Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz

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Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
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Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
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    8. Juni 2015                        Editorial                                                                      3
    Titelbild:                          ÄrztInnen-Demo vor dem ENSI in Brugg (AG), 25. Juni 2015 4
    Johann Fuchs                        Demo-Aufruf und Hinweis Mitgliederversammlung 2015

                                        Radioaktiver Abfall: Vom Labor in die Kanalisation                             5
                                        Martin Forter, AefU

                                        «Im Ereignisfall sollte es kein Problem sein»                                  7
                                        Interview mit Dr. Daniel Storch, Radiochemiker, Bundesamt für Gesundheit BAG

                                        Das ENSI verletzt unsere Sicherheit                                            11
                                        Markus Kühni, Dipl. Inf.-Ing. ETH, www.energisch.ch, Bern

                                        ENSI, oder: Wie sich der Bund                                                  16
                                        aus der nuklearen Verantwortung schlich
                                        Prof. Dr. Walter Wildi, Institut F. A. Forel, Université de Genève

                                        Wer kontrolliert das ENSI?                                                     20
                                        Martin Pestalozzi, Rechtsanwalt, Rüti/ZH

                                        Geschwärzte Information vom ENSI                                               23
                                        Marianne Böller, Schweizerische Energie-Stiftung (SES), Zürich

                                        Public Health Congress 2015                                                    26
                                        17./18. September 2015, Veranstaltungshinweis

                                        Bestellen: Terminkärtchen und Rezeptblätter                                    27

                                        Die Letzte                                                                     28

                   Umfrage
                   Wo sind Ihre Jodtabletten? Wozu dienen sie?
                   Bei einer kleinen, nicht repräsentativen Strassenumfrage in Basel baten wir 18 Personen um Aus-
                   kunft zu den Jodtabletten, welche die Schweizer Bevölkerung im Umkreis der Atomkraftwerke
                   (50km-Radius) zugeschickt bekam:
                   Sie haben Ende 2014 Jodtabletten erhalten von der Schweizerischen Militärapotheke.
                   Wissen Sie noch, wo Sie die versorgt haben? Wissen Sie, wofür die sind?
                   (Umfrage: Patrik Tschudin, freier Journalist, Basel)
                   Verteilt im Heft lesen Sie die Antworten (im Originalton auf www.aefu.ch/jodtabletten).
                   Die offizielle Empfehlung für die Aufbewahrung und korrekte Einnahme sowie die Erklärung der
                   Wirkungsweise der Jodtabletten finden Sie auf S. 25.

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Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
Editorial

                                     Liebe Leserin
                                         Lieber Leser
                        Das ist die OEKOSKOP-Ausgabe der gesam-              tion durch das ENSI hat Marianne Böller von
                        melten Kritik am Eidgenössischen Nuklearsicher-      der SES (ab. S. 23) zusammengetragen.
                        heitsinspektorat ENSI, unserer Atomaufsicht.
                        Wir werden ihr das Heft an unserer ENSI-Demo            Solange unsere – zum Teil hoffnungslos ver-
                        vom 25. Juni 2015 vor ihrem Hauptsitz in Brugg       alteten – Atomkraftwerke in Betrieb sind, kann
                        (AG) übergeben (vgl. S. 4). Begleiten Sie uns mit    jederzeit der scheinbar unwahrscheinliche Su-
                        Kittel und Stethoskop!                               per-GAU geschehen. Wir wollten vom Bund
                                                                             wissen, welche Funktion die ÄrztInnen im ato-
                           Das Ensi muss überprüfen, ob die Betreiber        maren Notfall haben und wer für den Schutz der
                        der Atomkraftwerke die gesetzlichen Sicherheits-     Bevölkerung zuständig ist. Die Beantwortung
                        standards einhalten. Tut es das? Markus Kühni,       dieser klaren Fragen erforderte einen verwin-
                        Informatikingenieur und Experte von AefU,            kelten Gang durch die Bundesverwaltung. Eine
                        Greenpeace und Schweizerischer Energiestiftung       zentrale Stelle, die unseren Informationsbedarf
                        (SES) im Technischen Forum Kernkraftwerke            detailliert hätte decken können, gibt es scheinbar
                        (TFK) hat gute Argumente, daran zu zweifeln.         nicht. Der Radiochemiker Daniel Storch vom
                        In seinem Beitrag zeigt er, dass die Atomaufsicht    Bundesamt für Gesundheit BAG erklärte sich
                        zuweilen Hand bietet, wenn AKW das gesetzlich        schliesslich bereit zum Interview (ab S. 7). Wir
                        verlangte Sicherheitsminimum unterschreiten          hoffen, im Falle einer Atomkatastrophe finden
                        (ab S. 11). Auch Geologieprofessor Walter Wildi      die vielen involvierten Stellen rechtzeitig für
                        ist profunder Kenner der Aufsichtsbehörden –         den dringenden Bevölkerungsschutz zusammen.
                        und ein scharfer Kritiker des ENSI. Er wirft ihm     Wir bezweifeln aber, dass die verschiedenen Not-
                        mangelnde Unabhängigkeit vor. In seiner kleinen      fallkonzepte bei einer grossflächigen radioaktiven
                        Historie (ab S. 16) zeichnet er nach, wie es dazu    Verseuchung standhalten könnten. Der schnelle
                        kam, dass heute wenige Köpfe darüber entschei-       Atomausstieg ist für die AefU das beste und ein-
                        den dürfen, ob ein AKW ‹sicher› ist.                 zige Rezept.

                           Das ENSI zog sogar durch alle Gerichtsin-            Wir beginnen unser Heft wiederum mit einer
                        stanzen, damit ihm seine Entscheide als unan-        eigenen Recherche (ab S. 5). Martin Forter, Ge-
                        fechtbar bestätigt würden. Damit ist es gründlich    schäftsleiter der AefU hat entdeckt, dass in zahl-
                        gescheitert. Rechtsanwalt Martin Pestalozzi ver-     reichen Labors der Schweiz radioaktiver Abfall
                        trat die Schutzinteressen von AKW-Anwohnern.         durch den Ausguss «verschwindet». Und zwar
                        Das Bundesgericht erklärte sie als legitimiert,      legal.
                        auch gegen Beschlüsse des ENSI Beschwerde zu
                        führen. Pestalozzi stellt in seinem Beitrag (ab S.     Bis die Atomreaktoren endlich still stehen,
                        20) die Frage, von wem die Aufsichtsbehörde ih-      wünsche ich Ihnen gute Lektüre; und uns allen,
                        rerseits beaufsichtigt wird.                         dass es der Zufall gut mit uns meint.

                           Selber spricht das ENSI zwar oft und gerne
                        von Transparenz – bis zu dem Moment, wo es
                        selbst Transparenz schaffen müsste. Informa-
                        tionen vom ENSI zu erhalten ist jedoch sehr
                        schwierig – und teuer. Bedenkliche Beispiele für
                        die zeitraubende und kostspielige Nichtinforma-      Stephanie Fuchs, Redaktorin

https://www.facebook.com/aefu.ch                                                                                https://twitter.com/aefu_ch > @aefu_ch

                                                                  info@aefu.ch                           2/15                                            3
Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
Weckruf ans ENSI

                                    Im Kittel

             AefU-Demo
                                                und mit Stethoskop
                         Donnerstag, 25. Juni 2015, 14.15 Uhr         Wir Ärztinnen und Ärzte fordern
                         ENSI, Industriestrasse 19, 5200 Brugg (AG)
                                                                      vor dem Eidgenössischen
                         Treffpunkt
                         Bei der Unterführung in der Mitte            Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI:
                         des Bahnhofs Brugg (vgl. Plan)
                         www.aefu.ch                                  Fertig mit der Vogel-Strauss-Politik!

                                                                                 Wir sind besorgt. Ein schwerer Atomunfall in einem un-
                                                                                 serer AKW hätte für die Schweiz verheerende Folgen.
                                                                                 Wir könnten den Menschen bei einer Verstrahlung nicht
                                                                                 wirklich helfen. Das ENSI muss die AKW-Sicherheit
                                                                                 überwachen, gerade auch bei den Uraltreaktoren Müh-
                                                                                 leberg sowie Beznau I und II. Doch unsere Atomauf-
                                                                                 sicht sieht sich offenbar mehr den Betreibern und dem
                                                                                 Weiterbetrieb der AKW verpflichtet statt der Sicherheit
                                                                                 der Bevölkerung (vgl. dazu die Beiträge in diesem Heft).

                                                                                 • Beim AKW Mühleberg sucht es nicht akribisch
                                                                                   nach Rissen, sondern sichtet bloss eine angeblich
                                                                                   repräsentative Fläche. Pech, wenn der Riss nebenan
                                                                                   liegt. Es fordert keine zweiten Kühlwasserleitung.
                                                                                   Dumm gelaufen, wenn die an Stelle akzeptierten Feu-
                                                                                   erwehrpumpen versagen.
                                                                                 • Beim AKW Beznau, wo der älteste Reaktor der Welt
                                                                                   steht, sind Nachrüstungen seit 2008 überfällig und bis
                                                                                   heute nicht vollständig umgesetzt. Der neue Deckel,
                                                                                   den die Axpo endlich montieren wollte, passt nicht
                                                                                   auf den alten Topf.
                                                                                 • Im AKW Leibstadt wurden widerrechtlich Löcher
                                                                                   in das Primärcontainment gebohrt, um Feuerlöscher
                                                                                   aufzuhängen. Das ENSI bemerkte jahrelang nichts
                                                                                   davon.

                                                                                 Im Kittel und mit Stethoskop fordern unsere Ärztinnen
                                                                                 und Ärzte die Sicherheitsbehörde auf, ihren Kopf aus
                                                                                 dem Sand zu nehmen und konsequent zu handeln. Wir
                                                                                 verlangen Mut, Transparenz und vor allem Unabhän-
                                                                                 gigkeit. Das ENSI soll nicht die Schrottreaktoren,
    AefU Mitgliederversammlung 2015                                              sondern endlich die Bevölkerung schützen.

    Vorgängig zur ENSI-Demo findet die Mitgliederversammlung 2015 der            Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) sind
    AefU statt. Donnerstag, 25. Juni 2015, Kulturhaus ODEON, Bahnhofplatz 11,    sich einig: Ein schneller Atomausstieg ist das einzig
    5200 Brugg (AG). 11.00–12.30 Uhr: Statuarische Geschäfte; 12.30–14.00 Uhr:   wirksame Rezept. Deshalb fordern wir am 25. Juni 2015:
    Mittagessen im ODEON; 14.15 Uhr: ENSI-Demo (s. oben).
    Unterlagen und Anmeldung unter www.aefu.ch                                   «Kopf hoch, ENSI!»,
                                                                                 fertig mit der Vogel-Strauss-Politik.

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Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
Umstrittene Freimenge

                            Radioaktiver Abfall:
                  Vom Labor in die

                                                  Kanalisation
                                   Martin Forter, AefU           Nicht jeder radioaktive Abfall gilt als radioaktiv.

                                                                 Er darf deshalb legal z.B. via Kanalisation entsorgt

                                                                 werden. Das sei Umweltfrevel, sagen selbst Forscher,

                                                                 die damit arbeiten.

Die Strahlenschutzverordnung sieht für jedes                                                                                   sie «nur die Mengen einkaufen, die wir un-
radioaktive Element – sogar für Plutonium                                                                                      bedingt brauchen». Am Biozentrum würden
– Freimengen vor. Bis zu einer bestimm-                                                                                        sie die verbrauchte Uranylacetat-Lösung
ten Strahlendosis gilt ein radioaktiver Ab-                                                                                    eindampfen und die Rückstände «seit 20
fall also als nicht radioaktiv. Die Indus-                                                                                     Jahren» via den BAG-Sammeldienst für ra-
trie, Spitäler und Universitäten dürfen ihn                                                                                    dioaktive Abfälle entsorgen. «Wir liefern die
deshalb legal in die Kanalisation oder im                                                                                      Rückstände als Schlamm ab, weil der Uranyl-
Kehricht entsorgen.                                                                                                            acetat-Staub besonders gefährlich ist, wenn
   Dies gilt auch für Uranylacetat1. Die Sub-                                                                                  er in den menschlichen Körper gelangt».
stanz ist radioaktiv, ausserdem sehr giftig                      Altes und neues Fläschchen mit Uranylacetat. Es wird
und gefährlich für Wasserorganismen. Des-                        v.a. als Negativkontrastmittel in der Elektronenmikro-        Universität Bern: 2 Institute,
halb gilt: «Freisetzung in die Umwelt ver-                       skopie verwendet.                               © Dave Joss   2 Vorgehensweisen
meiden», wie z.B. im Sicherheitsdatenblatt                                                                                     Ähnlich wie in Basel sieht es Michael Stof-
der Firma Sigma-Aldrich nachzulesen ist.2                        Verbrauch von Jahr zu Jahr stark schwanke,                    fel, Leiter der Abteilung Veterinär-Anatomie
   In der Schweiz arbeiten rund 30 Labo-                         je nachdem, welche Forschungsprojekte ge-                     der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern:
ratorien an Hochschulen, in Spitälern und                        rade anstünden.                                               «Früher war es an der Abteilung eine Zeit
bei der Industrie mit Uranylacetat. Sie ver-                        «Alle Betriebe im Aufsichtsbereich des                     lang Usus, die Freimengen zu nutzen und
wenden es hauptsächlich als wässrige oder                        BAG», so Linder, würden die legale Frei-                      das Uranylacetat in die Kanalisation zu ge-
alkoholische Lösung zur Einfärbung beim                          menge3 für Uranylacetat nutzen. Das aber                      ben.» Bei Uranylacetat sei seines Wissens
Mikroskopieren, erklärt Reto Linder von der                      stimmt nicht. Recherchen von OEKOSKOP                         insbesondere die Giftigkeit das Problem. Er
Abteilung Strahlenschutz des Bundesamts                          zeigen: Auch beim Uranylacetat sind die le-                   habe deshalb den Entscheid gefällt, nicht
für Gesundheit BAG.                                              galen Freimengen sehr umstritten.                             mehr die Kanalisation zu nutzen. Wenn die
   Die Labors, die das BAG beaufsichtige,                                                                                      Universität die Möglichkeit anbiete, Ura-
würden jährlich rund 200 Gramm Uranylace-                        Kanalisation? Ein wüster Scherz                               nylabfälle zurück zu geben, so sei «es sinn-
tat verbrauchen. Welche Menge die Indus-                         Das Biozentrum der Universität Basel ver-                     voll, davon Gebrauch zu machen – trotz der
trie einsetzt, darüber konnte die ebenfalls                      wendet Uranylacetat ebenfalls als Kontrast-                   erlaubten Freimengen. Ich gebe ja auch das
zuständige Schweizerische Unfallversi-                           mittel. Markus Dürrenberger, Leiter des dor-
cherungsanstalt (SUVA) keine Auskunft                            tigen Zentrums für Mikroskopie lehnt eine
geben. Ein Mitarbeiter eines Labors, das                         Entsorgung des verbrauchten Uranylactats
mit Uranylacetat arbeitet, hält fest, dass der                   in die Kanalisation aber kategorisch ab:
                                                                 «Das ist Umweltfrevel. Uranylacetat ist auch
1
    Uranylacetatpräparate werden aus abgereichertem Uran         als Lösung giftig. Es wäre ein wüster Scherz,
    hergestellt.
                                                                 das der Kanalisation zu übergeben.» Die
2
    Sigma-Aldrich: Sicherheitsdatenblatt Uranyl acetate
    dihydrate, Version 5.1 Überarbeitet am 19.12.2013, online    vom BAG erlaubten Freimengen zu nutzen,
    eingesehen am 14.05.2015.
                                                                 kommt für ihn nicht in Frage: «Das ist                         Bei den Medikamenten.
3
    Gemäss BAG beträgt die Freigrenze (FG) für U-nat 200
    Bq resp. 200 Bq/kg (0,014 g Uranylacetat). Ein Betrieb mit   eine Frage des Managements, was die Ent-                       Wenn die Strahlen weggehen im Atom-
    einer Umgangsbewilligung darf nach Angaben der Be-
    hörde bis 100 FG/Monat als flüssigen oder festen Abfall      sorgung kosten darf. Wir haben ein Gewis-                      kraftwerk, meinte ich.
    in die Kanalisation einleiten oder via Kehricht entsorgen.   sen gegenüber der Umwelt.» Zudem müsse                         Seniorin (66), Oberwil/BL
    Die Abgaben müssen durch den Betrieb protokolliert
    werden.                                                      die Universität Vorbild sein. Darum würden

                                                                                   info@aefu.ch                                 2/15                                           5
Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
Umstrittene Freimenge

    Altglas zurück, um die Kreisläufe zu schlies-                                                                                Kläranlage behandelt und danach «gereinigt
    sen». Ganz anders beim Institut für Anato-                                                                                   dem Rheinwasser zugeführt», so Roche.
    mie der medizinischen Fakultät, ebenfalls                                                                                       Nicht so offen wie die lokale Konkurrenz
    an der Universität Bern. Dort werde «knapp                                                                                   antwortete der Pharmariese Novartis. Zu-
    ein Viertel des gebrauchten Uranylacetates                                                                                   erst hiess es auf Anfrage bloss: Der «Lager-
    im Rahmen der monatlichen Freimenge via                                                                                      bestand, Verbrauch und die Entsorgung»
    Kanalisation entsorgt», liess der Medien-                                                                                    würden «den gesetzlichen Vorschriften»
    dienst der Universität OEKOSKOP wissen.                                                                                      entsprechen und «den Behörden jährlich
    Dies entspreche «4.6 Gramm jährlich. Die                                                                                     gemeldet». Auf Nachfrage von OEKOSKOP
    legale Freimenge von 34.3 Gramm pro Jahr»                                                                                    räumte der Pharmakonzern ein: «Die sehr
    würde «also längst nicht erreicht».                                                                                          geringen Mengen in Verbindung mit der äus-
                                                                                                                                 serst niedrigen Konzentration» würden es
    Pharmaindustrie nutzt teilweise                                                                                              Novartis erlauben, «bei der Entsorgung die
    Kanalisation, Nestlé nicht                                                                                                   Freigrenze für das Abwasser zu nutzen».
    Auch die Pharmaindustrie nutzt die ge-                                                                                          Dagegen erachtet der Nahrungsmit-
    setzlichen Freimengen: Der Grosskonzern                                                                                      telkonzern Nestlé das Einleiten in die
    Roche teilt OEKOSKOP mit, sie würden am                                                                                      Kanalisation als unstatthaft: «Die Regeln des
    Standort Basel jährlich 0.5 Gramm Uranylace-                                                                                 Umweltschutzes verbieten das Abführen in
    tat als Negativkontrastmittel in der Elek-                                                                                   die Abläufe. Flüssiger Abfall» müsse «einge-
    tronenmikroskopie verwenden. Die «ver-                                                                                       sammelt und dann korrekt als chemischer
    wendeten Kleinmengen» würden «nicht in                                                                                       Abfall entsorgt werden», schreibt Nestlé u.a.
    den Geltungsbereich der Strahlenschutzver-                                                                                   unter Berufung auf das erwähnte Sicher-
    ordnung» fallen, weshalb sie entweder «wie                                                                                   heitsdatenblatt von Sigma-Aldrich.4
    Chemiemüll behandelt» und in einem Son-                        Anstatt in die Kanalisation hinter diese Türe:                   Die AefU meinen: Die Freimengen z.B.
    dermüllofen verbrannt «oder ins Abwasser                       Das Zwischenlager für Uranylacetat-Abfälle des                für Uranylacetat gehören abgeschafft. Sie
    abgegeben» würden. Dieses werde in einer                       Biozentrums an der Universität Basel.          © Dave Joss    stützen einzig eine schlechte Laborpraxis.

    4
        Im Original: «Environmental protection rules ban
        discharge of dangerous chemicals into drains. Liquid        Uranylactat in der Kanalisation und die Folgen
        waste must be collected and then correctly eliminated as
        chemical waste.»
                                                                    Wohin gelangt das sehr giftige und radioaktive Uranylacetat, das im Abwasser landet?
                                                                    Bei alten sanitären Installationen wie etwa am Institut für Anatomie der Universität Bern
                                                                    dürfte ein Teil des Uranylacetats z.B. im Schlamm an den Kanalisationsrohren hängen
                                                                    bleiben. Dies kann ein Sicherheitsrisiko für die Arbeiter werden, wenn sie dereinst die
                                                                    Rohre herausreissen, um sie zu ersetzen.
                                                                       Das Abwasser schwemmt das übrige Uranylacetat in die Kläranlage. Dort bindet es
                                                                    sich an den Klärschlamm, erläutert Gerhard Schmidt, Chemieingenieur beim Öko-Insti-
                                                                    tut Darmstadt. Werde der Klärschlamm verbrannt, so wandle sich das Uranylacetat zu
        Ich habe sie im Kasten versorgt. Aber                       Uranoxid um. Davon würde der Hauptteil in der Kesselasche und maximal ein Fünftel
        ich weiss nicht, wie man das nehmen                         im Flugstaub der Abluftreinigung verbleiben. «Ein geringer Anteil gelangt als Staubbe-
        soll. Man erhielt es einfach per Post und                   standteil in die Atmosphäre». Das Uranoxid, das via Kesselasche auf eine Deponie gehe,
        wurde nicht informiert, wie man das                         sei dort schwer mobilisierbar.«Beides dürfte in der Regel keine grosse Belastung zur
        nehmen soll und wann. Das steht auch                        Folge haben.» Trotzdem sagt auch Schmidt: «Uranylacetat gehört – wie Blei oder Cad-
        nicht drauf.                                                mium – einfach nicht in den Ausguss. Die formale Anwendung der Freigrenze ist bei Ura-
        Wofür? Eigentlich keine Ahnung.                             nylacetat unnötig. Der Aufwand für eine getrennte Sammlung, Aufkonzentrierung und
        Koch (27), Allschwil                                        Entsorgung ist vertretbar, weshalb der Weg der minimalsten Belastung zu wählen ist.»

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Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
Bevölkerungsschutz

«Im Ereignisfall sollte es

                         kein Problem
                                                              sein»
  Interview: Stephanie Fuchs, Martin Forter       Bei einer AKW-Explosion wie in Fukushima

                                                  bleibt kaum Zeit, den Bevölkerungsschutz

                                                  zu organisieren. Wie ist die Schweiz dafür

                                                  gerüstet und was sollen ÄrztInnen tun?

Unsere Anfrage nach einem Interview-                                                                Jedes dieser Dekontaminationsspitäler kann 50
partner machte eine kleine Reise durch die                                                          Personen pro Stunde dekontaminieren?
Bundesbehörden. Das Bundesamt für Be-                                                               Ja, das Konzept des KSD sieht diese Ka-
völkerungsschutz BABS verwies uns an die                                                            pazität vor. Zudem sollen die restlichen
Nationale Alarmzentrale NAZ, die dafür                                                              Akutspitäler1 gemäss Konzept zumindest in
das Bundesamt für Gesundheit BAG zustän-                                                            der Lage sein, einzelne Personen zu dekon-
dig sah. Hier fanden wir unseren Gesprächs-                                                         taminieren.
partner Dr. Daniel Storch. Er musste seiner-
seits immer wieder auf die Zuständigkeit                                                            Wurde das Spitalpersonal vertraglich verpflich-
der NAZ, des Labor Spiez (beide unterste-                                                           tet, bei einem Atomunfall präsent zu bleiben?
hen dem BABS), des Koordinierten Sanitäts-                                                          Ich gehe davon aus. Das ist nicht die Auf-
dienstes KSD (untersteht der Schweizer Ar-                                                          gabe des BAG. Das hat der KSD mit seinen
mee) oder der AKW-Standortkantone (AG,                                                              Empfehlungen so geregelt. Die Idee war, das
BE und SO) verweisen. Wir danken Herrn                                                              in die Arbeitsverträge der Ärzte aufzuneh-
Storch, dass er sich dennoch unseren Fragen                                                         men. Einzelne Spitäler haben dies wohl auch
stellte.                                                                                            so geregelt. Aber das ist Sache des einzelnen
                                                                                                    Spitals. Grundsätzlich gibt uns aber auch
OEKOSKOP: Welches sind die Aufgaben und                                                             das Strahlenschutzgesetz (StSG) die Mögli-
Pflichten der ÄrztInnen bei einer atomaren        betrieb. Die Ärzte würden die Behandlung          chkeit, Personen mit einer Funktion im
Katastrophe?                                      von stark bestrahlten Personen durchfüh-          Notfall zu verpflichten. Eine Arbeitsgruppe
Daniel Storch: Die Hausärzte hätten keine         ren. Gegebenenfalls würden dort auch z.B.         aus IDA NOMEX2 hat diesen Sachverhalt
speziellen Aufgaben. Sie haben sich gleich zu     Stammzellentransplantationen durchgeführt.        geklärt.
verhalten, wie die Bevölkerung. In Gebieten,
wo die Bevölkerung in die Häuser befohlen         Die 12 Betten wären für die Leute bestimmt, die   Geschieht ein schwerer Atomunfall im AKW
wird, sollen auch die Ärzte in die Häuser ge-     in den AKW arbeiten?                              Mühleberg, wären das Inselspital und wahr-
hen. Wenn die Bevölkerung evakuiert wird,         Nein, nicht nur für die KKW-Arbeiter. Wir         scheinlich auch mehrere Berner Regionalspitäler
sollen auch die Ärzte mit.                        schicken auch Personen der Bevölkerung            verstrahlt. Was würde dann passieren?
                                                  dorthin, sofern diese eine spezifische            Schweizweit gibt es 16 Dekontaminations-
Sie haben keine Funktion?                         medizinische Betreuung brauchen. Als Col-         spitäler. Im Kanton Bern gehören die Spitäler
Sie haben im Notfall keine zusätzliche Funk-      laboration Center der WHO hat sich das            Insel, Burgdorf, Biel und Thun dazu. Zudem
tion als Hausarzt. Stark verstrahlte Men-         Universitätsspital Zürich dieses Wissen an-       gibt es noch die anderen Spitäler. Ich gehe
schen würden in spezialisierten Zentren           geeignet. Gemäss Konzepten des KSD gibt           auch davon aus, dass das Inselspital allen-
spezifisch behandelt. Vertraglich verpflich-      es zudem sogenannte Dekontaminations-             falls geschlossen werden müsste.
tet ist das Universitätsspital Zürich. Dort       spitäler. Zurzeit sind dies rund 16 Spitäler,
                                                                                                    1
                                                                                                        Spitäler, die eine Notfallstation betreiben.
stehen 12 Betten dafür zur Verfügung.             diese können vor ihrer Notfallstation eine        2
                                                                                                        Interdepartementale Arbeitsgruppe zur Überprüfung der
                                                  sogenannte Dekontaminationsstelle aufstel-            Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in der
                                                                                                        Schweiz, kurz IDA NOMEX. Sie wurde 2011 nach der
Dort wären die ÄrztInnen verpflichtet, zu blei-   len und bis zu 50 Patienten pro Stunde de-            Atomkatastrophe von Fukushima ins Leben gerufen. Auf
ben?                                              kontaminieren, also waschen und Kleider               Grund ihres Berichts hat der Bundesrat 2012 verschiedene
                                                                                                        Bundesstellen mit der Erarbeitung von Massnahmen
Ja. Dort gilt der normale, reguläre Spital-       wechseln.                                             beauftragt.

                                                                info@aefu.ch                            2/15                                                       7
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Bevölkerungsschutz

    So sinkt die Kapazität der dekontaminierbaren    Betrieb zu nehmen. Für weitere gibt es nicht        Wenn der Unfall aber kantonsübergreifend ist?
    Personen pro Stunde deutlich.                    genügend Strahlenschutzexperten. Zustän-            Nehmen wir den Kanton Aargau: Zuerst be-
    In der Region Bern ja, aber andere Spitäler      dig ist das BABS. Betrieben werden kann             spricht die NAZ mit den dortigen Behörden
    können diesen Bedarf kompensieren. Zu-           die Beratungsstelle durch die Standort-             per Telefonkonferenz die zu treffenden Mass-
    dem gibt es neben der Kapazität der De-          kantone der Kernkraftwerke (AG, SO, BE)             nahmen. Wenn das Ereignis mehrere Kan-
    kontaminationsspitäler die «Beratungsstelle      und zusätzlich FR. Zudem gibt es eine Ver-          tone betrifft, wird die NAZ die Koordination
    Radioaktivität», da reden wir von einer Ka-      haltensanweisung an die Bevölkerung, sich           übernehmen. Wenn man sieht, dass die Wol-
    pazität von 1000 Personen pro Tag3, die in ei-   zuerst zu Hause zu duschen und die Kleider          ke in Richtung Deutschland geht, werden
    nem Portalmonitor auf eine Kontamination         zu wechseln. Dadurch soll ihre Kontamina-           auch die deutschen Landkreise einbezogen.
    gemessen werden können. Die Kapazität            tion grundsätzlich schon deutlich reduziert
    kann bei Bedarf erhöht werden. Die maxi-         werden.                                             Was geschieht, wenn der Standortkanton
    male Kapazität wurde bisher nicht getestet,                                                          flächenmässig stark verstrahlt ist und die Mass-
    dafür zuständig ist das Labor Spiez4. Früher     Das BABS aber hat uns an die NAZ5 und diese         nahmen gar nicht umsetzen kann?
    wurde diese Beratungsstelle Kontaktstelle        an Sie verwiesen. Im Katastrophenfall sind viele    Der Standortkanton ist dafür verant-
    genannt.                                         Stellen involviert. Um den Überblick zu er-         wortlich, diese Beratungsstelle aufzustellen.
                                                     halten: Existiert ein Organigramm, wer wann         Wenn das nicht möglich ist, weil das Gebiet
    Das sind mehrere Kontakt- bzw. Beratungsstel-    zuständig ist?                                      kontaminiert wäre, würde man in den Nach-
    len?                                             Das gibt es so nicht. Aber im Ereignisfall          barkanton ausweichen.
    Nein, eine. Es gibt Material und Personal,       sollte es kein Problem sein, weil alle Fäden
    um eine Beratungsstelle Radioaktivität in        bei der NAZ zusammenlaufen. Bei einem               Wie schnell wäre diese Beratungsstelle Radioak-
                                                     Notfall in einem Kraftwerk, ist der Betreiber       tivität operativ?
                                                     verpflichtet, dies der Aufsichtsbehörde ENSI        Die Vorgabe gemäss Konzept ist zwölf
     An dieser Stelle wollten wir eine offizielle    zu melden. Ist abzusehen, dass es eine Frei-        Stunden nach dem Ereignis. Die Beratungs-
     Grafik abbilden, die unserer Leserschaft        setzung von Radioaktivität geben könnte,            stelle muss erst in Betrieb gehen, wenn die So-
     auf einen Blick zeigt, wann und wofür           dann muss zudem auch die NAZ infor-                 fortmassnahmen wieder aufgelöst werden.
     BABS, BAG, KSD, NAZ, Labor Spiez,               miert werden. Nun sind alle Prozesse klar           Solange die Leute im Haus bleiben sollen,
     ENSI und die Standortkantone bei einem          definiert: Die NAZ gibt die Verhaltensan-           braucht es noch keine Beratungsstelle.
     schweren Atomunfall zuständig sind.             weisungen an die Bevölkerung, sie löst den
     Eine solche war beim Bund aber nicht            Sirenenalarm aus und hat Kontakt mit dem            Bei der Evakuation hätten die Ärzte auch keine
     verfügbar und wurde auf unsere Anfrage          Standortkanton sowie weiteren Behörden.             speziellen Verpflichtungen, auch nicht im Spital,
     hin auch nicht erstellt.                        Die NAZ bietet das Personal für die Bera-           wenn sie keine entsprechenden Arbeitsverträge
                                                     tungsstelle auf. Für die ersten Stunden und         abgeschlossen haben?
                                                     Tage ist alles geregelt.                            Das weiss ich nicht.

                                                     Warum hat uns die NAZ denn an Sie                   Und via Militär?
                                                     verwiesen?                                          Für die Ärzte in der Beratungsstelle Radio-
                                                     Das kann ich Ihnen nicht sagen.                     aktivität wollten wir zuerst auf Militärärzte
                                                                                                         zurückgreifen, doch diese sind in einem sol-
                                                     Durch die Alarmierung ist klar, es ist Schlimmes    chen Fall nicht verfügbar. Deshalb haben wir
                                                     passiert. Aber damit ist noch niemand ge-           die leitenden Notärzte angefragt, ob sie sich
     Im Medizinschrank hinter den Medika-            rettet. Die Leute wollen weg, die Strassen sind     an der Beratungsstelle beteiligen. Es gibt
     menten.                                         verstopft, es herrscht Chaos. Wer ist nun zustän-   eine Gruppe leitender Notärzte, die macht
     Wenn im Atomkraftwerk etwas schief              dig?                                                häufig Weiterbildungen, wo sie auch Kurse
     gehen sollte, sollte man das nehmen.            Der Standortkanton. Das regelt die Notfall-         in ABC-Schutz absolvieren. Das sind im Mo-
     Wann, weiss ich auch nicht so genau.            schutzverordnung. Dort sind die Aufgaben            ment rund hundert Ärzte. Im Notfall würde
     Tagesmutter (30), Münchenstein.                 des Kantons und der zuständigen Stellen             man diejenigen aus den nicht betroffenen
                                                     genau beschrieben.                                  Regionen für die Beratungsstelle aufbieten.

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Bevölkerungsschutz

Wenn sie aufgeboten werden, entscheiden sie frei,              Wenn die Beratungsstelle 30 oder 40 Kilometer
ob sie sich beteiligen wollen oder nicht?                      entfernt steht, wie gelangen die Leute dahin?
Genau.                                                         Mit dem eigenen Auto oder mit organisier-
                                                               ten Transportmitteln, die der Standortkan-
Das heisst, Sie können die Kapazität der Bera-                 ton, der Bund oder die Armee zur Verfü-
tungsstelle von 1000 dekontaminierten Personen                 gung stellen müssen.
pro Tag nicht garantieren?
Die Kapazität erlaubt die Messung von 1000                     Sie haben mit Medgate6 vertraglich eine telefo-
Personen pro Tag, dafür braucht es keine Ärz-                  nische Informationslinie vereinbart. Wer würde
te. Wir gehen davon aus, dass nur wenige                       diese Beratung bei Medgate durchführen?
Personen dekontaminiert werden müs-                            Ärzte und medizinisches Personal. Das
sen. Dies auch, weil eben bereits zu Hause                     Bundesamt für Gesundheit BAG erhielt den
geduscht und die Kleider gewechselt wur-                       Auftrag: «Betreibt für den Ereignisfall eine
den. Für die Beurteilung der individuellen                     Hotline». Bei Bedarf schaltet das BAG die
Strahlendosis braucht es A-Spezialisten und                    Hotline auf.
allenfalls Ärzte, weil sie grösseres Vertrauen
geniessen als Strahlenschutzexperten.                          Gemäss Webpage bearbeitet Medgate täglich
                                                               bis zu 4300 Telefonanrufe und verfügt über 250
Wer dekontaminiert die Leute?                                  Mitarbeitende, davon 70 Ärzte und Ärztinnen.7
Personen des Kantons, in der Regel Leute des                   Würde das im Katastrophenfall ausreichen?
Zivilschutzes. Für die Messungen werden                        Laut Vertrag muss Medgate die Hotline in-
zusätzliche Leute aus dem Labor Spiez hin-                     nerhalb von 24 Stunden aktivieren und uns
zugezogen. Leitende Notärzte unterstützen                      eine Servicekapazität von maximal 1000
den Beratungsprozess. Der Triageprozess                        Anrufen pro Tag in den Sprachen D/F/I/E
ist vorgegeben und ist Aufgabe des KKW-                        liefern.
Standortkantons. Er wird von der Natio-
nalen Alarmzentrale beauftragt und stellt                      Wie ist die Schulung des Personals sicher ge-
die Infrastruktur für die Beratungsstelle                      stellt?
zur Verfügung. Die Beratungsstelle wird
möglichst nahe beim Katastrophenzentrum
aufgebaut, aber sicher nicht in Abwind-
richtung.

Und wenn der Wind dreht?
Die Beratungsstelle muss so aufgestellt
werden, dass sie auch bei einem allfällig kurz-
fristigen Windwechsel nicht falsch steht.                       Bei uns daheim im Arztkästli, damit
                                                                es schnell greifbar ist, wenn es einen
3
    Pro Tag bedeutet 16 Std.. Es sind 2 Ablösungen à 8 Std.     Ausbruch gibt.
    geplant. Es wird nicht davon ausgegangen, dass sich die
    Bevölkerung auch nachts dekontaminieren lassen will.        Wenn ein Atomkraftwerk plötzlich ex-
4
    Das Labor Spiez ist das schweizerische Fachinstitut für     plodiert, kann man die Tabletten zu sich
    den Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen
    (ABC) Bedrohungen und Gefahren. Es ist Teil des Bunde-      nehmen. Und man darf nicht hinaus an
    samt für Bevölkerungsschutz BABS.
5
    Die Nationale Alarmzentrale NAZ ist die Fachstelle des
                                                                die Luft, man darf die Luft nicht einat-
    Bundes für ausserordentliche Ereignisse. Sie ist in der     men, sonst erstickt man und ist dann tot.
    Lage, rund um die Uhr innert einer Stunde in den Einsatz
    zu gehen. Die NAZ ist ein Geschäftsbereich des Bundesa-     So habe ich es erfahren.
    mtes für Bevölkerungsschutz BABS.
                                                                Detailhandesfachfrau (21), Gelterkinden
6
    Medgate ist ein Anbieter von telemedizinischer Beratung
    mit Sitz in Basel.

                    info@aefu.ch                                2/15                                             9
Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz
Bevölkerungsschutz

     Medgate hat ein eigenes Schulungsmodul,          Wenn es ein grosses Ereignis ist, ist da viel-    tengeschichten mit, sie waren angeschrieben
     das die für die Beratung aufgebotenen Leute      leicht nicht nur das beschädigte Kernkraft-       mit «ich bin kontaminiert». Es ging nicht
     durchlaufen müssen. Wir haben mit ihnen          werk, sondern es kommt z.B. ein auslösen-         darum, die Kapazität zu testen, sondern zu
     die häufigsten Fragen durchgespielt und sie      des Erdbeben dazu. Medgate garantiert die         prüfen, ob das Konzept Beratungsstelle, das
     werden laufend auf den neuesten Stand ge-        geforderte Leistung. Medgate verwies da-          damals neu war, funktioniert.
     bracht. Sie haben die Broschüren «Radioak-       rauf, dass sie Telearbeit haben und deshalb
     tivität und Strahlenschutz»8 vom BAG und         die Mitarbeitenden in der ganzen Schweiz          2015 ist wieder eine Übung angesetzt. Bei
     «Der Strahlenunfall»9 von der SUVA. Damit        verteilt sind. Wie sie sie verpflichten, müsste   welchem AKW?
     schulen sie das Personal.                        man mit ihnen klären.                             In Gösgen.

     Wurde das Medgate-Personal vertraglich ver-      Was ist, wenn das Telefonnetz zusammenbricht?     Mit wie vielen Statisten wird das sein und dies-
     pflichtet im Notfall tatsächlich am Telefon zu   Dann können Sie nicht anrufen. Für die In-        mal mit Evakuation?
     sitzen?                                          formation der Bevölkerung bleiben aber            Keine Ahnung. Das ist eine Sache der
     Ich gehe davon aus. Wir bestellen die Leis-      weitere Kommunikationskanäle zur Verfü-           Übungsleitung. Ein kleines Übungsleitung-
     tung ja für genau diesen bestimmten Fall.        gung, wie Sirenen, Radio, Fernsehen usw..         steam beim BABS legt das Szenario der
     Wir haben das mit Medgate diskutiert.                                                              zweitägigen Übung fest. Am ersten Tag wird
                                                      Im Rahmen von IDA NOMEX zeigte sich,              vom Kernkraftwerkunfall bis zur Freiset-
                                                      dass die Kommunikationslinien der schwächste      zung von Radioaktivität etwas geübt. Am
      Abkürzungen                                     Punkt beim Notfallschutz waren. Was hat sich      zweiten Tag wird es die Beratungsstelle und
                                                      geändert?                                         die Messorganisation sein.
      ABC-Schutz                                      Das BABS hat den Auftrag erhalten für die
      umfasst alle Massnahmen zur Abwehr              Behörden ein krisensicheres, redundantes          Wird auch die Evakuation einmal geübt werden?
      und Vermeidung atomarer (nuklearer              Kommunikationssystem zu erstellen, damit          Ich hoffe es, dass man das mal üben wird.
      und radiologischer, A), biologischer (B)        die Kommunikation z.B. auch bei Erdbe-            Aber es ist schwierig, ein realistisches Sze-
      und chemischer (C) Bedrohungen und              ben aufrecht erhalten bleibt. Die KKW, das        nario hinzubringen. Man müsste die Leute
      Gefahren.                                       ENSI und die NAZ besitzen bereits solche          ja doch vorinformieren.
      AKW/KKW                                         Verbindungen, weiter Stellen werden noch
      Atomkraftwerk/Kernkraftwerk                     angebunden.
      BABS                                                                                              7
                                                                                                            www.medgate.ch/de-ch/ubermedgate.aspx, eingesehen
      Bundesamt für Bevölkerungsschutz                Heute gibt es also sichere Verbindungen, zu-          18. Mai 2015
      BAG                                             mindest zwischen AKW und Behörden? Das gab        8
                                                                                                            Radioaktivität und Strahlenschutz – Diese Broschüre
                                                                                                            vermittelt ein vereinfachtes Grundwissen. Bundesamt für
      Bundesamt für Gesundheit                        es vorher nicht.                                      Gesundheit BAG, Bern, 2007.
      IDA NOMEX                                       Selbstverständlich. Das ist geregelt. Infor-      9
                                                                                                            Der Strahlenunfall – Informationsschrift zur Behandlung
                                                                                                            von Strahlenverletzten. Schweizerische Unfallversi-
      Interdepartementale Arbeitsgruppe zur           mationen dazu bekommen sie vom BABS                   cherungsanstalt SUVA, Luzern, 2001.
      Überprüfung der Notfallschutzmassnah-           oder vom Eidgenössischen Nuklearsicher-
      men bei Extremereignissen in der Sch-           heitsinspektorat ENSI.
      weiz, vgl. Fussnote 2.                                                                                Dr. Daniel Storch, promovierter Radio-
      KSD                                             Die letzte Gesamtnotfallübungen fand 2013             chemiker und Verantwortlicher Krisen-
      Koordinierter Sanitätsdienst, Teil des Ge-      in Leibstadt statt. Hat man damals auch die           organisation der Abteilung Strahlen-
      schäftsbereiches Sanität der Logistikbasis      Evakuation geübt?                                     schutz im Bundesamt für Gesundheit
      der Armee LBA                                   Nein.                                                 BAG. Davor war er beim Bundesamt
      NAZ                                                                                                   für Bevölkerungsschutz BABS tätig. U.a.
      Nationale Alarmzentrale, Geschäfts-             Welches war die Funktion der 200 Statisten?           war er dort Übungsleiter der Gesamtnot-
      bereich des BABS                                Sie hatten die Rolle der Bevölkerung in der           fallübung 2011, die wegen dem schweren
      WHO                                             Beratungsstelle. Man schickte sie zweimal             Atomunfall in Fukushima jedoch abge-
      Weltgesundheitsorganisation                     durch, so hatte man 400 Personen in der               sagt wurde.
                                                      Beratungsstelle. Einzelnen gab man Patien-

10                                         2/15                     www.aefu.ch
Reduzierte Mindestvorschriften

                                           Das ENSI

                                                         verletzt
                            unsere Sicherheit
                             Markus Kühni, Bern          «Die Schweizer Kernkraftwerke sind sicher»,

                                                         beteuert der Direktor des Eidgenössischen

                                                         Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI persönlich.1

                                                         Sind Sie beruhigt?

Wenn es um die nukleare Sicherheit geht                    Die Bestimmung a. verlangt vom Betrei-                  der Angemessenheit. Was angemessen ist,
– mit potenziellen Konsequenzen wie in                   ber ein Sicherheitsminimum. In der weiteren               entscheidet allein das ENSI.
Fukushima – täte eine solch absolute Aus-                Gesetzgebung wird dieses Minimum mit
sage eigentlich gut. Aber stimmt sie auch?               einem Ultimatum konkretisiert. Es gelten                  In der Theorie: alles klar
Wer es genauer wissen will, muss sich auf                «Kriterien, bei deren Erfüllung der Bewilli-              Wie auch vom ENSI selber grafisch darge-
die Suche nach einer Definition für das                  gungsinhaber die Kernanlage vorläufig aus-                stellt, zieht das Gesetz also einerseits (a.)
Prädikat ‹sicher› machen. Der vorliegende                ser Betrieb nehmen und nachrüsten muss»3                  eine «harte Linie» (rot, vgl. Abb. 1+2). Bei
Artikel diskutiert, was die Kernenergiege-               (sogenannte Ausserbetriebnahmekriterien).                 deren Unterschreitung droht die unver-
setzgebung als ‹sicher› definiert – und was                Aber selbst wenn die Anlage nach Bestim-                zügliche vorläufige Ausserbetriebnahme.
das Eidgenössische Nuklearsicherheitsins-                mung a. genügt, darf der Betreiber seine                  Andererseits (b.) gibt es eine «weiche Linie»
pektorat ENSI daraus macht.                              Hände nicht in den Schoss legen. Bestim-                  (grau, vgl. Abb. 1+2), deren Unterschreitung
                                                         mung b. verlangt zusätzlich ein Sicherheits-              eine Nachrüstungspflicht bewirkt, aller-
Sicherheit: das Minimum                                  polster. Die Anlage ist soweit nachzurüsten,              dings nur, soweit die Massnahme vom ENSI
und das Polster                                          «als dies nach der Erfahrung und dem Stand                als angemessen betrachtet wird.
Das Kernenergiegesetz (KEG) definiert be-                der Nachrüstungstechnik notwendig ist,
reits in den «Grundsätzen für die Nutzung                und darüber hinaus, soweit dies zu einer
                                                                                                                   1
                                                                                                                       ENSI-Direktor Wanner: «Die Schweizer Kernkraftwerke
                                                                                                                       sind sicher», 11.01.2012
der Kernenergie» zwei Sicherheitsstufen.                 weiteren Verminderung der Gefährdung                          http://www.ensi.ch/de/2012/01/11/ensi-direktor-wan-
                                                                                                                       ner-die-schweizer-kernkraftwerke-sind-sicher/
«Im Sinne der Vorsorge sind alle Vorkehren               beiträgt und angemessen ist».4 Als Kriterien              2
                                                                                                                       Art. 4 KGE
zu treffen, die a. nach der Erfahrung und                dafür, ob nachgerüstet werden muss oder                   3
                                                                                                                       Art. 22, Abs. 3 KEG
dem Stand von Wissenschaft und Technik                   nicht, dient die Prognose der Häufigkeit                  4
                                                                                                                       Art. 22, Abs. 2, lit. g KEG
notwendig sind und b. zu einer weiteren                  einer Kernschmelze (bzw. einer Freisetzung                5
                                                                                                                       Art. 12, Verordnung de UVEK über die Gefährdungsan-
                                                                                                                       nahmen und die Bewertung des Schutzes gegen Störfälle
Verminderung der Gefährdung beitragen,                   radioaktiver Stoffe) sowie entsprechende                      in Kernanlagen
soweit sie angemessen sind.»2                            Richtwerte.5 Allerdings gilt hier das Gebot
                                                                                                                   6
                                                                                                                       Aus: Dr. Hans Wanner, Direktor ENSI, Präsentation an
                                                                                                                       der Veranstaltung der Schweizerischen Energiestiftung
                                                                                                                       SES vom 6.5.2013.

                                                                                                                       Die sind daheim im Doktorkasten.
                                                                                                                       Beim Atom... Die Schilddrüsen... sagt
                                                                                                                       man angeblich, dass die Jodversorgung
Abb. 1+2: Die Sicherheit eines AKW gemäss ENSI.6 Graue Linie: Stand der Nachrüstungstechnik, bei Unterschreitung       dann hin ist. Atom zerstört das Jod im
müssen die AKW-Betreiber Nachrüstungen, die als angemessen gelten, vornehmen. Rote Linie: absolutes Sicher-            Körper, irgendwie.
heitsminimum, bei Unterschreitung müssen die Betreiber das AKW unverzüglich vorübergehend abschalten.                  Spengler (34), Basel.
NRT = Nachrüstungstechnik.

                                                                          info@aefu.ch                                 2/15                                                    11
Reduzierte Mindestvorschriften

                                                                                                                         reinigen. Der Rechen liegt zehn Meter unter
                                                                                                                         dem Flutniveau, keine Chance, ihn manuell
                                                                                                                         zu entstopfen. Also speisen Sie das Kühl-
                                                                                                                         wasser mit Ihren mobilen Pumpen direkt
                                                                                                                         hinter den Feinrechen ein. Wenn nur nichts
                                                                                                                         schief geht! Wie lange reicht der Treibstoff
                                                                                                                         der Pumpen noch?
     Abb. 3: Nachgestellte Situation der Notfallschutzmassnahmen, die beim AKW Mühleberg bei Hochwasser zur An-            Das beschriebene Szenario eines Hoch-
     wendung kommen.                                                                                 Montage: M. Kühni   wassers beim AKW Mühleberg stützt sich
                                                                                                                         auf die offiziellen Stellungnahmen des
        Dieser zweistufige Sicherheitsbegriff                 leberg hüfttief (80cm) in der Flut. Die braune             ENSI zur Überprüfung der Auslegung des
     regelt nicht nur den Betrieb, sondern indi-              Brühe strömt über das ganze Betriebsareal.                 AKW gegen Hochwasser. Die «Verstop-
     rekt auch die Laufzeit der Schweizer AKW.                Sie sind schon seit Stunden bei Dauerregen                 fung der Zulaufstränge oder des Rechens
     Denn: Sie besitzen unbefristete Betriebsbe-              im Einsatz. Mittlerweile ist stockdunkle                   des (...)Notstandsystems» sei gemäss ENSI
     willigungen; solange sie als ‹sicher› gelten,            Nacht. Die Flutlichtanlage ist wie die ge-                 «unwahrscheinlich, können aber (...) nicht
     dürfen sie weiter betrieben werden. Mach-                samte Stromversorgung ausgefallen. Sie und                 völlig ausgeschlossen werden. (...). Mit der
     barkeit und Kosten der a. zwingend notwen-               Ihre Kollegen von der Betriebsfeuerwehr                    Nachrüstung der vier Einspeisestutzen»
     digen und b. angemessenen Nachrüstungen                  müssen mit mobilen Feuerwehrpumpen                         für die Schläuche der mobilen Pumpen,
     entscheiden letztlich über Weiterbetrieb                 Kühlwasser in einen Schacht pumpen. Ge-                    sei die «Kühlwasserversorgung des (...)
     oder definitive Stilllegung. Wenn der Be-                lingt es Ihnen nicht, ohne Unterbruch mit                  Notfallstandsystems gewährleistet».7 Als
     treiber nicht mehr investiert, schmilzt das              mindestens zwei Pumpen Wasser zuzufüh-                     Grundlage für den Nachweis dient die an-
     Sicherheitspolster b. bis zur tatsächlichen              ren, fällt auch die letzte interne Notstrom-               zunehmende Stärke des Hochwassers, die
     Abschaltung auf Null. Das ist der Zeitpunkt,             versorgung des AKW aus. Wie in Fukushi-                    sogenannte Gefährdungsannahme. Sie ist
     wo beim Schweizerischen Regime mit un-                   ma. Denn: Mit dem von Ihnen gepumpten                      gesetzlich geregelt (Häufigkeit 1:10 000 pro
     befristeter Bewilligung von Gesetzes wegen               Wasser wird nicht nur der Reaktor not-                     Jahr).8 Die Gefährdungsannahme – sprich:
     die Lebenszeit eines AKW erreicht ist.                   gekühlt, sondern auch die letzten noch funk-               der Hochwasserpegel – wurde vom AKW-
                                                              tionierenden Notstromgeneratoren. Ab und                   Betreiber selber berechnet.
     In der Praxis: Hochwasser beim                           zu verstopfen die Saugkörbe Ihrer Pumpen
     AKW Mühleberg                                            mit Pflanzenresten und anderem Material.                   Gestaffelte Sicherheitsvorsorge
     Stellen Sie sich vor: Es regnet seit Tagen hef-          Hektisch reinigen Sie diese immer wieder.                  Laut Gesetz ist «für die Bewertung des
     tig, die Flüsse treten massiv über die Ufer.             Das Schwemmmaterial ist auch der Grund                     Schutzes gegen Auslegungsstörfälle», «für
     Sie stehen auf dem Gelände des AKW Müh-                  ihres Einsatzes: Die fest installierte Notkühl-            jeden angenommenen Störfall nachzuwei-
                                                              wasserfassung besitzt entgegen allen Regeln                sen, dass die zur Umsetzung des Konzepts
                                                              des Wasserbaus keine Vorrichtung, um den                   der gestaffelten Sicherheitsvorsorge getrof-
                                                              Feinrechen zu spülen oder mechanisch zu                    fenen technischen und organisatorischen

                                                               Das AKW Mühleberg soll erst 2019 stillgelegt werden, obwohl ursprünglich umfang-
                                                               reiche Nachrüstungen bis spätestens 2017 verlangt waren. Dazu erklärt BKW-Präsident
                                                               Urs Gasche: «Wenn es in einem Haus durchs Dach regnet, das Sie in zwei Jahren abreissen
                                                               wollen, dann können Sie es mit einer ‹Blache› abdecken und haben Ruhe.»27 Im Januar
      Bei den Lebensmitteln, die ich in der                    dieses Jahres winkte das ENSI die entsprechenden ‹Blachen›-Lösungen durch. Weitere
      Woche brauche, beim kleinen Vorrat.                      AM-Massnahmen, noch mehr Feuerwehrschläuche, sowie konventionelle (nicht erdbe-
      Für die Schilddrüsen, falls Atom... Aber                 benfeste, nicht nuklear qualifizierte) Erweiterungen des Trinkwassernetzes etc. sollen es
      es nütze nichts, hiess es. Es bringt nichts,             richten. Vor allem bei der Prognose zur Häufigkeit von Kernschmelzen und Freisetzun-
      sagt Greenpeace.                                         gen radioaktiver Stoffe vermeldet die Betreiberin wundersame rechnerische Risikover-
      Pensionärin, Basel                                       minderungen. Das ENSI hat diese nur oberflächlich geprüft, wie es selber einräumt.28

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Schönwetter-Mühleberg –
Aufnahme mit Drohne.
              © Markus Kühni

Abb. 4: Die gestaffelte Sicherheitsvorsorge hat zum Ziel, dass das Versagen einer einzelnen Sicherheitsmassnahme
nicht zur Katastrophe führt. Die Schweizerische Vereinigung für Atomenergie (SVA) und das ENSI werben mit diesem
«Zwiebelprinzip» für die Unbedenklichkeit der AKW.12

Schutzmassnahmen wirksam sind». Dafür                              Ist das Prinzip «Defence in Depth» richtig
ist «insbesondere aufzuzeigen, dass die                         implementiert, stellt es sicher, dass kein ein-
benötigten Bauwerke und Anlageteile die                         zelner menschlicher oder technischer Feh-
auf sie wirkenden Störfalllasten abtragen                       ler zur Freisetzung von radioaktiven Stof-
können». 9                                                      fen führt. Die Massnahmen sollen auf jeder
   Die gestaffelte Sicherheitsvorsorge (engl.                   Sicherheitsebene nach genau festgeschrie-
«Defence in Depth») ist das fundamentale,                       benen Regeln als für sich separat wirksame
weltweit etablierte Sicherheitskonzept der                      Barriere funktionieren. Sicherheitsebene 3
Internationalen Atomagentur IAEA. Auch                          (von 5)13 verlangt eine korrekte Dimensio-
die Schweiz hat sich zu dessen Anwendung                        nierung der Sicherheitssysteme – die soge-
völkerrechtlich verpflichtet.10 Es ist sozusa-                  nannte Auslegung – um auch Ereignisse
gen der weltweit kleinste gemeinsame Nen-                       wie das oben beschriebene Hochwasser zu
ner, wie die AKW-Sicherheit zu überprüfen                       bewältigen. Bei diesen Auslegungsstörfäl-
und zu beurteilen ist. Die «in die Tiefe ge-                    len müssen alle relevanten Sicherheitsfunk-
staffelte Abwehr» umfasst «auf mehreren                         tionen mit fest eingebauten und sicherheits-
Ebenen aufeinander folgende und vonei-
nander unabhängige Schutzmassnahmen»
(vgl. Abb. 4).11

7
   Stellungnahme des ENSI zum deterministischen Nach-
   weis des KKM zur Beherrschung des 10 000-jährlichen
   Hochwassers, 31.8.2011
8
   Verordnung des UVEK über die Gefährdungsannah-
   men und die Bewertung des Schutzes gegen Störfälle in
   Kernanlagen.
9
   ebda., Art. 8                                                 Im Apothekerkasten.
10
   Art. 18 Auslegung und Bau, Übereinkommen über nuk-            Falls wir einen Störfall haben im AKW,
   leare Sicherheit , Abgeschlossen in Wien am 17. Juni 1994,
   Von der Bundesversammlung genehmigt am 20. Juni               kann man die für die Schilddrüsen
   19962, Schweizerische Ratifikationsurkunde hinterlegt am
   12. September 1996, In Kraft getreten für die Schweiz am      nehmen, in den ersten paar Stunden,
   11. Dezember 1996
                                                                 nachdem es passiert ist. Es kommt drauf
11
   Art. 1 von Fussnote 11.
12
   Abb. rechts: «Kernenergie – Sicher, Sauber, Unentbehr-        an, in welchem Radius und wie hoch die
   lich, Unerschöpflich», Schweizerische Vereinigung für         Atomverseuchung ist, dann nehme ich
   Atomenergie (SVA), Dezember 1971. Abb. links: Dossier
   zur gestaffelten Sicherheitsvorsorge, ensi.ch, 2013.          sie halt.
13
   Gesamthaft sind es 5 Sicherheitsebenen, wobei die fünfte      Liftmonteur (52), Füllinsdorf.
   eigentlich forfait gibt: Hier sind z.B. die Evakuation und
   Ernteverbote vorgesehen.

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Reduzierte Mindestvorschriften

                                                             genau solche Notfallschutzmassnahmen                            teme (Einzelfehlerprinzip), räumliche Tren-
                                                             (AM-Massnahmen). «Das ENSI beurteilt                            nung und die Automatisation. Das ENSI
                                                             diese Nachrüstung [der Einspeisestutzen                         fordert zwar eine Diskussion über Nachbes-
                                                             zum Anschluss der Feuerwehrpumpen,                              serungen. Es relativiert seine Forderungen
                                                             Anm. d. Verfassers] als eine zusätzliche Ein-                   aber sogleich wieder: «Auch wenn die kon-
                                                             richtung, mit der die Kühlwasserversorgung                      sequente Beherrschung eines Einzelfehlers
                                                             (…) mit hoher Zuverlässigkeit im Rah-                           bei Auslegungsstörfällen gesetzlich nur für
                                                             men von AM-Massnahmen gewährleistet                             Neuanlagen gefordert wird…». Dieser halbe
                                                             werden kann».15 Das ENSI stört es auch                          Satz hat es in sich. Wenn sogar fundamentale
                                                             nicht, dass die Betriebsfeuerwehrleute diese                    Grundsätze wie die Beherrschung eines Ein-
                                                             Massnahme 80 cm tief in der Flut stehend                        zelfehlers nach Gutdünken der Aufsichtsbe-
     Abb. 5: Das ENSI akzeptiert Abweichungen bei der Um-    ausführen müssen .16 Zu diesen offensichtli-                    hörde ausgesetzt werden können, dann ist
     setzung der Grundsätze, nach welchen die AKW-Betreib-   chen Verletzungen der Regeln der nuklearen                      die nukleare Sicherheit in der Schweiz – und
     er ihre Sicherheitssysteme dimensionieren müssen.26     Sicherheit folgte zuerst mein erfolgloser                       damit auch die Laufzeit der AKW – eine
                                                             Briefwechsel mit dem ENSI und anderen                           vollständig relativierbare, der behördlichen
     technisch zertifizierten Anlageteilen und               Behörden. Anschliessend haben ein weiterer                      Willkür unterstellte Grösse.
     Systemen erfüllt werden, die zudem auto-                Anwohner und ich mit Unterstützung von                          Zur Begründung unterscheidet das ENSI
     matisch auslösen.                                       Greenpeace ein Gerichtsverfahren einge-                         zwischen Neuanlagen und bestehenden
       Mobile Pumpen und Feuerwehr-Notfall-                  leitet (vgl. Beitrag Pestalozzi, S. 20). Das                    AKW. Es beruft sich dabei auf die Über-
     schutzmassnahmen (engl. Accident Man-                   Rechtsmittel, worauf wir uns stützen, wurde                     gangsbestimmung in Artikel 82 der Kern-
     agement/AM) gehören nicht dazu. Sie sind                überhaupt erst in den letzten Jahren bei di-                    energieverordnung (KEV). Die Behörde
     erst auf der nächsten Sicherheitsebene 4                versen Gesetzesrevisionen geschaffen.17                         legt diese derart aus, dass sie für die beste-
     zulässig, wenn die Ebenen davor wider Er-                                                                               henden AKW gleich sämtliche Sicherheits-
     warten versagt haben. Mit den Worten der                Ausreden auch beim AKW Beznau                                   prinzipien der Gesetzgebung aushebelt.
     IAEA: «Notfallschutzmassnahmen dürfen                   Auch das älteste AKW der Welt (Inbetrieb-                       Nicht nur das Sicherheitspolster (Stufe b.)
     nicht herangezogen werden, um Ausle-                    nahme 1969/1971) kann die geltenden                             wird für Altanlagen relativiert (wie es m.E.
     gungsmängel auf vorherigen Sicherheits-                 Mindestvorschriften der nuklearen Sicher-                       die Übergangsbestimmung tatsächlich be-
     ebenen zu entschuldigen»14.                             heit nicht einhalten. Beim AKW Beznau                           sagt), sondern auch das Sicherheitsmini-
                                                             fehlen unter anderem gewisse Rückfallsys-                       mum (Stufe a.). Eine zentrale Rolle scheint
     Augen zu und durch
     Das ENSI sieht es dennoch anders. Beim
                                                             14
                                                                Im Original: «Accident management may not be used            21
                                                                                                                                Richtlinie A03, Periodische Sicherheitsüberprüfung von
     AKW Mühleberg erlaubt es ausdrücklich                      to excuse design deficiencies at prior levels». Defence in      Kernkraftwerken
                                                                Depth in Nuclear Safety, INSAG-10, IAEA 1996                 22
                                                                                                                                Gemäss ENSI z.B. das «gestaffelte Sicherheitskonzept»,
                                                             15
                                                                ENSI, 11/1481                                                   das «Barrierekonzept», die «hohe Fertigungsqualität»
                                                             16
                                                                ENSI, Freigabe: Zusätzliche Einspeiseleitung SUSAN              und die «Einzelfallsicherheit».
                                                                Einlaufbauwerk, Freigabeantrag B2/B3, 19.8.2011              23
                                                                                                                                Gilt die Verordnung des UVEK über die Gefährdungsan-
                                                                Auswirkungen einer vollständigen Verklausung wasser-            nahmen auch für AKW? Anfrage von Munz Martina, ein-
                                                                baulicher Einrichtungen; Stellungnahme zum EU Stress            gereicht 19.06.2014, Nationalrat, Curia Vista - Geschäfts-
                                                                Test, Forderung 3.3 Kernkraftwerk Mühleberg, 18.12.2012         datenbank ,14.1051.
                                                                http://www.ensi.ch/de/2013/02/07/kernkraftwerk-              24
                                                                                                                                Blog-Artikel zu Tagesanzeiger: «Neuer Zwist um Sicher-
                                                                muhleberg-bei-hochwasser-ausreichend-gegen-verklau-             heit bei Atomkraftwerken» vom 07.12.2014,
                                                                sung-geschutzt                                                  http://energisch.ch/tagesanzeiger-neuer-zwist-um-
                                                             17
                                                                Bundesverfassung 2000-2007, Kernenergiegesetz 2005,             sicherheit-bei-atomkraftwerken/3777/
                                                                Totalrevision der Bundesrechtspflege 2007.                   25
                                                                                                                                z.B. Stellungnahme zur Studie « Risiko Altreaktoren
      Die sind im Apothekerkästli im Bad.
                                                             18
                                                                ENSI nimmt Stellung zu Kritik von Markus Kühni an               Schweiz», ENSI, 23.6.2014, Seite 5
                                                                Hochwassernachweis,                                          26
                                                                                                                                Veränderte Grafik aus: Dr. Hans Wanner, Direktor ENSI,
      Wenn es einmal knallt in unseren Kraft-                   http://www.ensi.ch/de/2011/11/16/ensi-nimmt-                    Präsentation an der Veranstaltung der Schweizerischen
                                                                stellung-zu-kritik-an-notfallschutzmassnahmen-und-              Energiestiftung SES vom 6.5.2013.
      werken, wegen den Schleimhäuten, um                       hochwassergefaehrdung/                                       27
                                                                                                                                Urs Gasche gegenüber Radio SRF, zitiert in Der Bund
      die Anschwellung zu verhindern, wenn                   19
                                                                http://www.energiestiftung.ch/aktuell/ar-                       online vom 01.11.2013.
                                                                chive/2014/02/12/ehemaliger-chef-der-deutschen-atom-
      ichs richtig erinnere.                                    aufsicht-fordert-das-aus-fuer-muehleberg-und-beznau.
                                                                                                                             28
                                                                                                                                Forderungen des ENSI für den Weiterbetrieb des Kern-
                                                                html                                                            kraftwerks Mühleberg bis zur endgültigen Ausserbetrieb-
      Schlosser (24), Birr/AG                                                                                                   nahme (EABN) im Jahr 2019, 27. Januar 2015
                                                             20
                                                                Stellungnahme Langzeitbetrieb KKM KNS 11/292.5,
                                                                Oktober 2013

14                                               2/15                           www.aefu.ch
Reduzierte Mindestvorschriften

                                                   Schwemmholz in der
                                                   Emme, auf dem Weg
                                                   zur Aare.
                                                              © Markus Kühni

dabei die Interpretation des sogenannten           für neue KKW (...)22, die Berücksichtigung       serbetriebnahmekriterien, welche der Na-
Stands der Nachrüsttechnik sowie der Aus-          aktueller Gefährdungsannahmen bei den            tionalrat nachträglich korrigierend einfügte,
serbetriebnahmekriterien zu spielen.               Sicherheitsnachweisen und das Prinzip der        ordnet das ENSI kurzerhand ebenfalls dem
                                                   Verhältnismässigkeit bei Nachrüstungen»          ominösen Stand der Nachrüsttechnik unter.
Stand der Nachrüsttechnik                          gelten. «Die Forderung nach Umsetzung des        Wenn nach Ansicht des ENSI keine Nach-
Das Ensi legt den «Stand der Nachrüsttech-         Stands der Nachrüsttechnik» impliziere aber      rüsttechnik zur Behebung eines Sicherheits-
nik» offenbar folgendermassen aus: Zur Be-         «Abweichungen bei der Umsetzung der Aus-         mangels verfügbar und international üblich
hebung von Sicherheitsmängeln müssen nur           legungsgrundsätze, die insbesondere beim         ist, wird der Sicherheitsmangel in einem be-
international übliche Nachrüstungen alter          Automatisierungsgrad von Sicherheits-            hördlichen Akt der «Abweichung von den
Anlagen in Betracht gezogen werden. Gibt es        funktionen sowie dem Schutz gegen seltene        Grundsätzen» durchgewinkt.25
keine übliche Nachrüstung – beispielsweise         externe Ereignisse akzeptiert werden». Es           Der Vollzug der Ausserbetriebnahme-
weil in anderen Ländern solch alte AKW             sollte klar sein: Mit «Abweichungen bei den      kriterien erzwingt Nachrüstungen bzw. bei
längst stillgelegt sind – ignoriert das Ensi den   Grundsätzen» lässt sich alles und jedes rela-    fehlender Bereitschaft dafür die Stilllegung
Sicherheitsmangel einfach.                         tivieren.                                        der Anlage. Sie kann folglich massive öko-
   Dies praktiziert das ENSI sogar pauschal           Ähnlich äussert sich das ENSI als ver-        nomische Konsequenzen für die Betreiber
und vorauseilend. Zwar wies es nach Fuku-          deckte Ghostwriterin einer Antwort des           haben. Es ist deshalb klar, dass weder das
shima die AKW-Betreiber an, u.a. einen             BFE auf eine parlamentarische Anfrage:           Gesetz noch das ENSI beim Sicherheitsmini-
neuen Hochwassernachweis einzureichen.             «Inwieweit – gestützt auf diese Ausführun-       mum (a.) Rücksicht auf derartige Überle-
Bereits in dieser Aufforderung aber hebelte        gen – Abweichungen von der Gefährdung-           gungen nehmen dürfen. Es braucht die klare
die Behörde das rechtsverbindliche Konzept         sannahmen-Verordnung zulässig sind, wäre         Linie im Gesetz und den strikten Vollzug
der gestaffelten Sicherheitsvorsorge aus           im konkreten Anwendungsfall zu prüfen».23        beim ENSI. Erst beim Sicherheitspolster (b.)
und liess die Anrechnung (Kreditierung)            Das BFE war nachträglich allerdings anderer      ist es rechtlich zulässig, das Prinzip der An-
von Notfallschutzmassnahmen (Accident              Meinung und liess in der Presse verlauten        gemessenheit anzuwenden.
Management) vorauseilend zu. So hält es            «Die Gefährdungsannahmen müssten in je-
in einer öffentlichen Antwort an mich fest:        dem Fall erfüllt werden, sie könnten nicht       Fazit
«Das ENSI hat (...) in seiner Verfügung vom        beliebig nach unten korrigiert werden. Der       Die Bereitschaft des ENSI, bei den alten
1. April 2011 gestützt auf Art. 82 KEV die         oben zitierte Antwortsatz aus der Feder des      Atomreaktoren eine ungenügende Dimen-
Kreditierung derartiger Notfallschutzmass-         ENSI sei «nicht ausreichend exakt und daher      sionierung der Sicherheitssysteme hin-
nahmen mit Einschränkungen zugelassen.»18          missverständlich».24                             zunehmen, ist alarmierend. Anstatt das
   Am Begriff «Stand der Nachrüsttechnik»                                                           minimale, zwingende Sicherheitsniveau
erstaunt: Was er beinhaltet, scheint niemand       Unverzügliche vorläufige                         resolut einzufordern, passt es die Messlatte
genau zu wissen. Dieter Majer, ehemaliger          Ausserbetriebnahme                               umgekehrt ständig dem ungenügenden Si-
Chef der deutschen Atomaufsicht sagt, die-         Das ENSI relativiert offenbar, dass im Kern-     cherheitsstandard der alten AKW an (vgl.
ser Begriff werde nur in der Schweiz verwen-       energiegesetz eigenständig die «unverzügli-      Abb. 5). Damit – so schliesse ich meine Ana-
det. Da ihm keine international anerkannten        che vorläufige Ausserbetriebnahme» fest-         lyse ab – schützt das ENSI den Weiterbetrieb
Richtlinien und Kriterien zu Grunde lägen,         geschrieben ist, wenn das Sicherheitsniveau      der AKW anstatt die Bevölkerung.
sei er inhaltsleer.19 Was damit gemeint ist,       unter die «rote Linie» fällt. (vgl. Abb. 1+2).
wollte auch die Eidgenössische Kommission          Dabei ist wichtig festzuhalten, dass diese        Markus Kühni ist diplomierter Informa-
für Nukleare Sicherheit (KNS) wissen.20 Das        Bestimmung im Entwurf des Kernener-               tik-Ingenieur ETH und Unternehmer
ENSI vertröstete sie 2013 auf eine auszuar-        giegesetzes gemäss der Botschaft des Bun-         (nicht im Energiebereich). Kaum ein Aus-
beitende Richtlinie, die es per 2015 auch          desrates noch nicht enthalten war, sie wurde      senstehender kennt sich mit den Sicher-
in Kraft gesetzt hat – allerdings wiederum         erst bei der Beratung eingefügt. Das ENSI         heitssystemen «unserer» AKW besser aus
ohne Definition des Begriffes.21                   aber stützt sich in seinen rechtlichen In-        als er. Kühni lebt mit seiner Familie in der
   In seiner Antwort an die KNS gibt das           terpretationen weiterhin unbeirrt auf die         Stadt Bern (Alarmzone 2 des AKW Müh-
ENSI immerhin preis: «Grundsätzlich»               Botschaft des Bundesrates und die darin           leberg).
würden «für bestehende KKW die gesetz-             enthaltenen nachsichtigen Ausführungen zu         markus@energisch.ch, www.energisch.ch
lich festgelegten Auslegungsgrundsätze             den bestehenden AKW. Die griffigen Aus-

                                                                  info@aefu.ch                       2/15                                            15
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