RÜCKBLICK AUF 20 JAHRE ERFAHRUNGEN - DIE SCHWEIZER AOP-IGP: 1997-2017 - AGRIDEA
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DIE SCHWEIZER AOP-IGP: RÜCKBLICK AUF 20 JAHRE ERFAHRUNGEN 1997–2017 Wirksamkeitsstudie_D.indd 1 16.11.17 13:48
2 die Herkunft Menschen und ihr Handwerk INDEX Das AOP-IGP-Konzept 4–5 Der gesetzliche Rahmen 6–7 Die Schweizer AOP-IGP im 2017 8–15 Motivationen, Wirkungen und Herausforderungen 16–20 Das Kontrollsystem und die Verfolgung 21–23 von Zuwiderhandlungen Absatzförderung und Kommunikation 24–25 Die Sichtweisen anderer Akteure 26–29 Die AOP-IGP im europäischen Umfeld 30–31 Wirksamkeitsstudie_D.indd 2 16.11.17 13:48
3 Die Schweizer AOP-IGP, Rückblick auf 20 Jahre Erfahrungen Die Reform der Schweizer Agrarpolitik anfangs der 90er Jahre und definierten eine unter allen Akteuren der Wertschöp- hat zu einem Paradigmenwechsel und einer grundlegenden fungskette gerechte Verteilung des Mehrwertes. Dies mit Anpassung in der Schweizer Landwirtschaft geführt. Der einem Doppelziel: das Erbe und das von den Vorgängern Grundsatz des landwirtschaftlichen Produktivismus wurde übermittelte handwerkliche Know-how aufzuwerten, um dies verabschiedet und durch eine multifunktionelle Landwirt- den nächsten Generationen unter den bestmöglichen Voraus- schaft ersetzt. Mit einer nachhaltigeren Produktion leistet setzungen weiterzugeben. Heutzutage bieten AOP- und die Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Versorgungs- IGP-Produkte mehreren Landwirten und Handwerkern die sicherheit, zum Erhalt der natürlichen Ressourcen, zur Di- Möglichkeit, von den Früchten ihrer täglichen Arbeit zu le- versifizierung der Landschaften und zur Dezentralisierung ben. In deren Herkunftsregionen, mehrheitlich Randgebiete, der Aktivitäten und des Lebensraums im Land- und im Berg- leisten sie einen wichtigen Beitrag zu einer wirtschaftlichen, gebiet. Dabei wurden unter anderem Massnahmen zur För- ökologischen und kulturellen überlebenswichtigen Vielfalt. derung von Qualität und Absatz getroffen. In diesem Sinne Den Gourmets, welche authentische und hochqualitative erliess der Bund 1997 gesetzliche Bestimmungen über die Produkte schätzen, bieten sie eine Garantie intensiven Ge- Kennzeichnung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und schmacksgenusses. In einem sich stetig entwickelnden so- deren Verarbeitungsprodukte. Bis heute wurden 33 Schweizer zio-ökonomischen Umfeld und mit der schrittweisen Libera- Spezialitäten als geschützte Ursprungsbezeichnung (AOP) lisierung der Handelsbeziehungen sind die AOP- und oder geschützte geografische Angabe (IGP) registriert. Die IGP-Wertschöpfungsketten mit vielen Herausforderungen beteiligten Branchen liessen die Bezeichnung ihres altherge- konfrontiert. Diese Publikation legt 20 Jahre nach dem In- brachten Produktes schützen, legten das Perimeter deren krafttreten der AOP-IGP-Gesetzgebung eine Bestandsauf- Ursprungsgebiets fest, verfassten die Produktionsrichtlinien nahme und Wirkungsanalyse der bis heute vom Bund regis- in einem Pflichtenheft, erarbeiteten eine Promotionsstrategie trierten 33 AOP-IGP-Spezialitäten vor. Schweizerische Vereinigung der AOP-IGP Wirksamkeitsstudie_D.indd 3 16.11.17 13:48
4 AOP und IGP: Was steckt dahinter? Geschützte Ursprungsbezeichnungen (AOP) und geschützte geografische Angaben(IGP) sind Bezeichnungen für Produkte mit einer starken Verbindung zu ihrer Ursprungsregion. Sie werden nach traditionellem Verfahren seit Generationen mit Leidenschaft durch Käser, Metzger, Bäcker, Destillateure oder andere Handwerker hergestellt. Der Bund schützt und verwaltet beide Bezeichnungen. das AOP-IGP- Konzept Wirksamkeitsstudie_D.indd 4 16.11.17 13:48
das AOP-IGP-Konzept 5 AOP = geschützte Ursprungsbezeichnung IGP = geschützte geografische Angabe (Appellation d’Origine Protégée) (Indication Géographique Protégée) Die AOP-Bezeichnung steht für Produkte, deren sämtliche Das IGP zeichnet Produkte aus, bei denen mindestens ein Produktionsschritte gemäss einem anerkannten Verfahren Schritt des Produktionsverfahrens, in der Regel die Verarbei- und Know-how in einem abgegrenzten geografischen Gebiet tung, in dem abgegrenzten geografischen Gebiet stattfindet. hergestellt werden. Sie verdanken ihre typischen Eigenschaf- Zu den Schweizer IGP zählen bislang nur verarbeitete Pro- ten den menschlichen und natürlichen Faktoren im Her- dukte, vor allem Fleisch- und Wurst-Spezialitäten, deren kunftsgebiet. Bei den Schweizer AOP-Käsesorten beispiels- Eigenschaften überwiegend auf das traditionelle Know-how weise finden die Milchproduktion, die Verarbeitung zu Käse der Verarbeiter zurückzuführen sind. sowie die Käsereifung in der gleichen Ursprungsregion statt. Die Produktbezeichnung ist in der Regel ein geografischer Name, wie z.B. Emmentaler, oder eine Gattungsbezeichnung, die mit einem geografischen Namen ergänzt wird (z.B. St. Galler Bratwurst). Traditionelle Bezeichnungen aus einer be- stimmten Region können auch registriert werden (z.B. Bloderkäse). Wirksamkeitsstudie_D.indd 5 16.11.17 13:48
6 der gesetzliche Rahmen Die Schweizer Agrarpolitik hat 1997 eine Rechtsgrundlage eingeführt, welche ermöglicht, im Interesse der Glaubwür- digkeit und zur Förderung von Qualität und Absatz, Vor- Wie es in Frankreich und in Italien bereits der schriften über die Kennzeichnung von landwirtschaftlichen Fall war, hat die Schweiz Vorschriften verab- Erzeugnissen und deren Verarbeitungsprodukte zu erlassen schiedet für Produkte, die sich aufgrund ihrer (Art. 14 bis 16 des Landwirtschaftsgesetzes, LwG SR 910.1). Herkunft auszeichnen (Art. 16 LwG). Die heute vom Bund geregelten Vorschriften zur Gestützt auf diesen Artikel hat der Bundesrat Kennzeichnung der Agrarprodukte sind folgende1: die Verordnung über den Schutz von Ursprungs- bezeichnungen und geografischen Angaben für Produkte, die nach bestimmten Verfahren landwirtschaftliche Erzeugnisse, verarbeitete hergestellt werden landwirtschaftliche Erzeugnisse, waldwirt- schaftliche Erzeugnisse und verarbeitete wald- BIO wirtschaftliche Erzeugnisse vom 28. Mai 1997 verabschiedet (GUB/GGA-Verordnung, SR 910.12). Produkte, die aus dem Berggebiet stammen Sie definiert die Art der geschützten Kennzeich- nungen, den Schutzumfang, die Eintragungsbe- BERG und ALP dingungen sowie die Anforderungen an die be- treffenden Kontrollen und den Vollzug. Produkte, die sich aufgrund ihrer Herkunft auszeichnen AOP (GUB) und IGP (GGA) 1 Diese einzelnen Kennzeichnungen können auf dem gleichen Produkt kombiniert ausgelobt werden. Wirksamkeitsstudie_D.indd 6 16.11.17 13:48
der gesetzliche Rahmen 7 Warum ein Bundesregister für AOP und IGP? Pflichtenheft: Mit dem vom Bund, gestützt auf Art. 16 LwG, geschaf- Das Pflichtenheft ist der wichtigste Bestandteil des Eintra- fenen Register der Ursprungsbezeichnungen (AOP) gungsgesuchs. Es ist das Ergebnis des unter den Berufsleuten und geografischen Angaben (IGP) lassen sich die Ge- der Wertschöpfungskette gefundenen Konsenses zur Defini- bietsnamen und traditionellen Bezeichnungen von tion ihres Erzeugnisses (Produktbezeichnung, Produktions- landwirtschaftlichen Erzeugnissen schützen (Wein gebiet und -verfahren, Rückverfolgbarkeit, Endproduktkon- ausgenommen), deren Qualität und Haupteigen- trolle, Zertifizierungsstelle). Das Pflichtenheft ist zwingend schaften durch ihre geografische Herkunft bestimmt von jedem einzuhalten, der die Bezeichnung nach dessen werden. Ist ein Name geschützt, darf er nur von den Registrierung verwenden möchte. Im Pflichtenheft werden Produzentinnen und Produzenten des entsprechend alle Parameter beschrieben, die die Akteure entlang der ge- definierten geografischen Gebiets benutzt werden, die samten Wertschöpfungskette in der jeweiligen Verarbeitungs- sich an ein detailliertes Pflichtenheft halten. phase des Erzeugnisses einhalten müssen. Gruppierung: Kontrollhandbuch: Die Eintragung einer AOP oder einer IGP muss das Ergebnis Das Kontrollhandbuch ist integraler Bestandteil des Pflich- eines kollektiven Vorgehens sein. Die Verwendung der AOP tenhefts. Es regelt sämtliche Kontrollen des Produkts entlang bzw. IGP zur Durchsetzung einer durch eine Minderheit prak- der ganzen Wertschöpfungskette sowie dessen Zertifizierung. tizierten Methode ist damit ausgeschlossen. Folglich muss Die Sanktionen bei Nichteinhalten der Pflichtenheftanfor- die Mehrheit der Akteure nicht nur der Gruppierung angehö- derungen, sogenannte Nicht-Konformitäten, werden auch im ren, sondern sich auch an das Pflichtenheft halten. Unter Kontrollhandbuch beschrieben. Gruppierung versteht man eine Sortenorganisation, eine Produzentenorganisation oder einen Branchenverband. Das Bundesamt für Landwirtschaft ist die zuständige Behörde, um AOP- und IGP-Registrierungsgesuche zu behandeln, über deren Konformität zu den Verordnungsanforderungen zu entscheiden, das Register der eingetragenen Bezeichnungen zu verwalten sowie die Zertifizierungsstellen zu überwachen. Wirksamkeitsstudie_D.indd 7 16.11.17 13:48
8 die Schweizer AOP-IGP im 2017 1 7 17 15 2 8 18 16 22 3 9 19 23 25 AOP-IGP- Verordnung 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 4 10 20 24 26 5 11 21 27 6 12 13 14 Wirksamkeitsstudie_D.indd 8 16.11.17 13:48
die Schweizer AOP-IGP im 2017 9 33 eingetragene Produkte in 20 Jahren 31 29 32 28 30 33 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 1. L’Etivaz AOP 13. Saucisson neuchâtelois IGP, 24. St. Galler Bratwurst IGP, 2. Rheintaler Ribel AOP Saucisse neuchâteloise IGP St. Galler Kalbsbratwurst IGP 3. Bündner Fleisch IGP 14. Cardon épineux genevois AOP 25. Longeole IGP 4. Tête de Moine, Fromage de Bellelay AOP 15. Walliser Roggenbrot AOP 26. Werdenberger Sauerkäse AOP, Liechten- 5. Gruyère AOP 16. Munder Safran AOP steiner Sauerkäse AOP, Bloderkäse AOP 6. Eau-de-vie de poire du Valais AOP 17. Berner Alpkäse AOP, 27. Damassine AOP 7. Sbrinz AOP Berner Hobelkäse AOP 28. Glarner Kalberwurst IGP 8. Formaggio d’Alpe Ticinese AOP 18. Saucisse aux choux vaudoise IGP 29. Zuger Kirsch AOP, Rigi Kirsch AOP 9. Saucisse d’Ajoie IGP 19. Saucisson vaudois IGP 30. Glarner Alpkäse AOP 10. Abricotine AOP, 20. Vacherin fribourgeois AOP 31. Zuger Kirschtorte IGP Eau-de-vie d’abricot du Valais AOP 21. Emmentaler AOP 32. Walliser Rohschinken IGP 11. Walliser Trockenfleisch IGP 22. Poire à Botzi AOP 33. Walliser Trockenspeck IGP 12. Vacherin Mont-d’Or AOP 23. Walliser Raclette AOP Wirksamkeitsstudie_D.indd 9 16.11.17 13:49
10 die Schweizer AOP-IGP im 2017 Die geografischen Herkunftsgebiete Sbrinz AOP St. Galler Bratwurst IGP, St. Galler Kalbsbratwurst IGP Tête de Moine, Fromage de Bellelay AOP Saucisse aux choux vaudoise IGP Saucisson vaudois IGP Cardon épineux genevois AOP Longeole IGP Rheintaler Ribel AOP Zuger Kirschtorte IGP Formaggio d’Alpe Ticinese AOP Zuger Kirsch AOP, Rigi Kirsch AOP Gruyère AOP Berner Alpkäse AOP, Berner Hobelkäse AOP Wirksamkeitsstudie_D.indd 10 16.11.17 13:49
die Schweizer AOP-IGP im 2017 11 Werdenberger Sauerkäse AOP, Liechtensteiner Sauerkäse AOP, Bloderkäse AOP Glarner Alpkäse AOP Glarner Kalberwurst IGP Damassine AOP Vacherin fribourgeois AOP Poire à Botzi AOP Vacherin Mont-d’Or AOP Emmentaler AOP Bündner Fleisch IGP Saucisse d’Ajoie IGP Munder Safran AOP Eau-de-vie de poire du Valais AOP Saucisson neuchâtelois IGP, Walliser Rohschinken IGP Saucisse neuchâteloise IGP Walliser Roggenbrot AOP Walliser Raclette AOP Walliser Trockenspeck IGP Walliser Trockenfleisch IGP Abricotine AOP, Eau-de-vie d’abricot du Valais AOP L’Etivaz AOP Wirksamkeitsstudie_D.indd 11 16.11.17 13:49
12 die Schweizer AOP-IGP im 2017 Die Schlüsselindikatoren der Schweizer AOP-IGP (2016) 33 geschützte Produkte, darunter 21 AOP und 12 IGP 29 anerkannte Gruppierungen 8’350 Rohstoffproduzenten 1’661 Verarbeiter 15’000 Arbeitsstellen (Vollzeitäquivalente) 64’299 Tonnen zertifizierter Produkte 30’415 exportierte Tonnen 890 Millionen CHF Umsatz ab Verarbeitungsbetrieb 1.56 Milliarden CHF Detailhandelsumsatz 2 akkreditierte Zertifizierungsstellen, 26 Kantonschemiker 8’300 zertifizierte Betriebe Wirksamkeitsstudie_D.indd 12 16.11.17 13:49
die Schweizer AOP-IGP im 2017 13 Käse (12 AOP) Umsatz ab Verarbeitungsbetrieb in Millionen CHF (2016) Gruyère AOP 391 Emmentaler AOP 127.7 Vacherin fribourgeois AOP 37.7 Walliser Raclette AOP 33 Akteure innerhalb der Tête de Moine, Fromage de Bellelay AOP 32.2 7’498 Wertschöpfungsketten Berner Alpkäse AOP, Berner Hobelkäse AOP 20.9 Sbrinz AOP 14.4 Vacherin Mont-d’Or AOP 10.2 L’Etivaz AOP 7.8 1’208 Formaggio d’Alpe Ticinese AOP 5.3 764 Glarner Alpkäse AOP 1.1 Milchproduzenten Käser und Affineure Alpbewirtschafter Werdenberger Sauerkäse AOP, Liechten- 0.4 steiner Sauerkäse AOP, Bloderkäse AOP In 2016 haben 36% der insgesamt 20’987 Schweizer Milchproduzenten (ohne Sömmerungsbetriebe) ihre Milch in die AOP-IGP-Käsesortenorganisationen geliefert. Von den insgesamt 41.3% zu Käse verwerteten Milchäquivalenten wurden 21.3% zu AOP-Käse verarbeitet, in 75 % der in der Schweiz erfassten Dorf- und Alpkäsereien. (Quelle: TSM Treuhand GmbH, Fromarte) Verteilung Schweizer Käseproduktion und Käseexport (2016) Produktionsmengen in Tonnen (2016) 26’820 265 Formaggio d’Alpe Ticinese AOP 460 L’Etivaz AOP Export in Tonnen 28’253 77 Glarner Alpkäse AOP 569 Vacherin Mont-d’Or AOP 55’073 28 Werdenberger Sauer- 1’128 Berner Alpkäse AOP, 69’654 käse AOP, Liechtensteiner Berner Hobelkäse AOP Produktion in Tonnen 54’696 Sauerkäse AOP, 1’464 Sbrinz AOP 124’350 Bloderkäse AOP 1’817 Walliser Raclette AOP 2’385 Tête de Moine, Andere Schweizer Käse* Schweizer AOP-Käse Gesamtmenge Schweizer Käse* Fromage de Bellelay AOP *ohne Frischkäse, Fonduekäse, Schaf- und Ziegenkäse 2’693 Vacherin fribourgeois AOP 26’781 Gruyère AOP In 2016 betrug der Anteil von AOP-Käse an der Gesamt- produktionsmenge von Schweizer Käse (ohne Frischkäse, 17’029 Emmentaler AOP Fonduekäse, Schaf- und Ziegenkäse) 44% und der Export- anteil 51%. (Quelle: TSM Treuhand GmbH, Fromarte) Wirksamkeitsstudie_D.indd 13 16.11.17 13:49
14 die Schweizer AOP-IGP im 2017 Fleisch- und Wurstwaren (11 IGP) Umsatz ab Verarbeitungsbetrieb in Millionen CHF (2016) Bünder Fleisch IGP 122.3 St. Galler Bratwurst IGP, St. Galler Kalbsbratwurst IGP 31.3 Walliser Trockenfleisch IGP 19 Verarbeitungsbetriebe (Metzgereien) Saucisson vaudois IGP 9.5 Saucisse aux choux vaudoise IGP 6.2 25 % Walliser Rohschinken IGP 4.5 272 Walliser Trockenspeck IGP 2.5 Saucisson neuchâtelois IGP, Saucisse neuchâteloise IGP 1.7 Saucisse d’Ajoie IGP 0.6 828 75 % IGP Wert- schöpfungskette Glarner Kalberwurst IGP 0.6 andere Longeole IGP 0.5 Export in Tonnen (2016) Produktionsmengen in Tonnen (2016) Das einzige IGP-Fleischwarenprodukt mit einem bedeu- 49 Saucisse d’Ajoie IGP 75 Walliser Trockenspeck IGP 36 Glarner Kalberwurst IGP 100 Walliser Rohschinken IGP tenden Exportvolumen ist das Bündnerfleisch IGP. In 24 Longeole IGP 123 Saucisson neuchâtelois IGP, 2016 waren es 1’882 Tonnen, die vorwiegend nach Saucisse neuchâteloise IGP 306 Walliser Trockenfleisch IGP Deutschland und Frankreich exportiert wurden, gegen- 626 Saucisse aux choux vaudoise IGP über 1’017 Tonnen, die auf den Schweizer Markt ge- 770 Saucisson vaudois IGP langten. Somit betrug die Exportmenge 65 % der Ge- 2’899 Bündner samtproduktion. Fleisch IGP 3’680 St. Galler Bratwurst IGP, St. Galler Kalbsbratwurst IGP Wirksamkeitsstudie_D.indd 14 16.11.17 13:49
die Schweizer AOP-IGP im 2017 15 Spirituosen und andere Produkte (9 AOP, 1 IGP) Umsatz ab Verarbeitungsbetrieb in Millionen CHF (2016) Eau-de-vie de poire du Valais AOP* 5.9 Walliser Roggenbrot AOP 2.6 Cardon épineux genevois AOP 1 Akteure innerhalb der Wertschöpfungsketten Abricotine AOP*, Eau-de-vie d’abricot du Valais AOP 0.8 800 600 721 Damassine AOP* 0.5 Zuger Kirsch AOP, Rigi Kirsch AOP* 0.4 400 Poire à Botzi AOP 0.18 200 310 Rheintaler Ribel AOP 0.13 0 Verarbeiter P roduzenten Munder Safran AOP 0.01 N.B. Für die Zuger Kirschtorte IGP liegen keine Daten vor *(Ø 2014–2016) Produktionsmengen andere Produkte Produktionsmengen Spirituosen in Tonnen (2016) in Hektoliter (Ø 2014–2016) 74 Damassine AOP 0.0028 Munder Safran AOP 99.4 Zuger Kirsch AOP, Rigi Kirsch AOP 38 Rheintaler Ribel AOP 279 Abricotine AOP, Eau-de-vie d’abricot du Valais AOP 70.5 Cardon épineux 62 Poire à Botzi AOP 946 Eau-de-vie de poire du Valais AOP genevois AOP Wirksamkeitsstudie_D.indd 15 16.11.17 13:49
16 Motivationen, Wirkungen und Herausforderungen Warum ein Produkt als AOP oder IGP schützen? Die Herstellung eines Produktes mit Herkunfts- «Mit dem AOP-Schutz bezweckten «Für uns ging es vor allem darum, eigenschaften erfordert ein besonderes Know- wir längerfristig auf einem Markt die Longeole als Bestandteil des how. Diese Produkte zeichnen sich durch eine mit hoher Konkurrenz bestehen lokalen Lebensmittelerbes und als hohe Qualität und einen typischen Charakter und ausreichende Produzenten- Produkt mit ausgeprägten regio- aus, welche auf deren Herkunft zurückzuführen preise und Handelsmargen sicher- naltypischen Eigenschaften zu sind. Es handelt sich um zeitlose und traditio- stellen zu können.» schützen und zu fördern.» nelle Erzeugnisse. Entgegen der Annahme, dass Hansueli Burri, ehemaliger Präsident Claude Corvi, Präsident der Sortenorganisation Berner Alp- und der Sortenorganisation Longeole die Hauptmotivation zum Schutz eines Pro- Hobelkäse AOP (Casalp) duktes als AOP oder IGP rein wirtschaftlichen «Mit dem AOP-Schutz des Vache- Überlegungen unterliegt, stehen für die beteilig- «Ziel der IGP für die St. Galler Brat- rin Mont-d’Or wollten wir vor al- ten Landwirte, Handwerker und Verarbeiter wurst, St. Galler Kalbsbratwurst lem sicherstellen, dass das Pro- andere Gründe im Vordergrund: war es, die Abwanderung von Verar- dukt nicht zur Industrieware beitungsbetrieben mit deren Wert- wird.» • das regionale Erbe verteidigen schöpfung und deren Arbeitsplät- Pascal Monneron, Direktor der Sortenorganisation Vacherin Mont-d’Or und erhalten zen zu verhindern.» • Nachahmungen und andere wider- Urs Bolliger, Geschäftsführer «Ziel der Eintragung der Bezeich- der Sortenorganisation St. Galler Bratwurst rechtliche Aneignungen in der Schweiz nung Damassine als AOP war es, und im Ausland bekämpfen, dank der dieses Erbe in regionalen Händen rechtlich geschützten Bezeichnung zu behalten und Auslagerungen zu • einen guten Zusammenhalt innerhalb verhindern.» der Sortenorganisation bewahren Victor Egger, Vorstandsmitglied der Sortenorganisation Damassine • sich von der Konkurrenz abheben • die Auslagerung der Produktion verhindern • den Absatz fördern Wirksamkeitsstudie_D.indd 16 16.11.17 13:49
Motivationen, Wirkungen und Herausforderungen 17 Warum eine Marke statt AOP oder IGP? Einzelne Unternehmen und Sortenorganisationen haben sich Für den Spezialisten des Markenrechts, Herrn Lorenz Hirt, für eine Markenstrategie statt für den Schutz ihres Produktes sind die wesentlichen Unterschiede zwischen einer Marke und als AOP oder IGP entschieden. Eine Marke ist ein geschütztes der AOP-IGP-Strategie, folgende: Zeichen, mit dem ein Unternehmen seine Produkte oder «Steht die künftige Einflussnahme auf die Entwicklung des Dienstleistungen von solchen anderer Unternehmen unter- Produkts inklusive der Steuerung von Menge, Absatzka- scheidet. Im Gegensatz zu AOP-IGP, welche ein kollektives nälen usw. im Vordergrund und handelt es sich um ein Nutzungsrecht verleihen, ist eine Marke privatrechtlicher starkes Zeichen, kann eine reine Markenstrategie geprüft Natur und kann durch eine natürliche Person, ein Unterneh- werden. Geht es demgegenüber darum, einem echt kollek- men oder eine Gruppierung eingereicht werden. Wie im Fall tiven Zeichen einen möglichst starken und dauernden der Appenzeller Sortenorganisation, welche die verbale Indi- Schutz zu geben, ist eine AOP-IGP-Strategie sinnvoll. vidualmarke «Appenzeller» eintragen liess, um ihren Käse Diese gewährt der Bezeichnung im Inland einen maxima- weltweit zu schützen. len Schutz, wie ihn das Markenrecht nicht einmal be- rühmten Marken zukommen lässt. Die AOP-IGP ist damit Der Direktor der Sortenorganisation «Appenzeller Käse das stärkste Mittel, um eine Herkunftsangabe gegen Imi- GmbH», Herr Christian Holenstein, nennt zwei Haupt- tationen im Inland zu schützen. Aber auch in der EU und gründe, die diese Wahl rechtfertigen: in einzelnen weiteren Ländern sind die Schweizer AOP-IGP «Mit unserer Marke sind wir besser abgedeckt auf den heute anerkannt und geniessen damit automatisch auch meisten internationalen Märkten als mit AOP. Unseren dort einen sehr starken Schutz.» Markenschutz können wir auf internationaler Ebene besser durchsetzen. Dank unseres Markenanwalts, der für die Überwachung der Marke und des Markenmissbrauchs zu- ständig ist, werden wir informiert und können schnell agie- ren, Widerspruch einlegen. Die Mengensteuerung ist ein- facher zu handhaben als im AOP-System. Im Gegensatz zur AOP muss ein Appenzeller Produzent Mitglied in un- serer Sortenorganisation sein.» Wirksamkeitsstudie_D.indd 17 16.11.17 13:49
18 Motivationen, Wirkungen und Herausforderungen Welche Feststellungen mehrere Jahre später? Die Berufsleute der AOP-IGP-Sortenorga- «Durch den Erhalt der IGP für die «Mit dem AOP wurde eine Produk- nisationen unterstreichen folgende sozio- Saucisson vaudois und die Saucisse tionsrichtlinie definiert und die ökonomische Wirkungen für die AOP- oder aux choux vaudoise konnten wir die Qualität des Glarner Alpkäses, die IGP-geschützten Produkte: Verkäufe beinahe verdoppeln, die zu verwässern drohte, konnte beibe- Produkte im gesamten Grosshan- halten und verbessert werden. Die • Erhalt oder Verbesserung der del positionieren und den Preisver- Alpen konnten ihre Produktion an- Produktqualität fall verhindern.» kurbeln.» • Definition des Produktes und Schutz Didier Blanc, Geschäftsführer der Vereinigung Heinz Trachsel, Geschäftsführer «Association Charcuterie vaudoise» der Glarona Käse Genossenschaft vor Fehlentwicklungen • Schutz vor rechtswidriger Nutzung «Unser vorrangiges Ziel, einen bes- «Dank AOP haben die grossen des Namens seren Schutz des Produktes gegen- Alpen die Möglichkeit, ihren For- • Erhalt der Identität des Produkts über Kopien zu erlangen, ist gröss- maggio d’Alpe Ticinese AOP via und des regionalen Erbes tenteils erreicht. Es gibt nur ganz MIGROS und COOP zu verkaufen.» • Übergabe von regionalen Unter- wenige Produkte, die die besondere Renato Bontognali, Präsident der Taxationskommission, Vorstandsmitglied nehmen und Alpbetrieben Servierform (geschabte Käseroset- des Tessiner Vereins für Alpwirtschaft (STEA) • Stabilität der Produktions-, Verarbei- ten) des Tête de Moine nachah- tungs- und Detailhandelspreise men.» «Dank AOP konnten die Produk- • Aufrechterhaltung oder Steigerung Olivier Isler, Geschäftsführer tions- und Exportmengen gestei- der Sortenorganisation Tête de Moine AOP der Produktionsvolumen gert und gleichzeitig der Produ- • einträgliche und stabile Preise «Dank des Pflichtenheftes und der zentenpreis sowie die Preise für die für die Produzenten Kontrollen haben sich alle Betriebe gesamte Sortenorganisation bei- • Zugang zu den Grossverteilern und an das bereits hohe Qualitätsniveau behalten werden.» Absatzverbesserung in der Schweiz der Wurst angeglichen.» Philippe Bardet, Direktor der Sortenorganisation Gruyère Urs Kern, Präsident des Glarner Metzgermeistervereins Wirksamkeitsstudie_D.indd 18 16.11.17 13:49
Motivationen, Wirkungen und Herausforderungen 19 Viele Sortenorganisationen haben den Nutzen der regelmäs- Beitrag zum kulinarischen Erbe sigen Kontrollen von Produzenten und von Verarbeitern durch des Herkunftsgebietes die Zertifizierungsstellen sowie den im Pflichtenheft vorge- AOP-IGP-Produkte tragen zur Stärkung des gastronomischen schriebenen Test der Endprodukte hervorgehoben. Diese ha- Images der entsprechenden Regionen bei und sind für das ben zur Qualitätsverbesserung der AOP- und IGP-Produkte Gastgewerbe sowie den Tourismus ein bedeutender Trumpf. geführt, ohne deren traditionellen Charakter und die Ge- Einzelne Kantone setzen auf ein breites Angebot an Pro- schmacksvielfalt zu beeinträchtigen. Die Anzahl der Nach- dukten mit einer geografischen Angabe, welche gastrono- ahmungen haben sowohl im Herkunftsgebiet als auch in der misch miteinander kombiniert werden können. ganzen Schweiz und im Ausland abgenommen. Unterhalt der landwirtschaftlichen Fläche und Beitrag zur Biodiversität Weitere Wirkungen der AOP-IGP aus Sicht Das Weiden der Tiere trägt zur Bekämpfung gegen die un- der Sortenorganisationen: kontrollierte Brachland- und Waldausbreitung bei, sowie zum Erhalt der Biodiversität. Wertschöpfung im Herkunftsgebiet AOP-IGP-Produkte erzeugen Wertschöpfung in der Her- kunftsregion zugunsten von anderen Tätigkeitsbereichen wie der Baubranche, dem Betriebsmittelhandel oder auch dem Beratungssektor in der Landwirtschaft und der Verarbei- tungsindustrie. Wirksamkeitsstudie_D.indd 19 16.11.17 13:49
20 Motivationen, Wirkungen und Herausforderungen Die AOP und IGP zwischen Erzieltem und Herausforderungen! Berufsleute in den Sortenorganisationen kennen die Stärken ihres Vorhabens … … und die auf sie zukommenden Herausforderungen • nachhaltige, umwelt- und tierfreundliche Produktions- • stabile Handelsbeziehungen mit den Grossverteilern auf- formen bauen: AOP- und IGP-Produkte im Sortiment beibehalten • eine breite Geschmacksvielfalt und gerechte Preise halten, ohne durch das Sortiment der • zusammenhaltende und effiziente Sortenorganisationen, regionalen Produkte unter einer Handelsmarke verdrängt welche die Produktionsmengen steuern und den einzelnen zu werden Akteuren entlang der Wertschöpfungskette stabile und • einen guten Zusammenhalt innerhalb der AOP- und einträgliche Preise ermöglichen IGP-Sortenorganisationen pflegen trotz der unterschied- • anerkannte Bezeichnungen mit einer Positionierung im lichen Profile der Verarbeitungsbetriebe oberen Preis- und Qualitätssegment • sich an die Entwicklung der verschiedenen Märkte, insbe- • nutzvolle wirtschaftliche, politische und kommerzielle Un- sondere im Ausland, anzupassen terstützungen • das eigene Produkt von den nicht als AOP oder IGP regis- • eine Verbindung zu anderen lokalen Traditionen und Kon- trierten Konkurrenzprodukten differenzieren, damit es sumarten nicht austauschbar wird • eine steigende Nachfrage der Konsumenten nach lokalen • Lösungen anbieten, um neuen Konsumtrends wie und qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln «Snacking» und «Convenience Food» sowie Nahrungs- mittelintoleranz-bedingten Bedürfnissen gerecht zu wer- den, ohne die typischen Eigenschaften der AOP-IGP-Pro- dukte einzubüssen • die Ausbildung des Nachwuchses und die Ablösung der alten Generation sicherstellen «Die Balance zwischen den AOP-IGP-Grundsätzen und den Erwartungen der Konsumenten sicherstellen» Wirksamkeitsstudie_D.indd 20 16.11.17 13:49
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22 das Kontrollsystem und die Verfolgung von Zuwiderhandlungen Wer macht was? Schweizerische Akkredi- Bundesamt für Landwirt- Bundesamt für Lebensmit- tierungsstelle (SAS) schaft (BLW) telsicherheit und Veterinär- wesen (BLV) Sie begutachtet und akkreditiert Das BLW führt jährlich im Rahmen Die Organe der kantonalen Lebens- die Zertif izierungsstellen gemäss seiner Überwachungsaktivitäten mittelkontrolle (Kantonschemiker) internationaler Normen. Mit der eine Inspektion der zugelassenen vollziehen die GUB/GGA-Verord- Akkreditierung wird formell die Zertifizierungsstellen durch. Insbe- nung gemäss der Lebensmittelge- Kompetenz einer Zertifizierungs- sondere bewertet es die internen setzgebung, insbesondere bezüglich stelle anerkannt, nach den im Verfahren für die Kontrolle, die Ver- der Verfolgung von Zuwiderhand- Pf lichtenheft vorgegebenen Anfor- waltung und die Prüfung der Kon- lungen. derungen, Konformitätsbewertun- trolldossiers auf Einhaltung der gen eines Produktes. Anforderungen der GUB/GGA-Ver- ordnung, sowie die Vorgehensweise im Falle von Nichtkonformitäten. Zertifizierungsstelle Sie führt Kontrollen in jedem Produktions-, Verarbeitungs- oder Veredelungsunter- nehmen durch und prüft die Einhaltung der im Pflichtenheft einer AOP oder IGP definierten Anforderungen. Im Falle einer Nichtkonformität wendet sie die vorge- sehenen Sanktionen an. Produzenten Verarbeiter Veredler Markt Gruppierung (Branchen) Sie kann Kontrollen in jedem Produktions-, Verarbeitungs- oder Veredelungsunterneh- men durchführen. In Zusammenarbeit mit der Zertifizierungsstelle ist die Gruppierung insbesondere zuständig für den Test des Endproduktes vor dessen Vermarktung. Wirksamkeitsstudie_D.indd 22 16.11.17 13:49
das Kontrollsystem und die Verfolgung von Zuwiderhandlungen 23 Schlüsselzahlen Vergleich der Anzahl kontrollierter Betriebe mit der Anzahl zertifizierter Betriebe, nach Produktekategorie (2016) andere Produkte 92 178 Spirituosen 56 657 Fleisch- und Wurstwaren 250 273 Käse 1’903 7’891 0 10 0 0 20 0 0 30 0 0 4000 50 0 0 6000 70 0 0 8000 9000 kontrollierte Betriebe zertifizierte Betriebe Entwicklungen der Nichtkonformitäten (NK) Investitionen im Bereich Zertifizierung und Kon- zwischen 2010 und 2016 trollen in Prozent des Umsatzes ab Verarbeitungs- 130 35 betrieb (2016) 120 34 0.4 Käse 110 0.8 Fleisch- und 33 100 32 Wurstwaren 90 80 31 70 30 60 50 29 40 28 30 27 20 3.4 andere Produkte 3.8 Spirituosen 10 26 0 25 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 schwerwiegende NK gering fügige NK Vertragskündigungen Anzahl der eingetragenen AOP-IGP Wirksamkeitsstudie_D.indd 23 16.11.17 13:49
24 Absatzförderung und Kommunikation Wirksamkeitsstudie_D.indd 24 16.11.17 13:49
Absatzförderung und Kommunikation 25 2016 betrug der Aufwand der AOP-IGP-Branche für Absatz- Verteilung der Promotionsinvestitionen zwischen förderungsmassnahmen (Messen, TV-Spots, Medieninserate den Sortenorganisationen und dem BLW usw.) 47’810’000 CHF. Davon wurden 35’690’000 CHF von 25 % BLW 75 % Schweizer AOP-IGP- den Sortenorganisationen (ohne eigene Investitionen der Pri- Sortenorganisationen vatunternehmen) und 12’120’000 CHF vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) über die zur Verfügung stehenden Mittel zur Absatzförderung landwirtschaftlicher Produkte bereitgestellt. Promotionsinvestitionen der Schweizerischen Anteil der Promotionsinvestitionen am Umsatz Vereinigung der AOP-IGP nach ab Verarbeitungsbetrieb nach Produktkategorie Kommunikationsträger 6 2 % Diverse 5 4 5 3 % Soziale Medien 18 % Öffentlich- keitsarbeit 3 3.5 2 1 1.1 0 Käse Fleisch- und Wurstwaren andere Produkte 40 % Messen 37 % Werbung Hauptauftritte der AOP-IGP-Produkte in der Schweiz • Cheese-Festivals (mehrere Standorte) • Schlaraffia (Weinfelden) • Slowfood Markets (Bern und Zürich) • Cucina e Tavola (Winterthur) Promotionsinvestitionen in der Schweiz und • Offa (St. Gallen) im Export für AOP-Käsesorten • Luga (Luzern) • BEA (Bern) • Fête de la Tomate (Carouge) CHF 15’040’000 • Woche der Genüsse (ganze Schweiz) 32 % • Gourmesse (Zürich) • Foire du Valais (Martigny) • Züspa (Zürich) • Concours suisse des produits du terroir (Courtemelon, alle zwei Jahre) • Olma (St. Gallen) • Sapori e Saperi (Giubiasco) • Feinmesse (Basel) CHF 31’630’000 Schweiz • Les Automnales (Genf ) 68 % Export • Salon des Goûts et Terroirs (Bulle) Ausserdem organisieren mehrere Sortenorganisationen spezifische auf ihr Produkt ausgerichtete Events. Während der Anteil der AOP-Käse, die exportiert werden, 52 % beträgt, machen die Promotionsinvestitionen für AOP-Käse im Export 68 % aus. Mehr Infos unter: www.aop-igp.ch Wirksamkeitsstudie_D.indd 25 16.11.17 13:49
26 die Sichtweisen anderer Akteure Wirksamkeitsstudie_D.indd 26 16.11.17 13:49
die Sichtweisen anderer Akteure 27 Die Grossverteiler COOP MIGROS «Für uns ist es wichtig, dass die regionalen Produkte nach «Die MIGROS setzt bei der Positionierung ihrer Produkte ihrer Herkunft und Verarbeitung geschützt sind. Auf der primär auf ihre eigenen Labels und Marken („Aus der Re- anderen Seite nutzen wir AOP und IGP im Moment nicht gion. Für die Region“, TerraSuisse, M-Bio usw.). Die Posi- aktiv. Wir setzen da ganz klar auf unser Label Mini-Region, tionierung von AOP und IGP ist von Produkt zu Produkt welches wir aktiv bewerben und wo die Regionalität sogar unterschiedlich. In unserer Kommunikationsstrategie ha- noch enger gefasst wird. Aus unserer Sicht mag das System ben AOP- und IGP-Produkte einen eher untergeordneten für die Produzenten sicher von Vorteil sein, insbesondere Stellenwert. auch für die Vermarktung ins Ausland. In unserem Kanal Die AOP und IGP als Qualitätslabel des Bundes haben hat es aber im Moment keinen spezifischen Mehrwert ge- aber durchaus eine Aussenwirkung. Sie verfolgen Ziele wie genüber Mini Region oder anderen Labels.» die nachhaltige Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft. Für die Konsumenten, die Christian Rüttimann, sich für Herkunft und insbesondere Geschichte eines Pro- Leiter CM/Beschaffung Getränke/Spezialgeschäfte duktes interessieren, garantieren AOP und IGP diese Mehr- werte.» Jürg Maurer, stv. Leiter Direktion Wirtschaftspolitik Wirksamkeitsstudie_D.indd 27 16.11.17 13:49
28 die Sichtweisen anderer Akteure Regionalprodukte- Die Konsumenten Organisationen «Die Ausweitung des AOP-IGP-Systems auf andere Pro- «Die gegenseitige Anerkennung der eingetragenen Pro- dukte als Käse ist sowohl für die Konsumenten als auch für dukte der Schweiz und der EU war ein Meilenstein und ein die Produzenten von Vorteil. Somit ist es gelungen, gewisse sehr grosser Mehrwert für die Schweizer AOP und IGP. Produkte wie beispielsweise die „Longeole IGP“ oder das Besonders wertvoll sind aus meiner Sicht auch die Vorga- „Walliser Roggenbrot AOP“ zu erhalten und deren Produk- ben, welche die Repräsentativität der gesuchstellenden tion wiederzubeleben. Die AOP-IGP sind ein Gegengewicht Gruppierung betreffen. So wird verhindert, dass das Ge- zur Geschmacksindustrialisierung. Da diese Produkte ty- such nur Partikularinteressen folgt. Aus meiner Sicht sehr pische Eigenschaften aufweisen, haben sie mehr Chancen, wichtig ist die Schärfung des Profils der IGP, insbesondere sich auf dem internationalen Markt zu behaupten. Die in Bezug auf die Herkunft der Rohstoffe.» Stärke des Systems ist, dass die Produzenten und Verarbei- ter am gleichen Strick ziehen, dass es Regeln gibt, die von Nadine Degen, Geschäftsführerin «Das Beste der Region» allen Marktakteuren bekannt sind, und dass Kontrollen durchgeführt werden. Daher ist es unentbehrlich, die Stär- ken und Vorteile des Systems zu erkennen, um sie den Kon- «Zu den Vorteilen der AOP-IGP gehört ganz klar die kol- sumenten kommunizieren und ihnen besser erklären zu lektive Vorgehensweise bzw. der Zusammenhalt aller ak- können, was eine AOP und IGP ist. Es ist wichtig, nah am tiven Akteure innerhalb der Sortenorganisation. Dies er- Konsumenten zu bleiben und dessen Bedürfnisse zu ken- möglicht unter anderem eine bessere Sichtbarkeit des nen, insbesondere in der Deutschschweiz. Der Konsument Produkts. Zu den Herausforderungen zählen Täuschungs- sucht nach der Echtheit des Produktes, aber er interessiert fälle oder Lebensmittelskandale, mit denen die AOP-IGP sich zunehmend für nachhaltige Produktionsmethoden. ebenso wie die Regionalprodukte konfrontiert sind und die Diese Nachhaltigkeitsaspekte fehlen derzeit in den Pflich- die Glaubwürdigkeit dieser Spezialitäten gefährden.» tenheften der AOP-IGP und müssen berücksichtigt werden. Ein weiteres sensibles Thema für den Konsumenten sind Elisa Domeniconi, Geschäftsführerin «Pays Romand-Pays Gourmand» Täuschungen; leider verfügen wir bislang über kein befrie- digendes System zur Verfolgung von Zuwiderhandlungen.» Barbara Pfenniger, Nahrungsmittelexpertin bei der «Fédération romande des consommateurs» (FRC) Wirksamkeitsstudie_D.indd 28 16.11.17 13:49
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30 AOP-IGP im europäischen Umfeld Frankreich Europäische Union Deutschland AOP IGP AOP IGP AOP IGP 103 142 629 722 12 77 81 Jahre* 24 Jahre* 22 Jahre* Italien Schweiz AOP IGP AOP IGP 167 125 21 12 62 Jahre* 20 Jahre* *seit dem Inkrafttreten Anzahl AOP und IGP, ausser Weine und Spirituosen. Für die Schweiz sind der Gesetzgebung die angegebenen Zahlen inkl. Spirituosen Dank des Abkommens vom 1. Dezember 2011 zwischen der Schweiz und der Europäischen Union zur gegenseitigen Anerkennung der AOP und IGP, welches als Anhang 12 in das bilaterale Agrarabkommen von 1999 eingefügt wurde, sind die AOP- und IGP-Bezeichnungen gegenseitig anerkannt und geschützt. Die einzige Ausnahme ist der Emmentaler AOP, der von der EU als generische Bezeichnung erachtet wird. Dank dem Anhang 8 des Agrarabkommens profitieren auch die Spirituosen von der gleichen gegenseitigen Anerkennung und dem Schutz. Wirksamkeitsstudie_D.indd 30 16.11.17 13:49
AOP-IGP im europäischen Umfeld 31 Für AOP-IGP zuständige Behörden und Gesetzgebungen Europäische Union Frankreich Italien Deutschland Schweiz Europäische Kommis- Nationales Institut Ministerium für Bundesministerium Bundesamt für sion: Landwirtschaft für Qualitäts- und Agrar-, Ernährungs- der Justiz und für Landwirtschaft und ländliche Herkunftsbezeich- und Forstpolitik Verbraucherschutz (BLW) Entwicklung nungen (INAO) (Mipaaf ) (BMJV) Verordnung (EWG) Nr. Gesetzesverordnung von 1935 Gesetz Nr. 125 vom 10. April Gesetz über den Schutz von Verordnung über den Schutz von 2081/92 des Rates vom 14. Juli und Gesetzbuch «Code Rural 1954 dient als gesetzliche Marken und sonstigen Ursprungsbezeichnungen und 1992 zum Schutz von et de la Pêche Maritime», Grundlage für die Vergabe und Kennzeichen (Markengesetz - geografischen Angaben für geografischen Angaben Artikel R.641-1 bis R.641-10 den Schutz von Ursprungsbe- MarkenG) vom 25.10.1994 landwirtschaftliche Erzeugnisse, und Ursprungsbezeichnungen zeichnungen oder typischen verarbeitete landwirtschaftliche für Agrarerzeugnisse und Benennungen für Käse; Gesetz Erzeugnisse, waldwirtschaftliche Lebensmittel Nr. 169 von 1992 zum Erzeugnisse und verarbeitete Ursprungsschutz von Olivenölen waldwirtschaftliche Erzeugnisse Datenbanken der AOP-IGP-Produkte Europäische Union Frankreich Italien Deutschland Schweiz DOOR INAO Mipaaf DOOR BLW www.ec.europa.eu/ www.inao.gouv.fr/ www.politicheagri- www.ec.europa.eu/ www.blw.admin.ch/ agriculture/quality/ Les-signes-officiels-de- cole.it/flex/cm/pages/ agriculture/quality/ blw/de/home/instru- door/list.htm- la-qualite-et-de-l-ori- ServeBLOB.php/L/IT/ door/list.html mente/kennzeich- l?locale=de gine-SIQO IDPagina/309 nung/ursprungsbezei- chungen-und-geogra- fische-angaben.html oriGIn (www.origin-gi.com): weltweites Netzwerk zur Interessenvertretung und Förderung der Produkte mit einer geografischen Angabe. oriGIn verwaltet eine Datenbank von etwa 8’000 geografischen Angaben aus der ganzen Welt (www.origin-gi.com/i-gi-origin-worldwide-gi-compilation-uk.html). Wirksamkeitsstudie_D.indd 31 16.11.17 13:49
Impressum Ausgabe November 2017 Auf lage 8’500 Exemplare; 5000 d, 3000 f, 500 i Herausgeberin Schweizerische Vereinigung der AOP-IGP Erhebungen AGRIDEA Redaktion Astrid Gerz, Magali Estève, Sophie Réviron (AGRIDEA) Alain Farine (Schweizerische Vereinigung der AOP-IGP) Paolo Degiorgi (BLW) Graf ik Thomas Zbinden, tomydesign, Biel/Bienne Druck Länggass Druck AG Bern Adresse Schweizerische Vereinigung der AOP-IGP, Belpstrasse 26, 3007 Bern info@aop-igp.ch, www.aop-igp.ch, www.facebook.com/aopigp Tel. 031 381 49 53, info@aop-igp.ch Schweizerische Vereinigung der AOP-IGP www.aop-igp.ch www.blw.admin.ch www.agridea.ch Wirksamkeitsstudie_D.indd 32 16.11.17 13:49
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