Die Unruhebrauerei - forum - Pfarrblatt

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Die Unruhebrauerei - forum - Pfarrblatt
28. JULI BIS 1O. AUGUST

                                                                                      16 2018

Die Unruhebrauerei
Reportage Im Kloster Fischingen wird starkes Bier gebraut

Kritisch zu prüfen                             Frauen stärken

Voluntourismus boomt. Doch Freiwilligen­       Amanda Ehrler und Barbara Acklin zum
einsätze auf Reisen sind nicht unumstritten.   100-Jahr-Jubiläum «ihres» Vereins.
Die Unruhebrauerei - forum - Pfarrblatt
EDITORIAL

                                                                    Freitagabend auf dem Weg
                                                                    nach Hause: Ich freue mich
                                                                    aufs Wochenende. Die Stimme
                                                                    aus dem Off kündigt die End­
                                                                    haltestelle des Zuges an.
                                                                    Leicht ungeduldig warte ich,
Eine Biergeschichte im forum? – Wir müssen                          bis der Zug zum Stehen
im Sommerloch stecken!                                              kommt. Dann steige ich aus.
                                                                    Ich frage mich, wo ich mein
Zugegeben: Die Reportage aus der Klosterbrauerei Fischingen
                                                                    Velo abgestellt habe. Ich
ist eine typische Sommergeschichte. Und trotzdem eine, die ­
                                                                    möchte schnell nach Hause.
für eine Haltung steht, die wir im Pfarrblatt das ganze Jahr hin-
                                                                    Da beobachte ich, wie eine
durch pflegen.
                                                                    Frau mit ihrem Gepäck Mühe
                                                                    hat. Viele Menschen gehen
Wenn darüber diskutiert wird, was die katholische Kirche
                                                                    an ihr vorbei. Ich ertappe mich
­unternehmen müsse, um wieder populärer zu werden, dann
                                                                    beim Gedanken, die Frau doch
 laufen die Argumente und Massnahmen meist auf ein Ziel
                                                                    auch ignorieren zu können.
 ­hinaus: vollere Kirchen.
                                                                    «Kann ich Ihnen helfen?»,
Damit wird der Eindruck erweckt, der Gottesdienst sei nicht nur     frage ich sie im nächsten Mo­
die Kraftquelle, sondern auch das Ziel all unserer Bemühungen.      ment. Die Frau, die sich gerade
Und was wir krampfhaft zu konstruieren versuchen, ist ­             über ihr Gepäck beugt, richtet
ein spirituelles Perpetuum mobile im Selbstzweck-Modus.             sich auf. Unsere Blicke treffen
                                                                    sich. Eine Mischung aus Über­
Dass zur katholischen Kirche aber auch die Kultur, das Arbeiten,    raschung, Verlegenheit und
die Liebe, die Politik (ja, auch die!) und der Genuss (beispiels-   Erleichterung kommen zum
weise eines guten Trappistenbiers!) gehören, das wird häufig        Vorschein. «Ja, gern!», antwor­
übersehen oder als Nebensächlichkeit geringgeschätzt.               tet sie. 30 Sekunden später
                                                                    ist der Hilfsdienst beendet.
Die katholische Kirche darf ruhig einen Absolutheitsan-             Sie bedankt sich noch einmal
spruch haben. Allerdings keinen auf Macht, Deutungshoheit           und wir verabschieden uns.
und Alleinseligmachung. Sie hat den Anspruch, sich einfach          Die Situation geht mir ge­
absolut keinem Lebensbereich zu verschliessen und das Gött-         danklich nach. Die Frau war
liche einfach absolut überall entdecken zu können.                  dankbar und überrascht,
                                                                    dass ihr jemand geholfen hat.
Mit dieser Weltoffenheit wird sie letztlich den Genuss des          Sie hatte nicht damit gerech­
­gesamten Lebens vertiefen. Salute – Prosit – zum Wohl!             net. Ich merke: Es hat mich
                                                                    gefreut, dass sie sich gefreut
                                                                    hat. Es ist manchmal so ein-
                                                                    fach, jemand anderem und
                                                                    gleichzeitig sich selbst etwas
                                                                    Gutes zu tun!

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                                                                    Frank Ortolf Dienststellenleiter der
                                                                    katholischen Jugendseelsorge in Zürich
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                                                                                                  forum 16 2018    2
Die Unruhebrauerei - forum - Pfarrblatt
INHALT

                                           4

                                                                                                                                                                          Foto: Christoph Wider
          GOTT UND DIE WELT

          Die Unruhebrauerei
          In Fischingen braut die einzige
          Schweizer Klosterbrauerei starkes
          Bier. Mit dem Kleinbetrieb hat
          das Kloster auch etwas Dynamik
          in den Hinterthurgau geholt.

              GOTT UND DIE WELT            8                                                               GOTT UND DIE WELT
                                                                                                           Belgisches Bier
                                                                                                           Kolumne von Werner De Schepper
                                                                                                                                                                    7

              Kritisch zu prüfen
              Immer mehr westliche Touristen
              arbeiten in Entwicklungsländern.
              Wie sinnvoll ist Voluntourismus
                                                                         IM ZÜRIPIET DIHEI    26           AUS DEN PFARREIEN                              9–24
              eigentlich? Nachgefragt
                                                                     Frauen stärken                        GLAUBEN HEUTE                                            25
              bei Christine Plüss, Basel.
                                                                     Präsidentin Amanda Ehrler             Stolpersteine
                                                                     (rechts) und Geschäftsführerin        Ritual
Foto: alamy

                                                                     Barbara Acklin blicken zum            Ökumene
                                                                     100-Jahr-Jubiläum ­des Katholischen   Friedensgebet in Bari
                                                                     Frauenbundes Zürich nach vorn.
                                                                                                           BOUTIQUE                                   28–29
                                                 Foto: Christoph Wider

                                                                                                           Kräuter aus dem Kloster
                                                                                                           Echtes Johanniskraut

                                                                                                           GOTT UND DIE WELT                                        30
                                                                                                           Nothilfe für Ostafrika,
                                                                                                           Libanon und Syrien
                                                                                                           Die Katholische Kirche im Kanton
                                                                                                           Zürich bietet Unterstützung

                                                                                                           AGENDA                                                   31
                                                                                                           SCHLUSSTAKT                                              32
                                                                                                           Narrenschiff
                                                                                                           Mein Migrationshintergrund

                                                                                                           Titel: Im Kloster Fischingen wird starkes Bier gebraut.

                                                                                                           Foto: Pilgrim / zvg

                                                                                                                                              forum 16 2018    3
Die Unruhebrauerei - forum - Pfarrblatt
GOTT UND DIE WELT

Die Unruhebrauerei
In Fischingen braut die einzige Schweizer Kloster­brauerei
starkes Bier. Mit dem Kleinbetrieb hat das Kloster auch etwas
Dynamik in den Hinterthurgau geholt.
                           In einem Gewölbekeller eines Klosters an einem        hinter der Kleinbrauerei «Pilgrim», die seit drei-
                           Dorfrand am Ende eines Tales an der Grenze des        einhalb Jahren im Kloster Fischingen braut.
                           Kantons Thurgau freut sich Werner Ibig, Direk-            Noch sei die Gastrobranche zwar nicht so weit,
                           tor des Klosters Fischingen, über Unruhe.             dass sie Bier wie einen guten Rotwein zu einem
                               Seit kurzem reift hier Bier in Fässern. Anlass    feierlichen Nachtessen verkaufen könne. Aber
                           für eine kleine Feier. Ibig sagt zu den Gästen:       der 71-Jährige ist überzeugt, dass Genussbiere
                           «Wir haben in den letzten Jahren viel versucht,       die profitable Nische darstellen, die seine kleine
                           aber nichts hat so viele Emotionen geweckt wie        Brauerei draussen im Tannzapfenland, dem hin-
Ein Verein als
Klosterbesitzer            das Bier.»                                            tersten Zipfel des Hinterthurgaus, füllen muss.
Das Kloster Fischingen         Im Raum duftet es nach frischem Eichenholz.           Wartmann muss es wissen: Aus einer Brauer­
wurde 1848 vom thur­       Hier unten ist das Bier mehr als ein erfrischendes    familie stammend hat Wartmann sein gesamtes
gauischen Grossen Rat
aufgehoben. 1879 wur­      Getränk. Mehrere Monate reift es in etwa dreissig     Berufsleben in der Branche verbracht. Nach der
de der Verein Kloster      Fässern, wovon ein paar früher Rum oder Whis-         Ausbildung zum Braumeister in Berlin Ende
Fischingen gegründet,      key enthielten und bereits in Jamaika lagerten.       Sechziger- und Anfang Siebzigerjahre entwi-
der seither Besitzer
der Klostergebäude ist.
                               Im Holzfass passiere eben viel mehr als­          ckelte er unter anderem das Ittinger Bräu, wel-
Der Verein betreibt in     im sterilen Edelstahltank, sagt später Philipp        ches er später an den Biergiganten Heineken
den Klostergebäuden        Krickl, der abtretende Braumeister der einzigen       verkaufte. Strenggenommen sei das Ittinger, das
ein Seminarhotel, ein
                           Schweizer Klosterbrauerei, und spricht vom bele-      sich heute mit dem Zusatz «mit klösterlichem
Restaurant, eine Schrei­
nerei, einen Kulturbe­     benden Austausch zwischen dem Bier und dem            Ursprung» verkauft, kein Klosterbräu gewesen,
trieb und eine Schule.     Holz – und eben auch von Unruhe. «Wir versuchen       meint er heute. «Wir brauten es nicht auf dem
Seit 1977 lebt auch        Tiefe und Charakter in die Biere zu bringen.»         Klostergelände, sondern bei Heineken.»
wieder eine Benedikti­
nergemeinschaft in                                                                   Anfang Neunzigerjahre wurde er über ein
den Klostermauern – als    Martin Wartmann verkauft das Bier etwas anders als    Branchenmagazin auf die lebendige Craft-Beer-
Mieterin des Kloster­      sein ehemaliger Braumeister. Er spricht von Grand-­   Szene in den USA aufmerksam. Er reiste an eine
vereins.
                           Cru-Bieren und Ultra-Premium-Segment. Wart-           Konferenz nach Texas, begann sich mit amerika-
www.klosterfischingen.ch
                           mann ist Mitgründer und treibender Bierprofi          nischen Kleinbrauern auszutauschen und sah

                                                                                                                 forum 16 2018    4
Die Unruhebrauerei - forum - Pfarrblatt
Impressionen aus
Fotos: Christoph Wider

                                                                               Fischingen (von links):
                                                                               Sudkessel der Brauerei,
                                                                               Klosteranlage,
                                                                               Brauerei-Mitbegründer
                                                                               Martin Wartmann,
                                                                               Blick in die Abfüllanlage.

                         über die Jahre, wie die vielfältige Szene wuchs,
                         wie gut sich Spezialrezepte auf dem Markt halten,
                         wie stark durstige amerikanische Kehlen die Ab­
                         wechslung suchten. Und so wurde ihm, der den
                         Biermarkt fast ein halbes Jahrhundert lang ver-
                         folgt hatte, immer klarer: Früher oder später wür-
                         de die Welle der geschmackvollen Genussbiere
                         auch die Schweiz erfassen. Eine kleine, feine           heute die Brautechnik steht, befanden sich vor-
                         Brauerei könnte auch in der Schweiz gut laufen.       her eine Bühne sowie Requisiten der zu Zeiten
                         Wartmann aber stand kurz vor der Pensionierung.       des Kinderheims beliebten Theateraufführungen.
                                                                               «Wir haben grösstenteils auf eigene Kosten
                         «Wenn du das nicht machst, bist du alt», habe ihm     ­umgebaut», sagt Wartmann, der hier 2014 die
                         ein Freund gesagt, nachdem Wartmann diesem             dritte Brauerei seines Lebens einbaute.
                         kurz vor seiner Pensionierung von den Verän-               Im Raum nebenan befindet sich die grosse
                         derungen in der Bierbranche und seinen Ideen           Sudpfanne und der Verkaufsladen für Kunden,
                         erzählt hatte.                                         die auf dem Gelände vorbeischauen. Darüber,
                             Und nachdem er 2013 an einem Meditations-          die Treppe hoch, stehen die offenen Gärungs-             Brauereien
                         workshop in Fischingen teilgenommen hatte,             töpfe, wohin das Bier nach dem Sieden gelangt,         in der Schweiz:

                         dachte er: «Hier, an diesem Kraftort, am Pilger-       bevor es später in den erwähnten Holfässern im
                         weg nach Santiago de Compostela, könnte es
                         klappen!» Kurz darauf schrieb er einen Brief,
                                                                                Keller unter Beigabe besonderer Geschmacks­
                                                                                aromen ein zweites Mal vergoren wird. Die Brau-
                                                                                                                                            32
                         ­adressiert «an die Leitung».                          erei bezahlt dem Kloster nicht nur Miete für die
                             Roman Müggler, damals Präsident des Ver-           Räumlichkeiten. Über den Wasserverbrauch tritt
                                                                                                                                             1990
                          eins Kloster Fischingen, antwortete umgehend          sie ihm auch einen Hektoliterbeitrag an die
                          und die beiden vereinbarten ein Treffen. «Nach        ­Nutzung der Klostermarke ab – eine Art Erfolgs-
                          einer halben Stunde sprachen wir nicht mehr
                          darüber, ob wir es tun würden, sondern nur noch
                                                                                 beteiligung fürs Kloster. Gegenwärtig trägt das
                                                                                 jährlich insgesamt bis zu 70 000 Franken ein.
                                                                                                                                         869
                          wie», erinnert sich Wartmann. Müggler, der das
                          Präsidium mittlerweile abgegeben hat: «Ich hatte      «Wir sind froh um jeden Beitrag», sagt Kloster­
                          mir schon länger gedacht, dass eine Brauerei hier-   direktor Werner Ibig. Sie seien zwar auf der
                          hin passen würde. Aber mir war auch bewusst:         ­Suche nach einer guten Nutzung für die Räume
                          Es braucht einen Wahnsinnigen, einen risiko­          gewesen. Doch die bisherige Zusammenarbeit
                          freudigen Unternehmer.» Nach etwas mehr als           mit der Brauerei hat seine Erwartungen über-
                          einem Jahr wurde die Brauerei «Pilgrim» eröffnet.     troffen: «Das Echo auf die Brauerei ist viel grös­
                                                                                ser, als ich dachte.»
                         Ihre Betriebsamkeit verströmt die Brauerei in einem        Es gibt allerdings keine Belege, dass das                2017
                         kleinen Flügel eines ehemaligen Werksgebäudes          Kloster früher einmal über eine Brauerei ver-
                                                                                                                                     Quelle: Eidgenössische
                         ausserhalb der Klostermauern. Im Raum, wo              fügte. Ibig nimmt gleichwohl an, dass in Fischin-       Zollverwaltung

                                                                                                                                         forum 16 2018    5
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GOTT UND DIE WELT

                                                Foto: Christoph Wider

                                                                                                                            Foto: Christoph Wider
Foto: Pilgrim / zvg

                                                                                                                                                Braumeister Jonas Kasper ist sichtlich stolz
                                                                                                                                                auf sein Bier – den Benediktinern scheint’s zu
                                                                                                                                                schmecken.

                                                                        gen irgendwann mal Bier gebraut wurde. Aus                              Hefekulturen. Vor fünfzig Jahren fanden diese
                                                                        Getreide und Brot gekochtes Bier wurde mit der                          den Weg in die amerikanische Kleinbrau-Szene,
                                                                        Christianisierung des Bodenseeraums zu einer                            wo sie auch Martin Wartmann entdeckte. Die
                                                                        geschätzten Nahrung in den Klöstern der Region.                         Hefen, welche Pilgrim benutzt, haben ihren Ur-
                                                                        Der St. Galler Klosterplan aus dem neunten Jahr-                        sprung in einem kalifornischen Labor. So holt
                                                                        hundert verzeichnet mindestens drei Brauereien.                         das abgelegene Kloster Fischingen die weite
                                                                           Weil die klimatischen Voraussetzungen den                            Welt in den Hinterthurgau.
                                                                        Getreideanbau im Hinterthurgau aber wohl
                                                                        kaum ermöglichten, fragt sich Ibig: «Wurde also                         Einmal zu jeder Jahreszeit pilgern jeweils über
                                                                        das Getreide oder das Bier nach Fischingen ge-                          600 Bierfreunde und Bierfreundinnen ans Saison-
                                                                        bracht?» Denkbar sei auch, dass die Mönche in                           bierfest nach Fischingen. Dann schenkt Pilgrim
                         Bierproduktion                                 der Bäckerei Bier brauten, weil da ohnehin ge-                          das speziell gebraute Saisonbier – diesen Sommer
                         in der Schweiz:                                heizt wurde.                                                            war es ein fruchtig-süsses Kirschenbier – gratis
                            (in Mio. hl)
                                                                                                                                                aus. Die Gäste geniessen es auf den Festbänken

                           4,14
                                                                        Die Tradition der Kloster-Starkbiere, an welche                         draussen vor der Brauerei oder drinnen in der
                                                                        die Pilgrim-Biere anknüpfen, ist allerdings ohne­                       kleinen Klostersporthalle. «Das läuft sehr ruhig
                                                                        hin keine explizit schweizerische oder gar eine                         und gesittet ab», berichtet Werner Ibig. Das Bier,
                                                                        der Benediktiner. Sie stammt vom kleinen ­Trap­­-                       das die Menschen zusammen ins Kloster bringt,
                                                                        pisten-Orden, einer Abspaltung der Zisterzienser,                       ist ein guter Botschafter für Fischingen. «Ich bin
                                                                        von dem nach der Französischen Revolution eini-                         glücklich mit der Brauerei. Uns geht es gut mit
                                                                        ge Mitglieder nach Belgien geflüchtet waren.                            der Brauerei.»
                                                                            Da in Belgien der Hopfen bloss dem Adel                                 Auch wegen seiner Abgeschiedenheit braucht
                               1990
                                                                        vorbehalten war, experimentierten die Mönche                            das Kloster eben nicht nur die Ruhe. Dies ist auch
                                                                        mit anderen Zutaten wie Früchten oder Zucker                            den Mönchen bewusst. Jeweils am Sonntag –

                           3,46                                         und entwickelten alkoholresistente Hefen.
                                                                            Dies kam den Ordensbrüdern entgegen, als
                                                                                                                                                dem Ruhetag – geniessen sie zum Znacht eine
                                                                                                                                                kalte Platte, erzählt am Abend der Gewölbekeller­
                                                                        zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Belgien                           einweihung ein Pater. Und mit einem zufrie­
                                                                        der Schnapsverkauf verboten wurde und somit                             denen Lächeln und etwas Stolz fügt er hinzu:
                                                                        die Nachfrage nach hochprozentigem Bier an-                             «Dazu gibt es zur Abwechslung jeweils ein
                                                                        stieg. Trappisten-Bier, heute eine geschützte                           ­kühles Pilgrim.»
                                                                        Marke mit eigenem Label, ist deshalb in Belgien
                               2017                                     besonders stark verankert.                                                                          Pascal Sigg freier Journalist
                                                                            Das Geheimnis ihres Erfolgs liegt allerdings
                       Quelle: Eidgenössische
                          Zollverwaltung                                nicht in den Hopfenalternativen, sondern in den                         www.pilgrim.ch

                                                                                                                                                                                   forum 16 2018    6
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KOLUMNE

Belgisches Bier
Drei Sachen brachten meine Eltern im-       Als Kind bei Grossvater in der Bäckerei                                       Werner De Schepper
mer aus ihrer Heimat Belgien in die         registrierte ich früh, dass praktisch                          Der Co-Chefredaktor der «Schweizer
                                                                                                                       Illustrierten» ist Belgier,
Schweiz mit: belgisches Bier – das war      ­jeder, der vorbeikam, ein Bier erhielt.                           katholischer Theologe und Mit­-
meist Trappistenbier in braunen, nicht       Aber das war einfach ein «Pintje» aus                              eigen­tümer eines Restaurants.

etikettierten Flaschen in speziellen         dem Kühlschrank. Nur bei ganz beson-
Holzkisten –, belgisches Brot – das war      deren Festessen oder bei ganz beson-            sche. Schliesslich sind Trappistenbiere
eine Art Honigkuchen – und belgische         deren Gästen – beispielsweise wenn der          Fastenbiere, gebraut für mystische Er-
Pickles – eine Sauce für Pommes frites.      Pfarrer vorbeikam, um der bettlägerigen         kenntnisse während der Fastenzeit.
Brot und Pickles stiessen bei unseren        Grossmutter die Hostie zu bringen –             Denn wie wir Katholiken alle wissen:
Schweizer Gästen auf mässige Begeis-         mussten wir Kinder in den Keller runter         Trinken bricht das Fasten nicht.
terung. Auf ein belgisches Bier hingegen     und ein Trappist raufbringen.                       Noch wichtiger jedoch: Trappisten-
kamen alle gern vorbei.                          Schon das war ein Abenteuer. Denn           biere sind nicht nur unheimlich schmack-
    Obwohl ich jetzt in einem Weinbau-       der Keller meines Grossvaters war ein           haft, sie entziehen sich bis heute weitge-
erndorf lebe, kommen meine Freunde           sagenumwobener Ort. Er war ganz tief            hend dem kapitalistischen Prinzip. Alle
auch bei mir am liebsten auf ein belgi-      in die Erde hineingebaut und die Trep-          Trappistenbiere mit dem «Authentic»-
sches Bier. Aber nicht auf irgendein         pe dort hinunter sehr steil. Hier sass          Siegel stammen aus von Trappisten be-
belgisches Bier, sondern ganz speziell       mein Vater mit seiner Familie, wenn             wohnten und bewirtschafteten Klöstern.
auf ein Trappistenbier.                      amerikanische Flieger über das hitler-          Wenn auch heute in den Klosterbrauereien
    Kein Wunder. Unterdessen gibt es         besetzte Dorf flogen. Und hier versteck-        nicht mehr nur Mönche arbeiten, so gelten
auch in der Schweiz praktisch überall        te mein Grossvater die letzten Kriegs-          doch überall dieselben alten kommunisti-
belgisches Bier zu kaufen. Meist dop-        monate einen US-Piloten, den die Deut-          schen Prinzipien: Der Gewinn ist fürs Klos-
pelt bis dreimal so teuer wie in Belgien,    schen vom Himmel geschossen hatten.             ter und wird ausschliesslich zum Erhalt des
aber immerhin. Nur die Biere mit der             Dort unten also holten wir das Trap-        Klosterlebens verwendet. Deshalb gibt es
Aufschrift «Authentic Trappist Beer»         pistenbier. Sie lagen gut versteckt in alten,   auch eine Mengenbeschränkung. Es
sind in der Schweiz nach wie vor eine        von Spinnweben verhängten Holzkisten            wird nicht mehr produziert als nötig.
Rarität. Und etwas ganz anderes.             unter der Treppe. Sie hatten kein Etikett,      ­Jedes Kloster braut nach seinen Bedürf-
                                             nur eine Gravur auf der Holzkiste mit der       nissen. Mit dem paradoxen Resultat,
  Buchtipp                                   Bezeichnung des Klosters «Westmalle».           dass die Flaschen des Klosters Westvle-
                                             Es brauchte einen gewissen Mut, durch           teren, das von allen Trappistenklöstern
                                             die Spinnweben hindurch einfach in              am wenigsten Bier produziert, heute am
                                             die Kiste zu langen. Dafür bekamen wir          allerteuersten sind und ausser in den
                                             oben von Grossvater immer ein biss-             Beizen der Region Westvleteren fast nur
                                             chen Bierschaum zum Abschlecken.                noch in der flämischen Edelgastronomie
                                                 Und Grossvater – wie später auch            zu finden sind.
                                             mein Vater – erklärte den Gästen jeweils
                                             feierlich: Je älter das Bier, desto besser.     Umso sympathischer ist deshalb der An-
  175 Biere wurden 2017 beim «Swiss          Tatsächlich kann man Trappistenbier             satz des ersten und einzigen Klosterbiers
  Beer Award» mit Gold oder Silber           über Jahre hinweg lagern. Allerdings            in der Schweiz: Die Pilgrim-Brauerei ist
  ausgezeichnet. Die Publikation der         kam ich nie dazu, es selber zu überprü-         zwar eine AG, aber sie hat – obwohl in
  Testresultate macht nicht nur Lust         fen, da die Kisten sich wundersamer-            einem Benediktinerkloster beheimatet –­
  auf Durst, sie zeigt auch die Vielfalt     weise von Belgien-Besuch zu Belgien-            in den Statuten einen alten Trappisten-
  der Schweizer Bierlandschaft, die          Besuch stets vollständig leeren.                gedanken mitgenommen: Erwirtschaf-
  längst weit über «Lager Hell» hin-                                                         ten eines substanziellen Beitrags an
  ausgeht. Zudem wird auf 60 infor-         Heute haben auch Trappistenbiere Eti-            den Erhalt der Klosteranlagen.
  mativen und lesenswerten Seiten ein       ketten. Und sogar ein Verfalldatum. Sie              Und noch schöner: Es ist d ­ as erste
  Einstieg in Kultur und Geschichte         werden auch nicht mehr in Holzkisten,            Schweizer Bier, das ich ohne rot zu wer-
  des Biers vermittelt. Dabei wird          sondern in Plastikharassen angeboten.            den als «belgisches Bier» meinen Gäs-
  auch aufgezeigt, wie eng die Kultur       Aber sie werden immer noch nach dem-             ten offerieren werde. Denn es schmeckt
  des Bieres mit der Kultur der Klöster     selben Rezept gebraut. Immer noch mit            nach Belgien, nach Trappistenbier, und
  verbunden ist. 		                  bit    Kandiszucker. Und immer noch sind                selbst der Kandiszucker fehlt nicht.
  «Die besten Schweizer Biere»              zwei Gläser Trappist so gut wie eine
  Hrsg. Schweizer Brauerei-Verband.         Mahlzeit. Das war nicht nur der belieb-
  Werd & Weber Verlag 2018. 491 Seiten.
                                            te Tischspruch meines Grossvaters. Es
  ISBN 978-3-85932-910-2.
                                            ist der authentische Geist aus der Fla-

                                                                                                                         forum 16 2018    7
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GOTT UND DIE WELT
Foto: Keystone / Vilhelm Stokstad

                                                                                                                              Freiwillige unterrichten in einer
                                                                                                                              Schule in Malawi Englisch.

                                    Kritisch zu prüfen
                                    In fernen Ländern Kinder betreuen oder ein
                                    Korallenriff putzen: D
                                                         ­ ie Verbindung von Tourismus
                                    und ehrenamtlichem Kurzzeiteinsatz boomt.

                                    forum: Immer mehr westliche Touristen       generieren. Damit dominiert die Nach-         treut werden. Interessierte sollten je-
                                    arbeiten in den Ferien in Entwicklungs-     frage der Freiwilligen über die Bedürf-       doch sicherstellen, dass das Geld nach-
                                    ländern. Wie sinnvoll ist Voluntourismus    nisse vor Ort. In Kurzzeiteinsätzen kön-      haltig dem Projekt zugutekommt und
                                    eigentlich?                                 nen Laien ausserdem oft wenig bewir-          nicht nur Vermittlungsgebühren deckt.
                                    Christine Plüss: Während wir freiwilli-     ken. Zudem ist für sie das Potenzial für
                                    ge Langzeiteinsätze, wie sie Nichtre-       Enttäuschungen gross: Vielfach bietet         Was raten Sie angehenden Voluntouristen?
                                    gierungsorganisationen bieten, begrüs­      ihnen das Projekt keine sinnvolle Ar-         Informieren Sie sich im Vorfeld genau
                                    sen, stehen wir kurzen Freiwilligenein-     beit oder sie werden anders eingesetzt        über das Projekt, um beurteilen zu kön-
                                    sätzen auf Reisen kritisch gegenüber.       als vereinbart.                               nen, ob das Angebot seriös und nach-
                                    Natürlich können auch sie Menschen,                                                       haltig ist.
                                    die neugierig auf fremde Länder und         Bei vielen Veranstaltern wird Volun-          Überlegen Sie, für welche Aufgaben
                                    Gesellschaften sind, wertvolle Erfah-       tourismus als Form des nachhaltigen           Ihre Fähigkeiten geeignet sind, und
                                    rungen ermöglichen. Es lauern jedoch        Reisens beschrieben.                          seien Sie gewillt zu lernen.
                                    Gefahren.                                   Die wenigsten Anbieter jedoch haben           Prüfen Sie Ihre Motivation und bereiten
                                                                                ein implementiertes Umwelt- und Sozial­       Sie sich gezielt auf Ihren Einsatz vor.
                                    Nennen Sie mir die wichtigsten.             management oder verfügen über eine            Meiden Sie Waisenhäuser: Oft leben
                                    Viele Projekte stellen sich nur für Frei-   unabhängige Nachhaltigkeitszertifizie-        dort Kinder, die keine Waisen sind und
                                    willige zur Verfügung, weil sie hoffen,     rung. Aussagen zum Sozial- oder Um-           nur aus Profitgier dorthin verschleppt
                                    damit neue Einnahmen oder Spenden zu        weltengagement sind meist nicht unab-         wurden. Zudem besteht die Gefahr, dass
                                                                                hängig überprüft worden. Zudem liegen         sie durch die unvermeidbare Trennung
                                     Christine Plüss ist                        die meisten Voluntourismus-Angebote           bei Ihrer Abreise traumatisiert werden.
                                     Geschäftsführerin                          im Langstreckenflug-Bereich und haben         Lassen Sie sich nicht auf die Handauf-
                                     des Arbeitskreises
                                                                                daher eine negative Wirkung auf die           zucht vermeintlich ausgesetzter Löwen-
                                     Tourismus und
                                     Entwicklung in                             Klimabilanz.                                  babys ein: Sie werden später nicht aus-
                                     Basel.                                                                                   gewildert, sondern zu Trophäen in der
                                                                                Die Arbeitseinsätze sind auch nicht gratis.   Gatterjagd.
                                                                                Dass Freiwilligeneinsätze etwas kosten,                                 Gespräch: Pia Stadler
                                                                                finde ich richtig. Schliesslich muss die
                                                                                Person vor Ort eingearbeitet und be-          www.fairunterwegs.org

                                                                                                                                                        forum 16 2018    8
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GLAUBEN HEUTE
                                GLAUBEN  HEUTE

                               Stolpersteine ➜ Ritual                                                                     Ökumene

                                                                                                                          «Eine wichtige
Illustration: Nadja Hoffmann

                                                                                                                          Begegnung»
                                                                                                                          Kardinal Kurt Koch, der Ökumene-
                                                                                                                          Verantwortliche des Heiligen Stuhles,
                                                                                                                          zieht eine positive Bilanz des ge-
                                                                                                                          meinsamen Friedensgebetes für den
                                                                                                                          Nahen Osten, zu dem am 7. Juli Papst
                                                                                                                          Franziskus und die Patriarchen der
                                                                                                                          Region nach Bari gekommen waren.

                                                                                                                          «Begegnungen wie diese sind wich-
                                                                                                                          tig, weil sie helfen, diese Region, die
                                                                                                                          dort beheimateten Kirchen und die
                                                                                                                          Patriarchen kraftvoll zu unterstüt-
                                                                                                                          zen», sagte Kardinal Koch nach dem
                                                                                                                          Treffen gegenüber dem katholischen
                                                                                                                          Pressedienst SIR. In Bari hat Koch
                               Verborgenes spürbar machen                                                                 zufolge eine vielfältige Form von
                                                                                                                          Ökumene Gestalt angenommen: eine
                               Die Nationalhymnen vor einem WM-           Sie sind jedoch mehr als einfach eine           «Ökumene des Lebens, des Zusam-
                               Match, die brennende Kerze auf dem         Gewohnheit. Hinzu kommt die symbo-              menlebens und der Zusammenar-
                               Frühstückstisch, das Feuerwerk am          lische Bedeutung, der höhere Sinn.              beit», eine «Ökumene der Heiligkeit,
                               1. August – zu besonderen und alltäg­      Wenn ein Paar sich jeden Sonntag-               weil alles vom Willen Gottes abhängt,
                               lichen Anlässen und Zeiten vollziehen      abend bei Kerzenlicht und einem Glas            von der Suche nach seinem Willen,
                               wir Rituale. Besonders Übergänge rufen     Wein Zeit nimmt für ein Gespräch über           des Friedens, der Brüderlichkeit. Und
                               nach einer Gestaltung durch Rituale.       sich selbst, dann liegt der höhere Sinn         schliesslich die Ökumene des Mar­
                                                                          in dieser besonderen Beziehungsarbeit,          tyriums: weisses Martyrium als Zeug-
                               An biographischen Übergängen werden        in der die beiden die vergangene Woche          nis, aber auch rotes Martyrium wegen
                               diese symbolisch verdichtet und rituell    Revue passieren lassen und auf die              des Blutes, das Christen vergossen
                               vollzogen. Der vorangehende Lebens-        kommende Woche vorausschauen.                   haben».
                               abschnitt der Berufstätigkeit wird be-         Das religiöse Ritual definiert sich
                               wusst abgeschlossen, der neue der Pen-     dadurch, dass es eine Verbindung zum            Papst Franziskus habe die Patriarchen
                               sionierung begonnen. Das gibt Sicher-      Göttlichen herstellt. Im christlichen           unterstützt und herausgehoben, wie
                               heit in einem diffusen Zustand des         Kontext steht jedes Ritual direkt oder          wichtig ihre Nähe zu den Menschen
                               Schon und Noch-nicht.                      indirekt in Verbindung zum zentralen            vor Ort sei, um ihnen Kraft zu geben.
                                   Die sich wiederholenden Übergänge      Ritual, das den Übergang vom Tod zur               Bari sende auch eine politische
                               im Alltag können durch Rituale hervor-     Auferstehung Jesu Christi feiert: zur           Botschaft an die Mächtigen der Welt,
                               gehoben werden. Der Tag erhält so          Osterliturgie. Wie ein Sakrament muss           in der Region keine Kriege zu füh-
                               Struktur. Die Siesta mit anschliessen-     ein christliches Ritual sinnlich wahr-          ren. Wie Franziskus mehrfach betont
                               dem Kaffee und etwas Süssem grenzt         nehmbar sein, durchsichtig das Irdische         habe, könne angesichts des Waffen-
                               den Vormittag vom Nachmittag ab und        mit dem Göttlichen verbinden und auf            handels keine Rede von Frieden sein.
                               verbindet sie gleichzeitig.                einen christlichen Glaubensinhalt hin-          Die Patriarchen seien dem Papst
                                   Die Übergänge im Jahreskreis und       weisen. Durch das Ritual wird die ver-          dankbar für seine klaren Worte ge-
                               im Kirchenjahr sind ebenfalls durch        borgene Wirklichkeit in der erfahrbaren         wesen, sagte Koch.
                               eine Vielzahl von Ritualen geprägt: Ge-    Wirklichkeit gegenwärtig.                          Papst Franziskus selbst erinnert
                               burtstagskuchen und «Happy Birthday»           Ein schönes Ritual, das am 15.August,       sich mit Dankbarkeit an die Begeg-
                               zum Beginn eines neuen Lebensjahres,       am Fest der Aufnahme Marias in den              nungen mit den Patriarchen aus dem
                               Adventskranz und -kalender zum Be-         Himmel, begangen wird, ist die Kräuter-         Nahen Osten. Er sei «wirklich er-
                               ginn eines neuen Kirchenjahres.            weihe. Das Ritual beschränkt sich nicht         baut» gewesen von ihrer Haltung
                                   Rituale können säkular oder religiös   auf die Segnung der Kräutersträusschen.         und ihren Worten, sagte der Papst
                               geprägt sein. Sie sind zwar klar festge-   Es beginnt bereits beim Sammeln der             beim Angelus am 8. Juli. Den Erz­
                               legt und definiert, können aber auch       Pflanzen.                                       bischof von Bari, Francesco Cacucci,
                               gestaltet, sogar verändert werden. Vor                                  Alexandra Dosch    würdigte er als «demütigen und die-
                               allem leben sie von der Wiederholung.                  Diözesane Fortbildungsbeauftragte   nenden Bruder».            Vatican News

                                                                                                                                              forum 16 2018    25
Die Unruhebrauerei - forum - Pfarrblatt
Engagiert für den Katholischen
Frauenbund Zürich:
Amanda Ehrler (links) und
Barbara Acklin.

                                                                                                                                   Foto: Christoph Wider
                           Frauen für die
                           Gemeinschaft
                           Die Präsidentin Amanda Ehrler und die Geschäftsführerin
                           vom Katholischen Frauenbund Zürich Barbara Acklin blicken
                           zum 100-Jahr-Jubiläum ihres Vereins vor allem nach vorn.
                           Amanda Ehrler, Sie haben geschrieben: «Wir stehen   Was sind die Erfolge in der Geschichte Ihres
                           wie an einem Übergang von religiös Gewohntem        Verbands?
                           zu einem Neuentdecken dessen, was an unserem        Ehrler: Es war enorm wichtig, dass die Frauen
                           christlichen Glauben wesentlich ist.»               überhaupt zusammenfanden und füreinander
                           Amanda Ehrler: Das ist eines meiner zentralen       einstanden. Zu Beginn ging es um Alltagsfragen
                           Anliegen. Ich will die Frauen ermutigen, ihrer      wie Erziehung oder Kochrezepte. Später wollte
                           Spiritualität in der Pfarrei Ausdruck zu geben.     man gemeinsam auch für andere Frauen sor-
                                                                               gen. Dies geschah und geschieht auf internatio-
                           Weshalb engagieren Sie sich im Zürcher Frauen-      naler Ebene im Elisabethenwerk, auf nationaler
                           bund?                                               Ebene im Solidaritätsfonds für Mütter und
                           Ehrler: Ich finde es spannend und sinnvoll,         ­Kinder – und in Zürich bei unserer Beratungs-
                           mich für Frauen einzusetzen. Ihre Themen,            stelle Tandem.
                           A­nliegen und Stimmen werden noch immer
                           nicht gleichwertig mit jenen von Männern wahr­      Und was ist die Rolle des Kantonalverbands?
                           genommen.                                           Barbara Acklin: Wir unterstützen die örtlichen
                                                                               Frauenvereine. Und wir bilden eine Schnittstelle
                           Nur in der Kirche oder auch in der Gesellschaft?    zwischen ihnen und dem nationalen Dachver-
                           Ehrler: Auch in der Gesellschaft. Als Präsidentin   band, dem Schweizerischen Katholischen Frau-
                           des Zürcher Frauenbunds will ich die Frauen         enbund. Zudem schaffen wir mit unseren Ver-
                           stärken und ihnen bewusst machen, wo wir            anstaltungen Plattformen für Gemeinschafts­
www.frauenbund-zh.ch       ­stehen.                                            erlebnisse. Das Erleben von Gemeinschaft,

                                                                                                             forum 16 2018    26
IM ZÜRIPIET DIHEI

Alltagsspiritualität und die Beziehungen, die an    gerinnen kamen zum Schluss: Wir haben die                    Der Katholische Frau-
unseren Anlässen entstehen, sind wichtig ange-      gleichen Anliegen.                                           enbund Zürich (KFB)
sichts der gesellschaftlichen Entwicklung.                                                                       wurde 1919 gegründet.
                                                                                                                 Ihm sind 42 Frauenver­
                                                    Die Gleichstellungsfrage ist nach wir vor heikel.            eine und Frauenge­
Wo gab es Niederlagen?                              Ehrler: Daran leide ich unendlich. Es gibt Pfar-             meinschaften mit ins­
Ehrler: Es gibt eine Entwicklung, die wir aber      reien, in denen eine Frauengruppe eine Litur-                gesamt über 5500 Mit-
                                                                                                                 ­gliedern angeschlossen.
nicht als Niederlage ansehen, sondern als Pro-      gie gestalten konnte. Dann kommt ein anderer
                                                                                                                  Der KFB ist als Kanto­
zess der Veränderung: Wir lösen Jahr für Jahr       Pfarrer und die Sache ist vom Tisch. Es tritt wie-            nalverband dem Dach­
etwa zwei Ortsvereine auf. Meist handelt es sich    der das priesterlich-männliche Bild hervor, das               verband Schweize-
um funktionierende Vereine, in denen sich aber      zeigt: Ich habe das Sagen. Nach dem Zweiten                   rischer Katholischer
                                                                                                                  Frauenbund SKF an-
niemand für die Vorstandsarbeit einsetzen will.     Vatikanischen Konzil waren wir da viel weiter                 geschlossen.
Der Prozess hat auch mit den gewandelten Kir-       als jetzt.
chenstrukturen zu tun. Heute arbeitet in jeder
Pfarrei ein Team von bezahlten Angestellten.        Findet in der Kirche ein Backlash statt?
Sie übernehmen die Arbeit, welche die Frauen        Ehrler: Ja, es geht stetig rückwärts. Der Prozess
früher freiwillig leisteten. Schade ist, dass die   läuft aber fast unmerklich. Rede ich in Gremien
Frauen dadurch ein Feld vielfältigen Wirkens        mit Männern darüber, fühle ich mich oft nicht
aufgeben.                                           verstanden.
Acklin: Bei der Auflösung von Frauenvereinen        Acklin: Wegen des Priestermangels werden Geist-
übernehmen wir vom Verband die Begleitung           liche aus anderen europäischen Ländern beru-
des Prozesses. Es ist wichtig, zu einem guten       fen. Teilweise bringen sie Rollenbilder mit, mit
Auflösen zu finden.                                 denen wir schon lange abgeschlossen haben.
                                                    Für Frauen ist es schwierig, sich dagegen zu
Was bringt der Frauenbund den Frauen?               wehren. Sie wollen mit ihrer Kritik ja nicht
Acklin: Unsere Veranstaltungen sind sehr gut        gleich die Kirche in Frage stellen.
besucht. Sie entsprechen also einem Bedürfnis.      Ehrler: Unsere Vorgesetzten müssten Priester
Und von den Ortsvereinen werden wir als Unter-      und Laien in gleicher Weise zu einem guten
stützerinnen wahrgenommen.                          ­Miteinander begleiten. Doch aktuell erhält bei
                                                     Konflikten zwischen einem Pfarrer und einem
Ihr Verband will die persönliche, christliche,       Laiengremium der Pfarrer Recht. Es heisst:
staatsbürgerliche und kulturelle Bildung der         Seid froh, dass ihr überhaupt einen Pfarrer
Frauen fördern. Wie tun Sie das?                     habt. Dies spaltet oft auch Frauengruppen.
Acklin: Wir veranstalten Weiterbildungen für
Vorstandsfrauen – dies gemeinsam mit dem            Spielt die konservative Ausrichtung des Bistums
Dachverband. Diese behandeln etwa das Revi-         Chur eine Rolle?
sorinnenamt, den Social-Media-Auftritt, die         Ehrler: Teilweise, aber auch das Generalvikariat
Kommunikation. Wir führen auch drei Besin-          könnte in dieser Frage mutiger vorgehen.
nungstage pro Jahr durch und organisieren kul-
turell-spirituelle Anlässe wie Stadtrundgänge,      Wie stehen Sie zur Bistumsfrage: Soll es ein
Klosterbesichtigungen, Referate.                    ­Bistum Zürich geben?
Ehrler: Das politische Engagement verändert          Ehrler: Ich finde die Diskussionen um ein Bistum
sich je nachdem, wer den Verband führt. Die          Zürich unnötig. Wir haben wichtigere Themen,
frühere Leitung war sehr engagiert, wir weniger.     für die wir uns einsetzen sollten, etwa die Gleich-
Acklin: Unser nationaler Dachverband hat sich        wertigkeit von Mann und Frau. Übrigens würde
das Thema Politik auf die Fahne geschrieben.         ein Bischof in Zürich die Sache verschlimmern,
Wir schliessen uns seinen Statements an und          wenn er von der Art von Vitus Huonder oder
verbreiten sie. Zudem arbeiten wir mit der poli-     Wolfgang Haas wäre.
tisch aktiven Zürcher Frauenzentrale zusammen.
                                                    Was ist Ihr Wunsch für die nächsten 100 Jahre?
Auch die Gleichstellung von Frau und Mann ist ein   Ehrler: Dass die Frauen sich in ihrem Christsein,
Verbandsziel. Der Zürcher Frauenbund ist aber als   in ihrem ganzheitlichen Menschsein neu ent­
Gegenbewegung zur Frauenstimmrechtsbewe-            decken und sich untereinander und für die Ge-
gung entstanden. Wo hat sich das Rad gedreht?       sellschaft ins Spiel bringen.
Ehrler: In den Anfängen meinten die katholischen    Acklin: Ich wünsche, dass es wieder salonfähig
Frauen wohl: Wir müssen die Kirche retten.          wird, Grundwerte zu leben.
Heute ist von dieser Haltung überhaupt nichts
mehr spürbar.                                                                Regula Pfeifer freie Journalistin
Acklin: Das änderte sich rasch. Unsere Vorgän-

                                                                                                                    forum 16 2018    27
BOUTIQUE

           Podestplätze
Bildband 2018

                         BILDBAND 2018
                Geburt

                                            Geburt

           Bildband ➜ Eine Geburt ist mit Ängsten        Ausstellung ➜ Das Peter-Ignaz-von-        Entdeckungsreise in einem lebendigen
           verbunden. Jede Geburt und jede Art           Flüe-Haus in Sachseln, in dem sich das    Denkmal, wo sich Baukultur, Alltags­
           von Geburt bringt uns aber auch Freude        Museum Bruder Klaus befindet, wurde       geschichte und zeitgenössische Kunst
           und Sinn. Wir sind plötzlich vom Wunder       im späten 18. Jahrhundert von einem       treffen. Die Ausstellung wird von einem
           des Lebens berührt und entdecken das          Nachkommen von Niklaus von Flüe er-       umfangreichen Rahmenprogramm be-
           Leben als Geschenk. Der ferment-Bild-         baut. Das prunkvolle Bürgerhaus mit       gleitet.
           band 2018 spürt einem Thema nach, das         seinem barocken Garten und dem denk-                                           pd / ps
           uns mehr als ein Leben lang begleitet:        malgeschützten Ökonomiegebäude ver-
           in der Natur, zur Morgenstunde, bei der       eint französische und Obwaldner Bau-      «Haussichten»
           Taufe, in Handwerk und bei Kirchen-           kultur, birgt Geschichte und Geschich-    Bis 1. Juli 2018. Öffnungszeiten: Di – Sa,
           neugestaltungen, nach persönlichen Er-        ten, regt an und inspiriert.              10.00 – 12.00 Uhr, 13.30 – 17.00 Uhr;
           fahrungen mit dem Tod und bei persön-            Die Sonderausstellung «Haussich-       So, 11.00 – 17.00 Uhr.
           lichen Entwicklungsschritten.        ps       ten» erzählt von ehemaligen Bewohne-      Museum Bruder Klaus, Dorfstrasse 4,
                                                         rinnen und Bewohnern. Sie vermittelt      Sachseln; Telefon 041 660 55 83,
           «Geburt»                                      Interessantes und Unvermutetes über       info@museumbruderklaus.ch,
           Ferment-Bildband 2018. 76 Seiten.             das Wohnen und Bauen um 1784 und          www.museumbruderklaus.ch
           Fr. 16.– zzgl. Versand. Pallottiner-Verlag,   zeigt Arbeiten von Kunstschaffenden,
           Postfach, 9201 Gossau, 071 388 53 30,         die auf das historische Ensemble rea­
           info@ferment.ch, www.ferment.ch               gieren. «Haussichten» lädt ein zu einer

           In Serie

           Ausschwärmen
           Gleich drei Pfarrblätter laden in ihrer
           Sommerserie zum Wandern ein.

           Das Pfarrblatt «forumKirche» (Thur-
           gau / Schaffhausen) bewegt sich auf
                                                                                                                                                  Foto: Christoph Wider

           den Spuren der Schaffhauser Täufer.
           Ein kirchenhistorisch brisanter Weg,
           der daran erinnert, dass es auch in der
           reformatorischen Bewegung zu Verfol-
           gungen kam. Und weil man in Schaff-
           hausen zwar reformiert, gegenüber den         St. Urban (Foto) macht unter dem Titel    tipps, die eine frische Sommerbrise
           Täufern aber weniger resolut war, las-        «Ein Kloster, drei Kantone» den Anfang.   ­versprechen.		                 bit

           sen sich die Spuren der Täufer hier bis           Das «Pfarrblatt Bern» schliesslich
           heute entdecken.                              lädt zu Spaziergängen ein, die uns über   www.forumkirche.ch/archiv/artikel-2350.html
              «Horizonte» (Aargau) zieht es in den       den Alltag hinaustragen und zum Stau-     www.horizonte-aargau.ch / category / som-
           «Wilden Westen» des Kantons. Dort             nen und Träumen bringen. Le Landeron,     merserie-2018
           werden Glaubens- und Kulturschätze            Lommiswil und Pieterlen heissen die       www.kathbern.ch/pfarrblatt-angelus/pfarr-
           an den Rändern des Aargaus entdeckt.          bald nicht mehr so geheimen Geheim-       blatt-bern/sommerserie-2018

                                                                                                                          forum 16 2018    28
Echtes Johanniskraut
                            (Hypericum perforatum)                                               AUS DEM

                            Sammeln soll man diese Sonnenpflanze         hellt die Stimmung auf. Hyper – über,
                            am besten zwischen dem 21. Juni und          eikon – Bild: Hypericum hebt über die
                            dem 15. August, also zwischen Sommer-        dunklen, depressiven Seelenbilder hin-
                            sonnenwende und der Kräuterweihe,            aus. Ein Versuch lohnt sich auch bei
                            die anlässlich des Festes Maria Auf-         Spannungskopfweh, Erschöpfungszu-
                            nahme in den Himmel stattfindet. In          ständen und Schlaflosigkeit. Wenn man
                            diese Zeitspanne fällt mit dem 24. Juni      Blüten und Blätter zerreibt, werden
                            auch das Hochfest, das der Pflanze ih-       die Finger rot. Dieses wertvolle Öl be-
                            ren Namen gab: die Geburt Johannes           schleunigt äusserlich aufgetragen die
                            des Täufers.                                 Heilung von Wunden und Narben und
                                Das Johanniskraut wächst vornehm-        hilft beispielsweise gegen die Infektion
                            lich an Standorten, wo es der Sonne di-      mit Herpesviren. Perforatum – durch­
                            rekt ausgesetzt ist: auf Trockenwiesen,      löchert – bezieht sich auf die dunklen
                            an Weg- und Waldrändern. Bereits d    ­ er   Öldrüsen an Blüten und Blättern. Wer
                            Anblick der leuchtend gelben Blüten          ­allerdings über längere Zeit Johannis-
                            mit ihren langen, an Sonnenstrahlen           kraut anwendet, soll die Sonne meiden.
                            erinnernden Staubgefässen ist eine            Das wäre zu viel des Guten. Öl und Tee
                            Freude. Und so wirkt die Pflanze auch         tragen die Kraft der Sonne nämlich be-         Illustration aus «Kräuterbuch deß ur-
                            als Tee: Ein Teelöffel Kraut (Blätter und     reits in sich.                                 alten Unnd in aller Welt berühmtesten
                                                                                                                         Griechischen Scribenten Pedacii
                            Blüten) übergossen mit 250 ml heissem                            Alexandra Dosch Theologin
                                                                                                                         Dioscoridis Anazarbaei (…).» 1614.
                            Wasser – fünf Minuten ziehen lassen –                                                        (Buch im Besitz des Klosters Fahr)

                            Filmtipp ➜ «Searching for Ingmar Bergman»                                                    Auf Sendung

                                                                                                                         Die Jesuiten und die chinesische
                                                                                                                         Astronomie
                                                                                                                         Ende des 16. Jahrhunderts kamen
                                                                                                                         Jesuiten nach China, um das Land
                                                                                                                         zu missionieren. Damit kamen
                                                                                                                         auch die westliche und fernöstliche
                                                                                                                         Wissenschaft miteinander in
                                                                                                                         Berührung.
                                                                                                                             Sa, 28. Juli, arte, 20.15: Die verbotene
Foto: Praesens-Film / zvg

                                                                                                                            Stadt, 21.05: Der Prozess

                                                                                                                         Gegen die «Dämonen»
                                                                                                                         unserer Zeit
                                                                                                                         Der Theologe und Philosoph Beat
                                                                                                                         Dietschy und die Neutestamentlerin
                            «Das siebente Siegel» steht am Anfang        seltenes Archivmaterial und fragt, wie-         Luzia Sutter Rehmann über Dämoni­
                            dieser dokumentarischen Suche nach           so Bergman ihren eigenen Film «Die              sierungen und dringend nötige Ent-
                            dem Menschen Ingmar Bergman. Die             bleierne Zeit» als einen der wichtigsten        dämonisierungen in unserer Zeit.
                            Regisseurin Margarethe von Trotta            Filme für sein Schaffen bezeichnete. So              So, 29. Juli, 8.30, SRF 2 Kultur
                            liess sich von diesem genialen Toten-        entsteht ein filmisches Gespräch auf
                            tanz für das Kino begeistern; und sie        Augenhöhe: fiktiv rekonstruiert und             Poetischer Predigtwettstreit
                            ist bis heute davon fasziniert. Zum          doch voll von authentischen Sichtweisen         Preacher- oder Predigt-Slams werden
                            Anlass des 100. Geburtstags von Berg-        auf Bergman.        Charles Martig medientipp   immer populärer. Eine Modeerschei­
                            man geht sie der Sache auf den Grund                                                        nung oder ein Magnet, um Impulse
                            und wirft einen persönlichen Blick           «Searching for Ingmar Bergman»                  zu geben und langfristig mehr Men­
                            auf das Leben der «Film-Ikone».              D / F 2017. Regie: Margarethe von Trotta.       schen in die Kirche zu locken?
                                Trotta führt intensive Gespräche mit     Besetzung: Liv Ullmann, Daniel Bergman…              So, 29. Juli, 12.05, SWR2
                            Familie und Weggefährten. Sie zeigt          Verleih: Praesens-Film, www.praesens.com

                                                                                                                                               forum 16 2018    29
GOTT UND DIE WELT

                                                                                                                                                        Die Katholische Kirche Zürich
                                                                                                                                                        unterstützt Nothilfe in Ostafrika,
                                                                                                                                                        wo Dürre herrscht und Krieg wütet.

                                                                                                               wältigung des Alltags Hygieneartikel so­-
                                                                                                               wie Kochutensilien.
                                                                                                                   Bereits Ende April hatte der Syno-
                                                                                                               dalrat 75 000 Franken für Soforthilfe im
                                                                                                               Libanon an den Flüchtlingsdienst der
                                                                                                               Jesuiten bewilligt. Dieser arbeitet seit
                                                                                                               Jahren in dieser Region und greift mit
Foto: Caritas Schweiz / zvg

                                                                                                               seinem Projekt «Mental Health and
                                                                                                               Psychosocial Support in Beirut» eine
                                                                                                               aktuelle Problematik auf. Vor allem
                                                                                                               Kinder leiden durch Kriegserlebnisse
                                                                                                               und häusliche Gewalt unter Traumata.
                                                                                                                   Eine katastrophale Dürre hält Ost-

                              Nothilfe für Ostafrika                                                           afrika fest im Griff, hat es doch seit zwei
                                                                                                               Jahren kaum geregnet. Mehr als 26 Milli-

                              und den Nahen Osten                                                              onen Menschen leiden unter einem gra-
                                                                                                               vierenden Mangel an Nahrungsmitteln
                                                                                                               und Trinkwasser. Mit Unterstützung der
                              Die Zürcher Katholiken unterstützen Projekte
                                                                                                               Glückskette leistet Caritas Schweiz am
                              von Caritas Schweiz und dem Flüchtlingsdienst                                    Horn von Afrika Nothilfe, die bisher
                              der Jesuiten.                                                                    insgesamt über 170 000 Menschen er-
                                                                                                               reichte. Tätig ist das katholische Hilfs-
                              Während Ostafrika nebst einem bruta- In Syrien sind mehr als 11 Millionen werk dabei auch in der autonomen Re-
                              len Krieg seit 2015 unter einer schweren Menschen auf der Flucht, etwa die Hälf- gion Somaliland im Nordwesten von
                              Dürre leidet, ist der Überlebenskampf te davon Kinder. Caritas Schweiz leistet Somalia und im Südsudan. Im Südsudan
                              in Syrien nach sieben Jahren Bürger- seit 2012 Nothilfe und langfristige Un- leidet die wehrlose Zivilbevölkerung
                              krieg härter denn je. Die Katholische terstützung im Umfang von mehr als­ zusätzlich unter einem brutalen Krieg.
                              Kirche im Kanton Zürich unterstützt 36 Millionen Franken in Syrien selbst,           Katholisch Zürich unterstützt Caritas
                              Nothilfe-Projekte von Caritas Schweiz aber auch in den Nachbarländern Jorda- Schweiz für ihren Einsatz in Ostafrika
                              und dem Flüchtlingsdienst der Jesuiten nien und Libanon. Caritas hilft lokalen und Syrien mit insgesamt 40 000 Franken.
                              im Südsudan und Somaliland sowie­ und vertriebenen Familien mit Lebens-
                              in Syrien und Libanon mit insgesamt mitteln und Kleidung, bei der medizi­                                         Synodalrat der
                                                                                                                          Katholischen Kirche im Kanton Zürich
                              115 000 Franken.                         nischen Betreuung und verteilt zur Be-

                               Nächste Inserateschlüsse:                                 Sorgentelefon
                               ➜   30. Juli (Nr. 17)                                       tis
                                                                                               für Kinder
                                                                                          Gra
                               ➜   14. August (Nr. 18)
                                                                                           080055 420
                               ➜   28. August (Nr. 19)                                  sorgenhilfe@sorgentelefon.ch
                                                                                        SMS-Beratung 079 257 60 89                                                              Die Dargebotene Hand
                               forum@c-media.ch                                                www.sorgentelefon.ch      www.telebibel.ch
                                                                                                      PC 34- 4900-5

                                         Für Ihre Steuern und Erbschaftssachen                                                 Sieber-CAR-Reisen … eine Klasse für sich
                                                                                                                                          Ihr Partner für betreute Pilger-Reisen
                                                       Dr. Strebel, Dudli + Fröhlich                                     Pilgerreisen: Lourdes / Medjugorje / Assisi mit geistlicher Begleitung
                                                       Steuerberatung und Treuhand AG
                                                                                                                              Kulturreisen: Rom die ewige Stadt / Christliches Katalonien
                                                             (ehem. Steuerkommissäre)                                  Betreutes Reisen heisst für uns, jederzeit für unsere Gäste da zu sein. Auch Personen mit Handicap
                                                                                                                         oder Gäste die eine besondere Betreuung durch unsere diplomierte Pflegefachfrau benötigen.
                                       Tel. 044 308 25 50     8052 Zürich        www.sdf-treuhand.ch
                                                                                                                                   Verlangen Sie unser Detailprogramm: sieber-carreisen@outlook.com
                                   Steuern       Erbsachen          Altersvorsorge           Liegenschaften                                www.sieber-car-reisen.ch / Telefon +41 77 488 29 26

                                                                                                                                                                                             forum 16 2018    30
28. JULI BIS 1O. AUGUST

Ferien                                            Gottesdienste                               Gebete
                                                  Eucharistiefeier in der Predigerkirche      Vierstimmiges Abendgebet
                                                  Sa, 28.7., 16.00.                           Mit Psalmen, Hymnen und Gebeten
                                                                                              Gott loben.
                                                  Hochschulgottesdienst
                                                                                              Jeden 2. So im Monat, 16.00,
                                                  Je So, 20.00, Liebfrauenkirche, Zürich
                                                                                              Kloster Fahr. www.kloster-fahr.ch
                                                  www.aki-zh.ch
                                                                                              Bahnhofkirche
                                                                                              Mo – Fr, 7.00, 7.30, 8.00, 8.30: Wegworte
                                                  Seelsorge-Gespräche
                                                                                              Mo–Fr, 18.45. Sa/So, 15.45: Abendgebet
                                                  Bahnhofkirche
                                                                                              Mittagsgebet in der Predigerkirche
                                                  Mo – Fr, 7.00 –19.00, Sa/So, 10.00 –16.00
                                                                                              Mo – Fr, 12.15 – 12.35
Ferien einmal anders
                                                  Predigerkirche
Ferien in Bad Schönbrunn erfrischen
                                                  Mo – Fr, 14.00 –18.00                       Eucharistische Anbetung Liebfrauen
Körper, Geist und Seele. Die Tage sind
                                                                                              Mo – Fr, 9.00 – 17.20, Krypta,
getragen vom Wiederentdecken des                  Sihlcity-Kirche
                                                                                              Di, 19.00–21.00, Kirche
­inneren und äusseren Reichtums, der              Mo – Sa, 10.00 –18.30
 im Alltag leicht abhanden kommt. Eine            jenseits im Viadukt                         Mittagsgebet im Flughafen
 anregende Zeit mit anregender Gesell-            Di –Fr, 11.00 –18.00, Sa, 14.00 –18.00      Mi, 12.00, Check-in 2, Andachtsraum
 schaft: mit sich selbst oder in Gemein-
 schaft. Leitung: Ursula Popp, Marcel             Raum+Stille Glattzentrum
                                                                                              Mittwochsgebet in St. Peter und Paul
 Ziegler. Kurskosten: Fr. 790.–                   Mo – Sa, 12.15–16.00,
                                                                                              Mi, 18.00, im Chor der Kirche
                                                  Mi und Fr, 12.15–18.00
So, 2. 9., 18.30 bis Fr, 7. 9., 13.00, Lasalle-
Haus, Bad Schönbrunn, Edlibach                                                                Klangtag Kirche Enge
www.lassalle-haus.org                                                                         Mi, 9.00 –9.30 Einklang; 12.15 –12.35
                                                                                              Haltestille; 18.30 –19.00 Ausklang

Konzert                                                                                       Haltestille Bahnhofstrasse
                                                                                              Do, 12.15 –12.35, Augustinerkirche
Orgelkonzert
                                                                                              Taizé-Lieder im Grossmünster
Zum 1. August spielt Pfr. Mario Pinggera
                                                                                              Fr, 19.15, Krypta, Eingang Limmatseite
Werke von Bach, Dupré und Duruflé so-
wie Improvisationen. Kollekte.
Di, 31. 7., 19.00, kath. Kirche Richterswil                                                   Vernetzt
www.kath-richterswil.ch
                                                                                              Telebibel
                                                                                              044 252 22 22, www.telebibel.ch
Führung                                                                                       Jugendseelsorge
                                                                                              www.jugendseelsorge.ch
Kloster Kappel
Öffentliche Führung durch die                     Fotowettbewerb zum                          Jugendkirche
Klosteranlage. Treffpunkt: Rezeption.             Thema «Glauben»                             www.jenseitsimviadukt.ch
Ohne Anmeldung, gratis.                           Am Bettagswochenende vom 15./16.            Kabel/Lehrlingsseelsorge
Jeden Do, 13.30 – 14.30, Kappel am Albis          September 2018 feiert das Aki unter         044 251 49 60, www.lehrlinge.ch
www.klosterkappel.ch                              dem Motto «studieren, glauben, fragen»
                                                                                              Spitalseelsorge
                                                  sein 100-Jahr-Jubiläum. Im Hinblick
                                                                                              www.zh.kath.ch/spitalseelsorge
                                                  darauf organisiert es einen Foto-Wett-
Spiritualität
                                                  bewerb zum Thema «Glauben». Ge-             Behindertenseelsorge
Glaubenskurse                                     nauere Informationen zu den Teil-           www.behindertenseelsorge.ch
«Bibel verstehen»                                 nahmebedingungen, zum Thema, zur
                                                                                              Palliative Care Hotline
«Gott und die Welt verstehen»                     Jury und den Preisen: www.aki-zh.ch
                                                                                              044 554 46 66 (Stadt und Kt. Zürich)
Tageskurse in Zürich am Mittwoch oder             (unter der Rubrik «Veranstaltungen»).
                                                                                              044 224 03 80 (Stadt Winterthur)
Samstag, insgesamt 9 Kurstage.                    Die Preisverleihung findet am 15.
                                                  September 2018 statt.                       Anderssprachige Gottesdienste
Information und Anmeldung bis 31. 8. unter
www.tbi-zh.ch > Theologische Grundausbildung      Alle Interessierten sind eingeladen, ihre   www.zh.kath.ch/migrantenseelsorge
Oktober 2018 bis Juni 2019, Theologisch-pas­      Fotobeiträge bis am 31. August mit dem
torales Bildungsinstitut TBI, Bederstrasse 76,    Betreff «Fotowettbewerb» einzureichen
Zürich, 044 525 05 40, info@tbi-zh.ch             an info@aki-zh.ch.

www.tbi-zh.ch                                     www.aki-zh.ch                               http://zh.kath.ch/service/bildungsangebote

                                                                                                                     forum 16 2017    31
                                                                                                                           22 2018   
SCHLUSSTAKT
PFARRBLAT T DER KATHOLISCHEN KIRCHE

                                                                                                                                                  Foto: alamy
IM KANTON ZÜRICH

Gültig für die Sonntage vom 29. Juli und 5. August

Herausgeberin
Stiftung forum – Pfarrblatt der katholischen
Kirche im Kanton Zürich
Redaktionsadresse
Hirschengraben 72, 8001 Zürich
044 266 12 72, redaktion@forum-pfarrblatt.ch,
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Di/Do 13.30–16.30 Uhr
Stiftungsratspräsident: Pfr. Andreas Rellstab
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Chefredaktion: Thomas Binotto (bit)
Redaktion: Pia Stadler (ps), Beatrix Ledergerber (bl)
Fotografie: Christoph Wider
Grafik: Simone Juon

Abo-Service und Adressmutationen
Stadt Zürich: 043 322 18 18, info@i-kg.ch
                                                          Mein Migrationshintergrund
Zürich-Land: Direkt beim Pfarramt Ihres
Wohnortes (Adresse auf Pfarreiseiten ersichtlich)
Stadt Winterthur: 052 224 03 80,
mitgliederverwaltung@kath-winterthur.ch
                                                         Zwischen dem Nationaltrauertag – Aus-       Söhne Lehrer werden, wobei er – raffi-
Bezahlte Abos: 044 266 12 72,
redaktion@forum-pfarrblatt.ch                            scheiden an der WM – und dem National-      nierter Fuchs – auf staatliche Unter-
Abopreise: Jahresabo Inland Fr. 38.–, Ausland Fr. 77.–
                                                         feiertag haben wir uns wieder mal eine      stützung verzichtet, um nicht den Ver-
Anzeigenverkauf
creative media gmbh, Zürcherstrasse 135                  schweizertümliche Debatte geleistet.        dacht von Infiltration zu erwecken.
8910 Affoltern a. A., 043 322 60 30, Fax 043 322 60 31                                                   Sein Lehrersohn schliesslich treibt
forum@c-media.ch, www.c-media.ch
                                                         Besonders vorsichtige Menschen fragen       die Täuschung auf die Spitze, reist mit
Druck                                                    mich manchmal, ob mein Familienname         seiner Brut kein einziges Mal nach Ita-
AVD Goldach AG, 9403 Goldach, www.avd.ch
Pfarreiseiten: Text&Gestaltung jeweiliges Pfarramt       tessinerischen Ursprungs sei. So kann       lien und konstatiert beim Achtelfinale
                                                         man sich geografisch vortasten, ohne        der Schweizer, dass die Spieler so un-
63. Jahrgang, erscheint 14-täglich, ISSN 1420-2212
                                                         auch nur den geringsten Verdacht der        schweizerische, ja nicht einmal tessine-
                                                         Fremdenfeindlichkeit zu erwecken.           rische Namen tragen.
                                                            Aber es verhält sich halt doch itali-
                                                         enisch. Und weil erst mein Vater einge-     Die dritte Halbwahrheit geht so … ob-
                                                         bürgert wurde, werde ich statistisch so-    wohl ich weiss, dass es mehr als die
                                                         gar als Schweizer mit Migrationshinter-     ganze Wahrheit nicht gibt … aber so-
                                                         grund geführt. Das ist allerdings nur die   lange mich unfehlbare Statistiken als
                                                         eine Halbwahrheit. – Die andere besteht     «Schweizer mit Migrationshintergrund»
                                                         darin, dass bereits mein Urgrossvater       führen … die dritte Halbwahrheit also
                                                         vor über hundert Jahren in die Schweiz      geht so: In Wahrheit sind es nicht die
                                                         kam und sein Urenkel zwar noch Binot-       hinterhältigen Italiener und andere Mi-
                                                         to heisst, aber nicht mehr italienisch      granten, welche die Schweiz im letzten
                                                         kann und sich lieber im Norden als im       Jahrhundert umgekrempelt haben. In
                                                         Süden rumtreibt.                            Wahrheit hat die Schweiz die Migranten
                                                                                                     umgepolt. Mit Werten so stark, dass ir-
                                                         So funktioniert also die Unterwanderung     gendwann die Migranten tief seufzend
                                                         der Schweiz: Der Urgrossvater schleicht     ihren Widerstand aufgegeben und sich
                                                         sich als Gastarbeiter ein, was entspannt    ins Schweiztum geschickt haben. Und
                                                         klingt und so gar nicht nach Armut und      dann auch gutschweizerisch spätestens
                                                         Existenzangst. Der Grossvater tschinggt     im Achtelfinale rausfliegen.
                                                         sich bis zum Schichtarbeiter in der
                                                         Kartonfabrik hoch und zum Flick­            Wenn jedoch urdümmliche Schweizer
                                                         schuster. Heiratet listig eine wankel-      über fehlende Loyalität von Tschinggen
                                                         mütige Schweizerin und dazu noch eine       und anderen Halbschweizern schimp-
                                                         Protestantin. Schmeichelt sich beim ech-    fen, kann es passieren, dass im Urenkel
                                                         ten Schweizervolk ein, indem er vorgibt,    der letzte Hauch von Italiener mit einem
                                                         den Schwingsport zu lieben, Männer-         rebellischen «Va, pensiero» seine An-
                                                         chor und Volkstheater.                      erkennung einfordert.
                                                             Dann aber greift er kühn nach dem       
                                                         Bildungssystem und lässt einen seiner                                   Thomas Binotto

                                                                                                                           forum 16 2018    32
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