PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten

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PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE            2020
                  TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN

1                                        landwirtschaft.ktn.gv.at
PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
INHALT

RECHTSGRUNDLAGEN
zur Verwendung von Pflanzenschutzmitteln im Haus- und Kleingarten ............................................................. 5                                                                                                                                               IMPRESSUM

VORBEUGEN!                                                                                                                                                                                                                                                                      Herausgeber
                                                                                                                                                                                                                                                                                Amt der Kärntner Landesregierung
Willkommen im Naturgarten ............................................................................................................................................................................................................. 6
                                                                                                                                                                                                                                                                                Abteilung 10 – Land- und Forstwirtschaft, Ländlicher Raum
                                                                                                                                                                                                                                                                                Mießtaler Straße 1
Mein Garten, ein kleines                                                                                                                                                                                                                                                        9020 Klagenfurt am Wörthersee
ÖKOSYSTEM ................................................................................................................................................................................................................................................................. 9
                                                                                                                                                                                                                                                                                Konzept
DIE PFLANZENSCHUTZ-PYRAMIDE ................................................................................................................................................................................ 11                                                                 Veronika Schubert, Wien, medienbuero-garten.at

                                                                                                                                                                                                                                                                                Redaktion
DIE RICHTIGE PFLANZE
                                                                                                                                                                                                                                                                                Veronika Schubert (Bild- und Textredaktion),
am passenden Standort ......................................................................................................................................................................................................................... 13
                                                                                                                                                                                                                                                                                Joachim Brocks (Texte), Wien, medienbuero-garten.at

Worauf wir stehen!                                                                                                                                                                                                                                                              Lektorat
GESUNDER BODEN ........................................................................................................................................................................................................................................ 17                      Doris Korger, Eichgraben, kortexter.at

PFLANZENSTÄRKUNG                                                                                                                                                                                                                                                                Grafik
                                                                                                                                                                                                                                                                                Alice Burger Grafik + Typografie, Klagenfurt
mit Jauchen, Brühen, Tees ............................................................................................................................................................................................................... 20

MISCHKULTUR UND FRUCHTFOLGE                                                                                                                                                                                                                                                                  Druck
Buntes Miteinander im richtigen Beet ......................................................................................................................................................................... 22                                                                            Steffan –Druck KG, Völkermarkt

NÜTZLINGE FÖRDERN
Im Pakt mit den Helfern ........................................................................................................................................................................................................................ 25                             Bildquellen
                                                                                                                                                                                                                                                                                alle Bilder Joachim Brocks, ausgenommen S. 6 Cora Müller,
                                                                                                                                                                                                                                                                                S. 8 Belkin & Co, S. 11 Garden Guru, S. 14 Wead,
BLATTLÄUSE – EIN PROBLEM?
                                                                                                                                                                                                                                                                                S. 15 rechts: oben: Anna Reinert, unten: jessicahyde,
Leckerbissen für Nützlinge .............................................................................................................................................................................................................. 28
                                                                                                                                                                                                                                                                                S. 16: Boyan Dimitrov, S. 17 Hastra, S. 18 flairimages,
                                                                                                                                                                                                                                                                                S. 20 alicja neumiler, S. 29 links: Robert Adami,
DER SCHNECK MUSS WEG!                                                                                                                                                                                                                                                           rechts: shiro2mashiro, S. 30 Imke, S. 31 Dieter Hawlan/
Zusammenspiel aus Maßnahmen ....................................................................................................................................................................................... 30                                                          alle Adobe Stock
PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
Liebe Kleingartenbesitzer und Gartenfreunde!

Wenn der eigene Garten blüht und gedeiht, erfüllt uns das mit Freude und Stolz.
Denn der Anbau eigener Pflanzen ist mit viel Arbeit und Fleiß verbunden.
Seit 1.1.2020 dürfen private Anwender dafür nicht mehr auf eine Vielzahl von Pflanzen-
schutzmitteln zurückgreifen. Stattdessen stehen aber effektive biologische Wirkstoffe zur
Verfügung, um Pflanzen, Früchte und Gemüse zu schützen. Gleichzeitig ist es wichtig
vorzubeugen, damit Schädlinge gar keine Chance haben.
In Kärntner Gärten produzieren wir nicht nur gesunde Lebensmittel, sie sind auch eine
Augenweide und wichtige Säule in unserem Ökosystem. Deshalb wollen wir Sie mit
dieser Broschüre unterstützen, indem wir über die neuen gesetzlichen Bestimmungen
zu Pflanzenschutzmitteln informieren und auf umweltfreundliche Alternativen aufmerk-
sam machen. Außerdem finden Sie nützliches Wissen über das Gartenökosystem sowie
Tipps und Tricks für Ihren Hausgarten.

Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß beim Garteln!

Herzlichst
Landesrat Martin Gruber
PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
RECHTSGRUNDLAGEN
        zur Verwendung von Pflanzenschutzmitteln
        im Haus- und Kleingarten

        Das Kärntner Landes-Pflanzenschutzmittelgesetz (K-LPG) regelt, welche Pflanzenschutz-
        mittel und Wirkstoffe in unserem Bundesland verwendet werden dürfen. Ziel ist ein
        Pflanzenschutz mit geringem Einsatz von Pestiziden, wobei nicht-chemischen Methoden
        der Vorzug gegeben werden muss.

    §
        Zulassung für private Anwender
        Private Anwender wie Hobbygärtner und Kleingartenbesitzer dürfen, wenn sie keine
        gültige Ausbildungsbescheinigung für die Verwendung von Pflanzenschutzmittel besit-
        zen, seit 1.1.2020 ausschließlich Pflanzenschutzmittel verwenden, die Wirkstoffe
        enthalten, die auch in der biologischen Landwirtschaft zugelassen sind bzw. als Mittel
        mit geringem Risiko gelten. Alle anderen Wirkstoffe sind per Gesetz für den Heimgar-
        tenbereich verboten! Dies gilt nicht nur für das Ausbringen solcher Mittel, sondern auch
        für das Lagern und den Transport.

        Erlangung einer Ausbildungsbescheinigung
        Personen mit gültiger Ausbildungsbescheinigung gelten als berufliche Verwender und
        können alle in Österreich für die jeweilige Pflanze oder Kultur zugelassenen Pflanzen-
        schutzmittel verwenden. Wichtig ist das zum Beispiel für Landwirte, Mitarbeiter in
        Gärtnereien oder Handelsfirmen, die mit Pflanzenschutzmitteln arbeiten. Aber auch

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PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
Besitzer von Haus- und Kleingärten können eine solche Ausbildungsbescheinigung
erwerben, um sämtliche im Haus- und Kleingartenbereich zugelassene Mittel verwenden
zu können. Voraussetzung dafür ist die erfolgreiche Absolvierung eines Sachkundekurses,
der in Kärnten über die Kammer für Land- und Forstwirtschaft angeboten wird.

Orientierungshilfe
Welche Mittel im Haus- und Kleingarten in ganz Österreich zugelassen sind, ist im
Pflanzenschutzmittelregister des Bundesamts für Ernährungssicherheit (BAES) ersichtlich.
In diesem sind auch Anwendungsbestimmungen, Auflagen und Hinweise zu jedem

                                                                                            §
Wirkstoff angeführt (https://psmregister.baes.gv.at).

Da in Kärnten seit 1.1.2020 strengere rechtliche Vorgaben gelten, ist es nicht möglich,
eine vollständige Liste der in Kärnten zugelassenen Mittel abzubilden. Zur Orientierungs-
hilfe können aber Internetseiten wie zum Beispiel www.infoxgen.com oder
www.biologischgaertnern.at genutzt werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit finden
Sie hier eine große Zahl an biologischen Pro­dukten, die auch im Haus- und Kleingarten-
bereich genutzt werden dürfen. Für Fragen rund um das Thema Pflanzenschutz steht
Ihnen auch der Amtliche Pflanzenschutzdienst Kärnten unter 050 536 11417 zur
Verfügung.

Die gesamten Rechtsvorschriften zum Kärntner Landes-Pflanzenschutzmittelgesetz und
zum Kärntner Landes-Pflanzenschutzgesetz sind im Rechtsinformationssystem des
Bundes unter https://www.ris.bka.gv.at einsehbar.

                                                                                                5
PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
VORBEUGEN!
    Willkommen im Naturgarten

    Wer wünscht sich nicht einen gesunden Garten? Üppiges Grün, strahlende Blüten,
    köstliches Gemüse, reifes Obst – und das alles ohne lästige Schädlinge oder Pflanzen-
    krankheiten? Wie immer im Leben gilt auch für das eigene Grün: Vorbeugen ist besser
    als heilen! Und so hilft es im Umgang mit Menschen wie mit Pflanzen, gelassen und
    achtsam, neugierig, vielfältig und natürlich zu sein. Wer sein Leben abwechslungsreich
    gestaltet und in Bewegung bleibt, tut sich selbst etwas Gutes. Wer jedoch an sich den
    Anspruch stellt, allzeit perfekt und makellos zu sein, macht wohl um Glück, Zufriedenheit
    und Gesundheit einen Bogen. Und man muss dafür auch noch unverhältnismäßig viel
    Energie und Zeit aufwenden!

    Im Garten stellt sich das ganz ähnlich dar: Lassen Sie sich auf das bunte Leben ein, das
    Sie umgibt! Erfreuen Sie sich am Entstehen und Vergehen, an Überraschungen, an der
    Lust, kreativ zu gestalten, und an pflanzlichen und tierischen Besuchern aus der heimi-
    schen Natur.

    Gestaltete Natur
    Mit Naturgarten-Elementen lässt sich jeder Garten beleben: Wollen Sie Tiere in einer
    Blumenwiese, in bunten Staudenbeeten oder sogar in einem Feuchtbiotop beobachten?
    Mit einer Wildstrauchhecke Vögel anlocken? Unbelastete Lebensmittel genießen?
    Je vielfältiger der Garten ist, desto leichter ist es, ihn gesund zu erhalten.
    Alle Elemente des Naturgartens haben gemeinsam, dass sie sich an den Bedürfnissen
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PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
der Menschen sowie der Pflanzen und Tiere gleichermaßen orientieren. Heimische, öko-
logisch wertvolle Pflanzen, robuste und wenig krankheitsanfällige Sorten und ein bisschen
Platz für spontanes Gartenleben sind dabei wichtig. Kreisläufe werden möglichst
geschlossen, regionale und umweltfreundliche Produkte kommen zum Einsatz. Ein
Naturgarten ist auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz und hilft mit, unsere biologische
Vielfalt zu erhalten!

                                                                                                   So schaffen Sie den
                                                                                                   Weg zum giftfreien
                                                                                                   Gärtnern leicht und
                                                                                                    haben auch noch
                                                                                                      Freude dabei.

                                                                                             Ein Stück Naturgartenparadies:
                                                                                             die Hummel auf dem Sonnenhut.
                                                                                                                              7
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PFLANZENSCHUTZBROSCHÜRE 2020 - TIPPS FÜR DEN HAUS- UND KLEINGARTEN - Land Kärnten
Mein Garten, ein kleines
ÖKOSYSTEM

Die Lebensräume der Natur und der naturnahen Kulturlandschaft sind beständig – ob es sich
um Wald, Pflanzenschätze im Gebirge oder eine bunte Wiese handelt. Sie sind stabil und
widerstandsfähig, obwohl hier kein Mensch aktiv Pflanzenschutz betreibt. Ihre typischen
Tiere und Pflanzen kommen jedes Jahr wieder. Sie bewohnen die Nischen, an die sie ange-
passt sind, und stehen miteinander im Gleichgewicht. Es ist die Wissenschaft der Ökologie,
die erforscht, wie diese Lebewesen miteinander und mit ihrer Umwelt in Beziehung treten.
Diese Erkenntnisse kann man sich für das umweltgerechte Gärtnern zunutze machen.

Weisheit der Natur
Alles Leben baut auf Grundlagen wie Wasser, Licht oder Nährstoffen auf. Für einen ökologi-
schen und giftfreien Garten stellt sich zunächst die Frage, welche natürlichen Voraussetzun-
gen bestehen. Welche Lebewesen können sich hier auf natürliche Weise wohlfühlen?

Im Kreislauf
Eine stabile Lebensgemeinschaft braucht ein ausgewogenes Verhältnis von produzie-
renden, konsumierenden und abbauenden Organismen. Pflanzen sind für das
grüne Wachstum verantwortlich; Tiere fressen Pflanzen und andere Tiere; Pilze, Mikro-
organismen und Tiere verwerten wiederum die Abfälle und machen sie für Pflanzen
verfügbar – so schließt sich der Nährstoffkreislauf. In einem gesunden Garten gibt es
genügend Raum und Lebensmöglichkeiten für diese drei Gruppen.

                                                            Gefleckter Schmalbock auf Sterndolde.
                                                                                                    9
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Gesunde Vielfalt
              Vielfältige Grünbereiche sind weniger anfällig für Schädlinge und Krankheiten als Mono-
              kulturen. Lebensräume mit unterschiedlichen Pflanzen beherbergen auch mehr Tierarten
              mit entsprechenden Anpassungen. Sie halten sich leichter gegenseitig im Gleichgewicht
              und verhindern Massenauftreten einzelner Arten. Für einen umweltfreundlichen Natur-
              garten zählt also, welche Gartenelemente darin Platz finden – z. B. Hecke, Wiese,
              Trockensteinmauer oder Staudenbeet. Sie müssen auch groß genug sein, damit die
              bewohnenden Arten sich dauerhaft ernähren, vermehren und überwintern können.

              Die Pflanzenschutz-Pyramide
              Wie die Gesetzmäßigkeiten der Natur auch beim Pflanzenschutz behilflich sein können,
              zeigt die Pyramide. Die erste und wichtigste Stufe beinhaltet vorbeugende Maßnahmen,
              Stufe 2 ruft zum aktiven Stärken und Unterstützen auf. Schädlinge biologisch
              und physikalisch abzuwehren folgt auf der 3. Stufe, und erst zuletzt – und nur in
              Notfällen – sollten Pflanzenschutzmittel zum Einsatz gelangen. Maßnahmen von Stufe
              1 bis 3 machen chemische Pflanzenschutzmaßnahmen im Garten schnell überflüssig.

                       Wählen Sie robuste und wenig krankheitsanfällige Sorten aus.
                       Bei Rosen hilft dabei das Zertifikat ADR (Anerkannte Deutsche Rose).
     GESUNDHEITS
         TIPP

              Lavendel hilft mit, Läuse von den Rosen fern zu halten.
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DIE PFLANZENSCHUTZ-PYRAMIDE
An der Basis der Pflanzengesundheit
im Garten steht die Vorbeugung.
                                                                 Pflanzenschutzmittel

                                                             4

                                      Nützlinge ausbringen
                                        Schädlings-Fallen
                                        Schneckenzaun        3
                             Absammeln oder abstreifen
                                  Boden bearbeiten

                                                                                        Kompostieren und mulchen
                                                             2                           Brühen und Jauchen verwenden

          Pflanzenbedürfnisse beachten
Robuste und resistente Sorten pflanzen
          Heimische und ökologisch
          wertvolle Arten einsetzen
               Boden gesund und                              1
               lebendig erhalten
                   Mischkultur
           Nützlinge fördern
                                                                                                                        11
DIE RICHTIGE PFLANZE
am passenden Standort

Jede Pflanzenart, ob in unserer heimischen Natur oder in Gärten, fühlt sich unter spezi-
fischen Bedingungen wohl. Wer mit offenen Augen durch die Landschaft wandert, weiß,
dass je nach geografischer Lage, Höhenstufe und Standortbedingungen unterschiedliche
Pflanzen- und Tierarten vorkommen: Am Meer sieht es anders aus als im Klagenfurter
Becken und im Tal anders als in den Bergen. Auf kalkreichen Böden kommen andere
Lebensgemeinschaften vor als unter sauren Bedingungen, auf Sandboden andere als
im Lehm, im Gemüsebeet andere als in der Blumenwiese.
Schädlinge und Krankheiten sind oft ein Zeichen dafür, dass eine Pflanze geschwächt
ist bzw. nicht ihre optimalen Lebensbedingungen vorfindet. Solche Exemplare sind dann
ein „gefundenes Fressen“ für Schädlinge. Wer also gleich darauf achtet, die richtige
Pflanze an den passenden Standort zu setzen, erspart sich später viel Ärger.
Es heißt also zu beobachten und herauszufinden, ob die gewünschten Lieblingspflanzen
zu den Standorten im eigenen Garten passen. Wie sieht der Boden aus? Ist er nährstoff-
reich oder mager? Kalkhaltig oder sauer? Ist der Platz sonnig oder schattig, trocken oder
feucht? Handelt es sich um besondere Lebensbereiche wie Teich oder Trockenstein-
mauer?

         Je stärker Sie sich an den natürlichen Standorten und Bedürfnissen der Pflanzen orientieren,
                             desto besser, gesünder und dauerhafter werden diese im Garten gedeihen.
                                                                                                        GESUNDHEITS
                                                                                                            TIPP

                                                                                                                      13
Hilfe bei der Pflanzenwahl
              Sobald man einen Überblick über die Standort-Bedingungen im Garten hat, können
              Gärtnereien, Bücher, Pflanzenkataloge und Websites mit Hinweisen zu den Bedürfnissen
              der einzelnen Arten weiterhelfen. Besonders wichtig sind dabei die angegebenen
              Ansprüche an Licht, Wasser, Nährstoffe oder gute Pflanzpartner. Auch empfohlene
              Pflanz-Abstände haben große Bedeutung. Nur wenn die Pflanze ausreichend Platz
              zum Wachsen hat, wird sie auch gesund bleiben.

              Dazu können Lebensbereiche wie Beet und Mauerkrone oder Zuordnungen wie
              Gehölze oder Wasserpflanzen angegeben sein. Welchen Standort eine Pflanze bevorzugt,
              zeigt oft schon ihr Erscheinungsbild. Fein zerteilte, dicht behaarte oder verdickte Blätter
              deuten meist auf eine Anpassung an trockene Bedingungen hin. Arten der feuchten und
              schattigen Bereiche zeichnen sich meist durch große, kahle und weiche Blätter aus.
              Oft findet man zusammenfassende Angaben wie „Stauden für sonnige Standorte“,
              „Stauden für schattige Standorte“ oder „Trockenheitsverträgliche Pflanzen“.

                       Schauen Sie sich bei Ihren Nachbarn um! Pflanzen, die in Ihrer Umgebung auf
                       vergleichbaren Standorten gut gedeihen, sind auch für Ihren Garten eine Empfehlung.

     PRAXIS
      TIPP

              Am richtigen Standort gepflanzt, bleiben Pflanzen gesund und können Freude für viele Jahre bereiten.
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Sonne oder Schatten?
Als Sonnenliebhaber gelten z. B.:
Tomaten, Paprika, Melanzani, Äpfel, Marillen, Ribiseln, Thymian, Salbei, Rosmarin,
Pelargonien, Wandelröschen, Verbenen, Aztekengold, Sonnenhut, Sonnenbraut, Astern,
Glockenblumen, Mädchenauge, Nelken, Schwertlilien, Lavendel, Lilien

 1                                                                                                                    2

Für den Schatten geeignet sind z. B.:
Begonien, Fuchsien, Schattenlieserln, Lungenkraut, Immergrün, Silberkerzen, Akelei,
Maiglöckchen, Alpenveilchen, Farne, Salomonsiegel, Funkien, Schneerosen, Waldmeister,
Elfenblumen, Geißbart, Japan-Anemonen

      Heimische Pflanzen sind an unsere Gegend am besten angepasst und dadurch
                                                     meistens sehr pflegeleicht.
                                                                                                        GESUNDHEITS
                                                                                                            TIPP
       1 Ribiseln reifen in voller Sonne am besten. 2 Pelargonien gehören zu den einjährigen Sonnenanbetern.
                                                                                                                      3
                                                                          3 Im Schatten gedeihen Fuchsien.
                                                                                                                          15
In einer Handvoll
gesunder Erde leben
ungefähr gleich viele
Mikrolebewesen wie
 Menschen auf der
    ganzen Welt!
Worauf wir stehen!
GESUNDER BODEN

Der Boden ist die oberste, belebte Schicht unserer Erdkruste. Er ist das Ergebnis aus
langjährigen geologischen, chemischen und biologischen Prozessen. Die Qualität und
Gesundheit des Bodens ist die Basis für alles pflanzliche Leben. Ist der Boden verdichtet,
durch Pestizide oder Mineraldünger biologisch verarmt oder durch giftige Substanzen
belastet, leidet das gesamte Wachstum im Garten.
Für einen gesunden Boden müssen wir uns um die Lebewesen darin kümmern. In allen
Schichten leben unzählige Bodentiere, Pilze und Mikroorganismen. Sie düngen, lockern
und durchmischen das Erdreich, sorgen für eine krümelige, Wasser speichernde Struktur
und machen Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar.

Schonende Unkrautbekämpfung
Unkraut kann man mechanisch oder thermisch beseitigen. Auf und zwischen Beetflächen
wird gejätet; Wildwuchs in Fugen, auf Wegen und Terrassen kann mit einem Flämmge-
rät, mit Heißluft, Heißwasser oder Heißdampf entfernt werden. Insbesondere das Flämm-
gerät muss jedoch wegen Brandgefahr mit Vorsicht gehandhabt werden. Diese Metho-
den schonen das Bodenleben und sind Alternativen zu Herbiziden. Im Naturgarten ist
zudem Gelassenheit gefragt; nicht jedes aufkeimende Pflänzchen stört. Manchmal keimen
durch Selbstaussaat sogar besonders schöne Blumen. Die zweijährige Königskerze etwa
ist meist ein zufälliger und äußerst attraktiver Überraschungsgast.

                                                 Jäten und Mulchen sorgen für gesundes Wachstum.
                                                                                                   17
Das Gold des Gärtners
              Wer im eigenen Garten Kompost erzeugt, macht sich den natürlichen Kreislauf der
              Nährstoffe zunutze. Alles, was im Garten und in der Küche an organischen Materialien
              anfällt, wird im Komposthaufen abgebaut und von unzähligen helfenden Lebewesen zu
              wertvollem Dünger umgewandelt. Ein Platz im Halbschatten und nahe der Küche ist
              ideal.

              Was kommt auf den Kompost?
              Für den Kompost geeignet sind Küchenabfälle, Kaffee- und Teesud, zerkleinerte Eier-
              schalen, Fallobst, Rasenschnitt in dünnen Schichten, Laub, Holzhäcksel, Schnitt- und
              Jätgut, aber auch Mist von pflanzenfressenden Haustieren, Stroh und in kleinen Mengen
              Holzasche und Küchenpapier.

              Nicht passend sind Kot von fleischfressenden Tieren, gewürzte Essensreste, Fleisch und
              Knochen, Asche von Holz- und Steinkohle, ausgejätete Unkräuter, die Samen tragen,
              oder buntes, bedrucktes Papier.

                       Das Gemüsebeet jährlich umzugraben ist nicht notwendig.
                       Das Lockern mit der Grabgabel reicht aus und schont das Bodenleben.

     PRAXIS
      TIPP

              Ein gelockerter und mit Kompost versorgter Boden bewirkt eine reiche Ernte.
18
Gut gemischt und abgedeckt
Ein funktionierender Komposthaufen muss gleichmäßig feucht und durchlüftet sein. Um
das zu erreichen, werden feuchte, stickstoffreiche Anteile wie Küchenabfälle oder
Rasenschnitt mit trockenen, kohlenstoffreichen Anteilen wie Holzhäcksel oder Laub
vermischt.

Der Haufen braucht den Kontakt zum Boden. Über den Boden kommt als Basis eine
Schicht aus durchlässigem Material wie z. B. Reisig. Darauf wird das gut durchmischte
Material aufgebracht. Wichtig ist es, die Schichten gut anzufeuchten und mit Rasenschnitt
abzudecken. So ist der Kompost vor Austrocknung geschützt. Je nach Verlauf der Rotte
ist er nach 6 bis 12 Monaten reif.

                                                                                            Mit Mulch bedeckter Boden bleibt
                                                                                            gesund, da die Mikroorganismen
                                                                                            geschützt sind, verdunstet weniger
                                                                                            Wasser und Unkrautwuchs
                                                                                            wird unterdrückt.
                                                                                                                                 19
PFLANZENSTÄRKUNG
     mit Jauchen, Brühen, Tees

     Zusätzlich zu vorbeugenden Maßnahmen kann man im Garten auch unterstützend
     aktiv werden – z. B. durch die Stärkung der Pflanzen mit Jauchen, Brühen und Tees. Sie
     ernähren und bereichern das Bodenleben und wirken somit als natürlicher Dünger.
     Neben nützlichen Mikroorganismen lösen sich darin auch Nährstoffe, Enzyme, Vitamine
     und Hormone. Diese stärken die Abwehrkräfte der Pflanzen gegen Schädlinge und
     Krankheiten.

     Die bekanntesten Pflanzen für die Herstellung solcher Pflanzenstärkungsmittel sind die
     Brennnessel und der Acker-Schachtelhalm.

     So entsteht die Jauche
     Für die Zubereitung von Jauche benötigen Sie ein Gefäß aus Kunststoff, Keramik oder
     Holz. Etwa 1 kg der grünen Pflanzen wird zerkleinert und in 10 Liter Wasser getaucht;
     bei getrockneten Pflanzen reichen ca. 150 g. Diese Mischung lässt man 10 bis 20 Tage
     lang vergären und rührt dabei täglich um. Verzichten Sie auf eine Abdeckung, damit
     ausreichend Luft dazukommt. Die Jauche ist fertig, wenn sie nicht mehr schäumt und
     sich dunkelbraun färbt. Der Geruch lässt sich mit Gesteinsmehl binden.

     Brennnesseln sind willkommene Helfer im Garten.
20
Rezept für Brühe und Tee
Um eine Brühe zu erhalten, muss man die zerkleinerten Pflanzenteile 24 Stunden im
Wasser ziehen lassen und dann 15 bis 30 Minuten leicht kochen. Danach heißt es
auskühlen lassen, abseihen und abfüllen.

Für einen Tee zur Pflanzenstärkung übergießt man die Pflanzen mit kochendem Wasser
und lässt sie ca. 15 Minuten ziehen.

Vor Anwendung verdünnen
Eine Brühe oder Jauche aus Acker-Schachtelhalm wird abgeseiht, im Verhältnis 1:5 mit
Wasser verdünnt und alle 2 bis 3 Wochen auf die Blätter und den Boden gespritzt – am
besten bei trübem Wetter. Damit wird die Widerstandskraft der Pflanze erhöht.

Die Brennnesseljauche wird im Verhältnis 1:10 bis 1:20 mit Wasser verdünnt und zur
Düngung bzw. Bodenbelebung zu den Wurzeln gegossen. Die noch gärende Jauche
kann auch 1:50 verdünnt auf die Blätter gespritzt werden – das stärkt gegen saugende
Insekten.

              Wenn Sie einen Stoffbeutel mit Kompost für 3 bis 24 Stunden in das
                  Gießwasser hängen, erhalten Sie einen wertvollen Komposttee.
             Dieser enthält Mikroorganismen und pflanzenstärkende Substanzen.
                                                                                       PRAXIS
                                                                                        TIPP

                                                                                                21
MISCHKULTUR UND FRUCHTFOLGE
              Buntes Miteinander im richtigen Beet

              Auch Gemüse- und Kräuterarten sind an unterschiedliche Umweltbedingungen ange-
              passt, unter denen sie sich wohlfühlen und leichter gesund bleiben. Je nach ihrem Bedarf
              an Nährstoffen werden sie in Stark-, Mittel- und Schwachzehrer eingeteilt. Wer sein
              Gemüsebeet also in drei Sektoren untergliedert und die Pflanzen diesen Kategorien
              entsprechend zusammensetzt, sorgt für gesundes Wachstum und kann die Nährstoffe
              optimal ausnutzen.

              Jedes Jahr eins weiter
              Starkzehrer wie Tomaten, Paprika, Gurken, Kürbisse, Zucchini oder Kohlgemüse brauchen
              am meisten Nährstoffe. Sie werden in das frisch mit Kompost gedüngte Beet gesetzt.
              Ein Jahr danach sind einige Nährstoffe verbraucht und es werden in das gleiche Beet
              Mittelzehrer wie Zwiebel, Salate, Karotten oder Kohlrabi gesetzt. Wieder ein Jahr darauf
              folgen die Schwachzehrer wie Spinat, Erbsen oder Kräuter. Danach wird das Beet wie-
              der für Starkzehrer gedüngt … und immer so weiter.

                     Wenn Sie Platz für einen vierten Teil im Gemüsebeet haben, können Sie Ihrem Beet
                     auch noch ein Jahr Erholung mit Gründüngungspflanzen gönnen.

     PRAXIS
      TIPP

22
Gute und schlechte Nachbarn
Im Ökosystem Garten stehen alle Lebewesen miteinander in Verbindung – auch im
Gemüsebeet. Jede Pflanze beeinflusst durch ihr Wachstum und ihre abgegebenen
Substanzen ihre Nachbarn. Diese Einflüsse können je nach benachbarter Art hemmend
und unterdrückend, aber auch fördernd und schützend sein.

Wer die richtigen Partner zusammensetzt, erreicht, dass sie sich gegenseitig im
Wachstum nicht beeinträchtigen und sogar positiv unterstützen. So werden z. B. Schäd-
linge abgewehrt, das Bodenleben und Nützlinge ernährt oder der Geschmack der
Pflanzen verbessert. Es zahlt sich aus, auch bei den angebauten Pflanzenfamilien auf
Vielfalt zu setzen – Arten der gleichen Familie ziehen meist auch ähnliche Schädlinge
oder Krankheiten an. Wer dann noch abwechselnd tief- und flachwurzelnde Sorten
pflanzt, nutzt die Nährstoffe des Beetes optimal.

Dieses bunte Miteinander kennt man auch aus den traditionellen Bauerngärten:
Hier werden Blumen wie Tagetes oder Ringelblumen gesät. Sie locken Bestäuber an und
halten schädliche Boden-Organismen fern.

     Manche Nachbarschaften haben sich als besonders wirksam erwiesen. Zwiebel und
Karotten etwa vertreiben gegenseitig die schädlichen Zwiebel- bzw. die Karottenfliegen.
                                                                                          GESUNDHEITS
                                                                                              TIPP

                                                                                                        23
1

24
NÜTZLINGE FÖRDERN
Im Pakt mit den Helfern

Wer gestaltet, pflanzt und sät, wünscht sich auch, die Früchte seiner Bemühungen
ernten zu können. In jedem Garten gibt es Lebewesen, die uns die Früchte streitig
machen, und solche, die uns dabei helfen, die Konkurrenz in Zaum zu halten – Nützlin-
ge und Schädlinge.

Zu den wichtigsten Nützlingen gehören die Fressfeinde und Parasiten der Schädlinge.
Dazu zählen Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegen, Igel und Vögel, aber auch
unscheinbarere Vertreter wie Schlupfwespen, Ohrwürmer, Laufkäfer, Spinnen,
Fledermäuse, Amphibien und Eidechsen.

Im Garten braucht es aber auch Helfer, die unsere Nutzpflanzen bestäuben, wie
Bienen, Hummeln und Schmetterlinge.

Wieder andere Nützlinge, etwa Regenwürmer und Asseln, fördern den Kreislauf der
Nährstoffe und sorgen für einen gesunden Boden. Sie alle überleben natürlich nur, wenn
auf das Ökosystem im Garten geachtet wird.

                                  1 Wildbienen und Florfliegen haben im Nützlingshotel eingecheckt.
                                                                                                      2
                                              2 Im Ohrwurm-Topf leben nützliche Blattlaus-Fresser.
                                                                                                          25
Lebensraum schaffen
              Im Naturgarten stellt sich zwischen Schädlingen und Nützlingen ein natürliches Gleich-
              gewicht ein. Um Nützlinge zu fördern, müssen ihnen Wohnraum, ausreichend Nahrung,
              Vermehrungs- und Überwinterungsmöglichkeiten geboten werden.
              Am leichtesten gelingt das in einem strukturreichen Garten, z. B. mit einer Wildstrauch-
              hecke, Blumenwiesen-Elementen, blühenden Stauden mit ungefüllten Blüten,
              Trockensteinmauern, Ecken mit Wildwuchs, Feuchtbiotopen, Totholz, Laub-,
              Reisig- oder Steinhaufen.

              Für die dauerhafte Ansiedlung von Nützlingen sind Geduld und Gelassenheit gefragt:
              Zuerst muss man für sie eine gewisse Zahl an Schädlingen als Nahrung zulassen.
              Ein Holunderstrauch etwa beherbergt immer einige Blattläuse, ohne Schaden zu nehmen.
              Nützlinge gibt es auch zu kaufen, z. B. Nematoden gegen Dickmaulrüssler oder
              Florfliegen-Larven gegen Blattläuse. Zur Abwehr mancher Schädlinge werden Produkte
              wie Leimringe gegen Frostspanner oder Gelbtafeln gegen die Kirschfruchtfliege
              angeboten.

                       Manche Nützlinge können Sie mit Nisthilfen unterstützen, z. B. mit Wildbienen-
                       Hotels, Ohrwurm-Töpfen oder Nistkästen für Vögel oder Fledermäuse.

     PRAXIS
      TIPP

              Verschlossene Bohrlöcher im Nützlingshotel sind von Wildbienen besiedelt.
26
Nützlinge im Überblick
Ein gesunder Garten lebt vom Gleichgewicht zwischen Schädlingen und Nützlingen und
davon, dass die erwünschten Helfer passende Lebensräume finden.

Nützling              Nutzen im Garten                  Lebensraum und Förderung
Marienkäfer           fressen saugende Insekten wie Wilde Ecken,
und Larven            Blattläuse und                Stein- und
                      Schildläuse                   Laubhaufen
Florfliegenlarven     fressen Blattläuse                ungefüllte Blüten,
                                                        Schuppen/Dachboden zum
                                                        Überwintern
Schwebfliegenlarven   fressen Blattläuse                ungefüllte Blüten                          1

Igel                  fressen u. a. Schnecken           Laubhaufen zum
                      und Raupen                        Überwintern,
                                                        durchlässige Zäune
Vögel                 fressen u. a. Läuse               Hecken, Laubbäume,
                      und Raupen                        Beerensträucher,
                                                        Samenstände stehen lassen
Bienen und            bestäuben                         ungefüllte Blüten,
Hummeln               Pflanzen                          Nistmöglichkeiten
Regenwürmer           lockern, düngen                   schonende
                      und beleben den Boden             Bodenbearbeitung, mulchen

                                            1 Erwachsene Florfliegen brauchen ungefüllte Blüten.
                                                                                                   2
                                                       2 Schwebfliegen sind oft sehr farbenfroh.
                                                                                                       27
BLATTLÄUSE – EIN PROBLEM?
     Leckerbissen für Nützlinge

     Wer kennt das nicht: Kolonien von Läusen auf jungen Trieben, eingerollte und
     verklebte Blätter? Blattläuse finden in jedem Garten einen Platz. Die vielen Arten von
     Blattläusen haben gemeinsam, dass sie sich ungeschlechtlich und damit sehr schnell
     vermehren können. Oft werden sie auch von Ameisen aktiv verbreitet, die sich von den
     süßen Ausscheidungen der Läuse ernähren.

     Gelassenheit wird belohnt
     Ob Blattläuse im Garten zu einem Problem werden, hängt wie immer auch davon ab,
     wie wir mit ihnen umgehen. Wer gemäß den ersten Stufen der Pflanzenschutzpyrami-
     de (siehe Seite 11) auf eine bunte Vielfalt im Garten setzt, nicht übermäßig
     düngt, auf Gift verzichtet und Nützlinge fördert, wird selten gegen Läuse aktiv
     werden müssen. Im Naturgarten kann man die Läusefrage entspannter betrachten, denn
     so viel fette Beute bleibt nicht unbemerkt. Es gibt eine ganze Menge Tiere, die sich nur
     allzu gerne von den Blattläusen ernähren. Zu ihnen gehören die Marienkäfer mit ihren
     Larven, die Florfliegen- und Schwebfliegenlarven, Schlupfwespen und viele mehr.
     Besonders beliebte Blattlausvertilger sind auch Singvögel. Ein nistendes Meisenpaar
     verfüttert in einer Saison ca. 40 kg Insekten. Es zahlt sich also aus, Nistkästen
     anzubringen.

     Die Larve des Marienkäfers frisst bis zu 150 Blattläuse pro Tag.
28
Die Ruck-Zuck-Methoden
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, wie wir Menschen eingreifen können: Am effektivs-
ten ist es, gleich die ersten Blattläuse im Frühjahr zu eliminieren – einfach mit den Fingern
abstreifen oder mit einem scharfen Wasserstrahl abspritzen. Befallene Pflanzen können
auch mit Gesteinsmehl bestäubt werden. Blattlausjäger wie Florfliegen- oder Marien-
käferlarven gibt es im Handel zu kaufen. So kommt man kaum mehr in die Verlegenheit,
Pflanzenschutzmittel einsetzen zu wollen.

 1                                                2

          „Abwehrpflanzen“ wie Kapuzinerkresse, Anis, Gelbsenf oder Katzenminze
                               helfen mit, Läuse im Garten auf Abstand zu halten.
                                                                                                    GESUNDHEITS
                                                                                                        TIPP

                                                              1 Meisen sind beliebte Blattlausvertilger.

                                        2 Schwebfliege auf Ochsenauge, ihre Larven fressen Blattläuse.
                                                                                                                  3
                                                  3 Die Kapuzinerkresse zählt zu den Abwehrpflanzen.
                                                                                                                      29
DER SCHNECK MUSS WEG!
              Zusammenspiel aus Maßnahmen

              Einige Nacktschnecken-Arten wie die Spanische Wegschnecke können auch die
              gelassensten Naturgärtner aus dem Lot bringen. Viele Schnecken haben andererseits
              auch eine wichtige Funktion im Ökosystem Garten. Gehäuseschnecken oder Schnegel
              machen normalerweise keine Probleme oder sind sogar als Gegenspieler und Kompost-
              produzenten nützlich.

              Schnecken-Vertilger
              Vorbeugend gilt auch bei den Schnecken: Pflanzen-Vielfalt im Garten lockt viele Tiere
              an, die sich von Nacktschnecken ernähren. Dazu gehören Igel, Vögel, Eidechsen,
              Blindschleichen, Erdkröten und Spitzmäuse, aber auch Insekten wie z. B. Laufkäfer.
              Diese fühlen sich in strukturreichen Gärten wohl, in denen ein wenig Wildwuchs toleriert
              wird – z. B. mit einer Wildstrauchhecke, Blumenwiesen-Elementen, blühenden Stauden
              mit ungefüllten Blüten, Trockensteinmauern, Laub- und Reisighaufen oder wilden Ecken.

                       Tigerschnegel sind nützliche Nacktschnecken im Garten, die sich von
                       abgestorbenen Pflanzenteilen ernähren. Sie fressen auch Gelege
                       von anderen, lästigeren Nacktschnecken-Arten.
     GESUNDHEITS
         TIPP

              Der Tigerschnegel ist ein Nützling.
30
Wirkungsvolle Bekämpfung
Nacktschnecken reagieren sehr empfindlich auf Trockenheit; ihre Eier überwintern
in Erdspalten bzw. unter Steinen. Diese Tatsachen ermöglichen es auch, Nacktschnecken
und ihre Schäden aktiv einzudämmen. Am wirkungsvollsten bei der Schnecken-
Bekämpfung ist ein Zusammenspiel aus mehreren Maßnahmen:

   Vor dem Frost den Boden zu hacken, bringt die Eier an die Oberfläche, wo sie
   abfrieren oder vertrocknen.
   Im taufeuchten Garten oder unter ausgelegten Brettern lassen sich die Schnecken
   leicht sammeln und beiseiteschaffen.
   Eine dünne und trockene Mulchschicht, z. B. aus Tomatenlaub, Flachsschäben,
   Sand oder Gesteinsmehl hält Schnecken auf Distanz.
   Empfindliche Jungpflanzen sollten vor dem Aussetzen geschützt vorgezogen werden.

Der Einsatz eines biologischen Schneckenkorns auf Eisen-III-Basis sollte nur die letzte
Option bei starkem Befall sein. Dann kann aber ein vorbeugender Einsatz im zeitigen
Frühjahr sehr effektiv wirken.

                         Anfällige Beete lassen sich mit Schneckenzäunen sichern.
                  Die im Fachhandel erhältlichen Metallbänder umfassen die Beete
                            und können von Schnecken nicht überklettert werden.
                                                                                                    PRAXIS
                                                                                                     TIPP

                       Nacktschnecken bekämpft man am besten mit mehreren Maßnahmen gleichzeitig.
                                                                                                             31
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