PRESS REVIEW Thursday, July 22, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal
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PRESS REVIEW Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal Thursday, July 22, 2021
PRESS REVIEW Thursday, July 22, 2021 Der Tagesspiegel, DIVAN, DB Barenboim und Petrenko dirigieren in der Waldbühne Die Zeit Aber der Ring wird sich runden: Brigitte Fassbaender inszeniert Wagners „Rheingold“ bei den Tiroler Festspielen Erl Frankfurter Allgemeine Zeitung Die Europäischen Wochen in Passau zeigen, wie man ein Musikfestival auf hohem Niveau durch unruhiges Fahrwasser bringt Der Tagesspiegel Beim Verbier-Festival in den Schweizer Alpen musste das Festivalorchester aufgrund von Corona- Infektionen aufgelöst werden Berliner Morgenpost Baden-Württemberg gibt Benin-Bronzen zurück Der Tagesspiegel Kunst als Kontrapunkt zum Humboldt Forum The Guardian BBC Proms to open in July with no social distancing
22.7.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 Donnerstag, 22.07.2021, Tagesspiegel / Kultur NACHRICHT Barenboim und Petrenko dirigieren in der Waldbühne Von den fünf Events, die im August in der Berliner Waldbühne stattfin- den sollen, sind zwei der klassischen Musik gewidmet. Ein Ersatz für den im vergangenen Sommer ausgefallenen Termin ist der Auftritt des West-Eastern Diwan Orchestra am 15. August. Gründer Daniel Baren- boim wird dann Beethovens „Prometheus“-Ouvertüre und César Francks D-Moll-Sinfonie dirigieren sowie seinen Sohn Michael im Vio- linkonzert von Johannes Brahms begleiten (Tickets ab 20 Euro gibt es unter anderem über die Website des Boulez Saals). Am 26. August leitet dann Kirill Petrenko, der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, zum allerersten Mal ein Konzert in der Waldbühne. Auf dem Programm stehen Carl Maria von Webers „Oberon“-Ouvertüre sowie Schubert große C-Dur-Sinfonie (die Ticketpreise beginnen bei 25 Euro). Der Waldbühnenabend der Philharmoniker ist Teil einer „Welcome back“- Woche, bei der ab dem 21. August auch 12 Konzerte in der Philharmonie und im Kammermusiksaal stattfinden. Tsp https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 1/1
22.7.2021 https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/942023/51 Feuilleton · Karl Harb Lesezeit: 2 Min. Intrigen, Raffgier, Zwist und Mord Aber der Ring wird sich runden: Brigitte Fassbaender inszeniert Wagners »Rheingold« bei den Tiroler Festspielen Erl VON KARL HARB Die Tiroler sind ein starkes Volk. Sie lassen sich nicht gerne dreinreden. Die pandemiebe- lastete Welt weiß das, man denke nur an Ischgl. Da steht also, halbwegs zwischen Salzburg und Innsbruck, im Inntal ein markant weißes, alle sechs Jahre für Passionsspiele genütztes Festspielhaus. Dort gründete der Dirigent Gustav Kuhn 1997 die Tiroler Festspiele. Ein neu- er Wagner-Tempel sollte im »Heiligen Land Tirol« entstehen, mit dem Ring des Nibelungen als ständigem Zentralwerk – und als Gesamtkunstwerk, bei dem Kuhn mannhaft alle künstlerischen Fäden in der Hand hielt. Der Faden riss, ganz ohne Nornen, unschön, wie die MeToo-sensibilisierte Welt inzwischen weiß, Stichwort sexuelle Übergriffe. 2018 war der bullige Alleinherrscher nicht mehr zu halten. Sein Mentor und Mäzen, der österreichische Straßenbau-Tycoon Hans Peter Hasel- steiner, der dem Maestro vor gut zehn Jahren sogar ein neues Festspielhaus errichtete (für die Wintersaison), musste einen Neuanfang suchen. Und landete einen Coup, indem er als neuen künstlerischen Leiter Bernd Loebe gewann, den Langzeit-Intendanten der Frankfur- ter Oper. Dank seines internationalen Netzwerks, seiner Ensemble-Ressourcen und seines Opernstudios in der Hinterhand kann Loebe auf Sängerinnen und Sänger zurückgreifen, die gut in die temporäre Struktur von Erl passen – und mit ihnen sogleich einen neuen Ring als Hauptattraktion herbeizaubern. Als Regisseurin sollte sich die als Sängerin welt- erfahrene, längst im Inszenierungsfach etablierte Brigitte Fassbaender ans Werk machen. Mit dem Rheingold begann das Projekt jetzt pandemiebedingt ein Jahr verspätet, abge- schlossen wird es 2024 sein. Von Konzepttheater hält die umtriebig-vitale 82-Jährige nicht viel. Sie will – und das klug, präzise und, im Falle des Rheingolds, mit einer Portion feiner Ironie – klar erzählen: schlicht, aber nicht simpel, durchaus auch im schönen Sinne naiv; von Goldraub und Lie- besverfluchung, Familienzwist und Machtkämpfen, Intrigen, Raffgier und Mord: wie ein Krimi. Das gelingt ihr mit den in Erl üblicherweise technisch beschränkten Mitteln so, dass man gespannt-entspannt zuschauen kann, als säße man in einem Kammerspiel. Das Rheingold-Parlando ist trotz internationaler Besetzung so wohldosiert wie sorgfältig erar- beitet. Das Festspielorchester bleibt hinter einem Gazevorhang im Hintergrund – und klingt unter der Leitung von Erik Nielsen leider auch so: zu sehr als Begleitmusik, wo doch Wagners Orchester sprechen muss. https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/942023/51 1/2
22.7.2021 https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/942023/51 Der geschundenen Kreatur Alberich gehört der Regisseurin besondere Zuneigung: Craig Colclough weiß das zu nutzen. Fabelhaft ist auch Ian Koziara als geschniegelter, schmieri- ger Loge, keine Kreisch- oder Keifstimme, sondern ein mit interessanten Farben ausgestat- teter Charaktertenor. Nobel und zwiespältig zugleich: Simon Bailey als Wotan, der Vorsit- zende des Familienclans, der sich anschickt, aus beengten Verhältnissen in einen neuen Protzbau überzusiedeln. »Riesen« (mit komischen Zylinderhüten zu Bürgerlichen ernied- rigt: Thomas Faulkner und Anthony Robin Schneider) haben ihn errichtet gegen ausbedun- genen Lohn, den Wotan freilich nicht zahlen will. Hoffentlich ist das – Gustav Kuhn stol- perte auch über Entlohnungsfragen für Künstler – kein Menetekel für das »neue Erl«, des- sen Programm einen märchenhaft Sommer versprach: mit Humperdincks soeben gezeig- ten, unterschätzten, wunderschön satt klingenden Königskindern und mit Wagners Lo- hengrin. Wie das zusammenklingen wird? Abwarten. Aber die Zeichen stehen nicht schlecht. www.zeit.de/audio https://epaper.zeit.de/webreader-v3/index.html#/942023/51 2/2
22.7.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467345/11 F.A.Z. - Feuilleton Donnerstag, 22.07.2021 Vom Notanker zum Kapitän Die Europäischen Wochen in Passau zeigen, wie man ein Musikfestival auf hohem Niveau durch unruhiges Fahrwasser bringt Die am Rand werden gern übersehen, und das ist meistens ein Fehler. Dabei liegt Passau mit seinen drei Flüssen schon lange nicht mehr am Saum des Eisernen Vorhangs, sondern im Zentrum eines Drei- länderecks, in dem Bayern, Österreich und die Tschechische Republik aneinanderstoßen. Es war ein findiger amerikanischer Offizier und Diplomat, der 1952 auf die Idee kam, dieser Grenzregion ein Festi- val nachgerade zu verordnen, das den Gedanken eines vereinten Europas am verschlossenen Tor zum Ostblock implementierte. Ein Auftrag zur Völkerverständigung mit langem Nachhall: Die Festspiele Europäische Wochen Passau, abgekürzt Europäische Wochen und unter Kennern nur „EW“ genannt, finden in diesen Wochen zum neunundsechzigsten Mal statt. Gespielt wird – das war in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein Novum, und bis heute ist es landesweit eine Rarität – an Veranstaltungsorten, die über fünf bayerische Land- kreise verteilt sind – Passau, Freyung-Grafenau, Deggendorf, Straubing, Regen und Altötting. In Öster- reich beteiligen sich die Bezirke Schärding und Grieskirchen, in der Tschechischen Republik die Bezirke West- und Südböhmen. Wenige Jahre nach Gründung bemerkte man in Passau, dass das Festival Löcher in den städtischen Haushalt riss, die nicht zu stopfen waren. Und so wurde ein Trägerverein gegründet, der als Veranstal- ter fungiert. Bis heute speist er sich hauptsächlich aus der Stadtgesellschaft. Seine Geschichte ist reich an Verwerfungen, zuletzt gab es in den Zehnerjahren gleich zwei Intendanten, die ihren Posten räumen mussten: Peter Baumgardt im Jahr 2016 und Thomas E. Bauer zwei Jahre später. Der 2019 ins Boot geholte Interims-Spielleiter Carsten Gerhard kannte Passau seit 2012, weil er unter Baumgardt als Dramaturg das Programm mitgestaltet hatte. Vergangenes Jahr bot man ihm den Posten bis 2023 an, ohne Ausschreibung, und nun nennt er sich auch offiziell Intendant. Die Abgänge von Baumgardt und Bauer seien sicher nicht optimal gelaufen, räumt die in vielen Gremi- en gestählte Juristin Rosemarie Weber ein, die seit acht Jahren an der Spitze des Trägervereins steht. Ein Generationenkonflikt, von allen Beteiligten aus Sorge um „ihr“ Festival befeuert, der in einen damals nicht geglückten Neustart mündete. Heute ist sie voll des Lobes über den Mann, den sie vor zwei Jahren als „Notanker“ gefragt habe, ob er die künstlerische Leitung übernehmen könne. Der 1976 geborene Musikwissenschaftler und Germanist Carsten Gerhard studierte in Berlin, schrieb Musikkriti- ken, war Pressesprecher des Deutschen Theaters in München, wechselte zu den Münchner Philharmo- nikern, bevor er sich im Bereich Kulturmarketing selbständig machte. Der sportliche Mittvierziger wirkt im F.A.Z.-Gespräch konzentriert und entspannt zugleich, eine Gabe, die dem gebürtigen Schwaben hilft, unter den selbstbewussten Niederbayern auf eine unaufdringliche Art zu reüssieren. Sein Credo: „Ein mit öffentlichen Geldern gefördertes Festival hat die Aufgabe, Türen zu öffnen. Subventionierte Kultur muss auch etwas bieten für Menschen, die keine Hochkultur-Adepten sind.“ Mit einem Budget von 1,2 Millionen Euro muss neben dem Betriebsbüro (drei Vollzeitstellen, zwei Teil- zeitstellen für Presse und Buchhaltung) das gesamte Programm finanziert werden. Darunter immer auch Künstler, die sich Gerhard leisten können muss. In diesem Jahr sind das etwa Ulrich Tukur, Ute Lemper, Igor Levit, Kristian Bezuidenhout, das Auryn Quartett, Christian Scholl, das Stuttgarter Kammerorchester, János Balázs, Asya Fateyeva. Weltmusik hat ihren Platz, Heimatsound, Tanzbares. Musiker der Berliner Philharmoniker spielen „Mozart zum Kugeln“, man gibt „Opern auf Bayrisch“ oder rekonstruiert Rossinis „Petite messe solennelle“ mit „Büffet vor dem Credo“. https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467345/11 1/2
22.7.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467345/11 Höhepunkte und Brennpunkte, das sind die beiden Programmschienen Gerhards, der den politischen Leitgedanken des Festivals wieder stärker in den Mittelpunkt rücken will. Der Intendant rückt sich und seine Programmarbeit in die Traditionslinie der Gründerväter. Er greife nicht tagespolitisch ein, er mache „Diskursangebote“. Und die Vorsitzende des Trägervereins springt ihm bei: „Wir wollen nicht nur das Wohlbefinden ansprechen.“ So setzte die Ausstellung „Les chants de l’Asphodèle“ über das Flüchtlingsdrama auf der griechischen Insel Lesbos, die am Innkai aufgebaut war, einen Konterpart zur Kulinarik. Sie zeigte Bilder des Foto- grafen Mathias Benguigui und Texte der Autorin Agathe Kalfas. Zeigte, weil man die Tafeln abgebaut hat, nachdem sie von Vandalen beschädigt wurden. Gerhard vermutet keinen fremdenfeindlichen Hintergrund, sondern die Enthemmung von Partyvolk. Passau hat als Einfallstor der Afghanistan- Route das Migrationsproblem aus erster Hand erlebt. Rosemarie Weber ist überzeugt, es sei nicht ausreichend sichtbar geworden, wie viel Arbeit dahintergesteckt habe, das Problem auf „eine leise, unsichtbare Weise gut zu lösen“. Was Gerhard fehlt, ist ein moderner Konzertsaal. Aber das scheint ihn nicht sonderlich zu stören – er arbeitet eben mit den vorhandenen Gegebenheiten. Zudem scheint Abhilfe in Sichtweite: Im Zuge eines Neubaus der Universität soll ein Konzertsaal entstehen, der den Bedürfnissen des Festivals gerecht wird. Was Gerhard also in ausreichendem Maß besitzt, ist Pragmatismus. Er visioniert nicht in der Gegend herum, er erkundet die Gegend lieber auf der Suche nach neuen Spielorten. So etwas schätzt man in Niederbayern, und so gelingt es manchmal durch die gute Vernetzung des Vereins, auch einmal eine Wiese umsonst zu bekommen. Das Festival, so drückt es Carsten Gerhard offiziell aus, sei stark in der Bürgerschaft verankert, die Unterstützung komme „aus der Mitte der Stadt“. Dass Kammermusik und Matineen nicht den Publi- kumsgeschmack treffen, hat der Intendant gelernt, verdrießen tut ihn das nicht. Er will die Kundschaft – Kulturbürger aus Passau, der Region sowie treue überregionale Fans – nicht belehren. Er selbst sei gut aufgenommen worden, obwohl er nicht dauerhaft in Passau lebe. Über mangelnde Unterstützung könne er sich nicht beklagen – schließlich, fügt er bescheiden an, „habe ich auch kein internationales Renommee als Intendant mitgebracht“. Freilich, die „EW-Familie“ altert vor sich hin, und die Zuschauerzahlen könnten besser sein, im langjäh- rigen Schnitt kommen zehn- bis fünfzehntausend Besucher, die Zahl der verkauften Karten lag vor Corona bei knapp sechstausend, viele Förderer und Sponsoren, das bedeutet auch viele Freikarten. Auch die Zusammenarbeit mit Böhmen ist zuletzt eher schwächer geworden, wie Rosemarie Weber einräumt. Der Hemmschuh sei die Sprachbarriere, aber mit gutem Willen und der Hilfe von Überset- zern sei mehr möglich, als derzeit umgesetzt werde. Das Schönste in diesem zweiten Pandemie-Jahr sei die Freude der Besucher darüber gewesen, „dass es die EW überhaupt noch gibt“. Hannes Hintermeier https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467345/11 2/2
22.7.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 Donnerstag, 22.07.2021, Tagesspiegel / Kultur Klassik nach Plan B Beim Verbier-Festival in den Schweizer Alpen musste das Festivalorchester aufgrund von Corona-Infektionen aufgelöst werden Von Corina Kolbe © Festival Musizieren mit Maske. Die Geigerin Silvia Laurent in Verbier. Kulturveranstalter brauchen in diesem Sommer wieder starke Nerven. Vor allem dann, wenn die beteiligten Künstler aus aller Welt anreisen. Dass das Coronavirus so manchen gut durchdachten Plan durchkreuzen kann, bekommt momentan das Verbier Festival in den Schweizer Alpen zu spüren. 2020 wurde das von Schweizer und russischen Sponso- ren geförderte Festival überraschend früh, nämlich schon im März, vollständig abgesagt. Als sich die Pandemielage dann in diesem Frühjahr vielerorts zu entspannen schien, hoffte man auch in Verbier auf eine Rückkehr zu einer gewissen Normalität. Eine Woche vor dem Festivalbeginn begann sich das Blatt jedoch zu wenden. Betroffen war ausgerechnet das Festivalorchester VFO. Dessen Mitglieder im Alter zwi- schen 18 und 28 Jahren treten in dem Walliser Bergdorf mit namhaften Dirigenten und Solisten auf. Als Infektionen innerhalb des Orchesters auftraten, mussten die Proben jäh abgebrochen werden. Die etwa hundert Musiker:innen aus Ländern wie den USA, Brasi- lien, China, Südkorea, Russland, Australien, Spanien oder der Schweiz kamen in Quaran- täne, die rund 20 Infizierten wurden zusätzlich isoliert. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 1/2
22.7.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 Um den Ausbruch des Virus in Schach zu halten, wurden die reisefähigen Musiker noch vor Beginn des Festivals eilends nach Hause geschickt. Die Enttäuschung war groß, zumal manche von ihnen aufgrund der Einreisebestimmungen direkt nach der Ankunft in der Schweiz bereits in Quarantäne gewesen waren. Dass der Eröffnungsabend dennoch nicht ins Wasser fiel, war dem Kammerorchester des Festivals zu verdanken. Die Formation, der ehemalige VFO-Musiker angehören, kam erst später nach Verbier und hatte somit keinen Kontakt zu Infizierten und Verdachtsfällen. Es dirigierte Valery Gergiev, der zu einem für den 9. Juli angekündigten Konzerte mit den Münchner Philharmonikern bei „Klassik am Odeonsplatz“ nicht aus Russland nach Deutschland hatte einreisen dürften. Der russische Pianist Denis Matsuev meisterte tech- nisch souverän Beethovens Klavierkonzert Nr. 3. In Schostakowitschs erstem Klavierkon- zert führte er einen ungewöhnlichen Dialog mit Timur Martynov, dem Solotrompeter des St. Petersburger Mariinsky-Orchesters. Die Salle des Combins, die jedes Jahr wieder neu aufgebaut wird und eigentlich 1700 Besu- chern Platz bietet, kann aktuell aus Sicherheitsgründen nur zu zwei Dritteln besetzt wer- den. Bei allen Veranstaltungen besteht außerdem durchgehend Maskenpflicht. Der Applaus im Saal verriet, dass der Kulturhunger des Publikums nach der langen Zwangspause übergroß war. Tags darauf steigerte sich der Beifall nach einem Konzert des Kammerorchesters mit seinem langjährigen Chef Gábor Takács- Nagy und dem Geiger Jo- sef Špacek zu einem wahren Begeisterungssturm. Die Spielfreude der Musiker, die Mo- zarts Violinkonzert KV 216 und Beethovens 8. Sinfonie aufführten, übertrug sich im Nu auf die Zuhörer. Bei einem Klavierabend in der Kirche von Verbier wurde der 88-jährige Pianist Joaquín Achúcarro für seine eindrücklichen Brahms-Interpretationen mit Ovatio- nen gefeiert. Hinter den Kulissen arbeiten die Organisatoren derweil weiter fieberhaft am Plan B. Nicht ohne Grund. Die Pianistin Maria João Pires musste „aus persönlichen Gründen“ kurzfris- tig ihren Auftritt absagen. Inoffiziell war zu erfahren, dass sie als Kontaktperson eines Co- rona-Infizierten unter Quarantäne steht. Für sie sprang ein Newcomer ein. Jonathan Fournel, der in diesem Frühjahr den renommierten Concours Reine Elisabeth in Brüssel gewonnen hat. Auch in den nächsten Wochen muss das Festival darauf gefasst sein, dass sich die pande- miebedingte Achterbahnfahrt fortsetzt. Der Ausfall des VFO hat bereits Lücken hinterlas- sen, die nicht alle geschlossen werden können. Das Orchester sollte an sechs Abenden auf die Bühne gehen, unter anderem für eine konzertante Aufführung des zweiten Akts von Wagners „Tristan und Isolde“ unter Leitung von Daniele Gatti. Corina Kolbe https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 2/2
22.7.2021 Berliner Morgenpost KULTUR SEITE 9 | DONNERSTAG 22. JULI 2021 Baden-Württemberg gibt Benin-Bronzen zurück Die Kunstwerke aus Nigeria wurden in der Kolonialzeit geraubt. Auch in Berlin wird an der Restitution gearbeitet Baden-Württemberg will aus dem ehemaligen Königreich Benin geraubte Bronzen an Nigeria zurückgeben. Das Stuttgarter Linden-Museum erhält den Auftrag, kon- krete Skulpturen und Reliefs für eine Rückgabe zu identifizieren und in Gespräche mit der nigerianischen Seite einzutreten, wie das Kunstministerium am Mittwoch mitteilte. Damit soll die in der Benin-Erklärung getroffene Verabredung zum Um- gang mit Benin-Bronzen in deutschen Museen umgesetzt werden. „Die Spuren des Kolonialismus finden sich in den musealen Sammlungen des Lan- des, hier gibt es zahlreiche Kulturgüter, die in kolonialem Kontext zu Unrecht erwor- ben wurden“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer am Mittwoch (Grüne). Vor Kur- zem hatte das Land auch Objekte an Namibia zurückgegeben. Auch die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen besitzen etwa 30 Objekte mit wahr- scheinlicher Herkunft aus Benin. Im Bestand des Linden-Museums befinden sich 78 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin, darunter 64 Bronzen. Die Herkunft dieser Objekte ist laut Ministerium nicht in allen Fällen vollumfänglich aufklärbar. Aber man müsse davon ausgehen, dass diese zumindest weit überwiegend im Jahr 1897 während einer brutalen britischen Strafexpedition aus dem Palast des Königs- hauses Benin geraubt und anschließend zur Refinanzierung der Militäraktion verstei- gert wurden. Das Linden-Museum hat den größten Teil seiner Objekte aus Benin, dessen Gebiet im heutigen Nigeria liegt, bereits 1899 in Berlin erworben. In Mannheim gehören zu den fraglichen Objekten Skulpturenköpfe, Reliefplatten, Glocken, Gefäße und Waffen. Elfenbeinstoßzähne und Holzobjekte seien ebenso im Kontext der Plünderungen zu sehen, so das Museum. Die Objekte gelangten größ- tenteils in den 1920er-Jahren durch Ankauf nach Mannheim, einige auch durch den staatlich angeordneten Ringtausch mit Karlsruhe von 1935. Um die Provenienz ihrer Bestände zum Königtum Benin erforschen zu können, haben die Reiss-Engelhorn- Museen jetzt beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste einen Forschungsantrag gestellt. Mit dem vorhandenen Personal lasse sich diese aufwendige Arbeit nicht bewältigen. In Berlin sind die Pläne für Rückgaben der Benin-Bronzen aus den Beständen der Staatlichen Museen zuletzt konkreter geworden. Der Präsident der Stiftung Preußi- scher Kulturbesitz, Hermann Parzinger, kündigte Rückgaben schon für das Jahr 2022 an. Entsprechende Verhandlungen mit Delegationen aus Nigeria laufen, so Parzinger. BM Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten. https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/994/articles/1412507/9/8 1/1
22.7.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 Donnerstag, 22.07.2021, Tagesspiegel / Kultur Auf der anderen Seite Kunst als Kontrapunkt zum Humboldt Forum Von Anna Thewalt Der Andrang ist groß: Kurz nach der offiziellen Eröffnung am Dienstag ist das Humboldt Forum bereits bis Ende des Monats ausgebucht. Derzeit können nur 2400 Tickets am Tag vergeben werden - eigentlich sollen rund 10000 Menschen in das neue Museum passen. Trotzdem müssen Hoffnungen auf einen Spontanbesuch nicht begraben werden: Die Stif- tung Humboldt Forum sagt, Lücken könnten sich ergeben, wenn Besucherinnen und Be- sucher ihre Buchungen nicht wahrnehmen. Wer sich doch noch weiter gedulden muss, kann in der Zwischenzeit eine andere Ausstel- lung besuchen, die sich unweit des Humboldt Forums kritisch mit dem Museumsbau aus- einandersetzt. „Re-Move Schloss“ öffnet von Freitag bis Sonntag (15 bis 19 Uhr) noch ein letztes Mal seine Türen. In der von Dirk Teschner in Zusammenarbeit mit Raul Walch und Schroeter & Berger kuratierten Ausstellung im „Spreeufer“ stellen mehrere Kunstschaf- fende ihre Arbeiten vor, die einen kritischen Kontrapunkt zu den monumentalen Hallen auf der anderen Flussseite bilden sollen. So etwa beziehen sich die Videoarbeiten von Ina Wudtke, Raul Walch und dem Rosa Kollektiv direkt auf die Debatte um das Humboldt Fo- rum. Unter anderem werden darin die Proteste dokumentiert sowie Texte von Rosa Lu- xemburg in einen aktuellen Kontext gestellt. Die Videoarbeit des Künstlers Jan Brokof führt nach Brasilien und beschäftigt sich mit dem europäischen Tourismus in ehemaligen Kolonialgebieten. Die Künstlerin Verena Issel spürt in ihrem Werk der Verbindung von rechtem Gedankengut und Körperpraktiken wie Yoga nach. Das Bündnis „The Coalition of Cultural Workers against the Humboldt Forum (CCWAH)“ wiederum zeigt die Ergebnisse der seit vergangenem Dezember laufenden Pla- katkampagne „Ich mache nicht mit, weil...“. Verschiedene Künstler:innen nennen dabei ihre Gründe, warum sie das Humboldt Forum als Institution ablehnen. Gezeigt werden außerdem Arbeiten von PsychoBoddin - Volksbegierden Totale Rekon- struktion und Owned by Others. Owned by Others hatte vergangenes Jahr die Ausstel- lungsräume im Nikolaiviertel angemietet, um Kunst zum Thema Kolonialismus und Hum- boldt Forum zu zeigen. In Zukunft werden die Räume von den Initiativen „Coalition of Cul- tural Workers“ und Barazani Berlin genutzt, die kürzlich bereits forderten, das Schloss wieder abzubauen. Anna Thewalt Re-Move Schloss, Spreeufer 6, 10178 Berlin, Fr – So, 15 – 19 Uhr https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/476747/20-21 1/1
22.7.2021 BBC Proms to open in July with no social distancing | Proms | The Guardian News Opinion Sport Culture Lifestyle Proms BBC Proms to open in July with no social distancing Laura Snapes Wed 21 Jul 2021 15.19 BST The BBC Proms will open at full capacity and without social distancing this summer, but attendees will be required to provide proof of their vaccination or Covid status in order to enter the Royal Albert Hall. Anyone over the age of 18 will need to provide evidence of a negative lateral flow test taken within 48 hours of the performance they are attending, proof of double vaccination, or natural immunity based on a previously positive PCR test taken within 180 days of the performance. Children will need verbal confirmation from a parent or guardian that they have not had a positive test. Tickets for the first half of this year’s Proms events go on sale on 23 July; the second half follow on 24 July. Promming tickets are available on the day of each individual concert. The Proms run from 30 July to 11 September, with 52 concerts spanning 44 days and featuring 30 orchestras and ensembles, more than 100 soloists and conductors and over 2,000 musicians. Highlights include a family concert by the Kanneh-Mason siblings and author Michael Morpurgo of The Carnival of the Animals; and the Aurora Orchestra performing Stravinsky’s The Firebird from memory. Four “mystery” Proms will be announced closer to the time. International orchestras will not appear at this year’s event. It offered “a great opportunity to say, ‘this is going to be about British music making’,” Proms director David Pickard said in May. Last year, the Royal Albert Hall held 14 concerts played to an empty room. https://www.theguardian.com/music/2021/jul/21/bbc-proms-to-open-in-july-with-no-social-distancing
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