Projekt bauhaus Werkstatt Datatopia - Aug

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projekt bauhaus
Werkstatt
      Datatopia
    Floatin

                                      rl   in
                                  B e
       g                      ,
              U n i ve r sit y

30. Aug –
1   2. Sept, 2018
Nach „Vorkurs: Vom Bauhaus zum Silicon                   projekt bauhaus Werkstatt:
Valley“ im vergangenen Jahr belebt projekt bauhaus               Infragestellung der zeitgenössischen
in diesem Sommer die Werkstattstruktur des               Vorstellung von Fortschritt
Bauhauses wieder, um das emanzipatorische
Potenzial von Technologie zu erkunden, die               Die klassische Avantgarde glaubte an Fortschritt, eine bessere Zukunft und an
                                                         Ver­besserung durch Innovation. Mittlerweile hat das Neue seine Unschuld
Idee des Fortschritts zu hinterfragen und eine           verloren. Heutzutage sind „Utopien“ eher auf Entschleunigung (Slow Food, Urban
                                                         Gardening usw.) und Bewahrung (Klimaziele, Schutz der Umwelt und Kultur)
Kritik der Gegenwart mithilfe von Gestaltung             ausgerichtet. Während die immer schneller werdenden kapitalistischen Prozesse

zu formulieren. Angeleitet von herausragenden            oft als problematisch empfunden werden, negieren viele (vor allem konservative)
                                                         Kritiker diese Problematisierung oder lehnen sie ab. Ist der Fortschritt noch
Expert*innen aus den Bereichen Architektur,              eman­zipatorisch und sind Schutz und Erhaltung reaktionär? Oder liegen die Dinge
                                                         grundsätzlich ganz anders? Die Forderung des Akzelerationismus, die Allianz
Stadtplanung, Soziologie, Philosophie, Informatik,       zwischen emanzipatorischen Zielen und technischen und wissenschaftlichen
                                                         Fortschritten zu erneuern, hat zu der Debatte geführt,ob diese Verbindung ihr
Medien, Technikgeschichte, Wissenschafts­                Ver­sprechen einhalten kann oder die Emanzipation auf die Mittel der Kritik und der

theorie sowie Kunst wird projekt bauhaus mit             Ab­weichung zurückgreifen muss. Außerdem schaffen Technologie und Finanz­
                                                         kapitalismus neue geopolitische Ordnungen, verschieben ideologische Narrative
einer Reihe von Werkstätten, die von öffent­             und verändern gesellschaftliche Systeme. Doch wissenschaftliche und tech‑­
                                                         nische Fortschritte führen in der Gesellschaft nur zu eingeschränkten sozialen­
lichen Vorträgen, Ausstellungen, künstlerischen          Verbesserungen. Daher muss die Frage gestellt werden: Entstehen die gegen­
                                                         wärtigen, rückwärtsgewandten politischen und ideologischen Trends trotz oder
Performances und zwanglosen Treffen                      wegen der Fortschritte in der Informationstechnologie? Welche zeitgemäßen
                                                         Modelle einer kulturellen Praxis gibt es, die Technologie und Wissensproduktion
begleitet werden, vier Tage lang die Floating            unter Aspekten des gesellschaftlichen Fortschritts als globales Ganzes be­
University bespielen.                                    trachten? Wie kann solch eine Praxis gestaltet und kommuniziert werden? Wie
                                                         kann sie in der Öffentlichkeit verbreitet werden?

                                                         projekt bauhaus hat internationale Teams aus Praktikern und Theoretikern aus
                                                         unterschiedlichen Disziplinen eingeladen, das emanzipatorische Potenzial von
                                                         Tech­nologie, die Dekolonisierung des Fortschrittsgedankens und die Kritik der
                                                         Gegen­­­wart durch Gestaltung auszuloten. Vier Tage lang werden die Gäste
                                                         und Teil­nehmer ihre Ansichten über den aktuellen Forschungsstand in Werkstätten,
                                                         Vorträgen, Ausstellungen und Performances austauschen. projekt bauhaus
                                                         Werkstatt zeigt darüber hinaus künstlerische Interventionen, die speziell zu diesem
                                                         Anlass von Morehshin Allahyari, Olaf Nicolai und Brave New Alps entwickelt
                                                         wurden. projekt bauhaus Werkstatt findet in der skulpturalen und performativen
                                                         Floating University statt, die von raumlaborberlin als experimentelles und
                                                         inter­disziplinäres Labor der Wissensproduktion entworfen und initiiert wurde.

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Datatopia, eine Summer School                                                                                       The Floating University –
             in Kooperation mit dem Lehrstuhl                                                                                  ein Projekt von
für Architekturtheorie am KIT                                                                                       raumlaborberlin
             Karlsruhe Institute of Technology                                                                      auf dem Tempelhofer Feld
Zurzeit tauchen Gesellschaftsformen, Denkweisen und Lebensarten auf, die ohne den                                   Die Floating University Berlin ist ein Offshore-Labor, in dem internationale Studierende
Computer nicht fassbar wären. Datenbasierte Prozesse, in denen Orte, Objekte,                                       und Professor*innen, Künstler*innen und alle Interessierten in drei Formaten
Formen, Oberflächen und Materialien, sogar der menschliche Körper, kodiert, transko­                                gemeinsam forschen und lernen können. Die Floating University ist ein internatio­
diert und rekodiert werden, führen zu wiederkehrenden Prozessen einer umfas­                                        naler Ort des Austauschs über Strategien räumlicher Produktion sowie ein
senden Datafizierung der Gesellschaft und stellen dabei die kulturellen, politischen und                            Labor urbaner Experimente. Es ist eine fiktive, unabhängige öffentliche Institution,
ökonomischen Werte- und Produktionssysteme infrage. Wie wird sich beispiels­                                        ein Zusammentreffen von Individuen, die an einer gemeinsamen Idee, einem
weise der Arbeits- und Produktionsraum verändern, wenn menschliches materielles                                     Bil­dungs­experiment zusammenarbeiten. Zentrale Interessen der Floating University
und kognitives Handeln immer mehr von Automatisierungssystemen, künstlicher                                         sind transdisziplinäres Lernen und Lehren, insbesondere von Disziplinen, die ge­
Intelligenz und Robotern übernommen wird? Die daraus entstehende technologische                                     wöhnlich nicht aufeinandertreffen, etwa Stadtentwicklung und Tanz, Wasserwirt­
Unruhe erfordert nicht nur das hypothetische Denken in Szenarien, sondern auch                                      schaft und bildende Kunst, Architektur und Abfallwirtschaft, Bühnenbild und
innovative Methoden, um die zukünftige Big-Data-Gesellschaft zu gestalten: „Datatopia“.                             Stadtmarketing, Denkmalschutz und Kulturreflexion, islamische Theologie und
                                                                                                                    Stadtplanung. Statt Vorlesungen und Seminare zu halten, organisieren Fachleute
Im Rahmen von projekt bauhaus Werkstatt erforscht die Datatopia Summer School                                       von verschiedenen Universitäten Forschungsexpeditionen und Exkursionen.
diese Themen in international zusammengesetzten und interdisziplinären Studios.                                     Künstler, Tänzer, Ex­perten aus der Region, Musiker, Architekten und Wissenschaftler
Postgraduierte aus aller Welt sind eingeladen, über die gegenwärtigen Bedingungen                                   ent­werfen ein intensives öffentliches Programm und führen es auf.
von Information und Technologie nachzudenken und ihre Ideen und Forschungen
zur Diskussion zu stellen. Aufbauend auf aktuellen Erkenntnissen aus Architektur,                                   Von Mai bis September 2018 ist die Floating University im und um das Regenrück­
Stadtplanung, Soziologie, Philosophie, Informatik, Politik, Medien, Technik­                                        haltebecken neben dem ehemaligen Flughafen Tempelhof installiert, eine experi­
geschichte sowie Kunst- und Wissenschaftstheorie beschäftigen sie sich mit neuen                                    mentelle Einrichtung für die Aufbereitung von Regenwasser sowie für das Experi­
ästhetischen, räumlichen, sozialen und politischen Kulturformen, die aus einer                                      mentieren mit kulturellen und kooperativen Projekten, Formaten urbaner Praxis
auf Daten basierenden Gesellschaft entstehen könnten. Die Studios werden die                                        und urbanen Lernens.
gegenwärtigen künstlerischen und theoretischen Strategien der Visualisierung
und Erfahrbarmachung sowie die Diskurse rund um Big-Data-Technologien in den                                        projekt bauhaus Werkstatt/Datatopia bestreitet die Fall Open Weeks Session, das dritte
Blick nehmen, um diese Strategien der Zivilgesellschaft und der Öffentlichkeit                                      und letzte öffentliche Event der skulpturalen und performativen Floating University.
frei zugänglich machen zu können. Das Ziel der Datatopia Summer School ist die                                      Diese offenen Wochen sind der Begutachtung, dem Archivieren und Bearbeiten sowie
interdisziplinäre Entwicklung innovativer Gestaltungsstrategien, um so konkrete                                     dem Nachdenken über das gewonnene Wissen und das Gelernte gewidmet. Das
gesellschaftliche Auswirkungen abstrakter technischer Abläufe offenzulegen und                                      Lexicon of Floating Terms, eine Ausstellung des Erreichten und der neuen Räume,
sie greifbar und verständlich zu machen.                                                                            wird im Verlauf einer Werkstattwoche gestaltet. Das letzte Floating Symposium findet
                                                                                                                    am 8. und 9. September statt und fasst alle „Floating“- Prozesse zusammen. Die
Die Ergebnisse der Datatopia Summer School sowie der projekt bauhaus Werkstatt                                      Eigenschaften des Raums und seine Verwendungen mit allen Möglichkeiten und
werden in einer Sonderausgabe der Zeitschrift ARCH+ veröffentlicht.                                                 Ein­schränkungen versprechen eine Lernerfahrung jenseits von Inhalt und Diskurs.

Die Werkstätten der Datatopia Summer School werden von Armen Avanessian & Victoria Ivanova                          Weitere Informationen über das Konzept und das Programm der Fall Open Weeks finden sich auf
kokuratiert und von Beatriz Colomina, Mark Wigley & Iván López-Munuera; Keller Easterling                           www.floatinguniversity.org Die Floating University ist ein Projekt von raumlaborberlin und wird gefördert
& Alliance of Southern Triangle (Diann Bauer und Patricia Margarita Hernández); T’ai Smith & Ida Soulard;           von der Kulturstiftung des Bundes, der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, der Bundeszentrale
Eyal Weizman & Ines Weizman; Benjamin H. Bratton & Nicolay Boyadjiev geleitet.                                      für politische Bildung, der Rudolf Augstein Stiftung und der Gerüstbau Tisch GmbH Berlin.

                                                                                                            4   5
Floating University                                          Programm
                                                             Donnerstag, 30. August
                                                             11 Uhr
                                                                Haupthalle
                                                                Begrüßung und Einführung
                           Urban Forest
                                                                Schering Stiftung: Christina Landbrecht
                                                                Volkswagen Stiftung: Cora Schaffert-Ziegenbalg
                                                                projekt bauhaus: Anh Linh Ngo, Christian Hiller,
                                                                Joanne Pouzenc, Armen Avanessian, Victoria Ivanova
                                                                Datatopia Summer School: Georg Vrachliotis
                                                                Floating University: Benjamin Foerster-Baldenius

                                                             14 – 15 Uhr
                                                                Haupthalle
                                                                Quick Talks

                                                             14 – 15 Uhr
                                                                Auf dem Gelände der Floating University
                                                                Bauhauswelle

                                                             15 Uhr
                               Dro                              Haupthalle
                 Kitchen          pB
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    Haupthalle                                                  Public Time

                                                                Undoing the Bauhaus: Perversions and Performances
                                                                Beatriz Colomina & Mark Wigley mit performativen Interventionen von
                                  The                           Studierenden der Princeton University und der Columbia University
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Plattform                                                    19 Uhr
                                                                Haupthalle
                                                                Dialog
                                                                Armin Linke im Gespräch mit Georg Vrachliotis

                                                     6   7
Freitag, 31. August                                  Samstag, 1. September
10 – 13 Uhr                                          10 – 13 Uhr
   Auf dem Gelände der Floating University              Auf dem Gelände der Floating University
   Datatopia Summer School                              Datatopia Summer School

14 – 15 Uhr                                          14 – 15 Uhr
   Haupthalle                                           Haupthalle
   Quick Talks                                          Quick Talks

14 – 15 Uhr                                          14 – 15 Uhr
   Auf dem Gelände der Floating University              Auf dem Gelände der Floating University
   Bauhauswelle                                         Bauhauswelle
   Ivan L. Munuera & Paula Vilaplana                    Ivan L. Munuera & Paula Vilaplana

15 Uhr                                               15 Uhr
   Haupthalle                                           Haupthalle
   Public Time: Vortrag                                 Public Time: Werkstatt
   Bauhaus Trends                                       Parading for Commoning
   T’ai Smith                                           Brigade: Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung
                                                        mit Studierenden der HfbK
17 Uhr
   Haupthalle                                        17 Uhr
   Public Time: Vortrag                                 Tempelhofer Feld
   Medium Design                                        Public Time: Parade
   Keller Easterling                                    Parading for Commoning
                                                        Brigade: Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung
19 Uhr                                                  with students of the HfbK
   Haupthalle
   Public Time: Vortrag                              19 Uhr
   Forensic Architecture                                Haupthalle
   Eyal Weizman                                         Public Time: Vortrag
                                                        “The whole age of computer has made it where nobody knows
                                                        exactly what’s going on”: An Update to The Stack
                                                        Benjamin H. Bratton

                                                     20.30 Uhr
                                                        Haupthalle
                                                        Performance
                                                        The Bauhaus Files. Silent Partners
                                                        Olaf Nicolai

                                             8   9
Sonntag, 2. September                                                                Permanente Installationen
10 – 13 Uhr
   In der Floating University                                                        Täglich 10 – 22 Uhr
   Datatopia Summer School
                                                                                      Urban Forest
14 – 15 Uhr                                                                           Installation/Video und Leseraum
   Haupthalle                                                                         Breaching towards Other Futures
   Quick Talks                                                                        Morehshin Allahyari

14 – 15 Uhr                                                                           Urban Forest
   Auf dem Gelände der Floating University                                            Reader und Dokumentation
   Bauhauswelle                                                                       Reading Unfinished Processes
   Ivan L. Munuera & Paula Vilaplana                                                  Brigade: Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung
                                                                                      mit Studierenden der HfbK
15 Uhr
   Haupthalle                                                                         Fotoautomat
   Debatte                                                                            Studierende der Princeton University and Columbia University

   Abschluss der Datatopia Summer School                                              Drop Bar
   mit allen Teilnehmern und Georg Vrachliotis, Leiter der Summer School              Studierende der Weißensee Kunsthochschule Berlin

17 Uhr
   Haupthalle
   Hot Terms!
   Developing the Floating University Lexicon
   mit Gilly Karjevsky

19 Uhr
   Plattform
   Performance
   Breaching towards Other Futures
   Morehshin Allahyari and Shirin Fahimi

                                                                           10   11
Öffentliches Programm
                                                                                                                           3. Istanbuler Design-Biennale entstand. Darüber hinaus kuratierte er Ausstellungen am Museum
                                                                                                                           of Modern Art und The Drawing Center in New York, am Witte de With und am Het Nieuwe Instituut
                                                                                                                           in Rotterdam sowie am Canadian Centre for Architecture in Montreal. Sein jüngstes Buch trägt den
                                                                                                                           Titel Cutting Matta-Clark: The Anarchitecture Investigation (Lars Müller, 2018).
   Public Times
   Haupthalle

Donnerstag, 30. August, 15 Uhr                                                                                          Donnerstag, 30. August, 19 Uhr
   Beatriz Colomina und Mark Wigley mit performativen                                                                      Haupthalle
   Interventionen von Studierenden der                                                                                     Dialog
   Princeton University und Columbia University
   Einführung von Christian Hiller                                                                                      Armin Linke mit Georg Vrachliotis
                                                                                                                        Als Fotograf und Filmemacher analysiert er die Gestaltung unserer natürlichen,
Undoing the Bauhaus: Perversions and Performances                                                                       technischen und urbanen Umwelt, die er als Raum andauernder Interaktion begreift.
Das Bauhaus war tatsächlich eine Performance, die sich wie ein Lauffeuer verbreitete                                    Seine Arbeit ist eng mit zentralen Themenstellungen wie Medienarchiven, Smart
und noch heute gespielt wird. Sie hat eine einschneidende Wirkung auf unseren                                           Technology, Serverlandschaften, Datenräumen, Datenarchäologie verbunden und
Alltag. Die ganze Angelegenheit – Curriculum, Werkstätten, Lehrer, Studierenden,                                        wirft die Frage nach dem gestalterischen Potenzial dieser neuen Räume an der
Kostüme, Haarschnitte, Gebäude, Grafiken, Produkte, Bücher, Fotografie, Filme –                                         Schnittstelle zwischen physischer und digitaler Welt auf. Im Fokus steht die im Kontext
war eine elaborierte Form des Theaters, die ihre Energie aus extremen, fast kultischen                                  von Big Data etablierte Vernetzung der postindustriellen Gesellschaft durch digitale
Einstellungen und Verhaltensweisen bezog. An dem schockierenden Erfolg dieser                                           Informations- und Kommunikationstechnologien und die daraus resul­tierenden tief
fortlaufenden Performance hatten die Einstellungen zu Sexualität, Ernährung, Atmen,                                     greifenden ökonomischen, ökologischen und anthropologischen Veränderungen.
Tieren, Pflanzen usw. entscheidenden Anteil. Der Vortrag wird die Seite des Bau­
hauses erkunden, die gewöhnlich unterschlagen wird, für seinen Erfolg aber ganz                                         Im Gespräch mit Georg Vrachilotis präsentiert Armin Linke eine Auswahl an Projekten,
zentral war.                                                                                                            um den derzeitigen Zustand globaler technologischer Landschaften zu beleuchten.

   Die Architekturhistorikerin und -theoretikerin Beatriz Colomina ist Professorin für Architektur und                     Amin Linke war Research Affiliate am MIT Visual Arts Program in Cambridge, Massachusetts,
   Gründungsdirektorin des Program in Media and Modernity an der Princeton University. Zu                                  Gastprofessor an der Hochschule für Design in Venedig (IUAV) und Professor für Fotografie an der
   ihren Büchern zählen Manifesto Architecture: The Ghost of Mies (2014), Clip/Stamp/Fold: The Radical                     Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.
   Architecture of Little Magazines 196X-197X (2010), Domesticity at War (2007), Privacy and
                                                                                                                           Georg Vrachliotis ist Professor für Architekturtheorie und Leiter des Archivs für Architektur und
   Publicity: Modern Architecture as Mass Media (1994) und Sexuality and Space (1992). Mit einem
                                                                                                                           Ingenieurbau (saai) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Er ist Co-Herausgeber/Co-Autor der
   Team von Doktorand*innen der Universität Princeton kuratierte sie die Ausstellungen Clip/Stamp/
                                                                                                                           Bücher Komplexität. Entwurfsstrategie und Weltbild (2008), Simulation. Präsentationswerkzeug
   Fold: The Radical Architecture of Little Magazines 196X-197X, die 2006 im Storefront for Art and
                                                                                                                           und Erkenntnisinstrument (2009), Geregelte Verhältnisse. Architektur und technisches Denken in der
   Architecture in New York eröffnet wurde und danach noch an elf weiteren Orten weltweit zu
                                                                                                                           Epoche der Kybernetik (2009), Code. Zwischen Operation und Narration (2011), Structuralism
   sehen war; Playboy Architecture, 1953 – 79 eröffnete 2012 im NAi Maastricht und wurde 2014 auch
                                                                                                                           Reloaded. Rule-Based Design in Architecture and Urbanism (2011), Fritz Haller. Architekt und Forscher
   im Deutschen Architektur Museum in Frankfurt gezeigt. Radical Pedagogies: Architectural
                                                                                                                           (2015) und Kurator der Ausstellung Frei Otto. Denken in Modellen am ZKM Karlsruhe (2016/17).
   Education in a Time of Disciplinary Instability war 2013 auf der Triennale in Lissabon und 2014
                                                                                                                           Er ist Mitglied des ARCH+ Beirats und lebt in Frankfurt am Main.
   auf der Biennale in Venedig zu sehen. 2016 war sie gemeinsam mit Mark Wigley mit dem
   Thema „Are we human?“ (Sind wir menschlich?) Kuratorin der 3. Istanbuler Design-Biennale.

   Mark Wigley ist Professor für Architektur an der Columbia University in New York und erforscht den
   Schnittpunkt von Architektur, Kunst, Philosophie, Kultur und Technik. Zu seinen Büchern zählen Derrida’s
   Haunt: The Architecture of Deconstruction, White Walls, Designer Dresses: The Fashioning of
   Modern Architecture, Constant’s New Babylon: The Hyper-Architecture of Desire und Buckminster
   Fuller Inc.: Architecture in the Age of Radio. Gemeinsam mit Beatriz Colomina verfasste er
   Are We Human: Notes on an Archaeology of Design, das im Rahmen ihrer Tätigkeit als Kuratoren der           12   13
Freitag, 31. August ,15 Uhr                                                                                       Freitag, 31. August, 17 Uhr
   T’ai Smith                                                                                                           Keller Easterling
   Einführung von Armen Avanessian und Victoria Ivanova                                                                 Einführung von Armen Avanessian und Victoria Ivanova

Bauhaus Trends                                                                                                       Medium Design
Im Verlauf des letzten Jahrhunderts war „das Bauhaus“ – als Idee, als Stil, als                                      Ähnlich wie es in der Medientheorie ein Verständnis von Medien als etwas Elemen­
Methode der Gestaltungspraxis – mal in Mode und mal nicht. Obwohl das päda­­‑                                        tares gibt, das uns wie Luft, Wasser oder Erde umgibt, so begreift auch das
gogische Programm eine universelle Form des Fortschritts skizzieren wollte, ist                                      Mediendesign das unebene, schwere Material des Raums selbst als ein Informations­
es im Rückblick doch eine Fallstudie für die zyklische Logik von Trends. Als Formen                                  system und eine große, umfassende Mischkammer für viele soziale, politische
der Temporalität enthalten Trends typischerweise Muster kollektiven Wollens und                                      und technische Netzwerke. Raum braucht die Bildschirme und Sensoren des Inter­nets
Wünschens, die ihren Ausdruck in den flüchtigen Bewegungen der Massen finden,                                        der Dinge nicht, damit seine starren Arrangements smart oder responsiv werden.
dem wechselnden Schnitt der Kleidung, das Auf und Ab der Börsenkurse, Sta­                                           Er tanzt schon. Und selbst in einem Augenblick digitaler Allgegenwärtigkeit und
tistiken und Ideologien. Mit einem Blick auf Gestaltungsbeispiele aus 100 Jahren –                                   Anbetung wird der Raum, dieses nur unzureichend genutzte Medium der Innovation,
besonders den Wechsel von Beton und Glas zu textilen und informationstechnischen                                     die Fähigkeit haben, andere Informationssysteme dümmer oder smarter zu machen.
Formen – will diese Erkundung die Vorstellung von Fortschritt, die mit der Moderne
und insbesondere mit dem Bauhaus in Verbindung gebracht werden, einer neuen                                             Keller Easterling ist Architektin, Autorin und Professorin an der Universität Yale. Ihr jüngstes Buch
Betrachtung unterziehen.                                                                                                heißt Extrastatecraft: The Power of Infrastructure Space (2014) und erkundet globale Infrastrukturnetz­
                                                                                                                        werke als Medien des Gemeinwesens. 2017 erschien ihr E-Book-Essay Medium Design. Ein
                                                                                                                        weiteres neueres Buch, Subtraction (2014), befasst sich mit der Vorstellung, Gebäude zu beseitigen
  T’ai Smith ist Associate Professor für Kunstgeschichte an der Universität von British Columbia in
                                                                                                                        und die Entwicklungsmaschinerie in den Rückwärtsgang zu schalten. Weitere Bücher sind
  Vancouver in Kanada. In ihrer Forschungsarbeit befasst sie sich mit Medientheorien und Textilien in
                                                                                                                        Enduring Innocence: Global Architecture and its Political Masquerades (2005) und Organization Space:
  dem erwei­terten Bereich konzeptioneller und materieller Praktiken. Sie ist Autorin von Bauhaus
                                                                                                                        Landscapes, Highways and Houses in America (1999). Ihre Forschungsarbeiten und Schriften
  Weaving Theory: From Feminine Craft to Mode of Design (2014) und arbeitet zurzeit an dem Buch‑
                                                                                                                        wurden auf der Venedig Biennale 2014 und 2018 gezeigt.
  manuskript Fashion After Capital über die Wechselbeziehungen zwischen Mode und Kapital seit
  Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich diese Beziehung allmählich in der materiellen Kultur, politischen
  Ökonomie, Philosophie und Kunst zu manifestieren begann.

                                                                                                                     Freitag, 31. August,19 Uhr
                                                                                                                        Eyal Weizman
                                                                                                                        Einführung von Armen Avanessian and Victoria Ivanova

                                                                                                                     Forensic Architecture
                                                                                                                     Der Vortrag präsentiert eine Auswahl jüngerer Untersuchungen der Agentur Forensic
                                                                                                                     Architecture, die sich mit Vorfällen in unterschiedlichen Kontexten der Welt be‑
                                                                                                                     fassen. Parallel dazu werden entscheidende Konzepte diskutiert, die damit zu‑
                                                                                                                     sammen­hängende historische, theoretische und technische Fragen aufwerfen.
                                                                                                                     Während die Untersuchungen ursprünglich für Gerichtsverfahren und politische Foren
                                                                                                                     bestimmt waren, wird sich der Vortrag an ein anderes Publikum richten und
                                                                                                                     dieselben Indizien unter theoretischen und historischen Gesichtspunkten befragen.

                                                                                                           14   15
Forensic Architecture hat in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Beweismethoden entwickelt,                    Werkstatt und Parade
   die einerseits auf der Grundlage von Architektur als analytischem Verfahren basiert, andererseits auf             Die Werkstatt von Brave New Alps und Öffentliche Gestaltungsberatung will die
   die sich wandelnde Medienlandschaft reagiert, wie sie in der weitverbreiteten Verfügbarkeit von
                                                                                                                     theoretischen Diskussionen und die praktischen Erfahrungen mit gemeinsamem
   digitalen Aufnahmegeräten, Satellitenbildern und Plattformen für den Daten­austausch sichtbar wird.
   Forensic Architecture schlägt neue Open-Source-Methoden für das Sammeln von Indizien und
                                                                                                                     Besitz in protestfähige Formen übertragen. Diese Formen werden von Slogans,
   Aktivismus unter Bürgerbeteiligung vor. Die Organisation arbeitet an der Seite von NGOs, Men­schen­               Bannern und Gesängen bis zu Installationen, Kunstwerken, Ritualen und per­
   rechtsgruppen, Aktivisten und Medienorganisationen eng mit Gemeinden und Kommunen zusammen,                       formativen Aktionen reichen. Die daraus entstehenden Grafiken, Objekte und Prakti­‑
   die Opfer sozialer und politischer Gewalt geworden sind. Ihre Untersuchungen haben entschei­                      ken werden in einer öffentlichen Parade zusammenkommen. Diese Methode
   dende Beweise in zahlreichen Rechtsfällen offenlegen und die Aussagen von staatlichen Stellen                     des Commonings wurde von der Brigade in Rovereto entwickelt und soll mit den
   anfechten können, wodurch offizielle Untersuchungen durch das Militär, durch Parlamente oder die
                                                                                                                     Werkstattteilnehmern als Gestaltungs- und Diskussionstool weiter erforscht werden.
   UNO eingeleitet wurden.
                                                                                                                     Eine kollektiv entworfene und durchgeführte Parade versucht dann, die Ideen
   Eyal Weizman ist Architekt, Professor für Spatial and Visual Cultures am Goldsmith und Direktor von               und Gedanken in einen aktivistisch-politischen Verhandlungsraum zu übertragen,
   Forensic Architecture. Er ist ein Gründungsmitglied des Architekturkollektivs DAAR in Beit Sahour in              um von dort aus weitere Kreise des Diskurses zu beeinflussen.
   Palästina. Zu seinen Büchern zählen Forensic Architecture: Violence at the Threshold of Detectability
   (2017), The Conflict Shoreline (mit Fazal Sheikh, 2015), FORENSIS (mit Anselm Franke, 2014),
                                                                                                                        Brave New Alps (Bianca Elzenbaumer und Fabio Franz) produziert Designprojekte, die Menschen in
   Mengele’s Skull (mit Thomas Keenan; 2012), Forensic Architecture (dOCUMENTA 13 notebook, 2012),
                                                                                                                        Diskussionen und in die Neugestaltung gesellschaftlicher und umweltpolitischer Themen einbinden.
   The Least of all Possible Evils (2011), Sperrzonen (2007, dt. 2009), A Civilian Occupation (2003),
                                                                                                                        Durch die Verbindung von Methoden der Gestaltungsforschung mit denen der kritischen Pädagogik,
   die Reihe Territories 1, 2 und 3 sowie Yellow Rhythms. Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Artikel
                                                                                                                        Gemeinwesen-Ökonomien und Do-it-yourself-Produktion errichten sie Räume für kollektives
   in Magazinen, Zeitschriften und Essaysammlungen. Er hat für diverse NGOs auf der ganzen
                                                                                                                        Lernen und Herstellen, Publikationen und urbane Interventionen. Ihre langfristig angelegte, praxis­
   Welt gearbeitet und war Vorstandsmitglied der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem.
                                                                                                                        orientierte Forschung COMUNfARE hat ihren Standort in den italienischen Alpen und befasst
                                                                                                                        sich damit, wie Gestalter zur Errichtung eines Gemeinwesens beitragen können. Sie leben in der Nähe
                                                                                                                        von Rovereto in Südtirol.

Samstag, 1. September, 15 Uhr                                                                                           Die Öffentliche Gestaltungsberatung ist eine gestalterische Arbeitshypothese. Sie basiert auf der
                                                                                                                        Annahme, dass Designer einen bedeutenden Beitrag zu Alltagsfragen leisten können, dass
                                                                                                                        Designerziehung die Beschäftigung mit realen Problemen beinhalten und Gestaltung am besten
   Brigade: Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung
                                                                                                                        in Zusammenarbeit mit denjenigen entstehen sollte, die davon unmittelbar betroffen sind. Die
   mit performativen Interventionen von Studierenden der HfbK                                                           Öffentliche Gestaltungsberatung bietet kostenfrei praktische Hilfe für autonome Aktionen an. Mit
   Einführung von Jesko Fezer                                                                                           Design­­prozessen fördert sie die Entwicklung alternativer Konzepte für die Stadt. Dabei handelt
                                                                                                                        es sich um eine engagierte und politische Form von Gestaltung, denn sie macht aus Menschen,
Parading for Commoning                                                                                                  Problemen und Räumen Akteure und Objekte im Design­prozess. Die Öffentliche Gestaltungs­
Trotz aller Kritik gibt es sie noch: Die Zusammengehörigkeit von (sozialer) Emanzipation                                beratung wurde im Hamburger Stadtteil St. Pauli von Studierenden des Studios Experimental
                                                                                                                        Design (Prof. Jesko Fezer) an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg in Zusam­menarbeit
und (technischem) Fortschritt. Wie aber können wir das dringend benötigte Konzept
                                                                                                                        mit GWA St. Pauli, einem seit Langem für das Gemeinwohl aktiven Verein, entwickelt.
eines Fortschritts entwickeln, der die Krisenspirale in Gesellschaft und Umwelt durch­‑
bricht? Wie sollen wir damit umgehen, dass die aktuellen westlichen Vorstellungen
von Technologie, Wirtschaft und Fortschritt diese Krisen nicht nur hervorbringen,
sondern auch für ihren Fortbestand sorgen. Brave New Alps und Öffentliche Ge‑
staltungsberatung mobilisieren queer-feministische Ansätze von Gemeingut und alter‑
nativen Ökonomien als Mittel, mit denen sie ihr Denken und Handeln neu gestalten.
Dieser kollektive Prozess, der bereits 2017 begann, ist eng verbunden mit lokalen Ak‑
teuren, Themen und Orten und wurde zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen
Orten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

                                                                                                           16   17
Samstag, 1. September, 19 Uhr
                                                                                                                    Installationen, Austellungen,
   Benjamin H. Bratton
   Einführung von Armen Avanessian and Victoria Ivanova
                                                                                                                    und Performances
“The whole age of computer has made it where nobody knows exactly                                                      Olaf Nicolai
what’s going on”: An Update to The Stack                                                                               The Bauhaus Files. Silent Partners
Wo geht sie hin, die Computerisierung in planetarem Maßstab in diesem „neuen
Normalzustand“? Der Aufstieg des ethno-nationalistischen Populismus ist ein
globales Phänomen mit globalen Ursachen. Dennoch beschuldigen oder gratulieren                                      Samstag, 1. September, 20:30 Uhr
sich die Einheimischen für ihre einzigartigen Fehlschläge oder Erfolge. Von Manila
bis Milwaukee sehen wir dieselben Muster bei Wahlen, in denen urbane, hochgebildete                                    Haupthalle
Kosmopoliten weniger gebildeten, ländlichen Monokulturisten gegenüberstehen,                                           Live - Performance
die nur am Erhalt ihrer eigenen nationalen Kultur interessiert sind. Obwohl die Globa‑
lisierung die Souveränität in vielen Bereichen von der Geografie gelöst hat, müssen                                 Was sagen uns nie geschriebene Bücher über ihren Autor, über die Buchleben, die
wir uns immer noch mit den Überbleibseln von Phänomenen des 18. Jahrhunderts                                        nie gelebt wurden? Die Reihe der Bauhaus-Bücher wurde 1925 als ehrgeiziges
auseinandersetzen, und das zu einer Zeit, in der Stadtstaaten sich entschieden                                      Projekt und aufwendige Marketingkampagne begonnen. Die großen Themen und
von ihren Gastgebern losgesagt zu haben scheinen. Für diejenigen, die in unseren                                    Fragen der Moderne sollten von international renommierten Autoren – inklusiver einer
realen Hunger Games aus „Distrikt 13“ kommen, ist die Stadt eine Quelle willkür­                                    Autorin – in über 50 Veröffentlichungen behandelt werden. Letzten Endes wurden
licher Macht und so wird die Urbanisierung zum Ziel für politisch rückwärtsgewandte                                 aber nur 14 von ihnen fertiggestellt. Silent Partners besteht aus Sequenzen, die den
Gegenbewegungen.                                                                                                    nie publizierten Büchern gewidmet sind. In jeder der Szenen unterhält sich ein
                                                                                                                    ungeschriebenes Buch mit einem Objekt oder einer Idee, die in ihm behandelt wird.
Gibt es ein Modell, das in diesem Lärm für Klarheit sorgen kann? In seinem Vortrag
wird der Autor Benjamin H. Bratton die Entwicklungen seit der Veröffentlichung                                      Für projekt bauhaus Werkstatt wird hat Olaf Nicolai eine weitere Episode der Reihe
seines Buchs The Stack: On Software and Sovereignty analysieren, darunter die                                       Silent Partners entwickeln, die auf der Hauptbühne live aufgeführt wird.
weltweite Verbreitung der Medientechnologien jenseits von Plattformökonomien,
die fließenden Grenzen von öffentlichen und privaten Daten, Deponieabbau und                                           Olaf Nicolai entwickelt interdisziplinäre Projekte in der Tradition der Konzeptkunst, die elementare
Erdsystem-Modellierung, die nutzlose Komplizenschaft utopischer und dystopischer                                       Erfahrungen von Raum, Zeit und Körperlichkeit hinterfragen. Er macht Theorien und Erkenntnisse
                                                                                                                       aus Natur- und Geisteswissenschaften ästhetisch-künstlerisch erfahrbar, arbeitet mit mathema­
Narrative, die urbane Kultur nach Peak Pitchfork, multipolare hemisphärische
                                                                                                                       tischen Modellen und universellen Algorithmen und verknüpft Kunst mit Betrachtungen zu Märkten
Stacks und ihre potemkinschen Ontologien, multiskalare menschliche Sperrgebiete                                        und Mater­ialismus. Seine Wandarbeit Le pigment de la lumière für die Innenräume der 2014
und urbane Simulationsmodelle. Das, was zählt, sollte gezählt werden und berechen­                                     eröffneten neuen Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy in Dessau verweist auf Lichtstudien des
bar sein, während wir uns auf das Postanthropozän zuschleppen.                                                         Bauhaus­lehrers László Moholgy-Nagy. Nicolai ist Professor für Bildhauerei und Grundlagen des
                                                                                                                       dreidime­n­sionalen Gestaltens an der Akademie der Bildenden Künste München. Seine Werke wurden
   Benjamin H. Bratton ist ein Soziologie-, Medien und Designtheoretiker. Er ist Associate Professor                   inter­­na­tional in zahlreichen Einzelausstellungen gezeigt und vielfach ausgezeichnet.
   für bildende Künste an der University of California, San Diego, und Direktor des Center for Design
   & Geopolitics am California Institute of Telecommunications and Information Technology. Seine Arbeit
   befindet sich an der Schnittstelle von zeitgenössischer Sozial- und Politiktheorie, Computermedien
   und -infrastruktur, Architektur- und Designproblemen und -methoden. Er ist Programmdirektor
   des Strelka Institute of Media, Architecture and Design in Moskau, zudem Professor an der European
   Graduate School in der Schweiz und Gastdozent am SCI-Arc (The Southern California Institute
   of Architecture).

                                                                                                          18   19
Morehshin Allahyari & Shirin Fahimi                                                          Für ihre Performance werden Morehshin Allahyari und Shirin Fahimi die Offenbarung
   Breaching towards Other Futures                                                              der Dschinn Aisha Qandisha und Ilm al-raml (arabisch, die Wissenschaft des
                                                                                                Sandes, eine Vorläuferin der Geomantie) als Erzählmethode nutzen und damit Türen
                                                                                                zu anderen Zukünften öffnen. Aisha Qandisha ist eine der verehrtesten und ge­
Täglich von 10 bis 22 Uhr                                                                       fürchtetsten Dschinn im Islam. Sie ist als die „Öffnerin“ bekannt. Fährt sie in Menschen,
                                                                                                übernimmt sie ihren „Wirt“ nicht einfach, sondern öffnete ihn einem Sturm aus
   Urban Forest                                                                                 weiteren Dschinn und Dämonen und macht ihn damit zu einem Durchgangsbereich
   Installation                                                                                 kosmodromischer Daten. Ilm al-raml bezieht sich auf die Voraussagen, die
                                                                                                die Erde selbst macht. Durch diese Praxis werden ihre Voraussagen offenbar und
Ob Moderne, Design, Handwerk oder Architektur – die historischen Narrative und                  die Zukunft wird sichtbar, bekannt und durchbrochen.
die Zukünfte, die sich das Bauhaus und andere Denkschulen für diese Bereiche
vorgestellt haben, rufen bei Menschen, die jenseits der westlichen Definition von               Maskenbild: Sahar Sepahdari unter Mitarbeit von
Zeit, Raum und Ästhetisierung leben, in unterschiedlicher Weise ein Gefühl der                  Alexandra Heine und Setare S. Arashloo
Entfremdung hervor. Auch die Tendenz, sich hübsch verpackte Lösungen für kleine                 Kostüm: Shahla Sakaki und Mahin Sakaki
und riesige Problem aller Art auszudenken, ist eine wahnhafte Vorstellung in der                Ton: Prince Harvey
heutigen Welt, die immer weniger zu retten zu sein scheint (wenn wir über Probleme
und Lösungen sprechen, ist es am wichtigsten zu beachten, über wessen Probleme                  Die Entwicklung dieser Performance wird von projekt bauhaus,
wir sprechen). Mit seiner linearen Definition von Fortschritt engt das Bauhaus den              Pioneer Works Tech Residency und dem Rubin Museum of Art unterstützt.
Weg in die Zukunft auf die eingeschränkte Vorstellung von „Universalität“ als einem
allen „gemeinsamen“ Konzept ein. In ihrer Performance stellen Allahyari und                        Morehshin Allahyari ist eine iranische Künstlerin, Aktivistin und Lehrerin, deren Arbeit sich mit politischen,
                                                                                                   gesellschaftlichen und kulturellen Widersprüchen befasst, denen wir täglich begegnen. Sie nutzt
Fahimi andere Narrative und Geschichten vor, mit denen man sich diese Vergangen­
                                                                                                   Technik als philosophisches Werkzeug, um über Objekte zu reflektieren, und als poetisches Mittel, um
heiten und Zukünfte neu vorstellen kann. Sie öffnen Türen zu einer nichtlinearen                   persönliche und kollektive Lebenskämpfe im 21. Jahrhundert zu dokumentieren. Ihre Arbeit Material
Zeit und zu nicht kontinuierlichen Räumen. Damit ermöglichen sie die Vorstellung                   Speculation: ISIS, 3D-Drucke antiker Artefakte, die von der ISIS zerstört wurden, wurde weltweit aus‑­
von nicht-männlichen, nicht-cis, nicht-weißen, nicht-westlichen Körpern. In ihrer                  gestellt. 2016 erhielt sie den Leading Global Thinkers Award des Magazins Foreign Policy, den
Feier des Bauhauses ermutigen sie zu einem Anti-Bauhaus-Blick auf Schöpfung,                       Digital Sculpture 2016 Award vom Institute of Digital Art, das Stipendium für die Gastdozentin 2017
Vorstellungskraft, Zeit, Raum und Problemlösungsstrategien.                                        des LaGuardia Studio der New York University sowie einen Auftrag der Kunstplattform Rhizome
                                                                                                   2018. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im Queens Museum, in der Tate Modern, auf der Architektur­
                                                                                                   biennale in Venedig und im Centre Georges-Pompidou gezeigt,

                                                                                                   Shirin Fahimi ist eine bildende Künstlerin. Sie wurde im Iran geboren und wuchs dort auf. Heute lebt
Sonntag, 2. September                                                                              sie in Toronto. Sie arbeitet mit Videos, Installationen und Performances. Shirin Fahimi ist Mitbegrün­
                                                                                                   derin von Taklif: ‫ فیلکت‬, einem imaginären Raum und einer reisenden Bibliothek für radikale Vorstellungen.
                                                                                                   Sie machte ihren BA an der Slade School of Fine Art (University College London) und ihren MFA an
   19 Uhr
                                                                                                   der Concordia University in Montreal. Zurzeit arbeitet sie mit Diagrammen und archivalischem Material
   Plattform                                                                                       und befasst sich mit dem performativen Aspekt von Sihr (Magie) und Prophezeiungen in islamischen
   Performance mit Morehshin Allahyari und Shirin Fahimi                                           Kulturen als Quelle einer politisch-ästhetischen Transformation, Empowerment und Identifikation. Ihre
                                                                                                   Arbeiten wurden im Rubin Museum of Art (2018), Vidéographe mit Dazibao (2017), Middlesbrough
Taragh                                                                                             Art Weekender (2017), SAVVY Contemporary (2016), Kunstverein am Rosa-Luxemburg-Platz (2016)
                                                                                                   und IGNITION 11, Leonard & Bina Ellen Art Gallery (2015) aufgeführt und ausgestellt.
Taragh
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Taragh – so klingt es, wenn man mit dem Fuß auf den Boden stampft.
Durch seine Wiederholung entsteht Tarigh, der Weg.                                    20   21
Brigade: Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungsberatung
   Reading Unfinished Processes                                                                    Quick Talks, Hot Terms!,
Täglich von 10 bis 22 Uhr                                                                          and Celebrations
   Urban Forest
   Ausstellungsreader und Dokumentation
                                                                                                   Täglich von 14 bis 15 Uhr
Lesen und diskutieren sind schon immer Teil der Zusammenarbeit von Brave New Alps
und Öffentliche Gestaltungsberatung. Für die letzte Werkstatt in Berlin wird ein                      Haupthalle und Theaterbühne
Reader mit einigen der wichtigsten Texte veröffentlicht, die die Gruppe seit dem                      Quick Talks
letzten Herbst begleitet haben und die die Themen Fortschritt, Emanzipation, Queer-
Ökonomien und Gemeinwesen behandeln. Als Begleitmaterial zu den Aktivi­                            Die internationalen Teilnehmer der Datatopia Summer School stellen gemeinsam
täten der Brigade in der Floating University werden visuelle Materialien und Artefakte             mit Studierenden der Columbia University und Princeton University (mit Beatriz
ausgestellt, die während der Workshops in Hamburg und Rovereto Anfang des                          Colomina und Mark Wigley) in einer Reihe von Kurzvorträgen ihre aktuellen Forschungs-
Jahres entstanden. Diese Materialien bieten Einblicke in den Verlauf dieses Projekts,              und Interessengebiete vor. Als Schmelztiegel des Wissens werden die Kurzvortrags­
aber sie bilden auch konkrete Materialien, mit denen in der Werkstatt gearbeitet                   sessions ein neues Vokabular für die von Daten bestimmte Gesellschaft entwerfen
werden kann.                                                                                       und dabei auf die Kultur, Methoden und Alltag am Bauhaus zurück- und voraus­
                                                                                                   schauen. Täglich wird um die beiden Bühnen der Floating University herum über
   Brave New Alps & Öffentliche Gestaltungberatung (S. 17)                                         Politik und Governance, Kultur und Tradition, Umwelt und Territorium, Ethik und
                                                                                                   das Selbst diskutiert, um kritische Strategien für das 21. Jahrhundert zu entwickeln.

                                                                                                   Täglich von 14 bis 15 Uhr
                                                                                                      auf dem Gelände der Floating University
                                                                                                      Bauhauswelle

                                                                                                   Bauhauswelle ist ein Podcast, den Ivan L. Munuera und Paula Vilaplana für die
                                                                                                   Floating University in Berlin konzipiert haben, um an das 100 - jährige Jubiläum des
                                                                                                   Bauhauses zu erinnern. Alle Sendungen sind ungeschriebenen Geschichten,
                                                                                                   nicht erzählten Geheimnissen und vergessenen Kuriositäten des Bauhauses gewid­
                                                                                                   met und enthalten Interviews mit Gästen, die die heißen Themen, die das Bauhaus
                                                                                                   einst geformt haben, auf den neuesten Stand bringen.

                                                                                         22   23
Das Bauhaus wird oft aus seiner Gründung heraus erklärt. Mit dem Bauhaus-                     Hot Terms für projekt bauhaus Werkstatt/Datatopia wird als Redaktionsworkshop
Manifest von 1919, dem Vorkurs, der die Entwurfslehre verändert hat, dem Bauhaus-             kreative Techniken aus dem ursprünglichen Curriculum des frühen Bauhauses
Gebäude und dessen Tektonik sowie der Reihe von Meistern, die die Schule                      reaktivieren und neu denken. Eine stille Unterhaltung wird sich zwischen den Teil­‑
prägten. Aber was nun? Nach den Abenteuern in Weimar, Dessau und Berlin, ent‑                 nehmern der Werkstatt entspannen. Alle sind eingeladen, gemeinsam zum
­schie­den Ivan L. Munuera und Paula Vilaplan, die Direktoren des IV. Staatlichen             Lexikon beizutragen. Machen Sie mit und hinterlassen Sie Ihre Spuren in der
Bauhauses, der Bauhauswelle, das Bauhaus sowohl physisch als auch konzep­‑                    Sprache des Regenrückhaltebeckens.
tuell umzuziehen. Es ist kein Gebäude mehr mit festen Fundamenten, sondern ein
beweglicher Raum auf Wellen, die eine nichts gründende, aber grundlegende
Untersuchung des Bauhauses mithilfe von unerwarteten Themen und Gästen darstellt.
                                                                                              Täglich, nach dem letzten Vortrag
                                                                                                 Drop Bar
Sonntag, 2. September, 15 Uhr                                                                    Get Together!

   Haupthalle                                                                                 Die Bar der Floating University wird von Studierenden der Weißensee Kunsthoch­
   Debatte                                                                                    schule Berlin geführt und ist täglich bis 22 Uhr geöffnet. Dabei versorgen die
                                                                                              Bartender die Gäste und Besucher nicht nur mit Getränken, sie veranstalten im
                                                                                              Verlauf der Floating University Open Weeks auch das ein oder andere Event zu
Abschluss der Datatopia Summer School                                                         Protest und Gestaltung!
mit Teilnehmer*innen der Datatopia Summer School und Georg Vrachliotis

Die Teilnehmer der Datatopia Summer School kommen ein letztes Mal mit den
Werkstattleitern und Georg Vrachliotis, Leiter der Summer School und Professor am
KIT Karlsruhe Institute of Technology, Lehrstuhl für Architekturtheorie, zu einer
Diskussion zusammen, um über die Projekte und Ideen zu sprechen, die sie während
der vier Arbeits- und Veranstaltungstage entwickelt haben.

17 Uhr
   Haupthalle
   Hot Terms!

Das Lexikon der Floating University wird erstellt, mit Gilly Karjevsky

Das Lexikonprojekt an der Floating University untersucht, wie Wissensproduktion
in räumlichen Praktiken erfasst werden kann. Die Begriffe im Lexikon wurden
gemeinschaftlich in unterschiedlichen Werkstattformaten und Übungen entwickelt
und beziehen sich auf den Ort des Regenrückhaltebeckens am Tempelhofer
Feld. Dazu wurden Begriffe um angewandte, situative, verkörperte und ortsspezi­
fische Wissensformen auf dem Offshore-Campus entwickelt.

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Infos                                                                                     Datatopia Summer School

                                                                                          Die Datatopia Summer School ist ein Projekt des KIT Karlsruhe Institute of
                                                                                          Technology, Prof. Dr. Georg Vrachliotis, Lehrstuhl für Architekturtheorie
projekt bauhaus Werkstatt/Datatopia                                                       am KIT, in Zusammen­arbeit mit projekt bauhaus und ARCH+ Verein zur
30. August – 2. September 2018                                                            Förderung des Architektur- und Stadtdiskurses e.V. und wird gefördert von
Floating University, Berlin                                                               der Volkswagen Stiftung.
10 – 22 Uhr
                                                                                          Projektteam Datatopia: Georg Vrachliotis, Bernita Le Gerrette, Lukas Bessai,
projekt bauhaus ist ein Projekt von ARCH+ Verein zur Förderung                            Manuela Gantner, Florian Bengert, Claudia Iordache
des Architektur- und Stadtdiskurses e.V.                                                  Datatopia-Projektassistenz: Florian Bengert

Künstlerische Leitung: Jesko Fezer, Christian Hiller,                                     Kontakt: datatopia@ekut.kit.edu
Anh-Linh Ngo, Philipp Oswalt, Joanne Pouzenc, Jan Wenzel                                  Facebook: @architekturtheorie.karlsruhe
Kokuratoren von projekt bauhaus Werkstatt:                                                Instagram: @architekturtheorie
Armen Avanessian, Victoria Ivanova                                                        Web: www.at.ekut.kit.edu
Leiter der Datatopia Summer School: Georg Vrachliotis
Programmkoordination: Joanne Pouzenc                                                      Tickets
Projektmanagement: Christine Rüb, Katja Szymczak                                          Öffentliches Programm
Projektassistenz: Nora Dünser                                                             Tagesticket     5 EUR
Technische Assistenz: Naïm Benyahya                                                       Viertagespass 15 EUR
Presse und Public Relations: Silke Neumann / Bureau N                                     Bitte beachten Sie: Die Tickets gewähren nur Zugang zu den öffentlichen
Grafikdesign: Meiré und Meiré                                                             Veranstaltungen und beinhalten weder Verpflegung noch die Teilnahme
Übersetzung: Petra Frese                                                                  an der Datatopia Summer School oder an den Werkstätten, die im Rahmen
Lektorat: ARCH+                                                                           des Open-Weeks-Progamms der Floating University veranstaltet werden.
Video: Fred Plassmann/OFFscreen
Fotos: Tanja Katharina Lindner                                                            Veranstaltungsort
ARCH+ Team: Hanna Böge, Mirko Gatti,                                                      Floating University
Angelika Hinterbrandner, Max Kaldenhoff, Melissa Koch,                                    Lilienthalstraße
Alexandra Nehmer, Alexander Stumm, Jann Wiegand                                           10965 Berlin-Kreuzberg
ARCH+ Verein: Nora Dünser                                                                 10 Gehminuten von der U-Bahn-Haltestelle Südstern oder direkt
Team der Floating University: Jeanne Astrup-Chauvaux, Kathrine Ball,                      mit dem Bus 104 zur Haltestelle Friedhöfe Columbiadamm
Sarah Bovelett, Benjamin Foerster Baldenius, Dorothee Halbrock,
Teresa Huppertz, Carla Kienz, Lorenz Kuschnig, Laura Raber, Amelie Schindler,             Die Floating University ist ein Projekt von raumlaborberlin.
Florian Stirnemann, Licia Soldavini                                                       Weitere Informationen über die #3 Fall Open Weeks Session
                                                                                          vom 31. August – 15. September finden Sie online
Weitere Informationen und Updates auf www.projekt-bauhaus.de                              unter www.floatinguniversity.org

Kontakt: info@projekt-bauhaus.de                                                          Kontact: info@floatinguniversity.org
Facebook: @projectbauhaus                                                                 Instagram und Facebook: @floatinguniversity
Youtube: projekt bauhaus

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Getragen von:   Gefördert im Fonds Bauhaus heute:        Gefördert von:

Partner:               Datatopia Summer School in Kooperation mit:        Gefördert von:
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