Recycling von Multilayerfolien
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Originalarbeit
Österr Wasser- und Abfallw
https://doi.org/10.1007/s00506-021-00813-w
Recycling von Multilayerfolien
Gerald Koinig · Bettina Rutrecht · Daniel Vollprecht
Angenommen: 19. Oktober 2021
© Der/die Autor(en) 2021
Zusammenfassung Die Verbreitung Umweltauswirkungen · Vorteile · Der Spagat zwischen der Erfüllung
von Mehrschichtfolien im Bereich Potential · Flexible Verpackungen mannigfaltiger Anforderungen wie Gas-
Kunststoffverpackungen bringt viele undurchlässigkeit, UV-Schutz, mecha-
Vorteile für Konsumenten, Vertrieb Recycling of multilayer films nischer Schutz, Bedruckbarkeit und
und Umwelt, stellt aber die Abfallwirt- lange Frischhaltefähigkeit von Nah-
schaft vor neue Herausforderungen. Abstract The spread of multilayer films rungsmitteln bei gleichzeitig minima-
Der Materialverbund aus dünnsten un- in the field of plastic packaging brings lem Gewicht zur Einsparung von Treib-
terschiedlichen Plastikwerkstoffen ist many advantages for consumers, dis- hausgasen beim Produkttransport ver-
bislang mangels passender Technolo- tribution, and the environment but langen nach Multilayerfolien, einem
gien im Industriemaßstab online nur poses new challenges for waste man- High-Tech-Produkt, welches all diesen
schwer vom restlichen Kunststoffverpa- agement. The material composite of Anforderungen gerecht werden kann.
ckungsstrom unterscheidbar. Der Mix the thinnest different plastic materials
an unerwünschten Materialien führt zu is so far hardly distinguishable from the 2 Ein unterschätztes High-Tech-
Kompatibilitätsproblemen der Kunst- rest of the plastic packaging stream due Produkt
stoffe untereinander im Recyclingpro- to a lack of suitable technologies on
dukt und in weiterer Folge zu einer an industrial scale. The mix of unde- Diese High-Tech-Produkte der Kunst-
Qualitätsminderung der Sekundärroh- sirable materials leads to compatibilitystoffindustrie vereinen Eigenschaften
stoffe. In Projekten, wie etwa dem Mul- problems among the plastics in the in sich, wie sie ohne den Einsatz hoch-
tilayer-Detection-Projekt, wird bereits recycling product and subsequently to entwickelter Kompositwerkstoffe un-
nach Lösungen dazu gesucht. Ziel ist a reduction in the quality of the sec- denkbar wären.
die bestehende NIR-Sortiertechnik in ondary raw materials. Projects like Die Verbindung von Polyethylen (PE)
bestehenden Kunststoffrecyclinganla- “The Multilayer Detection project” are mit Polypropylen (PP) und Polyethylen-
gen dermaßen zu adaptieren, dass die currently looking for solutions. The terephthalat (PET), Ethylenvinylalkohol
Identifikation und Ausschleusung der aim is to adapt the existing NIR sorting(EVOH) und einem Haftvermittler be-
Multilayerfolien mit möglichst gerin- technology in existing plastics recy- stehend aus mit Maleinsäureanhydrid
gem Aufwand nachgerüstet werden cling plants in such a way that the modifziertem PE zur Erreichung einer
kann. Mit der Entwicklung der neu- identification and rejection of multi- leichten, stapelbaren Verpackung mit
en Recyclingmethode können sich die layer films can be retrofitted straight-herausragenden Licht-, Gas- und Was-
vorhandenen Vorteile der Folienver- forwardly. With the development of the serbarriereeigenschaften bei gleichzei-
packungen bestmöglich und umwelt- new recycling method, the existing ad- tig guter Strapazier- und Bedruckbar-
freundlich entfalten und eine abfall- vantages of lightweight foil packaging keit für ein ansprechendes Äußeres, ist
wirtschaftliche Herausforderung durch can be developed in the best possi- nur eines der Beispiele zur Anwendung
einen wertvollen Beitrag zur Kreislauf- ble and environmentally friendly way. von Multilayerfolien.
wirtschaft gemeistert werden. A waste management challenge can be Diesen Erfolg spiegelt auch der stei-
mastered and turned into a valuable gende Marktanteil wieder, den flexible
Schlüsselwörter Mehrschichtfolien · contribution to the circular economy. Verpackungen für sich beanspruchen
Kunststoff · Recycling · dürfen.
Leichtverpackung · Keywords Multilayer films · Plastic · Im Jahr 2010 entfielen 21 % des
Nahinfrarotsortierung · Recycling · Light weight packaging · europäischen Verpackungsverbrauchs
Nahinfrarotspektroskopie · Near-infrared sorting · Near infrared auf flexible Verpackungen, was einem
Kunststoffverpackung · spectroscopy · Post-consumer plastic Umsatz von 42,9 Mio. US Dollar oder
Kunststofffolien · packaging · Plastic films · umgerechnet etwa 36,1 Mio. =C ent-
Environmental impact · Advantages · spricht, womit flexible Verpackungen
Flexible plastic packaging die nach Kartonagen umsatzstärkste
Verpackungssparte sind. (Pira 2011)
Dipl.-Ing. G. Koinig () ·
B. Rutrecht, BSc · 1 Einleitung (Abb. 1).
assoz.Prof. Dipl.-Min. Dr.rer.nat. D. Voll- Die Nachfrage der EuropäerInnen
precht Zunehmender Wohlstand, längere Trans- nach Kunststoffverpackungen erreichte
Lehrstuhl für portwege und steigendes Bewusstsein 2015 47,8 Mio. Tonnen. Davon entfielen
Abfallverwertungstechnik und für die Notwendigkeit längerer Haltbar- etwa 32 % auf die Verpackung von Le-
Abfallwirtschaft, Montanuniversität keit zur Vermeidung von Lebensmit- bensmitteln, wovon geschätzte 0,8 Mio.
Leoben, Franz Josef telabfällen führen zu einem Anstieg an Tonnen auf Multilayermaterialien ent-
Straße 18, 8700 Leoben, Österreich Leichtverpackungen in den Abfallströ- fielen (PlasticsEurope 2015).
gerald.koinig@unileoben.ac.at men Österreichs.
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Tab. 1 Lebensmittelabfallreduzie-
rung durch geeignete Verpackung
(Denkstatt 2016)
Produkt Lebensmittelabfall Lebensmittelabfall
bei Standardver- bei verbesserter
packung (in %) Verpackung (in %)
Steak 34 18
Käse 5 0,14
Hefe 11 0,8
Kresse 42 3,4
Gurken 9,4 (ohne Verpa- 4,6
ckung)
betrachteten Lebensmittels: geschnit-
tenes, verpacktes Brot.
Hier konnte gezeigt werden, dass be-
Abb. 1 Verteilung der Verpackungsmaterialien
reits die Entsorgung einer halben Schei-
be Brot die Kohlenstoffdioxidemission
Während Monolayerfolien für die der Kunststoffe erlauben es weiters, der Verpackung, inklusive Entsorgung,
derzeitigen Anlagen kaum Probleme nahezu jede gewünschte Form zu er- überstieg (Silvenius et al. 2011).
darstellen, sobald sie in den Prozess reichen und Features wie Zipper in die
eingebracht worden sind, gelten Multi- Verpackung zu integrieren, wodurch 5 Overpackaging und
layermaterialien als die größte Heraus- sich wiederverschließbare Verpackun- Underpackaging
forderung für die Aufbereitung der 2D- gen verwirklichen lassen.
Fraktion. Beiden Fraktionen gemein ist Gemäß dem Innventia AB-Verpackungs-
das Ziel, sie vermehrt zu sammeln, auf- 4 Öffentliche Wahrnehmung von modell (The Consumer Goods Forum
zubereiten und die thermische Verwer- Folienverpackungen 2011), dargestellt in Abb. 2, ist weiters
tung dieser Fraktionen zu reduzieren. zu beachten, dass die Erzeugung von
Nun ist es notwendig, mit einem Vor- Lebensmittelabfällen durch zu sparsa-
3 Plastik gegen die urteil zu brechen. Wie Umfragen in den men Einsatz von Verpackungsmaterial,
Wegwerfgesellschaft USA ergaben, sehen 89 % der Konsu- sogenanntes Underpackaging, gravie-
menten Verpackung als überflüssigen rendere ökologische Einflüsse nach sich
Einfache Verpackung kann die Haltbar- Plastikabfall. Weiters werden minimal zieht, als die Haltbarkeit des Produk-
keit von Lebensmitteln stark erhöhen, oder nicht verpackte Lebensmittel als tes durch leichtes Overpackaging zu
wie in Tab. 1 aus Daten in einer Stu- umweltfreundlich und ökologisch be- garantieren.
die von „Denkstatt“ (2016) im österrei- trachtet (Sealed Air 2014). Dies in Be- Die richtige Balance zwischen die-
chischen Handel erhoben, hervorgeht. tracht der Tatsache, dass etwa 30 % aller sen beiden Extremen zu finden ist die
Die Studie untersuchte den Effekt, den Lebensmittel zu Abfall werden (Woh- Verantwortung der Verpackungsindus-
korrekte Verpackung auf die Haltbarkeit ner et al. 2019), führt zu einem höheren trie und dient sowohl der Schonung
und den damit verbundenen Lebens- Aufkommen an Lebensmittelabfällen wertvoller Ressourcen als auch der Ver-
mittelabfall haben kann, bei fünf ver- als notwendig und damit zu einer im- ringerung der CO2-Emissionen.
schiedenen Lebensmitteln. Diese wur- mensen Belastung der Umwelt. Der positive Effekt, den Folien-
den ausgesucht, da sie repräsentativ für Es konnte anhand von Lebenszy- verpackungen auf den ökologischen
einen Großteil der Produktgruppen bei klusanalysen gängiger Lebensmittel Fußabdruck haben, kann noch weiter
einem typischen Nahversorger sind. gezeigt werden, dass die Verpackung verstärkt werden, indem ideales Verpa-
Flexible Verpackungen und beson- nur etwa 5 bis 10 % der gesamten Um- ckungsdesign verfolgt wird, welches das
ders Multilayermaterialien ermöglichen weltbelastung ausmacht, die durch das Produkt weder über- noch unterver-
die Erfüllung einer ganzen Palette an Produkt verursacht wird (Silvenius et packt. Dies ist mit flexiblen Verpackun-
Anforderungen, den Erhalt wertvol- al. 2011; Büsser et al. 2007, Büsser und gen, aufgrund der eingangs erwähnten
ler Ressourcen und die Schonung der Jungbluth 2009, 2011). Vorzüge, leichter zu erreichen als mit
Umwelt durch weniger Lebensmittel- Da die Erfassung des Einflusses von anderen Verpackungsarten.
abfälle. Lebensmittelabfällen in Lebenszyklus-
Diese Funktion vollführen sie durch analysen (LCA) von Verpackungsmate- 6 Potenzial in der Anwendung von
ihre Flexibilität, wodurch sich die Ver- rialien aufgrund der unzuverlässigen flexiblen dünnschichtigen
packung an das Produkt anpassen lässt, und raren Daten zum Konsument- Verpackungen
ohne Luft mitverpacken zu müssen. Innenverhalten nur schwer quantifi-
Die Möglichkeit, mehrere Materialien zierbar ist, gibt es in dieser Hinsicht Das Potenzial, welches noch in der
zu einem Kompositmaterial zusam- nur wenige LCA. Eine dieser wenigen verstärkten Anwendung von flexiblen
menzufügen, erlaubt es dem Hersteller, verfügbaren Analysen wurde 2013 von dünnschichtigen Verpackungen aus
so gut wie jede erdenkliche Aufgabe SIlvenius et al. durchgeführt und in- Kunststoffen schlummert, wurde 2014
mit minimalem Materialeinsatz zu er- kludiert die CO2-Emission verursacht in einer Studie des Instituts für Ener-
füllen. Die Formgebungsmöglichkeiten durch die Entsorgung des in der Studie gie- und Umweltforschung Heidelberg
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Abb. 2 Innventia AB-Verpackungsmodell (Nach The Consumer Goods Forum 2011)
Die gegensätzliche Annahme ging
davon aus, dass die derzeit etwa 30 Mio.
Tonnen starrer Plastikverpackungen
durch Folienverpackungen ersetzt wer-
den würden, wobei kein Anteil der Fo-
lienverpackungen einer Wiederverwer-
tung, mit Ausnahme der thermischen
Verwertung, zugeführt werden wür-
de. Dieses Worst-Case-Szenario ergab,
dass die derzeit etwa 30 Mio. Tonnen an
starrer Verpackung durch etwa 4,22 Mio.
Tonnen Folienverpackung zu ersetzen
seien. Diese Verringerung um etwa 77 %
der gesamten Verpackungsmasse ergab
im Rahmen der LCA eine Reduktion des
CO2-Fußabdrucks um etwa 40 % und ei-
ne Verringerung des Wasserverbrauchs
um etwa 44 % (Ifeu 2014).
Abb. 3 Vergleich der notwendigen Verpackungsmenge, um 40 kg flüssiges Produkt zu 7 Vergleich Glasverpackung und
verpacken. (Nach FPA 2009) Folienverpackung
Neben diesen ökologischen Vorteilen
(IFEU) untersucht. Dieser Untersu- Tonnen starrer Kunststoffverpackung wirkt sich die Anwendung flexibler Ver-
chung lag die Annahme zugrunde, dass notwendig machen würde. Dies macht packungen auch auf die Transportkos-
sämtliche Lebensmittelverpackungen die Ressourceneffizienz von Folienver- ten aus. Der Transport von Folienver-
in Form von Folien ausgeführt wer- packungen klar deutlich. Außerdem packungen in Form von Rollen ist im
den. Gleichzeitig wurde als Szenario würde ein Umstieg auf starre Verpa- Vergleich zum Transport von Contai-
untersucht, welchen Effekt ein völliger ckungen den CO2-Fußabdruck um 5,6 % nern, wie PET-Flaschen, Kisten etc.
Umstieg von Folien auf Verpackungen erhöhen und den Wasserverbrauch um praktikabler und wegen des geringeren
aus starren Kunststoffen auf die Umwelt 5,3 % steigern. Hier wurde außerdem Anteils an umpackter Luft kostenspa-
hätte. noch die Annahme getroffen, dass render, wie von der Flexible Packaging
Die Ergebnisse waren, dass der Er- 100 % der starren Verpackungen re- Association (2009) bereits dargestellt
satz der 3,79 Mio. Tonnen Folienver- cycelt werden würden. Dieses Szenario wurde.
packungen den Einsatz von 20,5 Mio. stellt also einen Best-Case-Ansatz dar.
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in der Entwicklungsphase (Walker et al.
2020).
Weiters stellt das mechanische Recy-
cling jenen Schritt in der Wertschöp-
fungskette dar, der durch die gezielte
Sortierung von Mehrschichtfolien eine
wertschöpfende Rohstoffquelle für die
zurzeit in der Entwicklung befindlichen
Mehrschicht-Recyclingprozesse schafft.
Ehe jedoch derartige Innovationen
greifen können, ist es notwendig, die
Sammelquote der 2D-Verpackungsfrak-
tion zu erhöhen.
Grundlage für eine wirtschaftlich at-
traktive Aufbereitung von flexiblen Ver-
packungen ist ein Materialstrom von
ausreichender Qualität und Quantität.
Unter den derzeit gegebenen Vorausset-
zungen der Kunststoffabfallsammlung
Abb. 4 Kompatibilität der gängigsten Kunststoffe. (PA Polyamid, PE Polyethylen,
sind diese beiden Eigenschaften wider-
PET Polyethylenterephthalat, PP Polypropylen, PS Polystyrol, PVC Polyvinylchlorid,
sprüchlich und nur sehr schwer ver-
TPU Thermoplastisches Polyurethan). (Auszug nach Eco3E 2016)
einbar. Weiters unterliegen die gesam-
melten flexiblen Verpackungen gerade
Weiters wird für die Verpackung men an Kunststoffabfällen betrug 2019 im Bereich der Konsumentenabfälle
des gleichen Produktvolumens weit 172.029 t, wobei davon etwa 26 m% stärkeren Schwankungen, als dies bei
weniger Verpackungsmasse benötigt, auf Kunststofffolien zurückgehen (BMK Industrieabfällen der Fall ist.
wodurch ein günstigeres Produkt-zu- 2021). Aktuell werden laut ARA Recy- Die Kontamination der Folien mit
Verpackungs-Verhältnis möglich ist. clingquoten von 78 m% für die Verwer- Lebensmittelresten, wie sie bei der An-
Dadurch wird beim Transport von Pro- tung (hauptsächlich thermisch), 58 m% wendung als Lebensmittelverpackung,
dukten weniger zulässige Gesamtmas- für die Sortierung und weitere 58 m% der gängigsten Anwendungsform von
se des Transportvehikels, etwa eines bei der Sammlung erreicht (Scharff Folienverpackungen, vorkommt, ver-
Lkw, für die Masse der Verpackun- 2021). Exemplarisch muss für eine Ziel- ursacht in der Aufbereitung Probleme,
gen verwendet, wodurch weniger Lkw erreichung einer Recyclingquote von da die Verschmutzung teilweise 10 bis
notwendig sind, um dieselbe Menge 50 m% durchwegs eine Recyclingquote 20 % des Materialgewichts erreichen
an Produkten zu transportieren. Hier- von 80 % entlang der Verwertungskette kann (Morris 2016). Dies täuscht eine
durch werden sowohl das Verkehrsnetz erzielt werden. höhere Sammelmasse vor, als tatsäch-
entlastet als auch CO2-Emissionen ver- Dieser Missstand muss in den nächs- lich für den Rezyklierprozess verwendet
mieden. Dieses Verhältnis ist in Abb. 3 ten Jahren durch politische Interven- werden kann, verkompliziert die Sortie-
dargestellt. tion oder durch technische Innovation rung der Folienfraktion und kontami-
Untersuchungen wie diese machen behoben werden, indem wirtschaftli- niert durch die gemeinsame Sammlung
den Mehrwert, den Folienverpackung che Anreize für das verstärkte Recycling in weiterer Folge ebenfalls jene 2D-
für Industrie, Gesellschaft und Umwelt dieser Wertstoffe geschaffen werden. Materialien, welche nicht als Lebens-
darstellt, mehr als deutlich. Dahinge- Da das Recycling von flexiblen 2D- mittelverpackung eingesetzt wurden.
hend ist es sowohl ökologisch als auch Verpackungen, insbesondere von Mehr- Abhilfe können hier separate Sam-
ökonomisch gerechtfertigt, den Einsatz schichtfolien, technischer Innovationen melsysteme schaffen, welche 2D-Mate-
von Folienverpackungen in den kom- bedarf, ist es notwendig, Forschungs- rialien separat von starren Kunststoff-
menden Jahren zu forcieren. projekte durchzuführen, die sich mit verpackungen sammeln, der verstärkte
der Lösung dieser Probleme beschäfti- Einsatz von Ballistikseparatoren, oder
8 Umgang mit Folienverpackungen gen. Dies ist insofern von besonderem gar eine Trennung zwischen Lebens-
am Ende ihrer Verwendung Interesse, da sich Verpackungsfolien mittelverpackungen und anderen Foli-
mit 45.000 t/a niederschlagen, was ei- enverpackungen. Eine weitere Lösung
Neben all diesen Vorteilen trägt das 2D- nem Massenanteil von etwa 26 m% sind neue Technologien, welche sich
Verpackungssegment zur derzeit gerin- entspricht (Van Eygen 2018). Damit für die Sortierung von 2D-Materialien
gen Recyclingquote von Kunststoffver- stellen Verpackungsfolien einen be- eignen, wie etwa Marker, welche durch
packungen bei. trächtlichen Anteil am derzeit getrennt NIR erkennbar sind. Digitale Wasserzei-
Nach der Änderung der Berech- gesammelten Abfall dar. chen, RFID- oder Barcode-Markierung
nungsmethode ist die österreichische Durch die weite Verbreitung von sind einige der Technologien, welche
Recyclingquote von vormals 32 m% Anlagen zum mechanischen Recycling die Sortierquote von 2D-Materialien
auf 25 m% abgesackt. Bis 2025 soll liegt hier großes Potenzial zur Erhöhung erhöhen können (Woidasky et al. 2018).
aber die EU-Vorgabe von 50 m% er- der Recyclingquote, daher muss gera- Daneben ist es notwendig, die Sor-
füllt werden, und um diese bis dahin de dieser Bereich weiter erforscht und tierung schwarzer Kunststoffe zu ver-
zu erreichen, bedarf es einer großen entwickelt werden. Außerdem stehen bessern, nicht nur im Hinblick auf Foli-
Gemeinanstrengung. Das Sammelvolu- chemische Recyclingmethoden derzeit enverpackungen, da ein beträchtlicher
Recycling von MultilayerfolienOriginalarbeit
Abb. 5 Vergleich des Spektrums einer dünnschichten Verpackungsfolie: nach Adaption des Sortieraggregats (a) und ohne Adaption
des Sortieraggregats (b)
Anteil aller Kunststoffverpackungen aus 9 Recycling von Materialeigenschaften und die Misch-
schwarzem Kunststoff ist. Eine Lösung Multilayermaterialien barkeiten der einzelnen Kunststoffsor-
stellt hier etwa die Black-Eye-Techno- ten eingegangen werden. welche in den
logie von Steinert dar (Steinert 2018). Um zu verstehen, warum es wichtig Multilayermaterialien am häufigsten
ist, Multilayermaterialien aus dem 2D- zum Einsatz kommen.
Strom zu entfernen, muss zuerst auf die
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Nicht jedes Material lässt sich ohne nolayerfolien steht die Erforschung von Erste Ergebnisse zeigen eine verbes-
Weiteres mit anderen Kunststoffen mi- Lösungsansätzen für die erfolgreiche serte Spektralgüte durch kostengüns-
schen und verbinden, daher stellt be- Sortierung der 2D-Fraktion im Mittel- tige Adaptionen an einem Stand-der-
reits ein geringer Anteil an Störstoffen punkt. Technik-Sortiersystem. Die Spektralgü-
in einer Reinfraktion eine Kontamina- Eines der Projekte, welches sich mit te, welche durch eine herkömmliche
tion dar, die den Preis dieses Produkts dieser Thematik befasst, ist das vom kontaktlose Messung von dünnschich-
stark verringert oder es gar unbrauch- Land Steiermark und dem Zukunfts- tigen Folienverpackungen in Reflekti-
bar werden lässt. fonds geförderte Projekt „Multilayer on erreicht werden kann, ist aufgrund
Diese Kompatibilitätsproblematik Detection“ der Montanuniversität Leo- der geringen Materialstärke nicht aus-
macht in der Herstellung von Multi- ben, in dem zusammen mit dem PCCL reichend für eine Klassifizierung der
layerfolien den Einsatz von Haftver- untersucht wird, inwiefern die Sor- Materialtype. Effekte wie sinusförmige
mittlern notwendig und erhöht gleich- tiertechnologie für die Trennung von Spektralüberlagerungen und eine un-
zeitig die Anzahl an Schichten und Mono- und Multilayermaterialien ver- zureichende Reflektion der Nahinfra-
Materialien, mit denen es im Rahmen bessert werden kann. rotstrahlung führen zu unbrauchbaren
der Aufbereitung umzugehen gilt. Ziel des Projekts ist die Erhöhung Spektren für die Datenanalyse. Abb. 5
Bereits ein geringer Anteil an in- der Recyclingquote von Verpackungsfo- zeigt den Vergleich eines Spektrums
kompatiblen Materialien in der Auf- lien. In diesem Bereich kommen sowohl desselben Materials vor und nach der
bereitung macht die Herstellung ei- Einschicht- als auch Mehrschichtfolien Adaption des Sortieraggregats.
ner homogenen Schmelze unmöglich. zum Einsatz, wobei letztere mit dem
Grund dafür sind die unterschiedlichen Stand der Technik nicht rezyklierbar 10 Zusammenfassung
Materialeigenschaften wie etwa der sind. Das Projekt zielt nun auf eine
unterschiedliche Schmelzpunkt von neue Sortiertechnik für Verpackungsfo- Flexible Folienverpackung kann einen
Thermoplasten und Elastomeren. Die lien ab. Erreicht werden soll das durch erheblichen Beitrag zur Schonung von
Kompatibilität der gängigsten Kunst- den Einsatz von neuen Sensorsortier- Ressourcen und zu einer gesteigerten
stoffe ist in Abb. 4 dargestellt. methoden auf Basis der Nah-Infrarot- Kreislaufwirtschaft leisten. Insbesonde-
Da hier jeder Hersteller einen ei- Spektroskopie, um eine Trennung von re durch den geringen Ressourcenein-
genen Ansatz verfolgen kann, steigt rezyklierbaren und nicht-rezyklierbaren satz, welcher durch flexible Verpackun-
die Anzahl der möglichen Schichtkom- Materialien herbeizuführen. Die geziel- gen notwendig ist, um Lebensmittelab-
binationen und damit die Menge an te Sortierung von Mehrschichtfolien fälle zu minimieren, und das bei idea-
unterschiedlichen Multilayerfolien ste- ermöglicht dann eine neue Qualität des lem Verhältnis von Verpackungsmasse
tig. Eine klare Trennung in einzelne Rezyklats mit wesentlich verringerten zu Produktmasse.
Materialgruppen, wie sie bei Verpa- Fremdstoffanteilen. Dieser Aspekt birgt weiterreichende
ckungen aus Monomaterial möglich Die in diesem Projekt erforschte Vorzüge, so kann durch den verstärk-
ist, wird dadurch verhindert. Abhilfe neue Sortiertechnologie erweitert durch ten Einsatz an flexibler Verpackung die
können hier politische Rahmenbedin- die Erkennung von Mehrschichtfolien Produktlogistik nachhaltiger durch die
gungen schaffen, die die Menge an die Sortiertiefe von Kunststofffolien Einsparung von Raum, Treibstoff und
möglichen Schichtkombinationen im und ermöglicht durch den Erhalt von die Verringerung von CO2-Emissionen
Namen einer verbesserten Rezyklier- Einschichtfolien eine Integration von ermöglicht werden.
barkeit, Schonung von Ressourcen und bisher nicht berücksichtigten Ressour- Das verwirklichbare Potenzial, wel-
der Verbesserung der Kreislaufwirt- cen im mechanischen Recycling. Ein ches Folienverpackung für die Redukti-
schaft der Kunststoffe vereinheitlichen. erhöhter Anteil der stofflichen Verwer- on an Lebensmittelabfällen birgt, hängt
Die dadurch erleichterte Aussortie- tung von Kunststoffabfällen erhöht die stark von der Kommunikation mit den
rung von Mehrschichtfolien erlaubt die Effizienz im mechanischen Recycling KonsumentInnen und deren Informa-
Herstellung von Reinfraktionen aus 2D- und verbessert die Kreislaufwirtschaft tionsstand ab. Der Ruf von Folienver-
Verpackungsmaterial, welche anschlie- von Kunststoffen. Die gezielte Sortie- packungen in der Öffentlichkeit muss
ßend einer wertschöpfenden Weiterver- rung von Mehrschichtfolien schafft ihrem Wert und ihrem Nutzen für Wirt-
arbeitung zu hochwertigen Produkten zusätzlich eine wertschöpfende Roh- schaft und Umwelt gleichermaßen ge-
mit guten mechanischen Eigenschaf- stoffquelle für zurzeit in Entwicklung recht werden. Hier ist es notwendig,
ten zugeführt werden können. Dies befindliche Mehrschicht-Recyclingpro- geeignete Kampagnen für die Infor-
ist notwendig, da das Potenzial des zesse. mation der KonsumentInnen voranzu-
Downcyclings, welchem Fraktionen an Die Projektergebnisse stellen die treiben, um es ihnen zu ermöglichen,
Folienmaterialien aufgrund der durch Grundlage für die Entwicklung einer informierte Entscheidungen bei ihrem
Verunreinigungen geringen mechani- industriell nutzbaren Sensortechnolo- Konsumverhalten zu treffen.
schen Eigenschaften oft zugeführt wer- gie dar. Eventuell patentierbare Pro- Während die Verpackung eines Pro-
den, ausgereizt ist und die thermische jektergebnisse werden vor einer Ver- dukes mittels Folien nur einen sehr
Verwertung keinen Beitrag zur Erhö- öffentlichung entsprechend evaluiert geringen Teil seiner Umweltbelastung
hung der durch die Europäische Union und geschützt. Diese Veröffentlichun- ausmacht, reduziert sich durch ge-
vorgeschriebenen Recyclingquote lie- gen und das optionale Patent stärken eignet dimensionierte Verpackung die
fert (The European Parliament and the den Ruf Österreichs und der Steiermark Masse an anfallendem Lebensmittelab-
Council of the European Union 2018). und damit den der hier situierten Recy- fall, welcher, wie gezeigt, einen weitaus
Neben soziologischen und politi- clingunternehmen als technologische schädlicheren Einfluss auf die Umwelt
schen Verbesserungsmöglichkeiten zur und wissenschaftliche Innovatoren. hat.
Sortierung von Mehrschicht- und Mo-
Recycling von MultilayerfolienOriginalarbeit
Um die positiven Vorzüge von Mo- fragt, um dieses Gedankenexperiment Die in diesem Artikel enthaltenen Bil-
no- und Multilayerverpackungen voll- Wirklichkeit werden zu lassen. der und sonstiges Drittmaterial unter-
ends auszunutzen, ist es notwendig, liegen ebenfalls der genannten Crea-
die EOL-Situation dieser Materialien Funding Open access funding provided tive Commons Lizenz, sofern sich aus
zu erforschen und neue Technologien by Montanuniversität Leoben. der Abbildungslegende nichts anderes
für deren Sammlung und Aufbereitung ergibt. Sofern das betreffende Materi-
zu etablieren. Hierzu zählen einerseits Open Access Dieser Artikel wird unter al nicht unter der genannten Creative
entsprechende Sammelsysteme und der Creative Commons Namensnen- Commons Lizenz steht und die betref-
andererseits neue Technologien, die, im nung 4.0 International Lizenz veröffent- fende Handlung nicht nach gesetzlichen
besten Falle, bereits auf bestehenden licht, welche die Nutzung, Vervielfäl- Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben
Sortiertechnologien aufbauen und sich tigung, Bearbeitung, Verbreitung und aufgeführten Weiterverwendungen des
möglichst kostengünstig in bestehende Wiedergabe in jeglichem Medium und Materials die Einwilligung des jeweili-
Anlagen integrieren lassen. Format erlaubt, sofern Sie den/die ur- gen Rechteinhabers einzuholen.
Wie erwähnt ließe sich mit dem ver- sprünglichen Autor(en) und die Quelle Weitere Details zur Lizenz entnehmen
stärkten Einsatz von Multilayer- und ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Sie bitte der Lizenzinformation auf
Monolayerverpackung eine Reduktion Creative Commons Lizenz beifügen und http://creativecommons.org/licenses/
des Wasserverbrauchs um etwa 44 % angeben, ob Änderungen vorgenom- by/4.0/deed.de.
und eine CO2-Einsparung von etwa men wurden.
40 % realisieren. Nun ist Handeln ge-
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