Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten

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Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten
Regenwassermanagement
             und Grüne Infrastruktur
- ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde

                                            Grünraumservice

                          Gemeinsam für ein gesundes Morgen.
Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten
KEIN LEBEN OHNE WASSER
                                                                                                                         Wasser ist die Basis für die meisten biochemischen      Wasser ist auch ein universelles Lösungsmittel und der
                                                                                                                         Prozesse aller lebenden Organismen. Die Ökosysteme      Hauptweg für den Fluss von Sedimenten, Nährstoffen
                                                                                                                         der Erde sind durch Wasser verbunden und werden von     und Schadstoffen. Durch Erosion, Transport und Abla-
                                                                                                                         diesem aufrechterhalten. Es unterstützt das Pflanzen-   gerung durch Flüsse, Gletscher und Eis prägt Wasser
                                                                                                                         wachstum und bietet vielen Arten einen dauerhaften      die Landschaft, durch Verdunstung und Kondensation
                                                                                                                         Lebensraum. Der menschliche Körper enthält mehr als     balanciert es den Energieaustausch zwischen Land und
                                                                                                                         60% Wasser, und alle Prozesse in ihm finden mit Hilfe   Atmosphäre aus und steuert so das Erdklima.
                                                                                                                         von Wasser statt.

    WASSERKREISLAUF UND                                        Dabei wird weniger Wasser gespeichert, das dann auch
                                                               nicht verdunsten und damit den regionalen Wasser-
    REGENWASSERMANAGEMENT                                      kreislauf speisen kann.
    Eine aktuelle Herausforderung für Gemeinden
                                                               Die Verringerung der Verdunstung bewirkt darüber hin-
                                                               aus eine Erwärmung der unteren Luftschicht, da bei Ver-
                                                               dunstung der Umgebung Energie entzogen und somit
    WASSER IST LEBEN                                           eine Kühlung eintreten würde. Sommerliche Hitzewellen
    Wasser ist das Lebenselixier unserer Erde, und der Zu-     treten vermehrt auf. Die Komponenten des Wasser- und
    stand und die Verfügbarkeit dieser Ressource betreffen     Energiekreislaufs stehen also in einem dynamischen
    alle natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Systeme.   Gleichgewicht, das wir pfleglich erhalten bzw. wieder-
    Dabei ist das Wasser das Bindeglied zwischen lokalen       herstellen müssen.
    und globalen Klimasystemen, unseren menschlichen
    Aktivitäten und den damit einhergehenden gesell-           Diese Broschüre will helfen, die Auswirkungen der
    schaftlichen Ansprüchen und den natürlichen Pro-           menschlichen Eingriffe auf die natürlichen Prozes-
    zessen, die wir nützen möchten.                            se und deren Folgen zu verstehen. Zugleich werden
                                                               Handlungsmöglichkeiten für Gemeinden aufgezeigt,
                                                               praktische und umsetzbare Beispiele mit Hilfe von grü-
                                                               ner Infrastruktur vorgestellt, aktuelle rechtliche Rah-
    ZU VIEL - ZU WENIG WASSER                                  menbedingungen sowie Kontakte zur Unterstützung der
    Durch die Entwicklung unserer Siedlungsräume und die       Gemeinden angeboten.
    fortschreitende Bebauung werden die ursprünglich be-
    stehende Vegetation entfernt und weitere Flächen ver-
    siegelt. Durch diese Versiegelung erleben wir häufig in
    unseren Gemeinden, dass es erst zu viel und dann sehr
    rasch zu wenig Wasser gibt.                                  !      Menschen beeinflussen den
                                                                        natürlichen Wasserzyklus auf
    DYNAMISCHES GLEICHGEWICHT                                           zwei wesentliche Arten:
    VON WASSER- UND
    ENERGIEKREISLAUF                                                                                                     WASSER KOMMT IN VIER BEREICHEN VOR
    Der Verlust der offenen bewachsenen Flächen bewirkt          • direkt durch die Wasserentnahme, Wasser-
                                                                                                                                                                                 Das Wasser in der At-
    nämlich eine Änderung des Wasser- und Energiehaus-             umleitungen, Kanalisierung und die                                                  Das Wasser auf dem
                                                                                                                                                                                 mosphäre ist in drei
    halts. Dieser bestimmt wiederum entscheidend die Le-           mögliche Wasserverschmutzung                                                        Land wird zum größten
                                                                                                                                                                                 Stadien (flüssig, fest,
    bensbedingungen der jeweiligen Ökosysteme, welche                                                                      Das Wasser in den           Teil von Grundwasser,                                  Das Wasser in den Le-
                                                                                                                                                                                 gasförmig) vorhanden.
    für uns die lebenserhaltenden Ökosystemleistungen er-        • indirekt durch eine Änderung der Vegetation             Meeren macht ca. 97%        Bodenwasser      (stark                                bensformen wie Pflan-
                                                                                                                                                                                 Es spielt eine Schlüs-
    bringen wie z.B. eine Versorgung mit Trinkwasser und           und das Verdichten und Versiegeln der                   des Gesamtvolumens          bedroht) und den Glet-                                 zen, Tiere und Men-
                                                                                                                                                                                 selrolle in der regiona-
    Lebensmitteln. Denn die Veränderung der Bodenbe-               Böden, durch Luftverschmutzung sowie das                aus.                        schern gebildet, einen                                 schen.
                                                                                                                                                                                 len Temperaturregulati-
    deckung und die Bodenversiegelung haben einen                  Schaffen von Hitzeinseln in Stadt und Land                                          kleinen Anteil stellen
                                                                                                                                                                                 on und im Ausgleichen
    wesentlichen Einfluss auf das regionale Klima, vor al-                                                                                             Flüsse und Seen dar.
                                                                                                                                                                                 des Wasserhaushalts.
    lem auf die Strahlung und den Niederschlag.

2                                                                                                                                                                                                                                         3
Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten
VERBAUT UND VERSIEGELT                                                                                                  REGENWASSERMANAGEMENT
    - menschliche Eingriffe in den Wasserhaushalt                                                                           ALS KLIMASCHUTZ
    Regen, als eine Komponente des Wasserzyklus, kön-           Das Regenwasser fließt ungehindert über die versie-         Die Rückführung des Regenwassers in den natürlichen
    nen wir gut beobachten. Die Regenmenge, die auf eine        gelten Flächen, die Abflussmenge schwillt in kurzer         Wasserkreis­lauf ist von großer Bedeutung für den Kli-
    Region fällt, konnte neben anderen Parametern bestim-       Zeit wesentlich an, überlastet bestehende Kanal- und        maschutz. Nur der Anteil des Regenwas­sers, der wie-
    men, welche Boden- und Pflanzenverhältnisse sich ent-       Kläranlagen und ist für uns verloren. Dies hat zur Folge,   der der Verdunstung durch Pflanzen den wasserfüh-
    sprechend dieser Standortsituation entwickelten. Der        dass unsere Regionen dehydrieren, Grundwasserspie-          renden Böden und Lebensräumen zugeführt wird, kann
    Großteil des Regens wird unter natürlichen Bedingun-        gel sinken, Trockenheit und erschwerte Produktions-         wieder Niederschläge erzeugen. Dieser kleine Wasser-
    gen vom Boden und von den Pflanzen aufgenommen. In          bzw. Lebensbedingungen zunehmen werden.                     kreislauf an Landober­flächen stellt den größeren Anteil
    versiegelten Siedlungsgebieten, wo häufig die Hälfte bis                                                                der lokalen Niederschläge dar. Der aus den Weltmeeren
    zu zwei Drittel der Flächen durch Häuser, Straßen und                                                                   verdunstende und an Land transportierte Niederschlag       Dürre-Regen-Pflanzenstress-Karten zeigen die Zunah-
    weitere Infrastruktur verbaut sind und Boden und Pflan-     Lokale Wasserkreisläufe haben in den letzten                beträgt nur einen kleineren Anteil der lokalen Nieder-     me der prekären Entwicklung, speziell im Osten Öster-
    zen kein Regenwasser mehr aufnehmen bzw. zurück-            20 Jahren rapide abgenommen                                 schläge.                                                   reichs. Diese beiden Karten zeigen ein Gebiet innerhalb
    halten können, hat sich der Wasserkreislauf drastisch                                                                                                                              einer Woche. Diese Darstellung stammt vom August
    verschlechtert.                                                                                                         Durch die Verringerung von Vege­    tation und natürli-    2015 vom European Drought Observatory (EDO)
                                                                                                                            chen Böden wird nicht nur lokal die Verdunstung, son-
                                                                                                                            dern auch regional und überregio­nal der Niederschlag           Regenfall Defizit
                                                                                                                            weniger. Aus diesem Wasserdefizit entsteht eine „Ket-
                                                                                                                            tenreaktion“ aus reduzierten Niederschlägen, die wiede­         Bodenfeuchte Defizit
                                                                                                                            rum nicht der Verdunstung zur Verfügung stehen. Diese
                                                                                                                            Verände­ rungen des natürlichen kleinen Wasserkreis­            Vegetationsstress durch Regen- und
                                                                                                                            laufs führen lokal wie regional zu einer Erhöhung der           Bodenfeuchtedefizit
                                                                                                                            Temperaturen, zu zunehmender Trockenheit und zu Hit-
                                                                                                                            zewellen.                                                       Teilweise Erholung der Vegetation

                                                                                                                                                                                            Vollständige Erholung der Vegetation

     ?                                                                                                                       „                                                         „
        Wie hat sich das Wetter in Ihrer                                                                                               Klimawandelanpassung                                           Der Klimawandel
           Gemeinde in den letzten                                                                                                               wird doch erst                                ist ein globales Problem, lokale
                                                                                                                                                 später wichtig                                       Maßnahmen können
            30 Jahren verändert?
                                                                                                                                                                                                        wenig bewirken
                                                               Können Sie im Sommer noch Tau treten?
                                                                                                                               Erste Folgen des Klimawandels können wir
             Gibt es Bereiche in Ihrer                                                                                         schon spüren. Die Anpassung langlebiger                    Kleine Maßnahmen können in der Summe
             Gemeinde, die bei Regen                                                                                           Gemeinschaftsgüter wie z. B. eine Neu-
                                                                  Können die Kinder im Winter noch                                                                                        sehr viel bewirken. Gerade Lösungen mit ei-
                                                                                                                               organisation des Regenwassermanagements
          rasch überschwemmt werden?                                    im Schnee spielen?                                                                                                nem integrativen Regenwassermanagement
                                                                                                                               erfordert Zeit und muss daher jetzt in Angriff             können nur ortsbezogen entwickelt werden.
                                                                                                                               genommen werden!

      Durch das Zusam-                                           Durch die unregle-
      menwirken von Boden                                        mentierte Versiege-                                        DAS ZUSAMMENWIRKEN VON BODEN, WASSER UND PFLANZE STÄRKEN
      und Pflanzen wird das                                      lung der Siedlungs-
      meiste Regenwasser                                         baugrundstücke
      zurückgehalten - es                                        (durch Gebäude,
      kann verdunsten und                                        Nebengebäude und
      kühlen - den loka-                                         befestigte Zufahrten
      len Wasserkreislauf                                        und Wege) fließt der
      versorgen und das                                          größte Anteil des
      Grundwasser speisen,                                       Regenwassers un-
      nur ein kleiner Anteil                                     gehindert als Ober-
      fließt als Oberflächen-                                    flächenwasser ab.
      wasser ab.

4                                                                                                                                                                                                                                                5
Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten
STRATEGIEN UND MÖGLICHKEITEN DER                                                                                     SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM
    REGENWASSERNUTZUNG EINER GEMEINDE                                                                                    REGENWASSERMANAGEMENT                                   3. GEMEINSAMES TUN
    Maßnahmen zur Regulierung des Regenwasservolu-               Natürliche Maßnahmen, um das Regenwasser länger im
    mens in den Landschafts- und Siedlungsräumen zielen          Einzugsgebiet verweilen zu lassen, beinhalten die Be-                                                           Die Gemeinde kann Maßnahmen im öffentlichen
    auf folgende Wirkungen ab: Regenwasser verlang-              grünung von Gebäuden, den Bau von Versickerungs-         1. BESTAND ERHEBEN                                     Bereich mit der Bevölkerung oder selbst planen und
    samen und verteilen, sammeln und speichern, ver-             gräben, ein verstärktes Nutzen und Schaffen von offe-                                                           durchführen bzw. Aktivitäten im nicht-öffentlichen
    dunsten und infiltrieren. Wir legen besonderes Augen-        nen Gerinnen, Bächen und Flüssen sowie das Zulassen                                                             Bereich anregen, durch Information, Workshops -
    merk auf ein Nützen der natürlichen Prozesse und ver-        von Feuchtgebieten. Eine sinnvolle Aufforstung auch      Eine Gemeinde kann sich mit einfachen Mitteln          z.B. zur Errichtung eines Regengartens im Garten
    binden deshalb graue (klassische Kanalsysteme) und           in Siedlungsräumen, sowie Gehölzgruppen, Hecken          einen Überblick über die aktuelle Situation der Ver-   oder in der Anrainerstraße, Förderungen oder Ver-
    grüne Infrastrukturmaßnahmen.                                und Regenwasserrückhaltebecken in unterschiedlichen      siegelung verschaffen. Mit Luftbildern kann sie ein    ringerung der Abgaben. Die Maßnahmen können
                                                                 Ausformungen (zur Versickerung, zur Verdunstung, zur     erstes Ausmaß der Versiegelung ermitteln,              folgende Bereiche betreffen:
    Von einfachen Regengärten (bepflanzte Mulden bzw.            Reinigung und zur Ablagerung von Sedimenten) stellen     mit einer Aufnahme der vorhandenen Vegetation
    Beete in unterschiedlichen Ausformungen) bis zu einem        Bausteine zu einem integrierten Regenwassermanage-       die Bereiche bestimmen, die noch Regenwasser           AN GEBÄUDEN
    differenzierten Arbeiten mit strukturierten Erden, Baum-     ment dar. In Kombination mit weiteren Maßnahmen im       zurückhalten können.                                   Dachbegrünungen, Fassadenbegrünungen, Zister-
    trogsystemen u.ä. können Starkregenspitzen verringert        Siedlungsraum können wir diese Ökosystemleistungen                                                              nen
    werden. Dadurch wird die Verweildauer des Regenwas-          – in diesem Fall das Zusammenwirken von Boden - Re-
    sers vor Ort erhöht und das Wasser durch Verdunstung         genwasser - Pflanze - bewusst zu unserem Vorteil nut-                                                           AUF PRIVATGRUNDSTÜCKEN
    wieder langsam an die Umgebung abgegeben. Wir kön-           zen und unsere Siedlungsräume nachhaltiger und damit                                                            Entsiegelung, begrünte Zufahrten und Parkplätze,
    nen in unseren Lebensräumen natürliche Kühlung und           widerstandsfähiger für den Klimawandel ausrüsten.
    länger anhaltende Bodenfeuchte erreichen. Somit kön-
                                                                                                                          2. INFORMATIONSAUSTAUSCH                               Regentanks, Baumpflanzungen, Regengärten, Wie-
                                                                                                                                                                                 senflächen
    nen wir durch integrierte Maßnahmen (siehe Darstellung
    unten) wieder verstärkt kleine Wasserkreisläufe initiieren                                                            Auf die Erhebung des Ist-Standes folgt die Informa-    IN STRASSENRÄUMEN
    bzw. unterstützen.                                                                                                    tion der Bevölkerung, z.B. durch gemeinsame Be-        Baumstreifen, begrünte Parkplätze, Entsiegelung,
                                                                                                                          gehungen, Teilen von Beobachtungen und gemein-         Regengärten, Filteranlagen, Mulden, kleine Grün-
                                                                                                                          sames Feststellen der gegenwärtigen Situation.         flächen im bebauten Gebiet = „Pocket-Parks“, Ver-
                                                                                                                                                                                 netzung von Frei- und Grünräumen im Ortsgebiet

                                                                      1 Dächer und Fassaden begrünen

                                                                      2 Wasser in Tanks und Zisternen sammeln
                                                                      3 Durchlässige Beläge verwenden
                                                                      4 Grüne Bodenschwellen ausführen

                                                                      5 Offene Gerinne entlang von
                                                                        Straßen bauen - diese sind meist trocken

                                                                      6 Filterstreifen zur Reinigung des Wassers
                                                                        berücksichtigen, vor allem bei Parkplätzen
                                                                        und Fahrbahnen
                                                                      7 Bauminfiltrierungsstreifen anlegen

                                                                      8 Regengärten in unterschiedlichen
                                                                        Ausführungen verwirklichen

                                                                      9 Wasserrückhalteteiche zur Verdunstung/ als
                                                                        Feuerlöschteich vorsehen

                                                                      10 Versickerungsmulden verwirklichen -
                                                                         diese sind meist trocken

                                                                      11 Durch Stadtwälder viel Regen zurückhalten

                                                                      12 Sickerschächte zur Einspeisung ins
                                                                         Grundwasser bauen

6                                                                                                                                                                                                                                     7
Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten
REGENWASSER WIRD...

     verlangsamt und verteilt                    gesammelt                                gespeichert                                 verdunstet                        und infiltriert

     GEBÄUDEBEZOGENE MASSNAHMEN                              ÖFFENTLICHE UND PRIVATE
     UND PRIVATGÄRTEN                                        PARKPLÄTZE
                                                                                                           VERNETZUNG VON SIEDLUNGS-
     • Vielfältiges Grün mit gutem Bodenaufbau               • Filterstreifen
       und guter Wasserversorgung                            • Baumstreifen
                                                                                                           UND LANDSCHAFTSRÄUMEN MIT
     • Fassaden- und Dachbegrünungen                         • durchlässige Materialien                    GRÜNEN INFRASTRUKTUR
     • Regentanks                                                                                          SYSTEMEN
     • Regengärten
     • Versickerungsanlagen                                                                                Die Siedlung Neustadt in Laa a.d. Thaya ist ein
                                                                                                           Beispiel, wie ein bewusstes Nützen der blau-grünen
                                                                                                           Infrastruktur helfen kann, in einem größeren Maßstab
                                                                                                           Regenwasser zurückzuhalten und die Lebensqualität
                                                                                                           eines neuen Siedlungsraumes zu sichern. Das Ober-
                                                                                                           flächenwasser wird nicht direkt eingeleitet, es versickert
                                                                                                           in den Wiesenbereichen um den Teich.

                                                                            STRASSENRÄUME UND
                                                                            PLÄTZE
                                                                            • Einbauten in Straßen über-
                                                                            einander anordnen, um Spiel-
                                                                            raum für strukturierte Erden
                                                                            (Wasserspeicher und Wurzel-
                                                                            raum) zu bekommen
                                                                            • durchlässige Materialien
                                                                              verwenden
                                                                            • mit strukturierten Erden
                                                                              arbeiten, um vernetzte
                                                                              Systeme zu schaffen
                                                                            • Filterstreifen
                                                                            • Baumstreifen
                                                                            • Mulden
                                                                            • Regenwasserüberläufe                                                                      Siedlung Neustadt in Laa an der Thaya

8                                                                                                                                                                                                               9
Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten
STRATEGIEN, UM DAS REGENWASSER ZU                                                                                           ZU SAMMELN, ZU SPEICHERN,
     VERLANGSAMEN UND ZU VERTEILEN,                                                                                              ZU VERDUNSTEN UND ZU INFILTRIEREN.

     Wasserge-                       Pflasterung                     Gerinne entlang               Gerinne entlang Weg           Offene Regenwasser- Offene Regenwasser- Regenwasserzu-                                    Offener Wasser-
     bundene Decke                                                   Straße                                                      zuleitung           zuleitung           leitung                                           bereich
                                                                                                                                 zu Beeten und Grünräumen gepflasterte Variante              zu bodengebundenen            in Kombination mit Brunnen
     Empfohlener Einsatzbereich:     Empfohlener Einsatzbereich:     Empfohlener Einsatzbereich:   Empfohlener Einsatzbereich:
                                                                                                                                                                                             Fassadenbegrünungen in
     Öffentliche Freiräume mit       Öffentliche Freiräume mit       Entlang von Straßenräu-       Entlang von Wegen in Kom-
                                                                                                                                                                                             öffentlichen Straßen und      Empfohlener Einsatzbereich:
     gering belastetem Re-           gering belastetem Re-           men in Kombination mit        bination mit Reinigungs-
                                                                                                                                 Empfohlener Einsatzbereich:                                 auf öffentlichen Plätzen      In öffentlichen Siedlungs-
     genwasser. Versickerung         genwasser. Versickerung         Reinigungsanlagen wie         anlagen wie Regengärten
                                                                                                                                 In privaten Hausgärten und öffentlichen Siedlungs-                                        räumen als Kombination
     abhängig von Aufbau:            abhängig von Aufbau des         Regengärten und Biofilter-    und Biofilteranlagen. Ver-                                                                Empfohlener Einsatzbereich:
                                                                                                                                 räumen, schlichte Ausformungen möglich. Auf stärker                                       von fließendem und ruhen-
     je gröber der Untergrund,       Untergrunds und Freihalten      anlagen. Versickerung und     sickerung und Reinigung                                                                   In privaten Hausgärten und
                                                                                                                                 benutzten, befestigten Freiflächen, Zuleitung entlang                                     dem Wasser. Zur Samm-
     umso bessere Versicke-          der Fugen.                      Reinigung dort vorsehen.      dort vorsehen.                                                                            öffentlichen Siedlungsräu-
                                                                                                                                 von Pflasterrinnen oder Rigolen.                                                          lung und Lenkung von
     rungsleistung.                  Reinigungsleistung ab-          Bei Straßen mit Gefälle:      Bei Wegen mit Gefälle:                                                                    men, schlichte Ausformun-     Wasser.
     Reinigungsleistung ab-          hängig von untenliegender       stufenförmige Ausformung      stufenförmige Ausformung                                                                  gen möglich.
     hängig von untenliegender       Bodenstruktur und -vitalität.   mit Reinigungsbereichen       mit Reinigungsbereichen
     Bodenstruktur und -vitalität.                                   möglich und attraktiv.        möglich und attraktiv.

     Regenwasserrückhalt Regenwasserrückhalt Filterstreifen                                        Mulde bzw. Flächen-           Dachbegrünung                 Fassadenbegrünung             Regentank, Zisterne           Mehrfachnutzen
     durch Baumkronen    durch Baumstreifen                                                        versickerung
                                                                                                                                 Empfohlener Einsatzbereich:   Empfohlener Einsatzbereich:   Empfohlener Einsatzbereich:
     Empfohlener Einsatzbereich:     Empfohlener Einsatzbereich:     Empfohlener Einsatzbereich:   Empfohlener Einsatzbereich:   An privaten und öffentli-     Fassadenbegrünungen           Wenn geringe Raum-             Grüne Infrastruktur
     In privaten Hausgärten und      Entlang von Parkplätzen         Entlang von Übergangs-        In Parks und öffentlichen     chen Gebäuden. Je nach        können windgelenkte Re-       kapazitäten für ein Sam-        hält Regenwasser
     öffentlichen Siedlungsräu-      und öffentlichen Sied-          bereichen von land-           Siedlungsräumen in un-        Ausformung können Dach-       genereignisse aufnehmen       meln und Verdunsten im          zurück
     men. Die Regenmenge,            lungsräumen. Der Wurzel-        wirtschaftlicher Nutzung zu   terschiedlichen Ausfor-       begrünungen 70 bis 90%        und schützen die Fassaden     Freiraum vorhanden sind,        spendet Schatten
     die zurückgehalten werden       bereich muss groß genug         Siedlungsräumen. Diese        mungen, um Regenwas-          des Regenwassers zurück-      (je nach Alter und Ausfor-    empfiehlt sich, das Re-         macht Lebens-
     kann, hängt ab von der          ausgestaltet werden, um         Filter nehmen vorwiegend      serabfluss zu lenken und      halten und verdunsten.        mung). Sie beeinflussen       genwasser auf und bei           räume attraktiv
     Baumart, der Blattfläche,       das Wachstum und die            Sedimente auf.                Starkregenspitzen aufzu-      Diese Begrünungen können      hauptsächlich das Innen-      Gebäuden in Tanks bzw.          lässt uns Gutes
     der Ausrichtung der Blätter     Gesundheit des Baumes           Eine Variation von Filter-    nehmen, den Regen zu          mit Regentanks und Zister-    raumklima der Gebäude.        Zisternen zu sammeln und        riechen und
     und der Temperatur des          zu unterstützen. Hier wird      streifen kann auf Bau-        verlangsamen, zu verteilen    nen verbunden werden.                                       für verschiedene Nut-           naschen und
     Regens; wenn das Wasser         vermehrt mit struktu-           stellen temporär genutzt      und zu versickern bzw                                                                     zungen zu verwenden. Mit        hie und da ein
     kälter ist, kann mehr Re-       rierten Erden gearbeitet,       werden, um Wasserwege         zu verdunsten.                                                                            Tanks auf Dächern kann          Fußbad nehmen.
     genwasser zurückgehalten        um die Auswirkungen der         zu schützen.                                                                                                            mancherorts die Fallhöhe
     werden.                         Salzstreuung und weiterer                                                                                                                               für Bewässerungssysteme
                                     Belastungen auszugleichen.                                                                                                                              genützt werden.

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Regenwassermanagement - und Grüne Infrastruktur - ein wichtiger Schritt zur klimafitten Gemeinde - auf Natur im Garten
Wasserrechtsgesetz
RAHMENBEDINGUNGEN
                                                                                            Eine wasserrechtliche Bewilligungspflicht für Anlagen der na-
Folgende Normen und Regelblätter sind für die Auslegung,                                    turnahen Oberflächenentwässerung besteht nur dann, wenn
Berechnung und Ausführung von Regenwasseranlagen zu                                         die geplante direkte Einleitung zu einer nennenswerten hyd-
beachten (in den geltenden Fassungen):                                                      raulischen Belastung des Vorfluters führen kann oder durch
                                                                                            die Einleitung/Versickerung eine mehr als geringfügige Einwir-
ÖNORM B 2506-1: Regenwassersickeranlagen für Abläufe                                        kung auf das Gewässer zu erwarten ist.
von Dachflächen und befestigten Flächen – Anwendung,
hydraulische Bemessung, Bau und Betrieb                                                     Besonderes Augenmerk ist dabei auf folgende Regelungen
                                                                                            des Wasserrechtsgesetzes 1959 zu richten:
ÖNORM B 2506-2: Regenwassersickeranlagen für Abläufe
von Dachflächen und befestigten Flächen – Qualitative                                       • § 32 „Bewilligungspflichtige Maßnahmen“
Anforderung an das zu versickernde Regenwasser,
Bemessung, Bau und Betrieb von Reinigungsanlagen                                            • § 12 „Grundsätze für Bewilligung bezüglich öffentlicher Inte-
                                                                                            ressen und fremder Rechte“
ATV A-138: Entwurf, Planung, Bau und Betrieb für Anlagen
zur Versickerung von Niederschlagswässern                                                   • § 12a „Stand der Technik“

ÖWAV-Regelblatt 35: Einleitung von Niederschlagswasser in                                   • § 30 „Von der nachhaltigen Bewirtschaftung insbesondere
Oberflächengewässer                                                                         vom Schutz und der Reinhaltung der Gewässer“

                                                                                            • § 33 „Reinhaltungspflicht“: Wer zur Einwirkung auf die Be-
RECHTLICHE SITUATION IN NÖ                                                                  schaffenheit von Gewässern berechtigt ist, hat sämtliche
                                                                                            Maßnahmen zur Vermeidung von Schäden zu ergreifen.
Bauordnung und Bautechnikverordnung
(Stand Herbst 2019)                                                                         • § 39 „Änderung der Abflussverhältnisse“

• § 62 NÖ Bauordnung 1996 sieht eine Anschlussverpflich-
tung an die öffentliche Kanalisation lediglich für Schmutzwäs-
ser vor, nicht jedoch für Niederschlagswässer.

• Das NÖ Kanalgesetz fördert Regenwassermanagement
insofern, als bei Einleitung von Regenwasser ein um 10%
höherer Einheitssatz berechnet wird. Versickerung und Samm-
lung machen sich in mehrfacher Sicht bezahlt.

• Maßnahmen des Regenwassermanagements ohne bauliche
Anlagen sind anzeigepflichtig, solche mit baulichen Anlagen
bewilligungspflichtig.

• Einer Baubewilligung bedarf die Veränderung der Höhen-
lage des Geländes auf einem Grundstück im Bauland, wenn
dadurch der Abfluss von Niederschlagswässern zum Nachteil
der angrenzenden Grundstücke beeinflusst werden könnte
(§ 14 Abs. 8 und § 67 NÖ Bauordnung 1996).

• Die NÖ Bautechnikverordnung 1997 behandelt in den
§§ 19 und 64 die Ableitung der Dachwässer.

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    „Natur im Garten“                                                                       Förderung: In Niederösterreich ist die Förderung für Fassadenbegrünungen an die Wohnbauför-
                                                                                            derung gekoppelt. Für Neubauten oder auch für Wohnbau-Sanierungen kann um eine Wohnbau-
    Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an das                                        förderung angesucht werden.
                                                                                            Die Höhe des Förderdarlehens richtet sich nach der erreichten Punkteanzahl – für Dach- und
    „Natur im Garten“ Telefon +43 (0) 2742/74 333 oder                                      Fassadenbegrünung werden Punkte vergeben.

    gartentelefon@naturimgarten.at.                                                         Impressum Medieninhaber: Land NÖ, Gruppe Raumordnung, Umwelt und Verkehr, Abt. Umwelt-
    Informationen zu „Natur im Garten“ unter                                                und Energiewirtschaft, 3109 St. Pölten; Text: Tim Cassidy, Christine Rottenbacher;
                                                                                            Redaktion: Christine Rottenbacher, Christiane Hannauer; Grafiken: Christine Rottenbacher; Lay-
    www.naturimgarten.at                                                                    out: Sara Baig; Coverfoto: Gemeinde Fels am Wagram; Fotos: Christine Rottenbacher, Noelle Otto
                                                                                            von Pexels; Druck: Druckerei Janetschek GmbH, Brunfeldstraße 2, 3860 Heidenreichstein
                                                                                            Februar 2020

Dieses Infoblatt wurde im Rahmen des grenzüberschreitenden Projektes „Klimagrün – Anpas-
sung der Grünen Infrastruktur an den Klimawandel“ (ATCZ142) erstellt. Das Projekt „Klima-
grün“ wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE) im
Rahmen des Programms Interreg Österreich – Tschechische Republik                                           Die Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft
                                                                                                         (RU3) des Landes Niederösterreich beteiligt sich
                                                                                                                   am Umweltmanagementsystem EMAS.          REG.NO. AT- 000557

Informationen dazu bekommt man bei der Wohnbau-Hotline 02742/22133 oder unter
http://www.noe.gv.at/noe/Bauen-Neubau/Foerd_Wohnbaufoerderung_Eigenheim.html bzw.
http://www.noe.gv.at/noe/Sanieren-Renovieren/Foerderung_Eigenheimsanierung.html
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