Reader Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral - Wertvolle und inspirierende Themen für die Arbeit mit Ministrantinnen und Ministranten - YOUPAX

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Reader Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral - Wertvolle und inspirierende Themen für die Arbeit mit Ministrantinnen und Ministranten - YOUPAX
Reader
Ministrantinnen-
und Ministrantenpastoral
Wertvolle und inspirierende Themen
für die Arbeit mit Ministrantinnen und
Ministranten
Reader Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral - Wertvolle und inspirierende Themen für die Arbeit mit Ministrantinnen und Ministranten - YOUPAX
I N H A LT S V ER Z EI C H N I S

Inhalt
  Vorwort  ...........................................................................................................................................................................................................3

  1.0 Theologische Einordnung/Grundlagen...............................................................................................5
  		 1.1   Liturgie [Stephan Schröder] ............................................................................................................................5
  		 1.2	Die Ministrantin bzw. der Ministrant als Trägerin bzw. Träger
           der Liturgie [Stephan Schröder] ................................................................................................................... 6
  		 1.3 Spiritualität von Ministrantinnen und Ministranten [Torsten Roland] ........................................7
  		 1.4	Kirchenraumerfahrung – der Arbeitsplatz der Ministrantinnen und
           Ministranten [Stephan Schröder] ................................................................................................................ 8

  2.0	Ausrichtung in der Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral [Theresa Bartz] ...... 10
  		 2.1	Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit als Feld der katholischen
            Jugendarbeit [Theresa Bartz] ......................................................................................................................12
  		 2.2	Eine wertschätzende, unterstützende Ministrantinnen- und
            Ministrantenkultur etablieren/leben [Theresa Bartz] ......................................................................13
  		 2.3	Der Kompetenzerwerb in der Ministrantinnen- und
            Ministrantenpastoral [Holger Drude] .....................................................................................................14
  		 2.4 Identifikation und Nachhaltigkeit [Holger Drude] .............................................................................15
  		 2.5 Konzeptentwicklung [Carsten Adolfs] .....................................................................................................16
  			 2.5.1	Ausbildung für den Ministrantinnen- und Ministrantendienst ...............................16
  			 2.5.2	Pädagogische Ausbildung der Gruppenleiterinnen und
                   Gruppenleiter ...............................................................................................................................18
  			 2.5.3 Sakristeikultur ............................................................................................................................. 19
  			 2.5.4 Aufnahme und Verabschiedung ...........................................................................................21
  		 2.6 Elternarbeit [Anna Wiese] .......................................................................................................................... 22

  3.0           Rahmenbedingungen und Unterstützungsmöglichkeiten ............................................... 23
  		 3.1                     Trägerverantwortung [Holger Drude] .................................................................................................... 23
  		 3.2                     Finanzen / Finanzielle Unterstützung [Holger Drude] ..................................................................... 24
  		 3.3                     Personelle Unterstützung [Marc Henke] .............................................................................................. 25
  			                        3.3.1 Referat Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral ................................................. 25
  			                        3.3.2 Dekanate ....................................................................................................................................... 25
  			                        3.3.3 Jugendbildungsstätten ...........................................................................................................26
  			                        3.3.4 Kirchengemeinde / Pastoraler Raum .................................................................................26
  		 3.4                     Modul Ministrantinnen und Ministranten [Marc Henke] .............................................................. 27
  			                        3.4.1 Modul: Ministrantinnen- und Ministrantengruppe ..................................................... 27
  			                        3.4.2 Modul: Ministrantinnen- und Ministrantenleiterinnen und -leiter ....................... 27
  		 3.5                     Öffentlichkeitsarbeit [Holger Drude] ......................................................................................................28
  		 3.6                     Technische Unterstützung [Marc Henke] ............................................................................................28
  			                        3.6.1 Programm zur Erstellung von Ministrantinnen- und Ministrantenplänen ........28
  			                        3.6.2 Nutzung von Messengerdiensten und Social-Media-Plattformen ........................29

  Literaturverzeichnis ...................................................................................................................................................30

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VORWORT

„UNSER E H I L F E IST IM NA MEN D E S H E R R N,
D E R H I M M E L U N D E R D E E R S C H A F F E N H A T.“

Psalm 124,8

                 Liebe Verantwortliche in der Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit,
                 liebe Leiterinnen und Leiter,

                 mit diesem Psalmvers stimmen wir uns in der Sakristei auf jeden
                 Gottesdienst ein. Wir beten zum Herrn, um von ganzem Herzen die
                 Liturgie mitzufeiern und zu bereichern.

                Aus diesem Geist heraus legen wir mit dem Reader eine Sammlung
                an wertvollen und inspirierenden Themen für die Arbeit mit Minis­
                trantinnen und Ministranten im Erzbistum Paderborn vor. Er soll helfen,
                den Dienst stärker in seiner spirituellen Dimension zu entdecken, und
                zugleich auch ein hilfreiches und inspirierendes Nachschlagewerk sein.

                Auch heute ist es noch so, dass es eine Vielzahl von Menschen gibt,
                denen eine gute und gelingende Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit
                am Herzen liegt. Das Wort „Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit“
                ist dabei mit Bedacht gewählt, denn oft wird die Arbeit übersehen, die
                dabei im Hintergrund immer mitläuft. Darüber hinaus, dass Kinder
                und Jugendliche wöchentlich die Liturgie in ihren Kirchengemeinden
                mitgestalten, gibt es oft auch die unterschiedlichsten Organisations-
                formen und Strukturen, die eine Gemeinschaft von Ministrantinnen
                und Ministranten ausmachen. Das fängt in der persönlichen Glau-
                bensbeziehung der Ministrantinnen und Ministranten an, geht über
                ein fachliches Grundverständnis von Liturgie und Gottesdienst weiter
                und geht oft tief in Jugendarbeitsformen wie Gruppenstunden und
                Ferienaktionen hinein.

                Im Erzbistum Paderborn haben wir zurzeit um die 580 Kirchengemein-
                den. Fast überall gibt es auch Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit.
                Auch wenn viele Themen sich wiederholen, so sind die einzelnen
                Gemeinschaften der Ministrantinnen und Ministranten doch sehr
                unterschiedlich strukturiert. Mit diesem Reader wollen wir die Minis­
                trantinnen- und Ministrantenarbeit vor Ort unterstützen und stärken.
                Es ist keine fertig ausgearbeitete Arbeitshilfe, sondern eine Anregung,
                um die verschiedenen Themenbereiche auf die unterschiedlichen
                Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Denn egal wie
                gut die Gemeinschaft der Ministrantinnen und Ministranten vor Ort
                auch funktioniert, es gibt immer etwas, das man noch verbessern
                kann. Oder es gibt immer noch ein Thema, mit dem man sich noch
                nicht auseinandergesetzt hat.

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VORWORT

Zur Vertiefung kann auch gerne Unterstützung im Referat Ministran-
tinnen- und Ministrantenpastoral des Erzbistums angefragt werden.
Auch die Referentinnen- und Referenten für Jugend und Familie und
Jugendseelsorger in den Dekanaten helfen gerne bei der Umsetzung.

Wir danken ausdrücklich allen Autorinnen und Autoren, die in der
Arbeitsgruppe zu diesem Reader mitgearbeitet haben. Der Dank gilt
aber auch allen, die sich für die Ministrantinnen- und Ministranten-
arbeit in den Kirchengemeinden des Erzbistums Paderborn einsetzen.

„Gelobt sei Jesus Christus. In Ewigkeit. Amen.“ – So beschließen wir
 unseren liturgischen Dienst in der Sakristei. Möge auch der Reader
 zum Lobe Jesu Christi und zum Lobe Gottes beitragen.

Am Hochfest des heiligen Liborius,
30. Juli 2021

Stephan Schröder
Diözesanjugendpfarrer

Holger Drude
Referat Ministrantinnen- und
Ministrantenpastoral

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1.0
      Theologische
      Einordnung/
      Grundlagen

      Ministrantinnen und Ministranten sind Trägerinnen und Träger der Liturgie. Ihre Bedeutung im
      gottesdienstlichen Geschehen wurde im II. Vatikanischen Konzil noch einmal besonders hervor-
      gehoben. Das folgende Kapitel soll Impulse, Anregungen und Empfehlungen geben, damit die
      jungen Menschen ihren Dienst verstehen lernen und und sich ihres besonderen Auftrags bewusst
      werden. Ihr Auftrag als Trägerin der Liturgie unterscheidet die Ministrantinnen- und Ministranten-
      arbeit von anderen Formen von Katholischer Jugendarbeit und bedarf daher einer besonderen
      Begleitung, vor allem im Hinblick auf die Spiritualität der jungen Menschen.

1.1   Liturgie
      STEPHAN SCHRÖDER

      Das griechische Wort „leiturgía“ ist zusammen-                           Gottes zum Menschen).1 „Mit Recht hat man diesen
      gesetzt aus dem Substantiv „érgon“ = Werk                                Vorgang auch als Dialog zwischen Gott und den
      und dem Adjektiv „léitos“‚ = zum Volk gehörig.                           Menschen bezeichnet. Insofern ist Liturgie keine
      Wörtlich übersetzt ist die „leiturgía“ das Volks-                        Einbahnstraße, sondern ‚sacrum commercium‘,
      werk. Darunter waren vor allem die zum Wohl                              ein heiliger Austausch.“ 2 Dieser heilige Austausch
      des Volkes geleisteten Dienste gemeint. Im                               zwischen Gott und den Menschen umfasst das
      Laufe der Jahrhunderte wurde der griechische                             gesamte gottesdienstliche Geschehen.
      Begriff auch für gottesdienstliche Handlungen
      gebraucht. Heute versteht man unter Liturgie                             In jedem Gottesdienst, dem Wortgottesdienst,
      vor allem den Dienst für Gott und für die ver-                           der Andacht, der Feier der Tagzeitenliturgie bis
      sammelte Gemeinde. Liturgie hat die Aufgabe,                             hin zur Eucharistiefeier, stehen alle Trägerinnen
      Gott durch sein Wort und seine Gegenwart in                              und Träger der Liturgie (Priester, Wortgottesfei-
      dieser Welt erfahrbar werden zu lassen. Sie ist ein                      erleitende, Ministrantinnen und Ministranten,
      Wechselspiel zwischen Gott und den Menschen.                             Organistinnen und Organisten, Bands, Kantorinnen
      Der Mensch wendet sich mit seinen Gebeten an                             und Kantoren, Küsterinnen und Küster usw.) in
      Gott (Anabasis – der Aufstieg des Menschen zu                            der Verantwortung, Gott in dieser Welt und für
      Gott), und Gott wendet sich an den Menschen,                             die versammelte Gemeinde erfahrbar werden
      um ihn zu heiligen (Katabasis – der Herabstieg                           zu lassen.

      1
          Vgl. Kunzler, M., Die Liturgie der Kirche, 1995, S. 19f., S. 129f.
      2
          Adam, A., Grundriss der Liturgie, 1989, S. 13

                                                                                                                              5
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T H E O L O G I S C H E EI N O R D N U N G/G R U N D L A G EN

1.2   Die Ministrantin bzw. der Ministrant
      als Trägerin bzw. Träger der Liturgie
      STEPHAN SCHRÖDER

                                                                                  Die Bedeutung der Ministrantinnen und Minis-
      Das Wort Ministrant leitet sich vom lateini-                                tranten wurde besonders im II. Vatikanischen
      schen „ministrare“ ab und bedeutet dienen.                                  Konzil im Dokument „Sacrosanctum Concilium“
      Die Ministrantin und der Ministrant sind                                    (SC) hervorgehoben. Es spricht in diesem Zu-
      dem Wort und von seinem Wesen nach eine                                     sammenhang von einem wahrhaft liturgischen
      Dienerin bzw. ein Diener der Liturgie. Die                                  Dienst der Ministrantinnen und Ministranten,
      Ministrantin und der Ministrant haben somit                                 der die tätige Teilnahme aller Gläubigen betont.3
      für eine feierliche Gestaltung der Liturgie, die                            „So ist bei der Feier der Sakramente die ganze
      uns den Dialog zwischen Gott und Mensch                                     Versammlung Liturge (Feiernde), jeder seiner
      ermöglicht, eine tragende Bedeutung.                                        Aufgabe entsprechend, aber in der Einheit des
                                                                                  Geistes, der in allen handelt. Bei den liturgischen
                                                                                  Feiern soll jeder, ob Amtsträger oder Gläubiger, in
                                                                                  der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das
                                                                                  tun, was ihm aufgrund der Natur der Sache und
                                                                                  der liturgischen Normen zukommt.“4 Insofern ist
                                                                                  die gesamte zum Gottesdienst versammelte Ge-
                                                                                  meinde Mitträgerin der liturgischen Handlungen.
                                                                                  Den Ministrantinnen und Ministranten kommt
                                                                                  hier eine eigene Aufgabe zu, die sich aus dem
                                                                                  äußeren Verlauf der liturgischen Feiern ergibt.
                                                                                  Sie assistieren den Priestern und Diakonen oder
                                                                                  einer Wortgottesfeierleiterin bzw. einem Wort-
                                                                                  gottesfeierleiter. Darüber hinaus übernehmen sie
                                                                                  Aufgaben bei liturgischen Zeichenhandlungen.
                                                                                  Ihr Dienst soll die wesentlichen Vorgänge in der
                                                                                  Liturgie hervorheben, z. B. eine Evangelienpro-
                                                                                  zession mit Flambeaus begleiten oder die Gaben
                                                                                  zum Altar bringen.

                                                                                  Ein besonderes Augenmerk ist neben dem Ein-
                                                                                  satz von Ministrantinnen und Ministranten in der
                                                                                  Eucharistiefeier auch auf die Wortgottesfeiern
                                                                                  oder die Tagzeitenliturgie zu legen. Hier sollten
                                                                                  unbedingt Ministrantinnen und Ministranten
                                                                                  als Trägerin und Träger der Liturgie eingesetzt
                                                                                  werden, um die Vielfalt der Dienste und die tätige
                                                                                  Teilnahme aller Gläubigen hervorzuheben. Nicht
                                                                                  zuletzt tragen die Ministrantinnen und Ministran-
                                                                                  ten dafür Sorge, uns auf die heilige Dimension der
                                                                                  Begegnung mit Gott einzustimmen.5

      3
          Vgl. Büsch, A., Der Dienst der Ministranten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, 1999, S. 31
      4
          Sacrosanctum Concilium, Artikel 28
      5
          Vgl. Deutsche Bischofskonferenz, „Ministranten- und Ministrantinnenpastoral“, 1998, S. 8f.

                                                                                                                                       6
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1.3   Spiritualität von Ministrantinnen und Ministranten
      TORSTEN ROLAND

      Die Spiritualität von Ministrantinnen und Minis-                                  Die Begleitung von Ministrantinnen und Minis­
      tranten zu benennen oder gar zu erörtern, kann                                    tranten ist eine bedeutungsvolle Aufgabe, die in
      herausfordernd sein. Jedoch scheint klar, dass                                    einem gemeinschaftlichen Angebot oder in indi-
      spirituell sein nicht nur auf den Dienst an und um                                viduellen Gesprächen zwischen Jugendlicher bzw.
      den Altar begrenzt werden kann.6 Grundlegend                                      Jugendlichem und Seelsorgerin bzw. Seelsorger
      ist das persönliche Sozialisationsumfeld (Familie,                                oder geschulten Ehrenamtlichen gelingen kann.
      Wohnort, Gemeinde etc.) der Ministrantinnen                                       Erfahrungen und Erlebnisse im eigenen Glauben
      und Ministranten, in dem sie lebendiges Christ-                                   und in dem Engagement vor Ort können so auf
      sein erleben.7 Die Frage nach Jesus Christus und                                  tieferer Ebene in den Blick genommen werden.8
      nach meinem eigenen Gottesbild kann neben der                                     Hier kann die eigene Motivation ergründet wer-
      Bibelarbeit und weiteren Bausteinen hilfreich für                                 den mit dem Ziel, den eigenen Glauben ehrlich
      eine Auseinandersetzung sein.                                                     und authentisch zu leben. Dieses Angebot kann
                                                                                        als „Geistliche Begleitung“ von Ministrantinnen
                                                                                        und Ministranten benannt werden. Grundvoraus-
      Durch eine wachsende Spiritualität der Minis­                                     setzung hierfür ist ein vertrauensvoller Rahmen.
      trantin und des Ministranten verstärkt sich das
      Bewusstsein, Trägerin bzw. Träger der Liturgie
      zu sein. Allerdings brauchen die Entwicklung
      der Spiritualität und die Stärkung im Glauben
      Begleitung und Ansprechpersonen für die
      jungen Menschen sowie eine Gemeinschaft
      Gleichgesinnter, die den eigenen Glauben
      durch gemeinschaftliche Erlebnisse lebendig
      hält und stärkt.

      NACHFOLGEND WERDEN EXEMPLARISCH EINIGE
      UNTERSTÜTZENDE ANGEBOTE AUFGEZÄHLT:

      ■     Ministrantinnen- und Ministrantenmodule in den Jugendbildungsstätten
      ■     Diözesane und internationale Wallfahrten für Ministrantinnen und Ministranten
      ■     Weltjugendtage
      ■     Young Mission
      ■     Taizé / Nacht der Lichter
      ■     Glaubenskurs Alpha
      ■     Junge Kirche / Jugendkirchen

      Weitere Informationen zu den Angeboten sind online und im Anhang zu finden.

      6
          Vgl. Büsch, A., Kohl, C., Seif, P., Spiritualität der Ministrantinnen, 1999, S. 149
      7
          Vgl. Deutsche Bischofskonferenz, „Ministranten- und Ministrantinnenpastoral“, 1998, S. 16f.
      8
          Vgl. Deutsche Bischofskonferenz, „Ministranten- und Ministrantinnenpastoral“, 1998, S. 20

                                                                                                                                              7
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   1.4   Kirchenraumerfahrung – der Arbeitsplatz der
         Ministrantinnen und Ministranten
         STEPHAN SCHRÖDER

         Es gibt eine Vielzahl an Literatur, wie ein Kirchen-
         raum mit Kindern und Jugendlichen entdeckt
         und erkundet werden kann. Ministrantinnen
         und Ministranten sollten wissen, dass ein Kir-
         chenraum ein Sakralraum, also ein heiliger Ort,
         ist, an dem ich mich entsprechend verhalte. Der
         Kirchenraum ist ein Ort der Gottesbegegnung,
         des Gebetes, der stillen Anbetung und der Feier
         der Gottesdienste, vor allem der Eucharistie. Im
         Wesentlichen besteht ein Kirchenraum aus dem
         Tisch des Wortes (Ambo), dem Tisch des Altares
         und dem Tabernakel mit dem Allerheiligsten.
         Ergänzend kommt das Taufbecken hinzu als Ort
         der Christwerdung. Historische Kirchengebäude
         bieten darüber hinaus noch eine Vielzahl an Or-
         ten, wie z. B. Heiligenfiguren, Hochaltäre u. v. m.,                      In katholischen Kirchen wird das Allerheiligste im
         um der Bedeutung des Sakralraums auf die Spur                             Tabernakel aufbewahrt, wo es besonders verehrt

Tipp!
         zu kommen.                                                                wird. Nicht ohne Grund machen gläubige Katho-
                                                                                   likinnen und Katholiken eine Kniebeuge vor dem
                                                                                   Tabernakel, um die Gegenwart Jesu Christi im
         Empfehlenswert sind Kirchenraumerkun-                                     Altarssakrament zu verehren. Nicht Gott braucht
         dungen, die sich dadurch auszeichnen, dass                                unsere Kniebeuge, sondern vielmehr wir, um daran
         an den jeweiligen herausragenden Orten,                                   erinnert zu werden, dass wir an einem heiligen
         wie z. B. Eingangsbereich, Taufbecken, Hei-                               Ort sind, der Gott geweiht ist.
         ligenfiguren, Ambo, Altar und Tabernakel
         usw., eine Statio vorbereitet ist, die einen                              Geschichtlich steht das christliche Gotteshaus
         spirituellen Charakter hat. Somit erschließt                              ganz in der Kontinuität der jüdischen Synagoge. 9
         sich den Ministrantinnen und Ministranten                                 Die Synagoge verstand sich ganz auf den Tempel
         der Kirchenraum als Sakralraum, zu dem sie                                in Jerusalem hin bezogen, also auf die Gegenwart
         eine innere Beziehung haben und den sie aus                               Gottes in Form der Bundeslade, die im Jerusalemer
         dem Glauben heraus deuten können.                                         Tempel aufbewahrt wurde. In der christlichen
                                                                                   Kirche blickt man jedoch nicht mehr nach Jerusa-
                                                                                   lem, sondern nach Osten, der aufgehenden Sonne
                                                                                   entgegen. Sie symbolisiert die Auferstehung Jesu
                                                                                   Christi, die Morgenröte am Tag der Auferstehung,
         ZUR GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG                                            das Licht der Osternacht. Der Osten löst also den
         DES KIRCHENRAUMS                                                          Blick zum Jerusalemer Tempel ab. Die Ostung 10
                                                                                   der alten Kirchen wollte somit verdeutlichen, dass
         Der Kirchenraum wird durch die Kirchenkonse-                              Menschen, die auf Christus schauen, in ihm das
         kration des Ortsbischofs zu einem Sakralraum,                             Licht des ewigen Lebens entdecken. Durch das
         der sich von Profanräumen (weltlichen Räumen)                             II. Vatikanische Konzil ging man von der Ostung
         unterscheidet. Das heißt, der Kirchenraum wird                            der Kirchen weg und deutete nunmehr die Feier
         Gott geweiht und ist damit ein heiliger Ort, an                           der Eucharistie als zentrales Symbol für die auf-
         dem Gott in besonderer Weise erfahrbar ist.                               gehende Morgenröte des ewigen Lebens – Ostern.

         9
             Vgl. Ratzinger, J., Der Geist der Liturgie, 2000, S. 56
         10
              Oriens = Osten; Orientierung heißt daher Ostung, nach Osten hin.

                                                                                                                                          8
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  DER TISCH DES WORTES

  Das Konzilsdokument „Sacrosanctum Concilium“ hat
  wieder stärker das Wort Gottes in den Mittelpunkt
  der Gottesdienste gestellt. Es galt, den Schatz des
  Alten und Neuen Testamentes zu heben und den
  Gläubigen zu Gehör zu bringen. Kein Geringerer
  als Paulus selbst hat einmal gesagt, dass Glauben
  vom Hören kommt. Im Hören des Wortes Gottes
  werden Gott und Jesus Christus gegenwärtig. Der
  heilige Hieronymus bezeichnet den Ambo daher
  auch als „Tisch des Wortes“. Das Konzil greift
  dieses Bild wieder auf und ermutigt somit, diesen
  Tisch wieder reichlich mit den Worten des Alten
  und Neuen Testamentes zu decken. Die feierliche
  Evangelienprozession, begleitet von Flambeaus
  und Weihrauch, soll die Gegenwart Jesu Christi
  in seiner Frohen Botschaft hervorheben.

  DER TISCH DES ALTARES

  Neben dem Tisch des Wortes ist der Tisch des
  Altares der Ort, auf dem die Gaben von Brot und
  Wein zu Fleisch und Blut Jesu Christi gewandelt
  werden. Das II. Vatikanische Konzil spricht von
  Eucharistie insgesamt auch als „culmen et fons“,
  also von der Quelle und dem Höhepunkt eines
  gläubigen Christen. Die Eucharistie ist sozusagen
  das Herzstück unseres Glaubens und findet am
  Tisch des Wortes und dem Tisch des Altares ihren
  Höhepunkt. In jedem konsekrierten Altar sind bei
  der Altarweihe Reliquien von Heiligen eingelassen
  worden. Es ist das sogenannte Reliquiengrab. Über
  diesem Grab der Heiligen wird Eucharistie, also
  Auferstehung, gefeiert.

  DER TABERNAKEL

  Das lateinische Wort „tabernakulum“ bedeutet
  übersetzt Zelt. Aus der Tradition des jüdischen
  Glaubens heraus will es uns daran erinnern, dass
  Gott sein Zelt unter uns Menschen aufschlägt, so
  wie das wandernde Volk Israel mit der Bundeslade
  immer wieder das Zelt Gottes aufschlug, um die
  Bundeslade zu schützen. Der Tabernakel ist heute
  der Aufbewahrungsort des Allerheiligsten. Das
  ewige Licht daneben erinnert uns daran, dass im
  Tabernakel das Allerheiligste aufbewahrt wird, so
  wie die Öllampe im Tempel von Jerusalem an die
  Aufbewahrung der Bundeslade erinnerte.

                                                         9
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2.0
 Ausrichtung in der
 Ministrantinnen- und
 Ministrantenpastoral
 THERESA BARTZ

Junge Menschen haben eine Vielzahl an Angeboten, ihre Freizeit zu gestalten. Ministrantinnen-
und Ministrantenpastoral muss sich demgegenüber zunehmend aktiv und attraktiv „verkaufen“.
Sie bietet außerhalb von Schule einen wichtigen Lebens- und Lernort und innerhalb der Gemeinde
einen wichtigen Glaubensort für junge Menschen. Sie muss sich daher auch an der Lebenswelt junger
Menschen orientieren und der Dienst daraufhin gedacht und gedeutet werden. Ministrantinnen- und
Ministrantenpastoral muss so vielfältig gestaltet sein, dass Kinder und Jugendliche ihre Bedürfnisse
formulieren, ihre Fragen stellen, Grenzen und Fähigkeiten ausprobieren und kennenlernen, Gemein-
schaft erfahren und somit soziale Kompetenzen erwerben können (vgl. Kap. 2.3).

NEBEN DEM LITURGISCHEN DIENST
GESCHIEHT DIES VOR ALLEM:                                  Ministrantinnen und Ministranten verstehen und
                                                           erleben sich so nicht nur als Einzelne sondern als
■     in der Aus- und Fortbildung von (neuen) Minis­       eine Gemeinschaft, die zusammenwächst, sich für
      trantinnen und Ministranten: auf den konkreten       die gleichen Interessen engagiert und dabei ihre
      Dienst am Altar hin, für besondere Anlässe, aber     Freizeit und auch ein Stück Lebens- und Glaubens-
      ebenso für ihre Aufgabe als Gruppenleitende          weg miteinander teilt.11
      (vgl. Kap. 2.5.1 und 2.5.2)
■     durch die Eigenständigkeit und Selbstorganisation

                                                                                                     aft
                                                                                Gemeinsch
■     in Freizeitaktivitäten wie Gruppenstunden,
      Fahrten, Ferienangeboten etc., in denen sich
      die jungen Menschen untereinander kennen-
      lernen, gemeinsam Spaß haben, sich mit unter-                          erfahren
      schiedlichen Themen auseinandersetzen, sich
      in der Gemeinde oder bei sozialen Projekten
      engagieren, andere Ministrantinnen- und Mi-
      nistrantengruppen kennenlernen etc.

11
     Vgl. Köster, C., Ministrantenpastoral, 2019, S. 274

                                                                                                        10
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L

NACHFOLGEND MÖCHTEN WIR                                             ■   Die Ministrantinnen und Ministranten in Pader-
EINIGE BEISPIELE FÜR DIE VIELFÄLTIGE                                    born-Elsen bieten seit vielen Jahren als Highlight
ARBEIT DER MINISTRANTINNEN- UND                                         eine Herbstfahrt für Kinder und Jugendliche
MINISTRANTENGRUPPEN VORSTELLEN:                                         an, die nach kurzer Zeit ausgebucht ist. Eine
                                                                        Woche in den Herbstferien verbringen die
■  ie Leiterrunde in Kamen hat Ostern 2020 eine
  D                                                                     Ministrantinnen und Ministranten gemeinsam
  Osterkerzen-Aktion veranstaltet, um im Lock-                          in einem Gruppenhaus mit Selbstverpflegung
  down ihre Gemeinschaft sichtbar zu machen:                            und gestalten ihr Programm unter einem be-
  Mit viel Spaß und Kreativität entstand eine                           stimmten Motto. Spiel und Spaß stehen dabei
  große Osterkerze mit den Namen aller Minis­                           genauso im Mittelpunkt wie religiöses Pro-
  trantinnen und Ministranten der Gemeinde als                          gramm rund um den Ministrantinnen- und
  Zeichen der Verbundenheit.                                            Ministrantendienst. Informationen zu den Mi-
	Informationen zu den Ministrantinnen und Mi-                          nistrantinnen und Ministranten in Elsen und zu
  nistranten in Kamen und zu weiteren Aktionen                          weiteren Aktionen gibt es auf Instagram unter
  gibt es unter                                                         @messdienerelsen
	w ww.kirche-am-kreuz.de/seelsorge/
  jugend/messdiener                                                 ■   Die Bigger Jugend, eine Kooperation der Mi-
                                                                        nistrantinnen und Ministranten in Bigge und
                                                                        der Kolpingjugend Bigge, bietet das ganze Jahr
                                                                        über spannende Aktionen und Projekte für die
                                                                        Kinder und Jugendlichen im Ort an und lässt
                                                                        diese bei „Stammtischen“ mitentscheiden. Das
                                                                        führte z. B. zu einer Nacht im Freizeitpark. Wenn
                                                                        es heißt „Das schaffen wir nie im Leben!“, dann
                                                                        wird’s erst recht gut! Informationen zu den Mi-
                                                                        nistrantinnen und Ministranten in Bigge und zu
                                                                        weiteren Aktionen gibt es auf Instagram unter
                                                                        @bigger_jugend

                                                                    ■ 72-Stunden-Aktion
                                                                    	Bei der Sozialaktion des Bundes der Deutschen
                                                                      Katholischen Jugend 2019 nahmen im Erzbistum
                                                                      Paderborn auch rund 30 Ministrantinnen- und
                                                                      Ministrantengruppen teil.
                                                                    	Vom 23. bis 26. Mai haben sich dabei in ganz
                                                                      Deutschland junge Menschen 72 Stunden lang
                                                                      in unterschiedlichen Projekten engagiert und
                                                                      damit die Welt ein Stückchen besser gemacht.
                                                                      Die Projekte im Erzbistum lassen sich in den
                                                                      Themenfeldern „Zusammen leben“, „Zuhause
                                                                      gestalten“, „Gerechtigkeit schaffen“, „Neues
                                                                      lernen“ und „Nachhaltigkeit fördern“ zusam-
                                                                      menfassen.12

12
     Vgl. BDKJ-Diözesanverband Paderborn, 72-Stunden-Aktion, 2019

                                                                                                                          11
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L

2.1   Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit
      als Feld der katholischen Jugendarbeit
      THERESA BARTZ

      Die „Grundlagen und Eckpunkte Katholischer
      Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“ be-
      schreiben die Rahmenbedingungen sowie
      Ziele, Dimensionen und Ausgestaltung katho-
      lischer Jugendarbeit in unserem Erzbistum:
      „Jugendpastoral ist eine altersspezifische
      Facette kirchlichen Handelns. Sie versteht sich
      als das Wirken der Kirche an und mit jungen
      Menschen, aber auch als Wirken durch diese
      jungen Menschen selbst – aufgrund ihrer je
      eigenen Berufung zum Menschsein als Eben-
      bild Gottes und zum Christsein als Getaufte.
      […] In diesem Sinne betrachtet, lässt sich die
      Aufgabe der Jugendpastoral als Dienst der
      Kirche an der Jugend wie auch als Dienst
      der Jugend an der Kirche begreifen. Dabei
      umfasst sie das Leben junger Menschen in
      allen Dimensionen und Kontexten.“13

      Kategorisiert wird katholische Jugendarbeit                            Ziel von Ministrantinnen- und Ministran-
      bisher in vier Felder: Jugendverbände, offene                          tenpastoral ist es daher, dass die jungen
      Jugendarbeit, Jugendbildungsstätten sowie                              Menschen „zur aktiven Mitgestaltung von
      die Arbeit in den Dekanaten. Die Ministran-                            Gemeinde, Kirche und Welt befähigt werden
      tinnen- und Ministrantenarbeit lässt sich                              und dieses durch Übernahme von Verant-
      von den genannten Feldern abgrenzen und                                wortung, sei es in der Liturgie oder in der
      müsste somit als eigenes fünftes Feld be-                              Gruppe, einüben“14. Sie birgt damit eine große
      schrieben werden.                                                      Chance für die kirchliche Jugendarbeit und
                                                                             ist für viele junge Menschen (insbesondere
      Katholische Jugendarbeit setzt bei den jungen                          nach der Erstkommunion) der Beginn für
      Menschen selbst und bei der Botschaft Jesu                             weiteres kirchliches Engagement und akti-
      Christi an. Sie unterstützt sie in ihren Lebens-                       ves Mittun in der Gemeinde. Im Erzbistum
      und Glaubensfragen und bietet vielfältige                              sind Stand 2016 rund 26500 Kinder und
      Möglichkeiten, ihr Leben auf Grundlage der                             Jugendliche aktiv. Durch den Schwerpunkt
      Frohen Botschaft zu deuten. Sie trägt dazu                             auf dem liturgischen Dienst hat Ministran-
      bei, dass Kinder und Jugendliche Erfahrungs-                           tinnen- und Ministrantenpastoral ein klares
      räume finden, Gemeinschaft erfahren, sich                              Profil und in der Unterstützung spezifische
      ausprobieren können, in ihrer (Persönlichkeits-)                       Anforderungen. Eine Kategorisierung als
      Entwicklung unterstützt werden und so ihren                            eigenes Feld ist also inhaltlich sowie aus
      Platz in Kirche und Gesellschaft finden.                               wertschätzender Sicht sinnvoll.

      13
           Erzbistum Paderborn, Grundlagen und Eckpunkte, 2010, S. 10 – 11
      14
           Köster, C., Ministrantenpastoral, 2019, S. 274

                                                                                                                                 12
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2.2   Eine wertschätzende, unterstützende Ministrantinnen-
      und Ministrantenkultur etablieren/leben
      THERESA BARTZ

      Ministrantinnen und Ministranten tragen – auch                              ■   durch das Akzeptieren und Respektieren der
      neben dem regelmäßigen liturgischen Dienst –                                    unterschiedlichen Beweggründe, den Minis­
      viel zum Gemeindeleben bei: religiöse Bildung in                                trantinnen- und Ministrantendienst zu begin-
      Gruppenstunden, sinnvolle Freizeitgestaltung,                                   nen oder auch zu beenden; die Einführung,
      Mitgestaltung von kirchlichen und gemeindlichen                                 die unterschiedlichen Jubiläen und auch das
      Festen. Sie tun dies in der Regel ehrenamtlich und                              Ende verdienen besondere Aufmerksamkeit
      in ihrer Freizeit und sind meist selbst Jugendliche.                            (vgl. Kap. 2.5.4)
      Das hat wertschätzende Begleitung verdient!                                 ■   durch Fehlerfreundlichkeit und wertschätzende
                                                                                      Feedbackkultur: Fehler dürfen passieren, es ist
      Wertschätzung ist mehr als ein Geschenk am Ende                                 wichtig, darauf hinzuweisen und Angebote zur
      des Jahres oder des Engagements. Ernst gemeinte                                 Verbesserung zu machen (Absprachen treffen,
      Unterstützung kann sich vielfältig ausdrücken:                                  Abläufe einüben …)
                                                                                  ■   durch kleine Anreize wie Geschenke zu be-
      ■     durch eine verlässliche Ansprechperson (haupt-                            sonderen Anlässen, gemeinsame Ausflüge etc.
            oder ehrenamtlich, mit Anbindung an das Pas-                          ■   durch die Möglichkeit, sich mit Lebens- und
            toralteam), die die aktiven Ministrantinnen und                           Glaubensfragen auseinandersetzen und darüber
            Ministranten bzw. Gruppenleitenden kennt und                              ins Gespräch kommen zu können 15
            ihnen bekannt ist, Interessen aufnimmt und                            ■   durch Geistliche Begleitung (vgl. Kap. 1.3)
            sich dafür einsetzt, für Fragen zur Verfügung
            steht und bei Schwierigkeiten beraten und
            unterstützen kann
      ■     durch das Bereitstellen von und den einfachen                               Ministrantinnen und Ministranten müssen
            Zugang zu Ressourcen, wie z. B. Räumlichkeiten                              nicht erst dann unterstützt werden, wenn
            oder Finanzen                                                               es nicht mehr läuft. Es ist vielmehr Aufgabe
      ■     durch Qualifizierung der Gruppenleitenden                                   des Trägers, das ehrenamtliche Engagement
      ■     durch übertragene Verantwortung und Unter-                                  wahrzunehmen, zu fördern und für gute
            stützung, die eigenen Stärken und Schwächen                                 Rahmenbedingungen zu sorgen und dies auf
            zu erkennen und sich ausprobieren zu können                                 Augenhöhe mit den Engagierten abzustim-
      ■     durch die Möglichkeit zur Mitbestimmung und                                 men.16 Das setzt Zeit und Interesse voraus,
            Rücksichtnahme auf Bedarfe (z. B. bei Erstellung                            beides wird sich aber durch motivierte Ehren-
            des Ministrantinnen- und Ministrantenplans,                                 amtliche und lebendige Ministrantinnen- und
            Ausflügen …)                                                                Ministrantenarbeit auszahlen.
      ■     durch die Anwaltschaft und Rückendeckung für
            Ministrantinnen und Ministranten gegenüber
            den Gemeinden und Gremien
                                                                                  Das Zukunftsbild spricht in diesem Zusammenhang
                                                                                  von „Berufungsförderung“ 17 als Aufgabe pastoralen
                                                                                  Personals in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen;
                                                                                  Selbstorganisation soll unterstützt und gefördert
                                                                                  werden.18 Das Vertrauen in ehrenamtlich Engagierte
                                                                                  und das Übertragen von Verantwortung sollen
                                                                                  dabei prägende Haltung sein.19
      15
           Vgl. Schrage J. / Pilger M., Ehrenamtlich Engagierte, 2019, S. 180f.
      16
           Vgl. Erzbistum Paderborn, Grundlagen und Eckpunkte, 2010, S. 22f.
      17
           Erzbistum Paderborn, Das Zukunftsbild, 2014, S. 67
      18
           Vgl. Erzbistum Paderborn, Das Zukunftsbild, 2014, S. 67f.
      19
           Vgl. Erzbistum Paderborn, Das Zukunftsbild, 2014, S. 48f.

                                                                                                                                 13
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2.3   Der Kompetenzerwerb in der Ministrantinnen- und
      Ministrantenpastoral
      HOLGER DRUDE

      Ministrantinnen und Ministranten können im                           KONFESSORISCHE KOMPETENZ
      Laufe ihres Engagements eine Vielzahl von Kom-
      petenzen erwerben, die sie in ihrer Persönlichkeit                   Durch das regelmäßige Agieren in Gottesdiens-
      stärken. Neben dem Bereich der Gottesdienste                         ten und das Engagement in der Arbeit vor Ort
      betrifft dies auch die Planung und Durchführung                      sind sie als Ministrantinnen und Ministranten
      von Gruppenstunden, Ferienlagern und weiteren                        bzw. als katholische Christinnen und Christen
      Aktionen im Rahmen der Jugendarbeit. Dr. Peter                       erkennbar. So geben sie ein Bekenntnis23 zu ihrer
      Hahnen beschreibt drei Kompetenzbereiche, die                        Religion ab und können hierfür von Freundinnen
      in der Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral                     und Freunden, Verwandten und Bekannten an-
      besonders ausgeprägt sind.20                                         gesprochen werden. Zum eigenen Glauben und
                                                                           zum kirchlichen Engagement als Ministrantin oder
                                                                           Ministrant zu stehen und evtl. auch Unverständ-
      SOZIALE KOMPETENZ                                                    nis oder kritische Fragen zu erhalten, kann die
                                                                           eigene Persönlichkeitsentwicklung fördern und
      Die soziale Kompetenz wird überwiegend in al-                        ist in diesem Zusammenhang mit konfessorischer
      tersspezifischen Gruppenaktivitäten vermittelt                       Kompetenz gemeint.
      und vertieft. Für die Kinder und Jugendlichen
      geschieht dies im sozialen Umgang miteinan-
      der und im gemeinsamen Engagement. Nicht
      selten übernehmen ältere Ministrantinnen und
      Ministranten Gruppenleitungsaufgaben. Über
      diese Gesellungsformen können sich Kinder und
      Jugendliche u. a. in folgenden Bereichen weiter-
      entwickeln:

      ■     Interaktions- und Kommunikationsformen
            erlernen und sich in eine Gemeinschaft
            einzufügen
      ■     Zuverlässigkeit und Arbeiten in einer Gruppe
      ■     Offenheit für die Auseinandersetzung
            mit neu­en Themen 21

      LITURGISCHE KOMPETENZ

      Über ihre Aufgaben im Gottesdienst nehmen
      Ministrantinnen und Ministranten aktiv am li-
      turgischen Geschehen teil. Durch eine gute Vor-
      bereitung und Umsetzung ihrer Aufgaben können
      die Ministrantinnen und Ministranten ein solides
      liturgisches Basiswissen erwerben und die beson-
      deren Zeichen der Liturgie verstehen 22 (vgl. Kap. 1).

      20
           Vgl. Hahnen, P., Die letzten Mohikaner?, 2013, S. 12 – 15
      21
           Vgl. Hahnen, P., Die letzten Mohikaner?, 2013, S. 13
      22
           Vgl. Hahnen, P., Die letzten Mohikaner?, 2013, S. 14
      23
           Bekenntnis = confessio

                                                                                                                                  14
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L

2.4   Identifikation und Nachhaltigkeit
      HOLGER DRUDE

      Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit erfüllt                           Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral ist
      mehr als nur den organisatorischen Nutzen des                             dann nachhaltig, wenn besonders in der Ausbil-
      Dienstes am Altar. Wie im vorherigen Kapitel                              dung und Begleitung nicht nur die praktischen
      schon erwähnt, können Ministrantinnen und                                 Inhalte für den Dienst, sondern auch die ent-
      Ministranten vieles lernen, was sie in ihrer                              sprechenden Erklärungen vermittelt werden und
      Persönlichkeitsentwicklung stärkt. Die durch                              so eine Identifikation der Ministrantinnen und
      das Engagement erworbenen Kompetenzen                                     Ministranten mit ihrem Engagement erfolgen kann.
      werden auch von potenziellen zukünftigen                                  Aus diesem Grund wird im Ministrantinnen- und
      Arbeitgebern berücksichtigt. Sogenannte                                   Ministrantenmodul der Jugendbildungsstätten
      „Soft Skills“ werden bei der Sichtung von Be-                             (vgl. Kapitel 3.4) über die Switch-Methode auch
      werbungen positiv zur Kenntnis genommen.                                  der Ansatz des Ministrierens mit Hand, Kopf und
                                                                                Herz vermittelt.24
      Um den Ministrantinnen- und Ministranten-
      dienst interessant zu halten, sollte es auch                              Viele ehemalige Ministrantinnen und Ministranten
      immer neue Aufgaben und Entwicklungs-                                     blicken nach ihrer aktiven Zeit gerne auf diesen
      möglichkeiten sowie eine gute, fundierte                                  Dienst zurück. Auch Prominente wie Markus
      und kontinuierliche religionspädagogische                                 Lanz oder Günther Jauch bekennen sich zu ihrem
      Begleitung geben.                                                         Engagement als Ministranten und haben einiges
                                                                                daraus für ihr Leben mitgenommen.25

                                                                                      Die Erfahrungen als Ministrantin und Minis-
                                                                                      trant können berufliche Perspektiven und
                                                                                      die persönliche Relevanz ehrenamtlichen
                                                                                      Engagements prägen und beeinflussen.

      24
           Vgl. Fachstelle Ministrantinnen und Ministranten des Bischöflichen Jugendamtes der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Switch, 2015
      25
           Vgl. Schächter, M., Prominente Messdiener, 2018, S. 109/155

                                                                                                                                            15
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2.5   Konzeptentwicklung
      CARSTEN ADOLFS

      Nachfolgend werden vier Eckpfeiler vorgestellt,                            Diese Bausteine bilden (neben vielen weiteren)
      auf deren Grundlage Ministrantinnen- und Mi­                               einen wichtigen Rahmen, den es mit Leben zu
      nistrantenarbeit auf- und ausgebaut werden                                 füllen gilt und der der Ministrantinnen- und
      kann: die Ausbildung für den Ministrantinnen-                              Ministrantenarbeit einen Platz innerhalb des
      und Ministrantendienst, die pädagogische                                   Gemeindelebens einräumt.
      Ausbildung der Gruppenleiterinnen und Grup­-
      penleiter, die Sakristeikultur und die Aufnah-
      me- und Verabschiedungsfeiern.

      2.5.1 AUSBILDUNG
                     FÜR DEN MINISTANTINNEN- UND MINISTRANTENDIENST

      Die Ausbildung für den Ministrantinnen- und                                Darüber hinaus existieren in vielen Gemeinden
      Minis­trantendienst lässt sich in zwei Kategorien                          oft eigene Ausbildungskonzepte für den Minis­
      differenzieren: zum einen die Ausbildung ange-                             trantinnen-und Ministrantendienst, die von Jahr
      hender Ministrantinnen und Ministranten, zum                               zu Jahr „weitervererbt“ und bestenfalls an neue
      anderen die Ausbildung der Gruppenleitenden,                               Gegebenheiten angepasst, jedoch in den seltensten
      die häufig gleichzeitig die Ausbildenden der zuerst                        Fällen verschriftlicht werden.
      genannten Gruppe sind.                                                     Ganz gleich für welches Material zur Ausbildung
                                                                                 man sich entscheidet: Der Blick sollte nicht nur
      Es genügt nicht, dass die neuen Ministrantinnen                            auf die eigene Kirchengemeinde gerichtet wer-
      und Ministranten lernen, wann sie wo stehen                                den. Es empfiehlt sich, Ausbildungskonzepte für
      und was dort zu tun ist. Sie müssen auch wissen,                           Ministrantinnen und Ministranten auf der Ebene
      warum sie etwas tun. Schließlich sind sie Träge-                           des Pastoralen Raums gemeinsam mit allen Ver-
      rinnen und Träger der Liturgie (vgl. Kap. 1.2) und                         antwortlichen neu zu entwickeln bzw. bestehende
      tragen maßgeblich dazu bei, dass die feierliche                            Konzepte zusammenzuführen, zu verschriftlichen
      Gestaltung der Liturgie und der Dialog zwischen                            und so einen verbindlichen gemeinsamen Standard
      Gott und den Menschen verdeutlicht werden. Der                             innerhalb des Pastoralen Raums zu schaffen. Das
      Ministrantinnen- und Ministrantendienst muss                               erleichtert es zum einen den Kindern und Jugend-
      nicht nur praktisch Hand und Fuß haben, sondern                            lichen, die den Ministrantinnen- und Ministran-
      auch mit Herz und Verstand ausgeübt werden.26                              tendienst übernehmen, sich auch in den anderen
      Deswegen ist eine gute Ausbildung wichtig.                                 Kirchen zurechtzufinden und hier einen Dienst
                                                                                 zu übernehmen, wenn sie dort zum Gottesdienst
                                                                                 kommen. Zum anderen ist es so auch möglich, dass
      Dazu gibt es eine Vielzahl an Ausbildungs-                                 die ausbildenden Ministrantinnen und Ministranten
      konzepten und Materialien, die im Anhang                                   im gesamten Pastoralen Raum agieren können und
      aufgeführt sind und auf die an dieser Stelle                               sich nicht von Gemeinde zu Gemeinde auf andere
      lediglich verwiesen wird.                                                  Konzepte einstellen müssen.

      26
           Vgl. Fachstelle Ministrantinnen und Ministranten des Bischöflichen Jugendamtes der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Switch, 2015, S. 45f.

                                                                                                                                                16
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  Ministrantinnen und Ministranten sollten im                                 Folgende Punkte sollten daher bei der Erarbeitung
  Laufe ihrer aktiven Zeit …                                                  eines Ausbildungskonzeptes für die eigene Ge-
                                                                              meinde bzw. den Pastoralen Raum berücksichtigt
  ■     im Gottesdienst immer den Durchblick                                  werden:
        haben und behalten,
  ■     die unterschiedlichen Gottesdienstformate                             Ministrantinnen und Ministranten sollten in der
        kennen,                                                               Ausbildung …
  ■     sich im Ablauf der Gottesdienste auskennen,
  ■     sich im Kirchenjahr auskennen und                                     ■   erfahren, warum der Ministrantinnen- und
  ■     mit Freude bei der Sache sein, denn: Minis­                               Ministrantendienst ein Dienst für Gott und
        trantinnen- und Ministrantendienst ist                                    den Nächsten ist,
        zuerst Dienst für Gott und den Nächsten!27                            ■   die anderen Ministrantinnen und
                                                                                  Ministranten kennenlernen,
  Diese und weitere Anforderungen werden an                                   ■   erfahren, dass Ministrantinnen- und
  Ministrantinnen und Ministranten gestellt. Darum                                Minis­trantendienst Teamwork ist,
  ist es wichtig, dass sie während der Ausbildung                             ■   die wichtigen liturgischen Orte in der Kirche
  und darüber hinaus mehr und mehr diese Anfor-                                   kennenlernen (vgl. Kap. 1.4),
  derungen kennenlernen und sich so den Dienst                                ■   die Sakristei kennenlernen (vgl. Kap. 2.5.3),
  zu eigen machen und Antworten auf ihre Fragen                               ■   die Messutensilien kennenlernen,
  finden können.                                                              ■   etwas über die Körpersprache und die
                                                                                  unterschiedlichen Haltungen im Gottes-
                                                                                  dienst erfahren,
                                                                              ■   die liturgischen Farben und ihre Bedeutung
                                                                                  sowie das Kirchenjahr kennenlernen,
                                                                              ■   wissen, welche liturgische Kleidung wann
                                                                                  getragen wird,
                                                                              ■   wissen, welche liturgischen Bücher für
                                                                                  welchen Gottesdienst benötigt werden,
                                                                              ■   etc.

                                                                              Aus diesem Grund gibt es bereits viele Ausbil-
                                                                              dungshilfen für den Ministrantinnen- und Minis-
                                                                              trantendienst, die als Grundlage für das eigene
                                                                              Ausbildungskonzept genutzt werden können.

Unsere Hilfe
                      n
           ist im Name
        des Herrn

  27
       Vgl. Gunkel, M. / Schäfer, O. / Böhm, M., Teilnehmerbuch, 2009, S. 5

                                                                                                                             17
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2.5.2 PÄDAGOGISCHE AUSBILDUNG DER GRUPPENLEITERINNEN UND GRUPPENLEITER

Wie im vorherigen Kapitel genannt, ist die pä-
dagogische Ausbildung der Ausbildenden ein
wichtiger Bestandteil der Ministrantinnen- und
Ministrantenarbeit.

Grundsätzlich gelten Personen, die noch nicht
volljährig sind, nach derzeit gültigem Recht als
„zu beaufsichtigende Personen“ (§ 832 BGB). Das
macht die eigenverantwortliche Leitung einer
Gruppe nicht möglich. Dennoch können Leitungs-
aufgaben an nicht volljährige Personen delegiert
werden, wobei die letzte Verantwortung immer
beim Träger liegt (vgl. Kap. 3.1). Dieser muss fest-
legen, inwieweit Leitungsaufgaben delegiert
werden können.

Wer mindestens 16 Jahre alt ist, kann bereits an                       In den „Standards zur Konzipierung von Ausbil-
einem Ausbildungskurs für Gruppenleiterinnen                           dungsmaßnahmen“ ist genau beschrieben, was
und Gruppenleiter teilnehmen. In der Praxis hat                        die Inhalte des Ausbildungskurses sind:
sich jedoch gezeigt, dass in vielen Gemeinden
Jugendliche schon früher Teilverantwortung im                          ■   Leiterin/Leiter als Person
Bereich der Ministrantinnen- und Ministranten-                         ■   Kinder und Jugendlichen als Zielgruppe
arbeit übernehmen. Das ist grundsätzlich mög-                          ■   Pädagogik
lich, sofern auch eine volljährige Leiterin oder                       ■   Didaktik und Methodik
ein volljähriger Leiter dabei ist, die oder der die                    ■   Rechtliche Grundlagen
Hauptverantwortung trägt.                                              ■   Katholische Jugendarbeit in Kirche und
                                                                           Gesellschaft
                                                                       ■   Glauben und Leben
Grundsätzlich gilt:                                                    ■   Prävention sexualisierter Gewalt/
Wer als Gruppenleiterin oder Gruppenleiter                                 Kindeswohlgefährdung
in der katholischen Jugendarbeit aktiv sein
möchte, sollte sich durch die Teilnahme an
einem entsprechenden Ausbildungskurs
qualifizieren und eine gewisse Überzeugung
und Identifikation mit dem Engagement
mitbringen.
                                                                                                        Ausbild
                                                                                                                un       gskurse
                                                                                                                                !

                                       Ausbildungskurse werden sowohl seitens vieler Jugendverbände wie auch
                                       von den Referentinnen und Referenten für Jugend und Familie in den De-
                                       kanaten des Erzbistums Paderborn angeboten. Informationen zu Terminen
                                       etc. stehen auf der Homepage des BDKJ (www.bdkj-paderborn.de) sowie
                                       auf den Homepages der Dekanate28 bereit.

28
     Eine Übersicht der Dekanate im Erzbistum Paderborn gibt es unter www.erzbistum-paderborn.de/einrichtungen-gemeinden/dekanate/
     (Stand: 22.02.2021).

                                                                                                                                 18
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L

Mit der Teilnahme an einem Basisausbildungskurs                       Die Kosten für die Teilnahme an einem Ausbil-
besteht außerdem die Möglichkeit, eine JuLeiCa                        dungs- und/oder Erste-Hilfe-Kurs können nach
zu beantragen. Dabei handelt es sich um einen                         Rücksprache von der Gemeinde oder vom Dekanat
offiziellen Gruppenleitungsausweis, der beschei-                      übernommen werden. Weitere Informationen zu
nigt, dass die Inhaberin bzw. der Inhaber eine                        den Regelungen können die Verantwortlichen vor
Gruppenleitungsausbildung nach einheitlichen                          Ort oder die Dekanatsbüros geben.
Standards abgeschlossen hat.
                                                                      Für diejenigen, die aufgrund ihres Alters noch
Eine weitere sinnvolle Ergänzung für angehende                        nicht am Ausbildungskurs teilnehmen können,
Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter ist die Teil-                    sich aber persönlich weiterbilden möchten, bie-
nahme an einem Erste-Hilfe-Kurs. Solche Kurse                         ten einige Dekanate „Starterkurse für angehende
werden von verschiedenen Organisationen, z. B.                        Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter“ an, um
den Maltesern, den Johannitern oder dem Deut-                         werdenden Gruppenleiterinnen und Gruppen-
schen Roten Kreuz, angeboten. Informationen zu                        leitern erste Inhalte für den Start in ihrer neuen
den Kursen sind auf der Website der jeweiligen                        Rolle an die Hand zu geben.
Organisation zu finden. Alternativ können oft auch
die Dekanatsbüros bzw. die Verantwortlichen vor
Ort weiterhelfen.                                                           Nähere Infos zur JuLeiCa gibt es unter

                                                         JuLeiCa
                                                                            www.juleica.de oder in den Dekanats­
                                                                            büros bei den Referentinnen und Refe-
                                                                            renten für Jugend und Familie.

2.5.3 SAKRISTEIKULTUR

Liturgisch gesehen ist die Sakristei „ein Nebenraum in der Gesamtanlage einer Kirche. Sie dient
der Sammlung und Zurüstung derer, die in einer [liturgischen] Feier einen besonderen Dienst
versehen.“29 Damit ist die Sakristei – neben den praktischen Dingen, die für einen Gottesdienst
benötigt und dort aufbewahrt werden – auch ein Ort der inneren Vorbereitung auf den Gottes-
dienst. Darum ist es wichtig, dass in der Sakristei eine gute Atmosphäre herrscht, denn nur dann
kann eine gute Vorbereitung auf den Gottesdienst gelingen.

Einander beim Betreten der Sakristei zu begrüßen
hat etwas mit Respekt und Wertschätzung zu tun
und kann die Vorfreude auf den gemeinsamen
Dienst und den Gottesdienst steigern. Besonders
für die Priester und Küsterinnen und Küster kann
es hilfreich sein, wenn es eine Fotowand mit den
entsprechenden Namen der Ministrantinnen
und Ministranten gibt, damit man sich auch mit
Namen begrüßen kann.

29
     Heinz, A., Sakristei, 2006, S. 1464f.

                                                                                                                             19
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L

Bis zum Beginn des Gottesdienstes ist in der               Zu einer guten Vorbereitung auf den Ministran-
Regel noch Zeit, in der die Ministrantinnen und            tinnen- und Ministrantendienst sollte vor jedem
Ministranten einen Ort brauchen, an dem sie sich           Gottesdienst ein gemeinsames Gebet gehören.
aufhalten können. In einigen Gemeinden gibt es             In vielen Gemeinden beten Ministrantinnen und
einen eigenen Raum für die Ministrantinnen und             Ministranten zusammen mit dem Priester und
Ministranten, der ihnen die Möglichkeit gibt, unter        allen Anwesenden in der Sakristei ihr „Ministran-
sich zu sein. Andererseits könnte so aber auch der         tengebet“, das sie selbst in einer Gruppenstunde
Eindruck entstehen, Priester und Küsterin bzw.             geschrieben haben oder aus den verschiedenen
Küster möchten vor dem Gottesdienst ungestört              Arbeitshilfen der Ministrantinnen- und Minis­
von den Ministrantinnen und Ministranten sein.             trantenpastoral ausgewählt haben. Es empfiehlt
Wie es die Beteiligten erleben, sich gemeinsam in          sich, das gemeinsame Gebet gut platziert in der
der Sakristei oder getrennt voneinander auf den            Sakristei auszuhängen, sodass alle Beteiligten die
Gottesdienst vorzubereiten, hängt wiederum von             Möglichkeit haben mitzubeten.
dem Umgang miteinander ab.
                                                           Was bereits zur Willkommenskultur gesagt worden
                                                           ist, gilt auch für die Verabschiedung am Ende.

                                                           Abschließend ist zu betonen, dass Ministran-
                                                           tinnen und Ministranten, Priester und Küsterin
                                                           bzw. Küster gleichermaßen zu einer respektvollen
                                                           und wertschätzenden Atmosphäre rund um den
                                                           Gottesdienst beitragen. Dennoch nehmen die Er-
                                                           wachsenen hier eine Vorbildfunktion ein.

                                                                 Ein respektvolles und wertschätzendes Mit-
                                                                 einander aller Beteiligten verringert Hemm-
                                                                 schwellen, öffnet Gesprächsräume und mo-
                                                                 tiviert für das gemeinsame Engagement.
                                                                 Dazu noch zwei einfache Tipps und Tricks für
                                                                 Ministrantinnen und Ministranten:

                                                                 Pünktlichkeit: Zehn Minuten vor der Zeit ist

                     li chk  eit und                             Ministrantinnen- bzw. Ministrantenpünkt-
               Pünkt              schaft
                                                                 lichkeit! Wer dieser Devise folgt, hat immer
                           er eit
                  Hilfsb
                                                                 noch etwas Zeit für Gespräche und kann sich
                                                                 auf den Gottesdienst in Ruhe vorbereiten.

                                                                 Hilfsbereitschaft: Achtet aufeinander, sodass
                                                                 die Aufgaben verteilt sind, alle wissen, was
                                                                 sie zu tun haben und die Gewänder passen
                                                                 und gut sitzen. Wer für seinen Dienst bereit
                                                                 ist, kann der Küsterin bzw. dem Küster seine
                                                                 Hilfe anbieten.

                                                                                                                 20
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L

2.5.4 AUFNAHME UND VERABSCHIEDUNG

AUFNAHMEFEIER

Die Ausbildung neuer Ministrantinnen und Mi-
nistranten geschieht oftmals im Verborgenen. Im
Rahmen von Gruppenstunden werden die Mädchen
und Jungen auf ihren Dienst vorbereitet. Doch
auch die Gemeinde soll die neuen Ministrantinnen
und Ministranten natürlich kennenlernen. Daher
ist es wichtig, dass am Ende einer erfolgreichen
Ausbildungsphase eine Aufnahmefeier als Wert-
schätzung des Engagements und als Stärkung der
jungen Christen in ihrer Entscheidung für den
Dienst steht.

Für die Aufnahme neuer Ministrantinnen
und Ministranten gibt es viele Gottesdienst-
vorschläge und Anregungen, die je nach den
Voraussetzungen vor Ort umgesetzt werden
können.30

VERABSCHIEDUNG

Neben einer Aufnahmefeier ist auch die Verab-
schiedung von Ministrantinnen und Ministranten
ein Thema, das seitens der Verantwortlichen mit-
bedacht und in ein Konzept für die Ministrantinnen-
und Ministrantenarbeit vor Ort integriert werden
muss. Beispielsweise kann eine gemeinsame jährlich
stattfindende Verabschiedungsfeier für alle, die im
Verlauf des letzten Jahres ausgeschieden sind, ein                      Infos zu möglichen Materialien für die Auf-
sinnvoller und wertschätzender Rahmen sein. Ziel                        nahme- und Verabschiedungsfeier finden
dieser Feier ist, für das geleistete Engagement zu                      sich im Anhang/online.
danken, z. B. mit einer Urkunde oder einem kleinen
Präsent. Eine gelungene Verabschiedungskultur
kann dabei helfen, dass die Entscheidung des
Kindes oder der bzw. des Jugendlichen respektiert
und sein / ihr Engagement wertgeschätzt wird.
Es soll nicht der Eindruck entstehen, sie müssten
sich rechtfertigen, sodass sie gehemmt sind zu
ihrer Entscheidung zu stehen und diese öffentlich
zu machen.

30
     Vgl. Hoffsümmer, W., Aufnahmefeiern, 2007

                                                                                                                         21
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L

2.6   Elternarbeit
      ANNA WIESE

      „Eltern in die Ministrantinnen- und Ministranten-
      arbeit miteinzubeziehen ist nicht einfach jugend-
      arbeitstechnisch eine gute strategische Überlegung
      oder gar Notwendigkeit, sondern entspricht zutiefst
      unserem christlichen Menschenbild.“31

      Die Elternarbeit bildet eine tragende Säule für
      die Ministrantinnen- und Ministrantenpas-
      toral. Sie dient in erster Linie der Information
      und Transparenz, damit die Eltern das Enga-
      gement ihrer Kinder unterstützen können
      und bereit sind, ihre Kinder anderen, zumeist
      jungen Ehrenamtlichen, anzuvertrauen. In
      der praktischen Umsetzung bedeutet das,                                Diese individuellen Bedürfnisse gilt es ernst zu
      die Eltern über Aktionen und Abläufe regel-                            nehmen, ohne sie zu bewerten. Das kann z. B.
      mäßig auf dem Laufenden zu halten, ohne                                dadurch gelingen, dass die unterschiedlichen
      sie einer Informationsflut auszusetzen, offen                          Rollen von Hauptamtlichen, Gruppenleitenden,
      und ansprechbar für ihre Fragen und Anliegen                           Ministrantinnen und Ministranten und Eltern
      zu sein und einen respektvollen Umgang zu                              klar kommuniziert werden, Entscheidungswege
      pflegen.32                                                             transparent sind und bei Unstimmigkeiten das
                                                                             Gespräch gesucht wird.

                                                                             Auf diese Weise können die Eltern der Minis­
      Von einer gelungenen Elternarbeit profitieren                          trantinnen und Ministranten den Mehrwert
      gleichermaßen die Eltern, Kinder, Gruppenlei-                          des Engagements für ihr Kind erkennen, und sie
      terinnen und Gruppenleiter (hauptamtlich und                           können bei Bedarf von den Gruppenleiterinnen
      ehrenamtlich).                                                         und Gruppenleitern angefragt werden, z. B. bei
                                                                             Festen und Aktionen zu helfen.
      Neben den genannten Prinzipien ist es in der El-
      ternarbeit ebenso wichtig, die unterschiedlichen
      „Elterntypen“ zu erkennen und angemessen auf sie                           Folgende Frage sollte im Rahmen der
      einzugehen. Da gibt es beispielsweise die Eltern,                          Elternarbeit immer im Mittelpunkt stehen:
      die selbst wenig Berührungspunkt mit der Kirchen-                          Wie erreiche ich die Eltern am besten,
      gemeinde haben und nicht wissen, wie sie ihr Kind                          und welcher Kommunikationsweg eignet
      unterstützen können, oder diejenigen, die durch                            sich für welches Ziel am besten?
      das Engagement noch mehr Verpflichtungen in
      dem Alltag ihrer Kinder befürchten, oder die, die
      ihrem Kind ein Engagement ermöglichen möchten,
      aber nur sehr geringe zeitliche Kapazitäten haben,
      um es zu unterstützen, oder jene Eltern, die selbst
      engagiert sind und Erfahrungen mitbringen, die
      sie möglicherweise einbringen möchten.

      31
           Bischöfliches Jugendamt Regensburg, Elternarbeit, 2017, S. 17
      32
           Bischöfliches Jugendamt Regensburg, Elternarbeit, 2017, S. 15f.

                                                                                                                                 22
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