REGIONSLEITFADEN Impulse für die Energiewende - Gemeinsame Nutzung Ressource Energie & Raum. Integrierte Energiesysteme. Speichertechnologien.'
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LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Foto: coloures-pic – Fotolia.com REGIONSLEITFADEN Impulse für die Energiewende ‚ Gemeinsame Nutzung Ressource Energie & Raum. Integrierte Energiesysteme. Speichertechnologien.‘ PROJEKT EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2. 2018 > 2019 > 2020 Erstellt durch Energiepark Bruck/Leitha. Christina Drochter, Julia Jüly. 1 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 2 1. Einleitung, Politische Ziele und Rechtliches 4 2. Einzelne Wohn- bzw. Gebäudeeinheiten 9 2.1. Einleitung 9 2.2. Baustruktur 10 2.2.1. Passivhaus 10 2.2.2. Niedrigenergiehaus 12 2.3. Stromversorgung 12 2.3.1. Photovoltaik kombiniert mit Speichersystem 12 2.4. Wärmeversorgung 13 2.4.1. Pelletsheizung & Solarthermie 13 2.4.2. Luft-Wasser Wärmepumpe 14 2.5. Warmwasserversorgung 14 2.5.1. Thermische Solaranlagen 14 2.5.2. Wärmepumpe 14 2.6. E-Mobilität kombiniert mit Photovoltaik 15 3. Wohnquartiere, Gewerbegebiete, einzelne Großverbraucher 16 3.1. Energieeffizient, Erneuerbare Energien in Raumordnung, Baurecht 16 3.1.1. Raumordnung 16 3.1.2. Baurecht 18 3.1.3. Raumordnung & Baurecht 19 3.1.4. Raumordnung & Baurecht - Blitzlichter und Beispiele für Gemeinden 19 3.2. Gemeinsame Nutzung von Energieerzeugungsanlagen 22 2 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 3.2.1. Rechtliche Grundlagen 22 3.2.2. Herausforderungen und Vorteile 23 3.2.3. Beispiele aus der Region und darüber hinaus 24 4. Ebene der Region 25 4.1. Energiespeicher – Strom und Wärme 25 4.2. Energiespeicher – Sektor Kopplungen 27 4.3. Energiespeicher – Anwendungsmöglichkeiten 29 4.4. Energiespeicher – Beispiele 32 4.4.1. Stromspeicherung, Batterie – Speicherkraftwerke 32 4.4.2. Weitere Stromspeicherungen 34 4.4.3. Wärmespeicherung 34 5. Nationale Ebene 35 6. Zivilschutz, Black-out und Vorsorgeszenarien 37 6.1. Einleitung 37 6.2. Vorbereitungsmaßnahmen bei „Black out“– Ebene Haushalt 37 6.2.1. Strom 37 6.2.2. Heizung 38 6.2.1. Verpflegung 38 6.3. Vorbereitungmaßnahmen bei „Black out“– Ebene Gemeinde 38 6.3.1. Selbsthilfe Basis 40 6.3.2. Strominseln Gemeinden 41 6.3.3. Berichte Medien/Zeitungen 41 7. Zusammenfassung - für die Region 42 9. Abbildungsverzeichnis 44 10. Tabellenverzeichnis 45 11. Quellenverzeichnis 45 3 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 1. Einleitung Die Eindämmung des Klimawandels ist herausfordernd für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Einbindung erneuerbarer Energie als auch systemübergreifende und integrierende Energiesysteme werden der entscheidende Schritt für das Gelingen der Energiewende sein. Neben ehrgeizigen Zielen im Bereich Energieeffizienz und Erneuerbare Energie, müssen auch natur- und sozialverträgliche Maßnahmen gesetzt werden, die die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft unterstützen und unsere Energieversorgung langfristig sicherstellen. Neben dem Einsatz von Speichertechnologien (beispielsweise im Photovoltaik-Bereich), ist die sinnvolle Integration unterschiedlicher Energieformen sowohl im Bereich der Energiebereitstellung als auch im Bereich der Energienutzung ein unabdingbarer Baustein für ein energetisches Gesamtsystem (Stichwort „Sektorkopplung“). Weiters spielen Fragen der Netzsicherheit bzw. Netzstabilität hinein. Die sukzessive Einbindung von Speichertechnologien wird einen stabilisierenden Einfluss auf die Netzsituation, insbesondere des Stromnetzes, ausüben. Zudem ist interessant, wie Speicher Notsituationen (worst case ‚black out‘) abfangen, und einzelne Gebäudeeinheiten zumindest kurzfristig im Inselbetrieb weiterhin versorgen können. Die Themen Katastrophen- bzw. Zivilschutz sind somit mit dem Einsatz von Speichertechnologien eng verbunden. Ein integriertes Energiesystem hat aus einer systemischen Sicht zumindest vier Kapitel hinsichtlich der Zuordnung der zu integrierenden Energie- und Verbrauchsströme. • Einzelne Wohn- bzw. Gebäudeeinheiten Motto: „Das energieautarke Haus – Eigenversorgung ist keine Utopie mehr.“ Die Möglichkeiten zur Energieversorgung einzelner Wohn- bzw. Gebäudeeinheiten sind breit – Photovoltaik-Anlagen, thermische Solaranlagen, Wärmepumpen, Biomasse-Heizungen… Ein geringer Gesamtenergiebedarf des Gebäudes, sowohl im Neubau als auch in der Sanierung, ist eine sinnvolle Voraussetzung dafür. Alternative Mobilität ermöglicht es den Energiebedarf weiter zu reduzieren. • Wohnquartiere, Gewerbegebiete, einzelne Großverbraucher Motto: „Das energieautarke Grätzel“. Was bei einzelnen Gebäuden technisch möglich ist, gilt auch für größere Einheiten. Das Denken über Gebäude- und Grundstücksgrenzen hinweg bietet die Chance Investitionen, die im Einzelgebäude nicht wirtschaftlich darstellbar sind, im Verbund realisieren zu können. Als Beispiel seien gemeinsame Wärme- und Stromspeicher und die wechselseitige Versorgung innerhalb eines ‚Grätzels‘ genannt. Großverbraucher können ähnlich wie ein ‚Grätzel‘ gesehen werden, wobei die spezifischen Gegebenheiten (Branche, Produktionsbetrieb,...etc.) sehr variieren können. 4 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 • Ebene der Region Motto: „Regionales Energienetz Römerland Carnuntum“. Auf Ebene der Region spielen regionale Energienetze (Strom, Gas, Wärme) eine wesentliche Rolle. Ziel muss es sein, möglichst viel der regional erzeugten Energie in der Region zu verbrauchen. Die Windkraft in der Leader-Region Römerland Carnuntum wird beispielsweise zum überwiegenden Teil in hochrangingen Netzebenen (380 bzw. 220 kV) aus der Region abgeleitet. Hier gilt es nicht nur technische Lösungen zu suchen und zu implementieren, sondern sich auch mit integrierten, regionalen Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen. • Nationale Ebene Diese Ebene umfasst nationalen Versorgungsnetze (Strom, Gas, Treibstoffe) und deren internationalen Verknüpfungen. Diese Ebene ist im Leitfaden nicht näher erläutert, da sie den Rahmen des Projektes überschreiten würde. Die Leader-Region Römerland Carnuntum ist für einen praxisnahen Blick auf dieses Thema gut geeignet, da hier auf die Nutzung von erneuerbaren Energien gesetzt wird. Neben einem hohen Anteil an Windkraft und Photovoltaik gibt es Biomasseheizwerke unterschiedlicher Größenordnung und Biogasanlagen. Seit 2011 bezeichnet sich die Leader-Region als ‚EnergieRegion‘. Die gesamte Region bekennt sich erneut und offiziell zum Weg zu einer 100% erneuerbaren Energieregion (siehe Energieabkommen 2017). In der Entwicklung zum integrierten Energiesystem ergeben sich Herausforderungen. Schon bei einzelnen Gebäuden ist eine optimale Auslegung und Abstimmung zwischen Produktionskapazitäten, Verbräuchen und Speicherkapazitäten erforderlich. Dies geht mit einem hohen Steuerungsaufwand und entsprechenden Datenströmen einher. Technisch existieren eine Vielzahl von Möglichkeiten – von der „einfachen“ PV-Batterie über integrierte Wärmesysteme aus unterschiedlichen Quellen bis hin zu „Power-to- Gas/Liquid“-Anwendung und Smart Grids. Die technische Weiterentwicklung schreitet teilweise rasant voran, z.B. sind am österreichischen Markt PV-Batteriespeicher von über 10 Herstellern in unterschiedlichen Größen erhältlich. Ein Einzelner ist daher auf Grund der Komplexität des Themas schnell überfordert. Ziel des Leitfadens ist die Sammlung relevanter Informationen, die Aufbereitung dieser und die Vorortung auf den einzelnen Ebenen. Die Kapitel ‚einzelnes Gebäude‘‚ Grätzel‘ und ‚Region‘ werden im Detail näher erläutert, bei ‚einzelne Gebäude‘ und ‚Grätzel‘ sind konkrete Umsetzungen realistisch. Für die ‚Region‘ wurden Informationen für langfristige Überlegungen zusammengetragen, sowie die Möglichkeiten für Katastrophen- bzw. Zivilschutz. 5 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 1. Politische Ziele und Rechtliches Energiesituation und -ziele Österreich. Der österreichische Bruttoinlandsverbrauch war 2017 geringfügig höher als im Vorjahr. Langfristig gesehen, konnte der Bruttoinlandsverbrauch und der energetische Endverbrauch stabilisiert werden. Ein Anstieg erneuerbarer Energien zulasten fossiler Energien ist ersichtlich. Der absolute Beitrag erneuerbarer Energien steigerte sich in Österreich von 2016 auf 2017 um 0,3 %. Abbildung 1: Fortschritte bei der Erreichung der EU 2020 und 2030 Ziele (EEA, 2018) Für die Periode 2013-2020 trägt Österreich die Zielsetzung des Klima- und Energiepakets 2020 der EU mit. Österreich hat sich verpflichtet, den Anteil erneuerbarer Energie auf 34 % am Bruttoendenergieverbrauch zu steigern. Vor kurzem wurde die nächste Zieletappe bis zum Jahr 2030 festgelegt: • der Anteil erneuerbarer Energie soll auf 32% bis im Jahr 2030 ansteigen, • die Energieeffizienz soll um 32,5% verbessert werden, • die Treibhausgasemissionen sollen um zumindest 40% gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden. Zur Erreichung der ambitionierten Ziele hat die Bundesregierung eine österreichische Klima- und Energiestrategie (#mission2030) erstellt, welche Ende Mai 2018 angenommen wurde. In dieser Strategie sind Zielfestlegungen für Österreich sowie die korrespondierenden Maßnahmen zur Erreichung der Ziele enthalten. 6 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Österreich hat sich das Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energie am Bruttoendenergieverbrauch bis 2030 auf 45% bis 50% zu steigern werden. Abbildung 2: Entwicklung Energie Bruttoinlandsverbrauch in Österreich bis 2019 ( Quelle: Statistik Austria) Energiesituation und -ziele Niederösterreich. Das Land Niederösterreich arbeitet schon seit vielen Jahren an der Energiewende. Während in den 1980er und -90er Jahren noch fossilen Kraftwerke ausgebaut wurden, wurde mit dem neuen Jahrtausend Erneuerbare Energie forciert, und fast ausschließlich Biomasse-, Wind- und Photovoltaikanlagen realisiert. (ENU, 2019) Der Anteil erneuerbarer Energien steigt kontinuierlich. Seit 2015 deckt Niederösterreich bilanziell seinen Strombedarf zu 100 % aus erneuerbaren Energien. Auch zukünftig sollen die erneuerbaren Energien, im Strombereich und gesamt, verstärkt ausgebaut werden. Seit 2005 konnte der Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch in Niederösterreich gesteigert werden (Abb. 3, gemäß Berechnung EU-Richtlinie). (Amt der NÖ Landesregierung, 2017) 7 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Abbildung 3: Anteil anrechenbarer Erneuerbarer Energien von 2005 bis 2018 in Niederösterreich (Quelle: Statistik Austria, 2018) Bis 2050 soll der gesamte Bedarf an Endenergie aus heimischer, erneuerbarer Produktion stammen. Dies bedingt, dass der Endenergiebedarf ab sofort sinkt und bis zur Mitte dieses Jahrhunderts halbiert wird. (Amt der NÖ Landesregierung, 2019a) Der energetische Endverbrauch in Niederösterreich betrug 2015 knapp ein Viertel vom energetischen Endverbrauch von Österreich (Amt der NÖ Landesregierung, 2017) Energiesituation und -ziele Region Römerland Carnuntum Eine umfassende Erhebung von 2009 bis 2011 in den Gemeinden der Leader-Region Römerland Carnuntum zeigte einen Wärmeverbrauch von 1.009.790.633 kWh und einen Stromverbrauch von 357.673.723 kWh auf, inkl. Haushalte, öffentliche Hand, Landwirtschaft, Gewerbe, exkl. Großverbraucher. (Energiepark, 2011) Ein erneuerter, auf den Wärme-Bereich fokussierter Blick auf die Leader-Region Römerland Carnuntum wurde 2016 gemacht. Die für thermische Prozesse, wie Heizen, benötigte Energie beläuft sich auf 1.453.033.657 kWh. Derzeit stammen 65 % der gesamten, innerhalb der Region benötigten, thermischen Energie aus fossilen Energiequellen. Dies verdeutlicht, dass das Umstellungspotenzial in der Region in Richtung einer nachhaltigen, regionalen Wärmeversorgung groß ist. (Energiepark, 2017). 8 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 2. Einzelne Wohn- bzw. Gebäudeeinheiten 2.1. Einleitung Am gesamten Endenergieverbrauch Österreichs haben Haushalte mit ihrem Verbrauch ungefähr einen Anteil von 23,9 %, (Abb. 3). Man erwartet in den nächsten 20 Jahren einen Rückgang (Abb. 4). Der Begriff Endenergieverbrauch setzt sich aus dem Strom-, Wärme-, Wasser- und Kraftstoffverbrauch jedes einzelnen Haushaltes Österreichs zusammen (Statistik Austria, 2019). Mit den richtigen Maßnahmen beim Neubau oder der Sanierung eines Hauses kann der Energiebedarf fast vollkommen durch eigens produzierte Energie gedeckt werden. Abbildung 4: Endenergieverbrauch aufgeteilt in Sektoren (AEA) Österreichs Haushalte verbrauchen die meiste Energie mit der Erzeugung von Raumwärme (Abb. 5). Den Heizwärmeverbrauch zu minimieren ist durch effiziente und genaue Planung einfach zu erreichen, und in Folge wird sich der gesamte Energieverbrauch des Haushaltes enorm verringern. Dementsprechend ist hier das größte Potential Energie einzusparen. Man sieht an der Abbildung wie sich der Energieverbrauch der privaten Haushalte allein in den letzten Jahren verringert hat. 9 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Abbildung 5: Vergleich des Endenergieverbrauchs privater Haushalte nach Anwendungsbereich aus dem Jahr 2008 und 2017(Quelle: Umweltbundesamt, 2018) Der folgende Abschnitt ist ein Leitfaden, durch den die wichtigsten Schritte, bei dem Bau eines Hauses, vorgestellt werden, und was in jenem Bereich möglich und am effizientesten wäre, um ein Haus nahezu energieautark zu planen. 2.2. Baustruktur Kein Haus kann ohne Baustruktur existieren, es ist der erste und wichtigste Teil der Planung. Nicht nur wegen des Aussehens oder der Stabilität des Hauses, sondern auch wegen seinem Energieverbrauch. Durch die Gebäudehülle kann viel Energie verloren gehen, wenn man nicht sorgfältig plant. 2.2.1. Passivhaus Das Passivhaus weist nach einer Definition des Passivhaus-Instituts Darmstatt einen Heizwärmebedarf (Energiekennzahl) von maximal 10kWh/m²a auf. Aufgrund der extrem gedämmten Gebäudehülle ist ein konventionelles Heizsystem nicht mehr nötig, das Haus wird durch die inneren Gewinne (Personen, Elektrogeräte) und die solaren Gewinne geheizt. Der Restwärmebedarf wird durch Erwärmung der Zuluft mittels kontrollierter Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und Erdwärmetauscher abgedeckt (luxbau, n.a.). 10 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Wenn der Heizwärmeverbrauch bei allen Gebäuden auf 10% gesenkt werden könnte, würde das eine erhebliche Rohstoffeinsparung für zukünftige Generationen bedeuten. Um den massiven Vorteil eines Passivhauses zu erläutern sind in der untenstehenden Abbildung 6 die ungefähren Heizwärmebedarfswerte von verschiedenen Haustypen aufgelistet. HEIZWÄRMEBEDARF 250 150 - 250 200 kWh/m²a 150 100 75 - 90 50 - 65 50 20 - 40
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 2.2.2. Niedrigenergiehaus Das Niedrigenergiehaus ist ein Haus mit einer Energiekennzahl kleiner als 50 kWh/m2a (Heizwärmebedarf je Quadratmeter und Jahr). Dieser Wert ist zwar um etliches größer als beim Passivhaus, setzt aber bereits erhebliche Maßnahmen hinsichtlich Wärmedämmung und Wärmebrückenfreiheit voraus. Dämmstärken von 20 bis 30 cm und Fenster mit einen U-Wert < 0,9 sind Standard. Bei Einsatz einer Wohnraumlüftung kann die Energiekennzahl noch erheblich gesenkt werden (luxbau, n.a.). Schätzungen sagen, dass ein Passivhaus im Vergleich zum Niedrigenergiehaus in der Errichtung pro Quadratmeter mehr kostet. Diese anfängliche größere Investitionen, gleichen sich wegen der geringeren Heizkosten nach bereits 9 Jahren aus (Weissenseer, n.a.). 2.3. Stromversorgung 2.3.1. Photovoltaik kombiniert mit Speichersystem In Haushalten können rund 35 bis 40 % des eigens produzierten Stroms verbraucht werden. Der Rest wird in das öffentliche Stromnetz gegen eine geringe Vergütung eingespeist. Durch intelligente Nutzung dieses überschüssigen Stromes, durch das zeitlich abgestimmte Aufladen eines Elektroautos, oder der geplanten Verwendung von Elektrogeräten, wie z.B. der Waschmaschine, kann der Anteil auf zumindest 45% angehoben werden. Es ist möglich den Anteil auf bis zu 70 % zu verdoppeln, in dem ein Stromspeicher an die Anlage angeschlossen wird. Dieser wird mit dem nicht verbrauchten Strom aufgeladen, und kann an sonnenarmen Tagen, in der Nacht oder während eines Stromausfalls genutzt werden. Erst nachdem dieser aufgebraucht ist, wird Strom aus dem öffentlichen Netz bezogen. Vor der Wahl eines Speichersystems muss der Stromverbrauch des Haushaltes detailliert untersucht und der gewählte Speicher entsprechend dimensioniert werden. Zwei häufig gewählte Systeme sind der Lithium-Ionen Speicher und der Bleispeicher (Photovoltaic Austria, n.a.). Tabelle 1: Vorteile und Nachteile zweier Speichersysteme (Quelle: Photovoltaic Austria, n.a.) Lithium-Ionen Speicher Bleispeicher + kann sehr oft geladen und entladen -geringere Speicherkapazität werden +hoher Wirkungsgrad -niedriger Wirkungsgrad +leichter und kleiner +günstiger +5.000 bis zu 7.000 Vollladezyklen -zwischen 1.500 und 3.000 Zyklen -teuer -Leichtere Überhitzung bei Überladung 12 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 2.4. Wärmeversorgung Bevor man sich ( bei Neubau oder Sanierung) für ein Heizungssystem entscheidet, sollte man sich über seinen Heizwärmebedarf im Klaren sein. Der Heizwärmebedarf (HWB) ist die Energie (kWh), die gebraucht wird, um 1 m² in dem jeweiligen Haus für ein Jahr zu heizen. In Kapitel 3.2.1. sowie anhand Abbildung 6 kann man die verschiedenen Heizwärmebedarfszahlen der jeweiligen Gebäudetypen ablesen. Um sich für das richtige Heizsystem, welches für das entsprechende Haus geeignet ist, entscheiden zu können, gibt es eine Heizungsmatrix, welche in nachfolgender Abbildung 7 dargestellt ist. Abbildung 7: Klimaaktiv Heizungs-matrix (Quelle: klimaaktiv, 2018) 2.4.1. Pelletheizung & Solarthermie Eine Pelletheizung ist eine gute Option für ein nachhaltiges Heizsystem in einem Haushalt. Pellets werden in Österreich ausschließlich aus Nebenprodukten der Sägeindustrie hergestellt. Für die Produktion müssen keine zusätzlichen Bäume gerodet werden, sondern es können Abfälle gepresst und effizient wiederverwendet werden. Obwohl der Preis pro kWh von durch Pellets erzeugter Wärme, seit Jahren günstiger ist als jener von Gas und Öl, kann dieser durch eine zusätzliche Solarthermie-Heizung weiter gesenkt werden (pro pellets, n.a.). 13 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Die Solarthermie-Anlage sorgt so für einen zusätzlichen Beitrag an nachhaltiger Wärme. Bei korrekter und geeigneter Dimensionierung einer Solarthermie Anlage kann der Holzpellets-Verbrauch um bis zu ein Drittel reduziert werden. Trotz hoher Investitionskosten amortisiert sich eine Pellet-Solar-Heizung bereits nach rund 10 Jahren. Die Solarwärmeanlage selbst besteht aus den Solar-Kollektoren und dem Solarkreislauf. Über diesen wird die von den Kollektoren absorbierte Solarwärme an die Solarflüssigkeit (häufig Wasser mit Frostschutzmittel) übertragen und im Wärmespeicher eingespeist (Energie Experten, 2017). 2.4.2. Luft-Wasser-Wärmepumpe kombiniert mit PV und Pufferspeicher Bei besonders niedrigem Heizwärmebedarf, könnte eine mit Strom betriebene Wärmepumpe passend sein. Vorteil ist, dass sie vollautomatisch läuft, praktisch keine Bedienung braucht und kein zusätzlicher Lagerraum für Brennstoff benötigt wird. Effizienter ist es, wenn zusätzlich zur Wärmepumpe ein Warmwasserpufferspeicher und eine Photovoltaik-Anlage am Gebäude installiert wird. So werden gleichzeitig die Stromkosten gesenkt und die Eigenverbrauchsrate der Photovoltaik wird erhöht. Durch den Pufferspeicher kann der ansonsten nicht gebrauchte PV-Strom genutzt werden und muss nicht ins Netz gespeist werden (eNu, 2018). 2.5. Warmwasserversorgung 2.5.1. Thermische Solaranlagen Die durch Solarkollektoren erzeugte Wärmenergie kann, neben der Raumheizung des Gebäudes auch für die Warmwasserbereitung verwendet werden. Thermische Solaranlagen tragen über einen Großteil des Jahres zur Warmwasserbereitung bei und sind eine ökologische Variante. Energiekosten fallen nur für die Umwälzpumpe an. Für die kalte Jahreszeit in der weniger Sonnenenergie als im Sommer anfällt, ist jedoch ein zusätzliches System für die Warmwasserbereitung notwendig (Die Umweltberatung, 2018). 2.5.2. Wärmepumpe Als Wärmequelle für die Wärmepumpe kann Luft, Erdwärme oder Grundwasser verwendet werden. Diese kann entweder als zentrales Heiz- und Warmwassersystem oder zur alleinigen Warmwasserbereitung eingesetzt werden. Wird sie ausschließlich zur Warmwasserbereitung eingesetzt, kann die Wärmepumpe gut mit einem Heizsystem kombiniert werden. Der Heizkessel kann in den warmen Monaten pausieren, da die Wärmepumpe diese Aufgabe übernimmt. (Die Umweltberatung, 2018) 14 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 2.6. E-Mobilität kombiniert mit PV Durch intelligente Steuerung des Stromverbrauches, kann der Eigenverbrauch einer Photovoltaikanlage gesteigert werden. Dies wird immer wichtiger, da sich die Einspeisevergütungen für überschüssigen Strom in den letzten Jahren stetig verringern. Anstatt selbstproduzierten Strom zu niedrigen Gewinnen weiterzuverkaufen, sollte so viel Strom wie möglich selbst verbraucht werden oder zwischengespeichert werden. Durch die Anschaffung eines Elektroautos kombiniert mit einer PV Anlage, kann der Eigenstromverbrauch, durch das direkte Aufladen des Autos durch die Anlage, enorm erhöht werden. Je größer die PV-Anlage und je kleiner der Stromverbrauch durch Ihre Haushaltgeräte, desto größer ist die mit PV-Strom maximal zur Verfügung stehende Ladeleistung. (The Mobility House, n.a.). 15 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 3. Wohnquartiere, Gewerbegebiete, einzelne Großverbraucher 3.1. Energieeffizienz, Erneuerbare Energien in Raumordnung, Baurecht Die Vernetzung von Gebäuden betreffend verschiedener Handlungsfelder wie Energie, Mobilität, Gesellschaft und mehr schafft hochwertigen, zukunftsfähigen Wohnraum. Hinsichtlich begrenzter Siedlungsflächen ist die Schaffung solcher Wohnräume wichtig. Die bestmögliche Anbindung dieser Siedlungen an Fuß- und Radwegenetze, sowie öffentlichen Verkehr ist Voraussetzung für eine emissionsarme Region und für deren hohe Lebensqualität. Energieeffizienz, Wärme- und Stromversorgung mit erneuerbarer Energie sowie Wärme- und Stromspeicherung sind im Verbund oftmals ökonomischer, ökologischer darstellbar und ein bedeutender Vorteil von ‚Grätzel‘-Lösungen. In diesem Kapitel soll ein Blick auf Instrumente der örtlichen Raumordnung und des Baurechts gemacht werden, sowie auf realisierte ‚Grätzel‘ und gemeinsame Energieversorgung. 3.1.1. Raumordnung Mehr als 60% der gesamten Fläche von Niederösterreich und mehr als 80 % der Fläche vom Bezirk Bruck an der Leitha, können als Dauersiedlungsraum genutzt werden. Im österreichweiten Vergleich ist die Region Römerland Carnuntum von einem großen potenziell besiedelbaren Raum geprägt. Boden ist aber auch hier begrenzt vorhanden. Vorausschauende, verantwortungsvolle Planung ist wichtig. Landwirtschaft, Siedlung und Verkehrsanlagen konkurrieren um diesen Raum. (Amt der NÖ Landesregierung, 2019b, c) Die Raumordnung liegt in Österreich wesentlich in der Kompetenz der Bundesländer. Die örtliche Raumplanung fällt in den Wirkungsbereich der Gemeinden, über welche sie die Nutzung der Flächen im Gemeindegebiet lenkt. Die wichtigsten Instrumente der örtlichen Raumordnung sind örtliches Entwicklungskonzept, Flächenwidmungsplan und Bebauungsplan. Diese bieten Gemeinden unterschiedliche Möglichkeiten, um eine effiziente Nutzung lokaler Gegebenheiten und erneuerbarer Energien in allen Raumplanungsprojekten der Gemeinden zu berücksichtigen. Nachfolgend Fakten zum gesetzlichen Rahmen der Raumordnung und den damit verbundenen Instrumenten. 16 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Faktenbox. NÖ Raumordnungsgesetz Im NÖ Raumordnungsgesetzt(NÖ ROG 2014) wird auf die Energie- und Klimarelevanz raumplanerischer Entscheidungen in den Raumordnungsgrundsätzen geachtet. Im §1 Abs.2 sind „der Ausbau der Gewinnung von erneuerbarer Energie“ und „die Reduktion von Treibhausgasemissionen (Klimaschutz)“ niedergeschrieben, ebenso eine „möglichst sparsame bauliche Flächeninanspruchnahme“. Laut §20 NÖ ROG 2014 werden als „Grünland“ alle nicht als Bauland oder Verkehrsflächen gewidmeten Flächen definiert. Unter diesem Paragraph sind die energierelevanten Widmungen „Windkraftanlage (19)“ und „Photovoltaik (21)“ aufgelistet. (NÖ ROG, 2014) Faktenbox. Örtliches Entwicklungskonzept Das Örtliche Entwicklungskonzept ist Entscheidungshilfe für alle Raumordnungsfragen in der Gemeinde. Gemeinsam mit dem Flächenwidmungsplan ist es Bestandteil des Örtlichen Raumordnungsprogramms. Das Entwicklungskonzept ist auf einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren auszulegen und somit ein Planungsinstrument, in dem längerfristige Ziele der Gemeinde verankert werden. Das Örtliche Entwicklungskonzept wird vom Gemeinderat beschlossen, und mit Bescheid der Landesregierung genehmigt. (Amt der NÖ Landesregierung, k.A.a) Das Örtliche Entwicklungskonzept soll der Gemeinde helfen, das Schwergewicht ihrer Planungen vom bloßen Reagieren auf Widmungswünsche einzelner Grundbesitzer zur widmungsmäßigen Umsetzung eines unter Einbindung der Bevölkerung entstandenen Konzeptes zu gelangen. Dieses Vorgehen hebt die Planungs- und Rechtssicherheit und bringt Kontinuität in die Entscheidungen. (Amt der NÖ Landesregierung, k.A.b) Faktenbox. Flächenwidmungsplan Parallel zur Erstellung des Örtlichen Entwicklungskonzepts ist der Flächenwidmungsplan zu erarbeiten. Die Widmungen im Flächenwidmungsplan haben in Übereinstimmung mit dem Örtlichen Entwicklungskonzept zu erfolgen. Der Flächenwidmungsplan ist verpflichtender Bestandteil der Verordnung zum Örtlichen Raumordnungsprogramm. Der Flächenwidmungsplan wird von der Gemeinde mit Hilfe eines Raumplaners erstellt. Die Erlassung des Flächenwidmungsplans muss genehmigt werden. Zuständige Behörde ist Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Bau- und Raumordnungsrecht. Im Flächenwidmungsplan ist geregelt, wie die einzelnen Flächen künftig genutzt werden sollen. Außer den Widmungen sind im Flächenwidmungsplan auch Kenntlichmachungen festzulegen. Diese umfassen Festlegungen von Bundes-, Landesbehörden (bestehende, geplante Bundesstraßen, Landesstraßen, etc.), Nutzungsbeschränkungen aufgrund von Bundes-, Landesgesetzen (Naturschutzgebiete, Denkmalschutz etc.) sowie Bereiche mit Gefährdungen (durch Hochwasser, Altlasten etc.). (Amt der NÖ Landesregierung, k.A.c) 17 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Faktenbox. Bebauungsplan Der Bebauungsplan, der vom Gemeinderat anhand des Flächenwidmungsplanes festgelegt wird, enthält jene Bestimmungen, wie in den einzelnen Teilen des Baulandes gebaut werden darf (u.a. Bebauungsweise, Bebauungshöhe, Bebauungsdichte). Der Bebauungsplan besteht aus Verordnungstext (einschließlich Bebauungsvorschriften), dem eigentlichen Plan und gegebenenfalls aus sonstigen Abbildungen. Der Bebauungsplan hat den Flächenwidmungsplan zur Grundlage. Die Inhalte des Flächenwidmungsplans (Widmungen und Kenntlichmachungen) sind auch im Bebauungsplan darzustellen. Der Bebauungsplan darf dem Flächenwidmungsplan nicht widersprechen. Der Bebauungsplan basiert auf dem NÖ Raumordnungsgesetz und ist eine Verordnung, welche die Gemeinde erlassen kann. (Amt der NÖ Landesregierung, k.A.d) 3.1.2. Baurecht Was und wie gebaut werden darf ist für jedes Grundstück in drei Rechtsvorschriften geregelt. Neben dem NÖ Raumordnungsgesetz sind die NÖ Bauordnung sowie die NÖ Bautechnikverordnung relevant. (Amt der NÖ Landesregierung, 2018) Faktenbox. NÖ Bauordnung Nachdem die Flächenwidmung und die Möglichkeiten bzw. Einschränkungen, die sie mit sich bringt, bekannt sind, liefert die NÖ Bauordnung die nächsten Vorgaben, entweder in Form eines durch die Gemeinde verordneten Bebauungsplans oder wenn es diesen nicht gibt, durch § 54 der NÖ Bauordnung 2014. Laut § 54 ‚Bauwerke im Baulandbereich ohne Bebauungsplan‘ ist ein Neu- oder Zubau eines Hauptgebäudes nur zulässig, wenn es in Anordnung auf dem Grundstück (Bebauungsweise) oder in Höhe (Bauklasse) von den in seiner Umgebung bewilligten Hauptgebäuden nicht abweicht. Im Gesetzestext sind somit Energiethemen mit Gebäudebezug verankert. Geregelt sind neben der nachträglichen Wärmedämmung an Gebäuden auch die Heizung (§ 57, § 58, § 59, § 60, § 61, § 62) und der Stellplatzbedarf für Kraftfahrzeuge oder Fahrräder (§ 63, § 64, § 65). (NÖ BO, 2014; Amt der NÖ Landesregierung, 2019d) Faktenbox. NÖ Bautechnikverordnung, inklusive Anlage ‚OIB Richtlinie 6‘ 2015 trat mit der NÖ Bauordnung auch die NÖ Bautechnikverordnung in Kraft, die unter anderem die Anforderungen an Gebäude, an Abstellanlagen für Kraftfahrzeuge sowie die Neuinstallation und Überprüfung von Heizungsanlagen regelt. Energiethemen mit Gebäudebezug sind in der OIB Richtlinie 6 ‚Energieeinsparung und Wärmeschutz‘ enthalten. Darin sind u.a. Höchstgrenzen für Energiekennzahlen für Wohnhäuser sowie Nicht-Wohnhäuser festgelegt. Neben den Anforderungen an den Heizenergiebedarf, sind Anforderungen an ein Mindestmaß von Energie aus erneuerbaren Quellen eines Gebäudes festgelegt, sowie Anforderungen an wärmeübertragende Bauteile (U-Werte). Beim Neubau von Wohngebäuden mit mehr als drei Wohnungen bzw. Wohneinheiten ist eine zentrale Wärmebereitstellungsanlage zu errichten. (NÖ BTV, 2014; OIB- Richtlinie 6) 18 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 3.1.3. Raumordnung & Baurecht In den Gemeinden werden Entscheidungen für die Planung möglichst energie-, flächen- und kosteneffizienter Raumstrukturen getroffen. Sie sind Ansprechpartner für Bauherren, und können hier beratend und mit gesetzlichen Vorgaben Einfluss nehmen. Nachfolgend werden ‚Energiethemen mit Raumbezug und Gebäudebezug‘ aufgezeigt, und mit welchen Instrumenten sie behandelt werden können. Tabelle 2: Maßnahmen für energie-, flächen- und effiziente Raumstrukturen und Gebäude und Zuordnung zu Instrumenten aus Raumordnung und Baurecht. Örtliches Flächenwidmungs- NÖ Maßnahmenvorschläge Entwicklungskonze Bebauungsplan plan BautechnikVO pt Bebauungsdichte erhöhen x x x (nach innen verdichten…) Ausnutzung Grundstücke x x x (geschlossene Bauweise) Vorgabe Bauform, x x Geschoße Orientierung der Gebäude x x (Ausrichtung nach Süden) Neubau, Sanierung - hohe x x energetische Standards Neubau, Sanierung - Nutzg x x erneuerbarer Energie Festlegung Grünflächen x x Kurze und sichere Wege x x x für Fußgänger, Radfahrer Höhere Dichten im Bereich ÖV-Haltestellen, x x sonstigen Infrastruktureinrichtungen Beschränkung Parkplätze x x x 3.1.4. Raumordnung & Baurecht - Blitzlichter und Beispiele für Gemeinden Mit Instrumenten der Raumordnung können Gemeinden bei Energiethemen Einfluss nehmen. Die Flächenwidmungsplanung, die Widmung von Baulandflächen für diverse Nutzung, sollte stärker auf energetische Eignung hin ausgerichtet werden, vor allem die optimale Ausnutzung solarer Erträge für Wärme- und Stromerzeugung ist zu beachten. Die solare Eignung der Baulandreserven ist zu analysieren und zu dokumentieren. Dieser Fokus ist mit baurechtlichen Vorgaben begründbar, da lt. EU-Gebäuderichtlinie ab 2021 alle beheizten Gebäude einen Fast-Nullenergiestandard aufweisen müssen. Neben dem ‚Gebäudebezug‘ ist darin vor allem der ‚Raumbezug‘ verankert. 19 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Die vorrangige Nutzung der Baulandreserven innerhalb bestehende Siedlungsgrenzen sowie eine städtebaulich verträgliche Nachverdichtung der Baustruktur sollten als Rahmenvorgabe gelten. Neben der Umsetzung der NÖ Raumordnung mit der Flächenwidmungsplanung dient auch der Bebauungsplanung dazu, Energieeffizienz und Energieversorgung von Bauten zu regeln. Im Bebauungsplan sollte solaroptimiertes Bauen festgelegt werden, zum Beispiel durch Anordnung der Baukörper, Bauhöhe, Dachform, Ausrichtung der Dächer (Firstrichtung), äußere architektonische Gestaltung (solarer Fläche auf Gebäudeteilen). Außerhalb des Raumordnungsrechts können Energiekonzepte und -leitbilder als gutes Planungs- und Steuerungsinstrument erstellt, und als Grundlage bei energiebezogenen Entscheidungen in Gemeinden herangezogen werden. Mit einem regionalen Fokus für die einzelnen Gemeinden könnte die Erarbeitung von Energiekonzepten und -leitbildern nach definiertem Standard erfolgen. Eine Ergänzung und Vernetzung, sowohl beim Erstellen als auch beim Umsetzen, mit den Raumordnungsinstrumenten ist sinnvoll. Ergänzend zur Umsetzung von Energiekonzepten und -leitbildern, bietet ein laufendes Energie-Monitoring Aufschluss über die Energiesituation einer Gemeinde. Die laufende Erhebung der Daten zu Energiegewinnung und Energieverbrauch von Haushalten und Betrieben ist zu aufwändig, für gemeindeeigene Gebäude ist dies jedoch mit geringerem Aufwand möglich und nach NÖ Energieeffizienzgesetz sogar verpflichtend. Für die Errichtung bestimmter, räumlich bedeutsamer Energieproduktionsanlagen (Solar-, Windkraftanlagen) ist eine Ausweisung im Flächenwidmungsplan erforderlich. Im örtlichen Entwicklungskonzept soll eine grundsätzliche räumliche Ausbaustrategie für die jeweilige Erneuerbare Energie festgelegt werden. Neben der Verankerung der erneuerbaren Energieversorgung mit lokalen Ressourcen sind Energieeffizienzstandards im Neubau und in der Sanierung eine empfehlenswerte Vorgabe. Auch ein Fokus auf kompakte Siedlungen mit energieeffizienter Mobilität ist bedeutend. Um Siedlungsgrenzen, innerhalb dieser gebaut werden darf, zu definieren, ist eine Leitplanung auf Landesebene zu empfehlen, um Vereinbarungen zwischen zwei oder mehreren Gemeinden zu Bau- und Grünland rechtlich bindend zu machen. In einer so stark wachsenden Region wie Römerland Carnuntum steigt auch der ohnehin schon vorhandene Nutzungsdruck auf ein und dieselbe Fläche. Mehrere Planungsprozesse in der Ostregion sollen Agrar- sowie Grünräume in einem ‚Grünen Ring‘ sichern. Beispielsweise dient das Projekt ‚LENA Unseren Lebensraum gemeinsam nachhaltig gestalten‘ der Region Römerland Carnuntum dem Erhalt und der Weiterentwicklung einer identitätsstiftenden Baukultur. Ein weiteres Beispiel ist das in Erarbeitung stehende Grünraumkonzept der Flughafen-Region. 20 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 ‚Energiethemen mit Raumbezug und Gebäudebezug‘ sind gesetzlich in verschiedenen Rechtsvorschriften verankert und greifen ineinander. Wesentlich ist die Verknüpfung aller Planungsinstrumente, sodass sich diese ergänzen und sich nicht widersprechen. Zur erfolgsversprechenden Umsetzung obiger Planungen in vielen Gemeinden sind der Blick auf bestehende positive Beispiele und die Durchführung eigener Projekte wichtig. Im öfters realisierten gemeinsamen Bauen und Wohnen finden sich ‚Energiethemen mit Raum- und Gebäudebezug‘ wieder. Gemeinsames Wohnen hat unter anderem Vorteile hinsichtlich Energie- und Ressourceneffizienz und sozialer Kontakte. Das Miteinander von Einzelpersonen, Familien und unterschiedlichen Generationen ermöglicht eine gemeinsame, ökologisch, ökonomisch sinnvolle, Nutzung von Anlagen (z.B. Wärme- und Stromversorgung) und Einrichtungen (z.B. Sozialräume, Werkstätten). Projekte zu gemeinschaftlichem Wohnen: www.gemeinsamwohnen.at Wohnquartier Rosa Zukunft ist ein Smart Grids Leuchtturmprojekt der Smart Grids Modellregion Salzburg. Grün- und Spielflächen sowie ein großer Gemeinschaftsraum als Basis für viele Begegnungen, und somit ein Konzept für urbanes, zukunftsweisendes Zusammenleben. Die Wohnanlage verfügt über dezentrale Stromerzeuger wie Photovoltaik-Anlage oder Biogas-Blockheizkraftwerk mit Speichern. Energieerzeuger und -verbraucher sind vernetzt. Wärmepumpen, Ladestationen von E-Fahrzeugen oder Haushaltsgeräte gehen in Betrieb, wenn es für das Gesamtnetz am effizientesten ist. https://www.rosazukunft.info/ Gleis 21 ist ein kürzlich realisierter gemeinsamer Wohnbau in Wien. Die Minimierung der Energiekosten, unter anderem durch die Kompaktheit des Baukörpers, und die Schonung der Ressourcen, unter anderem durch die Realisierung des Wohnbaus in Form eines konstruktiven Holzbaus ist vorbildlich. https://gleis21.wien/das-haus/ Wohnprojekt Hasenbau ist ein weiteres, gemeinsames Wohnen-Projekt. Die Gebäude erreichen Niedrigstenergie- bzw. Passivhausstandard. Der Energiebedarf wird möglichst durch eine Photovoltaik-Anlage am Dach sowie durch Tiefenbohrungen unter dem Gebäude gedeckt. Gebaut wurde mit ökologischen Materialien. Es gibt individuelle, persönliche Rückzugsräume und gemeinschaftlich geteilte Räume. Initiiert wurde das Projekt von einer kleinen Gruppe Menschen, die eine gemeinschaftliche, zukunftsfähige Wohnform realisieren wollte. https://wohnprojekt-hasendorf.at/ Neben raumplanerischen Instrumenten ist eigenständiges, selbstbestimmtes Handeln zur Erfüllung einer energiesparenden, zukunftsfähigen Siedlungsentwicklung wichtig. Sowohl im Neubau als auch in der Sanierung sind zukünftig nachhaltige Konzepte der Lebensraumentwicklung zu beachten. Um Erneuerbare Energie und Energieeffizienz zu erhöhen, bedarf es neben Eigeninitiativen und Nachahmungen dieser, der Verankerung der Ziele in lokalen, regionalen, überregionalen ‚Papieren‘ und ‚Rechtsvorschriften‘. 21 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 3.2. Gemeinsame Nutzung von Energieerzeugungsanlagen Die gemeinsame Nutzung von Energieerzeugungsanlagen ist einerseits herausfordernd, und eine sinnvolle Entwicklung, die ökologische, ökonomische Vorteile bietet. Für eine zukünftig verstärkte Realisierung ist die einheitliche Definition technischer, wirtschaftlicher, rechtlicher Schnittpunkte zu empfehlen. Die Kommunikation über diese Modelle ist für die Verbreitung bedeutend. In der Region Römerland Carnuntum wird verstärkt auf die Nutzung erneuerbarer Energien gesetzt. Biogasanlagen, Biomasseheizwerke, Windparks sind entstanden. Kleine Wasserkraftwerke laufen schon viele Jahre. Auch die logische Nutzung der Sonne wird in den vergangenen Jahren vermehrt forciert. Eine Verknüpfung der verschiedenen Energieerzeugungsanlagen, und die Einbindungen von Speichersystemen, ist wichtig für den Weg zu einer energieautarken Region, und auch bedeutend für die Energieversorgung von kleineren Gebieten, sogenannten ‚Grätzel‘. 3.2.1.Rechtliche Grundlagen Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften‘ sollen zukünftig im Erneuerbaren-Ausbau- Gesetz geregelt werden, wie jetzt die ‚Gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen‘. Laut gesetzlicher Definition erzeugen gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen elektrische Energie zur Deckung des Verbrauchs der ‘teilnehmenden Berechtigten’. Teilnehmende Berechtigte sind juristische oder natürliche Person oder eingetragene Personengesellschaft, die mit ihrer Verbrauchsanlage einer gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage zugeordnet ist. Photovoltaik-Anlagen wurde in den letzten Jahren auf Dächern von Wohnhäusern und Unternehmen realisiert. Das nun im Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz gesetzlich verankerte Konzept der „gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage“ macht es möglich, weitere Dachflächen – etwa in Ballungsräumen mit verdichteter Architektur und einer hohen Anzahl von Mehrparteienhäusern und Bürogebäuden – zu nutzen. So können sich Mieter oder Eigentümer zusammenschließen, um gemeinsam eine Photovoltaik-Anlage zu nutzen. Für gemeinschaftliche Energieerzeugungsanlagen kommen neben PV-Anlagen auch andere Technologien wie Windkraftanlagen oder Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in Frage. (Bundesverband Photovoltaic Austria, k.A). Jede Partei in einem Gebäude mit einer gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage, die zusätzlich zur Energieversorgung übers öffentliche Stromnetz besteht, hat die Wahl sich daran zu beteiligen, oder davon keinen Gebrauch zu machen. Jeder Endverbraucher kann weiterhin für den Strombezug über das Netz seinen Lieferanten frei wählen. Das Konzept einer ‚Gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage‘ besteht darin, dass den Endverbraucheranlagen im Gebäude die von der PV-Anlage erzeugte Energie anteilig zugerechnet und überschüssige Energie ins öffentliche Netz eingespeist wird. 22 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 Dazu ist es notwendig, nicht nur den jeweiligen Stromverbrauch, sondern auch den erzeugten Photovoltaik-Strom zu messen, wofür ein eigener Zählpunkt eingerichtet wird. Smart Meter oder Lastprofilzähler messen Erzeugung und Verbrauch bei der Erzeugungsanlage sowie bei den teilnehmenden Parteien. Soweit alle Teilnehmenden den erzeugten Strom selbst verbrauchen, sparen sie Energiekosten, Netzentgelte und Steuern, die beim Strombezug aus dem Netz anfallen würden. (BMWFW, 2017) „Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen“ – Informationsplattform: www.pv-gemeinschaft.at 3.2.2. Herausforderungen und Vorteile Die gemeinsame Nutzung von Energieversorgungsanlagen sind im Verbund oftmals ökonomischer, ökologischer darstellbar und ein Vorteil von ‚Grätzel‘-Lösungen. Zentrale Biomasse-Heizwerke mit kleinen Wärmenetzen sind eine erprobte, ideale Möglichkeit, um für mehrere private, gewerbliche, öffentliche Gebäude eine Wärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energiequellen zu bieten. Mit sogenannten Mikronetzen wird die Wärmeversorgung eines kleineren Gebietes (Dorf, Siedlung, Ortsteil, etc.) durch eine zentrale Heizungsanlage sichergestellt. Die zukünftig noch stärkere Nutzung solcher gemeinschaftlich betriebenen Energieerzeugungsanlagen für die Wärmeversorgung von kleineren Gebieten wäre ein wichtiger Schritt. Für den Betrieb von Gemeinschaftsanlagen ist die zentrale Anordnung der Biomasseheizung notwendig. Vorteilhaft bei einem forcierten Ausbau der Biomasse-Heizwerke in unserer Region wäre die Vernetzung der einzelnen Betreiber, um Standorte für die Aufbereitung und Lagerung von Biomasse nach Möglichkeit zu bündeln, und so Kosten zu sparen. Auch mit dem gemeinsamen Betrieb einer Photovoltaik-Anlage können Kosten gespart werden, da die Kosten der Errichtung bei größeren Anlagen verhältnismäßig geringer sind. Im laufenden Betrieb wird der direkt verbrauchte Strom von der Anlage nicht mit Netzentgelten und Steuern für den Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz belastet, und ist somit günstiger . Dieser Kostenvorteil gilt auch bei anderen Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Mit diesem Konzept können auch Mieter und Eigentümer in Mehrwohnungshäusern den erzeugten Strom selbst nutzen und so auch einen aktiven Beitrag zur Energieautarkie leisten. 23 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 3.2.3. Beispiele aus der Region und über die Region hinaus Biomasse-Heizwerk Rohrau. 200 kW. Initiiert durch den Landwirt Johann Raser wurde eine Machbarkeitsstudie für die Versorgung der öffentlichen Gebäude mit einem Biomasse-Heizwerk in der Gemeinde Rohrau durchgeführt. Ein Heizwerk mit einer Leistung von 200 kW wurde realisiert. Mit der Biomasse-Nahwärmeanlage werden das Feuerwehrhaus, das Gemeindeamt, der Pfarrhof, die Volksschule und ein Wohnhaus über ein 250 m Nahwärmenetz versorgt. Der Rohstoff für die Anlage wird in den Wäldern der Marktgemeinde gewonnen, und somit kurze Versorgungswege gesichert. Landwirte und Gemeinde wurden Mitglied bei der Bioenergie NÖ, um die Anlage unter dem gemeinsamen Dach der Genossenschaft zu betreiben. Errichtung der ersten „echten“ gemeinschaftlichen PV-Anlage im Netzgebiet der Energie Steiermark im Jahr 2018 im Zuge der Renovierung der Außenhülle. Die Gestaltung der Fassade und die Sanierung der Balkongeländer mittels integrierter PV-Module. Für den Netzbetreiber ist der Aufbau des Verrechnungssystems, die Anpassung der bisherigen Abrechnungsprozesse, Beschaffung und Einbau der Smartmeter sowie die technische Energieverteilung inkl. der Stromspeicheranlage herausfordernd. Bei dieser gemeinschaftlichen PV-Anlage läuft der Testbetrieb inklusive Stromspeicher. Schrittweise erfolgt die Integration der gemeinschaftlichen Nutzungsteile und, abhängig von der Lieferfähigkeit der Smartmeter, der teilnehmenden Wohnungen. Aufbau der Ablesesystematik, Testabrechnungen und Kontrollen der Energieflussberechnungen finden statt. Kontrolliert wird auch das Stromspeichersystems hinsichtlich der Nutzung und Auslastung über die Jahreszeiten und der Korrektheit des Regelverhaltens. Die Marktgemeinde Nenzing in Vorarlberg ist seit 1998 zur e5 Gemeinde zertifiziert. Die Gemeinde zeichnet sich unter anderem durch drei, mithilfe von Bürgerbeteiligungen finanzierten, Photovoltaikanlagen aus. Die Anlagen wurden auf drei gemeindeeigenen Gebäuden angebracht und erzeugen pro Jahr zusammen ungefähr 160.000 kWh. Einzelne Bürger konnten sich mit jeweils 1.000 € pro Person beteiligen und so einen Beitrag zur Förderung nachhaltiger Energiequellen in ihrer Heimatgemeinde leisten. Seitdem die Anlagen in Betrieb gegangen sind kann man die Energieerzeugung online mitverfolgen und sich Statistiken zur Entwicklung ansehen. Für Ihre Arbeit hat die Gemeinde im Dezember 2019, den vom Senat der Wirtschaft vergebenen SDG Award, in der Kategorie Gemeinden, verliehen bekommen. 24 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 4. Ebene der Region Was ist der nächste Schritt für die Energiewende in der Region Römerland Carnuntum? Der nächste Schritt für die Energiewende in der Region Römerland Carnuntum und darüber hinaus ist ein integriertes Energiesystem, welches ‚alles‘ miteinander verbindet. Das zukünftige Energiesystem wird sich dadurch auszeichnen, dass die bisher noch weitgehend unabhängig voneinander betrachteten Sektoren Elektrizität, Wärme und Mobilität verknüpft werden, die erneuerbaren Energietechnologien weiterentwickelt, weiter ausgebaut und, unter Ausnutzung des Speicherpotentials, ins Gesamtsystem integriert werden. Die einzelnen Komponenten und die Gesamtintegration dieser, Stichwort Sektor-Kopplung, sind wichtige Bausteine für das zukünftige Energiesystem. Die Digitalisierung verändert das Energiesystem an vielen Stellen und ist aus der Energiewende nicht wegzudenken. Digitale Technologien helfen zum Beispiel dabei, Energieeffizienzpotenziale zu realisieren. Das ist wichtig, da der Ausbau erneuerbarer Energie begrenzt ist. Ein wirtschaftlicher und sicherer Betrieb komplexer Energiesysteme braucht die Digitalisierung für eine verbesserte Netzplanung und für ein effizienteres Gesamtsystem. Die Digitalisierung ermöglicht die Berechnung komplexer Szenarien. Die Digitalisierung beschleunigt die Energiewende. (FVEE, 2018) 4.1. Energiespeicher - Strom und Wärme Energiespeicher sind wesentliche Komponenten der Energiewende. Mit der Ausweitung von fluktuierender Erzeugung, wie durch Solaranlagen und Windkraft, steigt zugleich der Bedarf und Aufwand eines Ausgleichs zwischen Angebot und Nachfrage. Dabei werden Speichertechnologien wichtige Bausteine eines integrierten Energiesystems in einer Energiezukunft mit 100 % erneuerbarer Energieversorgung sein, da mit diesen kurze oder auch längere Zeiträume eines Ungleichgewichts von Aufbringung und Bedarf überbrückt werden können. Nachfolgend werden Speichermöglichkeiten vorgestellt: Speichermöglichkeiten für Strom (AIT, 2018) o Elektro-chemische Speicherlösungen Dies umfasst Speichertechnologien, die unter dem Begriff Batterie, zusammengefasst werden. Die Speicherung erfolgt durch den Austausch von Ionen zwischen zwei Elektroden. z.B. Lithium-Ionen-, Bei-, Redox-Flox-Batterien. o Chemische Speicherlösungen Energie wird durch die Erzeugung neuer chemischer Produkte gespeichert. z.B. Methan und Wasserstoff. 25 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 o Elektrische Speicherlösung Die Speicherung erfolgt im elektrischen oder magnetischen Feld einer Komponente. z.B. Kondensatorspeicher, Superkondensatoren, Supraleitende Magnetspulenspeicher. o Mechanische Speicherlösungen Dabei wird Energie durch potenzielle Energie, kinetische Energie oder auch Druck gespeichert. z.B. Pumpspeicher, Schwungräder, Druckluftspeicher. Speichermöglichkeiten für Wärme. (AIT, 2018) o Speicher für sensible Wärme Ein Speicher für sensible Wärme nutzt die Wärmekapazität des Speichermediums. Der Speicherbetrieb (Beladen/Entladen) ändert die Temperatur (bei Dampfspeichern auch den Druck) des Speichermediums, es findet keine Änderung des Aggregatzustands statt. z.B. Dampfspeicher, Wasserspeicher, Erdsondenfelder, Wasser-Kies- bzw. Wasser- Erdreich-Speicher, Aquiferenspeicher, Wärmenetz als Speicher, Nachtspeicherheizung, Thermische Bauteilaktivierung, Regeneration von Geothermiequellen. o Latentwärmespeicher (Phase Change Material – PCM) Ein Latentwärmespeicher nutzt die Energie, die das Speichermedium (Phase Change Material – PCM) beim Schmelzen aufnimmt bzw. beim Erstarren abgibt. Beim Phasenwechsel ändert sich die Temperatur des Speichermediums kaum, was einen Speicherbetrieb bei annähernd konstanter Temperatur ermöglicht. z.B. Eisspeicher. o Thermochemische Speicher (TCM) Thermochemische Speicher nutzen Sorptionsprozesse oder chemische Reaktionen. Letztere nutzen Energie, die beim Ablauf chemischer Reaktionen aufgenommen bzw. abgegeben wird. Beim Sorptionsspeicher werden physikalische Wechselwirkungen genutzt, bei denen sich ein Stoff in einem anderen Stoff oder an der Oberfläche eines anderen Stoffes anreichert. 26 WWW.ENERGIEPARK.AT
LEADER-Projekt: EnergieReiches Römerland Carnuntum Phase 2 / 2018-2019/2020 4.2. Energiespeicher - Sektor-Kopplungen Unter Sektor-Kopplung wird die Verbindung verschiedener Energienetze, wie Strom, Gas, Wärme/Kälte etc., miteinander verstanden. In Bezug auf Energiespeicher werden diese als ein wesentliches Element angesehen. Mögliche Sektor-Kopplungen, siehe Abbildung, und nachfolgende Erläuterungen (AIT, 2018): Abbildung 8: Energiespeicher und Sektor-Kopplungen (Sterner & Stadler, 2014, AIT, 2018) o Power to Gas, Power to Liquid. Chemische Lösung. Power-to-Gas ist die Umwandlung von Strom in gasförmige Brennstoffe, wie Methan oder Wasserstoff. Zur Herstellung von Wasserstoff wird Elektrolyse eingesetzt. Für die Herstellung von Methan wird Wasserstoff in chemischen Reaktionen umgewandelt, katalysatorgestützt. Power-to-Liquid ist ein ähnliches Verfahren wie Power-to-Gas . Rd ist die Umwandlung von Wasserstoff aus Elektrolyse zu kohlenwasserstoffbasierten, flüssigen Treibstoffen wie Methanol. o Power to Heat. Thermische Lösung. Power-to-Heat bezeichnet die Umwandlung von Strom in Wärme. Dabei kann es sich sowohl um elektrisch beheizte Warmwasserspeicher in Wohnungen, Gebäude handeln als auch um Großanlagen für Wärmenetze und industrielle Anwendungen. 27 WWW.ENERGIEPARK.AT
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