PTS-FORSCHUNGSBERICHT IGF CORNET 63 EN GEWINNUNG VON PROZESSWÄRME AUS ABWÄRME - " NEUE WERKSTOFFE " VERPACKUNGEN - Papiertechnische ...

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PTS-FORSCHUNGSBERICHT IGF CORNET 63 EN
GEWINNUNG VON PROZESSWÄRME AUS ABWÄRME
PTS-FORSCHUNGSBERICHT IGF CORNET 63 EN GEWINNUNG VON PROZESSWÄRME AUS ABWÄRME - " NEUE WERKSTOFFE " VERPACKUNGEN - Papiertechnische ...
Ch. Bienert, H. Jung, M. Müller, B. Pacan: W2PHeat                                                                          1 (57)

GEWINNUNG VON PROZESSWÄRME AUS ABWÄRME
Ch. Bienert, H. Jung, M. Müller, B. Pacan

Inhaltsverzeichnis
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1     Zusammenfassung.......................................................................................................... 3
2     Abstract ............................................................................................................................ 5
3     Einleitung ......................................................................................................................... 7
3.1   Energiebedarf und Kostensituation ............................................................................................. 7
3.2   Einsatz von Wärmepumpen....................................................................................................... 12
3.3   Stand der Technik ...................................................................................................................... 12
3.4   Forschungsbedarf ...................................................................................................................... 15
4     Forschungsziel .............................................................................................................. 15
5     Material und Methoden ................................................................................................. 16
5.1   Prozessanalysen ........................................................................................................................ 16
      5.1.1 Vorgehen ....................................................................................................................... 16
      5.1.2 Messverfahren ............................................................................................................... 17
      5.1.3 Pinch-Analyse ................................................................................................................ 18
      5.1.4 Prozesssimulation ......................................................................................................... 19
5.2   Stoffaufbereitung bei höheren Temperaturen ........................................................................... 20
6     Prozessanalysen ........................................................................................................... 22
6.1   Untersuchte Werke..................................................................................................................... 22
6.2   Bewertung des Ist-Zustands der untersuchten Papierfabriken ................................................ 24
6.3   Bewertung des Ist-Zustands in der Brauerei ............................................................................. 26
6.4   Prozessanalysen in BHKW-Anlagen ......................................................................................... 27
6.5   Konzepte zur Wärmeintegration in der Papierindustrie ............................................................ 28
7     Stoffauflösung bei höheren Temperaturen in der Papierindustrie........................... 33
7.1   Mischung aus leicht zerfaserbarem Altpapier und schwer zerfaserbarem Krafttragekarton .. 33
      7.1.1 4 % Stoffdichte............................................................................................................... 33
      7.1.2 15 % Stoffdichte............................................................................................................. 35
7.2   Schwer zerfaserbare Altpapiersorten ........................................................................................ 36
      7.2.1 Krafttragekarton ............................................................................................................. 36
      7.2.2 Papiersorten im Vergleich ............................................................................................. 37
7.3   Nassfestes Papier ...................................................................................................................... 39
8     Einsatz von Wärmepumpen in Biogasanlagen........................................................... 40
8.1   Optimierung des Biogasprozesses ............................................................................................ 40
8.2   Entwicklung der Steuerung ........................................................................................................ 42
9     Prozessintegration ........................................................................................................ 45
9.1   Wärmepumpen in der Papierindustrie ....................................................................................... 45
9.2   Erzeugung von Niederdruckdampf ............................................................................................ 45
9.3   Hochtemperaturstoffauflösung................................................................................................... 47

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9.4     Vorwärmung der Haubenzuluft .................................................................................................. 49
9.5     Wärmerückgewinnung im Wasserkreislauf ............................................................................... 50
9.6     Einsatz einer HTWP bei TDH .................................................................................................... 51
9.7     Praxisuntersuchung zur HTWP am Energiepark ...................................................................... 52
10      Schlussfolgerungen ...................................................................................................... 56
Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 56

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1      Zus ammenfas s ung

Zielstellung        Das Ziel des Gesamtprojektes war es, einen wirtschaftlichen Einsatz von Wär-
                    mepumpen in der Industrie aufzuzeigen. Dazu wurden Prozessanalysen sowie
                    Untersuchungen zu industriellen Anwendungen von Wärmepumpen und zur
                    Papiererzeugung bei hohen Prozesstemperaturen durchgeführt. Darüber hin-
                    aus wurde eine Hochtemperatur-Wärmepumpe für den industriellen Einsatz
                    entwickelt, um aus Abwärme Prozesswärme zu gewinnen.

Prozessanalysen     Es wurden drei Papierfabriken sowie eine Brauerei untersucht und hinsichtlich
                    ihres Wärmeeinsatzes bewertet. Auf dieser Basis wurden Maßnahmen zur
                    Wärmeintegration und Einsatzmöglichkeiten für Wärmepumpen erarbeitet. Alle
                    drei Papierfabriken setzten Wärme nur in Form von Dampf ein, der Wärmebe-
                    darf ist typisch für den jeweiligen Sortenbereich. In allen Werken konnten den-
                    noch Potenziale für weitere Wärmeintegrationsmaßnahmen identifiziert werden.
                    Dies gilt auch für die untersuchte Brauerei.
                    Im Rahmen dieses Projektes wurden Wasser–Wasser, Luft–Wasser und Luft–
                    Luft-Wärmetausch zur Wärmerückgewinnung berücksichtigt: Die Ergebnisse
                    zeigen, dass sich durch Wärmeintegrationsmaßnahmen der spezifische Ener-
                    giebedarf wirtschaftlich sinnvoll reduzieren lässt. Ökonomisch attraktive Ener-
                    gieeinsparungen sind insbesondere dann möglich, wenn Frischdampf ersetzt
                    werden kann. Eine hohe Wirtschaftlichkeit ist außerdem meist dann gegeben,
                    wenn Wärmequellen und –senken möglichst lokal gekoppelt werden. Die wirt-
                    schaftliche Bewertung von Maßnahmen zur Wärmeintegration hängt somit stark
                    von lokalen Gegebenheiten ab und ist von Fall zu Fall zu prüfen.

Stoffauflösung in   Die Ergebnisse haben gezeigt, dass schwer zerfaserbare Altpapiersorten bei
der Papierindust-   geringen Stoffdichten entsprechend der Viskosität des Wassers mit steigender
rie                 Temperatur besser aufgelöst werden. Aus wirtschaftlichen und technologischen
                    Gründen sollte allerdings die Temperatur nicht größer als 50 °C sein.
                    Bei höheren Stoffdichten überwiegen jedoch die Scher- und Reibkräfte bei der
                    Stoffauflösung, so dass dadurch eine bessere Zerfaserung erreicht werden
                    kann, die durch eine Temperaturerhöhung nur in geringem Maße verbessert
                    werden kann.

Biogasanlagen       Durch den Einsatz einer Hochtemperaturwärmepumpe (HTWP) kann der Be-
                    trieb von Biogasanlagen zukünftig wärmeenergieautark erfolgen. Damit kann
                    das Biogas dort verstromt werden, wo die Wärmeenergie effizient genutzt
                    werden kann (z.B. Industrieanlagen). Biogasanlagen können in Verbindung mit
                    einer HTWP auch zur Speicherung von Wärmeenergie genutzt werden, die
                    bedarfsweise in ein Nahwärmenetz eingespeist werden kann. Durch den Ein-
                    satz von HTWP können zukünftig Bioraffineriekonzepte realisiert werden, die
                    energieautark eine stofflich-energetische Nutzung von Restbiomassen ermögli-
                    chen. Hochtemperaturwärmepumpen können auch zur Prozessstabilisierung
                    der Wärmebehandlung von flüssigen Medien (z. B. Thermodruckhydrolyse von
                    Klärschlamm) eingesetzt werden, sofern die benötigte Wärmeleistung über

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                   50 kW liegt. Die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern kann reduziert wer-
                   den.

Einsatz in der     Wärmepumpen sind in der Papierindustrie bislang noch kaum anzutreffen.
Industrie          Bisherige Einsatzstellen von Wärmepumpen in der Papierindustrie beschränken
                   sich in der Regel auf den Einsatz von Thermokompressoren. Neue Entwicklun-
                   gen, wie sie im Rahmen dieses Projektes untersucht wurden versuchen die
                   bestehenden Limitierungen zu beseitigen und damit neue Einsatzmöglichkeiten
                   für Wärmepumpen in der Papierindustrie zu erschließen.
                   Die Einbindungsmöglichkeiten sind dabei vielseitig. Basierend auf den Ergeb-
                   nissen der Systemanalysen wurden im Rahmen dieses Projektes folgende
                   Optionen untersucht: Erzeugung von Niederdruckdampf, Hochtemperaturstoff-
                   auflösung, Vorwärmung der Haubenzuluft und Wärmerückgewinnung im Was-
                   serkreislauf. Die Berechnungen wurden anhand einer Modellpapierfabrik mit
                   Branchen typischen Daten durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich in
                   einigen Fällen wirtschaftlich interessante Einsatzmöglichkeiten ergeben, aber
                   auch weitere Entwicklungen im Bereich Wärmepumpentechnologie notwendig
                   sind.

Schluss-           Die Ergebnisse haben gezeigt, dass Wärmepumpen insbesondere Hochtempe-
folgerung          raturwärmepumpen zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in der Papierindustrie und
                   bei Biogasanlagen haben können. Dabei sind lokale und monetäre Rahmenbe-
                   dingungen zu berücksichtigen, damit auch eine Wirtschaftlichkeit gegeben ist.

Danksagung für     Das Forschungsvorhaben IGF CORNET 63 EN der kooperierenden AiF-
Forschungsvor-     Forschungsvereinigungen PTS und PFI wurde über die AiF im Rahmen des
haben mit koope-   Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom
rierender For-     Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des
schungsvereini-    Deutschen Bundestages gefördert. Dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
gung

                   Unser Dank gilt außerdem den beteiligten Firmen der Papier- und Zulieferin-
                   dustrie, den Biogasanlagen und den Beratungsunternehmen sowie vor allem
                   unseren Belgischen Projektpartnern HOWEST, UGent und Flemish User Group
                   für die Unterstützung der Arbeiten.

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2      Abs tract

Objective           The overall goal of the project was to show the economical use of heat pumps
                    in industrial environment. A new technology (high temperature heat pump – HT
                    HP) was developed, aiming at upgrading process heat by the use of unavoida-
                    ble waste heat.
                    This solution can be a key-technology to decrease the excess of waste heat into
                    the environment and to reduce the energy demand for energy-intensive indus-
                    tries like pulp and paper, food, brick, chemical and textile.

Process analysis    Three paper mills and a brewery were examined and concerning their thermal
                    input evaluated. On this basis measures for heat integration and application
                    possibilities for heat pumps were prepared.
                    All three paper mills apply heat only in form of steam. The heat demand is
                    typical for the corresponding grade. Potentials for heat integration measures
                    could be identified in all investigated mills and in the brewery.
                    Within the framework of the project water-water, air-water and air-air heat ex-
                    change were considered for waste heat recovery. The results show that the
                    specific heat demand can be reduced by heat integration measures in an eco-
                    nomical meaningful way. Economic attractive savings of energy is particularly
                    possible if fresh steam can be replaced. A good and high economy is given if
                    heat sources and heat sinks can be interconnected locally. The economic
                    assessment of heat integration measures depends largely upon the local condi-
                    tions and is to be proved in each case.

High temperature The results show that poorly degradable paper grades can be disintegrated better
pulping          with low consistencies and increasing temperatures respectively to viscosity of
                    water. Economic and technological reasons restrict the temperature up to 50°.
                    With higher consistencies the shear and friction forces predominate so that there-
                    fore a better defibration can be achieved. In this case, an increase of the tem-
                    perature improves in the defibration only to a minor degree.

Biogas plants       Through the application of high temperature heat pumps (HTHP) a thermal
                    energy self-sufficient operation of biogas plants will be possible in the future.
                    Thereby, the biogas can be converted to electricity at a location where the heat
                    can be used for processes (industrial sites, etc.). Biogas plants in combination
                    with HTHPs can also be used to store thermal energy, which can be fed into a
                    district heating grid when needed. With the application of HTHPs, bio refinery
                    concepts can be realised in the future that enable an energy self-sufficient
                    utilization and valorisation of waste biomass. HTHPs can also be used to sup-
                    port the process stability of thermal treatment of liquid media (e.g. thermal
                    pressure hydrolysis of sewage sludge), as long as the required heat load is
                    above 50 kW. The dependency of fossil energy sources can be reduced.

Industry applica-   Current applications of heat pumps in paper industry are seldom and mostly
tion                thermo-compressors can be found to reuse flash steam in the drying section.
                    New constructions investigated in the current project try to remove the existing
                    limitations in order to enter new applications for heat pumps in the industry.

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                  The possibilities are miscellaneous. Based on the system analysis results the
                  following options were examined: Make-up of low-pressure steam, high temper-
                  ature pulping, pre-heating of supply air, upgrading of process water tempera-
                  ture. Calculations based on a model mill using industrial sector typical data were
                  done. The results show economic interesting applications in some cases, but
                  also a need in further constructions of heat pumps-

Conclusions       The project results show a lot of applications for heat pumps and especially for
                  high temperature heat pumps in the paper, textile, food, construction industry
                  and in biogas plants. Local and monetary basic conditions should be considered
                  to get a good economy.

Acknowledgeme     The research project CORNET 63 EN of the co-operating research associations
nt                PTS and PFI was funded by the German Federal Ministry of Economic Affairs
                  and Energy within the programme of “promoting pre-competitive joint research”
                  and carried out under the umbrella of the German Federation of Industrial Co-
                  operative Research Associations (AiF). We would like to express our sincere
                  thanks for this support.

                  We would also like to thank the companies of the paper, textile and food pro-
                  cessing sectors, the biogas plants and the consulting firms as well as the Bel-
                  gian project partners HOWEST, UGent and the Flemish User Group for sup-
                  porting the project works.

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3      E inleitung

3.1    E nergiebedarf und K os tens ituation

Energiebedarf        Die Papierindustrie gehört neben den Branchen Baustoffe, Chemie, Glas,
Papierindustrie      Nichteisen-Metalle und Stahl zu den energieintensiven Industrien in Deutsch-
                     land, obwohl der spezifische Energiebedarf in den letzten Jahrzehnten deutlich
                     reduziert werden konnte (Abbildung 1). Mit im Jahr 2010 durchschnittlich 3.139
                     kWh/t [1] liegt die deutsche Papierindustrie dabei deutlich unter dem europäi-
                     schen Mittelwert (3.850 kWh/t [2]). Mit Veröffentlichung der "Roadmap to a low-
                     carbon bio-economy" hat sich die CEPI zum Ziel gesetzt die CO2-Emissionen in
                     der "holzfaserbasierten Industrie" bis 2050 um 80 % im Vergleich zu 1990 zu
                     reduzieren [3] und damit den Weg zu einer weiteren Reduzierung des Energie-
                     bedarfs weiter voranzutreiben.

                     Abbildung 1 Energiebedarf in der deutschen Papierindustrie [1]

Energiekosten        Die Energiekosten stellen für die deutsche Papierindustrie einen wesentlichen
deutsche Papier-     Kostenfaktor dar. Neben den Rohstoffkosten sind sie in den letzten Jahren am
industrie            stärksten angestiegen. So betrug der Anteil der Energiekosten, bezogen auf
                     den Umsatz, in den letzten Jahren stets mehr als 10 %. Der effiziente Umgang
                     mit Energie entscheidet somit über die Produktivität eines gesamten Standor-
                     tes.

                     Abbildung 2 Energiekosten in Prozent des Umsatzes [1]

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Bestandteile       Der Gas- bzw. Strompreis setzt sich aus drei Hauptbestandteilen zusammen
Strom- /Gaspreis   [4]. Diese sind:
                   •   Energiepreis inkl. Beschaffung und Lieferung
                   •   Preis für die Netznutzung (Netznutzungsentgelt)
                   •   Diverse Abgaben, Umlagen und Steuern
                   Ein Teil dieser Steuern und Abgaben wird der energieintensiven Industrie unter
                   bestimmten Voraussetzungen erlassen, so dass sich deren Anteil am Strom-
                   preis reduziert.

                   Abbildung 3 Anteil der Steuern, Abgaben und Netzentgelte am Strom-
                               preis in Abhängigkeit vom Strombezug [5]

Strompreis im      Die einzelnen Elemente des Strompreises tragen, wie nachfolgende Abbildung
europäischen       illustriert, in den einzelnen europäischen Ländern unterschiedlich zum Strom-
Vergleich          preis bei.
                                   250
                                              Without taxes, levies, vat   taxes, levies and vat

                                   200
                           €/MWh

                                   150

                                   100

                                    50

                                     0
                                         BU TR EL FR SE HR EE      FI PT RO NL ES   SI PL LV BE UK HU IT   CZ SK DE CY DK

                   Abbildung 4 Vergleich europäischer Strompreise [6]

                                                 www.ptspaper.de                                              FB PTS-PFI 36/13
PTS-FORSCHUNGSBERICHT IGF CORNET 63 EN GEWINNUNG VON PROZESSWÄRME AUS ABWÄRME - " NEUE WERKSTOFFE " VERPACKUNGEN - Papiertechnische ...
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Gaspreis im       Auch die einzelnen Elemente des Gaspreises tragen in den einzelnen europäi-
europäischen      schen Ländern unterschiedlich zum Gaspreis bei.
Vergleich
                        100
                                         Without taxes and levies   taxes, levies and vat
                            80
                    €/MWh
                            60

                            40

                            20

                            0
                                 RO NL PL UK SK BE ES EE BG FR CZ LV PT IT DE HU FI BA SE

                  Abbildung 5 Vergleich europäischer Gaspreise [6]

Verfügbarkeit     Der weltweite Energiebedarf wird nach einer Prognose bis zum Jahr 2030 um
Energieträger     etwa 55 % im Vergleich zum Jahr 2004 steigen [7]. Auf der anderen Seite ist
                  die zeitliche Reichweite fossiler Brennstoffe begrenzt (Abbildung 6). Bis 2030
                  werden jedoch keine Engpässe erwartet, da technische Fortschritte dem Trend
                  einer Verschlechterung der Lagerstättenbedingungen entgegenwirken [8, 9].
                  Das Überschreiten des Produktionsmaximums bei Öl und später bei Erdgas
                  wird dennoch eine spürbare Lücke in der Weltenergieversorgung hinterlassen.
                  In dieser Phase wird der Einsparung von Energie eine herausragende Bedeu-
                  tung zukommen [10].

                  Abbildung 6 Prognose der Verfügbarkeit von Energieträgern [10]

                                         www.ptspaper.de                                FB PTS-PFI 36/13
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Erneuerbare       Durch den steigenden Anteil an erneuerbaren Energien (insbesondere Photo-
Energie           voltaik und Windenergie) und die gleichzeitige Stilllegung von Grundlastkraft-
                  werken kommt es aufgrund der Umsetzung der Energiewende in Deutschland
                  zu einem immer größer werdenden Anteil an volatilen Stromquellen, die pha-
                  senweise zu einer Unter- oder Überversorgung mit Strom führen [11, 12].

                  Abbildung 7 Volatilität der Stromversorgung [12]

Prognose          Der industrielle Strompreis ist in Deutschland im Zuge der Liberalisierung des
Strompreis        Strommarktes zwischen 1995 und 2000 zunächst gefallen, seither jedoch
                  wieder angestiegen [13]. In den letzten Jahren ist an der Strombörse EEX
                  aufgrund der seit Jahren niedrigen CO2-Zertifikatepreise und des verstärkten
                  Ausbaus der Erneuerbaren Energien ein Sinken des Strompreises zu beobach-
                  ten [14]. Aber nicht nur der Spotmarkt, auch die Preisentwicklung auf den
                  Terminmärkten der EEX zeigt den Einfluss der weiter wachsenden Einspeisung
                  von erneuerbarem Strom und führt für die nächsten Jahre zu deutlich fallenden
                  Großhandelspreisen (Abbildung 8).

                  Abbildung 8 Preisentwicklung Terminmarkt EEX [14]

                  Dennoch werden von verschiedenen Instituten steigende Strompreise auch für
                  die Industrie prognostiziert (Abbildung 9).

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                  Abbildung 9 Prognose Strompreisentwicklung [15]

Prognose          Die inländischen Energiepreise werden insbesondere bei fossilen Energieträ-
Gaspreis          gern, wie Öl und Gas, durch die Weltmarktpreisentwicklung unmittelbar beein-
                  flusst. Im Industriebereich sind die Preise für Erdgas beispielsweise zwischen
                  1995 und 2005 um 84 % gestiegen [13]. Die Preisrisiken bei Öl und Gas erhö-
                  hen sich, da die Abhängigkeit der Versorgung von politisch instabilen Förder-
                  und Transitregionen zunimmt. Insbesondere die aktuell politisch instabile Situa-
                  tion in der Ukraine lässt hier weitere Risiken erwarten.
                  Wie in Abbildung 10 dargestellt ist auch für die nächsten Jahre mit einem weite-
                  ren Anstieg der Verbraucherpreise zu rechnen. Die Steigerung wird hierbei
                  maßgeblich durch die Entwicklungen am Beschaffungsmarkt sowie bei den
                  Netzentgelten beeinflusst [16].
                                                 60

                                                 50

                                                 40
                              Gaspreis / €/Mwh

                                                                                                   Börsenpreis
                                                 30
                                                                                                   Grenzübergangspreis
                                                                                                   Verbraucherpreis Industrie

                                                 20

                                                 10

                                                 0
                                                  2010   2012   2014   2016   2018   2020   2022

                  Abbildung 10 Prognose Gaspreisentwicklung [16]

                                                          www.ptspaper.de                                           FB PTS-PFI 36/13
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3.2     E ins atz von Wärmepumpen

Nutzung von        Der hohe Energieverbrauch führt zu industrieller Abwärme, die zum großen Teil
Abwärme            vollständig oder teilweise an die Umwelt abgegeben wird, obwohl ein großer
                   Bedarf an Prozesswärme in Form von Warm- oder Heißwasser, Dampf oder
                   warmer Luft besteht. Eine mögliche Lösung dieses Problems könnte der Ein-
                   satz von Wärmepumpen sein, bei dem die Energie der Abwärme auf ein höhe-
                   res Temperaturniveau gebracht wird, um somit die Energie der Abwärme wie-
                   der als Prozesswärme einzusetzen.

Derzeitiger Ein-   Auch wenn Wärmepumpen längst bekannt sind, werden sie nur selten im in-
satz               dustriellen Umfeld eingesetzt. Aufgrund der hohen Stromkosten und des un-
                   günstigen Preisverhältnisses zwischen Strom und Brennstoffen können indust-
                   rielle Wärmepumpen häufig nicht wirtschaftlich betrieben werden. Darüber
                   hinaus gibt es nur wenige Studien über einen wirtschaftlichen Einsatz von
                   Wärmepumpen in unterschiedlichen Industrieanlagen.

Prozess-           Die Anschaffung einer Wärmepumpe ist allerdings oft noch nicht genug. Ab-
integration        wärme und benötigte Prozesswärme muss auch in geeigneter Weise in Verbin-
                   dung gebracht werden. Die Prozesswärme, die durch eine Wärmepumpe gene-
                   riert werden kann, muss auch ein Temperaturniveau aufweisen, das für den
                   Prozess geeignet ist. Derzeitig verfügbare Wärmepumpen sind noch nicht in der
                   Lage, höhere Temperaturen als 100°C zu generieren, die allerdings in ver-
                   schiedenen Industriebranchen benötigt werden (z.B. Dampf in der Papierindust-
                   rie, in der chemischen Industrie oder in Brauereien). Verfügbare Wärmepumpen
                   weisen eine maximale Ausgangstemperatur von 80°C bis 90°C auf.

Papierindustrie    Durch die Verwendung von höheren Temperaturen bei der Stoffauflösung
                   könnten grundsätzlich die Viskosität des eingesetzten Wassers verringert und
                   dadurch der Auflöseprozess verbessert bzw. beschleunigt werden. Durch die
                   Entwicklung neuer Wärmepumpen und geeigneter Wärmeintegrationskonzep-
                   ten könnte ein größerer Teil der bei der Papiererzeugung anfallenden Abwärme
                   für die Stoffauflösung bei höheren Temperaturen genutzt werden.

Biogasanlagen      Die Erzeugung von elektrischer Energie in Biogasanlagen ist umstritten, weil die
                   Stromgestehungskosten im Vergleich zu anderen regenerativen Energiequellen
                   (z. B. Wind) höher liegen, die Abwärmenutzung des BHKWs in den meisten
                   Fällen sehr ineffizient ist und der Anbau von Mais und anderen landwirtschaftli-
                   chen Biomassen für die Energieproduktion ernährungspolitisch als fragwürdig
                   betrachtet wird. Auf der anderen Seite ist Biomethan klimaneutral und kann im
                   Erdgasnetz in großen Mengen zwischengespeichert und bedarfsweise in effi-
                   zienten Gaskraftwerken verstromt werden.
                   Es müssen also Anstrengungen unternommen werden, durch eine Wärmeopti-
                   mierung (z.B. Wärmepumpen) von Biogasanlagen und durch eine Nutzung von
                   Reststoffen Akzeptanz und Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen zu verbessern.

3.3     S tand der Tec hnik

Einleitung         Gemäß einer Deutschen Studie, die 2008 von IER abgeschlossen wurde,
                   könnten theoretisch jährlich 390 PJ Energie aus industrieller Abwärme wieder
                   genutzt werden, wenn Wärmepumpen eine Ausgangstemperatur von 100°C
                   liefern würden. Dies entspricht ca. 16 % des gesamten Deutschen Energiebe-
                   darfs durch die Industrie.

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Verfügbare        Bis heute ist es nicht möglich, Abwärme mit den verfügbaren Wärmepumpen
Wärmepumpen       auf eine ausreichende Ausgangtemperatur zu bringen, um damit die Energie in
                  der Abwärme in industriellen Prozessen nutzen zu können.

Aktuelle          Obwohl Wärmepumpen mit einer Ausgangstemperatur >90°C noch nicht ver-
Entwicklungen     fügbar sind, werden seit 1980 in diesem Gebiet Forschungsarbeiten in der
                  Literatur beschrieben. Dazu gibt es Tests in Japan mit Ausgangstemperaturen
                  von 120°C – 200°C. Thermea kündigt eine Wärmepumpe an, die unter Ver-
                  wendung von superkritischem CO2 als Arbeitsmedium 130°C erreichen soll.
                  Hybrid Energy (Norwegen) entwickelt einen “Hybrid-Absorption-Compressor”,
                  bei dem ein Ammonium-Wasser-Gemisch als Arbeitsmittel verwendet wird.
                  Eine Ausgangs-Temperatur von 95°C – 100°C wird angestrebt.

Wärme-            Wärme-Integration ist ein kosteneffektives Verfahren, um den spezifischen
Integration       Energie-Bedarf von industriellen Prozessen zu reduzieren und die Produktivität
                  zu erhöhen. Im Falle der Papierindustrie sind Wärmerückgewinnungssysteme
                  weit verbreitet, um die Energieausbeute zu verbessern. Trotzdem geht noch viel
                  Abwärme über die Abluft und das Abwasser verloren (siehe auch Abbildung
                  11 und Abbildung 12).

                                Radiation & convection
                                     1.100 kWh/t
                    Electricity                       Exhaust air
                    1.000 kWh/t                       1.400 kWh/t
                                                                     Waste water
                                                                     300 kWh/t

                     Steam
                     1.800 kWh/t          Typical values

                  Abbildung 11 Energieströme in der Papierindustrie

                                   Wärmeverluste      Fermenter           Notkühler
                                       BHKW        Schlamm / 40 °C          Luft
                                   ~ 6 % / 70 kW   ~ 12 % / 146 kW     ~ 9 % / 110 kW
                       Biogas
                    Brennstoff-                                                           Nahwärme
                      leistung                                                           Wasser / 88 °C
                       100 %                                                            ~ 32 % / 390 kW
                     1220 kW

                                            elektr. Energie
                                          ~ 40,5 % / 500 kW

                  Abbildung 12 Energieströme eines konventionellen Blockheizkraftwerks

                                           www.ptspaper.de                              FB PTS-PFI 36/13
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Papierindustrie   Bei der Papiererzeugung wird eine Faserstoffsuspension mit ca. 1 % Stoffdichte
                  durch eine Head-Box gepumpt und auf einem Sieb bei einer Temperatur von
                  50°C zu einer kontinuierlichen Papierbahn entwässert. Die Papierbahn wird
                  anschließend in einer Pressenpartie und in einer Trockenpartie mit heißen
                  Zylindern (ca. 100 – 120°C) entwässert und getrocknet.
                  Die Papiererzeugung bei hohen Temperaturen hat klare Vorteile und kann zu
                  einer verbesserten Energiewirtschaftlichkeit führen. Höhere Temperaturen
                  verbessern die Viskosität und die Oberflächenspannung des Wassers, so dass
                  das Altpapier besser aufgelöst und eine Entwässerung in der Sieb- und Pres-
                  senpartie erhöht werden kann.

Nutzung der       Gemäß der Umfrage der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR)
Wärmeenergie in   wurden 2012 bei der Stromerzeugung aus Biogas ca. 20 TWh an nutzbarer
Biogasanlagen     Wärmeenergie erzeugt. Wie aus der Grafik (Abbildung 13) zu ersehen ist,
                  werden jedoch nur etwas mehr als die Hälfte der anfallenden Wärmeenergie
                  auch genutzt. Etwa 4 TWh werden für die Beheizung/Warmwasserversorgung
                  von ca. 8.000 anlagennahen Gebäuden verwendet, was einen Verbrauch von
                  ca. 40.000 Liter Heizöl/Jahr je Biogasanlage entspricht. Auch diese Nutzung
                  kann als nicht besonders effizient betrachtet werden.
                  Gemäß Umfragen bei Biogasanlagenbetreibern wird für das Beheizen der
                  Biogasfermenter zwischen 10 – 25 % der Abwärme des BHKW benötigt. Somit
                  besteht noch ein erhebliches Optimierungspotential zur Senkung des Eigen-
                  energiebedarfs von Biogasanlagen.

                  Abbildung 13 Verteilung der genutzten Abwärme von Blockheizkraftwer-
                               ken (BHKWs) auf Biogasanlagen

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3.4     F ors chungs bedarf

Wärmepumpen        Aufgrund der Ausgangssituation und des Stands der Technik besteht deshalb
                   der Bedarf, eine Hochtemperaturwärmepumpe zu entwickeln, die auch Aus-
                   gangstemperaturen von mehr als 100°C ermöglicht.

Papierindustrie    Um diese Wärmepumpe effektiv in unterschiedlichen Industriebranchen einset-
                   zen zu können, sind einerseits die entsprechenden Prozesse anzupassen und
                   andererseits Konzepte zur Integration zu entwickeln.
                   Für die Papierindustrie sind dazu Untersuchungen notwendig, wie höhere
                   Temperaturen die Stoffauflösung verbessern können. Insbesondere die dazu
                   notwendigen Rahmenbedingungen, wie z.B. Stoffdichte, geeigneter Tempera-
                   turbereich und geeignete Altpapiersorten sind zu ermitteln.

Bioraffinerie      Während der letzten Jahre hat das PFI eine Aufschlusstechnologie (Thermo-
                   Druck-Hydrolyse – TDH) für die Nutzung von lignocellulosehaltiger Biomasse
                   (Stroh, landwirtschaftliche Reststoffe, etc.) entwickelt. Die Biomasse kann somit
                   als Substrat für die Fermentation zu industriellen Rohstoffen genutzt werden.
                   Die Reststoffe dieses Prozesses können in einer Biogasanlage verwertet wer-
                   den. Da nicht genügend Prozesswärme auf hohem Temperaturniveau für den
                   hydrothermalen Aufschluss und die Aufkonzentrierung des fermentierbaren
                   Hydrolysates zur Verfügung steht, ist die Nutzung von Lignocellulose im Ge-
                   samt-Materialinput beschränkt. Die benötigte Wärme für den Aufschluss und die
                   Verdampfung sollte mittels Hoch-Temperatur-Wärmepumpe vom Kühlwasser
                   des BHKWs geschöpft werden. Die Hoch-Temperatur-Wärmepumpe könnte
                   das fehlende Element für eine energieautarke Nutzung von Lignocellulose für
                   Fermentationsprozesse sein.

4       F ors chungs ziel

Ziel               Das Ziel des Gesamtprojektes war es deshalb, einen wirtschaftlichen Einsatz
                   von Wärmepumpen in der Industrie aufzuzeigen. Dazu wurden Prozessanaly-
                   sen sowie Untersuchungen zu industriellen Anwendungen von Wärmepumpen
                   und zur Papiererzeugung bei hohen Prozesstemperaturen durchgeführt. Dar-
                   über hinaus wurde eine Hochtemperatur-Wärmepumpe für den industriellen
                   Einsatz entwickelt, um aus Abwärme Prozesswärme zu gewinnen.

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5       Material und Methoden

5.1     P rozes s analys en

5.1.1   Vorgehen

Vorgehen           Ziel der Vor-Ort-Untersuchungen ist es die in den untersuchten Werken vor-
                   handenen Wärmequellen und –senken zu identifizieren und damit den Ist-
                   Zustand hinsichtlich Wärmebedarf und Wärmeintegration zu analysieren und zu
                   bewerten. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurde eine standardisierte
                   Methode in den untersuchten Werken angewendet. Das Vorgehen ist in nach-
                   folgendem Ablaufplan schematisch dargestellt.
                                                      Versand Fragebogen an untersuchtes Werk
                                     (zur Erfassung von Daten und Informationen zu Produktion und Energiebedarf)

                     Task 3.1                      Auswertung der zur Verfügung gestellten Daten

                                                          Vorbereitung der Vor-Ort-Analyse
                                                         (Zeitplan, notwendige Messungen …)

                                                                  Vor-Ort-Analyse
                     Task 3.2      (Vor-Ort-Messungen, Erfassung von Produktions- und Prozessdaten, Diskussion der
                                                 Betriebsweisen mit den Verantwortlichen vor Ort …)

                     Task 3.3                                      Datenauswertung
                                   (Bewertung des Ist-Zustands, Identifikation von Potenzialen zur Wärmeintegration)

                                                              Simulationsrechnungen
                     Task 3.4                  (zur Bewertung von Maßnahmen zur Wärmeintegration)

                   Abbildung 14 Ablaufplan Prozessanalyse

Vorbereitung der   Vor Durchführung der Prozessanalysen wurde ein Fragebogen erstellt und an
Prozessanalyse     die zu untersuchenden Werke versendet. Darin wurden die in den Werken
                   verfügbaren und für die Bearbeitung notwendigen Informationen (Fließbilder,
                   Produktionsdaten, Energiebedarf …) zu Produktion, Energieerzeugung und
                   Energienutzung abgefragt.
                   Die dadurch erfassten Daten wurden ausgewertet und die Vor-Ort-Analyse
                   vorbereitet. Hierzu wurde ein Zeitplan erstellt und mit den Werken abgestimmt,
                   die notwendigen Messungen vorbereitet und notwendige Besprechungen mit
                   den Verantwortlichen vor Ort arrangiert.
                   In einem vorbereitenden Gespräch werden die vorbereiteten Unterlagen mit den
                   Verantwortlichen der Papierfabrik diskutiert und auf Vollständigkeit überprüft.
                   Ferner werden grundlegende Betriebsabläufe erfragt.

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Prozessanalyse    Die Prozessanalysen wurden in Papierfabriken sowie zur Unterstützung der
                  belgischen Projektpartner einer Brauerei durchgeführt. In den Prozessanalysen,
                  die in untersuchten Werken durchgeführt wurden, wurden systematisch die
                  notwendigen Daten zum Thema Wärmebedarf und Wärmeintegration aufge-
                  nommen. Hierzu wurden verfügbare Daten aus dem Prozessleitsystem erfasst,
                  soweit notwendig eigene Messungen durchgeführt (Volumenströme, Tempera-
                  turen, relative Feuchte) und die Betriebsabläufe mit den Verantwortlichen vor
                  Ort diskutiert.
                  Schwerpunkte der Untersuchungen waren Energiebedarf, Wärmequellen- und
                  Wärmesenken in folgenden Bereichen:
                   •   Hallen- und Haubenbelüftung
                   •   Dampf- und Kondensatsystem
                   •   Vakuumsystem
                   •   Drucklufterzeugung
                   •   Energieerzeugung
                   •   Wasserkreislauf

Bewertung des     Die erfassten Daten wurden ausgewertet und der Ist-Zustand hinsichtlich Wär-
Ist-Zustands      meintegration bewertet. Weiterhin wurden Ansatzpunkte zur direkten Wärmein-
(Task 3.3)        tegration diskutiert und bewertet sowie mögliche Einsatzstellen für Wärmepum-
                  pen mit den Projektpartnern diskutiert.

Simulations-      Zur Bewertung des Einflusses auf den Energiebedarf der betrachteten Wär-
rechnungen        meintegrationsmaßnahmen in den Wasserkreislauf wurden im Rahmen des
(Task 3.4)        Projektes statische Simulationsrechnungen durchgeführt.

5.1.2   Messverfahren

Messverfahren     Zur Ermittlung des Wärmebedarfs und der verfügbaren Wärmequellen wurden
                  im Luftsystem und im Wasserkreislauf Messungen durchgeführt. Dazu wurden
                  folgende Messverfahren eingesetzt.
                   Parameter                             Messverfahren
                   Volumenstrom Wasser                   Ultraschall-Laufzeitverfahren (Ultraflux)
                   Volumenstrom Luft                     Flügelradsonden, Staurohr (Testo)
                   Temperatur Wasser                     Testo Temperaturlogger
                   Temperatur & relative Feuchte Luft    Testo Hochtemperaturfeuchtefühler

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5.1.3   Pinch-Analyse

Pinch-Analyse     Ein wesentlicher Anteil des Energiebedarfs wird in der Papierindustrie für das
                  Aufheizen von Prozessströmen verwendet. Auf der anderen Seite verlassen
                  eine Vielzahl von Abwärmeströmen über die Abluft bzw. das Abwasser die
                  Papierfabrik. Durch Integration von Abwärmeströmen und Wärmerückgewin-
                  nung kann der Energiebedarf einer Anlage reduziert werden.
                  Ein geeignetes Hilfsmittel für eine systematische Lösung von Wärmeintegrati-
                  onsproblemen ist die Pinch-Analyse. Sie gehört heute zu den wichtigsten Werk-
                  zeugen der Prozessintegration in allen Bereichen der verfahrenstechnischen
                  Industrie. Eine Reihe von Veröffentlichungen zeigen die Möglichkeiten, die die
                  Pinch-Technologie für die Papierindustrie bietet [siehe z.
                  B. 17, 18, 19, 20, 21, 22].
                  Das grundlegende Ziel der Pinch-Analyse ist es, den Wärmebedarf eines Pro-
                  zesses durch nutzbare Abwärme möglichst gut zu bedienen. Die Eignung der
                  einzelnen Abwärmeströme ist dabei bedingt durch die jeweilige Temperatur.
                  Mit einer Pinch-Analyse können somit Ansatzpunkte für eine Optimierung des
                  Wärmehaushalts von Papierfabriken identifiziert werden. Die Theorie der Pinch-
                  Analyse geht jedoch davon aus, dass alle heißen und kalten Ströme miteinan-
                  der kombiniert werden können. Dies ist jedoch technologisch und wirtschaftlich
                  nicht immer sinnvoll. Somit lässt sich dieses Potenzial in der Regel nicht voll
                  ausschöpfen.

Composite         Ein wesentlicher Schritt bei der Pinch-Analyse ist die Erstellung von Composite
Curves            Curves im Temperatur-Enthalpie-Diagramm. Diese stellen Summenkurven der
                  kalten und warmen Ströme dar. Der Überlappungsbereich der Composite
                  Curves entspricht der maximalen Wärmemenge, die bei optimaler Auslegung
                  wieder gewonnen werden kann. Die darunter bzw. darüber liegenden Bereiche
                  zeigen den unter optimalen Bedingungen minimal erforderlichen Heizmittel- und
                  Kühlmittelbedarf.

                  Abbildung 15 Composite Curves [23]

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Pinch-Punkt       Der Pinch-Punkt ist der Punkt an dem sich die beiden Composite Curves im
                  Diagramm am nächsten kommen. Dort liegt die kleinste mögliche Temperatur-
                  differenz ∆Tmin der Wärmetauscher vor, die technisch sinnvoll ist.
                  Am Pinch-Punkt wird das System in zwei Bereiche geteilt. Oberhalb des Pinch-
                  Punktes existiert ein Wärmedefizit und somit liegen Wärmesenken vor. Unter-
                  halb liegt ein Wärmeüberschuss vor und die betroffenen Teilströme bilden somit
                  Wärmequellen.

Minimale          Die minimal zulässige Temperaturdifferenz ∆Tmin zwischen kalten und warmen
Temperatur-                                                      Strömen bestimmt das für die
differenz                                                        Wärmeübertragung maßgebliche
                                                Investment costs
                                                Energy costs     Temperaturgefälle. Bei der Festle-
                                                Total costs      gung von ∆Tmin muss ein Opti-
                                                                 mum zwischen den notwendigen
                                                                 Investitionskosten und einer Redu-
                                                                 zierung der Energiekosten gefun-
                   Costs

                                                                 den werden. Je größer ∆Tmin
                                                                 desto weniger Wärmeübertra-
                                                                 gungsfläche wird benötigt.
                                                                 Dadurch sinken der apparative
                                                                 Aufwand und damit auch die
                                                                 Investitionskosten. Auf der ande-
                                                                 ren Seite kann weniger Abwärme
                         Minimum admissible temperature          zurück gewonnen werden,
                                 difference ∆Tmin                wodurch sich ein höherer Energie-
                                                                 bedarf ergibt.
                  Abbildung 16 Kostenminimum für die minimal zulässige
                               Temperaturdifferenz ∆Tmin [20]

Pinch-Regeln      Folgende Regeln sollten aus thermodynamischer Sicht beachtet werden:
                  • Kein Wärmeaustausch über den Pinch-Punkt hinweg
                  • Keine externe Wärmeabfuhr (Kühlung) oberhalb des Pinch-Punktes
                  • Keine externe Wärmezufuhr (Heizung) unterhalb des Pinch-Punktes
                  Bzgl. des Einsatzes von Wärmepumpen gilt damit, dass diese insbesondere für
                  den Wärmetransfer über den Pinch-Punkt eingesetzt werden sollten.

5.1.4   Prozesssimulation

Prozess-          Simulationsrechnungen werden eingesetzt, um die Auswirkungen von Wär-
simulation        meintegrationsmaßnahmen hinsichtlich Temperaturführung und Wärmehaus-
                  halt zu quantifizieren. Für die Simulationen wurde das Programm IDEAS der
                  Firma Andritz Automation verwendet. IDEAS ist eine papierspezifische Weiter-
                  entwicklung des objektorientierten Simulationsprogramms Extend. Weitere
                  Informationen zu den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von IDEAS können der
                  Homepage von Andritz Automation entnommen werden [24].

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Modellaufbau      Für die betrachteten Papierfabriken wurde ein statisches Simulationsmodell
                  aufgebaut. Die Modelle bilden den gesamten Wasserkreislauf bis einschließlich
                  Pressenpartie bzw. Ablauf in den Vorfluter ab. Der Bereich Trockenpartie bis
                  Poperoller sowie Abluftströme werden als separate Quellen und Senken be-
                  rücksichtigt. Abgebildet wurde der stationäre Betriebszustand bei stabiler Pro-
                  duktion.
                  Die Struktur eines Simulationsmodells wird durch das Zusammenfügen von
                  funktionalen Objekten aus verschiedenen Bibliotheken erstellt. Rechnerisches
                  Grundprinzip jedes Elements ist die Massen- und Energiebilanz.
                  Die Modelle wurden mit den aufgenommenen Daten (Frischwassermenge,
                  Produktionsmenge, Wärmeeinträge, Frischwassertemperatur, …) parametriert
                  und auf den Ist-Zustand während der Vor-Ort-Untersuchung hinsichtlich der
                  Temperatur kalibriert.

Loop-Ansatz       Jedes Modell wurde dazu in Bilanzelemente unterteilt, die die Loops (Teilkreis-
                  läufe) der Stoffaufbereitungen und die Papiermaschinen repräsentieren. Es sind
                  somit keine einzelnen Apparate abgebildet.

PTS Mass          Der PTS Mass Balance Block stellt ein an der PTS entwickeltes Objekt für die
Balance Block     statische Massenbilanzierung dar. Gleichzeitig führt der Block eine Energiebi-
                  lanz durch, d.h. dass Temperaturen der Stoffströme mit berücksichtigt werden.
                  PTS Mass Balance Blöcke bilden im Simulationsmodell die Loops der unter-
                  suchten Anlagen ab.

5.2    S toffaufbereitung bei höheren T emperaturen

Einleitung        Das Ziel der praktischen Untersuchung in einem weiteren Arbeitspaket waren
                  Untersuchungen zur Stoffaufbereitung bei höheren Temperaturen. Dabei sollte
                  insbesondere ermittelt werden, inwiefern bestimmte Parameter den Auflösevor-
                  gang und die Eigenschaften des Endproduktes beeinflussen, um aus diesen
                  Erkenntnissen Optimierungsmöglichkeiten für die Suspendierung in der Praxis
                  abzuleiten, beispielsweise um die Zerfaserung zu beschleunigen, Energie
                  einzusparen oder den Faserstoff zu schonen.

Altpapier         Für die Untersuchungen wurden folgende möglichst repräsentative Altpapier-
                  sorten gewählt.

                  Abbildung 17 Eingesetzte Altpapiersorten

                                       www.ptspaper.de                           FB PTS-PFI 36/13
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Versuchs-         Da die Zerfaserung von Faserstoffen von einer Vielzahl von Parametern ab-
einstellungen     hängt, wurden bei den Versuchen folgende Einstellungen gewählt.

                  Abbildung 18 Versuchseinstellungen

Desintegrieren    Zum Auflösen des Altpapiers standen zwei Laborgeräte zur Verfügung. Der
                  Standard-Desintegrator diente zur Nachstellung der Auflösung in einem LC-
                  Pulper und ein Knetrührer sollte die Auflösung in einem MC-Pulper simulieren.
                  Der Standard-Desintegrator diente zur Zerfaserung bei niedriger Stoffdichte von
                  4 %. Die Zerfaserung erfolgt dabei durch einen Rotor und ist vergleichbar mit
                  der Auflösung in einem LC-Pulper. Die Prozesstemperatur konnte mittels eines
                  speziellen, beheizbaren Behälters konstant gehalten werden.
                  Die Zerfaserung im MC-Bereich wurde mit einem Knetrührer „Kenwood - Coo-
                  king Chef KM 070“ nachgestellt. Die Stoffdichte betrug 10 bzw. 15 %. Der
                  Energieeintrag erfolgt dabei durch ein knetendes Rührelement, das durch ein
                  Planetengetriebe angetrieben wird. Die Geschwindigkeit des Rührelementes
                  und somit der Energieeintrag konnte variiert werden. Die Antriebsleistung des
                  Gerätes betrug 1.500 Watt, wovon bei der Zerfaserung von Krafttragekarton
                  50 % und bei der Zerfaserung des nassfesten Papieres 85 bzw. 100 % genutzt
                  wurden. Durch eine Induktionskochplatte am Boden der Rührschüssel konnte
                  die Temperatur eingestellt werden.

Bestimmung des    Für die durchgeführten Untersuchungen wurde die Stippenbestimmung mit dem
Stippengehalts    Verfahren nach Brecht-Holl angewandt. Als Trennelement kam eine Lochplatte
                  mit einem Durchmesser der Bohrungen von 0,7 mm zum Einsatz.

Laborblatt-       Die Bestimmung von Dicke und Festigkeiten erfolgte an Prüfblättern, die im
bildung           Labormaßstab nach dem Rapid-Köthen-Verfahren unter definierten Bedingun-
                  gen (DIN EN ISO 5269-2) gebildet wurden.

Bestimmungen      Neben dem Stippengehalt wurden folgende Parameter an den Prüfblättern bei
an Prüfblättern   Normklimabedingen (23°C ± 1°C, 50% ± 2% relative Feuchte) ermittelt, um die
                  Auswirkungen einer Zerfaserung bei höheren Temperaturen bewerten zu kön-
                  nen: Dicke, Grammatur, Biegesteifigkeit, Bruchkraft, Bruchdehnung, Reißlänge,
                  Arbeitsaufnahme, Elastizitätsmodul.

                                       www.ptspaper.de                          FB PTS-PFI 36/13
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6      P rozes s analys en

6.1    Unters uchte Werke

Papierfabriken    Papierfabrik A produziert auf 2 Papiermaschinen Spezialpapiere. Als Rohstoff
                  wird 100 % Zellstoff eingesetzt. Papierfabrik B produziert auf einer Papierma-
                  schine Wellpappenrohpapiere auf Basis von 100 % Altpapier. Papierfabrik C
                  produziert auf einer Papiermaschine graphische Papiere auf Basis von 100 %
                  Altpapier mit integrierter Deinkinganlage.

Brauerei          Die untersuchte Brauerei ist eine kleine mittelständische Brauerei in Belgien, die
                  etwa 100.000 hl Bier pro Jahr produziert.

BHKW-Anlagen      Zur weiteren Untersuchung der Prozesse wurden drei landwirtschaftliche Bio-
                  gasanlagen und eine Kläranlage herangezogen. Folgende Tabelle zeigt die
                  untersuchten BHKWs.
                  Tabelle 1: Übersicht der Untersuchten BHKW-Anlagen
                   Nr.   Name/Standort            Anlage                   Elektrische Leis-
                                                                           tung BHKW [kWel]
                     1                            Biogas (landwirt-
                                Bischheim                                       230 + 350
                                                  schaftlich)
                     2                            Biogas (landwirt-
                               Heilbachhof                                         500
                                                  schaftlich)
                     3                            Biogas (landwirt-
                             Würschhauserhof                                       400
                                                  schaftlich)
                     4          Blümeltal         Kläranlage                      2 x 80

BGA Bischheim     Die Anlage Bischheim ist seit 2006 in Betrieb und gehört zur Firma JUWI
                  GmbH. Die Anlage wird mit Substraten von drei Landwirten beliefert. Ein be-
                  sonderes Merkmal ist der Verzicht auf Gülle als flüssiges Substrat. Zum Anmai-
                  schen der festen Substrate wird die Flüssigphase des Gärrests nach Separation
                  des Feststoffes mit einer Pressschnecke verwendet.
                  Dadurch müssen die Fermenter zwischen Mai und September nicht beheizt
                  werden. Im Sommer kann die Temperatur im Fermenter bis zu 49°C ansteigen.
                  Hier wird eine Kühlung der Fermenter empfohlen.
                  Die beiden BHKWs sind fehleranfällig, was die jährliche Betriebszeit verringert.
                  Aufgrund dieses Umstandes können 15% der jährlichen Betriebszeit nicht zum
                  Heizen für die in der Nähe liegende Mälzerei verwendet werden.
                  Als Substrat wurde im Untersuchungszeitraum Mais- und Hirsesilage verwen-
                  det. Die Anlagenkonfiguration besteht aus 2 x 1.000 m3 Fermentern, 1 x
                  1.300 m3 Nachgärer, und 2 x 1.800 m3 Gärrestlager.
                  Wärmenutzung: Heizung für ein Mälzerei und zwei Wohnhäuser

                                        www.ptspaper.de                           FB PTS-PFI 36/13
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BGA Heilbachhof   Die Anlage Heilbachhof ist seit 2008 in Betrieb. Die Anlage wird mit Schweine-
                  gülle und nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Um den Güllebonus des EEG
                  voll auszunutzen zu können, ist die Aufnahme von Gülle aus benachbarten
                  Höfen erforderlich. Dafür ist es notwendig, die externe Gülle zu hygienisieren.
                  Als Substrat wird Maissilage, Ganzpflanzensilage (GPS) und Schweinegülle
                  genutzt. Die Anlagenkonfiguration besteht aus 2 x 1.300 m3 Fermenter und 1 x
                  1.500 m3 Nachgärer mit 2 x 2.300 m3 Gärrestlager. Die Überschusswärme wird
                  zum Heizen des Nachgärers (T = 53 °C) verwendet.

BGA Würsch-       Die Anlage Würschhauserhof am Ortsrand von Wallhalben nutzt Rindergülle
hauserhof         zum Anmaischen der Substrate. Besonderes Merkmal der Anlage ist eine
                  Vorhydrolyse, die im PFI entwickelt wurde. Die Vorhydrolyse verbessert die
                  Desintegration der festen Bestandteile im Substrat und verkürzt somit die Ver-
                  weilzeit. In 2012 wurde die Anlagenleistung von 190 kW el auf 400 kWel erhöht.
                  Infolgedessen werden seit April 2012 die öffentlichen Gebäude in Wallhalben
                  über ein Nahwärmenetz mit Wärme versorgt.
                  Als Substrat wird Maissilage, Ganzpflanzensilage (GPS) und Rindergülle ge-
                  nutzt. Die Anlagenkonfiguration besteht aus 1 x 1.000 m3 Fermenter mit einer
                  500 m3 Vorhydrolyse, sowie 1 x 2.300 m3 Gärrestlager.
                  Die Wärme des BHKW wird für das Wohngebäude, die Brennerei, Holztrock-
                  nung und öffentliche Gebäude in Wallhalben genutzt.

Kläranlage Blü-   Die Kläranlage Blümeltal ist die größere von zwei Kläranlagen in Pirmasens.
meltal            Der Abwasservolumenstrom schwankt abhängig vom Wetter zwischen 8.000
                  und 35.000 m3/d. Die Kläranlage produziert jährlich zwischen 11.000 m3 (500 t)
                  und 7.000 m3 (400 t) Überschuss- bzw. Primärschlamm. Die Kläranlage besitzt
                  einen Faulturm mit einem Volumen von 3.600 m3, der jährlich ca. 400.000 m3
                  Biogas aus dem Klärschlamm produziert. Das Biogas wird in einem BHKW zur
                  Bereitstellung von elektrischer Energie und Wärme verwendet.
                  Im Zuge eines Projektes, in Kooperation mit PFI und der Stadt Pirmasens,
                  wurde eine Thermodruckhydrolyse (TDH) zur Schlammbehandlung entwickelt
                  und installiert. Die TDH kann in zwei Konfigurationen verwendet werden. In
                  Konfiguration 1 wird sie vor den Faulturm geschaltet und behandelt den
                  Schlamm bei 130°C – 160°C. Dadurch wird die Zellbiomasse aus dem Be-
                  lebtschlamm vollständig desintegriert, und der Biogasertrag im Faulturm ver-
                  bessert. In Konfiguration 2 kann die TDH den Faulschlamm aus dem Faulturm
                  bei bis zu 140°C erhitzen, um in einem folgenden Prozess die Rückgewinnung
                  von Phosphor zu ermöglichen.
                  Die TDH ist als Rohreaktor konzipiert, in dem der Schlamm nach dem Faulturm
                  sukzessiv von 35°C auf 140°C über Wärmetauscher (HE1) und Thermalöl
                  (HE2) erwärmt wird (siehe auch folgende Abbildung). Danach wird der
                  Schlamm über Wärmetauscher (HE3 und HE4) auf 60°C abgekühlt. HE1, HE3
                  und HE4 sind über ein Kreislaufsystem verbunden. HE3 und HE4 entnehmen
                  dem Schlamm Wärme und geben es in HE1 wieder an den frischen Schlamm
                  ab. Das Thermalöl wird über die Abwärme vom BHKW geheizt.

                                       www.ptspaper.de                           FB PTS-PFI 36/13
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                  Abbildung 19 Wärmetauscherkonfiguration der TDH an der Kläranlage
                               Blümeltal

6.2    B ewertung des Is t-Zus tands der unters uchten P apierfabriken

Wärmebedarf in                                                                         In der Papierindustrie wird Wärme in
der Papier-                                                                            Form von Dampf, gasbeheizten
industrie                                                                              Brennern oder elektrischen Heizun-
                                                                                       gen/Strahlern eingesetzt. Während
                                                                                       der Wärmeeinsatz zur Trocknung der
                                                                     Trockenpartie
                                                                     Wassererwärmung
                                                                                       Papierbahn allgegenwärtig ist, gibt es
                                                                     Kalander          Wärmeverbraucher, die abhängig
                                                                     Pressenpartie
                                                                                       von der produzierten Sorte sowie den
                                                                     Luftsystem
                                                                                       eingesetzten Rohstoffen sind. Der
                                                                                       weitaus größte Wärmebedarf besteht
                                                                                       bei der thermischen Trocknung der
                                                                                       Papierbahn.
                  Abbildung 20 Beispielhafte Verteilung des Wärmebedarfs [25]

Wärmebedarf in   Alle drei Werke setzten Wärme in der Produktion nur in Form von Dampf ein.
den untersuchten Der Wärmebedarf aller betrachteten Werke liegt im typischen Bereich des
Papierfabriken   jeweiligen Sortenbereichs. Wie üblich besteht auch in den untersuchten Werken
                  der größte Wärmebedarf bei der thermischen Trocknung der Papierbahn
                                           3.000                                                                                7000
                                                                                       Bereiche typischer Wärmebedarf / kWh/t

                                                                                                                                6000
                                           2.500

                                                                                                                                5000
                     Wärmebedarf / kWh/t

                                           2.000
                                                                                                                                4000

                                                                                                                                3000
                                           1.500

                                                                                                                                2000
                                           1.000
                                                                                                                                1000

                                            500                                                                                    0
                                                                                                                                         Wood-free      RCF without      RCF with
                                                                                                                                       speciality paper   deinking        deinking
                                              0                                                                                                          (packaging   (graphic) paper
                                                   Werk A   Werk B   Werk C                                                                                paper)

                  Abbildung 21 Wärmebedarf der untersuchten Werke (links) bzw. typi-
                               scher Wärmebedarf im jeweiligen Sortenbereich [26]
                               (rechts)

                                                             www.ptspaper.de                                                                                  FB PTS-PFI 36/13
Ch. Bienert, H. Jung, M. Müller, B. Pacan: W2PHeat                                                                                                                                        25 (57)

Abwärmeströme     Nachfolgendes Sankey-Diagramm zeigt beispielhaft anhand eines der unter-
in den unter-     suchten Werke die wesentlichen Energieströme im Werk.
suchten Papier-
                                                                                                                                                                                      Fibre PM6
fabriken                                                                                                    Fresh water
                                                                                                                                          Fibre PM4

                                                                                                                                                                                   PM6 Stock preparation
                                 electricity
                                                                                                                                 PM4 Stock preparation
                                                                                                                                                           Inlet air hood PM6
                                                                                                           inlet air hood PM4

                                                                                                            leackage air                                   Leackage air
                                                                                                                                Heat radiation PM4
                                                                                                                                                                                Heat radiation PM6

                        combustion air                                                                                                  Waste water PM4                                           Waste water PM6
                                               Steam generation

                                                                                                                                                                                                         Kalander
                                                                                                                                                                                PM6 Drying
                       pulverised brown coal                                Steam distribution
                                                                                                                                    PM4 Drying

                                                                                                                                                                                                           Heat radiation
                                                                                                                                                                             Exhaust air Post D.

                                                                                                                     Paper PM4
                                                          condensate tank                                                       Heat radiation
                                                                                                                                                 Exhaust air PM4                Exhaust air Pred PM6

                                                                                                                                                                          Paper PM6

                                                                       Eco & Superheater

                                                       Make-up water

                                                                         compressed air
                                                                                                                                            Exhaust air power plant

                  Abbildung 22 Sankey-Diagramm Energieflüsse

Pinch-Analyse    Mit einer Pinch-Analyse kön-                                                          120

Papierproduktion nen Ansatzpunkte für eine
                  Optimierung des Wärmehaus-
                                                                                                       100

                  halts von Papierfabriken
                                                                                        Temperature / °C

                                                                                                           80

                  identifiziert werden. Die Er-
                  gebnisse zeigen, dass obwohl                                                             60

                  die Werke bereits mit einer
                  Wärmerückgewinnung in der                                                                40

                  Abluft ausgerüstet sind, noch
                  Potenziale für eine direkte
                                                                                                           20

                  Wärmerückgewinnung beste-                                                                 0

                  hen.                                                                                          0               5.000             10.000           15.000           20.000            25.000           30.000

                                                                                                                                                   Enthalpie / kW

                  Abbildung 23 Composite Curves Wärmequellen und -senken Papierpro-
                               duktion des Werks C

                                                          www.ptspaper.de                                                                                                           FB PTS-PFI 36/13
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