"Der Boom macht Pause" - Österreichischer Immobilienmarkt - Bank Austria
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Real Estate Country Facts Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: UniCredit Bank Austria AG http: //www.bankaustria.at Redaktion: Bank Austria Real Estate, Walter Bödenauer, Tel. +43 (0)50505-55499 Produktion: www.horvath.co.at Stand: 30. September 2019 Eine gemeinsame Produktion von Unicredit Bank Austria Real Estate, Economics & Market Analysis und Immobilien Rating GmbH (IRG) Impressum und Offenlegung gemäß §§ 24, 25 MedienG sind auf der Website der UniCredit Bank Austria unter http://www.bankaustria.at/ rechtliches-impressum.jsp zu finden. Wichtige rechtliche Information – bitte lesen: Diese Publikation stellt weder eine Marketingmitteilung noch eine Finanzanalyse dar. Es handelt sich lediglich um Informationen über allgemeine Wirtschafts- und Immobilienmarktdaten sowie daraus abgeleitete Immobilienmarkteinschätzungen. Trotz sorgfältiger Recherche und der Verwendung verlässlicher Quellen kann keine Verantwortung für Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität und Genauigkeit übernommen werden. Die Publikation wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. Diese Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder als Aufforderung, ein solches A ngebot zu stellen, zu verstehen. Diese Publikation dient lediglich der Information und ersetzt keinesfalls eine individuelle, auf die p ersönlichen Verhältnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers (z. B. Risikobereitschaft, Kenntnisse und Erfahrungen, Anlageziele und fi nanzielle Verhältnisse) abgestimmte Beratung. Wertentwicklungen in der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Es ist zu bedenken, dass Wert und Rendite einer Anlage steigen und fallen können und dass jede Anlage mit Risiko verbunden ist. Die nachstehenden Inhalte enthalten kurzfristige Markteinschätzungen. Die Wertangaben und sonstigen Informationen haben wir aus Quellen bezogen, die wir für zuverlässig erachten. Unsere Informationen und Einschätzungen können sich ändern, ohne dass wir dies bekannt geben. 2 I Real Estate Country Facts 09/2019
Der Immobilienzyklus stagniert auf hohem Niveau Das Ausbleiben der Zinsanhebung durch Ein sehr aktiver Teil des Immobilienmarktes betrifft die Errichtung von die EZB, der stabile Arbeitsmarkt und frei finanzierten Wohnungen sowie Studentenwohnungen. Gegenwärtig die damit einhergehenden Reallohn ist in Wien ein Dutzend Wohnhochhäuser in Bau. Branchenkenner ge- zuwächse stützen den österreichischen hen davon aus, dass in Wien im kommenden Jahr erstmalig Angebot Immobilienmarkt. und Nachfrage an Wohnungen nummerisch im Einklang sind. Was aller- dings nichts über die Leistbarkeit der Wohnungen aussagt. Leistbarkeit “DIE ERWAR- • Wir sehen einen massiven Verfall von Wohnungen, ob Miete oder Kauf, wird verstärkt politisch priorisiert. der Kapitalmarktrenditen. 10-jährige TETE MARKT- deutsche Staatsanleihen sind erstmals Steigende Wohnungspreise werden über kleinere Wohnungseinheiten KORREKTUR klar unter den japanischen Staatsan- darstellbar, doch ist auch diese Strategie ausgereizt. Die Vermark- SCHEINT IN leihen, mit deutlichen Auswirkungen tungsdauer für frei finanzierte Wohnungen steigt an. Die Zahl der auf die Immobilienwirtschaft. Transaktionen sinkt leicht, während die Volumina steigen. Der ge- WEITE FERNE • Die nach wie vor gute Konjunktur förderte Wohnbau läuft in allen Bundesländern auf Hochtouren, GERÜCKT unterstützt Investitionen und Konsum. mittelfristig wächst man auch da in die Bedarfsdeckung. ZU SEIN – • Das Wachstum im 1. Halbjahr liegt bei 0,7% des BIP im Jahresvergleich. Die Wiener Bauordnungsnovelle 2018, welche den Abbruch von JAPAN LÄSST • Banken finanzieren in allen Segmenten Bestandsobjekten erschwert, sowie die neue Widmungskategorie GRÜSSEN!” zu historisch attraktiven Konditionen. „Geförderter Wohnbau“ wird die Baulandmobilisierung nicht erleichtern. Was aktuell zu einem Preisauftrieb für bereits ge Der Büro- und Retail-Bereich sowie neu errichtete Mietwohnungsob- widmete Baulandgrundstücke führt. jekte zeigen Spitzenrenditen zwischen 3% (Wohnen) und 4% (Retail). Die Renditekompression ist zum Stillstand gekommen, die Retail- Was können wir für Sie tun? Renditen steigen bereits wieder. Forward Deals sind bevorzugt im Wohn Wir sind ein verlässlicher Partner, der kundenorientiert agiert und bausegment mittels Mietgarantien der Abgeber – noch – darstellbar. auch bereit ist, Risiken einzugehen. Dabei sind uns Geschwindigkeit und schnelle Entscheidungen besonders wichtig. Weiterhin rege Nachfrage nach österreichischen Immobilien Unseren Real-Estate-Kunden steht die gesamte Leistungspalette Asiatische und deutsche Investoren treten verstärkt am österreichi- der UniCredit zur Verfügung. Wir präsentieren Ihnen auch gerne schen Markt in Erscheinung. Die gesuchten Asset-Klassen sind Büros, die Absicherungsmöglichkeiten Ihrer Kreditzinsen sowohl bei Neu Hotels und Wohnimmobilien im großvolumigen Bereich. Insgesamt finanzierungen als auch bei bestehenden Kreditlinien, die wir auf herrscht eine angebotsseitige Verknappung an Investmentimmobilien dem derzeit niedrigen Niveau für besonders günstig halten. im Core und Core+ Segment bei gleichzeitig starker Nachfrage. Immobilienzyklus – quo vadis? Die Projekt-Pipelines werden konsequent abgearbeitet, im Bestandsge- Der Ausblick für den österreichischen Immobilienmarkt ist noch schäft wird flexibel agiert. Jedoch zeigen die diversen Marktsegmente positiv. Ausländische institutionelle Investoren werden durch differenzierte Nachfragedeckung. Während Retail-Bestandsflächen die mangelnde Produktverfügbarkeit gebremst. österreichweite Nachfrage komplett abdecken, ist nun die Optimierung der Shoppingcenter, Stichwort „Retailment“, voll angelaufen. Bedingt durch die sich abzeichnende Marksättigung in den meisten Asset-Klassen wird die Hochbauindustrie ab Anfang der 2020er Dafür verzeichnet der Büromarkt in Wien 2019 einen zyklischen Jahre weniger Nachfrage sehen, was die Bauwerkskosten dämpfen Fertigstellungsrückgang. Nachfrageseitig ist der Wiener Büromarkt sollte. Die Verfügbarkeit von leistbarem Bauland wird das vorherr- weiterhin robust. Die Büromärkte in den Landeshauptstädten sind schende Thema in allen städtischen Ballungsräumen sein. nachfragesensibel, wodurch die Neuflächenproduktion auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt wird. Immobilien-Marktzyklen dauern nicht ewig, doch scheinen die aktuell in der Gesamtheit noch positiven Rahmenbedingungen Garant für Hotel-Entwicklungen werden, bedingt durch die unverändert hohe eine fortgesetzte Rallye zu sein. Doch kann auf Dauer das Gesetz der Investorennachfrage, zu Dutzenden umgesetzt, internationale Hotel- Schwerkraft nicht außer Kraft gesetzt werden. ketten drängen nach Wien und beginnen diverse private Anbieter vom Markt zu verdrängen. Auch Nischenprodukte wie build-to-suit Mit freundlichen Grüßen Logistikimmobilien registrieren weiterhin starke Käufernachfrage. Die Redaktion Real Estate Country Facts 09/2019 I 3
Real Estate Country Facts Konjunktur in Österreich: Auf ruhigere Wachstumsphase eingeschwenkt Globale Abschwächung Im Jahr 2018 überschritt die Weltwirtschaft bei einem Anstieg der Wirt- Inflation und Zinsen schaftsleistung um 3,6% den Höhepunkt des laufenden Konjunktur 3,0 zyklus. Der global weitgehend synchrone Aufschwung kam nach und CPI 10-jährige Bundesanleihe-Rendite nach außer Tritt, die geographische Ausgewogenheit der Wachstums- 2,5 Euribor 3M Prognose muster ging im Jahresverlauf immer mehr verloren. Während in den 2,0 USA, gestützt auf starke fiskalische Impulse, die Konjunktur mit einem 1,5 Anstieg des BIP um 2,9% boomte und sich auch in der Eurozone die 1,0 Erholung – allerdings mit spürbar moderaterem Wachstumstempo von 1,9% – fortsetzte, ging in vielen Schwellenländern der Schwung nach 0,5 dem Jahresbeginn langsam verloren und einige, wie z.B. Argentinien 0,0 und die Türkei, waren mit starken konjunkturellen Einbrüchen konfron- – 0,5 tiert. Neben der zyklisch bedingten Verlangsamung des Wachstums – 1,0 tempos wuchsen durch politische Unsicherheiten, den zunehmenden 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Wirtschaftsprotektionismus und der graduellen Verschärfung der Quelle: Thomson Reuters Datastream, Statistik Austria, UniCredit Research Geldpolitik in den USA die Herausforderungen für die Weltwirtschaft. In der Folge hat sich auch in Österreich seit dem Frühjahr das Wachs- fi skalischen Impulsen, wie der Einführung des Familienbonus Plus tumstempo verlangsamt, erreichte mit 2,4% im Gesamtjahr 2018 profitierte. Die Abschwächung des Wachstumstempos wirkt sich dennoch den höchsten Anstieg seit der unmittelbar der Finanzkrise mittlerweile jedoch ungünstig auf die Entwicklung am heimischen folgenden Erholung im Jahr 2011. Der noch schwungvolle globale Arbeitsmarkt aus. Seit dem Frühjahr sinkt die saisonbereinigte Anzahl Handel hat die österreichischen Exporte beflügelt. Zusammen mit an Arbeitslosen im Monatsvergleich nicht mehr, da das Beschäftigungs- der von einer weiterhin sehr kräftigen Investitionstätigkeit und der wachstum nachgelassen hat. Im Vergleich zur Vorjahresperiode sank höchsten Konsumdynamik seit einem Jahrzehnt angetriebenen die Arbeitslosenquote im ersten Halbjahr 2019 jedoch auf durch- Binnenkonjunktur konnte somit erneut ein im europäischen Vergleich schnittlich 7,4% bzw. auf 4,7% nach Eurostat-Methode. überdurchschnittlich hohes Wirtschaftswachstum erzielt werden. Während der Konsum eine stabile Unterstützung für die Konjunktur Der Abschwung der globalen Konjunktur im Verlauf des Jahres 2018 bot, verlangsamte sich hingegen trotz der günstigen Finanzierungsbe- fand im ersten Halbjahr 2019 seine Fortsetzung. Eine steigende wirt- dingungen das Investitionswachstum. Während am Bau volle Auftrags- schaftliche Verunsicherung hat sich auf die Konjunkturstimmung ge- bücher für eine vorerst weiterhin sehr rege Investitionstätigkeit sorgten, schlagen und einen spürbaren Einbruch im globalen Handel verursacht. nahm der Bedarf für zusätzliche Ausrüstungsinvestitionen ab. Die Ent- Die wirtschaftlichen Folgen waren nicht nur in den Wachstumsmärkten wicklung der Firmenkredite war im Niedrigzinsumfeld dennoch gemein- spürbar, wobei insbesondere China unter dem Handelskonflikt mit den sam mit der weiterhin hohen Dynamik der Wohnbaudarlehen für Haus- USA zu leiden hatte, sondern auch in den Industrieländern. In den USA halte der Treiber für das starke Kreditwachstum in den ersten Monaten ist der Konjunkturhöhepunkt mittlerweile überschritten und der Sink- 2019 in Österreich. Seit fast vier Jahren steigen die Wohnbaudarlehen flug in Richtung einer möglichen Rezession hat begonnen. Auch in der um rund 5% gegenüber dem Vorjahr, während die Konsumkredite Eurozone hat sich die Wirtschaftsdynamik eingebremst. Nach einem bestenfalls stagnieren. Die Kehrseite der starken Binnenkonjunktur ist guten Start ins Jahr haben die Unsicherheiten im Vorfeld der Wahlen der vergleichsweise höhere Preisauftrieb in Österreich. Während in der zum Europäischen Parlament im Mai sowie bedingt durch steigende Eurozone die Inflation im ersten Halbjahr 2019 1,4% betrug, lag die protektionistische Tendenzen und den bevorstehenden Brexit das durchschnittliche Teuerung in Österreich in diesem Zeitraum bei 1,7%. Wachstum auf knapp 1% im ersten Halbjahr 2019 begrenzt. …und steigende Konjunktursorgen In Österreich hat sich das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr zur Jahresmitte 2019 2019 auf 1,7% im Jahresvergleich verringert. Der spürbare Rückgang Der globale Konjunkturausblick hat sich rund um die Jahresmitte 2019 im globalen Handel hat der exportorientierten Industrie besonders erneut eingetrübt. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten haben vor allem stark zugesetzt. Nach einem guten Jahresbeginn mit noch kräftigen aufgrund des schwelenden Handelskonflikts zwischen der USA und Zuwachsraten rutschte die österreichische Industrie in eine Rezession, China zugenommen. Der Rückgang der Konjunkturstimmung setzt sich was die gesamtwirtschaftliche Dynamik verlangsamte. Die Inlands- fort. Zudem ist die Volatilität an den Finanzmärkten gestiegen. Daher nachfrage stabilisierte das Wirtschaftswachstum auf einem modera- ist für die Weltwirtschaft für 2019 nur noch von einem Wachstum von teren Niveau, vor allem gestützt auf den starken privaten Konsum, 3,1% auszugehen, nach 3,6% im Jahr 2018. Dies ist vor allem auf die der von der höheren Beschäftigung, steigenden Reallöhnen und Entwicklung in den USA zurückzuführen, wo das Wirtschaftswachstum 4 I Real Estate Country Facts 09/2019
ab der zweiten Jahreshälfte 2019 unter sein Potenzial fallen dürfte. Die auslaufenden fiskalischen Impulse, der enge Arbeitsmarkt und zurück- Wirtschaftswachstum haltende Investitionen durch die schwelenden Unsicherheiten sprechen (Reale Vrdg. zum Vorjahr in %) dafür, verstärkt durch die Folgen der Handelskonflikte. In der Eurozone Euroraum Österreich Wien 3,0 % ist die Nachhaltigkeit der binnenwirtschaftlich getriebenen Konjunktur Prognose mit Andauer der globalen Querschüsse in Gefahr. Das Wachstum der Eurozone wird verhalten bleiben, zumal auch der Abschwung in den USA belasten wird. Der Anstieg des BIP wird sich 2019 bei 1% stabili- 2,0 % sieren. Die österreichische Wirtschaft scheint sich nach der deutlichen Konjunkturverlangsamung in der ersten Jahreshälfte auf ein moderate- res Wachstumstempo einzupendeln. Getragen von der Inlandsnach 1,0 % frage, insbesondere dem Konsum, wird sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten etwa auf dem Niveau vom Jahresbeginn bewegen. Damit ist von einem Anstieg des BIP im Gesamtjahr 2019 0,0 % von 1,5% auszugehen. 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Eurostat, Statistik Austria, UniCredit Research Geldpolitische Lockerung Nach durchschnittlich 2% im Jahr 2018 hat die geringere Preisdynamik von Erdöl die Inflation in Österreich seit dem Jahresbeginn gedämpft. S trategieänderung veranlasst. Im Herbst 2019 senkte die EZB den In den kommenden Monaten wird sich die Unterstützung durch eine Einlagenzinssatz von –0,4 auf –0,5%, beließ jedoch den Hauptre zurückhaltende Ölpreisentwicklung fortsetzen. Gleichzeitig wird als finanzierungssatz und den Spitzenrefinanzierungssatz unverändert bei Folge des hohen Beschäftigungswachstums und der gestiegenen 0 bzw. 0,25%. Darüber hinaus hat die EZB die Konditionen der bereits Lohndynamik der nachfrageseitige Druck auf die Preise nach oben in im Frühjahr angekündigten zielgerichteten längerfristigen Refinanzie- den kommenden Monaten tendenziell etwas zunehmen. Diese beiden rungsgeschäfte (TLTROs) verbessert, um die Ausnutzung zu fördern. Einflussfaktoren werden sich weitgehend kompensieren, so dass die Mit Anfang November wird zudem ein Neustart des Wertpapierkauf Inflation in der zweiten Jahreshälfte 2019 unverändert moderat aus programms erfolgen, erstmals mit offenem Ende. fallen wird. Im Jahresdurchschnitt 2019 wird die Inflation mit 1,6% daher voraussichtlich den Vorjahreswert unterschreiten. Damit wird In der Zinspolitik sehen wir für die EZB in den kommenden Jahren die Inflation in Österreich aber bereits das elfte Jahr in Folge höher wenig Handlungsspielraum und gehen deshalb auch weiterhin von sein als in der Eurozone, für die ein Wert von durchschnittlich 1,4% zu keiner Änderung des Reposatzes bis Ende 2020 aus, zumal von Zins- erwarten ist. Sie liegt damit aber ebenso unter dem Inflationsziel der senkungen auch nach Einschätzung der EZB stärkere Nebeneffekte auf Europäischen Zentralbank von knapp unter 2%. die europäische Wirtschaft ausgehen als von anderen geldpolitischen Instrumenten. Bereits im Vorfeld der letzten geldpolitischen Maßnah- Nachdem noch Ende 2018 mit dem Ende des Programms zum Ankauf men haben in einem unsicheren konjunkturellen Umfeld die Renditen von Vermögenswerten ein erster Schritt zur Normalisierung der Geld von europäischen Staatsanleihen ein Allzeittief erreicht. Erstmals ist politik gesetzt worden war, haben die niedrigen Inflationserwartungen auch die Rendite der zehnjährigen österreichischen Bundesanleihe in und die konjunkturellen Unsicherheiten die EZB zu der erwarteten den negativen Bereich gerutscht. Gleichzeitig haben die niedrigen Österreich im Überblick Prognose 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 1,8 2,9 0,7 0,0 0,7 1,0 2,1 2,5 2,4 1,5 1,1 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 1,0 1,3 0,5 –0,1 0,3 0,5 1,6 1,4 1,1 1,7 1,3 Investitionen (real, Vdg. z. Vorjahr in %)1 –2,6 6,6 0,9 1,6 –0,4 2,3 4,1 4,0 3,9 3,3 1,3 Exporte i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 13,1 5,9 1,4 0,6 2,9 3,0 3,1 5,0 5,9 3,1 2,0 Importe i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr in %) 12,0 6,0 0,9 0,7 3,0 3,6 3,4 5,1 4,6 3,1 2,4 Leistungsbilanzsaldo (in % des BIP) 3,3 1,6 1,5 1,9 2,5 1,7 2,5 2,0 2,3 1,9 1,9 Inflationsrate (Vdg. zum Vorjahr in %) 1,9 3,3 2,4 2,0 1,7 0,9 0,9 2,1 2,0 1,6 1,8 Arbeitslosenquote (nationale Definition) 6,9 6,7 7,0 7,6 8,4 9,1 9,1 8,5 7,7 7,4 7,5 Arbeitslosenquote (EU-Definition) 4,8 4,6 4,9 5,3 5,6 5,7 6,0 5,5 4,9 4,6 4,7 Beschäftigung (Vdg. zum Vorjahr in %)2 0,6 1,8 1,3 0,5 0,6 0,9 1,5 1,9 2,4 1,6 0,8 Öff. Haushaltssaldo (in % des BIP) –4,4 –2,6 –2,2 –2,0 –2,7 –1,0 –1,6 –0,8 0,1 0,5 0,2 Öff. Verschuldung (in % des BIP) 82,7 82,4 81,9 81,3 84,0 84,7 83,0 78,2 73,8 71,1 68,8 1) Bruttoanlageinvestitionen, 2) ohne Karenzgeldbezieher, Präsenzdiener und Schulungen Quelle: Statistik Austria, ÖNB, UniCredit Research Real Estate Country Facts 09/2019 I 5
Real Estate Country Facts Anstieg des BIP um 1% erwarten. Der private Konsum wird weiterhin Wiener Anteil an die wichtigste Stütze der heimischen Wirtschaft sein, befeuert von einer vorerst anhaltend kräftigen Lohndynamik und einem nur wenig verrin- österreichischer Wertschöpfung (in %) gerten Beschäftigungswachstum. Das wird voraussichtlich auch die aktuell Veränderung gegenüber 2000 in Prozentpunkten Teuerung geringfügig im Jahresdurchschnitt anheben. Dagegen ist von Primärbereich1 0,8 einer Abschwächung der Investitionen, insbesondere für Ausrüstungen Sachgüter – 4,3 auszugehen. Nach dem demographisch unterstützten starken Wohn Bauwesen –2,8 bedarf wird der Bauboom 2020 ebenfalls an Kraft verlieren. Das schwä- Tourismus2 0,5 chere Wachstum wird keine weitere Verringerung der Arbeitslosenquote Handel –5,5 ermöglichen, im Gegenteil. Ein leichter Anstieg auf 7,5% bzw. 4,7% (Eurostat) ist für 2020 zu erwarten. Untern. DL3 –1,5 Sonst. DL4 – 0,4 Wien schlägt sich gut Die Wiener Wirtschaft hat 2018 ihr Wachstumstempo von 1,8% ge Gesamt –1,6 ringfügig auf 2% erhöhen können. Da die Stadtwirtschaft die noch 0 5 10 15 20 25 30 35 günstigen globalen Rahmenbedingungen unter anderem aufgrund des relativ geringen Export- und Industrieanteils von nur 9% kaum 1) Land- und Forstwirtschaft, Bergbau, Energie- und Wasserversorgung 2) Beherbergungs- und Gaststättenwesen nutzen konnte, erreichte Wien nur das niedrigste Wirtschaftswachstum 3) Unternehmensnahe Dienstleistungen i.w.S: Verkehr, Kredit- und Versicherungswesen, Realitätenwesen aller Bundesländer. Allerdings konnten die unternehmensnahen Dienst- 4) Öffentliche Dienste, Unterrichts- und Gesundheitswesen, private Dienste leistungen, wie die Vermittlung von Arbeitskräften und die Verkehrs- Quelle: Statistik Austria, UniCredit Research wirtschaft, von dem günstigen externen Umfeld profitieren. Auch der Tourismus erzielte, gestützt auf einen weiteren Nächtigungsrekord, Z insen und die erneute geldpolitischen Lockerung die Aktienmärkte ebenso wie der Energiesektor einen wichtigen Wachstumsbeitrag. beflügelt. Seit Jahresbeginn 2019 hat der Wiener Börsenindex ATX um Zudem konnte der Hochbau und das Baugewerbe kräftig zulegen. fast 10% zugelegt. Auch in andere realwirtschaftliche Bereiche erhöht sich der Liquiditätszustrom. Das niedrige Zinsniveau trägt zu einer In der ersten Jahreshälfte 2019 ist die Wiener Wirtschaft weiter auf dynamischen Entwicklung von Immobilienkrediten und zu einer Ver- Wachstumskurs geblieben, aber das Wachstumstempo dürfte sich stärkung der Nachfrage nach (Wohn-)Immobilien bei. Nach Angaben etwas verringert haben. Allerdings erweist sich die geringe Industrie der Österreichischen Nationalbank bestehen aufgrund eines dynami- orientierung in der laufenden Konjunktursituation als relativer Vorteil. schen Anstiegs der Immobilienpreise mittlerweile Anzeichen einer Die Abschwächung im globalen Handel, befeuert durch protektionisti- Überbewertung von Wohnimmobilien, insbesondere im Raum Wien. sche Tendenzen, schlägt sich nicht so stark nieder wie in anderen Bun- desländern. Wien sollte 2019 daher mit 1,7% ein Wirtschaftswachstum 2020 fehlen erneut die Wachstumsimpulse über dem Österreichschnitt von 1,4% erreichen können. Die Bauwirt- aus dem Ausland schaft dürfte mit neuen Tiefbauprojekten und weiterhin starker Auf- Das Risiko hat sich erhöht, dass die schwächere globale Konjunktur, tragslage im Hochbau auf Wachstumskurs sein. Vor allem aber wird der insbesondere eine mögliche Rezession in den USA, die europäische und große Dienstleistungssektor von der anhaltenden Stärke des privaten auch die österreichische Wirtschaft im Jahr 2020 bremsen. Die Inlands- Konsums spürbar profitieren können und für eine vergleichsweise hohe nachfrage sollte jedoch in Österreich im Jahr 2020 für ein Wachstum Dynamik sorgen. Die Beschäftigung profitiert davon mit einem erneuten von über 1% sorgen. Damit wird die österreichische Wirtschaft weiter- spürbaren Anstieg, der erstmals seit 2014 eine weitere Verringerung der hin etwas besser im Schwung sein als der Euroraum, für den wir einen Arbeitslosenquote unter die 12%-Marke erlauben wird. Wien im Überblick Bundesländerschnitt (bzw. Österreich) 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018s 2019p 2019p BIP pro Kopf (in EUR) 47.500 47.400 47.600 48.100 49.200 50.000 51.300 52.900 44.861 BIP pro Kopf (in % von Österreich) 125,7 124,1 122,1 120,6 120,6 118,8 117,4 118,0 100,0 BIP (reale Vrdg. zum VJ in %) –0,1 –0,5 –0,5 0,8 2,9 1,8 2,0 1,7 1,5 Arbeitslosenquote (Jahresdurchschnitt in %) 9,5 10,2 11,6 13,5 13,6 13,0 12,3 11,8 7,4 Beschäftigung (Vrdg. zum VJ in %) 1,2 0,6 0,6 0,8 1,5 1,9 2,4 1,8 1,6 Warenexporte in Mio. EUR 18.338 18.641 18.995 18.642 17.847 19.497 19.502 20.300 156.000 Warenexporte (Anteil an österr. Exporten) 14,8 14,8 14,8 14,2 13,6 13,7 12,4 13,0 100,0 Exportquote (Warenexporte in % des BIP) 22,4 22,4 22,4 21,4 19,6 20,8 20,1 20,2 39,3 Verschuldung pro Kopf (in EUR) 3.039 3.216 3.273 3.549 3.753 3.882 3.984 4.112 3.267 Quelle: Statistik Austria, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria 6 I Real Estate Country Facts 09/2019
Nachfrage nach kommerziellen Immobilien weiter hoch In Österreich wurde 2018 lt. CBRE der Allzeitrekord bei kommerziellen Fast drei Viertel der Investoren kamen im ersten Halbjahr 2019 aus Immobilieninvestitionen aus dem Vorjahr zwar nicht mehr übertroffen, dem Ausland. Bis Jahresende wird jedoch mit einem anziehenden dennoch lag das erzielte Transaktionsvolumen von rd. 4 Mrd. € Trend auf dem Investmentmarkt gerechnet, da sich die Abschlüsse im Rahmen der Spitzenwerten der letzten Jahre. Die Mehrheit der einiger großvolumiger Transaktionen, welche sich lt. Informationen Investoren kam dabei im vergangenen Jahr aus Österreich, während von EHL bereits in fortgeschrittenen Verhandlungen befinden, in die 2017 die deutschen Investoren den Markt dominierten. zweite Jahreshälfte verschoben haben. Neben Büro und Retail war im vergangenen Jahr vor allem das Bemerkenswert war im ersten Halbjahr 2019 der hohe Anteil Segment Wohnen überdurchschnittlich stark vertreten und er- an Hoteltransaktionen, der in Österreich bzw. Wien fast eine reichte in beiden Halbjahren Spitzenwerte bei der Nachfrage. halbe Milliarde Euro erreichte. Eine besonders signifikante Hotel- transaktion war der Verkauf des Hilton Vienna am Stadtpark im 3. Wiener Gemeindebezirk an einen südkoreanischen Fonds, der Investitionsvolumen kommerzielle alleine ein Volumen von über 330 Millionen € (andere Quellen: Immobilien Österreich (in Mrd. €) 370 Millionen €) hatte . 6 Während die Bautätigkeit im Bürobereich in den letzten Jahren 5 vergleichsweise moderat gewesen war, kam 2017 mit 190.000 m² und v. a. 2018 mit fast 300.000 m² einiges an neuen Flächen 4 auf den Markt. In diesem Jahr allerdings stagniert die Neuflächen- 3 produktion und fällt auf einen Wert um 40.000 m² zurück, je nach Fertigstellung der im Bau befindlichen Projekte kann sich 2 diese Zahl noch etwas verschieben. 1 Damit stehen Investoren kaum neue Möglichkeiten für weitere 0 Engagements zur Verfügung und sie stehen weiterhin unter 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 1. HJ 2019 Druck, geeignete Objekte für das im Überfluss vorhandene Quelle: CBRE Investitionskapital zu finden. Spitzenrenditen sind bereits stark zurückgegangen Hotelinvestments boomen Dieser Umstand wirkt sich auch auf die Renditen aus. Die mit Heuer ist die Investmenttätigkeit bisher etwas zurückhaltender und Immobilien zu erzielenden Spitzenrenditen im Bürobereich sind im ersten Halbjahr 2019 wurden lt. CBRE ca. 1,8 Mrd. € investiert. weiter bis knapp unter 3,7 % gerutscht, im SC-Bereich werden Das ist im Vergleich mit dem Vorjahr ein leichter Rückgang. Dies ist rd. 4 % erreicht. Allerdings flacht das Nachgeben der Renditekurve weniger durch nachlassendes Investoreninteresse begründet, als für die einzelnen Asset-Klassen mehr und mehr ab bzw. ist zum mit der limitierten Verfügbarkeit geeigneter Investitionsmöglichkeiten. Stillstand gekommen. Real Estate Country Facts 09/2019 I 7
Real Estate Country Facts Wohnbau in Österreich: Ungleichgewichte am Wohnungsmarkt werden geringer Der Wohnbau in Österreich trägt seit einigen Jahren dem hohen auf alle Formen von Zweit- oder Nebenwohnsitzen, zudem auf Angebotsdefizit am Wohnungsmarkt Rechnung. Noch im Vorjahr leer stehende Wohnungen, die beispielsweise verkauft werden wurde mit schätzungsweise 66.000 fertiggestellten Einheiten sollen oder sich im Umbau befinden, und auf Wohnungen, die die höchste Bauleistung seit Jahrzehnten erzielt. Damit konnte für Kurzzeitvermietungen vorgesehen sind. der laufende Wohnungsbedarf im Bundesdurchschnitt vermutlich gedeckt werden. Allerdings sind in einzelnen Marktsegmenten Die Leerstandsquote kann zwar nicht erfasst werden, vor allem weil große Angebotslücken geblieben, vor allem im Bereich günstiger eine fehlende Wohnsitzmeldung nicht zwingend auf einen Leer- Mietwohnungen. Wie der leichte Rückgang der Quote der Haus- stand hinweist. Allerdings kann aufgrund des etwas langsameren halte, die mit ihren Wohnkosten überlastet sind, zeigt, war der Wachstums der Zahl der Zweit- und sonstigen Wohnungen ohne soziale Wohnbau in den letzten Jahren durchaus erfolgreich. Nutzungsangabe im Vergleich zu den Hauptwohnsitzen v ermutet Dennoch ist die Wohnkostenbelastung im langfristigen Vergleich werden, dass in den letzten zehn Jahren auch die Leerstandsquote weder bei den armutsgefährdeten noch bei den jüngeren Haus- rückläufig war (eine Sonderauswertung der Meldestatistik für den halten wesentlich gesunken; beide Segmente sind überwiegend Zeitraum 2006 bis 2013 zeigt, dass ein wesentlicher Teil der neu auf den Mietwohnungsmarkt angewiesen. hinzugekommenen Nebenwohnsitze auf Personen entfallen dürfte, die ihren Hauptwohnsitz im Ausland behalten und in Österreich Wohnungsbestand und Bestandsveränderungen einen Nebenwohnsitz angemeldet haben). In Österreich werden insgesamt 4,7 Millionen Wohnungen ge- zählt, davon etwa 2,5 Millionen in Gebäuden mit drei oder mehr Von den 3,9 Millionen Hauptwohnsitzen sind 52% Mietwohnungen Wohnungen, 2,1 Millionen in Ein- und Zweifamilienhäusern und und 48 % Eigenheime oder Eigentumswohnungen. Die Eigentums der Rest in sonstigen Nicht-Wohnbauten. Die Wohnbauleistung quote ist langfristig leicht rückläufig und lag 2008 noch bei 51 %. hat sich in den vergangenen Jahren zunehmend auf Mehrfamilien- Der Quotenrückgang erklärt sich vor allem mit dem stark gestie- häuser konzentriert, wo der Wohnungsbestand seit 2011 um genen Mietwohnungsbau in diesem Zeitraum und dem im Vergleich rund 7 % gestiegen ist, im Vergleich zu 5 % im Segment der schwächeren Zuwachs an Eigentumswohnungen beziehungsweise Ein- und Zweifamilienhäuser. der stagnierenden Zahl ein Eigenheimen. Die wiederum ist auch die Folge der deutlich geringeren Zahl an Förderzusicherungen für Nur 3,9 Millionen der 4,7 Millionen registrierten Wohnungen in Eigenheime, die im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt um Österreich werden als Hauptwohnsitze genutzt. Die 800.000 mehr als ein Drittel reduziert wurden. Wohnungen, die als sogenannte „weitere“ Wohnsitze gemeldet sind oder ohne Nutzungsangabe gezählt werden, verteilen sich Haushaltsneugründungen verlieren an Dynamik Wohnungsbestand, Wohnungsgröße Veränderungen der Ein- und Mehrpersonenhaushalte in Österreich; in 1.000 Einheiten Bestandseinheiten Ø Wohnungsgröße Mehrpersonenhaushalte Einpersonenhaushalte 50 in 1.000 2008–18 in m² 2008–18 Wohnungsbestand 4.714 9% n.v. n.v. 40 davon: Hauptwohnsitze 3.916 10% 100 2% 30 Hauseigentum 1.457 0% 142 9% Wohnungseigentum 429 19% 86 4% 20 Gemeindewohnung 278 –2% 61 –2% Genossenschaftswohnung 655 27% 70 1% 10 Private Hauptmieten 712 21% 70 –2% Sonstige Wohnungen* 386 9% 95 25% 0 Nebenwohnsitze u.a. 798 5% n.v. n.v. 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Ø Ø 23–32 33–52 *) Untermietwohnungen, Dienstwohnungen, mietfreie Wohnungen Quelle: Statistik Austria, UniCredit Research Quelle: Statistik Austria; UniCredit Research 8 I Real Estate Country Facts 09/2019
Neubaubedarf sinkt unter 50.000 Wohnungen Der Wohnungsbedarf orientiert sich an der Entwicklung der Haus- Wohnbau in Österreich haltszahlen und den Veränderungen des Wohnungsbestands. Dar- Baubewilligungen u. Fertigstellungen, in 1.000 Wohnungen über hinaus hängt der Bedarf an statistisch schwer erfassbaren Bewilligte Wohnungen Fertiggestellte Wohnungen 80 Nachfragekomponenten, wie der Entwicklung der Haushaltsgröße oder der Nachfrage nach Zweitwohnsitzen oder Wohnungskäufen 70 zu Investitionszwecken. In der Vergangenheit dürfte der Bedarf in Österreich mit der Produktion von 45.000 bis 50.000 Wohnungen 60 im Jahr gedeckt worden sein (bei durchschnittlich 33.000 neuen Haushalten pro Jahr in den letzten dreißig Jahren). Allerdings dürfte 50 sich bereits in den bauschwachen Jahren des letzten Jahrzehnts ein Nachfrageüberhang gebildet haben, der trotz wachsender 40 Wohnbauleistungen aufgrund des starken Bevölkerungswachs- tums in den Folgejahren sukzessive größer wurde. 30 83 85 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 17 19 geschätzt Voraussichtlich wächst die Wohnungsnachfrage in Österreich in Quelle: GBV, Statistik Austria, UniCredit Research den nächsten Jahren zunehmend langsamer. Die Dynamik der Haushaltsneugründungen wird schon seit 2017 schwächer und sollte noch in den nächsten zehn Jahren von derzeit knapp Insgesamt kann 2019 in Österreich mit einer Neubauleistung von 30.000 sukzessive bis unter 20.000 Haushalte pro Jahr sinken. über 65.000 Wohnungen gerechnet werden, womit sich der Nach- Unter der Annahme eines laufenden Ersatzbedarfs für abgerissene, frageüberhang am Wohnungsmarkt weiter verkleinern würde. Das umgewidmete oder zusammengelegte Wohnungen von rund heißt nicht, dass auf regionaler Ebene, besonders in den Ballungs- 13.000 Einheiten und schätzungsweise 5.000 Wohnungen, die räumen, alle Angebotslücken geschlossen werden können. zusätzlich als Anlageobjekte gebraucht werden (Schätzung IIBW), sinkt der jährliche Neubaubedarf in Österreich in den nächsten Angebotslücken bei preiswertem Wohnraum Jahren deutlich unter 50.000 Wohnungen. Österreichs Wohnungsmarkt ist in den letzten Jahren erheblich aus dem Gleichgewicht geraten, wobei die Hintergründe viel- Die demografischen Prognosen verdeutlichen, dass der Woh- schichtiger sind als der einfache Befund des starken Bevölke- nungsbedarf regional unterschiedlich stark wächst: Von 2018 rungswachstums in einer Periode mit zu geringer Wohnbau bis 2030 wird nur in 7 der 35 NUTS-3-Regionen Österreichs ein leistung. Die verstärkte Neubautätigkeit trägt dem tiefgreifenden Haushaltswachstum von mehr als 10 % prognostiziert (dazu Strukturwandel im österreichischen Wohnungsmarkt, wie er ählen die Region Rheintal-Bodensee, das Tiroler Unterland, der besonders in den Ballungszentren zu erkennen ist, nur zum Teil Großraum Wien und die Städte Innsbruck und Graz; in der Stadt Rechnung. Beispielsweise sind die Anforderungen an den Woh- Wien wird die Zahl der Haushalte bis 2030 jedoch unter 8 % und nungsmarkt, die sich aus der wachsenden Zahl alter Menschen damit sogar etwas langsamer als im Österreichschnitt wachsen). ergeben, vollkommen verschieden von jenen des immer größer werdenden Pools junger Wohnungssuchenden, wie er sich nicht Wohnungsneubau deckt den laufenden Bedarf zuletzt aus den starken Migrationsströmen gebildet hat. Die hohe Wohnungsnachfrage, die stark gestiegenen Immobilien- preise und die günstigen Finanzierungskonditionen haben die Das heißt auch, dass der überdurchschnittlich starke Zuwachs der Wohnbauleistung zu neuen Rekorden angetrieben. Von 2012 bis Wohnimmobilienpreise nur ein Symptom der Ungleichgewichte 2016 wurden in Österreich pro Jahr rund 56.000 neue Wohnungen am Wohnungsmarkt ist. In den letzten zehn Jahren haben sich die errichtet, 2017 bereits über 60.000 und 2018 geschätzt sogar Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen in Öster- 66.000 Einheiten. Der prognostizierte Neubaubedarf dürfte reich um rund 80 % erhöht, in Wien fast verdoppelt (Q.: OeNB). damit erreicht worden sein. Direkt belasten die hohen Immobilienpreise vor allem Wohnungs- suchende, für die die zunehmend schwierigere Finanzierbarkeit Nachdem die Baubewilligungszahlen im Wohnbau von 2012 bis höherer Wohnqualitäten im Vordergrund steht, oder jene Nach 2017 kontinuierlich gestiegen waren, wurde 2018 ein deutlicher fragesegmente, deren Renditen von Vermögensveranlagungen am Rückgang verzeichnet. Die Daten kündigen eine Abkühlung der Immobilienmarkt aufgrund der steigenden Preise schwinden. Neubautätigkeit 2019 an, die aber moderat ausfallen wird, wie der noch bis Mai 2019 unverändert hohe Anstieg des Produktions- Hingegen stehen Bevölkerungsgruppen, deren existenzielles leistung im Hochbau signalisert. Das Plus von mehr als 10 % real Wohnbedürfnis nicht ausreichend gedeckt ist, vor einer Vielzahl wird wesentlich vom Wohnungsneubau getragen. anderer Barrieren auf dem Immobilienmarkt. Sie sind zusätzlich zu den steigenden Preisen bei der Neuvermietung, wie sie auch Nicht zuletzt haben die Wohnbaugenossenschaften eine Steige- im preisgünstigen kommunalen Wohnungssegment zu beobachten rung ihrer Neubauleistung angekündigt und beabsichtigen 2019 sind, mit der Tatsache konfrontiert, dass relativ schlecht ausge- und 2020 jeweils wieder knapp 17.000 neue Wohnungen auf stattete und damit günstige Objekte praktisch vom Markt ver- den Markt zu bringen. Das wären um wenigstens 1.000 Einheiten schwunden sind. Weiters sind die Eigenmittelanforderungen im mehr als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. gemeinnützigen Sektor, die gleichzeitig mit den Grundstückspreisen Real Estate Country Facts 09/2019 I 9
Real Estate Country Facts und Baukosten deutlich zugelegt haben, sehr oft eine hohe finan- zielle Hürde für das Bevölkerungssegment, genauso wie die Makler- Hohe Mietpreisunterschiede kosten auf dem privaten Mietwohnungsmarkt, die aufgrund der Hauptmieten* in Österreich, 2008 und 2018 in Euro pro m² zumeist befristeten Mietverträge in dem Segment häufiger anfallen 2008 2018 10 (Q.: AK Wien, Gentrifizierung in Wien, 2019). Auf jeden Fall kann 10,0 der soziale Wohnbau den Teil der Wohnungsnachfrage, der zu 9 9,1 9,2 niedrige Einkommen oder eine ungenügende Versorgung mit Sozial- leistungen zur Ursache hat, nur zum Teil abdecken. Der Vergleich 8 +33% der Mietergruppen nach Einkommen zeigt, dass nur 22 % der +32% 7 einkommensschwachen, armutsgefährdeten Mieterhaushalte, +45% 7,0 6,6 in einer Gemeindewohnung leben und nur 28 % in einer gemein- 6 +26% nützigen Mietwohnung. Die Hälfte von ihnen ist auf den freien +27% Mietwohnungsmarkt angewiesen. (Anmerkung: Armutsgefährdet 5 sind Haushalte mit weniger als 60 % des Medians des äquivali- 4 sierten Nettohaushaltseinkommens; in Österreich fallen darunter Private dav. befristete Genossenschafts- Gemeinde- Mietverträge Vermieter Verträge wohnungen wohnungen < 2 J.** 1,24 Millionen Menschen, die in Einpersonenhaushalten mit weniger als 15.100 € Jahreseinkommen leben; Q.: EU-SILC.) Quelle: Statistik Austria Mikrozensus; UniCredit Research *) im Bestand und Neuvermietungen; inklusive Betriebskosten **) Mietverträge, die in den letzten 2 Jahren abgeschlossen wurden Soziale Ausgewogenheit am österreichischen Wohnungsmarkt hat sich leicht verbessert Ob das Wohnungsangebot in Österreich „sozialpolitisch ausge- tragsdauer zumindest erahnen. Demnach kosteten Hauptmiet- wogen“ ist, kann der Vergleich der Wohnkostenbelastung von wohnungen, die in den letzten zwei Jahren neu angemietet wurden Haushalten unterschiedlicher Einkommensgruppen nicht beant- bzw. für die ein befristeter Vertrag verlängert wurde, 2018 im worten (2018 waren das inklusive Betriebs- und Energiekosten Durchschnitt 9,2 € / m², Wohnungen mit Mietverträgen, die seit und der Zinsen für die Wohnraumbeschaffung für den „Durch- über zehn Jahren bestanden 7 € / m². Zudem sind die Mieten für schnittshaushalt“ 528 € bzw. 21 % der Haushaltseinkommen). neu abgeschlossene Verträge im längerfristigen Vergleich über- Besser lässt sich die mangelnde Treffsicherheit des Wohnbaus durchschnittlich rasch gestiegen. an der „Quote der Überbelastung durch Wohnkosten“ ablesen, das ist der Prozentsatz der Personen in Haushalten, die mehr Die Mietpreise bei „jungen“ Mietverträgen im privaten Woh- als 40 % des verfügbaren Einkommens fürs Wohnen ausgeben. nungssegment liegen wahrscheinlich noch weit über dem Durch- Im Österreichdurchschnitt lag der Anteil 2018 bei 6,8 % der schnittswert. Unabhängig von der Vertragsdauer kostete eine Gesamtbevölkerung, in armutsgefährdeten Haushalten allerdings private Hauptmietwohnung 2018 durchschnittlich 9,1 € / m² und bei rund 37 %. Dass sich beide Anteile zuletzt im Vergleich zum damit um wenigstens 2 € / m² mehr als eine Gemeinde- oder Durchschnitt der letzten zehn Jahre leicht verbesserten, ist ein Genossenschaftswohnung. Hinweis auf das erfolgreiche Engagement des sozialen Wohn- baus. Mit ihren Wohnkosten überbelastet sind zudem junge Letztendlich ist die Mehrzahl der Wohnungssuchenden im Mieten- Bevölkerungsschichten; im Segment der 20- bis 29-Jährigen segment in Österreich auf den freien Markt angewiesen, gemessen waren das 2018 10,4 %. Die Quote ist zwar im Vergleich zu den daran, dass 61 % aller „jungen“ Mietverträge auf private Miet- drei Vorjahren deutlich gesunken, liegt aber weiterhin auf dem wohnungen entfallen. Im Durchschnitt der Jahre 2016 und 2017 Nivau des längerfristigen Durchschnitts. erreichte der Anteil noch 65 % und ist erst im Vorjahr, als über- durchschnittlich viele neue Genossenschafts- und Gemeinde- Wie teuer der Neueinstieg in den österreichischen (Miet)Woh- wohnungen auf den Markt gekommen sind, erstmals seit Jahren nungsmarkt ist, lässt der Vergleich der Mieten nach Mietver- wieder stärker gesunken. 10 I Real Estate Country Facts 09/2019
Büromarkt Wien: Nach zwei starken Jahren sinkt die Neubautätigkeit 2019 abrupt ab, die Pipeline bleibt aber gut gefüllt Der Wiener Büromarkt behauptet auch in diesem Jahr seinen Platz In Wien gibt es derzeit einen Bestand von rund 11,3 Millionen m² unter den stabilsten Märkten europaweit. Die anhaltend hohe In- Büroflächen. In dieser Zahl enthalten sind dabei u. a. auch ältere vestitionstätigkeit in gewerbliche Immobilien der Vorjahre und das Standorte und Flächen, die nicht vollumfänglich modernen Büro- prognostizierte ähnlich hohe Investmentvolumen für das laufende standards entsprechen, Kleinflächen und darüber hinaus auch Jahr unterstreichen das große Interesse inländischer und inter Flächen in Schulen und Universitäten. nationaler Investoren am österreichischen Immobilienmarkt. In den vergangenen Jahren lag die Vermietungsleistung in der Regel Bürofläche in m² pro Einwohner 2019 deutlich über dem Neuflächenzuwachs, worin sich die stabile Lage 20 am Wiener Büromarkt begründet. Da 2016 und voraussichtlich auch 18 in diesem Jahr besonders wenige Neuflächen auf den Markt kamen 16 bzw. kommen, bringen auch Jahre mit hoher Neubautätigkeit wie 14 2017 und 2018 den Markt nicht so rasch aus dem Gleichgewicht. Bürofläche in m² 12 10 Nicht profitieren von der guten Stimmung können Bürostandorte 8 abseits der gängigen Büroachsen und Flächen, die den gewachsenen 6 Anforderungen auf Grund der veränderten Nutzungsgewohnheiten 4 nicht mehr entsprechen. Sie sind vor dem Hintergrund des hohen 2 Angebotes an qualitativ hochwertigem Büroraum nicht mehr 0 wettbewerbsfähig. Zahlreiche derartige Flächen werden über kurz h an f Ko ünc rt nh n M gen st nd Ha dam rg ris B n at n a ar g da u st Bu ofia M est Za au Be eb d Fr Gen av W Pra Bu ha ra ric pe he ie Br erli M kfu pe bu Pa gr k Am aila r W lg isl os a S Zü sc ka oder lang gänzlich vom Büromarkt verschwinden, durch Neubauten er m ersetzt und Immobilienentwickler werden eine geeignete Nach- Quelle: IRG oder Umnutzung anstreben. Allerdings lässt sich das Refurbishment eines Altbestandes nicht immer wirtschaftlich sinnvoll umsetzen bzw. sind einige Bestandsobjekte alleine lagebedingt für eine Bezogen auf die Büroflächen pro Einwohner ist die österreichische Büronutzung nicht mehr interessant. Hauptstadt im Europavergleich eher im unteren Mittelfeld ange- siedelt. Betrachtet man aber das Verhältnis zu osteuropäischen Daher wird vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage nach Wohn- Hauptstädten, liegt Wien noch immer an der Spitze, wenngleich raum oft versucht, ehemalige Büroräumlichkeiten bei baulicher Städte wie Prag und vor allem das benachbarte Bratislava stetig Eignung und gegebener Widmung in Wohnungen zu verwandeln, aufholen, so dass sich der Abstand langsam etwas verringert. wobei nicht selten ein Abbruch von bestimmten Gebäudestrukturen oder Teilen davon nötig wird, um zeitgemäße und nachhaltige Neuflächenproduktion sinkt auf Elemente vollständig implementieren zu können. Auch die Um- Rekordtiefststand ab wandlung von ehemaligen Büros in Hotelflächen, studentisches Die Neuproduktion von Büroflächen in Wien war im Jahr 2016 auf Wohnen oder Serviced Apartments war in den letzten Jahren als einen Tiefststand von nur knapp 60.000 m² gesunken. 2017 und mögliches Nachnutzungskonzept zu beobachten. auch im vergangenen Jahr hatte die Neubautätigkeit kräftig ange- zogen und erreichte rd. 190.000 m² bzw. 300.000 m², inkl. eigen- Mittlerweile ist ein weiterer neuer Trend entstanden, bei dem in genutzter Gebäude wie z. B. Unternehmenszentralen. Für dieses die Jahre gekommene Büroobjekte in guten Lagen einem Refur- Jahr wird ein starker Einbruch bei der Neuproduktion erwartet, bishment unterzogen und in geeignete kleine Einheiten gegliedert derzeit geht man von einem Neubauvolumen von nur mehr knapp wurden, welche als Coworking Spaces in veränderter Form wieder rd. 40.000 m² aus. Allerdings ist dieser Wert etwas abhängig der Büronutzung zugeführt werden können. davon, ob bereits im Bau befindliche Projekte tatsächlich noch in Real Estate Country Facts 09/2019 I 11
Real Estate Country Facts diesem Jahr fertig gestellt werden, sich ins nächste Jahr verschieben Zu den für 2019 angekündigten und in Bau befindlichen Büro- oder in manchen Fällen vielleicht für kommendes Jahr angekündigte projekten zählt u. a. das HoHo in der Seestadt Aspern, ein Projekte möglicherweise noch heuer abgeschlossen werden können. gemischt genutztes Hochhaus mit 24 Etagen, das zu einem Darum kann sich das Gesamtfertigstellungsvolumen bis Jahresende großen Teil aus Holz errichtet wird. Neben Büroflächen entste- möglicherweise noch etwas verschieben. hen dort u. a. auch Hotelzimmer, Apartments, Gastronomie- und Fitnessflächen auf insgesamt 17.000 m². Das größte reine Büro- Der überwiegende Teil der Flächen wird neu errichtet, nur ein klei- projekt dieses Jahres ist die Erweiterung des Bürostandortes silo nerer Teil stammt aus Umbauten und Sanierungen. Auch Coworking- office park in der Nähe der U-Bahn-Station Perfektastraße. Hier Flächen finden sich unter den neu auf den Markt kommenden werden bis Jahresende knapp 11.000 m² in der Erweiterung silo Projekten. Weitere Projekte befinden sich bereits in Bau bzw. in plus entstehen. Planung, so dass in den kommenden Jahren die Auswirkungen der Zunahme der Neuflächenproduktion vor allem auf die Entwicklung der Leerstände etwas genauer zu beobachten sein werden. Flächenerwartung 2019 (Auswahl) Büroprojekt Büronutzfläche in m² Status Vermietungsleistung 2019 auf silo plus 11.000 in Bau ähnlichem Niveau wie 2018 Technologiezentrum 5.600 fertiggestellt Im vergangenen Jahr lag der Take-up von Büroflächen bei ca. Seestadt Aspern Bauteil 2 230.000 m² und damit etwas über dem Niveau von 2017. Im Campus Talent Garden 5.000 fertiggestellt ersten Halbjahr 2019 wurden rund 110.000 m² neu vermietet HoHo 4.300 in Bau und Immobilienexperten sind zuversichtlich, dass das Neuver Mischa 3.900 in Bau mietungsvolumen bis Jahresende auch heuer wieder knapp das Quelle: IRG Vorjahresniveau erreichen dürfte. Weitere Projekte auf dem Gelände des neuen Neuproduktion und Vermietungsleistung Wiener Hauptbahnhofes in Bau oder Planung Büroflächen Wien 2001–2019p Auch in den kommenden Jahren ist am Hauptbahnhof mit weiteren Projektfertigstellungen zu rechnen. So werden derzeit am Quartier 500.000 Neuflächenproduktion in m² Belvedere die Bauteile QBC 1 und 2 errichtet, die Fertigstellung 450.000 Vermietungsleistung in m² der Gebäude ist für 2020 geplant. Die Signa baut dort mit dem 400.000 Projekt Bel & Main weitere Büro-, Hotel- und Wohnflächen. 350.000 300.000 250.000 Die Seestadt Aspern hat eine umfangreiche Projektliste aufzuweisen, 200.000 darunter der Seeparkcampus Ost oder das gemischte Projekt Am 150.000 Seebogen, bei denen auch neue Büroflächen in Planung sind. 100.000 50.000 An der Triester Straße entstehen in der sogenannten Biotope City 0 auf den ehemaligen Coca-Cola-Gründen unter dem Namen THE BRICK das neue Wienerberger-Headquarter sowie Hotel-, Büro- und 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 20 8 p 19 1 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 Gewerbeflächen. Die Fertigstellung peilt die Soravia Group bis Quelle: IRG, CBRE, EHL 2020 an. Der Standort hat durch die geplante Verlängerung der U2 bis zum Wienerberg schon heute an Interesse gewonnen. Generell ist die Neuflächenabnahme vielfach gekennzeichnet von Auch am Wiener Flughafen wird wieder gebaut. Mit der Erweite- einem Wechsel von älteren Flächen hin zu moderneren und der rung des Vienna Airport Office Parks mit dem Bauteil Office Park 4 Zusammenlegung mehrerer Standorte in einem neuen, modernen werden auf rd. 20.000 m² weitere Büroflächen, darüber hinaus und oft auch architektonisch ansprechenden Bürogebäude. Auch Coworking Areas, Meeting-Räume in verschiedenen Größen, ein haben – bedingt u. a. durch Shared-Desk-Lösungen und Home Event- und Showroom-Bereich sowie Gastronomieflächen gebaut, office – die Büroflächen pro Mitarbeiter stetig abgenommen. das Projekt soll ebenfalls bis 2020 fertiggestellt werden. HoHo – Ein Holzhochhaus Generell ist neben den schon in Bau befindlichen Projekten die bereichert die Seestadt Aspern Büroprojektpipeline gut gefüllt, allerdings gibt es bei zahlreichen Im Gegensatz zum Vorjahr, als Riesenprojekte wie der Austria Projekten noch keinen konkreten Zeitrahmen und nicht bei allen Campus oder THE ICON VIENNA fertiggestellt wurden, die zusam- Projekten ist der genaue Anteil an Büroflächen bereits definitiv men allein ein Volumen von über 230.000 m² neuer Büroflächen festgelegt. Daher könnte sich dieses Verhältnis, wo die Flächen- erreichten, wird in diesem Jahr kein annähernd großvolumiges widmung es erlaubt, noch zu Gunsten anderer Nutzungsmöglich- Projekt entstehen. keiten verändern. 12 I Real Estate Country Facts 09/2019
Büros mit schlechtem Vermietungsgrad, unsanierte, alte Flächen Flächenerwartung 2020ff (Auswahl) sowie Büroflächen in unterdurchschnittlichen Lagen abseits gängiger Bürostandorte ohne entsprechende Infrastruktur und öffentliche Büroprojekt Büronutzfläche in m² Status Anbindung bleiben anhaltend unter Druck. Frei gewordene Flächen Quartier Belvedere, 36.000 in Bau QBC 1 und 2 dieser Kategorie kommen häufig nicht mehr auf den Büromarkt Office Park 4 21.000 in Bau zurück und werden, wo dies wirtschaftlich und von der Flächenwid- Biotope City, THE BRICK 19.000 in Bau mung möglich ist, einer geeigneten Nachnutzung zugeführt. Gele- Bel & Main 17.000 in Bau gentlich ist es auch sinnvoll, bestehende Gebäude oder Teile davon Seeparkcampus Ost 9.000 in Planung abzutragen und die frei werdenden Grundflächen neu zu bebauen. silo next 9.000 in Planung Quelle: IRG Leerstand im Bürobereich ist leicht zurückgegangen Wien gehört im Europavergleich zu den Städten mit niedrigen Spitzenmieten am Wiener Büromarkt Leerstandsraten, viele Büromärkte in Europa erlebten in den letzten bleiben weitgehend stabil Quartalen einen starken Rückgang leerstehender Büroflächen. Der Die Mieten für Büroflächen in Wien sind im ersten Halbjahr 2019 Leerstand im Bürosektor in Wien ist ebenfalls leicht gesunken und weitgehend stabil geblieben. Spitzenmieten für Class A Büroflächen betrug Mitte dieses Jahres bei modernen Flächen etwa 5,0 % und in guter Lage erreichten Mitte 2019 ca. 26 € / m²/ Monat. könnte bis Jahresende vor dem Hintergrund der schwachen Neu- flächenproduktion noch einmal etwas zurückgehen. Allerdings Für spezielle Flächen in einzelnen Top-Objekten wie beispielsweise bleibt die künftige Entwicklung der Leerstände am Wiener Büro- den oberen Etagen von Bürotürmen oder für außergewöhnlich markt abzuwarten, wenn die Projekte in der Pipeline nach und repräsentative Flächen mit besonderer Ausstattung sind auch nach auf den Markt kommen werden. Spitzenmieten über diesem Wert möglich, allerdings sind diese Preisspannen als Ausnahme zu betrachten. Trotz der geringen Nicht überraschend weisen ältere Flächen häufig höhere Leerstände Neubautätigkeit sollten die Spitzenmieten bis Jahresende auf auf als zentral gelegene und nachgefragte Bürostandorte, auch in dem derzeitigen Niveau stabil bleiben. einzelnen (meist älteren) Bürotürmen waren teils überdurch- schnittliche Leerstandsraten zu beobachten. Nachgefragt bleiben, auch aufgrund der „guten Adresse“, Flächen in der Wiener Innenstadt sowie zentrale Bürolagen und bekannte Stand- ortcluster. Neuere Standorte wie beispielsweise das Viertel Zwei oder Leerstand Büroflächen Europa in % 2019 besonders in den letzten Jahren das Areal um den neuen Hauptbahn- 16 hof haben sich ebenfalls zu gesuchten Standorten entwickelt. 14 Das Interesse an Flächen im mittleren Preissegment ist ungebrochen 12 hoch, da in Zeiten von Desksharing und verstärktem Trend zu 10 Leerstand in % Homeoffice-Tagen das Thema Flächenoptimierung nach wie vor 8 eine zentrale Bedeutung bei der Büroflächennachfrage einnimmt. Lage und Erreichbarkeit, aber auch Energieeffizienz und möglichst 6 geringe Betriebskosten zählen neben der Miethöhe zu den wich- 4 tigsten Kriterien für potenzielle Mieter bei der Entscheidung für 2 oder gegen einen Standort. Es ist also nicht die Miethöhe alleine 0 ausschlaggebend, sondern die Gesamtkosten pro Mitarbeiter. M om S d M ofia M au ar rid k u sa t Br on Ze ms ape l nt te st l-L am D on at lin a nh lo W n Za ien St P b kh g m Be aris Be d n A d e Lis ares av oc ra Bu ha an e ra e rli Bu üss pe Os ol k gr ag b d Br ub W ad lg ra rd R isl os P sc ail on Ko Unverzichtbar und obligatorisch sind mittlerweile Zertifizierungen Quelle: IRG wie z. B. DGNB, ÖGNI, LEED oder BREEAM. Kaum ein Global Player mietet Flächen ohne entsprechendes Label. Hier vermischen sich Umweltschutzkriterien mit Einsparpotenzial und Firmenpolicy. Auch Spitzenrenditen haben noch bei Sanierungen und Umbauten wird immer häufiger ein nachhalti- einmal leicht nachgegeben ger Gebäudestandard angestrebt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Spitzenrenditen im Bürosektor in Wien haben im Jahr 2018 In Studien konnte bestätigt werden, dass als „Green Building“ konzi- nochmals leicht nachgegeben und auch im ersten Halbjahr 2019 pierte Bürogebäude u. a. ein messbar geringeres Leerstandsrisiko kam es zu einem weiteren leichten Rückgang, sodass die Spitzen- aufweisen als herkömmliche Bauten. Der Nachhaltigkeitsaspekte renditen für absolute Top-Objekte in bester Lage Ende des ersten und Umweltthemen spiegeln sich auch in der neuen Arbeitswelt Halbjahres 2019 knapp unter 3,7 % gesunken sind. wider: Arbeit und Freizeit sollen besser vereinbar werden und die Work-Life-Balance ist vielen Mitarbeitern, aber auch Arbeitgebern Signifikante Veränderungen werden bis Jahresende bei den Ren- ein genauso großes Anliegen wie ethische und ökologische Aspekte. diten nicht erwartet. Durch anhaltende Investorennachfrage nach Real Estate Country Facts 09/2019 I 13
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