GEORG KAPSCH NEUER IV-PRÄSIDENT - Verein Wirtschaft für Integration
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P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER Juli/August 2012 Die Antritts-Pressekonferenz des neuen IV-Präsidiums: GEORG KAPSCH www.industrieland.at/ n/8104g NEUER IV-PRÄSIDENT Foto: Prantl STEIERMARK | Jochen Pildner-Steinburg wiedergewählt > Seite 19
News UVP-Gesetz als Investitionsbremse Österreichs Industrie hat in den vergangenen Jahren aus heimischen Quellen zusätzlich er- Millionen in den Umweltschutz investiert. Ein möglichst schwert. schonender Umgang mit der Natur ist selbstverständlich. Eine wesentliche Erleichterung bringt M it der am 12. Juni im Ministerrat beschlossenen Novelle des Um- weltverträglichkeitsprüfungsgesetzes geschriebene Überprüfungsfrist von sechs Wochen und spielen in der Pra- xis eine große Rolle. Jährlich werden die Novelle dagegen bei der verstärk- ten Konzentration von Genehmi- gungsverfahren für den Ausbau des (UVP-G) drohen allerdings gravie- in Österreich rund 100-150 Feststel- hochrangigen Straßen- und Schienen- rende Verzögerungen für wichtige lungsverfahren durchgeführt, im Rah- netzes. Nicht zuletzt auf Druck der Industrie- und Infrastrukturvorhaben. men derer bei mehr als drei Viertel IV konnte auch erreicht werden, dass der Verfahren festgestellt wird, dass sich die Behörden im Feststellungs- Zwar werden einige wichtige Verfah- keine UVP nötig ist. Durch die Schaf- verfahren auf eine Grobprüfung zu rensvereinfachungen vorgenommen, fung einer Beschwerdemöglichkeit für beschränken haben, um das eigent- in Summe wird das Ziel der Novelle, NGOs werden Projektwerber künftig liche UVP-Verfahren nicht vorwegzu- nämlich eine Beschleunigung der oh- bis zu einem Jahr im Ungewissen da- nehmen. nehin schon übertrieben langen UVP- rüber gelassen, ob ein Vorhaben UVP- Verfahren, verfehlt. pflichtig ist oder nicht. Die IV fordert, dass die offenen Kri- tikpunkte, die zu Lasten des Industrie- Kern der Kritik ist die Einführung von Darüber hinaus werden ein neuer standorts Österreich gehen, im Zuge Überprüfungsrechten anerkannter Tatbestand bei unkonventionellen der parlamentarischen Behandlung Umweltorganisationen bei nega- Erdöl- oder Erdgasvorkommen und Anfang Juli noch überarbeitetet wer- tiven Feststellungsbescheiden. Die eine Verschärfung der Wasserkrafttat- den. Feststellungsverfahren dauern mit bestände eingeführt. Dadurch werden durchschnittlich fünf Monaten bereits der Ausbau der Wasserkraft und die Christina Fürnkranz deutlich länger als die gesetzlich vor- Steigerung der Versorgungssicherheit c.fuernkranz@iv-net.at Foto: iStockphoto.com/BartCo Folgen Sie uns auf , adden Sie uns auf oder abonnieren Sie unsere App im iTunes-Store. 2 iv-positionen | Juli/August 2012
INHalt Die Renaissance der Industrie Kein Wunder, dass die USA und Großbritannien Sektor und hohem Industrieanteil deutlich Alarmglocken wieder auf die Industrie setzen besser durch die Krise gekommen sind als schrillen. Es Länder ohne nennenswerte Industrie, wie ist leicht, die Der Abgesang auf „die Industrie“ füllt Griechenland oder Großbritannien. Standortqua- Bände von Büchern, Zeitungsartikeln, lität zu ver- Reden und Abhandlungen. Begriffe wie Auch Österreich hat in der Krise massiv schlechtern. „Dienstleistungsökonomie“ wurden auch von seiner Industrie profitiert. Zwei Drittel Den hier in dazu instrumentalisiert, um Qualitäten des Aufschwunges seit 2009 gehen – direkt kürzester Zeit verlorenen Boden werden und Leistungen der Industrie schlecht- und indirekt – auf das Konto der Industrie. wir aber nur über jahrelange, mühsame zureden. Umso wichtiger ist es nun, den Industrie- Arbeit wieder aufholen können. Genau da- und damit Arbeitsstandort zu stärken und rum geht es jetzt. Österreich verfügt heute Das ist jetzt anders. Die Industrie ist plötz- diesen Vorteil nicht zu verspielen. Das über eine solide, industrielle Basis. Damit lich wieder in aller Munde. In den USA Absinken Österreichs in Standort-Rankings sie Zukunft hat und verbreitert werden oder Großbritannien – jahrzehntelang in zeigt den großen Handlungsbedarf. Unser kann, muss die Renaissance der Industrie die andere Richtung („new economy“) Land ist gerade dabei, seinen mühsam auch in den Köpfen der Politiker und in unterwegs – stehen heute Re-Industria- über Jahre aufgebauten Vorsprung ge- ihrem Handeln ankommen. Alles andere lisierungsprogramme auf der politischen genüber den Mitbewerbern leichtfertig zu wäre fahrlässig gegenüber Österreich und Agenda. Dies aus guten Gründen: Die verlieren. Das bringt der direkte Vergleich seiner Zukunft. Finanz- und Wirtschaftskrise hat gezeigt, mit Deutschland auf den Punkt: 2006 lag dass es nur ein wirkliches Bollwerk gegen Österreich im World Competitiveness Re- ökonomische Instabilitäten gibt, nämlich port des IMD noch auf Platz 13, Deutsch- eine leistungsfähige Industrie. Sie sichert, land auf Platz 26. 2012 lautet das Ranking Ihr was aktuell viele mit „Resilienz“ bezeich- ganz anders: Österreich auf Rang 21, nen: Widerstandskraft und Durchsetzungs- Deutschland auf Rang 9. vermögen auch in schwierigen Zeiten. Ge- rade die letzten Jahre haben gezeigt, dass Da müssen bei allen verantwortlichen Länder mit einem starken produzierenden Entscheidungsträgern in der Politik die Christoph Neumayer I NHALT News A K TUE L L Wir wünschen allen unseren 2 UVP-Gesetz als Investitionsbremse 12 Bildungschancen für junge Migrantinnen Leserinnen und Lesern und Migranten verbessern einen angenehmen Kommentar von Aussen 13 Unternehmen mit Verantwortung Sommer! 4 Simon Kravagna: Die Achse der Guten B l i ck p u nk t e 14 IST Austria würdigt Engagement Europa von Veit Sorger 5 Industrie lehnt Eingriffe in ETS strikt ab 15 News, Termine Coverstory Junge industrie 6-11 Starke Bilanz trotz fordernder Zeiten 16-17 „Die Besten zu den Kleinsten“ Die nächsten iv-positionen erscheinen Kurs Richtung Zukunft am 7. September 2012 IV - R e g i o n a l Fotos: Jürg Christandl, Markus Prantl, iStockphoto.com/fotohunter Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechts- 18-20 News aus Ihrem Bundesland spezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnun- gen beziehen sich auf beide Geschlechter gleichermaßen. Events und Personalia IMPRESSUM: Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie, Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2301, Fax: 01/711 35-2313, E-Mail: positionen@iv-net.at, Homepage: www.iv-net.at, Chefredaktion: Dr. Raphael Draschtak, Andrea Gabmeyer. Redaktionelle Mitarbeit: Mag. Martin Amor, Mag. Peter Schiefer, Mag. (FH) Heidi Abentung. Lektorat: Mag. Brigitte Mayr. Verantwortlich für den Inhalt: MMag. Mathias Burtscher, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Mag. Johannes Höhrhan-Hochmiller, Dr. Thomas Krautzer, Mag. Josef Lettenbichler, Dr. Claudia Mischensky, Dr. Ingrid Puschautz-Meidl, Mag. Michaela Roither, Mag. Irene Schul- te. Für den Inhalt der Seiten 18, 19 und 20 zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Mag. Lisi Schörghofer, Mag. Stefan Pommer. Druck: Stiepan & Partner Druck GmbH, 2544 Leobersdorf. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschafts- politischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Juli/August 2012 | iv-positionen 3
Kommentar von AUssen Simon Kravagna, Chefredakteur von „biber – das Magazin für Neue Österreicher“ Die Achse der Guten Schlechte Nachrichten gibt es genug. Hier kommt eine gute: Im Integrationsbereich ist in den letzten fünf Jahren mehr passiert als in drei Jahrzehnten zuvor. Heißen Sie Öztürk oder Jugovic? Nein? Was ist heute anders als vor etwa fünf „good news“ zu berichten. Der Staatsse- Glück gehabt. Mit Namen wie diesen ha- Jahren? Wenn ausgerechnet die ländlich- kretär hat wenig Kompetenzen, aber viel ben Sie es ziemlich schwer. Der Woh- katholisch geprägte Raiffeisen-Bank ihre Engagement. Er befolgt zudem eine Regel, nungsmakler wird keine Wohnung für Sie Kunden und Geschäftspartner in Wien zum die auch sonst hilft: Lieber Gutes kopieren, finden. Von einem Bewerbungsgespräch Iftar-Essen (Fastenbrechen) im Ramadan als Schlechtes selbst erfinden. So werden können Sie meistens nur träumen und zur einlädt, dann hat das nicht nur Symbol- Ideen und Ansätze, die bereits von Ver- Polizei sollten Sie ganz besonders nett einen und Experten, aber auch von den sein. Selbst wer perfekt integriert ist und Grünen oder der Wiener SPÖ unter Michael Deutsch spricht wie ein Schönbrunner, ist „Es geht um ein Häupl entwickelt wurden, in die Regie- 2012 in Österreich vor Alltagsrassismus rungspolitik aufgenommen oder gefördert. wettbewerbsfähiges Land, nicht sicher. Sollte Kurz jetzt noch US-Präsident Barack das die besten Kräfte Obama folgen, der für eine Legalisierung Aber jetzt zur guten Nachricht. Im Integrati- jugendlicher Zuwanderer eintritt, dann wäre anzieht, anstatt sie onsbereich geht endlich etwas weiter. Seit eine echte Trendwende spürbar. Jahren arbeitet eine „Achse der Guten“ hinauszuekeln.“ unabhängig voneinander und parteiüber- Anders als bei früheren Bemühungen sind greifend an einem offeneren Österreich. Es Neo-Österreicher selbst Teil der „Achse sind Manager, die abgestoßen sind von der charakter. Es ist Ausdruck der Strategie, der Guten“, sie bringen in Führungsposi- bisherigen „Das-Boot-ist-voll“-Politik. Es Migranten als Mitarbeiter und Kunden zu tionen ihr Wissen und ihre Kompetenzen sind Politiker, die erkannt haben, dass man gewinnen. mit ein. Sei es beim Verein „Wirtschaft für mit dem Thema Integration punkten kann. Integration“, „M-Media“, der „Medienser- Es sind Aktivisten, Interessenvertreter und Darüber hinaus engagieren sich Konzerne vicestelle für neue Österreicher“ oder eben Journalisten, die gestalten wollen. Und es wie etwa UNIQA und OMV in Projekten und unserem Magazin „das biber“. Von all dem sind die Migranten selbst, die mitmischen. überlassen Integration nicht mehr nur dem bekommt die Masse wenig mit. Und es ist Anders als es rechte Weltverschwörungs- Staat. Sie wollen die Vielfalt in den eigenen fraglich, ob die Mehrheit das alles so toll anhänger glauben könnten, eint diese Reihen anerkennen – aber auch Wettbe- finden würde. Es wird daher nötig sein, pro- „Achse der Guten“ nicht eine „links-linke“ werbsvorteile sichern. Statt nur nach Ost- gressive Positionen im Integrationsbereich Ideologie, sondern eine gute Portion rot- und Südosteuropa zu schielen, haben sie auch mehrheitsfähig zu machen. Solange weiß-roter Patriotismus. Es geht um ein erkannt: Der Osten ist längst bei uns. 1,4 es einen Aufschrei gibt, wenn statt „Milch“ besseres Österreich, auf das man stolz sein Millionen Migranten in Österreich sind eine die türkische Bezeichnung „Süt“ auf einem Fotos: biber, iStockphoto.com/asiseeit kann. Es geht um ein wettbewerbsfähiges Zielgruppe, die nicht zu unterschätzen ist. NÖM-Packerl steht, solange ist das Ziel Land, das die besten Kräfte anzieht, anstatt Auf Regierungsebene gibt es mit Sebas- nicht erreicht. Aber jede Veränderung be- sie hinauszuekeln. tian Kurz im Integrationsbereich erstmals ginnt mit ersten Schritten. Diese sind getan. 4 iv-positionen | Juli/August 2012
EUROPA Industrie lehnt Eingriffe in ETS strikt ab EU-Klimakommissarin Hedegaard konkretisiert ihre Pläne zu einem mutwilligen Eingriff in das europäische Emissionshandelssystem (ETS). Die IV und eine überwiegende Mehrheit der europäischen Industrie lehnen solche standortschädlichen Maßnahmen entschieden ab. D ie Pläne der EU-Klimakommis- sarin wurden bereits länger an- gekündigt und sollen im Laufe des Juli festgelegte Reduktion von CO2-Emis- sionen in den ETS-Sektoren garan- tiert. Das grundlegende Prinzip des gesinnten Partnern diesen Vorhaben entgegenzustellen. So wurde auf IV- Initiative eine gemeinsame Position vorgestellt werden. Diese zielen ei- ETS ist es, dass die ihm unterliegende der Industrieverbände Mittel- und Ost- nerseits darauf ab, den Preis für CO2- Industrie und Energiewirtschaft im europas an alle politischen Entschei- Emissionszertifikate – der auf Grund Laufe einer Handelsperiode in Summe dungsträger aus den MOE-Ländern der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine vorab exakt festgelegte Menge an (EU und national) herangetragen. Da- wenig überraschend niedrig ausfällt – Zertifikaten erhält. Der Preis stellt rüber hinaus haben sich zehn größere durch ein Zurückhalten („set-aside“) sich aufgrund der Nachfrage ein, und mittlere europäische Industrie- von bis zu 20 Prozent der vorgese- wobei sich das ex ante festgelegte Ge- verbände inklusive der IV zusammen- henen Zertifikate für 2013-2015 künst- samtvolumen an Emissionen nicht ver- getan, um ihre Ablehnung gegenüber lich zu verteuern. Darüber hinaus ändert und damit das klimapolitische Hedegaards Plänen in einem Schreiben sind auch längerfristige Änderungen Ziel exakt erreicht wird. klar zum Ausdruck zu bringen. geplant: Zurückgehaltene Zertifikate sollen dauerhaft entfernt werden und Befürworter aus Teilen der Energie- Trotz des Gegendrucks aus Groß- eine Verschärfung der 2020-Ziele steht wirtschaft und Finanzinvestoren stel- britannien und anderer Stakeholder ebenfalls im Raum. len die Forderung auf, dass ein hoher engagiert sich die IV für eine klare CO2-Preis für die dringend gebrauch- Haltung von BUSINESSEUROPE. „Gerade in so schwierigen wirtschaft- ten Investitionen in neue Energietech- Gemeinsam mit unseren europäischen lichen Zeiten können wir es uns nicht nologien notwendig seien. Dass der Partnern werden wir unsere Anstren- leisten, die europäische Industrie CO2-Preis jedoch nur einer von vielen gungen fortsetzen, um mit allen Mit- durch künstlich angehobene CO 2- Faktoren ist, wurde bereits in wissen- teln zu versuchen, standortschädliche Preise zusätzlich zu belasten und ganz schaftlichen Untersuchungen klarge- Maßnahmen wie einen mutwilligen nebenbei auch noch das zentrale In- stellt. Zudem sind die Auswirkungen Eingriff in das ETS abzuwehren. strument der EU-Klimapolitik aufs eines set-aside auf die Höhe des CO2- Spiel zu setzen“, so IV-Generalse- Preises sowie auf die Wettbewerbs- Robert Heiling | r.heiling@iv-net.at kretär Christoph Neumayer. „Dieser fähigkeit der Industrie völlig unklar. Präzedenzfall muss verhindert wer- Auch die EU-Kommission konnte bis- den, weil sonst weitere Eingriffe in das lang keine Impact-Assessments dazu W E B - T ipp marktwirtschaftliche System des ETS vorlegen. CEE: Position Paper on the Post folgen würden.“ 2012 EU Energy and Climate IV-Aktivitäten Foto: iStockphoto/Jezperklauzen Policy unter Der geplante Eingriff ist umso unver- Die Industriellenvereinigung hat in den www.iv-net.at/publikationen/ ständlicher, da das ETS unabhängig vergangenen Monaten eine Reihe von g84p590/ vom CO2-Preis funktioniert und die Initiativen gesetzt, um sich mit gleich- Juli/August 2012 | iv-positionen 5
Starke Bilanz trotz fordernder Zeiten In den vergangenen acht Jahren war Österreichs Industrie mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Umso bemerkens- werter ist die Erfolgsbilanz von Präsident Veit Sorger. Regierungswechsel, Finanzcrash, verbuchen können. Im Rahmen der schen Republik, der Slowakei, Ungarn Wirtschaftseinbruch, Schuldenkrise: Steuerreform 2004/2005 waren auf und Slowenien ein Zentral- und Ost- An Herausforderungen für die ös- Betreiben der Industrie wesentliche europäisches Industriemanifest erar- terreichische Industrie hat es in den Maßnahmen gesetzt worden, die den beitet. vergangenen Jahren zweifellos nicht Wirtschaftsstandort angesichts der gefehlt. Mit Veit Sorger an der Spitze EU-Erweiterung Richtung Mittel- und Weniger Bürokratie, der Industriellenvereinigung ist es Osteuropa nachhaltig gestärkt haben. mehr Flexibilität aber nicht nur gelungen, auch in stür- Sorger: „Sowohl die Einführung der Im Kampf gegen Bürokratie und Über- mischen Zeiten standortpolitisch Kurs modernen Gruppenbesteuerung als regulierung konnte die IV ebenfalls zu halten. Als IV-Präsident konnte er auch die Absenkung des Körperschaft- punkten: Die Ende 2007 beschlossene zahlreiche konkrete Reform des Haus- Erfolge für Öster- haltsrechts gilt als reichs Industriebe- Meilenstein in der triebe verbuchen. Das Weiterentwicklung zeigte sich auch zu- der Verwaltungskul- letzt beim Budgetkon- tur. Auch die von solidierungspaket, das der IV massiv un- im Frühjahr 2012 be- terstützte Initiative schlossen wurde: Der „Verwaltungskosten IV gelang es, die dro- senken für Unter- henden schlimmsten nehmen“ (Standard unternehmens- und Cost Model/SCM) standortschädlichen wurde umgesetzt. Maßnahmen zu ver- Verhindert wurden hindern. „Diese im gleichen Jahr hätten zu massiven kontraproduktive zusätzlichen Belas- Verschlechterungen tungen für Betriebe im Stiftungsrecht. und den Produktions- „Kluges Reformieren jetzt ist der Schlüssel zum Sorger: „Hier hat standort Österreich letzten Endes die geführt. Industrie und Wohlstand und zur sozialen Sicherheit von mor- standortpolitische politische Vernunft gen. Kreditfinanzierte ‚Wachstumspakete‘ sind der Vernunft gesiegt. haben sich letztlich durchgesetzt“, bilan- kürzeste Weg zurück in die Krisen- und Schulden- Eine Entwicklung, die gut für Arbeits- ziert Präsident Veit sackgasse, die wir endlich überwinden müssen.“ plätze und Wachs- Sorger mit Blick auf tum war.“ Mit Scheidender IV-Präsident Veit Sorger ursprüngliche Forde- seinem Einsatz für rungen wie etwa nach eine weitere Arbeits- Vermögens(substanz)besteuerung, steuersatzes haben sich als wahre zeitflexibilisierung in Österreich rückte Erbschafts- und Schenkungssteuer, Trägerraketen für das Industrieland Veit Sorger während seiner Präsident- Anhebung der KöSt, drastische Ver- Österreich erwiesen.“ Unter der Füh- schaft ein zentrales Standortthema in schlechterungen bei der Gruppen- rung von IV-Präsident Sorger entwi- den industriepolitischen Fokus: Am besteuerung oder Erhöhung der ckelte die IV auch ihr europäisches 1.1.2008 trat schließlich die Novelle LKW-Maut. Profil rasch weiter. Im Jahr 2005 er- zum Arbeitszeitgesetz in Kraft. Damit folgte die Gründung der Zentral- und wurden unter anderem eine Flexibili- Starker Start Foto: IV/Jürg Christandl Osteuropäischen Industrieinitiative. sierung des gesetzlichen Arbeitszeit- Wichtige IV-Erfolge hatte Sorger Es wurde erstmals gemeinsam mit den rechts und die Vereinfachung flexibler bereits zu Beginn seiner Amtszeit Schwesterverbänden aus der Tschechi- Arbeitszeitmodelle erreicht. 6 iv-positionen | Juli/August 2012
COVERStory Zukunft sichern kunft konnte die IV bei der erfolg- Themen erhielt in der Amtszeit von Starke Akzente setzte die IV auch in reichen Einführung und Umsetzung Präsident Veit Sorger einen nachhal- Zukunftsfragen: So hat die Industrie der Rot-Weiß-Rot-Card 2011 stellen. tigen Impuls: Das neue unabhängige federführend die Gründung und er- Die IV trat – auch unter Federfüh- wirtschaftswissenschaftliche Institut folgreiche Etablierung des Exzellenz- rung des neuen IV-Präsidenten Georg EcoAustria, dessen Gründung von Institutes IST Austria vorangetrieben. Kapsch – bereits seit 2007 für die Ein- der IV unterstützt wurde, konzen- Damit wurde ein wichtiges Signal in führung einer kriteriengeleiteten Zu- triert sich in seiner wissenschaftlichen Richtung Exzellenz und Grundlagen- wanderung nach Österreich ein und Tätigkeit auf Ausgabenstrukturen im forschung gesetzt, aus der sich Anwen- hat – gerade angesichts des Fachkräf- öffentlichen Sektor und wird öko- dungen für die Industrien von morgen tebedarfs – dieses Modell forciert. nomisch relevante Zusammenhänge entwickeln. Sorger: „Hier ist uns ein sowie die Einschätzung internationa- Meilenstein und eine ungemein wich- Bildung im Fokus ler Entwicklungen in der Öffentlich- tige Ergänzung der heimischen Hoch- Mit der Strategie „Schule 2020“, keit kommunizieren. schullandschaft gelungen. Ansonsten der Unterstützung des Bildungs- wäre das Institut sicher auch errich- volksbegehrens 2011 und der da- Erfolgsgeschichte fortschreiben tet worden – aber bestimmt nicht bei raus hervorgegangenen innovativen Für den scheidenden Präsidenten ist uns in Österreich, sondern bei einem Bildungsplattform „Zukunft.Bil- klar: „Die vergangenen acht Jahre unserer Nachbarn.“ Ein Höchstmaß dung“ setzte die Industrie unter waren von erfreulichen Erfolgen für an Verantwortung bewies die Indus- Präsident Veit Sorger klare bildungs- die Industrie und den Wirtschafts- trie unter seiner Führung während politische Akzente. Neben der Ver- standort Österreich geprägt. Zuletzt der Finanz- und Wirtschaftskrise: Die ankerung zahlreicher IV-Anliegen ist es aber schwieriger geworden, Betriebe übernahmen rund zwei Drit- – wie Einführung eines Forschungs- Standortverbesserungen zu erreichen. tel der Kosten für die beschlossene finanzierungsgesetzes, Erhöhung der Deshalb müssen wir auch eine schlei- Kurzarbeitsregelung. So konnte der Forschungsprämie von acht auf zehn chende Erosion der Standortattrakti- befürchtete starke Anstieg der Ar- Prozent sowie stärkere Orientierung vität beobachten.“ Umso wichtiger sei beitslosigkeit trotz Einbrüchen beim auf Outputfaktoren der öffentlichen es nun für die Industriepolitik, die Zu- Auftragseingang von bis zu 80 Pro- Investitionen – in der FTI-Strategie kunftsfähigkeit des Wirtschafts- und zent in manchen Branchen verhindert der Bundesregierung setzte sich die Arbeitsstandortes weiterzuentwickeln. werden. „Die Industrie hat die Arbeit- IV auch erfolgreich für Zukunftsinves- Sorger: „Mit Georg Kapsch an der nehmerinnen und Arbeitnehmer ver- titionen im Universitätsbereich ein: Spitze der IV hat Österreichs Industrie antwortungsbewusst durch die Krise Beim zusätzlichen Ausbau von Fach- einen neuen, innovativen Anwalt für getragen, hochqualifizierte Fachkräfte hochschulplätzen wird vor allem in ein starkes Industrieland Österreich. blieben erhalten“, bilanziert der schei- volkswirtschaftlich relevante (MINT-) Er wird unsere Erfolgsgeschichte in dende IV-Präsident. Entscheidende Studiengänge investiert. Aber auch die seinem Stil fortschreiben.“ Weichen für die Mitarbeiter der Zu- Forschung rund um industrierelevante Z uku n f tsgespr ä c h e „Veit Sorger...im Gespräch mit Industrie und Politik“ „Veit Sorger steht nicht nur für wichtige erschienen ist. In zehn von Anna Offner interessenpolitische Prinzipien, sondern aufgezeichneten Gesprächen werden auch für persönliche Qualitäten, die un- diese Qualitäten nachvollziehbar und er- sere Industriefamilie auszeichnen: klare lebbar. Veit Sorger reflektiert die Zeitläufe, Grundsätze, große Disziplin, hoher per- die Zukunft der Europäischen Union, die sönlicher Einsatz, verlässliche Geradlinig- Folgen der Wirtschaftskrise, die Unfinan- keit. zierbarkeit des Pensionssystems, den Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit und Gerade heute wird deutlich, wie wichtig die Gesellschaft. Gesprächspartner sind solche persönlichen Qualitäten sind – und u.a. Wolfgang Schüssel, Karl Schwarzen- was passieren kann, wenn sie fehlen“, berg, Erich Foglar, Karlheinz Töchterle schreibt Herausgeber Peter Mitterbauer und Maria Schaumayer. im Vorwort zum Interviewband, der an- lässlich des Endes der Amtszeit seines Nachfolgers als IV-Präsident, Veit Sorger, Ab sofort in Handel und Internet erhältlich. Juli/August 2012 | iv-positionen 7
Ein Fest für Veit Sorger Das Ehepaar Sorger und Vizekanzler Spindelegger folgen den Worten Georg Kapsch bedankt sich bei Veit Sorger für acht von Georg Kapsch und Peter Mitterbauer. erfolgreiche Jahre an der Spitze der IV. Nach acht erfolgreichen Jahren im Dienste der Industrie und des gesamten Landes wurde am 20. Juni IV-Präsident Veit Sorger verabschiedet. Über 400 Gäste, unter ihnen zahlreiche Mitglieder der Bundesregierung, die Sozialpart- ner-Präsidenten, die Spitzen der heimischen Industrie und Wirtschaft sowie persönliche Freunde Sorgers, fanden sich zu diesem Zweck zu einem Fest im Haus der Industrie ein. Seitens der Bundesregierung sprach Vizekanzler Michael Spindelegger. Diskutierten über den EU-Beitritt und die Zukunft Europas (v.l.n.r.): Franz Vranitzky, Erhard Busek, Georg Wailand führte souverän durch den Abend. Brigitte Ederer. V.l.n.r.: Franz Küberl, Alt-Abt Gregor Henckel- Applaudierten dem scheidenden Präsidenten (v.l.n.r.): V.l.n.r.: Maria Schaumayer, Donnersmarck, Bischof Alois Schwarz Peter Mitterbauer, Christoph Leitl, Christoph Neumayer Margarete Freisinger, Stephan Koren Fotos: IV/Jürg Christandl Auf der „Regierungsbank“ (v.l.n.r.): Johanna Mikl-Leitner, Maria Fekter, Langjährige Weggefährten (v.l.n.r.): Andreas Khol, Herbert Krejci, Günter Reinhold Mitterlehner, Beatrix Karl, Gabriele Heinisch-Hosek, Doris Bures Stummvoll 8 iv-positionen | Juli/August 2012
COVERStory Kurs Richtung Zukunft Der neue Präsident der Industriellenvereinigung, Georg Kapsch, kommt aus einem for- schungsorientierten High-Tech-Unternehmen mit langer Geschichte. Traditionelle Stärken wie Verlässlichkeit und Kontinuität mit Innovationskraft und Zukunftsorientierung zu ver- binden, ist für den Industrie-, Forschungs- und Arbeitsstandort mehr denn je entscheidend. Bereits seit 1983 ist der Wiener Un- Veränderung zu betreiben, als verän- Grundsätze, die für den Staat wie Un- ternehmer Georg Kapsch durch sein dert zu werden. Um die Standortqua- ternehmen gleichermaßen Gültigkeit Engagement für die „gruppe1031“ in- lität zu verbessern, benötigen wir ein haben: Wirtschaftlichkeit, Effizienz, nerhalb der IV aktiv. Seit 1996 ist er Gesamtkonzept. Das heißt aber auch, Zukunftsorientierung, keine über- Mitglied des Bundesvorstandes der dass wir den Mut haben müssen, die mäßige Verschuldung. Wenn wir die Industriellenvereinigung, seit 2006 Dinge neu zu sehen. Es reicht nicht, Staatsausgaben für vergangenheits- leitet er den Gesellschaftspolitischen nur an Stellschrauben zu drehen. Wir bezogene Ausgaben mit jenen, die Ausschuss und seit 2008 ist Kapsch werden daher über den Sommer an für die Zukunft verwendet werden, Präsident der IV-Landesgruppe Wien. einem neuen Programm arbeiten, das vergleichen, wird klar, dass es Verän- In Industrie- und Politikkreisen ge- auf den Stärken der IV aufgebaut sein derungen geben muss.“ Die Industri- nießt der CEO der Kapsch-Gruppe wird“, kündigte der neue IV-Präsident ellenvereinigung werde sich auch klar schon seit langem den Ruf, seine Ziele an. Für Kapsch geht es dabei um eine gegen das Ausspielen von Gruppen auf innovativen Wegen zu verfolgen langfristige Absicherung des Indus- wenden: „Arm gegen Reich“, „Ar- und umzusetzen. Diese Qualitäten triestandortes Österreich: „Wir müs- beitgeber gegen Arbeitnehmer“, „Der braucht es heute mehr denn je. Denn sen alles daran setzen, dass die ganze Norden Europas gegen den Süden“ der Politik gelingt es immer weniger, Wertschöpfungskette in unserem Land und „Inländer gegen Ausländer“. „Wir eingefahrene Bahnen zu verlassen und bleibt. Wir brauchen Produktion in sind ein und dasselbe. Wir sagen nicht Stillstände zu überwinden. „Die Indus- unserem Land. Denn ohne Produktion hier Arbeitnehmer – auf der anderen triellenvereinigung steht für gesamt- wird es langfristig keine Forschung Seite Arbeitgeber, hier Wirtschaft – heitliche Verantwortung: Das betrifft & Entwicklung, keine Dienstleis- dort Gesellschaft. Wir sind ein großes Gesellschaftspolitik, Bildungspolitik tungen und damit keinen Wohlstand Ganzes“, betonte Kapsch. und Wirtschaftspolitik. Uns geht es in unserem Land geben.“ Die öster- darum, den Standort und damit den reichische Industrie ist nicht nur Wis- Verantwortungsbewusst Wohlstand für alle in diesem Land zu sens- und Innovationsmotor sowie das konsolidieren und reformieren verbessern“, sagte Kapsch bei seinem Rückgrat unseres Exporterfolges. Sie Ein wichtiges Anliegen ist dem neuen Antritt. ist als größter Arbeitgeber unseres IV-Präsidenten auch die Überwin- Landes ein integraler und sinnstif- dung parteipolitischer Dogmen. „Es Auf Augenhöhe mit Top-Ländern tender Teil der Gesellschaft. geht nicht um Sparen oder Wachstum. Österreich ist zwar nach wie vor eines Es geht um beides. Wir brauchen eine der erfolgreichsten und wohlhabends- Österreich neu gestalten nachhaltige, verantwortungsbewusste Foto: iStockphoto.com/skynesher ten Industrieländer der Welt, aber in Vor diesem Hintergrund legt Georg budgetäre Konsolidierung, um über vielen Bereichen besteht Handlungs- Kapsch auch großen Wert auf das mehr Investitionen in Zukunftsbe- bedarf. Kapsch: „Wir müssen den gesellschafts- und standortpolitische reiche – vor allem Bildung, Innova- Menschen erklären, dass es besser ist, Engagement der Industrie: „Es gibt tion, Forschung und Infrastruktur Juli/August 2012 | iv-positionen 9
„Wir müssen den Menschen erklären, dass es besser ist, Veränderung zu betreiben, als verän- dert zu werden. Um die Standortqualität zu verbessern, benötigen wir ein Gesamtkonzept. Das heißt aber auch, dass wir den Mut haben müssen, die Dinge neu zu sehen und neu zu denken.“ IV-Präsident Georg Kapsch – unseren hohen Wohlstand abzusi- nicht weniger, sondern mehr Europa. aktiver in Europa einbringt. Kapsch: chern. Wir brauchen dafür ein neues Damit meine ich aber nicht mehr Bü- „Das gilt für die Politik genauso wie Steuersystem, das es ermöglicht, die rokratie oder Reglementierung. Ein für die gesamte Gesellschaft.“ Auch Abgabenquote für alle zu reduzieren. Europa, das stärker zusammenwächst, hier plane die IV weitere Initiativen Hier werden wir einen Vorschlag erar- sollte eigentlich dazu führen, dass wir Richtung Zukunft. „Ich freue mich beiten“, erklärte Kapsch. weniger Bürokratie und mehr Frei- über die verantwortungsvolle Aufgabe heit bekommen. Wachstum in Eur- und das große Vertrauen, das die Mit- Europa stärken opa kann nur dann generiert werden, glieder der Industriellenvereinigung in Konsequent auf Zukunftskurs prä- wenn die Unternehmen weniger re- mich setzen. Ich werde mich mit aller sentiert sich der neue IV-Präsident glementiert werden und die Freiheit Kraft dafür engagieren, den Standort schließlich auch in Europafragen, haben, sich in ihrem Handeln frei Österreich und damit den Wohlstand einem Kernthema der Industriellen- bewegen zu können.“ Entscheidend für alle in diesem Land weiter zu ver- vereinigung. Kapsch: „Wir brauchen für ihn ist, dass sich Österreich noch bessern.“ IV-Präsident Georg Kapsch im Wordrap Veit Sorger Verantwortung Unternehmertum Ich habe großen Respekt vor seinen Ein Wert, ohne den kein Industriebe- Brauchen wir viel mehr im Land – Leistungen. trieb Bestand hätte. überall! Hacklerregelung Umverteilung Steuern Unfair – sollte so schnell wie möglich Ja, aber in Richtung Zukunft – in Bil- Zahlt man auch als Bekenntnis zum Geschichte sein. dung, F&E, Innovation…! Standort. Tendenziell müssen sie niedriger, sicher nicht höher sein. Industrie Mitarbeiter Das sind wir alle. Das Team ist alles, wir gehören zu- Industriellenvereinigung sammen. Haus der Zukunft mit tollen Ressour- Soziale Marktwirtschaft cen und Fähigkeiten! Ein Erfolgsmodell, das wir fit für die Parteien Zukunft machen müssen. Entscheidend ist, wie nahe die Par- Leistungsträger teien mit ihren Positionen zu uns sind Gibt es in allen Qualifikations- und Verteilungsgerechtigkeit – nicht umgekehrt. Einkommensniveaus. Ja, aber Leistungsgerechtigkeit be- rücksichtigen. Freiheit Internationalisierung Der wichtigste Wert für Wirtschaft Ist unsere Wirklichkeit und Chance. Integration und Gesellschaft – gepaart mit Ver- Manche haben leider noch ein Pro- Eines der wichtigsten gesellschaft- antwortung. blem damit. lichen und wirtschaftlichen Zukunfts- themen überhaupt. Gewerkschaft Urlaub Eine wichtige Institution. Auf betrieb- Umweltschutz Zeit für die Familie. Zeit, um Kon- licher Ebene erreichen wir gemein- Fotos: Markus Prantl Das macht die Industrie in Österreich zepte zu entwickeln. sam gute Lösungen. viel besser als anderswo. 10 iv-positionen | Juli/August 2012
COVERStory Peter Untersperger kann auf eine erfolgreiche Karriere in verschiedenen Stationen innerhalb der Lenzing-Gruppe zurückblicken, 2009 wurde er zum Vorstandsvor- sitzenden. Untersperger wurde 1999 Mitglied im Vorstand der IV-Oberösterreich, seit 2009 ist er auch wieder Mitglied des IV-Bundesvorstandes. Nach der Verkündung des Wahlergebnisses durch IV-Generalsekretär Christoph Neumayer stellte sich das neue Präsidium der Öffentlichkeit vor. Georg Kapsch dankte seinem Vorgänger Veit Sorger und seinen Vizepräsidenten Klaus Pöt- tinger und Wolfgang Josef Welser für „acht Jahre erfolgreichen Einsatz für die österreichische Industrie und das gesamte Land“. Deutliches Votum für neues IV-Präsidium Otmar Petschnig leitet seit August 2002 die Kärntner IV als Präsident. Petschnig war sehr früh auch politisch aktiv – etwa von 1991 bis 1995 als Vorsitzender der Mit überwältigender Mehrheit wurde im Zuge der Sitzung Jungen Wirtschaft Österreich. des IV-Bundesvorstandes am 21. Juni Georg Kapsch zum neuen IV-Präsidenten gewählt. Unterstützt wird der neue IV-Präsident von drei Vizepräsidenten. In diese Funktion gewählt wurden Hubert Bertsch, Präsident der IV-Vorar- lberg, Eigentümer und CEO der Bertsch-Holding, Otmar Petschnig, Präsident der IV-Kärnten und Geschäftsführer der Fleischmann & Petschnig GesmbH, sowie Peter Unters- perger, Vorstandsvorsitzender der Lenzing AG. Der Vorarlberger Unternehmer Hubert Bertsch ist bereits seit 1999 Mitglied des IV-Bundesvorstandes. Seit 2007 führt er die Vorarlberger Landesgruppe als Präsident. Fotos: Markus Prantl Die traditionelle symbolische „Schlüsselübergabe“ war gestern: Ohne einen GS Christoph Neumayer (re.) verkündete das Wahlergebnis und gratulierte entsprechenden Chip kommt man nicht mehr ins Haus der Industrie – den Chip Georg Kapsch zur überwältigenden Zustimmung des IV-Bundesvorstandes. gibt es zum Glück natürlich auch in handlicherer Form. Juli/August 2012 | iv-positionen 11
Bildungschancen für junge Migrantinnen und Migranten IV-Präsident Georg Kapsch, Staatssekretär Sebastian Kurz verbessern Ibw-Studie Pilotstudie empfiehlt neben einem individualisierten Bildungscoaching Schnitt- stellenmanager, Maßnahmen gegen Schulabsentismus und verstärkte Elternarbeit. D ie von der Industriellenverei- nigung gemeinsam mit den Ko- operationspartnern BMI, BMU:KK, sei, da die Schulabstinenz den „Ein- stieg in den Bildungsausstieg“ dar- stelle. bildung und Job. Wir investieren sehr viel Geld ins Reparieren dieser Pro- bleme, tun aber wenig, um die Ursa- AMS Österreich und der Caritas chen zu bekämpfen“, so Kurz. Österreich, mit Unterstützung der Hinsichtlich der Elternarbeit empfiehlt ERSTE Stiftung, beim Institut für Bil- der Studienautor, den Schwerpunkt IV-Wien Präsident Kapsch betonte bei dungsforschung der Wirtschaft (ibw) auf die Prävention zu legen und El- der Pressekonferenz: „In einer hoch- in Auftrag gegebene Studie „Hebel tern über die Funktionsmechanismen entwickelten Gesellschaft sinken die zu einer kompensatorischen Bildung“ und den Aufbau des österreichischen Beschäftigungschancen gering qualifi- soll Maßnahmen für eine langfristige Bildungssystems zu unterrichten. Auf- zierter Personen. Bildung ist nicht nur Arbeitsmarktintegration von Jugend- suchende Elternarbeit solle darüber der Schlüssel zur Integration, insbe- lichen mit Migrationsgeschichte ablei- hinaus die Geschlechterrollenbilder in sondere für Menschen mit Migrations- ten. Die Studie wurde am 14. Juni im der Erziehung thematisieren. In Bezug geschichte, sondern gleichfalls ist sie Haus der Industrie präsentiert. auf das individualisierte Bildungscoa- auch Türöffner für den Zugang und ching wird ein verbessertes Schnitt- die Platzierung am Arbeitsmarkt. Es Der Studienautor, Prof. Bernhard stellenmanagement empfohle. Als ist schädlich für die Gesamtvolkswirt- Perchinig, kam zur Erkenntnis, dass Maßnahme zum Thema Schulabsentis- schaft, wenn wir nicht in die Zukunft es sowohl in bildungsnahen als auch in mus sei der Ausbau genderspezifischer dieser Kinder und Jugendlichen inves- bildungsfernen Familien ein großes In- und gendersensibler Jugendarbeit tieren.“ teresse für den Bildungsaufstieg gebe, nötig. aber das Wissen um das Funktionieren Alexandra Schöngrundner, des Bildungssystems, insbesondere „Um etwas leisten und seinen Weg a.schoengrundner@iv-net.at das Verständnis dafür, dass das ös- in Österreich machen zu können, ist terreichische Bildungssystem die Mit- die Ausbildung entscheidend“, sagte W E B - T ipp wirkung der Eltern voraussetzt, fehle. Integrationsstaatssekretär Sebastian Die Studie ist auf der Homepage Traditionelle Geschlechterrollenbilder Kurz. „Und gerade hier haben wir die sowohl in der Kurzfassung als auch hingegen würden negativ auf den Bil- Probleme: Schulpflichtverstöße von dungsaufstieg wirken. Darüber hinaus schulpflichtigen Kindern im Alter von in der Langversion abrufbar unter: wäre besonders auffällig, dass vor 6 bis 15 Jahren nehmen stark zu, 8.000 www.iv-net.at/publikationen/ allem bei jungen Männern das „Schul- Schüler jährlich brechen die Schule g98p591/ schwänzen“ äußerst bildungsschädlich ab, 75.000 Jugendliche sind ohne Aus- News „Management und Führung – für Aufsteigerinnen“ Erfahrungen auf mehreren Führungsebenen Am 16. Juni wurde der erste Durchgang neuen Initiative „Frauen.Führen“. Der zwei- sind Basis für höhere Managementaufgaben. des Führungskräfteprogramms in Salz- te Durchgang startet im Oktober 2012 in Daher bietet die IV gemeinsam mit der WU burg abgeschlossen und den ersten 16 Wien. Die Absolventinnen des 1.DG sowie Executive Academy ein neues Führungs- Absolventinnen gratuliert. „Ich bin davon weitere Informationen und Anmeldungen kräfteprogramm für Frauen an, die eine überzeugt, dass uns mit ‚Management und bis 5. September 2012 unter: Führungsposition im unteren und mittleren Führung – für Aufsteigerinnen‘ ein wichtiger www.iv-frauenfuehren.at Management anstreben oder bereits inne- Beitrag für Qualifikation und Gleichstellung haben. in Unternehmen gelungen ist“, betonte Kontakt: Melanie Eckl-Kerber, Foto: Markus Prantl Melanie Eckl-Kerber, Projektleiterin der m.eckl-kerber@iv-net.at 12 iv-positionen | Juli/August 2012
Aktuell V.l.n.r.: BM Rudolf Hundstorfer, WKÖ-GS Anna Maria Hochhauser, V.l.n.r.: Toni Hubmann & Barbara Hubmann (Toni´s Handels GmbH), GF Gerhard Wölfel, VD Herta Stockbauer, IV-VGS Peter Koren Herbert Haslinger (EVVA Sicherheitstechnologie GmbH), Gerhard Wölfel (BMW Motoren GmbH), Gregor Demblin & Nina Putzenlech- ner (Career Moves), Johann Grünberger (OÖ. Ferngas AG) Unternehmen mit Verantwortung TRIGOS 2012 Drei IV-Mitglieder unter den fünf Gewinnern des CSR-Preises I n den Kategorien Arbeitsmarkt, Gesellschaft, Markt, Ökologie und erstmals Social Entrepreneurship wur- Unternehmen Career Moves, Europas erste Online-Jobbörse, die Menschen mit Behinderung eine chancengleiche Die Projektpartner Als Träger der TRIGOS-Plattform fungieren das Rote Kreuz, die Cari- den von einer fachkundigen Jury aus Bewerbung ermöglicht. tas, die SOS-Kinderdörfer, der Um- einem vielfältigen Pool von 189 Ein- weltdachverband, die Diakonie sowie reichungen die Sieger ermittelt und für IV-Vizegeneralsekretär Mag. Peter die WKÖ und IV, die Business Data ihr nachhaltiges Gesamtengagement Koren überreichte gemeinsam mit Consulting Group, respACT und ausgezeichnet. Bundesminister Rudolf Hundstorfer, „Die Presse“. Gemeinsames Ziel der WKÖ-Generalsekretärin Mag. Anna TRIGOS-Träger ist es, das Prinzip der Fünf Gewinner, darunter die IV-Mit- Maria Hochhauser und Dr. Herta Nachhaltigkeit und der verantwor- gliedsunternehmen BMW Motoren Stockbauer, Mitglied des Vorstands tungsvollen Unternehmensführung in GmbH, OÖ. Ferngas AG und EVVA der BKS Bank, die TRIGOS-Trophäe Österreich auszuweiten. Sicherheitstechnologie GmbH, wur- für den Sieger in der Kategorie Ar- den am 31. Mai im Rahmen einer beitsplatz. Er betonte im Rahmen der Veronika Kotzab, v.kotzab@iv-net.at feierlichen Gala im Studio 44 der Ös- Preisübergabe die Wichtigkeit des terreichischen Lotterien prämiert. Themas CSR gerade im Umgang mit W E B - T ipp den Mitarbeitern in Unternehmen: Die BMW Motoren GmbH siegte in „Maßnahmen zur persönlichen und www.trigos.at der Kategorie Arbeitsplatz mit ihrer fachlichen Weiterentwicklung der Ar- zukunftsweisenden Initiative „Heute beitskräfte sowie zur Verbesserung der für morgen“, in der der demografische Vereinbarkeit von Familie und Beruf Wandel unserer Gesellschaft auf viel- sind zentrale Aufgabenstellungen an P reistr ä ger fältige Weise thematisiert wird. Den den Wirtschaftsstandort Österreich, Preis in der Kategorie Gesellschaft die es zukünftig bestmöglich zu lösen Arbeitsmarkt: erhielt die OÖ. Ferngas AG für ihr gilt.“ BMW Motoren GmbH überdurchschnittliches Freiwilligenen- Gesellschaft: gagement der Unternehmensleitung TRIGOS regional und der Mitarbeiter. Das dritte sieg- Auch bei den Verleihungen des TRI- OÖ. Ferngas AG reiche IV-Mitgliedsunternehmen GOS regional in den Bundesländern Markt: EVVA Sicherheitstechnologie GmbH Kärnten, Niederösterreich, Ober- Toni’s Handels GmbH bewies seine Vorreiterrolle im Um- österreich, der Steiermark und Tirol weltbereich und wurde für seinen inno- wurden insgesamt elf IV-Mitglieds- Ökologie: vativen Ansatz der ölfreien Produktion unternehmen mit dem TRIGOS EVVA Sicherheitstechnolo- mit dem TRIGOS in der Kategorie regional für ihr umfangreiches Enga- gie GmbH Ökologie ausgezeichnet. Erstmals gement im Bereich CSR geehrt und Social Entrepreneurship: wurde in diesem Jahr ein TRIGOS in unterstreichen damit die nachhaltige Fotos: TRIGOS/Tanzer der Kategorie Social Entrepreneur- Ausrichtung von Österreichs Indus- Career Moves ship vergeben. Prämiert wurde das triebetrieben. Juli/August 2012 | iv-positionen 13
IV-Präsident Veit Sorger bei seiner Dankesrede IST Austria würdigt Engagement von Veit Sorger Am 5. Juni fand zu Ehren von IV- Präsident Veit Sorger ein spezieller „Science-Industry-Talk“ am IST Austria V.l.n.r: Thomas A. Henzinger, Veit Sorger, Haim Harari, Wolfgang Schüssel in Klosterneuburg statt. „D ie Grundpfeiler, um ein ex- zellentes Forschungsinstitut auf Weltklasse-Niveau zu werden, sind verwerten zu können, hat IST Austria nun ein eigenes Büro für Technologie- transfer gegründet, welches sich mit akademischen Umfeld zur Verfügung stünden und der Aufbau einer risikof- reudigen Unternehmerkultur zu wenig gesetzt – doch die Entwicklung muss der Förderung und Nutzung geistiger ausgeprägt sei. noch weitergehen“, betonte der Präsi- Eigentumsrechte an wissenschaftlichen dent der Industriellenvereinigung Dr. Entdeckungen beschäftigt. Bereits gelungen sei es jedoch, mit IST Veit Sorger in seiner Rede anlässlich Austria ein international anerkanntes eines ihm gewidmeten „Science-Indus- Gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur wissenschaftliches Spitzeninstitut zu try-Talk“ am Institute of Science and des Landes Niederösterreich ecoplus etablieren. Das Institut hat es mit zehn Technology (IST) Austria in Kloster- ist mittelfristig auch die Entwicklung ERC-Grants (EU-Förderprogramme neuburg. Mit der Veranstaltung wurden eines Technologieparks unmittelbar für Spitzenforschung) binnen weniger Sorgers Beitrag und hohes Engagement neben dem IST Austria-Campus in Klo- Jahre an die Spitze Österreichs ge- bei der Gründung des IST Austria sterneuburg geplant, wie Wirtschafts- schafft. Als weiteres Highlight wurde gewürdigt. Bei der Veranstaltung ging Landesrätin Petra Bohuslav betonte. zuletzt der Präsident von IST Austria es primär um die Frage, wie aus einem Wissenschaftsminister Karlheinz Töch- Dr. Thomas Henzinger mit dem höchs- Institut wie IST Austria heraus unter- terle lobte das Engagement von Veit ten Wissenschaftspreis der Republik, nehmerische Vorhaben gefördert und Sorger und der Industrie für den Wis- dem Wittgensteinpreis, ausgezeichnet. entwickelt werden können. Um eine senschaftsstandort und IST Austria im engere Zusammenarbeit mit Unter- Speziellen. Einig war man sich beim nehmen zu fördern und seine eigenen diesjährigen Science-Industry-Talk, W E B - T ipp Forschungsergebnisse aus der Grund- dass in Österreich zu wenig Risiko- http://ist.ac.at/de/ Foto: IST Austria lagenforschung zukünftig kommerziell und Startkapital für Spin-offs aus dem 14 iv-positionen | Juli/August 2012
BLICKPUNKTE Land Steiermark vergibt höchsten Orden an Veit Sorger Veit Sorger, seit 2004 IV-Präsident, wurde mit dem höchsten Orden des „Wir werden uns auch in Landes Steiermark ausgezeichnet. Er Zukunft einbringen. Aber erhielt für seine Verdienste das große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern. nicht als alte Besserwisser, In seiner Dankesrede griff Sorger die sondern als Menschen mit von Landeshauptmann Franz Voves Erfahrung.“ gezeichnete interdisziplinäre Zeitrei- se auf und betonte, wie wichtig ein kontinuierliches, gutes Zusammenspiel Scheidender IV-Präsident Veit Sorger zwischen Politik, Wirtschaft, Religion und Wissenschaft für eine gesunde Gesellschaft sei. Vor allem die For- nachhaltige Beschäftigung bringt“. des Landes: „Wir werden uns auch in schung liege ihm am Herzen – „höchste Zum Schluss richtete Sorger, der ge- Zukunft einbringen. Aber nicht als alte Forschungsquote garantiert höchstes bürtiger Grazer ist, noch einen Appell Besserwisser, sondern als Menschen Wachstum, was wiederum höchste an die aktuellen Entscheidungsträger mit Erfahrung.“ VERANTWORTUNG lautete das Thema, das den diesjährigen Industrieempfang der IV-OÖ in der voestalpine Stahlwelt umspannte. Und Verantwortung lautete auch das Schlagwort, zu dem IV-Präsident Dr. Veit Sorger vor den Vorhang geholt wurde: Zwei Tage vor seinem Abschied aus dem IV-Präsidium wurde ihm in Linz vom oberösterreichischen Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer für sein verantwortungsvolles Handeln für den Industriestandort Österreich das Goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich verliehen. Auszeichnung für Veit Sorger durch den oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer. B u c h tipp „Ist der Journalismus am Ende? Ideen zur Rettung unserer Medien“ Ist der Journalismus wirklich am Ende? Probleme lösen und in ein enmanager, Journalismus-Stu- Oder sind die Medien besser als ihr Ruf und paar Jahren aus der angeb- dierende. Aber auch an Leser hat der seriöse Journalismus eine große lich größten Medienkrise außerhalb der Medienbranche, Zukunft? Reinhard Christl bietet Lösungen aller Zeiten runderneuert die ein wenig hinter die Kulissen an, wie der Journalismus und die Medi- und gestärkt hervorgehen des Journalismus blicken wollen. enbranche aus ihrer Kollektivdepression können. herausfinden. Wie sie so manche herbei- Das Buch richtet sich an „Ist der Journalismus am Ende?“ Fotos: Frankl, IV-OÖ/Eric Krügl fantasierte Pseudoprobleme als solche Praktiker: Journalisten, Reinhard Christl, Falter Verlag, erkennen könnten, wie sie die wirklichen Chefredakteure, Medi- 104 Seiten, 19,90 Euro Juli/August 2012 | iv-positionen 15
Diskutierten über den Arbeitsmarkt der Zukunft (v.l.n.r.) : Johannes Kopf, Gabi Burgstaller, Ernst Lachinger, Markus Schwarz, Clemens Sedmak und Andi Wimmer „Die Besten zu den Kleinsten“ GEBILDET Die neue Zukunftsstudie der JI-Salzburg zeigt: Beständige Weiter- bildung und Flexibilität sind Schlüsselfertigkeiten für die Arbeit der Zukunft. Die Pädagogenausbildung muss aufgewertet werden. T rends, Prognosen und Herausfor- derungen für das Bildungssystem sind der Kern der von Univ. Prof. Teamfähigkeit, Flexibilität oder das Zurechtkommen in unterschiedlichen Kontexten und Kulturen. „Religions- Kleinsten“, so Andi Wimmers Credo für die Ausbildung der Zukunft. „Die wichtigsten Akteure im Bildungsbe- DDDr. Clemens Sedmak vom Interna- kompetenz wird angesichts einer plu- reich sind unsere Pädagoginnen und tionalen Forschungszentrum für sozi- ralistischen Gesellschaft eine große Pädagogen. Deshalb fordert die Junge ale und ethische Fragen (ifz) erstellten Rolle spielen“, meinte Sedmak. Auch Industrie eine Ausbildung auf terti- Studie, die die JI-Salzburg in Auftrag innere Stabilität gewinne in einer un- ärem Niveau für alle Pädagogen“, so gegeben hat. Bei einer Podiumsdis- sichereren Welt an Bedeutung. Die Wimmer. kussion in Salzburg debattierten pro- Anforderungen auch an gering do- minente Vertreter aus den Bereichen tierte Jobs würden steigen, erläuterte Beste Bildung nötig Bildung und Arbeit die Anforderun- der Wissenschafter. Entscheidend sei, Andi Wimmer sagte angesichts der gen an die Arbeitswelt von morgen. dass man das Lernen lerne. Ergebnisse der JI-Studie, dass das hei- mische Bildungssystem zu den besten Lernen lernen Die Besten zu den Kleinsten der Welt gehören müsse. „Nur Durch- „Es wird andere und höhere Qualifi- In der Diskussion betonte auch die schnitt ist zu wenig“, mahnte Wimmer. kationen brauchen“, brachte Sedmak Salzburger Landeshauptfrau und Bil- Er fordert deshalb eine Neugestaltung die Studienergebnisse auf den Punkt. dungsreferentin Mag. Gabi Burgstaller bzw. Aktualisierung der zum Teil ver- Eine älter werdende Gesellschaft, sich die Notwendigkeit von Reformen. Sie alteten Bildungspläne, um den An- rasant ändernde Technologien, ein bezeichnete das IV-Programm „Schule forderungen und Herausforderungen Umbau des Energiesystems und eine 2020“ als Vorbild und forderte die des 21. Jahrhunderts gerecht werden Welt, in der Europa ins Hintertreffen Verantwortlichen hinsichtlich ideolo- zu können. Dr. Johannes Kopf, Vor- geraten könnte: Das ist das Umfeld, gischer Debatten zur Bildungsreform standsmitglied des AMS Österreich, in das die künftige Arbeitswelt einge- auf, „über ihren Schatten zu springen“. unterstrich den Reformbedarf, indem bettet ist. Bei der Frage nach besse- Für Andi Wimmer, Vorsitzenden der er das AMS als „Reparaturwerkstatt Fotos: JI-Salzburg/Neumayr rer Qualifikation komme es nicht so JI-Salzburg, zeigte die Studie klar, des Bildungssystems“ bezeichnete. sehr auf Zertifikate und Zeugnisse an, dass eine Aufwertung der Pädagogen Dem AMS gelinge dies allerdings ganz sondern auf Schlüsselfertigkeiten wie erforderlich sei. „Die Besten zu den gut, so Kopf. 16 iv-positionen | Juli/August 2012
Junge Industrie Die Uhr tickt Die Qualität des heimischen Bildungssys- ginnen und Pädagogen in diesem Bereich persteine. Den- tems ist bekanntlich höchstens Durch- stärken, d.h.: bessere Ausbildung (Ausbil- noch müsste im schnitt, Reformen seit Jahren Mangelware. dung auf tertiärem Niveau ist in anderen Bereich des Kin- Dabei läuft uns bereits jetzt die Zeit davon. Staaten seit Jahrzehnten Standard), aber dergartens ein auch leistungsgerechte Bezahlung und Konsens doch Bildungspolitik in Österreich ist mühsam. entsprechende Rahmenbedingungen am einfacher sein, Im Schulbereich wird viel und gerne über Arbeitsplatz (Größe der Gruppen, Aus- als bei Schulen Etiketten und Begriffe gestritten – wichtiger stattung, etc.). Der Kindergarten darf nicht und Universität. wäre allerdings, was wirklich in den Klas- mehr nur reine Landessache sein, die Wer will nicht sen passiert. Im Bereich der Unipolitik ist Bundesregierung muss zumindest eine die beste Ausbildung für die eigenen Kin- es freilich dasselbe: Der politische Streit für Rahmenkompetenz erhalten. der? Die Uhr jedenfalls tickt – jedes ver- und gegen Studienbeiträge ist ein Dauer- lorene Jahr bedeutet einen zusätzlichen brenner, die Misere an den Universitäten Eine aktuelle Studie von DDDr. Sedmak Jahrgang, dem wir nicht das notwendige dauert unverändert an. im Auftrag der JI-Salzburg (siehe Bericht Rüstzeug für die Arbeitswelt der Zukunft nebenan) belegt einmal mehr, wie zentral mitgeben. Wollen wir denn wirklich im Alle Forscher sind sich aber einig, dass gerade die grundlegende Bildung ist, um Mittelmaß verharren? eine der wichtigsten Phasen in der Bildung am Arbeitsmarkt der Zukunft zu bestehen. junger Menschen in der Zeit vor dem Alter 2030 ist nicht so weit weg: Die Jobeinstei- von sechs Jahren zu verorten ist: Was ger von 2030 sind heute bereits geboren, Herzlichst Eure Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer- besuchen vielleicht sogar – je nach spä- mehr. Wir müssen endlich der Erkenntnis terem Ausbildungsweg – den Kindergarten. folgen, dass Hort und Kindergarten die ersten Bildungsinstitutionen im Leben sind. Bildungspolitik ist in Österreich leider Therese Niss, Wir müssen daher die Rolle der Pädago- prinzipiell kein Feld ohne politische Stol- Bundesvorsitzende der Jungen Industrie „Man muss sich vorstellen, wie es sein könnte.“ Beim Clubabend der gruppe1031 zum einem Markt zu etablieren, der zu 80 Pro- Thema „Businesswomen – weibliche Füh- zent von Kika, Leiner und Lutz beherrscht rungskräfte in der Wirtschaft“ war eine wird. Heute macht Interio Österreich 45 österreichische Vorzeigeunternehmerin zu Mio. Euro Umsatz und beschäftigt 350 Gast: Interio Österreich-Geschäftsführerin Mitarbeiter. Ihr Rezept: Eine klare Posi- und Eigentümerin Janet Kath. Eine Frau, tionierung, gutes Visual Merchandising die es geschafft hat. Von der Assistentin (Dekorateure) und die Nähe des Einkäufers zur Eigentümerin. zu den Kunden. Kaths Karriere begann bei Merkur. Dort „Der Einkauf ist das Herz des Unterneh- startete sie nach bestandener Matura als mens“, meint Kath. Der Einkäufer müs- Einkaufsassistentin und wurde nach einem se selber in den Filialen sein und seine Lehrgang an der WU Wien zur Ressortlei- Ware genau kennen. Auch Qualität sei terin und später zur Prokuristin ernannt. bei Interio enorm wichtig. „Wir setzen Dann kam der Wechsel zu BIPA. Als Ge- auf langfristige Partnerschaften mit Lie- schäftsführerin positionierte sie die Dro- feranten und Designmarken.“ Letztere geriekette neu und führte diese in kurzer könnten durch hohe Stückzahlen um zehn Zeit zum profitabelsten Unternehmen des Prozent günstiger angeboten werden als BML-Konzerns. im Fachhandel. Im Jahr 2000 machte sich Kath selbstän- Auch den Sprung von den Einkaufscen- dig. Sie wollte weiter wachsen, suchte tern in die Innenstädte hat man geschafft. die Herausforderung. Diese fand sie in Interio eröffnete in den Zentren der Städte der Übernahme der vier österreichischen Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck. Kath W E B - T ipp Interio-Filialen. Seit damals baut sie das kann sich auch vorstellen, in Zukunft nach Infos und Termine der gruppe1031 Einrichtungsunternehmen weiter aus. Kath Tschechien oder in die Slowakei zu ex- unter www.gruppe1031.at Fotos: JI, interio schaffte es, das kleine Unternehmen in pandieren. Juli/August 2012 | iv-positionen 17
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