PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund

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PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
BM
AUSGABE 05 · 2022
                    Das Magazin für
                    Beamtinnen und Beamte

 PROFESSIONALISIERUNG
 DES VIELFALTSMANAGEMENTS
                        Potenzial für öffentliche Arbeitgeber

                I N TERV I EW                             IM FOKUS
               mit Elke Starke                   Digitalpolitische Ziele des BMI
Gewerkschaft ist halt ein Gemeinschaftsprojekt               bis 2025
PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
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¹ Monatliches Kontoführungsentgelt i. H. v. 2,95 Euro bei Online-Überweisungen ohne Echtzeit-Über-
weisungen; girocard (Ausgabe einer Debitkarte) 11,95 Euro p. a.; Voraussetzungen: Gehalts-/Bezüge-
eingang, Genossenschaftsanteil von 15,– Euro/Mitglied.
PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
I N HA LT                                                                                                         EDITORIAL

                                                                                                                  LIEBE LESERINNEN UND LESER,
                                                                                                                  aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen,
                                                                                                                  dass im Jahr 2021 22,3 Millionen Menschen und somit
                                                                                                                  27,2 Prozent der Bevölkerung in Deutschland einen Mi-
                                                                                                                  grationshintergrund hatten. Das ist jede vierte Person,
                                                                                                                  die in Deutschland lebt. Nach der für diese Berechnung
                                                                                                                  verwendeten Definition, hat eine Person einen Migrati-
                                                                                                                  onshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein

                                                          04                                                      Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit ge-
                                                                                                                  boren wurde. Die gleiche Begrifflichkeit wurde in der
                                                          TITEL                                                   Diversität und Chancengleichheit Survey (DuCS 2019)
                                                          Professionalisierung des                                genutzt, um zu bestimmen, wie viele Menschen mit Mi-
                                                          ­Vielfaltsmanagements                                   grationshintergrund in der öffentlichen Verwaltung des
                                                          Potenzial für öffentliche                               Bundes arbeiten. 2019 waren es 12 Prozent. Im Titel
                                                          ­Arbeitgeber                                            dieser Ausgabe werfen wir deshalb einen Blick auf das
                                                                                                                  Thema Vielfaltsmanagement im öffentlichen Dienst und
                                                                                                                  auf das bis dato von öffentlichen Arbeitgebern zu we-

                                                          07                                                      nig genutzte Potenzial vielfältiger Talente und Kennt-
                                                                                                                  nisse.
                                                          INTERVIEW
                                                          mit Elke Starke                                         Mit Elke Starke, Mitglied des Personalrat Dezernat VII –
                                                                                                                  Kunst und Kultur der Stadt Köln, sprachen wir über Mo-
                                                          Gewerkschaft ist halt ein
                                                                                                                  tivation, Aufgaben und ihre persönlichen Ziele in ihrer
                                                          ­Gemeinschaftsprojekt
                                                                                                                  ehrenamtlichen Tätigkeit. Hier hat sie mehrere Ämter
                                                                                                                  inne. Sie ist Vorsitzende des ver.di-Landesbezirksbeam-
                                                                                                                  tenausschusses in Nordrhein-Westfalen und Mitglied
                                                                                                                  des Vorstands des Bundesausschusses Beamtinnen und

                                                          15                                                      Beamte in ver.di.

                                                          IM FOKUS
                                                          Digitalpolitische Ziele
                                                          des BMI bis 2025

08 MELDUNGEN AUS BUND UND LÄNDERN                                                                                                                          Danny Prusseit
                                                                                                                                                           Politischer Referent, ­
15 AUS DEN GEWERKSCHAFTEN
16                                                                                                                                                         Abteilung Öffentlicher Dienst
                                                                                                                                                           und Beamten­politik beim
18 VERMISCHTES                                                                                                                                             DGB-Bundesvorstand

IMPRESSUM
Herausgeber: DGB-Bundesvorstand, Abt. Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, E-Mail: oeb@dgb.de, Internet: dgb.de/beamtenmagazin | V.i.S.d.P.: Elke
Hannack | Redaktion: Lisa Kranz, Danny Prusseit, Henriette Schwarz, Niels Spilker, Sigrid Werner | Verlag, Vertrieb, Anzeigenmarketing und Druck: DCM Druck Center M
                                                                                                                                                                   ­ eckenheim GmbH | Ge-
                              staltung: SCHIRMWERK, Essen | Titelbild: istockphoto/kupicoo | Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, im 28. Jahrgang / Jahresbezugspreis inkl. MwSt. und Ver-
                              sand: 1 Heft: 15 Euro, 10 Hefte: 140 Euro, 20 Hefte: 260 Euro, 50 Hefte: 550 Euro

                                                                                                                                       magazin für beamtinnen und beamte 3
PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
T I TE L

    PROFESSIONALISIERUNG
    DES VIELFALTSMANAGEMENTS
        POTENZIAL
  FÜR ÖFFENTLICHE
      ARBEITGEBER
         Vielfaltsmanagement und die interkulturelle
   Öffnung sind für den öffentlichen Dienst wichtige
       Zukunftsaufgaben geworden. Denn die Arbeit
        von Menschen mit Migrationshintergrund im
          öffentlichen Dienst erleichtert nicht nur die
   Einbeziehung der Perspektiven aller Bürger:innen
   unserer Gesellschaft. Beschäftigte mit interkultu-
           rellen Kenntnissen und Fähigkeiten tragen
   angesichts der gesellschaftlichen Vielfalt und der
      europäischen sowie globalen Vernetzung auch
                 zum Erfolg staatlichen Handelns bei.

4 magazin für beamtinnen und beamte
PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
T IT E L

                            Mit der interkulturellen Öffnung verfolgen öffentliche Arbeitgeber gleich mehrere Ziele. Un-
                            ter anderem geht es darum, die Vielfalt der Gesellschaft Deutschlands auch in der Beschäf-
                            tigtenstruktur des öffentlichen Dienstes wieder zu finden bzw. durch gezielte Maßnahmen
                            den Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst zu erhöhen.
                            Daran knüpft sich das Interesse an, die vielfältigen Talente und Potenziale des (perspekti-
                            visch) gewonnenen Personals weiterzuentwickeln und dieses langfristig an den öffentlichen
                            Dienst zu binden. In diesem Zusammenhang spielen das Vielfaltsmanagement, das auch
                            eine diversitätsbewusste Organisationskultur schaffen soll, sowie Diversitätskompetenzen
                            von Personal und Führungskräften bedeutende Rollen.

                            VALIDE ZAHLEN ZEIGEN U
                                                 ­ NTERREPRÄSENTATION
                            Im Jahr 2019 wurde erstmals eine behördenübergreifende Befragung in der Bundesverwal-
                            tung – also in Behörden und Einrichtungen des Bundes, die mit dem Vollzug von Bundesan-
                            gelegenheiten betraut sind – durchgeführt. Den Ergebnissen dieser Befragung, der Diversität
                            und Chancengleichheit Survey (DuCS 2019) nach, hatten insgesamt 12 Prozent der Mitar­
                            beiter:innen in der Bundesverwaltung einen Migrationshintergrund. Demnach sind sie, ge-
                            messen am Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund (27 Prozent), in der Bundes-
                            verwaltung eindeutig unterrepräsentiert. Die Bundesverwaltung spiegelt also die Vielfalt un-
                            serer Gesellschaft nicht oder nur bedingt wider. Weitere Ergebnisse der Umfrage zeigen
                            auch, dass Beschäftigte mit Migrationshintergrund in der Bundesverwaltung mit 19,6 Pro-
                            zent überproportional häufig befristet tätig sind. Gemessen am Durchschnitt ihrer Vertretung
                            in der Bundesverwaltung sind sie zudem überrepräsentiert im einfachen, mittleren und hö-
                            heren Dienst, im gehobenen Dienst unterrepräsentiert.

                              BESCHÄFTIGTE MIT MIGRATIONSHINTERGRUND IN
                              DER ­B UNDESVERWALTUNG NACH LAUFBAHNGRUPPEN

                               EINFACHER DIENST                                                                 17,6 %

                               MITTLERER DIENST                                               12,7 %

                                HÖHERER DIENST                                                  13,3 %

                              GEHOBENER DIENST                                       10,5 %

                              QUELLE: DIVERSITÄT UND CHANCENGLEICHHEIT SURVEY 2019

                            Ein weiteres Ergebnis der Befragung offenbart, dass Beschäftigte ohne Migrationshinter-
                            grund häufiger verbeamtet (68 Prozent) sind als Beschäftigte mit Migrationshintergrund (57
                            Prozent). Daneben bestehen Ungleichheiten bei Beförderungen. So werden Personen ohne
                            Migrationshintergrund deutlich häufiger befördert (73 Prozent) als Beschäftigte mit Migrati-
                            onshintergrund (58 Prozent).

                            DIVERSITÄTSKOMPETENZEN M
                                                   ­ ÜSSEN GESTÄRKT WERDEN
                            In der Bundesverwaltung sind Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur unterreprä-
Foto: istockphoto/kupicoo

                            sentiert. Sie sehen sich zudem häufiger mit interaktioneller Diskriminierung konfrontiert als
                            Menschen ohne Migrationshintergrund. Hier muss das Vielfaltsmanagement ansetzen. Es
                            trägt dazu bei, Diskriminierungsrisiken zu erkennen und hilft Chancengleichheit in der Per-
                            sonalpolitik umzusetzen. Um ein gutes Vielfaltsmanagement etablieren zu können, benötigt

                                                                                                       magazin für beamtinnen und beamte 5
PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
T I TE L

                 es bei den öffentlichen Arbeitgebern – beim Personal und bei       befinden aller Beschäftigter dieser Behörde steht. Ein Ergebnis
                 den Führungskräften – eine Stärkung des Diversitätsverständ-       der DuCS 2019. Bestätigen kann dies Ali-Cina Fahimi, der seit
                 nisses und damit einhergehend der Diversitätskompetenzen.          März 2019 im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frau-
                 Letzteres beschreibt die Fähigkeit, wertschätzend, anerken-        en und Jugend (BMFSFJ) beschäftigt und dort aktuell Perso-
                 nend und vorurteilsfrei mit gesellschaftlicher Vielfalt umzuge-    nalratsvorsitzender ist. Ein gutes Diversitätsklima kann laut
                 hen und diese zu gestalten.                                        Fa­himi zu einer deutlich höheren Arbeitszufriedenheit führen
                                                                                    und die Leistungsfähigkeit der Behörde steigern. In dem Bun-
                                                                                    desministerium gibt es seit Januar 2019 mit einer Unterabtei-
                 GUTES VIELFALTSMANAGEMENT                                          lungsleiterin in der Abteilung Z eine Diversitätsbeauftragte, die
                 WIRD WICHTIGER                                                     Ansprechpartnerin für die Umsetzung von Maßnahmen für
                 Dass die interkulturelle Öffnung des öffentlichen Dienstes und     mehr Diversität ist, die aber auch selbst Maßnahmen ansto-
                 damit ein gutes Vielfaltsmanagement für öffentliche Arbeitge-      ßen kann, um die diversitätsorientierte Personalpolitik des
                 ber von zunehmender Bedeutung ist, erklärt sich grundlegend        Bundesministeriums fortzusetzen und weiterzuentwickeln.
                 zunächst einmal damit, dass hierzulande gut jede vierte Per-       Dass ein gutes Vielfaltsmanagement eine positive Wirkung auf
                 son einen Migrationshintergrund hat. Diese Menschen, ihre          die Leistungsfähigkeit einer Behörde hat, bestätigt auch Jani-
                 Perspektiven in staatliche Institutionen und in staatliches Han-   ka Oberg: „Mir liegt das Thema ‚mehr Diversität in der Verwal-
                 deln mehr einzubeziehen, stärkt nicht nur den gesellschaftli-      tung‘ sehr am Herzen, denn ich bin fest davon überzeugt, dass
                 chen Zusammenhalt, sondern erhöht insgesamt die Akzeptanz          eine vielfältige Belegschaft uns bereichert und die Arbeitser-
                 staatlicher Entscheidungen und Handlungen. Angesichts der          gebnisse verbessert.“ Oberg arbeitet seit 2018 im Bundesmi-
                 gesellschaftlichen Vielfalt und der europäischen sowie globa-      nisterium für Arbeit und
                 len Vernetzung tragen Beschäftigte mit Migrationshintergrund       Soziales (BMAS). Sie hat
                 mit ihren interkulturellen Kenntnissen und Fähigkeiten auch        dort zusammen mit an-
                 zum Erfolg Deutschlands, subsumiert bei der notwendigen In-        deren Kolleg:innen ein           EINE VIELFÄLTIGE
                 ternationalisierung öffentlicher Arbeitgeber bei.                  Diversity-Netzwerk ins           BELEGSCHAFT
                                                                                    Leben gerufen. Alle Akti-        ­BEREICHERT UNS
                                                                                    onen des Netzwerks ste-           UND VERBESSERT
                     Die von der Bundesregierung im August 2021 veröf-              hen und fallen allerdings
                     fentlichte Diversitätsstrategie für die Bundesverwal-          mit dem ehrenamtlichen
                                                                                                                      ARBEITSERGEBNISSE
                     tung, an der u. a. der DGB mitwirkte, beschreibt Viel-         Engagement. Es braucht
                     faltsmanagement als ganzheitlichen Prozess, der drei           also freie Zeitkapazitäten der Mitarbeiter:innen neben dem
                     Bereiche umfasst: (1.) die Förderung von Vielfalt und          Alltagsgeschäft, erklärt sie. Um das Thema voranzubringen,
                     Chancengleichheit bei Personalauswahl, Personalbin-            braucht es eine Verankerung des Themas in Person einer haupt-
                     dung und beruflichen Aufstieg, (2.) die Qualifizierung         amtlichen Vielfaltsmanagerin / eines hauptamtlichen Vielfalts-
                     des Personals (interkulturelle Kompetenz, Vielfalts-           managers, die / der keine weiteren Aufgaben betreut, so Oberg.
                     kompetenz) sowie (3.) das Hinterfragen relevanter              Andernfalls fiele das Thema häufig unter den Tisch, da schlicht
                     Strukturen und Abläufe in den Organisationen, um ei-           die Zeit dafür fehle.
                     nerseits eine Führungs- und Organisationskultur zu
                     entwickeln und zu pflegen, die allen Mitarbeitenden
                     gleichermaßen eine chancengerechte Teilhabe an
                     Karrierewegen im öffentlichen Dienst eröffnet, und
                     um andererseits sicherzustellen, dass der öffentliche
                     Dienst bei seiner Aufgabenerfüllung die Vielfalt der
                                                                                        UMFRAGE ZUR VIELFALT IM
                     Gesellschaft adäquat berücksichtigt.
                                                                                        ­ÖFFENTLICHEN DIENST
                                                                                        Der DGB hat im November 2018 eine Umfrage zum
                 Auch ein Blick auf die Arbeitszufriedenheit und Verbundenheit          Thema Vielfalt im öffentlichen Dienst durchgeführt. Die
                 von Beschäftigten mit ihrer Behörde macht deutlich, dass ein           Ergebnisse finden Sie hier: www.dgb.de/-/1aP. In die-
                 aktiver Umgang des Arbeitgebers mit der kulturellen Diversität         sem Jahr wird die Umfrage wiederholt. Die Ergebnisse
                 der Beschäftigten in Form verschiedener Maßnahmen des Viel-            werden voraussichtlich im November 2022 vorliegen.
                 faltsmanagements, in einem engen Zusammenhang zum Wohl­

6 magazin für beamtinnen und beamte
PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
INTE RV IE W
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                                                                                                         „Gewerkschaft ist halt ein
                                                                                                           Gemeinschaftsprojekt“
                                                                                                               Ehrenamtliches Engagement in einer Gewerkschaft: Über Motiva­tion,
                                                                                                               Aufgaben und persönliche Ziele sprachen wir mit Elke Starke. Sie ist
                                                                                                               Mitglied des Personalrats der Stadt Köln und arbeitet ehrenamtlich für
                                                                                                               den Bundesausschuss der Beamtinnen und Beamten in ver.di (BABB).
                                 Foto: Danny Prusseit

                                                                                                               Seit 2021 hat Sie hier Verantwortung im Vorstand des Gremiums über-
                                                                                                               nommen.

                                                        Was hat dich bewogen, auf Bundesebene aktiv zu werden                     Hauptaufgabe an. Im Vorstand versuchen wir, möglichst vielen Bedürf-
                                                        und wie kam es dazu?                                                      nissen gerecht zu werden. Ziele so zu stecken, dass nicht z. B. Berlin
                                                        Auf der Bundesebene fängt ja niemand an. Als ich vor knapp 25 Jah-        zurücksteckt während Bayern den Vorteil hat und gleichzeitig nicht
                                                        ren in die Gewerkschaft eingetreten bin, ging es mir um Solidarität.      bereits Erreichtes zu gefährden, gleicht manchmal einem Drahtseilakt.
                                                        Wenn ich als Beamtin schon nicht selbst streiken kann, wollte ich we-
                                                        nigstens die Streikkasse füllen. Dass ich mal aktiv die Interessen von    Was motiviert dich bei deiner ehrenamtlichen Arbeit?
                                                        Kolleg:innen vertreten würde, hätte ich mir damals nicht vorstellen       Für mich ist nach wie vor die Solidarität der Motor. Ich glaube, dass
                                                        können. Irgendwann hat mich ein Kollege angesprochen, mal in den          gerade ich als Beamtin in einer so großen Gewerkschaft, mich nicht
                                                        ver.di-Arbeitskreis der Beamtinnen und Beamten der Stadt Köln zu          nur solidarisch einbringen, sondern auch Solidarität fordern darf. Da-
                                                        kommen. Damals haben wir viele interessante Themen bearbeitet.            für arbeite ich in vielen Bereichen mit. Wer hat gesagt, dass nicht auch
                                                        Schon bevor ich in den Landesbezirksbeamt:innenausschuss NRW ge-          Beamte Streiklisten führen können, um die Streikenden selbst zu ent-
                                                        wählt wurde, durfte ich Projekte im BABB vorstellen. Heute vertrete       lasten. Das Wissen, in einer der größten Gewerkschaften den größt-
                                                        ich die Interessen der Beamt:innen aus NRW auf der Bundesebene.           möglichen Nutzen für alle Mitglieder zu erreichen, ist für mich ein star-
                                                        Das könnte ich ohne Unterstützung der Menschen, die mich dorthin          ker Antrieb. Gemeinsam sind wir stark – daran hat sich nichts geän-
                                                        gewählt haben, gar nicht leisten. Gewerkschaft ist halt ein Gemein-       dert. Neiddebatten und Grüppchenbildung dagegen, sind der größte
                                                        schaftsprojekt.                                                           Feind guter Abschlüsse.

                                                        Welche Aufgaben hat der Vorstand des Gremiums und was                     Gibt es Ziele, die du hast / euer Gremium hat?
                                                        gehört für dich zur Arbeit im Gremium noch dazu?                          Unsere hauptamtlichen Kolleg:innen machen einen super Job. Aber
                                                        Für mich ist wichtig, die zukünftige Arbeit zu gestalten. In Zeiten im-   auch hier machen Sparzwänge das Leben der Beteiligten nicht leich-
                                                        mer stärkerer Arbeitsverdichtung und gleichzeitigem Wandel der Ge-        ter. In Zeiten immer knapper werdender Ressourcen, stelle ich mir vor,
                                                        sellschaft zu mehr Work-Life-Balance stellt sich die Frage, inwiefern     das Thema Aufgabenkritik anzugehen und zu sehen, ob wir Arbeitsfor-
                                                        wir auch Gewerkschaft völlig neu denken müssen. Gleichzeitig haben        men verändern können oder müssen. Ich finde, dass wir dabei aber
                                                        wir durch den Föderalismus so divergente Anforderungen wie noch           auch die Work-Life-Balance unserer Haupt- und Ehrenamtlichen nicht
                                                        nie. Die Interessen aller Betroffenen zu vertreten, sehe ich als unsere   vergessen dürfen.

                                                                                                                                                                  magazin für beamtinnen und beamte 7
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MELDUNGEN

                                             BUND
                                             POLIZEIZULAGE SOLL
Sie arbeiten                                 RUHEGEHALTFÄHIG WERDEN

für Menschen.
                                             Ende April hat das Bundesministerium des Innern und für Heimat
                                             den Referentenentwurf eines Gesetzes zur Einführung der Ruhe-
                                             gehaltfähigkeit der Zulage für Beamtinnen und Beamte sowie
Wir kümmern                                  Soldatinnen und Soldaten mit vollzugspolizeilichen Aufgaben
                                             und zur Änderung weiterer Vorschriften veröffentlicht. Zeitgleich
uns um Sie.                                  begann die Abstimmung des Entwurfs mit den anderen Ministe-
                                             rien sowie die Beteiligung der beamtenpolitischen Spitzenorga-
                                             nisationen. Mit der Wiederherstellung der Ruhegehaltfähigkeit
Als Selbsthilfeeinrichtung für den Öffent-
                                             der sogenannten Polizeizulage würde ein Vorhaben aus dem ak-
lichen Dienst erhalten Sie von uns stets
                                             tuellen Koalitionsvertrag umgesetzt. GdP und DGB hatten sich
die passende Versicherung und Vorsorge,
                                             mit Verweis auf die Nachwirkungen der besonderen Belastungen
besonders günstige Beiträge und einen
                                             im Polizeivollzugsdienst auch im Alter jahrelang für die Ruhege-
herausragenden Service.
                                             haltfähigkeit der Stellenzulage eingesetzt, wie es sie von 1990
www.nuernberger.de                           bis 1998 schon einmal gab. Ein Anspruch soll nach einer mindes-
                                             tens zehnjährigen zulagenberechtigten Verwendung entstehen
                                             bzw. nach einer mindestens zweijährigen Verwendung im Fall ei-
                                             nes Todes, bei Dienstunfähigkeit oder einem ohne grobes Ver-
                                             schulden im Dienst erlittenen Verlustes der Polizeidiensttauglich-
                                             keit. Außerdem sollen zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Ge-
                                             setzes, welches für den ersten Monat nach der Veröffentlichung
                                             vorgesehen ist, vorhandene Versorgungsempfänger:innen und
                                             deren Hinterbliebene einbezogen werden. Die Höhe des ruhege-
                                             haltfähigen Betrages der Zulage wird sich laut Entwurf nach der
                                             Fassung des Bundesbesoldungsgesetzes richten, die zum Zeit-
                                             punkt des letztmaligen Bezuges der Zulage galt.

                                             BADEN-WÜRTTEMBERG
                                             PAUSCHALE BEIHILFE IST AUF DEM WEG
                                             Die grün-schwarze Landesregierung plant die Umsetzung eines
                                             Vorhabens aus ihrem Koalitionsvertrag. Der Entwurf eines Geset-
                                             zes zur Einführung einer pauschalen Beihilfe befindet sich in der
                                             Ressortabstimmung. Mit den vorgesehenen Änderungen im Bei-
                                             hilferecht soll für die Zukunft neben dem System aus Eigenvorsor­
                                             ge und individueller Beihilfezahlung die Möglichkeit einer pau-
                                             schalen Beihilfe in Form eines Zuschusses des Dienstherrn zu den
                                             Krankenversicherungsbeiträgen vollständig freiwillig gesetzlich
                                             oder vollständig privat versicherten Personen eröffnet werden.
                                             Bislang müssen Beamt:innen, die freiwillig Mitglied einer gesetz-
                                             lichen Krankenversicherung sind, den kompletten Beitragssatz
                                             alleine zahlen. Die Regelung soll zum 01.01.2023 in Kraft treten.
                                             Zunächst muss der Gesetzentwurf in den Landtag eingebracht
    Einfach
                                             werden. Baden-Württemberg wäre neben Hamburg, Bremen,
passend für den                              Berlin, Brandenburg und Thüringen das sechste Bundesland, das
 Öffentlichen                                seinen Beamt:innen die pauschale Beihilfe anbietet. Der DGB
    Dienst                                   setzt sich seit Jahren für ein solches Modell ein.
PROFESSIONALISIERUNG DES VIELFALTSMANAGEMENTS - Deutscher Gewerkschaftsbund
MELDU NGE N

                                          BAYERN                                                                 Pensionseintrittsalter ab dem 01.01.2024 ab dem Jahrgang 1959
                                                                                                                 schrittweise um drei Monate pro Jahr erhöht. Der Prozess der An-
                                          TEILZEIT IST TEILZEIT                                                  gleichung werde acht Jahre, also bis 2031, dauern. Die schrittweise
                                          Der Lehrkräftemangel in Grund-, Mittel- und Förderschulen ist laut     Anhebung sieht eine analoge Anpassung der Altersgrenzen bei
                                          GEW auch in Bayern gravierend. Um dem entgegen zu wirken, hatte        Richter:innen vor. Auch für die Vollzugsdienste von Feuerwehr, Poli-
                                          der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bereits   zei und Justiz sind Neuregelun-
                                          zum Schuljahr 2020/2021 eine Reihe von Maßnahmen durchgesetzt          gen vorgesehen. Hierzu gibt es
                                          (das sog. Piazolo-Paket). Die Arbeitsbedingungen der Lehrer:innen      z. Z. noch Beratungen mit den
                                          wurden dadurch weiter verschlechtert, so die GEW. Besonders be-        betreffenden Verwaltungen und
                                                                                                                                                        EINTRITT IN DEN
                                          troffen seien Lehrkräfte, die in Teilzeit arbeiten, aber dennoch die   Gewerkschaften. Bisher liegt das       RUHESTAND
                                          Aufgaben einer Vollzeitstelle übernehmen müssten. Der bayerische       Pensionsalter bei Vollzugskräften      ERST MIT 67
                                          Landesverband der GEW verwies hier auf ein Urteil des Bundesver-       im mittleren Dienst bei 61 Jah-
                                          waltungsgerichts aus dem Jahr 2015 (BVerwG 2 C 16.14 ). Damals         ren, im gehobenen Dienst bei 62 Jahren und im höheren Dienst bei
                                          hatte eine Lehrerin eingeklagt, dass sich ihre außerunterrichtlichen   63 Jahren. Berlin ist das einzige Bundesland, in dem die Altersgren-
                                          Tätigkeiten entweder an der Teilzeitstelle orientieren müssen. An-     ze für den Eintritt der verbeamteten Dienstkräfte in den Ruhestand
                                          dernfalls müsse sie einen Ausgleich erhalten. Die GEW Bayern for-      noch nicht angehoben und damit an die Regelaltersgrenze in der
                                          dert deshalb eine Rücknahme der restriktiven Maßnahmen aus dem         Rente angepasst wurde.
                                          Piazolo-Paket, eine flexiblere Lehrkräfteausbildung, attraktive Ar-
                                          beitsbedingungen und eine die gerechte Bezahlung aller Lehrkräfte
                                          sowie Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel.                            BRANDENBURG
                                                                                                                 BESOLDUNG: ANPASSUNG UND
                                          BERLIN                                                                 VERFASSUNGSKONFORMITÄT
                                          ALTERSGRENZE FÜR RUHESTANDS­                                           Das Ministerium für Finanzen des Landes Brandenburg hat Ende
                                                                                                                 März den Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der Besoldung und
                                          EINTRITT SOLL STEIGEN                                                  Versorgung und zur Änderung weiterer besoldungs- und versor-
                                          Berlin wird die Altersgrenze für den Eintritt von Beamt:innen in den   gungsrechtlicher Vorschriften 2022 im Land Brandenburg vorgelegt
                                          Ruhestand ab 2024 auf 67 Jahre anheben. Wie bekannt wurde, ar-         und das Beteiligungsverfahren für die beamtenpolitischen Spitzen-
                                          beite die Finanzverwaltung aktuell an einem Referentenentwurf.         organisationen eingeläutet. Zum einen enthält der Entwurf mit der
                                          Das Gesetz soll – sofern das Gesetz im Abgeordnetenhaus beschlos-      Anpassung der Besoldung der Beamt:innen von Land und Kommu-
                                          sen wird – ab dem 01.01.2023 in Kraft treten. Dann gelte aber zu-      nen um 2,8 Prozent zum 1. Dezember die Übertragung des Tarifer-
                                          nächst noch eine Übergangsfrist von einem Jahr. Danach werde das       gebnisses für die Beschäftigten der Länder. Zum anderen beinhaltet
                                                                                                                 er Maßnahmen, mit denen die Alimentation zum 1. Dezember ver-
                                                                                                                 fassungskonform ausgestaltet werden soll. So ist die Streichung der
                                                                                                                 jeweils ersten Erfahrungsstufe in allen Besoldungsgruppen der Be-
                                                                                                                 soldungsordnung A sowie in den Besoldungsgruppen R 1 und R 2,
                                                                                                                 die Anhebung des kindbezogenen Familienzuschlags und ein ab-
                                                                                                                 schmelzender bedarfsabhängiger Familiensonderzuschlag bis Besol-
                                                                                                                 dungsgruppe A 10 Stufe 3 vorgesehen. Der DGB fordert unter ande-
                                                                                                                 rem ein rückwirkendes Inkrafttreten der Änderungen, um die Verfas-
                                                                                                                 sungswidrigkeit der Besoldung bereits zu einem früheren Zeitpunkt
                                                                                                                 zu beheben.
Foto: istockphoto/Inside Creative House

                                                                                                                 BREMEN
                                                                                                                 HOMEOFFICE WEITERHIN MÖGLICH
                                                                                                                 Dank des Einsatzes des Gesamtpersonalrats können Beschäftigte im
                                                                                                                 öffentlichen Dienst in Bremen auch weiterhin im Homeoffice arbei-
                                                                                                                 ten. Die bis zum 19. März, sprich zum Auslaufen der gesetzlichen

                                                                                                                                              magazin für beamtinnen und beamte 9
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MEL DU NG E N

                                             Homeoffice-Pflicht geltenden Regelungen finden weiter Anwendung,       HESSEN
                                             zunächst bis zum 31. Dezember. Zudem informierte der Gesamtper-
                                             sonalrat darüber, dass es Gespräche mit dem Finanzressort über
                                                                                                                    POLIZEIZULAGE ANHEBEN UND
                                             eine neue Dienstvereinbarung zum ortstflexiblen Arbeiten gäbe. Die     ­RUHEGEHALTFÄHIG STELLEN
                                             Regelungsbereiche alternierende Telearbeit und mobiles Arbeiten        Nachdem der Bund die Polizeizulage in zwei Schritten auf 228 Euro
                                             sollen hierbei zusammengeführt werden. Ende April wurden Ver-          erhöht hat und das Bundesministerium des Inneren und für Heimat
                                             handlungen mit dem Finanzressort aufgenommen. Der Gesamtper-           plant, die Ruhegehaltfähigkeit der Zulage für Polizeibeamt:innen mit
                                             sonalrat unterstrich, dass das Recht auf Homeoffice wie auch das       vollzugspolizeilichen Aufgaben wieder einzuführen (siehe Bundmel-
                                             Recht auf einen Büroarbeitsplatz zu fairen Bedingungen gewährleis-     dung in dieser Ausgabe), unterstreicht die GdP Hessen ihre Forde-
                                             tet sein muss.

                                             HAMBURG
                                             SPITZENERGEBNIS AUSGEBAUT
                                             Die GEW Hamburg hat bei den diesjährigen Wahlen zum Gesamtper-
                                             sonalrat der Hamburger Schulen nach eigenen Worten ein „Spitzen-
                                             ergebnis erzielt“. Bei den Beamt:innen ist die GEW mit 84,23 Pro-
                                             zent aller Stimmen erneut die stärkste Fraktion und hat knapp 5 Pro-
                                             zentpunkte dazu gewonnen. Auch bei den Angestellten erhielt die
                                             Gewerkschaft bzw. ihre Mitglieder wie bei der letzten Wahl die
                                             Mehrheit der Stimmen (54,45 Prozent). Somit stellt die GEW 20 von
                                             insgesamt 25 Personalräten (sechzehn Vertreter:innen bei den
                                             Beamt:innen und vier bei den Angestellten). Für den Vorsitzenden

                                                                                                                                                                                             Foto: istockphoto/Meinzahn
                                                                                                                    rung nach der Wiedereinführung der Ruhegehaltfähigkeit von Zula-
                                                                                                                    gen für hessische Polizeibeamt:innen. Die Gewerkschaft appelliert
                                                                                                                    an die Landespolitik, den eingeschlagenen Sparkurs auch zu Lasten
                                                                                                                    der Landesbeamt:innen zu verlassen. Im Vergleich zu anderen Be-
                                                                                                                    rufsgruppen seien die Kolleg:innen der Polizei besonderen Belastun-
                                                                                                                    gen ausgesetzt. Deshalb brauche es auch einen angemessenen Aus-
 Foto: istockphoto/Nutthaseth Vanchaichana

                                                                                                                    gleich.

                                                                                                                    MECKLENBURG-VORPOMMERN
                                                                                                                    ERFOLGREICHE GESPRÄCHE ZU
                                                                                                                    ­BESOLDUNG UND VERSORGUNG
                                             der GEW Hamburg Sven Quiring ein Ausdruck des Vertrauens in die        Mitte April verständigten sich der DGB und seine Gewerkschaften
                                             Arbeit der GEW im Gesamtpersonalrat: „Die vielen Hundert Perso-        mit Finanzminister Heiko Geue (SPD) auf Eckpunkte eines Anpas-
                                             nalratsmitglieder der GEW an den Schulen stehen ihren Kolleginnen      sungsgesetzes. Demnach sollen die Besoldung und die Versorgung
                                             und Kollegen in personalrechtlichen Fragen mit der Schulleitung        zum 1. Dezember um 2,8 Prozent erhöht und damit das Tarifergeb-
                                             kompetent und solidarisch zur Seite, das wissen die Kolleginnen und    nis für die Beschäftigten der Länder auf die Beamt:innen von Land
                                             Kollegen zu schätzen. Hier macht sich die jahrelange gewerkschaft-     und Kommunen übertragen werden. Zwei zusätzliche Punkte wur-
                                             liche Erfahrung der GEW bezahlt.“                                      den vereinbart. So sollen auch die Stellenzulagen für die Polizei, die

10 magazin für beamtinnen und beamte
MELDU NGE N

Berufsfeuerwehren und den Justizvollzug erstmalig an der regelmä-      Aber die Polizei kämpft gleichzeitig mit hohen Pensionierungszahlen
ßigen Anpassung teilnehmen. Zudem einigten sich die Beteiligten        und mit einer deutlich gestiegenen Abbrecherquote bei den Nach­
angesichts der aktuell stark steigenden Lebenshaltungskosten dar-      wuchspolizist:innen“, betonte GdP-Landesvorsitzender Michael
auf, den bisherigen Abzug von 0,2 Prozent von jeder Anpassung der      Mer­tens. Laut der Gewerkschaft sind in der jetzt zu Ende gehenden
Besoldung und Versorgung zum Aufbau der Versorgungsrücklage ab         Legislaturperiode in Nordrhein-Westfalen 12.420 Kommissarsan­
Dezember 2022 nicht mehr vorzunehmen. Alle anderen Bundeslän-          wär­ter:innen eingestellt worden. Unter Strich sei die Zahl aller
der haben den Abzug schon länger gestrichen. Ingo Schlüter, stell-     Polizist:innen trotzdem nur um 1.500 Beamt:innen gewachsen.
vertretender Vorsitzender des DGB Nord, lobte die Landesregierung.
Damit sende sie gerade in schwierigen Zeiten ein Zeichen der Ver-
lässlichkeit an ihre Beschäftigten und mit der Dynamisierung der       Rheinland-Pfalz
Stellenzulagen würden die besonderen Belastungen in diesen Berei-
chen nun anerkannt.
                                                                       GEW RUFT ZUR BETEILIGUNG
                                                                       AN PETITION AUF
                                                                       In einer gemeinsamen Petition fordern mehrere Bildungsorganisati-
NIEDERSACHSEN                                                          onen mehr Finanzen für die Bildung. Zu den Unterzeichner:innen
FEHLENDE ZUSAGEN FÜR                                                   gehören die GEW Rheinland-Pfalz sowie Eltern- und Schü­ler:in­nen­
                                                                       vertretungen. Die GEW ruft dazu auf, die Petition zu unterstützen. Es
­ÖFFENTLICHEN DIENST
                                                                       brauche massive Investitionen für eine deutliche Verbesserungen an
Amtsangemessene Besoldung, Verbesserung bei den Reisekosten            den rheinland-pfälzischen Schulen. In der Begründung der Petition
und eine an den aktuellen Bedingungen angepasste vollständige          lautet es: „Die aktuellen Herausforderungen im Bildungssystem zei-
Übernahme des Tarifergebnisses auch auf Versorgungs­        empfän­    gen deutliche Probleme. Diese Missstände müssen sofort abgestellt
ger:in­nen: Diese Themen standen auf der Tagesordnung des Gesprä-      werden. Zur Zeit sehen wir u. a. folgende Probleme: zu hohen Unter-
ches zwischen Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) und Ver­tre­       richtsausfall in unseren Schulen – es fehlen Lehrkräfte, Schulsozial­
ter:innen des DGB Niedersachsens sowie den Gewerkschaften des          arbeiter:innen, Verwaltungskräfte, Digitalexperten:innen und viele
öffentlichen Dienstes, das am 21. April stattfand. Die Vorsitzenden    mehr – zu viel Bürokratie für unsere Eltern und Schulleitungen –
der DGB-Mitgliedsgewerkschaften zeigten sich mit dem Ergebnis          fehlende Förderung der körperlichen und der seelischen (mentalen)
des Gespräches unzufrieden. Sie kritisierten, dass Finanzminister      Gesundheit von Schüler:innen und Lehrkräften – keine passenden
Hilbers noch keinen Entwurf einer amtsangemessenen Alimentation        Unterrichtsformen für verhaltensauffällige Schüler:innen – das nicht
vorlegte. Die Skizzierung seiner ersten Überlegungen ließen hier we-   alle Schüler:innen den für sie bestmöglichen Schulabschluss errei-
nig Raum für Hoffnung auf die notwendigen Verbesserungen. Die          chen.“
Angleichung des Reisekostenrechts angesichts der massiv gestiege-
nen Spritpreise sehe der Finanzminister kritisch und verwies auf die
Verantwortung der Bundesregierung. Die gewerkschaftliche Forde-
rung, die Corona-Sonderzahlung, die Bestandteil des erzielten Tarif-
ergebnisses für die Tarifbeschäftigten der Länder ist, als Ausgleich
für 14 Leermonate auch an Versorgungsempfänger:innen zu zahlen,
lehnte Hilbers kategorisch ab, ebenso die Zahlung einer Zulage für
die auch im Rettungsdienst tätigen Feuerwehrkräfte.

NORDRHEIN-WESTFALEN
PERSONELLER WIEDERAUFBAU
MUSS FORTGESETZT WERDEN
                                                                                                                                               Foto: istockphoto/DONGSEON_KIM

Am 26. April fand die Vereidigungsfeier von nordrhein-westfälischen
Nachwuchspolizist:innen statt. Aus diesem Anlass forderte die GdP,
den personellen Wiederaufbau der Polizei auch nach der Landtags-
wahl fortzusetzen. „Dass die Landesregierung bei den Einstellungs-
zahlen mehrfach nachgebessert und zuletzt sogar 2.670 Kommissar­
anwärter:innen eingestellt hat, ist CDU und FDP hoch anzurechnen.

                                                                                                    magazin für beamtinnen und beamte 11
MEL DU NG E N

   SAARLAND                                                                einer Tariftreueregelung im sächsischen Vergabegesetz notwendig.
                                                                           Die öffentliche Hand unterstützt so nicht mehr Lohndumping, son-
   GEW FORDERT MEHR PLANSTELLEN                                            dern tarifgebundene Unternehmen, die bisher nicht zum Zuge ka-
   Die bis zu 300 pandemiebedingt befristet eingestellten Lehrkräfte       men“, so Markus Schlimbach, Vorsitzender des DGB Sachsen.
   werden auch im kommenden Schuljahr an den saarländischen Schu-
   len zur Verfügung stehen. Diese Entscheidung der Bildungsministe-             www.sachsen-kauft-fair.de
   rin Christine Streichert-Clivot (SPD) begrüßte der Landesverband der
   GEW. Für ein nachhaltiges Personalentwicklungskonzept brauche es
   jedoch vor allem neue Planstellen und den Ausbau der multiprofes-       SACHSEN-ANHALT
   sionellen Teams. Bereits 2018 forderte die GEW mit der Gesamtlan-
   deselternvertretung, der Landesschülervertretung und der Landesel-
                                                                           ANTRAG ZU FAHRRADSTAFFEL
   terninitiative für Bildung in einer gemeinsamen Resolution insge-       BEI DER POLIZEI
   samt 400 Planstellen zusätzlich einzurichten, damit der steigende       Nach Meinung der Fraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN könnten
   Bedarf an den Schulen gedeckt werden kann, qualitative Verbesse-        Fahrradstaffeln bei der Polizei einen Beitrag zum besseren Kontakt
   rungen im Unterricht und bessere Arbeitsbedingungen für Lehrkräf-       zwischen Bürger:innen und Polizeibeamt:innen leisten. Die Grünen
   te erreicht werden können. Hierfür müsste aber weiteres Geld be-        brachten daher einen Antrag (Drs. 8/1021) in den Landtag ein, in
   reitgestellt werden, denn das Bildungssystem im Saarland ist laut       dem sie sich für ein Modellprojekt zur Implementierung von Fahr-
   GEW-Landesvorsitzender Birgit Jenni unterfinanziert. Sie fordert das
   Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern im Bildungsbereich
   fallen zu lassen. Eine nachhaltige Bildungsfinanzierung ist aus Sicht
   Jennis vom Land allein nicht zu stemmen.

   SACHSEN
   SCHLUSSLICHT BEI NACHHALTIGER ­
   BESCHAFFUNG
   Aktuelle Studien des Umweltbundesamtes und der Arbeitsgemein-
   schaft der Eine Welt Landesnetzwerke belegen laut des zivilgesell-
   schaftlichen Bündnisses Sachsen kauft fair, dass das Land bundes-
   weit Schlusslicht beim Thema nachhaltige Beschaffung ist. Der DGB
   Sachsen ist Mitglied in dem Bündnis, das jetzt eine Novellierung des

                                                                                                                                                    Foto: istockphoto/geogif
   sächsischen Vergabegesetzes fordert. Nachhaltigkeitsaspekte soll-
   ten darin verpflichtend aufgenommen werden. Zwar stünde die No-
   vellierung des Gesetzes seit 2015 in den Koalitionsverträgen, doch
   passiert sei bisher nichts. In den Jahren 2019/2020 vergab der Frei-
   staat Bau-, Liefer- und Dienstleistungen mit einem Gesamtvolumen
                                         von über 1,5 Milliarden Euro.     radstaffeln zunächst im Polizeirevier in Halle (Saale), später auch in
                                         Meist kaufe der Freistaat das     Magdeburg aussprechen. Am 5. Mai verständigte sich der Ausschuss
                                         preiswerteste Produkt, ohne       für Inneres und Sport nun auf eine Anhörung zum Antrag in seiner
   LOHN­DUMPING                          auf nachhaltige Aspekte wie       Septembersitzung. Neben den Polizeigewerkschaften könnten je
   ENDLICH                               Umweltkriterien,     Tariflöhne   Frak­tion bis zu drei Anzuhörende benannt werden. Innenministerin
                                                                           Tamara Zieschang (CDU) berichtete, zwischen den Jahren 2002 und
                                         oder die Einhaltung von Ar-
   ­STOPPEN                              beitsbedingungen entlang glo-     2009 habe es bereits Fahrradstaffeln bei der Polizei. Sie seien jedoch
                                         baler Lieferketten zu achten.     aufgelöst worden, weil es nicht mehr genug Polizeibeamt:innen gab
   Damit verstärke sich der Preiskampf zu Lasten von Mensch und Na-        und gebe. Aktuell seien in Sachsen-Anhalt vereinzelt Polizeibe­
   tur. Sowohl global als auch vor Ort könne nachhaltige Vergabe den       amt:in­nen von Zeit zu Zeit auf dem Fahrrad unterwegs, insbesonde-
   Wettbewerb um die niedrigsten Löhne endlich stoppen. „Die Verga-        re die bürgernahen Regionalbereichsbeamt:innen. Noch in diesem
   be von öffentlichen Aufträgen darf nur an Unternehmen erfolgen,         Jahr sollen 50 Pedelecs angeschafft werden, damit diese auch län-
   die ihren Beschäftigten Tariflöhne zahlen. Dafür ist die Verankerung    gere Wege absolvieren könnten.

12 magazin für beamtinnen und beamte
MELDU NGE N

 SCHLESWIG-HOLSTEIN
 FORDERUNGEN AN NEUE
 ­LANDESREGIERUNG
 Nach den Landtagswahlen ist vor den Koalitionsverhandlungen und
 vor dem Koalitionsvertrag. Die GdP in Schleswig-Holstein nutzt die
 Zeit, um auf ihre Themen aufmerksam zu machen. Die Gewerkschaft
 fordert, dass u. a. die Ruhegehaltfähigkeit der Stellenzulage für den
 Polizei- und Justizvollzugsdienst sowie die Aufstellung einer zweiten
 Einsatzhundertschaft im Koalitionsvertrag ihren Niederschlag fin-
 den. „Auch dies ist Teil des Wählerwillens“, macht der Stellvertre-
 tende GdP-Landesvorsitzende Andreas Kropius deutlich. Dass nur
 sechs von zehn Wahlberechtigten ihr demokratisches Grundrecht
 wahrgenommen hätten, sei aus Sicht Kropius ernüchternd. Damit

                                                                                       Foto: Wikipedia Creative Common License
 spricht er die niedrige Wahlbeteiligung von 60,4 Prozent bei der
 Land­tagswahl am 8. Mai an. „Mit Blick auf die alltäglichen Heraus-
 forderungen unserer Kolleginnen und Kollegen im Polizei- und Jus-
 tizdienst sind wir besorgt. Demokratieförderung und Stärkung der
 Mitbestimmung müssen zentrale Themen der Politik in Schleswig-
 Holstein werden“, so der GdP-Vize.

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MEL DU NG E N

THÜRINGEN
LEHRKRÄFTE MÜSSEN ENTLASTET WERDEN
Für die GEW Thüringen steht die Frage nach der Arbeitszeit und in
diesem Zuge auch die Frage nach Entlastungen von Lehrkräften seit
vielen Jahren im Mittelpunkt ihrer Forderungen an die Politik. Doch
laut Gewerkschaft sind Verbesserungen an dieser Stelle mit Blick auf
den Landeshaushalt wiederholt von der Landesregierung abgelehnt
worden. Mit Blick auf den Landeshaushalt 2023/2024 forderte die
GEW Thüringen die Landesregierung Anfang Mai erneut auf, endlich
eine Entscheidung für gute Bildung mit gesundem Personal bereit-
zustellen. Der GEW-Landesvorstand hat genau dazu ein Forderungs-
papier beschlossen, dessen Positionen durch Unterschriften (auf dem
Aushang in Schulen oder online) unterstützt werden können. Für die
Entlastung von Lehrkräften fordert die GEW eine Anrechnungsstun-
de für Klassenleitungen, die Entlastung der Schulleitung durch eine

                                                                                                  Foto: istockphoto/Daniel de la Hoz
Verwaltungsassistenz, die Absenkung der Pflichtstunden, die Redu-
zierung des Förderplanaufwands sowie eine sozialindizierte Perso-
nal- und Sachausstattung.
      www.gew-thueringen.de/aktuelles
      > Meldung vom 9. Mai

  Die Debeka-Gruppe

Traditionell gut
abgesichert
                                                                       Traditioneller Partner
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                                    Digitalpolitische Ziele des BMI bis 2025
                                     Das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI)
                                     hat Ende April ein Digitalprogramm vorgestellt. Es
                                     beschreibt stichwortartig, welche Projekte bis 2025
                                     auf der Tagesordnung des Ministeriums stehen. Wir
                                     geben einen kurzen Überblick und zeigen, welche
                                     ­Aspekte zu kurz kommen.
Foto: istockphoto/AnuStudio

                              Die Digitalisierung solle den Bürger:innen und Unternehmen dienen               die rechtlichen Standards. Die Datenqualität in den zentralen
                              und die Leistungsfähigkeit des Staates stärken. So das vom BMI for-             und dezentralen Registern der deutschen Verwaltung soll laut
                              mulierte Leitmotiv für das Arbeitsprogramm der nächsten Jahre. Insbe-           BMI verbessert werden.
                              sondere in fünf Themenfeldern stünde die digitale Verwaltung vor ge-
                              sellschaftlichen, strukturellen oder technischen Herausforderungen:        5.   Digitale Souveränität: Mit Ländern und Kommunen will das BMI
                                                                                                              die Abhängigkeit von einzelnen Technologieakonzernen mithilfe
                              1.    Digitale staatliche Leistungen: Leitendes Prinzip der Verwal-
                                                                                                              von Open-Source sowie offenen Schnittstellen minimieren. Ziel
                                                                                                              der Verwaltungscloud-Strategie sei zudem, Knebelverträge zu
                                    tungsdigitalisierung sei die Nutzerorientierung, so das BMI. Mit
                                                                                                              verhindern und eine wechselseitige Nutzung von Anwendungen
                                    der Weiterentwicklung des Onlinezugangsgesetz (OZG 2.0)
                                                                                                              zu ermöglichen.
                                    werde dafür ein Rechtsrahmen geschaffen. Digitale Identitäten
                                    würden nutzerfreundlich, datenschutzkonform und sicher für
                                    eine Vielzahl von Anwendungsfällen aufgesetzt, die Register-
                                    modernisierung werde forciert.                                        WAS FEHLT?
                              2.    Moderner Staat: Wichtig sei eine bessere Zusammenarbeit zwi-          Die Perspektive der Beschäftigten wird im Digitalprogramm aus
                                    schen föderalen Ebenen. Die Verwaltung solle umfangreich digi-        Sicht der Gewerkschaften nicht mitgedacht. Dass das BMI die
                                    talisiert werden. Gemeinsame IT-Anwendungen würden verein-            Beschäftigten nur erwähnt, um die „Optimierung ihrer Kompe-
                                    heitlicht, Gesetze des Bundes künftig mit einem Digitalcheck          tenzen“ anzumahnen, ist ein fataler Kurzschluss. Denn die digi-
                                    auf die digitale Ausführbarkeit geprüft und Schriftformerforder-      tale Verwaltung ist keineswegs neu. Schon lange werden in den
                                    nisse reduziert. Geplant seien auch agile Projektteams sowie          Dienststellen digitale Fachanwendungen genutzt, elektronische
                                    eine Optimierung der Kompetenzen der Beschäftigten.                   Kommunikation ist der Normalzustand.

                              3.    Cybersicherheitsarchitektur: Ein zentraler Bestandteil für die Di-
                                                                                                          Zentrale Fragen lässt das BMI also offen: Wie soll das Wissen
                                                                                                          und den Erfahrungsschatz der Kolleg:innen und der Personalrä-
                                    gitalisierung von Gesellschaft, Staat und Verwaltung sei außer-
                                                                                                          te im Transformationsprozess einbezogen werden? Wo entste-
                                    dem die Cybersicherheit. Geplant sei u.a. die Stärkung des Bun-
                                                                                                          hen in der digitalen Verwaltung neue Wege zu Guter (digitale)
                                    desamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und die
                                                                                                          Arbeit? Wie sollen Probleme wie die steigende Arbeitsintensität
                                    Weiterentwicklung der Cybersicherheitsstrategie.
                                                                                                          und der Fachkräftemangel in technischen Berufen angegangen

                              4.    Datennutzung: Das BMI will dafür sorgen, dass die Daten der
                                                                                                          werden? Im Digitalprogramm gibt es dazu keine Antworten.

                                    Verwaltung für Bürger:innen und Unternehmen besser verfüg-
                                    bar und nutzbar sind. Die Datenstrategie der Bundesregierung              Mehr dazu unter
                                    sei voranzutreiben. Mit einem Datengesetz entstünden dafür                www.bmi.bund.de > Pressemitteilungen

                                                                                                                                     magazin für beamtinnen und beamte 15
AUS D E N G E W ER K S CHAF TEN

   DGB                                                                     waltung“, bekräftigte Fahimi. Vor dem Hintergrund der aktuellen
                                                                           historischen Herausforderungen forderte sie mehr Verteilungsgerech-
   YASMIN FAHIMI ZUR                                                       tigkeit. Leistungsfreie Erlöse aus Vermögen, Immobilien und Speku-
   DGB-VORSITZENDEN GEWÄHLT                                                lationen müssten für das Gemeinwohl stärker herangezogen wer-
   Am 9. Mai wurde Yasmin Fahimi auf dem 22. DGB-Bundeskongress            den. Eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer sei überfällig. Da-
   mit einem klaren Ergebnis von 93 Prozent zur neuen Vorsitzenden         rüber hinaus sei zusätzlich eine Sondervermögensabgabe, etwa in
   des DGB gewählt. Zum ersten Mal in der mehr als 70-jährigen DGB-        Form eines mehrjährigen Lastenausgleichs, angemessen.
   Geschichte ist damit eine Frau an der Spitze des gewerkschaftlichen     Yasmin Fahimi folgt auf Reiner Hoffmann, der nach achtjähriger
   Dachverbands.                                                           Amtszeit als Vorsitzender des DGB nicht zur Wiederwahl antrat.
   In ihrer ersten Rede als DGB-Vorsitzende betonte Fahimi die Bedeu-
   tung der gewerkschaftlichen Gestaltungskraft, die in einer Zeit fun-                                  Ebenfalls im Amt bestätigt bzw. wiederge-
                                                                                                         wählt worden sind v.l.n.r. Stefan Körzell
   damentaler Veränderungen wichtiger denn je sei: „Wir gestalten Zu-                                    (DGB-Vorstandsmitglied), Elke Hannack
   kunft! Solidarisch und gerecht, mit Selbstvertrauen und Zuversicht.“                                  (Stellvertretende Vorsitzende des DGB)
                                                                                                         und Anja Piel (DGB-Vorstandsmitglied).
   Die neue DGB-Chefin wies darauf hin, dass nur eine demokratisch
   gestaltete Transformation zur Erfolgsgeschichte werden könne:
   „Wer sich Tarifverträgen verweigert, wer das Recht auf Mitbestim-
   mung im Betrieb, im Unternehmen und der Dienststelle glaubt igno-
   rieren zu können, der verurteilt die sozial-ökologische Transformati-
   on unserer Wirtschaft und Gesellschaft zum Scheitern. Sie wird nur
   mit den Beschäftigten und ihrer Kompetenz gelingen – und nicht
   gegen sie.“ Deswegen müsse das Betriebsverfassungsgesetz grund-
   legend reformiert werden und eine echte Mitbestimmung in den
   Unternehmen abgesichert sein. „Außerdem brauchen wir mehr Ge-
   meinwohlorientierung und eine funktionierende Daseinsvorsorge.
   Transformation braucht auch eine funktionierende öffentliche Ver-

16 magazin für beamtinnen und beamte
AUS DEN GEWERKSC H A FT E N

 GEW                                                                     EVG
 UMSETZUNG DES DIGITALPAKTS                                              RIESENCHANCE FÜR DIE VERKEHRSWENDE
 SCHULE 2022                                                             Mit dem Entlastungspaket 2 ermöglicht die Bundesregierung das so­
 Der Digitalisierungsschub während der Corona-Pandemie hat die           genannte 9-Euro-Monatsticket. Mit diesem können alle Bürge­r:in­nen
 soziale Spaltung an Schulen teils verstärkt. Das zeigen die Ergebnis-   im Juni, Juli und August Bus und Bahn für neun Euro im Monat nut-
 se einer neuen Untersuchung der GEW zur Umsetzung des Digital-          zen. EVG-Vize Martin Burkert sieht in diesem Angebot eine Riesen-
 pakts Schule 2022, die Anfang Mai vorgestellt wurden. Laut GEW          chance für die Verkehrswende. Sorgen mache man sich auf Seiten der
 seien vielerlei Gründe dafür verantwortlich. Diese reichten von der     Gewerkschaft aber auch. Denn wenn tatsächlich Reisende wäh­rend
 Verteilung der Gelder bis hin zum Fachkräftemangel. Die Gewerk-         der Sommermonate verstärkt Busse und Bahnen nutzen wer­den,
 schaft kritisiert, dass bisher weder das Bundesbildungsministerium      wenn Berufspendler:innen auf ÖPNV umsteigen, dann müssten die öf-
 noch die Landesregierungen ein transparentes Monitoring zum Digi-       fentlichen Verkehrsangebote entsprechend der zu erwartenden Nach-
 talpakt veröffentlicht hätten. Die fehlende Datenlage mache es          frage verfügbar sein. Jens Schwarz, Vorsitzender des Konzernbetriebs-
 schwierig, Mittel gerechter zu verteilen. Laut GEW-Schulexpertin        rates DB AG macht ergänzend deutlich, dass das, was in den vergan-
 Anja Bensinger-Stolze käme erschwerend die Lage auf dem Arbeits-        genen Jahren versäumt worden ist, jetzt nicht über Nacht nachgeholt
 markt hinzu: „Der Fachkräftemangel in den Bereichen Pädagogik, IT       werden kann. Gemeint ist damit die Infrastruktur, die laut Schwarz seit
 und Verwaltung ist das größte Problem des schulischen Digitalisie-      Jahrzehnten unterfinanziert und vernachlässigt worden ist. Heike Moll,
 rungsprozesses.“ Neben einem Monitoring, der Entwicklung von IT-        GBR-Vorsitzende bei DB Station&Service macht deutlich: „Jede ein-
 Supportstrukturen vor Ort sowie einer Erhöhung der Ausbildungska-       zelne Eisenbahnerin, jeder einzelne Eisenbahner wird alles dafür tun,
 pazitäten für mehr Fachkräfte plädiert die GEW für eine Stärkung        dass sich die Kunden bei uns wohlfühlen“, erklärt sie. „Aber wir wol-
 der digitalen Schulentwicklungsprozesse, eine Förderung finanz-         len nicht beschimpft werden, weil uns hier eine Situation überrollt, für
 schwacher Kommunen und eine Evaluation des Digitalpakts.                die vorher die Rahmenbedingungen nicht geklärt worden sind.“

                                                                                                    kannst du die 3 Zeilen
                                                                                                    kürzen?

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                                                                                                         LINK-TIPP
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      SCHÖNEBERGER FORUM 2022                                                                            NEUEN MOTIVEN
      Am 9. / 10. November nähert sich ein Jubiläum: Die jährliche Fachtagung für Be-
                                                                                                         Die DGB-Initiative Vergiss nie, hier arbeitet ein
      schäftigte im öffentlichen Dienst, das Schöneberger Forum, findet zum fünfund-
                                                                                                         Mensch geht in die nächste Runde. Mit neuen
      zwanzigsten Mal statt. Eine perfekte Gelegenheit, um einen Blick auf die Ent-
                                                                                                         Gesichtern und deren Geschichten zeigt der
      wicklungen im öffentlichen Dienst in den vergangenen Jahren zu werfen, den
                                                                                                         DGB, dass hinter den Beschäftigten von Ret-
      Status quo zu beleuchten und insbesondere einen Blick nach vorne zu wagen.
                                                                                                         tungsdiensten, Verkehrsbetrieben, Verwaltun-
      Denn die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im öffentlichen Dienst haben
                                                                                                         gen und Schulen, die viel zu oft Opfer von ver-
      sich tiefgreifend gewandelt und dabei teils deutlich auseinanderentwickelt. Ar-
                                                                                                         baler und körperlicher Gewalt werden, vor al-
      beitsverdichtung, fehlende Beteiligung, Qualifizierungsbedarfe, mangelhafte
                                                                                                         lem eines steckt: ein Mensch! Alle Infos zur
      Ausstattung, Datenschutz, alternde Belegschaften, Digitalisierungsdruck – all
                                                                                                         Initiative sowie die neuen Motive gibt es auf
      dies und die Folgen vergangener wie neuer Entscheidungen stellen auch Perso-
                                                                                                         der brandneuen Internetseite.
      nalräte und Gewerkschaften vor einen stetig wachsenden Berg an Herausforde-
      rungen. Beim diesjährigen Schöneberger Forum wird es deshalb darum gehen,                                   www.dgb.de/mensch
      was konkret getan werden muss, um im öffentlichen Dienst die Arbeitsbedin-
      gungen zu schaffen, die Gute Arbeit jetzt und in Zukunft ermöglichen. Hierzu
      werden im Rahmen der Fachtagung Lösungsansätze erarbeitet. Anmeldungen
      sind ab sofort möglich.
            www.schöneberger-forum.de                                                                         ICH RETTE GERADE
                                                                                                              EIN LEBEN.
                                                                                                            Und du schlägst
                                                                                                            mich mit dem
     FOTOWETTBEWERB                                                                                         Baseballschläger?

     GEW-KALENDER 2023
     Für den GEW-Kalender 2023 werden Fotografien von Menschen in der GEW ge-
     sucht, die eine emotionale Haltung spiegeln, eine positive Stimmung haben und
     Zuversicht, Mut und Hoffnung vermitteln. Wer sich am Kalender 2023 beteiligen
     will, ist aufgefordert sein Foto (im Querformat und in Farbe) bis zum 31. Juli ein-
     zureichen.
           www.gew.de/ew-5-22

      ZAHLEN, DATEN, FAKTEN

      Personalaufbau beim Zoll                                                  PERSONALEINSATZ BEIM ZOLL
                                                                                IN ARBEITSKRAFT*
                                                                                                                                             46.340

      Zwischen den Jahren 2010 und 2021 gab es beim Zoll binnen elf                                                          36.878
                                                                                                         35.218
      Jahren einen Personalzuwachs von 37,5 Prozent. Allein in den Jah-               33.700

      ren 2019, 2020 und 2021 kamen hier 9.462 neue Stellen hinzu.
      Weitere 7.000 Stellen sollen bis zum Jahr 2029 bereitgestellt wer-
      den. Deshalb werden beim Zoll jährlich über 2.200 Anwärter:innen
      in den Laufbahnen des mittleren und gehobenen Dienstes ausge-
      bildet. Die Aus- und Fortbildungskapazitäten wurden nach Infor-
      mation der Generalzolldirektion hierfür deutlich erweitert.                       2010              2015                2019            2021
                                                                                *A
                                                                                  RBEITSKR AFT = TATSÄCHLICHER BESCHÄFTIGUNGSUMFANG IM VERHÄLTNIS ZUM
             www.zoll.de > Karriere                                              BESCHÄFTIGUNGSVERHÄLTNIS IN VOLLZEIT – SEIT 2020 WIRD DER PERSONALEINSATZ
                                                                                 IN KÖPFEN ANGEGEBEN
                                                                                QUELLE: GENER ALZOLLDIREK TION, ZOLL JAHRESSTATISTIKEN

18 magazin für beamtinnen und beamte
DAS MAGAZIN IM ABO
 JA , ICH M ÖCH T E DAS B M AB O N N I E R E N

A N ZA HL D ER H EF T E                                           DAU E R D E S A B O S
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               Henriette-Herz-Platz 2 · 10178 Berlin                 dung an: DGB Bundesvorstand, Abt. Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, Henriet-
                                                                     te-Herz-Platz 2, 10178 Berlin.
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ORDNUNG IM VIERTEL.
Und du hetzt deinen
Hund auf mich?

     Obwohl Janine unser Zusammenleben regelt, wird sie
     häufig bedroht und angegriffen. Stellen wir uns gemein-
     sam hinter Janine und die Beschäftigten im Dienst der
     Gesellschaft! Denn wer unser Land am Laufen hält, ver-
     dient Rückendeckung gegen Gewalt und Beleidigungen.
     www.dgb.de/mensch

                 Eine Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes
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