Pöyry Post 07/2016 - BERICHT

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Pöyry Post 07/2016 - BERICHT
PÖYRY MANAGEMENT CONSULTING

Pöyry Post
07/2016

                                                    BERICHT
                                  DER EINZIGE WEG ZUM SIEG?!

                                                 INTERVIEWS
                                          THOMAS BIRR (RWE)
                                          ULI HUENER (ENBW)
                                 THORSTEN MARQUARDT (E.ON)
                              CLAUS WATTENDRUP (VATTENFALL)
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PÖYRY POST
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                                             INHALT

IMPRESSUM

HERAUSGEBER
Pöyry Management Consulting
                                                                                            SHORTCUTS
Rather Straße 110b                                                         Meldungen aus der Energiebranche
40476 Düsseldorf

Phone +49 (211) 1752380
Fax    +49 (211) 17523850
E-Mail roland.lorenz@poyry.com

Besuchen Sie uns unter
www.poyry.de

REDAKTION
Virgil Grymonprez

AUTOREN
Matthias Laue, Roland Lorenz,                                                                          MANAGEMENT CONSULTING

Robert Schwarz, Iris Steinweller
                                                                                         NEUE WEGE FÜR NEUE MODELLE
                                                                    Kooperation Fraunhofer Zentrum und Pöyry Management Consulting

KONZEPT UND KREATION
Filip & Grimm

NACHWEISE
Fotos (Shortcuts):
Apple Inc., Tennet Holding B.V.
Fotos (Interviews):
EnBW AG, E.ON SE, RWE AG, Vattenfall
Europe Innovation GmbH
Fotos (Gotthard):
Pöyry Deutschland GmbH
Weitere: Adobe Stock, Fotolia,
Gettyimages, iStock
                                                                                 MANAGEMENT CONSULTING
Pöyry Management Consulting ist mit 26                INNOVATION – DER EINZIGE WEG ZUM SIEG?!
                                                          Wege zur Neuausrichtung klassischer Geschäftsmodelle
Niederlassungen und über 400 Consul-
tants die weltweit führende Beratungs-
gesellschaft für kapital- und ressourcen-
intensive Unternehmen. Welche Ziele Sie
auch verfolgen, bei uns arbeiten für Sie
Experten mit Leidenschaft in den Berei-
chen Energie, Forstwirtschaft, Papier und
Zellstoff sowie Biovalue. Unsere umfas-
sende Erfahrung, bewährten Fähigkeiten
und unsere hoch qualifizierten Berater
sind es, die unsere Kunden immer wieder
aufs Neue überzeugen. Gemeinsam helfen
wir Ihnen, sachkundigere Entscheidungen
zu treffen, Potenziale zu erkennen sowie
Werte zu generieren, um so langfristig den                                                                 INTERVIEWS
Erfolg Ihres Unternehmens zu sichern.                                        Die Innovationsmanager der Big Four im Gespräch
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                                                   EDITORIAL

                                                   LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

                                                   wir leben in Zeiten, in denen das größte Taxi-Unternehmen der Welt (Uber) keine
                                                   Fahrzeuge besitzt und der größte Anbieter von Unterkünften (Airbnb) keine Immo-
                                                   bilie. Vor unseren Augen ist die digitale Disruption ohne lange Ankündigung gesche-
                                                   hen. Heißt das in der Fortführung dieser Logik, dass künftig neue Marktakteure die
                                                   Energieversorgung in die Hand nehmen, ohne physische Assets zu besitzen? Eines
                                                   verdeutlichen diese Beispiele alle: Innovation sucht nicht nach Wegen, sie schafft
                                                   sie. Auch Energieversorger sind gezwungen, auf diese Entwicklungen zu reagieren.
                                                   Und wir können bestätigen, ihre Haltung gegenüber Innovation verändert sich
                                                   aktuell radikal. Grund genug für uns, in dieser Pöyry Post mit dem Thema Innovation
                                                   einen Schwerpunkt zu setzen.

                                                   Unternehmen, die Neues gestalten und fördern wollen, brauchen vor allem eines:
                                                   fähige Manager, die das Unternehmen, seine Mitarbeiter und die gelebte Unterneh-
                                                   menskultur so umgestalten, dass Innovationen überhaupt erst möglich werden.
                                                   Wir haben deshalb mit den Innovationsmanagern der Big Four gesprochen, mit
                                                   Thomas Birr (RWE), Thorsten Marquardt (E.ON), Claus Wattendrup (Vattenfall) und
                                                   Uli Huener (EnBW) und gefragt, wie sie ihre Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten.

MANAGEMENT CONSULTING
INNOVATION MONITOR                                 Und wie innovativ ist Pöyry Management Consulting? Wie können wir Ihnen helfen?
Europäische Energie-Start-Up-Szene im Fokus        Wir stellen Ihnen mit unserem Innovation Monitor, der Customer Insight Analysis
                                                   und unserer neuen innovativen digitalen Plattform zur Simulation der Auswirkungen
                                                   unterschiedlicher Unternehmensszenarien eine Auswahl unserer Werkzeuge vor,
                                                   mit denen wir Sie unterstützen können, in der Transformation in die Zukunft. Eines
                                                   ist klar, es gibt kein Pauschalrezept für Innovation. Gemeinsam mit Ihnen aber
                                                   schaffen wir die Voraussetzungen, die nötig sind, damit Sie und Ihr Unternehmen
                                                   Ihren eigenen Weg gestalten können.

                                                   Last but not least berichten wir aus der Pöyry Gruppe und von Kollegen, die mit der
                                                   Eröffnung des Gotthard-Basistunnels ein Generationenprojekt abgeschlossen und
                                                   eine ganz besondere Erfolgsgeschichte zu erzählen haben. Es erwartet Sie also eine
                                                   im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtige neue Ausgabe der Pöyry Post, mit der
                                                   ich Ihnen jetzt eine anregende Lektüre wünsche.

                                                   Mit freundlichen Grüßen

                                                   Roland Lorenz
                                                   Vice President
                                                   Head of Central and South Europe

         INSIGHTS AUS DER GRUPPE
         57 KM DURCH DEN BERG
         Zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels
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                                                      100 Ladestationen Die bayerische Landeshauptstadt will die Elektromobilität fördern
                                                                        und forciert den Ausbau der Ladeinfrastruktur. In einer ersten
                                                                        Ausbaustufe sollen 30 neue öffentliche Ladestationen entstehen,
                                                                        und zwar hauptsächlich innerhalb des Mittleren Rings. In einem
                                                                        zweiten Schritt werden dann ab 2017 noch bis zu 70 weitere
                                                                        Stationen dazukommen. Die Stadtwerke München werden mit
                                                                        dem Aufbau und Betrieb des öffentlichen Ladesäulensystems
                                                                        betraut. Die Stadt wird bis zu 3,28 Mio. Euro aus bereits
                                                                        bewilligten Mitteln beisteuern, sollte sich das Projekt nicht tragen.
                                                                        Die Ladestationen werden ausschließlich mit Ökostrom betrieben.

                                                                               93%
                                                                                                    Apple will offenbar
                                                                                                    den Markt für
                                                                                                    erneuerbare
                                                                                  Energien aufmischen und gründet
                                                                                den Ableger Apple Energy LLC. Bei
                                                                                der zuständigen US-Behörde stellt
                                                                                der Konzern den Antrag, als Energie-
                                                                                Händler aktiv werden zu dürfen. Apple
                                                                                versorgt nach eigenen Angaben seine
                                                                                Rechenzentren seit 2013 komplett mit
                                                                                Ökostrom. Nun will der Konzern offenbar
                                                                                überschüssigen Strom verkaufen und
                                                                                neue Energie-Quellen anzapfen.

    2021
    Innerhalb der kommenden fünf Jahre werden die USA die
    installierte Leistung von Energiespeichern auf über 2 GW
    ausbauen, so die Prognose des Marktforschungsunternehmens
    GTM Research. 2015 seien 226 MW installiert und 2016, so die
    Erwartungen, 281 MW.

                                                               4 gewinnt
                                                               Neben den Komponenten Erzeugung, Netz und Verbrauch werden sich, so der
                                                               Tenor auf dem BDEW-Kongress 2016 in Berlin, Speicher als vierte Größe im
                                                               Energiesystem etablieren.
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                                                                      Die Nummer 1 in der Welt: China beschäftigt über 3,5 Millionen
                                                                      Menschen im Bereich der erneuerbaren Energien – das ist
                                                                      mit Abstand der Spitzenplatz. Weltweit stieg die Zahl der
                                                                      Beschäftigten im Sektor auf über acht Millionen, wie die
                                                                      Analyse „Renewable Energy Jobs“ der Internationalen Agentur
                                                                      für erneuerbare Energien jetzt ergab. Dabei verbuchte die
                                                                      Photovoltaik-Branche mit einem Zuwachs von elf Prozent
                                                                      den größten Anstieg. Allein in China sind aktuell 1,7 Millionen
                                                                      Arbeitskräfte im PV-Bereich tätig.

                30 GW             Laut eigenen Angaben
                                  plant der niederländische
                Netzbetreiber Tennet den Bau einer künstlichen
                Insel für Windstrom in der Nordsee. Das Eiland soll die Windmühlenparks
                der Nordseestaaten miteinander verbinden und zum Knotenpunkt für
                die Stromnetze der Niederlande, Deutschlands, Großbritanniens,
                Norwegens und Dänemarks werden. 2030 könne der Bau der Insel,
                so Mel Kroon, der Tennet-Vorstandsvorsitzende, beginnen. 2050 solle
                sie dann samt Verkabelung einsatzbereit sein. Mit einer geplanten
                Kapazität von 30 GW könnten seiner Vision 10 Millionen Menschen
                mit Strom versorgt werden. Erste Gespräche mit Behörden und
                Umweltorganisationen werden bereits geführt.

200
                             Mit 200 unter dem Rasen installierten
                             Kinetik-Platten sorgen die Spieler
                             auf dem Fußballplatz im Favela
                             Morro da Mineira in Rio de Janeiro
auch nach Sonnenuntergang für ihre eigene Beleuchtung.
Sechs Flutlichtmasten sorgen auch nachts für ordentliche
Spielbedingungen. Die Platten werden aus recyceltem
Kunststoff hergestellt und produzieren, werden sie durch die
Spieler „betreten“, bis zu 7 W Strom. Wie genau die Technik
funktioniert, will der britische Hersteller Pavegen nicht verraten.
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Neue
Wege für
neue Modelle
Zukunftsfähige Akteure der Energiebranche müssen sich auf immer kürzere Innovations-
und Investitionszyklen einstellen. Dabei ist die Beziehung zum Kunden mit einer Vielzahl
neuer Geschäftsmodelle nachhaltig zu entwickeln. Lösungen dazu bieten jetzt das
Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie und
Pöyry Management Consulting in einer neu begründeten Kooperation.

Energiewirtschaft unter Veränderungsdruck        „Mit dem Unternehmensimulations-Modell           Projekt -Phase II
Die Akteure der Energiewirtschaft stehen         und auf Basis der innovativen Software des       Die festgelegten Szenarien werden umfas-
gegenwärtig unter einem starken Verän-           Fraunhofer-Zentrums in Leipzig ermöglichen       send analysiert und das für einen individuell
derungsdruck. Die zunehmend dezentrale           wir unseren Kunden in der Energiewirtschaft,     skalierten Zeithorizont ebenso wie die notwen-
Erzeugung, politisch-regulatorische Vorgaben     strategische Maßnahmen und Optionen zu           digen Stützjahre. Im nächsten Schritt erfolgt
zur Dekarbonisierung sowie die Digitalisierung   identifizieren und zu bewerten, um langfristig   eine strukturierte modellbasierte Analyse hin-
stellen die Unternehmen vor große Heraus-        dem Wettbewerbs- und Margendruck stand-          sichtlich der Auswirkungen innovativer Tech-
forderungen. Die damit einhergehenden            zuhalten“, sagt Robert Schwarz, Principal bei    nologien und dezentraler Entwicklungen, die
sinkenden Eintrittsbarrieren für Wettbewerber    Pöyry Management Consulting, zur strategi-       die Grundlage für die Simulation der infrage
führen zu Organisations- und Produktinno-        schen Perspektive der Zusammenarbeit mit         kommenden Maßnahmen, Konzeptionen und
vationen und erhöhen den Wettbewerbs-            den Ökonomen und Energieexperten des             Geschäftsmodellen bilden. Final werden die
und Margendruck zusätzlich. Obwohl das           Fraunhofer-Zentrums in Leipzig.                  Risiken in Bezug auf disruptive Faktoren und
klassische Versorgergeschäft alleine keine       Ziel der Kooperation ist es, eine von Fraun-     Rückwirkung auf einzelne Unternehmensteile
nachhaltige Handlungsoption mehr darstellt,      hofer-Experten und der Universität Leipzig       betrachtet und besprochen.
fällt es den Versorgungsunternehmen schwer,      entwickelte IT-Softwarelösung in der Energie-
den Entwicklungen in Form von Produkt- und       wirtschaft anzuwenden, um modellbasierte         Projekt-Phase III
Service-Innovationen Rechnung zu tragen.         Strategien in disruptiven Märkten weiterzu-      Die Resultate der zweiten Projekt-Phase ge-
Zukunftsfähige Akteure der Energiebranche        entwickeln.                                      koppelt mit den langjährigen Erfahrungen der
müssen daher Innovationen immer schneller                                                         Energie-Experten von Pöyry führen zu Han-
vorantreiben und auch Investitionsentschei-      Ganzheitliche Modellierung                       dlungsempfehlungen, aus denen Manager
dungen im höheren Takt treffen – häufig ohne     Wie funktioniert das konkret? Gemeinsam          mögliche strategische Maßnahmen definieren
die wirtschaftlichen Auswirkungen auf ihre       mit ihren Kunden entwickeln die Berater          können, um beispielsweise wirtschaftlich
Geschäftsbereiche zu kennen. Das Fraun-          von Pöyry Management Consulting in einem         nachteiligen Effekten entgegenzuwirken.
hofer-Zentrum für Internationales Manage-        mehrphasigen Projekt modellbasierte
ment und Wissensökonomie und Pöyry               Antworten sowie innovative und individuelle      Steigerung von Effizienz und Effektivität
Management Consulting arbeiten gemeinsam         Konzepte für die jeweiligen Unternehmen.         Die Pöyry-Berater helfen Energieversorgern,
an der Aufstellung eines energiewirtschaft-                                                       gerade integrierten Versorgungsunternehmen
lichen Modells, welches Entscheider unter-       Projekt-Phase I                                  und Verteilnetzbetreibern bei der Identifi-
stützt, frühzeitig Zukunftsszenarien, neue       Modellierung von Wertschöpfungsstufen            zierung von Zukunftsszenarien und neuen
Perspektiven in bestehenden und neuen            des Unternehmens zur Abbildung der Ist-          Perspektiven in bestehenden und neuen
Märkten sowie relevante Maßnahmen zur            Situation, Definition wesentlicher Ziele der     Märkten. Sie gewinnen durch den Einsatz
zukünftigen Positionierung zu identifizieren     Unternehmensstrategie und Rahmenbe-              des integrierten Modells auf Basis eines struk-
und diese, quantitativ zu bewerten.              dingungen.                                       turierten, leistungsfähigen IT-Front-Ends
Pöyry Post 07/2016 - BERICHT
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                 die notwendige Transparenz künftiger Investi-    Die Ergebnisse umfassen u.a. nicht nur
                 tionsentscheidungen, z.B. für Speicher,          energetische, sondern auch monetäre Flüsse
                 Netzerweiterungen oder den Ausbau ihrer          zwischen den einzelnen Akteuren über einen
                 energiewirtschaftlichen Dienstleistungen.        festzulegenden Zeitraum. Damit werden auf
                 Eine Risikoanalyse ermöglicht es den             Basis der Energieflüsse (Strom, Gas und
                 Entscheidern, fundierte Aussagen über die        Wärme) die Auswirkungen auf die GuV
                 Wirtschaftlichkeit von neuen dezentralen         einzelner Geschäftsbereiche simuliert.
                 Geschäftsmodellen im Kontext bestehender
                 Wertschöpfungsprozesse zu treffen. Potenzia-     „Zukunftsfähige Akteure der Energiebranche
                 le von Flexibilität, wie auch Schwarmeffekte     müssen immer schneller Innovationen
                 können simuliert werden, mit dem Ziel, neue      vorantreiben und Investitionsentscheidungen
                 Produkte und Dienstleistungen zu validieren.     treffen häufig ohne die Auswirkungen auf
                 Ökonomische Aussagen über Effekte fluktu-        ihr Geschäft zu kennen. Dabei gilt es, die
                 ierender Einspeiser helfen Ihnen, Marktent-      Kundenbeziehung mit einer Vielzahl neuer
                 wicklungen frühzeitig zu antizipieren.           Geschäftsmodelle nachhaltig zu entwickeln“,
                                                                  sagt Matthias Laue, Director bei Pöyry
                 Innovative Software für die Energiewirtschaft    Management Consulting.
                 Die Software IRPsim (Integrierte Ressour-
                 cenplanung und Simulation für kommunale          Pöyry Management Consulting kann Ihnen
                 Energieversorger) ist eine techno-ökono-         keine Glaskugel bieten, aber einen Blick
                 mische Energiesystem-Modellierungslösung.        auf plausible Zukunftsszenarien mit Hilfe
                 Sie ermöglicht eine ganzheitliche Model-         eines auf Ihr Unternehmen zugeschnittenen
                 lierung, Analyse und Evaluation von Ener-        Modells, das sowohl die energieseitige als
                 gieversorgungsunternehmen. Mit der               auch die wirtschaftliche Seite eines integrier-
                 Software können Energieunternehmen               ten EVU abbildet und dabei den Einfluss
                 Effekte und Entwicklungen simulieren und         technologischer und dezentraler Entwicklun-
                 deren Aus- und Wechselwirkungen nicht nur        gen simuliert. Gern stellen die Berater Ihnen
                 qualitativ, sondern auch quantitativ werden.     diesen Ansatz persönlich vor und freuen sich
                 Energiewirtschaftliche Zusammenhänge,            über Ihr Interesse.
                 marktseitig und regulatorisch, werden dabei
                 in einer hohen zeitlichen Auflösung simu-
                 liert. Strukturierte, modellbasierte Szenario-   Ansprechpartner
                 Analysen zeigen, welche Auswirkungen             Pöyry Management Consulting
                 mögliche Maßnahmen und Strategien auf ein        Phone +49 (211) 17 52 38 0
                 Energieunternehmen haben werden, z.B. wie        Matthias Laue
                 sich die Einführung innovativer Technologien,    E-Mail: matthias.laue@poyry.com
                 neue Konzeptionen und Geschäftsmodelle
                 zukünftig auswirken könnten. Risiko-Analysen
                 betrachten zudem disruptive Faktoren und
                 mögliche Rückwirkungen auf einzelne Ge-
                 schäftsbereiche.
                   Ausgangspunkt ist beispielsweise die Erfas-
                      sung des Kundenportfolios des Energie-
                        unternehmens und dessen Entwicklung
                         über den Analysezeitraum anhand von
                         abgestimmten Kriterien. Zudem werden
                         Vorgaben der Unternehmensstrategie
                        bei der Definition des Marktumfelds
                      berücksichtigt. Eine Evaluation von Ge-
                    schäftsmodellen und Strategien kann dabei
                 aus Geschäftsfeld- sowie aus Kundensicht im
                 Rahmen von Szenario-Analysen erfolgen. Das
                 Modell bildet eine Bandbreite an Technolo-
                 gien und Maßnahmen ab, die bestimmten
                 Akteuren zuzuweisen sind. Auf der Kun-
                 denseite sind dies u.a. Batteriespeicher,
                 Wärmespeicher, Gaskessel, KWK-Anlagen,
                 PV-Anlagen und Wärmepumpen.
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     James Joyce
                 FEHLER
        SIND DAS TOR ZU
 NEUEN ENTDECKUNGEN
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Innovation -
der einzige Weg
zum Sieg?!
Wieviel Innovation brauchen die Energieversorgungsunternehmen, um ihre Zukunftsfähigkeit
sicherzustellen? Im Gespräch mit den Big Four, in der Analyse der Start-Up-Szene der
Energiebranche und mithilfe innovativer Kundenpräferenzanalyse zeigen die Berater von
Pöyry Management Consulting Wege in die Neuausrichtung klassischer Geschäftsmodelle auf.

                                                 UM ERFOLG ZU HABEN,
Düsseldorf/Berlin. Innovation setzt die Auf-     MUSST DU DEN HENRY FORD                        Management Consulting. „Die Voraussetzung
gabe des Alten voraus, mitunter sogar seine
                                                 STANDPUNKT DES                                 für die Veränderung, das Bewusstsein für
Vernichtung. Joseph Schumpeter spricht                                                          einen notwendigen Wandel der Unterneh-
dabei von schöpferischer Zerstörung, wir von
                                                 ANDEREN EINNEHMEN UND                          mensstruktur und -kultur ist bei vielen Un-
disruptiven Geschäftsmodellen. Sie bieten        DIE DINGE MIT SEINEN                           ternehmen bereits vorhanden.“ Klar sei aber
Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, den       AUGEN BETRACHTEN.                              auch, so Schwarz, das nicht jedem pauschal
Wettbewerb für sich zu entscheiden, sondern                                                     ein Innovationsprogramm verordnet werden
ihn neu zu gestalten. Airbnb, Google, Uber                                                      könne ebenso wenig wie die Höhe der Dosis.
oder Apple führen uns das vor Augen. Und         Punkten per Perspektivwechsel
wenn seit Apples Aufschwung ein Steve-Jobs-      Für die Energiewirtschaft eröffnen sich        „Entscheidend ist vielmehr, das Unterneh-
Zitat nachklingt, dann dieses: Innovation is     aus diesen Beispielen neue Perspektiven.       men und die darin gelebte Kultur dahinge-
the only way to win.                             Während das klassische Commodity-Ge-           hend auszurichten, dass die individuelle
Auf den ersten Blick scheinen Apples Inno-       schäft dahinsiecht, wird um die strategische   Unternehmensstrategie erfolgreich umge-
vationskraft und sein unvergleichlicher          Neupositionierung und die Sicherung der        setzt werden kann.“
Siegeszug eine einfache offensichtliche Erklä-   Zukunftsfähigkeit gerungen. Die Steigerung
rung zu haben, das iPhone – ein innovatives      der Innovationskraft zur Entwicklung neuer     Ein Grund dafür, warum in der aktuellen
Produkt mit bahnbrechendem Design und            Geschäftsmodelle sowie zur Optimierung und     Ausgabe der Pöyry Post Innovationsmanager
neuen Funktionen. Bei näherer Betrachtung        Adaption von Prozessen an dynamischen          aller Big Four in Deutschland (s. S. 14-21) zu
offenbart dieses Produkt, das fasziniert, neue   Rahmenbedingungen scheint das Gebot der        Wort kommen. Denn längst, so wird in den
Perspektiven bietet und wie ein Geschenk des     Stunde. Aber gibt es ein Innovationsrezept?    Gesprächen mit den EVUs deutlich, ist die rein
Himmels daherkommt, seine wahre Natur: Es        Wieviel Innovation brauchen die EVUs und       prozessorientierte Denke, das klassische In-
ist ein Instrument, gestaltet, produziert und    wie kann Innovationsfähigkeit zur Unterneh-    novationsmanagement passé. Längst suchen
kommerzialisiert zur Invasion von Märkten,       menskultur werden?                             Versorger ihr Heil nicht mehr nur im Umbau
um im Militärjargon zu bleiben, das troja-                                                      von Unternehmensstrukturen, um ihre In-
nische Pferd des digitalen Zeitalters. Denn      „Die Art, wie die Energieversorger neue        novationskraft zu steigern, vielmehr sind ver-
die eigentliche Innovation steckt in seinem      Ideen generieren und Innovationen um-          netzte Arbeitsformen und Kooperationen ein
Inneren, dem Betriebssystem, derPlattform.       setzen, verändert sich derzeit radikal“,       Erfolgsfaktor ebenso wie die Förderung neuer
Sie hat das Spiel nicht bloß gewonnen. Sie hat                                                  Arbeitsmethoden und einer neuen offenen
es neu erschaffen.                               sagt Robert Schwarz, Principal von Pöyry       Unternehmenskultur.
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                                      „Innovation ist ja nicht nur die Suche nach       Je höher Komplexität und Geschwindigkeit
                                      neuen Produkten und Services – Innovation         der Vorgänge wird, desto mehr ist man auch
                                      ist auch ein Kulturelement, das für uns sehr      bei der Analyse von Kundenbedürfnissen auf
                                      wichtig ist. Wir müssen alle unsere Aktivitäten   geeignete real-time Plattformen angewiesen
                                      am Kunden ausrichten, wir müssen schnell          (wie beispielsweise von TrueChoice, Pöyrys
                                      neue Produkte und Services entwickeln“,           strategischem Partner aus den USA). Algo-
                                                                                        rithmen verraten, was der Kunde will, welche
                                      sagt Thomas Birr, Leiter Group Strategy und In-   Stellhebel für eine Kaufentscheidung bei ihm
                                      novation der RWE AG. Ausnahmslos haben die        angesprochen werden müssen und wie hoch
                                      vier großen Versorger Plattformen geschaffen,     seine Zahlungsbereitschaft für bestimmte
                                      vernetzen sich räumlich, öffnen sich anderen      Leistungen ist, und das in Echtzeit. „Die Zeiten,
                                      Branchen und Playern und setzen den Kunden        in denen Zielgruppen und Produkte auf Basis
                                                   in den Fokus – der Schlüssel zum     von demografischer Marktforschung definiert
                                                                   Erfolg.              und kommerzialisiert wurden, sind vorbei“, sagt
                                                                                        Roland Lorenz, Managing Director von Pöyry
                      ll                                                                Management Consulting. „Heute gibt es Lösun-
                rmmode                                                                  gen aus dem Bereich wie Customer Insight
           ttfo
        Pla
                                                                                           Analysis und Predictive Selling, die helfen,
                                                                                              Kundenpräferenzen und Zahlungsbereit-
                                                                                                 schaft wirklich kennenzulernen, um
                                                           Plattformprovider                        gezielt neue Produkte und Services
 Vertriebsunternehmen /                                                                              zu entwickeln und diese persona-
         Serviceanbieter
                                                                                                      lisiert in den digitalen Vertriebs-
                                                                                                        kanälen zu adressieren.“ Dies
                                                                                                        ist als eigenständige Ergänzung
                                                                      Erzeuger                          von Big-Data-Analytics zu sehen,
                                                                                                       denn oftmals ist der Zugang zu
                                                                                                      Präferenzinformationen und nicht
                                                                                                     die Analytik selber das Problem

                                                                                                „Pointiert kann man es mit dem
                   Stromverbraucher
                                                                                             Rote-Socken-Dilemma beschreiben:
                                                                                          Big-Data-Analytics wird mir sagen, welcher
                                                                                        Kunde rote Socken trägt, wo er sie gekauft
                                                                                        und was er dafür gezahlt hat. Vielleicht auch,
                                                                                        wie oft er sie trägt. Aber interessiert mich das
                                                                                        wirklich? Spannender wäre es doch zu ver-
                                                 Nicht platt, sondern Plattform         stehen, warum er seine roten Socken gekauft
                                      Die Beispiele von Apple, Google, Airbnb oder      hat und ob er sie vielleicht nur gekauft hat,
                                      Uber legen nahe, dass der Aufbau eines Platt-     weil es die in seiner Lieblingsfarbe nicht gab
                                      formgeschäfts auch Basis für die Zukunftsfähig-   und wieviel er bereit gewesen wäre, mehr zu
                                      keit der Versorger sein kann. Die Vorteile des    zahlen, wenn es sie in seiner Lieblingsfarbe
                                      Prinzips liegen auf der Hand (s. Grafik):         gegeben hätte.“
                                      Im Miteinander von Plattform-Provider, Ser-
                                      viceanbietern, Erzeugern und Verbrauchern         Gerade bei der Entwicklung neuer Produkte
                                      profitiert der Plattformanbieter sowohl von den   und Services ist diese schnelle und effektive
                                      bilateralen Beziehungen mit den anderen Plat-     Kundenpräferenzanalyse relevant. Das Wissen
                                      tformteilnehmern als auch von ihren Netzwerk-     um die Kundenbedürfnisse wird so zu einer
                                      effekten untereinander. Diese Neuausrichtung      der wertvollsten Ressourcen der Entwickler-
                                      des Geschäftsmodells verlangt aber sowohl         teams, um die Produktgestaltung in die richtige
                                      neue Strategien als auch einen Perspektiv-        Richtung zu lenken und Fehler zu vermeiden.
                                      wechsel. Kundenbedürfnisse werden viel stär-      Letztlich aber auch, um dem Kunden in den
                                      ker als in der Vergangenheit in den Mittelpunkt   digitalen Vertriebskanälen einen wirklichen
                                      der Betrachtung rücken, um Fehlinvestitionen      Mehrwert zu bieten und ein hohes customer
                                      zu vermeiden.                                     engagement zu erzielen. „Eigentlich muss guter
                                      Manager, die sich diesen Herausforderungen        digitaler Vertrieb sein wie das digitale Gespräch
                                      stellen, müssen daher die Aktionen aller Platt-   mit einem guten Freund“, so Lorenz.
                                      formteilnehmer permanent im Auge behalten.
13

               Steve Jobs

INNOVATION IS THE
ONLY WAY TO WIN!
PÖYRY POST
             14

 Wer nicht wagt, verliert!                                                Jahre Anlagen wie etwa Kraftwerke geplant,       „Mit unserer Erfahrung in Innovations-
 Vor dem Hintergrund unscharfer, teilweise                                5 Jahre gebaut und dann diese Anlagen 50         prozessen, der Entwicklung von neuen
 diffuser rechtlicher und regulatorischer                                 Jahre betrieben. So sah bei uns ein Produkt-     Geschäftsmodellen gemeinsam mit unseren
 Rahmenbedingungen verlangt es mitunter                                   zyklus aus. Das hat sich verändert und wird      Kunden als auch der gezielten Bewertung
 unternehmerischen Mut, Innovationen                                      sich weiter dramatisch verändern – statt         von Start-Ups und deren Integration in
 anzustoßen und zu realisieren. Auch bei dem                              in Jahren zählen wir bei der Entwicklung         bestehende Strukturen unterstützen wir
 Gedanken, dass sich die Energieversorgung                                jetzt Monate und Wochen.“ Diesem Rhyth-          unsere Kunden von verschiedenen Seiten“,
 nach wie vor nur auf lokalen, regionalen und                             muswechsel begegnet Pöyry Management
 maximal auf nationalen Märkten abspielt, mag                             Consulting in einer neuen Kooperation mit        so Robert Schwarz. „Wir haben mit dem Pöyry
 die naheliegende Entscheidung, sich auf das                              dem Fraunhofer-Zentrum für Internationales       Innovation Monitor, durch einen systema-
 Kerngeschäft zu konzentrieren, als probates                              Management und Wissensökonomie: Mit Hilfe        tischen Scouting-Prozess der europäischen
 Mittel erscheinen. Doch wer nur sein Kernge-                             einer innovativen Softwareplattform können       Start-Up-Szene der Energiebranche seit Jah-
 schäft optimiert, erfüllt schlicht seine Pflicht                         Energieunternehmen erstmals dezentrale           resbeginn ein Monitoring aufgebaut, dessen
 und läuft Gefahr auf der Strecke zu bleiben.                             Veränderungen, neue Geschäftsmodelle und         Insights wir unmittelbar in die Strategieent-
                                                                          disruptive Effekte szenariobasiert simulieren    wicklung gemeinsam mit unseren Kunden
 „Zu optimieren und dabei neue Geschäfts-                                 und deren Aus- und Wechselwirkungen auf          einfließen lassen. So profitieren unsere
 felder zu ergründen, ist die eigentliche                                 verschiedene Unternehmensteile bis in die        Kunden und gewinnen kostbare Zeit bei der
 Herausforderung“,                                                        Unternehmensplanung auch quantifizieren.         sinnvollen Erweiterung ihrer bestehenden
                                                                                                                           Geschäftsaktivitäten.“ Der Monitor als erste
                                                                                                                           Stufe eines strukturierten Angebots dient
                     700              Investitionen der Energiebranche                                                     der qualifizierten Information der Kunden,
                                                                                                  650
                                        in Forschung und Entwicklung
                                                                                                                           er vermittelt den Überblick über eine sehr
                     600
                                                                                                543
                                                                                                                           dynamische Entwicklung. Darüber hinaus
                                                                                          527
                                                                                                                           bietet Pöyry Hilfestellung bei der Bewertung
                     500
                                                                                                                           der Passfähigkeit zur eigenen Strategie sowie
Ausgaben in Mio. €

                                                                                                                           der Integration neuer Ideen und Business
                     400
                                                                                                        2012               Cases in bestehende Geschäftsprozesse.
                                                                                                        2013               Oder um im Militärjargon zu bleiben: Die
                     300
                                                                                                        2014               Herausforderung hierbei ist die Einbindung
                                                                                                                           schlanker „Schnellboote“ in einen komplexen
                     200
                                                          150 151               159 170                                    „Flottenverband“.
                                         144                              145
                                               119                  110
                                                     99
                     100
                           37 27 28                                                                                        Innovation, aber wie?!
                       0
                                                                                                                           Egal in welchem Unternehmensbereich neu
                            EnBW           E.ON              RWE           Iberdrola            EDF                        gedacht und umgesetzt werden soll, Innova-
                                                                                                                           tion beginnt über eine aktiv gelebte Unterneh-
                                                                                                                           menskultur. Diese hängt von den Managern
 sagt Roland Lorenz in Hinblick auf die Ausga-                            „Akteure der Energiebranche müssen immer         und den Mitarbeitern des Unternehmens ab,
 ben der Versorger für den Bereich Innova-                                schneller Innovationen vorantreiben und          die sie leben. Doch in welchem Unterneh-
 tion. Zwar haben auf europäischer Ebene die                              Entscheidungen zu Strategien, neuen              mensbereich auch immer eine Adaption an
 Energieversorger ihre Innovationsbudgets zwi-                            Geschäftsmodellen und Investitionen              neue Gegebenheiten erfolgen muss, Pöyry
 schen 2007 und 2014 deutlich angehoben,                                  treffen. Hier hilft die einzigartige Plattform   unterstützt Sie mit bewährter Expertise von
 die deutschen Versorger allerdings haben ihre                            ungemein, die Transparenz zu bewahren“,          der Strategie bis zur erfolgreichen Umsetzung
 Forschungs- und Entwicklungsbudgets in                                                                                    und greift hierbei auf internationale Erfahrung,
 diesem Zeitraum jedoch reduziert. (s. Grafik)                            sagt Matthias Laue, Director bei Pöyry           ein hochmotiviertes Beraterteam als auch in
 Dr. Jens Weinmann, Program Director der                                  Management Consulting. (s. S. 6-9)               ihren Spezialbereichen führende Koopera-
 ESMT European School of Management and                                                                                    tionspartner zurück.
 Technology, unterstreicht diese Entwicklung:                             Die Start-Up-Falle
 „Investitionen der etablierten Energiever-                               Ein weiterer Trend, der sich in der Branche
 sorger in Deutschland im Kontext notwendiger                             abzeichnet, ist die Suche nach Substituten       Ansprechpartner
 Innovation erfolgen deutlich fokussierter,                               verlorener Marktanteile und Erweiterungs-        Pöyry Management Consulting
 während gleichzeitig ein stärkeres Gewicht auf                           möglichkeiten des eigenen Geschäftsmo-           Phone +49 (211) 17 52 38 0
 disruptive Geschäftsideen gelegt wird.“                                  dells über die Integration von Start-Ups. Die    Roland Lorenz
                                                                          Fixierung auf die Einhörner der Branche ist      E-Mail: roland.lorenz@poyry.com
 Was wäre, wenn …                                                         aus Sicht der Energieversorger jedoch ebenso
 Die Zunahme an Dynamik bei Veränderungen                                 riskant wie banal. Erfolgsmodelle aus anderen
 der Rahmenbedingung war auch ein Thema                                   Branchen zu adaptieren oder gar Marktführer
 in den Gesprächen mit den Innovationsma-                                 zu kopieren sichert nicht den nachhaltigen
 nagern der Big Four. Der Faktor Zeit: „In der                            Geschäftserfolg.
 Vergangenheit lief es doch so: Wir haben 5
15

YOU HAVE TO START WITH
THE CUSTOMER EXPERIENCE
                     Steve Jobs
AND WORK BACKWARDS
TO THE TECHNOLOGY.
Haben Sie gewusst ...
          Pöyry Management Consulting veranstaltet
     regelmäßig das Pöyry Ping Energy Vision Forum
       für Top-Führungskräfte der Energiewirtschaft.

                            Der Pöyry Ping ist ein agiles, innovatives
                            Podium für neue Perspektiven und Ideen
                            zur Zukunft der Energiebranche.

                            Außergewöhnliche Keynote-Speaker
                            bieten Steil-vorlagen für die anschließende
                            Diskussion in großer und kleiner Runde.

                            Manager treffen auf Gründer, Autoren auf
                            IT-Spezialisten, Berater auf Kunden.

                            Wir freuen uns auf Ihren Ping!
                            Ihr Team von Pöyry Management Consulting

                            „Ping“ – Er ist sowohl Impulsgeber als auch
                            Impulsmesser. Mitglieder eines Netzwerks
                            kommunizieren und orten sich über den Ping.
PING
                                                 ENERGY
                                                 VISION
                                                 FO RUM

Für themenbezogene Fragen oder Informationen zur nächsten Veranstaltung
           melden Sie sich unverbindlich an unter: poyry.ping@poyry.com
PÖYRY POST
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          INTERVIEW

INTERVIEW
THOMAS BIRR,
LEITER GROUP STRATEGY & INNOVATION DER RWE AG

Neu denken –
schnell handeln
Pöyry: Wie steigert
RWE seine Innovationsfähigkeit?                      Im Innovation Hub entwickeln rund                                             waren es bisher
                                                     100 Experten neue, spannende Ideen und              gewohnt, in einem anderen Rhythmus zu
Thomas Birr: RWE hat eine lange und stolze           Geschäftsmodelle. Darunter sind viele, hoch         arbeiten. In der Vergangenheit lief es doch so:
Tradition. Unser Konzern war schon immer             engagierte Mitarbeiter aus dem Konzern,
innovativ. Allerdings ändert sich auch für uns       aber auch zahlreiche externe Spezialisten           Wir haben 5 Jahre Anlagen wie etwa Kraft-
die Welt gerade fundamental: Der Energie-            von Tech-Unternehmen, die uns unterstützen.         werke geplant, 5 Jahre gebaut und dann
markt wird grüner, dezentraler und digitaler,        Zusätzlich sind wir mit einer eigenen Truppe        diese Anlagen 50 Jahre betrieben. So sah
darauf stellen wir uns ein. Außerdem müssen          im Silicon Valley präsent, die einen sehr engen     bei uns ein Produktzyklus aus. Das hat sich
wir noch innovativer und schneller werden,           Draht zur dortigen Start-Up-Szene hält. Wir         verändert und wird sich weiter dramatisch
und zwar im gesamten RWE-Geschäft. Dieser            sind auch mit eigenen Teams in Tel Aviv und         verändern – statt in Jahren zählen wir bei der
Spirit muss Teil unserer Konzern-DNA werden.         in Berlin vor Ort und arbeiten auch hier eng        Entwicklung jetzt Monate und Wochen.
So gewinnen wir den Energiemarkt der                 mit sehr innovativen, jungen Firmen zusam-
Zukunft für uns. Da ziehen wir übrigens alle an      men. Wir haben in unserem Innovation Hub            Pöyry: Innovation bedeutet auch Verände-
einem Strang – von den Mitarbeitern bis zum          aber nicht nur Ideen, sondern auch neue             rung. Wie groß sind denn aus Ihrer Sicht die
Vorstand.                                            Arbeitsmethoden und eine entsprechende              tatsächlichen Veränderungen, mit denen Sie
                                                     Arbeitskultur entwickelt, mit der wir viele Inno-   konfrontiert werden?
Pöyry: Wie ist das Thema Innovation in Ihrem         vationen anschieben, schnell ausrollen, aber
Unternehmen verankert und über welche                auch schnell wieder verwerfen können. Hier          Thomas Birr: Um zu verstehen, was es strate-
Plattformen gehen Sie ihm nach?                      zählt „time to market“ – auf die Geschwindig-       gisch heißt, dass wir den „Energiekonzern der
                                                     keit kommt es an, um erfolgreich zu sein.           Zukunft” bauen, müssen wir uns anschauen,
Thomas Birr: Mit dem Thema Innovation und                                                                was in anderen Industrien gerade passiert.
der Frage, wie wir uns für die Zukunft aufstellen,   Pöyry: Wie können Unternehmen aus ihrer             Da werden Geschäftsmodelle komplett auf
beschäftigen wir uns im gesamten Konzern.            Innovationskultur einen nachhaltigen                den Kopf gestellt. Das sind Umwälzungen, die
Und zwar jeden Tag. Zusätzlich haben wir mit         Wettbewerbsvorteil generieren?                      unglaubliche Möglichkeiten eröffnen:
dem Innovation Hub eine Plattform geschaf-
fen, wo wir uns mit neuen Geschäftsmodellen          Thomas Birr: Innovation ist ja nicht nur die        Wer bereit ist, neu zu denken, seinen Markt
beschäftigen. Wir denken hier disruptiv und          Suche nach neuen Produkten und Services -           neu zu begreifen, hat erstklassige Chancen.
fragen uns: Welche Technologie kann unser            Innovation ist auch ein Kulturelement, das für
bisheriges Geschäftsmodell angreifen und             uns sehr wichtig ist. Wir müssen alle unsere        Pöyry: Glauben Sie, dass im Dialog mit dem
zerstören?                                           Aktivitäten am Kunden ausrichten, wir müssen        Kunden neue Geschäftsmodelle entstehen
                                                     schnell neue Produkte und Services entwi-           können?
Diese Technologie wollen wir selbst entwickeln.      ckeln. Auch diesen Kulturwandel treiben wir
Wenn schon jemand unser Geschäftsmodell              als Innovatoren voran. Wir kommen ja als            Thomas Birr: Natürlich! Ich würde sogar noch
angreift, dann wollen wir es selbst sein.            Konzern aus einer Welt ganz anderen Welt und        weiter gehen: Nur im Dialog mit den Kunden
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                                                                                Thomas Birr
                                                                  Thomas Birr, geboren
                                                              am 21. September 1965 in
                                                          Hamburg, absolviert zunächst
                                                      eine Ausbildung zum Feinmechaniker
                                                 in Hamburg. Anschließend studiert er
   Maschinenbau in Hamburg mit Abschluss als Diplom-Ingenieur 1992. Im selben
   Jahr beginnt er seine berufliche Tätigkeit bei der Firma Mannesmann KTI. Im Bereich
   Projektmanagement und Vertrieb arbeitet er hier in verschiedenen Positionen an
   unterschiedlichen Standorten. Seit Eintritt in die VEW Energie AG im Mai 1999 und
   der Fusion zwischen VEW und RWE im Oktober 2000 übernahm er verschiedene
   leitende Positionen in den Bereichen Handel, Vertrieb und Netz. Als Leiter der Business
   Unit Industrielle Energieversorgung der RWE Solutions AG ist er ab Oktober 2003
   verantwortlich für alle industriellen Key Accounts der RWE Gruppe, bis er im April 2005
   Geschäftsführer der RWE Key Account GmbH wird. Von April 2008 bis August 2009 ist
   Thomas Birr Vorstandsvorsitzender der RWE Westfalen-Weser-Ems AG. Seit September
   2009 leitet Thomas Birr die Konzernstrategie und Unternehmensentwicklung der RWE AG
   und seit Juli 2015 zusätzlich den RWE Innovation Hub.

entstehen neue Geschäftsmodelle. Deshalb ist     Konzern ein Ecosystem von Partnern, einen        Pöyry: Wie beurteilen Sie die Innovations-
für uns ja auch der Kulturwandel innerhalb des   ganz engen Draht in die Start-Up-Szene, wo       fähigkeit der Energieversorger im Vergleich zu
Unternehmens so wichtig. Unsere derzeit rund     jeden Tag viele neue Ideen entwickelt werden.    anderen Branchen?
16 Millionen Stromkunden und 7 Millionen         Wir sind als RWE heute international bei den
Gaskunden in Europa sind unser wichtigstes       Start-Ups sehr gut vernetzt. Das hat vor weni-   Thomas Birr: In vielen Industrien ändern sich
Gut. Deshalb müssen wir uns vom Gedanken         gen Wochen auch unser Blockchain-Contest         gerade fundamental die Spielregeln.
verabschieden, dass Energiewirtschaft vom        in Berlin wieder gezeigt: Wir haben weltweit
Ende her geplant wird, nach dem Motto: Da        junge Tech-Firmen aufgerufen, an unserem         Was bislang als unumstößlich galt, löst sich
wollen wir hin, was müssen wir planen, um        „Blockchain Innovation Award“ teilzunehmen.      in Luft auf. Das gilt in großen Teilen auch für
dorthin zu kommen? Heute leben wir in einer                                                       die Energiebranche.
Welt, in welcher der Kunde bestimmt und          Die Reaktion war großartig: Mehr als 100
mitredet, selbst Strom erzeugt und am Markt      junge Technologie-Firmen aus Europa, den         Ich kann Ihnen zu unseren Wettbewerbern
teilnimmt.                                       USA, Russland, Afrika und Australien haben       nichts sagen. Aber eins steht fest: Wir bei RWE
                                                 sich auf den Award beworben. Das zeigt, dass     behalten unser hohes Innovationstempo bei,
Pöyry: Große Konzerne wie RWE gelten oft         wir als RWE bei den jungen Technologie-Un-       um unseren Kunden Lösungen anzubieten, die
als schwerfällig und wenig innovativ, zumin-     ternehmen einen sehr guten Ruf genießen und      sie davon überzeugen, dass RWE der vertrau-
dest im Vergleich zu kleinen Start-Ups. Wie      als Partner anerkannt sind. Wir bringen eben     enswürdige und leistungsstarke Partner der
schaffen Sie es trotzdem, Innovationen zu        nicht nur Geld mit wie andere Investoren.        Energiewende ist.
entwickeln, wo nehmen Sie die Ideen her,
lesen Sie spezielle Innovationszeitschriften?    Wir bieten unser eigenes Know-how
                                                 und suchen Impulse für unser operatives
Thomas Birr: Innovationsmagazine sind ja         Geschäft. Das macht uns zu einem sehr
meistens schon veraltet, wenn sie aus der        attraktiven und zuverlässigen Partner
Druckerpresse kommen. Sie brauchen als           für Start-Ups.
PÖYRY POST
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         INTERVIEW

INTERVIEW
ULI HUENER,
HEAD OF INNOVATIONMANAGEMENT
DER ENBW AG

Reden ist Silber –
Innovation ist Gold
Pöyry: Wie steigert                             ihren Ideen zu neuen Geschäftsmodellen            Uli Huener
die EnBW ihre Innovationsfähigkeit?             arbeiten, um diese bis zur Marktreife weiter-     Uli Huener war Geschäftsführer der Yello Strom
                                                zuentwickeln. Vorteil des Campus ist, dass        GmbH von September 2009 und ab März
Uli Huener: Die EnBW steigert ihre Innova-      sich die Mitarbeiter dort zu 100 Prozent auf      2012 ebenfalls Geschäftsführer der EnBW
tionsfähigkeit, indem sie gewohnte Muster       die neuen Projekte fokussieren können.            Vertrieb GmbH. Die Verantwortung für das
bricht und offen für Neues ist. Konkret         Darüber hinaus wird die Innovationsfähigkeit      Innovationsmanagement bei der EnBW AG hat
bedeutet das, Geschäftsideen schnell und un-    der Mitarbeiter über Methoden, wie z.B.           er am 1. Oktober 2013 übernommen. Uli Huener
abhängig von Bereichsgrenzen und internen       „1492@EnBW@” weiter vorangetrieben. In            studierte an den Universitäten Bielefeld und
Prozessen zu entwickeln und darüber hinaus      diesem Programm können Mitarbeiter neben          Hamburg Mathematik sowie BWL und erlangte
partnerschaftlich mit externen Start-Ups auf    ihrer Linientätigkeit bis zu sechs Monaten        am California Institute of Technology den
Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Unter-            bereichsübergreifend in einer Projektstruktur     Master of Science in Angewandter Mathematik.
stützend dabei sind Formate zur Ideengene-      an vorgegebenen Themen arbeiten.                  Vor seinem Wechsel in die Energiebranche
rierung wie Design Thinking, Business Model                                                       war Uli Huener bei der Deutschen Telekom
Canvas, agiles Arbeiten etc. Damit haben        Eine ständige Ideengenerierung und Ideen-         verantwortlich für das DSL- und Festnetz-
wir bereits gute Erfahrungen gemacht und        bewertung stellen wir durch eine interaktive      Geschäft. Insgesamt blickt er auf 25 Jahre
werden diese neue Art zu arbeiten weiter in     Ideen-Plattform sicher, auf der alle Mitar-       internationaler Erfahrung in verschiedenen
das Unternehmen tragen.                         beiter ihre Ideen einstellen und bewerten         Managementfunktionen in der IT- und
                                                und kommentieren können.                          Telekommunikationsbranche zurück - vom
Pöyry: Wie ist das Thema Innovation in                                                            Start-Up bis zum Großkonzern.
Ihrem Unternehmen verankert und über            Somit schaffen wir Transparenz und Ideen-
welche Plattformen gehen Sie ihm nach?          generierung auf allen Ebenen, damit gute
                                                Ideen nicht verloren gehen können.              besetzen in Teilen unsere Geschäftsfelder.
Uli Huener: Die Innovationsstrategie ist Teil                                                   Um dem standzuhalten, müssen wir viel
der EnBW Strategie und somit klar mit allen     Pöyry: Wie können Unternehmen aus Ihrer         flexibler, schneller und ideenreicher werden.
Zukunftsthemen verankert. Hierbei spielt der    Innovationskultur einen nachhaltigen Wett-      Denn genau das ist der Wettbewerbsvorteil,
EnBW InnovationsCampus als das Herzstück        bewerbsvorteil generieren?                      den diese Unternehmen aktuell noch haben.
unserer Innovationsstrategie eine bedeutende                                                    Wir haben diese Zeichen erkannt und re-
Rolle. Dort können interne Start-Ups für        Uli Huener: Immer öfter drängen branchen-       agieren mit unserer Innovationsstrategie und
mehrere Monate in kleinen agilen Teams an       fremde Unternehmen in unsere Märkte und         den daraus resultierenden Maßnahmen
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                                                             Uli Huener: Ich bin davon über-      Pöyry: Wie beurteilen Sie die Innovations-
                                                         zeugt, dass im Dialog mit Kunden         fähigkeit der Energieversorger im Vergleich
                                                     Bedürfnisse und Rahmenbedingungen            zu anderen Branchen?
                                                   erfasst werden können. Ohne den Dialog
    bereits darauf. Soll heißen: Wir lernen von    mit Kunden können wir keine erfolgreichen      Uli Huener: Ich glaube, mittlerweile haben
Start-Ups und arbeiten mit ihnen auf Augen-        Produkte entwickeln. Produktideen müssen       alle Energieversorger erkannt, dass sie ihre
höhe zusammen. Das schafft bisher unge-            immer wieder mit dem Kunden verprobt und       Innovationsfähigkeit steigern müssen, um
nutzte Synergien, die wir auch in Zukunft          hinterfragt werden, um ein Gespür dafür zu     in Zukunft überhaupt noch eine Chance am
weiter ausbauen werden. Eine Maßnahme              bekommen, welche Bedürfnisse ein Produkt       Markt zu haben. Die Energiebranche muss
ist etwa die Investition in strategisch wichtige   tatsächlich befriedigen sollte.                sich neu erfinden. Das bietet Chance und
junge Unternehmen.                                                                                Risiko zugleich. Eine andere Alternative haben
                                                   Wir arbeiten aus diesem Grund mit dem          wir nicht. In der Umsetzung gibt es allerdings
Eigens dazu haben wir die EnBW New                 Design-Thinking-Ansatz, über den die rich-     noch viel Potenzial nach oben.
Ventures GmbH gegründet, die sich mit              tigen Fragen nach dem Verbraucher, seinen
Wagniskapital an Start-Ups beteiligt.              Lebensumständen und seinen Bedürfnissen
                                                   gestellt werden.
Pöyry: Innovation bedeutet auch Verände-
rung. Inhärent ist der Widerspruch zu              In einem agilen Prozess kann man diese Fra-
Gewohntem. Wie kommunizieren Sie die               gen während der Produktentwicklung immer
Notwendigkeit von Innovation, etwa in Hin-         wiederholen.
blick auf Ihre Mitarbeiter oder hinsichtlich
der Erwartungen Ihrer Kunden?                      Pöyry: Ihre Kunden erwarten von Ihnen ein
                                                   einwandfreies, fehlerfreies Produkt – jetzt
Uli Huener:                                        zu Zeiten der Energiewende vielleicht noch
Innovation kann man nicht kommunizieren.           mehr als zuvor. Fehler aber liefern Lernef-
Innovation muss man leben und erleben.             fekte und sind die Grundlage von Innovation.
Genau das tun wir bei der EnBW.                    Wie meistern Sie diesen Spagat?

Aus der Notwendigkeit eines Umbaus unseres         Uli Huener: Natürlich müssen wir bei sicher-
Konzerns entstehen innovative Ansätze,             heitsrelevanten Themen wie bisher auf eine
andere Strukturen, Denkweisen und Arbeits-         null Fehlertoleranz achten. Trotzdem haben
prozesse. Diese Transformation wirkt sich          wir doch die Chance auch bei unserem Kern-
sowohl auf unsere Kultur aus als auch auf die      geschäft innovative Ansätze zu denken und
daraus entstehenden Produkte und somit             daraus neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
natürlich auch auf unsere Kunden.                  Konkret bedeutet das: Weg vom zentralen
                                                   Energieversorger hin zu einem dezentralen
Pöyry: Glauben Sie, dass im Dialog mit dem         Lösungsanbieter, der über digitale Platt-
Kunden neue Geschäftsmodelle entstehen             formen Energieströme managt und dem
können?                                            Kunden entsprechend flexibel anbietet.
PÖYRY POST
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          INTERVIEW

INTERVIEW
CLAUS WATTENDRUP,
GESCHÄFTSFÜHRER VATTENFALL
EUROPE INNOVATION GMBH

Veränderungen
ehrlich kommunizieren
Pöyry: Wie steigert Vattenfall seine Innova-     dem Unternehmen heraus aufzubauen.               Haushalte und fördert Transparenz und Indi-
tionsfähigkeit?                                                                                   vidualisierung. All diese Veränderungen brin-
                                                 Ein Beispiel dafür ist „green:field“. Hier       gen neue Erwartungen seitens der Kunden
Claus Wattendrup: Unser Leitgedanke ist,         bringen wir Menschen mit erfolgsverspre-         und der Gesellschaft hervor. Um auch in
dass nachhaltige Innovationen nicht im           chenden Geschäftsideen innerhalb und             Zukunft eine bedeutende Rolle zu spielen,
Elfenbeinturm entstehen, sondern nah am          außerhalb von Vattenfall zusammen und un-        müssen wir Teil dieser neuen Welt sein.
Kunden. Aktuelle Beispiele dafür sind unsere     terstützen sie, ihre Projekte zu verwirklichen
peer-to-peer-Plattform „powerpeers“ und          sowie sie bei uns zu integrieren.                Pöyry: Innovation bedeutet auch Verände-
unsere neue Batterie „SunBESSy“. Beides                                                           rung. Inhärent ist der Widerspruch zu
haben wir im Dialog mit unseren Kunden so        So profitieren Start-Ups vom Know-how und        Gewohntem. Wie kommunizieren Sie die
weiterentwickelt, dass sie auf die Bedürfnisse   den Ressourcen eines erfahrenen Unterneh-        Notwendigkeit von Innovation, etwa in Hin-
der Konsumenten zugeschnitten sind.              mens. Und wir von ihrer Dynamik und den          blick auf Ihre Mitarbeiter oder hinsichtlich
                                                 frischen Ideen.                                  der Erwartungen Ihrer Kunden und wie
Pöyry: Wie ist das Thema Innovation bei Vat-                                                      stehen Sie bei Vattenfall zum Thema
tenfall verankert und über welche Plattfor-      Pöyry: Wie können Unternehmen aus ihrer          Customer Co-Creation?
men und Initiativen gehen Sie ihm nach?          Innovationskultur einen nachhaltigen Wett-
                                                 bewerbsvorteil generieren?                       Claus Wattendrup: Es stimmt schon, dass
Claus Wattendrup: Wir versuchen, die Inno-                                                        Veränderungen nicht von jedem begrüßt
vationskultur auf allen Unternehmensebenen       Claus Wattendrup: Wichtig für eine In-           werden. Besonders in Deutschland sieht
zu verankern. Die Innovationsabteilung ist       novationskultur ist, dass möglichst viele im     man neue Produktideen und Entwicklungen
deshalb keine Zentrale in Stockholm. Vielmehr    Unternehmen offen sind für das Neue: CEO,        schnell kritisch.
verfügt jede Geschäftseinheit vor Ort über       Aufsichtsrat, Manager regionaler Geschäfts-
eigene Innovationsabteilungen, die neue          bereiche – alle sind sich einig, dass wir neue   Das Wichtigste bei der Kommunikation von
Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln.        Ideen brauchen, um auch in Zukunft profita-      Veränderungen ist Ehrlichkeit. Niemand
Der Grund dafür ist derselbe wie gerade          bel zu sein. Das ist natürlich auch die Folge    bei Vattenfall weiß mit 100-prozentiger
angesprochen: ohne die Nähe zum Kunden           unseres strategischen Wandels: weg von           Sicherheit, wie die Energiebranche in
stochern wir bei neuen Entwicklungen nur im      der Energieerzeugung durch konventionelle        Zukunft aussehen wird. Deshalb befinden
Dunkeln. Die dezentrale Organisation erlaubt     Rohstoffquellen und hin zu individuellen und     wir uns, genauso wie unsere Wettbewerber,
es uns, Kundenwünsche einzuschätzen und          nachhaltigen Energielösungen. Heute konkur-      auf einer Reise und versuchen Kunden, aber
grobe Fehler schnell zu beheben. Darüber         rieren wir mit Start-Ups, Google und Tesla       auch kritische Kollegen von den neuen Ideen
hinaus haben wir Plattformen initiiert, um       genauso wie mit Stadtwerken und großen           zu überzeugen.
neue Ideen sowohl von außen als auch aus         Energieerzeugern. Die Digitalisierung vernetzt
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                                                                                                                                           Claus
                                                                                                                                  Wattendrup
                                                                                                                       leitet bei Vattenfall das Business
                                                                                                              Development für die Erneuerbaren
                                                                                                     Energien. Mit seinen Teams baut er neue
                                                                                         Geschäftsbereiche in verschiedenen Ländern auf, um
                                                                                Vattenfall fit für die Zukunft zu machen. Dafür entwickelt er neue
                                                                 Geschäftsmodelle, investiert in vielversprechende Technologien und arbeitet
                                                           mit innovativen Start-Ups zusammen. Was ihm dabei hilft, sind seine vorherigen
                                                       Erfahrungen als Gründer von zwei Unternehmen und Unternehmensberater. Claus
                                                   Wattendrup hat Energie- und Verfahrenstechnik in Berlin und London studiert.

    Denn erfolgreich sein können wir nur,
wenn möglichst alle im Unternehmen sich          die Energielösungen wollen, welche ihr Leben       Pöyry: Wie beurteilen Sie die Innovations-
an Veränderungen beteiligen und selbst           vereinfachen.                                      fähigkeit der Energieversorger im Vergleich
versuchen, in ihrem Bereich Innovationen                                                            zu anderen Branchen?
anzustoßen. Verschiedene Plattformen             Der Kunde ist das Zentrum und Ausgangs-
helfen dabei: Zum einen kommunizieren wir        punkt unserer Innovationsbestrebungen.             Claus Wattendrup: Die Energiewirtschaft
über unser Firmen-Netzwerk „Connect Us“.                                                            war in der Vergangenheit selten innovativ. Im
Hier informieren wir uns über Neuigkeiten,                                                          Gegensatz etwa zur Automobilbranche, die
kritisieren und loben einander – besonders in    Pöyry: Vattenfall-Kunden erwarten einwand-         ständig Technik und Design ihrer Produkte
turbulenten Zeiten der Energiewirtschaft ist     freie, fehlerfreie Produkte – jetzt zu Zeiten      weiterentwickelt hat, lieferten wir Strom und
das unerlässlich, um an aktuellen Entwicklun-    der Energiewende vielleicht sogar mehr als         Wärme – hier gibt es wenig Differenzierungs-
gen beteiligt zu sein.                           zuvor. Fehler aber liefern Lerneffekte und         potenzial. Erneuerbare Energien und die
                                                 sind die Grundlage von Innovation. Wie             Digitalisierung ändern dies und eröffnen neue
Zum anderen fördern wir durch Ideenwett-         meistern Sie diesen Spagat?                        Geschäftsmöglichkeiten. Das erfordert eine
bewerbe, bspw. „Nuon next“ und „Vattenfall                                                          neue Unternehmenskultur, eine gesunde Por-
Vision“, kreative Einfälle der Kollegen.         Claus Wattendrup: Das ist ein schmaler             tion Risiko und neue Kooperationen.
                                                 Grat. Es liegt in der Natur der Sache, dass
So signalisieren wir, dass Innovationen          Pioniergeist Risiko mit sich bringt, und wir
nicht gleichbedeutend sind mit Kritik am         sind bereit, dieses finanzielle und strukturelle
Status quo, sondern mit einem Interesse          Risiko einzugehen. Auf der anderen Seite
am Fortschritt des Unternehmens.                 wissen die Kunden auch, dass viele Produkte,
                                                 wie etwa im Bereich „Smart Home“, sich
Pöyry: Glauben Sie, dass im Dialog mit dem       im Entwicklungsprozess befinden. Oftmals
Kunden neue Geschäftsmodelle entstehen           überwiegt hier die Begeisterung für Neues
können?                                          die kleineren und größeren Mängel. Das war
                                                 bei der ersten Generation der Smartphones
Claus Wattendrup: Ja, natürlich. Es ist unsere   nicht anders. Gleichzeitig versuchen wir das
oberste Pflicht, dem Kunden zuzuhören und        Risiko eines unbrauchbaren Produktes zu
ihm das anzubieten, was er möchte. Wir ge-       minimieren, indem neue Entwicklungen ver-
hen hier als Branche durch einen Kulturwan-      schiedene Innovationsphasen durchlaufen:
del: Als ehemalige Monopolisten und Anbieter     Anfangs wägen Experten und erfahrene Mit-
von einem Produkt, das jeder benötigt, konnte    arbeiter mögliche Chancen und Risiken ab,
sich unsere Branche bis vor zehn Jahren          die einem Produkt begegnen können. Aber
erlauben, sich nicht allzu intensiv mit dem      schon in einer frühen Phase lassen wir es von
Kunden zu beschäftigen. Heute gehen wir von      Kunden testen, die zwar kritisch, aber uns
Kunden als Menschen und Unternehmen mit          dennoch wohlgesonnen sind. Erst dann wird
Bedürfnissen, Neigungen und Interessen aus,      ein Produkt am freien Markt angeboten.
PÖYRY POST
 24
          INTERVIEW

INTERVIEW
THORSTEN MARQUARDT,
MANAGING DIRECTOR

Erst crazy –
dann disruptiv
Pöyry: Wie steigert E.ON seine                      Entwicklung neuer Produkte und innovativer         Thorsten Marquardt
Innovationsfähigkeit?                               Kundenlösungen ebenso wie das Geschäft mit         leitet bei E.ON das :agile accelerator Programm,
                                                    den erneuerbaren Energien. Er verantwortet         das er seit Mitte 2013 aufgebaut hat. Bei der
Thorsten Marquardt: Mit der Trennung von            auch unsere Venture Capital Investments. Da-       Entwicklung und Förderung der E.ON internen
E.ON und Uniper sind wir einen großen in-           raus ist etwa die Kooperation mit Thermondo        und externen Start-Ups ist ihm insbesondere
novativen Schritt gegangen und haben unsere         entstanden.                                        der Fokus auf die Kundenbedürfnisse
Gedanken ganz neu sortiert. Innovation bei                                                             wichtig. Mit viel operativer Erfahrung aus der
E.ON wird von anderen Themen getrieben              Außerdem geben wir dem Thema Innovation            Energiewirtschaft ist Thorsten Marquardt stets
und erfordert eine andere Herangehens-              über Corporate Acceleration neue Impulse.          ein Querdenker, ein Change Manager und
weise als etwa Kraftwerksthemen. Außerdem           Schon 2013 sind wir neue Wege gegangen             Coach. Immer auf der Suche nach Innovation
arbeiten wir an unserer Innovationskultur, aus      und haben den :agile accelerator gegründet.        und Herausforderung, schwimmt er auch gerne
der heraus erst Innovation entsteht. Und das                                                           mal gegen den Strom. Veränderungsbereitschaft
müssen wir erst lernen. Unser Business war          Seitdem fördern wir quartalsmäßig bis zu zehn      gehört zu seinem Leben, vor :agile verbrachte er
langfristig angelegt. Jetzt ist daraus quasi über   Geschäftsideen mit Energiebezug – erst nur         viel Zeit in Nordafrika als Director Public Affairs
Nacht ein sehr schnelllebiges, wettbewerbs-         von internen Ideengebern und seit Herbst           bei der Desertec Industrial Initiative und davor
intensives und noch kundenorientierteres            2014 nehmen wir auch externe Start-Ups und         drei Jahre in Schweden als Leiter Strategie und
Geschäft geworden. Wir stecken mitten in            Gründer auf. Über dieses Dreimonatspro-            Analyse bei der E.ON Sverige AB in Malmö.
einem Kulturwandel, und das bedeutet auch,          gramm unterstützen wir die Start-Ups, schnel-
die Organisation neu auszurichten – neues           ler am Markt zu sein. :agile trägt heute einen
Gedankengut und auch neue Gesichter.                wichtigen Teil zum Kulturwandel und zur Ent-     disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.
                                                    wicklung innovativer Geschäftsmodelle bei.       Um solche Schätze zu bergen, muss man
Pöyry: Wie ist das Thema Innovation in                                                               zuhören und Freiheitsgrade zur Entwicklung
Ihrem Unternehmen verankert und über                Pöyry: Wie können Unternehmen aus ihrer          der Idee schaffen. Das tun wir bei :agile.
welche Plattformen und Initiativen gehen            Innovationskultur einen nachhaltigen Wett-
Sie ihm nach?                                       bewerbsvorteil generieren?                       Wir scouten junge Unternehmern und Start-
                                                                                                     Ups, um uns mit ihnen auszutauschen und
Thorsten Marquardt: Zunächst einmal                 Thorsten Marquardt: Erst mal brauchen sie        sinnvoll mit ihnen zusammen zu arbeiten.
wurden wichtige Struktur- und Personalent-          überhaupt eine Innovationskultur, auch um        Es gibt unzählige gute Geschäftsideen am
scheidungen getroffen. Im Vorstand wurde            den Wert wirklich innovativer Ideen zu erken-    Markt – nicht nur wir kennen diese auch
die Funktion des Chief Markets Officer (CMO)        nen und zu schätzen. Häufig hat gerade die       unsere Wettbewerber kennen sie. Und es
neu geschaffen. Seit dem 2. Quartal 2016 ver-       Idee, die wir als „abgefahren” oder „crazy”      gibt viele gute Start-Ups.
antwortet Dr. Karsten Wildberger als CMO die        bezeichnen, das größte Potenzial aus ihr ein
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