Phosphatrückgewinnung - STATUSPAPIER Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe "Rohstoffe" - Dechema

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Phosphatrückgewinnung - STATUSPAPIER Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe "Rohstoffe" - Dechema
STATUSPAPIER

Phosphatrückgewinnung
Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe „Rohstoffe“
Phosphatrückgewinnung - STATUSPAPIER Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe "Rohstoffe" - Dechema
Inhaltsverzeichnis

                                                                  1   Einleitung	                                                                                             2

                                                                  2   Rohstoffsituation	                                                                                       3
                                                                      2.1 Primäre Vorkommen                                                                                    3
                                                                      2.2 ‚Peak Phosphorus‘                                                                                    5
                                                                      2.3 Gründe für Phosphatrecycling                                                                         5

                                                                  3   Klassische Düngemittelproduktion und Anwendungen 	                                                      8

                                                                  4   Verfügbare Sekundärrohstoffe 	                                                                          10

                                                                  5   Stand der Technik des Phosphatrecyclings 	                                                              11

                                                                  6   Bioverfügbarkeit 	                                                                                      13

                                                                  7   Zulassung von Recyclingsystemen als Düngemittel 	                                                       14

                                                                  8   Anforderungen an einen zukunftssicheren, ganzheitlichen Ansatz zur Sicherung der Phosphatrückgewinnung
IMPRESSUM
                                                                      aus sekundären Rohstoffen	                                                                              15

Autoren:
                                                                  9   Ausblick	                                                                                               18
Prof. Dr. Martin Bertau, TU Bergakademie Freiberg
Dr. Peter Fröhlich, TU Bergakademie Freiberg
Dr. Carsten Gellermann, Fraunhofer ISC – Projektgruppe IWKS       10 Handlungsempfehlung                                                                                      19
Dr. Alexander Maurer, ICL Performance Products
Dr. Uwe Vohrer, Fraunhofer IGB                                        Literatur	                                                                                              20
Dipl.-Ing. Katja Wendler, DECHEMA e.V.

Die Autoren möchten allen beteiligten Kollegen und Kolleginnen,
die an diesem Papier mitgewirkt haben, recht herzlich danken.

Herausgeber
ProcessNet-Fachgruppe „Rohstoffe“

Verantwortlich im Sinne des Presserechts
DECHEMA e.V.
Dr. Andreas Förster
Theodor-Heuss-Allee 25
60486 Frankfurt am Main

Erschienen im Oktober 2017

ISBN: 978-3-89746-197-0

© Bild Titelseite: Singkham - fotolia.de
                                                                                                                                                                                    1
Phosphatrückgewinnung - STATUSPAPIER Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe "Rohstoffe" - Dechema
1 einleitung                                                                                                             2 rohstoffsituation

    1 Einleitung                                                                                                             2 Rohstoffsituation

    Das Element Phosphor (P) ist für alle Lebewesen und          Infolge des Fehlens heimischer Vorkommen besteht für
    Pflanzen essentiell. In der Natur kommt Phosphor nicht       Deutschland eine 100%ige Importabhängigkeit; gleich-
    elementar vor, sondern in Form von Phosphaten. Im Kno-       zeitig wird Phosphat auch von der EU-Kommission als
    chengewebe und Zahnsubstanz beispielsweise bildet            kritischer Rohstoff eingestuft. Aus diesen Gründen rückt
    anorganisches Phosphat zusammen mit Calcium Hydro-           die Sicherung der Rohstoffbasis für Phosphat zunehmend
    xylapatit (Ca5(PO4)3OH). Zugleich bilden Phosphate eine      in den Fokus. Auch wenn das Versorgungsrisiko seitens
    der drei Grundbausteine der DNA und sind unverzichtbar       der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) als mittel einge-
    für den Energiestoffwechsel der Zellen (in Form von ATP/     stuft wird, bleiben geopolitische Unwägbarkeiten sowie
    ADP).                                                        Preisschwankungen durch unerwartete Nachfrageschübe
                                                                 aus Drittstaaten ein ernstzunehmendes Risiko für die hei-
    Da Phosphor nicht substituiert werden kann, rückt die        mische Volkswirtschaft, nicht zuletzt, weil ca. 50 % der
    Nährstoffzufuhr im Agrarwesen bei gleichzeitiger Ver-        deutschen Phosphatimporte zur Herstellung von Chemie-
    knappung von fruchtbaren Böden mit Blick auf eine ste-       produkten dienen.
    tig wachsende Weltbevölkerung von derzeit ca. 7,5 Mrd.
    Menschen immer mehr in den Fokus. Diese Situation            Vor allem in Deutschland, Österreich und der Schweiz
    wird zusätzlich verschärft durch das Bestreben weniger       wird daher zunehmend versucht, über ein wirkungsvolles
    entwickelter Länder nach einer Angleichung der Lebens-       Phosphatrecycling einerseits das Problem der Schwer-
    umstände an das Niveau der Industrienationen. Allein in      metallbelastung von Rohphosphaten anzugehen und an-
    den „BRIICS-Staaten“ (Brasilien, Russland, Indien, Indo-     dererseits die bestehende Versorgungsabhängigkeit zu
    nesien, China und Südafrika) leben 40 % der Weltbevöl-       entschärfen. Als wichtigste einheimische Rohstoffquelle
    kerung. Ihr Anteil am weltweiten BIP liegt zwar nur bei 22   werden in diesem Zusammenhang zuvorderst stets die
                                                                                                                               © Brian Brown - thinkstock
    %, geringfügige Änderungen in der Nachfrage der Bevöl-       Schlämme aus Kläranlagen genannt. Sie bilden die men-
    kerung nach höherwertigen Nahrungsmitteln schlagen           genmäßig bedeutendste anthropogene Rohstoffquelle für
    indes massiv auf die Märkte durch. In der Folge hat die      Phosphat (vgl. Kapitel 4).
    globale Phosphatproduktion allein im Zweijahreszeitraum                                                                  2.1        Primäre Vorkommen                                mehl sind technisch nicht mehr von Bedeutung. Als ab-
    2014 – 2016 um nicht weniger als 22 % zugenommen.            Das vorliegende Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe                                                                  bauwürdig gelten Phosphaterzlagerstätten ab einem Roh-
                                                                 „Rohstoffe“ fasst den aktuellen Entwicklungsstand zur       Phosphate für Düngemittel werden durch den Abbau und        erz-Gehalt von mehr 5 % P2O5. Zwar steht Phosphor mit
    Demgegenüber steht eine Verknappung an qualitativ            Phosphatrückgewinnung zusammen. Es versteht sich als        die Verarbeitung von Phosphaterzen gewonnen. Je nach        einer durchschnittlichen Konzentration von ~1.120 mg/kg
    hochwertigen Rohphosphaten, da die Belastung an              Informationsquelle für die Allgemeinheit und Fachkolle-     Lagerstätte und Ursprung wird zwischen sedimentären         an 11. Stelle der Elementhäufigkeit in der Erdkruste, den-
    Schwermetallen, darunter auch Radionukliden, bei den         gen – gleichzeitig soll es zu einer kritischen Diskussion   und magmatischen Rohphosphaten unterschieden. Der           noch sind die wirtschaftlich abbaubaren Phosphatvor-
    primären Phosphorlagerstätten zunimmt. Hinzu kommt           rund um das Phosphatrecycling und deren bevorstehen-        Phosphatgehalt der weitaus häufigeren (etwa 90 % aller      kommen zu über 90 % auf nur fünf Staaten konzentriert:
    die Diskussion um einen für das Jahr 2030 vorausgesagten     der Umsetzung in die Praxis anregen.                        Vorkommen) sedimentären Phosphaterze ist im Verhält-        Marokko, China, USA, Algerien, Jordanien, Russland und
    ‚Peak Phosphorus‘, worunter ein Maximum der Phosphat-                                                                    nis zu dem magmatischer Erze deutlich größer, allerdings    Südafrika (Abb. 1, Abb. 2).
    förderung mit einem anschließenden Rückgang verstan-                                                                     weisen sedimentäre Phosphaterze einen höheren Gehalt
    den wird. Auch wenn für dieses Verknappungsszenario die                                                                  an Verunreinigungen auf als magmatische Lagerstätten.       Im Jahr 2016 wurden weltweit 261 Mio. t Rohphosphat ge-
    sachliche, lagerstättenkundliche Grundlage fehlt, sorgte                                                                 Phosphate aus marin-sedimentären Lagerstätten kom-          fördert und ca. 54 Mio. t P2O5 Phosphatdünger produziert
    das Thema bei Verbrauchern und auf den Märkten für er-                                                                   men vorwiegend im nordafrikanischen Phosphatgürtel          (USGS 2017). Im Zuge des ungebremsten Wachstums der
    hebliche Verwirrung.                                                                                                     (Nordafrika, Naher Osten), in China und in den USA (Phos-   Weltbevölkerung sowie als Folge des gesteigerten Wohl-
                                                                                                                             phoria Formation sowie Florida) vor.                        standsbestrebens der Schwellenländer ist gegenüber
                                                                                                                                                                                         dem Stand von 2013 (208 Mio. t Rohphosphat) von einer
                                                                                                                             Die Bildung der sedimentären Phosphatlagerstätten ist       Verdoppelung der Nachfrage nach Phosphat bis zum Jahr
                                                                                                                             auf chemische Ausfällungen von Phosphatsalzen und von       2050 auszugehen.
                                                                                                                             Begleitmineralien zurückzuführen. Seitens der Erzminera-
                                                                                                                             lisation sind im Wesentlichen nur die Phosphatmineralien    Die statische Reichweite der Phosphatreserven, d.h. der
                                                                                                                             Francolit, Apatit und untergeordnet auch Phosphorit von     Vorkommen, die nach dem heutigen Stand der Technik
                                                                                                                             Bedeutung. Rezente Vorkommen wie Guano oder das in          wirtschaftlich abbaubar sind, wird mit ~300 Jahren ange-
                                                                                                                             der Stahlindustrie als Nebenprodukt anfallende Thomas-      geben. Selbst bei einer Nachfrageverdoppelung wird die

2                                                                                                                                                                                                                                                     3
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2 rohstoffsituation                                                                                                                                                                   2 rohstoffsituation

                                                                                                                                                                                          grundsätzliche Verfügbarkeit von düngemittelfähigem           seit Jahren zu. Das enthaltene Uran (je nach Herkunft zwi-
                                                                                                                                                                                          Phosphat als unkritisch angesehen, zumal die statische        schen 0,001 – 0,02 Gew.-% U3O8 in marin-sedimentären
                                                                                                                                                                                          Reichweite der bekannten Ressourcen, d.h. der Vorkom-         Phosphaterzen) könnte perspektivisch als Nebenprodukt
                                                                                                                                                                                          men, die zwar nachweislich vorhanden sind, aber gegen-        mit bekannten Separationsmethoden gewonnen werden.
                                                                                                                                                                                          wärtig noch nicht wirtschaftlich gefördert werden können,     Da die deutsche Düngemittelverordnung für Uran keinen
                                                                                                                                                                                          mit ~1.000 Jahren angegeben wird. Tatsächlich bereitet        Grenzwert vorsieht, steigen die Belastung der minerali-
                                                                                                                                                                                          weniger die Phosphatverfügbarkeit an sich, sondern die        schen P-Düngemittel und demzufolge auch der Schwer-
                                                                                                                                                                                          Qualität der Vorkommen Sorgen (Kapitel 2.3).                  metalleintrag in landwirtschaftlich genutzte Böden und
                                                                                                                                                                                                                                                        Grundwasserleiter. Gemäß der Düngemittelverordnung ist
                                                                                                                                                                                          Neben Schwermetallen (siehe Kap. 2.3) kommen auch Spu-        für Cadmium ein Grenzwert von 1,5 mg/kg TM Dünger bzw.
                                                                                                                                                                                          renstoffe wie Seltenerdelemente in Phosphaterzen vor. Die-    (ab einem P2O5-Gehalt im Düngemittel von 5%) 50 mg/kg
                                                                                                                                                                                          se sind in Anteilen von 0,011 – 0,155 Gew.-% enthalten. Die   P2O5 vorgesehen. Die Phosphatindustrie unternimmt
                                                                                                                                                                                          Gewinnung solcher Metalle ist grundsätzlich zwar denkbar,     derzeit unter dem Stichwort „Decadmierung“ erhebliche
                                                                                                                                                                                          jedoch bei den derzeitigen Marktpreisen unrentabel.           Anstrengungen, düngemittelverordnungskonforme Dün-
                                                                                                                                                                                                                                                        ger herzustellen und steht damit im Einklang zu den Be-
                                                                                                                                                                                                                                                        strebungen auf EU-Ebene. Eine wirtschaftliche Entfernung
                                                                                                                                                                                          2.2     ‚Peak Phosphorus‘                                     von Cadmium ist gegenwärtig nicht gegeben, da derartig
                                                                                                                                                                                                                                                        große Mengen von diesem Metall am Markt nicht benötigt
                                                                                                                                                                                          Im März 2008 explodierte der Phosphatpreis von damals         werden.
                                                                                                                                                                                          knapp 50 USD/t P2O5 auf fast 430 USD/t P2O5. In Analo-
                                                                                                                                                                                          gie zum damals heftig diskutierten ‚Peak Oil‘ formulierten    II) Sicherung der Rohstoffbasis
                                                                                                                                                                                          Cordell et al. (2009) im Folgejahr einen ‚Peak Phospho-
                                                                                                                                                                                          rus‘, dessen Eintreten die Autoren für das Jahr 2030 pro-     Das Versorgungsrisiko für Phosphat wird von der Deut-
    Abb. 1: Karte der Phosphatreserven (Vorkommen > 100 Mio. t) nach Art der Lagerstätte und Länderrisiko1 (LR): -2,5 = hohes LR                                                          gnostizierten. Von der Presse und auch in wissenschaftli-     schen Rohstoffagentur (DERA) als ‚mittel‘ eingestuft (vgl.
    bis 2,5 = niedriges LR (Quelle: BGR)
                                                                                                                                                                                          chen Publikationen wurde der Begriff aufgenommen und          Abb. 2), und es ist von keiner unmittelbaren Gefährdung
                                                                                                           Syrien                                                                         ohne die nötige kritische Hinzuziehung geowissenschaft-       der Versorgungslage auszugehen. Dennoch reduziert ein
                                                                                                          3,2 / 0,5
                                                                                               Israel
                                                                                                           1.800
                                                                                                                                                                                          lich-lagerstättenkundlichen Sachverstands verbreitet. Der     Phosphatrecycling sowohl
                                                                                              3,1 / 3,6
                                                                                                130                                                                                       nur kurz andauernde Preissprung von 2008 lässt sich mit

                                                                     Tunesien
                                                                                                                          Russische Föderation
                                                                                                                                9,8 / 12,5
                                                                                                                                                                                          den Geschehnissen der Finanzkrise und dem damit asso-         »»   Abhängigkeiten von Lieferländern, als auch
                                                                      7,5 / 4,0
                                                                       100
                                                                                                                                  1.300
                                                                                                                                                                                          ziierten Spekulationsverhalten vor allem im Rohölsektor       »»   Einflüsse von geopolitischen Unsicherheiten.
                                                                                                                                                                                          zwanglos korrelieren. Entsprechend der o.g. statischen
                      USA
                   30,2 / 32,3
                     1.100
                                                                                                                                                   China                                  Reichweite der Phosphatreserven von ca. 300 Jahren gibt       Verstärkt wird dieses Versorgungsrisiko von der feh-
                                                                                                                                                 50,7 / 97,0
                                                                                                                                                  3.700                                   es daher für einen „Peak Phosphorus“ ebenso wenig eine        lenden Substitutionsmöglichkeit des Phosphats in der
                                                                                                                                                                                          Begründung, wie für sein prognostiziertes Eintreten im        Landwirtschaft und der bereits genannten gänzlichen
                                                              Marokko
                                                                                                                                                                                          Jahr 2030.                                                    Importabhängigkeit aufgrund fehlender heimischer Phos-
                                                                                                                                 Jordanien
                                                             24,9 / 28,0
                                                              50.000
                                                                                                                                  6,3 / 7,0
                                                                                                                                  1.300
                                                                                                                                                                                                                                                        phatlagerstätten. Diese Abhängigkeitssituation muss ge-
                                                                           Algerien                                        Ägypten                                                                                                                      nauso ernstgenommen werden wie die Gefahren, die von
                                                                                                                                                                                          2.3     Gründe für Phosphatrecycling
                                                                           1,8 / 1,5                                       2,4 / 6,0
                                                                            2.200                                            100                                                                                                                        Änderungen der geopolitischen Lage ausgehen. Da 90 %
                                 Peru            Brasilien                                                                                                                                                                                              der Phosphorsäureproduktion in den Düngemittelbereich
                                 — / 3,9         6,7 / 6,7
                                  820              270
                                                                                                                                                               Australien
                                                                                                                                                                2,2 / 2,6                 Grundsätzlich gilt, dass das P-Recycling kein Selbstzweck     gehen, werden sich Änderungen der Versorgungslage wie
                                                                                                                                                                  870
                                                                                                                                                                                          sein kann, und angesichts der bereits genannten stati-        auch Preisschwankungen auf die Versorgung der Bevölke-
                                                                                        Südafrika                                                                                         schen Reichweite erschließt sich dessen Notwendigkeit         rung mit Grundnahrungsmitteln auswirken. Die daraus re-
                                                                                        2,3 / 2,3
                                                                                         1.500                                                                                            nicht zwanglos. Dennoch gibt es gewichtige Gründe dafür,      sultierenden sozioökonomischen Konsequenzen werden
                                                                                       Land                           Länderrisiko 2012                                                   dass ein Phosphatrecycling aus Sekundärrohstoffen vom         somit überwiegend die weniger wohlhabenden Teile der
                                                                   Förderung 2008 / Förderung 2013
                                                                           Reserven 2013
                                                                                                                            –2,5 bis –1,5             –0,5 bis 0,5          1,5 bis 2,5   Gesetzgeber angestrebt wird:                                  Bevölkerung treffen.
                                                                               [Mio. t]                                     –1,5 bis –0,5               0,5 bis 1,5

                                                                                                                                                                                          I) Zunehmende Schwermetallgehalte                             III) Vorsorgender Umweltschutz
    Abb. 2: Übersicht über die Förderländer und Fördermengen von Rohphosphat incl. Länderrisiko (LR): -2,5 = hohes LR bis 2,5 = niedriges LR
    (Quelle: BGR)
                                                                                                                                                                                             im Dünger
                                                                                                                                                                                                                                                        Etwa 1 Mio. t Klärschlammasche (KSA) werden in Deutsch-
    1 Länderrisiko: Risiko eines Verlustes bei einer Auslandsinvestition, einem Auslandskredit oder einem Exportverkauf aufgrund der wirtschaftlichen und politischen
                                                                                                                                                                                          Die Verunreinigung von Rohphosphat mit Uran (U) und           land jedes Jahr einer Deponierung zugeführt. Die Kosten
      Bedingungen im Empfängerland.                                                                                                                                                       Cadmium (Cd) nimmt in Abhängigkeit von der Lagerstätte        für den Verbraucher sind derzeit allerdings gering; bei De-

4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     5
Phosphatrückgewinnung - STATUSPAPIER Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe "Rohstoffe" - Dechema
2 rohstoffsituation                                                                                                                    2 rohstoffsituation

    poniekosten von ca. 30 – 80 €/t KSA summieren sich die               winnungspflicht besteht. Grundsätzlich müssen aus Klär-           Aufgabe der Abwasserreinigung unter Einhaltung der Ab-
    Kosten zu 30 – 80 Mio. €. Bei rund 80 Mio. Einwohnern                schlämmen mindestens 50 % zurückgewonnen werden                   laufgrenzwerte weiterhin sicher erfüllt werden muss. Da-
    entspricht dies einer Belastung von ca. 1 €/a für jeden              oder der P-Gehalt unter den Schwellenwert von 20 g/kg             rauf aufbauend werden Versuche in Demonstrations- und
    Bürger. Auch wenn die Deponierung von Klärschlamma-                  TS gebracht werden. Für Klärschlammasche sind hinge-              Pilotanlagen notwendig sein, um die Praxistauglichkeit
    sche der sicherlich bequemste Weg ist, sind jedoch in den            gen mindestens 80 % des Phosphors zurückzugewinnen                über einen definierten Zeitraum zu beweisen. Anderer-
    Klärschlammaschen hinreichend nutzbare Wertstoffe ent-               (Abb. 3). Eine Einführung von Grenzwerten für Uran und            seits muss die Einhaltung des gesetzlich vorgeschriebe-
    halten, die mit der Deponierung verloren gehen. Neben                weitere Schwermetalle ist in Diskussion.                          nen Grenzwertes für Phosphor im Klärschlamm oder der
    der Schonung von Deponieraum ergibt sich für das Phos-                                                                                 Klärschlammasche eingehalten werden. Der finale Schritt
    phatrecycling ein weiterer Vorteil dadurch, dass Phosphat            Aufgrund der unterschiedlichen abwassertechnischen                ist schlussendlich die Implementierung der Technologie
    in einer dosierbaren Form wieder dem Wertstoffkreislauf              Anforderungen und örtlichen Betriebsparametern jeder              als Pilotanlage im Neben- oder Hauptstrom einer Kläran-
    zugeführt wird. Voraussetzung ist aber, dass die auf Phos-           einzelnen Kläranlage wird es letztlich kein Verfahren für         lage bzw. einer Verbrennungsanlage. Nur dann wird sich
    phatrecyclaten basierenden Düngemittel auch bioverfüg-               alle geben, so dass Kläranlagenbetreiber und Abwasser-            zeigen, wie stabil und entsorgungssicher die Technologie
    bar sind.                                                            zweckverbände für die Implementierung einer geeigneten            funktioniert.
                                                                         Phosphorrückgewinnungstechnologie im ersten Schritt
    IV) Gesetzliche Regelungen in Deutschland                            auf Beratung durch sachkundige Firmen und staatliche              Allerdings sind sich viele Kläranlagenbetreiber und Klär-
                                                                         Informationsstellen angewiesen sind. Besonders vor                schlammverbrenner der bevorstehenden Regularien nicht
    Über die Klärschlammverordnung (AbfKlärV) wurde                      dem Hintergrund, dass von jedem Klärschlammerzeu-                 bewusst oder hoffen auf lange Übergangsregelungen und
    durch den Gesetzgeber mit Beginn des Jahres 2015                     ger bis zum 31.12.2023 ein Konzept zur Umsetzung der              Ausnahmegenehmigungen. Das ist insofern nachvollzieh-
    eine Übergangsfrist eingeleitet, ab deren Ende im Jahr               Rückgewinnungsverpflichtung gegenüber der zustän-                 bar, als das eigentliche Interesse der Betreiber in der Er-
    2029 Phosphat aus Klärschlämmen oder Klärschlam-                     digen Behörde vorliegen muss, sind im Vorfeld in einem            füllung ihres Entsorgungsauftrages für das kommunale
    maschen zurückzugewinnen ist. Ausgangssituation war                  ersten Schritt Langzeituntersuchungen hinsichtlich der            Abwasser und der Bereitstellung von gereinigtem Wasser
    die Vorgabe der Bundesregierung im Koalitionsvertrag                 jahreszeitlichen Schwankungen des Phosphorgehaltes                besteht. Die zusätzlich hinzukommende Belastung ist mit
    von 2013 zum Ausstieg aus der landwirtschaftlichen                   als auch der Klärschlammzusammensetzung im Allgemei-              den derzeitigen personellen und finanziellen Strukturen
    Verwertung von Klärschlämmen zu Düngezwecken auf-                    nen notwendig. Auf Basis der hierdurch dokumentierten             sicherlich nur schwer umsetzbar. Hier muss der Gesetzge-
    grund der steigenden Belastung mit persistenten orga-                Spanne für die Eingangsqualitäten sind im zweiten Schritt         ber eindeutige Vorgaben und Voraussetzungen schaffen,
    nischen Verbindungen. Die Abb. 3 gibt eine Übersicht zur             in Labor- und Technikumsversuchen Anpassungen der                 damit die langfristige Entsorgung weiterhin gewährleistet
    Klärschlammverordnung, nach der für Kläranlagen mit                  vorgesehenen Rückgewinnungstechnologie auszuarbei-                wird und die gesetzlichen Forderungen dennoch erfüllt
    >100.000 Einwohnergleichwerten ab einem Phosphor-                    ten. Dieser Schritt ist essentiell, da auch bei Implemen-         werden. Es ist notwendig, den Phosphorrecycler und per-
    gehalt von >20 g/kg Trockensubstanz (TS) eine Rückge-                tierung von technologischen Neuerungen die hoheitliche            spektivisch auch den Recycler der Nährstoffe P, N und K in
                                                                                                                                           den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Abwas-
                                                                                                                                           seraufbereiter, Klärschlammentsorger und Klärschlamm-
                                                                                                                                           verbrenner einzubinden

    Abb. 3: Novellierung der AbfKlärV zum Ausstieg aus der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und Phosphorrückgewinnungsverpflichtung.
    (Quelle: TU Bergakademie Freiberg)

6                                                                                                                                                                                                        7
Phosphatrückgewinnung - STATUSPAPIER Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe "Rohstoffe" - Dechema
3 klassische düngemittelproduktion und anwendungen                                                                                                    3 klassische düngemittelproduktion und anwendungen

    3 Klassische Düngemittelproduktion                                                                                                                    von Phosphatdüngemitteln zu kontrollieren und durch
                                                                                                                                                          Exportsteuern zu limitieren. Priorität hat die Ernährung
      und Anwendungen                                                                                                                                     der eigenen Bevölkerung. Dennoch exportiert China auch
                                                                                                                                                          wesentliche Mengen nach Asien, Australien sowie Nord-
                                                                                                                                                          und Südamerika.

                                                                                                                                                          Weitere große Düngemittelproduzenten sind die USA so-
                                                                                                                                                          wie Marokko. Marokko ist auch der größte Exporteur von
                                                                                                                                                          Phosphaten und Phosphorsäure und Indien, das nicht ge-
                                                                                                                                                          nügend Phosphatlagerstätten besitzt, ist der größte Im-
                                                                                                                                                          porteur, um seine Bevölkerung ernähren zu können. Auch
                                                                                                                                                          Europa ist ein Nettoimporteur von Phosphaten und Phos-
                                                                                                                                                          phorsäure, da es nicht über ausreichende eigene Res-
                                                                                                                                                          sourcen verfügt. Afrika, das heute noch vergleichsweise
                                                                                                                                                          wenig Phosphatdünger verbraucht, wird in Zukunft wegen
                                                                                                                                                          seines Bevölkerungswachstums eine immer größere Rolle
                                                                                                                                                          als Verbraucher spielen.

                                                                                                                                                          Beim Aufschluss von Rohphosphat mittels Schwefelsäure
                                                                                                                                                          entsteht gemäß der folgenden Gleichung Gips als Neben-
                                                                                                                                                          produkt:

                                                                                                                                                           Ca5(PO4)3(OH) + 5 H2SO4 → 3 H3PO4 + 5 CaSO4 + H2O

                                                                                                                                                          Gips liegt je nach Aufschlussverfahren als Hydrat oder
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                                                                                                                                                          Hemihydrat vor. Da er nicht nur mit Phosphat/Phos-
                                                                                                                                                          phorsäure, sondern auch mit Verunreinigungen aus dem
    Üblicherweise wird das Rohphosphat zu Düngemitteln                            tarem Phosphor führt, der seinerseits entweder wieder zu                verwendeten Rohphosphat kontaminiert ist, ist seine
    verarbeitet, was etwa 85 % der gesamten Fördermenge                           Phosphorsäure verbrannt oder zu anderen Phosphor-De-                    Verwendung stark eingeschränkt. Ein Teil wird zu Gips-
    entspricht. Diese Phosphatdüngemittel sind notwendig,                         rivaten umgesetzt werden kann. Dieses Verfahren findet                  kartonplatten verarbeitet und kommt im Innenausbau
    um die Pflanze mit Phosphor zu versorgen und damit                            man heute vor allem in China und Asien.                                 zur Anwendung. Die überwiegende Menge muss jedoch
    das Wachstum anzuregen. Aufgrund der intensiven                                                                                                       deponiert werden, was auch erklärt, dass vergleichsweise
    Landwirtschaft sind viele Böden unterversorgt und                             Der Verbrauch an Phosphatdüngemitteln belief sich 2014                  kleine Mengen MGA in Europa produziert werden. Euro-
    bedürfen der Anreicherung mit Stickstoff, Phosphor und                        auf etwa 43 Mio. t P2O5, wobei allein die vier Länder Chi-              päische Produzenten befinden sich vor allem in Belgien,
    Kalium (N-P-K). Rohphosphate werden daher entweder                            na, Indien, USA und Brasilien etwa 2/3 des gesamten Ver-                Finnland und Russland.
    mit Schwefelsäure direkt zu Phosphatdüngern oder zu                           brauchs repräsentieren (Abb. 1). Wiederum etwa 2/3 des
    sog. Grüner Phosphorsäure (übliche Bezeichnung: mer-                          Verbrauchs entfallen auf Mono/Di-Ammoniumphosphat-                      Übliche Einsatzmengen für Mineraldünger liegen bei etwa
    chant grade acid, kurz MGA) verarbeitet. Die MGA wird                         Dünger (MAP2 und DAP), die durch Neutralisation der MGA                 20 – 350 kg/ha Boden und richten sich nach Beschaffen-
    ebenfalls im Wesentlichen zu Phosphatdüngern weiter-                          mit Ammoniak gewonnen werden; weitere etwa 20 % des                     heit des Bodens, Pflanzenart und Anzahl der Ernten pro
    verarbeitet, während ein kleinerer Teil zu lebensmittel-                      Verbrauchs repräsentieren Single/Triple-Superphosphat-                  Jahr.
    reiner Phosphorsäure, sog. wet processed acid (WPA) ge-                       Dünger, die direkt aus Rohphosphat durch Umsetzung mit
    reinigt wird. Sie wird zu großen Teilen der Nahrungskette                     Schwefelsäure bzw. Phosphorsäure gewonnen werden.                       Neben den mineralischen Düngern werden nach wie vor
    zugeführt, und ihre Derivate/Salze finden sich in vielen                                                                                              auch substantielle Mengen an organischen Düngern aus
    Produkten des täglichen Lebens wieder.                                        China ist mit knapp der Hälfte der weltweit erzeugten                   der Tierhaltung wie Mist und Gülle ausgebracht. Diese de-
                                                                                  Menge der weltgrößte Produzent von Düngemitteln. Der                    cken einen wesentlichen Teil der Bodendüngung ab, wer-
    Eine weitere Variante ist der Aufschluss des Rohphos-                         größere Teil wird im Land verbraucht, was auch erklärt,                 den aber durch mineralische Dünger, insbesondere bei
    phats mit Koks und Quarz im Lichtbogen, was zu elemen-                        dass die chinesische Regierung versucht, die Exporte                    Kulturpflanzen, ergänzt.

    2 MAP – Monoammoniumphosphat. An dieser Stelle nicht zu verwechseln mit Magnesiumammonium-phosphat, das ebenfalls als MAP abgekürzt wird. Letzteres
      spielt v.a. im Phosphatrecycling eine Rolle

8                                                                                                                                                                                                                     9
Phosphatrückgewinnung - STATUSPAPIER Statuspapier der ProcessNet-Fachgruppe "Rohstoffe" - Dechema
4 verfügbare sekundärrohstoffe                                                                                                  5 stand der technik des phosphatrecyclings

     4 Verfügbare Sekundärrohstoffe                                                                                                  5 Stand der Technik des Phosphatrecyclings

     Die Bundesregierung auf nationaler Ebene sowie die                  im Fall der Klärschlammaschen die Bioverfügbarkeit  der
     Europäische Kommission auf EU-Ebene sind bestrebt,                  darin enthaltenen Phosphate als kritisch eingestuft wer-
     Phosphate, die insbesondere durch die Nahrungsket-                  den muss. Der Grund dafür ist, dass während der Verbren-
     te ins Abwasser gelangen und in Klärwerken chemisch                 nung von Klärschlamm schwerlösliche Mineralphasen ge-
     oder biologisch im Klärschlamm ausgefällt werden (siehe             bildet werden.
     Kap. 5), verpflichtend zurückzugewinnen. Bisher werden
     Phosphate durch die bodenbezogene Verwertung von                    Unkontrolliert in die Umwelt eingebrachter Phosphor kann
     Klärschlamm oder Klärschlammasche im Rahmen der                     in langsam fließenden Gewässern zu einer Eutrophierung
     Vorgaben durch die Klärschlammverordnung und die Dün-               führen sowie an Land durch die unterschiedlichen Mecha-
     gemittelverordnung dem Stoffkreislauf zurückgeführt.                nismen der P-Aufnahme der Pflanzen zu einem Artenrück-
     Diese Verwertungsmöglichkeit soll künftig auf Grund                 gang beitragen. Seit der Düngemittelverordnung (DüMV)
     der mitunter erheblichen Schadstoffbelastung (z.B. mit              von 2007 wurde daher der zulässige Bilanzüberschuss
     Schwermetallen und organischen Kontaminanten) sowie                 auch für den Nährstoff Phosphor begrenzt.
     im Zuge einer Hygienisierung (u.a. mit dem Ziel einer Eli-
     minierung resistenter Mikroorganismen) EU-weit stark                Auch Kontaminationen des Klärschlamms mit hormonell
     eingeschränkt werden. Die Rückgewinnung von Phosphor                wirksamen Chemikalien (EDC) wie perfluorierten Organika
     aus Klärschlämmen oder Klärschlammaschen gewinnt da-                (PFC) sowie Arzneimittelrückständen und nicht zuletzt mit
     mit an Bedeutung. Die Abb. 4 zeigt das Substitutionspo-             resistenten Krankheitserregern sprechen gegen eine direk-
     tential mineralischer Phosphatdünger durch Einsatz von              te Verwendung von Klärschlämmen in der Landwirtschaft.
     Phosphat aus Abwasser und tierischen Nebenprodukten.
     Theoretisch können damit bis zu 60 % der Düngemittelim-             Die verfügbaren Sekundärrohstoffquellen für Phosphor
                                                                                                                                       © DECHEMA e.V.
     porte substituiert werden.                                          müssen ganzheitlich und im Kontext der anzupassen-
                                                                         den Recyclingverfahren betrachtet werden. Dazu gehört
                                                                         die Menge und Art des im Sekundärrohstoff enthaltenen
                                                                         Phosphors sowie die Menge, Art und Qualität des nach        Ein Großteil des in die Nahrungskette eingespeisten        Da Phosphat in Form der genannten Salze faktisch was-
                                                                         dem Recyclingverfahren erhaltenen Phosphats. Zu den         Phosphats liegt als Phytat (C6H18O24P6) vor, aus dem es    serunlöslich vorliegt, ist eine Bioverfügbarkeit für Dünge-
                                                                         Sekundärrohstoffquellen gehören u.a.                        in Ermangelung des Enzyms Phytase vom menschlichen         zwecke nicht gegeben.
                                                                                                                                     Organismus nicht abgespalten werden kann. In der Kon-
                                                                         »»   Klärschlamm
                                                                                                                                     sequenz wird das Phytat unverändert wieder in das Ab-      In Tab. 1 sind die unterschiedlichen Verfahren zum P-
                                                                         »»   Klärschlammaschen                                      wasser ausgeschieden. In der Kläranlage trifft Phytat      Recycling aus Schlammwasser, Klärschlamm und Klär-
                                                                         »»   Gärreste z.B. aus Biogasanlagen                        auf bakterielle Phytaseaktivität, durch die das Phosphat   schlammasche aufgelistet. Gegenwärtig existieren ca. 70
                                                                                                                                     freigesetzt wird und einen ernstzunehmenden Faktor der     Verfahren, insbesondere für die Verwertung/P-Rückge-
                                                                         »»   Tierische Nebenprodukte (Bezeichnung gemäß             Gewässereutrophierung darstellt, wenn es nicht im Zuge     winnung aus Rückständen der Abwasseraufbereitung. Die
                                                                              Verordnung (EG) Nr. 1069/2009)                         der Abwasserbehandlung eliminiert wird. Dies erfolgt ty-   Verfahren haben alle einen unterschiedlichen Entwick-
     Abb. 4: Substitutionspotential von P-haltigen Mineraldünger durch        – Knochen
     Phosphorrückgewinnung aus Abwasser oder tierischen Nebenpro-                                                                    pischerweise im Anschluss an die biologische Stufe des     lungsstand, in einigen Fällen wurden Betrieb bzw. Wei-
     dukten (Quelle: TU Bergakademie Freiberg)
                                                                              – Rindergülle                                          Klärprozesses, indem das Phosphat in einer chemischen      terentwicklung bereits wieder eingestellt oder es wurde
                                                                              – Schweinegülle                                        Stufe durch Zugabe von Phosphatbindern eliminiert wird.    die Skalierung in den Demonstrations- und Pilotmaßstab
     Für die landwirtschaftliche Produktion von Pflanzen und                  – Jauche                                               Sofern keine biologische Phosphoreliminierung (Bio-P)      nicht erreicht.
     Tieren hat der Einsatz phosphathaltiger Abfallströme                     – Geflügel- und sonstige Gülle                         zur Verfügung steht, werden Phosphate typischerweise
     in Form von Gülle oder tierischen Nebenprodukten für                     – Geflügeltrockenkot                                   durch Einsatz von Eisen- und Aluminiumsalzen gefällt,      Alle Rückgewinnungsverfahren produzieren ein phosphat-
     Düngezwecke eine lange Tradition. Alle enthalten große              »»   Pflanzen-/Holzaschen                                   auch kommen Calciumsalze wie Kalk zum Einsatz. Die im      haltiges Produkt, entweder ein Düngerderivat, Phosphor-
     Mengen an organisch gebundenem Phosphor, der z.B. mit                                                                           Abwasser enthaltenen Phosphate fallen in Form von Ei-      säure oder andere P-haltige Produkte. Für jeden der Stoffe
     Hilfe von Mikroorganismen in anorganische Phosphate                 Zur Aufarbeitung der Sekundärrohstoffe werden im We-        sen- (FePO4) oder Aluminiumphosphat (AlPO4) bzw. Cal-      ist ein Absatzmarkt zwingend notwendig, um die Reinteg-
     umgewandelt und so bioverfügbar wird. Klärschlämme                  sentlichen thermische, chemische oder elektrochemische      ciumphosphat (Ca3(PO4)2) aus und gelangen in den Klär-     ration des Sekundärphosphats in den Wertstoffkreislauf
     und Verbrennungsaschen enthalten hohe Anteile an anor-              Verfahren eingesetzt, die je nach Ausgangsstoff und zu      schlamm, während die Anionen des Fällungsmittels im        sicherzustellen. Das sollte bei Düngemitteln und Phos-
     ganisch gebundenem Phosphor und wurden ebenfalls auf                erhaltenden Produkten unterschiedliche technische Aus-      Wasser verbleiben. Deshalb stellt Klärschlamm (KS) eine    phorsäure grundsätzlich kein Problem darstellen, jedoch
     landwirtschaftlich genutzte Flächen ausgebracht, obwohl             führungsformen haben.                                       interessante sekundäre Phosphatrohstoffquelle dar.         bestehen etablierte Märkte mit existierenden Marktinter-

10                                                                                                                                                                                                                                                            11
5 stand der technik des phosphatrecyclings                                                                               6 bioverfügbarkeit

     Tab. 1: Gesamtübersicht der P-Recyclingverfahren im Bereich kommunaler Kläranlagen
                                                                                                                              6 Bioverfügbarkeit
        Flüssige Phase                    Klär-/Faulschlamm                            Klärschlammasche
         Nasschemisch           Nasschemisch          Thermochemisch         Nasschemisch            Thermochemisch
     Kristallisation         Hydrothermisch          EUPHORE              BioCon                   AshDec
     ANPHOS                  Aqua-Reci               LysoPhos             Eberhard-Verfahren       CleanMAP
     Crytalactor             AVA-CO2                 Mephrec              Ecophos                  Kubotu
     CSIR                    CAMBI                   KREPRO               EDASK                    ReAlPhos
     Ebara                   Phoxnan                 Pyreg                INOCRE P-bac             Recophos AT
     Ecobalans               (Loprox)                                     (Bioleaching)            Thermphos
     Heatphos                TerraNova Ultra                              LeachPhos
     Kurita                                                               Pasch
     Naskeo                  Säureaufschluss                              RecoPhos D
                                                                                                          Andere
     Nishihara               ExtraPhos                                    ReNiPhos
                                                                                                   EPHOS
     NuReSys                 KEMICOND                                     Sephos
                                                                                                   (Elektrokinese)
     Nutritec                Seaborne                                     Sesal-Phos
                                                                                                   sePura
     Ostara PEARL            Stuttgarter Verfahren                        TetraPhos                (unbehandelt)
                                                                          PARFORCE
     Ionentausch             Kristallisation
     PHOSIEDI                AirPex
     REM NUT                 FIX Phos
     PHORWater               LysoPhos
     Phosnix                 PECO
     PHOSPHAQ
     PhosphoGreen
     PhoStrip                                                                                                                 Phosphor ist einer der limitierenden Faktoren beim            Verbindung kommen. Pflanzen nehmen Phosphor als PO43-,
     PRISA                                                                                                                    Pflanzenwachstum. Er fördert die Blüten-, Frucht- und         direkt über die Wurzeln oder unter Mitwirkung von Pilzen
                                                                                                                              Samenbildung. Phosphormangel führt bei Pflanzen zu            (Mykorrhiza) auf. Organisch gebundenes Phosphat muss
     P-RoC
                                                                                                                              Kümmerwuchs, Rotfärbung der Blätter, Blattabwurf und          daher erst in eine anorganische Form wie Hydrogenphos-
     REPHOS
                                                                                                                              Unfruchtbarkeit.                                              phat (HPO42-) oder Dihydrogenphosphat (H2PO4-) umge-
     Struvia                                                                                                                                                                                wandelt werden, bevor es von den Pflanzen aufgenommen
     Sydney                                                                                                                   Phosphor (P) kommt im Boden in mineralischer (50 – 70 %)      werden kann. Da Pflanzen aber unterschiedliche Mecha-
     Treviso                                                                                                                  und in organischer Form (ca. 30 – 50 %) vor und ist der       nismen der Aufnahme von Phosphaten haben, müssen
                                                                                                                              am wenigsten mobile Makronährstoff im Boden. Bei der          für eine maßgeschneiderte Düngung, die ein Überdüngen
     Kombinations/                                                                                                            mineralischen Fraktion spielen die Phosphate (Salze der       vermeidet, viele Faktoren berücksichtigt werden. Neben
     Sonderverfahren                                                                                                          Orthophosphorsäure, H3PO4), die wichtigste Rolle. Phos-       den angepflanzten Kulturen spielen insbesondere die
     ePhos                                                                                                                    phate sind nicht nur Pflanzendünger, sondern auch Bo-         Art und Beschaffenheit des Bodens, Tiefe der Krume, pH-
                                                                                                                              dendünger und fördern ähnlich wie Kalk das Krümelgefü-        Wert oder Feuchtegehalt (Niederschlagsmengen) eine
     SuPaPhos
                                                                                                                              ge des Bodens. Die mineralische P-Fraktion gliedert sich      wesentliche Rolle. Da es keine Messmethode gibt, die den
     RecyPhos
                                                                                                                              in gelöstes (=pflanzenverfügbares Phosphat), labiles und      Anteil des pflanzenverfügbaren Phosphors direkt messen
                                                                                                                              stabiles Bodenphosphat.                                       kann, wird u.a. versucht, die Böden in P-Gehaltsklassen
     essen. Somit werden marktwirtschaftliche Mechanismen,      tel aus Basis von recyceltem Phosphor zu einem höheren                                                                      einzustufen. Da viele Böden bereits selbst über ausrei-
     wie Angebot und Nachfrage, den Absatzpreis der Produkte    Preis als dem aktuellen Marktpreis abgesetzt werden kön-      Die obersten 20 – 30 cm eines landwirtschaftlich genutz-      chende Phosphorgehalte verfügen, und Studien belegen,
     aus Sekundärphosphat nur zum Teil bestimmen. Und al-       nen. Aber für den überwiegenden Teil der Recyclingpro-        ten Bodens enthalten ca. 0,02 – 0,15 % P, im Mittel sind es   dass je nach Boden und angebauter Kultur zwar eine Re-
     lein die Tatsache, dass phosphorhaltige Produkte aus Se-   dukte trifft dies nicht zu. Hier wird für Technologien, die   0,05 % entsprechend 1.500 kg P/ha oder 3.440 kg P2O5/ha.      duktion des P-Gehaltes über viele Jahre, jedoch ohne Er-
     kundärrohstoffen hergestellt werden, rechtfertigt keinen   leicht vermarktungsfähige Produkte wie Phosphorsäure          Der Boden enthält damit ein Vielfaches des jährlichen Be-     tragseinbußen, möglich ist, kann auch in einigen Fällen
     höheren Verkaufspreis. Sicherlich wird es Märkte, wie      herstellen, langfristig ein Vorteil gesehen.                  darfes angebauter Pflanzen. Jedoch sind davon nur einige      auf eine zusätzliche P-Düngung verzichtet werden.
     beispielsweise den Ökolandbau geben, in den Düngemit-                                                                    Promille direkt pflanzenverfügbar, wenn sie mit Wasser in

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anforderungen an einen zukunftssicheren, ganzheitlichen ansatz
     7 zulassung von recyclingsystemen als düngemittel                                                                        8       zur sicherung der phosphatrückgewinnung aus sekundären rohstoffen

     7 Zulassung von Recyclingsystemen als Düngemittel                                                                        8 Anforderungen an einen zukunftssicheren,
                                                                                                                                ganzheitlichen Ansatz zur Sicherung der Phosphat-
     Eine Vielzahl an Verfahren, die der Rückgewinnung von       als Düngemittel, getroffen. Dafür müssen die Rezyklate         rückgewinnung aus sekundären Rohstoffen
     Phosphor aus sekundären Rohstoffen dienen, zielt auf        zunächst die in § 5 Abs. 1 Kreislaufwirtschaftsgesetz
     ein Düngemittel als Zielprodukt ab. Die Herausforderun-     (KrWG) genannten Anforderungen an das Ende der Abfall-
     gen bei der Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm           eigenschaft erfüllen, unter anderem die für die jeweilige    Verfahren, die (technisch reine) Phosphorsäure als Pro-         nehmen kann, nachhaltig zu arbeiten, wenn die silika-
     und auch aus Klärschlammaschen liegen u. a. darin,          Zweckbestimmung geltenden technischen Anforderungen          dukt der Aufarbeitung sekundärer Rohstoffe erzeugen,            tische Reststofffraktion, die mit 50 – 70 Gew.-% den ei-
     dass der Klärschlamm die Schadstoffsenke des Klärpro-       sowie alle Rechtsvorschriften und anwendbaren Normen         haben den Vorteil, dass sie eine Basischemikalie mit            gentlichen Hauptanteil der Klärschlammasche ausmacht,
     zesses darstellt, in der sämtliche ungewünschte Stoffe,     für Erzeugnisse (§ 5 Abs. 1 Nr. 3 KrWG). Soll ein Rezyklat   breitem Anwendungsspektrum generieren. Damit wird               tatsächlich verwertet werden kann. Andernfalls bleibt das
     z. B. Schwermetalle, verbleiben. Bei der chemischen         als Dünger eingesetzt werden, muss es sich also zur Dün-     eine wesentlich höhere Wertschöpfung im Vergleich zur           Deponieraumproblem weiterhin offen, es entstehen auch
     P-Eliminierung kommt es weiterhin zur Einbindung des        gemittelherstellung eignen und den düngemittelrechtli-       Düngemittelherstellung erzielt. Ein weiteres alternatives       in Abhängigkeit der Prozessbedingungen Silikatphasen
     Phosphats in schwerlösliche Aluminium- und Eisenphos-       chen Anforderungen genügen. Dies bedeutet, dass trotz        Zielprodukt ist der elementare Phosphor, der die gesamte        mit teils hoher Schwermetallfracht, was wiederum Zusatz-
     phate, welche nicht direkt pflanzenverfügbar sind und       der häufig sehr stark schwankenden Zusammensetzung           Breite der Folgeprodukte eröffnet und in vergleichsweise        kosten in Form einer kostenintensiven Deponierung als
     daher aufwendig aufgeschlossen werden müssen. Dazu          des jeweiligen Eingangsstoffstromes die Schwankungs-         reiner Form destilliert.                                        gefährlichen Abfall bedingen kann. Selbstredend dürfen
     kommen saisonale Schwankungen im P-Gehalt sowie             breite für die Konzentration der kritischen Stoffe im Dün-                                                                   aus einem P-Recyclingverfahren nicht neue deponiepflich-
     den Gehalten von Begleitstoffen. Bei der Verwendung von     gemittel maximal 1 % betragen darf. Das Inverkehrbringen     Im Juni 2017 waren etwa 70 verschiedene Ansätze zum             tige Folgeprodukte hervorgehen.
     Klärschlamm als Basis für Düngemittel ist dessen poten-     von Düngemitteln ist sowohl nach der Verordnung (EG) Nr.     Phosphatrecycling bekannt, mit überwiegendem Fokus
     tielle Belastung mit persistenten Organika und Keimen zu    2003/2003 (EG-Düngemittelverordnung) als auch nach           auf Dünger und Struvit (MAP) (s.a. Tab. 1). Zum ganz über-      Dieses Statuspapier zu Phosphatrückgewinnung spricht
     klären und zu handhaben. Klärschlammaschen enthalten        nationalem Recht (Düngegesetz, Düngemittelverordnung         wiegenden Teil gehen sie nicht über TRL3 4 (Labormaß-           sich bewusst nicht für oder gegen einzelne P-Recycling-
     bis zu 25 Gew.-% Al oder Fe sowie andere Spurenelemente     - DüMV) möglich. Entsprechen die jeweiligen Rezyklate        stab) hinaus. Gleichzeitig forciert die Novellierung der        konzepte aus, nimmt aber – auf Basis der öffentlich ver-
     wie Cu oder Zn. Während erstere zum großen Teil der         nicht den durch die DüMV zugelassenen Düngemittel-           AbfKlärV die Weiterentwicklung bestehender Verfahren            fügbaren Informationen – eingehender Stellung zu An-
     chemischen Phosphatfällung entstammen, ist der Eintrag      typen, so besteht die Möglichkeit einer Anfrage zur Än-      bzw. die Entwicklung neuartiger Lösungsansätze, so dass         sätzen, die bereits TRL 6 erreicht haben oder unmittelbar
     von Cu und Zn im Wesentlichen im Metallaustrag aus Re-      derung/Ergänzung düngemittelrechtlicher Vorschriften         in naher Zukunft mit weiteren Neu- und Weiterentwicklun-        davor stehen. Es sind dies (ohne Anspruch auf Vollstän-
     genrinnen und Dachabdeckungen begründet. Cu und Zn          an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirt-         gen zu rechnen ist.                                             digkeit und Priorität):
     können nach Düngemittelverordnung sogar einen typbe-        schaft. Der Wissenschaftliche Beirat für Düngungsfragen
     stimmenden Anteil darstellen. In dem Fall darf ihr Anteil   kann dann gegebenenfalls eine Empfehlung zur Aufnah-         Allen Verfahren ist jedoch gemein, dass sie noch mindes-        »»   RecoPhos®
     0,02 % Trockensubstanz nicht übersteigen.                   me in die Düngemittelverordnung aussprechen.                 tens ein Defizit aufweisen. In der weit überwiegenden
                                                                                                                                                                                              »»   ePhos®
                                                                                                                              Zahl liegt noch kein tragfähiger Gesamtprozess vor, und
     Die im Rahmen der geplanten Verordnung zur Neuord-          Auf Europäischer Ebene wurde im Zuge des Pakts zur           alle Konzepte werden sich infolge des vorgeschriebenen          »»   TetraPhos®
     nung der Klärschlammverwertung vorgesehene Pflicht          Kreislaufwirtschaft und der geplanten Novellierung der       P-Recyclings daran orientieren bzw. messen lassen müs-          »»   PRiL
     zur Phosphorrückgewinnung ist hinsichtlich der Verwer-      EG-Düngemittelverordnung eine Technical Working Group        sen, dass sie das Primat der Wirtschaftlichkeit befolgen.
                                                                                                                                                                                              »»   PYREG®
     tungsverfahren bewusst offen formuliert, sodass sich        „STRUBIAS“ zur Erarbeitung von Prozess- und Produkt-         Gerade auch aus den Erfahrungen der Energiewende soll-
     verfahrensseitig keine Einschränkungen im Hinblick auf      kriterien für Struvit (Magnesiumammoniumphosphat –           ten weitere Belastungen des Gebührenzahlers vermieden           »»   ExtraPhos®
     die gewonnenen P-Rezyklate ergeben. Hiermit wird aber       MAP), Biokohle und aschebasierte Produkte für die Ver-       werden. Es wird sich auch zeigen, dass Prozesse, deren          »»   PARFORCE
     keine Aussage über deren mögliche Verwendung, etwa          wendung von Düngemitteln eingesetzt..                        Gestehungskosten über dem Produktwert liegen, entwe-
                                                                                                                              der eingehend überarbeitet werden müssen oder nicht             Im RecoPhos®-Verfahren der Firma reco-phos Consult
                                                                                                                              weiterverfolgt werden. Das betrifft auch diejenigen Ver-        GmbH werden DüMV-konforme Klärschlammaschen mit
                                                                                                                              fahren, die keine Standardqualitäten liefern, eine Spezi-       Phosphorsäure versetzt und ein wasserlösliches Gra-
                                                                                                                              fikationskonformität somit nicht gegeben ist und damit          nulat mit einem Phosphoranteil von 38% hergestellt. Auf
                                                                                                                              auch keine Perspektive besteht, am Markt erfolgreich be-        diese Weise lassen sich 98% des im Klärschlamm enthal-
                                                                                                                              stehen zu können. Zudem muss ein solches Produkt vom            tenen Phosphats zurückgewinnen. Bei der Verarbeitung
                                                                                                                              Markt akzeptiert werden und sich gegen eine existierende        der Klärschlammaschen fallen weniger als 1% Abfall an.
                                                                                                                              Marktmacht verschiedener Düngemittelproduzenten be-             Die reco-phos Consult GmbH plant derzeit eine Anlage in
                                                                                                                              haupten – ein Umstand, der bei der Recyclingkonzeption          Haldensleben (Seraplant) und produziert nach eigenen
                                                                                                                              oftmals zu wenig Beachtung findet. In diesem Zusammen-          Angaben einen P-Dünger mit annähernden Tripelsuper-
                                                                                                                              hang ist darauf zu verweisen, dass ein P-Recycling auf Ba-      phosphateigenschaften. Als kritisch wird die Verfügbar-
                                                                                                                              sis von Klärschlammasche nur dann für sich in Anspruch          keit DüMV-konformer Klärschlammasche gesehen.

                                                                                                                              3 TRL: Technology Readiness Level (technologischer Reifegrad)

14                                                                                                                                                                                                                                                        15
anforderungen an einen zukunftssicheren, ganzheitlichen ansatz                                                                              anforderungen an einen zukunftssicheren, ganzheitlichen ansatz
     8                     zur sicherung der phosphatrückgewinnung aus sekundären rohstoffen                                                                     8     zur sicherung der phosphatrückgewinnung aus sekundären rohstoffen

     Beim ePhos®-Verfahren des Fraunhofer IGB, das primär                                     verwendet werden. Gegenwärtig wird eine Pilotanlage in             bis 600 °C erfolgt in einem Doppelschneckenreaktor zu-        treiber bzw. Klärschlammentsorger strategische Freiräu-
     für die Rückgewinnung von Ammonium und Phosphat aus                                      Zusammenarbeit mit Hamburg Wasser betrieben.                       nächst eine schonende Entgasung und anschließend eine         me hinsichtlich der thermischen Verwertung geschaffen
     Filtratwasser der kommunalen Abwasserreinigung entwi-                                                                                                       Veraschung durch gezielte Luftzugabe. Die im Reaktor          werden und die Errichtung weiterer Monoverbrennungs-
     ckelt wurde, erfolgt die Phosphatfällung elektrochemisch                                 Das PRiL-Projekt (Phosphorrückgewinnung und Entwick-               entstehenden Gase werden in einer nachgeschalteten            anlagen nicht zwingend notwendig ist (Abb. 5).
     unter vollständigem Verzicht auf die Zugabe von Chemika-                                 lung intelligenter Langzeitdünger) der Fraunhofer-Pro-             Brennkammer nachverbrannt. Im Abgasstrom enthaltene
     lien. Die elektrochemische Phosphorfällung findet in einer                               jektgruppe IWKS mit Fritzmeier Umwelttechnik und ICL               saure Schadstoffe werden in einem alkalischen Rauchgas-       Neben der Wirtschaftlichkeit ist für die Betreiber von
     Elektrolysezelle statt, die aus einer inerten Kathode und                                Fertilizers Deutschland basiert auf dem P-Bac-Verfahren            wäscher entfernt. Flüchtige Klärschlammbestandteile wie       Kläranlagen und Klärschlammverbrennungsanlagen vor
     einer Opferanode aus Magnesium besteht. Durch die ka-                                    und erzeugt einen Phosphat-Recyclingdünger aus Klär-               Quecksilber werden adsorptiv an einen Aktivkohlefilter        allem maßgeblich, dass ein Verfahren zukunftssicher ist.
     thodische Reduktion werden Wassermoleküle gespalten,                                     schlammasche. Die benötigte Schwefelsäure wird dabei               gebunden, sonstige Schwermetalle und Staub werden in          Das heißt, die technologische Lösung muss hinreichend
     wobei den pH-Wert erhöhende OH–-Ionen gebildet wer-                                      durch mikrobielle Oxidation von reduzierten Schwefel-              einem Filter abgeschieden. Der feste Rückstand kann als       robust sein, damit auch zukünftige (vorhersehbare) Än-
     den. Hierdurch entfällt beim ePhos®-Verfahren die Einstel-                               verbindungen bzw. elementarem Schwefel in einem Fer-               Rohstoff mit einem hohen Anteil an pflanzenverfügbarem        derungen der gesetzlichen Quoten, insbesondere Grenz-
     lung des pH-Wertes durch Dosierung von Chemikalien. An                                   menter gebildet. Die Säure wird zusammen mit den Bak-              Phosphor in der Düngemittelproduktion eingesetzt wer-         wertabsenkungen sicher erfüllt werden können. Dazu
     der Anode findet eine Oxidation statt: Magnesiumionen                                    terien mit der Klärschlammasche vermischt. Nach dem                den.                                                          müssen verschiedene Herausforderungen bewältigt wer-
     gehen in Lösung und reagieren mit dem im Wasser ent-                                     Leachingvorgang wird die Lösung mit dem gelösten Phos-                                                                           den. Denn bislang ist die Motivation zur Implementierung
     haltenen Phosphor und Stickstoff zu Magnesiumammoni-                                     phat und den Schwermetallen von der Asche durch eine               Beim ExtraPhos®-Verfahren der Chemischen Fabrik Bu-           der Struvit-Kristallisation in Klärwerken die Verminderung
     umphosphat. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde                                     Kammerfilterpresse getrennt. Aufgrund der Änderung der             denheim KG werden in einem ersten Schritt die im Klär-        der Stickstofffracht im Abwasser sowie die Verhinderung
     das Verfahren in einer Pilotanlage mit einem Durchfluss                                  Milieubedingungen in der Lösung kommt es zu einer mi-              schlamm gefällten schwerlöslichen Phosphate nach der          von Struvit-Inkrustationen bei Kläranlagen, die mit einer
     von bis 1 m3/h auf einer Kläranlage mit biologischer Phos-                               krobiell induzierten Ausfällung der Phosphate, während             Faulung in einem Rohrreaktor unter Druck mit Kohlen-          vermehrten biologischen P-Eliminierung ausgestattet
     phorelimination in Norddeutschland getestet.                                             die Schwermetalle gelöst bleiben. Damit ist kein Einsatz           stoffdioxid rückgelöst. Unter Atmosphärendruck wird der       sind. Als Vorteil ist dabei zu sehen, dass sich etliche MAP-
                                                                                              von Fällungsreagenzien nötig. Im Rahmen des Projektes              Festanteil anschließend von der flüssigen Phase getrennt.     Verfahrenen derzeit schon im großtechnischen Einsatz
     Das TetraPhos®-Verfahren der Remondis Aqua GmbH &                                        PRiL wird das P-Bac-Verfahren in den industriellen Maß-            Die Phosphate bleiben dabei vorerst in Lösung. Durch eine     bewährt haben. Allerdings haben die bisher installierten
     Co. KG produziert in einem mehrstufigen Prozess durch                                    stab überführt. Außerdem ist es das Ziel, das Rohprodukt           Kalkzugabe wird das Phosphat in Form von Calciumphos-         und betriebenen Anlagen für den neuen Ansatz zu geringe
     Zugabe von Phosphorsäure eine Rohphosphorsäure aus                                       (Fe-Phosphat) zu einem marktfähigen Düngemittel weiter-            phat als Reinfraktion, die als Phosphatdünger geeignet        Rückgewinnungsquoten im Hinblick auf die Gesamtbilanz
     Klärschlammasche. Dabei werden Phosphate zunächst                                        zuentwickeln und die anfallenden Reststoffe (Restasche,            ist, wieder ausgefällt. Das eingesetzte Kohlenstoffdioxid     einer Kläranlage. Grundvoraussetzung für die Anwendbar-
     durch Zugabe von verdünnter Phosphorsäure aus der                                        Schwermetalle, P-abgereicherte „Lauge“) einer weiteren             soll im großtechnischen Betrieb rezykliert werden. Derzeit    keit des ganzheitlichen Konzeptes ist jedoch, dass die P-
     Klärschlammasche gelöst. Anschließend wird die ange-                                     Verwertung bzw. einer prozessinternen Rezyklierung zu-             werden Untersuchungen im Pilotmaßstab in der Kläranla-        Eliminierung überwiegend biologisch (Bio-P) erfolgt. Wird
     reicherte Phosphorsäure mithilfe von Schwefelsäure von                                   zuführen.                                                          ge Mainz-Mombach durchgeführt.                                gelöstes Phosphat mittels Eisen- oder Aluminiumsalzen
     Calcium befreit, d.h. Koppelprodukt ist Phosphorgips, der                                                                                                                                                                 gefällt, wäre die Struvitkristallisation aufgrund des gerin-
     in der Bauindustrie eingesetzt werden kann. Eisen und                                    Im PYREG®-Verfahren der Fa. PYREG GmbH wird getrock-               Das an der TU Bergakademie Freiberg entwickelte PAR-          gen gelösten P-Gehaltes nur eingeschränkt möglich. Die
     Aluminium werden über einen Ionentauscher entfernt und                                   neter Klärschlamm (80 Masse-% TS) in einem gestuften               FORCE-Verfahren stellt Phosphorsäure aus phosphathal-         chemische Phosphateliminierung gilt jedoch als zuverläs-
     können als Fällmittel (Eisen- und Aluminiumsalze) wieder-                                Verbrennungsverfahren thermisch behandelt. Bei 550                 tigen Reststoffen, wie KSA, Industrieabfällen oder Struvit    siger als die rein biologische, weswegen Kläranlagenbe-
                                                                                                                                                                 – einem Kristallisationsprodukt aus Kläranlagen – her.        treiber diesen Weg bevorzugen. Aus diesem Grund muss
                                                                                                                                                                 Sofern silikatische Reststoffe anfallen, werden diese als     der ganzheitliche Lösungsansatz neben der Optimierung
                                                                                                                                                                 Bindemittel der Baustoffindustrie zugeführt. Der Kernpro-     der biologischen P-Eliminierung auch eine Alternative zur
     Abwasserbehandlung

                                                                                                   Situative
                                                                                            P-Eliminierung mittels                                               zess des Verfahrens ist die elektrodialytische Abtrennung     chemischen Phosphatfällung beinhalten, um trotzdem
                                                                                             Partikeltechnologie
                                                                            P-Konzentration                                                                      der Rohphosphorsäure von der verbliebenen Aufschluss-         die Einhaltung des gesetzlichen Einleitgrenzwerts vor
                                                   Biologische P-             im Ablauf –
                          Zulauf                                                                                              Vorfluter
                                                    Eliminierung            Einleitgrenzwert                                                                     lösung. Die Reinigung und Konzentrierung der Rohphos-         Abgabe in den Vorfluter der Kläranlage zu gewährleisten.
                                                                                                                                                                 phorsäure erfolgt über eine Flüssig-Flüssig-Extraktion nach   Hier kommen z.B. Verfahren, wie das von der Fraunhofer-
                                                                                                                                                                 dem bekannten Stand der Technik. Auf diese Weise kann         Projektgruppe IWKS entwickelte SuPaPhos-Verfahren in
                                                                                                                                                                 das recycelte Phosphat in verschiedene Märkte reintegriert    Betracht. Beim SuPaPhos-Verfahren kommen magnetisch
                                     Klärschlamm

                                                                                                                                                                 werden, ohne dass Konkurrenzsituationen mit etablierten       schalt- und abtrennbare Kompositpartikel im Mikrometer-
                                                                                                                                                                 Produzenten einem Marktzugang entgegenstünden.                maßstab zum Einsatz. Durch die Modifizierung mit einem
     Schlammbehandlung

                                                                               Struvit-                                                    Thermische
                                                         Schlammbe-
                                                                            Kristallisation                                                                                                                                    auf Phosphat abgestimmten Adsorbermaterial kann ge-
                                                          handlung /
                                                                                 und
                                                                                                                       Entphosphatierter   Verwertung
                                                                                                       P-Konzentration
                                                           Faulung
                                                                            Abscheidung                im Restschlamm
                                                                                                                         Klärschlamm       -   Zementwerk        Ein ganzheitlicher Lösungsansatz zur Erfüllung der Phos-      zielt gelöstes Phosphat im Abwasser gebunden werden.
                                                                                                                                           -   Kohlekraftwerk
                                                                                                         < 20g/kg TM
                                                                                                                                           -   Müllverbrennung   phorrückgewinnungspflicht liegt in der Kombination            Durch ihre magnetische Eigenschaft lassen sich die be-
                                                                                  Struvit

                                                                                                                                           -   Monoverbrennung
                                                                                                                                                                 verschiedener bekannter Verfahren. Die Verfahrensket-         ladenen Partikel mittels handelsüblicher Magnetsepara-
                                                                       Chemische Aufbereitung /                                                                  te bestehend aus biologischer P-Eliminierung, Struvit-        toren entfernen. In einer Waschlösung aus Natronlauge
                                                                             Veredelung                      Phosphorsäure                                       Kristallisation, Phosphorsäuregewinnung und der Phos-         kann das Phosphat wieder rückgelöst und die so regene-
                                                                                                                                                                 phatadsorption ermöglicht es, den Phosphorgehalt im           rierten Partikel im Kreislauf weiter zur Phosphatentfer-
     Abb. 5: Schematische Darstellung eines ganzheitlichen Ansatzes zur Phosphatrückgewinnung im Klärwerksbereich bestehend aus einer biolo-
     gischen P-Eliminierung, Struvit-Kristallisation, Phosphorsäuregewinnung und Phosphatadsorption an Partikeln.                                                Klärschlamm unter den gesetzlich vorgeschriebenen P-          nung eingesetzt werden.
     (Quelle: TU Bergakademie Freiberg)                                                                                                                          Grenzwert zu senken, so dass für einen Kläranlagenbe-

16                                                                                                                                                                                                                                                                                            17
9     Ausblick                                               10 handlungsempfehlung

     9 Ausblick                                                   10 Handlungsempfehlung

     Der Ausstieg Deutschlands aus der bodenbezogenen             1.   Verfahrensentwicklungen zur Phosphatrückgewin-
     Klärschlammverwertung und die Rückgewinnung von                   nung und deren technische Umsetzung sind risiko-
     Phosphor zur Nutzung heimischer Phosphatquellen ist               reich. Mittelfristig müssen noch weitere öffentliche
     ein bedeutender Beitrag zur Ressourcenschonung und                Fördermaßnahmen zur Unterstützung der Entwick-
     wird nach der Realisierung in der Praxis ein weiteres Bei-        lung initiiert werden.
     spiel zur technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen
     Umsetzungsfähigkeit des Kreislaufwirtschaftsgedankens        2.   Der Fokus dieser Verfahrensentwicklungen sowie der
     darstellen. Die in Deutschland geschaffenen Rahmenbe-             dazugehörigen Fördermaßnahmen muss auf dem
     dingungen besitzen international Signalwirkung für die            Übergang in die Industriereife liegen.
     Nutzung heimischer Sekundärphosphorquellen. Die Ent-
     wicklung von Prozessketten und die wirtschaftliche Um-       3.   Die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Inverkehr-
     setzung einer ganzheitlichen Betrachtungsweise stellen            bringen P-basierter Basischemikalien bzw. sekun-
     nach wie vor eine Herausforderung dar. Gleichwohl ist da-         därer Düngemittel müssen weiterentwickelt und die
     von auszugehen, dass verschiedene Länder aufgrund lo-             Gesetze und Verordnungen an die Gegebenheiten der
     kaler Gegebenheiten an der landwirtschaftlichen Nutzung           industriellen Praxis angepasst werden.
     von Klärschlämmen festhalten. Es ist letztlich das Zusam-
     menspiel aller beteiligten Akteure, wie der Gesetzgeber,     4.   Kläranlagenbetreiber und Abwasserzweckverbände
     der Landwirte, der Abwasserreiniger, Klärschlammver-              vollziehen den hoheitlichen Entsorgungsauftrag für
     brenner und Phosphatproduzenten, aber auch der Tech-              Abwasser und der Abgabe von gereinigtem Wasser.
     nologienentwickler notwendig, um eine praktikable und             Für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßgaben der
     wirtschaftlich sinnvolle Lösung zu finden.                        AbfKlärV sind sie auf Beratung durch sachkundige Fir-
                                                                       men und staatlichen Informationsstellen angewiesen.
                                                                       Solche Maßnahmen sollten durch Öffentlichkeitsar-
                                                                       beit und finanziell durch nationale und europäische
                                                                       Fördermittel unterstützt werden.

                                                                  5.   Die Belastung des Gebührenzahlers durch Maßnah-
                                                                       men zur Umsetzung der AbfKlärV muss so gering wie
                                                                       möglich gehalten werden. Auf die Wirtschaftlichkeit
                                                                       der P-Rückgewinnungsverfahren ist daher zwingend
                                                                       zu achten. Hierzu gehört insbesondere, dass durch
                                                                       die Phosphatrückgewinnung keine zusätzlichen Ab-
                                                                       fälle entstehen, die ggf. aufwändig und zu hohen
                                                                       Kosten zu entsorgen sind.

                                                                  6.   Um das Primat der Wirtschaftlichkeit zu erfüllen,
                                                                       müssen P-Rückgewinnungsverfahren im industriellen
                                                                       Maßstab in marktetablierte Produkte in verkaufsfähi-
                                                                       ger Qualität münden.

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