SCHWIMMVEREIN POSEIDON HAMBURG E.V - seit 1895
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VORWORT In dieser Jubiläumsausgabe wollen wir unsere Vereinsgeschichte fortschreiben. Dazu fassen wir die bisherigen Informationen aus den vorangegangenen Jubiläen zusammen und ergänzen sie mit den neueren Entwicklungen. Damit wollen wir auch unseren neueren Vereinsmitgliedern einen Überblick über Entstehung und Entwicklung unseres Vereins geben. Wir bedanken uns insbesondere bei Axel Becker, Käthe Katzenstein †, Egon Krumm †, Pascal Lautz, Kurt Masch †, Jürgen Neubauer, Walter Roscher, Britta Saphar, Günter Scheuermann, Dieter Seifert, Gerhard Wohlers und allen, die durch Berichte, Unterlagen, Fotos und Hinweise zu dieser Dokumentation beigetragen haben. Hamburg, im Jahr 2020/21 Ursel Neubauer und Günter Quast 2 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 3
INHALT Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Grußworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Schwimmen als uralter Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Die Vereinsgeschichte von 1895 bis 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Ein neuer Anfang – Die Vereinsgeschichte von 1945 bis 1995 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Unsere Ehrenvorsitzenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Mitglieder, die Vereinsgeschichte schrieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Die Chronik unserer Wasserballer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Masters-Wasserball im SV Poseidon Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Nationalspieler des SV Poseidon Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Masters-Schwimmen im SV Poseidon Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Die SV Poseidon-Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Herausragende Veranstaltungen im Bad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Herausragende Sportlerinnen und Sportler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Herausragende Funktionäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Wasserball-Schiedsrichter im SV Poseidon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Was tat oder tut sich noch im SV Poseidon? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 4 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 5
GRUSSWORT GRUSSWORT ERSTER BÜRGERMEISTER PRÄSIDENT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG DES DEUTSCHEN SCHWIMM-VERBANDES E.V. Hamburg ist eine sportbegeisterte Stadt und eine Hochburg des Was- 2020 war leider in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr, in dem so sersports. Der Schwimmverein Poseidon Hamburg gründete sich aus dem manches ganz anders als geplant und gewünscht abgelaufen ist bzw. eben „Sanitätsschwimmverein von 1895“, dem „Altonaer Schwimmverein von leider nicht abgelaufen ist. Auch der Jahresbeginn 2021 trübte die Stim- 1910“ und dem „Ottenser Schwimmverein von 1909“. Mit seinen mehr als mung unserer Vereine in Deutschland. Dies galt auch für das Vereinsjubi- 1.000 Mitgliedern ist er heute der größte und einer der ältesten Schwimm- läum des SV Poseidon Hamburg e.V., das nun hoffentlich mit einiger Ver- vereine Norddeutschlands. spätung nachgeholt werden kann. In seiner langen Geschichte kann der Verein auf viele erfolgreiche Mit eben dieser Verspätung, aber dennoch sehr herzlich, darf ich im Sportlerinnen und Sportler zurückblicken. Sie holten Deutsche Meister- Namen des Vorstands des Deutschen Schwimm-Verbandes zum 125-jähri- Bild: © Ronald Sawatzki / Senatskanzlei Hamburg und Europameister-Titel, nahmen an Weltmeisterschaften teil und einmal gen Jubiläum gratulieren und Ihnen allen bei dieser Gelegenheit ganz auch bei den Olympischen Spielen. 2019 stiegen die Herren im Wasserball herzlich danken für Ihr großes Engagement für den Schwimmsport in erneut in die 1. Bundesliga auf. Deutschland, für Ihren Einsatz, Ihre Ideen und Ihre Tatkraft. Auch im Breitensport ist der SV Poseidon Hamburg beliebt. Das ver- Der SV Poseidon Hamburg kann auf eine bewegte Geschichte zurück- einseigene Freibad in Eidelstedt zieht mit seinen beiden 50-Meter-Becken blicken, geprägt von vielen Erfolgen, Rekorden und Medaillen, aber auch Wassersportler und Freizeitschwimmer aus ganz Hamburg an. Viele vom Miteinander und Gemeinschaftsgedanken. Besonders betonen möch- Schulkinder aus dem Stadtteil lernen dort Schwimmen. Damit trägt der te ich hier den Betrieb des vereinseigenen Freibads, das auch der Öffent- Verein sehr dazu bei, dass Hamburg eine „Active City“ ist, in der die Bür- lichkeit zur Verfügung steht und mit dem ein großer Beitrag für die Förde- gerinnen und Bürger viele Möglichkeiten für Sport und Bewegung haben. rung des Schwimmsports geleistet wird. Dies ist in Zeiten, in denen die Ich gratuliere dem SV Poseidon Hamburg sehr herzlich zum 125-jähri- Wasserflächen geringer werden, nicht hoch genug zu bewerten. gen Jubiläum und wünsche dem Verein und seinen Mitgliedern weiterhin Wir wünschen dem Vorstand und allen Mitgliedern weiterhin viel alles Gute! Freude, Erfolg und gutes Gelingen. Lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass sich die negativen Auswirkun- Dr. Peter Tschentscher gen in unseren Vereinen in Grenzen halten und wir auch wieder gemein- Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg sam unseren geliebten Sport ausüben und auch wieder feiern dürfen. Ihr Marco Troll Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. 6 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 7
GRUSSWORT GRUSSWORT 1. VORSITZENDER 1. VORSITZENDER DES HAMBURGER SCHWIMMVERBANDES E.V. SCHWIMMVEREIN POSEIDON HAMBURG E.V. Der Schwimmverein Poseidon Hamburg feiert sein 125-jähriges Beste- 2020: Der SV Poseidon wird 125 Jahre alt! Wir feiern unser Jubiläum! hen. Mitglieder, Freunde und Förderer des Vereins freuen sich über dieses Dachten wir. Denn es kam völlig anders als geplant. Durch die Corona- besondere Ereignis. Pandemie wurden all unsere Pläne und Vorhaben völlig über den Haufen Ich gratuliere allen Beteiligten sehr herzlich zum Vereinsjubiläum und geworfen. übermittele zugleich die Grüße und Glückwünsche des gesamten Vorstan- Doch zurück zu den Anfängen unseres Vereins. des des Hamburger Schwimmverbandes. 1895 hatten unsere Gründungsväter eine Vision: Sie wollten einen Verein Der SV Poseidon Hamburg hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1895 gründen, der langlebig und sportlich erfolgreich ist. Es sollte ein Ort der Be- über Generationen hinweg um den Sport verdient gemacht. Sport war und gegnung werden, an dem das soziale Miteinander und die sportliche Kame- ist heute mehr denn je ein wichtiger Bestandteil unseres Gemeinschaftsle- radschaft gepflegt wird. Eine Stätte, wo sich Perspektiven für Kinder, Jugend- bens. Wer Sport treibt, lernt Spielregeln zu akzeptieren, mit Siegen und liche und Erwachsene, kurz, für alle Sportbegeisterten, eröffnen. Niederlagen umzugehen und tut etwas für seine Gesundheit. Und man Es ist uns bis heute gelungen, diese Vision mit Leben zu erfüllen. Das lernt, sich in eine Gemeinschaft einzubringen. Dieses wertvolle gesell- erfüllt uns mit Stolz. Poseidon, der griechische Meeresgott und Bruder des schaftliche Miteinander bietet der SV Poseidon seinen über 1.000 Mitglie- Zeus, war uns dabei wohlgesonnen. dern seit über 100 Jahren an. Ein besonderes, fast einzigartiges Merkmal Nach unserem Quellbad in Niendorf, das ab 1946 entstand, 1960 aber ist dabei das eigene Schwimmbad mit zwei 50-Meter-Becken. Hier kann der Erweiterung des Flughafens weichen musste, konnten wir 1969 unser Vereinsleben in seiner besten Form stattfinden. vereinseigenes Freibad am Olloweg in Betrieb nehmen. Ein persönliches Wort: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich zu dieser Aber allein mit dem Wohlwollen des Poseidon war es sicherlich nicht wunderbaren Sportanlage fahre und dort schwimme und Freunden und getan. Vielmehr brauchte es den ausgeprägten Gemeinschaftsgeist unse- Kameraden, den jungen Leistungssportlern, den Masters, und vor allem rer Mitglieder und die starke Verbundenheit mit unserem Verein. Viele auch den älteren Damen und Herren begegne, die dort ihre Bahnen ziehen Mitglieder halten uns seit Jahrzehnten die Treue, etliche sogar ein Leben und dank unseres Sports auch mit über 80 Jahren noch topfit sind. lang. In den gewachsenen Strukturen unserer Sportvereine funktioniert in Trotz ständig knapper Finanzmittel und stark schwankender Badein- aller Regel das Selbstverständnis des Ehrenamtes noch. Hier wird die nahmen durch unbeständiges Sommerwetter ist es uns gelungen, das Bad Pflicht, aber auch der Ehrgeiz zur Erhaltung und Pflege des Vereins „ver- stets in gutem Zustand zu erhalten. Dafür gebührt all unseren Mitarbei- erbt“. Ich hoffe, dass sich auch in Zukunft genügend ehrenamtliche Mit- tern und vor allem unseren ehrenamtlich Tätigen großer Dank. glieder finden, die sich für die Belange des SV Poseidon einsetzen. Unser Verein, das ist kein blutleeres Gebilde. Dahinter stehen Men- Das letzte Jahr und dieses Jahr sind in unserem öffentlichen und priva- schen, die unseren Verein mit Leben erfüllen und die stets mit anpacken, ten Leben geprägt durch die Corona-Pandemie. Ich wünsche uns allen, wenn es erforderlich ist. Manche sagen: „Poseidon, das ist wie eine große dass diese schwere Zeit bald vorüber ist und dass der SV Poseidon wie ge- Familie.“ wohnt auch in diesem Jahr im Mai sein Freibad öffnen kann. Corona beherrscht unser Leben – noch. Das wird sich hoffentlich bald Ich wünsche dem SV Poseidon und all seinen Mitgliedern weiterhin ändern. viele sportliche Erfolge, ein intaktes Vereinsleben und immer eine Hand- Wir werden unser Bad so schnell wie möglich öffnen. Die Freude an un- breit Wasser unter dem Kiel! serem Sport lassen wir uns nicht nehmen, und wir blicken zuversichtlich in die Zukunft. Ihr Jürgen Neubauer Dietmar Schott 1. Vorsitzender Schwimmverein Poseidon Hamburg e.V. 1. Vorsitzender des Hamburger Schwimmverbandes e.V. 8 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 9
SCHWIMMEN ALS URALTER SPORT DIE VEREINSGESCHICHTE VON 1895 BIS 1945 Zeugnisse menschlicher Schwimmfähigkeit reichen Schon ein Jahr später, 1798, erstellte GutsMuths als ERSTE ÜBERLEGUNGEN UND GRÜNDUNG weit in die Vorgeschichte zurück. So zeigt ein Siegelzylin- Schüler der Halloren ein „Kleines Lehrbuch der der aus Ton, der in Ägypten gefunden wurde und im 9. Schwimmkunst zum Selbstunterrichte“. Er führte die 1895 bildeten einige schwimmsportbegeisterte Mit- hängigen Verein zu gründen und den 1. März 1895, den bis 4. Jahrhundert vor Christus entstanden sein muss, „Angelmethode“ ein und lehrte Brust- und Rückengleich- glieder des „Hamburg-Eimsbütteler Turnverein“ eine Tag des Zusammenschlusses der beiden Vorgängerorga- die wohl älteste Darstellung schwimmender Menschen. schlagschwimmen. Tauch- und Rettungsübungen gehör- Schwimmriege. Parallel dazu plante der „Sanitäts- nisationen, als Gründungstag zu bestimmen. Eindeutig ergibt sich daraus das Kraulschwimmen. ten ebenfalls zu seinem Programm. Schwimmverein Hamburg von 1889“ die Gründung ei- 1810 verbreitete General Ernst von Pfuel die Methode ner Abteilung in Eimsbüttel. Im März 1895 wurde dann Die Schwierigkeiten dürfen aber trotz des Zusam- Die Erkenntnisse über den Schwimmunterricht sind GutsMuths' im preußischen und österreichischen Mili- von beiden Gruppen unter dem Namen „Sektion Eims- menschlusses nicht verkannt werden. Die Abneigung dagegen deutlich jünger. Allerdings reichen auch sie in tär. Schwimmübungen an Land auf „Schwimmböcken“, büttel des Sanitäts-Schwimmvereins Hamburg von großer Teile der Bevölkerung gegen das öffentliche Ba- die griechische und römische Geschichte zurück. Als einer Art „Bauchliegestuhl“, die Angel in vielfacher An- 1889“ eine neue Vereinigung gebildet. den war noch nicht überwunden. Frauen waren wegen Auftriebsmittel dienten Binsen- und Korkgürtel oder wendung und militärischer Drill kennzeichneten die der vorhandenen Prüderie nur in gesonderten Frauen- luftgefüllte Schläuche, die um 310 v. Chr. römischen Sol- Methode. Es wurde ausschließlich Brustschwimmen ge- Am 1. März 1896 wurde bei einem großen Schwimm- badeanstalten zugelassen. Nach der Eröffnung der Ba- daten halfen, Schwimmen zu lernen. In der römischen lehrt. fest ein erheblicher Mitgliederzuwachs erreicht. Am 6. deanstalt Hohe Weide in Eimsbüttel im Jahre 1902 stieg Kaiserzeit entstanden in den Thermen große Schwimm- Diese Art des Unterrichts ermöglichte später den Mai 1896 wurde beschlossen, den Verein unter dem Na- die Mitgliederzahl der Damenabteilung im Jahre 1904 becken, die „natationes“. Schwimmunterricht an den Schulen und in den sich men „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“ als unab- von 13 auf 100 Mitglieder. Im Mittelalter war Schwimmen eine der sieben ritter- langsam gründenden Vereinen. Soldaten waren häufig lichen Tugenden, in denen sich bereits die Knappen aus- als Schwimmlehrer und Badewärter tätig. zubilden hatten. Wollte man über jemanden etwas be- sonders Böses sagen, so wurde die Behauptung Allmählich setzte sich in der Bevölkerung das Bedürf- aufgestellt, dass er nicht schwimmen konnte. Die Unmo- nis nach Baden und Schwimmen durch. In Hamburg ral in den städtischen Badehäusern führte allerdings wurden neben einigen privaten Badeanstalten die öf- schließlich zu Schwimm- und Badeverboten. fentlichen Badeanstalten auf Steinwerder und dem Gras- brook gegründet. Daraus entwickelten sich dann die ers- 1538 erschien das erste bekannte Schwimmlehrbuch ten Schwimmvereine, und am 23. April 1889 wurde vom „Der Schwimmer oder ein Zwiegespräch über die „Hamburger Schwimmverein von 1879“, „Hamburger Schwimmkunst“ von Nikolaus Wynmann. Wie alle da- Schwimmsportclub Triton von 1884“ und dem maligen wissenschaftlichen Werke war es in lateinischer „Schwimmverein Kleiner Grasbrook“ der „Verband Sprache geschrieben. Wynmann kam zu der Erkenntnis, Hamburger Schwimmvereine“ gegründet, dessen Vorsit- dass der Mensch die Kunst des Schwimmens nicht von zender W. Clauß wurde. Natur aus beherrsche, sondern erst durch einen Lehr- Der erste regelmäßige Schwimmunterricht fand ab meister erlernen könne. Dieser müsse ihm die Schwimm- 1902 in Dresden, Elberfeld, Hamburg, Hannover und bewegungen zunächst an Land und später im Wasser so Eschweiler statt. In Hamburg gründete sich der „Ham- kunstvoll vormachen, dass der Schüler sie auch später burger Schwimmverein von 1879“ als einer der Vorgän- tatsächlich ausführen könne. Der Mensch bleibe nur gervereine des Hamburger Schwimm-Club. 1886 wurde durch diese auftreibenden Bewegungen an der Wasser- der Deutsche Schwimm-Verband gegründet. Einweihung Schwimmbad Hohe Weide oberfläche. Gelehrt werde Brustschwimmen, da Kraul- schwimmen als unvernünftiges Planschen den Tieren Erst 1925 löste sich Kurt Wiessner von der mechani- vorbehalten sei. schen Sichtweise des Schwimmens. Er kam zu der Über- Im ausgehenden Mittelalter unterrichteten die ur- zeugung, dass der Mensch deshalb nicht schwimmen sprünglich aus den Salzwerken in Halle an der Saale könne, weil er nicht an den Aufenthalt im Wasser ge- kommenden Halloren. Sie erlernten das Schwimmen zu- wöhnt sei. Es müsse ihm deshalb vor dem Erlernen von nächst aus eigenem Sicherheitsbedürfnis bei der tägli- Schwimmbewegungen zunächst die Scheu vor dem Was- chen Arbeit und gaben es später als professionelle ser durch Aufenthalt im flachen Wasser genommen wer- Schwimmlehrer weiter. den. Erst als wassergewöhnter Schüler sei man in der Oronzio de' Bernardi brachte 1797 das archimedi- Lage, die Schwimmbewegungen zu erlernen. sche Prinzip (der Körper erleidet einen scheinbaren Ge- Wiessner ist wegen seiner auch jetzt noch gültigen wichtsverlust in der Höhe der von ihm verdrängten Flüs- Auffassung als Vater des modernen Schwimmunter- sigkeit – statischer Auftrieb) mit dem Schwimmen in richts anzusehen. Sein methodischer Aufbau ist auch Zusammenhang. heute noch gültige Grundlage des Schwimmenlernens. 10 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 11
PRÜDERIE BEHINDERT DIE ENTWICKLUNG DES FRAUENSPORTS Doch noch lange war die Prüderie nicht überwun- Da es aber keine Schwimmmeisterinnen gab, musste den. 1908 mussten bei einem Damenschwimmfest die eine Lösung gefunden werden. Ganz einfach, die Ge- (männlichen) Musiker hinter einer Zeltplane sitzen, schlechtsumwandlung fand per Erlass statt: „Gemäß § 2 um nicht auf die Damen schauen zu können. Selbstver- dieser Badeordnung gilt der Bademeister als Frau.“ ständlich waren Männer weder als Teilnehmer noch Weitere Vereine gründeten sich in der Zeit nach als Zuschauer zugelassen. In einer alten Badeordnung der Jahrhundertwende, und der Verband Hamburger war im § 2 festgelegt, dass der Zutritt zum Damenbad Schwimmvereine gewann im 1886 gegründeten „Deut- nur Frauen gestattet war. schen Schwimm-Verband“ an Einfluss. ERWEITERUNG DES VEREINSANGEBOTES Da ein nur auf Sportbetrieb ausgerichtetes Angebot um 1910 trafen sich verschiedene Vereinsmitglieder nicht den Vorstellungen der damaligen Zeit entsprach, außerhalb des Trainings zum Faltbootfahren. Daraus wurde bald nach der Vereinsgründung auch ein entwickelte sich im Laufe der Jahre eine Faltbootabtei- Trommler- und Pfeiferkorps gegründet. Der Zulauf lung, die Wanderfahrten unternahm und an der Elbe war so stark, dass sich bald ein zweiter Knaben- ein ständiges Wochenendlager unterhielt. Trommler- und Pfeiferkorps anschloss. Diese Faltbootabteilung bestand mit wechselnder Zu einem nicht mehr festzustellenden Zeitpunkt Mitgliederzahl bis in die 1940er Jahre. Trommler- und Pfeiferkorps, Sani 95 im Jahr 1907 Akrobatik mit gemischter Gruppe DIE GRÜNDUNG DES OTTENSENER SCHWIMMSPORT-VEREINS UND DES ALTONAER SCHWIMM-VEREINS 1909 gründete sich in Ottensen der „Ottensener Der „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“ war Ini- Schwimmsport-Verein von 1909“, und im Jahr darauf tiator für die Gründung des „Lauenburger Schwimm- entstand der „Altonaer Schwimm-Verein von 1910“. verein“ im Jahre 1903. „Altonaer Schwimm-Verein“ und „Ottensener Schwimmsport-Verein“ waren dafür Eine wesentliche Aufgabe der Schwimmvereine in Schleswig-Holstein tätig, gehörte doch Altona nicht war es, Schwimmunterricht zu erteilen und für die zu Hamburg. Sie wirkten hauptsächlich bei der Grün- Gründung anderer Schwimmvereine zu werben. dung von Schwimmabteilungen in Turnvereinen mit. DER SPORTLICHE BETRIEB UND DIE SCHAFFUNG VON SCHWIMMGELEGENHEITEN Große nationale und teilweise auch internationale Auch die Einführung des Wasserballspiels war ein Schwimmveranstaltungen wurden in den ersten Jah- weiterer Meilenstein in der Geschichte des Schwimm- ren des neuen Jahrhunderts in den neu erbauten sports. Schwimmhallen und Freibädern durchgeführt. Die Schwimmvereine in Hamburg, Altona und Ottensen Die Schaffung von Schwimmgelegenheiten war veranstalteten häufig Vergleichswettkämpfe, die mit ebenfalls ein Anliegen der Vereine. Das Baden in der volkstümlichen Einlagen zu einer Popularisierung des Elbe wurde freigegeben, und in der Alster entstanden Schwimmens beitrugen. die Badeanstalten Schwanenwik und Lattenkamp. 12 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 13
EINSCHNITT DURCH DEN 1. WELTKRIEG UND DIE ZEIT DANACH Schwimmen immer wieder viele Zuschauer an den Elbestrand bei Neumühlen/Övelgönne. Die Zeit des Nationalsozialismus förderte die Belange des Sports erheblich. Allerdings waren dies keineswegs uneigennützige Ge- sichtspunkte. Die Überführung der freien Sportorganisationen mit den Vereinen und Verbänden in die von der damaligen Regierung beeinflussten und bestimmten Reichssportorganisationen wirkte sich sehr negativ auf das Vereinsleben aus. Eine Vielzahl der Mit- glieder und etliche der freien Vereinsangebote mussten Anordnun- gen und Anweisungen weichen. Trotzdem konnten in dieser Zeit in vielen Wettkämpfen in allen Teilen Deutschlands gute Ergebnisse erzielt werden. Bei den kurz vor Kriegsbeginn im neu erbauten Sommerbad Eimsbüttel (auch heute noch nach der Straße Kaiser-Friedrich-Ufer liebevoll Kaifu genannt) durchgeführten Deutschen Schwimmmeisterschaften konnten sich viele Hamburger Aktive in die Liste der Sieger und Platzierten eintragen. Der Beginn und Verlauf des zweiten Weltkrie- ges war dann ein weiterer erheblicher Einschnitt in das Gefüge der Vereine. Trotzdem wurden gerade in den ersten Kriegsjahren noch Wettkämpfe und sogar Deutsche Meisterschaften ausgetragen. So gewann bei den deutschen Meisterschaften 1940 in Magde- burg Gertrud Rannow (später verheiratete Seemann) den Titel über 400 m-Kraulschwimmen in 5:50,2 Minuten. Gertrud Rannow, Deutsche Meisterin 1940 Jung-ASV, Oktober 1915 Ankündigung Jahreshauptversammlung Sani 95 im Januar 1928 In der Rückschau stellt sich die Frage, wie in einer Zeit, in der das Durch den Weltkrieg von 1914 bis 1918 wurde die Entwicklung jäh Überleben häufig nur unter größten Anstrengungen möglich war, gestoppt. Es war schwierig, die Mitglieder zusammenzuhalten und noch Energie für Vereinsbetätigung und Vereinsführung vorhan- nach Ende des Krieges die Heimkehrer wieder zu integrieren. So den sein konnte. konnte erst 1919 mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Nach sie- benjähriger Pause blühte 1920 der Sportbetrieb wieder auf, und die Gauwasserballspiele wurden erstmalig wieder ausgetragen. 1925/1926 war dann der Durchbruch im damaligen Reichsgebiet geschafft, und Hamburger Aktive konnten sowohl auf nationalen als auch auf inter- nationalen Wettkämpfen in Erscheinung treten. Im Wasserball konnten in den 1920er Jahren Mannschaften des „Sanitäts-Schwimmvereins Eimsbüttel“, des „Ottensener Schwimm- sport-Vereins“ und des „Altonaer Schwimm-Vereins“ immer wieder ihre Spielstärke beweisen. Sie qualifizierten sich für die Teilnahme an den Norddeutschen Meisterschaften und waren dort sehr häufig in die Entscheidungen eingebunden. Der „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“ sah in der jährlich stattfindenden Alsterstaffel einen seiner sportlichen Höhepunkte und nutzte dieses Spektakel auch als Werbung für den Verein. Für die Altonaer Vereine „Ottensener Schwimmsport-Verein“ und „Alto- naer Schwimm-Verein“ waren die Jahreshöhepunkte das Elbe-Stre- ckenschwimmen und die Wasserballspiele um den Elbepokal. Die Spiele in dem auf- und abdümpelnden Wasserballfeld zogen wie das Sparkassenbuch Ottensener Schwimmverein, 1928 14 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 15
ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG Die Festschrift — 1895 Erst in diesem Jahre wurde in Eimsbüttel unter der Bezeichnung „Badeanstalt Ho- he Weide“ ein Hallenbad fertiggestellt, das gleichzeitig das Interesse der Bevölkerung zum 40jährigen Jubiläum Eimsbüttels und Umgebung auf die volkstümliche Schwimmerei lenkte, der bisher so gut wie gar keine Aufmerksamkeit geschenkt worden war. So entstand kurz vor der Eröffnung dieses Volksbades eine dem Schwimmsport außerordentlich sympathi- sche Strömung, als der „Hamburg-Eimsbütteler Turnverein“ beschloss, eine S a n i täts - S ch w im m -Ve rein E im sb üt t e l Schwimmriege einzurichten, während der „Sanitäts-Schwimmverein Hamburg von 1889“ zu gleicher Zeit eine Abteilung Eimsbüttel zu gründen gedachte. Man einigte von 1895 e.V. sich auf den Namen „Sektion Eimsbüttel des S.S.V.H. von 1889“, und so wurde unser „Sani 95“ am 9. März 1895 ins Leben gerufen mit dem Ziele, die Schwimmkunst nach besten Kräften zu fördern und auszubreiten. So stand eine kleine Schar lebensbeja- Gedenkblatt hender Männer an der Rampe des täglichen Lebens, „um als Pioniere der Volkshygi- ene, der Stählung von Körper und Geist, einen Kampf für ein gesundes, freies Deutsch- land aufzunehmen.“ zur — 1896 Mit Unterstützung der beiden Hauptvereine wurde am 1. März 1896 ein großes Schwimmfest aufgezogen, das nicht nur in der Bevölkerung Eimsbüttels lebhaftes In- Erinnerung teresse hervorrief, sondern auch mit einem erheblichen Mitgliederzuwachs endete. Gestärkt durch diesen Erfolg, machte sich in der jungen Vereinigung weiterer Taten- drang bemerkbar. Endlich, in der Hauptversammlung am 6. Mai 1896, wurde be- an das 40jährige Bestehen, schlossen, unter dem Namen „Sanitäts-Schwimmverein Hamburg-Eimsbüttel“ einen unabhängigen Verein zu schaffen, der am gleichen Tage dem Verband Hamburger Schwimmvereine und – um seinen Mitgliedern auch außerhalb des Bereiches seiner übergeben Vaterstadt die Beteiligung an schwimmsportlichen Wettkämpfen zu ermöglichen – am 14. April 1897 dem Deutschen Schwimm-Verband beitrat. auf der Jubiläumsfeier am Sonnabend, dem 30. März 1935 — 1897 Am 28. März 1897 wurde abermals ein von Erfolg gekröntes Schauschwimmen abgehalten. Viele neue Freunde aus der teilweise noch sehr ablehnend eingestellten Bevölkerung konnten für den mehr und mehr an Boden gewinnenden Schwimm- Die Denkschrift wurde zusammengestellt aus den im Vereinsarchiv vorhandenen Aufzeichnungen sport gewonnen werden. und herausgegeben mit erläuternden Worten von Kurt Masch — 1898 Als das Jahr 1898 seinen Anfang nahm, trat jenes denkwürdige Ereignis ein, dass Zum Geleit uns auch heute noch verbindet: Seit der Gründung von 1895 war eine rege Tätigkeit Der vorliegende Abriss der Vereinsgeschichte möge in der alten Generation die nie verwehenden für die Ausbreitung des Schwimmens nur in Eimsbüttel entfaltet worden, sodass es für richtig erachtet wurde, am 12. Januar 1898 künftig den Verein unter dem Namen schönen Stunden ihrer Jugend wieder aufleben lassen, aber der jungen ein leuchtendes Symbol „Sanitäts-Schwimm-Verein Eimsbüttel von 1895“ weiterzuführen. von edler, schlichter, deutscher Sportkameradschaft sein. Das Leben ist Kampf! Und was ,,den Alten zur Ehr“, mag „den Jungen zur Lehr“ gereichen. In unermüdlicher Schaffenskraft ist im — 1899 Im Februar 1899 wurde noch ein grundlegender Beschluss gefasst. Man hatte er- Laufe von vier Jahrzehnten eine starke, unzertrennliche‘ Gemeinschaft ‚geschmiedet worden, kannt, dass ohne einen Nachwuchs die Existenz des Vereins nicht zu sichern war, getragen von dem Gedanken deutscher Treue und Ehre und deutschem Geist und Wollen. Das und so wurde beschlossen, von der bisherigen sportlichen Tendenz, wonach nur ist das Erbe unserer „Sani“-Jugend. Möge: sie es zu hüten wissen, heute und immerdar. Schwimmer in den Verein aufgenommen wurden, abzuweichen und der Volkstüm- lichkeit mehr Raum zu geben. Man nahm nun auch Nichtschwimmer auf, die unter sachgemäßer Leitung in der Schwimmkunst ausgebildet wurden. Hamburg, 30. März 1935 Kurt Masch So ging der Verein mit neuer Fahne und neuen Hoffnungen in die Jahrhundert- wende. Und das nunmehr einsetzende schnelle Emporblühen beweist, wie richtig Motto: Des Wassers Kraft Gesundheit schafft! dieser Weg gewesen ist. Hier müssen wir aufblicken zu denen, die dank der umsich- tigen Leitung in tatkräftiger Arbeit die Grundpfeiler zu dem legten, was uns heute Ideal ist. Es sind die Herren Dr. F. Möller, Gauß, L., Marx, J. Sparbier, Chr. Schlüter, L. Neustadt, P. Nieberg und L. Jacobsen. 16 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 17
DIE ENTWICKLUNG VON 1900 BIS 1914 Schwimmbahn sicherten Henny Behrens, Frieda Dent- selbstloser Hingabe zur Kerntruppe deutscher Volks- hoven, Hertha Struhl, Berthold Seestädt, Ernst Rückle, gesundheit wurde. Dieser Zeitabschnitt ist wohl der an Ereignissen Preise. Dagegen waren es im Jahre 1909 schon siebzehn Ernst Harms und Alfred Rebien dem Verein nationale und an Erfolgen reichste, der jemals durchlebt worden 1., sechs 2., vier 3. und drei 4. Preise. Das Jahr 1910 und internationale Ehren. Die Sommersaison wurde ab- Das Jahr 1914, ein Jahr großer Hoffnungen und doch ist. Das im März eines jeden Jahres abgehaltene wurde mit einer Erfolgsserie von siebzehn 1., sechs 2. geschlossen mit einem Dauerschwimmen, 3600 Meter, in am Ende nur bitterer Ernst, ein hartes Leben. Der sich Schwimmfest wurde schon als Tradition angespro- und zwei 3. Preisen beendet, erhielt aber durch unser der Ostsee bei Travemünde, das von Ernst Harms in 1 in großer Blüte befindliche Verein und mit ihm der ge- chen, und der zahlreiche und stetig wachsende Besuch großes volkstümliches Jubiläumsschwimmfest am 27. Stunde 25 Minuten gewonnen wurde. Während 1911 die samte deutsche Sport wurden mit in den Strudel des dieser Feste bewies, mit welchem Interesse die Bevöl- Februar 1910 einen besonderen sportlichen Ausdruck, sportlichen Erfolge wegen Mangel an Festen auf zehn Völkerringens gerissen, das so bitter und vernichtend kerung Eimsbüttels die Bestrebungen des emporwach- über das sich der „Hamburgische Correspondent“ in Preise (fünf 1., vier 2. und ein 3.) herabsanken, wurden 1918 zu Ende ging. Nur wenige waren es, die bei dem senden Vereins verfolgte. Ja, man konnte bereits infol- seiner Abendausgabe vom 28. Februar 1910 im nach- im Jahre 1912 wieder 30 Erfolge an die blau-weißen Fah- Ruf unseres Vaterlandes in der Heimat bleiben konn- ge der Umstellung auf die Volkstümlichkeit im Jahre stehenden Sinne verbreitet: nen geheftet. Auf internationalen Begegnungen wurden ten, viele gingen hinaus zur Verteidigung deutscher 1901 ein Trommler- und Pfeiferkorps einrichten, am nicht weniger als 17 Preise (acht 1., sechs 2. und drei 3.) Lande, deutscher Erde. Es waren die Besten, die uns in 20. April eine Damenabteilung (13 Personen) ins Leben „Ein volkstümliches Jubiläumsschwimmfest veran- erfochten. Auf einem am 3. Februar 1912 veranstalteten den Augusttagen des Jahres 1914 verließen. Vielen soll- rufen und am 13. August 1903 anlässlich eines Ausflu- staltete anlässlich seines 15 jähr. Bestehens der Sanitäts- Schwimmfest des Verbandes Hamburger Schwimmver- te es nicht vergönnt sein, einstmals in ihren kamerad- ges nach Lauenburg dort gemeinsam mit den Lauen- Schwimm-Verein Eimsbüttel von 1895“ am Sonntag in eine erkämpften wir die stattliche Zahl von 17 Ehrun- schaftlichen Reihen auf heimatlichem Boden weiter burger Turnern den Lauenburger Schwimmverein der Badeanstalt Hohe Weide. In dem rückwärtigen Teil gen, darunter fünf 1., vier 2. und drei 3. Preise. Das Jahr wirken und streben zu können. gründen. Es ist noch bemerkenswert, dass das jetzige der großen Halle war ein Festplatz mit erhöhter Bühne 1913 sah uns zum ersten Mal in der Wintersaison 1913/14 Herrenbad der Badeanstalt Hohe Weide erst im Jahre aufgebaut, auf dem das Festspiel „Germanias Besuch an einer Junior-Wasserballserie teilnehmen. Zur Mann- In tiefer Ehrfurcht und unauslöschbarer Dankbar- 1902 fertiggestellt wurde. beim S. S. V. E. von 1895“ vorgeführt wurde. Als Ehren- schaft‚ gehörten: Willy Freese, Val. Gerner, Karl Pätz, keit verneigen wir uns vor den großen Toten in ewi- gast war Herr Senator Holthusen zugegen. Im Festspiel Otto Weigler und Fritz Moll. gem Gedenken: Am 20. Februar 1903 wurde der Verein unter Nr. 129 hielt Germania mit reichem Gefolge ihren Einzug, von in das Vereinsregister des hiesigen Amtsgerichts einge- den Schwimmern begrüßt. Von ihrem Thron aus folgte tragen. Die Damenabteilung. die bereits 1904 etwa 100 sie den Wasserballspielen, die ihr zu Ehren vorgeführt Mitglieder zählte und das Trommler- und Pfeiferkorps wurden. In hübschem Versmaß wechselten Rede und Ge- WILHELM DENEKE HANS STOECKMEYER PAUL MÜLLER standen unter der besonderen fördernden Kraft Carl genrede und als sie zum Abschied zu einem donnernden HERMANN FAUSTMANN PAUL STURMHÖFEL WILLY OESEN Amels. Noch heute weilt er unter uns, und manche Gut-Naß-Hurra auf Herrn Senator Holthusen, den Ehren- LEO HOLSTEIN GEORG TSCHECH GUSTAV QUADE schwierige Stunde der letzten Jahre hat diesen alten präsidenten des Vereins, und auf Hamburgs Senat und F. W. HORN FERDINAND WEISS JOACHIM SUMBEL vorbildlichen Kämpen wieder in erster Linie gesehen, Bürgerschaft aufforderte, drang aus tausend Kehlen ein um dort versöhnend und verbindend in kamerad- Brausen durch die große Halle, der Dank Tausender an HUGO JERING LORENZ WILKE WIIII SCHAPER schaftlicher und väterlicher Manier zu wirken. 1904 die waltenden Körperschaften, die dem Volke durch HANS KOSBÜ ERNST BEENK ALBERT STEENBOCK schied er als erster Vorsitzender für lange Zeit aus un- Schaffung von mustergültigen Badeanstalten reiche Ge- BERNHARD MARTH HUGO JÜRGENS RICHARD STIEG serem Verein, um in Omsk (Sibirien) seine berufliche legenheit bieten, die gesündeste aller Leibesübungen aus- Tätigkeit weiter auszuüben. Neben Carl Amels sind üben zu können. Mit einem lebendigen Bilde, „Förderung THEODOR NIEMANN PAUL FAUSTMANN HUGO STERN aber auch mit dem Leben des „Sani 95“ noch zwei wei- des Hamburger Schwimmwesens ‚unter dem Schutze der ERNST POHLE ARTHUR HOHBERG KARL THIEME tere Menschen verwachsen: Olga Krüger und Alfred Hammonia“ endete das hübsche Festspiel.“ PETER SEGELT EMIL GERKEN FRANZ WANDEL Ketelsen. Es wird wohl kaum ein Mitglied geben, das nicht von diesen fürsorglichen Händen in die Geheim- Die bedeutenden sportlichen Erfolge auf diesem Fest HEINRICH SCHACHT MAX HOYER ADOLF WÖLP nisse der edlen Schwimmkunst eingeweiht wurde. waren die Jubiläumsstafette 4 x 2 Bahnen, in der wir den Noch bis weit in die Nachkriegszeit haben Olga Krüger zweiten Platz belegten, und das Schwimmen über sechs und Alfred Ketelsen trotz ihres Alters dem Verein ihre Bahnen um den Eimsbütteler Fährhaus-Pokal, der be- Dienste nicht versagt. Olga Krüger wurde im Jahre reits 1907 und 1908 von Ernst Rückle und 1909 von B. Das erzielte Ergebnis konnte leider nicht mehr er- Die Geschicke des Vereins lagen in dieser krisen- 1930 mit der silbernen Jubiläumsnadel ausgezeichnet, Seestädt gewonnen wurde und als diesjährigen Sieger mittelt werden. Auf der Schwimmbahn waren unsere schweren Zeit abwechselnd in den Händen der Herren während Alfred Ketelsen auf Grund seiner Verdienste Alfred Rebien sah. Auch im Mehrkampf für Mitglieder Leistungen mit 24 Preisen erfolgreich belohnt worden. Huth sen., Ketelsen, Jansen und zeitweilig bei der Fa- bereits 1910 zum Ehrenmitglied ernannt wurde. über 16 Jahre (Schwimmen, Springen, Tauchen) war er milie Bosse. mit 41 Punkten siegreich. Das Jugendspringen sah Carl So wurde in beinahe zwei Jahrzehnten aus der klei- Die langjährigen und ernsthaften Bestrebungen Wensien in Front, der übrigens in diesen Jahren die nen Schar tapferer und mutiger Männer eine Vereini- Im Jahr 1915 wurde letztmalig am 7. Februar ein von Hugo Bartels und Ernst Rückle wurden endlich im blau-weißen Farben mit großem Erfolg auf nationalen gung, die zwar in dem großen Getriebe des deutschen Verbands-Schwimmfest in der Badeanstalt am Lübe- Jahre 1908 von Erfolg gekrönt, indem man sich wieder und internationalen Festen verteidigte. Auf dem „Inter- Schwimmsports nur ein kleines Glied darstellte, aber cker Tor zu Gunsten der im Felde weilenden Schwimm- nach langer Pause auf der Kampfbahn bewegte. Und nationalen“ des S. V. Stern am 31. Juli 1910 belegten un- mit harter Pflichterfüllung, strenger Disziplin und kameraden veranstaltet. die in diesem Jahre noch sehr junge Mannschaft er- sere Kameraden W. Freese im Jugendspringen den 1. rang auf internationalen und nationalen Schwimmfes- und Carl Wensien den 3. Platz. Es wurde noch erfolg- ten nicht weniger als elf 1., sechs 2., vier 3. und drei 4. reich in Kiel, Delmenhorst und Berlin gestartet. Auf der 18 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 19
DIE NACHKRIEGSZEIT Erst im Jahre 1919 war es wieder möglich, den Ver- Das Jahr 1925 wurde am 6. Dezember abgeschlossen ein neu aufzubauen, die Heimkehrenden wieder in un- mit einem Zweikampf gegen Altonaer S.V., der von uns sere Reihen aufzunehmen und auf der Kampfbahn zu mit 17:5 Punkten gewonnen wurde. erscheinen. Im Jahre 1920 blühte endlich nach etwa siebenjähriger Ruhe das sportliche Leben und Treiben Am 14. März 1926 begann erstmalig ein Klubkampf in unveränderter Form wieder auf. Nationale und in- gegen den Hamburger Schwimmverein von 1879 in der ternationale Feste wurden veranstaltet und von uns Badeanstalt Schaarmarkt, der mit einem Unentschie- erfolgreich überstanden. Es folgten 1920/21 erstmalig den von 8:8 Punkten endete. So entstand der bis heute wieder die Gauwasserballspiele, die auch uns in erster auf einem hohen sportlichen Niveau stehende Wett- Linie sahen und schließlich mit dem Titel als Gauwas- kampf, der bei seinen jeweiligen Ankündigungen noch serballmeister 1921 endeten. Zur Meistermannschaft immer in der gesamten Schwimmerwelt Gr. Hamburgs gehörten die Spieler Struck, Gerner, v. Sprekelsen, Mül- mit großer Aufmerksamkeit und Spannung verfolgt ler, Zander, Schulze und O. Huth, die uns auch auf der wird. In einem Wasserballturnier der A-Klassen, das Kampfbahn während der nachfolgenden Jahre sieg- vom 8. Februar bis zum 26. März 1926 stattfand, wur- reich vertraten. Am 6. März 1921 veranstalteten wir den wir Meister. Karl Menneke belegte am 6. Juni beim ein Gauschwimmfest, auf dem wir einen 1., vier 2. und Nationalen des „Poseidon“-Magdeburg im 200 m-Ju- zwei 3. Preise erreichen konnten. Hieran schlossen gendschwimmen den 2. Platz, während sich Haferkorn sich verschiedene erfolgreiche Starts in Harburg, Lü- am 26. und 27. Juni des gleichen Jahres beim „Hellas“- beck, Wilhelmsburg, Hannover, Bremen und Altona Magdeburg im 2. Senior-Brustschwimmen den 1. und an, und das Jahr wurde mit einer Erfolgsserie von drei- im 1. Senior-Brustschwimmen 200 m den 2. Platz si- zehn 1., vierzehn 2., fünfzehn 3., sechs 4., vier 5. und ei- cherte. Dagegen wurde Haferkorn am 18. November nem 6.– insgesamt 53 Preisen – beendet. beim Nationalen des S.S.C. 89 in Berlin Sieger im 1. Se- nior-Brustschwimmen 100 m. Karl Menneke belegte Das Jahr 1922 stand noch weit erfolgreicher da und auf dem gleichen Fest einen 2. Platz. Aber auch in endete mit zweiundzwanzig 1., dreizehn 2., elf 3., acht 4. Mannschaftskämpfen standen wir erfolgreich da. So und drei 5. Preisen – insgesamt 57 Ehrungen. Die Stärke wurde das Elbe-Streckenschwimmen 4000 m am 8. Au- unserer Leistungen in Hamburg war kaum zu übertref- gust gewonnen, da Adolf SchuIze in der Seniorklasse fen. 1923 konnten wir die vorjährigen Erfolge nochmals und Harry Behrens in der Juniorklasse die 1. Plätze be- erhöhen und erreichten ein Gesamtergebnis von 66 Prei- legten. sen. Am 29. Juli 1923 starteten wir in Neukölln und ge- wannen das Wasserballspiel gegen Spandau 04 mit 5:2. Viele Erfolge wurden zudem auf Festen in Hamburgs Zu den erfolgreichsten Kämpfern gehörten zu dieser Zeit näherer Umgebung gewonnen, sodass am Schluss des Brügmann, Lausmann, Zander und W. BesendahI, die Jahres neunzehn 1., fünf 2., sechs 3., ein 4. und drei 5. noch manche Siege auf internen Festen für den Sani 95 Preise geerntet werden konnten. errangen. Im Jahre 1924 trat H. Haferkorn bereits mehr- mals mit Erfolgen an die Öffentlichkeit. In diesem Jahr Diese Erfolgsserie wurde auch im Jahre 1927 fortge- wurden nur einige Feste besucht, bei denen aber den- setzt, indem wir auch die Alsterstreckenstaffel, die noch 27 Preise geerntet wurden. Die Jahre 1925 und 1926 stets als eine Leistungsprüfung Gr. Hamburger Verei- sahen uns vorwiegend auf nationalen und internationa- ne angesehen wurde, gewannen. Vierundzwanzig 1., len Festen außerhalb unserer Vaterstadt. So waren wir sechszehn 2., fünf 3. und je ein 4. und 5. Platz waren am 21. Juni 1925 in Bremen durch H. Haferkorn im 100 die Ausbeute des Jahres 1927. m Jugend-Brustschwimmen mit dem 1. Preis und durch Karl Menneke im 100 m Jugend-Beliebigschwimmen mit Das Jahr 1928 und damit auch die schwimmsportli- dem 4. Platz erfolgreich. Auf der Alsterstaffel am 26. Ju- che Saison wurden von uns mit einem Nationalen am 10. ni belegten wir einen 4. Platz, während wir bereits am und 11. März im Altonaer Bismarckbad gemeinsam mit 18. und 19. Juli in Delmenhorst mit K. Menneke und Ha- dem A.S.V. eröffnet. Das Fest wird in unserer Vereinsge- ferkorn drei 1. Plätze belegten. In Rostock gewann Adolf schichte in steter Erinnerung bleiben. Erste Kräfte aus SchuIze inzwischen die 1500 m, während in Leipzig am allen Teilen Deutschlands hatten sich zu diesem Feste 28. und 29. November Haferkorn drei 1. Preise im Brust- eingefunden und trotzdem konnten wir nicht weniger schwimmen errang. als drei Siege und verschiedene Plätze auf unser Konto 20 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 21
terten Kampf. Nur Bruchteile von Sekunden vom Sieger entfernt, belegten wir den 3. Platz. Unsere 2. Mannschaft dagegen wurde in ihrer Gruppe Sieger, während unsere 3. Mannschaft in der Gesamtplatzierung an 12. Stelle lag. Unsere Damenmannschaft, die gegen die stärksten Da- menvertretungen einschließlich der Hamburger Turner- schaft antrat, landete auf dem 7. Platz. Darüber hinau begann man im Jahre 1928 in unse- rem Verein mit der sogenannten sportlichen Breitenar- beit. Diese Allgemeinausbildung sämtlicher Schwimmer hat in den letzten Jahren zu beachtlichen Erfolgen in „Gr. Verbandswettkämpfen“ des Deutschen Schwimm- Verbandes geführt, die uns im Gesamtergebnis stets un- ter den ersten 20 Vereinen würdig vertreten. Die Erfolge, die in den letzten Jahren errungen wurden, sind in der alten wie auch jungen Generation in steter Erinnerung geblieben. Wir erinnern an die großen Klubkämpfe ge- gen unseren Ortsrivalen „Hamburg 79“. Der letzte Kampf am 4. November 1934 im Wellenbad St. Pauli wurde von uns mit 1050 Punkten zu 1063 Punkten verloren. Auch unsere Damen kämpften vielfach erfolgreich für die blauweißen Farben, ernteten jedoch ihren größten Bei- fall im Figurenlegen, das vielfach in den letzten Jahren der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Als Abschluss unserer Figurenliegen sportlichen Betrachtungen darf man eines Mannes Ar- Vereinsmeisterschaften „Figurenliegen“ 1937 beit und Werk nicht vergessen: Walter Müller. buchen. Am 14. Mai trugen wir abermals einen Klub- In unermüdlicher schöpferischer Hingabe versah kampf gegen den Hamburger S.V. von 1879 aus, der mit er bereits seit 1925 das Amt des 1. Schwimmwarts und 6:2 Punkten von uns gewonnen wurde, während der sportlichen Leiters, und so ist es gerade sein Verdienst, 25 Jahre Altonaer Schwimm-Verein von 1910 Klubkampf gegen „Poseidon“-Magdeburg unentschieden dass der Sani 95 im Laufe seiner vier Jahrzehnte und mit 4:4 ausging. Einen bemerkenswerten Erfolg erran- bis heute eine beachtliche Stellung nicht nur im Gr. Herren Alfred Ketelsen, Alfred Krumm, Franz Holst, gen wir am 30. September beim Nationalen in Berlin- Hamburger Schwimmsport, sondern auch im nord- Georg Pinckert, Richard Jansen, Johannes Möller, Kurt Neukölln. Auf diesem Fest errang Hans Wiechmann im deutschen sowie im deutschen Schwimmsport erreicht Masch und Carl Pätz, die alle von dem einen Wunsch 2. Senior-Freistil 100 m den 1. Platz, Karl Menneke im Ju- hat. Jeder Sportschwimmer der letzten Jahre hat gera- beseelt waren, das Gute und Schöne zu fördern. nior-Freistil 200 m einen 1. Platz, und die 4 x 100 m-Juni- de durch seine kleinen, aber bedeutungsvollen Hin- or-Lagenstaffel wurde ebenfalls von uns gewonnen. weise in den Übungsstunden die Leistungen erreicht, Zu Beginn des Jahres 1934 kehrte auch der im Jahre die ihn befähigen, für die blau-weißen Farben auf der 1901 aus unseren Reihen entstandene Eimsbütteler Erneut wurde in Hamburgs Umgebung recht viel Kampfbahn erfolgreich zu wirken. Wie stark auch Schwimmverein wieder zu seinem Mutterverein zu- gestartet und das Jahr mit einer Erfolgsserie von acht- heute noch die Kampftruppe ist, beweist die Besucher- rück. Damit waren wir wieder das, was wir in unseren zehn 1., neun 2., sieben 3. Plätzen und einem 4. Platz zahl der jetzigen Hallensaison. In der Zeit von Septem- Gründungsjahren waren: Der alleinstehende Förderer abgeschlossen. ber 1934 bis Februar 1935 verzeichneten wir an unse- und Werber der edlen Schwimmkunst in Eimsbüttel ren Übungsabenden eine Besucherzahl von 2603 und Umgebung. So möge uns auch in der Zukunft unse- Die sportlichen Leistungen des Sani 95 wurden in Personen. Der Mitgliederbestand, abgeschlossen am 1. re Fahne das Symbol sein, unter dem wir unaufhalt- den nachfolgenden Jahren, 1929 bis 1933, gesteigert und Februar 1935, zeigte mit 366 Personen einen recht an- sam vorwärts streben zu neuen Taten und Erfolgen, erreichten im Jahre 1933 ihren Höhepunkt. Anlässlich sehnlichen und vielversprechenden Kreis schwimm- in dem unsterblichen Gedanken: „Mannschaftskampf des Alsterstaffelschwimmens, das uns auch in den Vor- sporttreibender Menschen. vor Einzel-Ehren“. jahren an zweiter Stelle sah, gingen wir mit nicht weni- ger als vier Mannschaften an den Start. Unsere 1. Mann- Die Führung des Vereins, die ebenfalls große Opfer 1935 feierte auch der Altonaer Schwimm-Verein schaft lieferte sich mit der Sportvereinigung Polizei und an Arbeitskraft, Geist und Willen forderte, lag in den (ASV) als einer unserer Gründervereine sein 25-jähri- dem Hamburger Schwimmverein von 1879 einen erbit- Nachkriegsjahren abwechselnd in den Händen der ges Stiftungsfest. 22 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 23
JUBILÄUMSFEIER TROTZ FLIEGERALARMS ERINNERUNGEN AN DIE DREISSIGER JAHRE Trotz aller Probleme konnte das 50-jährige Vereins- dort gegen Schweinebraten umgetauscht. Der Braten Angefangen hatte alles, als ich meinen kleinen Bei- Und wenn ich Vereinsleben sage, dann war das jubiläum des „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“ wurde dann mit Kuriergepäck der Wehrmacht wieder trag zum 50-jährigen Jubiläum unseres Vereines mehr als Schwimmen. Aber zunächst einmal der Reihe im März 1945 im Landhaus Walter im Stadtpark mit ei- nach Hamburg gebracht. Dieser damalige ungesetzli- schrieb. Ich hatte in meinen Schubladen gewühlt und nach: Eigentlich bin ich nur durch einen Zufall zum nem Festessen gefeiert werden. Wesentlichen Anteil an che Akt hätte bei Entdeckung für unsere beiden Ehren- in den wenigen Sachen, die ich noch von „früher“ ha- Schwimmen gekommen. Als kleines Mädchen habe ich diesem Festessen hatten unsere beiden Ehrenvorsit- vorsitzenden Lebensgefahr bedeuten können. Aben- be, gekramt. Ein Bild von einem „Herrenabend“ vom im St. Pauli Turnverein angefangen. Und ich war auch zenden Egon Krumm und Erhard Geigenmüller mit ih- teuerlich wie die Beschaffung des Festessens war auch Februar 1934 fiel mir besonders auf. 54 gestandene eine ganz passable Turnerin. Eines Tages – ich war rem sprichwörtlichen Organisationstalent. Gegen Be- dessen Beginn. Ein Fliegeralarm verhinderte das Männer hatten sich vor dem Fotografen postiert. Dicht- schon 14 und hatte eine Figur bekommen, die norma- rechtigungskarten für zehn Zigaretten konnten die rechtzeitige Eintreffen der 50 bis 60 Teilnehmer. Trotz gedrängt standen sie im Saal des Altonaer Keglerheims lerweise bei einer Turnerin nicht erwartet wird – war wenigen Vereinsmitglieder, die zu dieser Zeit in Ham- oder wahrscheinlich gerade wegen dieser Umstände und auf einer geschwungenen Treppe, die in den ers- ich dann nur noch Zweitbeste. Das war unerträglich, burg waren, an der Jubiläumsfeier teilnehmen. Die Zi- ist das Jubiläum bei allen Beteiligten in unvergessli- ten Stock führte. An der Wand hing die Gründungsflag- und ich wollte nieeee wieder turnen. garetten gelangten dann nach Dänemark und wurden cher Erinnerung geblieben. ge unseres Vereins – die Flagge, die ich noch immer sorgsam bei mir aufbewahre. Zu diesem Zeitpunkt war mein Vater, der als Ingeni- ERINNERUNG AN DAS 50-JÄHRIGE VEREINSJUBILÄUM Dieser eindrucksvolle Beitrag von Käthe Katzenstein schildert die persönlichen Erinnerungen an die Feier zum 50-jährigen Vereinsjubiläum und an die 1930er Jahre. Am 30. März 1945 machte ich mich in aller Frühe auf zauberte daraus einen phantastischen Krustenbraten. den Weg. Das war nicht einfach. Zunächst ging es mit Krustenbraten!! Das war der Höhepunkt der Feier. Ge- dem Fahrrad nach Pinneberg. Gegen eine Gebühr wurde tränke gab es nicht. Nur den üblichen Muckefuck, ein dort das Rad auf bewahrt. Während der Weiterfahrt mit ominöses Heißgetränk. Für Kuchen mussten Brotmar- der S-Bahn gab es Fliegeralarm; der Zug hielt auf freier ken abgegeben werden. Wie gesagt: Es war fürstlich. Strecke. Später ging es weiter mit der U-Bahn. Am Kel- linghusen-Bahnhof musste ich in den Röhrenbunker. Natürlich war es kein großes Fest zum Fünfzigsten. Das war der zweite Alarm. Doch letztendlich erreichte Ein geregeltes Vereinsleben gab es nicht. So wurde die- ich mein Ziel zur rechten Zeit: das Landhaus Walter im ses Treffen – einen Monat vor Kriegsende – eher besinn- Hamburger Stadtpark. Und mit mir waren 30 bis 35 Ver- lich. Die letzten Neuigkeiten – und sie waren nicht unbe- einsmitglieder gekommen, die noch in Hamburg und dingt erfreulich – wurden ausgetauscht. Aber es wurde Umgebung lebten. Es waren meistens Frauen, da Män- auch gelacht und gemeinsame Erfahrungen ausge- ner im Krieg oder dienstverpflichtet waren. tauscht und gemeinsame Erinnerungen ausgegraben. An einige Anwesende kann ich mich noch erinnern. Ich Was dann folgte, war fürstlich: Die Feier zum fünf- will hier aber auf Namen verzichten, weil ich befürchte, zigsten Bestehen unseres Schwimmvereins. Jeder von jemanden zu vergessen. Einiges habe ich auch verges- uns hatte 10 (in Worten: zehn) Zigaretten abgegeben. sen. Zum Beispiel weiß ich nicht mehr, wie die Organi- Dafür hatte ein Vereinsmitglied, das in Dänemark stati- sation ablief? Wer hat uns damals eingeladen? Woher oniert war, einen Schweinebraten organisiert. Ein wei- hatte er unsere Adressen? Wie funktionierte das mit terer besorgte den riskanten Transport. Und der Wirt den Zigaretten? Fröhliche Feier Sani 95 Ich konnte fast alle Personen auf dem Foto identifizie- eur zur See fuhr, gerade in Hamburg. Bei Kuddl Knuth ren. Nur drei leben noch. Sie gehören zu den vielleicht in der Kneipe (Ecke Eppendorfer Weg/Meissnerstraße) ein Dutzend Vereinsmitgliedern, die noch aus dieser Zeit trank er sein Bier. Im Hinterzimmer tagte ein Verein, berichten könnten. Ich habe es mir vorgenommen. Na- der Sanitäts-Schwimmverein von 1895. Er dachte an türlich weiß ich, dass Schwärmen von alten Zeiten gera- seine todunglückliche Tochter und ließ sich ein Auf- de die jüngere Generation nicht unbedingt vom Hocker nahmeformular geben. Das war 1928. reißt. Aber Ihr braucht ja nicht weiter zu lesen. Den anderen verspreche ich einen spannenden Einblick in Es war übrigens nicht ungewöhnlich, dass bei unser Vereinsleben der 1930er Jahre. Knuth eine Mitgliederversammlung tagte: Regelmäßig 24 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 25
einmal im Monat war das der Fall. Es war mehr ein ge- Vorsitzender eingesetzt. Der hielt sich aber nicht lange. fahren und Paddeln war ich dabei. Außerdem hatten selliges Treffen, bei dem auch Vereinsaktivitäten be- Das Vereinsleben ging wie gewohnt weiter. Sani 95, der wir an der Oberelbe bei Overwerder einen Vereins- sprochen wurden. Zu besprechen gab es sowohl Sport- Schlosserverein (wie er genannt wurde), hatte mit den platz. Dort trafen sich beide Gruppen, und im Sommer liches als auch eine Reihe von Dingen, die jenseits des Rechten nicht viel im Sinn. verbrachten wir traumhafte Stunden. Heute habe ich Sportes gemeinsam unternommen wurden. das Gefühl, als hätten wir früher nur Sonnenschein ge- Wer sich gerade die Augen gerieben hat über den ei- habt. Das stimmt natürlich nicht. Aber was ist schon Ich fange am besten mit dem sportlichen Teil an, genen Musikzug, wird jetzt noch sehr viel erstaunter der Verstand gegen mein Gefühl? Wir sprangen in die wenn auch der zweite Teil viel mehr Erinnerungen sein: Wir hatten auch eine Gruppe Synchronschwim- Elbe und schwammen bis ans andere Ufer. Es wurde weckt. men. (Man könnte auch Reigen-Schwimmen sagen.) Fußball gespielt – schottisch halbhoch. Auf dem Platz Die wurde von Fräulein Fölster geleitet. Damals hieß es standen zwei Holzbuden. Dort schliefen diejenigen, die Wir schwammen und trainierten in der Hohe Weide „Figuren Legen“. Bei vielen Schwimmfesten sind wir bei den Zeltbesitzern nicht unterschlüpfen konnten. – selbstverständlich getrennt nach Männlein und Weib- aufgetreten. Da das Wasser sehr kalt war, wurde viel Strom war natürlich nicht vorhanden. Wir kochten mit lein. Die Jungen waren in der großen, die Mädchen in im Trockenen geübt. Ich kann mich an eine Vorfüh- Spiritus, und das Geschirr wurde in der Elbe gespült. der kleinen Halle. Im Sommer gingen wir ins Altonaer Damenmannschaft Sani 95, Alsterstaffel 1938 rung im Außenmühlenteich in Harburg erinnern. Das Das Wasser war glasklar. Später hatten wir einen Zelt- Stadion-Bad. Das war zwar neu, aber ich ekelte mich vor war bitterkalt. Aber es gab immer sehr viel Beifall für platz an der Süderelbe, wo wir auch eine herrliche Zeit dem kleinen Getier in den Beckenecken. Gerne erinnere unsere Vorführungen. (Das erste geheizte Freibad in verbrachten. ich mich an den sogenannten Zwickel-Erlass, über den Hamburg war übrigens das Kaifu, das Ende der 1930er viel gelacht wurde. Der Erlass stammte von Herrn Bracht Jahren eröffnet wurde.) Die Radler trafen sich an der Hohe Weide. Es ging und besagte, dass drei Zentimeter Bein an der Badehose ohne Halt durch die Stadt bis Overwerder. Ich erinnere nunmehr Vorschrift sei. Knallrote Dreiecksbadehosen Nach Schwimmfesten bot sich uns immer eine be- mich an meine Cousine. Sie hatte erst einen Tag vorher trugen die Jungs – ganz schön sexy. sondere Gelegenheit zu feiern. Die Urkunden wurden das Radfahren gelernt. Absteigen – das konnte sie al- stets in einer würdigen Umgebung verteilt, z.B. im lerdings noch nicht. Es ging problemlos durch die In Schwerin wurde regelmäßig geschwommen. Die Ballsaal von Pabst in der Altonaer Königstraße. Nach Stadt. Erst in Overwerder ließ sie sich vom Rad fallen. Fahrt dauerte vier Stunden. Wir fuhren im offenen der Preisverteilung war Tanz – selbstverständlich. Es Das Rad landete im Graben, sie heil auf allen Vieren. Kohlenlastwagen. Der Wagen wurde von der Firma wurde überhaupt viel mehr gefeiert. Die Festivitäten Hamburg hatte damals noch keine Ampeln. (Die erste Kleinhans gestellt – gesäubert vom Chef persönlich. fanden meistens im Altonaer Keglerheim statt. Über Ampel wurde erst viel später auf dem Stephansplatz Die Holzbänke kamen von der Schule Eppendorfer das Jahr verteilt gab es eine Maskerade, einen Früh- aufgestellt.) Weg. (Dort war der Hausmeister Mitglied unseres Ver- lingsball, einen Sommerball, einen Herbstball, dann eins.) Es war immer lustig, und viel gesungen haben Herrenmannschaft Sani 95, 1938 (untere Reihe rechts: E. Geigenmüller) einen Ball am 1. Weihnachtstag und gleich darauf Die Faltbootfahrer zogen ihre Boote bis zum Zollka- wir auch. Bärenstark, wie mein Sohn sagen würde. Es einen Silvesterball. Und immer waren alle da. Livemu- nal. Von dort ging es elbaufwärts. An den Elbbrücken ging auch auf die gleiche Art nach Magdeburg. Dort ha- sik gab es auch. Und wenn die Altonaer oder Ottense- wurden sehnsüchtig die Schleppkähne erwartet. Wir, ben wir allerdings übernachtet. Auch kann ich mich ner bei Groth an der Elbchaussee feierten, gingen wir d.h. vier, fünf oder sechs Boote, hingen uns an ein Tau, an ein Schwimmfest in Stade erinnern. Das Schwimm- selbstverständlich auch dorthin. das uns zugeworfen wurde, und ließen uns stromauf bad dort hatte nur eine Startwand. Die Wende nach 25 schleppen. Unsere Ferien verbrachten wir in Overwer- Metern bestand aus einem Tau. Wir sind dort mit der Eine Kinderweihnachtsfeier gab es auch. Ich war der auf der Wiese, im Wasser, auf dem Fahrrad oder im Barkasse hin. Mitten auf der Elbe wurde angehalten, zu dieser Zeit Betreuer der Schwimmanfänger. Wir üb- Faltboot. und etliche der Jungs sind ins Wasser gesprungen. ten mit etwa 15 Kindern ein Weihnachtsmärchen ein. Die Proben fanden bei mir zu Hause in der Tornquist- Die Faltbootabteilung auf großer Fahrt Das war nicht ungewöhnlich, weil in der Elbe regel- straße statt. Meine Mutter versprach allen Kindern bei mäßig Langstreckenwettbewerbe stattfanden. Be- erfolgreicher Aufführung Kakao und Kuchen satt. So kannter sind vielleicht noch die jährlichen Alsterstaf- geschah es. Es war ein toller, gelungener Nachmittag. fel-Wettbewerbe. Wir nahmen mit jeweils zwei Keiner wollte nach Hause gehen. Als endlich alle lär- Frauen- und Herrenmannschaften teil. Der schon be- mend nach Hause polterten, gab es Ärger. Die Nach- kannte Lastwagen, diesmal ohne Bänke, nahm uns an Herrenmannschaft Sani 95, 1938 (untere Reihe rechts: E. Krumm) barn unterstellten uns, wir hätten unsere Wohnung unserem „Vereinslokal“ Knuth auf, fuhr uns stehend der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt. Auch damit bis zum Eilbekkanal und lud dann alle 200 Meter die pendorfer Weg. Die Bewohner der umliegenden Häu- mussten wir leben. Noch einmal zum besseren Mer- vier Staffelschwimmer ab. Der Start war an der Von- ser freuten sich jedes Mal über das schmissige und ge- ken: Das Märchen für die Kinderweihnachtsfeier ha- Essen-Straßenbrücke. Am Ziel stand unser Trommler- konnte Spiel. Nach 1933 sollten alle Spieler geschlossen ben wir selbst eingeübt. und Pfeifer-Zug und unterhielt die Zuschauer. zur Hitlerjugend übertreten. Das wurde nicht akzep- tiert. Daraufhin wurde der Zug aufgelöst. Die Instru- Nun bin ich schon mittendrin im außersportlichen Richtig gelesen: Wir hatten einen Trommler- und mente mussten der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt Bereich. Wir hatten eine Tischtennisgruppe, eine Fahr- Pfeifer-Zug. Geübt wurde auf dem Hof der Schule Ep- werden. Gleichzeitig wurde zwangsweise ein neuer radgruppe und eine Faltbootgruppe. Beim Fahrrad- 26 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 27
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