"Schwarze Schafe" oder weites Dunkelfeld? - Nomos eLibrary

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»Schwarze Schafe« oder
weites Dunkelfeld?
Ein Diskussionsbeitrag der Bundesarbeits-
gemeinschaft Kritischer Polizistinnen und
Polizisten (Hamburg Signal) e.V.

Von Martin Herrnkind                                 Diskussion gestellt werden« (Seite 4). Über die                     tragte Wissenschaftliche Direktor an der Poli-
                                                     Universitäten Trier und Münster führten sie je                      zeiführungsakademie, Manfred Murck, stellte
                                                     vier Workshops mit insgesamt 115 PolizistIn-                        schließlich resigniert fest: »Die Untersuchung
                                                     nen durch.                                                          wird daher nicht sehr breit angelegt sein.« In

E
       nde Januar fiel der ARD eine bis dahin           Erste Meldungen über die Planung der Studie                      der Projektskizze und im Fazit finden sich Hin-
       geheimgehaltene Studie über polizeili-        finden sich Ende 1994. Die Innenministerkon-                        weise auf diesen eingeschränkten Erhebungs-
       che Fremdenfeindlichkeit in die Hände.        ferenz (IMK) erteilte in Magdeburg am                               rahmen: »Ziel der insgesamt acht Workshops
In einer der Kernmeldungen verlautete, daß es        25.11.94 den Auftrag für eine bundesweite Stu-                      war es nicht, quantitative Aussagen über die
sich bei fremdenfeindlichen Übergriffen – ent-       die über das Thema »Fremdenfeindlichkeit und                        Verbreitung von ausländerfeindlichen Einstel-
gegen den früheren Beteuerungen der Innenpo-         Polizei«.1 Es kann als historisches Ereignis be-                    lungen, Übergriffen und Straftaten innerhalb
litikerInnen – nicht um »bloße Einzelfälle«          wertet werden, daß Innenminister als politisch                      der Polizei zu treffen. Dazu wäre eine aufwen-
handele. Schadenfreude allerorten über die           Verantwortliche eine wissenschaftliche Unter-                       dige Dunkelfeldforschung notwendig gewesen,
Blauäugigkeit der Verantwortlichen, ein solch        suchung mit derart brisantem Forschungsinhalt                       für die die Mittel nicht bereit standen.« (Seiten
brisantes Papier in den Schubladen horten zu         in Auftrag gaben. Allerdings war der in den                         4, 146) Aber gerade diese Dunkelfeldforschung
wollen. Doch die Umstände der Veröffentli-           Medien vermittelte Eindruck falsch, die IMK                         wäre erforderlich gewesen, um die Tragweite
chung sind das einzig amüsante. Alles andere         reagiere problemzentriert und aktuell auf die                       möglicher Reformkonzepte sowie dazu ange-
stimmt höchst bedenklich. Die Ergebnisse der         sich häufenden Meldungen über Polizeiüber-                          messene Budgetansätze auszuloten.
Erhebungen, die daraus entstandenen wissen-          griffe. Die Studie war längst beschlossen, bevor                       Zur Bedeutung des Themas sagt Hamburgs
schaftlichen Deutungen und Reformvorschläge          die Minister in Magdeburg Platz genommen                            Erster Bürgermeister Henning Voscherau
decken sich in weiten Teilen mit dem, was ins-       hatten (Diederichs, S. 48 ff.). Denn insbesonde-                    (SPD): »Die Vorwürfe (von Polizeiübergriffen,
besondere die BAG Kritischer PolizistInnen           re der rheinland-pfälzische Innenminister, Wal-                     der Verfasser) sind, wenn sie belegt werden
(Bundesarbeitsgemeinschaft, Herrnkind [b],           ter Zuber, war einige Monate zuvor durch eine                       können, so gravierend, daß sie die Staatsidee
Such) und amnesty international (amnesty in-         nicht in seinem Auftrag erstellte Projektarbeit                     Deutschlands berühren.« Von Polizeiübergrif-
ternational, S. 51 ff.) seit Jahren thematisiert     der Verwaltungsfachhochschule Koblenz aufge-                        fen geht Gefahr für das Rechtsstaatsprinzip aus.
haben. Die Installation von Ombudsleuten wird        schreckt worden2 (vgl. Liebel, S. 15 ff.). Die in                   RechtsanwältInnen raten ihren MandantInnen
ebenso empfohlen wie Modifikationen des              ihrem Rahmen auf Rheinland-Pfalz begrenzte                          von berechtigten Strafanzeigen gegen Polizei-
Führungsverhaltens, Supervisionen und Anti-          Projektarbeit förderte unter anderem Affinitäten                    beamtInnen ab, weil man gegen den Korps-
diskriminierungstrainings.                           der befragten PolizistInnen zu den Republika-                       Geist in der Polizei vor Gericht praktisch nicht
   Unter Federführung des Psychologen Man-           nern zutage, ebenso wie erhebliche Vorbehalte                       ankommt. Würde dieses Verständnis sich aus-
fred Bornewasser und des Soziologen Roland           gegenüber AsylbewerberInnen. Nachdem es                             breiten, käme das einer Kapitulation des
Eckert erstellten MitarbeiterInnen von Polizei-      mißlang, den wissenschaftlichen Wert der Stu-                       Rechtsstaates gleich. Die Innenministerkonfe-
schulen und WissenschaftlerInnen ein Stim-           die zu diskreditieren, schienen die Verantwortli-                   renz zeigte zu keinem Zeitpunkt Interesse an
mungsbild der deutschen Polizei. Sie befaßten        chen kalte Füße zu bekommen. Eine bundes-                           der Aufhellung des Dunkelfeldes, für das sich
sich mit »spezifischen Ursachen und Aus-             weite Erhebung sollte her, aber von Anfang an                       gleichwohl einige Voraussetzungen vorfinden
drucksformen von Rassismus und Fremden-              unter die Fittiche der Innenministerkonferenz                       ließen.
feindlichkeit innerhalb der Polizei. (…) Das         (IMK) gestellt werden. Damit waren die Wei-                            Das polizeiliche Alltagshandeln impliziert
praktische Ziel (…) sollte es sein, »die Polizei     chen gestellt.                                                      Tatgelegenheitsstrukturen für Übergriffe, allein
besser auf die Kontakte und auch Konflikte mit          Der deutlichste Hinweis für die Bedeutung,                       schon, weil das Recht zur Ausübung
Bürgern ausländischer Herkunft vorzuberei-           die die IMK dem Thema beimaß, läßt sich an                          physischer Gewalt ein Charakteristikum des
ten. Hierzu sollten Vorschläge zur Verbesse-         dem für die Studie zur Verfügung gestellten Fi-                     Berufs darstellt. In Ausübung des Gewaltmo-
rung der Aus- und Fortbildung sowie zu ande-         nanzrahmen ablesen: 50.000 DM, ein klägli-                          nopols balancieren die Ordnungshüter tagtäg-
ren hilfreichen Maßnahmen entwickelt und zur         cher Betrag. Der mit der Durchführung beauf-                        lich im Grenzbereich zwischen zulässigem und

                                                                 https://doi.org/10.5771/0934-9200-1996-4-32
NEUE KRIMINALPOLITIK – 4/1996                             Generiert durch IP '46.4.80.155', am 23.02.2022, 06:30:21.                                                  33
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T ITEL

unzulässigem Grundrechtseingriff, zumindest           241, 311). Doch die zu befürchtenden Ergeb-                          zu starken Generalisierung beinhalten. Ande-
formell. Mehr noch als im übrigen Verwal-             nisse einer Dunkelfeldforschung schrecken                            rerseits zeige die polizeiliche Alltagserfahrung,
tungshandeln sehen sich Polizeivollzugsbeam-          nicht ohne Grund ab. Denn negative Ergebnisse                        daß derartige Klischees durchaus realistisch
tInnen dem Entscheidungsdruck der ad-hoc-Si-          würden die Reputation der Polizei belasten und                       sind und z.B. bei Kontrollen ein erfolgverspre-
tuationen gegenüber. Ohne sich zuvor mittels          die subjektive Sicherheit in der Bevölkerung                         chendes Raster darstellen. Wer einmal eine
Gesetzestexten und Kommentaren vergewissern           negativ beeinflussen.                                                Nachtschicht auf dem »Ho-Tschi-Minh-Pfad«
zu können, müssen sie »auf der Straße« in die            Für die beauftragten WissenschaftlerInnen                         mitgemacht habe, komme nicht umhin, diese
Rechte von BürgerInnen eingreifen, mit teil-          waren aufwendige viktimologische Ansätze                             Realität anzuerkennen.« Dazu vermerken die
weise irreversiblen Folgen. Dabei müssen sie          ebenso undurchführbar wie »die Entwicklung                           WissenschaftlerInnen in einer Fußnote: »Die
die Tatbestände von immer mehr Paragraphen            neuer Meßinstrumente« oder »exakte systema-                          Moderatoren wurden eingeladen, eine Nacht-
ebenso korrekt anwenden können, wie in jedem          tische Erhebungen über repräsentative Stich-                         schicht im Innenstadtrevier mitzumachen. Bei
Einzelfall die Grundsätze der Verhältnismäßig-        proben« (vgl. Seite 13). Somit wählten die For-                      der Begehung des ›Ho-Tschi-Minh-Pfads‹
keit. Diese unzähligen Fehlerquellen potenzie-        scherInnen den fast einzig gangbaren Weg und                         konnten sich die Moderatoren selbst davon
ren sich in emotional aufgeladenen ad-hoc-            traten an die PolizistInnen selbst heran. Im Klar-                   überzeugen, daß die Seminarteilnehmer bei
Einsätzen, wenn das Gesetz den Vollzugsbeam-          text: Die Erhebungen reichen nicht über die po-                      ihren Schilderungen keineswegs übertrieben
tInnen die Anwendung von Gewalt zwingend              lizeiliche Wahrnehmung gesellschaftlicher Rea-                       hatten.« (Seite 136)
vorschreibt.                                          lität hinaus.                                                           Man kann sich des Eindruckes nicht erweh-
                                                         Deutlich wird das in vielen Auszügen der Do-                      ren, daß sich die ModeratorInnen in manchen
                                                      kumentation. So der Kommentar zum Tod eines                          ihrer Interpretationen von den »polizeilichen

                                         ▼            Tatverdächtigen, der von Polizeibeamten auf der
                                                      Wache offensichtlich geschlagen worden war:
                                                      »Es werden Tausende [von der Polizei] ge-
                                                                                                                           Professionals« haben überrumpeln lassen.
                                                                                                                           Schließlich ist eine professionell kriminalisti-
                                                                                                                           sche Verdachtsbildung von tumben Stereotypen
        Die Kritischen                                schlagen und sterben nicht – das war Pech!«
                                                      (Seite 76)
                                                                                                                           deutlich zu unterscheiden. In der Polizeifor-
                                                                                                                           schung wies Jürgen Mansel die Selektion poli-
         PolizistInnen                                   »Wenn mich jemand anbrüllt, gibt's den
                                                      Knüppel.« (Seite 77)
                                                                                                                           zeilicher Kriminalitätsbekämpfung nach ethni-
                                                                                                                           schen Gesichtspunkten über Statistiken nach
    vertreten seit ihrer                                 »Wenn man mit solchem Abschaum zu tun
                                                      hat, muß man die Handschuhe bis zur Schulter
                                                                                                                           (vgl. dagegen Reichertz/Schroer [b], S. 760).
                                                                                                                           Auch Cornelia Schmalz-Jacobsen, Ausländerbe-
   Gründung vor zehn                                  hochziehen.« (Seite 77)
                                                         »Kosovo-Albaner = Messerstecher.« (Seite
                                                                                                                           auftragte der Bundesregierung, unterstellt diesen
                                                                                                                           »Polizeieffekt«. Die Theorie fügt sich nahtlos in
 Jahren die These, daß                                78)
                                                         Vor allem nach Einbruch der Dunkelheit sei
                                                                                                                           die Logik polizeilicher Verdachtsschöpfung. Im
                                                                                                                           Standardwerk der wissenschaftlichen Kriminali-
     Übergriffe täglich                               die Innenstadt »fest in ausländischer Hand«;
                                                      viele deutsche Frauen »trauen sich nachts
                                                                                                                           stik bezeichnet der Kriminalbeamte Störzer als
                                                                                                                           geläufigste Verdachtsgewinnungsstrategie die
           vorkommen                                  kaum mehr vor die Tür« (Seite 134).
                                                         Jugoslawen und Albaner könne man meist
                                                                                                                           »intuitive«, die er auf Berufserfahrung und
                                                                                                                           Menschenkenntnis gründet. Aus dem »profes-
                                                      den Bereichen Organisierte Kriminalität, Men-                        sionellen Wissen der Beamten« ergäben sich

                                         ▲            schenhandel und Prostitution zurechnen. (…)
                                                      Schwarzafrikaner seien häufig Dealer und Ver-
                                                      führer der Jugend, viele müsse man als primiti-
                                                                                                                           »Erfahrungssätze und Typisierungen«, die »be-
                                                                                                                           treffen, was normal ist, und dann das, was Ver-
                                                                                                                           dacht erregt, was sich als mit dem Normalen
                                                      ve, dumme und verantwortungslose Untermen-                           nicht übereinstimmend erweist«. In der Praxis
   Ferner wird der Polizei durch das Gewaltmo-        schen bezeichnen (»haben AIDS, vögeln unsere                         kann hingegen selten von »professionellem«
nopol strukturell eine Definitionsmacht anver-        weißen Frauen«). (…) Osteuropäer (besonders                          Wissen im Sinne kriminologischer Erkenntnisse
traut. Realisiert wird diese Definitionsmacht in      Polen) seien zumeist illegal als Schwarzarbeiter                     gesprochen werden. Störzers »Typisierungen«
der Praxis häufig durch nur zwei handelnde            in Deutschland. Im Grunde seien sie »arme                            sind zumeist nichts anderes als (spießbürgerli-
Subjekte, das Streifenwagenteam. Wenn bei-            Schweine«, doch viele »klauen wie die Raben,                         che) Stereotypen, »latente Vorurteile gegenüber
spielsweise zwei Polizeibeamte einen Festge-          saufen, randalieren und sind asozial«. (…) Der                       ethnischen Minderheiten«, wie Schneekloth in
nommenen in einer Zelle mißhandeln, tendieren         prototypische Zigeuner »schafft nix« und lebt                        einer Untersuchung über polizeilichen Jugend-
die juristischen Chancen des Opfers gegen Null.       als »Schmarotzer«; dafür seien Betrügereien                          schutz feststellte. Edmund Funke diagnostizierte
Weiterhin sind die potentiellen Opfer in aller        und Diebstahl an der Tagesordnung. (…) Türki-                        bei den von ihm befragten PolizeibeamtInnen
Regel »Personen mit geringer Beschwerde-              sche Dealer »stinken nach Knoblauch, fahren                          einen »relativ niedrigen Professionalisierungs-
macht«, wie Manfred Brusten zutreffend fest-          große Autos und haben eine mittelalterliche                          grad der Asozialitätssichtweise«. In seiner Stu-
stellte. So sind beispielsweise die Angaben von       Mentalität« (Seite 135, 136).                                        die standen die PolizistInnen der Aussage »Zi-
zur Tatzeit stark alkoholisierten Polizeiopfern in       »Wenn Du einen Ausländer kontrollierst, der                       geuner sind asozial« näher als der Aussage
einer späteren Beweisaufnahme von geringem            dazu noch schlampig aussieht, beträgt die Tref-                      »Wirtschaftskriminelle sind asozial« und be-
Gewicht. Die polizeiliche Praxis verschließt sich     ferquote 99 %.« (Seite 123)                                          zeichneten Asozialität mehrheitlich als ein »an-
allzu häufig den klassischen Kontrollmechanis-           Hier zeigt sich ein Stimmungsbild, das in Zu-                     lagemäßiges Charakterproblem«. Jo Reichertz
men. Damit bergen Übergriffe für die Täter in         sammenhang mit anderen Arbeiten der Polizei-                         stellte fest, daß »die Ermittler bei den Akten der
Uniform nur geringe Risiken.                          forschung signifikante Auswirkungen auf das                          Typisierung sehr stark auf ihre eigenen Erfah-
   Die Kritischen PolizistInnen vertreten seit ih-    praktische Polizeihandeln vermuten läßt. Die                         rungen zurückgreifen. Sie benutzen dagegen
rer Gründung vor zehn Jahren die These, daß           ForscherInnen meinen dazu: »Als Polizeibeam-                         kaum oder sehr wenig (…) Wissen, das von der
Übergriffe täglich vorkommen. Eine Reihe von          ter sei man sich natürlich darüber im klaren,                        Kriminologie oder den Geisteswissenschaften
Studien aus der Polizeiforschung lassen ein           daß es sich hierbei um stark vereinfachende                          bereit gestellt wird«. Nach einer Studie der
Dunkelfeld vermuten (z.B. zuletzt Schüller, S.        Kategorien handele, welche die Gefahr einer                          Fachhochschule für öffentliche Verwaltung

                                                              https://doi.org/10.5771/0934-9200-1996-4-32
34                                                     Generiert durch IP '46.4.80.155', am 23.02.2022, 06:30:21.                            4/1996 – NEUE KRIMINALPOLITIK
                                                Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
Nordrhein-Westfalen glauben 74 Prozent der             existieren. Die Ursachen fremdenfeindlicher                            Mehrfach liest sich die Studie, als fließe
PolizistInnen, »ausländische Arbeitnehmer an-          Übergriffe von Polizeibeamten sind freilich                         fremdenfeindliches Verhalten in logischer Kon-
ders behandeln zu müssen als den Normalbür-            nicht einfach in diesen Einstellungen zu sehen,                     sequenz aus Interaktionsbedingungen mit nicht-
ger«. Fünf Arbeitstagungen der Hessischen Po-          sondern vielmehr in den Arbeitsbedingungen,                         deutschen Kriminellen. Es wird nicht die Frage
lizeischule im Jahr 1993 mit 109 BeamtInnen            die sich – je länger sie andauern – in feindseli-                   gestellt, ob es eine »reformierte Polizei« geben
des gehobenen Dienstes ergaben, daß viele von          gen Einstellungen und Affekten sedimentieren.«                      könnte, die »anders«, nämlich im Geiste und
ihnen rechten Positionen mehr oder weniger of-         (Seite 90/91)                                                       mit dem Menschenbild unseres Grundgesetzes
fen Sympathien entgegenbrachten und in der                Das Fazit der Studie schließt folgendermaßen                     dieselben Aufgaben zu bewältigen imstande
Wahl rechter Parteien, wie z.B. der Reps, sehr         ab: »Wenn Fremdenfeindlichkeit innerhalb der                        wäre. Explizit wird eine These der Kritischen
wohl ein Mittel sahen, ihre politische Unzufrie-       Polizei zunächst weniger ein Problem individu-                      PolizistInnen abgelehnt: »Als nächstes könnte
denheit zu artikulieren. Außerdem neigten sie          eller Einstellungen als vielmehr struktureller                      man vermuten, daß im Laufe der beruflichen
dazu, die im Dienst erworbenen Erkenntnisse –          Belastungen ist (aus denen dann Einstellungs-                       Sozialisation sich bei Polizeibeamten spezifi-
z.B. die Anteile nichtdeutscher Tatverdächtiger        änderungen resultieren), wird es vor allem dar-                     sche Einstellungen, Wahrnehmensmuster und
– generell auf »die Ausländer« zu übertragen.          auf ankommen, die Belastungssituationen nicht                       Verhaltensweisen entwickeln, welche fremden-
Schon dieser Rückblick auf Ergebnisse der Poli-        weiter anwachsen zu lassen (also etwa die Ver-                      feindliches Handeln begünstigen. Diese These,
zeiforschung relativiert den Neuigkeitswert der        dienstmöglichkeiten durch Drogenhandel und                          die in der öffentlichen Diskussion geäußert
in der Studie analysierten Gefahr fremdenfeind-        Zuhälterei zu begrenzen, der illegalen Einwan-                      wird, ist jedoch in ihrer Pauschalität zurückzu-
licher Typisierungen bzw. Generalisierungen.           derung und ethnischen Segregation entgegenzu-                       weisen. Es ist weniger die berufliche Sozialisa-
   Ebensowenig neu, aber im Ergebnis doch hilf-        wirken). Dies ist eine Aufgabe der Politik. An-                     tion als solche, als vielmehr die Sozialisation
reich erscheint die Analyse der Streßfaktoren im       gesichts der wachsenden Probleme ist rasches                        über schwer zu verarbeitende Interaktionser-
Polizeidienst. Allerdings ist Kritik an deren Deu-     Handeln erforderlich.« (Seite 147)                                  fahrungen, die zu entsprechenden Einstellun-
tung angebracht. Denn der von den PolizistInnen           Solche sozialwissenschaftlichen Interpretatio-                   gen und Handlungsweisen führen können. (Seite
subjektiv wahrgenommene Streß fängt bei »ver-          nen (zur Kritik vgl. Maibach, S. 193) des Pro-                      88, 89)
alteten Akkus für Funkgeräte« an, führt über die       blems verkennen die staatspolitische Konse-

                                                                                                                           ▼
»Wohnortferne vom Dienstort« bis hin zur »Be-          quenz: Unser Modell des Rechtsstaats versagt
sorgnis der steigenden finanziellen Belastungen        innerhalb gegenwärtiger gesellschaftlicher Rea-
der öffentlichen Haushalte durch Migrationspro-        litäten! Diese Sichtweise nahm drastisch, aber
bleme« (»Übertriebene Humanität könne zur
Verschwendung von Steuergeldern führen«).
                                                       treffend der Bundesjugendvorsitzende der Ge-
                                                       werkschaft der Polizei, Günter Meiners, auf's                       Mit polizeilicher
Zwar sehen die AutorInnen die geäußerte dienst-        Korn: »Entschuldigen Sie bitte die Mißhandlung
liche Unzufriedenheit »nur zum Teil mit der            und die kleine Folter, aber ich bin leider ge-                      Fremdenfeindlichkeit
Ausländerproblematik« und viel mehr »in den            streßt, demotiviert, unterbezahlt und überarbei-
allgemeinen Dienstverhältnissen begründet«             tet!« Die Analyse macht Opfer zu Tätern. Und                        geht faktisch die
(Seite 73), jedoch hätten sie deutlicher machen        mit ihrer wissenschaftlichen Autorität dient sie
müssen, daß Maßnahmen und Reformvorschläge             Politikern als Argument zur Verschärfung poli-                      Außerkraftsetzung
weniger am subjektiven Streß ansetzen sollten.         zeilicher Eingriffsbefugnisse. So begründete
Rainer Wensing stellte zum Konfliktverhalten           Hamburgs Innensenator Hartmut Wrocklage                             eines ganzen Bündels
von Polizeibeamten fest: »Streßursachen sind           (SPD) stark umstrittene Ausweitungen polizei-
von sekundärer Bedeutung.«
   Entscheidend sei, wie PolizistInnen selbst mit
                                                       rechtlicher Platzverweise unter anderem mit sei-
                                                       ner Intention, Fremdenfeindlichkeit bei der Poli-
                                                                                                                           von Grundgesetz-
den von ihnen empfundenen Streßursachen um-
gehen.
                                                       zei verhindern zu wollen.
                                                          Deshalb kommt die BAG Kritischer Polizi-
                                                                                                                           artikeln einher
                                                                                                                           ▲
   Die Autoren des Münsterschen Projektteams           stInnen zu einem anderen Schluß: Unser Modell
(unter der Leitung von Bornewasser) scheinen           des Rechtsstaats wird von polizeilichen Struktu-
diesen Aspekt anders bewertet zu haben: »Eine          ren unterlaufen. Denn mit polizeilicher Frem-
Äußerung wie ›98% aller Polen sind Abzocker‹           denfeindlichkeit geht faktisch die Außerkraftset-
belegt exemplarisch die Einstellung einiger Be-        zung eines ganzen Bündels von Grundgesetzar-                           Ähnliches gilt für die Vermutung, daß es sich
amter zu dieser Ausländergruppe. Dieser Aus-           tikeln einher. Hinter den zigfachen Belegen für                     letztlich um Kompetenzdefizite handele, auf-
sage wurde kaum widersprochen und zeigt, daß           polizeilichen Rassismus verbirgt sich ganz zen-                     grund derer spezifische Streßsituationen des
es starke Vorbehalte gegen einige Ausländer-           tral ein autoritäres und nicht mit dem Geist un-                    Polizeialltags sowie berufstypische Belastun-
gruppen gibt. Für uns stellt sich nicht so sehr        serer Verfassung in Einklang zu bringendes                          gen und Frustrationen (z.B. aufgrund von
die Frage, ob dies nun ein Beleg für die Frem-         Staats- und Berufsverständnis. Die in der Studie                    Mißerfolgserfahrungen) nur unzureichend be-
denfeindlichkeit der Polizei ist. Wichtiger er-        vorzufindenden kriminal- und asylpolitischen                        wältigt werden können. Gewiß ließen sich
scheint uns der Hintergrund dieser Vorbehalte.         Äußerungen der PolizeibeamtInnen bewegen                            durch sorgfältige Personalauswahl und vor-
In Anbetracht der negativen Erfahrungen im             sich auf dem Niveau von Boulevardblättern und                       bildliche Führung Kompetenzen verbessern
Umgang mit Ausländern werden solche Äuße-              Stammtischen. Bedenklich genug, wenn sol-                           und sicherstellen. Gleichwohl können die prak-
rungen nachvollziehbar und bestätigen die Ver-         cherart Einlassungen aus den Reihen der Durch-                      tischen Probleme auch hochkompetente Mitar-
mutung, daß Polizeibeamte im Umgang mit                schnittsbevölkerung erklingen. Aus den Mün-                         beiter irgendwann einmal überfordern.« (Seite
Fremden gefährdet sind.« (Seite 73/74)                 dern von PolizeibeamtInnen werden solche                            88, 89)
   Oder: »Sicherlich sind unter Polizeibeamten         nicht zuletzt unprofessionellen Einstellungen zu                       Diese Analyse ist in ihrer Schwerpunktset-
auch kritische und distanzierte, rassistische          einer Gefahr für Staat und Verfassung. Eine                         zung anzuzweifeln. Es entsteht der Eindruck, als
und fremdenfeindliche Einstellungen gegenüber          Gleichsetzung von Durchschnittsbevölkerung                          begünstige subjektiver Streß auch auf weniger
einzelnen Ausländergruppen wiederzufinden,             und VollzugsbeamtInnen, wie die AutorInnen                          und durchschnittlich belasteten Dienststellen au-
wie sie auch in anderen Teilen der Bevölkerung         ihn auf S. 90/91 vornehmen, verbietet sich.                         tomatisch fremdenfeindliches Verhalten. Solch

                                                                   https://doi.org/10.5771/0934-9200-1996-4-32
NEUE KRIMINALPOLITIK – 4/1996                               Generiert durch IP '46.4.80.155', am 23.02.2022, 06:30:21.                                                  35
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T ITEL

niedrige Anforderung an Streßresistenz, an po-       logische Konsequenz, wie der Organisations-                          Anmerkungen
lizeiliche Professionalität schlechthin, konter-     psychologe Achim Schüller nachwies. Er atte-
kariert den Anspruch eines modernen Berufs-          stierte der Polizei eine »Zieldiffusität«. Wer                       1   Beschlußniederschrift über die Sitzung der Stän-
bildes. Die WissenschaftlerInnen messen das          z.B. einen »Drogenkrieg« gewinnen soll (und                              digen Konferenz der Innenminister und -senato-
                                                                                                                              ren der Länder am 25.11.94 in Magdeburg, TOP
polizeiliche Anforderungsprofil dort, wo gegen-      will!), dürfte schon verloren haben, bevor er an-                        36, S. 43 ff.
wärtig polizeiliche Leistungsfähigkeit aufhört,      gefangen hat. Die Problematik der mit vielen                         2   Protokoll der 41. Sitzung des Innenausschusses
nicht auf dem (höheren) Level eines Anforde-         Übergriffen belasteten Hamburger Polizeiwa-                              – nichtöffentlich – des Rheinland-Pfälzischen
rungsprofils im Staate des Grundgesetzes.            che 11 zeigt exemplarisch: Das Organisations-                            Landtages vom 30.11.94; TOP 7; S. 17 ff.
   Insofern greift die Ursachenanalyse zu kurz.      ziel eines drogenfreien Hamburger Hauptbahn-
Denn Menschen, die diesen Beruf wählen, sind         hofes erweist sich über rechtsstaatlich
häufig »autoritäre Persönlichkeiten«. Und Men-       angemessene Wege als utopisch. Folglich im-                          Literatur
                                                     pliziert ein solches Organisationsziel bereits das
                                                                                                                          Ahlf, Ernst-Heinrich: »Polizeitheorie? – Thesen ei-
                                                     individuelle Gefühl der Sinnlosigkeit polizeili-

                                         ▼
                                                                                                                              ner Standortbestimmung« in DIE POLIZEI
                                                     cher Arbeit. Wer sich als letzte Bastion von                             5/1989 (S. 109 ff.)
                                                     Recht und Ordnung versteht, muß sich in der                          amnesty international, international secretariat,
                                                     Konsequenz gesellschaftlicher Realität in den                            London: Ausländer als Opfer – Polizeiliche
                                                     Werten wiederfinden, die in Charles-Bronson-
       Die Polizeischulen                            Filmen vermittelt werden. Strafe vor Ort, weil
                                                                                                                              Mißhandlungen in der Bundesrepublik Deutsch-
                                                                                                                              land (ai-Index EUR 23/06/95 GERMAN),
                                                     der Rechtsstaat (vermeintlich) versagt. Die in                           S. 51 ff.
     sollten den stupiden                            vielen deutschen Wachen gelebte Polizeikultur                        Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der
                                                                                                                              Ausländer (Hrsg.): »Ausländerkriminalität« oder
                                                     steht derjenigen diametral entgegen, die sich
        Frontalunterricht                            aus unserem Grundgesetz ableiten sollte.                                 »kriminelle Ausländer«, Bonn 1993
                                                                                                                          Berndt, Günter: »Fehlverhalten von Polizeibeamten
                                                        PolizistInnen versehen Vollzugsdienst, der
        modifizieren und                             stets eine Gewaltkomponente in sich tragen
                                                     wird. Gerade in Extremsituationen des Vollzu-
                                                                                                                              – muß das sein« in BEREITSCHAFTSPOLIZEI
                                                                                                                              – HEUTE – 12/84
                                                                                                                          Bornewasser, Manfred: »Probleme der Polizei im
        emotionale Lehr-                             ges korreliert eine Polizeikultur mit rechtmäßi-
                                                     gem Polizeihandeln. Denn Werte beeinflussen
                                                                                                                              Umgang mit ethnischen Minderheiten« in POLI-
                                                                                                                              ZEISPIEGEL 3/96 (S. 71 ff.)

      formen einflechten                             das Handeln, insbesondere wenn während ei-
                                                     ner Gewaltanwendung kognitive Entschei-
                                                                                                                          Brusten, Manfred: »Strafverfahren gegen Polizeibe-
                                                                                                                              amte in der BRD« in: Brusten, Manfred (Hrsg.):
                                                     dungsfaktoren von emotionalen bzw. affektiven                            Polizei-Politik, Weinheim 1992

                                         ▲           überlagert werden. Es stellt sich dabei die Fra-
                                                     ge, inwieweit Individuen im Vollzugsdienst
                                                     ihre Gesundheit oder sogar ihr Leben für Werte
                                                                                                                          Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen
                                                                                                                              und Polizisten (Hamburger Signal) e.V. (Hrsg.):
                                                                                                                              I. Aus- und Fortbildung der Polizei, II. Kontrolle
                                                                                                                              der Polizei (2 Positionspapiere), Hamburg 1991
schen mit autoritären Persönlichkeitsstrukturen      (aus Normen) riskieren, die sie persönlich                           Diederichs, Otto: »Hilfe, Polizei – Auswüchse oder
sind diejenigen, die traditionell in diesem Beruf    nicht mittragen. Die Äußerungen der Polizi-                              System?« in Bürgerrechte & Polizei/CILIP/Die-
protegiert wurden und zum großen Teil auch           stInnen in den Workshops lassen deutliche                                derichs, Otto (Hrsg.): Hilfe, Polizei – Fremden-
noch werden, nicht zuletzt von politischer Ent-      Zweifel aufkommen. Deshalb: Das Grundge-                                 feindlichkeit bei Deutschlands Ordnungshütern;
scheidungsebene. Sie haben dem Berufsbild            setz mit seinen Grund- und Menschenrechten                               Berlin 1995 (S. 41-53)
ihren Stempel aufgedrückt. So finden bspw. die       und die sich aus ihm ableitenden Begrenzun-                          Franzke, Bettina: »Polizei und Ausländer« in KRI-
                                                                                                                              MINALISTIK 10/93 (S. 615 ff.)
nahezu überflüssigen militärischen Strukturen        gen staatlicher Macht müssen von Polizei-
                                                                                                                          Funke, Edmund: Soziale Leitbilder polizeilichen
polizeilicher Organisation ihre Entsprechung in      »VollzugsbeamtInnen« quasi internalisiert sein.                          Handelns, Holzkirchen 1990
einem autoritären Staats- und Polizeiverständ-       Für die Polizeiaus- und Fortbildung heißt das:                       Gintzel, Kurt/Möllers, Hermann: »Das Berufsbild
nis leitender PolizeibeamtInnen und Politike-        Nicht mehr nur pauken, sondern verinnerli-                               der Polizei zwischen Sein und Sollen – was
rInnen. Aus ihnen resultiert eine Organisations-     chen! Die Polizeischulen sollten den stupiden                            nicht im Saarbrücker Gutachten steht« in DIE
kultur, die nach innen und außen ein                 Frontalunterricht modifizieren und emotionale                            POLIZEI, 1/1987 (S. 1 ff.)
»Schwarz-Weiß-Denken« fördert. Eben diese            Lehrformen einflechten. Verfassungswerte                             Herrnkind (a), Martin: »Der Fehler im System – Be-
Organisationskultur wirkt auf »polizeiliche So-      müssen erfahren werden können, auch im In-                               trachtungen eines Insiders« in Bürgerrechte &
zialisation«, die das in der Studie herausanaly-     nenverhältnis der Organisation. PolizistInnen                            Polizei et.al.; (S. 54-61)
                                                                                                                          Herrnkind (b), Martin: »Helfer, die zu Tätern wer-
sierte und zu kritisierende Fehlverhalten in der     müssen nicht nur die Normen kennen, sondern
                                                                                                                              den« in DIE ZEIT, 17.03.95
Polizei erheblich begünstigt. Denn jedwedes          auch die Normzwecke und ihre sozialwissen-                           Hildebrandt, Helmut: Professionelle Polizei, Stutt-
Schwarz-Weiß-Denken ist in bezug auf krimi-          schaftlichen Begründungen. Kurzum: Wir                                   gart/München/Hannover 1990
nologische Sachverhalte gesellschaftlich inadä-      brauchen ein anderes, ein qualifizierteres Be-                       Korell, Jürgen: »Schläger in Uniform?« in UNBE-
quat. Stramme »Law-and-order«-Vertreter mit          rufsbild.                                                                QUEM 20/Dezember '94 (Schwerpunkt Poli-
mangelndem sozialen Gespür müssen zwangs-                                                                                     zeiübergriffe; 1994)
läufig in einem gewaltengeteilten, sozialen            *Manfred Bornewasser/Roland Eckert/Jo-                             Kube/Störzer/Timm: Kriminalistik, Band 1, 1992
Rechtsstaat an ihrer Aufgabe resignieren. Denn       hannes Jungbauer/Helmut Willems: Abschluß-                           Liebel, Urban: »Die Bekämpfung fremdenfeindlicher
sie definieren regelmäßig unerfüllbare An-           bericht »Belastungen und Gefährdungen von                                Straftaten – eine Herausforderung für die Poli-
                                                                                                                              zei!« in UNBEQUEM Nr. 20/Dezember '94 (S.
sprüche. Ebenso wie schon die Protagonisten          Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im all-
                                                                                                                              15 ff.)
um Horst Herold verstehen sich die interview-        täglichen Umgang mit Fremden« zum Projekt                            Maibach, Gerda: »Polizisten und Gewalt«; Reinbek
ten PolizistInnen offenkundig als gesellschafts-     »Polizei und Fremde«                                                     1996
sanitäre Institution. Kriminalität wollen sie mit                                                                         Mansel, Jürgen [a]: »Gezielte Produktion von Krimi-
Stumpf und Stiel ausmerzen. Ebenso wie                                                 Martin Herrnkind                       nellen? Das Ausmaß der Kriminalisierung von
Herold überdehnen sie in ihrer Berufsauffas-                        ist Vorsitzender kritischer Polizisten                    Gastarbeiternachkommen durch Organe der
sung den Auftrag der Polizei. Berufsfrust ist die                                  und Polizistinnen e.V.                     Strafrechtspflege in der Bundesrepublik Deutsch-

                                                             https://doi.org/10.5771/0934-9200-1996-4-32
36                                                    Generiert durch IP '46.4.80.155', am 23.02.2022, 06:30:21.                             4/1996 – NEUE KRIMINALPOLITIK
                                               Das Erstellen und Weitergeben von Kopien dieses PDFs ist nicht zulässig.
land« in Kaiser, Günther/Kury, Helmut/Alb-          Reichertz, Jo/Schroer, Norbert(Hrsg.) [a]: Polizei vor              Such, Manfred: Bürger statt Bullen; Essen 1988
     recht, Hans-Jörg (Hrsg.): Kriminologische For-          Ort, Stuttgart, 1992                                            Wensing, Rainer: Konfliktverhalten von Polizeibe-
     schung in den 80er Jahren (Band 35/2), Freiburg     Reichertz, Jo/Schroer, Norbert [b]: »Beschuldigtenna-                   amten; Münster/New York, 1990
     1988                                                    tionalität und polizeiliche Ermittlungspraxis« in               Willems et.al.: »Fremdenfeindliche Gewalt. Einstel-
Mansel, Jürgen [b]: Die Selektion innerhalb der Or-          KÖLNER ZEITSCHRIFT FÜR SOZIOLOGIE                                   lungen – Täter – Konflikteskalation. Opladen
     gane der Strafrechtspflege am Beispiel von jun-         UND SOZIALPSYCHOLOGIE, 4/93, S. 760                                 1993; Derselbe: Analyse fremdenfeindlicher
     gen Deutschen, Türken und Italienern, Frankfurt     Schüller, Achim: Orientierungsmuster in Nonprofit-                      Straftäter. Follow-up-Studie. In BmI (Hrsg.),
     a.M./Bern/New York 1989                                 Organisationen – Eine organisationspsychologi-                      Texte zur inneren Sicherheit; 1994
Pitsela, Angelika: »Straffälligkeit und Viktimisie-          sche Untersuchung der Kölner Schutzpolizei –
     rung ausländischer Minderheiten in der Bundes-          Reihe Kölner Arbeiten zur Wirtschaftspsycholo-
     republik Deutschland«, Freiburg 1986                    gie; Frankfurt, 1991

  Günter Heine

  Die strafrechtliche Verantwortlichkeit
  von Unternehmen
  Von individuellem Fehlverhalten zu kollektiven Fehlentwicklungen,
  insbesondere bei Großrisiken

  Mensch und Umwelt sehen sich immer mehr neuartigen Gefahren ausgesetzt. Die alarmierende Zunahme von
  Belastungen, die mit industriellen Prozessen in Verbindung gebracht werden, stellt jede Rechtsordnung vor
  neue Haftungsfragen. Zur Verhinderung eines mit fast beklemmender Zwangsläufigkeit näherkommenden
  Unheils sieht sich das Strafrecht immer mehr herausgefordert, seine Steuerungskraft zum Einsatz zu bringen.
  Die Arbeit macht die Grenzen des herkömmlichen Strafrechts deutlich, verantwortliche Personen in einem
  Unternehmen für technische Großrisiken zur Rechenschaft zu ziehen. Auf der Grundlage eines umfassenden
  Rechtsvergleichs entwickelt der Autor ein neues strafrechtliches Verantwortungssystem für Unternehmen als
  solche. Es zielt darauf ab, betriebliche Fehlentwicklungen, die sich erst in der Zeit herausbilden, in vertretba-
  rem Umfang justitiabel zu machen – sowohl zur Beschränkung von Risiken als auch zur Stärkung der Eigen-
  verantwortung von Unternehmen.
  Die Monographie ist für alle in Wissenschaft und Praxis von Interesse, die sich, im In- oder Ausland, mit Fra-
  gen der Zukunftssicherung, der Verantwortung von Unternehmen und von Leitungspersonen befassen.

  1995, 392 S., brosch., 78,– DM, 569,– öS, 71,– sFr, ISBN 3-7890-3887-3
  (Rechtsvergleichende Untersuchungen zur gesamten Strafrechtswissenschaft, 3. Folge, Bd. 24)

              NOMOS Verlagsgesellschaft
              76520 Baden-Baden
                                                                     https://doi.org/10.5771/0934-9200-1996-4-32
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