Raffiniert - Pickelmann GmbH

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raffiniert
             01 | 2021 IWO-Fachmagazin für Wärme und Mobilität

KRAFTSTOFFE
Regierung strebt
höhere THG-Quote an

EEG-NOVELLE
Neue Regeln für den Ausbau
der Erneuerbaren

GRÜNER WASSERSTOFF
Industrieprojekte
nehmen Fahrt auf

NEUES EU-KLIMAZIEL
Mindestens 55 Prozent weniger
Treibhausgase bis 2030

NEUAUSRICHTUNG
Total will 2050 klimaneutral sein
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MEINUNG

                                        Klimaziele Verkehr

                                        Kein Klimaschutz
                                        ohne alternative Kraftstoffe
                                        Damit Deutschland seine Klimaziele im Verkehrssektor erreicht, muss die Politik laut
                                        der BDI-Analyse „Klimapfade Verkehr 2030“ alle geeigneten technischen Hebel
                                        ergreifen. Bei ambitioniertem Ausbau der Infrastruktur verlagern sich zusätzliche
                                        Verkehrsmengen auf Schiene, ÖPNV und Wasserstraße. Gleichzeitig müssten die
                                        Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen in die Höhe schnellen, um die
                                        10-Millionen-Marke bis 2030 zu erreichen. Doch selbst mit diesem Kraftakt bliebe
                                        noch immer eine erhebliche Klimaschutzlücke von rund 20 Millionen Tonnen CO2.
                                        Das Reduktionsziel von 60 Millionen Tonnen CO2 bis 2030 erreicht Deutschland nur,
                                        wenn wir die heutigen Mengen CO2-neutraler Kraftstoffe nahezu vervierfachen. Dazu
                                        gilt es, den Markthochlauf dieser Kraftstoffe intelligent zu gestalten.

                                        Unstrittig ist, dass auf dem Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 für den
                                        Flug- und Seeverkehr langfristig fortschrittliche Biokraftstoffe, Biomethan sowie
                                        strombasierte Kraftstoffe und Wasserstoff bereitstehen müssen. Da die Herstellungs-
                                        kosten für strombasierte Kraftstoffe etwa das Fünffache derjenigen fossiler Brennstoffe      Jürgen Hasler
                                        ausmachen, ist der Markthochlauf dieser teuren Technologie in einem wettbewerbs-             Leiter Abteilung Mobilität und Logistik
                                                                                                                                     beim Bundesverband der Deutschen
                                        intensiven Umfeld wie dem Flug- und Seeverkehr eine enorme Heraus­forderung.
                                                                                                                                     Industrie (BDI)
                                        Daher ist der Einsatz alternativer Kraftstoffe für die Dekarbonisierung des
                                        Straßenverkehrs zentral. Er bietet durch hohe Steuern, Abgaben und Regulierungen
                                        Spielraum für intelligente Steuerungsinstrumente. Ähnlich wie in Schweden wäre
                                        beispielsweise die Energiesteuer auf Kraftstoffe in den europäischen Mindeststeuersatz
                                        und einen am CO2-Gehalt des Kraftstoffs ausgerichteten CO2-Preis aufzusplitten. In
                                        Summe bliebe die finanzielle Belastung gleich; die in der Herstellung teureren
                                        CO2-neutralen Kraftstoffe würden aber steuerlich begünstigt.

                                        Das deutsche Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) bietet durch seine Aus‑
                                        richtung auf den CO2-Ausstoß zusätzliches Anreizpotenzial für CO2-arme und
                                        CO2-neutrale Kraftstoffe. Sinnvoll wäre es, diese Kraftstoffarten in der nach jetzigem
                                        Stand bis zum Jahr 2026 dauernden linearen Anstiegsphase der CO2-Preise des BEHG
                                        mehrfach anzurechnen. Das würde auch bei niedrigen CO2-Preisen eine größere
                                        Hebelwirkung schaffen, die mittelfristig eine stabile Vermarktung alternativer Kraft‑
                                        stoffe sicherstellt. Die Lenkungswirkung des CO2-Preises würde dadurch nicht
                                        geschmälert.

                                        Bei weiterer Kostensenkung strombasierter Kraftstoffe und erfolgreichem Markt‑
                                        hochlauf der Elektromobilität könnten diese Kraftstoffe über das Jahr 2030 hinaus als
                                        Beimischung dem Flug- und Seeverkehr zugeführt werden. Statt planwirtschaftlicher
                                        Zuteilungen kämen alternative Kraftstoffe dort kosteneffizient zum Einsatz, wo sie ihre
                                        beste Wirkung zum Klimaschutz entfalten.
Foto: Die Hoffotografen GmbH Berlin

                                                                                                           Ihre Meinung ist uns wichtig: raffiniert@iwo.de

                                      raffiniert 1 l 2021                                                                                                                      3
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I N H A LT
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» VERKEHR
     Die THG-Minderungsquote für Kraftstoffe soll bis
     zum Jahr 2030 auf 22 Prozent steigen.

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» EEG-NOVELLE » WASSERSTOFF
     Neue Förderregeln                Der Bund fördert
                                                                    Effektiver Klimaschutz

                                                                    MWV und IWO plädieren für Umbau
     für Ökostromanlagen:             diverse große
     Für Eigenverbraucher             Elektrolyseanlagen-
     entfällt die EEG-Umlage.         projekte und Energie-
                                      partnerschaften.
                                                                    der Energiesteuer auf Kraftstoffe
                                                                    »   Um die Klimaziele im Verkehr und im Wärmemarkt zu erreichen, sind
                                                                    aus Sicht der Mineralölwirtschaft flüssige und speicherbare Energieträger
     16 HÖHERES EU-KLIMAZIEL
           Statt um 40 Prozent sollen die Treibhausgas-             unverzichtbar. Diese müssten aber zunehmend klimafreundlich werden.
           emissionen um 55 Prozent bis 2030 sinken.                „Ein wesentliches Instrument ist dabei die Einführung eines substanziellen
                                                                    CO2-Preises auf fossile Kraftstoffe“, sagt Christian Küchen, Hauptgeschäfts-
     19 NEUAUSRICHTUNG                                              führer des Mineralölwirtschaftsverbands. Die heutige Energiesteuer
           Total wird zum Multi-Energie-Konzern. 2050               besteuere klimafreundliche Kraftstoffe genauso wie fossile. Das sei nicht
           will das Unternehmen klimaneutral sein.
                                                                    mehr zeitgemäß, so Küchen. Die Umwandlung in eine Steuer, die sich an den
     22 ISH DIGITAL                                                 fossilen CO2-Emissionen orientiert, sei rechtlich möglich. Von dieser Steuer
           Übersicht Öl-Brennwertgeräte und                         würden nur die fossilen Kraftstoffe erfasst. Moderne Biokraftstoffe und mit
           passende Hybridoptionen.                                 Ökostrom hergestellte synthetische Kraftstoffe dagegen würden steuerbe-
                                                                    günstigt oder sogar steuerfrei. Küchen: „Damit wäre ein echter Anreiz
                                                                    gegeben, solche Kraftstoffe herzustellen, zu importieren und anzubieten.“
                                                                    Die Mehrkosten für die Verbraucher blieben überschaubar, auch wenn die
                                                                                                                                                         Titel: adempercem/stock.adobe.com; Fotos: vladstar/stock.adobe.com

                                                                    klimafreundlichen Kraftstoffe in der Herstellung dauerhaft teurer seien als
     IMPRESSUM                                                      die im Vergleich günstigen fossilen Kraftstoffe. „Der Einstieg in alternative
     raffiniert                                                     Kraft- und Brennstoffe in großem Maßstab ist klimapolitisch eine „No-Re-
     IWO-Fachmagazin für Wärme und Mobilität
                                                                    gret-Maßnahme“, betont IWO-Geschäftsführer Adrian Willig. Für den
     HERAUSGEBER Institut für Wärme und Mobilität e. V. (IWO),      Markthochlauf biete sich der Straßenverkehr an, da hier die Zahlungsbereit-
     Süder­straße 73a, 20097 Hamburg, Tel. 040/23 5113-0, Fax       schaft der Verbraucher größer sei als in anderen Sektoren. Zudem sei der
     040/23 5113-29, E-Mail: raffiniert@iwo.de VERANTWORTLICH
                                                                    Vorteil der Steuerfreiheit für alternative Kraftstoffe aufgrund der hohen
     FÜR DEN INHALT Adrian Willig CHEFREDAKTION Alexander Fack
     REDAKTION Alexander Fack, Christine Engel, Frank Urbansky      Energiesteuer besonders hoch. Mittelfristig würden auch andere Anwen-
     ANZEIGEN Andreas Fallinski LAYOUT Laura Münch VERLAG/DRUCK     dungsbereiche profitieren, so Willig. Dass ein solcher Umbau der Energie-
     Druck- und Verlagshaus FROMM GmbH & Co. KG, 49074 Osnabrück.
                                                                    steuer den Klimaschutz im Straßenverkehr voranbringen würde, belegt eine
     Der Stückpreis beträgt 4,00 Euro. Der Bezugspreis ist im
     Mitgliedsbeitrag enthalten. Nachdruck, auch auszugsweise,      aktuelle Studie der Forschungsinstitute Frontier Economics und Fifo Köln.
     nur mit Erlaubnis des Herausgebers und Quellenangabe.          Die Ergebnisse sind unter www.zukunftsheizen.de/studien zusammengefasst.

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30,9
                                                                                                   Klimaschutzgesetz Hamburg

                                                                                                   Ölheizungsverbot unwirksam
                                                                                                   »   Ab dem 1. Juli 2021 müssen bei Heizungsmodernisierungen in
                                                                                                   Hamburg 15 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs über erneuerbare
                                                     MILLIARDEN EURO:                              Energien gedeckt werden. So legt es das Hamburgische Klimaschutzge-
                                                                                                   setz fest und nennt als eine Erfüllungsoption den Einbau einer
                                                       Rekordwert bei                              Solarthermieanlage. Weitere Optionen definiert eine vom Senat im
                                                     Ökostromförderung                             vergangenen Dezember verabschiedete Rechtsverordnung. Nach dieser
                                                                                                   kann die Vorgabe beispielsweise auch durch einen Anteil von 15 Prozent
                                                                                                   erneuerbarer Energie im eingesetzten Brennstoff (etwa durch
                                               Die Ökostromförderung nach dem                      Bioheizöl) sowie durch Kombinationen von Maßnahmen
                                               Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) war               erfüllt werden. Damit können die ölbeheizten Haushalte
                                               2020 so teuer wie nie zuvor. 30,9 Milliarden        Hamburgs auch künftig bei ihrem Heizsystem bleiben.
                                               Euro flossen im vergangenen Jahr an die             Genau dies wollte der rot-grüne
                                               Betreiber von EEG-geförderten Wind-,                Senat der Hansestadt mit einem im
                                               Solar- und Biomasseanlagen. Die Mittel              Klimaschutzgesetz vom April 2020
                                               dafür kommen aus der EEG-Umlage, die                verankerten Modernisierungsverbot
                                               nahezu alle Stromkunden zahlen. Sie ist ein         (§ 12) ab dem Jahr 2026 ausschlie-
                                               Grund dafür, dass Deutschland im                    ßen. Da allerdings das neue
                                               EU-Vergleich den höchsten Strompreis                Gebäudeenergiegesetz (GEG) des
                                               aufweist. Die EEG-Umlage soll schrittweise          Bundes ein solches Verbot nicht
                                               sinken und bis 2025 vollständig abgeschafft         vorsieht und den Bundesländern
                                               werden. Ab 2022 soll zunächst die Förde-            keine derartigen Kompetenzen über
                                               rung für neue Ökostromanlagen komplett              eine Öffnungsklausel einräumt, ist
                                               über Steuergelder finanziert werden.                die weitgehende Verbotsregelung des
                                                                                                   Hamburgischen Klimaschutzgeset-
                                                                                                   zes unwirksam.

                                        CO2-Bepreisung

                                        Mieter sollen Kosten nicht alleine tragen
                                        »   Im Jahr 2019 konnten laut Statistischem Bundesamt zwei
                                        Millionen Menschen in Deutschland aus finanziellen Gründen ihre
                                                                                                          bezüglich der zum Jahreswechsel eingeführten CO2-Bepreisung im
                                                                                                          Wärmemarkt neue Nahrung gegeben. Nach derzeitiger Lage tragen
                                        Wohnung nicht angemessen warm halten. Das hat der Diskussion      allein die Mieter die Kosten. Wie der Mieterbund sieht auch die
                                        um die Kostenverteilung zwischen Mietern und Vermietern           Bundestagsfraktion der Linken darin eine ungerechte Lastenvertei-
                                                                                                          lung und fordert, dass Vermieter für die durch den CO2-Preis
                                                                                                          bedingten Kosten komplett aufkommen. Über die Frage der
                                                                                                          Aufteilung der CO2-Abgabe wird in der Regierungskoalition seit
                                                                                                          Monaten gestritten. Die SPD will die Kosten zur Hälfte auch den
                                                                                                          Vermietern aufbürden, da nur diese über energetische Sanierungen
                                                                                                          und die Art der Beheizung entscheiden. Die Union sieht das mit
Foto: IWO; PANORAMO/stock.adobe.com

                                                                                                          Skepsis. Die Wohnungswirtschaft ist dagegen und schlägt vor, die
                                                                                                          Höhe der umlagefähigen Kosten von der energetischen Qualität des
                                                                                                          Gebäudes abhängig zu machen. In gut sanierten Häusern müssten
                                                                                                          dann die Mieter die CO2-Kosten tragen, in schlecht sanierten
                                                                                                          anteilig die Vermieter. Union und SPD müssen sich bald einigen,
                                                                                                          wenn die nötige Mietrechtsänderung noch vor Ende der Legislatur-
                                                                                                          periode in Kraft treten soll.

                                      raffiniert 1 l 2021                                                                                                                     5
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              Mehr grüne
              Kraftstoffe
              im Verkehr

6                           raffiniert 1 l 2021
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Die Bundesregierung hat beschlossen, die
                      Treibhausgasminderungsquote für Kraftstoffe im
                      Verkehr bis 2030 auf 22 Prozent zu erhöhen.

                      D
                                er Anteil erneuerbarer Energien im Verkehr soll in Deutschland bis
                                2030 auf 28 Prozent steigen – und damit doppelt so hoch sein wie von
                                der EU vorgegeben. Das sieht eine Gesetzesnovelle zur Weiterent-
                      wicklung der Treibhausgasminderungsquote unter Federführung des Bun-
                      desumweltministeriums (BMU) vor, welche die Bundesregierung nach lang-
                      wierigen Ressortverhandlungen Anfang Februar beschlossen hat. Damit sollen
                      stärkere Anreize gesetzt werden für grünen Wasserstoff und synthetische
                      Kraftstoffe (E-Fuels), für neue Stromladesäulen sowie für fortschrittliche Bio-
                      kraftstoffe, die aus Reststoffen statt aus Nahrungsmitteln gewonnen werden.
                      Gleichzeitig sieht das Gesetz den schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung von
                      Biokraftstoffen aus Palmöl vor.

                      Verbrauch erneuerbarer Energien im Verkehr 2019*

                      Biodiesel
                      22,1 Mrd. kWh                                                                             Bioethanol
                      61,4 %                                                                                    8,4 Mrd. kWh
                                                                                                                23,3 %

                                                                  36 Mrd. kWh
                                                                 (entspricht 5,6 %
                                                                   des gesamten                                     Biomethan
                                                                  Energiebedarfs                                    0,6 Mrd. kWh
                                                                    im Verkehr)                                     1,6 %

                      * Pflanzenöl wegen zu                                                                Erneuerbarer Strom
                      geringer Mengen (0,01 Mrd.                                                           4,9 Mrd. kWh
                      kWh bzw. 0,028 %) nicht dargestellt.
                                                                                                           13,6 %
                      Quelle: Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat); Stand: Dez. 2020

                      Mit der Gesetzesnovelle will der Bund die Erneuerbare-Energien-Richtlinie
                      der EU (Renewable Energy Directive II, 2018) in nationales Recht umsetzen.
                      Die Frist dafür läuft Ende Juni aus. Die EU-Richtlinie sieht unter anderem vor,
                      dass der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch im Verkehrs-
                      sektor der EU im Jahr 2030 bei mindestens 14 Prozent liegen muss. Die Bun-
                      desregierung will diese Vorgabe deutlich übertreffen und einen doppelt so
                      hohen Erneuerbaren-Anteil von 28 Prozent erreichen.

                      THG-Quote verpflichtet die Mineralölwirtschaft
                      Das Instrument, mit dem Deutschland die EU-Vorgaben erfüllt, ist die Treib-
                      hausgasminderungsquote (kurz: THG-Quote), die im Bundesimmissions-
                      schutzgesetz verankert ist. Mit der THG-Quote werden Mineralölunterneh-
                      men seit dem Jahr 2015 verpflichtet, die Treibhausgasemissionen ihrer in
                      Verkehr gebrachten Kraftstoffe zu senken. Die THG-Quote startete mit einer                               »

raffiniert 1 l 2021                                                                                                                7
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    Vorgabe von 3,5 Prozent. Bis 2030 soll der                       Beschlossene Anpassungen
    CO2-Ausstoß der Kraftstoffe um 22 Prozent
    im Vergleich zu 2015 sinken. Aktuell liegt die         der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote)
    Quote bei 6 Prozent. Sie steigt zunächst mo-
    derat: auf 6,5 Prozent (2022), auf 7 Prozent
    (2023) und auf 10 Prozent (2026). Im Jahr
    2028 soll die THG-Quote dann bei 14,5 Pro-
    zent liegen und im Jahr 2030 bei 22 Prozent.
    Dazu können die Mineralölunternehmen
    klimafreundliche Produkte wie Biokraftstof-
    fe, grünen Wasserstoff, strombasierte synthe-
    tische Kraftstoffe (E-Fuels) einsetzen oder
    Strom für Elektrofahrzeuge anrechnen lassen.

    Für die einzelnen Kraft-
    stoffarten sieht das Gesetz
    unterschiedliche Quoten vor
    Biokraftstoffe
    Innerhalb der THG-Quote wird der Anteil
    von Biokraftstoffen aus Nahrungs- und Fut-
    termitteln beim Status quo eingefroren. Die
    aktuelle Obergrenze von 4,4 Prozent soll
    nicht mehr überschritten werden. Palmöl
    darf ab 2026 nicht mehr als Biokraftstoff ver-
    wendet werden. Für Kraftstoffe auf der Basis                                                                                                     Quelle: BMU
    von Abfällen und Reststoffen wie Altspeise-
    ölen und tierischen Fetten liegt die energeti-   bis 2030 steigen. Dazu zählen Kraftstoffe aus               Strombasierte Kraftstoffe
    sche Obergrenze von 2022 bis 2030 durch-         Reststoffen wie Gülle, Klärschlamm, Stroh,                  Kraftstoffe auf Basis von grünem Wasser-
    gängig bei 1,9 Prozent. Der energetische         Waldrestholz. Mengen von diesen Kraftstof-                  stoff sollen einen wichtigen Beitrag zu den
    Mindestanteil von fortschrittlichen Biokraft-    fen oberhalb des Mindestanteils sollen mit                  Klimazielen im Verkehr leisten. Im Flug-
    stoffen (derzeit: 0 %) soll ab 2022 (0,2 %) in   einer doppelten Anrechnung innerhalb der                    verkehr soll strombasiertes Kerosin einen
    kleinen Schritten auf mindestens 2,6 Prozent     THG-Quote gefördert werden.                                 Anteil von 0,5 Prozent im Jahr 2026 und
                                                                                                                 von 2 Prozent im Jahr 2030 haben. Weil die
                                                                                                                 nötigen Produktionskapazitäten für flüssi-
                               Klimaschutz im Verkehr                                                            ge Kraftstoffe aus Ökostrom (Power-to-Li-
                      Die Treibhausgasminderungsquote für Kraftstoffe                                            quid) erst noch geschaffen werden müss-
                                                                                                                 ten, wolle die Bundesregierung grünen
                                                                                                                 Wasserstoff zuerst im Luftverkehr einset-
                                                                                                                 zen, wo es keine klimafreundlichen Alter-
                                                                                                                 nativen zur direkten Stromnutzung gebe,
                                                                                                                 so das Bundesumweltministerium (BMU).
                                                                                                                   Ein Mindestanteil für strombasierte
                                                                                                                 Kraftstoffe im Straßenverkehr sieht die
                                                                                                                 Novelle nicht vor. Ihr Einsatz wird aber
                                                                                                                 doppelt auf die THG-Quote angerechnet
                                                                                                                 und damit stärker gefördert. Das soll auch
                                                                                                                 für grünen Wasserstoff gelten, der in Raffi-
                                                                                                                 nerien verwendet wird. Laut BMU könne
                                                                                                                 grüner Wasserstoff hier dazu dienen,
                                                                                                                 Treibhausgasemissionen in anderen Ver-
                                                              Quelle: Bundesumweltministerium; Grafik: MWV/IWO   kehrssektoren zu reduzieren.

8                                                                                                                                             raffiniert 1 l 2021
Raffiniert - Pickelmann GmbH
Strom für E-Mobilität
                                                            Der direkte Einsatz von Strom in Elektroau-
                                                            tos wird von 2022 an mit einer dreifachen
                                                            Anrechnung innerhalb der THG-Quote ge-
                                                            fördert. Für die an Ladesäulen geladenen
                                                            Strommengen erhalten die Betreiber auf
                                                            Antrag Emissionsgutschriften, die von den
                                                            verpflichteten Unternehmen zur Erfüllung
                                                            der THG-Quote genutzt werden können.

                                                            Um bis zum Jahr 2030 die Klimaziele im
                                                            Verkehr zu erreichen, müsse der Bundes-         Raffinerien können durch Mitverarbeitung (Co-Processing) von Bio-Rohstoffen zum Klimaschutz beitragen.
                                                            tag die von der Regierung verabschiedete
                                                            Gesetzesnovelle nach Ansicht verschiede-
                                                            ner Branchenverbände nachbessern.               Für die Biokraftstoffwirtschaft                                      Damit würde indirekt die Nutzung effizi-
                                                                                                                                                                                 enterer Fahrzeuge angereizt und der Wett-
                                                                                                            steigt die Quote zu langsam                                          bewerb zwischen den Antriebsalternati-
                                                            MWV: Nutzungsoption für                                                                                              ven gestärkt. Ziel sollte es nicht sein,
                                                                                                            Dass die THG-Quote in den ersten Jahren
                                                            biobasierte Rohstoffe fehlt                     nur wenig ansteigt und erst ab 2028 einen                            einzelne Technologien querzufinanzieren.
                                                                                                            deutlichen Sprung machen wird, stößt in
                                                            Aus Sicht der Mineralölindustrie fehlt in der
                                                            Gesetzesnovelle die Option, nachhaltig er-
                                                                                                            der Biokraftstoffwirtschaft sowie bei den                            Autohersteller vermissen
                                                                                                            Inverkehrbringern auf Kritik. So haben die                           Unterquote für E-Fuels
                                                            zeugte Biomasse sowie recycelte Abfall- und
                                                                                                            Verbände BDBe (Bioethanolwirtschaft),
                                                            Reststoffe anstelle von Erdöl mitzuverarbei-
                                                                                                            UFOP Union zur Förderung von Oel- und                                Der Verband der Automobilindustrie
                                                            ten. „Damit würden wir sofort mehr Klima-
                                                                                                            Proteinpflanzen, Uniti (Mineralölhandel)                             (VDA) begrüßt grundsätzlich die neue
                                                            schutz in der Produktion von Kraftstoffen
                                                                                                            und VDB (Biokraftstoffindustrie) gemein-                             THG-Quotenregelung. Die Doppelan-
                                                            ermöglichen“, sagt Christian Küchen, Haupt-
                                                                                                            sam eine deutlichere und stetigere Steige-                           rechnung für Wasserstoff und E-Fuels sei
                                                            geschäftsführer des Mineralölwirtschaftsver-
                                                                                                            rung der CO2-Minderung bereits in der                                ein wichtiges Signal. Allerdings bleibe die
                                                            bands. Das erhöhte Treibhausgasminde-
                                                                                                            ersten Hälfte der 2020er-Jahre und eine                              neue THG-Quote von 22 Prozent für
                                                            rungsziel für 2030 von 22 Prozent im Verkehr
                                                                                                            jährliche Revision zur Anpassung an die                              2030 immer noch hinter den Möglichkei-
                                                            sei der richtige Weg zu mehr Klimaschutz.
                                                                                                            Marktentwicklung gefordert. Es dürfe zu-                             ten zurück. Mit einer ambitionierten Um-
                                                               Für die Umsetzung dieses Ziels müssten       dem nicht dazu kommen, dass die ver-                                 setzung der EU-Richtlinie könne ein
                                                            aber auch alle Technologieoptionen genutzt      schiedenen erneuerbaren Energieträger                                Drittel der erforderlichen Treibhausgas-
                                                            werden können. Bislang sei nur die Mitver-      sich gegenseitig verdrängen. Die Verbände                            einsparung bis 2030 im Verkehr erreicht
                                                            arbeitung (Co-Processing) von Rohstoffen        befürchten aufgrund der Dreifachanrech-                              werden. Dazu sind aus VDA-Sicht eine
                                                            nicht-biogenen Ursprungs, etwa von grü-         nung von Ladestrom eine technologische                               THG-Quote von 23 Prozent und eine
                                                            nem Wasserstoff oder synthetischem Rohöl,       Vor-Festlegung auf die E-Mobilität, die bei                          Mindestquote von 5 Prozent für Wasser-
                                                            in Raffinerien möglich. Küchen: „Das muss       der Quotenerfüllung den größten Anteil                               stoff und E-Fuels bis 2030 nötig. „Fest
                                                            aber auch für nachhaltig erzeugte biogene       stellen würde. Es würden die Biokraftstoffe                          steht: Wir brauchen E-Mobilität und
                                                            Komponenten rechtlich ermöglicht wer-           aus dem Markt gedrängt und ein Markt-                                E-Fuels gleichermaßen“, so VDA-Präsi-
                                                            den.“ Bestehende Anlagen könnten dann           hochlauf bei Wasserstoff oder E-Fuels ver-                           dentin Hildegard Müller. Ohne erneuer-
                                                            genutzt werden, um diverse erneuerbare          hindert. Die Mehrfachanrechnung sollte                               bare Kraftstoffe blieben die Klimaziele für
                                                            und recycelte Einsatzstoffe weiterzuverarbei-   daher entfallen.                                                     den Verkehr außer Reichweite, schon weil
                                                            ten und zunehmend klimafreundliche Kraft-
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                                                                                                                                                                                 auch die Bestandsflotte einen Beitrag leis-
                                                            stoffe zu produzieren. In vielen EU-Ländern     Die Deutsche Energie-Agentur bemängelt,                              ten müsse.
                                                            werde das Co-Processing biobasierter Roh-       dass der Gesetzentwurf keine Vorgaben
                                                            stoffe bereits auf die Verpflichtungen der      zum Grünstrombezug der E-Mobilität lie-                              Nach dem Beschluss durch das Bundeska-
                                                            Kraftstoffanbieter angerechnet. Der Gesetz-     fert. Dies sei mit Blick auf den noch hohen                          binett muss der Gesetzentwurf nun noch
                                                            geber müsse hier Wettbewerbsgleichheit          Kohlestromanteil am deutschen Strommix                               vom Bundestag beschlossen werden und
                                                            herstellen. „Denn aus einer an sich guten       bedauerlich. Zudem stört sich die dena                               den Bundesrat passieren. Ob es zu Ände-
                                                            Treibhausgasminderungs-Verpflichtung            an der Mehrfachanrechnung. Ziel der                                  rungen kommt, bleibt abzuwarten. Die
                                                            darf durch fehlende Optionen kein Stand-        THG-Quote müsse es sein, „den realen An-                             Erfahrung hat gezeigt: Bis auf wenige Aus-
                                                            ortnachteil für die Raffinerien in Deutsch-     teil an erneuerbaren Energieträgern zu er-                           nahmen hat kein Gesetz den Bundestag so
                                                            land werden“, so Küchen.                        höhen“, so dena-Chef Andreas Kuhlmann.                               verlassen, wie es hineingekommen ist.  ■

                                                          raffiniert 1 l 2021                                                                                                                                                  9
Raffiniert - Pickelmann GmbH
ENERGIERECHT

 Erneuerbare Energien

 EEG-Novelle in Kraft
     Der Staat setzt neue Rahmenbedingungen für den Ausbau der
     erneuerbaren Energien und für den Weiterbetrieb von ausgeförderten
     Anlagen. Die EEG-Umlage soll schrittweise sinken.

 D
         ie 7. Novelle des Erneuerbare-Ener-   Novelle setzt neue Rahmenbedingungen          lage eines prognostizierten Bruttostromver-
         gien-Gesetzes (EEG) ist am 1. Ja-     für deren Ausbau. Ziel des EEG 2021 ist es,   brauchs von 580 Terawattstunden jährliche
         nuar 2021 in Kraft getreten. Das      den Anteil des aus erneuerbaren Energien      Ausbauziele für Photovoltaik-, Wind- und
 EEG bildet seit mehr als 20 Jahren den        erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch      Biomasseenergieanlagen fest und schafft ei-
 Rahmen für den Ausbau der erneuerbaren        auf 65 Prozent im Jahr 2030 zu steigern       nen rechtlichen Rahmen, durch den der
 Energien im deutschen Stromsektor. Rund       und die Stromerzeugung in Deutschland         weitere Ausbau der erneuerbaren Energien
 45 Prozent beträgt heute der Anteil der Er-   noch vor dem Jahr 2050 klimaneutral           angereizt werden soll. Wie komplex die Ma-
 neuerbaren an der Stromerzeugung. Die         zu machen. Dazu legt es auf Grund-            terie geworden ist, verdeutlichen die insge-

10                                                                                                                        raffiniert 1 l 2021
samt 109 Paragrafen des EEG 2021 samt         da in der Industrie, im Gebäude- und im     EEG-Umlage und folglich der Strompreise.
  umfänglichem Anhang, während das EEG          Verkehrssektor immer mehr strombasierte     Das gelte es unbedingt zu verhindern. Wie
  zum Start vor 20 Jahren mit ein paar weni-    Anwendungen zum Einsatz kommen und          viel rechnerisch zugebaut werden muss,
  gen Seiten im Gesetzesblatt auskam.           gleichzeitig Kohle- und Atomstromkapazi-    hängt wesentlich vom für das Jahr 2030
                                                täten wegfallen. Dieser wachsende Strom-    prognostizierten Stromverbrauch ab. Hier-
                                                bedarf sei in den Ausbauzielen der          über besteht jedoch Uneinigkeit. Das Wirt-
  Klärung strittiger Punkte                     EEG-Novelle nicht genügend berücksich-      schaftsministerium rechnet mit 580 Tera-
  steht noch an                                 tigt. Zudem hat die EU die europäischen     wattstunden, das entspricht in etwa der
                                                Klimaschutzziele für 2030 höher gesetzt     derzeitigen Erzeugung. Die Schätzung be-
  Weil sich die Regierungskoalition bei ver-    (siehe Beitrag S. 16 ff.).                  ruht auf der Annahme, dass der Mehrbe-
  schiedenen Themen jedoch nicht einigen                                                    darf an Elektrizität, der sich durch die zu-
  konnte, wurden diverse offene Streitpunkte                                                nehmende Elektromobilität, den Betrieb
                                                Den richtigen
  in einer Entschließung zum EEG 2021 ge-                                                   von Wärmepumpen und die Wasserstoff-
  parkt. Darin wird die Bundesregierung         Stromverbrauch finden                       produktion ergibt, durch Effizienzsteige-
  aufgefordert, ein Konzept zu erarbeiten,                                                  rungen kompensiert werden kann.
  das die schrittweise Absenkung der            Bundesumweltministerin Svenja Schulze          Das Umweltministerium rechnet mit
  EEG-Umlage mittels eines haushaltsneut-       (SPD) hat gefordert, das Ausbauziel 2030    rund 680 Terawattstunden für 2030. Ver-
  ralen Finanzierungsmodells gewährleistet.     bei Photovoltaik von 100 auf 150 Gigawatt   schiedene Branchenverbände und Exper-
  Noch im ersten Quartal 2021 sollen zudem      und bei Windkraft von 71 auf 95 Gigawatt    tenkreise gehen ebenfalls von einem deut-
  weitergehende Ausbauziele bei den erneu-      zeitnah zu erhöhen. Bundeswirtschaftsmi-    lichen Anstieg des Stromverbrauchs bis
  erbaren Energien definiert werden. Damit      nister Peter Altmaier (CDU) lehnt das in    2030 aus. Wirtschaftsminister Altmaier
  eng verknüpft ist die Festlegung des zu er-   diesem Umfang bislang ab und verweist       zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass es
  wartenden Stromverbrauchs im Jahr 2030,       auf den damit verbundenen Anstieg der       zu einer Einigung kommt.                 »

raffiniert 1 l 2021                                                                                                                    11
ENERGIERECHT

 Wichtige Regelungen der                      EEG-Förderung fallen, Regelungen ge-                sei der geringe Aufwand bei dieser „Einspei-
                                              troffen. Für diese „ausgeförderten Anla-            severgütung light“, so Zukunft Altbau. Die
 EEG-Novelle im Überblick*                    gen“ gibt es übergangsweise eine neue               Alternative dazu sei, den Eigensolarstrom so
                                              Einspeisevergütung, die einen wirtschaft-           weit wie möglich selbst zu nutzen und den
 Keine EEG-Umlage für                                                                             Rest an den Netzbetreiber zu verkaufen. Der
                                              lichen Weiterbetrieb ermöglichen und
 Eigenverbraucher                                                                                 Eigenverbrauch „spart im Vergleich zum
                                              den Wegfall von Erzeugungskapazität ver-
 Für die Eigenversorgung gibt es deutliche    meiden soll (§ 23b EEG 2021). Unter-                netto 26 Cent teuren Netzstrom durch-
 Änderungen im EEG 2021. Betreiber von        schieden wird dabei zwischen kleineren              schnittlich 23 Cent/kWh ein und ist damit
 Photovoltaik-, Wind- und Biomasseanla-       Anlagen (PV, Biomasse, Wasserkraft) von             deutlich lukrativer als die Einspeisung“, er-
 gen mit einer Leistung von bis zu 30 kWp     maximal 100 Kilowatt Leistung und                   läutert Zukunft Altbau.
 (vorher: bis zu 10 kWp) müssen künftig       Windenergieanlagen an Land (ohne Leis-
 keine EEG-Umlage für den selbst ver-         tungsobergrenze).                                   Für Betreiber von ausgeförderten Wind­
 brauchten Strom mehr bezahlen. Werden                                                            energieanlagen an Land sieht das EEG 2021
 mehr als 30 Megawattstunden selbst ver-      So können die Betreiber von PV-Altanlagen           die Möglichkeit vor, im Rahmen der über
 braucht, werden wie bisher 40 Prozent der    zunächst bis 2027 vom Netzbetreiber eine            Marktprämien geförderten Direktvermark-
 EEG-Umlage auf den gesamten Eigenver-        feste Vergütung in Höhe des Jahresmarkt-            tung an Ausschreibungen für eine An-
 brauch fällig (§ 61b EEG 2021). Die Rege-    wertes für den eingespeisten Solarstrom er-         schlussförderung teilzunehmen. Das Aus-
 lung gilt sowohl für Neuanlagen als auch     halten. Laut dem Informationsprogramm               schreibungsvolumen wurde zunächst auf
 für Anlagen, die vor dem 1. Januar 2021 in   Zukunft Altbau, gefördert durch das Land            1.500 Megawatt für 2021 und auf 1.000 Me-
 Betrieb genommen worden sind. Somit ist      Baden-Württemberg, lag dieser Wert in den           gawatt für 2022 festgelegt. Der Gebots-
 auch der Eigenverbrauch bei ausgeförder-     letzten Jahren zwischen drei und vier Cent/         höchstwert muss zwischen 3,0 und 3,8 Cent/
 ten Anlagen mit bis zu 30 kWp Leistung       kWh. Davon abzuziehen seien Vermark-                kWh liegen. Die Bundesnetzagentur soll bis
 von der EEG-Umlage befreit.                  tungskosten des Netzbetreibers in Höhe von          spätestens 30. Juni 2021 diese Ausschrei-
                                              0,4 Cent/kWh. Je nach Größe der PV-Anla-            bungen aufsetzen. Unabhängig von diesen
 Keine EEG-Umlage für                         ge und den jährlichen Betriebskosten könne          Ausschreibungen gibt es im Jahr 2021 für
 grünen Wasserstoff                           dieses Modell kostendeckend sein, viel Ge-          Anlagenbetreiber eine gesetzlich festgelegte
                                              winn sei jedoch nicht möglich. Vorteilhaft          Anschlussvergütung.
 Unternehmen, die grünen Wasserstoff aus
 Ökostrom herstellen, können nach § 69b
 EEG 2021 für den Strom zur Wasserstoff-
 herstellung vollständig von der EEG-Um-                 Entwicklung der Zahlungen nach dem EEG
 lage befreit werden. Die Inanspruchnahme
 dieser Befreiung gilt branchenunabhängig
                                                                                       (in Mrd. Euro)
 und setzt keine bestimmte Verwendung                                                                                                  30,9
 des Wasserstoffs voraus. Was genau aber
 unter grünem Wasserstoff zu verstehen ist,
 soll erst im Wege einer Rechtsverordnung         Solare Strahlungsenergie                                           24,2
 (nach § 93 EEG 2021) bis Ende Juni 2021          Biomasse*
 konkretisiert werden. Erst dann ist die          Windenergie an Land
 Umlagebefreiung anwendbar. Im Rahmen
                                                  Windenergie auf See
 der Umsetzung der Nationalen Wasser-
 stoffstrategie gilt die EEG-Umlagebefrei-        Wasserkraft
 ung als wichtige Rahmenbedingung für             Deponie-, Klär- & Grubengas                     13,2
 den Aufbau einer Wasserstoffproduktion,
 deren Kosten in allererster Linie vom
 Strompreis abhängen.
                                                                                 5,8
 Anschlussregeln für
 ausgeförderte EE-Anlagen
 Neben den Regelungen für neue Anlagen
 zur Ökostromerzeugung hat der Gesetzge-
                                                                                2006               2010              2015               2020
 ber in der EEG-Novelle auch für Bestands-
 anlagen, die nach 20 Jahren aus der          Quelle: Bundesnetzagentur, 2020: Übertragungsnetzbetreiber Amprion, Tennet, 50Hertz und TransnetBW

12                                                                                                                                raffiniert 1 l 2021
Regelungen für                                                                                                        Bruttostrom-
                                          neue PV-Anlagen                                                                                                     erzeugung 2020
                                                                                                                                                                 in Deutschland
                                          »   Betreiber von neuen PV-Anlagen er-
                                                                                                                                                               in Terawattstunden
                                              halten weiterhin 20 Jahre lang eine
                                              gleich hohe Einspeisevergütung für
                                              jede eingespeiste Kilowattstunde So-
                                              larstrom. Wie hoch die Vergütung aus-
                                                                                                                                                              573,6 TWh
                                              fällt, hängt davon ab, in welchem Mo-
                                              nat die Anlage angemeldet wurde. Die
                                              Vergütungssätze sinken monatlich in
                                              Abhängigkeit vom PV-Zubau. Sie wer-
                                              den von der Bundesnetzagentur regel-
                                              mäßig veröffentlicht.                                                                                   134,5   Windenergie          23,4 %
                                                                                        Betreiber von PV-, Wind- und Biomasseanlagen bis zu 30 kWp
                                          »   PV-Bestandsanlagen mit einer Leistung     müssen künftig keine EEG-Umlage für den selbst verbrauchten
                                                                                        Strom mehr bezahlen.
                                              bis zu 7 Kilowatt müssen keine teuren
                                              intelligenten Messsysteme (Smart Me-
                                              ter) installieren.
                                                                                        Windenergie an Land:
                                          »   Damit auch Mieter und Wohnungs­           Kommunen können künftig
                                              eigentümer den PV-Strom stärker                                                                         91,7    Braunkohle           16,0 %
                                              nutzen können, wird der sogenannte
                                                                                        finanziell profitieren
                                              Mieterstromzuschlag erhöht.
                                                                                        »   Der Ausbau der Windenergie erfolgt
                                                                                            weiterhin über Ausschreibungen der
                                          »   PV-Anlagen (u.a. auf Dach, an Außen-          Bundesnetzagentur. Im Jahr 2021 liegt
                                              wand) müssen erst ab einer Leistung von       das Ausschreibungsvolumen bei 4.500
                                              750 Kilowatt im Rahmen der Direktver-         Megawatt zu installierender Leistung.
                                              marktung an Ausschreibungen mit defi-                                                                   91,6    Erdgas               16,0 %
                                                                                            Bis 2028 sollen die jährlichen Mengen
                                              niertem Ausschreibungsvolumen der             bis auf 5.800 Megawatt steigen.
                                              Bundesnetzagentur teilnehmen.
                                                                                        »   Betreiber von Windenergieanlagen
                                          »   Für PV-Dachanlagen von 300 bis                sollen die Standortgemeinden an den
                                              750 Kilowatt gibt es künftig die              Erträgen aus dem Betrieb beteiligen
                                                                                            können (§ 36k EEG 2021). Ein Betrei-                      64,3    Kernenergie          11,2 %
                                              Option, entweder mit ihrer Erzeu-
                                              gungskapazität an einer Ausschrei-            ber kann Gemeinden, in denen eine
                                              bung teilzunehmen oder eine Festver-          Windenergieanlage errichtet wird, auf
                                              gütung für 50 Pro­zent des erzeugten          freiwilliger Basis bis zu 0,2 Cent/kWh
                                              Stroms in Anspruch zu nehmen.                 zahlen. Sind mehrere Gemeinden in                         51,0    Photovoltaik           8,9 %
                                                                                            einem Umkreis von 2,5 Kilometern be-
                                                                                            troffen, ist die Zahlung nach Flächen-
                                          »   Die „Agri-PV“ (eine Doppelnutzung
                                                                                            anteilen pro Gemeinde aufzuteilen. Da
                                              von Flächen zur Energiegewinnung                                                                        44,4    Biomasse               7,7 %
                                                                                            Anlagenbetreiber die Zahlungen voll-
                                              und landwirtschaftlichen Produktion)
                                                                                            ständig durch den Netzbetreiber aus
                                              und die „Floating-PV“ (schwimmende
                                                                                            der EEG-Umlage erstattet bekommen,
                                              Solarkraftwerke auf Binnengewässern)
                                                                                            ist davon auszugehen, dass die meisten                    42,5    Steinkohle             7,4 %
Fotos: Soonthorn/stock.adobe.com; IWO

                                              werden in die Innovationsausschrei-
                                                                                            Betreiber von der Möglichkeit Ge-
                                              bungen aufgenommen. Für den einge-
                                                                                            brauch machen werden.
                                              speisten Strom gibt es höchstens
                                                                                                                                                      34,8    Sonst./Mineralöl  6,0 %
                                              7,5 Cent/kWh aus dem EEG-Topf.
                                                                                        * Eine umfassende Übersicht zu den Rege-
                                                                                                                                                      18,7    Wasserkraft            3,3 %
                                                                                        lungen der EEG-Novelle 2021 findet sich
                                                                                        unter: www.energieagentur.nrw        ■                                            Quelle: AG Energiebilanzen

                                        raffiniert 1 l 2021                                                                                                                                         13
WASSERSTOFF

     Der Aufbau einer
     Wasserstoffwirtschaft
     nimmt weiter Fahrt auf
 Die Zahl großer Wasserstoff-Anlagenprojekte wächst und erste
 Energiepartnerschaften mit dem Ausland werden konkret.

                                                        Quelle: NOW GmbH

14                                                                 raffiniert 1 l 2021
Schlüssel zur
                                                                                                     Klimaneutralität

  N
             eben diversen Forschungspro-       Wirtschaft biete grüner Wasserstoff auch die
                                                                                                     Grüner Wasserstoff gilt als Schlüssel
             jekten in Deutschland, die sich    Möglichkeit, die Bereiche Industrie, Verkehr
                                                                                                     zur Klimaneutralität. Er wird mittels
             bereits seit einiger Zeit im La-   und Wärmeversorgung klimafreundlich zu
                                                                                                     Strom aus erneuerbaren Quellen durch
  bormaßstab und in kleineren Demonstra-        gestalten. Über 230 Partner aus Wissenschaft
                                                                                                     Elektrolyse hergestellt und ist
  tionsanlagen mit der Wasserstofferzeugung     und Wirtschaft aus allen 16 Bundesländern
                                                                                                     klimaneutral. Der Stahl- und
  und der Verarbeitung zu Produkten wie         beteiligen sich bereits an den Leitprojekten.
                                                                                                     der Chemieindustrie, aber auch dem
  synthetischen Energieträgern beschäftigen,    Die drei industriegeführten Konsortien wol-
                                                                                                     Schwerlast- und Flugverkehr sowie
  gibt es eine Reihe neuer, größerer Anlagen-   len Lösungen zu zentralen Herausforderun-
                                                                                                     dem Straßenverkehr eröffnet grüner
  projekte, die Unternehmenskonsortien ge-      gen der grünen Wasserstoffwirtschaft schaf-
                                                                                                     Wasserstoff die Möglichkeit, CO2-neut-
  startet haben oder in naher Zukunft starten   fen: Das Projekt H2Giga widmet sich den
                                                                                                     ral zu werden. In der Nationalen
  wollen. Dazu zählen Elektrolyseure im         Technologien für eine serienmäßige Herstel-
                                                                                                     Wasserstoffstrategie beziffert die
  zweistelligen Megawattbereich, Power-to-      lung von Wasser-Elektrolyseuren. Das Pro-
                                                                                                     Bundesregierung unter günstigen
  X-Anlagen und Wasserstoffnetze. Es kommt      jekt H2Mare erforscht Möglichkeiten, Was-
                                                                                                     Bedingungen für den Markthochlauf für
  Bewegung in die Weiterentwicklung von         serstoff und seine Folgeprodukte direkt auf
                                                                                                     das Jahr 2030 einen Wasserstoffbedarf
  Wasserstofftechnologien und den Aufbau        See mithilfe von Windrädern zu produzie-
                                                                                                     von 90 bis 110 TWh (ohne Straßenver-
  einer grünen Wasserstoffwirtschaft in         ren. Das Projekt TransHyDE entwickelt, be-
                                                                                                     kehr). Aktuell werden in Deutschland
  Deutschland wie auch andernorts. Neben        wertet und demonstriert Technologien zum
                                                                                                     55 bis 60 TWh pro Jahr verarbeitet. Der
  den investitionswilligen Unternehmen, die     Wasserstofftransport.
                                                                                                     Hauptteil ist hierbei „grauer“ Wasser-
  an diesem Zukunftsmarkt gern partizipie-
                                                                                                     stoff, der auf Basis von Erdgas via
  ren wollen, haben auch die nationalen Was-
                                                Erste Förderbescheide für                            Dampfreformation hergestellt wird.
  serstoffstrategien Deutschlands und weite-
  rer Länder sowie der Europäischen Union       Projekte im Ausland
  Anteil an dieser Entwicklung. Sie beinhal-
  ten neben Aufbauzielen für Elektrolyseka-     In puncto Erzeugung sieht die Nationale
                                                Wasserstoffstrategie inländische Produkti-      rad mit 3,4 Megawatt auf bis zu 700 Wind­
  pazitäten und wichtigen regulatorischen                                                       räder mit insgesamt 2.500 Megawatt. Der
  Aspekten meist auch beträchtliche För-        onskapazitäten von rund 10.000 Megawatt
                                                bis 2040 vor. Weil damit der künftige Be-       E-Fuel-Kraftstoff soll per Schiff nach
  dermittel.                                                                                    Deutschland geliefert werden. „Das Schöne
                                                darf nicht gedeckt werden kann, braucht es
  Die Nationale Wasserstoffstrategie (NWS)      Energiepartnerschaften mit Ländern mit          an Synfuels ist ja, dass die benötigten Liefer-
  Deutschlands, verabschiedet im Juni 2020,     günstigen Produktionsbedingungen für            ketten für Kraftstoffe bereits existieren“, so
  zielt auf ein umfassendes Wasserstoffsys-     Ökostrom. Auch hierfür will die Bundes-         Siemens-Energy-Chef Christian Bruch in
  tem aus Erzeugung, Transport und Spei-        regierung Fördergelder in Milliardenhöhe        einer Pressekonferenz. Siemens liefert mit
  cherung. 5 Gigawatt Elektrolyseleistung       bereitstellen. Erste Projekte in Chile, Sau-    den Windrädern und dem PEM-Elektroly-
  sollen bis 2030 hierzulande entstehen.        di-Arabien und Tunesien haben bereits           seur die wesentlichen Komponenten für das
  Rund 9 Milliarden Euro an Fördergeldern       Förderbescheide erhalten.                       PtX-Projekt.
  will allein der Bund dafür aufwenden. Da-                                                        Der Autohersteller Porsche möchte in der
  von sind 7 Milliarden für inländische Was-                                                    ersten Phase den Kraftstoff für Motorsport
                                                Power-to-X-Projekt Haru Oni                     und Erprobung nutzen. Auch der Mine-
  serstoffprojekte und 2 Milliarden für Pro-
  jekte im Ausland vorgesehen.                  in Chile                                        ralölgroßhändler Mabanaft will mittelfristig
                                                                                                größere Mengen der in Chile hergestellten
                                                Rund 8 Millionen Euro erhält das Power-         E-Fuels abnehmen und in Deutschland ver-
  Leitprojekte sollen technolo-                 to-X-Projekt Haru Oni in Chile. An der          treiben. Dazu hat das Hamburger Unter-
  gische Hürden abbauen                         windreichen Südküste wollen der chileni-        nehmen mit der AME-Tochter HIF (Highly
                                                sche Energieversorger AME sowie Siemens,        Innovative Fuels) in einem Memorandum
  Insgesamt 700 Millionen Euro stellt das       ExxonMobil und weitere Partner aus Wind-        of Understanding (MOU) den Kauf und
  Bundesforschungsministerium (BMBF)            strom Wasserstoff gewinnen und diesen zu        Verkauf von jährlich bis zu 500 Millionen
  bis 2025 für die drei Leitprojekte H2Giga,    synthetischem Treibstoff weiterverarbeiten.     Litern E-Fuels vereinbart. „Mabanaft möch-
  H2Mare und TransHyDE zur Verfügung.           Die Anlage soll ab 2022 zunächst etwa           te eines der ersten Unternehmen in
  Sie sind das Ergebnis des im Juni 2020 ge-    130.000 Liter E-Fuels erzeugen, in zwei         Deutschland und Europa sein, das seine
  starteten Ideenwettbewerbs „Wasserstoff­      Schritten soll die Kapazität bis 2026 auf       Kunden mit CO2-neutralen E-Fuels über
  republik Deutschland“. Das Ziel: technolo-    rund 550 Millionen Liter pro Jahr steigen.      sein umfangreiches Netzwerk von Tankstel-
  gische Hürden zügig abbauen. Neben            Parallel soll die installierte Windkraftleis-   len und Großhandelsstandorten versorgt“,
  erheblicher Wertschöpfung für die deutsche    tung wachsen – von anfangs einem Wind-          so Mabanaft-Chef Jonathan Perkins.          ■

raffiniert 1 l 2021                                                                                                                           15
KLIMASCHUTZ

 Der Green Deal für ein
 klimaneutrales Europa
 im Jahr 2050

 D
           er Green Deal ist eines der wich-    gliedstaaten noch. Ebenso über die Frage,     Die Einnahmen sollen in den EU-Haushalt
           tigsten politischen Vorhaben der     ob jedes einzelne Land oder die EU als        fließen, um Schulden aus dem Corona-
           neuen EU-Kommission. Bis zum         Ganze bis 2050 klimaneutral sein muss.        Konjunkturprogramm abzubauen.
 Jahr 2050 soll Europa zum ersten klima-        Ausgehend vom 55-Prozent-Ziel, will die          Die Überarbeitung der Lastenteilungs-
 neutralen Kontinent werden. Auf Vor-           Kommission eine Reihe von Richtlinien         verordnung (Effort Sharing Regulation
 schlag der Kommission haben die EU-Mit-        und Verordnungen aus dem Bereich Ener-        oder Non-ETS), der zweiten Säule der
 gliedstaaten Ende letzten Jahres auch ein      gie und Klima anpassen beziehungsweise        EU-Klimaschutzarchitektur neben dem
 neues Zwischenziel für das Jahr 2030 be-       erlassen. Die Vorhaben sind unter den Titel   Emissionshandel, dürfte eine der größten
 schlossen. Die Treibhausgasemissionen der      „Fit für 55“ zusammengefasst und sollen       Hürden sein, welche die EU-Kommission
 EU sollen nun bis 2030 statt um 40 Prozent     noch in diesem Jahr bearbeitet werden.        zu überwinden hat. In der Verordnung ist
 um 55 Prozent gegenüber 1990 sinken. Ob        Dazu zählen unter anderem:                    nach einem Schlüssel, der bislang auf dem
 es bei minus 55 Prozent bleibt oder ein           Die Revision des EU-Emissionshandels       Bruttoinlandsprodukt pro Kopf beruht, für
 60-Prozent-Ziel im geplanten EU-Klima­         (EU ETS) für die Bereiche Energie und In-     jedes EU-Mitgliedsland festgelegt, wie viele
 gesetz festgelegt wird, darüber streitet das   dustrie soll künftig auch den CO2-Ausstoß     Emissionen in den nicht vom EU-Emissi-
 EU-Parlament mit Kommission und Mit-           von Schiffen und Flugzeugen bepreisen.        onshandel abgedeckten Bereichen Verkehr,

16                                                                                                                         raffiniert 1 l 2021
55 Prozent weniger Treibhausgase – mit dem neuen
  Zwischenziel für 2030 hat die EU ein schärferes Klimaziel
  festgelegt. Um es zu erreichen, müssen diverse Richtlinien und
  Verordnungen angepasst werden.

  Gebäude und Landwirtschaft vermieden            Neu ist der CO2-Grenzausgleichsmecha-        CO2-Grenzwerten von neuen Pkw und klei-
  werden müssen. Für das Ziel der Klima-          nismus (Carbon Border Adjustment Me-         nen Transportern. Hier wird die Anerken-
  neutralität 2050 gilt es, die nationalen Bei-   chanism), eine CO2-Grenzsteuer, welche       nung und Anrechenbarkeit von alternativen
  träge neu zu diskutieren und zu entschei-       die heimische Industrie vor Wettbewer-       erneuerbaren Kraftstoffen wie E-Fuels von
  den. Laut einem Positionspapier des             bern aus Ländern mit geringeren Klima-       großer Bedeutung sein. Die derzeitige Flot-
  Wirtschaftsbeirats Bayern würde das EU-         schutzanforderungen schützen soll.           tengrenzwertsystematik bezeichnen Kritiker
  Ziel von minus 55 Prozent nach dem bishe-                                                    als verkappte Quote für Elektroautos.
  rigen Verteilungsschlüssel für Deutschland
  knapp minus 70 Prozent weniger CO2-Aus-
                                                  CO2-Flottengrenzwerte und                    Bei der Überarbeitung der Erneuerba-
  stoß bedeuten. Das würde die deutsche           alternative Kraftstoffe                      re-Energien-Richtlinie und der Energieef-
  Volkswirtschaft überfordern. Deshalb                                                         fizienzrichtlinie ist der Rahmen bereits ab-
  müsse bei einer Erhöhung des europäi-           Für den Verkehrsbereich stehen auf dem Ar-   gesteckt. Der Anteil der Erneuerbaren am
  schen Minderungsziels der Verteilungs-          beitsprogramm: die Revisionen der Richtli-   Gesamtenergieverbrauch in der EU soll bis
  schlüssel zugunsten von Deutschland ver-        nie für die Infrastruktur von alternativen   zum Jahr 2030 von aktuell 32 Prozent auf
  ändert werden.                                  Kraftstoffen und der Verordnung zu           38 bis 40 Prozent steigen. Damit sollen  »

raffiniert 1 l 2021                                                                                                                       17
KLIMASCHUTZ

 auch höhere EE-Anteile in den Sektoren          Zähe Verhandlungen sind                      nationalen Klimaziele überprüfen und er-
 Gebäude und Verkehr einhergehen. Die                                                         höhen. Dabei gilt das aktuelle deutsche
 Erneuerbare-Energien-Richtlinie will die
                                                 absehbar                                     Klimaziel bereits als sehr ambitioniert. Die
 Kommission bis Juni an das neue EU-Kli-                                                      Bundesregierung hatte sich schon im nati-
                                                 Eine Menge Arbeit, die sich die Kommissi-
 maziel angepasst haben. Der Primärener-                                                      onalen Klimaschutzplan von 2016 zum
                                                 on vorgenommen hat. Zum UN-Klimagip-
 gieverbrauch soll um 36 bis 39 Prozent sin-                                                  Langfristziel einer Klimaneutralität bis
                                                 fel im November 2021 will die EU nicht nur
 ken statt nur um 32,5 Prozent.                                                               2050 bekannt und für das Jahr 2030 eine
                                                 mit ihrem neuen Klimaziel für 2030 auf-
    Hier muss auch der Gebäudesektor einen                                                    Reduktion der Treibhausgasemissionen
                                                 warten, sondern auch konkrete Maßnah-
 höheren Beitrag leisten, weshalb die Revi­                                                   Deutschlands um mindestens 55 Prozent
                                                 men präsentieren, die zur Zielerreichung
 sion der Gebäudeeffizienzrichtlinie eben-                                                    gegenüber dem Niveau von 1990 als Zwi-
                                                 führen. Ein anspruchsvolles Unterfangen
 falls auf dem Programm der Kommission                                                        schenziel festgelegt. Bei Zielerreichung
                                                 angesichts der vielfältigen nationalen In­
 steht. Die Mindestanforderungen an die Ef-                                                   würden die Emissionen bis Ende 2030 auf
                                                 teressenlagen bei den 27 EU-Mitgliedern.
 fizienz von Gebäuden sollen erhöht werden.                                                   560 Millionen Tonnen CO2-Aquivalente
                                                 Danach steht dann die Umsetzung der neu-
 Das seit November 2020 geltende deutsche                                                     sinken. Ende 2019 betrugen die Emis­
                                                 en Regelungen in den Mitgliedsländern an.
 Gebäudeenergiegesetz müsste entsprechend                                                     sionen rund 810 Millionen Tonnen
                                                 Nach einer Analyse des Klimaforschers
 novelliert werden.                                                                           CO2-Aquivalente.
                                                 Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für
    Auch die Richtlinie für die Energiebesteu-                                                   Die Diskussion darüber, ob und in wel-
                                                 Klimafolgenforschung (PIK) reicht das
 erung soll überarbeitet werden. Die Ener-                                                    chem Umfang das nationale Klimaziel
                                                 55-Prozent-Ziel der EU zwar nicht für
 giesteuer bei fossilen Energien soll durch                                                   strenger werden muss, ist in Deutschland
                                                 eine Begrenzung der Erderwärmung auf
 Preissignale größere Wirkung entfalten, um                                                   seit Monaten im Gange. Bundeswirt-
                                                 1,5 Grad, aber immerhin für eine auf deut-
 eine effizientere und umweltfreundlichere                                                    schaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat
                                                 lich unter 2 Grad, womit die Mindestvor­
 Energienutzung voranzutreiben. Der Bun-                                                      sich zuletzt für eine Anhebung der Reduk-
                                                 gabe des Pariser Klimaabkommens von
 desverband der Deutschen Industrie, der                                                      tionen auf 60 Prozent bis 2030 ausgespro-
                                                 2015 eingehalten würde.
 Mineralölwirtschaftsverband und weitere                                                      chen. Für diese Zielgröße plädiert auch die
 Verbände sprechen sich für eine Änderung                                                     CSU-Landesgruppe. Hingegen wollen
 der EU-Energiesteuerrichtlinie aus. Grund-      Folgen für die nationale                     Umweltministerin Svenja Schulze (SPD)
 lage sollten die von Kraft- und Brennstoffen    Klimaschutzpolitik                           sowie Bündnis 90/Die Grünen eine Ab-
 verursachten CO2-Emissionen sein. So                                                         senkung der Emissionen um mindestens
 würde der Markthochlauf der erneuerbaren        Damit das höhere Treibhausgasminde-          65 Prozent bis 2030. Viele Branchenver-
 Kraftstoffe unterstützt (siehe MEINUNG          rungsziel der EU bis 2030 erreicht werden    bände befürchten eine Überforderung der
 und NEWS in dieser Ausgabe).                    kann, müssen die EU-Mitgliedstaaten ihre     Wirtschaft.                              ■

                             UN-Klimaschutzabkommen –
                          viele Staaten müssen noch liefern
                                                                                                                                                 Foto: rcfotostock/stock.adobe.com; C. Schüßler/stock.adobe.com

         Der UN-Klimagipfel (kurz: COP 26) soll vom 1. bis 12.          für schärfere Klimaziele verstreichen. Im Paris-Proto-
         November 2021 im schottischen Glasgow stattfinden.             koll wurde vereinbart, im Fünf-Jahres-Rhythmus, also
         Bis dahin sind viele Staaten gefordert, ihr Klima-             bis Ende 2020, die nationalen Klimaziele jeweils nach-
         schutzziel für 2030 zu verschärfen und Maßnahmen-                zubessern, um die Erderwärmung auf deutlich unter
         pläne vorzulegen. Der UN-Klimagipfel wur-                                 2 Grad zu begrenzen. Die EU hat noch frist-
         de wegen der Corona-Pandemie um                                               gerecht ein höheres Treibhausgasmin-
         ein Jahr verschoben. Daraufhin lie-                                              derungsziel für 2030 vereinbart.
         ßen zahlreiche Vertragsstaaten                                                      Zahlreiche Staaten, darunter alle
         des Pariser Klimaabkommens                                                            großen Volkswirtschaften, müs-
         von 2015 den Abgabetermin                                                              sen das noch tun.

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BRANCHE IM WANDEL

  Getting to Net Zero

  Total will 2050
  klimaneutral sein

  Mineralölkonzerne sind wie andere Wirtschaftszweige gefordert, ihre Produktion
  und ihre Produkte klimaneutral zu machen. Mit der Reihe „Branche im Wandel“ gibt
  raffiniert einen Einblick, wie die Unternehmen die nötige Neuausrichtung angehen.

  E
          iner der großen Player, die französi-   ten erreicht werden. Die durchschnittliche   fast 250 Projekte, die darauf abzielen. Für
          sche Total Gruppe, will ihre Treib-     CO2-Bilanz von Energieprodukten von          die Verbesserung der Energieeffizienz und
          hausgasemissionen bis 2050 auf          Total soll weltweit bis 2050 um 60 Prozent   die Elektrifizierung von Prozessen im Be-
  netto null absenken. Bei der Neuausrich-        sinken, mit Zwischenschritten bis 2030       reich Refining & Chemicals sind bis zum
  tung setzt die Total Gruppe neben verflüs-      (15 %) und 2040 (35 %). In Europa will das   Jahr 2025 Investitionen in Höhe von
  sigtem Erdgas (LNG) vor allem auf erneu-        Unternehmen unter Einbeziehung des Ins-      450 Millionen US-Dollar eingeplant. Die-
  erbare Energien. „Wir wollen weltweit zu        truments der CO2-Kompensation bis spä-       ser Bereich steht bisher für 66 Prozent des
  den Top 5 der größten Produzenten von           testens 2050 Klimaneutralität erreichen.     Energieverbrauchs des Unternehmens.
  erneuerbaren Energien gehören“, so Total-                                                    Alle übrigen und aktuell nicht vermeidba-
  Vorstandsvorsitzender und CEO Patrick                                                        ren Emissionen will Total durch andere
  Pouyanné. Der Weg zum Ziel „Netto Null“
                                                  Produktion soll                              Maßnahmen kompensieren, etwa durch
  soll bei Total schrittweise in den Bereichen    energieeffizienter werden                    Investition in die Aufforstung von Wäldern
  eigene Emissionen, Produkte und Nach­                                                        und in die Kohlenstoffabscheidung und
  frage der Kunden erfolgen. Bis 2050 oder        Total strebt zunächst Klimaneutralität im    -speicherung (CCS). Dazu gehören auch
  eher sollen null Treibhausgasemissionen         eigenen Geschäft und bei den Emissionen      Forschung und Entwicklung im Bereich
  innerhalb der Betriebsabläufe und der ge-       in den Produktionsstätten an. Insgesamt      der CO2-Abscheidung aus der Luft (Direct
  samten Produktion und bei allen Produk-         gibt es innerhalb der Unternehmensgruppe     Air Capture).                           »

raffiniert 1 l 2021                                                                                                                      19
BRANCHE IM WANDEL

                                                                                                                       Jan Petersen, Direktor Mobilität & Neue
                                                                                                                       Energien bei Total Deutschland (siehe
                                                                                                                       auch Kurzinterview).
                                                                                                                          Bei der E-Mobilität stellt sich das Unter-
                                                                                                                       nehmen auf ein „enormes Wachstum“ ein.
                                                                                                                       In Deutschland betreibt Total bereits rund
                                                                                                                       1.400 Ladestationen mit über 2.400 Lade-
                                                                                                                       punkten an B2B-Standorten außerhalb der
                                                                                                                       Tankstellen. Weitere Ladesäulen befänden
                                                                                                                       sich an rund 30 Tankstellen, darunter auch
                                                                                                                       die ersten fünf Stationen mit Schnellla-
                                                                                                                       desäulen (175 kW). Bis Ende 2022 sollen
                                                                                                                       es knapp 100 Standorte mit rund 300 La-
                                                                                                                       depunkten sein – vorrangig entlang von
                                                                                                                       Autobahnen. Und da weiterhin viele Ver-
                                                                                                                       brennerautos genutzt würden, werde Total
                                                                                                                       sein Biokraftstoffangebot bis 2030 aus­
                                                                                                                       bauen, so Petersen. Total ist zudem an dem
                                                                                                                       Joint Venture „H2 Mobility Deutschland“
                                                                                                                       beteiligt, das den Aufbau von Wasserstoff-
                                                                                                                       stationen vorzugsweise in bestehenden
                                                                                                                       Tankstellen zum Ziel hat.

 Am Raffineriestandort La Mède in Südfrankreich will Total künftig auch grünen Wasserstoff herstellen.                 Aus Erdölraffinerien werden
                                                                                                                       Biokraftstoffraffinerien
                                                                                                                       Im Bereich Wasserstoff hat Total gemein-
                                                                                                                       sam mit dem ebenfalls französischen Ener-
                                                                                                                       gieversorger Engie ein Projekt zur Herstel-
                                                                                                                       lung von grünem Wasserstoff am
                                                                                                                       Raffineriestandort La Mède in Südfrank-
                                                                                                                       reich gestartet. Dieser wird mittels Elekt-
                                                                                                                       rolyse erzeugt. Der erzeugte Wasserstoff soll
                                                                                                                       zur Produktion von Biotreibstoff verwendet
                                                                                                                       werden. Die ehemalige Erdölraffinerie La
 Total verfügt aktuell                                                                                                 Mède ist zu einer Anlage für „neue Energien“
 weltweit über 3 Giga-                                                                                                 mit einer Kapazität von 500.000 Tonnen
 watt Kapazitäten zur
 Ökostromerzeugung.
                                                                                                                       HVO (Hydrotreated Vegetable Oil) pro Jahr
                                                                                                                       geworden. Der geplante Elektrolyseur soll
                                                                                                                       mit einer Leistung von 40 Megawatt pro
                                                                                                                       Jahr rund 1.800 Tonnen grünen Wasserstoff
                                                                       tung der LNG-Produktion mit Großpro-            produzieren. Nach aktuellem Stand wäre
 Treibhausgasarme Produkte
                                                                       jekten in Nordwest-Sibirien. Schon 2025         die Anlage die bisher größte ihrer Art in
 für die Mobilität der Zukunft                                         rechnet Total mit einem eigenen LNG-Ab-         Frankreich. Den Strom liefern Solarparks
                                                                       satz von 50 Millionen Tonnen.                   mit einer Leistung von 100 Megawatt. Die
 Total strebt eine Diversifizierung des Port-                             Die zukünftige Mobilität wird aus Sicht      Produktion könnte 2024 starten. Auch die
 folios hin zu weniger CO2-intensiven Al-                              von Total ein Mix verschiedener Techno-         Total-Raffinerie in Grandpuits bei Paris soll
 ternativen an: Im Jahr 2030 sollen Öl                                 logien sein. „Wir sind bereits seit Jahren im   grüner werden. Statt Rohöl sollen hier ab
 35 Prozent (2019: 55 %), Erdgas 50 Prozent                            Aufbau von Ladeinfrastruktur für die            2024 Biokraftstoffe produziert werden. Ent-
 (2019: 40 %) und Ökostrom 15 Prozent                                  E-Mobilität beziehungsweise Tankinfra-          stehen sollen Kapazitäten von 170.000 Ton-
 (2019: 5 %) ausmachen. Das Unternehmen                                struktur für alternative Kraftstoffe wie        nen pro Jahr. Als Rohstoffe dienen vor
 plant dafür unter anderem eine Auswei-                                Wasserstoff, CNG oder LNG aktiv“, sagt          allem tierische Fette und Altspeiseöle.

20                                                                                                                                                  raffiniert 1 l 2021
Investments in regenerative                             lärsten Projekte soll vor Südkorea entste-           Stromerzeugung. Bis zum Jahr 2025 soll es
                                                                               hen – und zwar drei insgesamt 2 Gigawatt             mehr als das Zehnfache sein, nämlich
                       Energien
                                                                               leistende schwimmende Windparks. Vor                 35 Gigawatt.
                       Ein wichtiger Baustein der Transformation               der britischen Küste soll ein ähnliches
                       sind Investments in die regenerative Ener-              Projekt mit 400 Megawatt entstehen. Da-              Von dieser Art der Stromerzeugung sollen
                       gieerzeugung. In den kommenden fünf                     mit geht Total einen bereits vor gut zehn            auch die Investitionen in die Elektromobi-
                       Jahren werden dafür 2,6 Milliarden Euro                 Jahren eingeschlagenen Weg weiter. Aktu-             lität profitieren. Bis 2030 sollen 850 Milli-
                       eingeplant. Ein Schwerpunkt ist dabei die               ell verfügt das Unternehmen weltweit                 onen Euro in die Ladeinfrastruktur ge-
                       Offshore-Windkraft. Eines der spektaku-                 über 3 Gigawatt Kapazitäten regenerativer            steckt werden.                            ■

                       Nachgefragt bei

                       Jan Petersen
                       Direktor Mobilität & Neue Energien bei Total Deutschland

                       Welche sind die wesentlichen Eckpunkte                  struktur für die E-Mobilität beziehungsweise         Wird die klassische Total-Tankstelle auch
                       des Konzernumbaus bei der Neuausrich-                   Tank­infrastruktur für alternative Kraftstoffe wie   deswegen überleben?
                       tung hin zu „Netto Null“?                               Wasserstoff, CNG oder LNG aktiv. Angesichts der
                                                                               hohen Anzahl an Verbrennerfahrzeugen, die wei-       Es zeichnet sich ab, dass es zukünftig nicht nur
                       Die Total Gruppe hat sich das Ziel gesetzt, bis         terhin auf den Straßen unterwegs sein werden,        eine dominierende Antriebs- oder Kraftstoffart
                       spätestens 2050 CO2-Neutralität zu erreichen,           baut Total sein Angebot an Biokraftstoffen aus       geben wird. Viele unserer Tankstellen sind schon
                       gemeinsam mit der Gesellschaft und für alle             und strebt ein Wachstum von mehr als 10 Pro-         heute Multi-Energie-Tankstellen, mit verschie-
                       Aktivitäten des Unternehmens – von der Her-             zent bis 2030 an. In Südfrankreich betreibt Total    denen Kraftstoff- und Betankungsarten. In ei-
                       stellung bis zur Nutzung der verkauften Ener-           mit La Mède bereits eine große Bioraffinerie mit     nem sich ändernden Markt werden wir das An-
                       gieprodukte durch den Kunden. Hier wird der             Biokraftstoffen, die die Nachhaltigkeitskriterien    gebot sukzessive anpassen. So werden an einer
                       Ausbau von Wind- und Solarenergie eine immer            der Europäischen Union erfüllen. Darüber hinaus      Tankstelle, die etwa in der Nähe von Autobahnen
                       wichtigere Rolle einnehmen. Bis zum Jahr                wird die Total Gruppe ihre Raffinerie in Grand-      liegt, zukünftig neben den klassischen Kraftstof-
                       2050 wird sich unser Energie-Produktportfolio           puits bei Paris in eine erdölfreie Plattform mit     fen auch ultraschnelles Laden für Pkw oder LNG
                       stark ändern. Wir werden bis zu 40 Prozent              einer Biokraftstoffanlage umwandeln, die 2024        und Wasserstoff für den Schwerlastverkehr an-
                       Strom, vorwiegend erneuerbar, verkaufen so-             in Betrieb genommen werden soll. Diese Anlage        geboten. Bei Tankstellen im Innenstadtbereich
                       wie 40 Prozent gasförmige Produkte (Erdgas,             wird hauptsächlich mit Abfall- und Reststoffen       sehen wir den Trend zu „Mobility Hubs“: Unsere

                                                                                                                        „
                       Biogas und grüner Wasserstoff) und nur noch             wie tierischen Fetten europäischen Ursprungs         Kunden können Strom laden oder klassische
                       20 Prozent flüssige Energieträger (mit einem            und gebrauchten Speiseölen betrieben. Palmöl         Kraftstoffe tanken, Wechselakkus austauschen
                       Biokraftstoffanteil von 25 Prozent).                    wird nicht                                           und nebenbei ihr Paket an einer Abholstation
                                                                               verarbeitet                                          abholen. Auch in der Zukunft wird es also Tank-
                       Im Jahr 2030 dürften allein in Deutsch-                 werden.                                              stellen geben, sie werden sich allerdings je nach
                       land noch 30 bis 40 Millionen Verbren-                                                                       Standort stärker ausdifferenzieren.
                       nerfahrzeuge unterwegs sein. Werden vor
                       diesem Hintergrund auch biogene oder
                       strombasierte Kraftstoffe im Angebot von
                       Total eine Rolle spielen?
                                                                                                                           Dekarbonisierung
                                                                                                                           des Straßenverkehrs
                                                                                                                            gelingt nur mit
                       Erklärtes Ziel von Total ist, die Energie für die Mo-
Fotos: Total Group

                       bilität der Zukunft bereitzustellen, welche ein Mix
                       verschiedener Technologien sein wird. Wir sind
                       bereits seit Jahren im Aufbau von Ladeinfra-
                                                                                                                        		     allen Optionen.

                     raffiniert 1 l 2021                                                                                                                                            21
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