Rede des Vorsitzenden der IG BCE
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Vassiliadis: Rede des Vorsitzenden der IG BCE Rede des Vorsitzenden der IG BCE steinkohlentag 2009 Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Hannover Z unächst einmal herzlichen Dank für die Glück- Problemlöser für globale wünsche und herzlichen Dank für die Einladung, Herausforderungen vor dem so genannten „großen Steinkohlentag“ zu sprechen. Ich freue mich über diese Ehre und werte Insofern kann man durchaus sagen, gerade mit es auch als Signal für die Fortsetzung der guten Zusam- Blick auf das, was wir in den letzten Monaten erlebt menarbeit zwischen Gesamtverband Steinkohle und haben, dass die Globalisierung soziale Gestaltung der IG BCE, vor allem in der Kohle- und Energiepolitik. braucht, dass die Globalisierung ein Modell braucht. Und auch der schon zitierte Titel der Veranstaltung Soziale Marktwirtschaft – und da zitiere ich auch bringt mich auf den Gedanken, ein wenig mit den die Kanzlerin – kann und sollte eine Vorbildfunktion Begriffen zu spielen, denn der Begriff Globalisierung ist bei der Bewältigung der Krise und mit Blick auf die auf der einen Seite für uns alle ganz präzise geworden Globalisierung haben. und auf der anderen Seite dennoch beliebig. Und Globalisierung, mit Blick auf Deutschland, Aus Sicht der IG BCE sage ich: Deutschland braucht braucht Industrie, nicht nur für die Versorgung mit die Globalisierung und die Globalisierung – das ist der Gütern, nicht nur als Wachstumsmaschine, sondern Titel dieser Veranstaltung – braucht Sicherheit! Sicher- auch als Problemlöser für viele globale Herausforde- heit braucht Verantwortung, soziale, ökologische, rungen. Der Klimaschutz ist erwähnt. Und Industrie aber auch ökonomische. Und diese Verantwortung als Problemlöser braucht Energie. Damit bin ich zurück braucht Vernunft, ökonomische wie politische. Und beim Thema. Wir wollen – Herr Homann hat es schon bei uns in Deutschland, auch in Europa gibt es dafür erwähnt, ich zitiere auch aus dem Koalitionsvertrag – die Tradition der sozialen Marktwirtschaft. wir wollen eine ideologiefreie, technologieoffene und marktorientierte Energiepolitik. Diesen Satz hätte ich vor dem IG BCE-Kongress gegebenenfalls um das Wort „umweltverträglich“ ergänzt. Ansonsten hätte ich es wortwörtlich so sagen können, und dennoch stammt es aus dem Koalitionsvertrag in Berlin. Sie sehen, in diesem Vertrag finden sich wichtige Aussagen, mit denen ich durchaus übereinstimme. Mit einigen anderen bin ich nicht einverstanden, aber es sind auch viele Fragen offen. Herr Staatssekretär Homann, auf einen Punkt möchte ich Sie persönlich ansprechen: Das Bundeswirt- schaftsministerium will laut Koalitionsvereinbarung prüfen, welche Maßnahmen im Rahmen des Emissi- onshandels zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der stromintensiven Industrien und damit verbundener Arbeitsplätze gegebenenfalls vor dem Jahr 2013 er- forderlich sind. Sie selbst haben gesagt, dass wir schon jetzt einen Kompensationsmechanismus brauchen, denn – ich zitiere: „Es nutzt dem Ertrinkenden nichts, wenn ihm der Rettungsring erst 2013 zugeworfen wird“. Ich kann dies nur nachdrücklich unterstreichen. Wir haben schon im letzten Jahr in dieser Frage gut zusammengearbeitet. Dafür herzlichen Dank. Ich würde mich freuen, wenn dies auch so bliebe. Und – diese Gelegenheit kann ich natürlich nicht ungenutzt lassen – noch schöner wäre, wenn wir das auch auf das Thema Kohle ausdehnen könnten. Die Koalition will spätestens innerhalb des nächs- ten Jahres ein neues Energiekonzept vorlegen. Diese Absicht kann ich nur begrüßen. Das letzte stammt von Helmut Schmidt, ein neues ist somit durchaus überfällig. Allerdings lässt der Koalitionsvertrag offen, 632 Glückauf 145 (2009) Nr. 12
Vassiliadis: Rede des Vorsitzenden der IG BCE welche Qualität dieses Konzept haben soll. Ist es der Sie alle kennen unsere Argumente gegen den Aus- Ausgangspunkt für eine öffentliche Diskussion oder laufbergbau. Viele sind heute hier bereits angespro- steinkohlentag 2009 wird die Bundesregierung ein Konzept erarbeiten und chen worden. Deshalb zähle ich sie nur kurz auf: Ein verkünden? Wer wird an der Erarbeitung beteiligt Beitrag zur Versorgungssicherheit, vor allen Dingen bei sein und welchen Grad an Verbindlichkeit soll es Strom, Sicherung der technologischen Spitzenstellung haben? Die Erfahrung lehrt, dass die Realisierung und des Erfahrungsschatzes der Bergleute, Erhalt des eines solchen Konzepts in unserer Gesellschaft nur Zugangs zu den Lagerstätten. Ich habe es in meiner dann gelingen kann, wenn es wirklich breite Unter- Grundsatzrede anlässlich des IG BCE-Kongresses gesagt stützung findet. Wir brauchen nicht nur ein neues – ich möchte es auch hier wiederholen: Der Ausstieg Konzept. Wir brauchen einen neuen Energiekonsens, aus unserer Sicht, war vor den Wahlen falsch und der der langfristig die Weichen stellt für eine ausgewo- Ausstieg ist auch nach der Wahl falsch. Der Kongress gene, sichere, preisgünstige und umweltfreundliche der IG BCE hat diese Position mit überwältigenden Energieversorgung. Darüber sollten Regierung, be- Mehrheiten für die entsprechenden energiepolitischen troffene Unternehmen, gesellschaftliche Gruppen Anträge bekräftigt. und Gewerkschaften gemeinsam beraten. Wenn am Die Befürworter des Ausstiegs stützen sich allein Ende nötig, auch bei einem Energiegipfel. Die IG BCE auf das Argument der Kosten. Derzeit reden wir – je ist bereit und fähig, sich an dieser Konsensfindung nachdem wie der Kohlenpreis sich am Weltmarkt zu beteiligen. entwickelt – noch über staatliche Beihilfen von knapp Zur Zukunft der Kernenergie beantwortet der 1,4 Mrd. €/a. Für eine funktionierende Finanzver- Koalitionsvertrag eine Frage in aller Klarheit: Neue sorgung unserer Volkswirtschaft durch die Banken Kernkraftwerke wird es nicht geben. Wichtige andere haben wir weit größere Summen aufgebracht. Und Fragen bleiben allerdings offen. Die Wichtigste: Wie das war richtig. Ist aber – das war die Fragestellung – lange sollen denn die Kernkraftwerke nun länger lau- eine sichere Energieversorgung weniger wichtig? fen dürfen? Die IG BCE hat die Frage nie ideologisch Die Schwächen des Kostenarguments hat auch eine behandelt, aber es gibt natürlich offene Fragen. Lassen Prognos-Studie offengelegt, die wir der Initiative des Sie mich die Wahrnehmung der Probleme ergänzen. Gesamtverbands Steinkohle zu verdanken haben. Auch – und das ist nicht erwähnt worden – Uran ist Danach liegen die fiskalischen Folgekosten eines ein begrenzter Brennstoff. Er kommt zu großen Tei- Kohleausstiegs durch Arbeitsplatzverluste, sinkende len aus Ländern, die nicht zu den politisch stabilsten Einnahmen bei den Steuern und Sozialabgaben sowie zählen. Auch hier wird deutlich: Kernenergie ist in der wachsende Ausgaben für Arbeitslosigkeit über den Tat – wie es im Koalitionsvertrag formuliert ist – nur eingesparten Subventionen. Das gilt weiter. Die Fi- eine Brückentechnologie. Und auch hier ist Akzep- nanzkrise dürfte die Problematik eher noch verschärft tanz das Schlüsselwort. Wer wirklich ein tragfähiges haben, da der Ersatz wegfallender Arbeitsplätze im Energiekonzept will, dem muss daran gelegen sein, Bergbau und bei den Zulieferern in Zukunft eher noch Konfrontationen zu vermeiden. Eine Kernenergiekon- schwieriger wird. troverse brächte erneut eine unproduktive Blockade. Ich will gar nicht bestreiten, dass ein Sockelberg- Der Energiekonsens würde in weite Ferne rücken. bau auch Geld kosten wird. Allerdings bin ich davon Deshalb sei auch hier gesagt, die Kohle lässt sich nicht überzeugt, dass die nötigen Beihilfen langfristig sinken durch Kernenergie ersetzen, allenfalls umgekehrt wird werden, unter bestimmten Bedingungen sogar auf ein Schuh daraus. Null. Das Argument, dass dies irreal ist und Fantasterei lasse ich nach der Finanzkrise nicht mehr gelten. Doch Bekenntnis zur kohlepolitischen ich will hier keine Spekulationen über die möglichen Verständigung Kosten eines Sockelbergbaus anstellen, im Gegenteil. Ich schlage vor, sie genau zu evaluieren, ideologiefrei Der Koalitionsvertrag bekennt sich zur kohlepolitischen – wie eingangs zitiert. Deshalb bitte ich den Gesamtver- Verständigung vom 7. Februar 2007 und auch heute ist band Steinkohle und die RAG, belastbar und nachvoll- das hier in aller Deutlichkeit gesagt worden: Der Ver- ziehbar diese Kosten durchzurechnen. Was kostet der trag gilt! Für die IG BCE ist das selbstverständlich und Sockelbergbau unter welchen Rahmenbedingungen? dennoch ist es ein gutes Zeichen, das immer wieder zu Nur dann kann man wirklich über die Revisionsklausel unterstreichen. Es ist eine Frage der Glaubwürdigkeit. ernsthaft reden. Das sollte in einem engen Zeitrahmen Zu diesem Vertrag – und es ist hier gesagt worden – möglich sein, damit die Ergebnisse zügig vorliegen. gehören natürlich die Vereinbarungen mit Blick auf Denn die Zukunft des Steinkohlenbergbaus ist mit das Jahr 2018, mit Blick auf die Zukunft der Evonik, Sicherheit auch zukünftig wieder Gegenstand einer aber ein wesentlicher Bestandteil dieser Vereinbarung breiteren öffentlichen Debatte und das Jahr 2012 ist ist die gerade vorhin erwähnte Revisionsklausel. Und mit Blick auf Bergbauplanung bereits morgen. Diese die nehmen wir als IG BCE sehr ernst. Debatte würde ich gern auf sachliche Argumente Seit Februar 2007 haben wir dramatische Entwick- stützen und nicht auf Vorurteile. lungen erlebt: Gewaltige Sprünge bei den Energie- und Die Entscheidung über Auslaufbergbau oder Rohstoffpreisen, Verknappungen, die Finanzkrise, Sockelbergbau liegt bei der Politik, ebenso die Ver- die niemand zuvor prognostiziert hätte, Beihilfen für antwortung für die Folgen. Aber unabhängig davon, Banken in bisher unvorstellbaren Größenordnungen. wie sie ausfällt, sind wir sicher darüber einig, dass wir Welches Beweises bedarf es eigentlich noch, dass die schnell eine neue Beihilferegelung der EU benötigen. Revisionsklausel richtig ist und dass man die Welt nicht Auch das ist bereits angesprochen. Die Zeit drängt, die extrapolieren kann? Sehen Sie mir eine eigenwillige bisherige Regelung läuft Ende 2010 aus. Ab dem Jahr Steigerungsform nach: Die Revisionsklausel ist heute 2011 brauchen wir eine neue Richtlinie oder Verord- nach diesen Erfahrungen richtiger als vor gut zwei nung der EU. Die Kommission lässt dazu bisher keine Jahren. Bereitschaft erkennen. Das Europäische Recht muss Glückauf 145 (2009) Nr. 12 633
Vassiliadis: Rede des Vorsitzenden der IG BCE in Einklang mit dem Steinkohlefinanzierungsgesetz gieversorgung leisten. Deshalb lohnt es sich, sie zu gebracht werden – gleich ob Auslauf oder Sockel- fördern. In welcher Form und in welcher Höhe, darü- steinkohlentag 2009 bergbau. An dieser Stelle ist die Bundesregierung ber muss sicherlich nachgedacht werden, besonders gefordert, und wir haben gerade dazu auch deutliche bei der Anwendung hierzulande. Wir müssen stärker Worte gehört. Eine Lösung sollte möglich sein, denn darauf achten, unseren technologischen Vorsprung auch andere EU-Länder haben ein Interesse an der und die Qualität der Arbeitsplätze hierzulande zu Fortsetzung der bisherigen Beihilferegelung. sichern, statt die Exporte chinesischer Anlagenbauer Herr Staatssekretär Homann, ich muss Sie als zu begünstigen. Vertreter des Bundeswirtschaftsministers erneut Es gibt auch andere Energien, die effizient, kosten- bemühen, schließlich haben Sie die Kompetenz für günstig und zugleich klimaverträglich sind – nicht nur Rettungsringe ja bereits für sich reklamiert: Machen regenerative, auch die Kohle. Deutschland ist bei der Sie die deutsche Steinkohlenförderung europafest. Abscheidung und Speicherung von CO2 weltweit Spit- Wir brauchen Sicherheit, nicht zuletzt wegen der So- ze. Die CCS-Technologie macht Stromerzeugung fast zialverträglichkeit, die ja von allen Beteiligten heute ohne CO2-Emissionen möglich. Sie ist ebenso wie die auch ausdrücklich zugesichert worden ist. Solarenergie eine Zukunftstechnologie. Auch sie wird Sozialverträglichkeit bleibt für die IG BCE der Dreh- bei uns qualifizierte Arbeitsplätze und Exportchancen und Angelpunkt. Sie werden sich fragen, warum ich schaffen. Auch sie kann in anderen Ländern in großem das hier noch einmal so betone. Die Ereignisse im Maßstab eingesetzt werden. Und im Gegensatz zu Saarland machen das leider notwendig. Nachdem vielen erneuerbaren Energieträgern kann sie bei uns die Beendigung des Steinkohlenbergbaus an der Saar allein wegen des hohen Anteils an Stein- und Braun- sozialverträglich und tarifverträglich abgesichert ist, kohle an der Stromerzeugung wesentlich mehr für den hat die neue Koalition dort verabredet, im Bundesrat Klimaschutz und die Energieversorgung leisten – in eine Initiative für ein früheres Auslaufen des Steinkoh- China und anderen Ländern erst recht. Denn weltweit lenbergbaus zu starten. Und das ist ein Signal, das wir wird der Einsatz von Kohle massiv zunehmen. wirklich nicht verstehen. Es zeigt, dass wenig Gedanken Doch CCS finden bislang allenfalls einige Fachleu- an die Folgen für die Bergleute, vor allen Dingen in te – noch einmal – „sexy“. Das muss sich ändern. Ich Nordrhein-Westfalen, die im Übrigen saarländische will hier gar nicht von Subventionen reden. Die sind Kolleginnen und Kollegen solidarisch bei sich aufneh- bei den hohen Entwicklungskosten sicherlich sinnvoll. men, vorhanden sind. Für einen Koalitionskompromiss Und natürlich braucht CCS noch Zeit und Entwicklung, wird hier mit den Schicksalen von Menschen gespielt. genauso wie Offshore-Windenergie oder Solarstrom. Das ist für uns Wortbruch zu Lasten Dritter. Nach den Doch es geht jetzt vor allem darum, der Zukunfts- Signalen und berechtigten Hinweisen, wie gut wir technologie CCS zum Durchbruch zu verhelfen. Wir auch die Regelungen im Saarland umgesetzt haben, in Deutschland haben gute Chancen, uns hier an die bin ich an dieser Stelle, ehrlich gesagt, entsetzt und Spitze des Fortschritts zu stellen. Wenn die Politik die halte das für verantwortungslos. Wir werden sehen, richtigen Rahmenbedingungen schafft, kann die Indus- ob wirklich daraus eine Initiative wird. trie die nötigen Investitionen auch vornehmen. Dazu sind drei Dinge notwendig: Als erstes das er- CCS ist Zukunftstechnologie wähnte Gesetz, das CCS fördert und nicht verhindert; zweitens, verstärkte gemeinsame Anstrengungen, die Das Stichwort Europa habe ich bereits genannt. An Akzeptanz für diese Zukunftstechnologie zu fördern; anderer Stelle ist Europa weiter als wir. Der europäi- und schließlich eine gemeinsame CCS-Infrastruktur- sche Rahmen für die Abscheidung und den Transport gesellschaft unter Beteiligung des Bundes. Sie wäre und die Speicherung von CO2 ist durch eine Richtlinie am besten geeignet, die gewaltigen Aufgaben zu längst gesetzt, doch in Deutschland noch nicht aus- bewältigen, vor denen wir stehen. Und es geht nicht gefüllt. Befindlichkeiten in Bayern und Schleswig- nur um die Technik der Abscheidung in den Kraftwer- Holstein haben kurz vor der Wahl ein bereits von der ken und später auch in anderen Industriebetrieben. Bundesregierung gebilligtes CCS-Gesetz gestoppt. Im Wir brauchen ein umfangreiches Pipeline-Netz und Koalitionsvertrag werden nun die zeitnahe Umsetzung Speicherstätten an ganz unterschiedlichen Orten, oft der EU-Richtlinie und Werbung um die Akzeptanz ohne direkten Bezug zu der industriellen Produktion. angekündigt. Das ist auch dringend notwendig und Und nicht zuletzt muss auch die stoffliche Verwertung jede Unterstützung wert, denn CCS kann entscheidend – auch das ist erwähnt worden – von CO2 etwa in der zur Bewältigung des Klimawandels beitragen und das chemischen Industrie organisiert und weiterentwickelt durch Fortschritt und Technologie und nicht durch werden. Rückschritt und Verzicht. Bei der Solarenergie stößt diese Erkenntnis auf Weltweit verbindliche Strategien breite Akzeptanz, obwohl Deutschland gewiss kein zur Bekämpfung des Klimawandels Sonnenparadies ist, obwohl der vergleichsweise gerin- ge Beitrag von Sonnenstrom zur Gesamtversorgung Der Klimawandel ist eine der großen Herausforde- erst durch Subventionen und Milliardenumlagen für rungen auch für die Energiepolitik. Wir wollen den die Stromverbraucher möglich wurde. Solarstrom, Klimaschutz. Wir wollen, dass Deutschland und Europa erlauben Sie mir die Saloppheit, gilt als „sexy“. Gerade umweltfreundliche Industriestandorte bleiben. Aber in Zeiten der Krise müssen wir aber darauf achten, dass dazu müssen sie auch wettbewerbsfähige Standorte wir unsere Mittel möglichst effizient einsetzen – auch bleiben. Deutsche Industrieunternehmen verzeichnen beim Klimaschutz. Solarenergie ist ohne Frage eine im internationalen Vergleich der Energiekosten bereits Zukunftstechnologie. Sie schafft bei uns qualifizierte seit Jahren Wettbewerbsnachteile, mit zunehmender Arbeitsplätze und Exportchancen, und sie kann in Tendenz. Doch klimapolitische Ziele dürfen die Ent- anderen Ländern deutlich höhere Beiträge zur Ener- wicklungspotenziale unserer Industrie auch im Hinblick 634 Glückauf 145 (2009) Nr. 12
Vassiliadis: Rede des Vorsitzenden der IG BCE Liederbuch für steinkohlentag 2009 Berg- und Hüttenleute Herausgegeben vom Berg- und Hüttenmännischen Verein zu Aachen VGE Verlag GmbH, Essen, 14. Auflage 2008, 212 Seiten, 11 cm x 16 cm, Kunstledereinband mit Goldprägung Preis 15,90 EUR, ISBN 978-3-86797-021-1 Endlich wieder lieferbar ist das über 140 Jahre alte „Lieder- buch für Berg- und Hüttenleute“. Es enthält die 69 schöns- ten alten und neuen berg- und hüttenmännischen Lieder mit voller Klavierbegleitung, dazu die Texte von 78 Volks-, Wander- und Studentenliedern, die nicht nur in berg- und hüttenmännischen Kreisen gern gesungen werden. „Harte Arbeit und frohes Lied gehö- ren zusammen. Musik ist Licht und Freude. Solange wir sie haben, wird harte Arbeit das Herz nicht verhär- ten“, schrieb Wilhelm de la Sauce 1952 in seinem Geleitwort. Überall werden das Schemnitzer Schachtlied, das Leobener Lied, die Weisen aus Böhmen, Schlesien, dem 1. Auflage 1862 8. Auflage 1910 Erzgebirge, dem Siegerland und dem 2. Auflage 1871 9. Auflage 1923 3. Auflage 1879 10. Auflage 1952 Harz ebenso gern gesungen wie die 4. Auflage 1883 11. Auflage 1981 5. Auflage 1889 12. Auflage 1994 aus dem Rheinland, von der Saar und 6. Auflage 1894 13. Auflage 2003 7. Auflage 1903 14. Aufgabe 2008 aus Westfalen. Bitte senden Sie mir: Expl. Liederbuch für Berg- und Hüttenleute zum Einzelpreis von 15,90 EUR Staffelpreise: ab 20 Expl. 14,30 EUR, ab 50 Expl. 12,70 EUR, ab 100 Expl. 10,40 EUR Alle Preise inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten Absender: Name, Vorname: Firma: VGE Verlag GmbH Straße und Hausnummer: Montebruchstraße 2 · D-45219 Essen Postfach 18 56 20 · D-45206 Essen Telefon +49 (0) 20 54 / 9 24-123 PLZ/ Ort: Telefax +49 (0) 20 54 / 9 24-149 E-Mail vertrieb@vge.de Glückauf 145 (2009) Nr. 12 635 Datum/ Unterschrift: Internet www.vge.de
Vassiliadis: Rede des Vorsitzenden der IG BCE auf die Bewältigung der großen Aufgabenstellung ler Produktion für unseren Wohlstand einer breiteren unserer Zeit nicht gefährden. Sonst wird industrielle Öffentlichkeit wieder bewusst zu machen. steinkohlentag 2009 Produktion, vor allem energieintensive, an Standorte Selbstverständlich ist industrielle Produktion mit außerhalb der EU verlagert. Das hätte zusätzliche Belastungen verbunden. Selbstverständlich sind Emissionen zur Folge. Klima und Umwelt wäre damit bestimmte Technologien umstritten. Entscheidend auch nicht gedient. Deshalb unterstützen wir die ist aber immer, ob Risiken beherrschbar und ver- Bemühungen, weltweit verbindliche Strategien zur antwortbar sind. Wenn das so ist, sollten wir ihre Bekämpfung des Klimawandels zu verabreden. Das Chancen dann auch nutzen. Ideologiegetriebene ist der beste Weg, unfaire Wettbewerbsverzerrungen Auseinandersetzungen helfen uns nicht weiter und zu vermeiden. blockieren uns in jeder Richtung. Wir setzen auf So lange keine verbindlichen Minderungsziele für eine offene, faire und sachorientierte Debatte über alle großen CO2-Emittenten gelten, sind einseitige Min- Risiken und Chancen. Auf Dauer brauchen wir eine derungen der EU über die heutige Vorreiterrolle hinaus breite, gesellschaftliche Akzeptanz von industrieller ökonomisch, wie ökologisch fraglich. Sie könnten bei Produktion, von Forschung und Entwicklung, wenn uns zum Aus für hoch effiziente Produktionen führen, neue Technologien und neue Produkte weiterhin aus die oft auch für den Klimaschutz wertvolle Beiträge Deutschland kommen sollen. Darum hat die IG BCE leisten. Das fängt bei hoch effizienten Kraftwerken an, die Politik aufgefordert, eine „nationale Strategie für geht über die Wärmedämmstoffe, über Glasfaserkabel Industriepolitik“ auf den Weg zu bringen, die klare und hört bei Energiesparlampen nicht auf. Ziele setzt, Planungssicherheit schafft und Anreize für In gut einem Monat soll in Kopenhagen ein neues Forschung und Entwicklung setzt. UN-Klimaabkommen abgeschlossen werden. Ein Doch auch die Unternehmen sind gefordert. ehrgeiziges Ziel – nicht zuletzt, weil die Vereinigten Auch sie müssen deutlich machen, dass es ohne Staaten und Schwellenländer wie China und Indien technologischen Fortschritt, ohne innovative Produk- und auch Entwicklungsländer einbezogen werden tionsprozesse und ohne neue Produkte keine gute sollen. Das wäre schön, wenn dies gelingen würde. Zukunft geben wird. Für Gewerkschafter war der Doch nun zeichnet sich ab, dass ein verbindliches enge Zusammenhang zwischen industriellem und Abkommen in Kopenhagen noch nicht zu Stande technischem Fortschritt und sozialem Fortschritt stets kommen könnte. Das ist kein Grund, in Weltunter- klar. Angesichts der Zurückhaltung vieler Unternehmer gangsstimmung zu verfallen. Wie gesagt, wir wollen muss man den Eindruck gewinnen, es sei ihnen selbst ein weltweit wirksames Klimaschutzabkommen. peinlich, zum gesellschaftlichen Fortschritt beizutra- Aber wenn es noch Zeit braucht, weil beispielsweise gen. So verzagt kann man sie manchmal beobachten. Präsident Obama in seinem Land noch Widerstände Wir erwarten, dass sich auch die Unternehmen in die überwinden muss oder Finanzierungszusagen für gesellschaftliche, politische Diskussion begeben und die Dritte Welt noch offen sind, dann sollten wir uns Überzeugungsarbeit leisten. Sie sollen aufzeigen, mit diese Sorgfalt auch gönnen. Dafür ist das Thema zu welchen Lösungskonzepten sie die Probleme dieser wichtig. Mir ist ein international bindendes, belastba- Gesellschaft und dieser Welt zu lösen gedenken. Das res und nachprüfbares Abkommen im Zweifel etwas gehört zu einem modernen Verständnis von Unterneh- später lieber als ein Formelkompromiss im Dezember mertum in einer demokratischen Gesellschaft. in Kopenhagen. In der Finanzkrise hat ein unter Volkswirtschaftlern Es geht um wirksamen, ernsthaften Klimaschutz, fast vergessenes Wort seine Wiederauferstehung er- nicht um Ankündigungsrekorde. Was wir auf keinen lebt: die Realwirtschaft. Den Menschen wird wieder Fall gebrauchen können, ist ein kosmetischer Kom- bewusst, dass industrielle Produktion die Basis unse- promiss, der Deutschland und die EU veranlasst, ihr res Wohlstands ist. Untrennbar dazu gehört sichere für eine Einigung angekündigtes CO2-Minderungsziel Energie. Diese Chance gilt es zu nutzen. von 30 % allein scharf zu stellen. Dann müssen die Ein herzliches Glückauf! Beschäftigten in der deutschen und europäischen Industrie erneut die Zeche zahlen. Industrielle Produktion ist die Basis für Wohlstand Wenn es einen Industriezweig gibt, der um die Be- deutung von Akzeptanz in der Bevölkerung weiß, dann ist es mit Sicherheit der Steinkohlenbergbau. Der Steinkohlenbergbau hat mit Öffentlichkeitskam- pagnen und viel Nachbarschaftsarbeit gezeigt, woran andere sich ein Beispiel nehmen könnten. Datteln ist nur eines von vielen Beispielen, das uns vor Augen führt, welch hohe Bedeutung Akzeptanz für industrielle Produktion hat. Ich will mich nicht zum Thema Datteln weiter äußern. Sie wissen, dass die IG BCE den Bau von hoch effizienten Kohlekraftwerken unterstützt und Sie, Frau Ministerin Thoben, haben bereits angekündigt, alles dafür zu tun, dass Datteln keine Industrieruine wird. Ich möchte Datteln nur zum Anlass nehmen, Wirtschaft und Politik zu verstärkten Anstrengungen aufzurufen, die Bedeutung industriel- 636 Glückauf 145 (2009) Nr. 12
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