SCHWIMMVEREIN POSEIDON HAMBURG E.V - seit 1895

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SCHWIMMVEREIN POSEIDON HAMBURG E.V - seit 1895
SCHWIMMVEREIN
POSEIDON
HAMBURG E.V.
                                     seit 1895

                125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 1
SCHWIMMVEREIN POSEIDON HAMBURG E.V - seit 1895
VORWORT
                                       In dieser Jubiläumsausgabe wollen wir unsere Vereinsgeschichte fortschreiben. Dazu fassen wir die bisherigen
                                       Informationen aus den vorangegangenen Jubiläen zusammen und ergänzen sie mit den neueren Entwicklungen.
                                       Damit wollen wir auch unseren neueren Vereinsmitgliedern einen Überblick über Entstehung und Entwicklung
                                       unseres Vereins geben.

                                       Wir bedanken uns insbesondere bei Axel Becker, Käthe Katzenstein †, Egon Krumm †, Pascal Lautz, Kurt Masch †,
                                       Jürgen Neubauer, Walter Roscher, Britta Saphar, Günter Scheuermann, Dieter Seifert, Gerhard Wohlers und allen,
                                       die durch Berichte, Unterlagen, Fotos und Hinweise zu dieser Dokumentation beigetragen haben.

                                       Hamburg, im Jahr 2020/21

                                       Ursel Neubauer und Günter Quast

2 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                         125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 3
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INHALT
                                       Vorwort           . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

                                       Grußworte               . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

                                       Schwimmen als uralter Sport . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

                                       Die Vereinsgeschichte von 1895 bis 1945                                         . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

                                       Ein neuer Anfang – Die Vereinsgeschichte von 1945 bis 1995 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

                                       Unsere Ehrenvorsitzenden                               . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

                                       Mitglieder, die Vereinsgeschichte schrieben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

                                       Die Chronik unserer Wasserballer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

                                       Masters-Wasserball im SV Poseidon Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

                                       Nationalspieler des SV Poseidon Hamburg                                             . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

                                       Masters-Schwimmen im SV Poseidon Hamburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

                                       Die SV Poseidon-Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57

                                       Herausragende Veranstaltungen im Bad                                            . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

                                       Herausragende Sportlerinnen und Sportler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59

                                       Herausragende Funktionäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

                                       Wasserball-Schiedsrichter im SV Poseidon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

                                       Was tat oder tut sich noch im SV Poseidon? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

                                       Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

                                       Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

4 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                               125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 5
SCHWIMMVEREIN POSEIDON HAMBURG E.V - seit 1895
GRUSSWORT                                                                                                                      GRUSSWORT
ERSTER BÜRGERMEISTER                                                                                                           PRÄSIDENT
DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG                                                                                              DES DEUTSCHEN SCHWIMM-VERBANDES E.V.
    Hamburg ist eine sportbegeisterte Stadt und eine Hochburg des Was-                                                             2020 war leider in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr, in dem so
sersports. Der Schwimmverein Poseidon Hamburg gründete sich aus dem                                                            manches ganz anders als geplant und gewünscht abgelaufen ist bzw. eben
„Sanitätsschwimmverein von 1895“, dem „Altonaer Schwimmverein von                                                              leider nicht abgelaufen ist. Auch der Jahresbeginn 2021 trübte die Stim-
1910“ und dem „Ottenser Schwimmverein von 1909“. Mit seinen mehr als                                                           mung unserer Vereine in Deutschland. Dies galt auch für das Vereinsjubi-
1.000 Mitgliedern ist er heute der größte und einer der ältesten Schwimm-                                                      läum des SV Poseidon Hamburg e.V., das nun hoffentlich mit einiger Ver-
vereine Norddeutschlands.                                                                                                      spätung nachgeholt werden kann.
    In seiner langen Geschichte kann der Verein auf viele erfolgreiche                                                             Mit eben dieser Verspätung, aber dennoch sehr herzlich, darf ich im
Sportlerinnen und Sportler zurückblicken. Sie holten Deutsche Meister-                                                         Namen des Vorstands des Deutschen Schwimm-Verbandes zum 125-jähri-

                                                                             Bild: © Ronald Sawatzki / Senatskanzlei Hamburg
und Europameister-Titel, nahmen an Weltmeisterschaften teil und einmal                                                         gen Jubiläum gratulieren und Ihnen allen bei dieser Gelegenheit ganz
auch bei den Olympischen Spielen. 2019 stiegen die Herren im Wasserball                                                        herzlich danken für Ihr großes Engagement für den Schwimmsport in
erneut in die 1. Bundesliga auf.                                                                                               Deutschland, für Ihren Einsatz, Ihre Ideen und Ihre Tatkraft.
    Auch im Breitensport ist der SV Poseidon Hamburg beliebt. Das ver-                                                             Der SV Poseidon Hamburg kann auf eine bewegte Geschichte zurück-
einseigene Freibad in Eidelstedt zieht mit seinen beiden 50-Meter-Becken                                                       blicken, geprägt von vielen Erfolgen, Rekorden und Medaillen, aber auch
Wassersportler und Freizeitschwimmer aus ganz Hamburg an. Viele                                                                vom Miteinander und Gemeinschaftsgedanken. Besonders betonen möch-
Schulkinder aus dem Stadtteil lernen dort Schwimmen. Damit trägt der                                                           te ich hier den Betrieb des vereinseigenen Freibads, das auch der Öffent-
Verein sehr dazu bei, dass Hamburg eine „Active City“ ist, in der die Bür-                                                     lichkeit zur Verfügung steht und mit dem ein großer Beitrag für die Förde-
gerinnen und Bürger viele Möglichkeiten für Sport und Bewegung haben.                                                          rung des Schwimmsports geleistet wird. Dies ist in Zeiten, in denen die
    Ich gratuliere dem SV Poseidon Hamburg sehr herzlich zum 125-jähri-                                                        Wasserflächen geringer werden, nicht hoch genug zu bewerten.
gen Jubiläum und wünsche dem Verein und seinen Mitgliedern weiterhin                                                               Wir wünschen dem Vorstand und allen Mitgliedern weiterhin viel
alles Gute!                                                                                                                    Freude, Erfolg und gutes Gelingen.
                                                                                                                                   Lassen Sie uns gemeinsam hoffen, dass sich die negativen Auswirkun-
   Dr. Peter Tschentscher                                                                                                      gen in unseren Vereinen in Grenzen halten und wir auch wieder gemein-
   Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg                                                                      sam unseren geliebten Sport ausüben und auch wieder feiern dürfen.

                                                                                                                                  Ihr

                                                                                                                                  Marco Troll
                                                                                                                                  Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V.

         6 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                                          125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 7
GRUSSWORT                                                                     GRUSSWORT
1. VORSITZENDER                                                               1. VORSITZENDER
DES HAMBURGER SCHWIMMVERBANDES E.V.                                           SCHWIMMVEREIN POSEIDON HAMBURG E.V.
    Der Schwimmverein Poseidon Hamburg feiert sein 125-jähriges Beste-            2020: Der SV Poseidon wird 125 Jahre alt! Wir feiern unser Jubiläum!
hen. Mitglieder, Freunde und Förderer des Vereins freuen sich über dieses     Dachten wir. Denn es kam völlig anders als geplant. Durch die Corona-
besondere Ereignis.                                                           Pandemie wurden all unsere Pläne und Vorhaben völlig über den Haufen
    Ich gratuliere allen Beteiligten sehr herzlich zum Vereinsjubiläum und    geworfen.
übermittele zugleich die Grüße und Glückwünsche des gesamten Vorstan-             Doch zurück zu den Anfängen unseres Vereins.
des des Hamburger Schwimmverbandes.                                               1895 hatten unsere Gründungsväter eine Vision: Sie wollten einen Verein
    Der SV Poseidon Hamburg hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1895        gründen, der langlebig und sportlich erfolgreich ist. Es sollte ein Ort der Be-
über Generationen hinweg um den Sport verdient gemacht. Sport war und         gegnung werden, an dem das soziale Miteinander und die sportliche Kame-
ist heute mehr denn je ein wichtiger Bestandteil unseres Gemeinschaftsle-     radschaft gepflegt wird. Eine Stätte, wo sich Perspektiven für Kinder, Jugend-
bens. Wer Sport treibt, lernt Spielregeln zu akzeptieren, mit Siegen und      liche und Erwachsene, kurz, für alle Sportbegeisterten, eröffnen.
Niederlagen umzugehen und tut etwas für seine Gesundheit. Und man                 Es ist uns bis heute gelungen, diese Vision mit Leben zu erfüllen. Das
lernt, sich in eine Gemeinschaft einzubringen. Dieses wertvolle gesell-       erfüllt uns mit Stolz. Poseidon, der griechische Meeresgott und Bruder des
schaftliche Miteinander bietet der SV Poseidon seinen über 1.000 Mitglie-     Zeus, war uns dabei wohlgesonnen.
dern seit über 100 Jahren an. Ein besonderes, fast einzigartiges Merkmal          Nach unserem Quellbad in Niendorf, das ab 1946 entstand, 1960 aber
ist dabei das eigene Schwimmbad mit zwei 50-Meter-Becken. Hier kann           der Erweiterung des Flughafens weichen musste, konnten wir 1969 unser
Vereinsleben in seiner besten Form stattfinden.                               vereinseigenes Freibad am Olloweg in Betrieb nehmen.
    Ein persönliches Wort: Ich freue mich jedes Mal, wenn ich zu dieser           Aber allein mit dem Wohlwollen des Poseidon war es sicherlich nicht
wunderbaren Sportanlage fahre und dort schwimme und Freunden und              getan. Vielmehr brauchte es den ausgeprägten Gemeinschaftsgeist unse-
Kameraden, den jungen Leistungssportlern, den Masters, und vor allem          rer Mitglieder und die starke Verbundenheit mit unserem Verein. Viele
auch den älteren Damen und Herren begegne, die dort ihre Bahnen ziehen        Mitglieder halten uns seit Jahrzehnten die Treue, etliche sogar ein Leben
und dank unseres Sports auch mit über 80 Jahren noch topfit sind.             lang.
    In den gewachsenen Strukturen unserer Sportvereine funktioniert in            Trotz ständig knapper Finanzmittel und stark schwankender Badein-
aller Regel das Selbstverständnis des Ehrenamtes noch. Hier wird die          nahmen durch unbeständiges Sommerwetter ist es uns gelungen, das Bad
Pflicht, aber auch der Ehrgeiz zur Erhaltung und Pflege des Vereins „ver-     stets in gutem Zustand zu erhalten. Dafür gebührt all unseren Mitarbei-
erbt“. Ich hoffe, dass sich auch in Zukunft genügend ehrenamtliche Mit-       tern und vor allem unseren ehrenamtlich Tätigen großer Dank.
glieder finden, die sich für die Belange des SV Poseidon einsetzen.               Unser Verein, das ist kein blutleeres Gebilde. Dahinter stehen Men-
    Das letzte Jahr und dieses Jahr sind in unserem öffentlichen und priva-   schen, die unseren Verein mit Leben erfüllen und die stets mit anpacken,
ten Leben geprägt durch die Corona-Pandemie. Ich wünsche uns allen,           wenn es erforderlich ist. Manche sagen: „Poseidon, das ist wie eine große
dass diese schwere Zeit bald vorüber ist und dass der SV Poseidon wie ge-     Familie.“
wohnt auch in diesem Jahr im Mai sein Freibad öffnen kann.                        Corona beherrscht unser Leben – noch. Das wird sich hoffentlich bald
    Ich wünsche dem SV Poseidon und all seinen Mitgliedern weiterhin          ändern.
viele sportliche Erfolge, ein intaktes Vereinsleben und immer eine Hand-          Wir werden unser Bad so schnell wie möglich öffnen. Die Freude an un-
breit Wasser unter dem Kiel!                                                  serem Sport lassen wir uns nicht nehmen, und wir blicken zuversichtlich
                                                                              in die Zukunft.
   Ihr
                                                                                      Jürgen Neubauer
   Dietmar Schott                                                                     1. Vorsitzender Schwimmverein Poseidon Hamburg e.V.
   1. Vorsitzender des Hamburger Schwimmverbandes e.V.

         8 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                              125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 9
SCHWIMMEN ALS URALTER SPORT                                                                                   DIE VEREINSGESCHICHTE VON 1895 BIS 1945
   Zeugnisse menschlicher Schwimmfähigkeit reichen                Schon ein Jahr später, 1798, erstellte GutsMuths als                                       ERSTE ÜBERLEGUNGEN UND GRÜNDUNG
weit in die Vorgeschichte zurück. So zeigt ein Siegelzylin-   Schüler der Halloren ein „Kleines Lehrbuch der
der aus Ton, der in Ägypten gefunden wurde und im 9.          Schwimmkunst zum Selbstunterrichte“. Er führte die             1895 bildeten einige schwimmsportbegeisterte Mit-    hängigen Verein zu gründen und den 1. März 1895, den
bis 4. Jahrhundert vor Christus entstanden sein muss,         „Angelmethode“ ein und lehrte Brust- und Rückengleich-     glieder des „Hamburg-Eimsbütteler Turnverein“ eine       Tag des Zusammenschlusses der beiden Vorgängerorga-
die wohl älteste Darstellung schwimmender Menschen.           schlagschwimmen. Tauch- und Rettungsübungen gehör-         Schwimmriege. Parallel dazu plante der „Sanitäts-        nisationen, als Gründungstag zu bestimmen.
Eindeutig ergibt sich daraus das Kraulschwimmen.              ten ebenfalls zu seinem Programm.                          Schwimmverein Hamburg von 1889“ die Gründung ei-
                                                                  1810 verbreitete General Ernst von Pfuel die Methode   ner Abteilung in Eimsbüttel. Im März 1895 wurde dann        Die Schwierigkeiten dürfen aber trotz des Zusam-
    Die Erkenntnisse über den Schwimmunterricht sind          GutsMuths' im preußischen und österreichischen Mili-       von beiden Gruppen unter dem Namen „Sektion Eims-        menschlusses nicht verkannt werden. Die Abneigung
dagegen deutlich jünger. Allerdings reichen auch sie in       tär. Schwimmübungen an Land auf „Schwimmböcken“,           büttel des Sanitäts-Schwimmvereins Hamburg von           großer Teile der Bevölkerung gegen das öffentliche Ba-
die griechische und römische Geschichte zurück. Als           einer Art „Bauchliegestuhl“, die Angel in vielfacher An-   1889“ eine neue Vereinigung gebildet.                    den war noch nicht überwunden. Frauen waren wegen
Auftriebsmittel dienten Binsen- und Korkgürtel oder           wendung und militärischer Drill kennzeichneten die                                                                  der vorhandenen Prüderie nur in gesonderten Frauen-
luftgefüllte Schläuche, die um 310 v. Chr. römischen Sol-     Methode. Es wurde ausschließlich Brustschwimmen ge-            Am 1. März 1896 wurde bei einem großen Schwimm-      badeanstalten zugelassen. Nach der Eröffnung der Ba-
daten halfen, Schwimmen zu lernen. In der römischen           lehrt.                                                     fest ein erheblicher Mitgliederzuwachs erreicht. Am 6.   deanstalt Hohe Weide in Eimsbüttel im Jahre 1902 stieg
Kaiserzeit entstanden in den Thermen große Schwimm-               Diese Art des Unterrichts ermöglichte später den       Mai 1896 wurde beschlossen, den Verein unter dem Na-     die Mitgliederzahl der Damenabteilung im Jahre 1904
becken, die „natationes“.                                     Schwimmunterricht an den Schulen und in den sich           men „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“ als unab-        von 13 auf 100 Mitglieder.
    Im Mittelalter war Schwimmen eine der sieben ritter-      langsam gründenden Vereinen. Soldaten waren häufig
lichen Tugenden, in denen sich bereits die Knappen aus-       als Schwimmlehrer und Badewärter tätig.
zubilden hatten. Wollte man über jemanden etwas be-
sonders Böses sagen, so wurde die Behauptung                     Allmählich setzte sich in der Bevölkerung das Bedürf-
aufgestellt, dass er nicht schwimmen konnte. Die Unmo-        nis nach Baden und Schwimmen durch. In Hamburg
ral in den städtischen Badehäusern führte allerdings          wurden neben einigen privaten Badeanstalten die öf-
schließlich zu Schwimm- und Badeverboten.                     fentlichen Badeanstalten auf Steinwerder und dem Gras-
                                                              brook gegründet. Daraus entwickelten sich dann die ers-
    1538 erschien das erste bekannte Schwimmlehrbuch          ten Schwimmvereine, und am 23. April 1889 wurde vom
„Der Schwimmer oder ein Zwiegespräch über die                 „Hamburger Schwimmverein von 1879“, „Hamburger
Schwimmkunst“ von Nikolaus Wynmann. Wie alle da-              Schwimmsportclub Triton von 1884“ und dem
maligen wissenschaftlichen Werke war es in lateinischer       „Schwimmverein Kleiner Grasbrook“ der „Verband
Sprache geschrieben. Wynmann kam zu der Erkenntnis,           Hamburger Schwimmvereine“ gegründet, dessen Vorsit-
dass der Mensch die Kunst des Schwimmens nicht von            zender W. Clauß wurde.
Natur aus beherrsche, sondern erst durch einen Lehr-             Der erste regelmäßige Schwimmunterricht fand ab
meister erlernen könne. Dieser müsse ihm die Schwimm-         1902 in Dresden, Elberfeld, Hamburg, Hannover und
bewegungen zunächst an Land und später im Wasser so           Eschweiler statt. In Hamburg gründete sich der „Ham-
kunstvoll vormachen, dass der Schüler sie auch später         burger Schwimmverein von 1879“ als einer der Vorgän-
tatsächlich ausführen könne. Der Mensch bleibe nur            gervereine des Hamburger Schwimm-Club. 1886 wurde
durch diese auftreibenden Bewegungen an der Wasser-           der Deutsche Schwimm-Verband gegründet.                    Einweihung Schwimmbad Hohe Weide
oberfläche. Gelehrt werde Brustschwimmen, da Kraul-
schwimmen als unvernünftiges Planschen den Tieren                 Erst 1925 löste sich Kurt Wiessner von der mechani-
vorbehalten sei.                                              schen Sichtweise des Schwimmens. Er kam zu der Über-
    Im ausgehenden Mittelalter unterrichteten die ur-         zeugung, dass der Mensch deshalb nicht schwimmen
sprünglich aus den Salzwerken in Halle an der Saale           könne, weil er nicht an den Aufenthalt im Wasser ge-
kommenden Halloren. Sie erlernten das Schwimmen zu-           wöhnt sei. Es müsse ihm deshalb vor dem Erlernen von
nächst aus eigenem Sicherheitsbedürfnis bei der tägli-        Schwimmbewegungen zunächst die Scheu vor dem Was-
chen Arbeit und gaben es später als professionelle            ser durch Aufenthalt im flachen Wasser genommen wer-
Schwimmlehrer weiter.                                         den. Erst als wassergewöhnter Schüler sei man in der
    Oronzio de' Bernardi brachte 1797 das archimedi-          Lage, die Schwimmbewegungen zu erlernen.
sche Prinzip (der Körper erleidet einen scheinbaren Ge-           Wiessner ist wegen seiner auch jetzt noch gültigen
wichtsverlust in der Höhe der von ihm verdrängten Flüs-       Auffassung als Vater des modernen Schwimmunter-
sigkeit – statischer Auftrieb) mit dem Schwimmen in           richts anzusehen. Sein methodischer Aufbau ist auch
Zusammenhang.                                                 heute noch gültige Grundlage des Schwimmenlernens.

          10 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                                 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 11
PRÜDERIE BEHINDERT DIE ENTWICKLUNG DES FRAUENSPORTS

    Doch noch lange war die Prüderie nicht überwun-                    Da es aber keine Schwimmmeisterinnen gab, musste
den. 1908 mussten bei einem Damenschwimmfest die                    eine Lösung gefunden werden. Ganz einfach, die Ge-
(männlichen) Musiker hinter einer Zeltplane sitzen,                 schlechtsumwandlung fand per Erlass statt: „Gemäß § 2
um nicht auf die Damen schauen zu können. Selbstver-                dieser Badeordnung gilt der Bademeister als Frau.“
ständlich waren Männer weder als Teilnehmer noch                       Weitere Vereine gründeten sich in der Zeit nach
als Zuschauer zugelassen. In einer alten Badeordnung                der Jahrhundertwende, und der Verband Hamburger
war im § 2 festgelegt, dass der Zutritt zum Damenbad                Schwimmvereine gewann im 1886 gegründeten „Deut-
nur Frauen gestattet war.                                           schen Schwimm-Verband“ an Einfluss.

                                                   ERWEITERUNG DES VEREINSANGEBOTES

   Da ein nur auf Sportbetrieb ausgerichtetes Angebot               um 1910 trafen sich verschiedene Vereinsmitglieder
nicht den Vorstellungen der damaligen Zeit entsprach,               außerhalb des Trainings zum Faltbootfahren. Daraus
wurde bald nach der Vereinsgründung auch ein                        entwickelte sich im Laufe der Jahre eine Faltbootabtei-
Trommler- und Pfeiferkorps gegründet. Der Zulauf                    lung, die Wanderfahrten unternahm und an der Elbe
war so stark, dass sich bald ein zweiter Knaben-                    ein ständiges Wochenendlager unterhielt.
Trommler- und Pfeiferkorps anschloss.
                                                                       Diese Faltbootabteilung bestand mit wechselnder
    Zu einem nicht mehr festzustellenden Zeitpunkt                  Mitgliederzahl bis in die 1940er Jahre.

Trommler- und Pfeiferkorps, Sani 95 im Jahr 1907
                                                                                                                              Akrobatik mit gemischter Gruppe

                                                                                                                                         DIE GRÜNDUNG DES OTTENSENER SCHWIMMSPORT-VEREINS UND DES ALTONAER SCHWIMM-VEREINS

                                                                                                                                 1909 gründete sich in Ottensen der „Ottensener              Der „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“ war Ini-
                                                                                                                              Schwimmsport-Verein von 1909“, und im Jahr darauf          tiator für die Gründung des „Lauenburger Schwimm-
                                                                                                                              entstand der „Altonaer Schwimm-Verein von 1910“.           verein“ im Jahre 1903. „Altonaer Schwimm-Verein“
                                                                                                                                                                                         und „Ottensener Schwimmsport-Verein“ waren dafür
                                                                                                                                Eine wesentliche Aufgabe der Schwimmvereine              in Schleswig-Holstein tätig, gehörte doch Altona nicht
                                                                                                                              war es, Schwimmunterricht zu erteilen und für die          zu Hamburg. Sie wirkten hauptsächlich bei der Grün-
                                                                                                                              Gründung anderer Schwimmvereine zu werben.                 dung von Schwimmabteilungen in Turnvereinen mit.

                                                                                                                                                        DER SPORTLICHE BETRIEB UND DIE SCHAFFUNG VON SCHWIMMGELEGENHEITEN

                                                                                                                                 Große nationale und teilweise auch internationale          Auch die Einführung des Wasserballspiels war ein
                                                                                                                              Schwimmveranstaltungen wurden in den ersten Jah-           weiterer Meilenstein in der Geschichte des Schwimm-
                                                                                                                              ren des neuen Jahrhunderts in den neu erbauten             sports.
                                                                                                                              Schwimmhallen und Freibädern durchgeführt. Die
                                                                                                                              Schwimmvereine in Hamburg, Altona und Ottensen                Die Schaffung von Schwimmgelegenheiten war
                                                                                                                              veranstalteten häufig Vergleichswettkämpfe, die mit        ebenfalls ein Anliegen der Vereine. Das Baden in der
                                                                                                                              volkstümlichen Einlagen zu einer Popularisierung des       Elbe wurde freigegeben, und in der Alster entstanden
                                                                                                                              Schwimmens beitrugen.                                      die Badeanstalten Schwanenwik und Lattenkamp.

              12 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                                   125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 13
EINSCHNITT DURCH DEN 1. WELTKRIEG UND DIE ZEIT DANACH                                                 Schwimmen immer wieder viele Zuschauer an den Elbestrand bei
                                                                                                                                   Neumühlen/Övelgönne.

                                                                                                                                       Die Zeit des Nationalsozialismus förderte die Belange des Sports
                                                                                                                                   erheblich. Allerdings waren dies keineswegs uneigennützige Ge-
                                                                                                                                   sichtspunkte. Die Überführung der freien Sportorganisationen mit
                                                                                                                                   den Vereinen und Verbänden in die von der damaligen Regierung
                                                                                                                                   beeinflussten und bestimmten Reichssportorganisationen wirkte
                                                                                                                                   sich sehr negativ auf das Vereinsleben aus. Eine Vielzahl der Mit-
                                                                                                                                   glieder und etliche der freien Vereinsangebote mussten Anordnun-
                                                                                                                                   gen und Anweisungen weichen.

                                                                                                                                      Trotzdem konnten in dieser Zeit in vielen Wettkämpfen in allen
                                                                                                                                   Teilen Deutschlands gute Ergebnisse erzielt werden. Bei den kurz
                                                                                                                                   vor Kriegsbeginn im neu erbauten Sommerbad Eimsbüttel (auch
                                                                                                                                   heute noch nach der Straße Kaiser-Friedrich-Ufer liebevoll Kaifu
                                                                                                                                   genannt) durchgeführten Deutschen Schwimmmeisterschaften
                                                                                                                                   konnten sich viele Hamburger Aktive in die Liste der Sieger und
                                                                                                                                   Platzierten eintragen. Der Beginn und Verlauf des zweiten Weltkrie-
                                                                                                                                   ges war dann ein weiterer erheblicher Einschnitt in das Gefüge der
                                                                                                                                   Vereine. Trotzdem wurden gerade in den ersten Kriegsjahren noch
                                                                                                                                   Wettkämpfe und sogar Deutsche Meisterschaften ausgetragen.

                                                                                                                                      So gewann bei den deutschen Meisterschaften 1940 in Magde-
                                                                                                                                   burg Gertrud Rannow (später verheiratete Seemann) den Titel über
                                                                                                                                   400 m-Kraulschwimmen in 5:50,2 Minuten.                                             Gertrud Rannow, Deutsche Meisterin 1940
Jung-ASV, Oktober 1915
                                                                       Ankündigung Jahreshauptversammlung Sani 95 im Januar 1928
                                                                                                                                      In der Rückschau stellt sich die Frage, wie in einer Zeit, in der das
   Durch den Weltkrieg von 1914 bis 1918 wurde die Entwicklung jäh                                                                 Überleben häufig nur unter größten Anstrengungen möglich war,
gestoppt. Es war schwierig, die Mitglieder zusammenzuhalten und                                                                    noch Energie für Vereinsbetätigung und Vereinsführung vorhan-
nach Ende des Krieges die Heimkehrer wieder zu integrieren. So                                                                     den sein konnte.
konnte erst 1919 mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Nach sie-
benjähriger Pause blühte 1920 der Sportbetrieb wieder auf, und die
Gauwasserballspiele wurden erstmalig wieder ausgetragen. 1925/1926
war dann der Durchbruch im damaligen Reichsgebiet geschafft, und
Hamburger Aktive konnten sowohl auf nationalen als auch auf inter-
nationalen Wettkämpfen in Erscheinung treten.

   Im Wasserball konnten in den 1920er Jahren Mannschaften des
„Sanitäts-Schwimmvereins Eimsbüttel“, des „Ottensener Schwimm-
sport-Vereins“ und des „Altonaer Schwimm-Vereins“ immer wieder
ihre Spielstärke beweisen. Sie qualifizierten sich für die Teilnahme
an den Norddeutschen Meisterschaften und waren dort sehr häufig
in die Entscheidungen eingebunden.

   Der „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“ sah in der jährlich
stattfindenden Alsterstaffel einen seiner sportlichen Höhepunkte
und nutzte dieses Spektakel auch als Werbung für den Verein. Für
die Altonaer Vereine „Ottensener Schwimmsport-Verein“ und „Alto-
naer Schwimm-Verein“ waren die Jahreshöhepunkte das Elbe-Stre-
ckenschwimmen und die Wasserballspiele um den Elbepokal. Die
Spiele in dem auf- und abdümpelnden Wasserballfeld zogen wie das                                                                                                       Sparkassenbuch Ottensener Schwimmverein, 1928

         14 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                                                          125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 15
ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG

                            Die Festschrift                                                     — 1895      Erst in diesem Jahre wurde in Eimsbüttel unter der Bezeichnung „Badeanstalt Ho-
                                                                                                         he Weide“ ein Hallenbad fertiggestellt, das gleichzeitig das Interesse der Bevölkerung

                        zum 40jährigen Jubiläum
                                                                                                         Eimsbüttels und Umgebung auf die volkstümliche Schwimmerei lenkte, der bisher so
                                                                                                         gut wie gar keine Aufmerksamkeit geschenkt worden war. So entstand kurz vor der
                                                                                                         Eröffnung dieses Volksbades eine dem Schwimmsport außerordentlich sympathi-
                                                                                                         sche Strömung, als der „Hamburg-Eimsbütteler Turnverein“ beschloss, eine
       S a n i täts - S ch w im m -Ve rein E im sb üt t e l                                              Schwimmriege einzurichten, während der „Sanitäts-Schwimmverein Hamburg von
                                                                                                         1889“ zu gleicher Zeit eine Abteilung Eimsbüttel zu gründen gedachte. Man einigte
                          von 1895 e.V.                                                                  sich auf den Namen „Sektion Eimsbüttel des S.S.V.H. von 1889“, und so wurde unser
                                                                                                         „Sani 95“ am 9. März 1895 ins Leben gerufen mit dem Ziele, die Schwimmkunst nach
                                                                                                         besten Kräften zu fördern und auszubreiten. So stand eine kleine Schar lebensbeja-

                 Gedenkblatt                                                                             hender Männer an der Rampe des täglichen Lebens, „um als Pioniere der Volkshygi-
                                                                                                         ene, der Stählung von Körper und Geist, einen Kampf für ein gesundes, freies Deutsch-
                                                                                                         land aufzunehmen.“

                     zur                                                                        — 1896      Mit Unterstützung der beiden Hauptvereine wurde am 1. März 1896 ein großes
                                                                                                         Schwimmfest aufgezogen, das nicht nur in der Bevölkerung Eimsbüttels lebhaftes In-

                 Erinnerung                                                                              teresse hervorrief, sondern auch mit einem erheblichen Mitgliederzuwachs endete.
                                                                                                         Gestärkt durch diesen Erfolg, machte sich in der jungen Vereinigung weiterer Taten-
                                                                                                         drang bemerkbar. Endlich, in der Hauptversammlung am 6. Mai 1896, wurde be-

          an das 40jährige Bestehen,                                                                     schlossen, unter dem Namen „Sanitäts-Schwimmverein Hamburg-Eimsbüttel“ einen
                                                                                                         unabhängigen Verein zu schaffen, der am gleichen Tage dem Verband Hamburger
                                                                                                         Schwimmvereine und – um seinen Mitgliedern auch außerhalb des Bereiches seiner
                                             übergeben                                                   Vaterstadt die Beteiligung an schwimmsportlichen Wettkämpfen zu ermöglichen –
                                                                                                         am 14. April 1897 dem Deutschen Schwimm-Verband beitrat.
                                       auf der Jubiläumsfeier
                                  am Sonnabend, dem 30. März 1935
                                                                                                — 1897      Am 28. März 1897 wurde abermals ein von Erfolg gekröntes Schauschwimmen
                                                                                                         abgehalten. Viele neue Freunde aus der teilweise noch sehr ablehnend eingestellten
                                                                                                         Bevölkerung konnten für den mehr und mehr an Boden gewinnenden Schwimm-
Die Denkschrift wurde zusammengestellt aus den im Vereinsarchiv vorhandenen Aufzeichnungen               sport gewonnen werden.
                 und herausgegeben mit erläuternden Worten von Kurt Masch
                                                                                                — 1898      Als das Jahr 1898 seinen Anfang nahm, trat jenes denkwürdige Ereignis ein, dass
                                          Zum Geleit                                                     uns auch heute noch verbindet: Seit der Gründung von 1895 war eine rege Tätigkeit
Der vorliegende Abriss der Vereinsgeschichte möge in der alten Generation die nie verwehenden            für die Ausbreitung des Schwimmens nur in Eimsbüttel entfaltet worden, sodass es
                                                                                                         für richtig erachtet wurde, am 12. Januar 1898 künftig den Verein unter dem Namen
schönen Stunden ihrer Jugend wieder aufleben lassen, aber der jungen ein leuchtendes Symbol
                                                                                                         „Sanitäts-Schwimm-Verein Eimsbüttel von 1895“ weiterzuführen.
von edler, schlichter, deutscher Sportkameradschaft sein. Das Leben ist Kampf! Und was ,,den
 Alten zur Ehr“, mag „den Jungen zur Lehr“ gereichen. In unermüdlicher Schaffenskraft ist im    — 1899       Im Februar 1899 wurde noch ein grundlegender Beschluss gefasst. Man hatte er-
  Laufe von vier Jahrzehnten eine starke, unzertrennliche‘ Gemeinschaft ‚geschmiedet worden,             kannt, dass ohne einen Nachwuchs die Existenz des Vereins nicht zu sichern war,
getragen von dem Gedanken deutscher Treue und Ehre und deutschem Geist und Wollen. Das                   und so wurde beschlossen, von der bisherigen sportlichen Tendenz, wonach nur
   ist das Erbe unserer „Sani“-Jugend. Möge: sie es zu hüten wissen, heute und immerdar.                 Schwimmer in den Verein aufgenommen wurden, abzuweichen und der Volkstüm-
                                                                                                         lichkeit mehr Raum zu geben. Man nahm nun auch Nichtschwimmer auf, die unter
                                                                                                         sachgemäßer Leitung in der Schwimmkunst ausgebildet wurden.
Hamburg, 30. März 1935								                                                  Kurt Masch
                                                                                                             So ging der Verein mit neuer Fahne und neuen Hoffnungen in die Jahrhundert-
                                                                                                         wende. Und das nunmehr einsetzende schnelle Emporblühen beweist, wie richtig
                                Motto: Des Wassers Kraft Gesundheit schafft!
                                                                                                         dieser Weg gewesen ist. Hier müssen wir aufblicken zu denen, die dank der umsich-
                                                                                                         tigen Leitung in tatkräftiger Arbeit die Grundpfeiler zu dem legten, was uns heute
                                                                                                         Ideal ist. Es sind die Herren Dr. F. Möller, Gauß, L., Marx, J. Sparbier, Chr. Schlüter,
                                                                                                         L. Neustadt, P. Nieberg und L. Jacobsen.

   16 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                              125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 17
DIE ENTWICKLUNG VON 1900 BIS 1914                                               Schwimmbahn sicherten Henny Behrens, Frieda Dent-             selbstloser Hingabe zur Kerntruppe deutscher Volks-
                                                                                                                            hoven, Hertha Struhl, Berthold Seestädt, Ernst Rückle,        gesundheit wurde.
    Dieser Zeitabschnitt ist wohl der an Ereignissen          Preise. Dagegen waren es im Jahre 1909 schon siebzehn         Ernst Harms und Alfred Rebien dem Verein nationale
und an Erfolgen reichste, der jemals durchlebt worden         1., sechs 2., vier 3. und drei 4. Preise. Das Jahr 1910       und internationale Ehren. Die Sommersaison wurde ab-              Das Jahr 1914, ein Jahr großer Hoffnungen und doch
ist. Das im März eines jeden Jahres abgehaltene               wurde mit einer Erfolgsserie von siebzehn 1., sechs 2.        geschlossen mit einem Dauerschwimmen, 3600 Meter, in          am Ende nur bitterer Ernst, ein hartes Leben. Der sich
Schwimmfest wurde schon als Tradition angespro-               und zwei 3. Preisen beendet, erhielt aber durch unser         der Ostsee bei Travemünde, das von Ernst Harms in 1           in großer Blüte befindliche Verein und mit ihm der ge-
chen, und der zahlreiche und stetig wachsende Besuch          großes volkstümliches Jubiläumsschwimmfest am 27.             Stunde 25 Minuten gewonnen wurde. Während 1911 die            samte deutsche Sport wurden mit in den Strudel des
dieser Feste bewies, mit welchem Interesse die Bevöl-         Februar 1910 einen besonderen sportlichen Ausdruck,           sportlichen Erfolge wegen Mangel an Festen auf zehn           Völkerringens gerissen, das so bitter und vernichtend
kerung Eimsbüttels die Bestrebungen des emporwach-            über das sich der „Hamburgische Correspondent“ in             Preise (fünf 1., vier 2. und ein 3.) herabsanken, wurden      1918 zu Ende ging. Nur wenige waren es, die bei dem
senden Vereins verfolgte. Ja, man konnte bereits infol-       seiner Abendausgabe vom 28. Februar 1910 im nach-             im Jahre 1912 wieder 30 Erfolge an die blau-weißen Fah-       Ruf unseres Vaterlandes in der Heimat bleiben konn-
ge der Umstellung auf die Volkstümlichkeit im Jahre           stehenden Sinne verbreitet:                                   nen geheftet. Auf internationalen Begegnungen wurden          ten, viele gingen hinaus zur Verteidigung deutscher
1901 ein Trommler- und Pfeiferkorps einrichten, am                                                                          nicht weniger als 17 Preise (acht 1., sechs 2. und drei 3.)   Lande, deutscher Erde. Es waren die Besten, die uns in
20. April eine Damenabteilung (13 Personen) ins Leben             „Ein volkstümliches Jubiläumsschwimmfest veran-           erfochten. Auf einem am 3. Februar 1912 veranstalteten        den Augusttagen des Jahres 1914 verließen. Vielen soll-
rufen und am 13. August 1903 anlässlich eines Ausflu-         staltete anlässlich seines 15 jähr. Bestehens der Sanitäts-   Schwimmfest des Verbandes Hamburger Schwimmver-               te es nicht vergönnt sein, einstmals in ihren kamerad-
ges nach Lauenburg dort gemeinsam mit den Lauen-              Schwimm-Verein Eimsbüttel von 1895“ am Sonntag in             eine erkämpften wir die stattliche Zahl von 17 Ehrun-         schaftlichen Reihen auf heimatlichem Boden weiter
burger Turnern den Lauenburger Schwimmverein                  der Badeanstalt Hohe Weide. In dem rückwärtigen Teil          gen, darunter fünf 1., vier 2. und drei 3. Preise. Das Jahr   wirken und streben zu können.
gründen. Es ist noch bemerkenswert, dass das jetzige          der großen Halle war ein Festplatz mit erhöhter Bühne         1913 sah uns zum ersten Mal in der Wintersaison 1913/14
Herrenbad der Badeanstalt Hohe Weide erst im Jahre            aufgebaut, auf dem das Festspiel „Germanias Besuch            an einer Junior-Wasserballserie teilnehmen. Zur Mann-            In tiefer Ehrfurcht und unauslöschbarer Dankbar-
1902 fertiggestellt wurde.                                    beim S. S. V. E. von 1895“ vorgeführt wurde. Als Ehren-       schaft‚ gehörten: Willy Freese, Val. Gerner, Karl Pätz,       keit verneigen wir uns vor den großen Toten in ewi-
                                                              gast war Herr Senator Holthusen zugegen. Im Festspiel         Otto Weigler und Fritz Moll.                                  gem Gedenken:
    Am 20. Februar 1903 wurde der Verein unter Nr. 129        hielt Germania mit reichem Gefolge ihren Einzug, von
in das Vereinsregister des hiesigen Amtsgerichts einge-       den Schwimmern begrüßt. Von ihrem Thron aus folgte
tragen. Die Damenabteilung. die bereits 1904 etwa 100         sie den Wasserballspielen, die ihr zu Ehren vorgeführt
Mitglieder zählte und das Trommler- und Pfeiferkorps          wurden. In hübschem Versmaß wechselten Rede und Ge-
                                                                                                                                   WILHELM DENEKE                            HANS STOECKMEYER                         PAUL MÜLLER
standen unter der besonderen fördernden Kraft Carl            genrede und als sie zum Abschied zu einem donnernden                 HERMANN FAUSTMANN                         PAUL STURMHÖFEL                          WILLY OESEN
Amels. Noch heute weilt er unter uns, und manche              Gut-Naß-Hurra auf Herrn Senator Holthusen, den Ehren-                LEO HOLSTEIN                              GEORG TSCHECH                            GUSTAV QUADE
schwierige Stunde der letzten Jahre hat diesen alten          präsidenten des Vereins, und auf Hamburgs Senat und
                                                                                                                                   F. W. HORN                                FERDINAND WEISS                          JOACHIM SUMBEL
vorbildlichen Kämpen wieder in erster Linie gesehen,          Bürgerschaft aufforderte, drang aus tausend Kehlen ein
um dort versöhnend und verbindend in kamerad-                 Brausen durch die große Halle, der Dank Tausender an                 HUGO JERING                               LORENZ WILKE                             WIIII SCHAPER
schaftlicher und väterlicher Manier zu wirken. 1904           die waltenden Körperschaften, die dem Volke durch                    HANS KOSBÜ                                ERNST BEENK                              ALBERT STEENBOCK
schied er als erster Vorsitzender für lange Zeit aus un-      Schaffung von mustergültigen Badeanstalten reiche Ge-
                                                                                                                                   BERNHARD MARTH                            HUGO JÜRGENS                             RICHARD STIEG
serem Verein, um in Omsk (Sibirien) seine berufliche          legenheit bieten, die gesündeste aller Leibesübungen aus-
Tätigkeit weiter auszuüben. Neben Carl Amels sind             üben zu können. Mit einem lebendigen Bilde, „Förderung               THEODOR NIEMANN                           PAUL FAUSTMANN                           HUGO STERN
aber auch mit dem Leben des „Sani 95“ noch zwei wei-          des Hamburger Schwimmwesens ‚unter dem Schutze der                   ERNST POHLE                               ARTHUR HOHBERG                           KARL THIEME
tere Menschen verwachsen: Olga Krüger und Alfred              Hammonia“ endete das hübsche Festspiel.“
                                                                                                                                   PETER SEGELT                              EMIL GERKEN                              FRANZ WANDEL
Ketelsen. Es wird wohl kaum ein Mitglied geben, das
nicht von diesen fürsorglichen Händen in die Geheim-              Die bedeutenden sportlichen Erfolge auf diesem Fest              HEINRICH SCHACHT                          MAX HOYER                                ADOLF WÖLP
nisse der edlen Schwimmkunst eingeweiht wurde.                waren die Jubiläumsstafette 4 x 2 Bahnen, in der wir den
Noch bis weit in die Nachkriegszeit haben Olga Krüger         zweiten Platz belegten, und das Schwimmen über sechs
und Alfred Ketelsen trotz ihres Alters dem Verein ihre        Bahnen um den Eimsbütteler Fährhaus-Pokal, der be-
Dienste nicht versagt. Olga Krüger wurde im Jahre             reits 1907 und 1908 von Ernst Rückle und 1909 von B.             Das erzielte Ergebnis konnte leider nicht mehr er-            Die Geschicke des Vereins lagen in dieser krisen-
1930 mit der silbernen Jubiläumsnadel ausgezeichnet,          Seestädt gewonnen wurde und als diesjährigen Sieger           mittelt werden. Auf der Schwimmbahn waren unsere              schweren Zeit abwechselnd in den Händen der Herren
während Alfred Ketelsen auf Grund seiner Verdienste           Alfred Rebien sah. Auch im Mehrkampf für Mitglieder           Leistungen mit 24 Preisen erfolgreich belohnt worden.         Huth sen., Ketelsen, Jansen und zeitweilig bei der Fa-
bereits 1910 zum Ehrenmitglied ernannt wurde.                 über 16 Jahre (Schwimmen, Springen, Tauchen) war er                                                                         milie Bosse.
                                                              mit 41 Punkten siegreich. Das Jugendspringen sah Carl            So wurde in beinahe zwei Jahrzehnten aus der klei-
   Die langjährigen und ernsthaften Bestrebungen              Wensien in Front, der übrigens in diesen Jahren die           nen Schar tapferer und mutiger Männer eine Vereini-              Im Jahr 1915 wurde letztmalig am 7. Februar ein
von Hugo Bartels und Ernst Rückle wurden endlich im           blau-weißen Farben mit großem Erfolg auf nationalen           gung, die zwar in dem großen Getriebe des deutschen           Verbands-Schwimmfest in der Badeanstalt am Lübe-
Jahre 1908 von Erfolg gekrönt, indem man sich wieder          und internationalen Festen verteidigte. Auf dem „Inter-       Schwimmsports nur ein kleines Glied darstellte, aber          cker Tor zu Gunsten der im Felde weilenden Schwimm-
nach langer Pause auf der Kampfbahn bewegte. Und              nationalen“ des S. V. Stern am 31. Juli 1910 belegten un-     mit harter Pflichterfüllung, strenger Disziplin und           kameraden veranstaltet.
die in diesem Jahre noch sehr junge Mannschaft er-            sere Kameraden W. Freese im Jugendspringen den 1.
rang auf internationalen und nationalen Schwimmfes-           und Carl Wensien den 3. Platz. Es wurde noch erfolg-
ten nicht weniger als elf 1., sechs 2., vier 3. und drei 4.   reich in Kiel, Delmenhorst und Berlin gestartet. Auf der

          18 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                                         125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 19
DIE NACHKRIEGSZEIT

    Erst im Jahre 1919 war es wieder möglich, den Ver-            Das Jahr 1925 wurde am 6. Dezember abgeschlossen
ein neu aufzubauen, die Heimkehrenden wieder in un-            mit einem Zweikampf gegen Altonaer S.V., der von uns
sere Reihen aufzunehmen und auf der Kampfbahn zu               mit 17:5 Punkten gewonnen wurde.
erscheinen. Im Jahre 1920 blühte endlich nach etwa
siebenjähriger Ruhe das sportliche Leben und Treiben              Am 14. März 1926 begann erstmalig ein Klubkampf
in unveränderter Form wieder auf. Nationale und in-            gegen den Hamburger Schwimmverein von 1879 in der
ternationale Feste wurden veranstaltet und von uns             Badeanstalt Schaarmarkt, der mit einem Unentschie-
erfolgreich überstanden. Es folgten 1920/21 erstmalig          den von 8:8 Punkten endete. So entstand der bis heute
wieder die Gauwasserballspiele, die auch uns in erster         auf einem hohen sportlichen Niveau stehende Wett-
Linie sahen und schließlich mit dem Titel als Gauwas-          kampf, der bei seinen jeweiligen Ankündigungen noch
serballmeister 1921 endeten. Zur Meistermannschaft             immer in der gesamten Schwimmerwelt Gr. Hamburgs
gehörten die Spieler Struck, Gerner, v. Sprekelsen, Mül-       mit großer Aufmerksamkeit und Spannung verfolgt
ler, Zander, Schulze und O. Huth, die uns auch auf der         wird. In einem Wasserballturnier der A-Klassen, das
Kampfbahn während der nachfolgenden Jahre sieg-                vom 8. Februar bis zum 26. März 1926 stattfand, wur-
reich vertraten. Am 6. März 1921 veranstalteten wir            den wir Meister. Karl Menneke belegte am 6. Juni beim
ein Gauschwimmfest, auf dem wir einen 1., vier 2. und          Nationalen des „Poseidon“-Magdeburg im 200 m-Ju-
zwei 3. Preise erreichen konnten. Hieran schlossen             gendschwimmen den 2. Platz, während sich Haferkorn
sich verschiedene erfolgreiche Starts in Harburg, Lü-          am 26. und 27. Juni des gleichen Jahres beim „Hellas“-
beck, Wilhelmsburg, Hannover, Bremen und Altona                Magdeburg im 2. Senior-Brustschwimmen den 1. und
an, und das Jahr wurde mit einer Erfolgsserie von drei-        im 1. Senior-Brustschwimmen 200 m den 2. Platz si-
zehn 1., vierzehn 2., fünfzehn 3., sechs 4., vier 5. und ei-   cherte. Dagegen wurde Haferkorn am 18. November
nem 6.– insgesamt 53 Preisen – beendet.                        beim Nationalen des S.S.C. 89 in Berlin Sieger im 1. Se-
                                                               nior-Brustschwimmen 100 m. Karl Menneke belegte
    Das Jahr 1922 stand noch weit erfolgreicher da und         auf dem gleichen Fest einen 2. Platz. Aber auch in
endete mit zweiundzwanzig 1., dreizehn 2., elf 3., acht 4.     Mannschaftskämpfen standen wir erfolgreich da. So
und drei 5. Preisen – insgesamt 57 Ehrungen. Die Stärke        wurde das Elbe-Streckenschwimmen 4000 m am 8. Au-
unserer Leistungen in Hamburg war kaum zu übertref-            gust gewonnen, da Adolf SchuIze in der Seniorklasse
fen. 1923 konnten wir die vorjährigen Erfolge nochmals         und Harry Behrens in der Juniorklasse die 1. Plätze be-
erhöhen und erreichten ein Gesamtergebnis von 66 Prei-         legten.
sen. Am 29. Juli 1923 starteten wir in Neukölln und ge-
wannen das Wasserballspiel gegen Spandau 04 mit 5:2.              Viele Erfolge wurden zudem auf Festen in Hamburgs
Zu den erfolgreichsten Kämpfern gehörten zu dieser Zeit        näherer Umgebung gewonnen, sodass am Schluss des
Brügmann, Lausmann, Zander und W. BesendahI, die               Jahres neunzehn 1., fünf 2., sechs 3., ein 4. und drei 5.
noch manche Siege auf internen Festen für den Sani 95          Preise geerntet werden konnten.
errangen. Im Jahre 1924 trat H. Haferkorn bereits mehr-
mals mit Erfolgen an die Öffentlichkeit. In diesem Jahr           Diese Erfolgsserie wurde auch im Jahre 1927 fortge-
wurden nur einige Feste besucht, bei denen aber den-           setzt, indem wir auch die Alsterstreckenstaffel, die
noch 27 Preise geerntet wurden. Die Jahre 1925 und 1926        stets als eine Leistungsprüfung Gr. Hamburger Verei-
sahen uns vorwiegend auf nationalen und internationa-          ne angesehen wurde, gewannen. Vierundzwanzig 1.,
len Festen außerhalb unserer Vaterstadt. So waren wir          sechszehn 2., fünf 3. und je ein 4. und 5. Platz waren
am 21. Juni 1925 in Bremen durch H. Haferkorn im 100           die Ausbeute des Jahres 1927.
m Jugend-Brustschwimmen mit dem 1. Preis und durch
Karl Menneke im 100 m Jugend-Beliebigschwimmen mit                 Das Jahr 1928 und damit auch die schwimmsportli-
dem 4. Platz erfolgreich. Auf der Alsterstaffel am 26. Ju-     che Saison wurden von uns mit einem Nationalen am 10.
ni belegten wir einen 4. Platz, während wir bereits am         und 11. März im Altonaer Bismarckbad gemeinsam mit
18. und 19. Juli in Delmenhorst mit K. Menneke und Ha-         dem A.S.V. eröffnet. Das Fest wird in unserer Vereinsge-
ferkorn drei 1. Plätze belegten. In Rostock gewann Adolf       schichte in steter Erinnerung bleiben. Erste Kräfte aus
SchuIze inzwischen die 1500 m, während in Leipzig am           allen Teilen Deutschlands hatten sich zu diesem Feste
28. und 29. November Haferkorn drei 1. Preise im Brust-        eingefunden und trotzdem konnten wir nicht weniger
schwimmen errang.                                              als drei Siege und verschiedene Plätze auf unser Konto

          20 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                            125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 21
terten Kampf. Nur Bruchteile von Sekunden vom Sieger
                                                                                entfernt, belegten wir den 3. Platz. Unsere 2. Mannschaft
                                                                                dagegen wurde in ihrer Gruppe Sieger, während unsere
                                                                                3. Mannschaft in der Gesamtplatzierung an 12. Stelle lag.
                                                                                Unsere Damenmannschaft, die gegen die stärksten Da-
                                                                                menvertretungen einschließlich der Hamburger Turner-
                                                                                schaft antrat, landete auf dem 7. Platz.

                                                                                    Darüber hinau begann man im Jahre 1928 in unse-
                                                                                rem Verein mit der sogenannten sportlichen Breitenar-
                                                                                beit. Diese Allgemeinausbildung sämtlicher Schwimmer
                                                                                hat in den letzten Jahren zu beachtlichen Erfolgen in
                                                                                „Gr. Verbandswettkämpfen“ des Deutschen Schwimm-
                                                                                Verbandes geführt, die uns im Gesamtergebnis stets un-
                                                                                ter den ersten 20 Vereinen würdig vertreten. Die Erfolge,
                                                                                die in den letzten Jahren errungen wurden, sind in der
                                                                                alten wie auch jungen Generation in steter Erinnerung
                                                                                geblieben. Wir erinnern an die großen Klubkämpfe ge-
                                                                                gen unseren Ortsrivalen „Hamburg 79“. Der letzte Kampf
                                                                                am 4. November 1934 im Wellenbad St. Pauli wurde von
                                                                                uns mit 1050 Punkten zu 1063 Punkten verloren. Auch
                                                                                unsere Damen kämpften vielfach erfolgreich für die
                                                                                blauweißen Farben, ernteten jedoch ihren größten Bei-
                                                                                fall im Figurenlegen, das vielfach in den letzten Jahren
                                                                                der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Als Abschluss unserer
Figurenliegen                                                                   sportlichen Betrachtungen darf man eines Mannes Ar-
                                  Vereinsmeisterschaften „Figurenliegen“ 1937   beit und Werk nicht vergessen: Walter Müller.

buchen. Am 14. Mai trugen wir abermals einen Klub-                                 In unermüdlicher schöpferischer Hingabe versah
kampf gegen den Hamburger S.V. von 1879 aus, der mit                            er bereits seit 1925 das Amt des 1. Schwimmwarts und
6:2 Punkten von uns gewonnen wurde, während der                                 sportlichen Leiters, und so ist es gerade sein Verdienst,   25 Jahre Altonaer Schwimm-Verein von 1910
Klubkampf gegen „Poseidon“-Magdeburg unentschieden                              dass der Sani 95 im Laufe seiner vier Jahrzehnte und
mit 4:4 ausging. Einen bemerkenswerten Erfolg erran-                            bis heute eine beachtliche Stellung nicht nur im Gr.        Herren Alfred Ketelsen, Alfred Krumm, Franz Holst,
gen wir am 30. September beim Nationalen in Berlin-                             Hamburger Schwimmsport, sondern auch im nord-               Georg Pinckert, Richard Jansen, Johannes Möller, Kurt
Neukölln. Auf diesem Fest errang Hans Wiechmann im                              deutschen sowie im deutschen Schwimmsport erreicht          Masch und Carl Pätz, die alle von dem einen Wunsch
2. Senior-Freistil 100 m den 1. Platz, Karl Menneke im Ju-                      hat. Jeder Sportschwimmer der letzten Jahre hat gera-       beseelt waren, das Gute und Schöne zu fördern.
nior-Freistil 200 m einen 1. Platz, und die 4 x 100 m-Juni-                     de durch seine kleinen, aber bedeutungsvollen Hin-
or-Lagenstaffel wurde ebenfalls von uns gewonnen.                               weise in den Übungsstunden die Leistungen erreicht,            Zu Beginn des Jahres 1934 kehrte auch der im Jahre
                                                                                die ihn befähigen, für die blau-weißen Farben auf der       1901 aus unseren Reihen entstandene Eimsbütteler
   Erneut wurde in Hamburgs Umgebung recht viel                                 Kampfbahn erfolgreich zu wirken. Wie stark auch             Schwimmverein wieder zu seinem Mutterverein zu-
gestartet und das Jahr mit einer Erfolgsserie von acht-                         heute noch die Kampftruppe ist, beweist die Besucher-       rück. Damit waren wir wieder das, was wir in unseren
zehn 1., neun 2., sieben 3. Plätzen und einem 4. Platz                          zahl der jetzigen Hallensaison. In der Zeit von Septem-     Gründungsjahren waren: Der alleinstehende Förderer
abgeschlossen.                                                                  ber 1934 bis Februar 1935 verzeichneten wir an unse-        und Werber der edlen Schwimmkunst in Eimsbüttel
                                                                                ren Übungsabenden eine Besucherzahl von 2603                und Umgebung. So möge uns auch in der Zukunft unse-
   Die sportlichen Leistungen des Sani 95 wurden in                             Personen. Der Mitgliederbestand, abgeschlossen am 1.        re Fahne das Symbol sein, unter dem wir unaufhalt-
den nachfolgenden Jahren, 1929 bis 1933, gesteigert und                         Februar 1935, zeigte mit 366 Personen einen recht an-       sam vorwärts streben zu neuen Taten und Erfolgen,
erreichten im Jahre 1933 ihren Höhepunkt. Anlässlich                            sehnlichen und vielversprechenden Kreis schwimm-            in dem unsterblichen Gedanken: „Mannschaftskampf
des Alsterstaffelschwimmens, das uns auch in den Vor-                           sporttreibender Menschen.                                   vor Einzel-Ehren“.
jahren an zweiter Stelle sah, gingen wir mit nicht weni-
ger als vier Mannschaften an den Start. Unsere 1. Mann-                            Die Führung des Vereins, die ebenfalls große Opfer          1935 feierte auch der Altonaer Schwimm-Verein
schaft lieferte sich mit der Sportvereinigung Polizei und                       an Arbeitskraft, Geist und Willen forderte, lag in den      (ASV) als einer unserer Gründervereine sein 25-jähri-
dem Hamburger Schwimmverein von 1879 einen erbit-                               Nachkriegsjahren abwechselnd in den Händen der              ges Stiftungsfest.

                22 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                          125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 23
JUBILÄUMSFEIER TROTZ FLIEGERALARMS                                                                                  ERINNERUNGEN AN DIE DREISSIGER JAHRE

   Trotz aller Probleme konnte das 50-jährige Vereins-     dort gegen Schweinebraten umgetauscht. Der Braten              Angefangen hatte alles, als ich meinen kleinen Bei-          Und wenn ich Vereinsleben sage, dann war das
jubiläum des „Sanitäts-Schwimmverein Eimsbüttel“           wurde dann mit Kuriergepäck der Wehrmacht wieder            trag zum 50-jährigen Jubiläum unseres Vereines               mehr als Schwimmen. Aber zunächst einmal der Reihe
im März 1945 im Landhaus Walter im Stadtpark mit ei-       nach Hamburg gebracht. Dieser damalige ungesetzli-          schrieb. Ich hatte in meinen Schubladen gewühlt und          nach: Eigentlich bin ich nur durch einen Zufall zum
nem Festessen gefeiert werden. Wesentlichen Anteil an      che Akt hätte bei Entdeckung für unsere beiden Ehren-       in den wenigen Sachen, die ich noch von „früher“ ha-         Schwimmen gekommen. Als kleines Mädchen habe ich
diesem Festessen hatten unsere beiden Ehrenvorsit-         vorsitzenden Lebensgefahr bedeuten können. Aben-            be, gekramt. Ein Bild von einem „Herrenabend“ vom            im St. Pauli Turnverein angefangen. Und ich war auch
zenden Egon Krumm und Erhard Geigenmüller mit ih-          teuerlich wie die Beschaffung des Festessens war auch       Februar 1934 fiel mir besonders auf. 54 gestandene           eine ganz passable Turnerin. Eines Tages – ich war
rem sprichwörtlichen Organisationstalent. Gegen Be-        dessen Beginn. Ein Fliegeralarm verhinderte das             Männer hatten sich vor dem Fotografen postiert. Dicht-       schon 14 und hatte eine Figur bekommen, die norma-
rechtigungskarten für zehn Zigaretten konnten die          rechtzeitige Eintreffen der 50 bis 60 Teilnehmer. Trotz     gedrängt standen sie im Saal des Altonaer Keglerheims        lerweise bei einer Turnerin nicht erwartet wird – war
wenigen Vereinsmitglieder, die zu dieser Zeit in Ham-      oder wahrscheinlich gerade wegen dieser Umstände            und auf einer geschwungenen Treppe, die in den ers-          ich dann nur noch Zweitbeste. Das war unerträglich,
burg waren, an der Jubiläumsfeier teilnehmen. Die Zi-      ist das Jubiläum bei allen Beteiligten in unvergessli-      ten Stock führte. An der Wand hing die Gründungsflag-        und ich wollte nieeee wieder turnen.
garetten gelangten dann nach Dänemark und wurden           cher Erinnerung geblieben.                                  ge unseres Vereins – die Flagge, die ich noch immer
                                                                                                                       sorgsam bei mir aufbewahre.                                     Zu diesem Zeitpunkt war mein Vater, der als Ingeni-

                                 ERINNERUNG AN DAS 50-JÄHRIGE VEREINSJUBILÄUM

          Dieser eindrucksvolle Beitrag von Käthe Katzenstein schildert die persönlichen Erinnerungen
                     an die Feier zum 50-jährigen Vereinsjubiläum und an die 1930er Jahre.

   Am 30. März 1945 machte ich mich in aller Frühe auf     zauberte daraus einen phantastischen Krustenbraten.
den Weg. Das war nicht einfach. Zunächst ging es mit       Krustenbraten!! Das war der Höhepunkt der Feier. Ge-
dem Fahrrad nach Pinneberg. Gegen eine Gebühr wurde        tränke gab es nicht. Nur den üblichen Muckefuck, ein
dort das Rad auf bewahrt. Während der Weiterfahrt mit      ominöses Heißgetränk. Für Kuchen mussten Brotmar-
der S-Bahn gab es Fliegeralarm; der Zug hielt auf freier   ken abgegeben werden. Wie gesagt: Es war fürstlich.
Strecke. Später ging es weiter mit der U-Bahn. Am Kel-
linghusen-Bahnhof musste ich in den Röhrenbunker.              Natürlich war es kein großes Fest zum Fünfzigsten.
Das war der zweite Alarm. Doch letztendlich erreichte      Ein geregeltes Vereinsleben gab es nicht. So wurde die-
ich mein Ziel zur rechten Zeit: das Landhaus Walter im     ses Treffen – einen Monat vor Kriegsende – eher besinn-
Hamburger Stadtpark. Und mit mir waren 30 bis 35 Ver-      lich. Die letzten Neuigkeiten – und sie waren nicht unbe-
einsmitglieder gekommen, die noch in Hamburg und           dingt erfreulich – wurden ausgetauscht. Aber es wurde
Umgebung lebten. Es waren meistens Frauen, da Män-         auch gelacht und gemeinsame Erfahrungen ausge-
ner im Krieg oder dienstverpflichtet waren.                tauscht und gemeinsame Erinnerungen ausgegraben.
                                                           An einige Anwesende kann ich mich noch erinnern. Ich
   Was dann folgte, war fürstlich: Die Feier zum fünf-     will hier aber auf Namen verzichten, weil ich befürchte,
zigsten Bestehen unseres Schwimmvereins. Jeder von         jemanden zu vergessen. Einiges habe ich auch verges-
uns hatte 10 (in Worten: zehn) Zigaretten abgegeben.       sen. Zum Beispiel weiß ich nicht mehr, wie die Organi-
Dafür hatte ein Vereinsmitglied, das in Dänemark stati-    sation ablief? Wer hat uns damals eingeladen? Woher
oniert war, einen Schweinebraten organisiert. Ein wei-     hatte er unsere Adressen? Wie funktionierte das mit
terer besorgte den riskanten Transport. Und der Wirt       den Zigaretten?                                             Fröhliche Feier Sani 95

                                                                                                                          Ich konnte fast alle Personen auf dem Foto identifizie-   eur zur See fuhr, gerade in Hamburg. Bei Kuddl Knuth
                                                                                                                       ren. Nur drei leben noch. Sie gehören zu den vielleicht      in der Kneipe (Ecke Eppendorfer Weg/Meissnerstraße)
                                                                                                                       ein Dutzend Vereinsmitgliedern, die noch aus dieser Zeit     trank er sein Bier. Im Hinterzimmer tagte ein Verein,
                                                                                                                       berichten könnten. Ich habe es mir vorgenommen. Na-          der Sanitäts-Schwimmverein von 1895. Er dachte an
                                                                                                                       türlich weiß ich, dass Schwärmen von alten Zeiten gera-      seine todunglückliche Tochter und ließ sich ein Auf-
                                                                                                                       de die jüngere Generation nicht unbedingt vom Hocker         nahmeformular geben. Das war 1928.
                                                                                                                       reißt. Aber Ihr braucht ja nicht weiter zu lesen. Den
                                                                                                                       anderen verspreche ich einen spannenden Einblick in            Es war übrigens nicht ungewöhnlich, dass bei
                                                                                                                       unser Vereinsleben der 1930er Jahre.                         Knuth eine Mitgliederversammlung tagte: Regelmäßig

         24 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                                   125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 25
einmal im Monat war das der Fall. Es war mehr ein ge-                                                                             Vorsitzender eingesetzt. Der hielt sich aber nicht lange.   fahren und Paddeln war ich dabei. Außerdem hatten
selliges Treffen, bei dem auch Vereinsaktivitäten be-                                                                             Das Vereinsleben ging wie gewohnt weiter. Sani 95, der      wir an der Oberelbe bei Overwerder einen Vereins-
sprochen wurden. Zu besprechen gab es sowohl Sport-                                                                               Schlosserverein (wie er genannt wurde), hatte mit den       platz. Dort trafen sich beide Gruppen, und im Sommer
liches als auch eine Reihe von Dingen, die jenseits des                                                                           Rechten nicht viel im Sinn.                                 verbrachten wir traumhafte Stunden. Heute habe ich
Sportes gemeinsam unternommen wurden.                                                                                                                                                         das Gefühl, als hätten wir früher nur Sonnenschein ge-
                                                                                                                                     Wer sich gerade die Augen gerieben hat über den ei-      habt. Das stimmt natürlich nicht. Aber was ist schon
  Ich fange am besten mit dem sportlichen Teil an,                                                                                genen Musikzug, wird jetzt noch sehr viel erstaunter        der Verstand gegen mein Gefühl? Wir sprangen in die
wenn auch der zweite Teil viel mehr Erinnerungen                                                                                  sein: Wir hatten auch eine Gruppe Synchronschwim-           Elbe und schwammen bis ans andere Ufer. Es wurde
weckt.                                                                                                                            men. (Man könnte auch Reigen-Schwimmen sagen.)              Fußball gespielt – schottisch halbhoch. Auf dem Platz
                                                                                                                                  Die wurde von Fräulein Fölster geleitet. Damals hieß es     standen zwei Holzbuden. Dort schliefen diejenigen, die
    Wir schwammen und trainierten in der Hohe Weide                                                                               „Figuren Legen“. Bei vielen Schwimmfesten sind wir          bei den Zeltbesitzern nicht unterschlüpfen konnten.
– selbstverständlich getrennt nach Männlein und Weib-                                                                             aufgetreten. Da das Wasser sehr kalt war, wurde viel        Strom war natürlich nicht vorhanden. Wir kochten mit
lein. Die Jungen waren in der großen, die Mädchen in                                                                              im Trockenen geübt. Ich kann mich an eine Vorfüh-           Spiritus, und das Geschirr wurde in der Elbe gespült.
der kleinen Halle. Im Sommer gingen wir ins Altonaer      Damenmannschaft Sani 95, Alsterstaffel 1938                             rung im Außenmühlenteich in Harburg erinnern. Das           Das Wasser war glasklar. Später hatten wir einen Zelt-
Stadion-Bad. Das war zwar neu, aber ich ekelte mich vor                                                                           war bitterkalt. Aber es gab immer sehr viel Beifall für     platz an der Süderelbe, wo wir auch eine herrliche Zeit
dem kleinen Getier in den Beckenecken. Gerne erinnere                                                                             unsere Vorführungen. (Das erste geheizte Freibad in         verbrachten.
ich mich an den sogenannten Zwickel-Erlass, über den                                                                              Hamburg war übrigens das Kaifu, das Ende der 1930er
viel gelacht wurde. Der Erlass stammte von Herrn Bracht                                                                           Jahren eröffnet wurde.)                                        Die Radler trafen sich an der Hohe Weide. Es ging
und besagte, dass drei Zentimeter Bein an der Badehose                                                                                                                                        ohne Halt durch die Stadt bis Overwerder. Ich erinnere
nunmehr Vorschrift sei. Knallrote Dreiecksbadehosen                                                                                  Nach Schwimmfesten bot sich uns immer eine be-           mich an meine Cousine. Sie hatte erst einen Tag vorher
trugen die Jungs – ganz schön sexy.                                                                                               sondere Gelegenheit zu feiern. Die Urkunden wurden          das Radfahren gelernt. Absteigen – das konnte sie al-
                                                                                                                                  stets in einer würdigen Umgebung verteilt, z.B. im          lerdings noch nicht. Es ging problemlos durch die
   In Schwerin wurde regelmäßig geschwommen. Die                                                                                  Ballsaal von Pabst in der Altonaer Königstraße. Nach        Stadt. Erst in Overwerder ließ sie sich vom Rad fallen.
Fahrt dauerte vier Stunden. Wir fuhren im offenen                                                                                 der Preisverteilung war Tanz – selbstverständlich. Es       Das Rad landete im Graben, sie heil auf allen Vieren.
Kohlenlastwagen. Der Wagen wurde von der Firma                                                                                    wurde überhaupt viel mehr gefeiert. Die Festivitäten        Hamburg hatte damals noch keine Ampeln. (Die erste
Kleinhans gestellt – gesäubert vom Chef persönlich.                                                                               fanden meistens im Altonaer Keglerheim statt. Über          Ampel wurde erst viel später auf dem Stephansplatz
Die Holzbänke kamen von der Schule Eppendorfer                                                                                    das Jahr verteilt gab es eine Maskerade, einen Früh-        aufgestellt.)
Weg. (Dort war der Hausmeister Mitglied unseres Ver-                                                                              lingsball, einen Sommerball, einen Herbstball, dann
eins.) Es war immer lustig, und viel gesungen haben       Herrenmannschaft Sani 95, 1938 (untere Reihe rechts: E. Geigenmüller)   einen Ball am 1. Weihnachtstag und gleich darauf               Die Faltbootfahrer zogen ihre Boote bis zum Zollka-
wir auch. Bärenstark, wie mein Sohn sagen würde. Es                                                                               einen Silvesterball. Und immer waren alle da. Livemu-       nal. Von dort ging es elbaufwärts. An den Elbbrücken
ging auch auf die gleiche Art nach Magdeburg. Dort ha-                                                                            sik gab es auch. Und wenn die Altonaer oder Ottense-        wurden sehnsüchtig die Schleppkähne erwartet. Wir,
ben wir allerdings übernachtet. Auch kann ich mich                                                                                ner bei Groth an der Elbchaussee feierten, gingen wir       d.h. vier, fünf oder sechs Boote, hingen uns an ein Tau,
an ein Schwimmfest in Stade erinnern. Das Schwimm-                                                                                selbstverständlich auch dorthin.                            das uns zugeworfen wurde, und ließen uns stromauf
bad dort hatte nur eine Startwand. Die Wende nach 25                                                                                                                                          schleppen. Unsere Ferien verbrachten wir in Overwer-
Metern bestand aus einem Tau. Wir sind dort mit der                                                                                  Eine Kinderweihnachtsfeier gab es auch. Ich war          der auf der Wiese, im Wasser, auf dem Fahrrad oder im
Barkasse hin. Mitten auf der Elbe wurde angehalten,                                                                               zu dieser Zeit Betreuer der Schwimmanfänger. Wir üb-        Faltboot.
und etliche der Jungs sind ins Wasser gesprungen.                                                                                 ten mit etwa 15 Kindern ein Weihnachtsmärchen ein.
                                                                                                                                  Die Proben fanden bei mir zu Hause in der Tornquist-        Die Faltbootabteilung auf großer Fahrt
    Das war nicht ungewöhnlich, weil in der Elbe regel-                                                                           straße statt. Meine Mutter versprach allen Kindern bei
mäßig Langstreckenwettbewerbe stattfanden. Be-                                                                                    erfolgreicher Aufführung Kakao und Kuchen satt. So
kannter sind vielleicht noch die jährlichen Alsterstaf-                                                                           geschah es. Es war ein toller, gelungener Nachmittag.
fel-Wettbewerbe. Wir nahmen mit jeweils zwei                                                                                      Keiner wollte nach Hause gehen. Als endlich alle lär-
Frauen- und Herrenmannschaften teil. Der schon be-                                                                                mend nach Hause polterten, gab es Ärger. Die Nach-
kannte Lastwagen, diesmal ohne Bänke, nahm uns an         Herrenmannschaft Sani 95, 1938 (untere Reihe rechts: E. Krumm)          barn unterstellten uns, wir hätten unsere Wohnung
unserem „Vereinslokal“ Knuth auf, fuhr uns stehend                                                                                der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt. Auch damit
bis zum Eilbekkanal und lud dann alle 200 Meter die       pendorfer Weg. Die Bewohner der umliegenden Häu-                        mussten wir leben. Noch einmal zum besseren Mer-
vier Staffelschwimmer ab. Der Start war an der Von-       ser freuten sich jedes Mal über das schmissige und ge-                  ken: Das Märchen für die Kinderweihnachtsfeier ha-
Essen-Straßenbrücke. Am Ziel stand unser Trommler-        konnte Spiel. Nach 1933 sollten alle Spieler geschlossen                ben wir selbst eingeübt.
und Pfeifer-Zug und unterhielt die Zuschauer.             zur Hitlerjugend übertreten. Das wurde nicht akzep-
                                                          tiert. Daraufhin wurde der Zug aufgelöst. Die Instru-                      Nun bin ich schon mittendrin im außersportlichen
   Richtig gelesen: Wir hatten einen Trommler- und        mente mussten der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt                   Bereich. Wir hatten eine Tischtennisgruppe, eine Fahr-
Pfeifer-Zug. Geübt wurde auf dem Hof der Schule Ep-       werden. Gleichzeitig wurde zwangsweise ein neuer                        radgruppe und eine Faltbootgruppe. Beim Fahrrad-

         26 — 125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON                                                                                                                                                                     125 JAHRE SCHWIMMVEREIN POSEIDON — 27
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