RETAIL REPORT MÖBELHANDEL ONLINE 2020 - EIN REPORT DER - Möbel Kultur
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RE T A IL REP ORT RET AIL REP O RT MÖBELHANDEL ONLINE 2020 MÖBELHANDEL ONLINE 2020 ISBN 978-3-7486-0316-0 9 783748603160 EIN REPORT DER
Impressum: Ein Marktreport der „möbel kultur“, Hamburg Ferdinand Holzmann Verlag im Vincentz Network GmbH & Co. KG Weidestraße 120a 22083 Hamburg www.moebelkultur.de Konzeption: Lara Ott Redaktion: Lara Ott Gestaltung: Bettina Koether Grafiken & Illustrationen: Jill Märtens DTP: Kerstin Kühl © 2019 Ferdinand Holzmann Verlag Vervielfältigungen jeder Art sind nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Redaktionsschluss: 13. November 2019 Alle Inhalte ohne Gewähr.
REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE RETAIL REPORT MÖBELHANDEL ONLINE 2020 Das Thema E-Commerce wird zunehmend komplexer. Kein noch so winziger Teilaspekt der Online-Vermarktung wird dabei vernachlässigt. Für alles gibt es eine Lösung und mindestens einen Dienstleister. Und immer wieder auch Innovationen und Überraschungen. Somit wird an allen Stellschrauben weiter gedreht, um näher an die Kunden heranzurücken und die Conversion-Rate zu erhöhen. Denn der digitale Möbelhandel ist weiter auf dem Vormarsch. Nachdem die Umsätze im vergangenen Jahr um 12,5 Prozent auf 9,63 Mrd. Euro gestiegen sind, ging es auch zum Jahresstart bergauf. Laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (BEVH), kletterten sie im ersten Quartal um 14,5 Prozent auf 2.542 Mio. Euro nach oben. Klar, dass auch immer mehr stationäre Händler den Weg ins E-Commerce suchen, um sich weitere Absatzwege und ein Stück vom Erfolgskuchen zu sichern. Das Umsatzpotenzial im Möbelhandel ist schließlich groß. Wer im Möbelhandel der Zukunft erfolgreich sein will, braucht auf jeden Fall eine fundierte Strategie für Wachstum im Onlinesegment. Zudem müssen die verschiedenen Absatzkanäle zu einem stringenten Konzept kombiniert werden. Der Retail Report „Möbelhandel Online 2020“ aus dem Ferdinand Holzmann Verlag lotet auf über 280 Seiten das Online-Business der Einrichtungs- branche aus. Lesen Sie alles über die heißesten Onlinepflaster, aktuelle Trends, individuelle Konzepte, Multichannel-Strategien und die Entwicklung im digitalen Möbel-Business der letzten 12 Monate. Gestützt von zahlreichen Statistiken, Insider-Statements, Best-Practice- Beispielen, und Experten aus Handel und Industrie. Als besonderes Highlight erwartet Sie das Verzeichnis mit den 150 wichtigsten Möbelshops und Portalen. Gelistet und bewertet, gegliedert nach der Höhe der täglichen Zugriffszahlen, der Absprungrate und der Verweildauer der Kunden. Dazu alle wichtigen Infos und Adressen. Das „möbel kultur“-Team wünscht Ihnen bei der Lektüre dieses Retail Reports lohnende Einblicke und spannende Erkenntnisse!
REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE INHALT 1 E-COMMERCE IN DER MÖBELBRANCHE 9 1.1 Auf die Feinheiten kommt es an 10 1.2 So geht man die Shop-Digitalisierung richtig an 12 1.3 Customer-Centricity: Was will der Kunde 14 1.4 Tectumedia: Das kleine 1x1 der Werbemittelerstellung 16 1.5 Moebel.de: Kundenansprache ohne Streuverluste 18 2 BEST-PRACTICE-BEISPIELE 19 2.1 Möbel Kempf: Multichannel durch die Kundenbrille sehen 20 2.2 Used-Design: Das erfolgreiche Abverkaufsportal 23 2.3 Wayfair – Jetzt kommt Barbara 24 2.4 Made.com: Showroom-Eröffnung in Hamburg 26 2.5 Schaffrath: Erfolgreicher Start ins E-Commerce 29 2.6 Yomonda: Das Sortiment in zwei Jahren versechsfacht 30 3 ALEXA-RANKING 33 3.1 Alexa – Methode und Aussagekraft 35 3.2 Das Ranking weltweit und im deutschen Markt 36 3.3 Die meisten Seitenaufrufe pro Besucher 40 3.4 Die höchste Verweildauer 44 3.5 Die niedrigste Absprungrate (Bounce Rate) 48 4 ONLINESHOP-VERZEICHNIS 53 4.1 Stationärer Möbelhandel 55 4.2 Hochwert-/Designmöbel 75 4.3 Möbel-Filialisten 84 4.4 Multichannel-Versender 114 4.5 Portale/Marktplätze 142 4.6 Internet-Pure-Player 152 4.7 Shopping-Clubs 203 4.8 Möbelindustrie 209 4.9 Baumärkte/DIY 215 5 VERANSTALTUNGEN 221 5.1 Sechster IWOfurn Summit: 222 Mitten in der digitalen Transformation 5.2 Wohnklamotte: Digitaler Survival-Guide 227 5.3 TradeWorld: Fachforum zum Thema Omnichannel 228 5.4 Internet World Expo: Update für das E-Commerce 230 5.5 K5: Konferenzmesse rund um den digitalen Handel in Berlin 232 REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 5
REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 6 STATISTIK: ZAHLEN AUS DER BRANCHE 235 6.1 Amazon: 21 Mio. qm Logistikfläche an 806 Standorten weltweit 236 6.2 Onlineshopping versus Einkaufsbummel 237 6.3 EHI-Report: Stationär treibt E-Commerce an 238 6.4 Wohnen rangiert an sechster Stelle im E-Commerce 243 6.5 Otto testet jetzt auch Möbel-Vermietung 244 6.6 „Click & Collect“ auf dem Vormarsch 245 6.7 DHL-Studie: Chancen und Risiken im Onlinehandel 246 6.8 moebel.de: Studie zur Entwicklung des Möbelhandels 250 7 PLATTFORMEN 253 7.1 Karstadt: Die Rückkehr des Ur-Marktplatzes 254 7.2 Amazon: Jetzt die richtige Amazon-Strategie wählen, 258 um den langfristigen Erfolg zu sichern 7.3 Kitchenworld.net: Newcomer im Netz 261 7.4 Ebay: Wie Tobias Krist weltweit Ventilatoren verkauft 264 7.5 Ebay: Marktplatz für Millionen feiert 20. Geburtstag 266 8 PERSONEN AUS DER BRANCHE 269 8.1 Talk mit Frank Levita, Leiter E-Commerce National Fissler 270 8.2 Philipp Westermeyer: Digital-Rockstar im Porträt 272 8.3 8 Fragen an Dirk Wellmann und Moritz von Wilmowsky 274 8.4 8 Fragen an Jochen Krisch 277 9 SERVICE & DIENSTLEISTUNGEN 279 9.1 Computop: So wird künftig bezahlt 280 9.2 Sauter + Held: Top-Service für Kunden – stationär wie online 283 9.3 KüchenAtlas: „Europas Küchenportal Nr. 1“ 284 9.4 Home24: Eröffnet 70.000 qm großes Logistikzentrum in Halle/Saale 286 10 DICTIONARY 291 Alle Begriffe rund um E-Commerce und Onlineshopping 292 REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 7
REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 1 E-Commerce in der Möbelbranche 5. 1.1 Auf die Feinheiten kommt es an 5. 1.2 S o geht man die Shop-Digitalisierung richtig an 1.3 Customer-Centricity: Was will der Kunde 1.4 T ectumedia: Das kleine 1x1 der Werbemittelerstellung 1.5 M oebel.de: Kundenansprache ohne Streuverluste
1.1 Auf die Feinheiten kommt es an Die Komplexität im Onlinehandel nimmt E-Commerce und Versandhandel e. V. (bevh) weiter zu. Es wird an allen Schrauben 2018 bei 11,3 Prozent lag. Der Flaschenhals gedreht, um näher an die Kunden heranzu- ist bei Otto das Andocken, wofür noch zu viel rücken und die Conversion-Rate zu erhöhen. manueller Aufwand benötigt wird. Immerhin In diesem Zuge verfolgen immer mehr An- vermeldet der Konzern bereits über 3,0 Mio. bieter eine Plattform-Strategie. Neben den Artikel auf der Plattform. etablierten Marktplätzen wollen nun auch Otto und Karstadt Drittanbietern eine Heimat Dahin muss Karstadt.de erst einmal kommen. bieten. Die größte Hürde dabei: das schnelle Der Warenhaus-Konzern hat erkannt, dass Onboarding. er (noch) auf einem Riesen-Schatz sitzt: dem Zugang zu Millionen Kunden. Nun soll das Otto & Karstadt Online-Team, unbeirrt von der Fusion mit Nun hat Otto.de in diesem Fall auch recht Kaufhof, die Plattform schnell hochskalieren. unhanseatisch auf die Tube gedrückt: „Wir Kein Wunder, dass der Digital-Chef Marco peilen mittelfristig fünf bis sechs Millionen Werner momentan mit vielen Möbelfilialisten Artikel an und wollen mit dieser Sortiments- im Gespräch ist. breite unseren Umsatz in den kommenden fünf Jahren verdoppeln“, sagte Otto-Bereichs- Die Filialisten vorstand Dr. Michael Heller vor einem Jahr Denn gerade die sind ja gefordert, nicht den im Interview mit der „möbel kultur“. Mit Draht zu ihren Kunden zu verlieren. XXXLutz, 8,3 Prozent Plus liegt der Plattform-Händler Höffner, Porta & Co. müssen in ihrer Multi- unbestritten auf Kurs, aber dennoch unter- channel-Ausrichtung schneller vorankom- halb des generellen Umsatzwachstums im men, um bei den Customer Journeys der Onlinehandel, das laut Bundesverband Kunden Relevanz zu behalten. Doch nach wie 10
E-COMMERCE | 1 vor sind die Big Names der Branche mit sta- tionären Aufgaben belastet – oder wie Möbel Martin gerade erst mit dem Onlinevertrieb gestartet. Höffner muss Finke integrieren und XXXLutz die Übernahmen stemmen. Da fällt es schwer, den Online-Turbo zu zünden. Pure Player Und wie haben sich die Pure Player geschla- gen, die vom stationären Handel zuletzt als reine Geldverbrennungsmaschinen abgetan wurden? Westwing erreichte 2018 erstmals ein positives Ebitda von 3 Mio. Euro. Der Umsatz sprang um 16 Prozent auf 254 Mio. Euro. Wären die Geschäfte in Italien nicht so katastrophal gelaufen, hätte das konzern- weite Wachstum sogar 24 Prozent betragen. Die Münchner scheinen auf Kurs zu sein. Bei den Kollegen von Home24 in Berlin stimmte zwar das Umsatzwachstum mit 18 Prozent, was einen Gesamtumsatz von 313 Mio. Euro für die europäische Aktien- gesellschaft bedeutet. Dennoch lag das Ebitda am Ende bei –13 Prozent. Doch die Berliner lassen sich nicht aus dem Tritt bringen. Mit Kostensenkungsmaßnahmen und der Inbetriebnahme des neuen Logistik- zentrums in Halle soll in diesem Jahr erstmals die Gewinnschwelle übertreten werden – nun aber wirklich. Zugestehen muss man den Onlinehändlern, dass auch sie nicht vor dem Sommerwetter gefeit waren. Wer bei schönstem Sonnen- schein einen Bogen um die Möbelhäuser der Republik gemacht hat, der machte auch online wenig Anstalten, sich mit Inneneinrich- tung zu beschäftigen. Der Hightech-Grill war bei tropischer Hitze eindeutig gefragter. Das merkten insbesondere viele kleinere Shops mit schwächerem Finanzpolster und ohne Investoren im Rücken, bei denen die Banken den Geldhahn zudrehten. So verab- schiedeten sich auch bekannte Namen wie etwa Woody-Möbel vom Markt. REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 11
1.2 So geht man die Shop-Digitalisierung richtig an Am E-Commerce führt kein Weg mehr vorbei. Welche Technologien werden Aber welches Know-how müssen die IT-Ex- wichtig? perten eigentlich mitbringen, die den Einzel- Ein Beispiel: Sabine sitzt in ihrer Wohnung handel in die digitale Welt bringen? Ein Gast- und scannt mit dem Smartphone den Grund- beitrag von Personalberater Thomas Frey, riss ihrer Küche. Den Scan sendet sie an ihr der sich auf die Themen Einzelhandel und Möbelhaus. Drei Stunden später erhält sie Ladenbau spezialisiert hat. eine SMS: Die neue Küche ist eingerichtet und steht zur Besichtigung bereit. Vor Ort lässt Digitale Zukunftstrends stellen sie das Design auf sich wirken, fühlt die Ober- neue Herausforderungen fläche, nimmt den wohligen Geruch der Möbel Eine Schlagzeile sorgte im Frühjahr für Auf- wahr und stellt sich vor, wie die neue Küche sehen: Die Werbeausgaben in den USA sind zuhause aussehen würde. Anordnung, Aufbau auf ein Allzeit-Hoch von 212 Mrd. Dollar und Design wurden mit einem Datenmodell gestiegen. Vor allem der Online-Handel treibt erschaffen, der Gang durch die Küche findet den Boom voran: Branchen-Primus Ama- via Holo-3D-Brille und taktilen Handschuhen zon hat binnen eines Jahres seine Werbe- statt. Die Daten werden aufgearbeitet und einnahmen auf sechs Milliarden Dollar direkt an den Hersteller übermittelt, gespei- verdoppelt. Denn immer mehr Menschen chert und durch Algorithmen zu Ideen für kaufen immer mehr Waren online. So wollen die Optimierung ausgearbeitet. Der Umgang 30 Prozent der Verbraucher Möbel lieber im mit Daten sowie die kluge Einbindung neuer Netz als stationär auswählen, hat die Unter- Technologien aus Virtueller Realität und nehmensberatung PwC herausgefunden. Künstlicher Intelligenz machen den Einrich- Der Möbel-Einzelhandel reagiert darauf und tungs-Shop der Zukunft aus. Einzelhändler bietet immer mehr Produkte online an. Doch sollten sich auf Messen oder bei spezialisier- digitale Zukunfts-Trends stellen den E-Com- ten Beratern über die großen Trends infor- merce vor ganz neue Herausforderungen: Wie mieren und die Anforderungen an IT-Dienst- soll mein Shop aussehen, um auch morgen leister in Pflichtenheften festhalten. noch Kundenwünsche zu erfüllen? Und: Wer kann das umsetzen? Vier Fragen helfen, den Eigener Shop oder Plattform? passenden Dienstleister zu finden. Oder beides? Das rasante Wachstum von Amazon stellt Einzelhändler vor die Frage: Was wollen meine Kunden? Soll ich da mitmachen? Wer sich über Am Anfang steht immer der Verbraucher: Online-Plattformen zusätzliche Vertriebs- Nach welchen Produkten sucht er? Welchen kanäle öffnen will, sollte vorab Aufwand Service erwartet er? Das Informieren über und Ertrag berechnen. Und beachten, dass Produkte ist die Pflicht-Aufgabe. Aber: Die Produkte auf Plattformen fast immer unter Kunden sind nicht nur an Fakten interessiert, einem hohen Preiswettbewerb stehen. die sie durch Internet-Recherche oft bestens Wenn stationär und im eigenen Online-Shop kennen. Sie suchen nach Empfehlungen, Ideen und über Plattformen verkauft wird, ist ein und Alternativen. Im stationären Handel ist IT-Dienstleister wichtig, der all diese Dimen- dies die Aufgabe gut geschulter Verkäufer. In sionen versteht: Das gilt besonders für ein der digitalen Welt muss der Online-Shop Ant- funktionierendes Warenwirtschaftssystem, worten geben. IT-Dienstleister, die beauftragt das multi-channel-fähig ist. werden, müssen ein Gespür für die Wünsche haben und wissen, wie sie diese in die digitale Was bedeutet das für meine Welt übersetzen: Vom Einrichtungs-Blog eigenen Prozesse? bis hin zum Chatbot, der rund um die Uhr Die digitale Revolution verändert den Einzel- Kundenfragen kompetent beantwortet. handel auch in Fragen der Qualifikation. Neue 12
E-COMMERCE | 1 Spezialisten übernehmen die Aufgabe, die Digitalisierung im Betrieb voranzutreiben und neue Märkte für ihren Arbeitgeber zu erschließen. Sie bringen Fachkenntnisse bei der Organisation von Datenarchitektur und Schnittstellen mit, sind kommunikations- fähig und haben Leadership- sowie Manage- ment-Skills. Die Ausrichtung des Online- Geschäfts muss auch in die Personalplanung einfließen: Ob durch Festanstellungen oder Zusammenarbeit mit Freelancern. Digi- tale Trends wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Internet of Things (IoT) sollten dann in die Fort- und Weiterbildung aufgenommen Personalberater werden. Dazu gehört neben dem fachlichen Thomas Frey kann Know-how auch Fingerspitzengefühl für auf eine langjährige Erfahrung im Kundenwünsche im digitalen Zeitalter. Ladenbaumanage- ment und auf ein umfassendes Shopfitting-Netzwerk zurückgreifen. Illustration: Thonmas Frey REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 13
1.3 Customer-Centricity: Was will der Kunde Der Möbelhandel steht vor großen Heraus- Niemand auf der Welt weiß heute, was der forderungen. Die lassen sich aber nicht mit Kunde von morgen will und wie er sich ver- dem weit verbreiteten Patentrezept „Web- hält – auch Amazon-CEO Jeff Bezos nicht. shop“ lösen. Wenn die Branche sich wirklich Aber Amazon hat sich zum Ziel gesetzt, das für die Zukunft rüsten will, muss sie radikal kundenfreundlichste Unternehmen der Welt umdenken, gibt Autor Sebastian Bomm, zu sein. Diesem Ziel werden alle Maßnahmen Geschäftsführer von Kommerz – digitale untergeordnet. Amazon ist bereit zu experi- Marken- & Einkaufserlebnisse GmbH aus mentieren, Wissen zu sammeln und daraus Essen, zu bedenken. Denn dann geht es nicht schnelle Entscheidungen abzuleiten. Verän- mehr um Kanalverknüpfung um ihrer selbst derung erfolgt kontinuierlich, nicht alle paar willen, Online/Offline oder die Nutzung von Jahre. Der Grundsatz „Good-Better-Best“ modernen Technologien. Es geht um den kann helfen, eine Kultur der Veränderung zu Kunden und sonst nichts. etablieren. Wer jeden einzelnen Kontaktpunkt mit dem Kunden, egal ob es um das Thema Fläche vs. Online Inspiration, Transaktion oder Produktüber- Der stationäre Möbelhandel steht unter gabe geht, nach dieser Formel schrittweise Druck. Zwar ist die Fläche nach wie vor verändert, wird sehen, dass er in relativ wichtigster Vertriebskanal der Branche und kurzer Zeit viel verändern kann. kann laut einer aktuellen Studie von KPMG und dem Institut für Handelsforschung (IFH) Optimierungspotenzial Köln ein minimales Umsatzwachstum von indentifizieren 0,6 Prozent vorweisen. Angesichts der jähr- Mithilfe von Feldversuchen und Datenanalysen lichen Wachstumsraten von durchschnittlich kann Optimierungspotenzial identifiziert 31 Prozent bei den reinen Online-Möbelhänd- werden. Wichtig dabei ist, experimentell vor- lern ist Handlungsbedarf aber mehr als offen- zugehen und Fehler zuzulassen. So kann man sichtlich. Die Frage ist nur: Was tun? beispielsweise durch Onlinemarketingmaß- nahmen versuchen, Terminvereinbarungen Prozesse vom Kunden her denken zu Vor-Ort-Beratungen zu provozieren und Wer wirklich einen zukunftsfähigen Schritt neuartige Planungsservices einrichten. Kun- nach vorne machen möchte, muss den Kern den in ihrer Inspirationsphase auf Instagram der Herausforderung angehen – und das ist oder Pinterest abzuholen, ermöglicht Händ- nicht die Kanalverknüpfung um ihrer selbst lern zudem, potenzielle Kunden sehr früh willen. Es geht um den Kunden! Um Custo- im Kaufprozess für sich zu gewinnen. Auch mer-Centricity und die Schaffung von begeis- Kundendaten können genutzt werden, um indi- ternden Einkaufserlebnissen. Denn Kunden viduelle und damit relevantere Angebote zu denken nicht in Kanälen. Prozesse müssen formulieren. Wer zum Beispiel vor 10 Jahren dazu endlich vom Kunden her gedacht werden ein Sofa gekauft hat, ist heute vielleicht an – und nicht vom Produkt, der Marge oder den einem neuen interessiert – und sollte gezielt Unternehmensprozessen. Dann ergeben sich angesprochen werden. Zudem sieht der Händ- ganz neue Fragen, auf die der Handel eine Ant- ler anhand der Einkäufe, welchen Stil der wort finden muss und die ihn zu wirklich inno- Kunde bevorzugt und kann sich daran orien- vativen und zukunftsfähigen Konzepten führt. tieren. Wer dann noch das Motto „Test-Learn- Das sind Fragen wie: Wie will mein Kunde Build bigger“ lebt, der kann von Veränderungen einkaufen? Welche Sortimente und Services zukünftig nicht mehr böse überrascht werden. sind relevant für ihn? Soll mein Kunde nur zum Einkaufen zu mir kommen? Wo und wie möch- Fünf Tipps te mein Kunde inspiriert werden? Wann ist er Dabei gibt es fünf Tipps, wie 2020 zum Start- aufnahmefähig für welche Themen? punkt für einen besseren Möbelhandel wird: 14
E-COMMERCE | 1 • Das Kundenerlebnis ist die neue Währung. Wer stets den Kunden im Fokus hat, begei- sternde Einkaufserlebnisse schafft und Prozesse maximal vereinfacht, setzt neue Standards. • Wissen sammeln! Niemand weiß, wie der Kunde tickt. Der einzige Weg, das heraus- zufinden, ist ihn zu fragen, Daten zu seinem Verhalten zu sammeln und zu analysieren. • Agilität für viele schnelle Verbesserungen. Anstatt Projekte lange zu planen und umzu- setzen, sind viele kleine agile Entscheid- ungen viel zielführender. Man erkennt sofort, was Potenzial hat und was nicht und baut es dann Schritt für Schritt aus. • Erfolgsformel Good, better, best. Kein Händler kann alles Notwendige auf einmal umsetzen. Nach der Formel Good, better, best können kleine Verbesserungen peu à peu umgesetzt werden, bis die beste Lösung (vorerst) erreicht ist. • Wer alle erreichen will, verliert Relevanz. „Alle Inhalte an alle“ funktionierte noch nie gut, aber heute gibt es Möglichkeiten, das Um sich fit für die Zukunft zu ändern. One-to-One-Kommunikation als zu machen, muss der letzte Ausbaustufe ist datenbasiert möglich. Möbelhandel auch im Bereich E-Commerce den Kunden im Blick haben. REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 15
1.4 Tectumedia: Das kleine 1x1 der Werbemittelerstellung Die stationären Händler sollten die Möglich- Testen von Werbemitteln keiten, die das Internet in puncto Werbung Im digitalen Advertising wurde der Fokus bietet, viel mehr nutzen. Ein interessantes in den vergangenen Jahren stark auf die Tool ist das regionale digitale Marketing, das Technologie gelegt und der kreative Part oft Moebel.de anbietet. stiefmütterlich behandelt – und das, obwohl Werbemittel eigentlich einer der wichtigsten Performance und Branding Faktoren im Rahmen einer Werbekampagne Um die Zielgruppe im Netz mit Werbung opti- sind. Nach welcher Strategie aber werden sie mal und nachhaltig anzusprechen, ist Know- erstellt? Das Testen von Werbemitteln ist eine how gefragt. Denn nur optimal zugeschnit- der wesentlichen Optimierungssäulen. Am tene Anzeigen erreichen auch ihre Wirkung. Anfang jeder Kampagne sollten unterschied- Deshalb müssen zunächst die Punkte Perfor- liche Konzepte entwickelt werden. Nach mance und Branding beachtet werden. wenigen Tagen wird das leistungsfähigste Durch Performance Marketing soll der User Werbemittel ausgewählt, das danach erneut zu einer messbaren Aktion geführt werden, einem weiteren Konzept gegenübergestellt wie beispielsweise zu einem Klick, einer wird, damit ein optimales Werbemittel aus Bestellung oder Registrierung, während dem Vergleich entsteht. Die Konzepte soll- Branding darauf abzielt, die Markenbekannt- ten sich im Design und der Produktauswahl heit zu steigern oder eine bestimmte Bot- unterscheiden sowie einen anderen Trend schaft zu kommunizieren. Trotz unterschied- thematisieren oder anderes Messaging licher Ziele ergänzen sie sich gegenseitig und nutzen. Es können auch Elemente wie die sollten beide im Rahmen einer Kampagne Farbe oder der Platz des Call-To-Actions berücksichtigt werden. Im Performance Mar- verglichen werden. Im Vordergrund stehen keting werden Kampagnen fortlaufend nach jedoch immer die Produkte. Erfahrungswerte festgelegten Erfolgsfaktoren gemessen und zeigen, dass es sich als relevant erweist, eine optimiert. Die Frequenz der Optimierung ist Vielfalt von Produkten darzustellen, damit dort höher als bei Branding-Kampagnen, dem User ein möglichst breites Produktsorti- da die Ziele eindeutig messbar sind. Klicks ment der Marke angezeigt werden kann und lassen sich in Echtzeit messen, während viele unterschiedliche Nutzer angesprochen Erfolgsfaktoren wie die Markenbekanntheit werden. Wichtig ist, die Kernbotschaften der langfristig angelegte Ziele sind. Dafür werden Marke jederzeit einzuhalten. Tests mit potenziellen Kunden ausgeführt. Diese werden gefragt, ob sie ein Produkt oder Die Botschaft ein Unternehmen kennen. Die Tests können Nun stellt sich die Frage, wie Performance- gestützt oder ungestützt ermittelt werden. Im Werbemittel im Vergleich zu Branding- ersten Fall wird gemessen, wie gut sich eine Creatives erkennbar sind. Beim Branding Testperson an eine Marke erinnert, indem steht Storytelling im Vordergrund. Die Marke man ihr eine Hilfestellung bzw. eine Liste mit bzw. die Markenbotschaft soll emotional Antwortmöglichkeiten anbietet. Im zweiten kommuniziert werden. In den meisten Fällen Fall handelt es sich eher um einen Test, bei ist die Marke beim User noch unbekannt. dem die Effektivität einer Werbung gemessen Anzeigen für Performance-Kampagnen sol- wird, um auszuwerten, ob sich ein Nutzer len eine Conversion generieren, also einen spontan ohne Hilfe an eine Marke erinnert. Kauf, eine Anmeldung oder einen Download: Der messbare Sales-Erfolg der Kampag- Die Elemente der Creatives müssen dement- ne spielt also eine nebensächliche Rolle, sprechend besonders aussagekräftig sein. während sie im Performance Marketing im Hier spielen Produkt, Preis und eine konkrete Vordergrund steht. Handlungsaufforderung eine maßgebliche 16
E-COMMERCE | 1 Rolle. Der User soll durch die Gestaltung und den Inhalt sofort verstehen, zu welcher konkreten Aktion er geführt werden soll. Die Botschaft muss schnell verständlich, kurz und klar sein. Native Advertising Eine weitere Form des Performance Marketings ist das Native Advertising. Es bietet die Möglichkeit, dass Anzeigen nicht auf den ersten Blick als Werbung wahr- genommen werden. Die Werbemittel sind im redaktionellen Design gestaltet – ein Trust-Faktor. Bei der Optimierung von Performance- Werbemitteln gilt es, die „Kiss“-Regel zu beachten: Keep it Simple, Stupid. Gene- rell spielen dabei folgende Elemente eine wichtige Rolle: • Farben ziehen den Blick des Users auf sich. Zudem haben sie eine psychologische Auswirkung, da jeder Ton mit bestimmten Konzepten assoziiert wird. • Störer heben sich vom Rest des Banners ab und ziehen die Aufmerksamkeit des Users auf sich. • Eine Call-to-Action (CTA), meist im Vorder- grund, ist eine konkrete Handlungsauf- forderung an Kunden. • Ein qualitativ gutes Werbemittel mit hoher Auflösung und optimaler Pixel-Qualität ist Grundvoraussetzung. Es gilt auch, auf die technischen Spezifikationen von Publishern hinsichtlich der KB-Begrenzungen zu achten. • Das Produktsortiment sollte nicht zuletzt umfangreich und klar strukturiert sein, damit es den Blick des Users auf sich zieht. REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 17
1.5 Moebel.de: Kundenansprache ohne Streuverluste Eine perfekte Ansprache potenzieller Kunden bei der Anzeige der regional ausgesteuerten – ohne Streuverluste, regional ausgerichtet: Werbebanner miteinbezogen. So hat jeder Das ist nicht nur wünschenswert, sondern der stationäre Händler ganz einfach die Möglich- Trend, den immer mehr stationäre Händler keit, seine kaufinteressierte Zielgruppe im nutzen, um ihre Kunden zu erreichen, die Internet anzusprechen. im Internet nach Möbeln und Einrichtungs- Der erste Kontakt der potenziellen Neu- gegenständen suchen. Umgesetzt wird das kunden erfolgt über Händlereinträge und mithilfe des digitalen regionalen Marketing. regional ausgesteuerte Werbeplatzierungen in Dieses ermöglicht die adressierte Ansprache den relevanten Produktsegmenten. Zeitgleich ganz unterschiedlicher Verbrauchergruppen werden die Herkunft und die Interessen der über digitale Werbeformate im Internet. Diese User in einem anonymisierten Nutzerprofil Form der Werbung stärkt den stationären erfasst. Die Wiederansprache erfolgt dann auf Möbelfachhandel durch eine streuverlustfreie Basis dieser Profilinformationen auf anderen Ansprache von potenziellen Möbelkäufern – Internetseiten. Damit wird gewährleistet, im direkten Umfeld des Händlers. dass ausschließlich Nutzer angesprochen werden, die sich für die Produkte des jeweili- Digitales regionales Marketing gen Händlers interessieren und sich zeitgleich Um das zu erreichen, nutzt Moebel.de im regionalen Einzugsgebiet aufhalten. Mit beispielsweise eine Verknüpfung des Nutzer- dem digitalen regionalen Marketing haben und Händlerstandorts. Zusätzlich werden die Händler heute ein perfektes Instrument in Produktinteressen der potenziellen Käufer, der Hand, um neue Wege in der Erschließung die durch die Suche des Nutzers auf von ROPO-Kunden – die sich online informie- Moebel.de analysiert und mit dem Angebot ren und danach offline Kaufentscheidungen des Händlers zusammengebracht werden, treffen – beschreiten zu können. Die stationären Händler sollten die Möglichkeiten, die das Internet in puncto Werbung bietet, viel mehr nutzen. Ein interessantes Tool ist das regionale digitale Marketing, das Moebel.de anbietet. 18
REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 2 Best-Practice- Beispiele 2.1 Möbel Kempf: Multichannel durch die Kundenbrille sehen 2.2 Used Design: Das erfolgreiche Abverkaufsportal 2.3 Wayfair - Jetzt kommt Barbara 2.4 Made.com: Showroom-Eröffnung in Hamburg 2.5 Schaffrath: Erfolgreicher Start ins E-Commerce 2.6 Yomonda: Das Sortiment in zwei Jahren versechsfacht
2.1 Möbel Kempf: Multichannel durch die Kundenbrille sehen Die Unternehmensgruppe Kempf geht die Marktvolumen im Gesamtmöbelmarkt stag- Digitalisierung im Handel entschlossen an. niert seit Jahren. Gleichzeitig fließen inzwi- Warum das Begros-Mitglied auf das Trial & schen rund 8,5 Prozent des Umsatzes in den Error-Prinzip setzt, mit welchen Features Onlinehandel. Angesichts dieser Entwicklung im Web gepunktet werden soll und was für liegt auf der Hand: Wer seinen insgesamt 600 die Zukunft geplant ist, hat Autorin Daniela Mitarbeitern auch in Zukunft eine Perspektive Zimmer für die „möbel kultur“ in Erfahrung bieten will, muss sich diesem Trend stellen gebracht. und das eigene Geschäftsmodell digitalisieren. Um als mittelständisches Familienunter- Das Möbelhaus Kempf nehmen gegen die wachsende Konkurrenz Seit 1959 kommt jeder, der in und um Aschaf- im Onlinehandel zu bestehen, beschloss fenburg und Bad König mit neuen Möbeln Möbel Kempf, die eigene E-Business-Stra- liebäugelt, an Möbel Kempf nicht vorbei. In tegie weiterzuentwickeln, eine konsequent zwei Häusern mit zusammen rund 50.000 qm auf Multichannel ausgelegte Onlineplattform Ausstellungsfläche bietet das Familienunter- aufzubauen und dabei kompromisslos die nehmen seinen Kunden eine große Auswahl Kundenbedürfnisse on- und offline zu berück- an Möbeln, Wohnaccessoires, Haushaltwaren, sichtigen. Dabei stand der Händler vor vielen Textilwaren, Teppichen und Leuchten. Dar- Herausforderungen: Unterschiedliche Brands über hinaus betreiben die Geschäftsführer und Fokusgruppen mussten unter ein Dach Mariella und Roland Hermann unter dem gebracht werden. Das regional verankerte Markennamen „Mobile – Der Wohnspaß“ Filialnetz sollte sinnvoll in einen überregio- zwei Möbel-Mitnahmemärkte in Sulzbach nalen Online-Auftritt eingebunden, stationär bei Aschaffenburg und Egelsbach. etablierte Prozessstrukturen digitalisiert und Außerordentliche Sortimentsvielfalt, Kunden- die traditionelle Denke der Organisation auf- orientierung und Servicequalität bescherten gebrochen werden. den beiden Möbel-Kempf-Filialen in den ver- gangenen Jahren immer wieder die begehrte Maximale Kundenorientierung Auszeichnung „Möbelhaus des Jahres“. Die Umsetzung der Digitalisierungsstrate- gie erfolgte stufenweise. Bereits im Som- Die Herausforderungen der mer 2016 ging das Unternehmen mit einem Digitalisierung Online-Showroom an den Start, der an traditi- Trotzdem geht auch an dem Traditionshändler onelle Prospektwerbung angelehnt war. Doch der Wandel der Zeit nicht spurlos vorbei. Das schnell war klar: Um den Kundenbedürfnissen wirklich gerecht zu werden, muss das Möbel- haus online das Vollsortiment aus dem Off- Seine Omnichannel- linebereich präsentieren, den Kunden in allen Stärke spielt Möbel Vertriebskanälen gleich gut bedienen und den Kempf mit Kombi- Warenkörben aus. Markenauftritt über alle Kanäle überzeugend spielen. In der 2. Jahreshälfte 2019 soll der neue Shop live gehen, doch auch danach ist keine Erholungspause in Sicht. Die Pläne für die Zukunft sehen eine stetige Weiterentwick- lung der Online-Plattform vor. „Wir haben sehr klein angefangen und dann Investitions- und Ressourcenbedarf kon- tinuierlich gesteigert“, erklärt Johannes Hermann, der für die E-Commerce-Strategie 20
BEST PRACTICE | 2 Möbel Kempf betreibt seit 1959 zwei Häuser in Aschaffenburg und Bad König mit zusammen rund 50.000 qm. Mit seinem Omnichannel- Auftritt möchte das Familienunternehmen vor allem Frequenz auf die Fläche bringen. des Händlers verantwortlich ist. „Dabei war der Kundenfokussierung Amazon. „Niemand unser oberstes Ziel immer der Frequenz- will einen Onlineshop, sondern Produkte und push in die Filiale und die Verhinderung Informationen so bequem wie möglich“, bringt von Kannibalisierungseffekten.“ Als wich- es Tim Böker auf den Punkt. tigstes Ass im Kampf gegen die wachsende Online-Konkurrenz sieht Möbel Kempf das Mit Features punkten Kriterium, das ihm schon offline zu Erfolg Doch wie entwickelt man heute einen kunden- verholfen hat: maximale Kundenorientierung. fokussierten Onlineshop, wenn niemand weiß, Entsprechend hat sich der Händler zusammen wie es geht und wie der Kunde morgen ticken mit der Essener Frontend-Agentur Kommerz wird? Der Ansatz von Kommerz lautet: „Data die Fragen gestellt: Was will mein Kunde? Wo Driven Design“. Statt Drei-Jahres-Pläne zu liegen seine Pain Points beim Möbelkauf? Und entwickeln und hinterher zu merken, dass der wie kann ich ihm beim Möbelkauf Beratung Kunde die schönen Ideen nicht annimmt, gilt und bequeme Lösungen bieten? es heute, in Experimenten zu denken, schnell „Convenience wird zunehmend digital Prototypen auf den Markt zu bringen, Resul- erzeugt“, erklärt Kommerz-Mitgründer Tim tate zu messen und auf deren Basis weitere Böker. „Wenn ein Kunde wie im Zalando- Entscheidungen zu fällen. Werbespot seine neuen Pumps in Händen hält Möbel Kempf will mit Features punkten, die und vor Glück schreit – das ist User Experien- es noch in keinem anderen Onlinemöbelshop ce im E-Commerce.“ Dass man mit einem gibt. Zu den ersten, mit denen Kempf seine zentralen Nutzungs- und Erlebnisversprechen Kundenfokussierung unter Beweis stellt, beim Kunden punkten und gegenüber der zählt unter anderem eine Online-Warenver- Konkurrenz Wettbewerbsvorteile erzielen fügbarkeitsabfrage auf der Fläche in Echt- kann, zeigen Beispiele wie Ebay („3... 2... 1... zeit. Wer von der heimischen Couch aus über meins!“), Jet.com („Prices Drop As You Shop“), den Produktfinder im Onlineshop sein Lieb- Zalando („Schrei vor Glück“) oder der König lingsmöbelstück gefunden hat, kann schnell REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 21
herausfinden, ob und wo man dieses vor dem Johannes Hermann Kauf real begutachten kann. Zudem wird die ist als Geschäfts- Kundenkarte zum kanalübergreifenden Tool führer in der 3. Generation für ausgebaut. Ein echtes Novum im Online- die Omnichannel- möbelhandel, das die Stärken von Multi- Strategie von Möbel Kempf channel voll ausspielt, sind die sogenannten verantwortlich. Kombiwarenkörbe. Kunden können bei der Bestellung mehrerer Produkte individuelle Liefervarianten auswählen und sich beispiels- weise das schwere Sofa liefern lassen, wäh- rend sie den davor liegenden Teppich direkt aus dem Möbelhaus abholen. Ein weiteres Feature, das bislang nur im Onlineshop von Möbel Kempf zu finden ist, ist die Honorierung von Offline-Beratungsleis- tung beim Online-Sale. Lässt sich beispiels- weise ein Kunde vor Ort in Aschaffenburg von einem stationären Händler beraten, ent- schließt sich aber erst einige Tage später zum Onlinekauf, kann er im Laufe des Bestellpro- Unser oberstes Ziel war zesses eingeben, welcher Verkäufer ihn wann immer der Frequenzpush in die beraten hat – und so dessen Vergütung aktiv Filiale. Johannes Hermannn beeinflussen. Ob all diese Services beim Kunden ankommen oder weiter angepasst werden müssen, wer- den Möbel Kempf und die Projektverantwort- TAKE AWAYS lichen von Kommerz in Form von „Data Driven 1. Der Kunde unterscheidet nicht Design“ exakt messen und dann entsprechend zwischen On- und Offline. reagieren – getreu dem Leitsatz von Charles 2. Der Kunde fordert digitale Angebote Darwin: „Es ist nicht die stärkste Spezie, die seines stationären Händlers mit überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist Mehrwert. diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann.“ 3. Convenience im Handel wird zunehmend digital erzeugt. Tim Böker, 4. Trial & Error: Niemand weiß, wie der Kommerz- Kunde in drei Jahren tickt. Mitgründer, weiß auch nicht, was 5. Konzentration auf das Wesentliche: Kunden wollen. Simplicity heißt das Zauberwort. Er kann ihr Verhalten aber 6. Der Kunde muss im Mittelpunkt stehen. mit „Data Driven Design“ messen. 7. Digitalisierung ist nicht gleich Kannibalisierung: Stationäre Flächen profitieren vom Frequenzpush. 8. Einfach mal machen! Convenience im Handel wird zunehmend digital erzeugt. Tim Böker 22
BEST PRACTICE | 2 2.2 Used-Design: Das erfolgreiche Abverkaufsportal Es ist ein stetig wiederkehrendes Problem, lohnt sich vor allem für Häuser, die viele das Möbelhändler regelmäßig an ihre Grenzen Stücke verkaufen oder regelmäßig ihre Aus- kommen lässt: Wohin mit alten Sortimenten, stellungsware anbieten möchten“, so Rieger. insbesondere mit hochwertigen Marken und Ein weiterer Vorteil: Mit Used-Design errei- Designerstücken, wenn neue Ware in die Aus- chen die Händler Verbraucher im gesamten stellung soll. Eine passende Lösung halten deutschsprachigen Raum. Dadurch lassen sich Torsten Helten und Pascal Rieger mit ihrer leicht neue Kunden gewinnen, der Bekannt- Internetplattform Used-Design parat, die heitsgrad steigern und der Warenbestand bereits seit 12 Jahren erfolgreich funktioniert. niedrig halten, sodass der Cashflow steigt. „Einzelne Händler verkaufen Waren im sechs- „Gut verkäufliche Produkte lassen sich inner- stelligen Euro-Bereich im Jahr über unser halb von zwei bis sechs Wochen veräußern“, Portal“, erklärt Helten, Ideengeber der Platt- betonen die Anbieter der Plattform. „Wir form und selbst Möbelhändler. punkten mit unserem Bekanntheitsgrad: Die Das Handling ist einfach: „Das Einrichtungs- Kunden erreichen täglich Tausende design- haus meldet sich als gewerblicher Nutzer an interessierte, potenzielle Käufer. Das schaffen und kann sofort die Produkte einstellen“, sagt regional nur ganz wenige Einrichtungshäuser.“ Rieger. „Mit einer Beschreibung, Fotos und Eine API-Schnittstelle ermöglicht zudem, Zustandsbewertung des Produktes sind die Angebote direkt aus dem Warenwirtschafts- Interessenten in der Lage, sich ein Bild vom system auf Used-Design online zu stellen und angebotenen Möbel zu machen.“ Über eine dort zu verwalten. Eine eigene Profilseite, die Premium-Mitgliedschaft mit festem Jahres- Speicherung der Produktsuche bis hin zur oder Monatsbeitrag kann das Einrichtungs- Transportvermittlung der verkauften Ware haus unbegrenzt Angebote einstellen. „Das runden den Service ab. Seit 2007 ist Used-Design von den Gründern Pascal Rieger und Torsten Helten (r.) online. REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 23
2.3 Wayfair - Jetzt kommt Barbara Um seine Markenbekanntheit in Deutsch- Martin Reiter, Head of Europe bei Wayfair. land noch weiter zu stärken, hat Wayfair mit „Mit ihrer humorvollen und unkomplizierten Barbara Schöneberger ein sehr bekanntes Art ist sie die perfekte Markenbotschafterin. Werbegesicht für sich gewinnen können. Unser Anspruch ist es, alle Kunden glücklich Alles zur neuen Werbeoffensive zeigt die zu machen – mit Lieblingsstücken für jeden „möbel kultur“. Wohnstil und jedes Budget.“ „Das Zuhause für Dein Zuhause“ Position stärken Sie ist intelligent, schön und keinesfalls auf Mit der Kampagne will Wayfair seine Position den Mund gefallen: Barbara Schöneberger. am deutschen Markt noch weiter stärken. Das Allroundtalent hat schon so einiges auf Nachdem in Großbritannien die Bekanntheit in die Beine gestellt – als Moderatorin, Talk- den letzten Jahren stetig gewachsen ist, soll masterin, Werbeikone, Autorin oder Gesicht nun mit der Kampagne auch in Deutschland der Zeitschrift „Barbara“ und – ganz aktuell weiter Gas gegeben werden. „Wir wachsen – sogar als Stimme des neuen Barbara-Radio- weltweit um mehr als 43 Prozent im Jahres- Senders. Überdies steht sie seit 1. Februar vergleich, was für ein Unternehmen mit als Werbebotschafterin für den Onlineshop unserem Gesamtumsatz enorm ist“, sagt Wayfair vor der Kamera. Unter dem Motto Martin Reiter. Allein in den 12 Monaten bis „Das Zuhause für Dein Zuhause“ nimmt Ende September 2018 konnte der Konzern Schöneberger die Zuschauer mit auf Entde- einen Umsatz von 6,2 Mrd. US-Dollar erzielen. ckungstour durch das Angebot von Wayfair. „Unsere 13,9 Millionen aktiven Kunden sind Der Spot ist eine Inhouse-Produktion von mit unserem Service und Sortiment von Wayfair und lief auf Pro Sieben, Vox, RTL II und 10 Millionen Artikeln offenbar sehr zufrie- Sat.1. Die TV-Kampagne wurde unter anderem den.“ Mehr als 66 Prozent der Kunden kauften von Direct-Mail- und Social-Media-Maßnah- im dritten Quartal 2018 wiederholt bei dem men wie kurzen Webclips flankiert. börsennotierten Unternehmen ein. „Wir sind begeistert, gemeinsam mit Bar- bara Schöneberger unsere erste 360-Grad- Kampagne in Deutschland zu starten“, sagt Wir wachsen um mehr als 43 Prozent im Jahresvergleich. Das ist für ein Unternehmen mit unserem Gesamtumsatz enorm. Martin Reiter, Head of Europe bei Wayfair 24
BEST PRACTICE | 2 FACTS > Wayfair: Online-Anbieter für Home&Living > Hauptsitz: Boston, USA Eigene Logistikinfrastruktur Niederlassungen Europa: Damit die Lieferzeiten gering gehalten Berlin, London, Galway werden, hat Wayfair eine eigene Logistik- > Nettoumsatz: infrastruktur aufgebaut und verfügt damit weltweit 6,2 Mrd. US-Dollar über Logistikimmobilien in allen Märkten. > Mitarbeiter: insgesamt 10.900, Die Distributionszentren in Deutsch- davon 1.900 Informatiker land und Großbritannien halten besonders nachgefragte Produkte vor und sind damit > Mitarbeiter Europa: 1.400 eine sinnvolle Ergänzung zum Drop-Shipping- > Mitarbeiter Berlin: 700 Modell mit Lieferungen durch Lieferanten. In Europa betreibt Wayfair derzeit ein Logistik- zentrum in Lutterworth, Großbritannien, aus dem hauptsächlich britische Kunden beliefert nichts zusätzlich installieren. Unter anderem werden, und eines in Kassel, das überwiegend mit dabei: die Bildersuche, mit der die Nutzer den deutschen Markt bedient. einfach ein Bild hochladen und im Handum- drehen das Gesuchte finden können. Die Die Features 3D-Funktion ermöglicht es zudem, die Möbel Auch im Tech-Bereich ist Wayfair global auf direkt in den eigenen vier Wänden zu betrach- dem neuesten Stand: von Visual Search über ten. Und mit dem Ideenboard kann man Lieb- 3D-Rendering oder maschinelles Lernen bis lingsprodukte zusammenstellen und Favoriten Augmented Reality. Die meisten Tools sind mit anderen teilen. Außerdem sollen Raum- inhouse entwickelt worden. Darüber hinaus ideen inspirieren und so Lieblingsstile und laufen die Tech-Features direkt im Online- -produkte anhand von hunderten von shop und der Wayfair-App. Die User müssen Lifestyle-Bildern aufzeigen. REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 25
2.4 Made.com: Showroom-Eröffnung in Hamburg Eine preiswerte Möbelmarke mit Design- der das On- und Offline-Geschäft optimal Faktor: Die Produkte der Digital Native Brand verbindet. Wie bei jeder Digital Native Brand Made.com werden nach Berlin jetzt auch im läuft der Vertrieb der Made.com-Produkte Hamburger Showroom zur Schau gestellt. ausschließlich über die eigene Website. Wenn Online-Kataloge, die das gesamte Port- sich die Gelegenheit ergibt, kooperiert die folio des Anbieters abbilden, sorgen für die Firma für „besondere“ Kollektionen mit ande- optimale Vernetzung zwischen on- und offline. ren Unternehmen. Beispielsweise gab es eine Zur Eröffnung des Flagship-Stores war auch Fahrradhelm-Kollektion, bei der das Design die „möbel kultur“ eingeladen und hat sich vor von Made.com entwickelt, und die technische Ort ein Bild von der Marke gemacht. Expertise von externen Partnern eingeholt wurde. So bleibt das Portfolio abwechslungs- Ein Design-Hub für Möbelliebhaber, so ver- reich, der Fokus auf dem Einrichtungsseg- steht die Marke Made.com mit Hauptsitz ment ist jedoch unangreifbar. Und da ist der in Großbritannien ihren zweiten deutschen Output enorm: Zwei neue Kollektionen jede Showroom in der Hamburger ABC-Straße. Woche bringt der Online-Konzern auf den In fußläufiger Entfernung zum Jungfernstieg Markt und arbeitet dafür mit verschiedenen empfingen DACH-Geschäftsführerin Gemma Designern und Kooperationsnetzwerken Comabella und ihr Team rund 140 Gäste zur zusammen. Eröffnungsfeier der rund 400 qm großen Ausstellungsfläche. Bereits sieben Flagship-Stores Neben aktuellen Kollektionen wird auch eine in Europa Auswahl an Bestseller-Produkten inszeniert, Außerhalb der DACH-Region ist Made.com sodass sich der Kunde einen guten Überblick noch in acht weiteren europäischen Märkten über den Stil der Design-Marke verschaffen vertreten, und zwar in Großbritannien, Bene- kann. Direkt am Eingang steht außerdem ein lux, Frankreich, Spanien, Schweden und großer Bildschirm, über den auf das gesamte Dänemark. Portugal und Italien kommen Sortiment zugegriffen werden kann. Somit ist zeitnah dazu. Den Vorteil der stationären es möglich, die Ware direkt im Showroom aus Fläche als Ergänzung zum Online-Geschäft dem digitalen Shop zu bestellen – ein Service, hat die Marke auch dort entdeckt und ist Zwei neue Kollektionen jede Woche, das Angebot bei Made.com ist sehr vielfältig – ganz besondere Schmuckstücke und Bestseller werden ab sofort unter anderem im Hamburger Showroom ausgestellt. 26
BEST PRACTICE | 2 FACTS > Made.com: Digital Native Brand > Geschäftsführung DACH-Region: europaweit bereits mit sieben Flaship-Stores Gemma Comabella gut aufgestellt: „Wir sind überzeugt, ein > Hauptsitz: 5 Singer Street, Showroom ist die beste Gelegenheit, die Old Street, London EC2A 4 BQ Marke vor dem Kauf live zu erleben“, erklärte Gemma Comabella, DACH-Geschäftsführerin > Gesamtumsatz 2018: 180 Mio. Euro bei Made.com. Gerade für Deutschland sei > Showrooms: London, Birmingham, West das Showroom-Konzept interessant, da es Yorkshire, Paris, Amsterdam, Berlin, keine Zentralisierung auf eine Hauptstadt, neu: Hamburg (400 qm) sondern stattdessen mehrere Metropolen gäbe, deren Einzugsgebiete so eine stationäre > Vertreten in: Großbritannien, Anlaufstelle für Made.com-Produkte erhal- Deutschland, Österreich, Schweiz, ten. Der nächste Showroom hierzulande soll Benelux, Frankreich, Spanien, Ende 2019 in München ans Netz gehen. Schweden, Dänemark, Ein gemütliches Event zur Shop-Eröffnung geplant: Portugal, Italien ist sicher auch dort zu erwarten. Bei den Hamburger Gästen stieß die Netzwerk- Veranstaltung mit DJ, Süßigkeiten und selbstbemalten Kakteen jedenfalls auf große Begeisterung. REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 27
Gemma Comabella im Interview: „Bei uns steht Design im Fokus“ Die neue Frau an der Spitze: Gemma Comabella (r.) hat bei Made.com als Frau Comabella, Sie sind neue Geschäfts- Managing Director für die DACH-Region führerin für die DACH-Region bei Made.com, angeheuert. In dieser wie sieht Ihre Business-Strategie für die Position will sie das weitere Wachstum der Zukunft aus? Marke mithilfe eines Gemma Comabella: Wir sind Europas führen- effizienten Brand- und Performance- de Online-Design-Marke für Möbel. Unser Marketing-Mixes Unternehmensziel lautet, Design-Produkte sicherstellen. aus dem Einrichtungssegment zu erschwing- lichen Preisen anzubieten – und das gilt auch für die DACH-Region. Zunächst ist es wichtig, Designer können dort ihre Skizzen hochladen, unsere Bekanntheit in Deutschland, Öster- die wiederum von unserem Team in London reich und der Schweiz weiter zu steigern. geprüft und gegebenenfalls in die Produktion Wir möchten sichergehen, dass unser Ver- gegeben werden. Man könnte also sagen, wir ständnis von Design beim Endverbraucher sind so etwas wie ein „crowd-funding“-Inno- ankommt und geschätzt wird. Alle Produkte, vations-Hub für Interior Design. die wir auf www.made.com vertreiben, wur- den exklusiv für unsere Marke hergestellt. Und wo lassen Sie die Möbel und Accessoires produzieren? Das heißt, Sie arbeiten ohne Zwischen- Gemma Comabella: Das kommt auf das Pro- händler? dukt an. Wir versuchen immer, Spezialisten Gemma Comabella: Genau. Bei uns steht das für jeden Bereich zu finden. Unsere Kera- Design der Möbel und Einrichtungsgegenstände mik- und Textilware lassen wir beispiels- im Fokus, deshalb ist es wichtig, dass wir hier weise von kleinen Manufakturen in Portugal authentisch bleiben. fertigen. Alles, was mit Licht zutun hat, stammt aus Vietnam. Andere Produkte ent- Wie entstehen die Entwürfe für die stehen vielleicht in Spanien oder der Schweiz Produkte von Made.com? – also immer dort, wo die Qualität der Möbel Gemma Comabella: Es gibt bei uns drei ver- und Accessoires durch die lokale Expertise schiedene Wege, wie eine Kollektion entsteht. sichergestellt ist. Entweder unser internes Design-Team in London entwickelt eine neue Linie oder wir Wenn Sie weltweit produzieren lassen, wie arbeiten mit unserem rund 200 Kopf star- lang sind Ihre Lieferzeiten für Kunden in der ken Netzwerk aus freiberuflichen Interior DACH-Region? Designern zusammen. Diese stimmen sich Gemma Comabella: Das ist immer unter- bezüglich der Themen und Stimmungen mit schiedlich und hängt von den Produkten den Inhouse-Designern in unserem Team in ab. Hauptsächlich für den Kleinwaren- und London ab, bevor sie einen Entwurf anfer- Accessoires-Bereich haben wir aber auch tigen. Die dritte Option, auf die wir für frische Lagerbestand. Made.com betreibt zwei Lager Ideen zurückgreifen, ist unser TalentLab. im Vereinigten Königreich. Nächstes Jahr Dort geben wir Nachwuchsdesignern aus kommen zwei weitere in Antwerpen dazu. Auf der ganzen Welt die Chance, ihre Entwür- diese Weise wollen wir unsere Lieferkondi- fe bekannt zu machen. Die Funktion ist auf tionen verbessern, damit unsere Kunden auch unserer Website eingebunden und die jungen langfristig zufrieden sind. 28
BEST PRACTICE | 2 2.5 Schaffrath: Erfolgreicher Start ins E-Commerce Mit einem eigenen Onlineshop erschließt zentrale Ziele verfolgt“, erklärt Marc Fahrig, Schaffrath neue Zielgruppen. Nach zweijähri- Geschäftsführer bei Schaffrath. „Wir wollten ger Internetpräsenz im Showroom-Format fiel einerseits Erfahrungen sammeln, digital kom- letztes Jahr der Startschuss für den Webshop, patible Prozesse aufbauen und stetig dazuler- der ein ausgewähltes Sortiment an Mitnah- nen sowie andererseits die Besucherzahlen in me-Artikeln umfasst, deren Abmessungen und unseren Einrichtungshäusern steigern. Dieser Gewicht keinen Speditionsversand erfordern. Frequenzpush ist uns gelungen.“ Auf seinem Weg dorthin wurde der rheinlän- Der Showroom diente zudem als Basis für digi- dische Filialist von den Spezialisten für Enter- tale Trockenübungen, um Funktionen auszu- prise-E-Commerce-Plattformen Shopmacher probieren und stetig zu optimieren. So wurden beraten und technisch unterstützt. Das Vor- beispielsweise die Ladezeiten währenddessen haben war gut überlegt und vorbereitet. So um knapp 50 Prozent beschleunigt. startete Schaffrath im Sommer 2016 zunächst „Mit dem Start unseres Onlineshops sind wir mit einem Online-Showroom, in dem Produkte sehr zufrieden“, fährt Fahrig fort. „Wir werden inszeniert, über Suchmaschinen gefunden, ihre daher der Philosophie unseres Technologie- Verfügbarkeit in den Häusern abgefragt, Bera- partners Shopmacher folgend unsere E-Com- tungstermine vereinbart und Artikel in sozia- merce-Aktivitäten kontinuierlich ausbauen und len Medien geteilt werden konnten. „Mit der den Onlineservice für unsere Kunden stetig Einrichtung des Showrooms haben wir zwei weiter verbessern.“ REPORT | MÖBELHANDEL ONLINE 29
2.6 Yomonda: Das Sortiment in zwei Jahren versechsfacht Yomonda befindet sich auf einem ordent- gute Omnichannel-Strategie unumgänglich. lichen Wachstumskurs. Seit seinem Launch Zudem hat die Digitalisierung nicht nur Ein- 2016 wuchs die Produktpalette von 6.000 auf fluss auf das Marketing, sondern auch auf alle 36.000 Artikel an. Im Gespräch mit der „möbel anderen Unternehmensbereiche. Im gesam- kultur“ erklärt Business-Unit-Leiterin Sandra ten Unternehmen muss also eine digitale Knorr, welche Tipps sie für den Möbelhandel Transformation stattfinden, die schlussend- hat, um im E-Commerce erfolgreich zu sein. lich einen Kulturwandel bedeutet. Frau Knorr, wie wirkt sich die Digitalisierung Was können Händler tun, um im auf den Möbelhandel aus? E-Commerce erfolgreich zu sein? Sandra Knorr: Die Digitalisierung hat das Sandra Knorr: Neben der ständigen Verbes- Kaufverhalten der Kunden stark beeinflusst. serung der Shopping-Experience kommt es Das Internet ermöglicht es Verbrauchern, darauf an, Multichannel-Strategien zu ver- Bedürfnisse von überall aus zu befriedigen. folgen. Es gilt die Vorteile von stationärem und Obwohl der Onlineanteil am Umsatz aktuell Onlinehandel in einem Vertriebskonzept zu ver- noch vergleichsweise gering ist und momentan einen und so einen Mehrwert für jeden Kanal vor allem Wohnaccessoires und Kleinmöbel liefern zu können, wie zum Beispiel durch Click gekauft werden, geht der Trend verstärkt & Collect. Gleichzeitig müssen immer wieder dahin, auch Großmöbel und Küchen online zu Anpassungen von sämtlichen Prozessen statt- kaufen. Weiterhin sorgen digitale Innovationen finden, wie die Kürzung von Produktionszeiten, für eine grundlegende Revolution des Marktes. die Aufstockung von Verfügbarkeiten oder Mit Augmented Reality beispielsweise findet auch Flexibilität im Preismanagement. Digitale Beratung dort statt, wo der Verbraucher lebt: in Trends und Innovationen sollten bei sämtlichen den eigenen vier Wänden. Mithilfe von AR sieht Maßnahmen ständig im Blick behalten werden. der Kunde, wie sich ein Möbelstück in seine Doch auch im Onlinehandel gibt es weiterhin bisherige Einrichtung integrieren lässt. Auch Optimierungspotenzial, so ist es zum Beispiel Mass-Customization von Möbeln wird immer notwendig, die Retouren-Prozesse noch kun- bedeutender. Es existieren bereits Konzepte, denfreundlicher zu gestalten und die Möglich- die es ermöglichen, Schränke oder Regale keiten, Produkte haptisch erlebbar zu machen, individuell online zu planen und herstellen zu weiter auszubauen. Hier hat besonders der lassen. stationäre Handel Chancen. Wo liegen die Stolpersteine für den Welche Produkte eignen sich besonders gut etablierten Möbelhandel? für das Online-Geschäft? Sandra Knorr: Im Grunde führt kein Weg Sandra Knorr: Das gilt grundsätzlich für alle daran vorbei, aktiv am E-Commerce teil- Produkte. Eine Sonderrolle nehmen zer- zunehmen. Dabei reicht die einfache Online- brechliche Waren ein, die gesondert verpackt präsenz jedoch nicht aus. Händler und werden müssen, sowie kleinpreisige Artikel. Marken brauchen eine Digitalstrategie, die Für diese lohnt sich ein Einzelversand nicht, sich an den Bedürfnissen des Verbrauchers sie können jedoch sehr gut als „Warenkorb- orientiert, um sich langfristig am Markt hal- öffner“ und Zusatzkaufprodukte verwendet ten zu können. Diese muss immer individuell werden. Besonders gut eignen sich für das an Angebot und Zielgruppe angepasst wer- Online-Geschäft großvolumige Produkte, wie den. Online-Pure-Player, die über schlanke Möbel und große Teppiche sowie ausgefallene Kostenstrukturen verfügen, haben dabei Artikel, die Kunden nicht überall finden. Wettbewerbsvorteile gegenüber den statio- Dem aktuellen Kundenwunsch entspricht ein nären Händlern. Aus diesem Grund ist eine möglichst umfangreiches Angebot mit einer 30
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