Pflanzen für Berlin Verwendung gebietseigener Herkünfte - B erlin s B iologisch e Vielfalt - Verwendung gebietseigener Herkünfte
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Pflanzen für Berlin | Inhalt Inhalt Vorwort – Senator Michael Müller 4 Weltoffener Naturschutz in Berlin – Prof. Dr. Ingo Kowarik 5 1. Einleitung 6 1.1 Was sind gebietseigene Pflanzen? 6 1.2 Vorteile gebietseigener Pflanzen 7 1.3 Rechtliche Grundlagen 7 1.4 Anwendungshinweise für Berlin 7 2. Die Vorkommensgebiete für Berlin 9 2.1 Gebietseigene Gehölze 9 2.2 Gebietseigenes Saat- und Pflanzgut krautiger Arten 10 3. Artenlisten für Gehölze und krautige Pflanzen 12 3.1 Methodik der Artenauswahl 12 3.2 Gehölze 13 3.3 Krautige Pflanzen 16 3.3.1 Trockenrasen 19 3.3.2 Zwei- bis mehrjährige Ruderalfluren 22 3.3.3 Magere Zierrasen 24 3.3.4 Frischwiesen 25 3.3.5 Feuchtwiesen 27 3.3.6 Wasserpflanzen und Röhrichte 29 3.3.7 Staudensäume an Gehölzen 31 3.3.8 Krautschicht waldartiger Bestände 33 4. Hinweise zur Auftragsvergabe 35 4.1 Anbieter 35 4.2 Hinweise zur Ausschreibung 36 5. Glossar 39 6. Quellenverzeichnis 43 7. Gesamtartenliste 46 8. Kontaktdaten 51 Impressum 52 3
Liebe Berlinerinnen und Berliner, gebietseigene Pflanzen zu fördern ist inzwischen ein allgemein anerkanntes Ziel des Natur- schutzes. Dafür sprechen mehrere Gründe: Solche Pflanzen sind besonders gut an die Umwelt- bedingungen Berlins angepasst. Sie werden auch als Nahrungspflanzen für Schmetter- linge, Wildbienen oder andere Tiere benötigt. Schließlich trägt die große genetische Vielfalt unserer Pflanzen dazu bei, dass die Natur besser auf den Klimawandel reagieren kann. Wir tragen Verantwortung für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Berlin. Es liegt gleich- zeitig in unserem eigenen Interesse, möglichst vielfältige grüne Freiräume in der Stadt zu erhalten. Sie sind wesentliche Erholungsräume und helfen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Der Berliner Senat fördert daher die Verwendung gebietseigener Pflanzen und leistet damit einen beispielhaften Beitrag für den Naturschutz. Mit dem Senatsbeschluss „Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt“ legte das Land den politischen Grundstein. Darauf baut diese Broschüre auf. Sie vermittelt detailliertes Fachwissen zu sinnvoller Auswahl und Pflege von Pflanzen und zu deren ökologischen Zusammenhängen. Diese umfangreiche Information trägt dazu bei, die übergeordnete Zielsetzung durch entsprechende Maßnahmen auch tatsächlich zu erreichen. Gleichzeitig ist sie eine Arbeitshilfe für Planungsbüros und Verwaltungen. Sie ist aber auch von Interesse für die Fachöffentlichkeit und für Sie, als Bür- gerinnen und Bürger, die vielleicht Freude daran haben, biologische Vielfalt in Ihren Gärten zu fördern. Denn das Thema geht uns alle an. Biologische Vielfalt macht das Leben in Berlin gesünder und schöner. Dafür setzen wir uns ein. Michael Müller Senator für Stadtentwicklung und Umwelt 4
Pflanzen für Berlin | Vorwort Weltoffener Naturschutz in Berlin! Berlins Natur ist wunderbar vielfältig. Sie umfasst Reste ursprünglicher und vorindustriell geprägter Landschaften am Stadtrand ebenso wie das typische urbane Grün der Gärten, Parks und Straßenbäume. Dazu kommt die neuartige Natur der städtischen Brachflächen. In all diesen Lebensräumen kommen einheimische Pflanzen der ursprünglichen Naturland- schaften zusammen mit Arten vor, die erst durch Menschen aus anderen Gebieten eingeführt worden sind. Diese „nicht einheimischen“ Arten bilden zusammen mit den ursprüng- lichen, „einheimischen“ Arten die Berliner Flora. Moderner Naturschutz in Berlin ist weltoffen und bekennt sich zur Verschiedenartigkeit © TU Berlin urbaner Natur. Dazu gehören selbstverständlich auch die eingeführten Arten in Gärten und vielen anderen städtischen Lebensräumen. In dieser Broschüre geht es jedoch um spezielle Empfehlungen zur Verwendung einheimischer Arten, sogar solcher, die sicher aus der Region stammen. Dies sind die „gebietseigenen“ Pflanzen. Die Verwendung solcher einheimischer Arten gezielt in Berlin zu empfehlen hat einen einfachen Hintergrund. Viele von ihnen sind durch intensive Landnutzungen in ihren ursprünglichen Lebensräumen bedroht, beispielsweise auf Landwirtschaftsflächen. Im städtischen Grün könnten viele eine zweite Heimat finden. Dies fördert die biologische Vielfalt – und beglückt zugleich Menschen, die sich an der Formen- und Blütenvielfalt artenreicher Pflanzenbestände erfreuen. Außerhalb des besiedelten Bereichs gibt es zur Verwendung gebietseigener Pflanzen rechtliche Regelungen, auf die auch hingewiesen wird. Diese Broschüre ist aber vor allem für diejenigen gedacht, die einfach nur Lust haben, auch einheimische Pflanzen im Garten und in anderen städtischen Lebensräumen zu fördern. Sie finden hier viele Hinweise zur Verwendung der Pflanzen. Die Broschüre ist daher ein kleiner Wegweiser zur Freude an der Vielfalt der Natur. Prof. Dr. Ingo Kowarik Landesbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege 5
1. Einleitung 1.1 Was sind gebietseigene heutigen europaweiten Vernetzung von Pflan- Pflanzen? zenproduktion und Pflanzenhandel. Berlin ist eine grüne Stadt. In Parks und Gärten wachsen viele Zier- und Nutzpflanzen, die Als „gebietsfremd“ werden einhei- ursprünglich von Menschen aus allen Teilen mische Pflanzen bezeichnet, deren der Welt eingeführt worden sind. Daneben Samen aus weiter entfernten Re- wurden in der Stadt auch etwa 1.400 wild- gionen kommen. Im Gegensatz dazu wachsende Pflanzenarten nachgewiesen. stammen die „gebietseigenen Pflan- Über 1.100 davon sind einheimisch, kamen zen“ aus Beständen, die sich in also zumeist schon vor Tausenden von Jahren einem bestimmten Naturraum über in der vom Menschen unbeeinflussten Land- einen sehr langen Zeitraum ver- schaft natürlicherweise vor. Knapp drei- mehrt haben. hundert Arten stammen aus anderen Teilen der Welt und haben sich inzwischen in Berlin Bei solchen gebietseigenen Herkünften ist erfolgreich eingebürgert. Das sind die soge- von einer evolutionären Anpassung an die nannten „Neophyten“. besonderen Bedingungen dieses Naturraums © B. Machatzi auszugehen. Wer einheimische Arten in Gärten und anderen Gebietsfremde und gebietseigene Herkünfte Gebräuchliche Ochsen- zunge (Anchusa Lebensräumen der Stadt fördern möchte, einheimischer Arten können ganz ähnlich officinalis) stößt auf eine Herausforderung: Die Pflan- aussehen – und sich dennoch genetisch unter- zen, die in Gartenmärkten und an anderen scheiden. Das hat erhebliche ökologische Stellen erhältlich sind, können durchaus ein- Konsequenzen, da die gebietseigenen Pflan- heimisch sein. Häufig stammen die Samen, zen andere Merkmale und Reaktionsmuster aus denen sie gezogen wurden, allerdings als gebietsfremde Pflanzen derselben Art aus anderen Wuchsregionen, wie zum Beispiel aufweisen können. Gebietseigene Pflanzen Ost- und Südeuropa oder aus entfernten Tei- zu fördern ist deshalb ein weithin akzeptiertes len Deutschlands. Dies ist ein Ergebnis der Ziel des Naturschutzes – und ein wichtiger Hunds-Rose (Rosa canina s. str.) © T. Schröder 6
Pflanzen für Berlin | Einleitung Beitrag zur Erhaltung der genetischen Vielfalt 1.3 Rechtliche Grundlagen innerhalb unserer Pflanzenwelt. Die rechtlichen Vorgaben zur Verwendung gebietseigener Pflanzen fußen auf dem inter- 1.2 Vorteile gebietseigener nationalen Übereinkommen über die biolo- Pflanzen gische Vielfalt, das 1992 in Rio de Janeiro Es spricht viel dafür – wo immer möglich – verabschiedet wurde („Biodiversitäts-Konven- gebietseigene Pflanzen zu verwenden, deren tion“). Der völkerrechtlich vereinbarte Schutz Saat- oder Pflanzgut von ursprünglichen der biologischen Vielfalt umfasst die Vielfalt Beständen der jeweiligen Region stammt. der Ökosysteme, der Arten und eben die gene- Für das Land Berlin ist dies das Stadtgebiet tische Vielfalt innerhalb einzelner Arten. mit seiner Umgebung. Die seit März 2010 geltende Neu- , Gebietseigene Pflanzen und die Tiere, fassung des Bundesnaturschutzge- © B. Machatzi die sie bestäuben oder als Nahrungs- setzes (BNatSchG) behandelt diesen quelle nutzen, haben sich zum Teil über Sachverhalt in § 40 Abs. 4. Hier- lange Zeiträume gemeinsam entwickelt nach ist eine Genehmigung notwen- (Koevolution). Daraus sind gegenseitige dig, wenn andere als gebietseigene Abhängigkeiten und Anpassungen ent- Pflanzen in der freien Natur ge- standen. Beispielsweise sind manche pflanzt oder gesät werden sollen. Tiere an bestimmte Blühzeiten oder In- haltsstoffe der Pflanzen angepasst. Die Diese Genehmigung ist zu versagen, wenn Verwendung gebietseigener Pflanzen eine Gefährdung von Ökosystemen, Biotopen kommt daher besonders der Tierwelt oder Arten nicht auszuschließen ist. Für die zugute. Anpflanzung oder Ansaat im Rahmen der Land- und Forstwirtschaft müssen keine , Gebietseigene Pflanzen verfügen oft Genehmigungen beantragt werden. über eine hohe genetische Variabilität. © B. Machatzi Während eines Übergangszeitraums sollen Damit können die Pflanzen flexibel auf Gehölze sowie Saat- und Pflanzgut krautiger natürliche oder vom Menschen ver- Arten in der freien Natur vorzugsweise inner- ursachte Umweltveränderungen reagie- halb ihrer „Vorkommensgebiete“ verwendet ren. Genetische Vielfalt erhöht somit die werden (zum Begriff vgl. Kapitel 2 und Glossar Überlebenschancen der Arten. S. 41). Ab März 2020 gilt die Genehmigungs- , Aufgrund ihrer besseren Anpassung an pflicht für Anpflanzungen und Ansaaten regionale Umweltbedingungen wachsen gebietsfremder Pflanzen uneingeschränkt. gebietseigene Pflanzen meist besser an; so werden weniger Nachpflanzungen 1.4 Anwendungshinweise für notwendig. In Abhängigkeit vom Standort Berlin entwickeln sie sich oft kräftiger als ge- Als Grundlage für die Verwendung gebiets- bietsfremde Pflanzen. Daher rechnet eigener Pflanzen in den Berliner Bezirken © B. Machatzi sich der etwas höhere Anschaffungs- hat die Senatsverwaltung für Stadtentwick- preis. Zudem lassen sich durch die Vor- lung und Umwelt das Rundschreiben Nr. Ort-Gewinnung von Pflanzmaterial und 1/2013 herausgegeben. die Anzucht in regionalen Betrieben die Es bietet eine verwaltungsinterne Auslegungs- Transportwege verringern, was die Um- hilfe für die Regelungen des § 40 Abs. 4 Bun- Ampfer-Grünwidderchen weltbilanz verbessert. desnaturschutzgesetz in der gesetzlichen (Adscita statices) an Gras- nelke (Armeria maritima Übergangszeit bis März 2020. Schon jetzt ssp. elongata) wird empfohlen, in der freien Natur gebiets- Schachbrettfalter (Mela- nargia galathea) auf eigenes Pflanz- und Saatgut zu verwen- Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) den. Für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Braunkolbiger Dickkopf- gilt dies auch innerhalb des bebauten Stadt- falter (Thymelicus sylves- tris) auf Blatt der Stiel- bereiches. Eiche (Quercus robur) 7
Der im Bundesnaturschutzgesetz genannte Für den Pflanzenkauf oder bei Aus- Begriff „freie Natur“ wird allgemein als unbe- schreibungen ist es wichtig, dass siedelter Bereich verstanden. Hierzu zählen die Herkunftsnachweise der Ware in Berlin der Außenbereich nach § 35 des gesichert sind. Baugesetzbuches, Schutzgebiete und gesetz- lich geschützte Biotope nach Naturschutz- Dafür gibt es Zertifizierungen, welche sicher- recht, die „Landschaftsräume“ nach dem stellen, dass der Erntebestand tatsächlich in Berliner Landschaftsprogramm sowie Gewäs- der gewünschten Region liegt, dass nach ser und deren Ufer. strengen Kriterien ausgesucht wurde sowie Abgesehen von den Vorgaben des Bundesna- Ernte, Anzucht und Verschulung der Pflanzen turschutzgesetzes kommt es der biologischen nach einem festgelegten Qualitätsprogramm Vielfalt im gesamten Berliner Stadtgebiet zu durchgeführt wurden. Dies gilt sowohl für Gute, wenn gebietseigene einheimische Pflan- Gehölze als auch für krautige Pflanzen. zen verwendet werden. Überall, wo keine gestalterischen, denkmalpflegerischen oder Den zuständigen Planern, Behörden und nutzungsspezifischen Gründe dagegen spre- Unternehmen sowie allen interessierten Ber- chen, können solche Pflanzen eingesetzt wer- linerinnen und Berlinern soll die vorliegende © T. Schröder den, also zum Beispiel in Gärten und Parkan- Broschüre die notwendigen Hinweise und lagen, auf Verkehrsinseln und bei Dachbe- Anregungen zur Verwendung gebietseigener grünungen. In bestimmten Situationen kann Pflanzen geben. Insbesondere wird darauf Gemeiner Natternkopf (Echium vulgare) es jedoch auch vorteilhaft sein, Flächen sich eingegangen, welche Vorkommensgebiete durch Einwanderung von Pflanzen selbst für Berlin gelten, welche Arten in Frage kom- Tagpfauenauge (Inachis io) auf einer Blüte des begrünen zu lassen. men und wie diese eingesetzt werden. Gemeinen Wasserdosts (Eupatorium cannabi- num) © B. Machatzi 8
Pflanzen für Berlin Pflanzen | Die Vorkommensgebiete für Berlin | Titel desfür Kapitels Berlin 2. Die Vorkommensgebiete für Berlin 2.1 Gebietseigene Gehölze Karte der Vorkommensgebiete Deutschlands für Gehölze Der Begriff „Vorkommensgebiet“ im Sin- ne des Bundesnaturschutzgesetzes be- zeichnet die genetische Herkunfts- oder Ursprungsregion der betreffenden Pflan- zenart. Zur Bestimmung der im Gesetz benann- ten Vorkommensgebiete wurden wissen- schaftlich begründete Gebietsabgrenzun- gen für Gehölze und krautige Pflanzen vorgenommen. Im Folgenden werden die für Berlin relevanten Vorkommens- gebiete für Gehölze vorgestellt. , Laut Einteilung des Bundesumwelt- ministeriums (BMU 2012) befindet sich das Land Berlin innerhalb des Naturraumes „Ostdeutsches Tief- land“ (Gebiet 2.1 in nebenstehender Abbildung). Aus diesem Bereich soll das in Berlin verwendete Pflanzma- terial für gebietseigene Gehölze stammen. , Nur wenn nachweisbar kein Pflanz- material aus dem Gebiet 2.1 verfüg- bar ist, kann auf den Bereich 2.2 („Mitteldeutsches Tief- und Hügel- land“) ausgewichen werden, der auch Mittelgebirgsregionen in Thü- ringen und Sachsen einbezieht. Aufgrund der genetischen Anpassung 1 Norddeutsches Tiefland 2 Mittel- und Ostdeutsches Tief- und Hügelland an die Standortverhältnisse, wie zum 3 Südostdeutsches Hügel- und Bergland 4 Westdeutsches Bergland und Oberrheingraben Beispiel andere Klimabedingungen, ist 5 Schwarzwald, Württembergisch-Fränkisches Hügelland und Schwäbisch-Fränkische Alb 6 Alpen und Alpenvorland das Vorkommensgebiet 2.2 allerdings nur bedingt geeignet. In vielen Fällen Das für Berlin maßgebliche Vorkommensgebiet 2.1 (Ostdeutsches Tiefland) ist es empfehlenswerter, dann andere, verfügbare Arten aus dem Gebiet 2.1 zu Wenn kein Pflanzmaterial aus dem Vorkommensgebiet 2.1 verfügbar ist, kann auf das Gebiet 2.2 (Mitteldeutsches Tief- und Hügelland) ausgewichen verwenden. werden. © BMU 2012, verändert 9
2.2 Gebietseigenes Saat- und Karte der Vorkommensgebiete Deutschlands für krautige Pflanzen Pflanzgut krautiger Arten 1 Nordwestdeutsches Im Rahmen eines Forschungsprojektes Tiefland 2 Westdeutsches Tiefland wurde Deutschland in 22 Herkunfts- mit Unterem Weser- regionen für Saat- und Pflanzgut unter- bergland 3 Norddeutsches Tiefland teilt (s. nebenstehende Abbildung). 4 Ostdeutsches Tiefland 5 Mitteldeutsches Tief- Ziel des Projektes an der Leibniz Universi- und Hügelland tät Hannover war, eine wissenschaftlich 6 Oberes Weser- und Leinebergland mit Harz begründete und Artenschutzgesichts- 7 Rheinisches Bergland punkte berücksichtigende Grundlage für 8 Erz- und Elbsandstein- gebirge Gewinnung und Einsatz von Saat- und 9 Oberrheingraben mit Pflanzgut gebietseigener krautiger Pflan- Saarpfälzer Bergland zen zu schaffen. Die Abgrenzung der 22 10 Schwarzwald Regionen beruht auf den klimatisch- 11 Südwestdeutsches Bergland standörtlichen Faktoren der Naturräume 12 Fränkisches Hügelland (PRASSE et al. 2010). 13 Schwäbische Alb 14 Fränkische Alb Das Land Berlin gehört anteilig 15 Thüringer Wald, Fichtelgebirge und zu den Gebieten Nr. 4 („Ost- Vogtland deutsches Tiefland“) und 22 16 Unterbayerische Hügel- und Plattenregion („Uckermark mit Odertal“). 17 Südliches Alpenvorland 18 Nördliche Kalkalpen Die Grenze zwischen den beiden Gebieten 19 Bayerischer und Oberpfälzer Wald verläuft in Berlin entlang der Kante der 20 Sächsisches Löß- Barnimhochfläche. Im Internet stehen und Hügelland ein Kartendienst zur genauen Abgren- 21 Hessisches Bergland zung und ein Filter zur Auswahl der in 22 Uckermark mit Odertal den 22 Regionen pauschal verwendbaren Die für Berlin maßgeblichen Vorkommensgebiete* 4 (Ostdeutsches Tiefland) und 22 (Uckermark mit Odertal) Arten zur Verfügung.1 * Die Vorkommensgebiete im Sinne des BNatSchG orientieren sich an der Gliederung Deutschlands in Herkunftsregionen nach PRASSE et al. (2010). Die 2011 in der Erhaltungsmischungsverordnung zum Saatgutverkehrsgesetz festgelegten Auf Grundlage dieser Herkunftsregionen “Ursprungsgebiete” entsprechen ebenfalls dieser Einteilung (vgl. Glossar S. 39). © PRASSE et al. 2010, verändert benennt das Rundschreiben Nr. 1/2013 der Senatsverwaltung für Stadtentwick- Abgrenzung der Vorkommensgebiete krautiger Pflanzen in Berlin lung und Umwelt (2013) die Gebiete 4 und 22 als maßgebliche Vorkommensge- biete für die Verwendung gebietseigener krautiger Pflanzen in Berlin (im Sinne von § 40 Bundesnaturschutzgesetz). , Im Nordosten von Berlin ist demzu- folge Pflanz- und Saatgut aus der Region 22 zu verwenden. , Für das restliche Stadtgebiet ist die Region 4 das relevante Vorkom- mensgebiet. 1 www.regionalisierte-pflanzenproduktion.de © IUP der Leibnitz Universität Hannover, Kartendienst Regiosaat- und Regiopflanzgut-Konzept 10
Pflanzen für Berlin Pflanzen | Die Vorkommensgebiete für Berlin | Titel desfür Kapitels Berlin Die 22 Herkunftsregionen wurden mit Vertretern der Länderfachbehörden, der Pflanzenproduzenten sowie anderen Experten abgestimmt. , Da die Produktion erst aufgebaut werden muss, wurden 16 Über- gangsherkunftsregionen bis März 2019 vereinbart. Die für Berlin gel- tenden Herkunftsgebiete 4 und 22 wurden hierzu zusammengefasst. , Einzelne Saatgutproduzenten bieten bereits für verschiedene Herkunfts- regionen (auch für 4 und 22) um- fangreichere und saisonal wechseln- de Sortimente an. , Ab 2019 wird das Angebot der Pro- © D. Pirch duzenten auf alle 22 Einzelregionen erweitert. Für krautige Pflanzen sind insgesamt acht Produktionsräume für Deutschland festgelegt worden, um den Produzenten die Umstellung zu erleichtern (PRASSE et al. 2010). Hierbei handelt es sich um die Gebiete, in denen das in den Herkunftsre- gionen gewonnene Saatgut vermehrt wird. An einem Standort kann für meh- rere Herkunftsregionen produziert wer- den. Der Produktionsraum für das im Land Berlin zu verwendende Saatgut („Nordostdeutsches Tiefland“) umfasst die Herkunftsregionen 3, 4 und 22. © B. Machatzi © Ökologie & Planung Die Festlegung der Produktionsräume ist erforderlich, da sich außerhalb dieser Räume beispielsweise durch andere kli- matische Verhältnisse unerwünschte Selektionen und damit Veränderungen des Saatgutes ergeben können. Dies würde dem Ziel der Erhaltung der geneti- schen Vielfalt entgegen stehen, weil spe- zielle Anpassungen der Pflanzen an das Klima verloren gehen. Barnim-Hochfläche: Karower Teiche, Pankow (Bereich 22) Berliner Spreetal: Eichen in der Königsheide und Baumbestand im Großen Tiergarten (Bereich 4) Teltow-Hochfläche: Lichterfelder Weide- landschaft (Bereich 4) © A. Loba 11
3. Artenlisten für Gehölze und krautige Pflanzen 3.1 Methodik der Artenauswahl abzustimmen und soll im Rahmen spezieller Die nachfolgenden Artenlisten sollen eine Florenschutzprojekte erfolgen. Ein wichtiger Orientierungshilfe für die Verwendung ge- Ansprechpartner ist hierfür auch die „Koordi- bietseigener Pflanzen bei vielfältigen Begrü- nierungsstelle Florenschutz“ (vgl. S. 51). nungsvorhaben in Berlin bieten. In den Listen sind annähernd 20 % aller in Berlin einheimischen Arten vertreten. Die Da mit dieser Broschüre eine verstärkte Ver- Auswahl soll dazu anregen, charakteristische wendung von gebietseigenen Pflanzen ange- Biotope mit für den Berliner Raum typischen regt werden soll, enthalten die Listen aus- Artenzusammensetzungen zu entwickeln. schließlich einheimische, in Berlin etablierte Die Anzahl der Arten wurde auch einge- Arten (vgl. SEITZ et al. 2012). grenzt, damit sich die Produktionsbetriebe auf die Nachfrage einstellen können. Eine © G. Lütkenhaus Ausgewählt wurden insbesondere erste Abfrage bei mehreren Saatgutfirmen Arten, die im Berliner Raum biotop- (2012) ergab, dass viele Arten bereits erhältlich typisch und oft auch ästhetisch an- sind. Ein Teil der Arten wird noch nicht produ- sprechend sind. ziert, weil bisher keine Nachfrage bestand. Es ist zu erwarten, dass die Anzahl verfügbarer Besonders seltene oder hochgradig gefährdete Arten in den kommenden Jahren deutlich Die Heide-Nelke (Dianthus deltoi- Pflanzen (Rote-Liste-Kategorien 0, 1, 2, G zunehmen wird. des) ist häufig auf Trockenrasen zu und R) sind mit wenigen Ausnahmen nicht Wenn gewünscht, können neben den in den finden darunter. Die Verwendung solcher Pflan- Listen genannten Arten auch andere in Berlin Trockenrasen mit Gehölzaufwuchs zen, insbesondere der Zielarten des Floren- gebietseigene und biotoptypische Pflanzen- am Fort Hahne- berg (Spandau) schutzes, ist mit den Naturschutzbehörden arten verwendet werden, sofern sie hier nicht © Ökologie & Planung 12
Pflanzen für Berlin | Artenlisten für Gehölze und krautige Pflanzen ausgestorben oder hochgradig gefährdet Gebietseigene Pflanzen können an vielen sind. Für krautige Pflanzen bietet sich zur Stellen im bebauten Bereich eingesetzt wer- Auswahl die Verwendung des in Kapitel 2.2 den, obwohl das Bundesnaturschutzgesetz erwähnten Artenfilters an. dies nicht vorschreibt. Laut dem Rundschrei- ben Nr. 1/2013 der Senatsverwaltung für 3.2 Gehölze Stadtentwicklung und Umwelt soll bei Aus- Die Gehölze wurden nach Größengruppen gleichs- und Ersatzmaßnahmen auch inner- sortiert. Die Tabellenspalten enthalten Anga- halb des bebauten Stadtbereiches grundsätz- ben zu den Eigenschaften und zum Standort lich gebietseigenes Pflanz- und Saatgut ver- der Arten (trocken, feucht, sonnig, schattig wendet werden. Daneben kann es gute Gründe etc.). Dies soll die Auswahl geeigneter Arten geben, im städtischen Bereich andere als ein- © SenStadtUm erleichtern. Die Aussagen wurden einschlä- heimische Pflanzen zu verwenden. So können gigen Baumschulkatalogen entnommen und gestalterische oder kulturhistorische Gesichts- beruhen auf den „Zeigerwerten der Pflanzen punkte für nicht einheimische Arten spre- in Mitteleuropa“ (ELLENBERG et al. 2001). chen. Dies gilt beispielsweise für denkmalge- Bei allen Gehölzen sollen die Ernte des Aus- schützte Anlagen und Alleen. gangssaatgutes und die Entnahme von Pflanz- Für bestehende und geplante Grünflächen, gut im Land Brandenburg und nicht in Berlin wie Parkanlagen, Friedhöfe, Kleingärten, erfolgen, da innerhalb des Stadtgebietes Sportflächen und Uferpromenaden, gilt die durch gärtnerisch angelegte Pflanzungen un- Verpflichtung des Rundschreibens zur Verwen- erwünschte Bastardisierungen auftreten. dung gebietseigener Pflanzen in der freien Gehölzarten mit erhöhter Ausbreitungsten- Natur und bei Ausgleichsmaßnahmen nur, denz und negativen Auswirkungen auf an- soweit es den gestalterischen Vorgaben sowie grenzende Vegetationsbestände, wie insbe- den Funktionen und Nutzungsarten der An- sondere der Spitz-Ahorn oder stark ausläufer- lagen entspricht. treibende Gehölze, sollten im Außenbereich Im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaß- nur ausnahmsweise verwendet werden und nahmen können Hecken- und Waldsaum- sind daher in Tabelle 1 in Klammern ge- pflanzungen sinnvoll sein. Darüber hinaus © SenStadtUm setzt. können gebietseigene Gehölze auch in natur- nahen Teilflächen von Grün- und Parkanlagen Linden an der Marienkir- Empfehlungen zur Gehölz- verwendet werden. che am Alexanderplatz verwendung Mit Efeu bewachsene Pappeln im Lietzensee- Gemäß Bundesnaturschutzgesetz ist ab 2020 Als Leitbild sollte die Artenzusam- park (Charlottenburg) in der freien Natur grundsätzlich die Verwen- mensetzung naturnaher Gehölz- Der Eingrifflige Weißdorn dung von gebietseigenen Pflanzen vorge- bestände in Berlin und Brandenburg ist Nahrungsspender und Lebensraum für zahl- schrieben. Ausnahmen sind möglich, müssen herangezogen werden. reiche Tiere wie Insekten und Singvögel aber genehmigt werden (vgl. Kapitel 1.3). Der Anbau von Pflanzen in der Land- und Forst- wirtschaft ist generell von der Genehmigungs- pflicht ausgenommen; für forstliches Vermeh- rungsgut gelten die forstrechtlichen „Her- kunftsgebiete“ nach dem Gesetz über forstli- ches Vermehrungsgut (vgl. S. 40). Obwohl Sorten von Obstgehölzen im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes nicht gebiets- eigen sein können, stellt die Pflanzung von Kulturobstsorten in der freien Natur, um tra- ditionelle Kulturlandschaften und alte Sorten zu erhalten, einen Sonderfall dar. Ihre Verwen- dung muss nicht genehmigt werden (BMU 2012, 12). © G. Lütkenhaus 13
Tabelle 1: Liste zur Auswahl gebietseigener Gehölze für Berlin Gehölzarten Standortansprüche Eigenschaften nasse, zeitweise ü berstaute Bö den lehmiger S and bis sandiger L ehm / leichte, sandige Bö den / ü berwie- amtes zu K rankheiten und S chä d- H inweise des P flanzenschutz- K leinbaum (7-15 m), auch als ü berwiegend basische Bö den T endenz zu vegetativer A us- lingen (vgl. K asten unten) G roß strauch verwendbar halbschattige S tandorte schattige S tandorte sonnige S tandorte W issenschaftlicher D eutscher gend saure Bö den V ogelnä hrgehö lz N ame N ame trockene Bö den feuchte Bö den frische Bö den breitung Bä ume Acer campestre Feld-Ahorn x x x x (Acer platanoides) (Spitz-Ahorn)* x x x x x x x Alnus glutinosa Schwarz-Erle x x x x x x Betula pendula Hänge-Birke x x x x x x Betula pubescens Moor-Birke x x x x x x Carpinus betulus Hainbuche x x x x x x x x Crataegus mono- Eingriffliger x x x x x x F gyna s. str. Weißdorn Fagus sylvatica Rot-Buche x x x x x Fraxinus excelsior Gemeine Esche x x x x x x ES Pinus sylvestris Gemeine Kiefer x x x x x (Populus tremula) (Zitter-Pappel) x x x x x Gewöhnliche Prunus padus x x x x x x x Traubenkirsche Quercus petraea Trauben-Eiche x x x x x x E Quercus robur Stiel-Eiche x x x x x x x E Salix alba Silber-Weide x x x x x Salix caprea Sal-Weide x x x x x x x Salix x rubens Hohe Weide x x x x x Sorbus aucuparia Eberesche, x x x x x x x x F ssp. aucuparia Vogelbeere Tilia cordata Winter-Linde x x x x Ulmus glabra Berg-Ulme x x x x x x U Ulmus laevis Flatter-Ulme x x x x x x x U Ulmus minor Feld-Ulme x x x x x x x U G roßsträ ucher (3-7 m) Cornus sanguinea s.l. Blutroter Hartriegel x x x x x x x x Corylus avellana Gemeine Hasel x x x x x x x Europäisches Euonymus europaea x x x x x x Pfaffenhütchen Frangula alnus Faulbaum x x x x x Prunus spinosa Schlehe x x x x x x x x Rhamnus cathartica Purgier-Kreuzdorn x x x x x x Salix cinerea ssp. Grau-Weide x x x x x x cinerea Salix purpurea Purpur-Weide x x x x x x Salix triandra ssp. Bereifte Mandel- x x x x x x amygdalina Weide Salix triandra ssp. Gewöhnliche x x x x x triandra Mandel-Weide Salix viminalis Korb-Weide x x x x x x 14
Pflanzen für Berlin | Artenlisten für Gehölze und krautige Pflanzen Tabelle 1: Liste zur Auswahl gebietseigener Gehölze für Berlin (Fortsetzung) Gehölzarten Standortansprüche Eigenschaften nasse, zeitweise ü berstaute Bö den lehmiger S and bis sandiger L ehm / leichte, sandige Bö den / ü berwie- amtes zu K rankheiten und S chä d- H inweise des P flanzenschutz- K leinbaum (7-15 m), auch als ü berwiegend basische Bö den T endenz zu vegetativer A us- lingen (vgl. K asten unten) G roß strauch verwendbar halbschattige S tandorte schattige S tandorte sonnige S tandorte W issenschaftlicher D eutscher gend saure Bö den V ogelnä hrgehö lz N ame N ame trockene Bö den feuchte Bö den frische Bö den breitung G roßsträ ucher (3-7 m) Sambucus nigra Schwarzer Holunder x x x x x x Gemeiner Schnee- Viburnum opulus x x x x x x x ball K leinsträ ucher (1-3 m) Cytisus scoparius Besenginster x x x x Schwarze Ribes nigrum x x x x x x x Johannisbeere Ribes rubrum s. str. Rote Johannisbeere x x x x x x x x Rosa canina s. str. Hunds-Rose x x x x x x x Rubus idaeus Himbeere x x x x x x x x S chlingpflanzen (auch als B odendecker) Hedera helix Gemeiner Efeu x x x x x x x Lonicera pericly- Deutsches Geißblatt x x x x x x x menum ( ) = eingeschränkte Verwendung in der freien Natur (wegen starker Ausbreitungstendenz) * = Der Spitz-Ahorn ist an einer Stelle in Berlin als gebietseigen nachgewiesen. Die aktuellen Vorkommen sind jedoch alle neophytischen Ursprungs. Der im Stadtgebiet ebenfalls weit verbreitete Berg-Ahorn gilt in Berlin als Neophyt und wird hier deshalb nicht berück- sichtigt (vgl. S EITZ et al. 2012). Hinweise des Pflanzenschutzamtes E = Eichenprozessionsspinner Aufgrund der möglichen Anfälligkeit für den Eichenprozessionsspinner (Thaumatopoea processionea) sollte auf die Verwendung der beiden Eichenarten auf Spielplätzen, Schul- und Kita-Geländen sowie auf stark von Menschen frequentierten Orten solange verzichtet werden, bis zuverlässige Schutzmaß- nahmen greifen. ES = Eschentriebsterben Das Falsche Weiße Stengelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) ist Erreger des sogenannten Eschentriebsterbens, das sich durch welkende Blätter an Haupt- und Seitentrieben äußert. Auf die Anpflanzung von größeren Eschenbeständen sollte verzichtet werden. F = Feuerbrand Der Eingrifflige Weißdorn und die Eberesche sind Wirtspflanzen für den Erreger des Feuerbrands (Erwinia amylovora), der vor allem Kernobstgewächse befällt. Sie sollten nicht in unmittelbarer Nähe von Obstkulturen eingesetzt werden. U = Ulmenkrankheit Der Ulmensplintkäfer (Scolytus spec.) kann durch Übertragung des Pilzes Ophiostoma novo-ulmi das sogenannte Ulmensterben auslösen. Die Flat- ter-Ulme ist im Vergleich zu Berg- und Feld-Ulme weniger anfällig. Pflanzungen von Einzelgehölzen oder kleineren Gruppen in weiterer Entfernung von vorhandenen Ulmenvorkommen verringern das Befallsrisiko. An geeigneten Standorten ist unter Berücksichtigung der oben stehenden Hinweise eine Pflanzung dieser Arten auch weiterhin möglich und aus natur- schutzfachlicher Sicht wünschenswert. Nach HEYDEMANN (1982, zit. n. AUHAGEN 1990, S. 4) leben an den Eichen in Mitteleuropa etwa 1.000 verschiedene Tierarten, von denen 500 auf Eichen spezialisiert sind. Aktuelle Informationen zu diesen Themen finden Sie auf: www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz 15
Bei der Auswahl der Arten sollten die Angaben Dies gilt beispielsweise für wechselfeuchte zu Standortansprüchen und Eigenschaften Gewässerufer. der Gehölztabelle berücksichtigt werden. Bei der Pflanzung naturnaher Hecken emp- Auf trockenen bis frischen, sandigen und fiehlt es sich, möglichst auf allen Standorten überwiegend sauren Standorten ist das natür- auch Weiden zu verwenden. Die bereits sehr liche Artenspektrum von Gehölzen relativ früh blühenden Gehölze bilden im Frühling begrenzt. Hier sind folgende Arten typisch eine besonders wichtige, teils die einzige, © T. Schröder und besonders geeignet: Hänge-Birke (Betula Nahrungs- und Pollenquelle für viele Insek- pendula), Besenginster (Cytisus scoparius), ten. Besonders empfehlenswert ist die Sal- Faulbaum (Frangula alnus), Hunds-Rose Weide. Sie wächst in Berlin sowohl auf trocke- (Rosa canina s. str.), Himbeere (Rubus idae- nen und sandigen als auch auf lehmigen, us), Sal-Weide (Salix caprea) und Eberesche feuchten und nassen Standorten. (Sorbus aucuparia ssp. aucuparia). 3.3 Krautige Pflanzen Auf sandig-lehmigen bis lehmigen basenrei- Die nachfolgenden Artenlisten für krautige chen Standorten ist das natürliche Artenspek- Pflanzen wurden nach ausgewählten Lebens- © B. Machatzi trum deutlich größer. Besonders geeignet räumen (Biotoptypen) differenziert. Für die sind hier: Feld-Ahorn (Acer campestre), Hain- meisten dieser Biotoptypen wurden Ansaat- buche (Carpinus betulus), Blutroter Hartriegel mischungen zusammengestellt. Diese sind (Cornus sanguinea ssp. sanguinea), Gemeine als Beispiele zu verstehen, die nach Verfügbar- Hasel (Corylus avellana), Eingriffliger Weiß- keit und den örtlichen Gegebenheiten variiert dorn (Crataegus monogyna s. str.), Euro- werden können. päisches Pfaffenhütchen (Euonymus euro- Die Mischungsverhältnisse sind in Prozent paea), Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus der angestrebten Anteile für die einzelnen padus), Schlehe (Prunus spinosa), Purgier- Arten angegeben, orientiert an natürlich vor- Kreuzdorn (Rhamnus cathartica), Schwarzer kommenden Artenzusammensetzungen in © G. Lütkenhaus Holunder (Sambucus nigra), Sal-Weide (Salix Berlin und Brandenburg. Die Prozentanteile caprea) und Purpur-Weide (Salix purpurea) beziehen sich auf die angestrebte Vegetations- sowie der Gemeine Schneeball (Viburnum bedeckung, die natürlicherweise innerhalb opulus). der Biotope und zwischen den Biotoptypen sehr unterschiedlich sein kann und in der Auf feuchten bis nassen Standorten sollte Regel unter 100 % liegt. Da die Samenkörner bei Pflanzungen der Schwerpunkt auf Weiden- der Arten unterschiedlich groß und schwer arten wie zum Beispiel Silber-Weide (Salix sind, ermitteln die Saatgutproduzenten auf alba), Lorbeer-Weide (Salix pentandra), Pur- Wunsch bei der Bestellung die notwendigen © SenStadtUm pur-Weide (Salix purpurea) und Mandel-Weide Anteile der verschiedenen Samen in den (Salix triandra ssp. triandra) liegen, die durch Mischungen. andere typische Arten wie Moor-Birke (Betula Es werden für jeden Biotoptyp typische Haupt- pubescens), Schwarz-Erle (Alnus glutino- arten benannt, die durch Fettdruck hervor- sa), Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus gehoben sind und bevorzugt verwendet wer- padus) oder Gemeiner Schneeball (Viburnus den sollten. Damit soll erreicht werden, dass opulus) ergänzt werden können. die zu entwickelnden Biotope den in freier Natur vorkommenden Beständen möglichst Besonders auf den zuletzt genannten Standor- ähneln. Die restlichen, nicht durch Fettdruck ten stellen sich viele typische Gehölzarten gekennzeichneten Arten sind als Begleitarten Wildrose auf dem Tempelhofer Feld von selbst ein, so dass in Fällen, in denen zu verstehen, die die Vielfalt der Mischung Stiel-Eiche vor der Meie- keine schnellen Aufwuchserfolge notwendig bereichern, aber gegebenenfalls auch ausge- rei auf der Pfaueninsel sind, die spontane Entwicklung abgewartet tauscht oder weggelassen werden können. Blühende Weide oder zumindest ausreichend Raum für spon- Für einige Biotoptypen, wie zum Beispiel die Birken im Landschaftpark Rudow-Altglienicke tane Besiedlungen belassen werden sollte. Wasserpflanzenbestände und Röhrichte, sind 16
Pflanzen für Berlin | Artenlisten Pflanzen für Gehölze für Berlin und|krautige Titel desPflanzen Kapitels Pflanzungen statt Ansaaten vorzusehen. Dies zent Saatgut) kann Grundlage für die Entwick- gilt größtenteils auch für die Krautschicht lung eines artenreichen Rasens bzw. einer waldartiger Bestände. Daher werden hier Wiese sein. Es ist aber in vielen Fällen empfeh- keine Mischungsanteile benannt. lenswert, den Kräuteranteil, insbesondere auch von einzelnen attraktiv blühenden Empfehlungen zur Verwendung Arten, deutlich zu erhöhen, um so bewusst krautiger Pflanzen besondere Blühaspekte zu erzielen. Falls Arten einer Ansaatmischung nicht ver- Unter bestimmten Umständen kann es aus fügbar sind, können die vorhandenen Arten naturschutzfachlicher Sicht sinnvoll sein, mit höheren Prozentanteilen verwendet oder auch ganz auf eine Ansaat zu verzichten und zusätzliche Begleitarten, die in der Liste ohne natürlichen Entwicklungsprozessen Raum Prozentangaben erscheinen, hinzugenommen zu geben. Hier kann die gewünschte Biotop- werden. ausprägung über die Pflege gelenkt wer- © B. Machatzi Wenn über 50 % der in einer Biotopliste fett den. Über die Vorgehensweise ist im Einzelfall gedruckten Hauptarten nicht erhältlich sein zu entscheiden, abhängig von der Zielsetzung sollten, können diese in der Übergangszeit des Begrünungsvorhabens und dem Vorhan- bis 2020 aus dem jeweils angrenzenden Vor- densein entsprechender Artenvielfalt im kommensgebiet (4 oder 22) bezogen wer- Umfeld. den. Wenn auch hier keine Verfügbarkeit von Neben der Ansaat gibt es auch andere Begrü- mindestens 50 % der Hauptarten besteht, nungsmethoden wie das Heudrusch®- oder sollte auf die Ansaat zugunsten einer Spontan- Heumulchverfahren. Dabei wird das Mähgut begrünung verzichtet oder entsprechend der einer typisch ausgeprägten Spenderfläche naturschutzfachlichen Zielsetzung eine Saat- zur Begrünung von nahe gelegenen Flächen gutübertragung erwogen werden. verwendet. Solche Methoden benötigen in Bei Ansaaten in der freien Natur sollte immer der Regel längere Vorlaufzeiten, um den rich- ein eher geringer Deckungsgrad angestrebt tigen Zeitpunkt für die Gewinnung des Mäh- werden, sodass größere Lücken entstehen, guts abzupassen (vgl. BLOEMER 2011, HÖLZEL in denen sich weitere Arten von selbst einstel- 2011). Sie haben sich aber auch in Berlin len können. Durch das Zulassen von natürli- bewährt (FISCHER et al. 2013). chen Prozessen kann sich die Artenzusam- © G. Lütkenhaus mensetzung an die Verhältnisse des jeweiligen Allgemeine Pflegehinweise Standorts anpassen. Für die Tierarten, die an eine bestimmte Vege- Lückige Bestände sind zudem förderlich für tationsstruktur angepasst sind, ist die Mahd eine spezialisierte Fauna. Sie sind Lebensraum ein radikaler Eingriff. Trotzdem ist sie bei der Zauneidechse und einer Vielzahl von Wir- vielen krautigen Beständen erforderlich, um bellosenarten. Auch viele Vogelarten wie zum diese langfristig gehölzfrei zu halten. Beispiel Neuntöter, Heidelerche, Steinschmät- Damit die Tierwelt nicht zu stark beeinträch- zer, Nachtigall oder Gartenrotschwanz ernäh- tigt wird, ist es empfehlenswert, die Mahd- ren sich zu einem wesentlichen Teil von Insek- arbeiten abschnittsweise zu gestalten. Hierbei ten, die sie am Boden erjagen. wird ein Teil der Fläche zuerst gemäht; auf Optimal ist ein kleinräumiges Mosaik von der übrigen Fläche bleiben die höheren Struk- vegetationsfreien und bewachsenen Stel- turen, Blüten usw. erhalten. Erst wenn auf len. Die angegebenen Ansaatstärken sind der gemähten Fläche wieder ausreichend daher auf eine lückige Deckung ausgerichtet Pflanzen nachgewachsen sind und sich Blüten (3 bis 5 g/m²). Bei Hangansaaten ist allerdings gebildet haben, werden die bislang ungemäh- für den Erosionsschutz ein größerer Deckungs- ten Bereiche geschnitten. Dies dürfte nach grad vorzusehen, um eine schnelle Begrünung ca. vier bis sechs Wochen der Fall sein, hängt Blutströpfchen (Zygaena filipendulae) an Gemeiner zu erreichen. Hier sollte eine höhere Ansaat- aber stark von den vorkommenden Pflanzen- Grasnelke (Armeria mari- tima ssp. elongata) menge (10-20 g/m²) vorgesehen werden. arten und der Witterung ab. Für eine zweimal Gewöhnlicher Ein Verhältnis von 70 % Gräsern und einem im Jahr zu mähende Wiese ergeben sich somit Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris ssp. Anteil von nur 30 % Kräutern (Gewichtspro- vier Mahdzeitpunkte von Juni bis Oktober. acris) 17
Zum Schutz bodenbrütender Vögel kann der liegen bleiben, damit die betroffenen Tiere erste Mahdzeitpunkt gegebenenfalls ver- in die angrenzenden Flächen abwandern schoben werden. können. Die positiven Effekte für die Fauna kommen Auf historischen Friedhöfen und in Parkan- um so stärker zur Geltung, je mehr die unter- lagen finden sich regelmäßig artenreiche alte schiedlichen Flächen miteinander verzahnt Rasenflächen, die entsprechend den Boden- sind, weil die überlebenden Tiere dann nicht verhältnissen bereits zahlreiche Arten der so lange Distanzen aus den Mahdflächen Trockenrasen oder der Frischwiesen enthal- © G. Lütkenhaus zurücklegen müssen. Da viele wirbellose Tier- ten. Hier muss auf geeigneten Teilflächen arten an und in Staudenstängeln überwin- die häufige Mahd lediglich auf eine zweimalige tern, sollte möglichst jeder wiesenartige Mahd reduziert werden, um den Blütenreich- Bestand angrenzend überdauernde Struktu- tum solcher Flächen besser erlebbar werden ren besitzen, wie zum Beispiel nicht gemähte zu lassen. Säume. Es ist außerdem sinnvoll, zur Förderung der Kurzprofil der Biotoptypen mit Überwinterungsmöglichkeiten wirbelloser Artenlisten Tierarten, beispielsweise Schmetterlinge, Im Folgenden werden Biotoptypen, die mit © B. Machatzi Heuschrecken oder Spinnen, einen Teil der gebietseigenen Pflanzen entwickelt werden Wiesenflächen (1/4 bis 1/3) jährlich wechselnd können, mit einem Kurzprofil vorgestellt. gar nicht zu mähen. Alternierend können Unter den genannten Biotoptypen zählen Teilflächen zwei Jahre lang ungemäht belas- Trockenrasen, Frischwiesen, Feuchtwiesen sen werden. sowie Wasserpflanzen und Röhrichte zu den Zur Schonung der Fauna sollten Messer- nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz und schneidwerke, wie zum Beispiel Balkenmä- § 26a Berliner Naturschutzgesetz geschützten her, zum Einsatz kommen, da bei ihnen die Biotopen. Deswegen ist ihre Anlage im Rah- Überlebensrate der Wirbellosen wesentlich men von Kompensationsmaßnahmen beson- höher ist als bei Rotationsmähwerken. Wo ders für den Ausgleich von Eingriffen in wert- © Landesbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege möglich, sollte das Mahdgut für wenige Tage volle Biotopstrukturen geeignet. Mahd im Park am Gleis- dreieck (Friedrichshain- Kreuzberg) Naturschutzgebiet ehemaliges Flugfeld Johannisthal (Treptow-Köpenick) Zingergraben-Grünzug (Pankow) Gemähte Teilfäche auf dem ehemaligen Flug- hafengelände Tempelhof © B. Machatzi 18
Pflanzen für Berlin | Artenlisten für Gehölze und krautige Pflanzen 3.3.1 Trockenrasen Trockenrasen kommen auf trockenen und nährstoffarmen Sandböden vor, die gelegent- lich auch basenreich sein können. Es sind niedrigwüchsige, kurzrasige Bestände, die sich aus wärme- und trockenheitsertragenden Pflanzenarten sowie aus Moosen und Flechten zusammensetzen. Frühe Entwicklungsstadien wie die Silbergras- fluren sind vor allem durch das Vorkommen von Silbergras (Corynephorus canescens), Sand-Segge (Carex arenaria), Sand-Stroh- blume (Helichrysum arenarium), Berg-Sand- glöckchen (Jasione montana) und Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) gekennzeichnet. Ältere Trockenrasen sind weniger lückig. Hier © B. Machatzi dominieren häufig Gräser wie Raublatt- Schwingel (Festuca brevipila) und Rot-Strauß- gras (Agrostis capillaris). Typische Kräuter sind Grasnelke (Armeria maritima ssp. elon- gata), Heide-Nelke (Dianthus deltoides) und Acker-Hornkraut (Cerastium arvense). Auf mäßig basischen, sandigen, teils auch anlehmigen, stickstoffarmen Standorten ent- wickeln sich die in Berlin seltenen Pflanzen- gesellschaften des Blauschillergrasrasens oder des Leinkraut-Schafschwingelrasens. Eine Wiederansiedlung solcher Trockenra- sen, die sich überwiegend aus hochgradig gefährdeten Pflanzenarten zusammenset- zen – zum Beispiel als Kompensationsmaß- nahme – sollte nur im Rahmen von besonde- ren, mit den Behörden abgestimmten Floren- schutzprojekten erfolgen (vgl. Kapitel 3.1). © B. Machatzi Bestand der Sand- Strohblume (Helichry- sum arenarium) im Grunewald Basenreicher Trocken- rasen am Fort Hahne- berg (Spandau) Heide-Nelke (Dianthus deltoides) auf dem Flughafen Tegel © B. Machatzi 19
Sandtrockenrasen wachsen in Berlin – außer Anlage und Pflege: im Bereich von Dünensanden – vor allem auf Auf nährstoffarmen, sandigen Böden sandigen Freiflächen innerhalb der Berliner sonnenexponierter Standorte ist eine Forsten, auf Bahnbrachen, ehemaligen Flug- Entwicklung von Trocken- und Mager- häfen wie dem Tempelhofer Feld und (ehe- rasen möglich. Solche Standortbedingun- mals) militärisch genutzten Flächen. gen können vor der Aussaat auch be- Sie können aber auch, bei Verzicht auf Dün- wusst geschaffen werden, beispielsweise durch Abschieben des Oberbodens oder gung, auf trockenen sandigen Standorten Auftrag nährstoffarmer Sande. aus Zierrasen entwickelt bzw. auf geeigneten Böden mit gebietseigenem Saatgut neu ange- Die Ansaatstärke sollte 3 g/m² nicht © B. Machatzi überschreiten. Die Saat kann zwischen legt werden. März und September erfolgen. Es darf Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni) nicht gedüngt und nur in der Anwuchs- auf Kartäuser-Nelke phase bewässert werden. (Dianthus carthusia- norum) Trockenrasen sollten jährlich mindestens einmal im Herbst gemäht werden, damit Gehölze sich nicht ansiedeln können. In der Regel ist eine zweimalige Mahd pro Jahr erforderlich, um die Ausbreitung von Hochstauden und konkurrenzstar- ken Gräsern zu verhindern. Damit nähr- stoffarme Standortbedingungen erhalten bleiben, ist das Mahdgut abzufahren. Zur Pflege und Entwicklung von größeren Trockenrasenflächen können diese auch mit Schafen, Ziegen oder Pferden bewei- det werden. Zum Beweidungsmanage- ment von Trockenrasen liegen aus dem Berliner Raum bereits sehr positive Erfah- rungen vor (vgl. auch Foto auf S. 11). Um Rohbodenstandorte für die daran angepasste Tierwelt zu entwickeln, kann in einem mehrjährigen Turnus der Ober- boden in Teilen abgeschoben werden. © B. Machatzi Mit gebietseigenem Saatgut angelegter Trockenrasen im Strandbad Wannsee Beweidung mit Schafen auf dem ehemaligen Flugfeld Johannisthal © S. Schwetje 20
Pflanzen für Berlin | Artenlisten für Gehölze und krautige Pflanzen Tabelle 2: Artenliste gebietseigener Pflanzen für Trockenrasen % der ange s tre b - G efä hrdung / W i ss en s chaftlicher N ame D eut s cher N ame ten D eckung S chutz T rockenrasen ü berwiegend saurer S tandorte Agrostis capillaris R ot-S traußgras 5 Armeria maritima ssp. elongata G emeine G rasnelke 5 § Artemisia campestris Feld-Beifuß 3 Cerastium arvense A cker-H ornkraut 2 Chondrilla juncea Großer Knorpellattich 2 © B. Machatzi Dianthus deltoides H eide-N elke 5 RB:V, § Erodium cicutarium Gemeiner Reiherschnabel 2 Festuca brevipila R auhblatt-S chwingel 25 Helichrysum arenarium S and-S trohblume 5 § Hypochaeris radicata Gemeines Ferkelkraut 3 Jasione montana B erg-J asione 5 Luzula campestris G emeine H ainsimse 5 Poa angustifolia Schmalblättriges Rispengras 5 Potentilla argentea s.l. S ilber-F ingerkraut 5 Potentilla tabernaemontani Frühlings-Fingerkraut 3 RB: 3 © B. Machatzi Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer 5 Sedum sexangulare Milder Mauerpfeffer 3 Thymus serpyllum Sand-Thymian 5 RB: 3 Trifolium arvense H asen-K lee 5 Vicia angustifolia ssp. Schmalblättrige Wicke 2 angustifolia 100 P ionier-T rockenrasen (S ilbergrasfluren) Carex arenaria Sand-Segge 5 Corynephorus canescens S ilbergras 50 © B. Machatzi Helichrysum arenarium S and-S trohblume 10 § Jasione montana B erg-J asione 5 Sedum acre S charfer Mauerpfeffer 10 Teesdalia nudicaulis Bauernsenf 5 RB: V Trifolium arvense Hasen-Klee 10 Vicia lathyroides Platterbsen-Wicke 5 100 T rockenrasen ü berwiegend basenreicher S tandorte (nur für besondere Schutzprojekte, s. S. 19) Brachypodium pinnatum Fieder-Zwenke 5 RB: V Carex caryophyllea Frühlings-Segge 5 RB: 2 © T. Schröder Centaurea scabiosa S kabiosen-F lockenblume 5 Dianthus carthusianorum K artä user-N elke 5 RB: 2, § Galium verum ssp. verum Echtes Labkraut 10 Koeleria glauca B laugrü nes S chillergras 15 RB: 2 Leontodon hispidus ssp. Rauher Löwenzahn 5 RB: 3 hispidus Ononis repens ssp. procurrens Kriechende Hauhechel 5 RB: V Phleum phleoides S teppen-L ieschgras 10 RB: 2 Potentilla incana Sand-Fingerkraut 5 RB: 3 Salvia pratensis W iesen-S albei 15 RB: G © B. Machatzi Thymus pulegioides ssp. G emeiner T hymian 5 RB: 3 pulegioides Thymus serpyllum Sand-Thymian 5 RB: 3 Thymian (Thymus pule- Veronica prostrata L iegender E hrenpreis 5 RB: 2 gioides ssp. pulegioides) 100 Silbergras (Corynephorus canescens) E mpfohlene A nsaatstä rke: 3 g/m² Berg-Jasione (Jasione F ettdruck - Hauptarten (besonders geeignete, typische Arten) montana) Gefährdung/Schutz: RB - Rote Liste der Gefäßpflanzen des Landes Berlin (P RASSE et al. 2001) Scharfer Mauerpfeffer 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefähr- (Sedum acre) det, G = gefährdet, ohne Zuordnung zu einer Gefährdungskategorie, R = extrem selten, V = zurück- gehend, Art der Vorwarnliste, § - gesetzlicher Schutz gemäß Bundesartenschutzverordnung Hasen-Klee (Trifolium arvense) 21
3.3.2 Zwei- bis mehrjährige Wirbellosenfauna. Nicht zuletzt bereichern Ruderalfluren sie mit ihrer Blütenvielfalt die Berliner Stadt- Diese wärmeliebenden und Trockenheit er- landschaft. tragenden zwei- bis mehrjährigen Pflanzen- Krautige Pflanzenbestände innerstädtischer bestände wachsen beispielsweise auf Roh- Brachflächen werden in Berlin immer selte- böden, Schotter oder Steinschutt. ner, weil sie bebaut oder durch Gehölze ver- Derartige Bestände, die typischerweise ent- drängt werden. Die Ansaat auf Bauerwar- lang von Bahnanlagen oder auf innerstädti- tungsland, wenn auch nur als Zwischennut- schen Brachflächen vorkommen, sind arten- zung, kann ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung © B. Machatzi reich und buntblühend. An vielen Stellen im innerstädtischer Artenvielfalt sein. Stadtgebiet entwickeln sie sich durch Selbst- Vorher sollte jedoch immer die Notwendigkeit begrünung. Allerdings kann ihre Ansiedlung einer Begrünung durch Ansaat geprüft wer- mit attraktiven, bunt blühenden Arten auch den. Auch ohne Ansaat erfolgt die Vege- durch Ansaaten gefördert werden. tationsentwicklung auf solchen Flächen im Charakteristische Pflanzenarten sind unter Berliner Stadtgebiet erfahrungsgemäß meist anderem Gemeiner Natternkopf (Echium vul- spontan, schnell und vielfach recht arten- gare), Wilde Möhre (Daucus carota), Nickende reich. Dieser im Berliner Boden kostenlos Distel (Carduus nutans) und Großblütige vorhandene und floristisch sehr reichhaltige Königskerze (Verbascum densiflorum). Samenvorrat sollte auch künftig genutzt © B. Machatzi Zwei- und mehrjährige ruderale Staudenfluren werden. Moschusbock (Aromia haben aufgrund ihrer besonderen Stand- Wenn man sich für eine Ansaat entschei- moschata) auf Wilder Möhre (Daucus carota) ort- und Strukturverhältnisse und ihres gro- det, um eine sehr schnelle Begrünung zu Nickende Distel (Carduus ßen Arten- und Blütenreichtums eine beson- erreichen, kann die hier empfohlene Mischung nutans) dere Bedeutung als Lebensraum für die verwendet werden. Blühende Artenvielfalt in der Berliner Innenstadt (Nordbahnhof) © R. Hul 22
Pflanzen für Berlin | Artenlisten für Gehölze und krautige Pflanzen Anlage und Pflege: Bei der Rodung werden Gehölze mit ih- Empfohlen wird eine Ansaat zwischen ren Wurzeln entfernt. Die dadurch be- März und September mit einer Ansaat- dingte Schaffung von offenen Bodenstel- stärke von 5 g/m². Eine Düngung und len wirkt sich positiv auf die Strukturviel- Bewässerung sollte nicht erfolgen. falt aus. Längerlebige Ruderalgesellschaften blei- Einer unerwünschten Ausbreitung von ben in der Regel nur erhalten, wenn Ge- Landreitgras (Calamagrostis epigeios) hölze regelmäßig entfernt werden. Ins- und schnellwüchsigen Neophyten wie besondere, wenn es sich um Gehölzarten Goldrute (Solidago canadensis) kann mit einem starken Ausbreitungs- und durch mehrmalige Mahd von Teilflächen Regenerationsvermögen handelt (bei- entgegengewirkt werden. spielweise Robinie oder Zitter-Pappel), Mit diesen Maßnahmen wird die Arten- kann es notwendig sein, den Gehölzauf- vielfalt der Offenflächen erhalten und wuchs zu roden. gefördert. © T. Schröder Tabelle 3: Artenliste gebietseigener Pflanzen für zwei- bis mehrjährige Ruderalfluren % der ange s tre b - G efä hrdung / © T. Schröder W i ss en s chaftlicher N ame D eut s cher N ame ten D eckung S chutz Anchusa officinalis Gebräuchliche Ochsenzunge 5 Artemisia absinthium Wermut 2 Carduus nutans N ickende D istel 6 RB: V Chondrilla juncea Großer Knorpellattich 3 Cichorium intybus G emeine W egwarte, Z ichorie 6 Daucus carota W ilde Mö hre 5 Echium vulgare G emeiner N atternkopf 5 Falcaria vulgaris S ichelmö hre 8 Hypericum perforatum Tüpfel-Hartheu 3 Linaria vulgaris Gemeines Leinkraut 5 Malva alcea S iegmarswurz 10 RB: 3 Malva sylvestris ssp. sylvestris Wilde Malve, Rosspappel 2 RB: V Papaver rhoeas Klatsch-Mohn 10 RB: 3 Pastinaca sativa s.l. Pastinak 5 Saponaria officinalis Echtes Seifenkraut 5 Silene vulgaris ssp. vulgaris Gewöhnliches Leimkraut 5 Verbascum densiflorum G roßblü tige Kö nigskerze 5 © B. Machatzi Verbascum nigrum S chwarze Kö nigskerze 5 Verbascum phlomoides W indblumen-Kö nigskerze 5 100 E mpfohlene A nsaatstä rke: 5 g/m² Die Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus) wird F ettdruck - Hauptarten (besonders geeignete, typische Arten) vor allem von Bienen und Schwebfliegen besucht Gefährdung/Schutz: RB - Rote Liste der Gefäßpflanzen des Landes Berlin (P RASSE et al. 2001) Klatsch-Mohn (Papaver 0 = ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefähr- rhoeas) det, G = gefährdet, ohne Zuordnung zu einer Gefährdungskategorie, R = extrem selten, V = zurück- gehend, Art der Vorwarnliste Königskerzen bilden regelmäßig Bastarde, hier § - gesetzlicher Schutz gemäß Bundesartenschutzverordnung Verbascum lychnitis x nigrum in der Wuhlheide 23
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