Rassismuskritik in Gesellschaft und Schule - Prof. Dr. Karim Fereidooni Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung ...

Die Seite wird erstellt Volker Wiedemann
 
WEITER LESEN
Rassismuskritik in Gesellschaft und Schule - Prof. Dr. Karim Fereidooni Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung ...
Rassismuskritik in Gesellschaft und Schule

Prof. Dr. Karim Fereidooni
Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung

                               Universität zu Köln am 21.01.2021
Rassismuskritik in Gesellschaft und Schule - Prof. Dr. Karim Fereidooni Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung ...
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Gliederung

     Anmerkung zu Beginn
     Rassismus(kritik)
     Rassismus im Klassenzimmer
     Rassismus im Lehrer*innenzimmer
     Weißsein
     Fazit
Rassismuskritik in Gesellschaft und Schule - Prof. Dr. Karim Fereidooni Juniorprofessor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung ...
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                        Zu Beginn

       „Holzkamps Lernen begann also mit einer Art Sorge um sich, die von
       diffuser Unzufriedenheit mit sich und merklichem Ärger über sich geprägt
       war. Der nunmehr Lernbegierige witterte in diesem emotional-
       motivational bewegten Zustand seine Chance, durch intentionale
       Lernhandlungen (…) zu einer bereichernden und befriedigenden
       Erweiterung seines Handlungspotentials zu gelangen (…)“.
       (Straub Jürgen: 2010, S. 57: Lerntheoretische Grundlagen. In: Arne Weidemann, Jürgen Straub & Steffi Nothnagel (Hg.): Wie lehrt
       man interkulturelle Kompetenz? Theorie, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Bielefeld: transcript, S. 31-98)
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Zu Beginn

           Analysebrille: Rassismuskritik – Einladung kein Dogma
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Zu Beginn

           Die Relevanz rassismuskritischer Kompetenzentwicklung intendiert eine
            doppelte Entwicklung:
              • Lehrende und Lernende sollen kognitive Kompetenzen erwerben, um
                rassismusrelevante Sachverhalte in Bildern, Texten, Reden, Liedern, Filmen
                etc. zu erkennen.
              • Lehrende      und     Lernende      sollen      eine    rassismuskritische
                Handlungskompetenz erwerben, um Gefahren von der Demokratie
                abzuwenden.

           Die Zielsetzung der rassismuskritischen Bildung ist das Folgende:
              • Lehrende und Lernende sollen verstehen, wie Differenzkonstruktionen in
                  Vergangenheit und Gegenwart funktionalisiert worden sind bzw. werden,
                  indem sie den folgenden Fragen nachgehen:
              • Wann, wie und zu welchem Zweck wurden bzw. werden Menschen zu
                  anders- und fremdartigen, sowie minderwertigen und gefährlichen Wesen
                  gemacht und welche Auswirkung hatte bzw. hat das für diese Menschen
                  bzw. welche Funktion hat das für die gesamte Gesellschaft?
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Zu Beginn

           Aus dieser Zielsetzung, resultiert eine komplexe Anforderung an Lehrende, die
            sich mit Rassismuskritik auseinandersetzen möchten:
               • Die Erweiterung ihrer Handlungskompetenz in Bezug auf
                  rassismuskritisches Wissen.
               • Vor diesem Hintergrund ergeben sich für rassismuskritische Bildung die
                  folgenden Fragen:
               • Was muss die rassismuskritische Bildung leisten, damit die Lehrenden ihre
                  rassismuskritische Handlungskompetenz insofern erweitern, als dass sie a)
                  ihre eigenen Wissensbestände rassismuskritisch überprüfen, damit sie in
                  einem nächsten Schritt in der Lage sind, b) den Lernenden ein Wissen über
                  rassismusrelevante Strukturen zu vermitteln und c) Lernende dazu zu
                  befähigen, sich gegen Rassismus einzusetzen?
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Zu Beginn

           Letztlich trägt die Analysekategorie der Rassismuskritik dazu bei, dass Lehrende
            und Lernende Antworten auf die folgenden Fragen finden:
              • Was hat mir Rassismus beigebracht?
              • Was passiert in meinem Berufs- und Privatleben rassismusrelevantes?
              • Inwiefern befördern Medienprodukte (Zeitungen, Bücher, Film, Musik,
                  Reiseliteratur, Kinderbücher, Schulbücher, Gesetzestexte, Podcasts etc.),
                  die ich konsumiere, rassimusrelevante Wissensbestände?
              • Wie kann ich mich gegen Rassismus einsetzen?
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Zu Beginn
          Postkarte der Deutschen Vereinigung für Politische Bildung NRW (DVPB NRW)
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                 Zu Beginn

 Ergebnisse der Autoritarismus-Studie 2018
  „Die Empirie unserer Studienreihe zeigt die Mitte nicht als Garanten von
  Stabilität. In der Mitte der Gesellschaft wurden und werden Ansichten und
  Themen artikuliert und zur Diskussion gestellt, die dem Selbstverständnis der
  bundesrepublikanischen Demokratie fundamental widersprechen“.
   (Decker 2018, S. 25. In: Decker/Brähler (Hrsg.), Fluch ins Autoritäre. Abrufbar unter:
   https://www.boell.de/sites/default/files/leipziger_autoritarismus-studie_2018_-_flucht_ins_autoritaere_.pdf?dimension1=ds_leipziger_studie)

 Ergebnisse der Mitte Studie 2019
  „Jede fünfte befragte Person (21 %) neigt ganz deutlich zu
   rechtspopulistischen Einstellungen, bei 42 % lässt sich eine Tendenz dazu
   feststellen. Rechtspopulistische Einstellungen haben sich stabil verfestigt und das
   heißt, sie sind in der Mitte normaler geworden“.
     (Zick/Küpper/Berghahn: Verlorene Mitte. Feindselige Zustände. Abrufbar unter: https://www.fes.de/forum-berlin/gegen-
      rechtsextremismus/mitte-studie)
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Alltagsrassismus
       Heitmeyer (2012, 38)
       Zustimmungswerte zu folgenden Aussagen:
        „Die Weißen sind zu Recht führend in der Welt“ (12,8%).
        „Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“
           (22,6 %).
        „Es leben zu viele Ausländer in Deutschland“(47,1%).

       Zick/Klein (2014, 13)
        Die Befragung ergab, dass insgesamt fast 42 Prozent der befragten Deutschen
           mit ihren Einstellungen in Richtung Rechtspopulismus tendieren.

       Decker et al. (2016)
        „Sinti und Roma neigen zur Kriminalität“ (58,5%)
        „Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“
          (41,4%)
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Alltagsrassismus

       Terkessidis (2004)
        Jeder Menschen, der in der BRD sozialisiert wurde, besitzt „rassistisches
           Wissen“.

       Scherschel (2006)
        Rassismus stellt Individuen und Gesellschaften „ein Interpretationsangebot
          zum Verstehen sozialer Vorgänge […] bereit und bietet ihnen eine Option,
          soziale Welt mittels rassistisch konstruierter Kategorien zu strukturieren“
          (S. 12).
        Rassismus ist eine gesamtgesellschaftliche Tatsache und kein ‚Problem‘
          bestimmter gesellschaftlicher Schichten.
        Rassismus ist eine flexible symbolische Ressource.
        Facharbeiter*innen: Rassismus wird genutzt, um Konkurrenz und Angst vor
          einem Bedeutungsverlust der eigenen Ingroup und Nation auszudrücken.
        Akademisches Milieu: Rassismus wird genutzt, um die Regeln des Sozialen
          und des eigenen soziostrukturellen Kontextes zu kommunizieren und zu
          konsolidieren.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Alltagsrassismus

 Maisha Eggers (2005): Rassifizierung und kindliches Machtempfinden.
  Kostenlos        online     abrufbar        unter:       https://macau.uni-
  kiel.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dissertation_derivate_00002289/Disser
  tation_Maureen_Eggers.pdf

 Claudia Machold (2015): Kinder und Differenz.

 Oliver Decker/Elmar Brähler (2018): Flucht ins Autoritäre.
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                              Kritik gesellschaftlicher Benennungspraktiken

1. „Migrationshintergrund“ in doppelter Hinsicht falsch:
 Quantitative Ebene: Wie lange bleibt jemand ein(e) ‚Migrant*in‘?
 Qualitative Ebene: Heterogenität dieser Menschen gebietet eine andere Wortwahl

2.   Alternative rassismuskritische Begrifflichkeiten
    Migrationsandere (Mecheril 2010)
    Schwarze Deutsche, Deutsche of Color, weiße Deutsche (Ha 2007)
    Rassismuserfahrene und -unerfahrene Personen (Eggers 2013)

3. Fazit
 Selbstbezeichnung statt Fremdbezeichnung
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                 Unterschied zwischen Diskriminierung und Rassismus

Rassismus ist „eine spezielle Form der Diskriminierung, in der eine
Hierarchisierung von Menschengruppen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft
vorgenommen wird“, während bei der Diskriminierung, „anders als beim
Rassismus, jede Person jederzeit aus unterschiedlichsten Gründen Opfer von
Diskriminierungen werden kann (z.B. wegen (…) sexueller Orientierung, (…)
weil Frau, weil Mann, weil Chefin, weil Putzmann, weil zu klein/zu groß, weil zu
dick/zu dünn, weil zu wenig hübsch, weil zu hübsch etc.)“ (Bundschuh 2010,
o.S.). Demnach sind Diskriminierungen, im Gegensatz zu Rassismus, nicht an die
Konstruktion einer „anderen Herkunft“ gebunden, sondern nehmen
allgemeinpersonenbezogene Merkmale zum Anlass der Ungleichbehandlung.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                     Diskriminierung und Rassismus
„Als Diskriminierungen gelten gewöhnlich Äußerungen und Handlungen, die sich in
herabsetzender oder benachteiligender Absicht gegen Angehörige bestimmter sozialer
Gruppen richten“ (Hormel/Scherr 2010, S. 7).

Formen von Diskriminierung:
 Individuell: Abwertende Äußerungen zwischen Menschen
 Institutionell-strukturell: Gesetzlichen Regelungen in Organisationen
 Ideologisch-diskursiv: Diskurse sowie tradierte Rollen und Normen
 Unmittelbar: Setzt direkt an einem Diskriminierungsmerkmal an
 Mittelbar: Scheinbar merkmalsneutrale Gesetze, die für alle gelten. In der Praxis
   betreffen sie aber bestimmte Gruppen stärker als andere.
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                           Diskriminierung und Rassismus
„Eine Ideologie, eine Struktur und ein Prozess, mittels derer bestimmte Gruppierungen auf der
Grundlage tatsächlicher oder zugeschriebener biologischer oder kultureller Eigenschaften als
wesensmäßig andersgeartete und minderwertige ‚Rassen‘ oder ethnische Gruppen angesehen
werden. In der Folge dienen diese Unterschiede als Erklärung dafür, dass Mitglieder dieser
Gruppierungen vom Zugang zu materiellen und nicht-materiellen Ressourcen ausgeschlossen
werden“ (Essed 1992, S. 375).

Formen von Rassismus
 Klassisch: hierarchische Unterscheidung zwischen unterschiedlichen biologischen Rassen. Die
   weiße Rasse ist der gelben, roten und schwarzen Rasse überlegen.
 Neo-Rassismus/Kulturrassismus: höher- und Minderwertigkeit von Kulturen und
   Unvereinbarkeit von Kulturen

   Çiçek/Heinemann/Mecheril (2014):
    Primäre Rassismuserfahrungen: Explizit rassistische Botschaften; (direkt oder indirekt)
    Sekundäre Rassismuserfahrungen: Erfahrungen, die dann entstehen, wenn eigene
    Rassismuserlebnisse zum Thema werden und gleichzeitig dethematisiert werden.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                Rassismus im Klassenzimmer

 Wiebke Scharathow (2014): Risiken des Widerstandes: Jugendliche und ihre
  Rassismuserfahrungen. Bielefeld: transcript.

 Olga Artamonova (2016): „Ausländersein“ an der Hauptschule: Interaktionale
  Verhandlungen von Zugehörigkeit im Unterricht. Bielefeld: transcript.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                        Rassismus im Klassenzimmer

 Die Erfahrung als ‚nicht-deutsch‘ kategorisiert zu werden
Harun: „Ich sag mal so, in der Gesellschaft brauchst du dich selber nicht
einzustufen. Das machen die anderen für dich. Und die lassen dir auch keinen
Raum, die lassen dir auch keine Zeit, dich selbst einzustufen […] selbst zu finden,
wo du hingehörst. Du wirst als erstes in deine Schublade gesteckt“ (Scharathow
2014, S. 223).

 Jungen die ‚Scheiße bauen‘ - Mädchen, die ‚verheiratet werden‘
Amina: „[j]edem Menschen […] frei[steht], ob man es [Kopftuch tragen] machen
will oder nicht [wollen] die meisten eigentlich nicht verstehen. Auch wenn ich so
erzähle: ‚Nee‘. Glauben die mir auch gar nicht […] so: ‚Nee, die werden ja (….)
von den Vätern gezwungen, dass die es anziehen müssen, und die werden ja
sowieso – die Frauen werden ja sowieso benachteiligt von den Männern und
schlecht behandelt“ (Scharathow 2014, S. 259).
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                         Rassismus im Klassenzimmer
 Marginalisiert im Macht-Wissen-Komplex
„So berichtet Amina, wie ein Lehrer ihrer früheren Realschule (…) einen Zusammenhang
zwischen Islam und Terrorismus erklärt: Ja, das sind ja diese Moslems, die halt töten, um in
den Himmel zu kommen und dreißig Jungfrauen kriegen (….) das steht ja im Koran, dass die
das machen müssen“. (Scharathow 2014, S. 298).

 ‚War ja nur Spaß‘
Samir: „[M]eistens bringen die das nur aus Spaß rüber, aber das ist gar nicht aus Spaß. So,
viele sagen das immer: ‚Scheiß Ausländer‘ und lachen dabei und so und finden das voll
witzig und bringen das so locker rüber, weil wir die kennen, aber im Endeffekt so denke ich,
bestimmt denken die wirklich so“ (Scharathow 2014, 333).

 Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen
Jamil: „In der fünften Klasse hatte ich so Probleme mit meinem Deutschlehrer, denn der
hatte immer irgendwelche Scherze gemacht, die ich nicht verstanden habe. Aber ich hab –
als ich das zu Hause mit meiner Schwester besprochen hab, hat sie gesagt (…) das wären
so eher rassistische Sprüche“ (Scharathow 2014, S. 391).
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                        Rassismus im Klassenzimmer
 Kanakistanische Identität: Zur Fremd- und Selbstbezeichnung der Klasse
„Die Lehrerin bittet einen Schüler (Fahrid) seine Jacke auszuziehen:
Lehrerin: „mach deine Jacke aus!“
Kayrat (ein anderer Schüler): „Wir sind hier nicht in Kanakistan würde Herr Müller sagen“.
(Artamonova 2016, S. 114).

„Der Lehrer erklärt den Weg zum gemeinsamen Klassentreffen in der Stadt. Der beschriebene
Weg befindet sich nicht weit weg von der Schule. Kayrat will wissen, ob man dort zu Fuß
hingeht oder mit dem Bus hinfährt. (…)
Kayrat: „Ach, laufen wir dann?“
(….)
Lehrer: (atmet tief ein, wirkt enttäuscht) „Soll ich deine Mama anrufen, ob sie einen Esel zur
Verfügung stellt?“ Du ziehst ihn aber. Würde dann auch passen. (Artamonova 2016, S. 117).

„Der (…)Lehrer fragt nach einem gelben oder grünen Marker. (…)
Lehrer: „danke (…) (nimmt Fahrids Marker. (…) (riecht am Marker, lächelt, guckt auf Fahrid
misstrauisch. (…) Hier muss ich aufpassen du. (…) Aber wo du jetzt in Pakistan warst.
Fahrid: „Da ist keine Bombe drin.“ (Artamonova 2016, S. 151).
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                    Rassismus im Klassenzimmer
   „Ella berichtet über die Episode, als ihre beste Freundin Alice Klassensprecherin werden
    wollte. Herr Müller äußerte (…) Bedenken über ihren Wunsch und meinte, sie könne
    aufgrund ihrer Hautfarbe keine Klassensprecherin werden“ (Artamonova 2016, S. 185).
Rassismus im Lehrer*innenzimmer

   Fereidooni, Karim (2016): Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen im Schulwesen.
    Eine Studie zu Ungleichheitspraktiken im Berufskontext. Wiesbaden: Springer VS.

   Kostenloser Download auf:
    http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/20203/
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                       Rassismus im Lehrer*innenzimmer

1. Schritt: Forschungsliteratur und zehn Pre-Interviews

2. Schritt: Quantitative Befragung von 159 Referendar*innen und Lehrer-
*innen ‚mit Migrationshintergrund‘

3. Schritt: Qualitative Befragung: Zehn problemzentrierte Interviews – Fünf
Personen ohne und fünf Personen mit Diskriminierungs- und
Rassismuserfahrungen (inhaltsanalytisch ausgewertet)

4. Schritt: Ergebnisvergleich des quantitativen und qualitativen Teils
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                       Rassismus im Lehrer*innenzimmer
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                   Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Rassismusrelevante Differenzkategorie: Herkunft
 Othering: „Basierend auf »Wir« – »Ihr« -Konstruktionen wird das »Ihr«
  zum/zur vermeintlich gänzlich Anderen. (…) Es werden elementare
  Differenzen konstruiert, die (…) betont werden“ (IDA e.V. o.J., o.S.).
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                      Rassismus im Lehrer*innenzimmer
 Konstruktion von „Fremd- und Andersartigkeit“ (Mehdi Azar)
Einmal nur, da hatte ich äh n Brief eingesammelt und das hat mich hier verletzt. 10. Klasse
(.) Da schrieben zwei Schüler dann Briefe und dann habe ich einen eingesammelt, ne? (.)
[die eine hat der anderen geschrieben]: „Ja, von wo kommt denn der Lehrer so her?“ [die
andere hat geantwortet] „Ich glaube ähähäh Jamaika oder so.“ Da meinte die: „Das sieht
man an seiner Hautfarbe, ne?“ (.) Ja? Und äh (.) „Sein Aussehen und so wie er Deutsch
redet.“ [...] (.) Hab ich den eingesammelt. (.) Und ja, gesagt: „Das geht nicht. Das ist
diskriminierend, ja?“ (.) Wenn ich zur Schulleitung gehe, kriegst du richtig Ärger. Habe es
nicht gemacht, um die Schülerin auch zu schützen. (.) Im Endeffekt (.) ich sag mal sowas
sollte man schon äh (..) ahnden. Weiß nicht, gut, ich war damals auch ganz neu hier. Ne?
Wollte auch keinen Ärger haben. Ne? Weil ich weiß, dass (.) ja, diskriminierend, Rassismus
(.), die Schule ist ja auch äh (.) Schule ohne Rassismus (.) angeblich [lacht]. Beschämt, ja? So
nach dem Motto: „Puuhhh, ja=s=bin ich falsch hier oder äh?“ Äh (..) ja verletzt auch. Ich
war verletzt und sauer. (.) Ja? Das war ein Schock einfach auch. Ne? Ich habe immer
gedacht: „Ich bin gut integriert in diesem Land." (.) Ne? Hab immer alles versucht dafür,
auch nicht anzuecken, auch jetzt auch religiös nicht und so, ne? Hab es immer versucht und
dann auf einmal äh (.) man gibt so viel (.) ja? Integriert sich und auch beruflich sehr gut,
sag ich einfach mal. (.) Und dann sehen die einen trotzdem noch so (..) ja? Warum?(…) (Z.
423-433).
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                 Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Welche „Herkunft“ muss ich in dem Raum Schule besitzen?

 Nicht Selbstverortung, sondern Fremdverortung der nationalen Herkunft ist
  entscheidend
 Absprache des „Deutschseins“
Fakultät für Sozialwissenschaft
  Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
  Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                    Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Rassismusrelevante Differenzkategorie: Sprache
 (Neo)Linguizismus beinhaltet „eine spezielle Form des Rassismus, die in
  Vorurteilen und Sanktionen gegenüber Menschen, die eine bestimmte Sprache
  bzw. eine Sprache in einer durch ihre Herkunft beeinflussten spezifischen Art und
  Weise verwenden, zum Ausdruck kommt“ (Dirim 2010, S. 9f.).

 Dirim setzt (Neo)Linguizismus mit „Sprachrassismus“ gleich, weil „rassistische
  Unterscheidungen und Begründungen neben der Unterscheidung entlang
  biologischer und körperlicher Merkmale auf ‚Kultur‘ und ‚Sprache‘ zurückgreifen“
  (Dirim 2013, S. 200).

 Die deutsche Schule ist historisch aufgrund der Nationalstaatenbildung auf
  Deutschsprachigkeit ausgelegt: Monolingualer Habitus (Gogolin 1994).
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                   Rassismus im Lehrer*innenzimmer

    Sprachverbote und Sprachhierarchien (Hakan Yilmaz)

Es wurde [Nennung einer Sprache] gesprochen und jemand kam ins
Lehrerzimmer und hat direkt, das erste was er: „Hier wird Deutsch gesprochen!“
(..) Also, ähm im Grunde (.) auch ne Abwertung, äh dieser Sprache, weil (.) äh das
eigentlich a hört sich das schön an und b auch als (.) äh ja Bereicherung
empfinde, weil (.) im Grunde diese Kollegen ja auch nochmal verdeutlichen oder
jetzt nochmal trainieren diese Sprache zu sprechen (Z. 513-518).
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Wie habe ich zu sprechen in dem Raum Schule?

- Wahrnehmung des Raumes Schule als monolingual
- (Ill)Legitimität unterschiedlicher Sprachen: (Neo)linguizismus
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                       Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Rassismusrelevante Differenzkategorie: Religion
 Shooman (2014, S. 64f.): „Aus einer dominanten gesellschaftlichen Position
  heraus werden sie [die Muslim*innen bzw. diejenigen, die als solche gelesen
  werden, K.F.] unabhängig von einem individuellen Glaubensbekenntnis als
  eine homogene und quasi-natürliche Gruppe in binärer Anordnung zu
  weißenchristlichen/atheistischen Deutschen bzw. Europäern konstruiert und
  mit kollektiven Zuschreibungen versehen; es wird ein Wissen über sie und ihr
  Wesen als Gruppe erzeugt, und sie gelten anhand verschiedener Merkmale
  als identifizierbar“.

 Demnach werden „Muslime und Menschen, die als Muslime markiert
  werden, […] als homogene, essentialistische, dichotome Gruppe konstruiert,
  die im Verhältnis zur ebenfalls konstruierten Eigengruppe als weniger
  zivilisiert, weniger emanzipiert, weniger frei und weniger fortschrittlich
  konstruiert wird“ (Attia 2014, o. S.).
Fakultät für Sozialwissenschaft
    Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
    Prof. Dr. Karim Fereidooni

                           Rassismus im Lehrer*innenzimmer

      Abwertung der Religion (Mehdi Azar)
Letztes Mal auch, so (.) ne ganz lockere Stunde gehabt (.): „Herr Azar!“ Ich so:
„Ja?“ „Sie heißen Mehdi“. Ich so: „Ja, so heiße ich.“ (.) „Sie kommen von woher?“
„Ich komme aus [Nennung des Geburtslandes] ursprünglich, meine Eltern.“ „Ja,
super. Dann erzählen sie mal. Was für ne Religion haben sie denn?“ „Ich rede nicht
sehr gerne. Aber ich bin Moslem.“ „Ah, ja, Moslem.“ Und so und dann so: „Sind das
alles Terroristen?“ Hab ich gesagt: „Nein, die Religion ist überhaupt nicht so. Es
gibt natürlich Verrückte überall.“ (.) Das fanden die super spannend. Und dann so.
Ne Schülerin so: „Was? Sie sind wirklich Moslem?“ So richtig erschrocken, ne? So
(.): „Ja, wie stellst du dir denn einen vor?“ Ne? (.) „Ne, anders. (.) Sie sind doch voll
nett.“ Pfffff (.). „Klar, Moslems sind doch auch nett.“ Also, dieses, dafür sind wir da.
Das ist wichtig. Das wir auch hier (..) den Leuten, die da wenig Kontakt haben zu
zeigen, wie (.) normal wir sind. Ob lustig oder nett oder wie auch immer ne? (...)(Z.
808-824).
Fakultät für Sozialwissenschaft
    Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
    Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                   Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Welche Religion muss ich in dem Raum Schule haben?

     Direkte und indirekte rassistische Diskriminierung aufgrund des muslimischen
      Glaubens bzw. der Zuschreibung des muslimischen Glaubens.
Fakultät für Sozialwissenschaft
  Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
  Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                  Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Direkte (rassistische) Diskriminierung (Hakan Yilmaz)

Also, da war noch ein Erlebnis zu Beginn ähm (.) der Klassenfahrt mit meinem Kollegen, wo ich
mit einer Schülern gesprochen habe und ein Kollege (.) ähm (.) gesagt hat, als ich die Schülerin
gefragt habe, was äh sie denn in Zukunft machen möchte (.) beruflich (Z. 702-705). […] Sie hat
irgendwas gesagt. Äh, er [der Kollege, Anm.d.Verf.] daraufhin aber gesagt hat: „Ach, möchtest
du doch nicht Kameltreiber werden wie der Herr Yilmaz?“ Ne? (.) In dem Moment war das für
mich natürlich etwas irritierend, weil ich äh das nicht so ganz zuordnen konnte; welchen
Hintergrund das Ganze hat. (.) Ich habe mich in dem Moment halt irgendwie auch (.) ähm äh,
puf, (.) ja, so komisch gefühlt, weil ich äh, ne, etwas irritiert war, weil ich mit so einer Antwort
auch nicht gerechnet habe (Z. 727-730).
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                           Rassismus im Lehrer*innenzimmer
Formen der rassistischen Diskriminierung
 Konstruktion von Fremd- und Andersartigkeit
 Zuschreibung fachlicher Inkompetenz
 Konstruktion doppelter Standards
 Konstruktion doppelter „Andersartigkeit“
 Abwertung der Religion
 Abwertung der Sprache
                 • Vorwurf mangelnder Sprachkenntnisse
                 • Sprachverbote und Sprachhierarchien
                 • Akzentsprachigkeit
 Direkte rassistische Diskriminierung
 Institutionelle rassistische Diskriminierung
                 • Kopftuchverbotsgesetze
                 • Mangelnde Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                      Rassismus im Lehrer*innenzimmer
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Frage

Was sind die Ursachen dafür, dass meine Interviewpartner_innen
Rassismus nicht wahrnehmen bzw. benennen (können)?
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                      Rassismus im Lehrer*innenzimmer

Herausgearbeitete                    Strategien   der   Dethematisierung   von   rassistischer
Diskriminierung
 Eingeständnis (Mehdi Azar)
 Unsicherheit (Raphael Tresto)
 Verharmlosung (Hakan Yilmaz)
 Verleugnung (Zahra Hagh)
 Blame the victim (Ewa Sokola)

 Diese Strategien können in Anlehnung an Louis Henri Seukwa (2006) als
   Überlebensstrategien gedeutet werden.
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                       Dethematisierung von Rassismus
Messerschmidt (2011): 4 Distanzierungsmuster in Bezug auf Rassismus
 Skandalisierung
 Verschiebung in den Rechtsextremismus
 Kulturalisierung
 Verschiebung in die Vergangenheit

Quelle
Anne Broden und Paul Mecheril (Hrsg.) (2011): Rassismus bildet. Bildungswissenschaftliche Beiträge zu Normalisierung und Subjektivierung in der
Migrationsgesellschaft. 2. Auflage. S. 41-54.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Weißsein

• [weiß, Anm.d.Verf.] „bezeichnet (…) eine politische Kategorie, (…) im Sinne
  von Machterfahrungen solcher Menschen, die als weiß konstruiert sind und
  denen meist diese Macht gar nicht bewusst ist“ (Wollrad 2005, S. 20).

• weiß „weist hierbei nicht auf eine (Haut)Farbe hin, sondern bezeichnet
  vielmehr die gesellschaftliche Position derer, die in einem ethnisch und
  rassistisch strukturierten Raum symbolisch und faktisch privilegierte
  Positionen einnehmen“ (Melter/Mecheril 2010, S. 158).

• „Wir sehen ‚Hautfarben‘, weil der Rassismus dieses Sehen erfunden und in
  Wissen verwandelt hat“ (Arndt 2014, S. 21).
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                 Weißsein
Thesenliste - Auswahl (Wollrad, Eske 2005, S. 193f.)

1.      Wenn ich will, kann ich es arrangieren, die meiste Zeit in Gesellschaft von Menschen meiner
        Hautfarbe zu verbringen.
2.      Wenn ich in eine neue Wohnung ziehe, kann ich ziemlich sicher sein, dass sich meine neuen
        Nachbarn freundlich oder neutral mir gegenüber verhalten.
3.      Ich kann einkaufen gehen, ohne dass der Kaufhausdetektiv mir misstrauisch folgt.
4.      Ich kann den Fernseher einschalten oder die Zeitung aufschlagen und Menschen meiner
        Hautfarbe überall repräsentiert sehen.
5.      Wenn es um die Geschichte meines Landes und um ‚Zivilisation‘ geht, wird mir gesagt, dass es
        Menschen meiner Hautfarbe waren, die es zu dem gemacht haben, was es ist.
6.      Ich kann sicher sein, dass meine Kinder/Nichten/Neffen (…) Unterrichtsmaterialien erhalten, die
        auf ihre Erfahrungen (…) Bezug nehmen.
7.      Ich kann davon ausgehen, dass meine Stimme in einer Gruppe ernst genommen wird, in der ich
        die einzige Person mit anderer Hautfarbe bin.
8.      Ich kann mit vollem Mund sprechen, ohne dass jemand behauptet, das sei typisch für Leute
        meiner Hautfarbe.
9.      Ich werde nie aufgefordert, für alle Menschen meiner Hautfarbe zu sprechen.
10.     Ich habe die Wahl, mich mit Rassismus auseinanderzusetzen oder auch nicht.
11.     Wenn ich Leute neu kennenlerne, wundert sich niemand über meine Deutschkenntnisse.
12.     Wenn ich von Polizeibediensteten auf der Straße angehalten werde, kann ich sicher sein, dass
        meine Hautfarbe nicht der Grund ist.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                   Rassismus gegenüber Schwarzen Menschen durch
                         muslimische Menschen und Staaten

Bevor weiße Europäer*innen schwarze Menschen in Afrika versklavt haben,
hatten muslimische Staaten afrikanische Menschen versklavt.

   Maghbouleh, Neda (2017): The limits of whiteness. Iranian Americans an the everyday
    politics of race. Stanford: Stanford University Press.

   Mirzai, Behnaz A./Montana, Ismael M./Lovejoy, Paul E. (2009): Slavery, Islam and Diaspora.
    Africa World Press.

   Mirzai, Behnaz A. (2017): A history of slavery and emancipation in Iran 1800-1929. University
    of Texas.

   N‘Diaye, Tidiane (2010): Der verschleierte Völkermord. Die Geschichte des muslimischen
    Sklavenhandels in Afrika. Hamburg: Rowohlt.

   Wiedmann, Charlotte (o.J.): Islam und Sklavenhandel. Eine Spurensuche in Afrika. Abrufbar
    unter: http://www.charlottewiedemann.de/assets/files/Islam%20&%20Sklaverei.pdf
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Fazit
 Menschen können nur dann rassismuskritisch agieren, wenn sie sich lebenslang mit
  dem eigenen rassistischen Wissen auseinandersetzen.

 Fokus der Menschen auf sich selbst und nicht auf andere Menschen. Der
  rassismuskritischen     Bewusstseinswerdung      von   Schüler*innen muss die
  rassismuskritische Reflexion von Lehrer*innen vorausgehen.

 Möglichkeitsräume der Thematisierung von Rassismus und Rassismuserfahrungen
  müssen geschaffen werden.

 Rassismuskritische Erweiterung der Professionskompetenz          von   (angehenden)
  Lehrer*innen muss selbstverständlich sein.

 Es gibt keine Schule ohne Rassismus. Wenn sich die Schulgemeinschaft dafür engagiert,
  kann es eine rassismussensible Schule geben.

 Überall wo Menschen zusammenkommen, sind Ungleichheitsstrukturen virulent.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                                Was tun?

 Didaktische Konzepte der rassismuskritischen Fachdidaktiken entwickeln
  (Fereidooni/Simon 2020 sowie Emiroglu/Fereidooni et al. 2019; Simon/Fereidooni
  2018; Massumi/Fereidooni 2017; Fereidooni 2016).

 Schulministerien dazu anregen, Rassismuskritik curricular zu verankern (Schulische
  Curricula sowie Curricula in der 1. und 2. Phase der Lehrer*innenbildung).

 Lehrer*innen müsse frühzeitig lernen, wie sie Rassismuskritik als Querschnittsthema im
  jeweiligen Fachunterricht behandeln.

 (Angehende) Lehrer*innen sowie Ministerialbeamt*innen rassismuskritisch fortbilden.

 Aufbau unabhängiger Beschwerdestelle für Schulen (vgl. ADAS Berlin; El/Hashemi
  Yekani 2017).

 Empowermentarbeit für Schüler*innen, die von Rassismus betroffen sind (Madubuko
  2018; Jagusch/Chehata 2020).
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                               Was tun?
                                      Powersharing und Empowerment

  Der Ansatz des Powersharings fragt danach, inwiefern und mit
   welchem Maßnahmen eine Person ihr Bewusstsein und ihre
   beruflichen wie privaten Aktivitäten transformieren kann, um sich für
   eine      gerechtere      Gesellschaft/Firma/Beziehung/Freundschaft
   einzusetzen?

  Der Ansatz des Empowerments fragt danach, wie jeder einzelne, der
   von unterschiedlichen Ungleichheitsstrukturen wie Rassismus,
   Sexismus, Klassismus und Adultismus betroffen ist, sein physisches
   und psychisches Wohlbefinden erhalten oder steigern kann und
   welche individuellen und unternehmerischen Maßnahmen hierfür
   notwendig sind.
Fakultät für Sozialwissenschaft
 Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
 Prof. Dr. Karim Fereidooni

                             Weiterführende Literaturliste - Allgemein
Akbaba, Yalız/Bello, Bettina/Fereidooni (seit 2020): Buchreihe: Pädagogische Professionalität und Migrationsdiskurse. Springer.

Arndt, Susan (2017): Die 101 wichtigsten Fragen – Rassismus. 2. Auflage. C.H. Beck.

Autor*innen Kollektiv Rassismuskritischer Leitfaden (2015): Rassismuskritischer Leitfaden zur Reflexion bestehender und Erstellung
neuer didaktischer Lehr- und Lernmaterialien für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zu Schwarzsein, Afrika und
afrikanischer    Diaspora.     Abrufbar       unter:    https://www.elina-marmer.com/wp-content/uploads/2015/03/IMAFREDU-
Rassismuskritischer-Leiftaden_Web_barrierefrei-NEU.pdf

Broden, Anne/Mecheril, Paul (Hrsg.) (2010): Rassismus bildet: Bildungswissenschaftliche Beiträge zu Normalisierung und
Subjektivierung in der Migrationsgesellschaft. Transcript.

Eggers, Maisha M./Grada, Kilomba/Piesche, Peggy/Arndt, Susan (2009) (Hrsg.): Mythen. Masken. Subjekte. Kritische
Weißseinsforschung in Deutschland. 2. überarbeitete Auflage. Münster: Unrast.

Fereidooni, Karim (2016): Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen im Schulwesen. Eine Studie zu Ungleichheitspraktiken im
Berufskontext. Springer VS. Kostenlos Online erhältlich: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/20203/

Fereidooni, Karim/Massumi, Mona (2017): Die rassismuskritische Professionalisierung von (angehenden) Lehrkräften. Die
Notwendigkeit einer Kompetenzerweiterung. In: Sebastian Bartsch, Nina Glutsch und Mona Massumi (Hrsg.): Diversity in der
LehrerInnenbildung. Internationale Dimensionen der Vielfalt in Forschung und Praxis. Gemeinsam mit Mona Massumi. Münster:
Waxmann. S. 51-76.

Fereidooni, Karim/El, Meral (2017) (Hrsg.): Rassismuskritik und Widerstandsformen. Springer VS.

Fereidooni, Karim/Simon, Nina (2020) (Hrsg.): Rassismuskritische Fachdidaktiken. Springer.

Kilomba, Grada (2013): Plantation Memories. Episodes of Everyday Racism. 3. Auflage. Münster: Unrast.
Fakultät für Sozialwissenschaft
    Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
    Prof. Dr. Karim Fereidooni

                              Weiterführende Literaturliste – Weißsein
      Applebaum, Barbara (2011): Being White. Being Good. White Complicity, White Moral Responsibility and Social Justice
       Pedagogy. Lanham: Rowman & Littlefield.

      Blasi, Luca (2013): Der Weisse Mann. Ein Anti-Manifest. Bielefeld: transcript.

      Broek van den, Lida (1993): Am Ende der Weißheit. Vorurteile überwinden. Ein Handbuch. 2. überarbeitete Auflage, Berlin:
       Orlanda Frauenverlag

      Kalpaka, Annita/Räthzel, Nora (Hrsg.) (1990): Die Schwierigkeit nicht rassistisch zu sein. 2. völlig überarbeitete Auflage. Leer:
       Mundo

      Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg (Hrsg.) (2001): Schwarz Weissheiten. Vom Umgang mit fremden Menschen.
       Oldenburg: Isensee Verlag.

      Melter, Claus: Melter, Claus (2006): Rassismuserfahrungen               in   der   Jugendhilfe.   Eine   empirische   Studie   zu
       Kommunikationspraxen in der Sozialen Arbeit, Münster: Waxmann.

      Scherschel, Karin (2006): Rassismus als flexible symbolische Ressource. Eine Studie über rassistische Argumentationsfiguren,
       Bielefeld: transcript

      Thandeka (2009): Lernen, weiß zu sein. Geld ‚Rasse‘ und Gott in Amerika. Münster: agenda Verlag

      Weiß, Anja (2013): Rassismus wider Willen. Ein anderer Blick auf eine Struktur sozialer Ungleichheit. 2. Auflage, Wiesbaden:
       Springer VS.

      Wollrad, Eske (2005): Weißsein im Widerspruch. Feministische Perspektiven auf Rassismus, Kultur und Religion,
       Königstein/Taunus: Ulrike Helmer Verlag.
Fakultät für Sozialwissenschaft
Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung
Prof. Dr. Karim Fereidooni

                                  Ende des Vortrags - Beginn der Diskussion

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Ich freue mich auf eine spannende Diskussion mit Ihnen.
Sie können auch lesen