Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...

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Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...
Nr. 3 April 2021
                                                             Zeitschrift für die Mitarbeitenden der
                                                                              Zürcher Landeskirche

             GEMEINDE BAUEN
 Zusammenwachsen braucht Zeit

                       UND AUSSERDEM:
Impfen und Ethik — TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs — Konf-Forscherin
Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...
2   EDITORIAL

                                                     3
                                                     AKTUELL
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                                                     BLOG
                                                     Das neue Evangelium
                                                     auf der Leinwand
                CHRISTIAN SCHENK
                 Redaktor «notabene»
                                                     6
    Liebe Leserin, lieber Leser                      SCHWERPUNKTE
                                                     Mehr Gottesdienste am
    Die Sprachakrobaten Ursus und Nadeschkin
    versuchten letzthin in einem Sketch krampf-      Fernsehen
    haft, einen Witz zu erzählen, in dem weder
    die Pandemie vorkam noch ein Wort, das
    man damit in Verbindung bringen könnte.          8
        Nach unzähligen gescheiterten Anläufen       Sihltal: Ein Jahr nach
    gelingt dann die Erzählung einer unverfängli-
    chen Episode, in der sich niemand mit            der Fusion
    jemandem trifft und nichts passiert – aber
    lustig ist das dann halt auch nicht. Ausser,
    dass dieser keimfreie Unwitz dann doch so        10
    schräg ist, dass er das Potenzial hat, «viral»   Die Kirche und die
    zu gehen.
        Auf der notabene-Redaktion kämpfen wir       Impffrage
    manchmal auch mit diesem Problem. Wir
    möchten doch so gern von anderen Dingen
    erzählen: Von dem, was in den Kirchgemein-       13
    den alles gelingt; von dem, was nicht abge-      PORTRÄT
    sagt oder erschwert wird; von Begegnungen,
    die Mut machen und die für einmal nicht mit      Konf-Forscherin
    dem Co … eben nicht!
        Es gelingt uns auch in dieser Nummer
    nicht immer, die Sache zu umschiffen – es        14
    wäre ja eben auch extrem verkrampft. Und         FOKUS
    einige Fragen, die die Kirche betreffen, sind
    ausserdem zu wichtig, als dass man sie aus       Kirche und Islam: Der
    Überdruss tabuisieren sollte. Deshalb lesen      Dialog geht weiter
    Sie in dieser Ausgabe einen Artikel zur
    Impfthematik. Sie finden auch einen Beitrag
    zu den Bestrebungen, regionale TV-Gottes-        15
    dienste auszubauen (warum wohl?) und
    einen Bericht über die Kirchgemeinde Sihltal,    Themen und Termine
    die nach ihrem ersten Jahr nach der Fusion
    konstatieren muss, dass das Zusammen-
    wachsen zwar prinzipiell gelungen ist, aber      16
    daran krankt (Entschuldigung!), dass persön-     IMPRESSUM &
    liche Treffen und gemeinschaftliche Aktionen
    halt seit Monaten verunmöglicht werden. Im       CARTOON
    Sihltal und vielen anderen Kirchgemeinden
    und Wirkungsorten der Kirche gibt man sich
    trotzdem optimistisch, sucht kreative Lösun-
    gen, hält hartnäckig an der Zuversicht fest.
        Das wünsche ich mir und Ihnen genauso
    – und dass Sie um Himmels willen den
    Humor nicht verlieren.
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AKTUELL       3

KIRCHENRAT                                              KIRCHENSYNODE
—Bruno Kleeb wird neuer                                 —Kirchensynode erhält
Kirchenrat                                              eigenständiges Sekretariat
KOM.  Die Kirchensynode hat Bruno Kleeb am 23.          KOM. Mit  einer Revision ihrer Geschäftsordnung hat
März in den Kirchenrat gewählt. Er setzte sich mit      die Kirchensynode am 23. März die Voraussetzung
62 Stimmen gegen Philipp Nussbaumer durch. Mit          für die Errichtung eines eigenen Sekretariats ge-
Bruno Kleeb wählte die Kirchensynode den offizi-        schaffen. Bislang nahmen diese Aufgaben der
ellen Kandidaten der Evangelisch-kirchlichen Frak-      Stabs­dienst unter der Leitung des Kirchenrats-
tion für den seit dem Rücktritt von Daniel Reuter       schreibers wahr. Die Schaffung eines eigenen und
vakanten Sitz in der siebenköpfigen Exekutive der       um einige Aufgaben erweiterten Parlamentsdienstes
Landeskirche. Kleeb, wohnhaft in Bauma, war bis         sorgt einerseits für eine klare Trennung zwischen
zu seiner Wahl Präsident der Geschäftsprüfungs-         Legislative und Exekutive und andererseits für ein
kommission der Kirchensynode. Dem kantonalen            besseres Gleichgewicht zwischen der milizmässig
Kirchenparlament gehört er seit 2006 an. In seiner      organisierten Kirchensynode und den professionell
Rede zur Wahlannahme betonte Kleeb, der dieses          geführten Gesamtkirchlichen Diensten.
Jahr 50 Jahre alt wird, dass er auf andere Meinun-          Der Kirchenrat befürwortete den vom Büro der
gen hören und auf gemeinsame, tragfähige Lösun-         Kirchensynode vorbereiteten Vorstoss. Die Synoda-
gen hinarbeiten möchte. Zusammenarbeit über die         len unterstützten das Geschäft in eigener Sache klar.
Fraktionsgrenzen hinweg sei ihm wichtig.                Es ist geplant, dass die Stelle (60%) diesen Sommer
    Während der Debatte bemängelten einige Vo-          besetzt werden und der Parlamentsdienst seine Tä-
tanten, dass die Kandidatur von Philipp Nussbau-        tigkeit im zweiten Halbjahr 2021 aufnehmen kann.
mer, anders als jene von Bruno Kleeb, nicht in offi-
ziellen Hearings geprüft werden konnte. Andere
hoben hervor, dass mit Nussbaumer nun eine echte
Wahlmöglichkeit vorliege und dass die Konkordanz
im Kirchenrat und der Anspruch der Evange-
                                                        KIRCHENTAGUNG
lisch-kirchlichen Fraktion auf einen Sitz nicht in      —Digital über Glauben
Frage gestellt sei. Nussbaumer ist ebenfalls Mit-
glied der Evangelisch-kirchlichen Fraktion und seit
                                                        debattiert
2015 Synodaler. Er ist Geschäftsführer der refor-       SCH. Am 13. und 20. März trafen sich je rund 100
mierten «Streetchurch» in der Stadt Zürich. Letzt-      Kirchenpflegerinnen, Kirchenpfleger und Mitarbei-
lich entfielen 45 Stimmen auf den 36-jährigen Fa-       tende der Zürcher Landeskirche via Computer-Bild-
milienvater.                                            schirm zur Kappeler Kirchentagung. Es war das
                                                        erste Mal in der jahrzehntelangen Tradition der Kir-
                                                        chenpflege-Tagungen, dass das Treffen online
                                                        durchgeführt wurde. Die dem Versammlungsverbot
                                                        geschuldete Alternative funktionierte technisch pro-
                                                        blemlos und bot den Teilnehmenden abwechslungs-
                                                        reiche Formate mit Plenumsveranstaltungen,
                                                        Live-Interviews, gestreamten Andachten und Dis-
                                                        kussionen in kleineren Gruppenworkshops. Sogar
                                                        für die an solchen Tagungen so wichtigen Pausen-
                                                        gespräche zur Vernetzung fand das Team der Orga-
                                                        nisatoren, angeführt von Stephan Jütte und Svenja
                                                        Espenhorst, praktikable Online-Lösungen: Auf
                                                        «wonder.me» konnte man sich ungezwungen zum
                                                        Schwatz mit Teilnehmenden aus der eigenen oder
                                                        einer anderen Kirchgemeinde treffen oder sich mit
                                                        einer Referentin oder einen Workshop-Leiter kurz-
                                                        schliessen.
                                                            Inhaltlich stand das Thema «Glauben» im Zen-
                                                        trum. Referenten und Teilnehmende fragten nach
       Mit Bruno Kleeb ist die Evangelisch-kirchliche
       Fraktion wieder im Kirchenrat vertreten.         dem, was Reformierte im Glauben verbindet und
       Foto: Gion Pfander                               trägt. Und nach dem, was reformierten Glauben und
                                                        evangelische Spiritualität von Verschwörungstheo-
                                                        rien oder Self-Enhancement-Strategien unterschei-
                                                        det. Auch Glaubensimpulse aus anderen Kirchen
                                                        flossen ein, oder man diskutierte über das Rüstzeug,
                                                        um sich die Bibel besser erschliessen zu können.
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4   AKTUELL

                                                        NACHHALTIGKEIT
     NACHGEFRAGT
     —«Auch                                             —Zusammen zum Grünen
     Leitungsstellen                                    Güggel
                                                        KOM.  Das Umweltmanagementsystem «Grüner
     sind teilbar»                                      Güggel» hilft Kirchgemeinden bei der Verbesse-
                                                        rung ihrer Umweltleistung und dient der Optimie-
     rod. 50 Jahre nach dem Ja zum Frauen-              rung des Ressourcenverbrauchs. Wer es in seiner
     stimmrecht sind Frauen in kirchlichen              Kirchgemeinde einführen will, kann dies auch im
     Ämtern und Präsidien immer noch eine               Verbund mit anderen Gemeinden anstreben: Die
     Minderheit; aber ihr Anteil wächst stetig.         Landeskirche startet in Kooperation mit dem Ver-
     Nachgefragt bei der kirchlichen Gleich-            ein «oeku – Kirche und Umwelt» einen solchen
     stellungsbeauftragten Sabine Scheuter.             Konvoi. Vom 25. Mai an arbeiten Kirchgemein-
                                                        den fachlich unterstützt – teilweise gemeinsam,
     Wie hoch ist der Frauenanteil in kirchli-          teilweise individuell – binnen 18 Monaten auf die
     chen Ämtern und Präsidien?                         Zertifizierung hin. Wer sich für die Teilnahme in-
        Der Anteil der Frauen in Kirchenpflegen         teressiert, ist herzlich zur Infoveranstaltung am
        beträgt 56 Prozent, jedoch ist das Präsidi-     15. April, 19 bis 20 Uhr, auf Zoom eingeladen.
        um mit 38 Prozent Frauenanteil mehrheit-        Kontakt: svenja.espenhorst@zhref.ch
        lich in Männerhand. In den «harten»             Weitere Infos: zhref.ch/intern/umwelt/konvoi
        Ressorts sind die Frauen weit in der
        Unterzahl, in Ressorts wie Diakonie oder
        Gottesdienst ist der Frauenanteil hoch. In
        der Synode haben die Frauen einen Anteil
        von 43 Prozent, 4 Prozent mehr als in der
        letzten Amtsdauer. Ich sehe das vor allem
        im Zusammenhang mit einer wachsenden                   Leserbrief
        Sensibilisierung bezüglich Frauen- und                 —Ist Gott parteiisch?
        Gleichstellungsanliegen. Auch im Pfarr­
        amt (39 Prozent Frauen) ist der Anteil                 «notabene» 2/21: Wie politisch darf die Kirche
                                                               sein?
        wachsend. Besonders erfreulich: Von 13
        Personen im Dekanat sind fünf weiblich,                Im Staat geht es um Gesetze und
        vor einem Jahr waren es noch zwei.                     deren Gestaltung. Es geht um
                                                               Finanzfragen, darum, wie viel wir
     Gibt es strukturelle Hürden, die im Weg                   aufwenden wollen und können, um
     stehen?                                                   unsere Wünsche und Pflichten zu
         Frauen stecken aus familiären Gründen                 bezahlen. Wer kein Geld hat, kann
         immer noch viel mehr zurück als Männer.               kein Haus bauen, so ist es auch
         Die GKD-Umfrage zum Homeoffice hat                    beim Staat. Das «Haus» der Kirche
         gezeigt, dass auch bei den kirchlichen                sieht anders aus. Darin sollen alle
         Mitarbeiterinnen vor allem die Mütter das             Platz haben und einbezogen sein.
         Homeschooling übernehmen. Männer                      Es geht um Gott, um ein «gottgefäl-
         kennen und fragen vor allem Männer,                   liges» Leben jedes einzelnen Men-
         wenn attraktive Posten besetzt werden                 schen. Kirchenglieder sollten sich
         sollen. Da ist es wichtig, dass sich auch             nicht mit Tagespolitik befassen
         Frauen vernetzen und gegenseitig ermuti-              müssen, um gottgefällig zu sein.
         gen, etwa in einem Mentoringprogramm.                 Daher propagiert ein Pfarrer auch
                                                               nicht einseitig politische Projekte
     Wie können kirchliche Präsidien für                       von der Kanzel oder bekennt sich
     Frauen attraktiver gemacht werden?                        zu solchen. Grossmünsterpfarrer
         Dekaninnen sind ein gutes Beispiel. Das               Christoph Sigrist sagte im Zusam-
         Bewusstsein ist da, dass ein Frauenanteil             menhang mit der Konzernverant-
         von unter 20 Prozent nicht sein darf. Man             wortungsinitiative: «Ich stimme Ja,
         hat Frauen gezielt gesucht und ermutigt,              mein Gott ist eben parteiisch.» – In-
         mit Erfolg. Wichtig ist es, bei ausgeschrie-          teressant, denn ich stimmte Nein.
         benen Stellen Teilzeitmöglichkeiten zu                Dementsprechend hätte ich einen
         schaffen und explizit zu nennen. Auch                 Gott, der auf die andere Seite
         Leitungsstellen sind teilbar – Stichwort              parteiisch wäre. Es kann ja nicht
         Top-Sharing – und können so für Perso-                derselbe sein. Präsentiert jemand
         nen mit Familienpflichten attraktiver                 einen dritten?
         werden.                                               Sonja Daeniker, Zumikon
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AKTUELL       5

                    MITGLIEDER
                    —Postkartengruss
                                                                Blog
                     zu Pfingsten oder
                    zum 16. Geburtstag
                       «Wieso haben Sie an Pfingsten
                    KOM.
                  eigentlich frei?» Eine Postkarte mit
                  dieser Frage fällt auf. Festtage wie
                  Pfingsten, Ostern oder Weihnachten
                  eignen sich für Kirchgemeinden, um                       JOHANNA DI BLASI
                  mit ihren Mitgliedern in Dialog zu               Kulturjournalistin, Mitarbeiterin RefLab
                  treten – gerade in der Zeit der Pande-
mie. Eine Postkarte spricht die Kirchenmitglieder per-
sönlich an und wird bei einem originellen Sujet oft
aufgehängt.                                                            Ausgeliefertes Leben
    Deshalb bietet die Landeskirche Kartenvorlagen
                                                                 «Das neue Evangelium» des Schweizer
für den Onlinedienst PostCard Creator der Schweize-
                                                                 Regisseurs Milo Rau verschmilzt Passions-
rischen Post. Damit können Kirchgemeinden ihre
                                                                 spiel, Flüchtlingsdrama und das schlechte
Mailings schnell und einfach selbst gestalten. Es ge-
                                                                 Gewissen Bessergestellter. Der Zuschauer
nügt, sich unter www.post.ch/postcardcreator einzu-
                                                                 wird mit der Frage entlassen: Was tun?
loggen, eine Vorlage zu wählen, die eigene Wortmarke
                                                                 Die Presse ist da. Die neugierige Menge
einzusetzen, den Text zu verfassen und die Adressen
                                                                 zückt Handykameras. Ein schwarzer Jesus
der Kirchenmitglieder zu importieren. Um Druck, Ad-
                                                                 wird zu elegischen Orchesterklängen ans
ressierung und den Versand kümmert sich die Post.
                                                                 Kreuz geschlagen. Das Rot der Umhänge
    Nicht nur Festtage bieten einen guten Anlass für
                                                                 römischer Soldaten kontrastiert mit dunk-
einen Kartengruss – auch der 16. Geburtstag eines
                                                                 len Wolken, die sich über karstiger Land-
Mitglieds kann sich eignen: Wer 16 Jahre alt wird, ist
                                                                 schaft türmen. Eine Stadtansicht rückt in
in der Kirche stimmberechtigt. Längst nicht alle wis-
                                                                 die Totale und bildet die Kulisse von
sen das. Eine Postkarte ist eine gute Gelegenheit, um
                                                                 Schmerzensschreien, die die Dämmerung
dem Kirchenmitglied zu gratulieren und es im Kreis
                                                                 zerreissen. Und dann mischen sich auf
der Stimmberechtigten zu begrüssen.
                                                                 einmal Kirchenglocken aus dem nahegele-
Kirchgemeinden erhalten auf den Produktionspreis von mit         genen Städtchen in die Kreuzigungsszene
PostCard Creator erstellten Postkartenmailings 10% Rabatt.
Für den Aktionscode und den Zugang zu den Kartenvorlagen         und erinnern daran: Hey, das Christentum
genügt eine E-Mail an info@zhref.ch. Ein Kurs zur Nutzung von    existiert ja schon!
PostCard Creator findet am 14. September von 9 bis 11 Uhr            Der für aufwühlende Inszenierungen
statt. Anmeldung: annemarie.huber@zhref.ch
Einloggen und gestalten auf www.post.ch/postcardcreator          bekannte Milo Rau ist für sein jüngstes
                                                                 Filmwerk «Das neue Evangelium» an Orte
                                                                 gegangen, wo das Recht suspendiert und
                                                                 der Mensch «homo sacer» ist, nacktes
SPEZIALSEELSORGE                                                 ausgeliefertes Leben: in Flüchtlingslager.
—Neue Leiterin                                                   Rau legt den Finger in die Wunden der
                                                                 Gegenwart, genau dorthin, wo sich heutige
KOM. Pfarrerin Christina Huppenbauer wird ab 1. Juli
                                                                 Passionsdramen abspielen. Konkret spielt
neue Leiterin der Abteilung Spezialseelsorge der Lan-
                                                                 die deutsch-schweizerische Koproduktion
deskirche. Sie übernimmt die Nachfolge von Rita Fa-
                                                                 in der süditalienischen Kleinstadt Matera.
mos. Christina Huppenbauer ist 57 Jahre alt und der-
                                                                     Jesus Jünger leben in den Camps. Wir
zeit als Pfarrerin in Baden tätig. Die Zürcher
                                                                 lernen Menschen kennen, die es durch die
Landeskirche ist ihr durch ihre frühere Tätigkeit in
                                                                 Sahara und über das Mittelmeer geschafft
verschiedenen Zürcher Kirchgemeinden sowie als
                                                                 haben, um am Rande Europas in einer Falle
Mitglied der Kirchensynode gut vertraut.
                                                                 zu landen: einem mafiös-ausbeuterischen
                                                                 System, das sich den Status der Illegalität
                                                                 der Geflüchteten zunutze macht, um diese
AUFGEFALLEN                                                      wie Sklaven auszubeuten. Der Jesus des
                                                                 «neuen Evangeliums» und seine Jünger-
—Stühle statt Bänke                                              schar sind vollauf beschäftigt mit dem
SCH. Am  7. Februar 2020 brannte in Oetwil am See                Kampf um Gerechtigkeit auf Erden. «Das
die Kirche. Ein Jahr später konnte die Kirchgemeinde             neue Evangelium» ist das Drama der Men-
ihre renovierte Kirche wieder öffnen. Bemerkenswert              schen, die die Globalisierung als Strandgut
an der Renovation: Statt fixe Kirchenbänke hat                   angeschwemmt und der Kapitalismus als
Oetwil nun eine flexible Bestuhlung. Dies erlaubt                «Ausschussware» ausgeschieden hat.
eine vielfältige Nutzung des Raums. Die 112 Stühle               Mehr lesen auf reflab.ch
konnten durch Spenden finanziert werden.
Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...
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                              FERNSEHGOTTESDIENSTE

               Immer wieder
                überraschen
                 Die Kirchgemeinde Zürich hat mit ihren
              TV-Gottesdiensten auf Tele Züri grosses Echo
              ausgelöst. Nun entwickelt sie das neue Format
               weiter und öffnet sich für Kooperationen mit
                        weiteren Kirchgemeinden.
                                        Von Madeleine Stäubli-Roduner

    Ein spannendes Sommergespräch zwischen zwei           sche Vielfalt habe eine erfreuliche Resonanz ausge-
    städtischen Pfarrern und ehemaligen Schulkollegen     löst. Auch jüngere und junge Personen würden mit
    oder eine stimmige Feier mit Orgelklängen und Or-     dem Format erreicht, sagt er.
    chideenpracht in der Kirche des Unispitals: Die            Was den Verantwortlichen schon früh klar wur-
    Gottesdienstformate der Kirchgemeinde Zürich auf      de: Es reicht nicht, einfach einen Gottesdienst als
    Tele Züri, entstanden mit Beginn des Lockdowns        solchen aufzuzeichnen und ihn ins Netz zu stellen.
    im März 2020, erreichten rasch ein ansehnliches       Denn die ästhetischen Qualitätsansprüche seien am
    Publikum und stiessen auf erfreuliches Echo. Ein      Bildschirm höher als bei einer physischen Teilnah-
    Jahr und rund 40 übertragene Gottesdienste später     me. Zudem müssten auch die Inhalte in kürzeren
    werten die Kommunikationsverantwortlichen eige-       Einheiten präsentiert werden. «Eine 15-minütige
    ne Eindrücke und Feedbacks aus Sozialen Medien        Predigt ist dabei genauso wenig geeignet wie ein
    aus, um das definitive Format zu entwickeln.          opulentes klassisches Musikwerk von fünf oder
        Dabei blicken Michael Braunschweig, Vizeprä-      mehr Minuten», sagt Jutta Lang.
    sident der Kirchenpflege, und Jutta Lang, Kommu-           Gleichzeitig erkannte das mit der Koordination
    nikationsbeauftragte der Kirchgemeinde Zürich, auf    und Produktion beauftragte Team, dass zu starken
    reichhaltige Erfahrungen zurück, die sie im Jahres-   Inhalten auch ansprechendes Bildmaterial gehört,
    verlauf und bis heute sammelten, um immer wieder      minutenlanges Verweilen auf der gleichen Einstel-
    Neues auszuprobieren und die Ergebnisse zu disku-     lung hingegen unpassend wirkt. Zwar wird nicht
    tieren. «Es ist ein laufender Prozess», sagt Jutta    Perfektion angestrebt und dürfen Versprecher dazu-
    Lang. Sie sehen das Projekt auf einem Weg, dessen     gehören, gleichwohl halten es Jutta Lang und Mi-
    Ziel sie nicht kennen, auf dem sie jedoch «experi-    chael Braunschweig für ein besonderes Qualitäts-
    mentierfreudig und mutig sowie unter Berücksich-      merkmal der Online-Gottesdienste, dass sie
    tigung vielfältiger Echos weitergehen möchten»,       professionell und gleichzeitig nahbar daherkom-
    wie Michael Braunschweig sagt.                        men. «Diesen Standard werden wir in jedem Fall
                                                          beibehalten», sagt Braunschweig.
    Theologische Vielfalt kommt an                             Um diesen Qualitätsansprüchen gerecht zu wer-
        Der Erfolg der Online-Gottesdienste kam nach      den, werden professionelle Produzenten und ein
    Aussage von Michael Braunschweig nur durch den        ebensolches Equipment benötigt. Ein solcher Profi
    Einsatz von Pfarrerinnen und Pfarrern, Musizieren-    ist in der Zürcher Kirchgemeinde seit Anbeginn zu-
    den und weiteren Mitarbeitenden zustande. «Mit        gegen. Lukas Bärlocher dreht mit drei Kameras,
    viel Engagement, kreativen Ideen und besonderer       setzt verschiedene Lichtsysteme und modernste
    Musik, an ungewöhnlichen Orten oder mit provo-        Aufnahmetechnik ein, was den Online-Gottesdiens-
    kanten Thesen überraschten sie die am Bildschirm      ten anzumerken ist. Bei aller Professionalität sind
    Mitfeiernden.» Diese theologische und musikali-       die Online-Gottesdienste aber keine Konkurrenz für
Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...
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                                                              Gottesdienste online
                                                              Mit Beginn des Lockdowns am 13.
                                                              März 2020 lancierte die Kirchgemein-
                                                              de Zürich die ersten Online-Gottes-
                                                              dienste, die auf Tele Züri übertragen
                                                              und auf Youtube gezeigt wurden. Ab
                                                              29. März zeichnete sie jeden Sonn-
                                                              tag und zusätzlich an Karfreitag und
                                                              Auffahrt einen Gottesdienst auf. Die
                                                              zuerst 30-minütigen, später auf 20
                                                              Minuten festgesetzten Formate zu
                                                              aktuellen Themen wurden nach Ende
                                                              des Lockdowns 14-täglich ausge-
                                                              strahlt, bis in der Adventszeit wieder
                                                              ein Wochenrhythmus eingeführt
                                                              wurde. Die Produktion von On-
                                                              line-Gottesdiensten ist zeitintensiv;
                                                              die reine Aufzeichnungszeit für einen
                                                              20-minütigen Gottesdienst beläuft
                                                              sich auf fünf bis sechs Stunden.
                                                              Darin sind die Vorbereitungen der
                                                              Pfarrpersonen und Musizierenden
                                                              nicht enthalten, ebenso wenig die
                                                              konzeptionelle Arbeit.
                                                                  Im gesamten Zeitraum erreichten
                                                              die Sendungen zwischen 2000 und
                                                              knapp 20 000 Personen, bei Youtube
                                                              schauten zwischen 250 und 2300
Fernsehgottesdienste auf Tele Züri waren 2020 sehr gefragt.   Interessierte aller Alterskategorien
                                                              zu. Aus Ressourcengründen und
                                                              angesichts des gesamtkantonalen
                                                              Sendegebiets von Tele Züri sondierte
die bewährten SRF-Fernsehgottesdienste – und das
                                                              die Kirchgemeinde Zürich beim
wollen sie auch nicht sein.
                                                              Kirchenrat eine Beteiligung am
                                                              Projekt. Der Kirchenrat entschied
Kooperationen denkbar                                         Ende Januar, das Projekt zu beglei-
    Was die weitere Entwicklung anbelangt, wägen
                                                              ten. Er beschloss, eine Gruppe als
die Verantwortlichen verschiedene Optionen ab. Sie
                                                              «Sounding Board» mit der Aufgabe
könnten sich etwa vorstellen, einen Pool von Pfarre-
                                                              von Rückmeldungen zu einzelnen
rinnen und Pfarrern aufzubauen, «denen diese Form
                                                              Sendungen zu betrauen. Er bewillig-
der Kommunikation des Evangeliums besonders
                                                              te ein Kostendach von 100 000
liegt». Interessierte könnten sich schulen lassen und
                                                              Franken und regte an, eine Mitfinan-
ihre Auftrittskompetenz in Videoformaten weiterent-
                                                              zierung durch Kirchgemeinden zu
wickeln. Auch zu einer Kooperation mit weiteren re-
                                                              klären sowie eine ökumenische
formierten Kirchgemeinden des Kantons sind die Ver-
                                                              Kooperation zu prüfen.
antwortlichen grundsätzlich bereit.
    Ein erster Versuch in diese Richtung findet am
Karfreitag statt, an dem die reformierte Kirchgemein-
de Kloten den Online-Gottesdienst aufzeichnen wird.
Diese Öffnung sieht die Kirchgemeinde Zürich als
Zeichen für eine gelingende Zusammenarbeit mit der            Gottesdienste auf SRF
Landeskirche und anderen reformierten Kirchgemein-            Auch im Schweizer Fernsehen waren
den im Kanton. In einem weiteren Schritt sei auch eine        TV-Gottesdienste im 2020 sehr gut
ökumenische Zusammenarbeit denkbar. Denn die neu-             beachtet. Bis zu 20 Prozent Marktan-
en Video-Gottesdienste sprechen Menschen weit über            teil erreichten einzelne Festtagsgot-
die Kirchgemeinde Zürich und die Landeskirche hin-            tesdienste wie jener am Karfreitag. In
aus an.●                                                      der zweiten Jahreshälfte erreichten
                                                              die TV-Gottesdienste zwischen 15
                                                              und 20 Prozent. Vor der Pandemie
                                                              galt ein Marktanteil von 10 Prozent
                                                              als Zielgrösse.
Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...
Die Kirchgemeinde Sihltal lud im letzten Sommer zum Bau einer Legostadt. Die Kirchgemeinde hat Erfahrung im
Zusammenbauen. Foto: zVg

                            KIRCHGEMEINDE SIHLTHAL

           Weiterbauen –
           auch nach der
              Fusion
           Seit 2020 sind die ehemaligen Kirchgemeinden
          Adliswil und Langnau am Albis als neu formier-
          te Kirchgemeinde Sihltal gemeinsam unterwegs.
           Wie gut gelang die Integration – und wo muss
                       man noch nachbessern?
                                               Von Christian Schenk
Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...
KIRCHGEMEINDEPLUS          9

Zwei stattliche Kirchgemeinden zu einer zusam-           und Spielplatz gruppiert. Auch dort bleibt die Prä-
menzuführen ist ein grosses Unterfangen und eine         senz von Verwaltung, Pfarramt und Mitarbeitenden
mehrjährige Reise. Im Sihltal haben die Kirchen-         vor Ort wichtig.
pflegen von Adliswil und Langnau am Albis vor
fünf Jahren zu sondieren begonnen und sich dann          Kulturwandel
auf den Weg gemacht. Am 1. Januar 2020 haben sie             Die Rücksichtnahme auf lokale Eigenheiten, die
das Ziel erreicht und sind seither als Kirchgemeinde     offene Kommunikation über alle Teilschritte auf
Sihltal gemeinsam unterwegs. Hat sich die Reise          dem Weg zur Fusion, dürften dazu beigetragen ha-
gelohnt? Ist der Zusammenschluss gelungen? Und           ben, dass dem Zusammenschlussbestreben der bei-
wie baut man zusammen weiter an einer lebendigen         den Gemeinden in all den Jahren der Vorbereitung
und vielfältigen Kirche?                                 und Umsetzung nur wenig Widerstand erwuchs. Die
     Wenn Erwin Oertli, Präsident der heutigen           Fusion wurde schliesslich auch von den Mitgliedern
Kirch­gemeinde Sihltal, auf das erste Jahr der fusio-    an der Urne mit über 89 Prozent der Stimmen über-
nierten Gemeinde zurückschaut, fällt sein Fazit po-      deutlich gutgeheissen. Nur der Start des Prozesses
sitiv aus. «Es hat sich gelohnt, diese intensive und     sei harzig gewesen, sagt Erwin Oertli, wenn man
jahrelange Vorbereitung, die man für so ein Zusam-       ihn nach den Stolpersteinen fragt. Ursprünglich dis-
menkommen braucht, zu investieren.» Die Bünde-           kutierte man die Fusionspläne in noch grösserem
lung der Kräfte, den Erhalt der Stellen und das Auf-     Rahmen mit Rüschlikon und Kilchberg. Die Son-
rechterhalten der vielfältigen Angebote sei gelungen.    dierungen für den Zusammenschluss der vier Ge-
«Unsere Gemeinde ist für die Zukunft gut aufge-          meinden zeigten aber keinen Erfolg.
stellt. Wir konnten das vielfältige Angebot der Kir-         Bei Adliswil und Langnau aber wuchs die Über-
chen an beiden Standorten beibehalten oder sogar         zeugung, dass man zusammen die nötige Grösse
ausbauen – und wir sind auch gerüstet, wenn die          erreichen kann, um das Gemeindeleben an unter-
Mitgliederzahl kleiner wird.»                            schiedlichen Orten vielfältig und profiliert und zu-
                                                         kunftsorientiert weiterzuentwickeln. Die Kirchge-
Bereit für den Praxistest                                meinde Sihltal ist gut unterwegs und – so mutmasst
     Der Integrationsprozess, namentlich das Zu-         Erwin Oertli – es könne sogar sein, dass das, was
sammenwachsen an der Basis der nunmehr über              die Kirchgemeinden vorgelebt haben, in einigen
6000 Mitglieder zählenden Kirchgemeinde, sei al-         Jahren auch von den politischen Gemeinden nach-
lerdings noch lange nicht abgeschlossen. Wie sollte      vollzogen wird.●
es auch? Keine zwei Monate nach dem offiziellen
Start wurde das Gemeindeleben durch die Pande-
mie eingefroren. Das für das gegenseitige Kennen-
lernen so wichtige Treffen der über 150 freiwillig
Engagierten der neuen Grossgemeinde musste ab-                Zusammenwachsen
gesagt werden. Genauso wie das Einweihungsfest,               • Neben Sihltal haben 2020 weitere
das an Pfingsten hätte über die Bühne gehen sollen.              fusionierte Kirchgemeinden ihr
Der informelle, spontane Austausch fehlt. Auch für               gemeinsames Wirken begonnen:
die Angebote im religionspädagogischen Bereich,                  Seuzach-Thurtal, Eulachtal und
die Arbeit mit Konfirmanden, aber auch im Bereich                Embrach-Oberembrach-Lufingen.
der Angebote für Senioren, die man vermehrt ge-               • Ende 2020 sagten die Stimmbe-
meinsam gestalten will, ist es schwierig, nach einem             rechtigten ausserdem Ja zum
Jahr Bilanz zu ziehen. Zu viel musste generell abge-             Zusammenschluss der Kirchge-
sagt werden. Die Strukturen und das Team der Mit-                meinde Weinland Mitte, der
arbeitenden sind allerdings bereit für den Praxistest.           Kirchgemeinde im Knonauer Amt
     Das nun achtköpfige Pfarrteam – alle mit Teil-              und der Kirchgemeinde Breite.
zeitpensen ausgerüstet – und zwei Mitarbeitende               • Am 7. März haben Stäfa und
der Sozialdiakonie gestalten zusammen mit dem                    Hombrechtikon nach einem
Verwaltungs- und Sigristenteam das Gemeindele-                   emotional geführten Abstim-
ben an den beiden Standorten. Gegenseitige Ablö-                 mungskampf den Zusammen-
sungen und Austausche im Bereich Gottesdienste                   schluss beschlossen. Die Zustim-
hatte man vor der Fusion schon gemacht. Die Sekre-               mung lag bei 56 beziehungsweise
tariate – weiterhin in Adliswil und Langnau offen –              67 Prozent.
sind miteinander vernetzt und von einer gemeinsa-             • Am selben Tag sagten die Stimm-
men Leitung geführt. Dass sie nicht komplett                     berechtigten der neun Kirchge-
zusammengelegt wurden, ist sinnvoll und trägt den                meinden im Bezirk Affoltern Ja zu
unterschiedlichen Kulturen der zusammengeführten                 ihrer Kirchgemeindeordnung und
Gemeinden Rechnung, sagt Erwin Oertli. Langnau                   gaben dem Namen «Kirchge-
ist eine eher dörflich geprägte Gemeinde mit tradi-              meinde Knonauer Amt» den
tionell offenem Kirchgemeindehaus, in dem das Se-                Vorzug vor «Säuliamt».
kretariat eine wichtige Drehscheibenfunktion ein-             Infos: kirchgemeindeplus.ch/gemeindepraxis/
nimmt. In Adliswil sind die kirchlichen                       zusammenschluesse
Liegenschaften im Zentrum der Stadt um den Park
Zusammenwachsen braucht Zeit - GEMEINDE BAUEN - UND AUSSERDEM: Impfen und Ethik - TV-Gottesdienste auf Erfolgskurs - Konf-Forscherin - Reformierte ...
10   SCHWERPUNKT

                         ETHISCHE FRAGEN ZUR IMPFUNG

       Impfen und Ethik
                 Wie verhält sich die Kirche zur Covid-19-
               Impfung? Die Evangelisch-reformierte Kirche
              Schweiz gibt Orientierung und wirft Fragen auf.
                                                Von Christian Schenk

     Kirche ist in verschiedener Hinsicht von Fragen          Schutz ihrer Bevölkerung verfügen, sondern würde
     rund um die Impfung gegen Covid-19 betroffen. Ei-        ignorieren, dass ein globaler Virus nicht national
     nerseits ist sie gefragt, grundsätzliche ethische Fra-   bekämpft werden kann.»
     gen zu klären und allenfalls Position zu beziehen.            Der dritte Bereich behandelt politische und in­
     Andererseits muss sie sich damit auseinander­setzen,     stitutionelle Aspekte der Impfung und ihrer Folgen:
     dass bestimmte Aufgaben von kirchlichen Mitarbei-        z. B. Impfpflicht oder Sanktionen aufgrund des
     tenden zu den Tätigkeiten gezählt werden können,         Impfstatus.
     für die allenfalls eine Impfpflicht gefordert wird.
     Besonders Seelsorgende sind damit konfrontiert.          Impfung und Solidarität
     Sie stehen in vielen Bereichen in engem Kontakt               Die Verfasser halten fest, dass aufgrund der ver-
     mit vulnerablen Personen und arbeiten in Spitälern       kürzten Testphasen bei der Entwicklung der Co-
     und Institutionen, in denen besondere Schutzmass-        vid-19-Präparate sowohl die kurz- als auch die mit-
     nahmen gelten und angeordnet werden können.              tel- und langfristigen Impfrisiken nicht vollständig
         Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz           bekannt seien und die Impfung deshalb bei Teilen
     (EKS) hat deshalb ein Grundlagenpapier erarbeitet,       der Bevölkerung auch auf Skepsis oder Ablehnung
     das als Orientierungs- und Diskussionsgrundlage          stiess. Die rechtliche Ablehnung eines Impfzwangs
     dient. Das 8-seitige Dokument unter dem Titel «Co-       gelte auch aus ethischer Sicht: «Grundsätzlich dür-
     vid-19-Impfung – Konkretionen aus kirchlicher            fen bei keiner Person körperliche Eingriffe gegen
     Sicht» ist seit Februar auf der Website der EKS ver-     ihre ausdrückliche Zustimmung vorgenommen wer-
     fügbar und wird laufend angepasst.                       den. Jeder Mensch hat das Recht, eigene Gesund-
                                                              heitsrisiken einzugehen und ist zugleich davor ge-
     Gegen den Impfnationalismus                              schützt, von Dritten dazu gezwungen zu werden.»
         Ethische Fragen stellen sich gemäss den Verfas-           Gleichzeitig müsse man sich bewusst sein, dass
     sern in drei Bereichen: bei der Prüfung und Zulas-       von der eigenen Entscheidung für oder gegen eine
     sung von Impfstoffen, bei der Verteilung und im          Impfung auch andere direkt oder indirekt betroffen
     Blick auf den politischen, gesellschaftlichen und        seien. Das persönliche Impfrisiko müsse also nicht
     institutionellen Umgang mit geimpften und nicht-         nur im Blick auf die eigene Gesundheit, sondern
     geimpften Personen.                                      auch die Gesundheit der anderen abgewogen wer-
         Der erste Bereich betreffe biomedizinische           den.
     Prüfkriterien, Risikokalkulation (bei einer beschleu-
     nigten Zulassung) und Haftungsfragen, die aus            Freiheitsrechte
     kirchlicher Sicht nicht von Bedeutung seien. Im               Im Blick auf diese Einschätzungen gelte für die
     zweiten Bereich lägen Priorisierungskriterien vor,       Kirche: 1. die Freiheitsrechte der Person zu schüt-
     die weitgehend unbestritten seien – etwa, dass ge-       zen; 2. einen möglichst weitreichenden Schutz für
     fährdete Personen und Gesundheitspersonal mit Pa-        die Menschen in Kirchen und kirchlichen Instituti-
     tientenkontakt prioritär behandelt würden. Die Fra-      onen zu gewährleisten und 3. den innerkirchlichen
     gen nach einer fairen Verteilung der Impfressourcen      und gesellschaftlichen Frieden zwischen den zer-
     brauchen aus kirchlicher Sicht auch globale Ant-         strittenen Positionen zur Impfung zu fördern.
     worten, hält das Papier fest: «Ein Impfnationalis-            Das Dokument schliesst mit einer Reihe von
     mus wäre nicht nur unsolidarisch gegenüber den           Fragen und Antworten zur Impfthematik. Etwa, ob
     Ländern, die über wenig oder keine Mittel zum            nichtgeimpfte Personen von bestimmten kirchli-
11

                                                           Kirchgemeinde Zürich
                                                           setzt auf regelmässige
                                                           Tests
                                                           KOM. Die Kirchgemeinde Zürich
                                                           eröffnet ihren Mitarbeitenden seit 1.
Foto: Tim Reckmann / pixelio.de                            März den kostenlosen Zugang zu
                                                           wöchentlichen Corona-Schnelltests.
                                                           Sie will damit laut eigenen Angaben
                                                           einen Beitrag zur Bekämpfung der
                                                           Pandemie und zur Sicherheit ihrer
chen Anlässen ausgeschlossen werden sollen. Die            Mitglieder, Mitarbeitenden und
Antwort fällt ablehnend aus: «Kirche ist nach dem          Pfarrpersonen leisten. Bereits Ende
Evangelium einladende, inklusive Kirche, die nie-          Februar hat die Streetchurch mit
manden von der Verkündigung und Gemeinschaft               dem repetitiven Testen begonnen.
ausschliesst. Zugleich gilt: Die Kirche kann nicht         In der Folge hat der Krisenstab der
das christliche Heil verkünden und die Gesund-             Kirchgemeinde die Genehmigung
heitsrisiken der Menschen ignorieren, zu denen sie         der kantonalen Gesundheitsdirekti-
spricht.» Als Ausweg wird etwa eine erhöhte Testtä-        on für das gesamte Personal (70
tigkeit empfohlen (siehe Kasten).                          Pfarrpersonen und 450 Mitarbeiten-
    Auch auf die Frage, ob die Kirche ihren Mitglie-       de) beantragt und erhalten.
dern und der Gesellschaft im Blick auf ihre Verant-        Die Schnelltests sollen während der
wortung in der Pandemiekrise «ins Gewissen re-             Arbeitszeit erfolgen und in Arztpra-
den» soll, fällt differenziert aus: «Als öffentliche       xen, Apotheken oder den offiziellen
Institutionen sind Kirchen zugleich privilegiert und       Testzentren durchgeführt werden.
in der Pflicht. Sie sind kein verlängerter Arm der         Der Bund übernimmt die medizini-
Politik und deren gesundheitspolitischen Strategien.       schen Kosten. Die Teilnahme ist
Ihr biblisches Fundament und Ethos macht sie aber          freiwillig, wird vom Krisenstab aber
in besonderer Weise sensibel für die Not der Schwa-        ausdrücklich empfohlen.
chen und der Solidarität mit Ausgegrenzten. Aus                Dem Kirchenrat ist es aufgrund
allgemeinen ethischen Überlegungen, die mit einem          der erforderlichen Genehmigung
biblischen Ethos übereinstimmen, sind bestimmte            nicht möglich, die Schnelltests für
persönliche Impfrisiken akzeptabel, weil damit             die ganze Landeskirche zu beantra-
weitaus grössere Risiken für andere abgewendet             gen, da die Mitarbeitenden in den
werden können. Es gibt aus kirchlicher Sicht plau-         Kirchgemeinden nicht Angestellte
sible ethische Gründe, die Impfung zu empfehlen.           der Landeskirche sind. Die Kirchge-
Aus einer moralischen Impfpflicht kann aber keine          meinden haben aber die Möglich-
Rechtspflicht auf staatlicher Seite abgeleitet wer-        keit, dies selber in die Wege zu
den.» ●                                                    leiten. Das dafür nötige Antragsfor-
Dokument herunterladen auf: evref.ch/themen/coronavirus/   mular wurde – neben einem Merk-
ressourcen-fuer-kirchen                                    blatt – bei den Pandemie-Down-
                                                           loads für Kirchgemeinden
                                                           aufgeschaltet.
                                                           zhref.ch/themen/corona
12   TIPPS

     BUCHTIPP                                                   BILDUNGSTIPP
     —Nur noch tun, was für die                                 —Jugend, Klima, Zukunft
     Menschen gut ist                                                                         Die Klimastreikbewe-
                                                                                            EB.
                                                                                          gung kämpft dafür, dass
                                                                                          die globale Klimasituation
                            «Weder die Weltwirtschaft
                         ROD.                                                             angegangen wird. Wie das
                       noch die Abrüstung noch die                                        gehen soll, zeigt sie mit ei-
                       Wissenschaft wird sich ändern,                                     nem 382-seitigen Aktions-
                       bevor nicht einzelne Menschen,           plan auf. Wer sind diese jungen Menschen, die sich
                       aber auch einzelne Gruppen               so leidenschaftlich für die Zukunft unseres Planeten
                       von Menschen an den Nahtstel-            einsetzen? Was treibt sie an? Wie arbeiten sie? Wel-
                       len sich querlegen, indem sie            che Erwartungen haben sie an die Kirchen?
                       nur noch das tun, was gut ist für             Am A+W Impuls vom 7. Juni hören wir ihnen
                       den Menschen», schreibt Hans             zu, diskutieren und lassen uns inspirieren für unser
                       Ruh. Damit plädiere er letztlich         eigenes Engagement für Nachhaltigkeit. Wie immer
                       für eine humane, mitleidsfähi-           ist der Impuls eine gute Gelegenheit, sich mit Kol-
     ge Wissenschaft. Nur wenn Menschen an den                  leginnen und Kollegen zu vernetzen. Veranstal-
     Schlüsselpositionen der Gesellschaft sich als An-          tungsort ist die Kirche Wipkingen in Zürich,
     wälte der Betroffenen, der einfachen Menschen              Headquarter der Klimastreikbewegung.
     fühlten und als solche handelten, werde sich et-           A+W Impuls No. 10 – Jugend – Klima – Zukunft. 7. Juni.
     was ändern. Diese scharfsinnige Analyse des                Anmeldung: www.bildungkirche.ch/kurse
     emeritierten Sozialethikers aus dem Jahr 1980
     hat neben vielen anderen Eingang gefunden in
     seine hochaktuelle neue Sammlung «Anleitung
     zur Menschlichkeit». Seine konkreten Visionen,             BUCHTIPP
     Grundeinkommen und Sozialdienst, sollen vor
     radikalen Bewegungen schützen und anstossen                —Konf feiern
     zu einer Retransformation der Wirtschaft zurück                              VS. Die Konfirmation zählt zu den
     zur Dienstfunktion. Ruhs Visionen nehmen sich                                intensivsten Berührungen von Ju-
     aus wie ein menschenfreundlicher Gegenentwurf                                gendlichen mit Kirche. Doch wie
     zu vorherrschenden marktradikalen und techno-                                erleben Jugendliche ihre Konfir-
     kratischen Dystopien. Seine Forderung nach ei-                               mation? Worin liegt für sie die
     nem neuen Narrativ des Menschseins nach Coro-                                Bedeutung von Gottesdienst und
     na müsste breit diskutiert werden.                                           Familienfest? Erstaunlicherweise
     Hans Ruh, Anleitung zur Menschlichkeit, Positionen aus                       ist der Konfirmationstag als Ziel
     ethischer Sicht, 221 Seiten, Versus Verlag Zürich, 2021,                     und Höhepunkt der Konf-Zeit
     Fr. 29.–                                                                     empirisch nicht erforscht. Die
                                                                                  Autorin, liefert in ihrem Buch ein
                                                                                  detailreiches Bild des Konfirma-
                                                                                  tionstages aus der Perspektive der
                                                                Jugendlichen. Die Studie vollzieht die Abfolge und
                       ST E L                                   Dynamik der typischen Stationen und Elemente des
                                 LEN                            Konfirmationstages nach und lotet die individuelle,
               Offen IM W                                       soziale, emotionale und theologisch-religiöse Di-
               in de e Pfarrste EB                              mension der Konfirmation aus. Dieser Blick durch
                               l
              Dien Gesamt len, Stel
                    n
                                                                die Augen der Jugendlichen auf ihren grossen Fest-
             geme sten und kirchlich len
                  in                                            tag ist erhellend. Mit überholten Deutungen der
              zhref den finde n Kirch­
                              de      en
                                                                Konfirmation kann aufgeräumt werden. Damit leis-
                   .ch/o        n Si
                 offen rganisati e auf:                         tet das Buch einen Beitrag dazu, die Vorbereitung
                       e-ste       o                            und Ausgestaltung der Konfirmation mit der Le-
                             llen n/
                                                                benswirklichkeit der Jugendlichen zusammenzu-
                                                                bringen.
                                                                Anne Polster: Jugendliche und ihre Konfirmation. Theologi-
                                                                sche Diskurse – empirische Befunde – konzeptionelle
                                                                Erwägungen. Kohlhammer 2020. 345 Seiten, Fr. 42.80
13

                                                                                          ANNE POLSTER
                                                                                              Pfarrerin
                                                                                           in Männedorf
                                                                                           Die Theologin hat zum
                                                                                             Konfirmationstag
                                                                                          geforscht und publiziert
                                                                                          (Buchtipp Seite 12). Auf
                                                                                           dem Velo wird sie zum
                                                                                              «Speed-Junkie».

                     Predigt in Fahrt
            Pendeln zwischen Forschung und Pfarralltag.
                                           Von Viviane Schwizer

«Wenn ich das Thema Konfirmation anspreche,              das entscheidende Motiv sind.» Das Familienfest
dann sprudeln bei den Leuten die Erinnerungen»,          und der Konfirmationssegen sind mindestens eben-
erzählt Anne Polster, Pfarrerin in Männedorf und         so wichtig. Die Bedeutung der Geschenke liegt we-
Forscherin in Sachen Konfirmation. Sie hörte schon       niger in ihrem materiellen Wert, sondern auf der
unzählige Anekdoten rund um den Festtag. Schliess-       persönlichen Ebene, weil sie die Beziehung zu einer
lich ist die Konfirmation für Reformierte eine der       Bezugsperson symbolisieren oder für das zukünfti-
intensivsten Begegnungen mit der Kirche und ein          ge Leben der jungen Menschen relevant sind.
besonderes Ereignis auf dem Lebensweg.                        Ob die Konfirmation für die Jugendlichen denn
     Nicht selten erinnern sich die Menschen an Dis-     auch einen religiösen Gehalt hat? «Die Frage ist
kussionen um die Rocklänge oder die Wahl der             nicht in wenigen Worten zu beantworten: Bei der
Schuhe zwischen Highheels und Sneakers. «Keine           Auswahl der Konfirmationssprüche durch die Ju-
reine Äusserlichkeit. Bei der Auswahl der Kleidung       gendlichen lassen sich da aber doch Spuren entde-
müssen sich die Jugendlichen zu Traditionen ver-         cken.» Sie selbst hat lange nach einem für sie pas-
halten und ihre Individualität darstellen. Gleichzei-    senden Spruch gesucht und freut sich, wenn ihr der
tig ist es vielen wichtig, nicht zu sehr aus der Grup-   Vers im Pfarramtsalltag begegnet.
pe herauszufallen.» Sie selbst wollte damals ein              In Männedorf arbeitet die 38-jährige zweifache
Kleidungsstück, das sie auch nach der Konfirmation       Mutter und teilzeitliche Pfarrerin seit letztem Som-
noch tragen konnte und entschied sich für ein Outfit,    mer. Die 15 km von ihrem Wohnort Dürnten, wo ihr
das auch für Orchesterkonzerte taugte. «Das Block-       Ehemann Pfarrer der reformierten Kirche ist, radelt
flötentrio, das ich mit Kolleginnen in meinem Kon-       sie fast immer. Beim Velofahren kommt Anne Pols-
firmationsgottesdienst aufführte, war sozusagen die      ter einerseits in Fahrt – sie sei ein «Speed-Junkie»
Premiere, und in den folgenden Jahren war meine          –, entwickelt auf ihrem Bike aber auch neue Ideen.
Konfirmationskleidung dann bei Tschaikowsky-                  «Auch meine Predigten entstehen fast immer
und Beethoven-Sinfonien dabei, bei denen ich Fa-         auf dem Velo.» Männedorf erlebt sie als eine leben-
gott spielte.» Das Fagott hat sie sich damals von        dige Kirchgemeinde, die Bewährtes pflegt und offen
ihrem Konfirmationsgeld kaufen können.                   ist für Neues. Ihr Lieblingsort ist die Kirchterrasse.
     A propos Geschenke: Das Vorurteil, dass sich        «Nach dem Gottesdienst stehen die Menschen dort
Jugendliche nur wegen des Geldes und der Ge-             oft noch lange und reden. Hoffentlich ist das im Juni
schenke konfirmieren lassen, hält sich hartnäckig.       bei der Konfirmation dann wieder möglich», sagt
Anne Polster betont: «Nicht nur meine eigene Stu-        sie und schwingt sich wieder in den Sattel.●
die zeigt deutlich, dass Geld und Geschenke nicht
14   INTERRELIGIÖSER DIALOG

                        Kirche und Islam
               Nach dem Ja zur Verhüllungsverbots-Initiative:
               Die Kirche bekräftigt ihre Zusammenarbeit mit
                       muslimischen Organisationen.

     SCH.  Die Ausgangslage erinnert an 2009. Damals        mokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätzen
     wurde nach polemisch geführter Debatte die Mina-       und setzt sich mit grossem zivilgesellschaftlichem
     rett-Initiative mit 57,5 Prozent angenommen. Die       Engagement und viel ehrenamtlicher Tätigkeit für
     Zürcher Landeskirche hatte im Vorfeld der Abstim-      die muslimische Bevölkerung und für ein friedli-
     mung als Mitglied des Interreligiösen Runden Ti-       ches Zusammenleben der religiösen Gemeinschaf-
     sches zusammen mit Vertretern der muslimischen         ten im Kanton Zürich ein.»
     Organisationen und der grossen Religionsgemein-
     schaften im Kanton gegen die Diskriminierung der       Für Religionsfreiheit einstehen
     Muslime in der Bundesverfassung Stellung bezogen           Die Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und
     – und war unterlegen. Gleichwohl bekräftigte der       Vertretern des Islams aufrechtzuerhalten ist das
     Kirchenrat in einem Positionspapier im Nachgang        eine. Der Auftrag der Kirche geht aber noch weiter:
     zur Abstimmung den Willen zur Zusammenarbeit           «Der Einsatz der Kirchen für die Religionsfreiheit
     und zum Dialog mit Musliminnen und Muslimen            bringt es mit sich, nicht nur für die eigenen Rechte
     (siehe Box).                                           einzustehen, sondern Rechte zu teilen und sich da
         2021 bezogen Kirchen und interreligiöse Gre-       solidarisch zu zeigen, wo Rechte anderer in Frage
     mien erneut zusammen Position gegen die Initiative     gestellt oder beschnitten werden.» Der von den Kir-
     zum Verhüllungsverbot. Ein Verhüllungsverbot tau-      chen geführte interreligiöse Dialog fördere deshalb
     ge nicht als Mittel gegen die islamistische Ideolo-    die Solidarität zwischen Angehörigen der unter-
     gie, sagte beispielsweise Rita Famos, Präsidentin      schiedlichen Religionsgemeinschaften und ziele
     EKS. Das Stimmvolk entschied sich anders und           darauf, in der Bevölkerung Verständnis für Angehö-
     nahm die Verfassungsänderung mit 51,4 Prozent an.      rige anderer Religionsgemeinschaften zu schaffen
         Was bedeutet das Resultat für die Kirche und       und deren Rechte in der Gesellschaft zu stärken.
     die Zusammenarbeit mit Muslimen? Marc Bundi,               Jüngstes Zeugnis dafür ist ein Projekt des Inter-
     Beauftragter für den interreligiösen Dialog der Lan-   religiösen Runden Tisches in Zürich, der am dies-
     deskirche, hält fest, dass das Verhüllungsverbot für   jährigen Sechseläuten-Tag einen interreligiösen An-
     die Musliminnen und Muslime in der Schweiz fak-        lass zur Corona-Pandemie durchführt: Die
     tisch kaum Konsequenzen hat, weil effektiv kaum        Online-Veranstaltung, die mit Unterstützung der
     jemand vollverschleiert unterwegs ist. Schwerer        Direktion der Justiz und des Innern durchgeführt
     wiegen aus seiner Sicht die im Abstimmungskampf        wird, soll «die Kraft der verschiedenen religiösen
     geäusserten Verdächtigungen gegen Muslime. Die         Quellen und Traditionen für Trost, Beistand und
     pauschal negative Charakterisierung «des» Islams       Mitgefühl in der Krise zum Ausdruck bringen».●
     habe die Grenzen, die legitime Kritik von Ausgren-     Der interreligiöse Anlass am 18. April findet virtuell statt –
     zung und Stigmatisierung trennt, oft überschritten.    mit einer Live-Schaltung aus der Predigerkirche.
     In der Öffentlichkeit überwiege nun ein Bild eines
     monolithischen Islams, das stark von Vorurteilen
     geprägt sei. Die Kirche sollte hier Gegensteuer ge-
     ben: «Im Dialog mit Musliminnen und Muslimen                     Leitlinien des
     können wir dazu beitragen, dieses Bild zu verän-
     dern. Wichtig ist, dass nicht über den Islam gespro-             Dialogs
     chen wird, sondern dass Muslimminnen und Musli-                  KOM. 2010 erarbeitete der
     men Gelegenheit geboten wird, über ihre                          Kirchenrat ein Positions-
     Lebensweisen und religiösen Praktiken zu berichten               papier mit dem Titel
     und auf Fragen, die sie betreffen, zu antworten.»                «Kirche und Islam», das
                                                                      die Leitlinien des interre-
     Guter Dialog mit der VIOZ                                        ligiösen Handelns be-
         Als verlässlicher Dialogpartner hat sich für die             nennt. Der Leitfaden hat bis heute
     Zürcher Kirche die VIOZ, die Vereinigung Islami-                 Gültigkeit, indem er Spannungsfel-
     scher Organisationen im Kanton Zürich, gezeigt.                  der benennt und Schritte für ein
     Marc Bundi hält fest, dass man mit der VIOZ – die                friedliches Nebeneinander aufzeigt.
     seit 25 Jahren besteht – partnerschaftliche Bezie-               Download: zhref.ch mit dem Suchbegriff
     hungen pflege, die auf Offenheit und gegenseitigem               «Kirche und Islam»
     Vertrauen beruhen. «Die VIOZ bekennt sich zu de-
15

Themen &
 Termine
CAS Diakonie –
Soziale Arbeit in
der Kirche
14. APRIL
Infoveranstaltung. Wie bringt sich die
Sozialdiakonie in Gemeinden und
Quartieren gewinnbringend ein?
Lernen Sie die Studienleitung kennen
und klären Sie offene Fragen. 17 Uhr,
online. Anmeldung: zhaw.ch

Sozialberatung
20. APRIL ODER 10. MAI
Sie haben den Kurs «Sozialberatung in
Ihrer Kirchgemeinde» besucht und
möchten weiter am Ball bleiben?
Besuchen Sie diese halbtägige
Vertiefungswerkstatt. Leitung:
Angela Lagler.
20. April oder 10. Mai, jeweils 13.30 bis                                                Farb-Ikonen
17 Uhr. Online per Zoom.
Anmeldung: 044 258 91 26                                                                 Der Gehörlosenpfarrer Matthias
katja.schaefer@zhref.ch                                                                  Müller Kuhn malt ausdrucks-
                                                                                         starke Bilder, die er selber
Evangelischer                                                                            Farb-Ikonen nennt. Nun hat er
                                            Kunz, Prof. B. Jeggle und Prof. S.           einen Zyklus zusammengestellt
Theologiekurs                               Schweyer. Gesprächsrunden und
                                            Podium vertiefen die Thematik. Für
                                                                                         für die Zeit zwischen Ostern
APRIL UND MAI                               alle, die Gottesdienste gestalten und        und Pfingsten. Motive von
Der Kurs befähigt zu einem fundierten       verantworten. Zoom-Tagung, 9 bis             russisch-orthodoxen Ikonen
Urteil in theologischen Fragen und ist      12.15 Uhr. Anmeldung: gottes-                werden aufgenommen und in
eine persönliche, theologische              dienst-ref.ch/agenda/agenda-lgbk
Fortbildung. Die Infoanlässe zu den
                                                                                         eine eigene Farbsprache
Kursen ab August finden vor Ort oder                                                     übersetzt. Die leuchtstarken
online statt. 20. April, 18.30 bis 19.45
Uhr. 26. Mai, 18 bis 19.45 Uhr.
                                            Ausstellung:                                 Bilder, die einer expressio­
                                                                                         nistischen Malweise naheste-
Anmeldung: 044 258 92 17
lebenswelten@zhref.ch
                                            Glocken giessen                              hen, nehmen Themen der Bibel
                                            – Glocken läuten                             und der Glaubenswelt auf und
                                            25. APRIL BIS 23. JULI                       ermöglichen eine neue Sicht
KlosterTage                                 Wussten Sie, dass die Klosterkirche          auf traditionelle Themen der
Theologie                                   Kappel schweizweit die letzte Gemein-
                                            dekirche ist, in der die Glocken
                                                                                         Kirche.
2. BIS 3. MAI                               ausschliesslich von Hand geläutet            Ausstellung: 26. März bis 27. Mai
Das Glück der Nachfolge. Taugt die          werden? Der Rundgang durch die               reformierte Kirche Oerlikon
Bergpredigt als Wegleitung für das          Ausstellung in der Klosterkirche Kappel      Dienstag bis Sonntag, 11 bis 15.30 Uhr
Leben? Steckt in der Nachfolge eine         informiert über historische und aktuelle
Erwartung, die nur eine geistliche Elite    Glockenthemen. Eine Bilderserie gibt
erfüllen kann? Muss man wie Jesus           Einblick in das langwierige Glocken-
Schmach und Schande auf sich                gussverfahren, das sich durch die
nehmen, um den Lohn im Himmel zu
bekommen? Leitung: Ralph Kunz und
                                            Jahrhunderte kaum verändert hat.
                                            Foto: Werner Rolli
                                                                                       Zeichnen über
Volker Bleil.
Infos: 044 764 88 30, klosterkappel.ch
                                                                                       Auffahrt
                                                                                       13. BIS 15. MAI
                                                                                       Mit dem Auffahrtsfest werden sich die
Wandlung im                                                                            Teilnehmenden thematisch zwischen
                                                                                       Sichtbarem und Unsichtbarem
Wandel                                                                                 bewegen und für beides Bilder finden.
8. MAI                                                                                 Auch Musik, Lieder, Choräle sind
                                                                                       Ausgangspunkte für das Visualisieren.
Das Abendmahl aus reformierter,                                                        Leitung: Marcus Watta und Regula
katholischer und freikirchlicher                                                       Eschle Wyler.
Perspektive, betrachtet von Prof. R.                                                   Infos: 044 764 88 30, klosterkappel.ch
CH-8001 Zürich
                                                                                   P. P. / Journal
                                                                                   Post CH AG
                                                                                     notabene

                                                                                         AZB
                                                                                  8024 Zürich, notabene@zhref.ch
                                                                                  Hirschengraben 7, Postfach 673,
                                                                                  Kommunikation
                                                                                  Evang.-ref. Landeskirche,
                                                                                  Adressberichtigung an:
                                                                                  Hirschengraben 7, 8024 Zürich
                                                                                  Kantons Zürich
                                                                                  Evang.-ref. Landeskirche des
                                                                                  Absender: notabene
Mehr Gottesdienste am TV. Illustration: Anna Sommer www.annasommer.ch
Lesen Sie dazu auch den Artikel ab Seite 6.

IMPRESSUM                                   DRUCK UND DESIGN
«notabene» ist die Zeitschrift aller, die   Robert Hürlimann AG, Zürich
beruflich, ehrenamtlich oder regel­         Raffinerie AG, Zürich
mässig freiwillig als Mitglieder in der
Zürcher Landeskirche mitarbeiten.           AUFLAGE
                                            6500 Exemplare. Erscheint monatlich
HERAUSGEBERIN                               mit Doppelnummern im Juli und
Evangelisch-reformierte Landeskirche        Dezember.
des Kantons Zürich. Abteilung
Kommunikation (KOM),                        NÄCHSTE AUSGABE
Hirschengraben 7, 8024 Zürich
                                            Nr. 4 / 2021 (Mai)
REDAKTION UND
                                            NOTABENE IM WEB
GESTALTUNG
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Christian Schenk (SCH),
Madeleine Stäubli-Roduner (ROD)
Tel. 044 258 92 97, notabene@zhref.ch       TITELBILD
Redaktionssekretariat:                      Bau einer Legostadt – Themenbild.
franziska.schellenberg@zhref.ch             Foto: Rafael Graf
Tel. 044 258 92 13

AUTORINNEN
Esther Derendinger (ED), Viviane
Schwizer (VS)
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