Planwechsel als Dauerzustand - Die Abteikirche und Klausurgebäude von Saint-Gilles-du-Gard
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Planwechsel als Dauerzustand Andreas Hartmann-Virnich & Heike Hansen Planwechsel als Dauerzustand Die Abteikirche und Klausurgebäude von Saint-Gilles-du-Gard Die Bausubstanz der romanischen Abteikirche sowie variierende Abmessungen und Formen und Klosteranlage von Saint-Gilles im Rhône sich wiederholender Bauglieder in der Unter- delta, einst eines der bedeutendsten Pilgerziele kirche gegen die Verwendung detaillierter Bau des mittelalterlichen Okzidents und als solches pläne, so haben sich im Ostteil des Kirchenbaus im als „Pilgerführer“ bekannten, um 1140 abge- zahlreiche Markierungen erhalten, die im Be- fassten 4. Buch des als „Codex Calixtinus“ be- reich des Umgangschores die Verwendung von kannten „Liber Sancti Jacobi“ erwähnt, w urde Messschnüren nachweisen, mit denen ein nach im Rahmen der seit 1999 durchgeführten bau- Proportionsverhältnissen geordnetes geomet- und grabungsarchäologischen Untersuchungen risches Grundkonzept in situ im Maßstab 1:1 umfassend aufgemessen und bauforscherisch für die Anlage der Apsis, des Umgangs und untersucht (Abb. 1). Hierbei konnten die For- des Kapellenkranzes übertragen wurde, dessen schungen insbesondere eine detaillierte Relativ Sonder stellung innerhalb des Bauvorhabens chronologie der Baumaßnahmen erstellen und durch die außerordentlich sorgfältige Ausfüh- aufzeigen, dass deren Abfolge durch häufige rung der Choranlage bestätigt wird. Planwechsel und Umplanungen beeinflusst und Wie durch die neuesten Forschungen zwei- beeinträchtigt wurde, die, sowohl durch unzu- felsfrei belegt werden konnte, ist die heute noch reichende Bauvorbereitungen und technische in Teilen erhaltene Abteikirche nicht mit ihrem wie materielle Probleme als auch durch gestal- inschriftlich und in der hauptsächlichen zeitge- terische Experimentierfreudigkeit bedingt, das nössischen Schriftquelle, dem „Liber Miraculo- ursprüngliche Bauvorhaben deutlich veränder- rum sancti Aegidii“, mit dem Gründungsdatum ten. Unser Beitrag möchte dieses Thema auf 1116 erwähnten Vorgängerbau identisch, mit der Grundlage der bereits vorliegenden Veröf- dem sie bisher immer verwechselt wurde. In der fentlichungen1 zusammenfassend aufarbeiten, Tat erwies sich die im südwestlichen Strebe da der Fall Saint-Gilles mit exemplarischer pfeiler des Langhauses verbaute Gründungs Deutlichkeit belegt, dass die konkrete Umset- inschrift (Abb. 2) zwar als an sich authentisch, zung des Projektes auf dem Gelände in den doch als wiederverwendete Spolie, die in einer frühen Stadien des Konzepts, der Bauvorbe- frühen Phase der Errichtung der beiden West reitung, der Anlage der Fundamente und der joche mit zahlreichen umgearbeiteten Werk- schrittweisen Errichtung des Aufgehenden zu steinblöcken neu verbaut wurde. Auch die bei den em pirisch improvisierten ad-hoc-Lösungen Grabungen 2014/15 und 2021 freigelegten Fun- führen konnte, die keinen schlüssig in allen Ein- zelheiten durchdachten Gesamtplan erkennen lassen. Sprechen regellose Fluchtkorrekturen 1 Siehe Literaturverzeichnis. Hartmann-Virnich, Andreas/Hansen, Heike: Planwechsel als Dauerzustand. Die Abteikirche und Klausurgebäude von Saint- 585 Gilles-du-Gard; in: Diener, Andreas/Kleiner, Marlene/Lagemann, Charlotte/Syrer, Christa (Hrsg.): Entwerfen und Verwer- fen. Planwechsel in Kunst und Architektur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Festschrift für Matthias Untermann zum 65. Geburtstag. Heidelberg: arthistoricum.net 2022, S. 585–600 (https://doi.org/10.11588/arthistoricum.885.c11510).
586 Andreas Hartmann-Virnich & Heike Hansen 0 10 20 30 40 1 Saint-Gilles-du-Gard, tachymetergestützter Gesamtplan der ehemaligen Klosteranlage mit Eintragung der Grabungen im Bereich des ehemaligen Kreuzgangs und der Ostteile der Abteikirche (2009–2021).
Planwechsel als Dauerzustand 2 Auf das Jahr 1116 datierte Gründungsinschrift, 3 Fundamente des zweiten Westjochs der süd zweitverwendet im südlichen Strebepfeiler der bei- lichen Langhausmauer (2015). den Ostjoche des Langhauses. damente der südlichen Langhausmauer wurden Vorbildern nachgestaltet, wobei die etwa ein mit Abbruchmaterial eines Werksteinbaus ge- Jahrhundert zuvor begonnene Kirche Saint- mauert, dessen Steinmetzzeichen typologisch Sernin in Toulouse wahrscheinlich das dimensi- in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts fallen onale Grundkonzept beeinflusste,4 die Ausfüh- (Abb. 3). Hiermit konnte insbesondere die seit rung der im Unterschied zu Saint-Sernin nicht den Forschungen Richard Hamanns postulierte fünf-, sondern nur dreischiffigen Kirche aber mit Schlüsselstellung der frühdatierten Westfassade einem kaum die Flucht der Seitenschiffmauern von Saint-Gilles als Ausgangspunkt einer „süd- überragenden Querhaus und einem seitlich von französischen Protorenaissance“2 widerlegt wer- Flankenkapellen begleiteten Umgangschor mit den. Die Grabungen im ehemaligen Kreuzgang Radialkapellen andere bedeutende romanische und die Bauuntersuchung der Reste der roma- Bauten reflektierte, unter denen der Chor der nischen Klausurgebäude erbrachten den Nach- Jerusalemer Grabeskirche eine besondere Stel- weis, dass die drei Flügel mit den anschließen- lung einnahm.5 den Galerien des Kreuzgangs, die schon vor der Schon die gegen Ende des 11. Jahrhunderts französischen Revolution vollständig demon- mit dem Ostflügel begonnene Errichtung der tiert wurden und deren Skulpturenschmuck zu Klausurgebäude folgte weder einem gemeinsa- Kalk verbrannt wurde, vor der heutigen Kirche men noch einem einheitlichen Gesamtkonzept: entstanden und mit der bereits in eine Unter- An den heute nur noch fragmentarisch erhal- und Oberkirche unterteilten Vorgängerkirche doppelgeschossig verbunden waren, bis deren Abbruch kaum mehr als ein halbes Jahrhundert 2 Hamann 1922, besonders S. 3–9, 23–32, 44–60, 100 f. nach dem Baubeginn Platz für eine wesentlich und 133–137; Hamann 1955; Hamann 1956, beson- größere Kirche schaffen sollte. Dieser mit einer ders S. 185–297, passim. mutmaßlich mehr als doppelten Gesamtbreite3 3 Die Georadar-Untersuchungen in der Unterkirche die Grundfläche des Kreuzgangs um nahezu ein blieben allerdings wegen der ungünstigen Beschaffen- Drittel überlagernde und die zu rekonstruieren- heit des Untergrunds ergebnislos (Crespin/Vacheyro- ux/Dabas/Hartmann-Virnich 2013). de Gesamtlänge fast verdoppelnde Kirchenbau 4 Vergleiche Hartmann-Virnich/Hansen 2018, wurde in für die Region ganz untypischen For- S. 184–188. men und Dimensionen verschiedenen exogenen 5 Vergleiche Freigang 2006. 587
Andreas Hartmann-Virnich & Heike Hansen 0 7m 4 Ehemaliger Kreuzgang, tachymetergestütztes Teilaufmaß der Ostfassade des Westbaus mit Ansatz und Re- konstruktion einer geplanten Verlängerung der Westgaleriearkade nach Westen sowie der mutmaßlich Anfang des 13. Jahrhunderts eingebauten Treppenanlage (2014–2021). tenen Ostflügel, einen schmucklosen Bruch- der Vollendung des Untergeschosses wieder steinbau mit Werkstein-Einschüssen, wurde im verworfen wurde (Abb. 4). Diese Baumaßnah- zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts ein völlig me setzt voraus, dass zu diesem Zeitpunkt der anders gestalteter Südtrakt angefügt. D ieser große Kirchenneubau bereits vorgesehen war wurde als eigenständiger Baukörper nach einem und lässt darauf schließen, dass man zunächst metrologisch durchdachten Grundkonzept ge- vorhatte, den bereits bestehenden Südbau abzu- staltet und mit einer differenziert hierarchisie- reißen und den Kreuzgang um die an der Nord- renden Verwendung von Bruchstein für weniger seite entfallenden Joche nach Süden zu verlän- sichtbare und Werkstein für exponierte Mauer gern und den Raumverlust somit auszugleichen. partien wie das kreuzgangseitige Blendarka- Letztendlich wurde jedoch, wie die Grabungen dengeschoss und die Portal- und Fensterzone belegten, nur die Nordgalerie an der Südseite sowie das Innere des Obergeschosses errichtet. der spätromanischen Abteikirche neu errichtet Hiervon unabhängig wurde mit großem Ab- und mit Bauplastik im Stile der Westfassade stand an der Westseite ein dritter Flügel errich- ausgestattet, vielleicht um durch den aufwendi- tet, der wiederum als reiner Werksteinbau in gen Dekor über die Reduktion des Kreuzganges ganz anderen Formen konzipiert war und seiner und des Klausurbereiches hinwegzutrösten. Ob- eigenen, offensichtlich durch eine ältere Be- wohl die neue Galerie schon von Anfang an ge- bauung bedingten Ausrichtung folgte. Wie die plant gewesen sein dürfte, um die Anbindung jüngsten Bauuntersuchungen ergaben, w urde der neuen Unterkirche an den Kreuzgang zu dieser Westflügel zunächst mit einer vierjochi- gewährleisten, wurden die seitlichen Doppel gen Verlängerung der in die kreuzgangseitige arkaden der neuen Nordgalerie erst nachträg- Außenwand einbezogenen Blendarkade der lich zwischen die Strebepfeiler des Kirchenbaus Kreuzganggalerie geplant, die jedoch schon vor gespannt und ihre mittigen Stützpfeiler samt 588
Planwechsel als Dauerzustand Fundament unverzahnt an die Wand angesetzt. Auch hier erweisen sich die Baumaßnahmen als unkoordiniert. Die Konstruktion des Untergeschosses der spätromanischen Abteikirche weist eine Un- zahl von Anomalien auf, die auf eine unabläs- sige Weiterentwicklung des Projektes im Bau- verlauf selbst hindeuten und hier im Einzelnen nicht besprochen werden können (Abb. 5). Die mit wiederverwendetem Abbruchmaterial eines Werksteinbaus aus dem frühen 12. Jahrhundert, höchstwahrscheinlich der Vorgängerkirche, ge- mauerten Fundamente der Südmauer, die in knapp bemessenen Gräben angelegt wurden, 5 Unterkirche, Fluchtkorrekturen am südöstlichen deren Abdruck sich stellenweise am austreten- Wandpfeiler (2010). den Mörtel der Fundamentschichten erhal- ten hat, bilden kein verbreitertes Auflager für das Aufgehende, treten im Gegenteil im Falle des Westjoches sogar schichtweise hinter die Flucht der Wand zurück (Abb. 6) und ruhen anstatt auf einem festen Untergrund auf einer frühmittelalterlichen Aufschüttung. Weder die Größe noch das Gewicht des Neubaus scheinen den Bauleuten zum Zeitpunkt des Aushubs der Gräben bekannt oder bewusst gewesen zu sein, zumal der verwendete Mörtel im Gegensatz zu dem später im Aufgehenden verwendeten eine weit geringere Festigkeit besaß.6 Wie die Bau- untersuchung der Westfassade und die späteren Grabungen nachweisen konnten, sackte infolge dieser Unzulänglichkeiten die gesamte Südseite des Baus mit dem angrenzenden Gelände schon nach dem Versatz der ersten Schichten stetig ab, ein unaufhaltsamer Prozess, den die Bau- leute fortlaufend mit steigenden Schichthöhen, breiteren Lagerfugen und Senkrechtstellung der vertikalen Elemente zu korrigieren such- ten, ohne jedoch die Bildung eines Risses im Fassadensockel verhindern zu können, der sich 6 Fundamente des ersten Westjochs der südlichen über einem älteren im Fundament verbauten Langhausmauer (2015). Mauerrest auftat und immer weiter auseinan- derklaffte, bis er, wie die Sondagen unter dem Mittelportal ergaben, letztendlich eine Breite von bis zu 30 cm erreichte. Der Riss durchlief sogar die bauzeitlichen Füllschichten unter dem Querhaus, wo, wie noch zu zeigen sein wird, die 6 Vergleiche hierzu Hartmann-Virnich (in Vorberei- Ostteile zwar wesentlich solider fundamentiert tung). 589
Andreas Hartmann-Virnich & Heike Hansen 7 Unterkirche, Fluchtkorrekturen am Innenhaupt 8 Unterkirche, Anfang des Kreuzrippengewölbes der West- und Nordwand (2010). im Westjoch des südlichen Seitenschiffs (2010). wurden, doch das Nord-Süd-Gefälle ebenfalls stalteten Freipfeiler in Form und Maß deutlich kompensiert werden musste. Der Neubau war von den Wandstützen ab und bilden mit diesen somit in seiner gesamten Länge von den Stabi- ein mehr oder weniger stark verzerrtes und nur litätsproblemen betroffen. annähernd orthogonales Achssystem. Auch die Auffällig ist, dass nicht nur zu beiden Seiten unbeholfen wirkende Umbildung der Stützen der Fundamente, sondern auch im Inneren der und Auflager zur nachträglichen Aufnahme von Unterkirche an Wandschichten sowie Wand- Bandrippengewölben erfolgte ohne ein einheit- und Freipfeilern zahlreiche Fluchtkorrekturen liches organisches Konzept und deutet auf eine vorgenommen wurden, die bis zu 30 cm Breite ad-hoc-Anpassung an die in jedem Mittel- und erreichen und keiner nachvollziehbaren Logik Seitenschiffjoch anderen baulichen Verhält- folgen, mit Ausnahme einer dreifachen Rück- nisse hin. Hierbei sind die Wölbformen und stufung der Nordwand, welche die um etwa ,-techniken uneinheitlich (Abb. 8): So wurden 35 cm geringere lichte Breite des nördlichen die Werksteinschichten der Kappen der Band Seitenschiffes der Unterkirche zur Oberkirche rippengewölbe in den zwei westlichen Mittel hin schrittweise um 20, 10 und 5 cm an die des schiffjochen im Scheitelbereich nach einer zeit- Südseitenschiffes angleicht (Abb. 7), wobei die typischen Methode mit Lehrhölzern gemauert, Nordmauer in der Oberkirche mit einer Stärke für die grobe Kerben in die Gurte und Rippen von 190 cm gegenüber 220 cm an der Süd eingeschlagen wurden, die anschließend mit seite bemessen werden musste, um dieses Ziel Mörtel verfüllt wurden.8 Aufgrund der Riss zu erreichen.7 Die Korrekturen deuten darauf bildung in der angrenzenden Westfassade wur- hin, dass die Vermessung der Mauerfluchten den diese beiden Gewölbe ebenso wie das Tym- und Wandstützen der neuen Kirche im Inne- panon und die Archivolten des Hauptportals ren durch Teile der älteren Bebauung behindert wurde, die zu diesem Zeitpunkt noch standen und vielleicht bis zu ihrer Niederlegung als Pro- 7 Hansen 2007, S. 104. visorium dienten. In der Tat weichen die un- 8 Zu dieser Technik vergleiche Bernardi/Hartmann- einheitlich und individuell unterschiedlich ge- Virnich 2003. 590
Planwechsel als Dauerzustand erst in einer letzten Wölbungsphase eingesetzt; ein gemeinsames Proportions- und Maßsystem ihre Konstruktion legt somit nahe, dass die in einbezogen sind,11 wobei die massiven Funda- der Region ab etwa 1200 belegte Methode als mentplatten der kleinen Zwischenkapellen in konstruktionstechnische Neuerung aufgegriffen das Umgangsfundament einbinden, die der grö- wurde.9 ßeren Radialkapellen jedoch als halbkreisförmi- Die Frage, ob zu Baubeginn noch Teile der ge Grundmauern an dieses angesetzt wurden älteren Kirche als Raum für liturgische Hand- (Abb. 9). Der im Aufgehenden abweichende lungen beibehalten wurden, um die die Mauern Grundriss der nordöstlichen Radialkapelle be- der Unterkirche herumgeführt wurden, stellt legt, dass der Grundriss nach Fertigstellung der sich auch für die Mauern eines vermutlich nur Fundamente neu ausgerichtet wurde. Auch die als provisorische Verlängerung des Mittelschiffs Fundamente des Apsissockels, deren Oberkante der Unterkirche unter der Vierung nach Osten an die 30 cm höher liegt als die der Umgangs- geführten Unterbaus, der unterhalb des Fuß- und Kapellen fundamente und die mit groß- bodenniveaus der Oberkirche mit einer von formatigen Bruchsteinen gegen die Werkstein- auf Konsolen aufliegenden Balken getragenen Holzdecke abschließen sollte und zugleich als Spannfundament der Vierungs- und Haupt- chorpfeilerfundamente diente. Dieser Raum, 9 In einer Variante ist die Methode auch in der französi- zu dem auch die Nordmauer der Ostjoche der schen Frühgotik des späten 12. Jahrhunderts verbreitet und kam beispielsweise bei den um 1200 entstande- Krypta gehörte, wurde vermutlich nie genutzt nen Langhausgewölben von Notre-Dame in Paris zur und nach der Errichtung der in der Flucht der Anwendung, die im Rahmen der Restaurierungsmaß- Querhauswestwand eingezogenen Abschluss- nahmen an dem schwer brandgeschädigten Bau seit wand der Krypta verfüllt. 2020 untersucht werden (die unter Mitwirkung des In den Ostteilen der Kirche wurden – mit Mitautors A. Hartmann-Virnich durchgeführten For- schungen des Groupe de Travail „Pierre“ des Chantier Ausnahme der Apsis – die Fundamente un- CNRS Notre-Dame sind zum Zeitpunkt der Abfas- gleich tiefer, breiter, solider und aufwendiger als sung dieses Artikels noch unveröffentlicht). im Langhaus ausgeführt. Die mit neuem, groß- 10 Als Apsis wird hier vereinfachend der halbkreisför- formatigem Werksteinmaterial in knapp bemes- mige, mit alternierenden Doppel- und Vierfachsäulen senen Gruben gemauerten, sich teils mehrfach zum Umgang hin geöffnete Ostabschluss des Mittel- raums bezeichnet. gestuft nach unten verbreiternden Grund 11 Als größter gemeinsamer Teiler lässt sich eine mutmaß- mauern treten vor die Flucht der aufgehenden liche Grundeinheit von 18,1 cm ermitteln, wobei, mit Mauern und Pfeiler vor und bilden zudem u nter geringen Abweichungen, die drei lichten Breiten der der südlichen Chorflankenkapelle einen ge- Achskapelle, der Radialkapellen und der Apsiden der wölbten Kellerraum, dessen Funktion unklar ist, Flankenkapellen jeweils 35, 26 und 17 Einheiten, die Sockelmauer der Umgangspfeiler 10, der Durchmesser der jedoch belegt, dass die Bauleute in diesem der Apsis 54 und der Umgang 30 Einheiten messen. Bereich den starken Abfall des Geländes nach Die Sockelbreite der Vierungs- und Sanktu ariums Süden und Südwesten hin durch einen massiven pfeiler beträgt 1516 sowie 1313 Einheiten, der Ost- und monumentalen Unterbau ausgleichen woll- Westabstand der Vierungs- und Sanktuariumspfeiler ten. Das halbkreisförmige, 251–254 cm breite ist wiederum mit der Breite des Chorumgangs iden- tisch. 18,1 cm entsprachen ¾ eines palmus (pan, empan Fundament der Chorumgangswand wurde in ,‚Spanne‘), der bis zur Reform nach der französischen einem kontinuierlichen Bauvorgang organisch Revolution üblichen Grundeinheit der canna zu acht mit den gleichzeitig angelegten Fundamenten palmi, deren Länge örtlich unterschiedlich in der Regel der Flanken-, Radial- und Achskapellen er- zwischen 195 und 200 cm betrug, wobei im Kreuzgang richtet, die im Aufgehenden alternierend mit der Abtei Montmajour die Gravur einer 206 cm langen, in acht Einheiten von 25,75 unterteilten Abbildung jeweils einfacher, anderthalbfacher und bei der einer Messlatte eine größere Variationsbreite belegt. Achs kapelle doppelter Breite ebenso wie die Mit nur 193 cm fiele der entsprechende Wert in Saint- lichte Breite der Apsis10 und des Umgangs in Gilles verhältnismäßig gering aus. 591
Andreas Hartmann-Virnich & Heike Hansen 9 Chorumgang. Halbkreisförmiges Fundament 10 Chorumgang. Abweichender Fundamentver- mit einbindendem Fundament der Radialkapellen lauf unter der Apsissockelmauer (2017). (2017). sockel der in die Apsismauer eingebundenen umlaufenden Sockelzone mit ihrem im Chor in Hauptpfeiler gemauert wurden, weichen von der komplexerer Form weitergeführten Basisprofil Halbkreisform des Aufgehenden ab (Abb. 10). ausgeglichen werden mussten. Während von der Westfassade über das Auch die durchweg reichere Gestaltung Querhaus hinaus bis zum Ansatz des Chor- des Umgangschores mit seinem Baudekor, der umgangs die Seitenmauern und Freipfeiler der teils aus systematisch alternierend zweifarbi- Kirche – vermutlich aufgrund der abweichen- gem, hochwertigen Kalksteinmaterial gefertigt den Orientierung der älteren Bebauung – nicht wurde, das auch in der Westfassade verwendet pa ral lel verlaufen, sondern nach Osten hin wurde13 und dessen figürliche und vegetabile konvergieren und damit die lichte Breite um Bauplastik dem Stil der Westfassade nahe- insgesamt 2 m 12 verengen, bildet die halbrunde Choranlage ein in sich geschlossenes Ensemble, das nicht nur, wie noch zu zeigen sein wird, im 12 In der Oberkirche verjüngt sich die lichte Breite von Grundriss sorgfältig vermessen, sondern auch 26,55 m im Westjoch auf 24,52 m am Ansatz des Um- gesondert nivelliert wurde, wodurch sich an gangschores. den Anschlussstellen zu den unterschiedlich 13 Es handelt sich um einen feinkörnigen, harten Kalk- hohen Chorseitenschiffwandsockeln im Süden stein aus den vor allem in der Antike ausgebeuteten Steinbrüchen von Barutel oder Roquemaillière im und Norden erhebliche Abweichungen und Nordosten von Nîmes, der in einer blaugrauen und Unstimmigkeiten ergaben, die beidseitig durch einer hellgrauen Variante für die Abdeckplatten des eine schichtweise Nachbearbeitung der allseitig Apsissockels und die Basen der Freistützen des Chor- 592
Planwechsel als Dauerzustand steht, belegt, dass der Chor als gestalterischer und ikonographischer14 Gegenpol zur West fassade eine Sonderstellung im Gesamtprojekt einnahm. Dasselbe gilt für die aufwendigen Gewölbekonstruktionen, insbesondere die der berühmten Spindeltonne der als „vis de Saint- Gilles“ schon seit der Renaissance berühmten Wendeltreppe der nördlichen Chorflanke. An der Oberkante der Fundamente der Pfeiler und des Umgangs haben sich Ritzlinien und Einkerbungen erhalten, die den Grundriss des Aufgehenden im Chorbereich möglichst präzi- se vorzeichnen sollten und mit geringfügigen Abweichungen auch tatsächlich eingehalten wurden. Die Sockelwand des Umganges wurde mit einer im Mittel punkt der Apsis drehbar fixierten Schnur oder Kette als Halbkreis mittels eines spitzen Eisens angerissen und das Auf lager für die unterste Sockelschicht stellenweise abgearbeitet und geebnet (Abb. 11). An einem der Freipfeilerfundamente haben sich in die Fundamentoberkante eingeschlagene Kerben erhalten, die zur Fixierung von mit Gewichten beschwerten Schnüren dienten, die die Position der vier S eiten des Pfeilersockels exakt vorgaben 11 Chorumgang, in die Fundamentoberkante ein- (Abb. 12). Unterhalb der Oberkante der unters- gravierte Ritzzeichnung des Chorgrundrisses (rote Markierung) (2017). ten Innenhauptschicht der Apsissockelwand so- wie auf derselben Höhe am Außenhaupt wurden knapp oberhalb des zu rekonstruierenden Bodenniveaus im Apsisinneren, umgangsseitig etwa 70 cm oberhalb der Fundamentoberkante, T-förmige Zeichen eingeschlagen, an denen ra- dial gespannte Schnüre ausgerichtet wurden, die zur Bestimmung der Mittelachse, der Position umganges und der mittleren Freipfeiler des Sanktu ariums verwendet wurde und möglicherweise antiken Ursprungs ist (vergleiche Bromblet/Leroux 2021. 14 Ein Auszug aus den Beschlüssen des Stadtrates vom 9. Mai 1824 verweist auf den Verlust der Chorkapitelle, auf denen die gesamte Genesis von der Schöpfung bis zur Sintflut dargestellt gewesen sein soll (Extrait du registre des procès-verbaux du conseil municipal, Ar- chives départementales du Gard, 8 T 420), eine Be- 12 Chor. Fundament des südöstlichen Freipfeilers: hauptung, die allerdings durch die wenigen dem Chor eingekerbte Markierungen für gespannte Schnü- zuzuordnenden Elemente weder gestützt noch wider- re zur Bestimmung der Fluchten der aufgehenden legt werden kann. Schichten des Pfeilersockels (2017). 593
Andreas Hartmann-Virnich & Heike Hansen 13 Chorgrundriss mit eingetragenem Achsensystem nach den im Aufgehenden noch erhaltenen bauzeitlichen Richtmarken (2017). der Apsispfeiler und der Kapellen dienten. Zwar -– allerdings stärker zerstörte – Südseite leicht sind diese Markierungen nur teilweise erhalten abweicht (Abb. 13). und erlauben daher keine vollständige Rekon- Im späteren Bauverlauf wurden das Seiten- struktion des Maßsystems, doch lassen sie, auf schiff und die Nordkapelle des Chores anstelle den Tachymetergrundriss übertragen, noch er- der ursprünglich geplanten Kreuzgratgewöl- kennen, dass die Längsachse parallel zur Süd- be über Bandrippen gewölbt, deren Profil und seite gelegt w urde und der Anschluss an die Dekor auch im Formenrepertoire der ebenfalls im Winkel stehende Nordseite von dem an die erst in einer späten Bauphase eingeführten 594
Planwechsel als Dauerzustand 14 Photogrammetrisches Aufmaß des Blendtriforiums im nördlichen Chorseitenschiff mit umgearbeitetem Ansatz für ein Kreuzrippengewölbe (2017). Band rippengewölbe der Krypta vorkommen, tive Wölbung zusätzlich ästhetisch aktualisiert die wahrscheinlich gleichzeitig mit denen des und aufgewertet werden. Wenig später kamen Chores errichtet wurden (Abb. 14). Chor um die Bauarbeiten im Chor und Querhaus zum gang und Krypta sollten offensichtlich mög- Erliegen, wurden ab 126115 für einige Jahre fort- lichst frühzeitig nutzbar sein und durch die von gesetzt und dann endgültig eingestellt, sodass außerregionalen Vorbildern inspirierte dekora- der Bau letztendlich unvollendet blieb. 15 In dem 1261 datierten Vertrag verpflichtet sich ma ordinare, administrare, dictare et regere […] quousque gister Martin de Launay aus Posquières dazu, die Bau- dictum opus dicte ecclesie fuerit integre consummatum“ arbeiten bis zur Vollendung der Kirche zu leiten: „Dic- (Mortet/Deschamps 1929, S. 288–290). tus magister Martinus promisit […] se dictum opus 595
Andreas Hartmann-Virnich & Heike Hansen Schluss Im Fall der Abteikirche von Saint-Gilles ergibt reich einzigartigen Synthese unterschiedlicher die flexible, oft unsichere und inkohärente, ja Formen, die sich mit Ausnahme der antikisie- fehlerhafte Ausführung, insbesondere zu Bau- renden Bauskulptur deutlich von regionalen beginn bei der Fundamentierung, kein klares Parallelen distanzieren, sowie mit ihrer aufwen- Bild von dem ursprünglich geplanten Bau. Viel- digen Bauplastik die Sonderstellung des Baus mehr scheint die Dynamik des Bauvorgangs in betonen, der dem hohen Rang und „internati- den frühen Stadien durch Änderungen geprägt, onalen“ Erfolg der Ägidiuswallfahrt Rechnung die eine stetige Aktualisierung des Projektes tragen und die in den Wunderberichten immer durch die Aufnahme zeitgenössischer Elemente wieder betonte Wirksamkeit der Fürsprache des und technischer Neuerungen wie den zahlrei- Titularheiligen veranschaulichen sollte. chen verbleiten Eisenarmierungen, die in Chor, Querhaus und Westfassade verbaut wurden,16 mit sich brachten. Die neue Kirche, für die ein Teil des Klausurbereiches geopfert werden musste, sollte offenbar mit einer für Südfrank- 16 Vergleiche Hartmann-Virnich/Hansen 2017. 596
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