Werkstattumfrage 2018 - Studie Tarife und Organisation Velofachhandel Schweiz dynaMot Kommunikation GmbH, Urs Rosenbaum - 2rad Schweiz
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Werkstattumfrage 2018 Studie Tarife und Organisation Velofachhandel Schweiz dynaMot Kommunikation GmbH, Urs Rosenbaum
Werkstattumfrage 2018 Studie Tarife und Organisation Velofachhandel Schweiz dynaMot Kommunikation GmbH Urs Rosenbaum 1. Ausgabe, 1. Auflage
Impressum Herausgeber: dynaMot Kommunikation GmbH, Hermannstr. 7, CH-8400 Winterthur www.dynamot.ch Erscheinung: Juni 2018 Autor: Urs Rosenbaum, rosenbaum@dynamot.ch Titelbild: Atelier Guido Köhler & Co, Binningen Grafiken: dynaMot Kommunikation GmbH, Winterthur Lektorat: Janna Beichert Druck: Saxoprint AG, Zürich, klimaneutral gedruckt (ClimatePartner zertifiziert) Copyright Rechtlicher Vorbehalt: Alle Inhalte der vorliegenden Publikation sind urheberrechtlich geschützt. Sie darf mit vollständigem Quellenverweis zitiert werden. Eine Weiterver- breitung der Inhalte komplett oder auszugsweise ist nur mit Genehmigung des Herausgebers erlaubt. Zitiervorschlag: Werkstattumfrage 2018; dynaMot Kommunikation GmbH, Winterthur www.dynamot.ch 2
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dynaMot Werkstattumfrage 2018 Persönlicher Dank Auch wenn ein einziger Name als Autor aufgeführt ist: Die vorliegende Werkstattumfrage wäre nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung von vielen Leuten aus meinem persönlichen und berufli- chen Umfeld. Sie haben von der ersten Idee an mit Geduld, konstruktiver Kritik und spontaner Unter- stützung zum Gelingen beigetragen. Ein besonders grosses Dankeschön gilt darum den nachfolgen- den Personen: Nicole Aregger Marius Graber Andreas Bundi Thommy May Rahel Oertli Martin Platter Harry Ramsauer Peter Rechsteiner Daniel Schärer Patrik Widmer Zudem danke ich unzähligen Fachhändlern aus der gesamten Schweiz und Deutschland für den steti- gen, konstruktiven Austausch und die vielen anregenden Feedbacks, die zur vorliegenden Werkstatt- umfrage eingegangen sind. Urs Rosenbaum, im Juni 2018 5
dynaMot Werkstattumfrage 2018 Über den Autoren Buchstaben und Velos haben Urs Rosenbaum seit seinen Jugendjahren geprägt und ihm ermöglicht, die Welt zu entdecken. Nach seinem beruflichen Einstieg in die Velobranche im Jahr 1998 arbeitete er im Vertrieb und im Einzelhandel bei namhaften Unternehmen. Ab 2003 nutzte er die Chance, sei- ne beiden Leidenschaften beruflich zu verbinden und über Velothemen zu schreiben. Parallel zur Arbeit für Publikumszeitschriften und B2B-Magazine im Velobereich studierte er Journa- lismus und PR an der Fachhochschule Winterthur und schloss diese Studiengänge mit Schwerpunkt auf Wirtschafts- und Wissenschaftskommunikation erfolgreich ab. 2010 gründete er mit Cyclinfo das erste unabhängige und umfassende Fachmagazin für die Schweizer Velobranche. Seit 2016 stellt er der Velobranche mit seinem Fachbüro dynaMot Kommunikation GmbH seine Dienste hauptberuflich als Marktforscher, Berater und Kommunikationsfachmann zur Verfügung. Urs Rosenbaum 6
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dynaMot Werkstattumfrage 2018 Inhaltsverzeichnis 1. Intro.......................................................................................................................................... 11 1.1 Die wichtigsten Kennzahlen in Kürze........................................................................... 12 1.2 Kommentar Herausgeber: Ertrag erfordert Einsatz ..................................................... 13 1.3 Gastkommentar 2rad Schweiz: Der Fachhandel erkennt den Wert der Werkstatt ....... 14 1.4 Gastkommentar Thommy May: Erfolg durch Ehrlichkeit und Ehrgeiz ......................... 15 2. Werkstatt-Tarife Velofachhandel Schweiz ................................................................................. 16 2.1 Basistarif .................................................................................................................... 16 2.1.1 Definition Basistarif .................................................................................................... 16 2.1.2 Aktueller Basistarif...................................................................................................... 17 2.1.3 Entwicklung Basistarif ................................................................................................. 17 2.1.4 Basistarif Streuung...................................................................................................... 18 2.1.4.1 Tarifvielfalt............................................................................................................. 18 2.1.4.2 Entwicklung Streuung Tarife................................................................................... 18 2.1.4.3 Niedrigster / höchster Tarif .................................................................................... 19 2.2 Abstufungen Tarife ..................................................................................................... 19 2.2.1 Abstufung für Servicearbeiten an Velos anderer Händler ............................................ 21 2.2.2 Abstufung für Servicearbeiten an Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops................................................................................................................ 22 2.3 Zuschläge ................................................................................................................... 23 2.3.1 Zuschläge für E-Bikes .................................................................................................. 23 2.3.2 Zuschläge während der Hochsaison ............................................................................ 24 2.3.3 Zuschläge für Express-Reparaturen ............................................................................. 24 2.4 Abstufung Werkstatt-Tarife nach geografischen Kriterien ........................................... 24 2.4.1 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Kantonen ................................................................ 25 2.4.2 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Sprachregionen....................................................... 26 2.4.3 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Siedlungsräumen .................................................... 27 2.4.4 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Ortsgrösse .............................................................. 28 2.5 Abstufung Werkstatt-Tarife nach betrieblichen Kriterien ............................................ 28 2.5.1 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Betriebsgrösse ........................................................ 28 2.5.2 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Beruf des Geschäftsführers ..................................... 29 2.5.3 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Alter des Betriebes.................................................. 30 2.5.4 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Anteil am Unternehmensumsatz ............................. 30 2.5.5 Abstufung Servicetarife nach strategischer Bedeutung der Werkstatt ......................... 31 2.5.6 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Rentabilität der Werkstatt ...................................... 32 2.6 Abstufung Werkstatt-Tarife nach produktspezifischen Kriterien ................................. 32 2.6.1 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Sortimentskategorien ............................................. 33 2.6.2 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Sortimentsschwerpunkten ...................................... 34 9
dynaMot Werkstattumfrage 2018 3. Profil Servicewerkstatt Velohandel Schweiz .............................................................................. 35 3.1 Stellenwert der Werkstatt .......................................................................................... 35 3.1.1 Wirtschaftliche Bedeutung der Servicewerkstatt ........................................................ 35 3.1.2 Grösse der Servicewerkstatt ....................................................................................... 36 3.1.3 Ausrichtung der Servicewerkstatt ............................................................................... 36 3.2 Organisation der Servicewerkstatt .............................................................................. 38 3.2.1 Zeitabschnitt seit letzter Tarifanpassung ..................................................................... 38 3.2.2 Arbeitswerte............................................................................................................... 39 3.2.3 Einsatz von digitalen Hilfsmitteln ................................................................................ 39 3.2.3.1 Erfassung von Serviceaufträgen mit Betriebs-Software........................................... 40 3.2.3.2 Abrechnung von Serviceaufträgen mit Betriebs-Software....................................... 41 3.2.3.3 Warenbewirtschaftung mit Betriebs-Software ....................................................... 42 3.2.3.4 Online-Anmeldung von Serviceaufträgen ............................................................... 43 3.2.4 Kundenservice bei Werkstatt-Arbeiten ....................................................................... 44 3.2.4.1 Abhol-/Lieferservice ............................................................................................... 44 3.2.4.2 Ersatzvelo .............................................................................................................. 46 4. Datenerhebung ......................................................................................................................... 47 4.1 Zeitpunkt und Form der Umfrage ............................................................................... 47 4.2 Teilnehmer der Umfrage............................................................................................. 47 4.2.1 Umfrageeinladung ...................................................................................................... 47 4.2.2 Umfrageteilnehmer .................................................................................................... 47 10
dynaMot Werkstattumfrage 2018 1. Intro Der Veloservice ist wichtig für den Fachhandel: Einerseits, weil er – je nach Geschäft - eine wesentli- che Umsatzquelle neben dem Verkauf sein kann. Daneben hat die geschäftseigene Servicewerkstatt aber auch ungeheure Imagewirkung gegenüber dem Kunden. Die Werkstatt vermittelt Kompetenz und Zuverlässigkeit. Einem Geschäft, das eine Servicewerkstatt betreibt, traut man eher zu, dass es weiss, was funktioniert und was nicht. Und die Werkstatt vermittelt Sicherheit: Der Kunde kann sich darauf verlassen, dass er eine Adresse hat, wo im geholfen wird, wenn eine technische Panne sein Velo oder E-Bike von der Strasse holt. Es gilt aber auch der Umkehrschluss: Der Fachhandel ist wichtig für den Veloservice: Ohne das dichte Netz von rund 1700 Velofachgeschäften in der Schweiz gäbe es keine verlässlichen Reparaturangebo- te in ausreichender Kapazität und mit wünschenswertem Knowhow. Denn Onlinehändler und Fach- märkte pflegen nach wie vor in den meisten Fällen keine aufwändige Servicewerkstatt nahe beim Kunden. Die Leistung des Fachhandels als Servicepartner nach dem Kauf kann daher gar nicht genug geschätzt werden. Es würden wohl weniger Schweizer das Velo als Verkehrsmittel oder Sportgerät nutzen, wenn sie sich nicht darauf verlassen könnten, dass ihnen im Falle einer Panne nicht weit weg von ihrem Wohnort rasch und zuverlässig geholfen wird. Wahrscheinlich würden auch nicht so viele teu- re, qualitativ hochwertige und sichere Velos gekauft, wenn nicht der Fachhandel mit seinen Service- leistungen dafür sorgen würde, dass das Velo auch nach Jahren noch zuverlässig läuft und sich die Investition rechnet. So wichtig Fachhandel und Veloservice gegenseitig füreinander sind – Diese enge Verknüpfung ist weder selbstverständlich, noch dauerhaft gesichert. Die Werkstatt ist nämlich für viele Fachgeschäfte alles andere als ein lukratives Geschäft. Viele Händler tun sich schwer, damit Geld zu verdienen, und in der Vergangenheit gab es viele, die den Service mit dem Verkauf quersubventionierten. Dafür gibt es vielfältige Gründe, und teilweise unterscheiden sie sich sogar von Geschäft zu Geschäft sehr stark. Einer der wichtigsten ist, dass während Jahrzehnten keine Transparenz über Tarife und Organisation der Servicewerkstätten den Schweizer Velohandels gab. Jeder Händler war auf sich selbst gestellt, der Austausch fand oft nur lokal oder regional statt, und für eine verlässliche Gesamtübersicht fehlte es an breit abgestützten Daten. Hier setzt die dynaMot Werkstattumfrage an. Sie liefert einen repräsentativen Überblick über Tarife und Organisation in den professionellen Schweizer Velowerkstätten. Der Fachhandel erhält damit verlässliche Vergleichswerte, um seine eigene Position im Markt besser bestimmen zu können und entsprechend zu reagieren. Die vorliegende Auswertung der Werkstattumfrage 2018 ist damit ein Arbeitsgerät, das der Schweizer Velofachhandel für die Professionalisierung seiner Servicewerkstatt nutzen kann. Diese ist zwingend notwendig, damit Velofachhandel und Veloservice auch in Zukunft ein starkes Duo bilden, das sowohl Händlern wie auch Velofahrenden dient. Urs Rosenbaum Herausgeber dynaMot Werkstattumfrage 2018 Juni 2018 11
dynaMot Werkstattumfrage 2018 1.1 Die wichtigsten Kennzahlen in Kürze Ø Basis-Stundenansatz 2018 103.42 SFr. (inkl. MwSt.) Veränderung Basis-Stundenansatz seit 2011 + 17,5 % Ø Basis-Stundenansatz Deutschschweiz 104.91 SFr. Ø Basis-Stundenansatz Romandie 92.98 SFr. Kanton mit dem höchsten Ø Basis-Stundenansatz Zug: 115.00 SFr. Kantone mit dem tiefsten Ø Basis-Stundenansatz Jura/Neuenburg/Fribourg: 91.87 SFr. Ø Basis-Stundenansatz Orte bis 5‘000 Einwohner 94.64 SFr. Ø Basis-Stundenansatz Orte über 50‘000 Einwohner 111.82 SFr. Anteil Händler mit Zuschlägen für Velos von 30,6 % von Fachmärkten, Discountern, Onlinehändlern Anteil Händler mit Zuschlägen für Express-Reparaturen 20,8 % Anteil Händler mit Arbeitswerkt-Kalkulation 51,6 % Anteil Händler mit softwaregestützter Werkstatt- 71 % Organisation, komplett oder teilweise Anteil Händler, für die Werkstatt Ertragsquelle sein soll 69,6 % Anteil Händler, die mit Werkstatt Geld verdienen 41,2 % 12
dynaMot Werkstattumfrage 2018 1.2 Kommentar Herausgeber: Ertrag erfordert Einsatz Wer sich nicht komplett in seinem Geschäft verschanzt hat, wird es bereits festgestellt haben: Die Rolle des Verkaufs für den Velofachhandel hat sich gewandelt – aus einer sicheren Grösse ist ein wa- ckeliges Standbein geworden. Es ist immer noch wichtig, doch als alleiniger Garant des Geschäftser- folgs taugt der Handel nicht mehr. Wachsende Konkurrenz aus dem Internet und von expandieren- den Fachmärkten, die Eurokrise von 2015, der allgemeine Preis- und Margendruck sowie Liefereng- pässe und immer unberechenbarere Markteinführungen neuer Produkte schmälerten den wirt- schaftlichen Erfolg des Verkaufsgeschäfts wesentlich. Als Alternative bietet sich an, die Servicewerkstatt zu stärken. Gegenüber dem Verkauf bietet sie einige Vorteile: Reparaturen sind ein so komplexes Arbeitsfeld, das Infrastruktur und Fachwissen benötigt. Ein Webshop kann nicht einfach mal Reparaturen zu Dumpingpreisen auf den Markt wer- fen. Zudem sind Servicearbeiten meist sehr individuell, und daher auch preislich kaum vergleichbar. Und wer es geschickt organisiert, kann mit Reparaturen Kunden viel enger an sein Geschäft binden als über den Verkauf. Ein neues Velo oder E-Bike kaufen sich Herr und Frau Schweizer nämlich im Schnitt nur alle 14 Jahre, einen Service benötigen sie aber mindestens jährlich, wenn sie es regelmäs- sig nutzen. Die Ergebnisse der Werkstattumfrage zeigen, dass sich im Velofachhandel seit 2011 einiges getan hat, damit die Werkstatt ein einträgliches Geschäft wird. Die Ergebnisse zeigen aber auch: Es gibt noch viel zu tun, bis der Velofachhandel als Ganzes sein Ziel erreicht hat. Dass aktuell nicht einmal die Hälfte der Fachgeschäfte mit Werkstatt Geld verdient, ist ein alarmierendes Zeichen für die dürftige Wirtschaftlichkeit dieses Geschäftsbereichs. Hier gibt es also noch viel zu tun. Eine Möglichkeit ist, die Tarife anzuheben. Das haben auch viele Händler gemacht, und es erträgt in naher Zukunft auch noch weitere Preiserhöhungen, bis sich die Stundenansätze auf einem ähnlichen Niveau bewegen wie in anderen Handwerksbranchen. Mit höheren Tarifen alleine ist es aber noch nicht gemacht. Es braucht Verkaufstalent, um Werkstattleistungen und wertige Ersatzteile dem Kun- den zu verkaufen, statt nur immer das gewünschte Minimalprogramm für den Kunden umzusetzen. Es braucht mehr Disziplin, damit geleistete Arbeit dem Kunden auch verrechnet wird. Und es braucht mehr Effizienz, damit mehr Serviceaufträge pro Tag abgewickelt werden können. Das alles kommt nicht von alleine. Ein Händler, der sich dafür entscheidet, muss auch bereit sein, entsprechend zu investieren, in Schulungen sowie administrative und technische Infrastruktur. So selbstverständlich, wie sich das anhört, ist es leider bei weitem nicht: Knapp die Hälfte der Fachge- schäfte arbeitet ohne Arbeitswert-Tabellen für die exakte Abrechnung, und eine Betriebs-Software für Auftragsabwicklung und Warenbewirtschaftung ist bei mehr als einem Viertel der Händler kein Thema. Und dies, obwohl gerade diese beiden Hilfsmittel relativ einfach eingeführt werden können und nachweisbar die Rentabilität der professionellen Servicewerkstatt verbessern. Natürlich kann eine Velowerkstatt immer noch ohne moderne Hilfsmittel geführt werden. Doch es wird immer schwieriger, dies auch gegenüber den Kunden zu rechtfertigen. Denn diese erwarten je länger, je mehr eine transparente Abrechnung der Leistungen, die sie bezahlen sollen. Sie tun das mit dem Wissen, dass es Händler gibt, die ihre Erwartungen diesbezüglich erfüllen können. Das Fazit ist daher klar: Wer nicht bereit ist, in eine Stärkung der Velowerkstatt zu investieren, wird längerfristig auch nicht von den Vorzügen einer professionell geführten Serviceabteilung profitieren können. Urs Rosenbaum Velomarkt-Analyst dynaMot Kommunikation GmbH 13
dynaMot Werkstattumfrage 2018 1.3 Gastkommentar 2rad Schweiz: Der Fachhandel erkennt den Wert der Werkstatt Genereller Eindruck Die meisten Fahrradbetriebe haben die Werkstatt als wichtigen Betriebszweig erkannt. Mit professi- oneller Arbeit und fachmännischer Beratung kann dem Kunden ein Service geboten werden, für den er bereit ist, einen angemessenen Betrag zu bezahlen. Dazu braucht es eine möglichst optimale Or- ganisation, um Mechanikerinnen und Mechanikern effizientes Arbeiten zu ermöglichen und in der Folge die Rentabilität der Werkstatt markant zu steigern. Die neuste Werkstattumfrage von dynaMot zeigt erfreuliche Tendenzen. Der durchschnittliche Werkstatt-Stundensatz ist seit der letzten Erhe- bung weiter gestiegen. Diese Anpassungen sind notwendig, um die qualifizierten Mitarbeitenden gut entlöhnen zu können und den Fachbetrieben eine solide finanzielle Basis zu geben. Regionale Unterschiede Wie schon frühere Umfragen belegten, gibt es ein Stadt-Land-Gefälle. Je urbaner eine Region ist, desto höher ist der Stundensatz. Dafür gibt es handfeste Gründe wie höhere Mieten und Löhne in städtischen Gebieten, aber auch die höhere Kaufkraft. Erstmals konnte auch in der Westschweiz der Werkstatt-Stundensatz erhoben werden. Der Verrechnungssatz liegt in der Romandie im Vergleich rund 5 Jahre zurück. Hier spielt der Effekt der Urbanisierung offensichtlich eine viel kleinere Rolle. Ansonsten müsste der Kanton Genf einen deutlich höheren Wert aufweisen als die anderen West- schweizer Kantone. Grosse Spanne Erstaunlich ist die Spanne zwischen den höchsten und den tiefsten Ansätzen. Diese Schere ist weiter aufgegangen. Hier erstaunt es, dass immer noch sehr tiefe Stundensätze in Rechnung gestellt wer- den. Dies wird die Kunden freuen. Wie ein Betrieb mit einem Stundensatz von 45 Franken rentabel arbeiten kann, ist jedoch nur schwer vorstellbar. Es ist schade, dass die eigene Arbeitsleistung quasi «verschenkt» wird. Interessant ist die Entwicklung bei den E-Bikes. Generell kann davon ausgegangen werden, dass die E-Bikes den durchschnittlichen Verrechnungssatz erhöhen. Dies ist gerechtfertigt, da die technischen Komponenten dieser Fahrzeuge in der Wartung anspruchsvoller sind. Teuerung berücksichtigen Der Rhythmus der Tarifanpassung ist im Vergleich zu den früheren Umfragen gleich geblieben. In den letzten Jahren war keine oder sogar eine Minus-Teuerung zu verzeichnen. Mit dem zu erwartenden Anstieg der Zinsen wird die Teuerung voraussichtlich wieder nach oben gehen und muss entspre- chend in die Kalkulation miteinbezogen werden. 2rad Schweiz hilft, Potenzial zu nutzen Die Service-Ansprüche der Kunden werden weiter steigen. Dies gibt den Zweirad-Spezialisten die Chance, sich weiter zu profilieren und sich von den Grossverteilern abzuheben. Zu überlegen sind zudem neue Angebote für umfassende Service-Leistungen, ähnlich wie im Automobilgewerbe. Diese Entwicklung spricht für den weiteren Ausbau im Werkstattbereich. 2rad Schweiz nimmt diese Ent- wicklung auf und wird speziell zum Thema Werkstatt einen Lehrgang mit einer anschliessenden Werkstattzertifizierung anbieten. Daniel Schärer Verbandssekretär 2rad Schweiz 14
dynaMot Werkstattumfrage 2018 1.4 Gastkommentar Thommy May: Erfolg durch Ehrlichkeit und Ehrgeiz Viele Fachhändler haben die Zeichen der Zeit erkannt und sich bei der Kalkulation und der Organisa- tion ihrer Servicewerkstatt angepasst. Das ist erfreulich, denn es beweist unternehmerisches Denken und die Bereitschaft, sich an die wandelnden Rahmenbedingungen der Branche anzupassen. Bedauerlich ist, dass die Werkstatt bei manchen Händlern immer noch wenig bis gar kein Geld ab- wirft. Zahlreiche Fachgeschäfte verschenken so ihr Potenzial, die Rentabilität ihres Geschäfts zu stär- ken. Sie verpassen es, sich über die Werkstatt als zuverlässige Anlaufstelle für alle Fragen rund ums Velo zu positionieren und sich so von der preisorientierten, aber kaum fachkompetenten Konkurrenz abzuheben. Um die Werkstatt stärker und effizienter positionieren zu können, braucht es zwei Dinge: Ehrlichkeit und Ehrgeiz. Ehrlichkeit ist notwendig, um den Wert der Arbeit berechnen zu können. Ein wirtschaft- lich erfolgreicher Geschäftsinhaber darf nicht davor zurückscheuen, alle anfallenden Kosten reali- tätsnah in seine Kalkulation mit aufzunehmen. In der Werkstatt sind das eben nicht nur Anteile an Miete und Lohn, sondern auch Abschreiber, um irgendwann verschlissene Einrichtung und Werkzeu- ge ersetzen zu können. Und es braucht Investitionskapital für Neuanschaffungen, die wegen des technischen Fortschritts notwendig sind. Ganz wichtig sind auch die Kosten für Weiterbildung. Ohne ständige Schulung in Technik und Service geht es heute nicht mehr. Die Kosten dafür belaufen sich nicht nur auf die reinen Schulungsgebühren und allfällige Reisekosten, sondern auch den Lohnanteil, den der Werkstattmitarbeiter während der Dauer der Weiterbildung bezieht. Das alles muss in die Kalkulation einfliessen. Wird dies vollständig und sorgfältig gemacht, ist aus meiner Sicht ein Stun- denansatz von 120 Franken zuzüglich Mehrwertsteuer gerechtfertigt. Den Ehrgeiz braucht es, um ständig bereit zu sein, die Prozesse in der Werkstatt zu optimieren, Ab- läufe zu hinterfragen und zu prüfen, ob es nicht noch zweckmässigere und effizientere Lösungen gibt. Der Ehrgeiz darf auch gross genug sein für ambitionierte Ziele. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht es Sinn, das ein Vollzeit-Mechaniker in der Werkstatt jährlich 1300 Arbeitsstunden abrechnet – auf einen einzelnen Arbeitstag heruntergerechnet sind das etwa 5,5 bis 6,0 Stunden. Diesen Richt- wert erreichen momentan einige Händler nicht. Das soll sie aber nicht daran hindern, stetig an die- sem Ziel zu arbeiten und sich ihm anzunähern. Ich bin überzeugt, dass dies der Schlüssel ist für eine langfristig erfolgreiche Velowerkstatt. Denn nur wenn genügend Geld reinkommt, macht man die Arbeit auch gerne, und kann in der Folge jeden einzelnen Werkstattkunden mit ehrlicher Freundlichkeit willkommen heissen. Und dies wiederum ermöglicht den persönlichen Bezug vom Fachhändler und seinem Kunden, den weder grosse Fach- märkte noch das anonyme Internet bieten können. Thommy May Trainer und Coach, Thommy May Schweiz GmbH 15
dynaMot Werkstattumfrage 2018 2. Werkstatt-Tarife Velofachhandel Schweiz Der Stundenansatz, zu dem Servicearbeiten abgerechnet werden, ist eine wichtige Grösse dafür, ob sich die Werkstatt eines Velofachgeschäfts rechnet oder nicht. Sie ist aber nicht der einzige Faktor, der über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Verkaufstalent, Kundenservice, Arbeitseffizienz und Konsequenz bei der Abrechnung der geleisteten Arbeiten sind ebenfalls erfolgswirksam. Da sich diese Faktoren aber nur schlecht objektiv erfassen und beurteilen lassen, legt die Werkstattumfrage 2018 ihren Schwerpunkt auf die gut vergleichbaren Tarife. Bereits hier zeigen sich enorme Unterschiede zwischen den verschiedenen Geschäften. Manche davon lassen sich aufgrund von betriebswirtschaft- lichen Gründen sehr gut erklären. Dabei lassen sich nachvollziehbare Muster erkennen, wenn man die Tarife vertieft nach geografischen oder betrieblichen Kriterien untersucht. Andere Preisunter- schiede lassen sich damit aber nicht erklären. Es bräuchte zusätzliche Informationen, die in der Werkstattumfrage nicht erfasst werden. Bei einigen Preisunterschieden muss man auch annehmen, dass die Gründe dafür sehr individuell sind und mit den persönlichen Strategien und Wertvorstellun- gen einzelner Fachhändler zusammenhängen. 2.1 Basistarif 2.1.1 Definition Basistarif Damit die verschiedenen Werkstatt-Kalkulationen der einzelnen Händler vergleichbar sind, wird in dieser Studie ein Basistarif als Berechnungsgrundlage festgelegt. Er entspricht dem Stundenansatz inklusive Mehrwertsteuer, den Fachhändler für Reparaturen an selbst verkauften Velos verrechnen. Dieser Tarif eignet sich aus folgenden Gründen am besten als Vergleichsgrösse: • Gemäss Zählung von dynaMot verkaufen über 95 % der Schweizer Velofachgeschäfte auch selbst Velos und/oder E-Bikes 1. Die übrigen Geschäfte fokussieren sich auf Reparaturen. Der Stundenansatz für Reparaturen von selbst verkaufen Velos hat damit die grösste Verbreitung im Schweizer Velofachhandel und bietet sich daher für die Marktübersicht an. • Für selbst verkaufte Velos bietet jedes Fachgeschäft einen Reparaturservice. Für Velos von ande- ren Fachhändlern, Onlineshops oder branchenfremden Verkaufskanälen gibt es eine grosse Viel- falt von Einschränkungen und Zuschlägen. Aus diesem Grund sind nur die Tarife für selbst ver- kaufte Velos wirklich direkt miteinander Vergleichbar. • Sämtliche Händler, die an der Werkstattumfrage teilgenommen haben, verrechnen für selbst verkaufte Velos die niedrigsten Werkstatt-Tarife (vgl. 2.2 Abstufung der Servicetarife, S. 19). Da selbst verkaufte Velos in den meisten Fachgeschäften die Werkstatt zu einem wesentlichen An- teil auslasten, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Tarif für die meisten Fachhändler die Grundlage der Werkstatt-Kalkulation darstellt. Damit ist er wesentlich für die Rentabilität der Werkstatt verantwortlich. • Für diese Annahme spricht auch, dass die grosse Mehrheit der Schweizer Velofachgeschäfte mit einem Einheitstarif für alle Reparaturen arbeitet (vgl. 2.2 Abstufung der Servicetarife, S. 19). Der Service-Stundenansatz für selbst verkaufte Velos ist damit derselbe wie derjenige für Velos aus anderen Verkaufsstellen. Der hohe Anteil der Händler mit einheitlichem Stundenan- satz stützt ebenfalls den Entscheid, den Tarif für selbst verkaufte Velos als Basistarif für weiter- führende Vergleiche festzulegen. 1 Marktentwicklung Velosegmente Schweiz, Marktreport Velohandel Schweiz; dynaMot Kommunikation GmbH 2017 16
dynaMot Werkstattumfrage 2018 Konsequenterweise dient der Basistarif in den meisten nachfolgenden Erhebungen als Berechnungs- grundlage. Ausnahmen werden ausdrücklich genannt. 2.1.2 Aktueller Basistarif Im Schnitt verrechnen Schweizer Velofachgeschäfte im Frühjahr 2018 für Servicearbeiten einen Ba- sistarif von 103.42 Franken, inklusive Mehrwertsteuer. Der durchschnittliche Basistarif überschreitet damit erstmals die psychologisch wichtige Marke von 100 Franken. Zieht man die Mehrwertsteuer (7,7 %) ab, bleiben den Schweizer Velofachhändlern im Schnitt 96.03 Franken pro verrechnete Werkstatt-Arbeitsstunde in der Kasse. Dieser Betrag muss ausreichen, um den laufenden Betrieb zu decken, Investitionen zu tätigen und um im Idealfall einen Gewinn auszu- schütten. 2.1.3 Entwicklung Basistarif Seit der ersten Werkstattumfrage, die dynaMot im Jahr 2011 für das Fachmagazin Cyclinfo durchge- führt hat, haben sich die Basistarife stetig erhöht 2. Insgesamt sind die Tarife in dieser Zeit im Schnitt um 17,5 % angestiegen. Seit der letzten Umfrage im Jahr 2015 stiegen die durchschnittlichen Basista- rife um 5,6 %. Dies ist der zweithöchste Preisanstieg, hinter den Anpassungen zwischen der ersten Umfrage von 2011 und der zweiten Umfrage von 2013. Damals stiegen die Tarife um satte 9 %, was sich mit der erstmaligen Veröffentlichung von Vergleichszahlen und den damit verbundenen Diskus- sionen über Werkstatt-Tarife erklären lässt. 110 103.42 SFr. 100 97.90 SFr. 95.95 SFr. 90 88.05 SFr. 80 2011 2013 2015 2018 Grafik 2.01 Durchschnittliche Basistarife Veloreparaturen 2011 – 2018 in Franken; dynaMot Werk- stattumfrage 2011 - 2018 Der deutliche Anstieg der Tarife seit der letzten Umfrage von 2015 lässt sich mit drei Argumenten erklären. Zum Ersten sind seit der letzten Umfrage drei statt zwei Jahre verstrichen. Da unterdessen viele Händler die Tarife regelmässig anpassen (vgl. 3.2.1 Zeitabschnitt seit letzter Tarifanpassung, S. 38), beeinflusst dies den durchschnittlich verrechneten Basistarif. Zum Zweiten setzte sich unter dem zunehmenden Preiskampf im Verkauf bei vielen Fachhändlern in den letzten Jahren die Erkenntnis durch, dass die Werkstatt selbsttragend oder sogar gewinnbrin- gend sein muss und nicht mehr durch den Fahrzeugverkauf quersubventioniert werden kann (vgl. 2.5.5 Abstufung Werkstatt-Tarife strategischer Bedeutung der Werkstatt, S. 31). Zum Dritten dürfte 2 „Grosse Preisspanne bei Veloreparaturen“, Cyclinfo 10-2011; dynaMot Urs Rosenbaum 2011 17
dynaMot Werkstattumfrage 2018 der Preisanstieg damit zusammenhängen, dass das E-Bike an Bedeutung gewinnt. Dies hat einerseits höhere Kosten für Werkstattinfrastruktur und Schulung zur Folge, andererseits ist bei Elektrovelo- Käufern auch die Zahlungsbereitschaft für Servicearbeiten höher. Dies zeigt sich auch deutlich darin, dass überdurchschnittlich hohe Werkstatt-Tarife in Geschäften mit Sortimentsschwerpunkt E-Bike verrechnet werden (vlg. 2.6.2 Abstufung Werkstatt-Tarife nach Sortimentsschwerpunkten, S. 34). 2.1.4 Basistarif Streuung Der Durchschnittspreis alleine sagt wenig aus über die Tarife, die in den einzelnen Geschäften ver- rechnet werden. Die Werkstattumfrage 2018 bestätigt Ergebnisse aus früheren Jahren, wonach die Preisvielfalt in Schweizer Velowerkstätten sehr gross ist. 2.1.4.1 Tarifvielfalt In den 502 Fachgeschäften, die an der Werkstattumfrage 2018 teilgenommen haben, werden 52 verschiedene Stundenansätze als Basistarif für Servicearbeiten verrechnet. Verbreitung, Stundenansatz Anz. Geschäfte, Anz. Geschäfte Rang Franken absolut in % 1. 120.00 110 21,9 % 2. 100.00 79 15,7 % 3. 90.00 62 12,4 % 4. 108.00 27 5,4 % 5. 95.00 25 5,0 % Tabelle 2.01: Die meistangewendeten Basistarife im Schweizer Velofachfachhandel; dynaMot Werkstattumfrage 2018 Mehr als jedes fünfte Velofachgeschäft verrechnet einen Basistarif von 120 Franken. Wie die drei nächsthäufigen Basistarife bietet sich diese Zahl an, weil mit ihr einfach gerechnet werden kann. Sie lässt sich leicht und schnell in die häufig benötigten Teilungen von 1, 5, 10, 15 und 30 Minuten teilen und passt somit gut zu den gängigen Zeiteinheiten für einzelne Arbeitsschritte. Die andern 47 Stun- denansätze werden jeweils von weniger als 5 % der Fachgeschäfte angewendet. 31 Tarife davon werden von lediglich einem oder zwei Fachgeschäften angewendet. 2.1.4.2 Entwicklung Streuung Tarife Der Trend zur kontinuierlichen Preiserhöhung für Servicearbeiten zeigt sich auch sehr deutlich bei der Streuung über verschiedene Preiskategorien. In den tiefpreisigeren Kategorien unter einem Stundenansatz von 100 Franken nahm die Zahl der Händler seit 2011 stetig ab, während sie in den Kategorien über 100 Franken in derselben Zeitspanne markant anstieg. 18
dynaMot Werkstattumfrage 2018 50 40.5 % 39.5 % 2011 45 35.4 % 2013 40 2015 35 26.7 % 26.4 % 25.9 % 25.5 % 24.1 % 2018 30 21.7 % 19.4 % 25 15.4 % 15.3 % 15.2 % 12.4 % 20 10.3 % 8.8 % 15 7.1 % 6.8 % 5.8 % 5.3 % 4.0 % 10 3.4 % 1.9 % 2.0 % 0.4 % 0.4 % 0.4 % 0.0 % 5 0 bis 79 Fr. 80 - 89 Fr. 90 - 99 Fr. 100 - 109 Fr. 110 - 119 Fr. 120 - 129 Fr. 130 Fr. und mehr Grafik 2.02: Streuung der Werkstatt-Basistarife nach Preiskategorien 2011 – 2018; dynaMot Werk- stattumfrage 2011 - 2018 Besonders deutlich wird dies in der Kategorie von 120 bis 129 Franken. Rechnete 2011 nur jeder fünfzigste Velofachhändler seine Arbeit mit Tarifen in dieser Höhe ab, ist es 2018 bereits jeder vierte Velofachhändler. 2.1.4.3 Niedrigster / höchster Tarif Sehr gross ist nicht nur die Vielfalt der Tarife, sondern auch der Unterschied zwischen dem niedrigs- ten und dem höchsten verrechneten Basistarif. So verrechnet das teuerste Geschäft beinahe den vierfachen Stundenansatz vom günstigsten Geschäft. Jahr niedrigster Tarif, SFr. höchster Tarif, SFr Differenz 2018 45.00 175.00 388,9 % 2015 45.00 150.00 333,3 % 2013 40.00 140.00 350,0 % 2011 40.00 120.00 300,0 % Tabelle 2.02: Vergleich und Entwicklung niedrigster/höchster Basis-Stundenansatz Werk- stattarbeiten im Schweizer Velofachhandel; dynaMot Werkstattumfrage 2011 - 2018 Diese Preisschere hat sich im Verlauf der letzten Jahre deutlich geöffnet. 2011 war der höchste ver- rechnete Tarif erst dreimal so hoch wie der niedrigste. Anzumerken ist, dass bei jeder bisherigen Erhebung der niedrigste Tarif nur von einem einzigen Händler abgerechnet wurde. Ob es sich dabei immer um dasselbe Geschäft handelt, kann aufgrund der anonymen Datenerfassung nicht nachge- prüft werden. Der höchste genannte Tarif wurde in den Jahren 2013 bis 2018 auch nur von einem einzelnen Händler verrechnet. Im Jahr 2011 waren es insgesamt fünf Fachgeschäfte, die den damali- gen Spitzenwert von 120 Franken verrechneten. Auch hier erschliesst sich aufgrund der anonymen Datenerfassung nicht, ob es sich immer um dieselben Geschäfte handelt, die sich am obe- ren Ende der Skala bewegen. 2.2 Abstufungen Tarife Seit Jahren wird im Schweizer Velofachhandel intensiv diskutiert, ob die Herkunft eines Velos über die Höhe der jeweils verrechneten Servicetarife entscheiden soll. Obwohl sich die Befürworter einer solchen Strategie oft lautstark zu Wort melden, sind sie in der Minderheit: Mehr als zwei Drittel der Schweizer Velofachhändler machen bei der Abrechnung keinen Unterschied, wo ein Velo gekauft wurde und verrechnen einheitliche Tarife. Ein gutes Viertel der Händler rechnet mit einem zweistufi- 19
dynaMot Werkstattumfrage 2018 gen Tarifmodell. Das heisst, sie verrechnen einen höheren Stundenansatz, wenn das Velo entweder von einem anderen Fachhändler oder von einem Discounter, einem Fachmarkt oder einem Online- shop stammt. Nur gerade etwas mehr als jeder zwanzigste Händler leistet sich den Aufwand, mit drei Tarifen zu arbeiten. Diese Gruppe von Händlern verrechnet für Velos anderer Händler einen zweiten und für Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops einen dritten Tarif. Bemerkenswert, aber nicht weiter überraschend ist, dass bei sämtlichen Händlern für selbst verkauf- te Velos die tiefsten Tarife verrechnet werden. Kein einziger Händler gab in der Umfrage an, dass er Velos aus anderen Verkaufsstellen zu günstigeren Tarifen repariert als die selbst verkauften. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass den Schweizer Fachhändlern die Beziehungspflege zu ihren Stamm- kunden wichtig ist. Einheitstarif; 68.3 % zweistufiges Reparatur nur von Tarifmodell; 25.7 % dreistufiges selbst verkauften Tarifmodell; 5.6 % Velos; 0.4 % Grafik 2.03: Tarif-Abstufungen im Schweizer Velofachhandel 2018; dynaMot Werkstattumfrage 2018 Auffällig ist, dass Händler mit tiefem Basistarif deutlich häufiger mit Abstufungen arbeiten als Händ- ler mit höherem Basistarif. Wer mit einem tiefen Stundenansatz als Berechnungsgrundlage kalkuliert, arbeitet deutlich häufiger mit abgestuften Werkstatt-Tarifen für Velos, die nicht selbst verkauft wur- den. Zudem fallen die Aufpreise auch höher aus als bei Händlern, die einen eher überdurchschnittli- chen Basistarif verrechnen. Händler mit unterdurch- Händler mit überdurch- schnittlichem Basistarif schnittlichem Basistarif Anteil an Gesamtzahl Händler 57,4 % 42,6 % Anteil Händler mit Tarifabstufung 37,2 % 23,4 % Anteil mit hohen Preissprüngen bei 7,6 % 3,7 % Tarifabstufung (über 1/3 Basistarif) Tabelle 2.03: Vergleich Tarifabstufungen Schweizer Velofachhandel 2018; dynaMot Werkstattumfrage 2018 20
dynaMot Werkstattumfrage 2018 Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit der ausgeführten Servicearbeiten lässt sich das plausibel erklären. Wer mit tiefen Basistarifen arbeitet, muss eher mit Tarifabstufungen arbeiten, um die Rentabilität seiner Werkstatt zu erreichen. Möglich ist auch, dass Händler tiefem Basistarif ihre eigenen Kunden mit günstigen Konditionen für ihre Treue belohnen möchten. Ebenfalls möglich ist, dass Händler mit tiefen Basistarifen eher dazu neigen, Kunden dafür zu bestra- fen, dass sie das Velo nicht bei ihnen gekauft haben. Dafür spricht, dass Händler mit Basistarifen un- ter dem Landesschnitt deutlich häufiger mit sehr hohen Tarifabstufungen arbeiten als Händler mit Basistarifen über dem Landesschnitt. Solche massiven Preissteigerungen können als Erziehungs- oder Abschreckungsmassnahme gedeutet werden. 2.2.1 Abstufung für Servicearbeiten an Velos anderer Händler Velos, die von anderen Fachhändlern verkauft wurden, werden von den meisten Velofachgeschäften gleich behandelt wie selbst verkaufte Nur jedes achte Velofachgeschäft (12,5 %) rechnet beim Ser- vice an solchen Velos mit höheren Stundenansätzen. Mit Schwankungen von Umfrage zu Umfrage bewegt sich dieser Wert seit der ersten Umfrage im Jahr 2011 immer etwa auf ähnlichem Niveau. 15.2 % 12.5 % 11.5 % 11.1 % 2011 2013 2015 2018 Grafik 2.04: Entwicklung Anteil Händler mit höheren Tarifen für Servicearbeiten an Velos von ande- ren Fachhändlern, dynaMot Werkstattumfrage 2011 - 2018 Nur gerade zwei Händler (0,4 %) gaben in der Befragung an, dass sie keine Velos von anderen Fach- händlern reparieren. Dies entspricht in etwa dem langjährigen Schnitt: Bei jeder Umfrage seit 2011 haben ein bis zwei Händler angegeben, dass sie ausschliesslich selbst verkaufte Velos reparieren. Werden höhere Tarife für Servicearbeiten an Velos von anderen Fachhändlern verrechnet, fällt die Differenz zum Basistarif auch deutlich geringer aus als bei Servicearbeiten an Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops (Vgl. 2.2.2 Abstufungen von Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops, S. 22). Wird ein solcher Tarif verrechnet, ist er im Schnitt 17,9 % höher als der Tarif für selbst verkaufte Velos der jeweiligen Geschäfte. In absoluten Zahlen bewegen sich die Aufschläge zwischen 5 und 30 Franken für die verrechnete Arbeitsstunde, was einer Differenz von 4,1 % bis 42,8 % zum Basistarif der jeweiligen Fachgeschäfte entspricht. Nur gerade 1 % der Fachhändler kalkuliert dabei mit ausserordentlich hohen Preissprüngen von ei- nem Drittel oder mehr im Vergleich zu ihrem Basistarif. Alle Händler, die mit solch starken Preisab- stufungen für Velos anderer Fachhändler rechnen, verrechnen einen Basistarif, der unter dem lan- 21
dynaMot Werkstattumfrage 2018 desweiten Durchschnitt liegt. Zwei Drittel der Händler, die höhere Tarife für Velos anderer Fachhänd- ler verrechnen, bewegen sich mit ihrem Basistarif unter dem landesweiten Durchschnitt. 2.2.2 Abstufung für Servicearbeiten an Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops Bei den Tarifen für Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops zeigt sich, dass diese Ver- kaufskanäle von einem Teil der Fachhändler als unliebsame Konkurrenz wahrgenommen werden. Die deutlich grössere Verbreitung von höheren Tarifen und die teilweise sehr grosse Differenz zu den Basistarifen lässt darauf schliessen, dass manche Händler diese Räder nicht mögen und deren Besit- zer an der Kasse dafür abstrafen wollen. Ganz auf diese Kunden verzichten möchten aber dennoch nur wenige: Nur 4,6 % der Fachhändler gaben in der Umfrage an, dass sie sich weigern, Velos aus diesen Verkaufskanälen zu reparieren. Dieser Anteil ist auf tiefem Niveau im Laufe der letzten Jahre stetig angestiegen. 2011 weigerten sich noch 1,2 %, Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops zu reparieren. 2013 waren es 1,9 %, 2015 bereits 3,4 % der Händler. Dieser Anstieg ist auf das Wachstum des Onlinehandels und des Einkaufstourismus in den letzten Jahren zurückzuführen. Dass er nicht grösser ausfällt, lässt aber darauf schliessen, dass die Fachgeschäfte nicht kategorisch preisbewusste Kunden von ihrem Ge- schäft fernhalten wollen. Dafür lassen sie sich den Ärger über die ungeliebte Konkurrenz vergleichsweise häufig bezahlen: Bei- nahe jedes dritte Fachgeschäft (30,6 %) rechnet bei Servicearbeiten für Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops mit höheren Stundenansätzen. Dieser Anteil hat sich in den letzten Jahren leicht zurückentwickelt. Dies dürfte vor allem darauf zurück zu führen sein, dass viele neu gegründete Geschäfte pragmatisch arbeiten. Gemäss Marktbeobachtungen von dynaMot kalkuliert die Mehrheit der neu gegründeten Geschäfte bei Velos und E-Bikes beim Service mit einheitlichen Tarifen, unabhängig davon, wo sie gekauft wurden. 34.8 % 34.6 % 33.2 % 30.6 % 2011 2013 2015 2018 Grafik 2.05: Entwicklung Anteil Händler mit höheren Tarifen für Servicearbeiten an Velos von Disco- untern, Fachmärkten und Onlineshops, dynaMot Werkstattumfrage 2011 - 2018 Andere Tarife für solche Velos werden nicht nur häufiger verrechnet, sie fallen auch höher aus. Im Schnitt beträgt die Differenz zum Basistarif für selbst verkaufte Velos mehr als ein Viertel (26,6 %). In absoluten Zahlen bewegen sich die Aufschläge zwischen fünf und 180 Franken für die verrechnete Arbeitsstunde, was einer Differenz von 5,3 % bis 150,0 % zum Basistarif der jeweiligen Fachgeschäfte entspricht. Bei der grössten Differenz zum Basistarif für selbst verkaufte Velos handelt es sich um 22
dynaMot Werkstattumfrage 2018 einen Einzelfall, der auch deutlich über den anderen höheren Tarifen liegt. Dennoch sind ausseror- dentlich hohe Preissprünge von einem Drittel und mehr deutlich verbreiteter als bei Velos anderer Fachhändler: Insgesamt geben 6,3 % der Fachhändler an, dass sie bei Velos von Discountern, Fach- märkten und Onlineshops mit so grossen Differenzen zu ihren Basistarifen kalkulieren. Der Schluss liegt nahe, das Händler mit so hohen Stundenansätzen Kunden nicht nur bestrafen, son- dern regelrecht abschrecken wollen. Der hohe Tarif für Velos von Discountern, Fachhändlern und Onlineshops kann so gedeutet werden, diese Händler eigentlich keine solchen Velos reparieren wol- len, es aber nicht offiziell so kommunizieren. Wie weit sich höhere Tarife für Velos von ungeliebten Mitbewerbern aus Flächenmärkten und dem Internet in der Praxis durchsetzen lassen, ist unabhängig von der Höhe der Stundenansätze fraglich. In den letzten Jahren wurde die starke Trennung zwischen den Sortimenten von Fachhandel und allen anderen Verkaufskanälen zunehmend aufgelöst. Heute sind Velos zahlreicher etablierter Mar- ken nicht mehr nur im Fachhandel, sondern auch in Fachmärkten und Onlineshops erhältlich 3. Weil sich Verkäufer kaum noch mit Aufklebern auf Velos und E-Bikes zu erkennen geben, fällt es Fach- händlern bei der Reparaturannahme deutlich schwerer zu entscheiden, ob so ein Fahrzeug nun von einem anderen Fachhändler oder aus einem Fachmarkt oder Onlineshop stammt. Damit fehlt die Entscheidungsgrundlage, um den angedachten höheren Stundenansatz anzuwenden. 2.3 Zuschläge Neben den abgestuften Stundenansätzen je nach Herkunft des Velos oder Elektrovelos arbeiten ver- schiedene Händler auch mit aufwandsbedingten Aufpreisen für Elektrovelos, während der Hochsai- son oder für Express-Reparaturen. Solche Zuschläge sind aber weniger verbreitet als Tarifabstufun- gen nach dem Verkaufskanal. Insgesamt geben 26,2 % der Fachhändler an, dass sie für bei den einen oder anderen Reparaturaufträgen mit Zuschlägen arbeiten. Der grosse Rest (73,8 %) arbeitet ohne Zuschläge mit einheitlichen, aufwandsunabhängigen Stundenansätzen. Dieser Wert hat sich über die letzten Jahre kaum verändert. Seit die Zuschläge 2013 erstmals in vergleichbarer Form erhoben wer- den, rechnet mit geringen Abweichungen nach unten und oben immer etwa ein Viertel der Händler mit solchen Aufpreisen. Nicht wenige Händler, die mit Zuschlägen arbeiten, lassen sich die Mehraufwände teuer bezahlen. Im Vergleich zu den Aufpreisen, die für Velos und Elektrovelos von unliebsamen Konkurrenten veran- schlagt werden (vgl. 2.2.2 Abstufung von Velos von Discountern, Fachmärkten und Onlineshops, S. 22), fallen die Zuschläge aber deutlich moderater aus, und dies, obwohl sie betriebswirtschaftlich plausibler zu begründen sind als die höheren Tarife für Velos, die nicht aus dem Fachhandel stam- men. 2.3.1 Zuschläge für E-Bikes Aufpreise für Reparaturen an Elektrovelos lassen sich relativ gut betriebswirtschaftlich rechtfertigen, da für diese junge, boomende Kategorie viele zusätzliche und oft auch kostspielige Werkzeuge not- wendig sind und sich Mechaniker wegen des raschen technischen Fortschritts ständig weiterbilden müssen. Dennoch sind sie nicht sehr stark verbreitet: Nur gerade jeder zehnte Fachhändler (10,1 %) verlangt für Reparaturen von E-Bikes einen Aufpreis zu seinem Basistarif für motorlose Velos. Dieser Wert hat sich kaum verändert, seit er 2013 erstmals abgefragt wurde. Händler bevorzugen offenbar höhere Basistarife, um die höheren Betriebskosten für eine Elektrovelo-Werkstatt zu decken und so auch die grössere Zahlungsbereitschaft für Serviceleistungen von Elektrovelo-Besitzern abzuschöp- fen. 3 Marktentwicklung Velosegmente Schweiz, Marktreport Velohandel Schweiz; dynaMot Kommunikation GmbH 2017 23
dynaMot Werkstattumfrage 2018 Im Schnitt wird ein Zuschlag von 16.90 Franken verrechnet. Die Streuung reicht von fünf bis fünfzig Franken, wobei der höchste genannte Wert wiederum ein einzelner Ausreisser nach oben ist. Die Mehrheit der Zuschläge bewegt sich zwischen 10.00 und 30.00 Franken. Im Verhältnis zu den Basista- rifen variieren die Aufschläge für Elektrovelo-Reparaturen zwischen 5,7 % und 52,6 %. Üblich sind Aufschläge von 11 bis 24 %. 2.3.2 Zuschläge während der Hochsaison Obwohl viele Fachgeschäfte im Frühling und Hochsommer bis zur fünffachen Arbeitsmenge im Ver- gleich zum Restjahr zu bewältigen haben, sind höhere Servicetarife während der Hochsaison kaum ein Thema im Schweizer Velofachhandel. Anders als beispielsweise im Tourismus wird die enorme Nachfrage während Spitzenzeiten nur gerade von 3 % der Velofachgeschäfte mit Zuschlägen abge- schöpft. Dieser Anteil ist seit der ersten Umfrage im Jahr 2011 praktisch unverändert geblieben. Be- merkenswert ist dabei, dass auch saisonale Tarifschwankungen auch in den Kantonen Graubünden und Wallis kein Thema sind. In diesen beiden klassischen Tourismus-Regionen verrechnet kein einzi- ger Händler einen Hochsaison-Zuschlag. Das Beispiel vieler anderer Gewerbetreibenden in diesen Gebieten beeinflusst den Velofachhandel damit also nicht. Die wenigen Händler, die mit saisonalen Zuschlägen arbeiten, schlagen durchschnittlich 13.46 Fran- ken zu ihrem Basistarif hinzu. Im Vergleich zu anderen Preisabstufungen und Zuschlägen fallen die Saisonzuschläge relativ moderat aus: Sie bewegen sich zwischen 5.00 und 20.00 Franken pro ver- rechneter Arbeitsstunde. Im Verhältnis zu den jeweiligen Basistarifen beträgt der Aufschlag zwischen 5,8 % und 25,0 %. 2.3.3 Zuschläge für Express-Reparaturen Mit grossem Abstand am beliebtesten sind Zuschläge für Express-Reparaturen. Mehr als jedes fünfte Fachgeschäft (20,8 %) verlangt höhere Preise für einen Veloservice, wenn es dem Kunden eilt. Er- staunlicherweise hat der Anteil der Händler, die mit Eilzuschlägen arbeiten in den letzten Jahren leicht abgenommen. Seit der ersten Erhebung von 2011 sank ihr Anteil an der gesamten Händlerzahl von 22,8 % kontinuierlich auf den heutigen Wert. Und dies, obwohl man gemeinhin davon ausgeht, dass Konsumenten in den letzten Jahren ungeduldiger geworden sind und in der Folge auch häufiger erwartet wird, dass Reparaturen rasch erledigt werden. Marktbeobachtungen von dynaMot haben ergeben, dass Händler während der Saison aber oft so wenig freie Kapazitäten haben, dass sie auch gegen Aufpreis keine weiteren Reparaturen mehr annehmen können. Um die Nachfrage nach Ser- vicedienstleistungen besser zu steuern, haben in den letzten Jahren aber verschiedene Händler damit angefangen, nur noch auf vorab vereinbarte Termine Serviceaufträge entgegenzunehmen. Diese Velos und E-Bikes werden dann rasch repariert, damit sie auch schnell wieder abgeholt werden kön- nen. Der Besitzer muss so nicht lange auf sein Zweirad verzichten, und der Händler benötigt weniger Lagerfläche für zu reparierende Velos und Elektrovelos. Wer weiterhin mit Servicezuschlägen arbeitet, verrechnet im Schnitt einen Aufpreis von 21.75 Fran- ken zusätzlich zum Basistarif. Die Zuschläge bewegen sich in einem Bereich von 2.00 bis 90.00 Fran- ken pro Stunde. Auch hier sind die Eckwerte wieder einsame Ausreisser aus der Masse. Die Mehrheit der Fachgeschäfte rechnet mit Zuschlägen zwischen moderaten 10.00 und 25.00 Franken pro Stunde. Im Verhältnis zu den Basistarifen der jeweiligen Händler variieren die Zuschläge zwischen 2 % und 62,5 %. 2.4 Abstufung Werkstatt-Tarife nach geografischen Kriterien Die Schweiz ist wirtschaftlich, strukturell und kulturell ein vielfältiges Land. Mit diesem Wissen ist es nicht ganz überraschend, dass es innerhalb des Landes wesentliche Unterschiede bei den verrechne- ten Werkstatt-Tarifen im Velohandel gibt. Die Ergebnisse der Werkstattumfrage 2018 bestätigen Merkmale der früheren Erhebungen und verstärken diese teilweise noch. Kurz und einfach zusam- 24
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