Private Equity in Mitteldeutschland - Special - Private Equity Buyouts M&A - VC-Magazin
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Special September 2014 Private Equity • Buyouts • M&A Jetzt App laden und E-Paper lesen! Das Magazin für Investoren und Entrepreneure www.vc-magazin.de In Zusammenarbeit mit Special Private Equity in Mitteldeutschland powered by
Beteiligungspartnerschaft mit Perspektive capiton ist eine inhabergeführte Private Equity- sind Dienstleister und Unternehmen der verar- Gesellschaft, die ein Beteiligungskapital von beitenden Industrie. Die Unternehmen weisen derzeit insgesamt rund 800 Mio. € verwaltet. üblicherweise eine Umsatzgröße zwischen 50 und 500 Mio. € auf. capiton begleitet seit beinahe drei Jahrzehnten als Eigenkapitalpartner Gesellschafterwechsel Langjährige Erfahrung und unternehmerisches im Zusammenhang mit der Unternehmernach- Denken bestimmen unser Handeln. Mit dieser folge (MBO’s) sowie Wachstumsfinanzierungen Expertise und der Einbindung langjähriger Netz- bei etablierten mittelständischen Unternehmen werkpartner begleitet capiton vorzugsweise mit Sitz in Deutschland, Österreich oder der Management-Buy-Outs und Buy & Build- Schweiz. Investitionsschwerpunkte der capiton AG Konzepte. capiton AG Bleibtreustraße 33 10707 Berlin Tel.: 030 / 315 945 – 0 Fax: 030 / 315 945 – 57 info@capiton.de www.capiton.de
'5(6'(12.72%(5 Editorial Eine Region setzt +,*+7(&+9(1785(62)7+(($67 auf die Zukunft 40 UNTERNEHMEN 40 ausgewählte innovative Wachstumsunter- nehmen, Start-ups und Gründungsprojekte… Liebe Leserinnen und Leser, im Jahr 2013 investierten deutsche Beteiligungsgesellschaften 91,64 Mio. EUR in Unternehmen aus dem Länder- dreieck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das entspricht etwa 1,9% 6 HIGHTECHBEREICHE des in Deutschland investierten Kapi- ...aus 6 Technologiefeldern: IKT; Mikro- & tals. Zwar liegt das Ergebnis deutlich Nanotechnologie, Materialwissenschaften, Benjamin Heimlich, Redakteur hinter dem des Vorjahres (242,68 Mio. Energie- & Umwelttechnik, Maschinen- EUR, 3,6%), doch ist nicht davon aus- & Anlagenbau, Life Science, Automotive... zugehen, dass Investoren in Mittel- deutschland keine lukrativen Targets mehr vorfinden würden. Vielmehr machte sich in der Region eine bun- angesiedelt, die die Ergebnisse aus 10 desweite Entwicklung bemerkbar, der der Forschung in die Wirtschaft über- sich kaum ein Bundesland – mit weni- führen. Darüber hinaus bieten Techno- gen Ausnahmen wie beispielsweise logieparks wie beispielsweise der wein- Berlin oder Nordrhein-Westfalen – ent- berg campus in Halle, das Technologie- 10 MINUTEN ziehen konnte: Deutsche Beteili- Zentrum Dresden oder der Innova- gungsgesellschaften investierten, ins- tionspark in Jena Entrepreneuren ein ...präsentieren ihre Projekte in einem besondere im Later Stage- und Buyout- attraktives Arbeitsumfeld für die ers- 10-minütigen Pitch und beantworten Bereich, spürbar weniger. ten Schritte in die Selbstständigkeit. anschließend kurz die Fragen der… Hoffnung machen da die angestiegenen Dass die Bemühungen in der Region Investitionen im Frühphasen-Segment, Früchte tragen, zeigt sich beim Blick denn in Sachsen, Sachsen-Anhalt und auf die dort ansässigen Jungunterneh- Thüringen setzt man stark auf den Be- men. Die Bandbreite reicht dabei von reich Entrepreneurship. So sind mit der der Entwicklung intelligenter Flüssig- Martin-Luther-Universität Halle-Witten- keiten (siehe Seite 19) über lernende berg und der Friedrich-Schiller-Univer- Indexierungstechniken (siehe Seite 16) 60+ INVESTOREN sität Jena zwei der vom BMWi als und interaktive Game-Technologie (siehe „Exist-Gründerhochschulen“ ausge- Seite 18) bis hin zu Gyrocoptern (siehe …über 60 internationalen und natio- zeichneten Hochschulen in der Region Seite 17). nalen Investoren: Business Angels, VCs, beheimatet. Institute der Leibniz-Ge- Corporate VCs, Family Offices, Banken und „investierender Mittelstand“. meinschaft, von Fraunhofer, der Max- Eine spannende Lektüre wünscht Planck-Gesellschaft und der Helmholtz- Gesellschaft forschen und arbeiten hier oft Tür an Tür mit den Studenten und Jungunternehmern. In diesem Umfeld MEHR UNTER: hat sich auch eine Reihe von Tech- www.innovationswerkstatt-kapital.de nologietransferstellen und Inkubatoren benjamin.heimlich@vc-magazin.de In Partnerschaft mit Private Equity in Mitteldeutschland 3
Inhalt 2. Finanzierungsrunde Geschäftsanteile Neu-Investor Unternehmen Investment Neuer Geschäfts- anteilswert Full Ratchet Ursprünglicher 1. Finanzierungsrunde Geschäfts- anteilswert Investment Alt-Investor Unternehmen Geschäftsanteile ggf. Übernahme weiterer Geschäftsanteile 3 Editorial 18 Case Study | Experimental Game GmbH: Eine Region setzt auf die Zukunft Interaktive Formate für Online-Anwendungen Jedem Gamer sein eigenes Spiel Überblick 19 Elevator Pitch | Lebensmittelhefe als Erfolgsgeheimnis Verovaccines: Neues Impfverfahren 6 Beteiligungskapital in Mitteldeutschland: schützt Nutztierbestände Es herrscht Nachholbedarf Investoren weiterhin willkommen 19 Elevator Pitch | Intelligente Flüssigkeiten Bubbles and beyond GmbH: 8 Beteiligungskapital in Mitteldeutschland Ablösen durch smarte Lösungen Wachstumschancen für die Region Ulrike Hinrichs, Bundesverband 20 Legal | Verwässerungsschutz in der Praxis Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften Verschiedene Regelungen zum Schutz des Investments Dr. Klaus Schaffner, Denis Ullrich, Standort Luther Rechtsanwaltsgesellschaft 10 Interview mit Anne Baschus, Investforum Sachsen Anhalt Service „Die mitteldeutsche Region muss sich nicht vor anderen Bundesländern verstecken“ 22 Partner des Specials im Portrait 12 Sachsen: Ein unterschätzter Wirtschaftsstandort Hochtechnologie mit Tradition Thomas Schulz, HighTech Startbahn Netzwerk Impressum VentureCapital Magazin 14 Interview mit Dr. Andreas Stricker 15. Jg. 2014 und Marina Heimann, futureSAX „Private Equity in Mitteldeutschland“ „Es werden branchen- und technologie- ein Special des VentureCapital Magazins übergreifend Impulse für Innovation gegeben“ Verlag: GoingPublic Media AG, Hofmannstr. 7a, 81379 München, Tel.: 089-2000339-0, Fax: 089-2000339-39, E-Mail: info@goingpublic.de, Internet: www.vc-magazin.de, www.goingpublic.de Aus der Praxis Redaktion: Mathias Renz (Verlagsleitung), Benjamin Heimlich 16 Case Study | dimensio informatics: Mitarbeit an dieser Ausgabe: Holger Garbs, Ulrike Hinrichs, Dr. Klaus Schaffner, Felix Scheibe, Thomas Schulz, Lena Traninger, Denis Ullrich Lernende Indexierungstechnik für kürzere Wartezeiten Lektorat: Sabine Klug, Magdalena Lammel Im Sprint durch die Datenbanken Gestaltung: Holger Aderhold, Andreas Potthoff 17 Case Study | Rotorvox: Hoch hinaus per Gyrocopter Titelbild: © Thinkstock/iStock/spaceport9 Inspiriert vom professionellen Motorsport Druck: Joh. Walch GmbH & Co. KG, Augsburg 4 Private Equity in Mitteldeutschland
17.–18. September 2014 in Magdeburg! Das INVESTFORUM Sachsen-Anhalt ist die größte Matchingveranstaltung für Beteiligungs- kapital in Mitteldeutschland. Innovative und technologieorientierte Gründungen und Wachstumsunternehmen erhalten durch das INVESTFORUM eine Plattform für die Präsen- tation ihrer Ideen – Risikokapitalgeber, Business Angel und anderen Finanziers wird ein exklusiver Rahmen geboten, diese Ideen kennenzulernen. Eröffnet wird die Veranstaltung, die dieses Jahr in Magdeburg stattfindet, am Abend des 17. September 2014 im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen. In dieser himmlischen Umgebung erwartet Sie ein infor- matives und spannendes Rahmenprogramm rund um das Thema Risikofinanzierung. Im Anschluss bieten wir Ihnen ein ansprechendes Ambiente, um sich mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zu vernetzen. Umrahmt von kulinarischen und akustischen Genüssen können Sie Erfahrungen austauschen und Kooperationen anbahnen. Am 18. September 2014 stellen die ausgewählten Gründungen und Wachstums- unternehmen ihre Konzepte vor. Im Virtual Development and Training Centre des Fraunhofer IFF treffen Innovationen auf Investoren. 17. SEPTEMBER 2014 18. SEPTEMBER 2014 ABENDVERANSTALTUNG MATCHINGVERANSTALTUNG Ort: Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen Ort: Virtual Development and Training Centre VDTC ab 18.00 Uhr Einlass & Sektempfang ab 09.30 Uhr Einlass 19.00 Uhr Begrüßung und Eröffnung: Hartmut Möllring, 10.00 Uhr Begrüßung Minister für Wissenschaft und Wirtschaft des 10.15 Uhr Pitch (Teil I und Teil II) Landes Sachsen-Anhalt 12.30 Uhr Mittagspause 19.15 Uhr Ideen brauchen Unterstützung 13.30 Uhr Pitch (Teil III und Teil IV) 19.40 Uhr Innovationen brauchen Investoren 15.45 Uhr Get-together 20.05 Uhr Wachstum braucht Strategie 16.30 Uhr Ende der Veranstaltung 20.30 Uhr Erfolg braucht Networking Speed-Matchings finden ab 21 Uhr statt. Begleitend findet eine Unternehmensmesse statt. Magdeburger Ring VERANSTALTUNGSORTE Lüneburger Straße ANFAHRT MAGDEBURG aße i-Str wsk 1 Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen o Kozl dor- Regierungsstraße 4-6 | 39104 Magdeburg Theo 2 Virtual Development and Training Centre VDTC Joseph-von-Fraunhofer-Straße 1 | 39106 Magdeburg Nordpark Virtual Development and Training Centre GEBÜHREN Sandtornstraße Walther-R 2 athenau-S e Elb traße Investor: 17.+18.9.: 350 € p. P. Ring Elba urger ße 18.9.: 300 € p.P ers tra deb berg Gast: 17.9.: 50 € p. P. Erz Mag Jer ich ow er Str aß e fer Melden Sie sich online unter www.investforum.de an. Julius-Bremer-S inu traße hle Gastanmeldungen sind nur für den 17.9. möglich. Weitere Sc ße stra Ernst-Reuter-Allee Informationen zum Programm und zu Übernachtungsmög- 7 rug 22 K1 renk lichkeiten finden Sie ebenfalls auf unserer Website. Kloster Unser Her Lieben Frauen lbe eE e aß Sie haben noch Fragen? Kontaktieren Sie uns: Alt 1 ke-Str egW iter Telefon: +49 (0) 345. 13 14 27 07 ueric ße Brückstra Bre on-G E-Mail: info@investforum.de Otto-v
Überblick | Private Equity in Mitteldeutschland Beteiligungskapital in Mitteldeutschland: Es herrscht Nachholbedarf Investoren weiterhin willkommen Das Länderdreieck Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen führt im Bewusstsein der meisten nationalen und internationalen Beteiligungs- häuser weiterhin ein Schattendasein – Ausnahmen zeigen aber Licht am Horizont. Nur wenige Investoren vor Ort und die geringe Aufmerk- samkeit in- wie ausländischer Investoren sind Gründe. Aber auch Mentalitäten spielen eine Rolle. D abei agieren die wenigen regional ansässigen Ven- Internationale Finanzierung notwendig ture Capital-Fonds noch recht erfolgreich. „Für Ven- Dass rein private Fonds weitaus weniger in mitteldeutsche ture Capital ist die Situation sehr überschaubar und Unternehmen investieren und sich Business Angels-Investi- fast schon dramatisch“, fasst Christian Vogel, Geschäftsfüh- tionen ebenfalls auf einem kleinvolumigen Niveau bewegen, rer der Süd Beteiligungen GmbH zusammen. „Wir haben mit bleibt natürlich nicht ohne Auswirkungen. „Die Finanzierun- unserer Tochtergesellschaft CFH Ende 2008 mit 60 Mio. EUR gen sind aufgrund der Strukturen der investierenden Fonds einen recht großen Venture Capital-Fonds, den TGFS, aufge- oftmals öffentlich-rechtlichen und vor allem beihilferechtli- legt, mit dem wir vor allem Technologie-Start-ups finanzie- chen Regularien unterworfen, die zwingend einzuhalten ren“, so Vogel. „Damit sind wir jedoch einer der ganz weni- sind“, betont Dr. Steffen Fritzsche, Rechtsanwalt und Fach- gen in Deutschland, der das macht.“ Über weitere regionale anwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht der Kanzlei Fonds finanziert die CFH zudem im lokalen Markt auch mit- Gruendel Rechtsanwälte. „Die weitaus größere Hürde ist aber telständische Unternehmen mit einem Kapitalbedarf von die Einwerbung von Geldern von über- bis zu 2,5 Mio. EUR. Insgesamt verschärft das Fehlen einer regionalen oder internationalen Fonds. größeren Zahl an Privatinvestoren, insbesondere auslän- Mitteldeutschland ist leider nur be- discher, den Wettbewerb in der Region. „Vor allem in der dingt auf dem Radar solcher Finanzie- frühen Start-up-Phase stehen nur öffentliche Venture Capital- rungspartner“, so Fritzsche. Zudem Gesellschaften und Business Angels zur Verfügung“, erklärt sollten mitteldeutsche Unternehmen Udo Werner, Geschäftsführer der bm-t beteiligungsmanage- realisieren, dass sich langfristige Finan- ment thüringen. „Dabei sehen wir Business Angels weniger zierungen nicht überwiegend über als Ersatz, sondern als Ergänzung von VC-Kapital, und wir staatliche Förderprogramme oder öf- haben sehr gute Erfahrungen mit gemeinsamen Investments fentlich (teil-)finanzierte Fonds absi- Dr. Steffen Fritzsche, gemacht.“ chern lassen. „Für großvolumige Finan- Gruendel Rechtsanwälte Foto: © Thinkstock/iStock/spaceport9 6 Private Equity in Mitteldeutschland
zierungen sind private Investmentfonds unverzichtbar“, un- zwar unterstützt, den „Zwang“ zur Suche nach privaten In- terstreicht Fritzsche und verweist auf das Beispiel der vestoren aber reduziert. Doch finden sich zahlreiche „Hid- Dresdner Novaled AG, die im vergangenen Jahr an den den Champions“, die mit Gewinn arbeiten und international Samsung-Konzern veräußert wurde: „Solche in Mittel- agieren. Ob Automatisierung und Elektronik, IT und Inter- deutschland noch eher seltenen Exits gehen auf eine Finan- net, Biotechnologie und Medizintechnik oder Chemie- und zierung mit einer Vielzahl großer und internationaler Fonds Werkstofftechnik, Mitteldeutschland ist reich an zukunfts- zurück. Nicht nur die Absatzmärkte sind international, son- orientierten Industrien, von denen vor allem Silicon Saxony dern vor allem auch die Finanzierungsmärkte.“ Ergo: Ver- und das OLED-Cluster in Dresden überregionale Bekannt- gleichbare Erfolgsstorys lassen sich nur realisieren, wenn heit haben. Vielleicht ist es aber ausgerechnet diese Vielfalt, sich die heimischen Unternehmen auch in Finanzierungsfra- die es der Region nicht ermöglicht, sich gegenüber Investo- gen von der heimischen Scholle fortbewegen. ren mit einem klaren technologischen Alleinstellungsmerk- mal zu positionieren. Außerdem: Abseits vorhandener Inno- Ein Problem der Mentalitäten vationsträger gibt es im Mittelstand eine Reihe von Firmen, Zuweilen stehen auch Unternehmermentalitäten einer ver- und diese stellen weiterhin die Mehrzahl dar, glaubt Vogel, stärkten Investitionstätigkeit entgegen, auch wenn eine die Produkte herstellen, die andere Unternehmen ebenso unzureichend ausgeprägte Gründerkultur oder Vorbehalte gut produzieren können. „Diese Unternehmen müssen ent- insbesondere aufseiten mittelständischer Familienunter- weder innovativer werden, oder man sollte sich als Gesell- nehmer gegenüber Beteiligungsgesellschaften auch in ande- schafter überlegen, wie man durch Übernahmen wachsen ren Bundesländern bekannt sind. „Bei etablierten Unterneh- kann“, meint Vogel. men des Mittelstands überwiegt immer noch häufig die Wahrnehmung des Risikos, Einfluss und Stimmrechte an ei- Hohe Forschungsdichte nen Investor abzugeben“, bemerkt Udo Werner. „Oft wird Parallel zur vielfältigen Technologielandschaft kann die Re- Beteiligungskapital überhaupt nur auf Druck der Hausbank gion Mitteldeutschland mit einer hohen Forschungsdichte in Erwägung gezogen.“ Hier tut Aufklärungsarbeit Not, so aufwarten. „Wir haben gute Universitäten, eine Reihe von Werner, um auch in Zusammenarbeit mit Banken und Kam- Fraunhofer-Instituten und zahlreiche mern zu zeigen, wie ein langfristig agierender Finanzinves- andere Forschungseinrichtungen“, un- tor zur Wertsteigerung und besseren Positionierung eines terstreicht Daniel Worch, Geschäfts- Unternehmens beitragen kann. Zwar hat sich auf fachlicher führer der Univations GmbH Institut Seite vieles getan, was den Einstieg eines Investors erleich- für Wissens- und Technologietransfer tern kann. In fast allen Unternehmen finden sich heute ver- an der Martin-Luther-Universität Halle- nünftige Reporting- und Controllingsysteme. „Früher eine Wittenberg. Doch es fehlt weiterhin an der größten Baustellen“, erinnert sich Vogel. „Am schwie- Aufschlagmöglichkeiten für auswärtige rigsten ist weiterhin der erfolgreiche Unternehmer, der Investoren. „Die regionalen Fonds oder nicht loslassen kann und aus Außensicht dringend eine Landesbeteiligungsgesellschaften sind Daniel Worch, professionelle Nachfolge einleiten sollte. Das kann bekann- mitunter nicht ausreichend“, moniert Univations termaßen den Fortbestand des Unter- Worch. Auch Business Angels oder nehmens gefährden“, unterstreicht der Crowdfunding-Modelle können bestehende Finanzierungs- Geschäftsführer der Süd Beteiligungen. lücken nicht zur Gänze ausfüllen. Helfen können Veranstal- Informationsdefizite tun ihr Übriges. tungen wie das Investforum Sachsen-Anhalt oder die Dresd- Vogel bezeichnet dies als „unterberück- ner Innovationswerkstatt Kapital, im Rahmen derer Grün- sichtigtes Produktionsmittel“: „Man der und Investoren aufeinandertreffen. „Wichtig ist jedoch kennt zwar jeden Schraubenhersteller nicht nur die reine Unterstützung mit Kapital, sondern auch und dessen Sortiment, aber was Finan- die Weitergabe von betriebswirtschaftlichem Know-how, zierung mit all ihren Produkten und denn die meisten Wissenschaftler verfügen nicht über die Möglichkeiten betrifft, ist dies eben entsprechenden Kenntnisse“, meint Worch und spielt auf ei- Christian Vogel, Süd Beteiligungen nicht so.“ nen weiteren Umstand an. Viele Forscher scheuen auch in Mitteldeutschland den Sprung in die Selbstständigkeit und Es gäbe viele Möglichkeiten wechseln im Zweifelsfall lieber in gut dotierte Angestellten- Dabei ist Mitteldeutschland überzogen von einer Vielfalt verhältnisse. innovativer Cluster und Unternehmensnetzwerke. Zwar monieren Kritiker mitunter die ausgreifende Förderpolitik, Holger Garbs welche die Ansiedlung von Unternehmern und Clustern redaktion@vc-magazin.de Private Equity in Mitteldeutschland 7
Überblick | Private Equity in Mitteldeutschland Beteiligungskapital in Mitteldeutschland Wachstumschancen für die Region Der Leuchtdiodenhersteller Novaled mit Sitz in Dresden, der Vermessungsdienstleister Geo-Metrik aus Magdeburg oder der thüringische Backwarenhersteller Elmi sind nicht nur Beispiele für die rege Gründerlandschaft und den aktiven Mittelstand in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen – sondern auch Beleg für die erfolgreiche Finanzierung von Unternehmen mit Beteiligungskapital in Mitteldeutschland. Start- ups und Mittelständler bilden das wirtschaftliche Rückgrat der eher strukturschwachen Region, und Beteiligungskapital ist ein zentrales Instrument, um deren Potenzial und Wachstumschancen zu nutzen und sich mit einem stärkeren Fokus auf junge und mittelständische Unternehmen zu profilieren. Dies hat auch die Regionalpolitik verstanden, denn in allen drei Bundesländern sind seit vielen Jahren öffentliche Beteiligungsgesellschaften aktiv und spielen eine wichtige Rolle im Markt. In Mitteldeutschland finden sich Städte und Regionen, die Rolle erarbeitet. Dabei ziehen vor allem herausragende sich mit Blick auf die Venture Capital-Aktivitäten und mittel- Finanzierungsbeispiele, die mit einem erfolgreichen Verkauf ständischen Wachstumsfinanzierungen deutlich hervortun. endeten, den Blick auf die Region und untermauern die Vor allem Leipzig, Dresden, Jena, Erfurt und Magdeburg sind dortigen Chancen für Beteiligungsgesellschaften. Zu nennen Zentren für Gründungen und den Mittelstand. Die Städte sind hier insbesondere der 260 Mio. EUR teure Verkauf profitieren von der gut ausgebauten Infrastruktur, wie Flug- von Novaled aus Dresden an Samsung im Jahr 2013 oder hafenanbindung, Verkehrsnetz und günstige Mieten. Zudem das thüringische Unternehmen CDA Datenträger und Fein- haben sich die Städte zu regionalen Clustern mit ausgepräg- technik Eisfeld, das an amerikanische Strategen veräußert ten Stärken in einzelnen Branchen entwickelt. Inzwischen wurde, sowie Paper + Design, das die schwedische Duni haben sich dort größere Unternehmen angesiedelt, die zu- übernahm. sammen mit Forschungseinrichtungen und Universitäten sowie Gründungs- und Technologiezentren eine lebendige Starkes öffentliches Engagement Wirtschaftsstruktur bilden. Dresden zum Beispiel ist ein Die öffentliche Hand spielt im mitteldeutschen Beteiligungs- Cluster im Bereich Halbleiter und IT, und viele Investitionen markt eine wichtige Rolle. Die drei Bundesländer verfügen gehen hier, wie auch in Leipzig, in den Bereich Internet. In mit ihren Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften, ver- Jena und Erfurt sind es vor allem Start-ups aus den Berei- schiedenen Sparkassengesellschaften, der b-mt in Thüringen chen Life Sciences, aber auch Internet und IT. und Technologiegründerfonds sowie Wachstumsfonds Sachsen bzw. ihren Nachfolgern über eine starke regionale Leuchttürme sorgen für Aufmerksamkeit Beteiligungskapitalbasis. Aber nicht zuletzt durch die erfolg- Beteiligungskapital hat sich in Mitteldeutschland als alter- reichen Unternehmensverkäufe zieht die Region vermehrt native Finanzierungsform zum Bankkredit eine bedeutende private und auch internationale Investoren an. Sachsen und Thüringen gehen voran Ausgewählte Verkäufe an strategische Investoren seit 2013 Blickt man auf die Investitionszahlen der letzten vier Jahre, Unternehmen Käufer Beteiligungsgesellschaft zeigt sich Mitteldeutschland nicht zuletzt durch die Aktivi- CDA Datenträger OEM Optical Nord Holding Albrechts, Suhl Experts Inc (USA) täten der öffentlichen Hand als stabiler Investitionsstandort Paper + Design Duni (Schweden) Hannover Finanz für Beteiligungskapital mit jährlich rund 150 finanzierten tabletop, Unternehmen. Dabei zeigen sich jedoch auch größere Inves- Wolkenstein titionen von privaten und internationalen Beteiligungsge- Feintechnik Eisfeld ADKM Inc. (USA) Invision Private Equity, Alpine Equity/ sellschaften in einzelnen Jahren deutlich. Im letzten Jahr Hypo Equity, Athena wurden insgesamt 92 Mio. EUR Beteiligungskapital in Unter- Novaled, Dresden Cheil Industries SVIC Samsung Venture (Südkorea); Investment Corporation, nehmen der Region investiert. Dies ist deutlich weniger als Samsung eCapital, Omnes Capital, in den beiden Vorjahren, als aufgrund großer Transaktionen Electronics TechnoStart, TechFund Europe Management, in Thüringen jeweils rund 242 Mio. EUR investiert wurden, Innovation Capital, KfW davon rund 60% allein in Thüringen. Insgesamt beliefen sich Kugel- und Rollen- Wafangdian Bearing BWK lagerwerk Leipzig Group Corporation‘s die Investitionen in den vergangenen fünf Jahren auf 290 (ZWZ), (China) Mio. EUR in Sachsen, 165 Mio. EUR in Sachsen-Anhalt und Quelle: BVK 349 Mio. EUR in Thüringen. 8 Private Equity in Mitteldeutschland
entfalten und sich als wichtiges Finanzierungsinstrument Investitionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen für Start-ups und Mittelständler etablieren kann. Künftig seit 2009 könnte – vor allem mit Blick auf die auch im Osten Deutsch- 150 lands wachsende Problematik der Unternehmensnachfolge von mittelständischen Familienunternehmen – der Bedarf 120 an Beteiligungskapital sogar weiter steigen. Damit bleibt die Region auch zukünftig für Investoren ein interessanter Standort mit attraktiven Unternehmen und profitiert gleich- 90 in Mio. EUR zeitig in hohem Maße von den wirtschaftlichen Vorteilen von Beteiligungskapital. 60 Ulrike Hinrichs 30 ist Geschäftsführerin des Bundesverban- des Deutscher Kapitalbeteiligungsgesell- 0 schaften e.V. (BVK), der Interessenvertre- Sachsen Sachsen- Thüringen Anhalt tung der Beteiligungsbranche in Deutsch- 2009 2010 2011 2012 2013 land. Quelle: BVK Fazit Die Region Mitteldeutschland beweist, dass sich Beteiligungs- kapital nicht nur in den Hotspots der Branche erfolgreich ANZEIGE Innovationsfähig und robust. Sie sind der Mittelstand. Wir finanzieren Sie mit Eigenkapital und Mezzanine. Impulsgeber für innovative Unternehmen mit Wachstumsperspektive Der Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen (WMS) investiert in wachstumsstarke sächsische Unternehmen aus nahezu allen Branchen. Wir stellen eine solide Kapitalbasis mit Eigenkapital und /oder eigenkapitalähnlichen Mitteln bereit und unterstützen als kompetenter Partner bei wichtigen unternehmerischen Prozessen und beim Ausbau Ihres Geschäftes. Weitere Informationen finden Sie unter: Unternehmen, die wir begleiten www.wachstumsfonds-sachsen.de
Standort Interview mit Anne Baschus, Investforum Sachsen Anhalt „Die mitteldeutsche Region muss sich nicht vor anderen Bundesländern verstecken“ Laut der BVK-Statistik flossen im vergangenen Jahr 2,3% des in Deutschland investierten Beteiligungskapitals nach Sachsen-Anhalt. Im Vergleich der Bundesländer liegt Sachsen-Anhalt damit im hinteren Mittelfeld und etwa auf Augenhöhe mit dem Nachbarn Thüringen. VC Magazin: Das Investforum findet 2014 bereits zum sechs- ten Mal statt. Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt? Baschus: Wir haben uns seit 2009 in puncto Qualität und Quantität stetig weiterentwickelt. Sowohl kapitalsuchende Unternehmen als auch Investoren kennen das Investforum als zielführende Veranstaltung, die beiden Seiten Mehr- werte bietet und im Idealfall in einer Finanzierung mündet. Seit 2009 haben sich insgesamt 440 Start-ups und Wachs- tumsunternehmen für eine Teilnahme beworben. Über 100 Bewerber wurden durch uns betreut. Rund 60% der Präsen- tierenden konnten eine Finanzierung erhalten, wobei mehr als 31 Mio. EUR Wagniskapital an Unternehmen vermittelt wurden. An diese Erfolge wollen wir weiter anknüpfen und uns als größte Matching-Veranstaltung für Beteiligungskapi- tal in Mitteldeutschland nachhaltig behaupten. Anne Baschus VC Magazin: Auf welche Highlights dürfen sich die Besucher ist als Beraterin von technologieorientierten Start-ups und jun- in diesem Jahr besonders freuen? gen Wachstumsunternehmen bei der Univations GmbH Institut Baschus: Am Abend des 17. September beginnen wir im für Wissens- und Technologietransfer an der Martin-Luther- Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen mit dem Net- Universität Halle-Wittenberg tätig. Ihr Aufgabengebiet ist die working-Teil des Investforums. Im Mittelpunkt stehen ver- Unterstützung von Unternehmen bei der Kapital- und Förder- schiedene Best Practice-Beispiele für unterschiedliche Finan- mittelakquise sowie die Strukturierung von Geschäftsmodellen. zierungsphasen. Wir lassen erfolgreiche Unternehmen und Zudem ist sie als Projektmanagerin für die Ausrichtung des Invest- beteiligte Investoren aus dem Nähkästchen plaudern. Da- forums Sachsen Anhalt zuständig sowie als Juror und Coach durch werden vor allem Erfahrungswerte transportiert und bei Innovations- und Gründerwettbewerben eingebunden. diejenigen Unternehmen motiviert und ermutigt, die aktuell Kapital akquirieren wollen. Insgesamt erwarten wir über 300 Gäste, darunter Investoren und Vertreter von mittelstän- Baschus: Durch das Investforum haben wir erreicht, dass dischen Unternehmen, der Wissenschaft und Politik, sodass sich viele wichtige Akteure der Beteiligungsbranche einmal sich zahlreiche Gesprächsmöglichkeiten ergeben, um Ko- im Jahr in Mitteldeutschland treffen. Dies trägt zum einen operationen oder strategische Partnerschaften anzubah- dazu bei, dass wir die innovativen Ideen und Unternehmen nen. Am 18. September finden die Pitches im Virtual Deve- dieser Region den Investoren präsentieren. Zum anderen lopment and Training Centre des Fraunhofer IFF statt. Hier schaffen wir dadurch indirekt neue Arbeitsplätze und sor- präsentieren sich 25 Unternehmen den anwesenden Inves- gen dafür, dass Potenzial und Know-how nicht abwandern. toren, die für ihren Pitch jeweils zehn Minuten Zeit haben. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir das Thema Wagniskapital- Zusätzlich dient eine Unternehmensmesse dazu, die Pitches finanzierung transparenter machen und als Option zu her- in individuellen Gesprächen zu vertiefen und Produkte/ kömmlichen Finanzierungsarten aufzeigen. Durch das Invest- Dienstleistungen effektiver präsentieren zu können. forum bieten wir Start-ups und jungen Menschen mit hervor- ragenden Geschäftsideen neue Wege und vor allem Kontakte. VC Magazin: Welche Auswirkungen hat die Veranstaltung auf die Entrepreneurship- und Unternehmensfinanzierungs- VC Magazin: Wie würden Sie die Entrepreneurship-Aktivität szene in der Region? in Sachsen-Anhalt im bundesweiten Kontext einordnen? 10 Private Equity in Mitteldeutschland
Baschus: In Sachsen-Anhalt hat sich in den letzten Jahren Baschus: Berlin ist ohne Frage eine Hochburg. Vor allem durch Fördergelder der EU, des Bundes und vor allem durch Start-ups aus dem IKT-Bereich schießen hier wie Pilze aus die Anstrengungen der Landesregierung vieles positiv ent- dem Boden. Natürlich ist die Nähe zu vielen Kapitalgebern wickelt. Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist ein Vorteil. Aber die wollen vor allem durch Qualität über- eine von wenigen Gründerhochschulen in Deutschland. Hier, zeugt werden. Es gibt auch viele Beispiele, die wir kennen, aber auch an den anderen Hochschulen des Landes, gibt es die sich bewusst gegen Berlin entschieden haben und hier Netzwerke und Unterstützungsangebote, die Gründern bei ihr Geschäft aufbauen. Die Apinauten GmbH gehört dazu. der Realisierung ihrer Konzepte helfen und das Thema Un- Letzes Jahr haben sie auf dem Investforum gepitcht und ternehmertum durch Lehrangebote vermitteln. Meiner Mei- wurden durch einen Investor ins Silicon Valley eingeladen. nung nach vernetzt sich die Wirtschaft auch immer stärker Ohne den persönlichen Kontakt und ein gutes Netzwerk mit den Hochschulen und jungen Unternehmen, um Synergi- kommen Start-ups auch in Berlin nicht von alleine weiter. en zu nutzen. Im Zusammenspiel mit den Einrichtungen des Landes, wie der Investitions- und Marketinggesellschaft, der VC Magazin: Wo sehen Sie das Investforum im Jahr 2020? Investitionsbank oder auch der Mittelständischen Beteili- Baschus: Wir wollen vor allem flexibel sein und sowohl den gungsgesellschaft, entstehen so nachhaltige junge Unter- Kapitalgebern als auch den kapitalsuchenden Unternehmen nehmen mit innovativen Geschäftsmodellen. Da müssen den passenden Rahmen bieten. Momentan funktioniert dies sich Sachsen-Anhalt und die mitteldeutsche Region nicht mit unserem Veranstaltungsformat und Beratungsansatz vor den anderen Bundesländern verstecken. Zumal das sehr gut. Wir werden unsere Strategie den Bedürfnissen bei- Land durch Technologie- und Gründerzentren wie den Tech- der Seiten in Zukunft anpassen, sodass wir weiterhin der nologiepark weinberg campus über hervorragende Infra- kompetente Ansprechpartner für die Themen Beteiligungs- strukturen für verschiedenste Branchen verfügt. kapital und Frühphasenfinanzierung in Mitteldeutschland sind. VC Magazin: Wie wirkt sich die Nähe zum Start-up-Hotspot VC Magazin: Vielen Dank für das Interview, Frau Baschus. Berlin für Jungunternehmen in Sachsen-Anhalt auf die Kapi- talbeschaffung aus? mathias.renz@vc-magazin.de ANZEIGE WIR KÖNNEN NICHT ALLES. WIR MACHEN NICHT ALLES. ABER WA S WIR MACHEN, KÖNNEN WIR AUCH. WE CANNOT DO EVERY THING. W E D O N O T D O E V E R Y T H I N G . W E O N LY D O W H AT W E R E A L LY K N O W H O W T O D O . www.gruendel.pro
Standort Sachsen: Ein unterschätzter Wirtschaftsstandort Hochtechnologie mit Tradition Unterhält man sich auf Konferenzen mit internationalen Investoren über Sachsen, blickt man nicht selten in staunende, aber interessierte Gesichter. Während man von kulturellen Sehenswürdigkeiten wie der Semperoper, dem Dresdner Zwinger oder dem Völkerschlachtdenk- mal in Leipzig gehört hat, wissen nur wenige um das wirtschaftliche Potenzial der Region oder können gar konkrete Unternehmen benen- nen. Doch worin liegen die Ursachen, dass Sachsen auf der Investorenlandkarte weitestgehend ein weißer Fleck ist? O bwohl in den letzten 25 Jahren in Sachsen eine mo- ropäischen Kommission definierten Schlüsseltechnologien derne Infrastruktur sowie eine exzellente For- verfügen. Diese liefern als eine der wichtigsten Innovations- schungslandschaft entstanden sind, fehlen bis quellen des digitalen Industriezeitalters unverzichtbare heute Großunternehmen, deren Aktivitäten Aufmerksam- technologische Bausteine für eine breite Palette von Pro- keit auf die Region lenken. Dabei steht die Wiege der moder- duktanwendungen. Gemeinsam mit den sechs Universitä- nen Chemie und Pharmazie in Mitteldeutschland. Nach dem ten, 19 Fachhochschulen sowie den 32 Einrichtungen von hier entwickelten Konzept der Chemieparks wird heute Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer, Max-Planck-Gesellschaft weltweit produziert. Basierend auf dieser mehr als 120-jäh- und Helmholtz-Gesellschaft forschen und entwickeln zahl- rigen Erfolgsgeschichte gehört Sachsen zu den dynamischs- reiche Clusterkooperationen an neuen Verfahren und Tech- ten Life Sciences-Regionen Deutschlands. Im Branchennetz- nologien in den Bereichen Mikroelektronik, Nanotechnolo- werk biosaxony e.V. kooperieren Unternehmen und For- gie, Photonik, Biotechnologie, neue Materialien und Maschi- schungseinrichtungen in den Bereichen Regenerative Medi- nenbau. zin/Therapie/Diagnostik, Molekulares Bioengineering, Bio- informatik, Nano-Biotechnologie sowie Pharmakogenetik. Keimzelle für Weltmarktführer Seit zwei Jahrzehnten wandelt sich die Region zum Innovati- Jahrhundertelange Industrieerfahrung onstreiber für neue industrielle Technologien; Produkte, die Eine noch längere Tradition hat der Maschinenbau – seit gut die Abgrenzungen von klassischen Industrien und Techno- 200 Jahren kommen weltweit gefragte Textil-, Werkzeug-, logien schrittweise auflösen. Beispiele dafür sind Unterneh- und Druckmaschinen aus Sachsen. Bis heute punkten die men, die sich erfolgreich mit Anwendungen in der Bio-Infor- überwiegend kleinen und mittelständischen Maschinen- matik, gedruckten Elektronik sowie mit intelligenten Werk- und Anlagenbauer im internationalen Wettbewerb mit ho- stoffen in Nischenmärkten international durchsetzen. Dazu her Innovationskraft und Kompetenzen in den Bereichen zählen auch über 20 mittelständische Unternehmen, die Fertigungs-, Automatisierungs- und Verfahrenstechnik so- sich mit hoch spezialisierten Produkten zu Weltmarktfüh- wie in der Laser- und Elektronenstrahlbearbeitung. Nicht rern entwickelt haben. Diese Spezialisierung der Unterneh- minder traditionsreich ist der Automobilbau. Hand in Hand men spiegelt sich auch bei Hochtechnologiepatenten wider. arbeiten Industrie und Forschung an Schlüsselthemen wie Im Jahr 2013 hat das Deutsche Patent- und Markenamt 966 Hybrid-Elektromobilitätslösungen oder Leichtbau-Innovati- Patentanmeldungen aus Sachsen vermeldet. Damit liegt onen für Karosserie und Fahrwerk. Sachsen auf Platz 7 im nationalen Vergleich und deutlich vor Berlin und Hamburg. Mikroelektronisch made in Saxony Das Herz der europäischen Mikroelektronik schlägt in Dres- Gründen in Sachsen – enormes Potenzial mit zu den. Hier haben Globalfoundries und Infineon Technologies wenig Wagniskapital die modernsten Halbleiter-Produktionsstätten der Welt er- Die Erhebungen des Bundesverbandes Deutscher Kapital- richtet. Inzwischen trägt jeder zweite in Europa produzierte beteiligungsgesellschaften (BVK) für die Jahre 2010 bis 2013 Chip den Aufdruck „Made in Saxony“. Darüber hinaus haben zeigen, dass die neuen Bundesländer mit Ausnahme Berlins die Sachsen in den Innovationsfeldern energieeffiziente IT, deutlich hinter ihrem Potenzial, gemessen an ihrer Innovati- Organic und Printed Electronics, Mobilfunk sowie bei intelli- onskraft, zurückbleiben. Sachsen ist hier Pionier: Hier wur- genten Mikroelektronik-Systemen bestehend aus Sensoren, den in diesem Zeitraum die meisten Investments (ohne Ber- Mikrocontrollern und Leistungselektronik weltweit die Nase lin) getätigt. Dieser Trend konnte durch das Forschungspro- vorn. jekt HighTech Startbahn bestätigt werden. Im Zeitraum 2010 bis 2013 wurden über 370 Projekte identifiziert und analy- Schlüsseltechnologien als Standortvorteil siert, die hohes Potenzial versprechen. Das zeigt, wie leis- Durch eine intelligente Ansiedlungs- und Förderpolitik und tungsfähig das junge Ökosystem bestehend aus einer star- das Engagement kluger Köpfe gehört Sachsen heute zu den ken FuE-Landschaft und wirksamen Gründungsinitiativen wenigen Regionen weltweit, die über alle sechs von der Eu- inzwischen ist. 12 Private Equity in Mitteldeutschland
Regionale Gründerszene entwickelt sich Ausblick Die Beobachtungen hinsichtlich der Entwicklungsphase zei- Um dem Mangel an Kapital in Sachsen und Mitteldeutsch- gen deutlich eine noch sehr junge Gründerszene. Etwa drei land für die Hochtechnologie abzuhelfen, hat die HighTech Viertel der Projekte befinden sich noch in einer Phase zwi- Startbahn mit ihrem Jahresprogramm Innovationswerkstatt schen Vorgründung und Series A. Der High-Tech Gründer- Kapital im Jahr 2013 46 kapitalsuchende Hightech-Projekte fonds hat das hohe Potenzial in Sachsen erkannt und ist ak- und Unternehmen aus Mitteldeutschland und Sachsen iden- tuell an rund 20 Hightech-Unternehmen aus der Region be- tifiziert und systematisch mit nationalen und internationa- teiligt. Auffällig ist dabei der hohe Anteil von Gründungen len Investoren zusammengebracht. Das Feedback der Inves- im Bereich Biotechnologie und Materialwissenschaften. Er- toren bestätigte die Organisatoren: „Im Normalfall kennen folgreiche Exits, wie der Verkauf des Materialspezialisten wir 80% der pitchenden Unternehmen bereits im Vorfeld. für Organische Elektronik-Anwendungen novaled an Hier waren es nicht einmal 20%“. Dieses Signal wurde in Samsung, bestätigen das hohe Potenzial im Hinblick auf Sachsen gehört und verstanden. Die HighTech Startbahn Wertschöpfung sowohl für die Region als auch für Gründer und ihre Partner werden daher dieses Veranstaltungsformat und Investoren. Dennoch mangelt es dramatisch an Wagnis- ausbauen. kapital, sodass derzeit viel sächsisches Innovationspotenzi- al ungenutzt bleibt. Es gibt nur eine sehr geringe Anzahl an Thomas Schulz ansässigen, privaten Kapitalgebern wie Business Angels ist Netzwerkmanager des HighTech Start- oder Venture Capital-Gesellschaften. Es mangelt an Sicht- bahn Netzwerk e.V. mit Sitz in Dresden. barkeit des Potenzials der Region bei nationalen und inter- Der Verein unterstützt mitteldeutsche Aus- nationalen Kapitalgebern, und die Lücke zwischen Potenzial gründungen aus dem Hochtechnologie- und Investitionstätigkeit in allen Phasen der Unternehmens- Sektor in der Nachgründungsphase durch entwicklung muss deutlich verringert werden. Zur Verbes- aktive Kontaktvermittlung von Start-ups serung der Situation wurde im Rahmen des Forschungspro- zu Mentoren, Investoren, Industriepartnern jektes HighTech Startbahn ein entsprechendes Konzept ent- und Dienstleistern. wickelt und im Jahr 2013 erprobt. ANZEIGE IDEEN. KAPITAL. STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR NETZWERKE. www.tgfs.de N T IO. Asen Die kommerzielle Umsetzung innovativer Ideen und Forschungsergebnisse bedarf neben engagierten Gründern vor allem Kapital und Erfahrung. V O h Mit dem TGFS als Partner ist Ihr Unternehmenskonzept von Beginn an stark aufgestellt. Denn wir finanzieren Ihr Vorhaben nicht nur mit Ven- ture Capital, sondern unterstützen Sie mit unserem Netzwerk und un- N N I us S ac serer Managementerfahrung auch aktiv bei der Unternehmensent- wicklung. a h urc htd ö glic Erm Die MSG Lithoglas GmbH kommerziali- nehmen mit Hauptsitz in Dresden profi- den optimalen Bedingungen des High- siert eine neue Packaging-Technologie tiert von der Unterstützung des TGFS als tech-Wirtschaftsumfeldes vor Ort. für die Halbleiterindustrie. Das Unter- Gesellschafter und Investor sowie von www.lithoglas.de API o MAT Backend as a Service Uniturm.de Alles für mein Studium.
Standort Interview mit Dr. Andreas Stricker und Marina Heimann, futureSAX „Es werden branchen- und technologieübergreifend Impulse für Innovation gegeben“ Den Vergleich mit seinen Nachbar-Bundesländern braucht Sachsen nicht scheuen: Eine moderne Infrastruktur mit zahlreichen Universitäten und Forschungseinrichtungen, traditionsreiche Industrieerfahrung am Standort sowie eine ganze Reihe an mittelständischen Unternehmen, die in ihren Nischen Weltmarktführer sind, stehen beim Freistaat zu Buche. VC Magazin: Sie wurden im Sommer 2013 vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr mit der Durchführung von futureSAX beauftragt. Was hat sich seither geändert? Stricker: FutureSAX hat als Businessplan-Wettbewerb begon- nen und richtete sich zunächst an Start-ups und Gründer. Nach und nach wurde der Fokus auf wachstumsorientierte Unternehmen und etablierte KMU ausgedehnt. So war es nur konsequent, dass futureSAX 2013 erstmalig auch den an KMU adressierten Wettbewerb zum Innovationspreis des Freistaates Sachsen ausgerichtet hat. Da Fragen der Finanzierung und der Zusammenarbeit mit Kapitalgebern sowie der Zugang zu Forschung, Wissen- schaft und Innovation für Start-ups und Unternehmen glei- chermaßen von Bedeutung sind, wirkt futureSAX zukünftig Dr. Andreas Stricker noch stärker als deren Mittler und Schnittstelle zu Kapital- ist Projektleiter von futureSAX – der Innovationsplattform des gebern und zur Wissenschaft. Als Plattform bündeln wir das Freistaates Sachsen. Der ausgebildete Jurist war zuvor über Innovationsgeschehen in Sachsen und bieten den Nominier- zehn Jahre für Chipunternehmen aus dem Silicon Valley tätig und ten der futureSAX-Ideenwettwerbe und der Innovationprei- begleitete als Senior Corporate Counsel neben Forschungs- se seit 2014 ein besonderes Alumni-Netzwerk mit exklusiven und Entwicklungsprojekten und Joint Ventures auch die An- Veranstaltungen und Kontaktmöglichkeiten. siedlungen und den Aufbau von Halbleiterfertigungsstätten. Marina Heimann VC Magazin: Der futureSAX-Ideenwettbewerb findet seit zehn ist als Projektkoordinatorin für futureSAX tätig. Als gelernte Jahren jährlich, der Innovationspreis des Freistaates Sach- Bankkauffrau, studierte Betriebswirtin und Wirtschaftsjuristin sen seit 1991 alle zwei Jahre statt. Was ist aus den Siegern verfügt sie über fundiertes Know-how in den Bereichen be- der letzten Jahre geworden? triebswirtschaftliche Beratung (beispielsweise Due Diligence- Heimann: Viele Nominierte und Preisträger haben ihre Idee Projekte, Tragfähigkeitskonzepte, Finanzierungsberatung) und zur Marktreife gebracht, sind damit erfolgreich und tragen Investorenmatching. Durch ihre langjährige Tätigkeit beim zum Wachstum und der Innovationskraft des Wirtschafts- Projektträger PwC konnte sie darüber hinaus vielfältige Erfah- standortes Sachsen bei. rungen im Netzwerk- bzw. Clustermanagement, bei gutachter- Ein gutes Beispiel ist hier die National Instruments Dres- lichen Tätigkeiten (wie Unternehmensbewertungen, Private den GmbH. Das Unternehmen hatte sich bereits am ersten Investor Tests), bei Mittelverwendungsprüfungen sowie der Ideenwettbewerb 2004 beteiligt und den dritten Platz in der Auditierung/Evaluierung von Investitionsförderungen sammeln. Kategorie „Gründen“ und fünf Jahre später den ersten Platz in der Kategorie „Wachsen“ gewonnen. Es hat sich erfolg- die 3D-Micromac AG. Freiberg Instruments hat 2011 den reich entwickelt und ist heute als Bestandteil der ameri- Innovationspreis gewonnen und stellt neuartige, zerstö- kanischen Unternehmensgruppe National Instruments zen- rungsfreie Messgeräte u.a. für die Halbleiterindustrie her. tral für alle F&E-Aktivitäten im Bereich Basisstationstests Die 3D-Micromac AG ist der Gewinner des 8. futureSAX- zuständig. Basisstationen sind ein wesentlicher Teil eines Ideenwettbewerbs. Das Unternehmen entwickelt hocheffi- Mobilfunknetzes, die Funksignale empfangen und senden. ziente Maschinen für die Lasermikrobearbeitung sowie inno- Weitere Beispiele sind die Freiberg Instruments GmbH und vative Beschichtungs- und Drucktechnologien. 14 Private Equity in Mitteldeutschland
VC Magazin: Wie würden Sie die Gründungstätigkeit in Sach- werden. Deshalb wurde beispielsweise das futureSAX- sen im bundesweiten Kontext einordnen? Alumni-Netzwerk initialisiert, um branchen- und technologie- Stricker: Aktuell ist das Gründungsgeschehen in Sachsen wie übergreifend Impulse für Innovation zu geben. in Deutschland rückläufig. Mit rund 31.000 Gewerbeanmel- dungen 2013 verzeichnete Sachsen im Vergleich zu den an- VC Magazin: Der Erfolg eines Unternehmens ist u.a. von der deren neuen Bundesländern – ohne Berlin – allerdings die Verfügbarkeit von Kapital abhängig. Wie sehen Sie Sachsen höchste Gründungstätigkeit. hier aufgestellt, wo gibt es noch Nachholbedarf? Um dem rückläufigen Trend entgegenzuwirken, haben wir Heimann: Wir haben in Sachsen vielfältige private und öffent- uns mit den Gründerinitiativen der Hochschulen und ver- liche Angebote. Neben Finanzierungsprogrammen der hier schiedenen anderen Akteuren abgestimmt, das bisherige ansässigen Banken gibt es u.a. die Sächsische Aufbaubank Konzept auf den Prüfstand gestellt und neue Ansätze ent- als zentrales Förderinstitut für die Wirtschaft, die Mittel- wickelt. Ganz wichtig ist dabei das individuelle Betreuungs- ständische Beteiligungsgesellschaft Sachsen als private Be- angebot mit Coachings, Jurorenfeedbacks, Workshops und teiligungsgesellschaft, die Bürgschaftsbank Sachsen sowie Gründerforen, in denen Unterstützung in den verschiedens- den Technologiegründerfonds TGFS. Natürlich wäre es ten Gründungsphasen gegeben wird. wünschenswert, wenn noch mehr Investitionstätigkeiten aus dem Bereich nationaler und internationaler Kapital- VC Magazin: In welchen Technologien sehen Sie Sachsen be- geber kommen würden. Um dies zu erreichen, haben wir sonders gut positioniert, wo weniger? spezielle Angebote für Investoren entwickelt und sprechen Heimann: Sachsen ist in den Bereichen der Bio-, Mikro- sowie Kapitalgeber jetzt noch gezielter an. Nanoelektronik sehr gut aufgestellt. Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken und weiter aus- VC Magazin: Frau Heimann, Herr Dr. Stricker, vielen Dank für zubauen, nimmt der Freistaat in seiner Innovationsstrategie das Interview. ausgewählte Schlüsseltechnologien in den Blick. Dabei soll auch der Cross-Innovation ausreichend Raum gegeben mathias.renz@vc-magazin.de ANZEIGE 7(&+12/2*,(3$5.:(,1%(5*&$0386 IRUVFKHQ JUQGHQ XQWHUQHKPHQ PRGHUQH,QIUDVWUXNWXUIUQDWXUZLVVHQ VSH]LDOLVLHUWH*UQGHUZHUNVWlWWHQXQG :HUWVFK|SIXQJYRQ*UXQGODJHQXQGDQ VFKDIWOLFKH)RUVFKXQJ ,QNXEDWRUHQ JHZDQGWHU)RUVFKXQJEHU(QWZLFNOXQJ ELV]XU3URGXNWLRQ 0DUWLQ/XWKHU8QLYHUVLWlW)UDXQKRIHUXQG 0HQWRUHQXQG([SHUWHQQHW]ZHUN /HLEQL],QVWLWXWH,QVWLWXWHGHU0D[3ODQFN =XJDQJ]X:DFKVWXPV¿QDQ]LHUXQJ *HVHOOVFKDIWXQG+HOPKROW]*HPHLQVFKDIW 9HUPLWWOXQJYRQ*UQGXQJVI|UGHUXQJ ,QQRYDWLRQVNHUQHQXQG:HUWVFK|SIXQJV XQG)UKSKDVHQ¿QDQ]LHUXQJ SDUWQHUQ ZZZZHLQEHUJFDPSXVGH
Aus der Praxis | Case Study dimensio informatics: Lernende Indexierungstechnik für kürzere Wartezeiten Im Sprint durch die Datenbanken Die Fortschritte im Bereich Big Data haben zu wachsenden Volumina innerhalb der Datenbanken geführt. Um dabei lange Wartezeiten beim Abrufen dieser Informationen zu vermeiden, setzen junge Unternehmen zunehmend auf künstliche Intelligenz. Das Spin-off der Technischen Universität Chemnitz dimensio informatics GmbH will die Abrufzeit mit einer lernenden Indexierungstechnik beschleunigen – und schreibt sich dementsprechend „The spirit of speed“ auf die Fahnen. P rof. Dr. Wolfgang Benn, Professor für Datenverwal- Übernahme durch mic IT AG tungssysteme an der Technischen Universität Chem- In den ersten Schritten fand das Team Unterstützung durch nitz, beschäftigte sich mehr als 15 Jahre mit der das Gründernetzwerk Saxeed. Neben dem Technologie- Kombination aus Datenbanksystemen und künstlicher Intel- gründerfonds Sachsen (TGFS) über die SC-Kapitalbeteili- ligenz, bevor er 2010 zusammen mit dem wissenschaft- gungsgesellschaft mbH sowie einem Privatinvestor und lichen Mitarbeiter Dr. Sebastian Leuoth die dimensio infor- den Gründern ist seit Juli 2013 die mic IT AG mit rund 57% matics gründete. Das Jungunternehmen bietet Software- als Mehrheitseigentümer an der lösungen in drei Bausteinen: Die Datenbank dimensio analy- dimensio informatics beteiligt. Mit siert semantische Beziehungen der Daten und verknüpft ihrem Investment verfolgt die mic IT diese miteinander, wodurch sogenannte Datenbäume ent- eine Buy and Build-Strategie. „Wir kau- stehen, welche die Abrufzeit reduzieren. Scrivo optimiert fen Gesellschaften, die synergetisch die Schreibkapazität der Datenbank durch auf Größe und zusammenarbeiten. Die Integration Anzahl angepasste Puffer. Mit securido will dimensio infor- der Technologien findet in der mic IT matics unsichere IP-Protokolle umgehen und die Daten- statt“, so CEO Claus-Georg Müller. In sicherheit erhöhen. Kürze soll auch ein Schweizer Unter- nehmen, welches bereits Produkte der Claus-Georg Müller, Lösungen für Big Data dimensio informatics vertreibt, über- mic IT Mit mehr als 90% des Umsatzes stellt der Datenbankin- nommen werden. dex dimensio das Zugpferd im Produktportfolio dar. Dementsprechend konzentriert sich das Team derzeit ver- Ausblick stärkt auf den Vertrieb dieses Produktes. Die Weiterent- Ein hohes Wachstumspotenzial im Umfeld immer größe- wicklung securidos soll künftig über die Einnahmen dimen- rer Datenmengen attestieren dem Start-up beide. „Wir sios finanziert werden. „Wir werden wollen einen Akteur schaffen, der den Markt mitgestal- neue Technologien brauchen, um die ten kann“, sagt Olaf Müller. Dimensio informatics ist Datenflut wirkungsvoll zu schützen“, heute in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv. beschreibt Olaf Müller, kaufmän- Im europäischen Raum bieten sich aufgrund der politi- nischer Geschäftsführer dimensio schen Situation viele Expansionsmöglichkeiten, erklärt informatics, das hohe Wachstumspo- Claus-Georg Müller: „Die IT-Infrastruktur in Europa ist tenzial. Wenn Kunden Memory- stark im Aufwind. Aus Gründen der Sicherheit will man Datenbanken als Mitbewerber zählen, sich selbstständiger machen.“ Daher ist auch der ur- so ist dies laut Müller nur mit Blick auf sprünglich angedachte Schritt in die USA zurzeit nicht die funktionale Seite korrekt. „Die in Olaf Müller, mehr geplant. Vorerst geht es für mic IT in Frankfurt an dimensio informatics dimensio enthaltene Technik schafft die Börse. Dazu hat sie gerade eine Pre-IPO-Runde abge- es, einen wissensbasierten Index auf- schlossen. Mit ihren Portfoliounternehmen will mic IT zusetzen, der Funktionalitäten aufweist, die kein anderer langfristig eine Lösung anbieten, die alle Produkte der Mitbewerber hat oder auch schafft“, ist sich Müller sicher. Beteiligungen integriert. „Die mic IT wird mit Komplett- Durch die Nähe zur Universität hat das Start-up Zugang lösungen am Markt punkten“, ist sich Claus-Georg Mül- zu kompetenten Entwicklern, im Consultingbereich ist ler sicher. es Müller zufolge allerdings schwieriger, die richtige Mischung aus Sales- und technischem Know-how zu Lena Traninger finden. redaktion@vc-magazin.de 16 Private Equity in Mitteldeutschland
Aus der Praxis | Case Study Rotorvox: Hoch hinaus per Gyrocopter Inspiriert vom professionellen Motorsport Vielseitig einsetzbar wie ein Hubschrauber, dabei leichter zu bedienen und wartungsärmer: Der Gyrocopter bietet eine Alternative zu Helikopter und Leichtflugzeug, fristet bislang allerdings ein Nischendasein in der Luftfahrtindustrie. Die Thüringer Ingenieure von Rotor- vox wollen dem Tragschrauber zum Durchbruch verhelfen und setzen dabei auf Know-how aus dem professionellen Motorsport. A ls Leiter der Fahrwerkentwicklung bei VW Motor- ist“, erklärt CEO Schoppe. Neben Eigenmitteln, Fremdkapi- sport war Ronald Schoppe beruflich viel unterwegs, tal und Business Angels trug die staatliche Beteiligungs- Testfahrten und Rennen begleitete er vor Ort aus management Thüringen (bm-t) einen dem Hubschrauber. Bei der Rallye Dakar dachte er ange- nennenswerten Betrag bei. „Herr sichts der enormen Kosten der Luftüberwachung erstmals Schoppes Erfahrung aus dem Motor- über Alternativen nach: „Als Ingenieur sah ich die Vorteile sport war ein starkes Argument. Er ver- eines Gyrocopters, für anspruchsvolle Einsatzszenarien steht die technischen Details, verfügt waren die gängigen Modelle jedoch technisch noch nicht aus- aber auch über die Soft Skills, die ein gereift genug.“ Überzeugt vom Verbesserungspotenzial, grün- CEO mitbringen muss. Die Kombina- dete er im März 2011 die GGC GmbH. Im thüringischen Ober- tion aus Entwicklungspower und Bud- mehler fand er einen geeigneten Standort: Zentral in Deutsch- getdisziplin des Teams ist für Investo- land gelegen, bezog er eine ehemalige Schule nahe des noch ren ein Glücksfall“, so Investmentma- Sebastian Knedlik, bm-t von den Sowjets angelegten Flugplatzes. nager Sebastian Knedlik von der bm-t. Materialien aus dem professionellen Motorsport Stärkung des Standorts Thüringen Das Triebwerk sorgt beim Gyrocopter im Unterschied zum Die Entwicklung und Produktion erfolgt komplett am Thü- Hubschrauber nur für Vortrieb, der Rotor wird passiv durch ringer Standort, lediglich Motor und Rotorblätter werden den Fahrtwind in Drehung versetzt. Das ist sicherer und bringt von europäischen Zulieferern bezogen. Nach Premiere des einen weiteren entscheidenden Vorteil mit sich: Es ist kein „Rotorvox C2A“ am 5. September läuft die Serienproduktion kompliziertes Getriebe notwendig. „Von an, mit acht fest angestellten Mitarbeitern wird für 2015 die Anfang an zielten wir nicht nur auf die Herstellung von über 30 Stück angepeilt. private, sondern auch auf die kommerzi- elle Nutzung unseres Produktes“, erläu- Ausblick tert Schoppe seine Strategie. Denkbar sei „Mittelfristig können wir uns einen Exit an einen strategischen der Einsatz überall, wo im Luftverkehr Investor vorstellen. Die finanziellen Vorteile gegenüber Hub- neben der Flexibilität auch die Kosten schraubern sind offensichtlich, etwa für etablierte Unterneh- und nicht die Höchstgeschwindigkeit men aus der Luftfahrtbranche ergibt sich hier ein neues Seg- entscheiden, etwa in der Luftüberwa- ment“, ist Knedlik von der bm-t fest überzeugt. CEO Schoppe chung, bei unkritischen Krankentrans- will in den kommenden Monaten den Fokus von der Entwick- Ronald Schoppe, porten und natürlich für passionierte Rotorvox lung auf die Produktion lenken und Vertriebsnetze für den pri- Privatpersonen. Tragschrauber sind in vaten und kommerziellen Bedarf aufbauen. Großes Markt- Deutschland nur bis zu einer Gesamtlast von 560 Kilogramm potenzial sieht er in Asien, Osteuropa oder auch Afrika, etwa zugelassen, daher entwickelte sein Team ein Vollcarbon-Mono- im Transportwesen in Gebieten mit schlechter Infrastruktur. coque, ein extrem leichtes Gestell, wie es etwa in der Formel 1 Dabei bleibt der umtriebige Thüringer heimatverbunden: Qua- zum Einsatz kommt. Die Reichweite beträgt rund 600 Kilome- lifiziertes Personal sei vorhanden, viele Berufspendler würden ter, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei über 160 km/h. gerne aus dem süddeutschen Raum zurückkehren. Langfristig denkt Schoppe schon an eigene Ausbildungsplätze, die Luft- Mix aus verschiedensten Finanzierungsquellen fahrtbranche wirke auch auf Jugendliche anziehend. „Der Finanzierungsbedarf lag im unteren siebenstelligen Bereich, eine schwierige Losgröße, da sie zu groß für Busi- Felix Scheibe ness Angels und zu klein für Venture Capital-Gesellschaften redaktion@vc-magazin.de Private Equity in Mitteldeutschland 17
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