KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO

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KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
K
                                           AUSGABE

                                               02
                                               2020

         DAS MAGAZIN DER WIENER KAFFEEHÄUSER

ENGAGEMENT
FÜRS CAFÉ
Josef Hader
Thomas Maurer
Adele Neuhauser
Nicholas Ofczarek

        Neustart fürs
      KAFFEEHAUS
KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
präsentiert

        DAS LESEFEST

                       Ein

               HERZLICHES
              DANKESCHÖN
          allen Autorinnen und Autoren,
 allen Lesefreunden, die online zugeschaut haben
         bzw. noch zuschauen werden und
 insbesondere allen Partnern und Unterstützern.
KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
Liebe Kollegin, lieber Kollege,
                       liebe Gäste!
                       Es liegen emotional turbulente – aber wirtschaftlich
                       gesehen viel zu ruhige – Zeiten hinter uns!

                       Seit Mitte Mai ist es endlich so weit: Die Wiener Kaffeehaus-
                       betriebe dürfen wieder für ihre Gäste da sein.
                       Uns allen hat der persönliche Kontakt gefehlt. Trotzdem
                       herrscht oft noch Verunsicherung. Das früher selbstverständliche
                       Leben in Gesellschaft wirkt oft unwirklich und ungewohnt.

                       Holen Sie sich Ihr unbeschwertes Lebensgefühl zurück!
                       Genießen Sie gemütliche Stunden in den weltberühmten
                       Wiener Kaffeehäusern. Lassen Sie sich von uns verwöhnen.
                       Wir sorgen dafür, dass Sie sich sicher und wohl fühlen.
                       Gönnen Sie sich wieder einmal ein „Frühstück im Kaffeehaus“
                       mit Familie oder Freunden. Nützen Sie das Ambiente für einen
                       Geschäftstermin. Stärken Sie sich mit einem Mittagsmenü.
                       Plaudern Sie entspannt mit Freunden bei köstlichem Kaffee,
                       Eis oder süßen Schmankerln. Auch zum entspannten Ausklang
                       eines langen Tages tragen wir gerne bei.                                                                                            Ein Besuch in einem der 2.200
                                                                                                                                                           Wiener Kaffeehausbetriebe
                       Die Vielfalt der Wiener Kaffeehausbetriebe ist groß. Für jeden                                                                      lohnt sich ab sofort wieder dop-
                       Geschmack, für jeden Anlass ist etwas Passendes dabei. Ent-
                       decken Sie die verschiedensten Lokale. Kommen auch Sie in
                                                                                                                                                           pelt für Sie! Neben dem Genuss
                       die gemütlichen Gast- und Schanigärten bzw. genießen Sie                                                                            gibt es noch bis September die
                       das einzigartige Ambiente, das Ihnen die Wiener Kaffeehaus-                                                                         Chance zu gewinnen. Schicken
                       kultur bietet.                                                                                                                      Sie noch heute ein Foto Ihrer
                       Wir freuen uns sehr, dass wir wieder zu Ihrem Wohlbefinden
                                                                                                                                                           Frühstücks-Rechnung an mit-
                       beitragen dürfen.                                                                                                                   machen@gewinnfruehstueck.
                                                                                                                                                           wien und mit etwas Glück sind
                       Verbringen Sie mit uns viele schöne und genussvolle Stunden                                                                         Sie einer der nächsten Gewinner.
                       in den Wiener Kaffeehausbetrieben!
                                                                                                                                                           INFO: gewinnfrühstück.wien
                       Herzlichst

                                                                                                                                                                                                   SS P
                                                                                                                                                                                              NU
                                                                                                                                                                                         GE

                                                                                                                                                                                                      UR

                                                                                                                                                                                          N
                                                                                                                                                      IMMER EIN GEWINN                             W IE
                                                                                                                                                                                         I

                                                                                                                                                                                                     N

                     KommR Wolfgang Binder
                     Obmann der Fachgruppe Wien der Kaffeehäuser

                                                                          IMPRESSUM
                                     Impressum und Offenlegung gem. §§ 24, 25 MedienG für die Printausgabe von K – Das Magazin der Wiener Kaffeehäuser

          Eigentümer: echo medienhaus ges.m.b.h., FN 64424 t, UID: ATU15501400. 1030 Wien, Media Quarter Marx 3.2, Maria-Jacobi-Gasse 1, office@echo.at, Tel.: +43/(0)1/524 70 86-200,
                                                                            Geschäftsführung: Christian Pöttler
                                      Herausgeber: Fachgruppe Wien der Kaffeehäuser / Chefredaktion: Dr. Ursula R. Scheidl / Grafik: Eva Schreiber-Urthaler
                                             Redaktion: Dr. Helmut Schneider, Mag. Andrea Buday / Anzeigen: Nicole Neunteufel (Verwaltung, Dw. 436)
                                           Fotoredaktion: Mag. Claudia Knöpfler / Lektorat: Nikolaus Horak (Ltg.), Dr. Roswitha Horak, Gilbert Waltl, BA
                                                  Cover: Severin Wurnig / Druck: Bauer Medien Produktions- & Handels-GmbH, bauermedien.at

                                          Unternehmensgegenstand: Herausgabe diverser Publikationen und Periodika sowie allgemeine Verlagsaktivitäten.
                 Verlags- & Herstellungsort: Wien. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.
                                                  Entgeltliche Einschaltungen werden mit Anzeige oder Entgeltliche Einschaltung gekennzeichnet.
Diesner

                      Blattlinie: Berichte aus dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben Wiens. Ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Wien der Kaffeehäuser.

                                                                                               K
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KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
HANDELN statt
JAMMERN
Die Corona-Krise trifft die Kaffeehäuser
hart. Auch wenn sie am 15. Mai ­wieder
aufgesperrt haben – die Gäste sind
­verunsichert. Aber Angst ist nie ein
guter Gastgeber.
Text Ursula Scheidl Fotos Serverin Wurnig

                                                xxxxxxxxxx

                                            K
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KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
Stammgäste. Josef
       Hader und Thomas
    Maurer gehen wirklich
    gerne ins Kaffeehaus,
     hier genießen sie das
         Café Rüdigerhof.

K
5
KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
SCHLUSS MIT NEGATIVEM. Die Men­
                                                                                                schen möchten nicht mehr dauernd nur Negatives
                                                                                                hören. Daher hat sich die Fachgruppe der Wiener
                                                                                                Kaffeehäuser in der Wirtschaftskammer Wien ent­
                                                                                                schlossen, mit einem kleinen Augenzwinkern die
                                                                                                Kaffeehäuser zu bewerben. Das tut gut und wärmt
                                                                                                die Seele. „Wir setzen dort an, wo die Sehnsüchte
                                                                                                der Menschen liegen. Das gute Leben beginnt jetzt
                                                                                                langsam, aber doch wieder mit dem Aufsperren
                                                                                                der Kaffeehäuser“, meint Wolfgang Binder, Ob­
                                                                                                mann der Wiener Kaffeehäuser in der Wirtschafts­
                                                                                                kammer Wien.

                                                                                                Adele Neuhauser, Nicholas Ofczarek, Michael
                                                                                                Ostrowski und Josef Hader im Duo mit Thomas
                                                                                                Maurer fungieren in kurzen Video-Clips als Tes­
                                                                                                timonials – sie sagen, warum man jetzt ins Kaf­
                                                                                                feehaus gehen und sein Lieblingscafé unterstützen
                                                                                                sollte! Konzipiert wurde die neue Kampagne von
                                                                                                kratkys.net, umgesetzt hat sie der renommierte
                                                                                                Kameramann Thomas Kiennast. Schon während
                                                                                                der Studienzeit erhielt er zahlreiche Aufträge für
                                                                                                nationale und internationale Werbefilm-Produk­
                                                                                                tionen. Im Langfilm-Bereich begann er 2004 mit
                                                                                                den ersten drei Folgen von „4 Frauen und ein
                                                                                                Todesfall“, 2006 erhielt er für den Spielfilm „Im
                                                                                                Reich der Reblaus“ die Goldene Romy als bester
                                                                                                Kameramann. Bekannt wurde er auch durch zahl­
Daumen hoch. Trotz Tatort-Dreh nimmt sich die sozial engagierte Schauspielerin gerne Zeit für   reiche „Tatort“-Produktionen und den Spielfilm
den Video-Spot, um die Kaffeehäuser zu unterstützen.                                            „Das finstere Tal“ mit Tobias Moretti.

                                                                               K
                                                                               6
KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
Spaß muß sein.
                                                                  Zwischen Thomas
                                                                  Kiennast, Josef Hader
                                                                  und Thomas Maurer
                                                                  rennt der Schmäh.

                                                                  Menschenleer
                                                                  präsentiert sich der
                                                                  Platz rund um das
                                                                  Burgtheater während
                                                                  des Drehs: keine
                                                                  Autos, Fiaker oder
                                                                  Touristenbusse. Es
                                                                  wird Zeit, dass wieder
                                                                  Leben in die Stadt
                                                                  kommt.

   Kreativtrio. Thomas
   Kiennast, Agenturchef
   Thomas Kratky und
   Nicholas Ofczarek.

Der Slogan der Kampagne geht auf die positiven ­Aspekte des
Kaffeehauses ein, weist aber auch auf den Handlungsbedarf         Gar nicht so einfach.
                                                                  Thomas Maurer übt
hin, gerade jetzt etwas für die Kaffeehäuser zu tun: Ein Kaffee   sich als Kellner mit
                                                                  zwei Tabletts. Josef

kann den Tag retten. Zwei vielleicht das Kaffeehaus!              Hader rückt die Tassen
                                                                  ins rechte Licht.

                                      K
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Schreibstube
 KAFFEEHAUS
Josef Hader und Thomas Maurer schreiben             und habe mich vor den Computer gesetzt.
ihre Kabarettprogramme gerne im Kaffee­             Maurer: Das Schreiben ist ja der kleinste Teil,
haus. Da ist man, wie schon der Kaffeehaus­          die meiste Zeit vergeht, wenn einem nichts
literat Peter Altenberg meinte: „Nicht zu            einfällt. Da ist das Kaffeehaus praktisch. Ich
Hause und doch nicht an der frischen Luft.“          habe immer gern die gesamte Tagespresse
Im Gegensatz dazu sitzen die beiden beson­           durchgearbeitet – in der Hoffnung, dass da ir­
ders im Sommer beim Schreiben gerne im               gendwas drinnen ist, das mich auf die brillante
Gastgarten eines Kaffeehauses.                       Idee bringt, die mir gefehlt hat.
                                                    Hader: Wenn alle Zeitungen gelesen sind, war
K: Stimmt es, dass Sie immer über eine Brücke ge-    es früher so, dass man schreiben muss. Aber
hen, um in Ihre Lieblingskaffeehäuser zu kommen?     heutzutage gibt es das Internet.
Josef Hader: Ja, ich gehe über die Brücke,          Maurer: Man kann sich auch über die pro­
weil ich gerne zwischen dem 9. und dem 20.           grammatische Linie von Tageszeitungen in­
Bezirk wechsle, aber es gibt dort fast keine         formieren, die man nicht durch Erwerb der
Kaffeehäuser mehr. Die sind dann alle weg,           Zeitung unterstützen möchte. Früher bin
das Bauernfeld und das Brioni. Ich muss ei­          ich fünf, sechs Tage in der Woche ins Kaffee­
gentlich aus dem Bezirk raus, wenn ich ins           haus gegangen wie ins Büro, irgendwann am
Kaffeehaus möchte, etwa ins Schopenhauer.            Vormittag eingetroffen und hinausgegangen,
Thomas Maurer: Ich war immer der Mei­                wenn mir etwas eingefallen ist oder auch
nung, dass das Kaffeehaus fußläufig sein muss,       nicht. Ich war viel unterwegs und habe mich
aber das ist heutzutage immer schwieriger.           daran gewöhnt, unter ungünstigen Umstän­
Ich wohne in Gersthof, da habe ich das Café          den zu schreiben. Ich muss mir kein mentales
Mocca und auch das Schopenhauer oder das            Schaumbad-Ambiente schaffen, damit ich ir­
Wilder Mann.                                         gendwie anfange.Vor drei Jahren bin ich in ei­
K: Warum ist es angenehm im Kaffeehaus zu            ner Wohnung mit Garten gelandet. Das ist im
schreiben, da ist es laut und man wird eigentlich    Sommer schon eine gewisse Verlockung, dass
gestört …                                            man sich zum Schreiben unter den Baum
Hader: Ich habe an einem Schreibtag sehr             setzt, anstatt 35 Minuten ins Eiles zu fahren
gerne einen Arbeitsbeginn, der nicht daheim          und dort in der Hitze zu sitzen.
ist. Ich setze mich ungern blank vor den            K: Warum treffen wir einander heute im Café
Computer und denke mit dem Computer                 ­Rüdigerhof?
nach. Ich mach das gerne handschriftlich, also       Maurer: Ich kenne es schon lange, ich habe
Ideen oder ein Konzept. Da ist das Kaffeehaus       einige Jahre ganz in der Nähe gewohnt.
der ideale Ort, um anzufangen. Wie bei vie­          Hader: Ich habe da immer wieder gerne ge­
len Kaffeehausschreibern ist das auch dadurch        schrieben, vor allem im Sommer im Gastgar­
entstanden, dass man sich mit der Freundin           ten. Eine Zeit lang habe ich im Burgenland
eine Zimmer-Küche-Wohnung teilt. Da ist              gewohnt und bin dann immer hergefahren.
immer so viel los.                                   Das war dann mein Wiener Kaffeehaus, wo
K: Wie haben Sie das Homeoffice überstanden?         ich Leute treffen oder schreiben konnte.
Hader: In einem Zimmer war das Kaffee­               K: Wie trinken Sie Ihren Kaffee am liebsten ?
haus mit Sessel und einem kleinen Tisch mit          Hader: Espresso.
Schreibbuch, dort habe ich Kaffee getrunken.         Maurer: Ich bin auch Espresso-Trinker.
Dann bin ich ins andere Zimmer gegangen
                                                                                                       xxxxxxxxxx

                                                                           K
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KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
Fünf Mal im Jahr mit Milch und zwei Mal
    im Jahr mit Zucker, und das nicht gleichzeitig.
    Hader: Ja, bei mir auch.
    K: Ist der Kaffee im Kaffeehaus anders als daheim?
    Hader: Ich habe daheim eine alte Pavoni mit
    Handhebel aus den 80er Jahren. Da gibt es
    große Schwankungen, je nach Luftfeuchtig­
    keit. Manchmal wird’s besser, manchmal we­
    niger gut. Es ist immer spannend, was für ein
    Kaffee herauskommt. Man testet sich durch,
    welcher Kaffee der beste ist. Dann ist plötzlich
    ein Wetterumsturz und man kann alles ver­
    gessen, was man sich auf der Pavoni an Wissen
    erworben hat.
    Maurer: Man muss Arabica mit Robusta mi­
    schen, denn reiner Arabica ist schnell beleidigt.
    Ich habe eine relativ gute Espresso-Maschine,
    die ich mir im Jahr 2003 als Bühnenrequisit
    angeschafft habe. Nach Abspielen des Pro­
    gramms habe ich sie in mein Privatvermögen
    übernommen.
    K: Langsam dürfen Künstler mit Einschränkungen
    wieder auftreten, solange wir keinen Impfstoff ha-
    ben. Es ist aber nicht so lustig, im Niedermair vor
    20 Leuten aufzutreten …
    Maurer: Mir ist die Frühjahrstournee zusam­
    mengebrochen, zum Glück habe ich noch ein
    paar Reserven, weil ich früher wie ein Idiot
    gearbeitet habe, aber es gibt so viele Leute, die
    mehr als ein halbes Jahreseinkommen in der
    Zeit verloren haben. Wenn dir der Staat un­
    tersagt, deine Tätigkeit auszuüben, muss er das
    in irgendeiner Art und Weise kompensieren.
    Hader: Ich hatte geplant, von März bis Okto­
    ber eine Schreibpause zu machen, damit ich
    ein neues Programm und an einem Dreh­
    buch weiterschreiben kann.
    K: Normalerweise gibt es eine Interaktion zwischen
    Künstler und Publikum. Wie funktioniert das in
    einem Saal, der nur zu einem Viertel voll ist?
    Hader: Das werden wir sehen, wir haben alle
    jahrelang in schlecht besuchten Sälen gespielt.
    Das wird wie ein Ausflug in die Jugend.
    Maurer: Das kann in zwei Extremstim­
    mungen umschlagen, also entweder geht die
    Vorstellung komplett vor die Hunde, weil
    einfach keine Atmosphäre aufkommt. Oder
    die Leute sind super und haben das Gefühl,
    sie helfen dir auch ein bisschen und du bist
    dadurch auch motivierter.
    Hader: Ich glaube, dass das so sein wird. Wir
    haben zum Glück eine Kunstform erwischt,
    die mit der Situation umgehen und sie auch
    miteinbeziehen kann. Deswegen können wir
    uns gut wehren, wir können das ein bisschen
    thematisieren und damit ist es auch wieder
    ein bisschen vergessen.

K
9
KAFFEEHAUS Neustart fürs - K AUSGABE - WKO
„Eine PAUSE
                                                                                                      Ofczarek: Ja, aber sie sind nicht spruchreif. Es
                                                                                                      ist noch nicht ganz klar, wann sich das ausgeht.
                                                                                                      K: Wie trinken Sie Ihren Kaffee am liebsten?
                                                                                                      Ofczarek: Unterschiedlich, sehr gerne einen

   tut gut!“
                                                                                                      doppelten Espresso oder einen Latte Macchi­
                                                                                                      ato mit Mandel- oder Hafermilch.
                                                                                                      K: Haben Sie ein Lieblingskaffeehaus in Wien?
                                                                                                      Ofczarek: Ja, ich hab eines bei mir ums Eck.
                                                                                                      Da bin ich sehr gerne: das Café Maria Treu.
Nicholas Ofczarek ist Ensemblemitglied des       K: Sind Sie noch im Waldviertel? Kochen Sie dort     Da sitzt man draußen auf dem herrlichen
Wiener Burgtheaters. Von 2010 bis 2012           viel?                                                Platz. Man kennt die Kellner – das ist ja auch
brillierte er als Jedermann bei den Salzburger   Ofczarek: Ja, natürlich, sehr viele. Ich war jetzt   herrlich. Die wissen dann schon, was man
Festspielen. Neben zahlreichen Bühnenrollen      zwei Monate dort und habe den Frühling               will. Ich gehe auch gerne ins Eiles oder ins
spielte Ofczarek auch in zahlreichen Kino-       erstmals wirklich von Anfang an erlebt. Ich          Hummel.
und Fernsehfilmen sowie Fernsehserien wie        habe so viel wie noch nie gekocht, täglich –         K: Die Kaffeehäuser machen gerade eine schwierige
Braunschlag oder Bösterreich.                    wunderbar!                                           Phase durch. Möglicherweise steht ein Kaffeehaus-
                                                 K: Haben Sie noch immer keine Lust, irgendwie        sterben bevor …
K: Wie geht es Ihnen in Zeiten von Corona? Hat   landwirtschaftlich tätig zu sein?                    Ofczarek: Deshalb soll man ins Kaffeehaus
man als Künstler da Sendepause?                  Ofczarek: Ich habe für die Küchenkräuter ein         gehen und viel Kaffee trinken. Es kommt
Nicholas Ofczarek: Ja, aber ich habe in meinem   Hochbeet angelegt. Aber echte Landwirt­              der Sommer und es wird wärmer. Da kann
Leben durchgehend gearbeitet. Ich hatte oh­      schaft ist mir zu hart.                              man draußen sitzen und braucht nicht so viel
nehin vor, einmal eine Pause zu machen – das     K: Darf man eigentlich schon wieder proben? Wie      Angst haben. Im Freien passiert nichts, wenn
hat sich irgendwie gut ergeben.                  geht’s jetzt weiter?                                 man aufmerksam und achtsam ist, das ist die
K: Also keine Entzugserscheinungen?              Ofczarek: Ich probe gar nichts. Ich drehe wie­       halbe Miete.
Ofczarek: Nein, erstaunlich wenig.               der Ende Juni, einen Kinofilm, „Bekenntnisse         K: Warum sind die Kaffeehäuser so wichtig für
K: Auch das Publikum fehlt nicht?                des Hochstaplers Felix Krull“ – mit irrsin­          Wien?
Ofczarek: Das kommt ja wieder. Es ist einmal     nigen Auflagen: Ich muss vorher in Quaran­           Ofczarek: Man kann wirklich wahnsinnig
gut, wenn man eine Pause macht. Man sam­         täne gehen und zwei Tests machen.                    lange drinnen sitzen, ohne aufgefordert
melt und zentriert sich.                         K: Gibt es Pläne für das Burgtheater?                zu werden, zu gehen. Man kann sinnieren,

                                                                        K
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man kann ja nur aus sich schöpfen. Und Sän­
                                                                                                       ger? Das ist ein Hochleistungssport. Theater­
                                                                                                       spielen ist auch manchmal anstrengend, aber
                                                                                                       nicht so hart wie Sänger.
                                                                                                       K: Was mögen Sie an Ihrem Beruf?
                                                                                                       Ofczarek: Dass man immer wieder bei null
                                                                                                       anfängt und das auch muss. Und jedes Mal
                                                                                                       wieder vor einem Berg steht in den Proben,
                                                                                                       wo man nicht weiß, wie man ihn überwindet
                                                                                                       und wie man es schafft, wenn man nicht be­
                                                                                                       quem sein will mit sich. Ich langweile mich
                                                                                                       dann auch, wenn ich etwas schon kenne.
                                                                                                       K: Aber Sie sind schon jemand, der über seine
                                                                                                       Grenzen geht und ein wenig provoziert?
                                                                                                       Ofczarek: Ja. Ich will gefallen, aber nicht gefäl­
                                                                                                       lig sein, und wenn ich nicht gefalle, kann ich
                                                                                                       auch nichts machen. Ich gehe oft auch über
                                                                                                       Grenzen. Man will ja beim Zuschauer etwas
                                                                          Entspannt. Der viel-         erreichen. Man will auch selbst etwas fühlen,
                                                                          seitige Schauspieler
                                                                          Nicholas Ofczarek hat        da muss man schon etwas riskieren, sonst ist
                                                                          die coronabedingte           es auch für den Zuschauer fad.Wenn der Zu­
                                                                          Pause genossen.
                                                                                                       schauer merkt, ich riskiere nichts, lehnt er sich
                                                                                                       zurück und wird Betrachter. Und ich will,
                                                                                                       dass der Zuseher nicht Zuseher ist, sondern
d­enken und Menschen beobachten – und                  ein wenig vergessen, warum ein Staat oder       Voyeur, also muss ich etwas erleben.
 einen guten Kaffee und vielleicht auch eine           eine Stadt Kunst braucht. Jede Form von         K: Gibt es da einen großen Unterschied zwischen
 gute Mehlspeise bekommt man auch. In vie­             Kunst. Wir alle kommen auf die Welt und         Film und Bühne?
 len Cafés kann man auch gut essen.                    singen und spielen und malen und zeichnen       Ofczarek: Das sind zwei unterschiedliche Be­
 K: Machen Sie das öfter? Im Kaffeehaus sitzen und     und modellieren, dann wird’s uns abtrainiert,   rufe. Während man dreht, muss ich die Zu­
 Rollen einstudieren oder Drehbücher lesen?            damit wir funktionieren, aber die Kreativität   schauer komplett ausblenden. Beim Theater
 Ofczarek: Nein, das muss ich im Bett machen           ist in jedem Menschen drinnen. Natürlich        geht’s um Versenden und beim Film geht’s
und nachts.Aber im Kaffeehaus denke ich viel           spielt Umwegrentabilität eine Rolle, aber       um Verinnerlichen, also genau das Gegenteil.
nach – über die Texte, die ich in der Nacht            Kunst ist für die Seelen der Menschen wich­     Und beim Film habe ich selten bis nie mit
gelernt habe. Ich treffe auch gern Freunde             tig, das ist kein in Geld greifbarer Wert.      klassischen Texten oder Literatur zu tun.
oder mache Interviews im Kaffeehaus. Ich               K: Warum sind Sie Schauspieler geworden? Ihre   K: Gibt’s eine Vorliebe oder wechselt das phasen-
bin eigentlich fast täglich im Kaffeehaus.             Eltern waren ja Sänger …                        weise?
 K: Was ist Ihnen am meisten abgegangen in den         Ofczarek: Ich kann schon ein wenig singen,      Ofczarek: Phasenweise. Im Moment mache
letzten drei Monaten?                                  aber ich wollte immer andere sein, weil ich     ich sehr gerne Film. Ich habe auch das Glück,
 Ofczarek: Mir ist wenig abgegangen, weil ich          Lust habe, in andere Energien, in andere, mir   mit vielen netten, interessanten Teams zu dre­
das Glück hatte, in der Natur zu sein. Es war          fremde Situationen zu schlüpfen, die mit mir    hen. Theater habe ich 25, 27 Jahre gespielt.
eine schwere und seltsame Zeit, aber es war            gar nichts zu tun haben. Und dann das zu su­    Aber ich gebe es nicht auf. Es sind auch wirk­
auch sehr still.Vor allem am Land, du hast kei­        chen, was das andere mit mir zu tun hat, denn   lich zwei unterschiedliche Berufe, die aber
ne Flugzeuge mehr gesehen und die Vögel                                                                wiederum voneinander profitieren, also die
waren viel lauter. Es stellt sich auch die Fra­                                                        eine Erfahrung von der anderen. Das Theater
ge, was kann man aus der Zeit mitnehmen?                                                               vom Film und der Film vom Theater.
Mehr kochen (lacht). Die Stille und die Ruhe                                                           K: Gibt’s so etwas wie ein Lebensmotto?
nehme ich mit, weil die habe ich dringend                                                              Ofczarek: Das wechselt. Mein Vater hat im­
gebraucht. Die Angst vor der Stille und der                                                            mer gesagt, nicht umfallen, bevor die Kugel
Leere, wenn man nicht arbeitet, habe ich jetzt                                                         dich trifft. Der Revolver könnte immer noch
nicht mehr.                                                                                            Ladehemmung haben. Also nicht vorreagie­
 K: Wie soll es jetzt kulturell weitergehen? Es kann                                                   ren. Aber das ist nicht unbedingt sehr lebens­
 ja nicht nur Geld alleine sein.                                                                       bejahend. (Überlegt.) Ja, ich hab ein Motto:
 Ofczarek: Nein. Im Gegenteil. Aber es wurde                                                           Heiter weiter.

                                                                            K
                                                                            11
Eins sein mit
DER WELT
Ihr Lächeln ist unverkennbar. Adele Neu­         aus dem Stein und mich bewegen.
hauser strahlt auch an diesem regnerischen       K: Haben Sie während der Corona-Zeit auch
Tag Optimismus aus. Das war nicht immer          irgendeinen Text für ein Projekt lernen müssen?
so. In Athen geboren, übersiedelte sie als       Neuhauser: Ich habe angefangen, obwohl
vierjähriges Kind mit ihrer Familie nach         ich nicht wusste, ob das jemals irgendwie
Wien. Neuhausers Mutter verließ die Fa­          weitergeht, wobei zu früh anzufangen, ist
milie, das neunjährige Mädchen fühlte sich       auch nicht gut, weil dann lernt man dop­
für das Zerbrechen der Familie verant­           pelt und dreifach und das ist dann wieder
wortlich. Mit zehn schnitt sie sich die Puls­    verlorene Zeit. Ich hab mich einfach trei­
adern auf, Schuldgefühle und Depression          ben lassen – faul war ich auch zwischen­
hatten bis zum 21. Lebensjahr sechs Selbst­      durch (lacht).
mordversuche zur Folge.                          K: Wie lernen Sie denn am liebsten?               Angekommen. Viele Höhen und Tiefen haben die
Seit sie sechs war, wollte sie Schauspielerin    Neuhauser: Ich lerne gar nicht gerne. Ler­        beliebte Schauspielerin zu einer Persönlichkeit
                                                                                                   gemacht, die stets an ihren Herausforderungen
werden, ihre große Leidenschaft bis heu­         nen – wie es sich schon anhört – ist so eine      gewachsen ist.
te. Nach ihrer Schauspielausbildung, die         komische Zwangsveranstaltung. Aber am
sie sich durch Nebenjobs finanzierte, zog        besten lerne ich am Tisch sitzend, aufrecht,      Zuhause. Ich liebe viele. Es gibt ja wunder­
sie mit Anfang 20 nach Deutschland und           wie ein Schulmädchen.                             schöne Kaffeehäuser in Wien. Ein Wiener
begann zunächst am Theater zu spielen.           K: Mit Musik im Hintergrund?                      Kaffeehaus ist für mich ein guter Platz zwi­
Die meisten von uns kennen sie durch             Neuhauser: Um Gottes willen, nein!                schen Zuhause und Arbeit, das ist so ein
ihre Rolle der Bäuerin Julie Zirbner in          Manchmal lerne ich in Kaffeehäusern sehr          neutraler, beruhigender Raum. Und das,
„Vier Frauen und ein Todesfall“ oder als         intensiv. Ich habe zum Beispiel, als ich in       was die Wiener Kaffeehäuser können und
alkoholabhängige Ermittlerin Bibi Fellner        Regensburg am Theater war, die ganze              deren Angestellte, sprich Kellner, sie haben
an der Seite von Harald Krassnitzer im           Rolle Mephisto im Kaffeehaus gelernt. Im          so viel Herzlichkeit und so viel Humor.
Wiener Tatort. Nach einer Stimmband­             Hintergrund das Brabbeln und Grummeln             Und das ist auch Seelenhygiene für mich.
operation ist ihre markante Stimme etwas         im Kaffeehaus blende ich weg, das macht           K: Wie trinken Sie Ihren Kaffee am liebsten?
höher geworden, ihre eindrucksvolle Dar­         konzentrierter für den Text und er geht           Neuhauser: Schwarz mit einem Schuss kal­
stellung zieht das Publikum aber nach wie        tiefer rein.                                      ter Milch.
vor in ihren Bann. In ihrer Autobiografie        K: Gehen Sie in Wien auch gerne ins Kaffee-       K: Sie haben ja doch schon einige Tiefs, aber auch
schaut die sympathisch unkonventionelle          haus?                                             Hochs hinter sich.Was bedeutet Glück für Sie?
Frau mit großer Offenheit zurück und             Neuhauser: Das Kaffeehaus ist mein zweites        Neuhauser: Oh mein Gott, Sie stellen mir
blickt mit unbändiger Lust auf Neuan­                                                              so elementare Fragen. Wie für jeden Men­
fänge nach vorne.                                                                                  schen: Freude, eins sein mit der Welt. Ich
                                                                                                   würde das mal so stehenlassen.
K: Wie haben Sie denn die Corona-Zeit ver-                                                         K: Woran arbeiten Sie gerade?
bracht?                                                                                            Neuhauser: Den ersten Tatort nach der
Adele Neuhauser: Sehr still wie alle – ein­                                                        Corona-Pause, den wir schon vorher an­
gesperrt. Irgendwann habe ich festgestellt,                                                        gefangen hatten, haben wir endlich abge­
dass es meiner Psyche nicht sehr gut tut,                                                          schlossen. Und die Dreharbeiten für den
wenn ich nur zu Hause bleibe. Ich bin dann                                                         zweiten fangen jetzt an.
jeden Tag in den Wiener Wald gegangen                                                              K: Sie spielen jetzt hauptsächlich in Film und
und bin dort intensivst marschiert.                                                                Fernsehen.Warum nicht im Theater?
K: Sie gehen viel spazieren? Meistens alleine?                                                     Neuhauser: Weil es sich nicht ausgeht.
Neuhauser: Ja.                                                                                     Schlicht und einfach. Ich würde sehr ger­
K: Wie hilft Ihnen das?                                                                            ne auch auf der Bühne stehen. Ich würde
Neuhauser: Durch das Verbundensein mit                                                             nicht sagen, dass ich den Film bevorzuge,
der Natur relativiert sich einiges. Das ist                                                        es hat sich jetzt so ergeben. Das sind zwei
für mich immer Seelenhygiene. Während               ICH WAR MEIN GRÖSSTER                          unterschiedliche Dinge, die nicht wirk­
der Corona-Zeit war es ganz besonders, ein                  FEIND                                  lich miteinander zu vergleichen sind. Ich
fast magisches Erlebnis, weil so still und so     Die Autobiografie der Charakterdar-              habe das Glück, dass ich mit meinem Sohn
wunderschön habe ich die Natur selten ge­          stellerin und Tatort-Kommissarin                (Anm.: Gitarrist Julian Pajzs) und seiner
sehen – vor allem im Wiener Wald, denn da            Adele Neuhauser. 216 Seiten,                  Band Edi Nulz auftrete. Dadurch wird das
ist oft viel los. Ich wohne im achten Bezirk         Brandstätter Verlag, € 21,90.                 Bedürfnis nach dem Bühnenerlebnis ein
und brauche Natur. Ich muss einfach raus                                                           bisschen abgedeckt.

                                                                       K
                                                                       12
K
13
Unter den
Arkaden des
Rathauses.
Adele ­Neuhauser,
Thomas Kiennast
und Andreas
­Berger von
 ­kratkys.net
  ­trotzen dem
   Regen.

                                                                                                    Wetterkapriolen und ­Corona
                                                                                                    zum Trotz: Mit entsprechen-
                                                                                                    dem Abstand und mitunter
                                                                                                    originellen Begrüßungs­
                                                                                                    szenen wurden die Spots
                                                                                                    von „Das Rund“ gedreht.
                                                                                                    Die Promis und das Pro-
                                                                                                    duktionsteam hatten viel
                                                                                                    Spaß dabei – ich auch!

  Letzter Schliff. Die erfahrene Make-up-Spezialistin Nina Sabary legt bei Thomas Maurer Hand an.

                                                                                 K
                                                                                 14
Kritischer Blick. Thomas Kiennast, Nicholas
                                          Ofczarek und Thomas Kratky bei der Auswahl
                                          der Video-Spots.

Im Dienst der guten Sache. Vollprofi Adele Neuhauser vertraut dem erfahrenen Kameramann
Thomas Kiennast voll und ganz. Mit ihm hinter der Kamera hat sie schon einige erfolgreiche
Projekte wie mehrere Folgen von „Tatort“ oder „Vier Frauen und ein Todesfall“ gedreht.

          K
          15
Ein kalter
                                                KAFFEE-
                                                GENUSS  Schon probiert? Der Eiskaffee hat
                                                       wieder Saison. Wir zeigen Ihnen ein
                                                            paar der neuen Rezepte.

                           Espresso mit Eis                          Text Ursula Scheidl

                           aus Mandelmilch
                         Nicht nur für Menschen, die sich vegan
                     ernähren, ein wunderbares Rezept aus 50 ml
                        kaltem Espresso und 5 ml Mandelmilch.
                      Dazu gibt man zunächst die Mandelmilch in
                     eine Eiswürfelschale und lässt sie im Eisfach
                     frieren. Den Espresso zubereiten und kühlen.
                       Sobald die Eiswürfel aus der Mandelmilch
                         gefroren sind, werden sie in den kalten
                                   ­Espresso gegeben.

         Café Cubano
Mark aus einer Vanilleschote herauskratzen
  und in 200 ml Milch geben. Milch erhitzen
  und Schokolade darin auflösen. Espresso
 auf zwei große Gläser verteilen und mit der
heißen Schokolade aufgießen. Rum auf beide
    Gläser verteilen und mit Zuckerwürfeln
 nach Geschmack süßen. Die restliche Milch
   ­aufschäumen und den Milchschaum auf
    den Kaffee geben. Chilischote zerreiben
             und den Kaffee mit je
              einer Prise würzen.
                                                          K
                                                          16
Der echte
                                                                     Wiener Eiskaffee
                                                                     ... besteht aus einem Drittel kaltem,­
                                                                      schwarzem Kaffee (gesüßt), einem
                                                                           ­Drittel Eis und einem Drittel
                                                                         ­Schlag­obers. Er wird in einem ­
                                                                             hohen Glas mit Strohhalm
                                                                                 und Löffel serviert.

                               Katerkaffee
                           Wenn man mal etwas über die
                         Stränge geschlagen hat, dann hilft
                          dieses Rezept garantiert. Starker
                         Mokka, gesüßt mit an ­Zitronenschale
                             geriebenen ­Zuckerstücken.
                                  Erfrischend und                                Das pinkfarbene Trendgetränk des
                                     belebend.                                 J­ ahres bringt Farbe ins Leben! Das
                                                                               Pink entsteht durch den Rote-Bete-
                                                                              Saft, der bei der ­Zubereitung hinzuge-
                                                                              geben wird. Für die Zubereitung 25 ml
                                                                              Rote-Bete-Saft in 100 ml Milch geben
                                                                                   und aufschäumen.­Einen Shot
iStock by Getty Images

                                                                                      Espresso hinzugeben &
                                                                                      mit 10 ml Honig süßen.

                                                                K
                                                                17
Kolumnist und
                                                                                                               Schriftsteller Manfred
                                                                                                              Rebhandl im Café Eiles
                                                                                                              (dem Treffpunkt für das
                                                                                                                Interview) – mit einem
                                                                                                                 kleinen Braunen und
                                                                                                                            „Die Welt“.

      Im Café daheim
  Für ihn beginnt ein schöner Tag im Kaffeehaus und genau dort endet er
 auch. Denn Manfred Rebhandl liebt es, Menschen zu beobachten bzw. zu
    treffen, Zeitungen zu lesen und einen kleinen Braunen zu genießen.
                                                        Text Andrea Buday

GRANDIOS. Wenn Manfred Rebhandl           l­iebsten im Weidinger, einem Kultcafé – mit   in die Innenstadt, dann startet er im Café
am frühen Morgen seinen ersten kleinen     dem besten Sardellenbrot der Welt. Zudem      Engländer, wechselt ins Alt Wien und zu-
Braunen trinkt, dann im Café Lorenz in     liebt er die unverfälschte Atmosphäre. Und    letzt ins Café Korb. Alles zu Fuß natürlich
Rudolfsheim-Fünfhaus, wo der 54-Jährige    ­natürlich den schattigen Schanigarten.       oder mit Öffis, denn er lehnt Autos strikt
auch seit rund einem Vierteljahrhundert     Treibt es den gebürtigen Oberösterreicher    ab. Wie vieles andere auch. Starbucks,
lebt. Denn dieses Multikulti-                                                                           Junkfood und Amazon.
Grätzel inspiriert ihn nicht                                                                            „An Sonntagen bin ich
nur bei seinen Kolumnen bzw.                                                                            meistens im Engländer, um
Reportagen, sondern natürlich                                                                           Fußball zu schauen“, gesteht
auch zu seinen Krimis. (Der                                                                             er schmunzelnd. Der ein-
neueste – „Sommer ohne                                                                                  gefleischte Kaffeehaus-Fan
Horst“ – entführt übrigens ins                                                                          konnte daher die Wieder-
Ottakringer Bad.) So gegen                                                                              eröffnung Mitte Mai kaum
Mittag übersiedelt er ins Kul-                                                                          erwarten. Daher war er auch
tur Café Kriemhild. „Die ha-                                                                            um sieben Uhr als Erster im
ben den schönsten Gastgarten                                                                            Café. „Um die frisch ein-
und sobald die Sonne scheint,                                                                           gespannten Zeitungen als
sitze ich den ganzen Nachmit-                                                                           Erster zu lesen und dann
tag dort.“ Nach einem klei-                                                                             zu schauen, wer verläss-
nen Braunen gönnt sich der                                                                              lich als Zweiter, Dritter etc.
Krimiautor auch gelegentlich                                                                            hereinspaziert kommt, um
                                                                                                        ­
                                                                                                                                          Stefan Joham

ein Achterl Wein. Seine Vor-                                                                            sich verlässlich an ,seinen‘
stadt-Runde beschließt er am                                                                            Platz zu setzen.“

                                                               K
                                                               18
Kolumne
                                                                                           Karl Schilling

                                              Der Kaffee
                                          Und die Kolonien
                                    Das Welthandelsgut Kaffee
                                    ist eng mit der Kolonialisierung der Welt
                                    verbunden. Denn neben Zucker war Kaf-
                                    fee eines der bedeutendsten Produkte aus
                                    den Kolonien. Zwar musste er bald seinen
                                    elitären Status einbüßen, wurde aber zu
                                    Anfang des 18. Jahrhunderts in einigen
                                    Regionen Europas einer breiten Bevölke-
                                    rungsschicht zugänglich.

                                    In etwa zwischen dem 15. und dem 17.
                                    Jahrhundert war Südarabien weltweit die
                                    einzige Region, in der Kaffee kultiviert
                                    wurde. Vor allem der Jemen sowie die
                                    Hafenstadt Mokka am Roten Meer wur-
                                    den aufgrund dieses Quasimonopols zu
                                    bekannten Zentren für den Anbau und
                                    den Handel von Kaffee. Nach Europa
                                    gelangte der Kaffee als Handelsware erst-
                                    malig zu Beginn des 17. Jahrhunderts.
                                    Insbesondere Venedig war in Westeuropa
                                    die erste Stadt, wo der Kaffeegenuss flo-
                                    rierte. Arabische und osmanische Händler
                                    lieferten in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
                                    hunderts den Kaffee in weitere Städte Eu-
                                    ropas. Vom Genuss sowie der „Heilkraft“         Ableger aus Amsterdam. Ein aus die-             Erfolg in Europa
                                    des Kaffeegetränks wusste man bereits aus       sem Kaffeebaum gezogenes P        ­ flänzchen   Mit der Ausbreitung des Kaffeeanbaus
                                    Geschichten von aus Arabien heimgekehr-         ­gelangte 1720 auf Martinique, die fran-        in den tropischen Kolonien reagierten
                                    ten Reisenden. Durch einen Gesandten             zösische Karibikinsel, von wo aus es die       die europäischen Kolonialmächte auf
                                    Mohammeds IV. wurde der Kaffee am Hof            benachbarten Antilleninseln eroberte. Seit     den Kaffee-Boom in Europa. Wegen
                                    Ludwigs XIV. bekannt, 1652 kam er nach           1762 baute man in der ehemals portu-           seiner anregenden Wirkung galt er als
                                    England, 1670 nach Deutschland.                  giesischen Kolonie Brasilien Kaffee an,        vielerorts geschätzter Wachmacher des
                                                                                     aber erst seit 1808 ist brasilianischer Kaf-   aufstrebenden Bürgertums. Mit seinem
                                    Der Weg in die Kolonien                          fee für den Welthandel von Bedeutung.          Genuss wurde auch eine die Arbeits-
                                    Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts ge-             Im Verlauf des 19. Jahrhunderts avan-          leistung steigernde Wirkung verbunden,
                                    lang es den Holländern, einige Kaffee-           cierte das südamerikanische Land zum           was den Kaffee zu einem willkommenen
                                    pflanzen aus dem arabischen Raum zu              Kaffee-Giganten. Auf dem indischen             Begleiter der Industrialisierung im 19.
Kobipa Kaffeerösterei, Hausbrandt

                                    ergattern und auf ihrer Südseekolonie            Subkontinent versuchten auch die Eng-          Jahrhundert machte.
                                    Java zu kultivieren. 1719 kam der erste          länder Anfang des 18. Jahrhunderts, im
                                    javanische Kaffee nach Amsterdam. Etwa           Kaffeegeschäft Fuß zu fassen. Namhafte                                 kaffeemuseum.at
                                    zur gleichen Zeit pflanzte man auch in           Erträge standen aber erst später zu Bu-                      kaffeekompetenzzentrum.at
                                    Surinam sowie auf Ceylon K­ affeepflanzen        che, nachdem sie Ceylon 1802 von Hol-                                Vogelsanggasse 36,
                                    an. Ludwig der XIV. erhielt 1710 e­ inen         land als Kronkolonie übernahmen.                                             1050 Wien

                                                                                                         K
                                                                                                         19
Ein Stück Wiener
   LEBENS-
   KULTUR                               Text Ursula Scheidl

   In einer zunehmend      NACHRICHTEN OHNE EILE. Wann                  für eine billige Schale Kaffee zugänglicher
                                                                                                                       Stefan Joham, Stefan Diesner, picturedesk.com, Interfoto

                           die erste Zeitung in einen Zeitungshalter    Klub, wo jeder Gast für diesen kleinen Obo-
    digitalen Welt wirkt   eingespannt wurde, lässt sich nicht mehr     lus stundenlang sitzen, diskutieren, schrei-
    der Zeitungshalter     genau sagen. Der Zeitpunkt muss aber mit
                           dem Aufkommen erster Kaffeehäuser in
                                                                        ben, Karten spielen, seine Post empfangen
                                                                        und vor allem eine unbegrenzte Zahl von
wie aus einer a­ nderen    europäischen Metropolen zusammenfallen.      Zeitungen und Zeitschriften konsumieren
                           Als sich das Kaffeehaus zunehmend als ein    kann. „Täglich saßen wir stundenlang, und
     Zeit. Auch er trägt   Ort zum Verweilen und Diskutieren des        nichts entging uns“, so philosophierte einst
   im Lieblingscafé zur    Weltgeschehens etablierte, gewann auch
                           das Zeitunglesen an Bedeutung. „Es ist
                                                                        der Schriftsteller Stefan Zweig in seinem
                                                                        Roman „Die Welt von gestern“ über die
 ­Entschleunigung bei.     eigent­lich eine Art demokratischer, jedem   Wiener Kaffeehauskultur.

                                                K
                                                20
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Tee ABC“ der Fachgruppe Wien
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  der Kaffeehäuser zeigt die Vielfalt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  des Angebots in Kaffeehäusern.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Neben schönen Illustrationen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  werden auch typisch öster-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  reichische Ausdrücke wie
                                                                                                                       elle.fr           HEBDOMADAIRE A9: 5,70
                                                                                                                                                                     ITA : 3,80 €. LUX : 2,60 €. MAR : 35 MAD.
                                                                                                                                                                     A : 4,90 €. D : 4,70 €. ANTILLES
                                                                                                                                                               €. SAINT-MARTIN : 7 €.
                                                                                                                                                                                                               PORT. Cont. : 3,80 €. NL : 4,70 €. NC
                                                                                                                                                                                                                                                     A : 1 350 CFP. NC S : 480 CFP. POLY
                                                                                                                                                                                                                              FR S : 500 CFP. TUN : 5,70 DNT.
                                                                                                                                                           MARS 2018 FRANCERÉUNION A : 6,70 €. GUY S : 4,20 €. CH : 4,30 FS. ESP : 3,80 €. GR : 4,60 €.
                                                                                                                                                €. BEL : 2,60 €. CAN $: 5,90 CND.
                                                                                                                                                                                    MÉTROPOLITAINE 2,30 €. AND : 2,70

                                                                                                                                                                                                                                                                                            PODCASTS FOOD
                                                                                                                                                                                                                                                                                            LES MEILLEURS
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  „Kapuziner“ erklärt, die man im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kaffeehaus genießen kann. Auch
                                                                                                                             LE BLANC !
                                                                                                                         ON VOTE POUR                                                                                                                                                         ON A TESTÉ
                                                                                                                       OU PAR TOUCHES                                                                                                                                                        DES SEXES
                                                                                                                        EN TOTAL-LOOK                                                                                                                                                        ANTI-GUERRE
                                                                                                                       MODE D’EMPLOI                                                                                                                                                         MANIFESTE
                                                                                                                                                                                                                                                                                             NOTRE

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  die verschiedenen Teesorten
                                                                                                                        VIE À LA FERME
                                                                                                                        MA NOUVELLE
                                                                                                                        À LA RÉALITÉ
                                                                                                                            DU RÊVE
                                                                                                                                                                                                                                                                                           LES PORTER
                                                                                                                                                                                                                                                                                           ET COMMENT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  sind aufgelistet.
                                                                                                                         PAR LE SON
                                                                                                                        LE BIEN-ÊTRE                                                                                                                                           DE LA SAISON
                                                                                                                        VIBRATIONS                                                                                                                                             NOS ENVIES
                                                                                                                            GONGS
                                                                                                                           CHANTS                                                                                                                                              TOUTES
                                                                                                                                                                                                                                                                   CHAUSSURES…
                                                                                                                              EN DOUCEUR
                                                                                                                         ELLE S’EST IMPOSÉE                                                                                                                        SACS, BIJOUX,
                                                                                                                                 COMMENT
                                                                                                                         ET INDÉPENDANTE
                                                                                                                           STAR HEUREUSE
                                                                                                                         KNIGHTLEY
                                                                                                                             KEIRA

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                                                                                                                                 HEARTBREAK
                                                                                                                                 LENA DUNHAM FACES                                                                                                                                           TOMB RAIDER
                                                                                                                                 INFERTILITY AT 31                                                                                                                                              RULE BREAKER
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   RISK TAKER

                                                                                                                                  THAT’S
                                                                                                                                  SO FETCH
                                                                                                                                  MEAN GIRLS
                                                                                                                                  ON BROADWAY
                                                                                                                                                                                                                                                                                             SPRING
                                                                                                                                   BUZZ
                                                                                                                                   WORTHY
                                                                                                                                                                                                                                                                                           SHAKE-UP!
                                                                                                                                   SUBVERSIVE
                                                                                                                                   SHORT CUTS                                                                                                                                                  FASHION HOUSE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    CRASHING
                                                                                                                                                                                                                                                                                                THE BOYS’CLUB
                                                                                                                                                                                                                                                                                                   AMPING UP
                                                                                                                                                                                                                                                                                             AFTER-PARTY STYLE

                                                                                                 PRICE $8.99
                                                                                MAR. 12, 2018

                                                                                     International ausgezeichnet. Der 1987
                                                                                     in Kärnten geborene Designer Thomas
                                                                               Poganitsch hat nach beruflichen Aufenthalten
Fast vergessenes Kulturgut. Die Zeitung                                           für internationale Designstudios in Italien
                                                                                und China vor einigen Jahren Wien als sein
liefert nach wie vor Nachrichten aus aller                                                       zweites Zuhause entdeckt.
Welt, Bildung sowie kulturelle und gesell-
schaftliche Denkanstöße. Im Kaffeehaus                                    auch, die Zeitung komplett zusammenzu-
liegt sie traditionell kostenlos auf – und das                            halten. Beim Lesen gehen oft insbesondere
in großer Vielfalt. Kaum etwas ist so stark                               die Beilagen verloren und die Reihenfolge
mit der Kaffeehauskultur verbunden wie                                    der Seiten wird durcheinandergebracht.
der Zeitungshalter aus gebogenem Holz,
mit dem man vor allem großformatige Zei-                                  Klassiker im Trend. Der original Wiener
tungen und Zeitschriften elegant durch-                                   Zeitungshalter stand bereits kurz vor dem
blättern kann. Ende des 19. Jahrhunderts                                  Aussterben. Ein Familienunternehmen fer-
erfand Michael Thonet jene Technik, Holz                                  tigte und lieferte die Halter seit 1867. Im                                                                                                                                                                                             unsere dauergestresste Zeit“, so Poganitsch.
mithilfe von Dampf und Druck in Form                                      Alter von 90 Jahren sah sich der Besitzer
zu biegen, und legte damit gleichzeitig den                               allerdings gezwungen, den Betrieb einzu-                                                                                                                                                                                                Papierlos lesen. Seit kurzem kann man
Grundstein für die industrielle Fertigung.                                stellen. 2018 übernahm der Designer Tho-                                                                                                                                                                                                im Kaffeehaus auch kostenlos digital lesen:
Die Zeitungen wurden aufgespannt, um                                      mas Poganitsch einen Teil seiner Werkzeuge                                                                                                                                                                                              „Wir sehen den digitalen Morawa Kiosk
sie ungeknickt und plan halten zu können.                                 und Maschinen. Er wollte dieses österrei-                                                                                                                                                                                               eher als Ergänzung zur gedruckten Zei-
Dies erleichterte das Lesen im Kaffeehaus                                 chische Kulturgut vor dem Aussterben                                                                                                                                                                                                    tung. Unsere Kunden schwören zu 99 %
und half mit, die Druckwerke aus billigem                                 bewahren. In Wien Leopoldstadt stellt er                                                                                                                                                                                                weiterhin auf die gedruckte Zeitung, da
Papier für den häufigen Gebrauch durch                                    seine Produkte in Handarbeit her. „Zei-                                                                                                                                                                                                 die haptische Wahrnehmung entscheidend
weitere Gäste länger unzerknittert zu hal-                                tungshalter sind nicht nur ein Stück Nos-                                                                                                                                                                                               ist“, so Siegfried Smole, Geschäftsleitung
ten. Der Zweck des Zeitungshalters ist es                                 talgie im Alltag – sie passen auch perfekt in                                                                                                                                                                                           Morawa.

                                                                                                                 K
                                                                                                                 21
Wir haben
                    NICHTS
                 falsch gemacht
     Wir haben Wolfgang Binder gefragt, wo bei den Kaffeehausbetreibern
       jetzt besonders der Schuh drückt und was es in Zukunft braucht.
                                                                  Interview Ursula Scheidl

K: 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, appel­       größere Betriebe braucht es noch mehr. In           Binder: Der Nasen-Mund-Schutz muss von
lierte Hugo von Hofmannsthal an die Bevölkerung,       der Zwischenzeit wurden seitens der Bun­            Gästen nicht mehr getragen werden. Auch
ins Theater und in Restaurants zu gehen und Geld       desregierung und der Stadt Wien einige              für das Personal soll diese Verpflichtung ab
auszugeben, um damit Menschen Arbeit zu geben          Unterstützungen auf den Weg gebracht. Ob            1. Juli wegfallen. Seit Mitte Juni dürfen auch
und Jobs zu sichern. Eine gültige Zukunftsstrategie?   diese ausreichen werden, wird uns die Zeit          wieder mehr als vier Personen aus verschie­
Wolfgang Binder: Absolut. Wir brauchen                 zeigen. Wir werden weit höhere Umsätze als          denen Haushalten gemeinsam an einem
auch jetzt die Unterstützung unserer Gäste.            die aktuellen benötigen, um die jetzt einge­        Tisch Platz nehmen. Auch Gruppenreservie­
Wenn Kaffeehäuser zusperren müssen, geht               gangenen Verbindlichkeiten zurückbezahlen           rungen sind wieder möglich.
nicht nur ein wichtiges Wiener Kulturgut,              zu können.Viele leben von ihren Reserven –          K: Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Kurz­
sondern auch viele Arbeitsplätze unwieder­             falls vorhanden –, was auch nicht Sinn und          arbeitsmodell?
bringlich verloren. Die Schließzeit war hart.          Zweck der Sache sein kann.                          Binder: Die Wiener Gastronomie sorgt
Aber die Freude ist da, dass wir endlich wie­          K: Wie ist das jetzt genau mit der Maskenpflicht?   für 1,4 Milliarden Euro Umsatz. Leider ist
der aufsperren dürfen. Ich appelliere an                                                                       das Modell nur bedingt für den Dienst­
die Wienerinnen und Wiener, kommen                                                                             leistungssektor geeignet. Es wurde für
Sie ins Kaffeehaus und gönnen Sie sich                                                                         die Industrie entworfen. Wenn ich die
eine Melange mit Mehlspeis’.                                                                                   Produktion um 50 Prozent reduziere, be­
K: Viele Menschen haben nach den Wochen                                                                        nötige ich auch nur 50 Prozent Leistung.
der Verbote Angst, wieder ins Kaffeehaus zu                                                                    Das gilt nicht für die Gastronomie. Hier
gehen. Darf man jetzt wieder genießen?                                                                         wird auch bei eingeschränktem Betrieb
Binder: Selbstverständlich. Die Sicher­                                                                        mehr Personal benötigt. Das Modell hilft
heitsmaßnahmen müssen eingehalten                                                                              den Arbeitnehmern, aber nur bedingt den
und der Sicherheitsabstand beachtet wer­                                                                       Unternehmen.
den. Man geht ja nicht ins Kaffeehaus,                                                                         K: Was bedeutet das 500-Millionen-Wirts­
um hemmungslos zu feiern – es geht                                                                             haus-Paket für die Wiener Kaffeehausbetreiber?
um verantwortungsvollen Genuss mit                                                                             Binder: Zusätzlich zu dem 500-Milli­
Hausverstand. Nach diesen Wochen ist                                                                           onen-Wirtshaus-Pakt hat die Bundes­
das pure Freude, es bringt das Wiener                                                                          regierung nun auch die Senkung der
Lebensgefühl zurück und rettet Mocca                                                                           Umsatzsteuer auf 5 Prozent angekündigt.
für Mocca unsere Kaffeehauskultur. Die                                                                         Der Steuersatz auf Speisen und Getränke
Gäste brauchen jetzt einfach wieder den                                                                        in der Gastronomie soll ab 1. Juli 2020 bis
Mut, ins Kaffeehaus zu gehen, sonst exis­                                                                      Jahresende auf 5 Prozent gesenkt wer­
tiert in einem halben Jahr das Lieblings-                                                                      den. Die Pauschalierungsgrenze wird von
Café vielleicht nicht mehr.                                                                                    255.000 auf 400.000 Euro Jahresumsatz
K: Es gibt einen Trend zu regionalen Pro­                                                                      erhöht. Weiters wird die Höchstgrenze
dukten, auch im Kaffeehaus …                                                                                   für steuerfreie Essensgutscheine für die
Binder: Wir bemühen uns jetzt noch                                                                             Gastronomie von 4,4 Euro auf 8 Euro
mehr um einen bewussteren Umgang                                                                               angehoben, die Absetzbarkeit von Ge­
                                                                                                                                                                APA picturedesk.com, Sabine Hauswirth

mit Ressourcen und insgesamt um mehr                                                                           schäftsessen von 50 auf 75 Prozent erhöht
Nachhaltigkeit, obwohl das bei uns im­                                                                         und die Schaumweinsteuer ab 1. Juli 2020
mer schon ein großes Thema war.                                                                                abgeschafft.
K: Wie beurteilen Sie den Härtefallfonds?                                                                      K: Wie sieht es mit der Wiener Schanigarten-
Binder: Der Härtefallfonds ist eine enga­                                                                      Regelung aus?
gierte Maßnahme, die vielen als erster Schritt         Geselliges Treiben. Das Kaffeehaus war immer        Binder: Betriebe, die durch die Corona-Krise
                                                       schon ein Ort, wo man sich trifft und gerne
geholfen hat. Aber für mittelständische und            gesellige Stunden verbringt.                        wirtschaftlich eingeschränkt wurden, zahlen

                                                                               K
                                                                               22
„Wir brauchen
                                                                                                           unsere Gäste, um
                                                                                                            zu überleben.“
                                                                                                                    Wolfgang Binder

weniger oder gar keine Gebrauchsabgabe –            auf einem wirklich guten Weg. In Wien gibt      ­ ollen und diese auch zu schätzen wissen.
                                                                                                    w
und zwar für Schanigärten, Beleuchtungen            es ein vielfältiges gastronomisches Angebot.    Gute Qualität darf auch ihren Preis haben.
und einiges anderes. Die Gesetzesänderung           Wir wurden vor eine Situation gestellt, die     K: Spielt hier nicht auch der Servicegedanke eine
ermöglicht Refundierungen rückwirkend               wir absolut nicht beeinflussen konnten. Wir     wichtige Rolle?
mit 1. März 2020. Angefangene Monate gel­           brauchen unsere Gäste und Mitmenschen,          Binder: Unbedingt. Wir dürfen uns nicht
ten immer als ganze Monate. Ein Gasthaus,           um diese Kultur weiterführen zu können.         mit dem Preis eines schnellen Stehcafés
dessen Schanigarten von 16. März bis 14.            Wir haben gelernt, dass es in erster Linie um   z.B. in Mailand vergleichen lassen. Der Ver­
Mai behördlich geschlossen war, bekommt             soziale Kontakte geht.                          gleich hinkt, denn auch in Mailand bezahlt
daher die Abgabe für drei ganze Monate              K: Würde eine höhere Eigenkapitalquote in der   man für denselben Kaffee, wenn man sich
zurück. Dies geschieht allerdings nicht auto­       Gastronomie helfen?                             hinsetzt, 5,90 Euro. In Österreich muss der
matisch! Wer Geld rückerstattet bekommen            Binder: Wie schafft man sie? Der „typische“     Wert der Dienstleistung mehr in den Fo­
will, muss einen Antrag stellen. Die Stadt          Gastronom lebt nicht auf großem Fuß. Die        kus gerückt werden. Wenn man in anderen
Wien bietet hierfür ein Online-Formular.            Krise hat gezeigt, dass die Preisgestaltung     europäischen Hauptstädten auf das Service
K: Wie wirkt sich die Corona-Pandemie langfristig   nicht immer die Kostensituation der Be­         blickt, liegen da manchmal Galaxien dazwi­
auf die Gastronomie aus?                            triebe widerspiegelt. Überlegen Sie, was        schen. Wir liefern in der Branche eine her­
Binder: Einige Unternehmen werden leider            der Einkauf der Zutaten für ein Menü im         vorragende Dienstleistung, der Gast schätzt
schließen müssen. Für die anderen gilt, dass        Supermarkt kosten würde. Wir arbeiten ja        sie und wird ihren Wert auch anerkennen.
80 Prozent der nicht unbedingt notwendi­            mit guten Produkten. Dazu kommen die            K: Meckern ist leichter als loben …
gen Investitionen in den nächsten zwei Jah­         Arbeitszeit unseres Personals, die anteiligen   Binder: Leider bleibt Schlechtes intensiver
ren nicht getätigt werden können. Das hat           Fixkosten etc.                                  in Erinnerung, negative Nachrichten ver­
natürlich auch Auswirkungen auf Zulieferer          K: Warum werden die Preise in der Gastronomie   breiten sich rasch. Dabei sollten wir uns
wie Handwerks- und Handelsbetriebe.                 dann nicht erhöht?                              doch an den schönen und positiven Dingen
K: Können wir etwas aus der Krise lernen?           Binder: Das ist der Punkt: Einige Gastro­       des Lebens orientieren und erfreuen. Dafür
Binder: Ich habe als Unternehmer nichts             nomen haben Sorge, dass ihre Gäste ab­          sind wir – als Wiener Kaffeehausbetriebe –
falsch gemacht, daher kann ich auch keine           lehnend reagieren. Ich bin aber überzeugt,      für unsere Gäste da. Genießen Sie in unseren
echte Lehre daraus ziehen.Wir waren vorher          dass unsere Gäste gute Produkte genießen        Cafés schöne und erholsame Stunden.

                                                                         K
                                                                         23
Die österreichische
       NEUE
      MODERNE                                                  Text Helmut Schneider

Albertina modern. Mit „The Begin­
ning“ zeigt das neue Museum im
Künstlerhaus österreichische Kunst
in den entscheidenden Jahrzehnten
nach 1945. Vom Aufbruch nach dem
Krieg bis zur Wende 1980.

MIT DER ALBERTINA MODERN                      Einblicke in die Ausstel-
                                                  lung „The Beginning“
besitzt Wien jetzt im komplett sanierten           mit etwa 340 Werken
und adaptierten Künstlerhaus ein weiteres      österreichischer Künst­
                                                 lerinnen und Künstler.
großes Museum für Gegenwartskunst. Auf
mehr als 2.000 Quadratmetern Ausstel-
lungsfläche werden hier zukünftig große
Themenausstellungen nationaler wie auch       garden gegeben hat. Es bestanden sogar       reaktionäre Kunstverständnis an, während
internationaler Kunst nach 1945 statt-        Gräben zwischen dem Phantastischen           die Abstrakten, Wolfgang Hollegha und
finden. Coronabedingt musste die echte        Realismus – in Österreich die erste künst-   Markus Prachensky, dagegen anmalen.
Öffnung auf 27. Mai verschoben werden.        lerische Erneuerung nach Jahrzehnten der     Die gesellschaftskritischen Realisten von
Dafür ist die erste Ausstellung eine klei-    Stagnation und Provinzialisierung – und      Alfred Hrdlicka über Reimo Wukounig
ne Sensation. Besucher bekommen einen         der abstrakten Malerei, zwischen dem
veritablen Überblick über das heimische       Wiener Aktionismus und der konkreten
Kunstschaffen nach dem Zweiten Welt-          und geometrischen Kunst.
krieg bis ins Jahr 1980. Studiert werden                                                     THE BEGINNING
                                                                                             KUNST IN ÖSTERREICH ZWI­
kann dabei auch, wie schwer es die mo-        Gemeinsame Feinde. Gemeinsam       sind
                                                                                             SCHEN 1945 UND 1980
derne Kunst in Österreich hatte und wie       den Künstlerinnen und Künstlern dieser
                                                                                             Etwa 340 Werke von 74 Künstle-
lange das nationalsozialistische Kunstideal   Avantgarden die radikale Auflehnung ge-
                                                                                             rinnen und Künstlern
vom reinen Schönen noch nachwirkte.           gen Autorität und Hierarchie, die Kritik       Katalog erhältlich um € 49,90
Das Künstlerhaus diente etwa in der NS-       an der Verdrängung vergangener Schuld          (deutsch) im Shop der ALBERTINA
Zeit als Ort der berüchtigten Ausstellung     und die kompromisslose Zurückweisung           MODERN und der ALBERTINA
„Entartete Kunst“, in der die Nazis pau-      eines reaktionären Kunstverständnisses,        Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr
schal die Moderne verunglimpften. Die         das weit über 1945 hinaus in Österreich        Albertina modern
Wiener Avantgarde war dann nach dem           als Ideal gilt. Gegen dieses Ideal ver-        im Künstlerhaus,
Krieg lange Jahre auch eine Geschichte        stoßen die Schreckensbilder des frühen         Erd- und Untergeschoß
von Kunstskandalen.                           Ernst Fuchs, Anton Lehmden und Ru-             Karlsplatz 5, 1010 Wien,
Wobei die Ausstellungsmacher von „The         dolf Hausner. Die Wiener Aktionisten           Tel.: +43/(0)1/534 83-0
Beginning“ davon ausgehen, dass es in Ös-     von Otto Mühl bis Günter Brus und              www.albertina.at
terreich nach 1945 stets mehrere Avant-       Hermann Nitsch spielen auf das gängige

                                                                       K
                                                                       24
tenden EinzelgängerInnen Friedensreich
                                                                                                                                                                                                                                     Hundertwasser, Arnulf Rainer und Maria
                                                                                                                                                                                                                                     Lassnig eigene Räume. Was Skulptur und
                                                                                                                                                                                                                                     Objektkunst in diesem Zeitraum leisten,
                                                                                                                                                                                                                                     veranschaulichen Hauptwerke von Joan-
                                                                                                                                                                                                                                     nis Avramidis und Rudolf Hoflehner über
                                                                                                                                                                                                                                     Wander Bertoni und Roland Goeschl bis
                                                                                                                                                                                                                                     Curt Stenvert, Bruno Gironcoli und Cor-
                                                                                                                                                                                                                                     nelius Kolig.
Albertina Wien, Sammlung Dagmar und Manfred Chobot © ART BRUT KG, Maria Lassnig Stiftung / Bildrecht, Wien, 2020, Estate Robert Klemmer

                                                                                                                                                                                                                                                  Epochenabgrenzungen. Es
                                                                                                                                                                                                                                                   ergibt sich für diese Aus-
                                                                                                                                                                                                                                                     stellung eine Epochen-
                                                                                                                                                                                                                                                       grenze, die über die
                                                                                                                                                                                                                                                        Besatzungszeit hinaus-
                                                                                                                                                                                                                                                         reicht und der erst
                                                                                                                                                                                                                                                          mit den 1980er Jah-
                                                                                                                                                                                       Links: Maria Lassnig, Woman Power, 1979.                           ren ein anderer, ein
                                                                                                                                                                                       Oben: August Walla, Augustin.! KPÖ.! KPS.!,                         neuer Abschnitt der
                                                                                                                                                                                       undatiert. Rechts: Robert Klemmer,
                                                                                                                                                                                       Laufender Klemmer, 1969                                             Kunstgeschichte
                                                                                                                                                                                                                                                      gegenübersteht. Für die
                                                                                                                                                                                                                                                       in den 1950er Jahren
                                                                                                                                          bis Gottfried Helnwein verfluchen dieses   Valie Export und die spätere femi-                                geborene Generation
                                                                                                                                          Ideal und Wiens Speerspitze der Art brut   nistische Avantgarde, von Renate                                  waren der National-
                                                                                                                                          von Franz Ringel bis Peter Pongratz ver-   Bertlmann und Friederike Pezold                                   sozialismus und das in
                                                                                                                                          spottet es.                                bis Birgit Jürgenssen und Karin Mack,                            ihm verankerte Kunst-
                                                                                                                                          Erst nach und nach wiederentdeckt          sind es nicht nur leid, sich von Männern                        und Gesellschaftsver-
                                                                                                                                          wurden die Künstlerinnen, die ab den       repräsentieren und darstellen zu lassen.                       ständnis keine Bezugs-
                                                                                                                                          späten 1960er Jahren den Konflikt der      Sie positionieren sich radikal gegen die                      größen mehr. 2021 wird
                                                                                                                                          Geschlechter beziehungsweise die ge-       patriarchale Gesellschaft, die immer noch                     mit „The Eighties“ dieser
                                                                                                                                          sellschaftliche Benachteiligung der Frau   von den Geschlechterrollen, Zwängen                           neue Abschnitt ebenfalls
                                                                                                                                          zum Ausgangspunkt ihrer widerständigen     und Tabus des „Austro-Faschismus“ und                         zum Gegenstand einer
                                                                                                                                          Kunst machen. Sie bekämpfen das reak-      „Dritten Reichs“ geprägt ist. „The Be-                         großen Ausstellung in
                                                                                                                                          tionäre Ideal ebenfalls: Die Aktionistin   ginning“ widmet aber auch den bedeu-                            der Albertina modern.

                                                                                                                                                                                                            K
                                                                                                                                                                                                            25
Zeit für
                         KULTUR
                        Das langsame Wiedererwachen des Kultur­
                        betriebs bietet vor allem wieder Gelegenheit,
                         interessante Ausstellungen zu besuchen.

                                                                                                        BIS 30. 8. 2020
                                                                                                        SHOW OFF.
                                                                                           Die Schau „SHOW OFF. Austrian Fashion
                                                                                           Design“ im MAK widmet sich der öster­
                                                                                             reichischen Avantgardemode von den
                                                                                             1980er Jahren bis heute. Das spekta­
                                                                                           kuläre Ausstellungsdesign stammt vom
                                                                                             Wiener Architekten Gregor Eichinger.
                                                                                            Stücke wichtiger Designer wie Helmut

                                                                                                                                       Römermuseum, MAK, Julian Hargreaves, Gugging Tschirtner, Belvedere, Wien Museum, Mumok_Strobl, Leopoldmuseum, Florian Aschka
                                                                                           Lang, Ledea Muard, Marc Thomas Merz
                                                                                            oder Schella Kann sind zu sehen. (Foto
                                                                                               oben: Wendy&Jim, 2018). mak.at

                                                                                                        BIS 10. 1. 2021
                    KÜNSTLERHAUS NEU                                                              OSWALD TSCHIRTNER
                                                                                           Der 2007 verstorbene Ausnahmekünst­
ALLES WAR KLAR. Das Künstlerhaus mit seinen 450 Mitgliedern thematisiert in der             ler wäre heuer 100 Jahre alt geworden.
Eröffnungsschau bis zum 1.11., wie sich die institutionellen Routinen über die 150 Jahre       Das Museum Gugging widmet ihm
der Geschichte des Hauses hinterfragen lassen. Gäste werden auf einen Rundgang durch         daher die Sonderausstellung „oswald
insgesamt sieben Ausstellungsräume eingeladen, der einer sorgfältigen Dramaturgie folgt.   tschirtner.! das ganze beruht auf gleich­
Ein Zyklus der Metamorphose und zugleich Katharsis der neu zu etablierenden Institu-       gewicht“. Ein umfangreicher Katalog ist
tion wird sich schließen, bis sich die Unterscheidung und Wertigkeit von Vergangenheit          im Residenz Verlag erschienen.
und Zukunft allmählich auflöst. Mit Werken u.a. von Sandra Brandeis Crawford, Waltraut                (Di.–So., 10–18 Uhr)
Cooper, Johannes Deutsch, Michael Endlicher, Lore Heuermann, Uta Heinecke. k-haus.at                  museumgugging.at

                                                                 K
                                                                 26
BIS 20. 9. 2020
                                                                                                   RICHARD NEUTRA
                                                                                            Der 1923 in die USA ausgewanderte
                                                                                            Wiener wurde zu einem der erfolg­
                                                                                          reichsten Architekten überhaupt. Seine
                                                                                           Bungalows in Palm Springs und Los
                                                                                          Angeles sind Ikonen der Moderne. Das
                                                                                          Wien Museum zeigt jetzt im MUSA beim
                                                                                          Rathaus eine umfangreiche Schau über
                                                                                             diesen Superstar der Architektur.
     WÜRDIGUNG EINER VIELFÄLTIGEN                                                                     wienmuseum.at

INGEBORG STROBL. Die 2017 verstorbene österreichische Künstlerin hatte eine Vor-
liebe für das Randständige, Verborgene, das allzu leicht Übersehene oder Verdrängte so-
wie eine damit verknüpfte Abneigung gegen Produktions- und Konsumwahn. Ihre Kunst
ist subtil, aber trotzdem sehr wirksam, wie eine große Ausstellung im mumok jetzt zeigt
(17. Juni bis 10. Jänner 2021). Strobl hat dem mumok ihr Archiv mit zahlreichen Werken
und Drucksorten als Schenkung überlassen. Diese Archivalien bilden den Kern der Retro-
spektive, die noch gemeinsam mit der Künstlerin konzipiert wurde. mumok.at

                                                                                          ARCHÄOLOGISCHE ENTDECKUNGEN
                                                                                             HISTORISCHE FUNDSTÜCKE
                                                                                            Das Römermuseum zeigt Archäologie
                                                                                             in der „Alten Post“ und ermöglicht
                                                                                            so Einblicke in die über 2000-jährige
                                                                                           Geschichte von Wien. 2017 wurden bei
                                                                                          Grabungen im Bereich Postgasse/Domi­
                                                                                           nikanerbastei Funde gemacht, die von
                                                                                           der keltischen Zeit bis ins 20. Jahrhun­
                                                                                                dert reichen. wienmuseum.at

           BIS WINTER 2020                                 AB 23. 9. 2020                           12. 9. 2020, 19 UHR
  HUNDERTWASSER & SCHIELE                        ELENA LUKSCH-MAKOWSKY                              DAMENSPITZ 2.0
  Friedensreich Hundertwasser (1928–          Die in St. Petersburg geborene Künst­          Das Café Korb bringt das beliebte
  2000) prägte als Maler, Gestalter und        lerin heiratete 1900 den Wiener Bild­       Gesangsduo ertmals wieder nach der
 Vorkämpfer der Ökologiebewegung die          hauer Richard Luksch, kam so mit der          Babypause. Die Texte entstanden in
   Kunst über die Grenzen Österreichs           Wiener Secession in Berührung und         Zusammenarbeit mit dem Schriftstel­
 hinaus. Wenig bekannt ist seine inten­       war auf den Ausstellungen der Gruppe        ler, Radiomoderator und Kabarettisten
  sive Beschäftigung mit Egon Schiele          vertreten. Das Obere Belvedere zeigt                  Gerhard Blaboll.
     (1890–1918). leopoldmuseum.at                   jetzt ihr Werk. belvedere.at                      cafekorb.at

                                                                 K
                                                                 27
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