2019-2020 JUGENDBILDUNGSSTÄTTE LIDICEHAUS - DEMOKRATIE
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WIR SIND DAS LIDICEHAUS Jugendbildungsstätte DEMOKRATIEBILDUNG | PARTIZIPATION (HISTORISCH-)POLITISCHE BILDUNG ERINNERUNGSPÄDAGOGIK GMF | ANTIDISKRIMINIERUNG ANTISEMITISMUS | MIGRATION soliport | RuF | mbt FACH- UND BERATUNGSSTELLEN IM THEMENFELD RECHTSEXTREMISMUS ServiceBureau Jugendinformation INTERNATIONALE JUGENDARBEIT JUGENDINFORMATION MEDIENPÄDAGOGIK DEMOKRATIE BRAUCHT POLITISCHE BILDUNG 2
Liebe Leser*innen, Freund*innen und Kooperationspartner*innen des LidiceHauses, mit diesem Arbeitsbericht laden wir Sie ein, sich über das Wirken des LidiceHauses und der zugehörigen Einrichtungen in den vergangenen zwei Jahren zu informieren. Die Jahre 2019/2020 standen im zu tun, um auf die neuen Anforderun- Trotz Wiedereröffnung im Frühsom- Zeichen der inhaltlichen Weiterent- gen zu reagieren: mer blieben die Gästezahlen niedrig: wicklung des Bildungsbereiches: Wir Aus Vorsicht haben viele Gruppen auf haben neue Konzepte entwickelt und Ein Schutz- und Hygienekonzept Präsenzseminare verzichtet und auch Anträge geschrieben, die größtenteils musste erstellt und im Verlauf der wir haben viele unserer Bildungsan- positiv beschieden wurden. Pandemie immer wieder angepasst gebote – besonders überregionale werden. Die maximale Personenzahl – in den virtuellen Raum verlegt. Auf Neu ist unser Modellprojekt für unsere Räumlichkeiten wurde er- internationales Publikum im Rahmen AkriBa, das sich seit März 2020 der mittelt – zu diesem Zweck waren wir von Begegnungsformaten müssen wir antisemitismuskritischen Bildungs- tagelang mit der exakten Vermessung seither komplett verzichten. arbeit widmet. Ebenfalls neu ist das unseres Hauses beschäftigt. Projekt #future_fabric in Trägerschaft Durch den pandemiebedingten Leer- des ServiceBureau Jugendinforma- Wir haben das Haus mit Desinfekti- stand hatten wir jedoch Kapazitäten tion, das sich mit den Auswirkungen onsmittel-Spendern ausgestattet und für zwei besondere Gastgruppen: Im der Digitalisierung auf die Demokra- coronakonforme Behältnisse für die März 2020 machte ein internatio- tie befasst. Ausgabe der Mahlzeiten angeschafft. nales Team des Forschungsschiffs An der Rezeption und im Speisesaal Polarstern (Alfred-Wegener-Institut) Neben der Betroffenenberatung solip- wurden Spuckschutzwände instal- bei uns Station. Die Forscher*innen ort und der Fachtelle Rechtsextremis- liert. verbrachten einige Tage bei uns im mus und Familie (RuF) ist nun eine Haus, bevor sie sich von Bremen aus dritte Beratungsstelle im LidiceHaus Regeln für die Bewegungsabläufe in auf den Weg in ihre Heimatländer ansässig: Das Mobile Beratungsteam den Seminaren wurden festgeschrie- machten. gegen Rechtsextremismus im Land ben, um den erforderlichen Abstand Bremen (MBT) unterstützt bei allen einhalten zu können. Verhaltensleit- Im November bezog eine Wohngrup- Anliegen in den Bereichen Rechts- fäden für Referent*innen, Gäste und pe der AWO unsere Jugendbildungs- extremismus und Gruppenbezogene Kollegium wurden erstellt und immer stätte, da ihr eigenes Haus aufgrund Menschenfeindlichkeit. wieder kommuniziert. Gleichzeitig eines Wasserschadens vorüberge- musste die Infrastruktur für Homeoffi- hend unbewohnbar war. Die Fachstelle RuF ist zudem seit ce geschaffen werden. 2020 Teil des vom Bundesfamilien- Für die hervorragende Unterstützung ministerium initiierten bundesweiten Nach kurzer Zeit kam der 1. Lock- während der Pandemie bedanken wir Kompetenznetzwerk Rechtsextremis- down und unsere Bildungsstätte war uns ganz herzlich bei den Kolleg*in- musprävention (KompRex). geschlossen. Damit standen wir vor nen aus dem Referat Kinder- und Ju- weiteren Herausforderungen: Wir be- gendförderung: Bei ihnen fanden wir Unser Bildungsteam ist mit den zu- arbeiteten zahlreiche Stornierungen jederzeit ein offenes Ohr für unsere sätzlichen Projekten um insgesamt und mussten Ausfallkosten in den Sorgen. Sie haben mit ihren konst- sieben Personen gewachsen. unterschiedlichen Förderprogrammen ruktiven Ideen, ihrem Engagement abrechnen. Wir haben Kurzarbeit und Einsatz sehr dazu beigetragen, Auch in anderen Bereichen gab es beantragt und uns mit den ausge- dass wir optimistisch geblieben sind Entwicklungen: So starteten wir 2019 schriebenen Sonderprogrammen und und motiviert neue Bildungsformate einen Organisationsentwicklungspro- -hilfen auseinandergesetzt. sowie -konzepte erstellt haben. zess, um die Hauswirtschaft, Küche und Hausmeisterei grundlegend um- In regelmäßiger Rücksprache mit der Ein herzlicher Dank gilt an dieser 3 zustrukturieren: Anforderungen, Ver- für uns zuständigen senatorischen Stelle auch unseren Gesellschaftern antwortlichkeiten und Arbeitsabläufe Behörde wurden Überlegungen ange- und Kooperationspartnern, die uns wurden überprüft und neu definiert. stellt und erforderliche Maßnahmen schon seit über 30 Jahren unterstüt- erwogen. Die stetige Überprüfung der zen und es auch – so hoffen wir – in Die Umsetzung der neuen Struktu- Liquidität und die Überarbeitung des Zukunft weiter tun werden. ren und Verantwortlichkeiten steht Wirtschaftsplans waren Aufgaben, derzeit noch aus, denn plötzlich kam die wir erfolgreich bewältigt haben. Corona und wir hatten alle Hände voll
Jugendarbeit in distanzierten Zeiten Mit dem ersten Corona-Lockdown Seit über 10 Jahren betreiben wir Schon lange diskutieren wir die im März 2020 zerbröselte für viele eine eigene E-Learning-Plattform, Rolle der Jugendarbeit in Social Kolleg*innen der Kalender, die auf der wir bislang vorwiegend Media-Netzwerken: So stand ursprünglichen Planungen wur- asynchrone Fortbildungen angebo- schon auf den bundesweiten Cy- den plötzlich hinfällig. Für einige ten haben. Ebenso haben wir die- berwork-Fachtagen (2011/2013) von uns bedeutete das zunächst se Plattform genutzt, um mehrmo- die Frage nach der Präsenz von umgehend „Resturlaub antreten, dulige Qualifizierungen über einen Jugendarbeiter*innen in Sozialen Überstunden abbauen“, ein Teil längeren Zeitraum zu begleiten: Netzwerken im Mittelpunkt: Müs- des Kollegiums ging in Kurzarbeit. Die Teilnehmer*innen konnten sen sie dort erreichbar sein, wo sich zwischen den Präsenzmodu- Jugendliche sich aufhalten? Kön- „Wie geht es jetzt bloß weiter?“, len in einem virtuellen Klassen- nen sie mit ihren Adressat*innen war die Frage, die uns bei früh- raum austauschen, in dem ihnen „befreundet“ sein? Wem sollen sie lingshaften Besprechungs-Spa- zudem das didaktisch aufbereitete auf welchen Kanälen folgen? Wie ziergängen umtrieb. Unsere Kursmaterial zur Verfügung gestellt können sie ihre Angebote online Bildungsarbeit darf nicht ruhen, wurde. gut darstellen? das war uns schnell klar. Nach der Teilnahme am AdB-Pro- Ausgestattet mit diesen Grundla- Aufgrund der geforderten sozialen gramm Blended Learning Demo- gen nahmen wir die neue Heraus- Distanz lag es auf der Hand, dass cracy (2010-2013) haben wir eine forderung an und gingen die erste wir unsere Arbeit in den virtuel- modulare Fortbildung für die Schritte in Richtung distanzierte len Raum verlagern werden. Zum Umsetzung digitaler Partizipa- Bildungsarbeit: Gemeinsam Glück mussten wir kein völliges tionsprozesse konzipiert, an der recherchierten wir nach der besten „Neuland“ betreten, sondern Fachkräfte aus ganz Deutschland Videokonferenz-Plattform und haben schon in den vergangenen teilgenommen haben. nach Online-Tutorials. Jahren an vielen Stellen Erfahrun- 4 gen mit Online-Lernen gesammelt Die Teilnehmer*innen haben Me- Wir probierten viel, schulten uns und unsere (analogen) Bildungs- thoden und Tools kennen gelernt gegenseitig, schrieben Anlei- angebote mit digitalen Tools und einem Praxistest unterzogen. tungen und entwickelten eigene bereichert. Auch Erfahrungen mit Der große Erfolg dieser Qualifizie- Methoden für abwechslungsreiche verschiedenen Videokonferenz- rung motivierte uns, das Thema Online-Veranstaltungen. Auch die Tools waren im Team vorhanden. digitale Jugendbeteiligung auch Anschaffung von Hardware stand künftig zu stärken.
auf dem Programm: Neue Web- tungen über die Möglichkeiten und werden immer wieder für cams, Headsets und techni- der Jugendarbeit in distanzier- Fachkräfte in Bremen und ganz sches Equipment für hybride ten Zeiten, gaben dort Schulun- Deutschland angeboten. Als Seminare. gen zu Tools, Videokonferenzen 2020 für einen kurzen Zeitraum oder Beziehungsarbeit mit Präsenzveranstaltungen mög- Für die interne Kommunikation Social Media. lich waren, haben wir auf einer und Kollaboration haben wir bundesweiten Fachtagung in eine Teams-Software etabliert, Schnell wurde deutlich, dass Eisenach Streetworker*innen mit der wir uns auch in Zeiten uns die Pandemie wohl etwas zum Thema Online-Jugendarbeit von Homeoffice auf kurzem länger begleiten wird und die fortgebildet. Wege austauschen, Informa- anfängliche Skepsis gegenüber tionen teilen und Dokumente Online-Fortbildungen sank. In Im letzten Jahr hat es in vielen gemeinsam bearbeiten können. all unseren Bildungsbereichen Bereichen einen digitalen Schub Alle Kolleg*innen sind mit einem haben sich Online-Formate eta- gegeben. Auch für die nächsten Klick erreichbar, kurze Video- bliert und werden mittlerweile Jahre wird es weiterhin viele Medienpädagogik auf Seite 18 calls bereichern seither unseren gerne in Anspruch genommen. medienpädagogischen Heraus- Arbeitsalltag und lindern zu- forderungen und einen hohen mindest ein wenig den Schmerz Seit Anfang des Sommers 2020 Informationsbedarf darüber der fehlenden Gespräche auf gehören auch Fortbildungen zu geben. Insbesondere, weil alle dem Flur oder an der Kaffeema- Online-Seminaren und -Mee- Bremer Schüler*innen und Lehr- schine. tings zu unserem Repertoire: kräfte mit digitalen Endgeräten Fachkräfte lernen bei uns, ausgestattet worden sind. Auch für die Jugendarbeit in eigene Online-Veranstaltungen Bremen haben wir schnell eine zu planen und durchzuführen. Inzwischen gibt es die Hoff- Möglichkeit geschaffen, in Sie lernen viele kreative Tools nung, dass auch die Fachkräfte distanzierten Zeiten dennoch kennen und bekommen Impulse sowie deren Einrichtungen digi- in Kontakt zu bleiben: Über aus jugendlichen Medienwel- tal gut ausgestattet werden. viele Wochen haben wir eine ten, die sie in ihre Angebote „Digitale Sprechstunde“ bei integrieren können. Wir wollen weiterhin für den Zoom angeboten. Jeden Montag fachlichen Input sorgen. plauderten wir über Zoom mit Die Seminare zu diesem The- Kolleg*innen aus den Einrich- ma sind sehr nachgefragt Seit September 2019 befindet sich das Denkmal „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“ der IG Metall-Jugend am Eingang des LidiceHau- ses. Es greift den Schwur der 1945 befreiten Gefangenen des KZ Buchenwald auf und ist den Opfern der NS-Diktatur gewidmet. Die DENKORT-Stele neben dem Denkmal widmet sich der Mi- litarisierung Deutschlands und der Kriegsvorbereitung des NS-Regimes: Am Ort der Jugendbildungsstätte waren früher Einrichtungen zur „Wehrertüchtigung“ mit Schießständen und Sportanlagen zu finden. Themen der Erinnerungskultur sind ein wichtiger Bestand- teil unserer Bildungsarbeit: Wir machen junge Menschen mit 5 geschichtlichen Erkenntnissen vertraut und stärken sie gegen rechte Ideologien, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Foto: Andi Weiland 2020 haben wir zudem einen eigenen Gedenkort in unserem Haus eröffnet, der sich speziell mit der Geschichte von Lidice auseinan- dersetzt. Mehr dazu erfahren Sie auf der nächsten Seite.
(Ge-)Denkort fertig gestellt „Lidice unter uns“ Wir hatten es bereits angekündigt: Unsere Bildungs- stätte soll ein neues Denkmal erhalten, das an die Bewohner*innen von Lidice erinnert. Der gesamte Planungsprozess, der aus mehreren Seminaren, Work- shops und Koordinierungstreffen mit engagierten Jugendlichen bestand, dauerte über zwei Jahre. Entstanden ist ein begehbarer (Ge-)Denkort mit dem Namen „Lidice unter uns“: Neben einer kleinen Bibliothek und einer Posteraus- stellung gibt es Tablets, die die Geschichte von Lidice interaktiv erfahrbar machen. Nach und nach werden nun die Biografien der Menschen von Lidice ergänzt, um die Erinnerung an sie wach zu halten. Der Ort soll in unsere Seminararbeit eingebunden werden, um die Geschichte mit gegenwärtigen ge- sellschaftlichen Prozessen und Gegebenheiten zu verknüpfen. Mit dem (Ge-)Denkort haben wir eine aktive Erinnerungskultur an den Nationalsozialismus verwirklicht. Die Finanzierung gestaltete sich nicht ganz einfach. Umso glücklicher waren wir, dass der Bau und die Er- stellung der Technik mit Unterstützung der Senatorin für Soziales, der Aktion Mensch, der Daimler ProCent- Initiative und einer Privatspende von Stefan Decker verwirklicht werden konnten. Vielen Dank! An dieser Stelle möchten wir zudem Klaas Seekamp für den Bau des (Ge-)Denkortes und dem M2C – Ins- titut für angewandte Medienforschung für die techni- sche Umsetzung unserer Ideen danken. Unser größter Dank geht an die Seminargruppe, die in vielen ehren- amtlichen Stunden am Design und der inhaltlichen Ausgestaltung des (Ge-)Denkortes arbeitete. 6 Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der (Ge-)Denk- ort noch nicht offiziell eröffnet. Wir hoffen, dass wir das im Sommer 2021 nachholen können. Schon jetzt ist der Ort aber für alle interessierten Besucher*innen und Gäste zugänglich.
Gedenkstättenfahrt Im Winter 2019 organisierten wir gemeinsam mit der Antirassismus-AG des Schulzentrums Utbremen eine Fahrt zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Begleitend fanden je ein Vor- bereitungs- und ein Nachbereitungsseminar statt. 22 Schüler*innen haben an der sechstägigen Gedenkstätten- Mit finanzieller Unterstützung des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e.V. (IBB) fahrt nach Auschwitz und Krakau teilgenommen. Sie hatten den Erfahrungsbericht von Efsa Auftrag, ihre Eindrücke und Gedanken fotografisch festzuhalten. Aus insgesamt 16 Fotoaufnahmen kam eine Ausstellung zusam- „Meine Erwartung vom KZ Auschwitz men: Die Bilder zeigen die subjektive Wahrnehmung der Schü- war, dass es eine sehr emotionale ler*innen von einem Ort, der wie kein anderer für menschenver- Fahrt wird und ich natürlich von mir achtende Gewalt und industriellen, rassistischen Mord steht. selber auch erwartet habe, dass mich das echt betrifft und auch mit- Seit dem 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, am getrauert habe. Und ja die Erwartung 27.01.2020 kann die Ausstellung in der Aula des SZ Utbremen hat sich tatsächlich bestätigt, da ich besichtigt werden. persönlich jetzt nicht erwartet habe, dass mich das so sehr mitnimmt. Die eindrücklichen Bilder und einige erklärende Worte der Schüler*innen sind auch auf einer Webseite zugänglich gemacht Ich konnte in der Woche einfach worden: an nichts anderes denken. Denn der Gedanke, dass genau da wo du www.szut.de/27januar/ gerade bist, Millionen von Menschen umgebracht worden sind, ist einfach unvorstellbar. Ich habe persönlich daraus gelernt, dass man die Erfah- rung sammeln muss, in Auschwitz gewesen zu sein, da es einfach auch ein sehr großer Teil der Geschichte ist und es in anderen Worten auch interessant sein kann. Man sieht den Ort des Geschehens 7 und auch Gegenstände, die dort in der Zeit benutzt worden sind. Mich persönlich, macht das bis heute traurig, dass es so schlimm sein musste und die Menschen echt leiden mussten. Man wünscht sich einfach, dass sowas nie wieder passiert.“
Antisemitismuskritische Bildungsarbeit Mit Blick auf aktuelle Bedarfe und unter Berücksichtigung von Problem- lagen auf lokaler Ebene legt das im März 2020 gestartete Projekt AkriBa den Fokus auf Antisemitismus als gesamtgesellschaftliches Phänomen. Ziel ist die Förderung einer antisemitismuskritischen Haltung und Hand- lungskompetenz, insbesondere bei den Zielgruppen Jugendliche, junge Erwachsene und Multiplikator*innen. Latente und manifeste Erscheinungsformen fragen ist insbesondere von Lehrer*innen bzw. antisemitischer Ressentiments und Stereotype Schulen und pädagogischen Fachkräften zu sollen erkenn- und sichtbar gemacht werden. beobachten. Teilnehmende unserer Workshops und Fortbil- dungen werden auf der kognitiven und affektiv- In Kooperation mit der Universität Bremen emotionalen Ebene angesprochen – vor allem (Fachbereich Erziehungswissenschaft) und der das Hinterfragen eigener Vorurteile, vorhande- Hochschule Bremen (Fachbereich Soziale Ar- ner Denkmuster und die Anregung zu Reflexi- beit) haben wir Bildungsangebote für angehen- onsprozessen soll die persönliche Haltung und de Lehrer*innen und angehende Fachkräfte der Handlungsfähigkeit bestärken. Sozialen Arbeit ermöglicht. Dieses Angebot soll zukünftig vertieft und ausgebaut werden. Die Neben Entstehungsgeschichte und historischer seit Jahren bestehende Kooperation zwischen Entwicklung werden aktuelle Antisemitismen, dem LidiceHaus und der Verwaltungsschule unterschiedliche Motivlagen und gesellschaft- Bremen wurde mit der Durchführung mehrerer liche Funktionsweisen in den Blick genommen. Seminare durch AkriBa fortgeführt. Pädagogische Module knüpfen an jugendlichen Lebenswelten an, sollen Interesse wecken und Neben der Vernetzung mit lokalen Akteur*innen Einblicke in jüdische Perspektiven und Alltags- wie dem Landesinstitut für Schule, dem Fan- erfahrungen gewähren. Projekt Bremen e.V. und der Jüdischen Gemein- de Bremen besteht eine Zusammenarbeit mit Durch die Verbindung zu zielgruppenspezifi- der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt und schen Interessenlagen, z.B. Fußball und Anti- der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitis- semitismus, HipHop und Antisemitismus oder mus aus Berlin (KIgA). Antisemitismus in Comics und Graphic Novels soll ein niedrigschwelliger Zugang gewähr- Die im November 2020 begonnene Abendver- leistet werden. Ein Peer-to-Peer-Konzept und anstaltungsreihe mit der KIgA wird in 2021 fort- spezielle Angebote für Fachkräfte und Multipli- geführt, unter anderem mit einer Veranstaltung kator*innen sind ebenso Teil des Projekts wie zu antisemitischen Verschwörungserzählungen die Etablierung eines Netzwerks auf regionaler in Zeiten von Corona. Im Frühling 2021 werden und überregionaler Ebene zum Austausch wir die Wanderausstellung „Das Gegenteil von und zur Entwicklung didaktischer Konzepte im gut – Antisemitismus in der deutschen Linken Themenfeld. seit 1968“ der Bildungsstätte Anne Frank im Rosenak-Haus zeigen. Im Rahmen der Aus- Eine besondere Herausforderung stellt die Co- stellung werden Teamer*innen ausgebildet rona-Epidemie dar: Antisemitische Deutungen und Workshops für Jugendliche angeboten. Ein 8 der fortwährenden Krise, vor allem Verschwö- Fachtag zu Antisemitismus als Herausforderung rungserzählungen, in denen Juden*Jüdinnen in der schulischen und außerschulischen Bil- – mal offen, mal codiert – als Verantwortliche dungsarbeit wird voraussichtlich im Frühherbst markiert werden, treten verstärkt zutage. Ver- 2021 im LidiceHaus stattfinden. mehrt erreichen uns Fortbildungsanfragen zu diesem Themenkomplex. Ein Anstieg der Nach-
Seit Juli 2019 dokumentiert die Web-Chronik Keine Randnotiz Vorfälle rechter, rassis- tischer und antisemitischer Gewalt im Land Bremen und Umgebung. Trotz aller Bemü- hungen bildet die Chronik nur einen Teil der Vorfälle ab – die Dunkelziffer bei rechter Gewalt ist hoch. Ziel ist eine möglichst aktuelle und umfassende Doku- 2020 entwickelte das Chronik-Projekt eine mobile Me- mentation rechtsmotivierter Angriffe und Aktivitäten, dienstation für die Bildungsarbeit in Jugend(bildungs)- um deren Alltäglichkeit in die Öffentlichkeit zu rücken einrichtungen, Schulen und für Fachveranstaltungen. – denn nur ein Bruchteil der Vorfälle findet mediale Be- achtung. Neben der Sensibilisierung der Öffentlichkeit Sie kann ausgeliehen und zur Sensibilisierung für die ist die Solidarität mit den Betroffenen ein wesentlicher Ursachen und Folgen rechtsmotivierter Gewalt eingesetzt Aspekt der Arbeit. werden. Nahezu täglich werden im Land Bremen rechtsmotivierte, rassistische und antisemiti- sche Anfeindungen und Angriffe verübt. Viele ehrenamtlich arbeitende Initiativen und Projekte tragen Daten zu der Dokumentation bei. Auch Privatper- sonen können Vorfälle über ein Meldeformular schildern. Die Einträge werden nach Deliktart und Tatmotivation 9 kategorisiert sowie auf einer Karte geografisch verortet, so dass lokale Schwerpunkte sichtbar werden. Die Online-Chronik ist ein Kooperationsprojekt der Betroffenenberatung soliport und dem Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus (MBT). Sie wird vom Demokratiezentrum des Landes Bremen gefördert.
GMF | Migration und Bildung Rassismuskritik und Anti-Diskriminierungsarbeit Seit vielen Jahren sensibilisie- Kooperationsprojekte entstan- Handeln in der Migrations- ren wir Jugendliche für ver- den: Mit dem evangelischen gesellschaft“ als auch das schiedene Diskriminierungsfor- Bildungswerk kooperieren wir Format „Rassismuskritische men: Sowohl in unseren Stand im Projekt „Eltern-Kind-Arbeit Praxisreflexion“ richten sich an Up-Seminaren als auch in den für mehr Toleranz“, für Bremer- Fachkräfte, die sich selbstrefle- Schule ohne Rassismus-Work- KinderGruppen e.V. führen wir xiv mit Rassismus im (Arbeits-) shops setzen sich Jugendliche FSJ-Seminare zu Diskriminierung Alltag auseinandersetzen und persönlich und politisch mit durch. Ebenfalls neu sind die eine rassismuskritische Haltung dem Thema auseinander und gemeinsamen Empowerment- und Praxis (weiter-)entwickeln entwickeln praktische Hand- Projekte mit „Together We are wollen. lungsmöglichkeiten und Gegen- Bremen“ und mit der Initiative strategien auf dem Weg zu einer „Zukunft ist bunt“. Teilweise finden diese Angebote vorurteilsbewussten und diskri- in zwei getrennten „geschützten minierungsfreien Gesellschaft. Unsere Fortbildungsangebote Räumen“ statt: Menschen, die im Themenbereich Rassismus- Rassismuserfahrungen machen, Im Rahmen der Anti-Diskrimi- kritik wurden verstetigt und ge- erfahren in ihrem Raum Emp- nierungsarbeit wurden neue hören nun als fester Bestandteil owerment. Menschen, die keine Zielgruppen für das LidiceHaus zur bremischen Bildungsland- persönlichen Rassismuserfah- gewonnen, im Laufe der letz- schaft: Sowohl die „Zusatzquali- rungen machen, reflektieren in ten beiden Jahre sind etliche fizierung rassismuskritisches ihrem Raum ihre Privilegien. Empowerment für „Together We are Bremen“ „Together We are Bremen“ ist eine Migrant*innen- Workshops fortzubilden. Die politische Auseinander- Selbstorganisation Geflüchteter. Für diese jungen setzung hat zudem dazu beigetragen, den strukturel- Menschen, die sich selbst als Schwarz definieren len und institutionellen Rassismus in Deutschland und in ihrem Alltag Rassismus erfahren, haben wir besser einordnen zu können. Empowerment-Workshops konzipiert und durch- geführt. Begleitet wird die Gruppe durch ebenfalls Partizipation ist ein wichtiger Bestandteil unseres Schwarze Trainer*innen. pädagogischen Konzepts: Die jungen Menschen konnten daher auch Workshop-Themen nach ihrem Ziel und Motivation waren dabei, einen “geschütz- Interesse wählen. Auf Wunsch der Gruppe wurden ten“ Raum zum gegenseitigen Kennenlernen und so z.B. Themen wie Identität, gesellschaftliche zum Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Zudem Positionierung oder Repräsentation behandelt. Zur wollten wir eine Möglichkeit zur Entwicklung von Bearbeitung der Inhalte haben wir unterschiedliche Handlungsstrategien in Bezug auf Rassismus- Methoden ausprobiert: Sie reichten von Gesprächs- erfahrungen sowie zur Vernetzung anbieten. Die runden über theaterpädagogische und körper- Workshops waren für die Teilnehmenden ein Ort betonte Übungen bis hin zu Lesungen, Fotografie, der Selbstermächtigung, denn sie konnten ohne Zeichnen, Musik und noch vielem mehr. Dabei 10 Hemmung ihre eigenen Anliegen besprechen und wurden ihre Erfahrungen sowie ihre Vorkenntnisse bearbeiten. als Ressourcen genutzt, um die gewählten Inhalte zu bearbeiten. Die Gruppe hat sich intensiv mit Inhalten wie Asyl- und Aufenthaltsrecht sowie mit dem politischen Die positiven Erfahrungen des Projekts motivieren System Deutschlands auseinandergesetzt und sich uns, diese Arbeit zu verstetigen. Die Kooperation mit mit pädagogischen Methoden vertraut gemacht. Die „Together We are Bremen“ wird fortgesetzt, die Zu- Teilnehmer*innen haben nun also selbst das Wissen sammenarbeit mit weiteren Migrant*innen-Selbstor- und das Handwerkszeug, um andere Geflüchtete in ganisationen ist fest geplant.
Wir finden, dass es längst Zeit ist für dieses Buch, welches die Sichtbarkeit, Vielfältigkeit und das Wissen dieser Superheldin- nen in der deutschsprachigen Literatur repräsentiert. Ein ins- pirierendes Buch, das Mut macht. edition assemblage auf ihrer Webseite Eineinhalb Jahre dauerte das Empowerment-Projekt, in dem das Buch „Unsere Seiten - Nimdieɛ 3 Schwarzer Superheldinnen“ entstanden ist. In diesem Buch zeigen Schwarze/ getauscht, Buchseiten gestaltet und Afrodiasporische Superheldinnen einander gegenseitig empowert. ihre Superkräfte, wie sie sich selbst ermächtigen und mit Widrigkeiten Sie haben sich mit Themen wie ge- umgehen. Dafür teilen sie ihr Wis- schlechtlicher Vielfalt, Stereotypen, sen (Nimdie3ɛ), stärken einander und Colorism, Anti-Schwarzem Rassis- sind miteinander verbunden. mus, Polizeigewalt, Afrofuturismus, Vorbildern, Empowerment und der Die Mädchen* und jungen Frauen, Geschichte Schwarzer Menschen in die das Buch konzipiert und selbst Deutschland und der Welt beschäftigt. gestaltet haben, bezeichnen sich selbst als Schwarz und Afro-Diaspo- Auch eine Gedenkstättenfahrt nach risch. Neuengamme war Teil des Projekts. Die Gruppe hat sich dort mit dem Im Rahmen des Projekts haben sie Leben Schwarzer Menschen während sich über politische Themen aus- der NS-Zeit auseinandergesetzt. Das Buch ist im Verlag Edition Assemblage erschienen und im Buchhandel erhältlich. Das Projekt wurde gefördert durch die Stiftung EVZ. Power für Schwarze Kinder Bereits seit 2018 treffen sich Auf Initiative von Eltern wurde dieses der einzelnen Kinder und Jugend- beim Projekt „Power für Schwarze Angebot vom LidiceHaus und der lichen. Auch Ausflüge stehen auf Kinder“ einmal monatlich Schwar- Beratungsstelle soliport ins Leben dem Programm: Sie erfüllen den ze und Afro-Deutsche Jungen im gerufen: Ziel ist das Empowerment pädagogischen Zweck, den Kindern LidiceHaus. der teilnehmenden Kinder und Ju- einen positiven Zugang zur eigenen gendlichen, die in einem rassismus- gesellschaftlichen Positionierung zu Gemeinsam mit Schwarzen Trainern armen Raum positive Erfahrungen schaffen. treiben sie in einem „geschützten sammeln. Raum“ gemeinsam Sport, gehen Durch das Erleben von „Role-Mo- 11 ihren Interessen nach, tauschen sich Sie treffen hier auf Gleichaltrige, die dels“, die durch ähnliche Erfahrun- über ihre Erfahrungen aus und ver- ebenso wie sie selbst schon früh in gen ein hohes Identifikationspoten- bringen gemeinsam eine gute Zeit. ihrem Leben mit Rassismus und Aus- tial bergen, lernen sie, die eigene grenzung konfrontiert sind. Zugehörigkeit in der Öffentlichkeit Die konkreten Angebote und Unter- sichtbar zu machen und entwickeln nehmungen richten sich nach den Die gemeinsamen Aktivitäten stär- einen selbstbewussten Umgang mit Interessen der teilnehmenden Kinder ken nicht nur das Gruppengefühl, der eigenen Identität. und Jugendlichen. sondern auch das Selbstwertgefühl
Ausgewählte Fachtage INTEGRATIONSBUDGET ZUENDE? Von der Integration zur Teilhabe junger Menschen Fachtag im August 2019 im Domkapitelsaal Seit 2015 wird auf Basis des Integrationskon- geflüchteten Menschen entwickelt und als zeptes des Senates eine gute fachliche Praxis festen Bestandteil in unser Programm aufge- in vielen Teilen der Jugendarbeit entwickelt. nommen: Ziel des Integrationsbudgets ist es, junge ge- flüchtete Menschen bei ihrem „Ankommen“ in Unter anderem bringen wir im Rahmen unse- Bremen zu unterstützen und ihre soziale und rer 5-tägigen internationalen Jugendbegeg- politische Teilhabe an unserer Gesellschaft zu nungen „Your VOICEland“ Alt- und Neu-Bre- fördern. mer*innen zusammen und bieten regelmäßige JuLeiCa-Ausbildungen an, die speziell auf die Höhepunkt des Fachtags im Domkapitel war Bedürfnisse von Jugendlichen mit Fluchterfah- die Vorstellung der Bremer Projekte, Ansätze rung zugeschnitten sind. und Träger, die anhand des Integrationsbud- gets bereits ein „Ankommen“ in den Stadt- Nach Vorstellung der Projekte wurde über Per- teilen und die Teilhabe an außerschulischen spektiven für die notwendige Weiterentwick- sozialen Systemen wie z.B. der demokrati- lung und finanzielle Absicherung der erfolgrei- schen Bildung ermöglichen. chen Bremer Praxis diskutiert. Auch wir haben mit Hilfe des Integrationsbud- Letztendlich ist die finanzielle Absicherung gets Bildungs-, Begegnungs- und Qualifizie- der Integrationsprojekte bis zum Jahresende rungsangebote für die Zielgruppe der jungen 2021 gelungen. WICHTIG IST WAS KINDER TUN! Fachtag zum „Baum der Erkenntnis“ im April 2019 im LidiceHaus „Der Baum der Erkenntnis“ ist den „Ich-kann-Stuhl“ und den etwas Laub eine imaginäre Biblio- ein in Schweden entwickelter „Ich-kann-nicht-Stuhl“. thek eingerichtet haben. „Diese Bildungsplan für Vorschule und Mädchen taten so, als ob sie eine Schule, der die ganzheitliche „Vielleicht hat Lernen einen eigene Bibliothek leiten würden Sicht auf das Kind widerspiegelt. Ausgangspunkt? Vielleicht fängt und genau auf dieses als ob Auch in Deutschland arbeiten Lernen mit diesem Stuhl an“, sagte kommt es an“. viele Erzieher*innen, Schulsozial- Leif Strandberg. Der „Ich-kann- pädagog*innen und Lehrer*innen nicht-Stuhl“ stehe dafür, dass Kin- Kinder ahmen im Spiel Dinge etli- mit dem „Baum der Erkenntnis“. der viele Dinge noch nicht gelernt che Male nach – und lernen dabei, haben. sie tatsächlich irgendwann selbst Marianne und Lasse Berger haben zu tun. „Die Gehirne der Kinder den Baum der Erkenntnis ins Deut- Das sei aber kein Defekt, sondern werden angezogen von allem, was sche übersetzt und herausgege- eher ein Fahrschein in Richtung spannend ist. Sie möchten gerne ben. Mit ihnen gemeinsam haben „Ich kann“. Die Kinder können den etwas Neues erleben“, so Leif wir diesen Fachtag geplant. anderen Stuhl auch schon sehen, Strandberg über den größten An- auf dem sie vielleicht bald sitzen reiz zum Lernen. Als Experte unterstützte uns der werden. „Es ist eine Bewegung 12 schwedische Psychologe Leif von hier nach dort, wo etwas ist“, Kinder lernen, indem ihnen Strandberg, das Grußwort des erklärte der Psychologe. jemand die Welt da drüben beim Tages übernahm die Senatorin für „Ich-kann-Stuhl“ zeigt. Das kön- Bildung Claudia Bogedan. Kinder lernen vor allem, wenn sie nen andere Kinder sein oder auch spielen. Leif Strandberg erzählte, die Pädagogen*innen, die sie Leif Strandberg stellte zwei Stühle wie er bei einem Besuch in einer begleiten. gegenüber, um zu verdeutlichen, Vorschule zwei Mädchen traf, die wie Kinder lernen. Er nannte sie aus ein paar Gartenmöbeln und
Geschlechterreflektierte Bildung Heterosexualität und Zweige- ihrem Körper unterstützen können. Bewusstsein und Wahrnehmung. Sie schlechtigkeit sind noch immer trägt dazu bei, Ungleichwertigkeiten Normen, die unsere Gesellschaft Der Fachtag, der für das Jahr 2020 zu reduzieren und bringt die – auch prägen. So sind Homo-, Trans*- und zu „Körper und Adoleszenz“ geplant gesetzlich geforderte – Gleichstel- Inter*-Feindlichkeit leider nach wie war, musste leider aufgrund der lung der Geschlechter voran. vor weit verbreitete Phänomene. Corona-Pandemie auf das Frühjahr Zudem beobachten wir zunehmende 2021 verlegt werden. In Sprache drückt sich die eigene antifeministische Tendenzen. Haltung zu einem gleichberechtigten Lokal sind wir zudem Teil des Bünd- Miteinander aus. Mit ihr gibt es die Im Bereich der geschlechterreflek- nisses rund um den Queer Power Möglichkeit, den oft in Seminaren tierten Bildung bemühen wir uns Month (QPM), in dem unterschied- formulierten (Bildungs-)Auftrag nach deshalb um eine Sensibilisierung für liche Jugendeinrichtungen, Institu- Gleichwertigkeit aller Menschen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt tionen und Einzelpersonen koope- Rechnung zu tragen und selbst an ihr und um das Aufdecken patriarcha- rieren. mitzuwirken. ler Herrschaftsmechanismen sowie Empowerment für Menschen, die Für den 1. Queer Power Month Bre- Ziele einer geschlechtersensiblen negativ von diesen Strukturen betrof- men im Frühjahr 2019 organisierten und diskriminierungsarmen Sprache fen sind. wir 7 Veranstaltungen mit viel Emp- sind: owerment, insbesondere für queere Das LidiceHaus ist diesbezüglich in junge Menschen. Der 2. Queer Power • Wertschätzung und Sichtbar- unterschiedlichen lokalen und bun- Month fand im September 2020 machung von unterschiedlichen desweiten Gremien, Bündnissen und mit nun schon rund 30 Veranstal- Lebensrealitäten Netzwerken aktiv: tungen statt. Die Planungen für den • Schaffung von Anerkennungs- nächsten Durchgang im Herbst 2021 räumen In der Arbeitsgemeinschaft „Ge- laufen bereits. • demokratische Teilhabe schlechtergerechte Jugendarbeit“ • Stereotype nicht reproduzieren engagieren sich Fachkräfte aus der Als Mitglied der bundesweiten Kom- • Pauschalisierungen und Homo- bremischen Jugendarbeit mit di- mission Geschlechterreflektierte Bil- genisierungen vermeiden versitätsbewussten und geschlech- dung unseres Dachverbandes, dem • Solidarisches Verhalten fördern terreflektierten Ansätzen. 2019 Arbeitskreis deutscher Bildungs- • Machtkritische Reflexion von organisierte die AG einen Fachtag stätten, erarbeiteten wir 2019 einen Sprache zu Körpernormen, Sexualität und Leitfaden für eine gendersensible • Denkanstöße geben Empowerment. Hier wurden erschwe- Sprache, in dem es unter anderem rende (cis- und hetero-)hegemoniale heißt: Sprache prägt das Denken und Wir bemühen uns, diese Anregungen Normierungen hinsichtlich Ge- das Bewusstsein. Sie schafft Wirk- auf unsere eigene Arbeit zu über- schlecht, Körper und Sexualität und lichkeiten, indem sie sichtbar oder tragen und hoffen, damit Impulse in deren Performativität betrachtet. Von unsichtbar macht. andere Mitgliedseinrichtungen aus besonderem Interesse war die Frage, dem gesamten Bundesgebiet geben wie wir als Fachkräfte Jugendliche Eine Veränderung von Sprache führt zu können. bei einem positiven und aktiven zu einer Veränderung von Umgang mit ihrer Sexualität und DIe Kommission Geschlechterreflektierte Bildung des AdB 13
Projektwoche zu Kinderrechten Auch 30 Jahre nach der Verabschiedung geachtet? Was sind eigentlich Rechte Demokratie braucht Beteiligung der UN-Kinderrechtskonvention werden und wo sind diese aufgeschrieben? Was die Interessen von Kindern und Jugend- können wir tun, wenn unsere Rechte lichen häufig nicht ausreichend berück- nicht geachtet werden? sichtigt. Mit Hilfe verschiedener Methoden (Spie- Mit Schüler*innen der Roland zu Bremen le, Gruppenarbeiten, Filmsequenzen Oberschule haben wir eine Woche lang und weitere) haben sich die Schüler*in- auf der Stadtteilfarm in Huchting zum nen mit ihren zentralen Rechten vertraut Thema Kinderrechte gearbeitet: Welche gemacht. Außerdem kennen sie nun Bedürfnisse haben Kinder und Jugend- Orte und Institutionen, die für die Durch- liche? Wie werden diese Bedürfnisse setzung der Kinderrechte stehen. SV-Berater*innen In Kooperation mit der Gesamt- schüler*innenvertretung Bre- Die Teilnehmer*innen engagie- Schüler*innen, nachhaltige Be- men und dem SV Bildungswerk ren sich bereits in Schüler*in- teiligungsstrukturen aufzubau- betreuen wir ein regionales nenvertretungen in Bremen und en und sich aktiv in verschiede- SV-Berater*innen-Netzwerk im kennen aus eigener Erfahrung ne Prozesse einzubringen. Bundesland Bremen. die Bremer Schulstruktur. Themen der Workshops sind Ein wichtiger Meilenstein war Mit ihrem Hintergrundwissen zum Beispiel: Rechte von Schü- 14 hierbei die regionale SV-Be- und Engagement setzen sie ler*innen an Bremer Schulen, rater*innen-Ausbildung, die sich dafür ein, die regionalen Grundlagen der SV-Arbeit, De- Ende 2019 mit Unterstützung Schülervertretungsstrukturen zu mokratische Schulentwicklung, der Landeszentrale für politi- festigen und zu einem stabilen Nachhaltige Schulentwicklung, sche Bildung, der Senatorin für Netzwerk zu formen. Projekt- und Konfliktmanage- Bildung sowie der Bremischen ment sowie Teambuilding. Kinder- und Jugendstiftung Sie geben Workshops an ande- stattgefunden hat. ren Schulen und ermutigen
Deliberative Partizipation Eine zufällig zusammengestellte Jury trifft politische Entscheidungen Umweltverschmutzung und Müll- vermeidung, Diskriminierung sowie Barrierefreiheit. Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen kam bislang kein weiteres Treffen zustande. Sobald die Lage wieder Präsenzveranstal- tungen zulässt, werden wir das Wie können Jugendliche stärker in So bekommen auch diejenigen, die Projekt fortsetzen. politische Entscheidungen in ihrem sich sonst eher zurückhalten oder Stadtteil einbezogen werden? bisher nicht erreicht werden, die Das Modellprojekt wird von der Chance, ihre Themen einzubringen. Hochschule Bremen wissenschaft- Es gibt zwar Verfahren der Betei- lich evaluiert. Die Ergebnisse ligung an stadtpolitischen Fragen Für das Modellprojekt #parCITYpate fließen in die Fortbildungsange- (z.B. Jugendbeiräte oder -parla- wurden 150 Jugendliche aus Heme- bote ein, die wir für Fachkräfte der mente), doch es zeigt sich, dass mit lingen per Losverfahren ausgewählt Kinder- und Jugendhilfe entwickeln, diesen Verfahren nur ein kleiner Teil und schriftlich gebeten, an der um das Konzept der deliberativen der Jugendlichen erreicht wird. Jugendjury für ihren Stadtteil teilzu- Demokratie zu verbreiten. nehmen. Dem soll mit neuen Ansätzen einer Mit Unterstützung der Senatskanz- direkten Beteiligung entgegenge- Am Auftakttreffen der Jugendjury lei der Freien Hansestadt Bremen, wirkt werden: Bei den sogenannten nahmen 10 junge Hemelinger*innen dem Ortsamt Hemelingen und der aleatorisch-deliberativen Verfahren teil: Dort ging es um das gegen- Bremischen Kinder- und Jugend- werden die Beteiligten per Zufall seitige Kennenlernen und die stiftung. ausgewählt und aufgefordert, sich Entwicklung erster Projektideen mit ihren eigenen Themen in die für ihren Stadtteil. Als besonders politische Gestaltung einzubringen. wichtig erachtet wurden die Themen Beauftragt vom Beirat Walle und in ad Kooperation mit dem Künstler Mirs Walle Herenda sowie dem Jugendforum ngs- starteten wir ein Jugendbeteiligu projekt zur Gestaltung des Waller Mäusetunnels. unnel #mäuset al- Unter dem Motto „Verbindung gest ten“ haben Juge ndli che aus dem le- Stadtteil kleine individuelle Tone ter – mit Farbe mente gestaltet, die spä versehen – ein gemeins chaf tlich es h buntes Bild ergeben werden. Auc einzelne Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit haben sich daran beteiligt. 15
Demokratie im digitalen Zeitalter future fabric demokratie. digital. denken Soziale Netzwerke und Messengerdienste haben zunehmenden Einfluss auf unsere Meinungsbildung. Inwieweit hier ein Nährboden für Manipula- tionen entstanden ist und was dagegen unternommen werden kann, wird derzeit gesellschaftlich diskutiert. Dabei fallen Begriffe wie Desinformations-Kampagnen, Chat-Bots, Algo- rithmen, Echokammern, Microtargeting und Big Data. Bringt das unsere Demokratie in Gefahr? Oder besser: Wie lässt sich die Widerstandsfähig- keit der Demokratie im digitalen Zeitalter stärken? Darum geht es im Projekt #future_fabric. Ein zentraler Punkt ist der Erwerb Jugendliche ansprechen. Gemeinsam Wir möchten Jugendliche durch digitaler Bürger*innenkompetenzen. mit ihnen wollen wir Möglichkeiten die Nutzung abwechslungsreicher Denn die vernetzten Medien geben erarbeiten, um an der (digitalisier- Methoden und Ansätze (z.B. Virtual uns neue, sehr machtvolle Mittel an ten) Gesellschaft teilzuhaben, sich Reality, 360° und Szenario-Technik) die Hand, um uns zu informieren und Gehör zu verschaffen und ungleichen begeistern. Die pädagogisch-beglei- zu beteiligen. Mit diesen Mitteln Ausgangsbedingungen entgegenzu- tete Reflexion sensibilisiert auf eine umzugehen, ist eine enorme Heraus- wirken. Ebenso gehören pädagogi- spielerische, kreative und niedrig- forderung. sche Fachkräfte und Multiplikator*in- schwellige Weise für demokratische nen zu unserer Zielgruppe. Prinzipien. Und hier kommt die politische Bildung ins Spiel: Wir befassen Bislang existieren in Bremen nur Unsere Bildungsformate vermitteln uns mit aktuellen Diskussionen zu wenige Ansätze, in denen die Berei- eine werteorientiere Informations- Desinformationen und Big Data und che Demokratiebildung und Medien- kompetenz und haben zum Ziel, zeigen Möglichkeiten auf, wie diese pädagogik zusammengedacht wer- antidemokratischen Einstellungen komplexen Themen mit Jugendlichen den. An dieser Schnittstelle setzen präventiv zu begegnen. bearbeitet werden können. wir mit unserem Modellprojekt an. Dies geschieht ganz pra- xisnah durch das Kennen- lernen und Ausprobieren diverser Methoden und Tools. Eine wichtige Rolle spielen bei #future_fabric auch die Chancen der Di- gitalisierung hinsichtlich Mobilisierung, Vernetzung und Überwindung von Un- gleichheiten. Unsere Angebote richten sich an junge Menschen im Land Bremen und 16 sollen schwerpunktmä- ßig auch marginalisierte #future_fabric ist angesiedelt im ServiceBureau Jugendinformation und wird als Modellprojekt zur Demokratieförderung bis Ende 2024 gefördert .
Uns geht es darum, ganz praktisch zu zeigen, was jede einzelne Person in ihrem Alltag tun kann, um demo- kratische Werte zu verteidigen und sich für ein gerechtes, diskriminie- rungsarmes (digitales) Miteinander einzusetzen. Durch die coronabedingten Kontakt- beschränkungen fand die Bildungsar- beit unseres Anfang 2020 gestarteten Projekts bislang vorwiegend online statt: Seither haben wir zahlreiche Workshops per Video-Konferenz für Jugendliche und Multiplikator*in- nen durchgeführt. Inhaltlich ging es schwerpunktmäßig um den Einfluss #denk_net von Desinformationen auf politische Meinungsbildung sowie Hate Speech. Im November 2020 haben wir uns im Rahmen des Fachtags „Der Mensch Im Projekt #denk_net und seine Daten“ mit der ethischen stärken wir die kri- Bewertung künstlicher Intelligenz tische Informations- auseinandergesetzt. Hier beschäf- kompetenz junger tigten uns unter anderem Fragen wie: Menschen: Mit spie- „Welche Daten werden in Zeiten von lerischen Methoden Smartphones, virtuellen Assistenten sensibilisieren wir sie wie Alexa, Kameraüberwachung im teme dazu genutzt werden können, für menschenverach- öffentlichen Raum (und so weiter) Chancengerechtigkeit zu erhöhen tende Positionen im über uns gesammelt und was passiert und Teilhabe zu stärken. Netz und zeigen Op- damit? Was bleibt vom Konzept der tionen auf, wie sie mit Privatsphäre im Zeitalter der Digitali- Aktuell konzipieren wir im Projekt Fake-News, Verschwö- sierung übrig?“ #future_fabric ein Escape-Game zu rungserzählungen und Desinformationen und ihrem Einfluss Hate Speech im Netz Ein zweites Schwerpunktthema des auf Wahlen. Im Stadtteil Hemelingen umgehen können. Fachtags waren algorithmische Syste- haben wir ein deliberatives Beteili- me, die mittlerweile in vielen Berei- gungsprojekt gestartet, um Jugendli- Bis zum Ende der chen wie Finanzwelt, Gesundheits- che stärker in politische Entscheidun- Projektförderung 2019 wesen und Justiz eingesetzt werden, gen einzubeziehen (siehe Seite 15). haben wir mit den um Arbeitsabläufe zu automatisieren Bildungsangeboten in oder Entscheidungen zu treffen. Da- In 2021 werden wir außerdem in Ko- diesem Projekt rund bei bleiben die zugrunde liegenden operation mit dem Stadtjugendring 700 Jugendliche und Kriterien verborgen. Bremerhaven eine Peer-Coach-Ausbil- 200 Multiplikator*in- dung anbieten. Ein weiteres großes nen erreicht. In aktuellen gesellschaftlichen Dis- Projekt des laufenden Jahres wird kussionen geht es in diesem Zu- eine modulare Train-the-Trainer- Fort- Die Module bleiben 17 sammenhang meist um die Frage, ob bildung zu den Schwerpunktthemen weiterhin im Portfolio diese algorithmischen Systeme Un- Digitalisierung und Demokratieförde- des ServiceBureau er- gleichbehandlungen oder Diskrimi- rung sein. halten und können als nierung verstärken. Auf dem Fachtag Jugendworkshops oder haben wir uns darüber hinaus auch Fachkräfte-Fortbil- der Frage gewidmet, wie solche Sys- dung gebucht werden.
Medienpädagogik padlet Medienpädagogische Padlets des ServiceBureau Jugendinformation Die Sammelleidenschaft eines Medienpädagogen padlets sind digitale Pinnwän- de mit vielfältigen Einsatzmög- lichkeiten in der pädagogischen Praxis. So können ganze Teams gleich- zeitig eine Pinnwand gestalten und dort Texte, Bilder, Videos, Links und vieles mehr ablegen. Die Einträge können kommen- tiert und in Echtzeit diskutiert werden. Das ServiceBureau Jugendin- formation hat für den medien- pädagogischen Bereich eine Vielzahl an padlets mit ver- schiedenen Schwerpunkten an- gelegt. Hier finden Fachkräfte der Jugendarbeit viele Infos und nützlich Tipps für ihre Arbeit. Alle medienpädagogischen padlets finden Sie hier: padlet.com/ServiceBureau/sb 18
Der digitale Hype der Jugendarbeit Instagram In den letzten Jahren war Insta- zu Beginn der Pandemie: Plötzlich weitergehen? Werden die Accounts gram bei jungen Menschen die durften die Fachkräfte via Instag- wieder gelöscht? Oder dürfen wir beliebteste Social Media-App. ram mit ihren Jugendlichen Kontakt an virtuellen Jugendorten präsent Nicht nur in der Medienpädagogik halten. Seitdem informieren viele bleiben, um unserer Zielgruppe wurde viel über die App, Influen- Einrichtung über Öffnungszeiten, einen niedrigschwelligen Zugang cer*innen und die Verantwortung Angebote sowie persönliche Er- zu ermöglichen? ihrer Beiträge diskutiert. reichbarkeit. Für die diesbezügliche Diskussion „Jugendarbeit hat die Aufgabe, ihre Als die Jugendhäuser coronabe- empfehlen wir den Jugendeinrich- Zielgruppe im Umgang mit Instag- dingt geschlossen waren, war dies tungen eine Dokumentation ihrer ram zu unterstützen“, so lautet das oft der einzig erfolgreiche Zugang Entscheidungen über Social Media- Fazit des ServiceBureaus in zahl- zu den Jugendlichen. Die Kanäle Präsenzen: Definieren Sie Kriterien reichen Fachartikeln und Vorträgen wurden nun auch für gemeinschaft- für die Kommunikation mit ihren zum Thema. liche Aktionen genutzt. Es wurden Adressat*innen, legen Sie Stan- Spiele angeboten oder Gemein- dards für die Veröffentlichung von Dazu gehört eine Auseinanderset- schaftsaktionen initiiert: So wurde Bildern und Informationen an ver- zung mit visuellen und textlichen zu Mal-, Bastel-, Foto- oder Video- schiedenen Orten fest. Beiträgen sowie eine kritische aktionen aufgerufen, deren Ergeb- Betrachtung des Handelns von nisse später virtuell geteilt wurden. Erstellen Sie ein Konzept, das Influencer*innen. Sie fortlaufend weiterentwickeln. Schon lange werden in der pä- Stellen Sie darin ihre Abwägungen Genau wie junge Menschen er- dagogischen Arbeit die Wider- zwischen Erfüllung ihrer pädagogi- reichen inzwischen auch Firmen sprüchlichkeiten zwischen dem schen Aufgaben und den Anforde- mit ihren Instagram-Postings viele Arbeitsauftrag zeitgemäßer, rungen des Datenschutzes dar, um Menschen. Und die Jugendarbeit? klientelorientierter Jugendarbeit eine gute Diskussionsgrundlage zu Auch sie könnte ihre Zielgruppe und gleichzeitiger Wahrung des haben. auf der Plattform erfolgreich kon- Datenschutzes diskutiert. taktieren. In vielen Fällen war den Und übrigens: Auch TikTok zeigt Jugendeinrichtungen die Nutzung Während bestehender Kontaktbe- seit einiger Zeit seine kreativen der App bislang untersagt – meist schränkungen blieben keine Alter- Möglichkeiten - auch für die Ju- mit Hinweis auf den Datenschutz nativen: Jugendarbeit MUSSTE nun gendarbeit. durch die jeweiligen Geschäftsfüh- in der virtuellen Lebenswelt ihrer rungen. Zielgruppe präsent sein, um ihren Auftrag erfüllen zu können. Doch Dieses änderte sich schlagartig wie wird es nach der Pandemie Zum Einsatz von Social Media-Apps in der Jugendarbeit empfehlen wir das Padlet Cyberwork 19
Internationale Jugendarbeit Veranstaltungsreihe „Mehr Sprachigkeit!“ Unsere Erfahrungen (nicht nur) aus der Internationalen Jugendarbeit zeigen: Die Exklusion von Teilnehmenden in Bezug auf Sprache wird sehr oft in Kauf genommen, “weil es gar nicht geht, alles immer für alle zu übersetzen”. Mit den Bildungsangeboten, die wir im Rahmen des Schwerpunktthemas “Mehr Sprachigkeit!” durchführen, regen wir zum kritischen Austausch zu diesem Problem an und entwickeln kreative Lösungsansätze. Nachdem wir bereits im März 2018 eine erste Qualifikation zu diesem Thema durchgeführt hatten, haben wir 2019 an Fahrt aufgenommen: den Auftakt bilde- ten der Fachtag „Mehr Sprachigkeit!“ mit 60 Teilnehmenden und die Fortbildung „Sprache Netzwerkes „Mehr Sprachigkeit!“ aktiv dazu und Macht“. beitragen, eine Wertschätzung der vielfältigen sprachlichen Ressourcen von Kindern und Es zeigte sich, dass dieses Querschnittsthema Jugendlichen zu fördern – und zwar sowohl in für alle Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit internationalen Austauschprojekten als auch von hoher Relevanz ist und die von uns an- auch in der pädagogischen Arbeit hier vor Ort. gestoßene Netzwerkbildung von vielen als „längst überfällig“ gewertet wurde. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, das Thema „Sprachgebrauch“ als Bestandteil der Bislang konnten wir mit drei weiteren Veran- Reflexion über die eigene diskriminierungssen- staltungen sowie der Koordination des neuen sible Bildungsarbeit zu verankern. FACHKRÄFTE-FAHRT Paris Gemeinsam mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) haben wir das Pilotseminar „Internationale Jugendarbeit“ vom 09.-10.04.2019 in Paris initiiert, an dem wir mit 10 Bremer Fach- kräften aus der Jugendsozialarbeit teilgenommen haben. Das Seminar hat uns den Kontakt zu vielen neuen Partner*innen aus der Offenen Jugendarbeit aus der Region Paris und darüber 20 hinaus ermöglicht. Im Fokus stand unter den Schlagworten „Diver- sität und Partizipation“ die Zielgruppenerweiterung für Jugendaus- tausch-Projekte. Wir freuen uns, dass bei diesem Seminar mehrere neue Kooperatio- nen und daraufhin auch Jugendaustausch-Projekte entstanden sind.
Seit September 2020 tragen wir ein Qualitäts- siegel im Rahmen des EU-Programms Europäi- scher Solidaritätskorps (ESK). Damit haben wir die Möglichkeit, Freiwillige aus den ESK-Programmländern (EU und darüber hinaus) zu empfangen. Internationale Unser erster ESK-Freiwilliger Jugendarbeit und Ionut-Cosmin Popescu ist im Oktober 2020 aus Spanien Mobilitätsbeschränkung - zu uns gekommen: Für ein wie passt das zusammen? Jahr unterstützt uns Ionut Scheinbar gar nicht! mit seinen kreativen Ideen Für uns stand dennoch und seiner Expertise, vor schnell fest, dass Aufgeben allem im Bereich Social Me- keine Option ist. dia. Er wirkt außerdem aktiv Vielleicht liegt in der Und wir starteten drei internationale bei unseren Projekte im Krise sogar eine Chance? Maßnahmen – vorerst natürlich auch Bereich der Internationalen ausschließlich digital: Jugendarbeit und im Projekt #future_fabric mit. 1. Die von uns koordinierte Strate- gische Partnerschaft „(re)WRITE THE Ionut ist eine Bereicherung NARRATIVE – Sharing Decolonial Prac- für unser Team - diese Er- tice in European Youth Education” mit fahrung motiviert uns, für Die gute Zusammenarbeit von Fach- fünf Partnerorganisationen. die Zukunft weitere ESK-Pro- kräften über Ländergrenzen hinweg jekte zu planen: Denkbar ist die Grundlage für die Durchführung 2. Eine vorbereitende Fachkräfte- ist zum Beispiel auch die qualitativ hochwertiger Jugendaus- begegnung für unsere Internationale Aufnahme eines ganzen tausch-Projekte – im hektischen, Jugend-Circus-Begegnung „Bridges for Freiwilligen-Teams von bis „coronafreien“ Alltag wird das leider Youth“. zu 15 Personen. Ebenso oft vernachlässigt. können über das Programm 3. Eine vorbereitende Fachkräfte- auch lokale Projekte von Insofern lag in der Krise auch eine begegnung für unseren Südafrika- jungen Menschen für mehr Chance, nämlich die Zeit nun schwer- nisch-Deutschen Austausch „Agents Solidarität und ein sozia- punktmäßig der Qualitätsentwick- of Change“ (initiiert von unserem ehe- les Miteinander gefördert lung internationaler Maßnahmen zu maligen weltwärts-Freiwilligen Thabo werden. widmen. Ngoxo). Das ServiceBureau berät zu Diesen Apell haben wir im Rahmen Mit Ionuts Hilfe starteten wir Ende allen Fragen des EU-Förder- 21 mehrerer Fachtagungen aktiv in den 2020 eine Social Media-Kampagne: programms und hat bundesweiten Diskurs eingebracht. Über den Hashtag #IJAweitermachen im Jahr 2020 mehrere tauschen wir uns mit anderen Trägern Jugendinitiativen bei der Innerhalb eines halben Jahres haben der Internationalen Jugendarbeit zu Planung und Antragstellung wir ab Mai 2020 sieben Fortbildungen digitalen Tools und kreativen Projekt- eines ESK-Solidaritätspro- digital durchgeführt. ideen aus. Und verbreiten auf diesem jektes unterstützt. Weg Mut und Zuversicht!
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