Reader Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral - Wertvolle und inspirierende Themen für die Arbeit mit Ministrantinnen und Ministranten - YOUPAX
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Reader Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral Wertvolle und inspirierende Themen für die Arbeit mit Ministrantinnen und Ministranten
I N H A LT S V ER Z EI C H N I S Inhalt Vorwort ...........................................................................................................................................................................................................3 1.0 Theologische Einordnung/Grundlagen...............................................................................................5 1.1 Liturgie [Stephan Schröder] ............................................................................................................................5 1.2 Die Ministrantin bzw. der Ministrant als Trägerin bzw. Träger der Liturgie [Stephan Schröder] ................................................................................................................... 6 1.3 Spiritualität von Ministrantinnen und Ministranten [Torsten Roland] ........................................7 1.4 Kirchenraumerfahrung – der Arbeitsplatz der Ministrantinnen und Ministranten [Stephan Schröder] ................................................................................................................ 8 2.0 Ausrichtung in der Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral [Theresa Bartz] ...... 10 2.1 Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit als Feld der katholischen Jugendarbeit [Theresa Bartz] ......................................................................................................................12 2.2 Eine wertschätzende, unterstützende Ministrantinnen- und Ministrantenkultur etablieren/leben [Theresa Bartz] ......................................................................13 2.3 Der Kompetenzerwerb in der Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral [Holger Drude] .....................................................................................................14 2.4 Identifikation und Nachhaltigkeit [Holger Drude] .............................................................................15 2.5 Konzeptentwicklung [Carsten Adolfs] .....................................................................................................16 2.5.1 Ausbildung für den Ministrantinnen- und Ministrantendienst ...............................16 2.5.2 Pädagogische Ausbildung der Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter ...............................................................................................................................18 2.5.3 Sakristeikultur ............................................................................................................................. 19 2.5.4 Aufnahme und Verabschiedung ...........................................................................................21 2.6 Elternarbeit [Anna Wiese] .......................................................................................................................... 22 3.0 Rahmenbedingungen und Unterstützungsmöglichkeiten ............................................... 23 3.1 Trägerverantwortung [Holger Drude] .................................................................................................... 23 3.2 Finanzen / Finanzielle Unterstützung [Holger Drude] ..................................................................... 24 3.3 Personelle Unterstützung [Marc Henke] .............................................................................................. 25 3.3.1 Referat Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral ................................................. 25 3.3.2 Dekanate ....................................................................................................................................... 25 3.3.3 Jugendbildungsstätten ...........................................................................................................26 3.3.4 Kirchengemeinde / Pastoraler Raum .................................................................................26 3.4 Modul Ministrantinnen und Ministranten [Marc Henke] .............................................................. 27 3.4.1 Modul: Ministrantinnen- und Ministrantengruppe ..................................................... 27 3.4.2 Modul: Ministrantinnen- und Ministrantenleiterinnen und -leiter ....................... 27 3.5 Öffentlichkeitsarbeit [Holger Drude] ......................................................................................................28 3.6 Technische Unterstützung [Marc Henke] ............................................................................................28 3.6.1 Programm zur Erstellung von Ministrantinnen- und Ministrantenplänen ........28 3.6.2 Nutzung von Messengerdiensten und Social-Media-Plattformen ........................29 Literaturverzeichnis ...................................................................................................................................................30 2
VORWORT „UNSER E H I L F E IST IM NA MEN D E S H E R R N, D E R H I M M E L U N D E R D E E R S C H A F F E N H A T.“ Psalm 124,8 Liebe Verantwortliche in der Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit, liebe Leiterinnen und Leiter, mit diesem Psalmvers stimmen wir uns in der Sakristei auf jeden Gottesdienst ein. Wir beten zum Herrn, um von ganzem Herzen die Liturgie mitzufeiern und zu bereichern. Aus diesem Geist heraus legen wir mit dem Reader eine Sammlung an wertvollen und inspirierenden Themen für die Arbeit mit Minis trantinnen und Ministranten im Erzbistum Paderborn vor. Er soll helfen, den Dienst stärker in seiner spirituellen Dimension zu entdecken, und zugleich auch ein hilfreiches und inspirierendes Nachschlagewerk sein. Auch heute ist es noch so, dass es eine Vielzahl von Menschen gibt, denen eine gute und gelingende Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit am Herzen liegt. Das Wort „Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit“ ist dabei mit Bedacht gewählt, denn oft wird die Arbeit übersehen, die dabei im Hintergrund immer mitläuft. Darüber hinaus, dass Kinder und Jugendliche wöchentlich die Liturgie in ihren Kirchengemeinden mitgestalten, gibt es oft auch die unterschiedlichsten Organisations- formen und Strukturen, die eine Gemeinschaft von Ministrantinnen und Ministranten ausmachen. Das fängt in der persönlichen Glau- bensbeziehung der Ministrantinnen und Ministranten an, geht über ein fachliches Grundverständnis von Liturgie und Gottesdienst weiter und geht oft tief in Jugendarbeitsformen wie Gruppenstunden und Ferienaktionen hinein. Im Erzbistum Paderborn haben wir zurzeit um die 580 Kirchengemein- den. Fast überall gibt es auch Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit. Auch wenn viele Themen sich wiederholen, so sind die einzelnen Gemeinschaften der Ministrantinnen und Ministranten doch sehr unterschiedlich strukturiert. Mit diesem Reader wollen wir die Minis trantinnen- und Ministrantenarbeit vor Ort unterstützen und stärken. Es ist keine fertig ausgearbeitete Arbeitshilfe, sondern eine Anregung, um die verschiedenen Themenbereiche auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Denn egal wie gut die Gemeinschaft der Ministrantinnen und Ministranten vor Ort auch funktioniert, es gibt immer etwas, das man noch verbessern kann. Oder es gibt immer noch ein Thema, mit dem man sich noch nicht auseinandergesetzt hat. 3
VORWORT Zur Vertiefung kann auch gerne Unterstützung im Referat Ministran- tinnen- und Ministrantenpastoral des Erzbistums angefragt werden. Auch die Referentinnen- und Referenten für Jugend und Familie und Jugendseelsorger in den Dekanaten helfen gerne bei der Umsetzung. Wir danken ausdrücklich allen Autorinnen und Autoren, die in der Arbeitsgruppe zu diesem Reader mitgearbeitet haben. Der Dank gilt aber auch allen, die sich für die Ministrantinnen- und Ministranten- arbeit in den Kirchengemeinden des Erzbistums Paderborn einsetzen. „Gelobt sei Jesus Christus. In Ewigkeit. Amen.“ – So beschließen wir unseren liturgischen Dienst in der Sakristei. Möge auch der Reader zum Lobe Jesu Christi und zum Lobe Gottes beitragen. Am Hochfest des heiligen Liborius, 30. Juli 2021 Stephan Schröder Diözesanjugendpfarrer Holger Drude Referat Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral 4
1.0 Theologische Einordnung/ Grundlagen Ministrantinnen und Ministranten sind Trägerinnen und Träger der Liturgie. Ihre Bedeutung im gottesdienstlichen Geschehen wurde im II. Vatikanischen Konzil noch einmal besonders hervor- gehoben. Das folgende Kapitel soll Impulse, Anregungen und Empfehlungen geben, damit die jungen Menschen ihren Dienst verstehen lernen und und sich ihres besonderen Auftrags bewusst werden. Ihr Auftrag als Trägerin der Liturgie unterscheidet die Ministrantinnen- und Ministranten- arbeit von anderen Formen von Katholischer Jugendarbeit und bedarf daher einer besonderen Begleitung, vor allem im Hinblick auf die Spiritualität der jungen Menschen. 1.1 Liturgie STEPHAN SCHRÖDER Das griechische Wort „leiturgía“ ist zusammen- Gottes zum Menschen).1 „Mit Recht hat man diesen gesetzt aus dem Substantiv „érgon“ = Werk Vorgang auch als Dialog zwischen Gott und den und dem Adjektiv „léitos“‚ = zum Volk gehörig. Menschen bezeichnet. Insofern ist Liturgie keine Wörtlich übersetzt ist die „leiturgía“ das Volks- Einbahnstraße, sondern ‚sacrum commercium‘, werk. Darunter waren vor allem die zum Wohl ein heiliger Austausch.“ 2 Dieser heilige Austausch des Volkes geleisteten Dienste gemeint. Im zwischen Gott und den Menschen umfasst das Laufe der Jahrhunderte wurde der griechische gesamte gottesdienstliche Geschehen. Begriff auch für gottesdienstliche Handlungen gebraucht. Heute versteht man unter Liturgie In jedem Gottesdienst, dem Wortgottesdienst, vor allem den Dienst für Gott und für die ver- der Andacht, der Feier der Tagzeitenliturgie bis sammelte Gemeinde. Liturgie hat die Aufgabe, hin zur Eucharistiefeier, stehen alle Trägerinnen Gott durch sein Wort und seine Gegenwart in und Träger der Liturgie (Priester, Wortgottesfei- dieser Welt erfahrbar werden zu lassen. Sie ist ein erleitende, Ministrantinnen und Ministranten, Wechselspiel zwischen Gott und den Menschen. Organistinnen und Organisten, Bands, Kantorinnen Der Mensch wendet sich mit seinen Gebeten an und Kantoren, Küsterinnen und Küster usw.) in Gott (Anabasis – der Aufstieg des Menschen zu der Verantwortung, Gott in dieser Welt und für Gott), und Gott wendet sich an den Menschen, die versammelte Gemeinde erfahrbar werden um ihn zu heiligen (Katabasis – der Herabstieg zu lassen. 1 Vgl. Kunzler, M., Die Liturgie der Kirche, 1995, S. 19f., S. 129f. 2 Adam, A., Grundriss der Liturgie, 1989, S. 13 5
T H E O L O G I S C H E EI N O R D N U N G/G R U N D L A G EN 1.2 Die Ministrantin bzw. der Ministrant als Trägerin bzw. Träger der Liturgie STEPHAN SCHRÖDER Die Bedeutung der Ministrantinnen und Minis- Das Wort Ministrant leitet sich vom lateini- tranten wurde besonders im II. Vatikanischen schen „ministrare“ ab und bedeutet dienen. Konzil im Dokument „Sacrosanctum Concilium“ Die Ministrantin und der Ministrant sind (SC) hervorgehoben. Es spricht in diesem Zu- dem Wort und von seinem Wesen nach eine sammenhang von einem wahrhaft liturgischen Dienerin bzw. ein Diener der Liturgie. Die Dienst der Ministrantinnen und Ministranten, Ministrantin und der Ministrant haben somit der die tätige Teilnahme aller Gläubigen betont.3 für eine feierliche Gestaltung der Liturgie, die „So ist bei der Feier der Sakramente die ganze uns den Dialog zwischen Gott und Mensch Versammlung Liturge (Feiernde), jeder seiner ermöglicht, eine tragende Bedeutung. Aufgabe entsprechend, aber in der Einheit des Geistes, der in allen handelt. Bei den liturgischen Feiern soll jeder, ob Amtsträger oder Gläubiger, in der Ausübung seiner Aufgabe nur das und all das tun, was ihm aufgrund der Natur der Sache und der liturgischen Normen zukommt.“4 Insofern ist die gesamte zum Gottesdienst versammelte Ge- meinde Mitträgerin der liturgischen Handlungen. Den Ministrantinnen und Ministranten kommt hier eine eigene Aufgabe zu, die sich aus dem äußeren Verlauf der liturgischen Feiern ergibt. Sie assistieren den Priestern und Diakonen oder einer Wortgottesfeierleiterin bzw. einem Wort- gottesfeierleiter. Darüber hinaus übernehmen sie Aufgaben bei liturgischen Zeichenhandlungen. Ihr Dienst soll die wesentlichen Vorgänge in der Liturgie hervorheben, z. B. eine Evangelienpro- zession mit Flambeaus begleiten oder die Gaben zum Altar bringen. Ein besonderes Augenmerk ist neben dem Ein- satz von Ministrantinnen und Ministranten in der Eucharistiefeier auch auf die Wortgottesfeiern oder die Tagzeitenliturgie zu legen. Hier sollten unbedingt Ministrantinnen und Ministranten als Trägerin und Träger der Liturgie eingesetzt werden, um die Vielfalt der Dienste und die tätige Teilnahme aller Gläubigen hervorzuheben. Nicht zuletzt tragen die Ministrantinnen und Ministran- ten dafür Sorge, uns auf die heilige Dimension der Begegnung mit Gott einzustimmen.5 3 Vgl. Büsch, A., Der Dienst der Ministranten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, 1999, S. 31 4 Sacrosanctum Concilium, Artikel 28 5 Vgl. Deutsche Bischofskonferenz, „Ministranten- und Ministrantinnenpastoral“, 1998, S. 8f. 6
T H E O L O G I S C H E EI N O R D N U N G/G R U N D L A G EN 1.3 Spiritualität von Ministrantinnen und Ministranten TORSTEN ROLAND Die Spiritualität von Ministrantinnen und Minis- Die Begleitung von Ministrantinnen und Minis tranten zu benennen oder gar zu erörtern, kann tranten ist eine bedeutungsvolle Aufgabe, die in herausfordernd sein. Jedoch scheint klar, dass einem gemeinschaftlichen Angebot oder in indi- spirituell sein nicht nur auf den Dienst an und um viduellen Gesprächen zwischen Jugendlicher bzw. den Altar begrenzt werden kann.6 Grundlegend Jugendlichem und Seelsorgerin bzw. Seelsorger ist das persönliche Sozialisationsumfeld (Familie, oder geschulten Ehrenamtlichen gelingen kann. Wohnort, Gemeinde etc.) der Ministrantinnen Erfahrungen und Erlebnisse im eigenen Glauben und Ministranten, in dem sie lebendiges Christ- und in dem Engagement vor Ort können so auf sein erleben.7 Die Frage nach Jesus Christus und tieferer Ebene in den Blick genommen werden.8 nach meinem eigenen Gottesbild kann neben der Hier kann die eigene Motivation ergründet wer- Bibelarbeit und weiteren Bausteinen hilfreich für den mit dem Ziel, den eigenen Glauben ehrlich eine Auseinandersetzung sein. und authentisch zu leben. Dieses Angebot kann als „Geistliche Begleitung“ von Ministrantinnen und Ministranten benannt werden. Grundvoraus- Durch eine wachsende Spiritualität der Minis setzung hierfür ist ein vertrauensvoller Rahmen. trantin und des Ministranten verstärkt sich das Bewusstsein, Trägerin bzw. Träger der Liturgie zu sein. Allerdings brauchen die Entwicklung der Spiritualität und die Stärkung im Glauben Begleitung und Ansprechpersonen für die jungen Menschen sowie eine Gemeinschaft Gleichgesinnter, die den eigenen Glauben durch gemeinschaftliche Erlebnisse lebendig hält und stärkt. NACHFOLGEND WERDEN EXEMPLARISCH EINIGE UNTERSTÜTZENDE ANGEBOTE AUFGEZÄHLT: ■ Ministrantinnen- und Ministrantenmodule in den Jugendbildungsstätten ■ Diözesane und internationale Wallfahrten für Ministrantinnen und Ministranten ■ Weltjugendtage ■ Young Mission ■ Taizé / Nacht der Lichter ■ Glaubenskurs Alpha ■ Junge Kirche / Jugendkirchen Weitere Informationen zu den Angeboten sind online und im Anhang zu finden. 6 Vgl. Büsch, A., Kohl, C., Seif, P., Spiritualität der Ministrantinnen, 1999, S. 149 7 Vgl. Deutsche Bischofskonferenz, „Ministranten- und Ministrantinnenpastoral“, 1998, S. 16f. 8 Vgl. Deutsche Bischofskonferenz, „Ministranten- und Ministrantinnenpastoral“, 1998, S. 20 7
T H E O L O G I S C H E EI N O R D N U N G/G R U N D L A G EN 1.4 Kirchenraumerfahrung – der Arbeitsplatz der Ministrantinnen und Ministranten STEPHAN SCHRÖDER Es gibt eine Vielzahl an Literatur, wie ein Kirchen- raum mit Kindern und Jugendlichen entdeckt und erkundet werden kann. Ministrantinnen und Ministranten sollten wissen, dass ein Kir- chenraum ein Sakralraum, also ein heiliger Ort, ist, an dem ich mich entsprechend verhalte. Der Kirchenraum ist ein Ort der Gottesbegegnung, des Gebetes, der stillen Anbetung und der Feier der Gottesdienste, vor allem der Eucharistie. Im Wesentlichen besteht ein Kirchenraum aus dem Tisch des Wortes (Ambo), dem Tisch des Altares und dem Tabernakel mit dem Allerheiligsten. Ergänzend kommt das Taufbecken hinzu als Ort der Christwerdung. Historische Kirchengebäude bieten darüber hinaus noch eine Vielzahl an Or- ten, wie z. B. Heiligenfiguren, Hochaltäre u. v. m., In katholischen Kirchen wird das Allerheiligste im um der Bedeutung des Sakralraums auf die Spur Tabernakel aufbewahrt, wo es besonders verehrt Tipp! zu kommen. wird. Nicht ohne Grund machen gläubige Katho- likinnen und Katholiken eine Kniebeuge vor dem Tabernakel, um die Gegenwart Jesu Christi im Empfehlenswert sind Kirchenraumerkun- Altarssakrament zu verehren. Nicht Gott braucht dungen, die sich dadurch auszeichnen, dass unsere Kniebeuge, sondern vielmehr wir, um daran an den jeweiligen herausragenden Orten, erinnert zu werden, dass wir an einem heiligen wie z. B. Eingangsbereich, Taufbecken, Hei- Ort sind, der Gott geweiht ist. ligenfiguren, Ambo, Altar und Tabernakel usw., eine Statio vorbereitet ist, die einen Geschichtlich steht das christliche Gotteshaus spirituellen Charakter hat. Somit erschließt ganz in der Kontinuität der jüdischen Synagoge. 9 sich den Ministrantinnen und Ministranten Die Synagoge verstand sich ganz auf den Tempel der Kirchenraum als Sakralraum, zu dem sie in Jerusalem hin bezogen, also auf die Gegenwart eine innere Beziehung haben und den sie aus Gottes in Form der Bundeslade, die im Jerusalemer dem Glauben heraus deuten können. Tempel aufbewahrt wurde. In der christlichen Kirche blickt man jedoch nicht mehr nach Jerusa- lem, sondern nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen. Sie symbolisiert die Auferstehung Jesu Christi, die Morgenröte am Tag der Auferstehung, ZUR GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG das Licht der Osternacht. Der Osten löst also den DES KIRCHENRAUMS Blick zum Jerusalemer Tempel ab. Die Ostung 10 der alten Kirchen wollte somit verdeutlichen, dass Der Kirchenraum wird durch die Kirchenkonse- Menschen, die auf Christus schauen, in ihm das kration des Ortsbischofs zu einem Sakralraum, Licht des ewigen Lebens entdecken. Durch das der sich von Profanräumen (weltlichen Räumen) II. Vatikanische Konzil ging man von der Ostung unterscheidet. Das heißt, der Kirchenraum wird der Kirchen weg und deutete nunmehr die Feier Gott geweiht und ist damit ein heiliger Ort, an der Eucharistie als zentrales Symbol für die auf- dem Gott in besonderer Weise erfahrbar ist. gehende Morgenröte des ewigen Lebens – Ostern. 9 Vgl. Ratzinger, J., Der Geist der Liturgie, 2000, S. 56 10 Oriens = Osten; Orientierung heißt daher Ostung, nach Osten hin. 8
T H E O L O G I S C H E EI N O R D N U N G/G R U N D L A G EN DER TISCH DES WORTES Das Konzilsdokument „Sacrosanctum Concilium“ hat wieder stärker das Wort Gottes in den Mittelpunkt der Gottesdienste gestellt. Es galt, den Schatz des Alten und Neuen Testamentes zu heben und den Gläubigen zu Gehör zu bringen. Kein Geringerer als Paulus selbst hat einmal gesagt, dass Glauben vom Hören kommt. Im Hören des Wortes Gottes werden Gott und Jesus Christus gegenwärtig. Der heilige Hieronymus bezeichnet den Ambo daher auch als „Tisch des Wortes“. Das Konzil greift dieses Bild wieder auf und ermutigt somit, diesen Tisch wieder reichlich mit den Worten des Alten und Neuen Testamentes zu decken. Die feierliche Evangelienprozession, begleitet von Flambeaus und Weihrauch, soll die Gegenwart Jesu Christi in seiner Frohen Botschaft hervorheben. DER TISCH DES ALTARES Neben dem Tisch des Wortes ist der Tisch des Altares der Ort, auf dem die Gaben von Brot und Wein zu Fleisch und Blut Jesu Christi gewandelt werden. Das II. Vatikanische Konzil spricht von Eucharistie insgesamt auch als „culmen et fons“, also von der Quelle und dem Höhepunkt eines gläubigen Christen. Die Eucharistie ist sozusagen das Herzstück unseres Glaubens und findet am Tisch des Wortes und dem Tisch des Altares ihren Höhepunkt. In jedem konsekrierten Altar sind bei der Altarweihe Reliquien von Heiligen eingelassen worden. Es ist das sogenannte Reliquiengrab. Über diesem Grab der Heiligen wird Eucharistie, also Auferstehung, gefeiert. DER TABERNAKEL Das lateinische Wort „tabernakulum“ bedeutet übersetzt Zelt. Aus der Tradition des jüdischen Glaubens heraus will es uns daran erinnern, dass Gott sein Zelt unter uns Menschen aufschlägt, so wie das wandernde Volk Israel mit der Bundeslade immer wieder das Zelt Gottes aufschlug, um die Bundeslade zu schützen. Der Tabernakel ist heute der Aufbewahrungsort des Allerheiligsten. Das ewige Licht daneben erinnert uns daran, dass im Tabernakel das Allerheiligste aufbewahrt wird, so wie die Öllampe im Tempel von Jerusalem an die Aufbewahrung der Bundeslade erinnerte. 9
2.0 Ausrichtung in der Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral THERESA BARTZ Junge Menschen haben eine Vielzahl an Angeboten, ihre Freizeit zu gestalten. Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral muss sich demgegenüber zunehmend aktiv und attraktiv „verkaufen“. Sie bietet außerhalb von Schule einen wichtigen Lebens- und Lernort und innerhalb der Gemeinde einen wichtigen Glaubensort für junge Menschen. Sie muss sich daher auch an der Lebenswelt junger Menschen orientieren und der Dienst daraufhin gedacht und gedeutet werden. Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral muss so vielfältig gestaltet sein, dass Kinder und Jugendliche ihre Bedürfnisse formulieren, ihre Fragen stellen, Grenzen und Fähigkeiten ausprobieren und kennenlernen, Gemein- schaft erfahren und somit soziale Kompetenzen erwerben können (vgl. Kap. 2.3). NEBEN DEM LITURGISCHEN DIENST GESCHIEHT DIES VOR ALLEM: Ministrantinnen und Ministranten verstehen und erleben sich so nicht nur als Einzelne sondern als ■ in der Aus- und Fortbildung von (neuen) Minis eine Gemeinschaft, die zusammenwächst, sich für trantinnen und Ministranten: auf den konkreten die gleichen Interessen engagiert und dabei ihre Dienst am Altar hin, für besondere Anlässe, aber Freizeit und auch ein Stück Lebens- und Glaubens- ebenso für ihre Aufgabe als Gruppenleitende weg miteinander teilt.11 (vgl. Kap. 2.5.1 und 2.5.2) ■ durch die Eigenständigkeit und Selbstorganisation aft Gemeinsch ■ in Freizeitaktivitäten wie Gruppenstunden, Fahrten, Ferienangeboten etc., in denen sich die jungen Menschen untereinander kennen- lernen, gemeinsam Spaß haben, sich mit unter- erfahren schiedlichen Themen auseinandersetzen, sich in der Gemeinde oder bei sozialen Projekten engagieren, andere Ministrantinnen- und Mi- nistrantengruppen kennenlernen etc. 11 Vgl. Köster, C., Ministrantenpastoral, 2019, S. 274 10
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L NACHFOLGEND MÖCHTEN WIR ■ Die Ministrantinnen und Ministranten in Pader- EINIGE BEISPIELE FÜR DIE VIELFÄLTIGE born-Elsen bieten seit vielen Jahren als Highlight ARBEIT DER MINISTRANTINNEN- UND eine Herbstfahrt für Kinder und Jugendliche MINISTRANTENGRUPPEN VORSTELLEN: an, die nach kurzer Zeit ausgebucht ist. Eine Woche in den Herbstferien verbringen die ■ ie Leiterrunde in Kamen hat Ostern 2020 eine D Ministrantinnen und Ministranten gemeinsam Osterkerzen-Aktion veranstaltet, um im Lock- in einem Gruppenhaus mit Selbstverpflegung down ihre Gemeinschaft sichtbar zu machen: und gestalten ihr Programm unter einem be- Mit viel Spaß und Kreativität entstand eine stimmten Motto. Spiel und Spaß stehen dabei große Osterkerze mit den Namen aller Minis genauso im Mittelpunkt wie religiöses Pro- trantinnen und Ministranten der Gemeinde als gramm rund um den Ministrantinnen- und Zeichen der Verbundenheit. Ministrantendienst. Informationen zu den Mi- Informationen zu den Ministrantinnen und Mi- nistrantinnen und Ministranten in Elsen und zu nistranten in Kamen und zu weiteren Aktionen weiteren Aktionen gibt es auf Instagram unter gibt es unter @messdienerelsen w ww.kirche-am-kreuz.de/seelsorge/ jugend/messdiener ■ Die Bigger Jugend, eine Kooperation der Mi- nistrantinnen und Ministranten in Bigge und der Kolpingjugend Bigge, bietet das ganze Jahr über spannende Aktionen und Projekte für die Kinder und Jugendlichen im Ort an und lässt diese bei „Stammtischen“ mitentscheiden. Das führte z. B. zu einer Nacht im Freizeitpark. Wenn es heißt „Das schaffen wir nie im Leben!“, dann wird’s erst recht gut! Informationen zu den Mi- nistrantinnen und Ministranten in Bigge und zu weiteren Aktionen gibt es auf Instagram unter @bigger_jugend ■ 72-Stunden-Aktion Bei der Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend 2019 nahmen im Erzbistum Paderborn auch rund 30 Ministrantinnen- und Ministrantengruppen teil. Vom 23. bis 26. Mai haben sich dabei in ganz Deutschland junge Menschen 72 Stunden lang in unterschiedlichen Projekten engagiert und damit die Welt ein Stückchen besser gemacht. Die Projekte im Erzbistum lassen sich in den Themenfeldern „Zusammen leben“, „Zuhause gestalten“, „Gerechtigkeit schaffen“, „Neues lernen“ und „Nachhaltigkeit fördern“ zusam- menfassen.12 12 Vgl. BDKJ-Diözesanverband Paderborn, 72-Stunden-Aktion, 2019 11
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.1 Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit als Feld der katholischen Jugendarbeit THERESA BARTZ Die „Grundlagen und Eckpunkte Katholischer Jugendarbeit im Erzbistum Paderborn“ be- schreiben die Rahmenbedingungen sowie Ziele, Dimensionen und Ausgestaltung katho- lischer Jugendarbeit in unserem Erzbistum: „Jugendpastoral ist eine altersspezifische Facette kirchlichen Handelns. Sie versteht sich als das Wirken der Kirche an und mit jungen Menschen, aber auch als Wirken durch diese jungen Menschen selbst – aufgrund ihrer je eigenen Berufung zum Menschsein als Eben- bild Gottes und zum Christsein als Getaufte. […] In diesem Sinne betrachtet, lässt sich die Aufgabe der Jugendpastoral als Dienst der Kirche an der Jugend wie auch als Dienst der Jugend an der Kirche begreifen. Dabei umfasst sie das Leben junger Menschen in allen Dimensionen und Kontexten.“13 Kategorisiert wird katholische Jugendarbeit Ziel von Ministrantinnen- und Ministran- bisher in vier Felder: Jugendverbände, offene tenpastoral ist es daher, dass die jungen Jugendarbeit, Jugendbildungsstätten sowie Menschen „zur aktiven Mitgestaltung von die Arbeit in den Dekanaten. Die Ministran- Gemeinde, Kirche und Welt befähigt werden tinnen- und Ministrantenarbeit lässt sich und dieses durch Übernahme von Verant- von den genannten Feldern abgrenzen und wortung, sei es in der Liturgie oder in der müsste somit als eigenes fünftes Feld be- Gruppe, einüben“14. Sie birgt damit eine große schrieben werden. Chance für die kirchliche Jugendarbeit und ist für viele junge Menschen (insbesondere Katholische Jugendarbeit setzt bei den jungen nach der Erstkommunion) der Beginn für Menschen selbst und bei der Botschaft Jesu weiteres kirchliches Engagement und akti- Christi an. Sie unterstützt sie in ihren Lebens- ves Mittun in der Gemeinde. Im Erzbistum und Glaubensfragen und bietet vielfältige sind Stand 2016 rund 26500 Kinder und Möglichkeiten, ihr Leben auf Grundlage der Jugendliche aktiv. Durch den Schwerpunkt Frohen Botschaft zu deuten. Sie trägt dazu auf dem liturgischen Dienst hat Ministran- bei, dass Kinder und Jugendliche Erfahrungs- tinnen- und Ministrantenpastoral ein klares räume finden, Gemeinschaft erfahren, sich Profil und in der Unterstützung spezifische ausprobieren können, in ihrer (Persönlichkeits-) Anforderungen. Eine Kategorisierung als Entwicklung unterstützt werden und so ihren eigenes Feld ist also inhaltlich sowie aus Platz in Kirche und Gesellschaft finden. wertschätzender Sicht sinnvoll. 13 Erzbistum Paderborn, Grundlagen und Eckpunkte, 2010, S. 10 – 11 14 Köster, C., Ministrantenpastoral, 2019, S. 274 12
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.2 Eine wertschätzende, unterstützende Ministrantinnen- und Ministrantenkultur etablieren/leben THERESA BARTZ Ministrantinnen und Ministranten tragen – auch ■ durch das Akzeptieren und Respektieren der neben dem regelmäßigen liturgischen Dienst – unterschiedlichen Beweggründe, den Minis viel zum Gemeindeleben bei: religiöse Bildung in trantinnen- und Ministrantendienst zu begin- Gruppenstunden, sinnvolle Freizeitgestaltung, nen oder auch zu beenden; die Einführung, Mitgestaltung von kirchlichen und gemeindlichen die unterschiedlichen Jubiläen und auch das Festen. Sie tun dies in der Regel ehrenamtlich und Ende verdienen besondere Aufmerksamkeit in ihrer Freizeit und sind meist selbst Jugendliche. (vgl. Kap. 2.5.4) Das hat wertschätzende Begleitung verdient! ■ durch Fehlerfreundlichkeit und wertschätzende Feedbackkultur: Fehler dürfen passieren, es ist Wertschätzung ist mehr als ein Geschenk am Ende wichtig, darauf hinzuweisen und Angebote zur des Jahres oder des Engagements. Ernst gemeinte Verbesserung zu machen (Absprachen treffen, Unterstützung kann sich vielfältig ausdrücken: Abläufe einüben …) ■ durch kleine Anreize wie Geschenke zu be- ■ durch eine verlässliche Ansprechperson (haupt- sonderen Anlässen, gemeinsame Ausflüge etc. oder ehrenamtlich, mit Anbindung an das Pas- ■ durch die Möglichkeit, sich mit Lebens- und toralteam), die die aktiven Ministrantinnen und Glaubensfragen auseinandersetzen und darüber Ministranten bzw. Gruppenleitenden kennt und ins Gespräch kommen zu können 15 ihnen bekannt ist, Interessen aufnimmt und ■ durch Geistliche Begleitung (vgl. Kap. 1.3) sich dafür einsetzt, für Fragen zur Verfügung steht und bei Schwierigkeiten beraten und unterstützen kann ■ durch das Bereitstellen von und den einfachen Ministrantinnen und Ministranten müssen Zugang zu Ressourcen, wie z. B. Räumlichkeiten nicht erst dann unterstützt werden, wenn oder Finanzen es nicht mehr läuft. Es ist vielmehr Aufgabe ■ durch Qualifizierung der Gruppenleitenden des Trägers, das ehrenamtliche Engagement ■ durch übertragene Verantwortung und Unter- wahrzunehmen, zu fördern und für gute stützung, die eigenen Stärken und Schwächen Rahmenbedingungen zu sorgen und dies auf zu erkennen und sich ausprobieren zu können Augenhöhe mit den Engagierten abzustim- ■ durch die Möglichkeit zur Mitbestimmung und men.16 Das setzt Zeit und Interesse voraus, Rücksichtnahme auf Bedarfe (z. B. bei Erstellung beides wird sich aber durch motivierte Ehren- des Ministrantinnen- und Ministrantenplans, amtliche und lebendige Ministrantinnen- und Ausflügen …) Ministrantenarbeit auszahlen. ■ durch die Anwaltschaft und Rückendeckung für Ministrantinnen und Ministranten gegenüber den Gemeinden und Gremien Das Zukunftsbild spricht in diesem Zusammenhang von „Berufungsförderung“ 17 als Aufgabe pastoralen Personals in Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen; Selbstorganisation soll unterstützt und gefördert werden.18 Das Vertrauen in ehrenamtlich Engagierte und das Übertragen von Verantwortung sollen dabei prägende Haltung sein.19 15 Vgl. Schrage J. / Pilger M., Ehrenamtlich Engagierte, 2019, S. 180f. 16 Vgl. Erzbistum Paderborn, Grundlagen und Eckpunkte, 2010, S. 22f. 17 Erzbistum Paderborn, Das Zukunftsbild, 2014, S. 67 18 Vgl. Erzbistum Paderborn, Das Zukunftsbild, 2014, S. 67f. 19 Vgl. Erzbistum Paderborn, Das Zukunftsbild, 2014, S. 48f. 13
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.3 Der Kompetenzerwerb in der Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral HOLGER DRUDE Ministrantinnen und Ministranten können im KONFESSORISCHE KOMPETENZ Laufe ihres Engagements eine Vielzahl von Kom- petenzen erwerben, die sie in ihrer Persönlichkeit Durch das regelmäßige Agieren in Gottesdiens- stärken. Neben dem Bereich der Gottesdienste ten und das Engagement in der Arbeit vor Ort betrifft dies auch die Planung und Durchführung sind sie als Ministrantinnen und Ministranten von Gruppenstunden, Ferienlagern und weiteren bzw. als katholische Christinnen und Christen Aktionen im Rahmen der Jugendarbeit. Dr. Peter erkennbar. So geben sie ein Bekenntnis23 zu ihrer Hahnen beschreibt drei Kompetenzbereiche, die Religion ab und können hierfür von Freundinnen in der Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral und Freunden, Verwandten und Bekannten an- besonders ausgeprägt sind.20 gesprochen werden. Zum eigenen Glauben und zum kirchlichen Engagement als Ministrantin oder Ministrant zu stehen und evtl. auch Unverständ- SOZIALE KOMPETENZ nis oder kritische Fragen zu erhalten, kann die eigene Persönlichkeitsentwicklung fördern und Die soziale Kompetenz wird überwiegend in al- ist in diesem Zusammenhang mit konfessorischer tersspezifischen Gruppenaktivitäten vermittelt Kompetenz gemeint. und vertieft. Für die Kinder und Jugendlichen geschieht dies im sozialen Umgang miteinan- der und im gemeinsamen Engagement. Nicht selten übernehmen ältere Ministrantinnen und Ministranten Gruppenleitungsaufgaben. Über diese Gesellungsformen können sich Kinder und Jugendliche u. a. in folgenden Bereichen weiter- entwickeln: ■ Interaktions- und Kommunikationsformen erlernen und sich in eine Gemeinschaft einzufügen ■ Zuverlässigkeit und Arbeiten in einer Gruppe ■ Offenheit für die Auseinandersetzung mit neuen Themen 21 LITURGISCHE KOMPETENZ Über ihre Aufgaben im Gottesdienst nehmen Ministrantinnen und Ministranten aktiv am li- turgischen Geschehen teil. Durch eine gute Vor- bereitung und Umsetzung ihrer Aufgaben können die Ministrantinnen und Ministranten ein solides liturgisches Basiswissen erwerben und die beson- deren Zeichen der Liturgie verstehen 22 (vgl. Kap. 1). 20 Vgl. Hahnen, P., Die letzten Mohikaner?, 2013, S. 12 – 15 21 Vgl. Hahnen, P., Die letzten Mohikaner?, 2013, S. 13 22 Vgl. Hahnen, P., Die letzten Mohikaner?, 2013, S. 14 23 Bekenntnis = confessio 14
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.4 Identifikation und Nachhaltigkeit HOLGER DRUDE Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit erfüllt Ministrantinnen- und Ministrantenpastoral ist mehr als nur den organisatorischen Nutzen des dann nachhaltig, wenn besonders in der Ausbil- Dienstes am Altar. Wie im vorherigen Kapitel dung und Begleitung nicht nur die praktischen schon erwähnt, können Ministrantinnen und Inhalte für den Dienst, sondern auch die ent- Ministranten vieles lernen, was sie in ihrer sprechenden Erklärungen vermittelt werden und Persönlichkeitsentwicklung stärkt. Die durch so eine Identifikation der Ministrantinnen und das Engagement erworbenen Kompetenzen Ministranten mit ihrem Engagement erfolgen kann. werden auch von potenziellen zukünftigen Aus diesem Grund wird im Ministrantinnen- und Arbeitgebern berücksichtigt. Sogenannte Ministrantenmodul der Jugendbildungsstätten „Soft Skills“ werden bei der Sichtung von Be- (vgl. Kapitel 3.4) über die Switch-Methode auch werbungen positiv zur Kenntnis genommen. der Ansatz des Ministrierens mit Hand, Kopf und Herz vermittelt.24 Um den Ministrantinnen- und Ministranten- dienst interessant zu halten, sollte es auch Viele ehemalige Ministrantinnen und Ministranten immer neue Aufgaben und Entwicklungs- blicken nach ihrer aktiven Zeit gerne auf diesen möglichkeiten sowie eine gute, fundierte Dienst zurück. Auch Prominente wie Markus und kontinuierliche religionspädagogische Lanz oder Günther Jauch bekennen sich zu ihrem Begleitung geben. Engagement als Ministranten und haben einiges daraus für ihr Leben mitgenommen.25 Die Erfahrungen als Ministrantin und Minis- trant können berufliche Perspektiven und die persönliche Relevanz ehrenamtlichen Engagements prägen und beeinflussen. 24 Vgl. Fachstelle Ministrantinnen und Ministranten des Bischöflichen Jugendamtes der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Switch, 2015 25 Vgl. Schächter, M., Prominente Messdiener, 2018, S. 109/155 15
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.5 Konzeptentwicklung CARSTEN ADOLFS Nachfolgend werden vier Eckpfeiler vorgestellt, Diese Bausteine bilden (neben vielen weiteren) auf deren Grundlage Ministrantinnen- und Mi einen wichtigen Rahmen, den es mit Leben zu nistrantenarbeit auf- und ausgebaut werden füllen gilt und der der Ministrantinnen- und kann: die Ausbildung für den Ministrantinnen- Ministrantenarbeit einen Platz innerhalb des und Ministrantendienst, die pädagogische Gemeindelebens einräumt. Ausbildung der Gruppenleiterinnen und Grup- penleiter, die Sakristeikultur und die Aufnah- me- und Verabschiedungsfeiern. 2.5.1 AUSBILDUNG FÜR DEN MINISTANTINNEN- UND MINISTRANTENDIENST Die Ausbildung für den Ministrantinnen- und Darüber hinaus existieren in vielen Gemeinden Ministrantendienst lässt sich in zwei Kategorien oft eigene Ausbildungskonzepte für den Minis differenzieren: zum einen die Ausbildung ange- trantinnen-und Ministrantendienst, die von Jahr hender Ministrantinnen und Ministranten, zum zu Jahr „weitervererbt“ und bestenfalls an neue anderen die Ausbildung der Gruppenleitenden, Gegebenheiten angepasst, jedoch in den seltensten die häufig gleichzeitig die Ausbildenden der zuerst Fällen verschriftlicht werden. genannten Gruppe sind. Ganz gleich für welches Material zur Ausbildung man sich entscheidet: Der Blick sollte nicht nur Es genügt nicht, dass die neuen Ministrantinnen auf die eigene Kirchengemeinde gerichtet wer- und Ministranten lernen, wann sie wo stehen den. Es empfiehlt sich, Ausbildungskonzepte für und was dort zu tun ist. Sie müssen auch wissen, Ministrantinnen und Ministranten auf der Ebene warum sie etwas tun. Schließlich sind sie Träge- des Pastoralen Raums gemeinsam mit allen Ver- rinnen und Träger der Liturgie (vgl. Kap. 1.2) und antwortlichen neu zu entwickeln bzw. bestehende tragen maßgeblich dazu bei, dass die feierliche Konzepte zusammenzuführen, zu verschriftlichen Gestaltung der Liturgie und der Dialog zwischen und so einen verbindlichen gemeinsamen Standard Gott und den Menschen verdeutlicht werden. Der innerhalb des Pastoralen Raums zu schaffen. Das Ministrantinnen- und Ministrantendienst muss erleichtert es zum einen den Kindern und Jugend- nicht nur praktisch Hand und Fuß haben, sondern lichen, die den Ministrantinnen- und Ministran- auch mit Herz und Verstand ausgeübt werden.26 tendienst übernehmen, sich auch in den anderen Deswegen ist eine gute Ausbildung wichtig. Kirchen zurechtzufinden und hier einen Dienst zu übernehmen, wenn sie dort zum Gottesdienst kommen. Zum anderen ist es so auch möglich, dass Dazu gibt es eine Vielzahl an Ausbildungs- die ausbildenden Ministrantinnen und Ministranten konzepten und Materialien, die im Anhang im gesamten Pastoralen Raum agieren können und aufgeführt sind und auf die an dieser Stelle sich nicht von Gemeinde zu Gemeinde auf andere lediglich verwiesen wird. Konzepte einstellen müssen. 26 Vgl. Fachstelle Ministrantinnen und Ministranten des Bischöflichen Jugendamtes der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Switch, 2015, S. 45f. 16
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L Ministrantinnen und Ministranten sollten im Folgende Punkte sollten daher bei der Erarbeitung Laufe ihrer aktiven Zeit … eines Ausbildungskonzeptes für die eigene Ge- meinde bzw. den Pastoralen Raum berücksichtigt ■ im Gottesdienst immer den Durchblick werden: haben und behalten, ■ die unterschiedlichen Gottesdienstformate Ministrantinnen und Ministranten sollten in der kennen, Ausbildung … ■ sich im Ablauf der Gottesdienste auskennen, ■ sich im Kirchenjahr auskennen und ■ erfahren, warum der Ministrantinnen- und ■ mit Freude bei der Sache sein, denn: Minis Ministrantendienst ein Dienst für Gott und trantinnen- und Ministrantendienst ist den Nächsten ist, zuerst Dienst für Gott und den Nächsten!27 ■ die anderen Ministrantinnen und Ministranten kennenlernen, Diese und weitere Anforderungen werden an ■ erfahren, dass Ministrantinnen- und Ministrantinnen und Ministranten gestellt. Darum Ministrantendienst Teamwork ist, ist es wichtig, dass sie während der Ausbildung ■ die wichtigen liturgischen Orte in der Kirche und darüber hinaus mehr und mehr diese Anfor- kennenlernen (vgl. Kap. 1.4), derungen kennenlernen und sich so den Dienst ■ die Sakristei kennenlernen (vgl. Kap. 2.5.3), zu eigen machen und Antworten auf ihre Fragen ■ die Messutensilien kennenlernen, finden können. ■ etwas über die Körpersprache und die unterschiedlichen Haltungen im Gottes- dienst erfahren, ■ die liturgischen Farben und ihre Bedeutung sowie das Kirchenjahr kennenlernen, ■ wissen, welche liturgische Kleidung wann getragen wird, ■ wissen, welche liturgischen Bücher für welchen Gottesdienst benötigt werden, ■ etc. Aus diesem Grund gibt es bereits viele Ausbil- dungshilfen für den Ministrantinnen- und Minis- trantendienst, die als Grundlage für das eigene Ausbildungskonzept genutzt werden können. Unsere Hilfe n ist im Name des Herrn 27 Vgl. Gunkel, M. / Schäfer, O. / Böhm, M., Teilnehmerbuch, 2009, S. 5 17
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.5.2 PÄDAGOGISCHE AUSBILDUNG DER GRUPPENLEITERINNEN UND GRUPPENLEITER Wie im vorherigen Kapitel genannt, ist die pä- dagogische Ausbildung der Ausbildenden ein wichtiger Bestandteil der Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit. Grundsätzlich gelten Personen, die noch nicht volljährig sind, nach derzeit gültigem Recht als „zu beaufsichtigende Personen“ (§ 832 BGB). Das macht die eigenverantwortliche Leitung einer Gruppe nicht möglich. Dennoch können Leitungs- aufgaben an nicht volljährige Personen delegiert werden, wobei die letzte Verantwortung immer beim Träger liegt (vgl. Kap. 3.1). Dieser muss fest- legen, inwieweit Leitungsaufgaben delegiert werden können. Wer mindestens 16 Jahre alt ist, kann bereits an In den „Standards zur Konzipierung von Ausbil- einem Ausbildungskurs für Gruppenleiterinnen dungsmaßnahmen“ ist genau beschrieben, was und Gruppenleiter teilnehmen. In der Praxis hat die Inhalte des Ausbildungskurses sind: sich jedoch gezeigt, dass in vielen Gemeinden Jugendliche schon früher Teilverantwortung im ■ Leiterin/Leiter als Person Bereich der Ministrantinnen- und Ministranten- ■ Kinder und Jugendlichen als Zielgruppe arbeit übernehmen. Das ist grundsätzlich mög- ■ Pädagogik lich, sofern auch eine volljährige Leiterin oder ■ Didaktik und Methodik ein volljähriger Leiter dabei ist, die oder der die ■ Rechtliche Grundlagen Hauptverantwortung trägt. ■ Katholische Jugendarbeit in Kirche und Gesellschaft ■ Glauben und Leben Grundsätzlich gilt: ■ Prävention sexualisierter Gewalt/ Wer als Gruppenleiterin oder Gruppenleiter Kindeswohlgefährdung in der katholischen Jugendarbeit aktiv sein möchte, sollte sich durch die Teilnahme an einem entsprechenden Ausbildungskurs qualifizieren und eine gewisse Überzeugung und Identifikation mit dem Engagement mitbringen. Ausbild un gskurse ! Ausbildungskurse werden sowohl seitens vieler Jugendverbände wie auch von den Referentinnen und Referenten für Jugend und Familie in den De- kanaten des Erzbistums Paderborn angeboten. Informationen zu Terminen etc. stehen auf der Homepage des BDKJ (www.bdkj-paderborn.de) sowie auf den Homepages der Dekanate28 bereit. 28 Eine Übersicht der Dekanate im Erzbistum Paderborn gibt es unter www.erzbistum-paderborn.de/einrichtungen-gemeinden/dekanate/ (Stand: 22.02.2021). 18
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L Mit der Teilnahme an einem Basisausbildungskurs Die Kosten für die Teilnahme an einem Ausbil- besteht außerdem die Möglichkeit, eine JuLeiCa dungs- und/oder Erste-Hilfe-Kurs können nach zu beantragen. Dabei handelt es sich um einen Rücksprache von der Gemeinde oder vom Dekanat offiziellen Gruppenleitungsausweis, der beschei- übernommen werden. Weitere Informationen zu nigt, dass die Inhaberin bzw. der Inhaber eine den Regelungen können die Verantwortlichen vor Gruppenleitungsausbildung nach einheitlichen Ort oder die Dekanatsbüros geben. Standards abgeschlossen hat. Für diejenigen, die aufgrund ihres Alters noch Eine weitere sinnvolle Ergänzung für angehende nicht am Ausbildungskurs teilnehmen können, Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter ist die Teil- sich aber persönlich weiterbilden möchten, bie- nahme an einem Erste-Hilfe-Kurs. Solche Kurse ten einige Dekanate „Starterkurse für angehende werden von verschiedenen Organisationen, z. B. Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter“ an, um den Maltesern, den Johannitern oder dem Deut- werdenden Gruppenleiterinnen und Gruppen- schen Roten Kreuz, angeboten. Informationen zu leitern erste Inhalte für den Start in ihrer neuen den Kursen sind auf der Website der jeweiligen Rolle an die Hand zu geben. Organisation zu finden. Alternativ können oft auch die Dekanatsbüros bzw. die Verantwortlichen vor Ort weiterhelfen. Nähere Infos zur JuLeiCa gibt es unter JuLeiCa www.juleica.de oder in den Dekanats büros bei den Referentinnen und Refe- renten für Jugend und Familie. 2.5.3 SAKRISTEIKULTUR Liturgisch gesehen ist die Sakristei „ein Nebenraum in der Gesamtanlage einer Kirche. Sie dient der Sammlung und Zurüstung derer, die in einer [liturgischen] Feier einen besonderen Dienst versehen.“29 Damit ist die Sakristei – neben den praktischen Dingen, die für einen Gottesdienst benötigt und dort aufbewahrt werden – auch ein Ort der inneren Vorbereitung auf den Gottes- dienst. Darum ist es wichtig, dass in der Sakristei eine gute Atmosphäre herrscht, denn nur dann kann eine gute Vorbereitung auf den Gottesdienst gelingen. Einander beim Betreten der Sakristei zu begrüßen hat etwas mit Respekt und Wertschätzung zu tun und kann die Vorfreude auf den gemeinsamen Dienst und den Gottesdienst steigern. Besonders für die Priester und Küsterinnen und Küster kann es hilfreich sein, wenn es eine Fotowand mit den entsprechenden Namen der Ministrantinnen und Ministranten gibt, damit man sich auch mit Namen begrüßen kann. 29 Heinz, A., Sakristei, 2006, S. 1464f. 19
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L Bis zum Beginn des Gottesdienstes ist in der Zu einer guten Vorbereitung auf den Ministran- Regel noch Zeit, in der die Ministrantinnen und tinnen- und Ministrantendienst sollte vor jedem Ministranten einen Ort brauchen, an dem sie sich Gottesdienst ein gemeinsames Gebet gehören. aufhalten können. In einigen Gemeinden gibt es In vielen Gemeinden beten Ministrantinnen und einen eigenen Raum für die Ministrantinnen und Ministranten zusammen mit dem Priester und Ministranten, der ihnen die Möglichkeit gibt, unter allen Anwesenden in der Sakristei ihr „Ministran- sich zu sein. Andererseits könnte so aber auch der tengebet“, das sie selbst in einer Gruppenstunde Eindruck entstehen, Priester und Küsterin bzw. geschrieben haben oder aus den verschiedenen Küster möchten vor dem Gottesdienst ungestört Arbeitshilfen der Ministrantinnen- und Minis von den Ministrantinnen und Ministranten sein. trantenpastoral ausgewählt haben. Es empfiehlt Wie es die Beteiligten erleben, sich gemeinsam in sich, das gemeinsame Gebet gut platziert in der der Sakristei oder getrennt voneinander auf den Sakristei auszuhängen, sodass alle Beteiligten die Gottesdienst vorzubereiten, hängt wiederum von Möglichkeit haben mitzubeten. dem Umgang miteinander ab. Was bereits zur Willkommenskultur gesagt worden ist, gilt auch für die Verabschiedung am Ende. Abschließend ist zu betonen, dass Ministran- tinnen und Ministranten, Priester und Küsterin bzw. Küster gleichermaßen zu einer respektvollen und wertschätzenden Atmosphäre rund um den Gottesdienst beitragen. Dennoch nehmen die Er- wachsenen hier eine Vorbildfunktion ein. Ein respektvolles und wertschätzendes Mit- einander aller Beteiligten verringert Hemm- schwellen, öffnet Gesprächsräume und mo- tiviert für das gemeinsame Engagement. Dazu noch zwei einfache Tipps und Tricks für Ministrantinnen und Ministranten: Pünktlichkeit: Zehn Minuten vor der Zeit ist li chk eit und Ministrantinnen- bzw. Ministrantenpünkt- Pünkt schaft lichkeit! Wer dieser Devise folgt, hat immer er eit Hilfsb noch etwas Zeit für Gespräche und kann sich auf den Gottesdienst in Ruhe vorbereiten. Hilfsbereitschaft: Achtet aufeinander, sodass die Aufgaben verteilt sind, alle wissen, was sie zu tun haben und die Gewänder passen und gut sitzen. Wer für seinen Dienst bereit ist, kann der Küsterin bzw. dem Küster seine Hilfe anbieten. 20
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.5.4 AUFNAHME UND VERABSCHIEDUNG AUFNAHMEFEIER Die Ausbildung neuer Ministrantinnen und Mi- nistranten geschieht oftmals im Verborgenen. Im Rahmen von Gruppenstunden werden die Mädchen und Jungen auf ihren Dienst vorbereitet. Doch auch die Gemeinde soll die neuen Ministrantinnen und Ministranten natürlich kennenlernen. Daher ist es wichtig, dass am Ende einer erfolgreichen Ausbildungsphase eine Aufnahmefeier als Wert- schätzung des Engagements und als Stärkung der jungen Christen in ihrer Entscheidung für den Dienst steht. Für die Aufnahme neuer Ministrantinnen und Ministranten gibt es viele Gottesdienst- vorschläge und Anregungen, die je nach den Voraussetzungen vor Ort umgesetzt werden können.30 VERABSCHIEDUNG Neben einer Aufnahmefeier ist auch die Verab- schiedung von Ministrantinnen und Ministranten ein Thema, das seitens der Verantwortlichen mit- bedacht und in ein Konzept für die Ministrantinnen- und Ministrantenarbeit vor Ort integriert werden muss. Beispielsweise kann eine gemeinsame jährlich stattfindende Verabschiedungsfeier für alle, die im Verlauf des letzten Jahres ausgeschieden sind, ein Infos zu möglichen Materialien für die Auf- sinnvoller und wertschätzender Rahmen sein. Ziel nahme- und Verabschiedungsfeier finden dieser Feier ist, für das geleistete Engagement zu sich im Anhang/online. danken, z. B. mit einer Urkunde oder einem kleinen Präsent. Eine gelungene Verabschiedungskultur kann dabei helfen, dass die Entscheidung des Kindes oder der bzw. des Jugendlichen respektiert und sein / ihr Engagement wertgeschätzt wird. Es soll nicht der Eindruck entstehen, sie müssten sich rechtfertigen, sodass sie gehemmt sind zu ihrer Entscheidung zu stehen und diese öffentlich zu machen. 30 Vgl. Hoffsümmer, W., Aufnahmefeiern, 2007 21
AU S R I C H T U N G I N D ER M I N I S T R A N T I N N EN - U N D M I N I S T R A N T EN PA S TO R A L 2.6 Elternarbeit ANNA WIESE „Eltern in die Ministrantinnen- und Ministranten- arbeit miteinzubeziehen ist nicht einfach jugend- arbeitstechnisch eine gute strategische Überlegung oder gar Notwendigkeit, sondern entspricht zutiefst unserem christlichen Menschenbild.“31 Die Elternarbeit bildet eine tragende Säule für die Ministrantinnen- und Ministrantenpas- toral. Sie dient in erster Linie der Information und Transparenz, damit die Eltern das Enga- gement ihrer Kinder unterstützen können und bereit sind, ihre Kinder anderen, zumeist jungen Ehrenamtlichen, anzuvertrauen. In der praktischen Umsetzung bedeutet das, Diese individuellen Bedürfnisse gilt es ernst zu die Eltern über Aktionen und Abläufe regel- nehmen, ohne sie zu bewerten. Das kann z. B. mäßig auf dem Laufenden zu halten, ohne dadurch gelingen, dass die unterschiedlichen sie einer Informationsflut auszusetzen, offen Rollen von Hauptamtlichen, Gruppenleitenden, und ansprechbar für ihre Fragen und Anliegen Ministrantinnen und Ministranten und Eltern zu sein und einen respektvollen Umgang zu klar kommuniziert werden, Entscheidungswege pflegen.32 transparent sind und bei Unstimmigkeiten das Gespräch gesucht wird. Auf diese Weise können die Eltern der Minis Von einer gelungenen Elternarbeit profitieren trantinnen und Ministranten den Mehrwert gleichermaßen die Eltern, Kinder, Gruppenlei- des Engagements für ihr Kind erkennen, und sie terinnen und Gruppenleiter (hauptamtlich und können bei Bedarf von den Gruppenleiterinnen ehrenamtlich). und Gruppenleitern angefragt werden, z. B. bei Festen und Aktionen zu helfen. Neben den genannten Prinzipien ist es in der El- ternarbeit ebenso wichtig, die unterschiedlichen „Elterntypen“ zu erkennen und angemessen auf sie Folgende Frage sollte im Rahmen der einzugehen. Da gibt es beispielsweise die Eltern, Elternarbeit immer im Mittelpunkt stehen: die selbst wenig Berührungspunkt mit der Kirchen- Wie erreiche ich die Eltern am besten, gemeinde haben und nicht wissen, wie sie ihr Kind und welcher Kommunikationsweg eignet unterstützen können, oder diejenigen, die durch sich für welches Ziel am besten? das Engagement noch mehr Verpflichtungen in dem Alltag ihrer Kinder befürchten, oder die, die ihrem Kind ein Engagement ermöglichen möchten, aber nur sehr geringe zeitliche Kapazitäten haben, um es zu unterstützen, oder jene Eltern, die selbst engagiert sind und Erfahrungen mitbringen, die sie möglicherweise einbringen möchten. 31 Bischöfliches Jugendamt Regensburg, Elternarbeit, 2017, S. 17 32 Bischöfliches Jugendamt Regensburg, Elternarbeit, 2017, S. 15f. 22
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