgruppen ca. 20% sozi-               die weitere Vertiefung.                                        hierbei die Betrachtung des Entwurfes „von außen und von
kreisläufen oder (grünen) Infrastrukturen eine Rolle.                            aler Wohnungsbau, ca. 45% geförderter Wohnungsbau, ca.                                                                          innen“, d.h. die Umsetzung der Vision in räumliche und bau-
    Leitfragen sind daher: Wie kann die Innenstadt und                           25% hochpreisiger Wohnungsbau in Miete oder Eigentum             Phase 1 – Analyse: Ortsaufnahme, Auswertung, Leitbild          liche Strukturen, das Entwickeln und Darstellen von Typolo-
seine Randgebiete DAS Aushängeschild für eine durch                              untergebracht sein (Siehe Bundeszentrale für politische          Der Einstieg erfolgt über die Ortsaufnahme und über            gien und der Umgang mit dem Freiraum. Die Qualitäten der
Vielfalt, Diversität, Offenheit und Migration geprägte, aktive                   Bildung, Stichwort Haupteinkommensgruppe). Alters- und           Recherchethemen. Parallel helfen Bestandsaufnahme und          städtebaulichen und architektonischen Raumbildung und
Stadtgesellschaft werden? Welche Rolle spielen dabei die                         milieusensible Wohnmodelle wie Gemeinschaften, Bau-              Evaluierung aller maßgeblichen räumlichen und thema-           -gestaltung stehen im Vordergrund.
Freiräume für das neue Zentrum, dem Stadtteil und für den                        gruppen, Genossenschaften sind vorzusehen. Das Wohn-             tischen Faktoren zu einer städtebaulichen Analyse und
gesamten Stadtteil und für West-Frankfurt werden?                                umfeld beinhaltet weitere Funktionen wie 20-30% Gewerbe,         Bewertung als kritische Reflektion der Ausgangslage. Vor-      Phase 4 – Vertiefung, Ausarbeitung & Kommunikation
                                                                                 Bildungs- & Sozialeinrichtungen. In diesem Zusammen-             handene Stadtentwicklungsstrategien sind zu berücksich-        In der letzten Phase des Projektes bis zur Abgabe werden
Insbesondere sind Visionen gesucht für eine:                                     hang kann auch über ‚urbane Gebiete‘ als Nutzungskate-           tigen. Ziel ist, ein Entwicklungs-Leitbild für das gesamte     die Arbeiten individuell, konzeptabhängig überarbeitet und
• nachhaltige und ökologische Entwicklung mit unter-                             gorie diskutiert werden (Siehe BauNVO). Hingegen spielen         Betrachtungsgebiet und im Rahmen dessen Teilvisionen           vertieft. Ein Fokus liegt in der Kommunikation des Pro-
  schiedlich gemischten Stadtquartieren                                          in der West-Spange industriebezogene Funktionen und              für die Bearbeitungsgebiete West & Ost zu entwickeln (siehe    jektes (Storyline und Darstellungen). Das Ziel ist, dass die
• Verbindung von Industrie, Wohnen, Bildung, Kultur, Frei-                       Nutzungen eine Rolle (siehe oben). Im Bereich der Leuna-         Reicher 2017).                                                 Konzepte und Entwürfe bei der Endpräsentation schlüssig
  zeit, Natur und Bestand                                                        straße sollen der Öffentlichkeit zeitlich und räumlich bedingt                                                                  kommuniziert werden und die zum Verständnis nötigen
• Reduzierung des MIV am Modal Split bei gleichzeitiger                          zugänglichere Nutzungen vorgeschlagen werden. Neben              Recherchethemen & Case Studies (pro Stud.)                     Darstellungen vorhanden sind.
  Vernetzung, fuß- und fahrradfreundlich                                         der markanten Mobilitätsfunktion wird hier eine multifunk-       1. Pflichtthema für alle: Sozialstruktur & Demographie
• Berücksichtigung von Anwohner- vs. Besucherinteressen,                         tionale Schnittfläche von ca. 30-40% gesucht, die zwischen       2. Historische Entwicklung & Denkmäler                         Zeitplan
  Nutzungsvielfalt & Nutzungskreisläufe                                          den Extremen ‚Hochsicherheitsgebiet‘ und ‚Öffentlicher           3. Industrieanlagen, Industriedenkmäler, Industrieroute        07.04. Vorstellung
• Öffentlichen Freiräume sind hier hervorzuheben als Bin-                        Austausch‘ stehen soll.                                          4. Sozialer Wohnungsbau in Höchst und Frankfurt                14.04. Einführung, Experten-Input zum Thema Street-Art
  deglied, Konflikt- und Solidarisierungsorte:                                        Angeknüft wird an stadträumlichen Potentialen, die          5. Urbane Nutzungs- und Funktionsvielfalt, Mischung,                    von Jasmin Siddiqui/ Herakut
• Inklusive, barrierefrei zugängliche öffentliche Räume,                         im gesamten Betrachtungsbereich der Innenstadt Höchst               hybride Typologien                                          28.04. Experten-Inputs zum Thema West-Spange von
  Erreichbarkeit, Übergänge                                                      zu finden sind (Wegeverbindungen, Identifikationsräume,          6. Mobilität, Erreichbarkeit, Mobilitätsarten &- verhalten              Mardhuk Krohn/ Infraserv - Leitung Standortpla-
• Identifikation, Begegnung, Repräsentation, Orientierung                        Treffpunkte, usw.). Darüber hinaus gibt es noch einige           7. Dichte, Ökonomie, GFZ, GRZ, Grundstückspreise                        nung & zum Thema Ost-Spange von Ingo
• Funktionen (u.a. Mobilität, Erreichbarkeit, Stadtklima) &                      untergenutzte bzw. leerstehende Gebäude (Parkhäuser,             8. Öffentlicher Freiraum                                                Lachmann vom Stadtplanungsamt- Abteilung
  Nutzungen (u.a. Nutzer-spezifisch)                                             Bunker), Räumlichkeiten (Gewerbe- oder Wohneinheiten)            9. Kunst im öffentlichen Raum, Street Art, Installationen               Äußere Stadt
• Urbane Bedeutungsebenen & Öffentlichkeitsgrade                                 und/ oder Freiflächen. Weitere Konzeptpotentiale ergeben         10. Landschaft, Grün-, Frei- & Wasserräume, Hochwasser-        05.05. Testat 1 – Analyse mit Dr. Jürgen Schmitt vom
• Eye-Level, Human Scale, Erdgeschosszonen                                       sich in der Fußgängerzone Königsteiner Straße. Basierend             schutz, Schutzgebiete                                               Stadtteilbüro Höchst, Projektleiter Stadtentwick-
                                                                                 auf das Einzelhandelskonzept der Stadt Frankfurt ist Höchst      11. Alternative urbane Bewegungen und zivilgesellschaft-                lung Süd der NH Projektstadt
                                                                                 ein ‚B-Zentrum‘, das heißt, in derselben Kategorie wie das            liche Organisationen                                      26.05. Testat 2 – Konzept
                                                                                 Bahnhofsviertel, die Berger-, Leipziger-, und Schweizer-         12. Umwelt, Luft- und Lärmimmissionen, Schutzgebiete           23.06. Testat 3 – Entwurf
                                                                                 Straße sowie dem Nordwestzentrum.                                                                                               12.07. Abgabe
                                                                                                                                                  Phase 2 – Konzept: Struktur, Prozess, Impuls                   14.07. Schlusspräsentation mit Dr. Jürgen Schmitt vom
                                                                                                                                                  In der zweiten Phase erfolgt die konzeptuelle Strukturpla-              Stadtteilbüro Höchst, Projektleiter Stadtentwick-
                                                                                                                                                  nung für das gesamte Betrachtungsgebiet in unterschied-                 lung Süd der NH Projektstadt

18 |    Perspektivwechsel Höchst! – Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst                                                                                                                                                Aufgabe | 19
Ortsmodelle

    Zum Entwurfseinstieg sollten die ersten subjektiven                                                    nutzung. Sowohl ein großmaßstäblicher Ort (z.B. Übergang
Eindrücke unter dem Schwerpunkt Diversität und Inklu-                                                      Bebauung/ Landschaft) als auch ein kleinmaßstäblicher
sion thematisiert, dargestellt und reflektiert werden.                                                     Ort (z.B. Übergang von Straße bis Haustür) war möglich.
Der Ort war frei wählbar. Er sollte aber ‚berühren‘, ob positiv                                            Das intuitive Ortsmodell reflektiert subjektive Wahr-
oder negativ, ob bestimmt oder unbestimmt, im engeren                                                      nehmungen,        Eindrücke     und      Empfindungen.
Planungsgebiet oder im größeren Umfeld der Höchster                                                        Die verwendeten Materialien sollten die wahrgenom-
Innenstadt liegen. Es konnte sich um einen konkreten Ort                                                   menen atmosphärischen Eindrücke erfahrbar machen.
                                                                                                                                                                                                                                                                           Alina Wichlei                                     Ali Albarjak                         Sona Bigloo
handeln, wie eine bestimmte Straßenkreuzung, oder einen                                                    Der Ausschnitt war frei wählbar und musste nicht                                                                                                              „Commonopoly“                               „Freileitungsmast“                          „Farbige Stadt“
allgemeinen Ort, wie der Übergang von Gewerbe- und Wohn-                                                   maßstäblich sein.                                                                                                                                            Höchst allgemein               50°05‘49.2N 8°32‘44.3E Mainufer      50°05‘55.2N 8°32‘51.6E Schlossplatz

                                                 Jana Galle                                                        Jana Schweitzer                                                                                   Eva Birnstiel                                      Diego Andrade                                         Jian Pang                          Chang Zhou
                            „Dreh-und Angelpunkt Höchst“                                                „Diversität im Schaufenster“                                                                                     „Ma(e)in Tor“                          50°05‘55.5“N 8°32‘38.9“E                  22°19‘03.75“N 114°10‘15.17“E                 31°09’59’’ N 121°27’33’’E
       50°06´08.2N 8°32´33.0E Gleiskröper BHF Höchst                              50°06´02.36N 8°32´59.15E Königsteiner Straße                                                          50°05´54.1N 8°32´53.1E Zollturm                             Kreuzung Leverkuserstr. / Melchiorstr.               Nathanstraße, Hongkong China            Tank museum, Shanghai China

                                                                                                                                                                                                                                                                                             22°19'03.75"N 114°10'15.17"E.

                                                Eda Saygin                                                              Nesrin Asma                                                                                Aleyna Yanar                                                   Ke Xie                                     Liran Kong                           Arien Afzaly
                              „Die drei Seiten von Höchst“                                                                 Vielfalt ist die Würze des Lebens
                                                                                           „Verschieden aber dennoch Zusammen“                                                         „Vielfalt ist die Würze des Lebens“                                      50°05‘56.5“N 8°32‘55.4“E                    50°06‘08.93“N 8°32‘50.84“E                 50°06‘10.0“N 8°32‘51.2“E
       50°05´41.7N 8°32´36.1E Mainufer/ Industriepark Ort: 50° 06' 08.8" N50°06´´08.8N
                                                                            8° 33' 00.4" E 8°3300.4E Emmerich-Josef-Straße
                                                                                                                                      Der Stadtteil Höchst ist ein Ort, an dem eine große Vielfalt aufeinander trifft.
                                                                                                                                                   50°06‘03.4“N
                                                                                                                       Ebenso sieht man in dem Ortsmodell Lebensmittel8°32‘58.1“E      Königsteiner
                                                                                                                                                                      aus unterschiedlichen               Straße
                                                                                                                                                                                            Kulturen, die in einem Supermarkt                                               Justinusplatz                                    Dalbergplatz                         Dalbergkreisel
                                                               ,,Verschieden aber dennoch zusammen"                                   vorzufinden sind. Diese Lebensmittel haben sich so in unseren Alltag eingebaut, dass wir sie uns hier nicht
                                                                                                                                      mehr wegdenken können und mit denen unsere Gerichte erst ihre Würze bekommen.

                                                               Im ersten Durchgang durch Höchst hat mich am meisten die Vielfalt der Nationalitäten
                                                               an diesem Standort angesprochen. Das ganze Gebiet ist sehr vielfältig und bietet an
                                                               jeder Ecke neue Entdeckungen. Wir sind die Strassen zu Fuss durchgegangen und
                                                               hatten immer wieder Einblicke in verschiedene Kulturen und deren spezifische
                                                               Beschmückungen oder Werbungen an den Gebäuden. Es gab wie Standorte wo sich die
                                                               jeweiligen Kulturen aufhielten. Jede Strasse bietet Raum für die Zusammenführung der
                                                               verschiedenen Kulturen. Hier leben Menschen aus verschiedenen Ländern der Welt
                                                               zusammen.
                                                               Diese Unterschiedlichkeit der Kulturen habe ich als Farben empfunden, Farben die
                                                               entdeckt werden wollen, gesetzt werden wollen.

                                                                                                                                            Ortmodellfotos

20 |   Perspektivwechsel Höchst! – Städtebauliches Leitbild für Diversität + Inklusion für den Stadtteil Höchst                                                                                                                                                                                                                                              Projekte | 21
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