RDURCHBLICK - GEMEINSAM MEHR SEHEN! - Halbjahr 2017 - Blinden- und ...

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Mitteilungen des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich

  DURCHBLICK
DER

                                              2. Halbjahr 2017

GEMEINSAM
MEHR SEHEN!

                                        Hietzinger Kai 85/DG, 1130 Wien
                                               T + 43 1 9827584-0
                                              www.blindenverband.at
                                               D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   1
RDURCHBLICK - GEMEINSAM MEHR SEHEN! - Halbjahr 2017 - Blinden- und ...
Editorial Dr. Markus Wolf
    Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich seit 2012

    Liebe Leserinnen!
    Liebe Leser!
    Leben bedeutet Verände-             folgen durfte,

    rung. Sei es das persönliche        waren sowohl
                                        negativ – etwa
    Wachsen oder ein Stand-
                                        eine steigende
    ortwechsel, sei es der
                                        Arbeitslosenquote
    Entschluss, neue Wege zu            bei Menschen mit
    gehen oder sich von alten           Behinderungen –
    Routinen zu befreien.               als auch wirklich
                                        positiv. So haben
                                        sich im Bereich
                                        der Blindenführ-
    Veränderung kann in alle Rich-      hundfinanzierung,
    tungen ausschlagen – zum            für die sich der
    Guten, oder zum weniger Guten.      BSVÖ seit langem
    Damit Veränderung positiven         einsetzte, große           Dr. Markus Wolf: „Der BSVÖ wird auch in
    Fortschritt bedeutet, ist eine      Erfolge abgezeich-         Zukunft ein starkes Wort mitreden!”
    stete, gemeinsame Arbeit und        net. Und auch das
    umfassender Einsatz von allen       noch vor der Wahl beschlossene      setzen, dass Veränderung in
    Beteiligten notwendig.              Inklusionspaket lässt auf erfreu-   die richtige Richtung geht und
                                        liche Entwicklungen hoffen.         schlussendlich zu Fortschritt
    Die Veränderungen, die ich als                                          wird.
    Präsident des Blinden- und          Der Blinden- und Sehbehinder-
    Sehbehindertenverbands Ös-          tenverband wird sich auch im        Gehen Sie den Weg weiterhin
    terreich im letzten Jahr mitver-    kommenden Jahr dafür ein-           mit uns!

      Gemeinsam mehr sehen
      Praxistipps Blindenführhunde
      Gibt Antworten auf zentrale Fragen: Wie verläuft die Ausbildung?
      Was kann der Hund kosten? Wer kann mir weiterhelfen?
      Auch online unter www.blindenverband.at

2          DER DURCHBLICK 2/2017
RDURCHBLICK - GEMEINSAM MEHR SEHEN! - Halbjahr 2017 - Blinden- und ...
DER DURCHBLICK                                                        Inhalt
IMPRESSUM
                                                                                                            Seite
Mitteilungen des Blinden- und Sehbehinderten-                    Zuverlässige finanzielle Unterstützung
verbandes Österreich; Selbsthilfeorganisation                    Aufgaben der Zukunft – Markus Wolf             4
blinder und sehbehinderter Menschen
                                                                 Sichere, selbstständige Mobilität
Nr. 02/2017, 71. Jahrgang                                        Für alle perfekt? – Doris Ossberger            8
Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich
(BSVÖ)                                                           Die große Unbekannte – Josef Sögner           10
Hietzinger Kai 85, 1130 Wien                                     Kommentar: Martin Ladstätter                  12
ZVR-Zahl: 903235877
DVR-Nummer: 4004475                                              Gleichberechtigte Bildungs- und
www.blindenverband.at                                            Berufschancen
                                                                 An Chancen glauben –
Herausgeber
Dr. Markus Wolf, Präsident                                       Vielnascher & Schretzmayer                    14
T + 43 1 9827584-200, Fax-DW: 209
E praesident@blindenverband.at                                   Vollwertige politische und
Chefredakteurin                                                  kulturelle Teilhabe
Dr. Iris Gassenbauer, PR-Referat                                 Chancen zur Veränderung nutzen –
T + 43 1 9827584-202, Fax-DW: 209
E iris.gassenbauer@blindenverband.at                             Hansjörg Hofer                                18
                                                                 Ein Kuss für alle –
Abo-Verwaltung
                                                                 Hauptner & Wögerbauer                         21
Sina Brychta, Bundessekretariat
T + 43 1 9827584-201, Fax-DW: 209                                Mehr „Wir”! – Herbert Pichler                 24
E office@blindenverband.at                                       Portrait: Phil Hubbe und
Grafik & Layout                                                  die Macht des Lächelns                        26
Werbeservice | Martin Hlavacek, 1230 Wien
www.werbeservice.at                                              Umfassender Zugang zu

Druck                                                            Informationsmedien
kb-offset Kroiss & Bichler GmbH & CoKG                           „Ich erzähle dir etwas“ –
www.kb-offset.at
                                                                 Getrud Guano & Alexander Guano                28
Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz
Der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich (BSVÖ)
ist als Dachorganisation seiner sieben Landesorganisationen
                                                                 Film: Das blinde Wunderkind                   31
(Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarl-
berg sowie Wien/Niederösterreich/Burgenland) überparteilich
und religiös neutral und hat seinen Sitz am Hietzinger Kai 85,
1130 Wien. Seine zentrale Aufgabe ist die Förderung der Inter-
essen und Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen
und die Anleitung zur Selbsthilfe. Der Vorstand besteht aus
dem Präsidenten des BSVÖ Dr. Markus Wolf, den Obleuten
der Landesorganisationen Willibald Kavalirek, Dr. Alexander
Niederwimmer, Josef Schinwald, Johann Kohlbacher, Klaus
Guggenberger, Dieter Wolter und Kurt Prall, dem Kassier Ger-
hard Schmelzer sowie der Schriftführerin Magdalena Marin-
ger. Grundlegende Richtung: Die Zeitschrift „Der Durchblick“
ist eine Sammlung von Texten und Bildmaterial mit behinde-
rungsspezifischem Inhalt und auch Wissenswertem von all-
gemeinem Interesse mit Informationen über wirtschaftliche,
kulturelle und gesellschaftliche Leistungen und Unterhaltung.
Medieninhaber ist zu 100 % der BSVÖ.

Coverbild: Iris Gassenbauer (BSVÖ)

                                                                                       D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   3
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Dr. Markus Wolf
    Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich

    Aufgaben der Zukunft
    „Was getan werden muss?             liert werden mussten, hatten         Das ist aber nicht der einzige

    Armut verringern,                   es Menschen mit Behinderung          Grund, weshalb Menschen mit
                                        im Allgemeinen und blinde und        Behinderung auch heute noch
    Nachteile ausgleichen,
                                        stark sehbehinderte Menschen         viel häufiger von Armut betrof-
    Chancen ermöglichen!“
                                        im Besonderen schwer. Wenn           fen sind als Menschen ohne
                                        Ressourcen knapp sind, dann          Behinderung. Tatsächlich gibt
                                        sind sie für diese Gruppen           es mehrere Faktoren. Die Dinge
    Ich werde manchmal gefragt,         meistens noch knapper.               die blinde und sehbehinderte
    wie es den blinden und sehbe-                                            Menschen im Alltag benötigen,
    hinderten Menschen in Öster-        Das ist auch heute noch so.          kosten leider oft ein Vielfaches
    reich heute geht und oft wird       Wenn die Arbeitslosenrate            von denen der „Normalbevölke-
    gleich die Frage angefügt, ob       steigt, steigt sie meist unter       rung“. Das fängt schon bei ganz
    sich die Rolle des Blinden- und     Menschen mit Behinderung             normalen Produkten wie Haus-
    Sehbehindertenverbandes             noch stärker. In den Jahren 2008     haltsgeräten an. Eine normale
    Österreich (BSVÖ) in den letzten    bis 2016, in der problematischen     Waschmaschine ist heute – ab-
    Jahren stark verändert habe.        Zeit nach dem Ausbruch der           hängig von Angeboten – schon
                                        Finanzkrise, ist die
    Als der BSVÖ kurz nach dem 2.       Arbeitslosigkeit in
    Weltkrieg gegründet wurde, war      der Gesamtbevölke-                 Der Alltag von Menschen
    eine der zentralen Aufgaben         rung um ungefähr                    mit Behinderung kann
    der Landesorganisationen, die       13 % gestiegen –                  schnell sehr teuer werden.
    finanzielle und materielle Unter-   unter Personen mit
    stützung in diesen schwierigen      einer Behinderung
    Zeiten sicherzustellen. In den      betrug der Anstieg ca. 65 %!         relativ günstig erhältlich. Blinde
    Jahren nach den Kriegswirren                                             und stark sehbehinderte Men-
    und dem anlaufenden Wieder-         Wenn dann bessere Zeiten             schen müssen auf Produkte aus-
    aufbau ging es wirklich oft um      anbrechen, sind Menschen mit         weichen, die sie selbstständig
    das Überleben im Alltag. Nicht      Behinderung leider auch jene,        bedienen können. Das bedeutet
    selten hatten die Menschen          die zuletzt davon profitieren. Die   zum Beispiel, dass Geräte nicht
    damals zu wenig, um die reinen      Arbeitslosenrate ist seit unge-      mittels Touchscreen gesteuert
    Grundbedürfnisse abdecken zu        fähr acht Monaten in der Ge-         werden und auch sonst taktil zu
    können. In einer Zeit hoher         samtbevölkerung in Österreich        erfassen sind. Leider ist hier
    Arbeitslosigkeit und einem          wieder rückläufig, unter Men-        neben einer oft sehr einge-
    Klima, in dem gesellschaftliche     schen mit Behinderung steigt sie     schränkten Auswahl der
    Strukturen erst wieder etab-        leider noch immer an.                Kostenfaktor hoch.

4         DER DURCHBLICK 2/2017
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Wenn das Gerät – sagen wir ein
Küchengerät, wie etwa eine Mi-
krowelle – auch noch mit einer
Sprachausgabe versehen sein
soll, um alle Funktionen, wie
jeder normalsehende Verbrau-
cher, vollständig und selbststän-
dig benutzen zu können, dann
liegt die sprechende Mikrowelle
weit über dem Acht- bis Zehnfa-
chem der regulären Variante. Ein
Notebook ist für normalsehende
Personen schon für ein paar
hundert Euro erhältlich. Aber
                                          Präsident des BSVÖ Dr. Markus Wolf (Foto: BSVÖ)
was machen blinde und sehbe-
hinderte Menschen mit einem
einfachen Notebook? Sie brau-       heute schon kostenlos, oder           sehr kleinen, eingeschränkten
chen ein komplett angepasstes       zu einem geringen Preis. Aber         Teil ausmacht. Hinzu kommt,
System, das – erschrecken Sie       kommen Sie damit wirklich ver-        dass es in manchen Bereichen
jetzt nicht – schon mehr als        lässlich ans Ziel? Die guten Apps     noch schwieriger – oder sogar
20.000 Euro kosten kann. Auch       kosten auch heute noch einiges.       unmöglich – geworden ist Arbeit,
eine Braille-Zeile ist teuer. Sie                                         zu finden, weil früher analoge
ist kein Massenprodukt. Handys      Das Leben eines blinden und           Systeme heute digital ablaufen
gibt es seit vielen Jahren gratis   hochgradig sehbehinderten             und somit für uns nicht mehr,
zum Mobilfunkvertrag, aber          Menschen ist heute noch immer         oder nur noch schwer, bedien-
nicht für blinde und hochgradig     viel teurer als es ohne Behinde-      bar sind. Das größte Problem bei
sehbehinderte Menschen. Wir         rung wäre. Aber es kommt noch         der Jobsuche ist es aber, einen
benötigen nämlich Geräte die        mehr dazu. Blinde und sehbe-          Arbeitgeber zu finden, der bereit
ein bisschen mehr können. Das       hinderte Menschen gehören in          ist, einen Menschen mit einer
Smartphone wird heute nicht         der Regel nicht zu den Gutver-        Behinderung anzustellen, den er
nur zum Telefonieren benutzt.       dienern. Oft haben sie gar keine      – und das wird leider oft falsch
Blinde Menschen nutzen diesen       Arbeit. Sie fragen sich vielleicht,   angenommen, nicht mehr „los
kompakten Hochleistungsta-          wie dies möglich ist, wo es doch      wird“, falls er sich doch nicht
schencomputer um sich mittels       theoretisch viele Optionen gibt.      bewähren sollte. Blinde und
Navigationsapp verlässlich von      Das stimmt wohl. Die Anzahl der       hochgradig sehbehinderte Men-
A bis B zu bewegen. Wir nutzen      Berufe die wir heute ausüben          schen bekommen oft leider gar
ihn auch, um die Speisekarte zu     (können) ist viel größer als noch     nie die Chance zu beweisen, wie
lesen, den Fahrplan abzurufen,      vor einer oder zwei Generatio-        motiviert, engagiert und fähig
unsere Post zu scannen und          nen. Aber man muss bedenken,          sie wirklich sein können.
von der synthetischen Stimme        dass sie im Vergleich zu den Be-
vorgelesen zu bekommen. Es          rufsmöglichkeiten der Normal-
stimmt, manche Apps gibt es         bevölkerung noch immer einen                                            >>

                                                                                  D E R D URCHB L ICK 2/ 2017    5
RDURCHBLICK - GEMEINSAM MEHR SEHEN! - Halbjahr 2017 - Blinden- und ...
RDURCHBLICK - GEMEINSAM MEHR SEHEN! - Halbjahr 2017 - Blinden- und ...
Auch in der Freizeit will man        letzten 70 Jahren nicht wirklich      es keine Armut gibt. Ebenjene
selbstständig lesen können. Eine     verändert, außer, dass sie heut-      Armut zu verringern und uns
sehende Person nimmt einfach         zutage vielfältiger ist als damals.   dafür einzusetzen, dass auf allen
eine Zeitung, einen Roman, ein       Gerade deshalb sind Spenden           Ebenen ein selbstbestimmtes
Rezeptbuch, oder eine Land-          und Zuwendungen heute noch            Leben möglich ist, ist eines der
karte, und liest los. Eine stark     genau so wichtig wie damals.          vielen und wichtigen Ziele des
sehbehinderte Person braucht
dafür erst ein Lesegerät das jen-    Diese Rolle werden
seits von 4.000 Euro liegt. Das      wir auch in abseh-
ist eine Summe, die nicht jeder      barer Zukunft noch
einfach noch zusätzlich aus dem      erfüllen müssen,
Haushaltsbudget finanzieren          auch wenn ich der
kann, vor allem wenn er nicht        Meinung bin, dass
viel verdient, oder vielleicht gar   der Staat in man-
nicht beschäftigt ist. Hier spie-    chen Bereichen eine             Nicht immer können Sehschwächen kostengüns-
len der BSVÖ und seine sieben        größere Verantwor-              tig mit einfachen Brillen ausgeglichen werden
Landesorganisationen eine wich-      tung zu tragen hätte.
tige und wesentliche Rolle bei       Denn selbst wenn Österreich           Blinden- und Sehbehinderten-
der Armutsbekämpfung. Diese          zu den reichsten Ländern der          verbandes und seiner Landesor-
Rolle hat sich leider auch in den    Welt gehört, heißt es nicht, dass     ganisationen.

 Zuverlässige finanzielle Unterstützung
 Menschen mit Behinderung            viele Bezieher kein ausreichen-       führt dazu, dass Menschen mit
 sind nicht nur von einer höhe-      der Zuschuss, um die durch            Behinderung in einem Bundes-
 ren und seit Jahren wachsenden      die Behinderung entstandenen          land im Bezug auf persönliche
 Arbeitslosenquote betroffen,        Kosten mitzutragen.                   Assistenz besser gefördert
 sondern müssen auch mit ge-                                               werden als in einem anderen
 steigerten Ausgaben rechnen.        Persönliche Assistenz, die am         Bundesland. Es ist das Ziel des
 Die Anschaffung von Hilfsmit-       Arbeitsplatz, beim Studium und        BSVÖ, auf nationaler Ebene für
 teln im privaten Bereich kann       in Bundesschulen im Zuständig-        zuverlässige finanzielle Unter-
 schnell zu einem teuren Unter-      keitsbereich des Bundes liegt,        stützung gesorgt zu wissen,
 fangen werden, selbst wenn          ist in anderen Lebensbereichen        ohne dass Bürgerinnen und
 Förderungen eingeholt werden.       in der Zuständigkeit der Län-         Bürger grobe Unterschiede
 Auch Programme zur Behand-          der angesiedelt. Bei letzteren        zwischen den Ländern in Kauf
 lung oder Rehabilitation sind       herrschen unterschiedliche            nehmen müssen. Eine Harmo-
 nicht immer finanziell gedeckt.     Regelungen, was die Förde-            nisierung, die in allen Ländern
 Ebenso ist das seit Jahren nicht    rung und Organisation betrifft.       die bestmögliche Unterstützung
 mehr valorisierte Pflegegeld für    Diese nicht-harmonisierte Lage        zum Ziel hat, ist anzustreben.

                                                                                   D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   7
RDURCHBLICK - GEMEINSAM MEHR SEHEN! - Halbjahr 2017 - Blinden- und ...
Thema Sichere selbstständige Mobilität
    Doris Ossberger | Leiterin Referat für barrierefreies Bauen

    Für alle perfekt?
    „Besser für die meisten OK,        ist eine endgültige Definition       GMI, dem Gremium für Mobilität

    als für wenige perfekt.“ Als       nicht in allen Fällen gegeben. Es    und Infrastruktur, und im KMS,
                                       ist hier noch viel in Entwicklung    dem organisationsübergrei-
    Leiterin des Referats für
                                       – was allerdings klar ist, ist das   fenden Komitee für Mobilität
    barrierefreies Bauen erlebt
                                       Grundprinzip: „Nichts über uns,      sehbeeinträchtigter Menschen
    Doris Ossberger, wie               ohne uns“, betont Ossberger          Österreichs ist, kennt die Prob-
    Barrierefreiheit in Österreich     und verweist somit auch auf          leme. Einerseits alle Interessen
    ausgelegt werden kann.             eine der wichtigsten Grundlagen      unter einen Hut zu bekommen
                                       überhaupt. Regeln und Richtli-       und gleichzeitig durchführbare
                                       nien im Dienste einer Sache zu       Lösungen zu erarbeiten ist ein
                                       erstellen, ohne die Sache selbst     nicht immer einfacher und vor
    Baut man ein Haus, ohne auf        aus Insidersicht heraus kennen       allem ein langsamer Prozess.
    die Regeln der Statik Rücksicht    gelernt zu haben, ist ein Pro-       Dazu kommt, dass bestehen-
    zu nehmen, stehen die Chancen      jekt, das scheitern muss. Nur        de Normen ebenfalls nicht für
    gut, dass eine Wand nachgibt       indem Personen, die selbst           immer in Stein gemeißelt sind,
    oder der Dachstuhl zusammen-       betroffen sind, mitreden können      sondern in Anpassung an tech-
    fällt. Baut man ein Haus, ohne     und somit auch ihr Nutzerwis-        nische Entwicklungen immer
    auf die Barrierefreiheit Acht zu   sen einbringen können, ist die       wieder überarbeitet werden
    geben, wird das Haus dennoch       Möglichkeit gegeben, das Gebiet      müssen. Ende nie? Wahrschein-
    stehen. Dass sich nicht alle im    ganzheitlich zu verstehen.           lich. Dennoch ist es die Arbeit
    Haus zurechtfinden werden oder     „Die interne Positionsfindung        der qualifizierten Interessenver-
    es überhaupt über die Schwelle     und die Erarbeitung von Normen       treter, die nicht nur die Diskussi-
    schaffen, scheint ein Risiko zu    ist immer auch Kompromissar-         on aufrecht hält, sondern auch
    sein, mit dem sich einige Planer   beit. Aber gerade deswegen ist       dafür sorgt, dass Barrierefreiheit
    arrangieren. Eine, die sich seit   die Zusammenarbeit der Inter-        nicht übergangen wird.
    Jahren dafür einsetzt, dass Räu-   essenvertreter unentbehrlich.
    me für alle erschlossen werden,    Gäbe es niemanden, der beste-        Die Tendenz zur Digitalisierung
    ist DI Doris Ossberger, Leiterin   hende Probleme aufzeigt und          sieht Doris Ossberger ambiva-
    des Referats für barrierefreies    gleichzeitig fundierte Lösungs-      lent. Einerseits haben Innova-
    Bauen des BSVÖ.                    vorschläge bringt, so würde          tionen der letzten Jahre durch
                                       auch die Barrierefreiheit nicht      universelles Design, schnelle,
    Gerade was die Barrierefreiheit    weiterkommen.“                       intuitive Bedienbarkeit und
    für blinde und sehbehinder-                                             bestmögliche Nutzerfreund-
    te Menschen betrifft, sind die     Doris Ossberger, die selbst          lichkeit Spezialgeräte abgelöst
    Vorgaben nicht so eindeutig und    BSVÖ-interne Koordinatorin im        und der Nutzergruppe, die

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gelernt hat, damit umzuge-           meint Doris Ossberger. Selbst       Auf die Frage nach Etappenzie-
hen, einen wichtigen Faktor          Normen für Barrierefreiheit         len gäbe es viele Antworten.
am Weg zur Selbstständigkeit         gewährleisten noch lange keine      Eine davon lautet wohl: die
geliefert. Andererseits gibt es      Umsetzung - vor allem nicht,        Verankerung von sinnvollen
auch Entwicklungen, die der          wenn andere Interessengruppen       Mindestanforderungen und rich-
Barrierefreiheit entgegenwir-        stärker sind. „Erst durch die ge-   tigen Kriterien in Gesetzen auf
ken. Überdigitalisierung, die auf    setzliche Verankerung wird eine     Europaebene. So reicht es etwa
visuelle Steuerelemente baut,        Norm zur Vorschrift und gerade      nicht, die minimale Innengröße
ist ein Trend, der scheinbar         im Bereich der Barrierefreiheit     einer Aufzugs-Kabine festzule-
nicht aufzuhalten ist. Seien es      wird leider vieles nur als gutge-   gen. Es muss auch dafür gesorgt
Thermostate, Postabholstati-         meinter Ratschlag aufgefasst.       sein, dass die Bedienelemente
onen oder Kaffeeautomaten-           Obwohl bauliche Barrieren laut      bedienbar bleiben und dass
Bedienung mittels „Sehen und         Bundesbehindertengleichstel-        technische Entwicklungen, seien
Berühren“ ist groß in Mode. Wo       lungsgesetz Menschen diskrimi-      sie auch noch so spannend und
der Touch-Panel-Hype in den          nieren und man rechtlich an sich    elegant, nutzerfreundlich aus-
letzten Jahren besonders kri-        dagegen vorgehen kann …“            fallen.
tisch beobachtet wurde, ist bei      Dass man mit dem Behinder-
der Steuerung von Aufzügen.          tengleichstellungsgesetz eine       Und auch wenn der Weg zu
Sensorplatten ohne erstastbare       Möglichkeit hat, sich gegen         neuen Normen ein langer und
Knöpfe fügen sich zwar ins futu-     Diskriminierung zu wehren, ist      aufwendiger ist, darf nicht außer
ristisch minimalistische Design      sehr gut und wesentlich. Dass       Acht gelassen werden, was
neuer Liftkonstruktionen, für        es aber, damit die Wichtigkeit      schon passiert ist. Auch steigt
blinde oder sehbeeinträchtigte       barrierefreien Bauens als real      die Sensibilisierung bei den
Nutzer wird die glatte Fläche        anerkannt wird, Privatperso-        Umsetzenden, was Doris Oss-
aber zum Hindernis. Auch die         nen braucht, die aktiv ihr Recht    berger als grundlegend erachtet.
sogenannte Zielrufsteuerung,         einfordern wenn unter anderem       „Es ist auch unsere Aufgabe,
bei der angegeben werden             der tägliche Weg zur eigenen        im Rahmen der Projektbera-
muss, in welches Stockwerk die       Wohnungstür zum Hürdenlauf          tung Bewusstseinsbildung zu
Reise gehen soll, um den Lift zu     wird, ist nicht zumutbar. Halblö-   betreiben. Oft scheitert die
rufen, ist, freundlich formuliert,   sungen, wo nach einigem Inter-      Barrierefreiheit einfach nur an
eine gewisse Herausforderung.        venieren dann doch barrierefrei     mangelndem Wissen darüber,
„Hier sind nicht nur blinde und      nachgerüstet wird, sieht Doris      was und wie viel davon von ver-
sehbehinderte Menschen betrof-       Ossberger kritisch. „Selbst wenn    schiedenen Personengruppen
fen. Auch etwa ältere Leute, die     individuelle Lösungen gefunden      wirklich gebraucht wird, um et-
ohnehin nicht mehr gut zu Fuß        werden, bedeutet das nicht,         was gut nutzen zu können. Das
sind, oder Menschen mit Mehr-        dass die Bedürfnisse anderer        aufmerksame Beschäftigen mit
fachbehinderung werden hier          Nutzer auch damit gedeckt sind.     der Materie und das Gespräch
im schlimmsten Fall durch die        Das eigentliche Ziel muss es        mit Personen und Organisatio-
komplizierte Bedienung davon         sein, dass schon von vornherein     nen, die aus eigener Erfahrung
abgehalten ans Ziel zu gelangen.     an einen größtmöglichen Nut-        heraus darüber Auskunft geben
Da arbeitet man wirklich der ge-     zerkreis gedacht und entspre-       können, ist und bleibt unersetz-
nerellen Nutzbarkeit entgegen“,      chend geplant wird.“                bar.“

                                                                                   D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   9
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Thema Sichere selbstständige Mobilität
     Josef Sögner| Referent für barrierefreies Bauen

     Die große Unbekannte
     Josef Sögner über missver-            wenn sie leider immer noch oft       erefreiheit vorausschauend und

     standene Barrierefreiheit,            so wahrgenommen wird, keine          durchdacht eingesetzt. Da der
                                           Schikane.“                           Idealfall zwar eine wünschens-
     den Schrecken des Nachrüs-
                                                                                werte Variante ist, meistens
     tens und warum Überschuss
                                           Dass es oft nicht am Willen          aber Utopie bleibt, zeigen sich
     oft kontraproduktiv ist.              oder der Motivation der Bau-         eher die anderen Wege. Auf
                                           träger, sondern an mangelnder        dem einen wird Barrierefreiheit
                                           Nutzungserfahrung liegt, dass        übergangen, am anderen über-
                                           Projekte in ihrer Barrierefreiheit   trieben eingesetzt. „Das kann
     „Da kommt es nicht selten zu          scheitern, ist eine Problematik,     man sich vorstellen, wie einen
     einem großen AHA seitens der          die sich lösen ließe. Theoretisch    Schilderwald für Sehende. Zu
     Planer“, sagt Josef Sögner, Re-       zumindest, denn die Praxis           viele Informationen auf einmal
     ferent für barrierefreies Bauen       sieht anders aus. Während es         können nicht verarbeitet werden
     des BSVÖ. Etwa, wenn ein tak-         Instanzen wie das KMS, das GMI       und bewirken das Gegenteil des-
                                                              und eben das      sen, was eigentlich beabsichtigt
                                                              Referat für       war“, so Sögner, der in seiner
                                                              Barrierefrei-     Funktion als Berater oft vor sol-
                                                              heit gibt, die    cherlei Problemen steht. „Nicht
                                                              sich mit aktu-    selten wird davon ausgegangen,
                                                              ellen Normen-     dass taktile Bodenleitsysteme
                                                              Überholungen      in öffentlichen Gebäuden zu
                                                              beschäftigen      beinahe allen Räumen verlegt
                                                              und die in        werden müssen. Es gibt die Linie
                                                              der Materie       und es gibt ein Feld, das Abzwei-
                                                              fix sind, fehlt   gungen und Situationsänderun-
      Ingenieur Josef Sögner unterwegs in Wien.               dennoch           gen anzeigt. Früher war das ein
                                                              einerseits die    Noppenfeld, neuerdings gibt es
     tiles Bodenleitsystem ins Kopf-       gesetzliche Implementierung          hierfür auch andere, robuste Lö-
     steinpflaster gefräst wird und        und andererseits die Routine         sungen. Wenn also in gedachten
     man das akustische Umsetzen           der Planer, sich vorab zu infor-     komplexen Liniensystemen eine
     des Musters und des Pflasters         mieren. Das selbstständige Pla-      Situationsänderung eingeführt
     nicht mehr unterscheiden kann.        nen und Bauen kann zu dreierlei      wird, zum Beispiel eine T-Kreu-
     „Es braucht links und rechts eine     Ergebnissen führen: Im Idealfall     zung, so ist hier noch in keiner
     glatte Fläche, wenn das Umfeld        wird alles richtig gemacht und       Weise angezeigt, wohin die
     rau ist. Barrierefreiheit ist, auch   werden alle Elemente der Barri-      Abzweigung führt. Blinde und

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sehbehinderte Menschen, die          Gerade in neuen Projekten              Das Konsultieren von kompeten-
solch ein System zum ersten Mal      steht Design nicht selten über         ten Vertretern der Behinderten-
benutzen, werden sozusagen           Bedienfreundlichkeit. Waren            vereinigungen ist die Grundlage
vor die Wahl gestellt, ohne die      sogenannte Zehnertastaturen in         für ein im Ende erfolgreiches
Wahlmöglichkeiten zu kennen.“        Aufzügen durch tastbare Felder         Bauprojekt.
Bei komplexen Bodenleitsys-          noch grundsätzlich bedienbar,
temen wäre für die sinnvolle         sind neuartige Touch Panels            Josef Sögner hofft hierbei auf
Benutzung eine Schulung not-         zwar glatt, gut zu reinigen und        einen Multiplikationseffekt.
wendig und diese wiederrum           wahrscheinlich weniger störungs-       Planer, die die Norm und die
zahlt sich nur aus, wenn das Ob-     anfällig – barrierefrei sind sie al-   Grundlagen der Barrierefreiheit
jekt mehrmals oder sogar regel-      lerdings nicht. „Trotzdem kommt        verstehen, können ihr Wissen in
mäßig benutzt wird. „Bahnhöfe        das Touch Panel in Liften immer        verschiedenen Projekten weiter-
wären solch ein Beispiel“, sagte     wieder. Wohnt eine blinde oder         geben und selbst für die Anfor-
Sögner. „oder natürlich auch Bil-    sehbehinderte Person in einem          derungen barrierefreien Bauens
dungseinrichtungen. Trotzdem         solchen Gebäude, darf es nicht         sensibel werden. „Es braucht
sollte die intuitive Nutzung jedes   alleine an ihr liegen, sich mit        das Gespräch mit Experten und
Leitsystems im Vordergrund der       großem Aufwand für ein barrie-         Nutzungserfahrung. Nur die
Planung stehen.“                     refreies Bedienen einzusetzen.“        Norm zu kaufen, ist zu wenig.“

          Sichere selbstständige Mobilität
 Selbstständig mobil zu sein, be-    Werden neue Projekte umge-             zu Planern und Ausführenden
 deutet auch, Anforderungen im       setzt bei denen die Barrierefrei-      kann dauerhaft zu einer Ver-
 Alltag eigenständig bewältigen      heit nicht schon von Anfang an         minderung von Hürden und
 zu können und nicht auf frem-       mitgedacht wird, ist ein Nach-         zur Beseitigung von Barrieren
 de Hilfe angewiesen zu sein.        rüsten mit viel Aufwand und            führen. Der BSVÖ und seine
 Werden aber bauliche Barrieren      meist hohen Kosten verbunden.          Landesorganisationen bieten
 durch Unwissenheit oder auf-                                               mit Experten aus verschiede-
 grund neuer Standards seitens       Um bauliche Barrieren zu ver-          nen Bereichen ein breites Pool
 der Bauplaner geschaffen, ist       meiden und die selbstständige          an Optionen, vorab Informati-
 diese Selbstständigkeit schnell     Mobilität blinder und sehbehin-        on einzuholen. Die Forderung
 beschränkt.                         derter Menschen nicht einzu-           auf sichere und selbstständi-
                                     schränken, ist der Dialog mit          ge Mobilität ist eine wichtige
 Navigation, die auf visuelle Be-    Experten, Interessenvertreten          Grundlage im Programm des
 dienung baut, ist für blinde und    und Betroffenen unumgäng-              Verbandes, um blinde- und
 sehbehinderte Menschen eine         lich. Nur der interne Austausch        sehbehinderte Menschen darin
 diskriminierende Hürde, die zu      zwischen den Gruppen, die              zu unterstützen, ein selbst-
 einer Gefährdung der persön-        gemeinsame Arbeit an Ver-              bestimmtes Leben führen zu
 lichen Sicherheit werden kann.      besserungen und der Kontakt            können.

                                                                                    D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   11
Kommentar Martin Ladstätter

     Schnecken und rostige Au
     Traurige Gleichnisse                Von der Schule für alle              immer wieder schockierende

     der Gleichstellung –                noch weit entfernt                   Menschenrechtsverletzungen
                                         Von Inklusion im Bildungsbe-         aufgedeckt werden, sollte jede
     ein Kommentar.
                                         reich sind wir noch weit ent-        und jeder dort leben können wo
                                         fernt. Immer noch sprechen sich      sie oder er möchte und ihr oder
                                         Politikerinnen und Politiker, Leh-   sein Leben so führen können, wie
     Schnecken und rostige Autos,        rerinnen und Lehrer und Eltern       sie oder er es für richtig hält. In
     das sind Metaphern, die be-         für den Erhalt der Sonderschule      einem Heim ist das nicht möglich.
     nutzt werden, wenn man über         aus. Rund die Hälfte der Schüle-
     die Themen Gleichstellung und       rinnen und Schüler mit Behinde-      Strukturelle und personelle
     Inklusion spricht. Betrachtet       rungen besuchen eine solche.         Mängel in Heimen verhindern
     man die österreichische Behin-                                           die Selbstbestimmung der
     dertenpolitik, sind diese sprach-   Diese Tatsache bedingt meis-         Bewohnerinnen und Bewohner
     lichen Bilder leider nicht ganz     tens eine „Karriere“ in anderen      und können im schlimmsten Fall
     unangebracht. Die Umsetzung         Sondersystemen wie
     des Behindertengleichstellungs-     zum Beispiel Werkstatt
                                                                         ... doch sind Menschen mit
     gesetzes geht schleppend voran.     oder Beschäftigungs-
                                         therapie. Zwar sagen
                                                                    Behinderungen eigentlich im Blickfeld
     Ein Beispiel dafür sind die Etap-   diese Einrichtungen                   der Gesellschaft?
     penpläne zur Barrierefreiheit       von sich, dass sie Über-
     von öffentlichen Gebäuden.          gangsstationen sein wollen, wer-     auch zu psychischer und körper-
     Diese sollten eigentlich schon      den jedoch oft zu Endstationen.      licher Gewalt führen.
     2015 umgesetzt sein, doch           Mit gesellschaftlicher Teilhabe
     selbst 2017 ist noch nicht klar,    hat das nichts zu tun. Teilhabe      Die Lösung hierfür kann nicht
     wann zumindest die öffentlichen     wäre, dieselben Bildungschan-        in der Aufstockung des Perso-
     Gebäude barrierefrei zugänglich     cen zu haben wie Menschen            nals liegen, sie liegt viel mehr
     sein werden. Aber das ist nicht     ohne Behinderungen.                  in einem Paradigmenwechsel,
     die einzige Baustelle im Behin-                                          weg von Betreuung und hin zu
     dertenbereich.                      Heime vs.                            einer selbstbestimmten Lebens-
                                         Persönliche Assistenz                führung. Ein Konzept, das ein
                                         Auch Behindertenheime haben          solches selbstbestimmtes Leben
                                         nichts mit Gleichstellung und        ermöglichen kann, ist das der
                                         Inklusion zu tun. Mal abgesehen      Persönlichen Assistenz. Dieses
                                         davon, dass durch die Prüfkom-       Modell ermöglicht ein Maximum
                                         mission der Volksanwaltschaft        an Selbstbestimmung für den

12          DER DURCHBLICK 2/2017
utos
 Menschen mit Behinderungen.
 Dem steht häufig der österrei-
 chische Föderalismus im Weg.
                                               Martin Ladstätter, Gründungsmitglied und Obmann von
 Persönliche Assistenz im Privat-
                                               BIZEPS – Zentrum für selbstbestimmtes Leben
 bereich fällt nämlich wie vieles
 andere auch in den Zuständig-
 keitsbereich der Bundesländer.       Zu Herzen gehende Geschichten       Die UN-Konvention muss end-
 Das bedeutet: „Sag mir wo du         wie die einer Stabhochspringe-      lich umgesetzt werden
 lebst und ich sage dir, ob du        rin, die sich nach einem Unfall     Österreichs Stärken und Schwä-
 Assistenz bekommst“.                 zurück ins Leben kämpft, ver-       chen im Inklusionsbereich zeigen
                                      kaufen sich gut. Was sich gut       sich am besten an der Umset-
 Zwischen Opfer und Held              verkauft, wird gesendet und         zung der UN-Konvention. Der
 Um Inklusion und Gleichstel-         gedruckt. ORF-Generaldirektor       Nationale Aktionsplan Behinde-
 lung zu erreichen, ist es wichtig,   Alexander Wrabetz brachte           rung (NAP) wäre eine wichtige
 Präsenz zu zeigen und sich ins       diese Haltung bei einer Veran-      Grundlage für die Umsetzung.
 Gespräch zu bringen. Doch sind       staltung im Bundeskanzleramt        Dieser ist jedoch ambitionslos
 Menschen mit Behinderungen           auf den Punkt, indem er zu          und es krankt dennoch an seiner
 eigentlich im Blickfeld der Ge-      verstehen gab, dass Medien          Umsetzung.
 sellschaft?                          nun einmal schubladisieren und
                                      dass sie nicht am Alltag, sondern   Lange fordert man schon Indika-
 Die Medien sind nicht nur ein-       an „Menschen mit besonderen         toren, die eine Überprüfung der
 fache Informationslieferanten,       Herausforderungen“ interessiert     Umsetzung der UN-Konvention
 sondern fungieren als Meinungs-      seien.                              und des NAP ermöglichen. Doch
 bildnerinnen und Meinungs-                                               die Notwendigkeit einer wissen-
 bildner. Die Darstellung von         Wenn man bedenkt, wie wichtig       schaftlichen Evaluierung auf der
 Menschen mit Behinderungen           Medien für die Bewusstseins-        Grundlage fundierter Fakten
 in den österreichischen Medi-        bildung sind, dann ist hier noch    und Zahlen wird von der Poli-
 en ist von Schubladendenken          einiges zu tun. Menschen mit        tik noch nicht gesehen. Um die
 geprägt und schwankt zwischen        Behinderungen müssen nicht          Schnecken und rostigen Autos
 zwei Extrempolen. Das hat eine       nur an der Gesellschaft teil-       der Behindertenpolitik am Lau-
 Studie aus dem Vorjahr ergeben.      haben, sondern auch an der          fen zu halten, braucht es Durch-
 Entweder werden Menschen mit         Medienlandschaft. Sowohl als        haltevermögen und Kampfgeist.
 Behinderungen in den Medien          Teil von Berichterstattungen        Mal sehen, was die neue Regie-
 gar nicht erwähnt oder sind Teil     als auch hinter den Kulissen als    rung in diesem Bereich weiter-
 einer Inszenierung.                  Akteurinnen und Akteure.            bringt.

                                                                                    D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   13
Thema SEBUS – Gleichberechtige Bildungs- und Berufschancen
     Michaela Schretzmayer und Barbara Vielnascher | SEBUS

     An Chancen glauben
     Mit SEBUS, der Schulungs-            fördern...erst all diese ‚Rundher-   nicht selten auch das Selbst-

     einrichtung für blinde und           um-Anstrengungen‘ machen das         bewusstsein. „Wieder Chancen
                                          eigentliche Förderziel möglich.“     aufgezeigt zu bekommen und
     sehbehinderte Menschen,
                                                                               in der Gruppe zu erkennen,
     ist im „Haus des Sehens“
                                          Eines der wesentlichen Elemen-       was alles durch Technologie,
     in Wien eine Drehscheibe             te, die bei anderen Schulungs-       Hilfsmittel und durch Training
     für Bildung und persönliche          einrichtungen wahrscheinlich         möglich ist, ist grundlegend für
     Weiterentwicklung gege-              vor der Tür gelassen werden          unsere Arbeit“, weiß Schretz-
     ben. Barbara Vielnascher             müssen, ist auch gleichzeitig ei-    mayer. Aber auch das Einfordern
     und Michaela Schretzmay-             ner der allgemeinsten Bausteine:     von Leistung kann helfen, das

     er über ein Aufgabenfeld,            den Alltag zu meistern. Das Spe-     Selbstvertrauen zu stärken und
                                          zifische des Alltags der Teilneh-    den persönlichen Einsatz anzu-
     das weit über den Auftrag
                                          merinnen und Teilnehmer – die        kurbeln. „Der Anspruch an die
     hinausgeht.
                                          Sehbehinderung oder Blindheit        Person ist mitunter höher als
                                          – wird in dieser Einrichtung         er vielleicht bei anderen Stellen
                                          zum Teil der Gemeinschaft, die       ist“, meint Vielnascher dazu. „Wir
     Der Auftrag durch den Förderge-      einen regen Austausch zulässt.       geben die Grundlagen und for-
     ber beinhaltet die Qualifizierung    Das, was außerhalb vielleicht als    dern, dass damit auch gearbei-
     für blinde und sehbehinderte         exkludierende Einschränkung          tet wird. Ganz nach der Devise:
     Menschen im erwerbsfähigen Al-       oder Extraleistung als unange-       ‚Setze dich damit auseinander,
     ter, die arbeitsfähig und arbeits-   nehm empfunden wird, ist hier        beschäftige dich, dann kannst
     willig sind. Eine relativ trockene   integrierte Routine – sei es der     du es schaffen!‘“
     Ansage also, hinter der aber viel    Umgang mit Hilfsmittel, das zur
     mehr steht, wie Mag. Barbara         Verfügung gestellte barrierefreie    Wenn du es tun kannst,
     Vielnascher, Projektleiterin von     Lernmaterial oder auch das           dann tue es selbst
     SEBUS, und ihre Kollegin Mag.        entgegengebrachte Zutrauen           Zwischen 60 und 80 Teilnehmer
     Michaela Schretzmayer, Pädago-       durch die Ausbildnerinnen und        nützen SEBUS jährlich, wobei
     gisch Verantwortliche, wissen.       Ausbildner.                          die Betreuungsdauer unter-
     „Unmittelbar auf einen Job hin                                            schiedlich lang ist. In den letz-
     auszubilden, ist in den wenigs-      Fördern = Fordern?!                  ten Jahren hat sich die Tendenz
     ten Fällen möglich“, betont          Das (plötzliche) Auftreten ei-       abgezeichnet, dass Teilneh-
     Vielnascher. „Wir setzen früher      ner Sehbehinderung bedeutet          mende eher länger bleiben und
     und mit viel Drumherum an.           einen nicht zu unterschätzenden      gleichzeitig die Betreuungs-
     Basisbildung, Soziales, Dinge, die   Einschnitt im Leben der betrof-      zahlen weniger hoch sind. Aber
     die Persönlichkeitsentwicklung       fenen Person und schwächt            Entwicklung braucht Zeit, so

14          DER DURCHBLICK 2/2017
wie eben auch das Lernen Zeit       wird 1,5 Jahre dauern und modu-        und Mag. Schretzmayer einen
braucht. „Davon, zwei Wochen        lar aufgebaut sein. Die Flexibilität   besonderen Stellenwert haben,
hier zu sein, wird man noch kei-    der Ausbildung zeigt sich aber         lässt sich keine eindeutige Ant-
nen Job finden. Längere Zeiten      auch darin, dass nicht alle Kurse      wort finden. Mit „JUMP Jugend
bedeuten in unserem Fall mehr       am Stück absolviert werden müs-        mit Potential“ ist eine der wich-
Qualität und größere Wirkung.“      sen. Hin und wieder ergänzt ein        tigsten Ausbildungsgrundlagen
Mit 1,5 Jahren ist im Moment die    Arbeitstraining oder das Berufs-       gegeben. „Es ist auch deswegen
Massageausbildung die längs-        erproben die Ausbildung.               so speziell für uns, weil man hier
te Ausbildung im Angebot und                                               den größten Entwicklungsschritt
auch die neue Büroausbildung        Auf die persönliche Frage nach         beobachten kann“, so Vielna-
mit dem optionalen Lehrab-          den Projekten und Arbeitsberei-        scher. „Wir dürfen die ganze Zeit
schluss zu Bürokauffmann/-frau      chen, die für Mag. Vielnascher                                        >>

             Bildungs- und Berufschancen
 Bildung ist eine wichtige          die Ausbildungsmöglichkeiten           Behinderung kontinuierlich.
 Grundlage dafür, sich im gesell-   immer noch beschränkt, selbst          Frauen mit Behinderung sind
 schaftlichen und beruflichen       wenn Potential seitens der             grundsätzlich länger und häufi-
 Leben behaupten zu können          Menschen mit Behinderung               ger von Arbeitslosigkeit betrof-
 und auf einer weiteren Ebene       vorhanden ist. Auch wenn in            fen, als Männer und erhalten
 Zusammenhänge zu verstehen.        den letzten Jahren dahingehend         aufgrund eines im Schnitt nied-
 Wird einem Menschen Bildung        gearbeitet wurde, bloße nieder-        rigeren Erwerbseinkommens
 verwehrt, bedeutet das auch        schwellige Qualifizierungen und        auch weniger Arbeitslosengeld.
 gleichzeitig eine grobe Be-        Basisbildung zugunsten einer
 schneidung späterer Möglich-       weitreichenderen Berufsbil-            Es ist ein wichtiges und grundle-
 keiten. Das gilt natürlich auch    dung mit formalem Abschluss            gendes Ziel des BSVÖ, nicht nur
 für Aus- und Weiterbildungen,      aufzuwerten, ist die Lage noch         (Aus-)Bildungsmöglichkeiten
 die den persönlichen Interessen    lange nicht ideal. Fehlende            und ein breites Angebot an Op-
 und Fähigkeiten einer Person       Ressourcen und fehlende Aus-           tionen für blinde Menschen und
 entsprechen.                       bildungsmöglichkeiten prägen           Menschen mit Sehbehinderung
 Menschen mit Behinderungen         noch immer das große Gan-              zu erreichen, sondern auch eine
 kommt im Bereich der Bildung       ze und auch ein Blick auf die          Etablierung am Arbeitsmarkt
 leider noch immer ein Son-         Aufstellung am Arbeitsmarkt ist        durchzusetzen. Blinden und
 derstatus zu. Angefangen bei       weiterhin kein positiver.              sehbehinderten Personen muss
 der Diskussion um integrative      Trotz sinkender Arbeitslosen-          die gleichberechtigte Chance
 Lehrmodelle und Schulen für        zahlen steigt die Quote bei            gegeben sein, ihre Fähigkeiten
 Kinder und Jugendliche mit         „Menschen mit gesundheitli-            zu üben und auch anzuwenden,
 sogenanntem sonderpädago-          chen Vermittlungseinschrän-            um ein selbstbestimmtes Leben
 gischen Förderbedarf, bleiben      kungen“ und Personen mit               führen zu können.

                                                                                   D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   15
sehbehinderter Personen sieht         BUS oder wie der Blinden- und       sehbehinderte Menschen durch
Barbara Vielnascher im Fehlen         Sehbehindertenverband können        Kooperationen zu öffnen. In
von grundlegender Informati-          Expertise und Erfahrung anbie-      Zusammenarbeit mit der Berufli-
on auf Seiten der potentiellen        ten. Workshops, Jobcoachings,       chen Assistenz des BSVWNB soll
Arbeitsplatzanbieter. „Man darf       Informationsveranstaltungen –       behinderungsspezifische päda-
den Unternehmen aber auch             die Palette an Möglichkeiten ist    gogische, organisatorische und
nicht ankreiden, dass sie sich        riesig. Unterstützung für Unter-    technische Unterstützung beim
mit dem Thema Blindheit und           nehmen, um Kapazitäten für die      Kursbesuch angeboten werden.
Sehbehinderung nicht ausken-          Beschäftigung mit Inklusionsthe-    Hand in Hand damit geht auch
nen und nicht wissen, welche          men freizuschaufeln, muss von       die Sensibilisierung der Trainer,
Voraussetzungen im Betrieb            anderer Stelle beigesteuert wer-    die Aufbereitung von Unterlagen
benötigt werden und welches           den“, konkretisiert Vielnascher.    durch die hauseigene Medien-
Potential die Arbeitnehmer mit-                                           produktion sowie in weiterer
bringen könnten. Das Problem          Querdenken in einer                 Folge das Bewusstseinschaffen
ist, dass es Zeit und Ressourcen      hochflexiblen Welt                  bei verschiedenen Schulungsein-
braucht, sich damit auseinander       Das Kursprogramm für 2018           richtungen und Kursinstituten
zu setzen und es im eigenen           steht schon. Modulare und           für die bestehende Nachfrage.
Unternehmen zu testen. Und ge-        anschlussfähige Teilqualifizie-     „Vielleicht gibt es dann auch Mut
nau hier treffen wir heutzutage       rung, die in einer Gesamtkurs-      bei den Anbietern für andere
auf schlechte Voraussetzungen.“       maßnahme gebündelt oder wie         Berufsrichtungen, die wir nicht
Damit die berufliche Integration      ein Puzzle zusammengesetzt          abdecken können“, so Vielna-
auch in neuen Unternehmen             werden können, sind hierbei ein     scher und Schretzmayer schließt
und Betrieben gelingt, müssen         zukunftsträchtiges System, das      an: „Viele Teilnehmerinnen und
Kapazitäten in Anspruch genom-        Niveauunterschiede ausgleichen      Teilnehmer brauchen nur ein
men werden, auch wenn der             kann. So soll auch eine Speziali-   Fünkchen, damit es klappt.“
Trend der Zeit in eine andere         sierung unter dem Überbegriff
Richtung geht. Sensibilisierungs-     „Büroarbeit“ ganzjährig laufen      Meistens geht mehr,
arbeit ist also weiterhin auf brei-   und Einstiege erleichtern. Der      als man glaubt
ter Basis notwendig. Denn wo es       Fokus auf einen Austausch zwi-      Das Angebot, das SEBUS offe-
auf der einen Seite manchmal          schen SEBUS unter dem Begriff       riert, ist weitläufig. Dennoch
sehr wohl als zeitgemäß wahr-         der Bildungsassistenz und der       endet es nicht strikt mit dem
genommen wird, sich mit dem           Beruflicher Assistenz des BSV       Rahmen der Kurse, die im Pro-
Label der Diversität zu schmü-        Wien- Niederösterreich und          gramm stehen.
cken (leider häufig ohne der          Burgenland (BSVWNB), sowie          „Das Schlimmste ist, wenn
notwendigen vorangegangenen           auf Netzwerktreffen und regel-      Leute umdrehen, bevor sie mit
Auseinandersetzung mit dem            mäßige Coachings ist ein ebenso     uns gesprochen haben“, meint
Thema), wird auf der anderen          wichtiger, neuer Baustein der       Barbara Vielnascher. „Das gilt für
Seite immer noch Barrierefrei-        SEBUS-Arbeit. Hinter der Idee       Interessenten, für Unternehmen
heit oft ausschließlich darüber       der Bildungsassistenz steht der     oder für Kooperationsprojekte.
definiert, ob ein Mensch im           Gedanke, Ausbildungsbereiche,       Kommt zu uns, redet mit uns.
Rollstuhl zufahren kann, oder         die nicht vor Ort angeboten         Dann lassen sich bestimmt Wege
nicht. „Einrichtungen wie SE-         werden können, für blinde und       finden.“

                                                                                 D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   17
Thema Vollwertige politische und kulturelle Teilhabe
     Dr. Hansjörg Hofer, Behindertenanwalt

     Chancen zur Veränderun
     Am 5. Mai 2017, dem wahr-           stellvertretender Sektionsleiter     und sind verschiedene Stellen

     scheinlich nicht ganz zufällig      (Sektion für Pflegevorsorge,         eher geneigt, ein offenes Ohr zu
                                         Behinderten-, Versorgungs- und       präsentieren. Aber auch nach
     gewählten Europäischen
                                         Sozialhilfeangelegenheiten des       den Wahlen, wenn das neue
     Protesttag zur Gleichstellung
                                         BMASK) und Leiter der Gruppe         Regierungsprogramm verfasst
     von Menschen mit Behinde-           für Integration von Menschen         wird, soll das Thema „Leben mit
     rungen, wurde Dr. Hansjörg          mit Behinderung gearbeitet hat       Behinderung“ ein sensibilisiertes
     Hofer von Sozialminister            und der bisher, heruntergebro-       sein. „Das ist der Grund für mei-
     Alois Stöger zum neuen              chen gesprochen, als Beamter         ne Gesprächs- und Presserun-
     Behindertenanwalt bestellt.         das Statut verteidigt hat, bedeu-    den. Nach der Wahl geht es mit
                                         tet der Jobwechsel jetzt nicht nur   der Volksanwaltschaft und dem
                                         mehr Freiheit im eigenen Vor-        Monitoringausschuss weiter.
                                         gehen, sondern gleichzeitig ein      Und dann, einige Monate nach
     Als unparteiischer Nachfolger       neues Level an Verantwortung.        der Wahl, werden wir sehen,
     Herbert Haupts und Erwin                                                 was tatsächlich ins Programm
     Buchingers, der im März 2017        „Eine Verantwortung, die darin       genommen wird und wieder
     relativ überraschend schon          liegt, Chancen zu nutzen und         Monitoring betreiben“, fasst Ho-
     vor Ablauf seiner Amtsperiode       nicht ungenutzt ver-
     zurücktrat, ist es nun an Dr.       streichen zu lassen“,
                                                                          Voll Energie in die tägliche
     Hofer, eine eloquente und starke    betont Dr. Hofer, der
                                                                      Konfrontation mit Baustellen der
     Stimme für rund 1,3 Millionen       seit Mai umtriebig und
     Menschen mit Behinderung in         mit großem Einsatz sei-
                                                                      Gleichstellung und Barrierefreiheit
     Österreich zu stellen. Die Auf-     nen Job angegangen ist.
     gaben des Behindertenanwalts,                                            fer zusammen. Die ewige Frage
     wie die volksmündliche Bezeich-     Medien und Öffentlichkeit mit        danach, was wirklich umgesetzt
     nung ist – korrekt wäre wohl        einzuschalten, sieht Hofer als       wird und was als Punkt zwar
     „Anwalt für Gleichbehandlungs-      eine der größten jener Chancen.      auf geduldiges Papier gedruckt,
     fragen für Menschen mit Be-         Sind die Gespräche mit Minis-        später aber nicht verfolgt wird,
     hinderung“ – sind vielseitig und    tern und Entscheidungsträgern        macht einen der vielen Aufga-
     komplex. Beraten, Beobachten,       wichtig, ist er sich der Öffent-     benbereiche des Behinderten-
     Unterstützen, (Prä-)Monitorisie-    lichkeit als durchaus wirksames      anwalts aus.
     ren, Vorschläge bringen und den     Druckmittel bewusst. Jetzt, im
     Finger auf bestehende Probleme      Umkreis der Wahlen, ist das          Und woher rührt die Energie,
     legen. Für Dr. Hofer, der über 30   Aufmerksamkeitsfeld ansich           sich trotz der doch frustrieren-
     Jahre im Sozialministerium als      größer als zu anderen Zeiten         den Situation, sich täglich mit

18          DER DURCHBLICK 2/2017
ng nutzen
  Baustellen der Gleichstellung
  und Barrierefreiheit konfrontiert
  zu sehen, mit Eifer an die Sache
                                            Der neue Behindertenanwalt Dr. Hansjörg Hofer in seinem Büro
  zu machen?

  „Zum einen ist es die persönli-     wahrscheinlich auch nicht mehr       Ein genaues Äquivalent zum
  che Betroffenheit“, sagt Hofer,     passieren.“                          österreichischen Behinder-
  der selbst nicht nur einmal Ziel    Die persönliche Betroffenheit        tenanwalt gibt es in anderen
  von Diskriminierung und Unter-      führt aber auch in anderen           Ländern nicht, sehr wohl aber
  schätzung wurde. Er, der nach       Bereichen zu besonders ge-           europäische Ombudsstellen.
  dem Gymnasialbesuch und der         schärfter Wahrnehmung. „Bar-         Mit diesen plant Dr. Hofer im
  universitären Promotion zum         rierefreiheit ist etwas, das mir     kommenden Jahr, wenn Öster-
  Doktor der Rechtswissenschaf-       inzwischen noch mehr auffällt        reich die EU-Präsidentschaft
  ten wurde, bekam damals, in         als früher. Die Tatsache, be-        innehat, eine Tagung. Aus dem
  einem noch rauen Klima der          hindert zu sein und älter zu         Erfahrungsaustausch unter dem
  Achtzigerjahre, die Chance ver-     werden, hat Folgewirkungen.          Großthema Bildung darf man
  weigert, in einer Rechtskanzlei     Natürlich wird jeder Mensch im       sich einiges erhoffen. Gleichzei-
  als Konzipient zu arbeiten. „Die    Alter zunehmend immobiler.           tig ist es wieder das schon zuvor
  Begründung war nicht fachlich,      Eine Behinderung verstärkt die-      angesprochene Wahrnehmen
  sondern bestand einerseits in       se Immobilität aber maßgeblich.“     einer Chance: wenn Österreich
  der Angst des Chefs, nicht zu       Der wichtigste Antrieb hinter Dr.    schon diese besondere Rolle
  wissen, was er mit meiner An-       Hofers Motivation ist es aber,       zukommt, gibt es auch entspre-
  stellung auf sich nehmen würde      für 1,3 Millionen Menschen zu        chende Fazilitäten, 28 Delegati-
  und andererseits in Beden-          sprechen, die sich selbst als        onen – sollten alle kommen – zu
  ken vor dem Kundenkontakt“,         behindert bezeichnen und somit       empfangen und eine fruchtbare
  konstatiert Hofer erstaunlich       Betroffene sind. Seien es die        Veranstaltung auszurichten.
  abgeklärt, dann setzt er nach:      großen Themen der Bildung, der       Einen Einblick in die anderen
  „Damals nahm ich das zur            Barrierefreiheit, der Finanzie-      Pläne für die kommende Zeit,
  Kenntnis. Musste ich ja wohl.       rung oder seien es individuelle      gewährt Dr. Hofer ebenfalls.
  Aber heute würde ich das zum        Fälle, in denen Gleichstellung       Waren die letzten drei, vier Jahre
  Anlass für ein Schlichtungsver-     nicht praktiziert wird oder an-      nicht von großen Fortschritten
  fahren nehmen, um aufzuzeigen,      ders geartete Diskriminierungen      geprägt – steigende Arbeitslosig-
  dass solche Begründungsan-          von Menschen mit Behinderung         keit und die überall spürbaren
  sätze nicht diskutabel sind.        vorliegen, das Einsatzfeld ist ein
  Jedoch würde das in der Form        weites.                                                              >>

                                                                                  D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   19
Thema Vollwertige politische und kulturelle Teilhabe
Brigitte Hauptner und Susanne Wögerbauer, , Belvedere Museum Wien

Ein Kuss für alle
Mag. Brigitte Hauptner und         Publikum, die Selfiehand ausge-       als Barrierefreiheit im öffentli-

Mag. Susanne Wögerbauer            streckt und bereit, das perfekte      chen Raum noch in den Kinder-
                                   Bild zu machen, sich
im Gespräch über Innova-
                                   quasi selbst mit da-
tionen in der barrierefreien
                                   zuzuschummeln zu
Kunstvermittlung, erlaubtes        ihm und ihr und dem
Anfassen und das langsame          Goldregen ringsum.
Abtragen von Hindernissen.
                                   Links neben dem
                                   hoheitlichen Superstar
                                   unter den Belvedere-
„Wer nach Wien kommt, kommt        Exponaten stehen zwei
an Klimt nicht vorbei“, heißt      Frauen, die den „Kuss“
es in einem Reiseführer. Und       besser kennen, als die
tatsächlich, schon am Vormit-      meisten Kunsthungri-
tag wandern Kunstinteressier-      gen. Brigitte Hauptner
te durch die Prunkräume des        und Susanne Wöger-
Oberen Belvedere, vorbei an        bauer sind Ruhepole
Kokoschka und Schiele – deren      im aufgeregten Wech-
sperrige Schönheit wird später     sel der Gruppen. Die
untersucht, sollte die Zeit noch   Hände haben sie auf
reichen – aber das erkorene        einem Relief, das sich            Gustav Klimts „Kuss“ zum Anfassen
Ziel heißt: Klimt!, das Gemälde:   perfekt in sein Umfeld            (Fotos: Andreas Reichinger, VRVis)
der „Kuss“! Was sich in einer      fügt. Weiß und tast-
breiten Palette an Merchandi-      bar ist er hier abgebildet, der       schuhen steckte, begonnen, sich
singprodukten findet, sei es in    „Kuss“. Taktil gemacht in dem         mit der Thematik auseinander
Form von Schlüsselanhängern,       Projekt AMBAVis (mitgetragen          zu setzen und nach Lösungen zu
Tassen oder Seidenschals, hängt    vom BSVÖ unter der Leitung von        suchen. Vor gut fünfzehn Jahren
dort an der Wand, goldstrah-       Mag. Stefanie Steinbauer, Refe-       ging der Ausruf aus Frankreich
lend und endlich zum Greifen       rentin für internationale Zusam-      an europäische Museen, einen
nahe (im doppelten Wortsinne.)     menarbeit), das 2016 für Furore       Tag im Jahr unter ein besonde-
Er, die Efeukrone im schwarzen     in der Kunstwelt sorgte.              res Motto zu stellen. Damals gab
Lockenhaar, sie, kniend vor ihm,                                         es Kunstvermittlung in erster
das Gesicht von einem Lächeln      Die Frauen sind Idealistinnen
errötet. Davor: das staunende      und Vordenkerinnen. Sie haben,                                        >>

                                                                                 D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   21
rierefreiheit in österreichischen   Sei es im baulichen Bereich            weil der Neigungswinkel der
Museen die Exotik genommen          oder im Bereich der Kunstver-          barocken Rampen einfach zu
wurde und jene zu einem – zu-       mittlung selbst, Barrierefreiheit      steil ist. Man muss im Denken
mindest gedanklich angelegten –     wirkt grenz-
internen Fixprogramm wurden.        übergreifend.
                                    So berühren
Das Bewusstsein, dass Barrie-       auch sehende
refreiheit zum Bildungsauftrag      Besucher das
und auch zum gesellschaftlichen     haptisch-taktile
Auftrag dazu gehört, ist in den     Kussrelief regel-
letzten Jahren geschärft worden.    mäßig, und so
Die mühsame Bodenarbeit hat         kann die detail-
sich ausgezahlt, dennoch dauert     reiche Beschrei-
es, bis sie auch tatsächlich zu-    bung eines
friedenstellend umgesetzt wird.     Bildes den Blick           Eine spanische Touristen beim Ertasten
Gerade im Bereich der zeitge-       im mehrfachen              des Reliefs von Gustav Klimts Kuss
nössischen Kunst ist eine beson-    Sinne öffnen.
dere Offenheit zu spüren. So ließ   Gleichzeitig wird das Bewusst-         des Gesamtpakets bleiben. Na-
Ai Weiwei in einer Ausstellung      sein sensibilisiert. Museen dür-       türlich sind Hunde im Museum
des 21er Haus ganz selbstver-       fen in der breiten Wahrnehmung         verboten – und natürlich darf
ständlich zu, dass alle Exponate    nicht einem bestimmten, präde-         ein Blindenführhund hinein, ein
auch ertastet werden durften.       stinierten Publikum vorbehalten        SMS-Service für gehörlose Men-
                                                 sein. Das Recht auf       schen, das Abholen von blinden
                                                 Teilhabe obliegt allen.   und sehbehinderten Menschen
  Barrierefreiheit, das muss man im
                                                                           von der nächsten Straßenbahn-
  Hinterkopf behalten, kommt allen               Für das kommende          haltestelle. Das alles sind viele,
         Besuchern zu gute.                      Jahr stehen neue          kleine Details, die das Praktische
                                                 Projekte schon in den     erst ermöglichen, und die an
Natürlich muss der Schutz der       Startlöchern. Zu Schiele sind          sich keinen großen Kostenauf-
Objekte an erster Stelle stehen,    weitere Tastreliefs geplant, die in    wand bedeuten. Nur bewusst
dennoch ist auch von kuratori-      die ständige Sammlung einfließen       muss man sich ihrer werden.
scher Seite aus die Bereitschaft,   sollen. Auch ein Accessibility-        Und das passiert erst, wenn
Exponate speziell mit Hinblick      Guide, der die Zugänglichkeit          man mit der Zielgruppe in einen
auf Tastbarkeit zugänglich zu       und die Angebote des Hauses            Dialog tritt.
machen, gewachsen.                  auf einen Blick zusammenfasst,
                                    liegt in den Skizzen. In dem soll      Das Schlusswort, das Hauptner
Das No-Go, Kunst anzufassen,        dann auch auf ganz einfache,           und Wögerbauer in das Gespräch
bröckelt, die schweigsame Erha-     praktische Umstände verwiesen          einbringen, ist genauso grund-
benheit der Ausstellungsräume       werden – unter anderem darauf,         legend wie rahmenschließend:
wird, langsam aber doch, zu-        dass ein Rollstuhlbenutzer nicht       „Niemals ohne die Betroffenen.
gunsten vielseitiger Kommunika-     durch den Garten vom Oberen            Nichts über uns, ohne uns.“ Nur
tion aufgebrochen.                  ins Untere Belvedere gelangt,          so kann es funktionieren.

                                                                                   D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   23
Thema Vollwertige politische und kulturelle Teilhabe
     Herbert Pichler, Präsident des Behindertenrats

     Mehr „Wir”!
     Wer Herbert Pichler persön-        grund: „Ich bringe gerne Men-       Auf zur Gesundheitserhaltung

     lich kennen gelernt hat, wird      schen zusammen – auch welche        und Wiedergesundung.“
                                        in den unterschiedlichsten Posi-    Dieses Miteinander wünscht er
     sich schnell von zwei Dingen
                                        tionen“, so der Netzwerker, der     sich auf allen Ebenen – auch was
     überzeugt haben: erstens
                                        diesem Thema schon viel Zeit        die Kooperation verschiedener
     kennt der gebürtige Nieder-        und Energie gewidmet hat. Seit      Interessenvertreter angeht. „Es
     bayer Gott und die Welt und        seiner Ausbildung im Bereich        ist eine wichtige Thematik, dass
     zweitens haben seine Tage          des Sozial- und Kapitalmanage-      sich Minderheitengruppen nicht
     scheinbar mehr als 24 Stun-        ments 2009 forscht er auf dem       bekämpfen sollen. Es gefällt
     den. Denn die vielen Funkti-       Gebiet. Im „Chancen Nutzen          mir, wenn verschiedene Inter-

     onen, die Pichler erfüllt und      Büro“ des Österreichischen Ge-      essenvertretergruppen neben-
                                        werkschaftsbunds, das Pichler       einander sitzen – etwa in der
     Unternehmungen, die er
                                        gemeinsam mit Mag. Czeskleba        gemeinderätlichen Interessen-
     verfolgt, passen nur schwer-
                                        aufbaute, wurde Ende 2014 ein       vertretung für Wien oder auch
     lich in eine herkömmliche          weltweit einzigartiges Netzwerk-    im Präsidium des Behinderten-
     Woche.                             analyseinstrument entwickelt. Es    rats und wenn hier ein Aus-
                                        zeigt nicht nur die zur Verfügung   tausch stattfindet, anstatt sich
                                        stehenden Netzwerke,
                                        sondern auch deren
                                                                     Keine Behinderungsform darf
     Warum Herbert Pichler dennoch      Reichweite und wie
                                                                     zu kurz kommen. Jede Gruppe
     den Spagat zwischen den teil-      sie genützt werden.
     weise sogar beinahe unverein-      In Coachings kann es
                                                                            ist gleich wichtig.
     baren Funktionen schafft, hat      auf Einzelpersonen
     mehrere Gründe. Einer ist, dass    aber auch Betriebe angewendet       als Konkurrenz wahrzunehmen.“
     die verschiedenen Funktionen       und somit gemeinsam erar-           Die Interessen sind immerhin
     Einblicke in Strukturen bringen,   beitet werden, wie die eigenen      die gleichen: größere Chancen-
     die von außen nicht zu erkennen    Netzwerke erweitert und besser      gleichheit, verbesserter Zugang
     sind und somit ein größeres        genützt werden können. Pro          zu Bildung, umfassende Barrie-
     Verständnis – und nicht zuletzt    Jahr werden zwischen 800 und        refreiheit, spezifische Förderun-
     einen größeren Einflussbereich     1000 solcher Analysecoachings       gen, vollwertige Anerkennung in
     für denjenigen öffnen, der sie     durchgeführt. Pichler erkennt       der öffentlichen Wahrnehmung
     besetzt. Hier, wie auch in allen   die Stärke im Miteinander und       – die Punkte wiederholen sich
     anderen Wirkungsbereichen, die     der Verbindung zu anderen: „Die     wohl auf allen Listen. „Anstatt
     Herbert Pichler innehat, steht     persönlichen Netzwerke – nicht      sich um einen kleinen Kuchen zu
     das Miteinander im Vorder-         die digitalen – sind das Um und     streiten, wäre es doch viel sinn-

24          DER DURCHBLICK 2/2017
voller, sich dafür einzusetzen,
dass der gemeinsame Kuchen
größer wird“, resümiert Pichler.
                                         Herbert Pichler, begeisterter Fußballspieler,
                                         vor einem großen Rasenfeld in der Donaustadt
Seit Mai 2017 ist eine neue
Position hinzugekommen: als
einstimmig gewählter Präsident     gemeinsamen Pressekonferenz          dann werden sie es nicht schaf-
des Behindertenrats – vormals      im September auch mit dem            fen, ein Unternehmen langfristig
Österreichische Arbeitsge-         Behindertenanwalt Dr. Hofer          zu führen und zu erhalten. Das
meinschaft für Rehabilitation      Schulterschluss. „Auch von der       lässt sich einfach auf den Inklusi-
– leitet Herbert Pichler nicht     Persönlichkeit her ergänzen wir      onsfonds umlegen.“
nur einen Generationswechsel       uns“, meint Herbert Pichler, er-
ein; mit dem Namenswechsel         freut über die Zusammenarbeit.       Als Präsident des Behinder-
soll der Behindertenrat auch       Die Ziele sind groß und grundle-     tenrats betont Herbert Pichler
zu einem wichtigen Sozialpart-     gend – eine besondere Stellung       einmal mehr, wie wichtig es ist,
ner und einer umfangreichen        unter ihnen nimmt der Inklu-         alle Stimmen zu hören. „Keine
Interessenvertretung werden.       sionsfonds ein. Hierbei soll es      Behinderungsform darf zu kurz
Die großen Ziele des neuen         sich um einen eigenen, abgesi-       kommen. Jede Gruppe ist gleich
Präsidenten? „Allumfassende        cherten Geldfonds handeln, der       wichtig.“ Pichler ist deshalb gern
Barrierefreiheit“, „Schulreform    als Basis dient, um weitere Ziele    gesehener Gast auf Veranstal-
sowie Schulinklusion“ und eine     anzugehen. Dass der Inklusions-      tungen verschiedener Organisa-
Arbeitsmarktpolitik, die Men-      fonds kostet, ist Pichler bewusst,   tionen und Interessenvertreter.
schen mit Behinderungen zur        aber im Endeffekt würden             „Da kann man so viel lernen,
Zielgruppe Nummer eins am          genau diese Kosten auch wieder       auch was die Bedürfnisse der
Arbeitsmarktservice macht. Für     Gewinn bringen: „Wenn Unter-         einzelnen Gruppen betrifft. Ganz
das Erreichen der Anliegen sucht   nehmerinnen und Unternehmer          häufig treffe ich auf die selben
Pichler die Zusammenarbeit mit     bei der Betriebsgründung zu          Anliegen und Forderungen. Und
anderen Institutionen. So zeigte   sparen beginnen und nicht gut        natürlich gibt es trotzdem im-
der Behindertenrat in einer        und mit Weitsicht investieren,       mer wieder Neues zu erfahren.“

    Hatten Sie schon einmal ein Blind Date?
    318.000 Menschen in Österreich kennen die Spielregeln!
                                                                                                       >>

                                                                               D E R D URCHB L ICK 2/ 2017    25
Thema Vollwertige politische und kulturelle Teilhabe
     Portrait Phil Hubbe und die Macht des Lächelns

     Darf man das überhaupt?
     Phil Hubbes Cartoons sind           Koffer in der Hand, freut sich:        laubt, was gesellschaftlich noch

     klare, farbenfrohe Aquarelle,       „Klasse dieses Blindenleitsys-         nicht salonreif geworden ist:
                                         tem. Ich kann den Zug schon            Ironie in einem Thema zu finden,
     in denen ein fast unschuldig
                                         hören.“ Doch sind sie anstelle         das sonst meist entweder mit
     naiver Zeichenstil die tiefe
                                         des Bahnsteigs auf den Schie-          Mitleid bedacht oder geflissent-
     Beobachtungsgabe des                nen unterwegs – der Zug samt           lich übergangen wird. Dass Phil
     Künstlers trifft.                   verdutztem Lokführer wenige            Hubbe, der als 22-Jähriger mit
                                         Schritte vor ihnen, ist bereit zur     Multiple Sklerose diagnostiziert
                                         Abfahrt.                               wird, hier den richtigen Ton an-
                                                                                stimmt, macht den Charme der
     Drei Beispiele: ein Mann und        Bei der Ankunft im Ferienho-           Cartoons aus; gelacht wird nicht
     eine Frau laufen mit ausge-         tel ist das Urlauberpaar über-         über die Betroffenen, sondern
     streckten Armen aufeinander         rascht: Am Strand tummeln              über ihre Selbstironie. Gleichzei-
     zu, den freudigen Zusammen-         sich Menschen mit fehlenden            tig trifft es aber auch blatante
     schluss erwartend – jedoch          Gliedmaßen, in Rollstühlen, mit        Diskriminierung oder die Ent-
                                                            Sehbehinde-         tarnung falscher Zurückhaltung.
                                                            rung. Die neu       Hubbe zensiert seine Werke
                                                            Angekomme-          nicht durch den Gedanken,
                                                            ne stemmt           etwas nicht zeigen zu dürfen
                                                            die Hände in        und bleibt dennoch weit außer
                                                            die Hüften          Reichweite der Beleidigung.
                                                            und motzt:          In einem der vielen Gespräche,
                                                            „Na klasse! Du      die Hubbe in den letzten Jahren
                                                            solltest ‚All In-   mit interessierten Medienver-
                                                            clusive‘ buchen     tretern geführt hat, nennt der

                      Der Cartoonist und Zeichner           und nicht ‚alle     Künstler den Amerikaner John
                     Phil Hubbes in seinem Atelier          inklusive!‘…“       Callahan als Vorreiter in Sachen
                                                                                Cartoons, die sich mit dem
     verpassen sie sich. Beide tragen    Dass Phil Hubbe mit seinen Car-        Thema Behinderungen ausein-
     die gelbe Dreipunktschleife und     toons polarisiert, ist ein gutes       andersetzen. Callahans Stil war,
     schwarze Sonnengläser, unterge-     Zeichen. Die Motive – illustrierte     bedingt durch seine Lähmung,
     titelt ist mit „Blind Date“.        Pointen unausgesprochener              ein ganz anderer, dennoch erziel-
     Zwei blinde Bahnhofsbesucher        Witze – kreisen gerne um Be-           ten die harten, minimalistischen
     am Weg zum Reiseantritt. Der        hinderung, um Inklusion und            Striche ihre Wirkung. Hubbes
     eine, mit weißem Stock und          Gleichstellung. In ihnen ist er-       Cartoons sind, im Vergleich zu

26          DER DURCHBLICK 2/2017
?
    Callahans schwarz-weiß Zeich-
    nungen, saubere, bunte und
    man möchte fast sagen „fami-
    lienfreundliche“ Varianten der
    Thematik. Bei Bleistift, Zeichen-
    feder und Pinsel hat sich Hub-
    be von Anfang an wohlgefühlt
    und auch heute, in der Zeit von
    Zeichenprogrammen und digita-
    lisierter Schaffensprozesse, ar-
    beitet er noch immer gerne auf
    Papier: „An die Arbeit mit einem
    Grafikprogramm und Tabletts
    habe ich mich noch nicht so rich-
    tig herangewagt. Ich werde es       Inklusions-Thematik in Berüh-      notwendig. Material gäbe es
    wohl aber irgendwann müssen.        rung kommen und leistet hier       aber zur Genüge: „Meine eigene
    In einigen Punkten vereinfacht      herausragende, weitgreifende       Lebensgeschichte würde schon
    es die Arbeit, was natürlich von    Arbeit. Aber auch nach sechs       keine schlechte Story abgeben –
    Vorteil ist, wenn man unter Ter-    Bänden der erfolgreichen Reihe     meine Krankheit und die dama-
    mindruck steht und eine Dead-       „Behinderte Cartoons“ (zuletzt:    lige Wende in Deutschland…so
    line einhalten muss. Ich werde      „Mein letztes Selfie – Behinder-   schnell werde ich als Comic-Fan
    aber auch bei meinen nächsten       te Cartoons 6“, Lappan Verlag      die Idee wohl nicht aufgeben“
    Arbeiten noch beim ‚klassischen     Oldenburg) ist noch genügend       Schwarzhumorig könnte man
    Handwerk‘ bleiben. Zumal es mit     Ideenmaterial vorhanden – auch     also die Cartoons des beinahe
    einer Umstellung auch nicht so      für den Kalender „Handicaps“,      schon rebellischen Illustrators
    schnell funktioniert. Außerdem      den Hubbe seit acht Jahren         nennen, oder in einigen Beispie-
    ist es ja nebenbei auch ein ge-     illustriert. Das Ergebnis einer    len auch einfach schmerzhaft
    wisses Alleinstellungsmerkmal…“     anderen Kalender-Kooperation       ehrlich. So oder so sind sie ein
    Dass dem Themenkreis Behinde-       zwischen dem Künstler, der         wichtiger Beitrag zur Sensibili-
    rung medial nur relativ begrenzt    Deutschen Bahn und der ÖBB zu      sierung, da sie Aufmerksamkeit
    Aufmerksamkeit zukommt und          dem Thema „Bahn und Behinde-       schaffen, wo sich andere an die
    immer noch Berührungsängste         rung“ wurde im November 2017       Thematik aus Angst vor Kritik
    bestehen, die oft genug in einem    in Wien präsentiert.               nicht heranwagen.
    Ausblenden enden, ist Hubbe
    sehr wohl bewusst. Das Weg-         Darüber, ein Comic oder eine       Und wenn der Musenkuss
    schauen aber kann durch den         Graphic Novel zu machen, hat       ausbleibt? „Ich bin relativ diszi-
    Witz gebrochen werden. Hier         Phil Hubbe schon öfters nach-      pliniert, was vielleicht auch ein
    lacht man auch, weil man sich       gedacht. „Das wird vielleicht      bisschen meiner Krankheit ge-
    denkt: darf man das eigentlich?     aber auch nur ein Traum blei-      schuldet ist“, so Hubbe, der sei-
    Phil Hubbe tritt als Advokat auf,   ben“, meint der Zeichner dazu,     nen Optimismus nicht verbirgt.
    der Menschen erreicht, die sonst    denn unter anderem wäre eine       „Bis jetzt hat es immer noch
    vielleicht erst gar nicht mit der   Auszeit von anderen Projekten      irgendwie bei mir geklappt.“

                                                                                   D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   27
Thema Umfassender Zugang zu Informationsmedien
     Gertrud Guano & Alexander Guano, Hörbücherei des BSVÖ

     „Ich erzähle dir etwas …“
     Die Hörbücherei wächst in          Hörbücherei aufgenommen.           Umstellung auf digitales Material

     mehrere Richtungen und             Das kommt auf unglaubliche         so rasch wie möglich durchzu-
                                        32 Tage, die man rund um die       bringen“, blickt Guano zurück.
     ist schon lange die bedeu-
                                        Uhr damit verbringen könnte,       Jetzt steht die Hörbücherei bei
     tendste Institut ihrer Art in
                                        sich vorlesen zu lassen. In den    ungefähr 1500 registrierten
     Österreich. Alexander und          Archiven der Hörbücherei wür-      Hörerinnen und Hörern. Mitver-
     Getrud Guano erzählen,             den dann aber immer noch um        sorgt werden aber auch unter
     warum die Kooperation mit          die 12.000 ungekürzten Bücher      anderem drei große Altersheime
     anderen Organisationen             darauf warten, gehört zu wer-      und das Sozialpädagogische Zen-
     und Partnern wichtig ist und       den. Rechnet man die Möglich-      trum in Innsbruck, das Bundes-

     welche Bedeutung die Stim-         keit hinzu, Mittels MediBuS, der   Blindenerziehungsinstitut (BBI)
                                        „Mediengemeinschaft für blinde     und mehrere geschützte Werk-
     me für den Text hat.
                                        und sehbehinderte Menschen         stätten. „Das summiert sich auf
                                        e.V.“ auf den Bestandskatalog      an die 50.000 Entlehnungen im
                                        zuzugreifen, der über Fernleihe    Jahr und davon kann man wie-
     Sprache ist ein mächtiges Werk-    beziehbar ist, ergibt sich die     der eine Buch-pro-Kopf Ratio ab-
     zeug. In einer ihrer schönsten     Summe von rund 60.000 Werken       leiten. Allein unser Bestand geht
     Formen, der Narration, eröffnet    denen gelauscht werden kann.       fast fünfmal im Jahr komplett
     und füllt sie Räume mit Bildern    Daran, dass es nicht immer so      raus“, fasst Mag. Getrud Gua-
     aus fremden Köpfen und lässt       war, erinnert sich Mag. Alexan-    no zusammen, die neben der
     die Konsumierenden somit in        der Guano, Leiter der Hörbüche-    Mitorganisation der beliebten
     anderen Gedankenwelten wan-        rei, noch gut. Offene Baustellen   Lesungsreihe auch im Bereich
     dern. Das Konsumieren selbst       waren damals zum Beispiel die      Aufnahme- und Digitaltechnik
     kann natürlich unterschiedliche    kommende Digitalisierung, die      für die Hörbücherei im Einsatz
     Formen annehmen – damit aber       technische Infrastruktur und       ist. „Öffentliche Büchereien
     auch jene Menschen, die nicht      Ausstattung, die Finanzierung.     würden sich freuen, wenn sie die
     auf traditionell gedruckte Lese-   Auch die Hörerzahlen waren im      Umlaufzahlen der Hörbücherei
     ware zurückgreifen können, zu      Sinken begriffen und was wohl      hätten.“
     ihrem literarischen Genuss kom-    einer der größten Rückstän-
     men, sind Institutionen wie die    de war, war ein Bestand, den       Zwei Punkte offenbaren sich in
     Hörbücherei des BSVÖ wichtige      zu gut zwei Drittel Kassetten      diesen Zahlen: erstens, dass die
     Leuchttürme im Kulturbetrieb.      ausmachten. „Da haben sich die     Höherinnen und Hörer der Bü-
     773 Stunden Literatur wurden       Ressourcen sozusagen auf einen     cherei tatsächlich eifriges Inter-
     alleine 2016 von den Spre-         sterbenden Ast konzentriert. Wir   esse daran zeigen, auszuleihen
     cherinnen und Sprechern der        haben uns damals bemüht, die       und zweitens, dass der Bestand

28         DER DURCHBLICK 2/2017
gerne aufgestockt werden kann.      „Finde einmal Sprecher, die Alt-    hindertes Publikum zugänglich
Darüber, welche Bücher neu auf-     griechisch und Latein können“,      gemacht. All jene, die nicht live
genommen werden, bestimmen          so Alexander Guano. Aber sogar      dabei sein können, können die
mehrere Seiten. So kommen von       Weltsprachen können zu lautli-      Lesung samt Fragen und Diskus-
Hörern selbst Anstöße auf neues     chen Stolpersteinen werden. „Es     sion zu einem späteren Zeit-
Material, ebenso wie von Mitar-     gibt nicht viele österreichische    punkt auf CD nachhören.
beitern, Sprechern, Verlagska-      oder deutsche Sprecherinnen         Eines der großen Projekte der
talogen und Bestellerlisten. Der    und Sprecher, die entweder          Hörbücherei für 2017 ist „Buch-
Schwerpunkt liegt aber immer        akzentfreies britisches oder        knacker“ – eine Online-Bibliothek
auf österreichischer Literatur.     amerikanisches Englisch zusam-      die sich speziell an Kinder und
Mit MediBuS wird koordiniert,       menbringen. Oft kippt es im         Jugendliche mit Dyslexie oder
dass es zu einem Austausch,         Satz und dann kommt ein lus-        Legasthenie richtet und die in
nicht aber zu doppelten Aufnah-     tiges Gemisch heraus“, erzählt      der Schweizer Bibliothek für
men kommt – so etwas wäre           Gertrud Guano, die als studierte    Blinde, Seh- und Lesebehinderte
ein nicht zuletzt kostspieliger     Anglistin die Unterschiede sofort   (SBS) ihren Ursprung hat. „Auf-
Fehler. Neben dem Auflesen des      heraushört. Den Einfluss, den       grund des Marrakesch-Vertrags
Textes in voller Länge muss die     die Stimme der Sprecherinnen        können nun auch andere Perso-
Aufnahme nacheditiert werden        oder Sprecher selbst auf den        nengruppen mitbetreut werden.
– ein Prozess, der exponentiell     Text hat, darf nicht unterschätzt   Darunter fallen unter anderem
zur Länge des Werks steigt. Wo      werden. Nicht jede Sprechfarbe      Legastheniker oder andere lese-
kommerzielle Bücher im Schnitt      passt zu jedem Genre – gleich-      behinderte Personen. Die Koope-
um ein Drittel gekürzt sind, wer-   zeitig kann die richtige Stimme     ration mit der Schweiz macht
den in der Hörbücherei neben        dem literarischen Material einen    es möglich, das Portal auch in
bibliographischen Angaben und       ganz neuen Schwung geben            Österreich zu verwenden.“
Klappentexte auch Glossare und      „Unter anderen Friedrich Wag-       Mit dem neuen Portal werden
Fußnoten mit aufgesprochen.         ner, der schon seit den Siebzi-     Bücher in leicht verständlicher
Im gesamdeutschsprachigen           gern Sprecher bei uns ist, liebe    Sprache, Hörbücher und E-Books
Raum werden an die 2000             ich sehr“, kommt Getrud Guano       im Umfang von circa 30.000
DAISY-Hörbücher jährlich pro-       ins Schwärmen. „Er hat eine         Medien angeboten. Der gesamte
duziert. Die Hörbücherei kommt      sonore, reifere Stimme – aber       Bestand, der von Schulen ge-
auf um die 100 Werke, bezeich-      nicht greisenhaft. Seine Stimme     nutzt wird und der auf Antolin,
nender ist aber eher die tatsäch-   hat sich auch im Laufe der Jahre    einem web-basierten Programm
liche Spieldauer, als die reine     kaum verändert. Aber es gibt so     zur Leseförderung, zu finden
Stückzahl. „Es gibt auch Bücher,    viele Stimmen, die ganz wunder-     ist, ist unter Buchknacker als
die sich nicht umsetzen lassen“,    bar sind und die Texte ganz neu     barrierefreies Material vorhan-
sagte Gertrud Guano. Zu großer      beleben.“ Um die 20 Sprecher        den. Bücher, die in der Schule
Bezug auf Tabellen und Grafiken     sind für die große Bandbreite       über Antolin bearbeitet werden,
ist ein Hindernis und leider fal-   der Hörbücherei im Einsatz.         können von Schülerinnen und
len auch Bilderbücher durch den     Fünfmal im Jahr werden Auto-        Schülern somit auch als barriere-
Rost der Machbarkeit.               rinnen oder Autoren zu Lesun-       freies Medium genutzt werden.
Auch bei historischen Werken        gen eingeladen und auch über
sind logistische Grenzen gesetzt.   Induktionsschleife für ein hörbe-                                    >>

                                                                                D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   29
Filmtipp

Das blinde Wunderkind
Barbara Alberts gefühlvolles           Films ausmacht, bringt der von       on, die sich von verschiedenen

Historiendrama über die                einem Tag auf den anderen er-        Seiten her dem Thema nähert.
                                       blindeten 18-Jährigen die Aner-      „Ist es schön, das Sehen?“, fragt
verlorene und wiederge-
                                       kennung eines Publikums, das         Resi die junge Magd Agnes
fundene Virtuosität einer
                                       auf Attraktionen wartet. Mit den     in Mesmers Herrschaftssitz.
jungen, blinden Frau im Ös-            tatsächlichen Erfolgen der „ma-      „Kommt drauf an“, lautet die
terreich des ausgehenden               gnetischen Kuren“, die Friedrich     Antwort und nimmt somit der
18. Jahrhunderts überzeugt             Anton Mesmer anwendet und            Frage die Wucht.
auf vielen Ebenen.                     dem in kleinen Stücken zurück-
                                       kehrenden Sehsinn Resis verliert
                                       sich aber die natürliche Gabe
                                       der Musik. Die junge Frau findet
Der Film der österreichischen          sich zwischen den Ansprüchen
Regisseurin debütierte beim            einer drängenden, um Erfolg
Toronto Filmfest und in San            bemühten Familie und dem eige-
Sebastian, Österreichpremiere          nen Streben nach persönlichem
feierte er im Zuge der Viennale,       Glück.
wo er das Publikum und Kritiker
überzeugte.                            Barbara Albert („Die Lebenden“,
                                       „Böse Zellen“, „Fallen“) ist mit
„Schön ist sie nicht. Aber spielen     „Licht“ ein großer Wurf gelun-
tut’s gut!“, lautet das Urteil einer   gen. Basierend auf Alissa Wals-
der weißgepuderten Damen im            ers Roman „Am Anfang war die               Seitenprofil der Hauptdar-
barocken Salon über die jun-           Nacht Musik“ (2010) erzählt sie            tellerin in grauer Perücke
                                                                                  und Perlohrringen, darunter
ge Mademoiselle Paradis am             in Farben und Geräuschen. Das
                                                                                  in klarer, roter Schrift der
Klavier. Maria Theresia – „Resi“       langsame Tempo des Films wird
                                                                                  Filmtitel „Licht“
– entstellt durch die experi-          nur an wenigen Stellen gebro-
mentellen Heilungsversuche,            chen und lässt, nicht zuletzt
die ihre Eltern finanzierten, um       durch den Einsatz einer Spra-        Mit der Greta-App von Greta
das Mädchen wieder sehend zu           che, die gekonnt Wienerisch mit      und Starks ist für Audiodeskrip-
machen, wird als Pianistin und         den modischen französischen          tion gesorgt.
Komponistin und nicht zuletzt          Einwürfen des späten 18. Jahr-
als Kuriosum gefeiert. Ihr Spiel       hunderts mischt, ein Eintauchen      Der Roman „Am Anfang war die
am Hammerklavier, das den              zu. Die Blindheit Resis bleibt das   Nacht Musik“ ist im Katalog der
großartigen Soundtrack des             zentrale Element einer Narrati-      Hörbücherei vorhanden!

                                                                                   D E R D URCHB L ICK 2/ 2017   31
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