Potenziale der Gemeinwesenarbeit zur Stärkung der lokalen Demokratie
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Bürgergesellschaft Potenziale der Gemeinwesenarbeit für die lokale Demokratie Milena Riede, Anna Becker, Naomi Alcaide Potenziale der Gemeinwesenarbeit zur Stärkung der lokalen Demokratie Ergebnisse einer empirischen Untersuchung in fünf Quartieren Politische Gleichheit ist ein zentrales Kriterium einer lebendigen Demokratie. Das heißt, allen Bür- gerinnen und Bürgern sollten die gleichen Möglichkeiten gegeben sein, sich eine politische Mei- nung zu bilden, diese frei zu äußern und sich an demokratischen Entscheidungsprozessen zu be- teiligen (Wagner 2019, S. 64). Es zeigt sich allerdings, dass mit zunehmender sozialer Ungleichheit und migrationsbedingter Diversität auch die politische Gleichheit abnimmt. Gerade in benachtei- ligten Stadtteilen sind daher die lokale Demokratie und die Integrationsfähigkeit demokratischer Prozesse besonders zu stärken. Eine Gemeinwesenarbeit, die niedrigschwellige und diversitätssen- sible Teilhabemöglichkeiten schafft, kann hier maßgeblich zu einer Demokratisierung von Kommu- nikations- und Partizipationsstrukturen beitragen.1 Über die Hälfte der Menschen in Deutschland ist mit dem unmittelbar an der Lebenswelt und den Fähigkeiten der Funktionieren der Demokratie unzufrieden (Decker et al. Menschen an: „Aktivierende GWA beginnt Partizipation in 2019). Dabei zeigt sich die Vertrauenskrise der repräsenta- kleinen, wenig risikoreichen Bereichen, um positive Lerner- tiven Demokratie sowie gegenüber der kommunalen Politik fahrungen mit Selbstbestimmung zu ermöglichen und so und Verwaltung nicht nur in der Bewertung politischer Pro- die Bereitschaft zur Selbst- und Mitbestimmung langsam zu zesse und Institutionen, sondern auch darin, wie aktiv oder stärken“ (Oehler/Drilling 2016, S. 27).2 Gemeinwesenarbeit passiv die Bürgerinnen und Bürger selbst ihre politische Rol- ermöglicht damit soziale Teilhabe und schafft demokrati- le wahrnehmen und gestalten (ebd., S. 16). Eine Artikula- sche Lernerfahrungen über Partizipations- und Bildungsan- tion politischer Interessen, die Ausprägung demokratischer gebote, die allen Menschen vor Ort zugutekommen kann Kompetenzen, das bürgerschaftliche Engagement und die (vgl. Riede 2019). politische Beteiligung hängen zudem von der ökonomi- schen Situation und der sozialen Lage der Bürgerinnen und Gegenüber der zentralen Bedeutung, welche der Gemein- Bürger ab. Soziale Ungleichheit geht demnach mit einer wesenarbeit hinsichtlich ihrer demokratiefördernden sowie Ungleichheit der politischen Partizipation und demokra- kohäsiven und inklusiven Wirkung in den Sozialräumen tischen Mitwirkung einher (Wiesner 2018, S. 3), so dass zugeschrieben wird, sind relativ wenig öffentliche Finan- sich Demokratiedefizite durch sozialräumliche Segregation zierungs- und Förderstrukturen und keine Programme ge- gerade in benachteiligten Stadtteilen und Quartieren zu- geben, um diese Arbeit vor Ort zu ermöglichen oder kon- spitzen. tinuierlich abzusichern. Daher hat der vhw das Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) Eine mögliche Antwort auf diese Herausforderungen wird und die Hochschule für angewandte Pädagogik (HSAP) be- in der sozialräumlich ausgerichteten Gemeinwesenarbeit auftragt, im Rahmen einer Studie zu untersuchen, inwieweit (GWA) gesehen. Denn auf lokaler Ebene können zum ei- der bestehende Anspruch von Gemeinwesenarbeit an Empo- nen demokratische Entscheidungsfindung unmittelbar er- werment, Partizipation und Demokratieförderung unter den lebt und politische Erfahrungen gesammelt werden (van aktuellen Rahmenbedingungen auf sozialräumlicher Ebene Deth 2014, S. 131). Zum anderen setzt Gemeinwesenarbeit umgesetzt werden kann und welche darüber hinausgehen- 1 Dieser Artikel basiert auf Ergebnissen der Studie zu Potenzialen der Gemeinwe- den Potenziale für die lokale Demokratie durch Gemeinwe- senarbeit für lokale Demokratie, die vom Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) und der Hochschule für angewandte Pädagogik senarbeit bestehen. (HSAP) durchgeführt wurde. Die Veröffentlichung des Abschlussberichts erfolgt im Rahmen der vhw-Schriftenreihe. 2 Siehe auch den Beitrag Patrick Oehler, Olaf Schnur und Anna Becker in diesem Heft 264 vhw FWS 5 / September – Oktober 2020
Bürgergesellschaft Potenziale der Gemeinwesenarbeit für die lokale Demokratie Abb. 1: Wirkungsgefüge Gemeinwesenarbeit und lokale Demokratie (Quelle: Gesemann/Riede 2020, S. 30) Wirkungszusammenhänge von den die als zentral für die Demokratieförderung identifizierten Themenfelder (1) Förderung des sozialen Miteinanders, (2) Gemeinwesenarbeit und lokaler Demokratie Verbesserung von kommunikativem Austausch und Konflikt- Um die demokratiefördernde Wirkung von Gemeinwesenar- vermittlungfür Abb. 2: Strukturierungshilfe sowie (3) Entwicklung Wirkungsannahmen von Handlungsmöglichkei- von Gemeinwesenarbeit und lokaler beit vor Ort untersuchen zu können, wurden die the- Demokratie. (Quelle: Gesemann/Riede 2020, S. 31) oretischen Zusammenhänge zwischen Gemeinwesen- Potenziale von Gemeinwesenarbeit arbeit und lokaler Demokratie herausgearbeitet und Konzepte, Ressourcen, sozialräumliche, strukturelle und akteursbezogene Rahmenbedingungen in einem Wirkungsgefüge-Modell dargestellt (vgl. Ge- semann/Riede 2019). Das Modell veranschaulicht die Wirkungsannahmen zwischen den drei Handlungs- Themenfelder / Ziele ebenen der Gemeinwesenarbeit (s. Abb. 1, links), zen- Verbesserung Entwicklung von Förderung tralen Determinanten lokaler Demokratie (s. Abb. 1, des sozialen von kommunikativem Austausch und Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung von Miteinanders mittig) sowie Strategien der Kommunalpolitik (s. Abb. Konfliktvermittlung Zivilgesellschaft 1, rechts). Für die Funktionsfähigkeit und Qualität lo- Stärkung Individuum Unterstützung und kaler Demokratie wurden in Anlehnung an Ladner/ Stärkung sozialer kommunikativer Stärkung von und politischer Handlungskompetenzen Bühlmann (2007) Indikatoren bzw. Determinanten Kompetenzen Kompetenzen Prozess herangezogen, die Einstellungen und Verhaltenswei- Wirkungsebenen Zivilgesellschaft sen der Bewohnenden bezüglich bürgerschaftlichen Förderung von Förderung von Stärkung des Selbstorganisation Engagements und normativer Voraussetzungen be- sozialen Miteinanders Interessenausgleich und und kollektivem Konfliktschlichtung nennen. Sowohl die Ausprägung der Determinanten Empowerment als auch die Wirkungsmöglichkeiten der Gemeinwe- senarbeit werden durch die Kommunalpolitik beein- Kommune Förderung von Kommunikative Ausbau und Gestaltung flusst, die durch Stadtteilbezug, Diversitätssensibilität, Vernetzung und Vermittlung zwischen demokratischer Kooperation Lebenswelt und System Beteiligungsstrukturen Engagementförderung und partizipative Bürgerbetei- ligung Vertrauen in die Gestaltbarkeit politischer Pro- zesse fördern kann. Qualität lokaler Demokratie Um die Wirkungsweise der Gemeinwesenarbeit in der Aktive Zivilgesellschaft, diversitätssensible Partizipation, politische Responsivität, sozialer Zusammenhalt Praxis strukturiert analysieren zu können, wurden die drei Handlungsebenen (Abb. 1, links) zu einer Neun- Abb. 2: Strukturierungshilfe für Wirkungsannahmen von Gemeinwesenarbeit und Felder-Matrix (Abb. 2) weiterentwickelt. Dafür wur- lokaler Demokratie. (Quelle: Gesemann/Riede 2020, S. 31) vhw FWS 5 / September – Oktober 2020 265
Bürgergesellschaft Potenziale der Gemeinwesenarbeit für die lokale Demokratie ten zur Stärkung von Zivilgesellschaft herangezogen und für sind unter dem Dach des Gemeinwesenvereins mehrere Ge- jeden dieser Bereiche entsprechende Ziele der Gemeinwesen- meinwesen-, Stadtteil- und Familienzentren angesiedelt und arbeit auf den Wirkungsebenen Individuum, Zivilgesellschaft der Verein seit 2005 auch mit der Umsetzung des Quartiers- und Kommune abgeleitet (vgl. Gesemann/Riede 2019). managements beauftragt. Wenn die Gemeinwesenarbeit diese Ziele auf den drei Ebenen Hamburg St. Pauli/St. Pauli Süd – GWA St. Pauli e.V. erfolgreich realisiert, so müssten – der modellhaften Annahme Das Gebiet St. Pauli Süd in großstädtischer Zentrumslage wird entsprechend – eine aktivere Zivilgesellschaft, diversitätssen- insbesondere von alternativen Milieus geprägt und befindet sible Partizipationsangebote, eine verbesserte politische Res- sich im Spannungsfeld zwischen touristischer Übernutzung, ponsivität und ein stärkerer sozialer Zusammenhalt entstehen, Gentrifizierung und enger Nachbarschaftlichkeit. Seit Mitte wodurch sich im Ergebnis die Qualität der lokalen Demokra- der siebziger Jahre arbeitet die GWA St. Pauli politisch-eman- tie vor Ort verbessert. Inwieweit diese Annahmen in der Pra- zipatorisch im Gebiet mit den aktuellen Arbeitsbereichen Kul- xis tatsächlich zutreffen und nachgewiesen werden können, tur-, Sozial- und Gemeinwesenarbeit. wurde anhand der empirischen Untersuchung in fünf aktiven Gebieten der Gemeinwesenarbeit analysiert. Hierbei war zu Dortmunder Nordstadt – Planerladen e.V. erwarten, dass die vorhandenen Rahmenbedingungen die Ge- Die Dortmunder Nordstadt befindet sich in innerstädtischer meinwesenarbeit vor Ort maßgeblich prägen. Lage und gilt als Ankommens- und Durchgangsstadtteil für Neuzugewanderte, der mit medialer Stigmatisierung zu kämp- fen hat. Ende der siebziger Jahre wurde hier der Planerladen Methodik der Untersuchung aufgebaut, der sich der Stärkung von Beteiligung und politi- Im Rahmen der Fallauswahl erfolgte eine bundesweite Recher- scher Teilhabe widmet und seinem Selbstverständnis nach den che von Quartieren, in denen eine partizipative und empow- Ansatz einer stadtteilbezogenen Gemeinwesenarbeit verfolgt. ernde Gemeinwesenarbeit stattfindet und wo sich die Akteure der Gemeinwesenarbeit mit der demokratiefördernden Wir- Dresden Prohlis – Quartiersmanagement Prohlis kung aktiv auseinandersetzen. Aufgrund der großen Varianz Im Gebiet Prohlis wird eine Großsiedlung am Rande einer ost- verschiedener Ansätze der Gemeinwesenarbeit entschied sich deutschen Großstadt fokussiert, die durch soziale, soziode- das Forschungsteam für eine kontrastierend angelegte Fallaus- mografische sowie demokratiepolitische Herausforderungen wahl in fünf Gebieten. Hierbei wurden auch unterschiedliche geprägt ist. Seit dem Jahr 2000 arbeitet das Quartiersmanage- Konzeptionalisierungen von Gemeinwesenarbeit (Quartiers- ment mit seinem Stadtteilbüro an der Stärkung des sozialen management, Gemeinwesenarbeit, Community Organizing), Miteinanders und dem Empowerment der Bewohnerschaft. eine Kontinuität der Gemeinwesenarbeit von mindestens Dies geschieht seit 2009 unter Trägerschaft eines privatwirt- zehn Jahren sowie soziale und geografische Merkmale der schaftlichen Akteurs der Stadt- und Regionalentwicklung. Städte berücksichtigt. Düren – Büro für Gemeinwesenarbeit und Das empirische Instrumentarium umfasste eine qualitative Stadtentwicklung e.V. Befragung von insgesamt 38 Expertinnen und Experten der Düren ist eine Mittelstadt in Nordrhein-Westfalen mit 92.000 Gemeinwesenarbeit (Leitung, Träger, zuständige Mitarbeiten- Einwohnenden, in der es mehrere Siedlungen gibt, die hohe In- de in Verwaltung und Politik) sowie die Durchführung von je tegrationsleistungen erbringen. Seit 1980 hat sich dort die Ge- zwei Fokusgruppendiskussionen in den fünf ausgewählten meinwesenarbeit etabliert, die als Büro für Gemeinwesenarbeit Gebieten mit Netzwerkpartnerinnen und -partnern sowie en- und Stadtentwicklung dezentral in diesen benachteiligten Sied- gagierten Bewohnenden. Parallel zur qualitativen Befragung lungen agiert und spezifische Strukturen für kooperative, in- erfolgte eine quantitative Bevölkerungsbefragung zufällig klusive Beteiligung und dauerhafte Mitverantwortung etabliert. ausgewählter Bewohnerinnen und Bewohner der jeweiligen Gebiete. Mit diesem Basiselement konnten Anliegen, Haltun- gen und Einstellungen der Bevölkerung im Gebiet sichtbar Sozialer Zusammenhalt in den Quartieren gemacht werden. Folgende Gebiete und Träger von Gemein- Ergebnisse der quantitativen Befragung wesenarbeit wurden im Rahmen der Studie analysiert: Im Rahmen der Vorexpertise wurde die These aufgestellt, dass GWA durch die Stärkung des sozialen Zusammenhaltes einen Berlin Spandau-Heerstraße Nord – Beitrag zur Stärkung der lokalen Demokratie leistet. Konkret Gemeinwesenverein Heerstraße Nord e.V. erwartet wurden dabei vor allem Effekte auf drei Ebenen: Im Gebiet Heerstraße Nord, einer von sozialer Benachteiligung geprägten Großwohnsiedlung an der Peripherie Berlins, arbei- ■ (1) in der Förderung von Demokratie als sozialer und kul- tet der Gemeinwesenverein Heerstraße Nord e.V. seit 1980 tureller Lebensform, die mit einer Akzeptanz von Diversität unter Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde an und Meinungsvielfalt sowie einem zivilen, lernenden Um- Verbesserungen der Wohn- und Lebensbedingungen. Hierbei gang miteinander einhergeht, 266 vhw FWS 5 / September – Oktober 2020
Plat zhal ter :Abb.3:Mitt elwer tei nderj ewei li genFr agenkat egor iei m St ädt ever glei chQuel le: Gesemann/Ri ede2020:64. Bürgergesellschaft Zugr undegelegti stei neSkalavon1(niedri geWer Potenziale t e)Gemeinwesenarbeit der bi s5( hoheWe rt für e) die. Her lokale vorgehoben Demokratie si ndjewei lsdi ebei denhöchst enundderniedri gst eWer t. gegensei ti ge I nter es s eam Ei nsatzfür pol it ische Vertrauen Mitt elwert Ver bunden- Sozi ale Zusammen- Hil fe/ Gesc hehen l okale Bet eil igung i nlokale aller hei t Kont akte lebenal t-neu Unters tütz ung i m Stadtt eil I nter es s en Pol it ik Kategor ien Berli nHeer - 3, 36 3, 53 2, 79 3, 20 3, 43 2, 34 1, 51 2, 23 2, 80 st raßeNor d Dortmund 3, 72 3, 84 2, 93 3, 20 3, 31 2, 55 1, 73 2, 45 2, 97 Nordstadt Dresden 3, 54 3, 70 3, 38 3, 45 3, 13 2, 58 1, 45 2, 60 2, 98 Prohli s Dür en 3, 75 3, 94 3, 38 3, 74 3, 59 2, 77 1, 72 2, 72 3, 20 Hambur g 4, 27 4, 36 3, 42 3, 90 3, 94 2, 91 2, 30 2, 43 3, 44 St .Paul iSüd Ges amt 3, 73 3, 88 3, 18 3, 50 3, 48 2, 63 1, 74 2, 48 3, 08 Abb. 3: Mittelwerte in der jeweiligen Fragenkategorie im Städtevergleich (Quelle: Gesemann/Riede 2020, S. 64) ■ Mi (2)t tel wer tderdr eiabge fr agt enFor men polit ischeinrBeteiligung,zurVer gleic hbar kei tnor mier t ausind fein e 1 in der Ermöglichung kommunikativen Austauschs resse am Geschehen im Stadtteil eher hoch ist, jedoch 5er - Skal a. Settings sowie verschiedenen wenige für das Gemeinwesen aktiv und politisch engagiert. ■ (3) in der Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten und Die Ergebnisse der Bevölkerungsbefragung zeigen, dass sich der brückenbauenden Stärkung einer aktiven Zivilgesell- etwa ein Viertel der Befragten sehr stark (10%) oder stark schaft. (15% gerundet) für das Quartier engagiert, wobei kaum ge- Das Potenzial der Gemeinwesenarbeit für lokale Demokratie bietsspezifische Unterschiede sichtbar werden. Bezüglich der liegt somit vor allem in der Aktivierung und Stärkung von Indi- Beteiligung an öffentlichen Nachbarschaftsaktionen zeigen viduen sowie in der Ermöglichung kollektiver Selbstwirksam- sich dagegen Unterschiede. Während in Hamburg St. Pauli keitserfahrungen (vgl. Rosa 2016, S. 275). Um die Umsetzung 38% der Befragten angeben, sich regelmäßig oder gelegent- dieser Wirkungspotenziale von GWA zu untersuchen, wur- lich an Nachbarschaftsaktionen zu beteiligen, liegt der Anteil de eine quantitative Querschnittsbefragung in den Untersu- derjenigen, die sich noch nie beteiligt haben in Berlin Heer- chungsgebieten durchgeführt, um Einblicke in lokale Lebens- straße Nord und Dresden Prohlis mit 67 bzw. 65% besonders welten und lokalspezifische Stadtteilkulturen zu bekommen. hoch (vgl. Abb. 4). Pro Gebiet wurden dafür 120 Personen zum subjektiven Empfinden des Zusam- Beteiligung am politischen Geschehen im Stadtteil menlebens, des Engagements für das Berlin Heerstraße Nord 3 %10 % 16 % 71 % Gebiet, dem Interesse am Stadtteilge- schehen, Vertrauen in die lokale Politik Dortmund Nordstadt 11 % 15 % 15 % 60 % sowie zur Nutzung bzw. Bekanntheit von Einrichtungen vor Ort befragt. Hier- Dresden Prohlis 27%% 18 % 74 % bei wurde die Selektivität der Befragten z.B. durch soziodemografische Faktoren Düren 5 % 9 % 35 % 51 % (Geschlecht und Altersgruppen) redu- ziert, so dass die Stichproben dem je- Hamburg St. Pauli Süd 32 % 22 % 21 % 24 % weiligen Bevölkerungsquerschnitt weit- 0% 25 % 50 % 75 % 100 % gehend angenähert werden konnten. Mache ich regelmäßig Mache ich gelegentlich Habe ich mal gemacht Habe ich noch nie gemacht Eine Zusammenstellung der Ergebnisse der quantitativen Querschnittsbefra- Abb. 4.: Beteiligung am politischen Geschehen im Stadtteil (Quelle: Gesemann/Riede 2020, S. 73) gung ergibt ein gemischtes, aber ten- denziell eher positives Bild des sozialen Zusammenlebens in Hinsichtlich der Beteiligung am politischen Geschehen wurde den Gebieten. Wie Abb. 3 zeigt, liegen die höchsten Werte die Häufigkeit der Teilnahme an den drei exemplarischen po- insgesamt bei der Zufriedenheit mit den persönlichen sozialen litischen Aktivitäten abgefragt: „Mit einem Anliegen an Poli- Kontakten im Stadtteil und hinsichtlich der Verbundenheit mit tiker oder ein Gremium gewandt“, „An einer Demonstration dem Gebiet.3 Niedrigste Werte zeigen sich in Bezug auf das oder Unterschriftenaktion teilgenommen“ und „Mit anderen Vertrauen in die lokale Politik und insbesondere bezogen auf in einer Gruppe für ein Anliegen zusammengeschlossen“. In die politische Beteiligung der Befragten. Während das Inte- der Abbildung 4 wird zusammengefasst, inwiefern sich die Bewohnerinnen und Bewohner an mindestens einer der drei 3 Zugrunde gelegt ist eine Skala von 1 (niedrige Werte) bis 5 (hohe Werte). Her- politischen Aktionen beteiligt haben. Offensichtlich wird, dass vorgehoben sind jeweils die beiden höchsten und der niedrigste Wert. vhw FWS 5 / September – Oktober 2020 267
Bürgergesellschaft Potenziale der Gemeinwesenarbeit für die lokale Demokratie Bei einer offenen Frage nach Wünschen Beteiligung am politischen Geschehen im Stadtteil der Befragten bemängelten 36% der Be- fragten aus allen Gebieten eine mangelhaf- ohne Migrationshintergrund 13 % 14 % 22 % 51 % te öffentliche Infrastruktur und Angebote im jeweiligen Gebiet, wobei insbesondere mit Migrationshintergrund 7 % 10 % 19 % 64 % fehlende Treffpunkte, Kulturangebote und 0% 25 % 50 % 75 % 100 % soziale Einrichtungen (insb. für Kinder und Mache ich regelmäßig Mache ich gelegentlich Habe ich mal gemacht Habe ich noch nie gemacht Jugendliche) benannt wurden. 22% der Befragten verweisen auf fehlendes Mitein- Abb. 5: Beteiligung am politischen Geschehen im Stadtteil nach Migrationshintergrund (Quelle: ander und Gemeinschaftlichkeit, wobei der Gesemann/Riede 2020, S. 76) Wunsch nach mehr Kommunikation und Austausch sowie engerem Zusammenhalt Vertrauen in die lokale Politik geäußert wurde. Hierbei wurde auch eine gegenseitige Entfremdung in den Stadttei- Berlin Heerstraße Nord 2 %9 % 30 % 28 % 31 % len kritisiert. Wenngleich viele Befragte mit Dortmund Nordstadt 3 % 13 % 35 % 24 % 25 % ihren eigenen sozialen Kontakten zufrieden sind (s.o.), sehen sie dennoch den Bedarf Dresden Prohlis 3 % 15 % 40 % 22 % 20 % für mehr Gelegenheiten für Treffen und Düren 1 % 19 % 41 % 29 % 10 % Kommunikation verschiedener Menschen Hamburg St. Pauli Süd 9 % 44 % 30 % 18 % und Gruppen, um einer Entfremdung ent- gegenzuwirken. Dies hat eine besonders 0% 25 % 50 % 75 % 100 % Sehr großes Vertrauen Großes Vertrauen große Bedeutung für den vorpolitischen Teils/teils Geringes Vertrauen Überhaupt kein Vertrauen Raum, da die Identifikation mit dem Quar- tier und der Kommune, stadtteilbezoge- Abb. 6: Vertrauen in die lokale Politik (Quelle: Gesemann/Riede 2020, S. 75) ne Angebote und Dienstleistungen sowie niedrigschwellige Strukturen der Engage- eine politische Beteiligungskultur in Hamburg St. Pauli Süd mentförderung die Bereitschaft stärken, sich für ausgewählte besonders ausgeprägt ist, da 32% angeben, dass sie sich re- Zielgruppen, das Miteinander vor Ort oder die Gestaltung des gelmäßig beteiligen, und 22%, dass sie dies gelegentlich tun. gesellschaftlichen Zusammenlebens einzusetzen (vgl. Gese- Dem stehen niedrige Werte in Dresden und Berlin Heerstraße mann/Roth 2015). Nord gegenüber. Interessant ist, dass Unterschiede hinsichtlich der Beteiligung Potenziale und Herausforderung von am politischen Geschehen zwischen Menschen mit und ohne Gemeinwesenarbeit Migrationshintergrund deutlich wurden: Menschen mit Migra- Ergebnisse der qualitativen Befragung tionshintergrund beteiligen sich deutlich seltener an Aktivitäten Im Rahmen der qualitativen Untersuchung konnte aufgezeigt im Stadtteil, die als politisch angesehen werden (vgl. Abb. 5). werden, dass Gemeinwesenarbeit zu allen drei Themenfel- Das Vertrauen in lokale Politik ist in allen Gebieten eher ge- dern – Förderung des sozialen Miteinanders, Verbesserung ring: Ein Fünftel aller Befragten (21%) hat überhaupt kein Ver- von kommunikativem Austausch und Konfliktvermittlung so- trauen in lokale Politik; ein weiteres Viertel (26%) zeigt gerin- wie Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung ges Vertrauen. Sehr großes oder großes Vertrauen haben nur von Zivilgesellschaft – einen wesentlichen Beitrag leisten kann. 15% der Befragten in den Untersuchungsgebieten (2 bzw. Zahlreiche Beispiele veranschaulichen die Wirksamkeit der Ge- 13%). Dabei haben Befragte in Düren das größte Vertrauen in meinwesenarbeit auf individueller, zivilgesellschaftlicher und die lokale Politik, während das Vertrauen in die Politik in Ham- kommunaler Ebene, wobei ihr Schwerpunkt auf der Förde- burg St. Pauli Süd am geringsten ausgeprägt ist (vgl. Abb. 6). rung zivilgesellschaftlicher Aktivitäten liegt. Von den Befragten äußerten knapp 60%, dass sie sich „ziem- Auf individueller Ebene konnten durch die Aktivitäten der lich“ (25%) oder sogar „sehr“ (36%) verbunden mit ihrem je- Gemeinwesenarbeit im Rahmen der Forschung vielfältige weiligen Stadtteil fühlen. Dabei ist die Verbundenheit in Ham- Empowermentprozesse von Bewohnerinnen und Bewohnern burg St. Pauli Süd besonders ausgeprägt – 4 von 5 Befragten festgestellt werden, bei denen vor allem Selbstwirksamkeits- fühlen sich dort ziemlich oder sehr verbunden mit ihrem erfahrungen eine wichtige Rolle spielen und zu weiterem Stadtteil. Im Gebiet Heerstraße Nord in Berlin geben 24% der Engagement ermutigten. Durch Beratungen und konkrete Menschen an, dass sie sich „kaum“ oder „überhaupt nicht“ Unterstützung bei der Lebensbewältigung können Menschen mit ihrem Stadtteil verbunden fühlen. grundlegende Hilfe erfahren und ihre sozialen Kompeten- 268 vhw FWS 5 / September – Oktober 2020
Bürgergesellschaft Potenziale der Gemeinwesenarbeit für die lokale Demokratie zen bei zahlreichen Gruppenaktivitäten stärken sowie ihre lässliche niedrigschwellige Beteiligungsstrukturen geschaffen individuellen sozialen Netzwerke ausbauen. Der individuelle wurden (z.B. Bürgerorganisationen in Düren), Mitarbeitende Kompetenzzuwachs ist daher häufig mit Gemeinschaftserfah- mit eigener familiärer Migrationserfahrung die Gemeinwesen- rungen verbunden, der besonders dann gegeben ist, wenn arbeit unterstützt haben und die Menschen in gemeinsame Gemeinwesenarbeit in sozialkulturelle Angebote und Aktivitä- Aktivitäten eingebunden wurden. ten eingebunden ist. Um auf kommunaler Ebene das soziale Miteinander zu ver- Auf zivilgesellschaftlicher Ebene wurde anhand der fünf bessern, ist die Förderung von Kooperation und Vernetzung Praxisbeispiele ersichtlich, dass Gemeinwesenarbeit die Be- der Akteure im Stadtteil erforderlich. In allen Untersuchungs- gegnung und das Miteinander von unterschiedlichen Men- gebieten ist es der Gemeinwesenarbeit gelungen, maßgeblich schen, Gruppen und Institutionen ermöglicht. Dabei finden zur Bildung eines breiten Bündnisses für das Gemeinwesen vielfältige demokratische Lernprozesse ebenso wie ein umfas- beizutragen. Dadurch können der Informations- und Ressour- sender Ressourcenaustausch zwischen den Akteurinnen und cenaustausch sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl der Akteuren statt. Gemeinwesenarbeit setzt sich zudem dafür Bewohnerschaft, aber auch von zivilgesellschaftlichen Grup- ein, dass Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Anliegen pen und Mitarbeitenden von Institutionen verbessert werden. und Interessen Gehör finden, Menschen mit ähnlichen Inter- Wie im Rahmen der Interviews deutlich wurde, können diese essen zusammenkommen und sie sich selbst aktiv für gebiets- über die Jahre gewachsenen Netzwerkstrukturen bei Bedarf, bezogene Verbesserungen einsetzen. Der Fokus liegt dabei z.B. in Sondersituation wie bei der Ankunft vieler Geflüchteter auf themenbezogener Arbeit, so dass auch gruppen- und 2015/16 oder in Zeiten von Corona, aktiviert werden. milieuübergreifendes Miteinander möglich wird. Da Verände- Gemeinwesenarbeit trägt auf der kommunalen Ebene in allen rungsprozesse oftmals langwierig sind, stellt deren Begleitung Untersuchungsgebieten auf verschiedene Weise zum Aufbau eine Daueraufgabe dar, in dessen Verlauf die Beteiligten im- und zur Erschließung demokratischer Beteiligungsmöglich- mer wieder zum Durchhalten ermutigt werden müssen. Ne- keiten bei. Sie unterstützt Menschen dabei, ihre Interessen ben den für Engagementprozesse notwendigen personellen gegenüber Politik und Verwaltung zu organisieren und ein- Ressourcen bedarf es vor Ort zudem Räumlichkeiten, um Pro- zubringen. Weiterhin kann die Gemeinwesenarbeit als inter- jekte gemeinsam realisieren zu können. mediäre Instanz zwischen der Lebenswelt der Bewohnerschaft Die Gemeinwesenarbeit trägt in allen untersuchten Gebie- und öffentlicher Institutionen vermitteln, so dass Entschei- ten zur Verbesserung des kommunikativen Austauschs und dungsprozesse und Veränderungen bürgernäher erfolgen. zur Schlichtung von Konflikten bei. Das Aushandeln loka- Dementsprechend wurden in fast allen Gebieten Möglichkei- ler Anliegen erfolgt in fast allen Gebieten bei regelmäßigen ten geschaffen, an gemeinwesenrelevanten Diskussionen und oder themenbezogenen Diskussionsveranstaltungen z.B. in Beteiligungsmöglichkeiten mitzuwirken. Anwohnerversammlungen, Stadtteilkonferenzen und unter- schiedlichen Dialogprozessen, wobei der Kreis der Teilneh- Wie können die Potenziale der GWA noch menden variiert. Immer wieder muss bei diesen Veranstaltun- besser genutzt werden? gen auch für Toleranz gegenüber verschiedenen Meinungen geworben werden, denn die Interessen und Meinungen im In Zeiten zunehmender politischer Polarisierung und aufge- Stadtteil sind vielfältig. Damit auch weniger artikulationsstar- heizter Debatten über gesellschaftliche Werte und Ziele ist es ke Personengruppen mitdiskutieren und verhandeln können, äußerst wichtig, Menschen bereits auf lokaler Ebene Gehör zu verschaffen, ihnen Resonanzräume zu bieten und die Erfah- setzt sich Gemeinwesenarbeit parteilich für deren Unterstüt- rung demokratischer Selbstwirksamkeit zu ermöglichen. Die zung sowie für den Abbau der Ungleichheit bei der Interes- Ergebnisse der Studie verdeutlichen hierbei, dass bereits vie- sendurchsetzung ein. Dies kann zur Demokratisierung von le Aktivitäten auf lokaler Ebene bestehen, um demokratische Problembewältigungen beitragen. Von Seiten der Mitarbei- Beteiligung einer heterogenen Bevölkerung zu ermöglichen. tenden der Gemeinwesenarbeit ist dabei eine klar demokra- Da Veränderungsprozesse jedoch langwierig und nur in einem tische und menschenrechtsorientierte Haltung unabdingbar, kooperativen Prozess umzusetzen sind, ist eine langfristige die entschlossen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit Arbeit notwendig, der jedoch eine prekäre, projektbezogene entgegentritt und auf der Basis demokratischer Grundwerte und damit kurzfristige Finanzierung der Gemeinwesenarbeit agiert. Allerdings erfordern auch die Empowermentprozesse in fast allen Gebieten entgegensteht. Um eine nachhaltige weniger artikulationsstarker Menschen Zeit, Ressourcen und Stärkung lokaler Demokratie unter Nutzung der Potenziale Ausdauer. einer aktiven Gemeinwesenarbeit zu erreichen, ist eine lang- Die Ansprache und Einbeziehung von Menschen verschiede- fristige finanzielle Förderung von Gemeinwesenarbeit un- ner Herkunftsmilieus, ethnisch-kultureller Communities sowie abdingbar. Weiterhin ist eine Weitentwicklung und bessere sozial und/oder ökonomisch Benachteiligter war in den un- Abstimmung verschiedener Modi der demokratischen Beteili- tersuchten Gebieten dann besonders erfolgreich, wenn ver- gung (repräsentative, direkte und deliberative Demokratie) vor vhw FWS 5 / September – Oktober 2020 269
Bürgergesellschaft Potenziale der Gemeinwesenarbeit für die lokale Demokratie Ort umzusetzen, was jedoch nur in einem gemeinsamen Zu- prozessorientierte, politisch unabhängige Arbeitsweise zu sammenwirken von Politik, Verwaltung und Bewohnerschaft ermöglichen, wobei die Arbeit auf demokratischen Grund- gelingen kann. werten sowie menschenrechtsorientiert erfolgen muss; Mit der Studie wurde deutlich, dass eine funktionierende Ge- ■ Verbesserung von intra- sowie interdisziplinärem, fachli- meinwesenarbeit auf individueller, zivilgesellschaftlicher und chem Austausch insbesondere im Bereich sozialer Stadtent- kommunaler Ebene wichtige Beiträge zur Stärkung lokaler wicklung durch themenbezogene Veranstaltungen sowie Demokratie leistet, aber auch mit vielen Herausforderungen kommunale und überregionale Netzwerk- und Gremienar- konfrontiert ist. beit. Vorausgesetzt, Gemeinwesenarbeit erhält ebendiese struktu- ■ Gemeinwesenarbeit kann die demokratische Kultur im relle, personelle und finanzielle Unterstützung, kann sie einen Stadtteil durch die Förderung von niedrigschwelligen, di- wichtigen Beitrag zu einer diversitätssensiblen, demokratisch versitätssensiblen Kommunikations- und Partizipations- versierten und damit gestärkten Zivilgesellschaft leisten, die möglichkeiten verbessern, wobei der Aufbau dauerhafter den Herausforderungen unserer Zeit resilient gegenübertritt. Beteiligungsstrukturen (Interessenvertretungen, Bürgeror- ganisationen, Stadtteilforen), innovative Beteiligungsfor- mate und Dialogveranstaltungen zu aktuellen Themen und Prof. Dr. Milena Riede, Problemen besonders zielführend sind. Professur für Soziale Arbeit und Sozialpädagogik, Hochschu- ■ Als intermediäre Instanz vermittelt Gemeinwesenarbeit le für angewandte Pädagogik, Berlin zwischen den Interessen der lokalen Bevölkerung und kom- Dr. Anna Becker, munalen politischen Strukturen. So können Fach- und För- Seniorwissenschaftlerin beim vhw e.V., Berlin derpolitiken gezielter auf lokale Bedarfe ausgerichtet, aber auch politischer Ungleichheit in der Kommune entgegen- Naomi Alcaide, gewirkt werden. Doktorandin am Institut für Geowissenschaften und das Ma- nagement natürlicher Ressourcen, Universität Kopenhagen ■ Gemeinwesenarbeit sorgt parteilich dafür, dass die Inter- essen artikulationsschwächerer und/oder benachteiligter Quellen: Bevölkerungsgruppen Gehör finden und diese bei Dialogen Decker, Frank/Best, Volker/Fischer, Sandra/Küppers, Anne (2019): Vertrauen in und runden Tischen auf Augenhöhe mitverhandeln kön- Demokratie. Wie zufrieden sind die Menschen in Deutschland mit Regierung, Staat nen. Damit trägt sie zu einer Demokratisierung der Kon- und Politik? Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung. fliktbewältigung bei. Gesemann, Frank/Riede, Milena (2019): Potenziale der Gemeinwesenarbeit für lokale Demokratie. Zusammenfassung: Wirkungsmodell und Strukturierungshilfe ■ Ihr Potenzial kann Gemeinwesenarbeit dann voll entfalten, für empirische Erhebungen. April 2019. Berlin: Unveröffentlichtes Manuskript wenn sie durch eine Funktionsmischung aus niedrigschwel- Gesemann, Frank/Riede, Milena (2020): Potenziale der Gemeinwesenarbeit für lokale Demokratie. Abschlussbericht des Forschungsprojektes für den vhw – Bun- ligen Hilfen, sozialkultureller Arbeit, angewandter politi- desverband für Wohnen und Stadtentwicklung. Berlin. scher Bildungsarbeit und Vernetzung viele verschiedene Gesemann, Frank/Roth, Roland (2015): Engagement im Quartier. BBSR Online- Menschen anspricht und damit Teilhabe und Austausch- Publikationen, 04/2015. Bonn: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung prozesse zwischen verschiedenen Gruppen und Milieus (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Internet: https://www. bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-on-line/2015/ON042015.html ermöglicht, als Vorstufe für gemeinschaftliche zivilgesell- (zuletzt abgerufen am 07.07.2020] schaftliche und politische Aktivitäten. Ladner, Andreas/Bühlmann, Marc (2007): Demokratie in den Gemeinden. Der Einfluss der Gemeindegrösse und anderer Faktoren auf die Qualität der lokalen Um diese Aufgaben noch besser wahrzunehmen und die vol- Demokratie. Zürich/ Chur: Rüegger. len Potenziale der lokalen Demokratieförderung durch die Oehler, P./Drilling, M. (2016): Soziale Arbeit, Gemeinwesenarbeit und Stadtent- GWA entfalten zu können, müssen allerdings bestehende wicklung. In: Drilling, M./Oehler, P.: Soziale Arbeit und Stadtentwicklung, S. 13–41. Rahmenbedingungen verbessert werden, die sich in folgen- Riede, Milena (2019): Gemeinwesenarbeit als demokratiefördernde Brückenbau- erin. In: Schnur, Olaf/Drilling, Matthias/Niermann, Oliver (Hrsg.): Quartier und den Handlungsempfehlungen4 zusammenfassen lassen: Demokratie. Theorie und Praxis lokaler Partizipation zwischen Fremdbestimmung und Grassroots. Wiesbaden: Springer VS. ■ dauerhafte Finanzierung z.B. durch Bundes- oder Landes- Rosa, Hartmut (2016): Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Berlin: förderprogramme für Gemeinwesenarbeit und damit lang- Suhrkamp. fristige Personalstellen; van Deth, J. W. (2014): Demokratie in der Großstadt: Ergebnisse des ersten Mann- ■ Ausbau der kommunalen Infrastruktur für bürgerschaftli- heimer Demokratie Audit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden. ches Engagement durch die Einrichtung lokaler Anlaufstel- Wagner, Sabine (2019): Lokales Demokratie-Update. Wirkung dialogorientierter und direktdemokratischer Bürgerbeteiligung. Wiesbaden: Springer VS. len der Gemeinwesenarbeit in allen Stadtteilen. Ansiede- Wiesner, C. (2018): Multi-Level-Governance und lokale Demokratie: Politikinnova- lung der Gemeinwesenarbeit bei freien Trägern, um eine tionen im Vergleich. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden. 4 Eine vollständige Übersicht der Handlungsempfehlungen kann dem Abschluss- bericht der Studie „Potenziale der Gemeinwesenarbeit für lokale Demokratie“ entnommen werden. 270 vhw FWS 5 / September – Oktober 2020
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