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Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Dezember 2017/Jänner2018 schaufenster KULTUR.REGION Vorfreude Toni Innauer / „Am Denken und Tun arbeiten“ Museumsdorf Niedersulz / Wenn die Ruhe kommt · Alles Walzer / NÖ Trachtenball Grafenegg P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
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EinBlick / 3 Zwischen Form und Funktion ALLERLEI VERPACKUNG Geht es um den Brauch, mit einer schönen Verpackung Gegenständen zusätzlichen Glanz zu verleihen, denkt man meist an Geschenke: zum Geburtstag, für die Gastgeber einer Einladung, anlässlich einer ehrenvollen Auszeichnung oder zur weihnachtlichen Bescherung. Doch in vielversprechenden Verpackungen kommt mitunter auch viel anderes daher. dienen. Beim Content, also dem Inhalt einer Büchse, die emoti- onsgeladene Versprechungen signalisiert, wird sich aber wohl erst im Laufe der Zeit seine Werthaltigkeit herausstellen. Aber immer- hin: Auch Blasen und Worthülsen mögen ihren Reiz haben. Nachhaltige Qualitäten liefert nach wie vor ein kreatives und gut überlegtes Verhältnis von Form und Funktion. Beispiele dafür bieten etwa alte Gebäude, die für neue Zwecke adaptiert wurden und eine gelungene Symbiose von Nutzen und Ästhetik darstellen. So manch alte Fabrik präsentiert sich heute als Ausstellungs- oder Bürogebäude, aufgelassene Milchhäuser finden als Dorfgemein- schaftszentren eine neue Verwendung oder, wie ein TV-Film aus dem ORF Landesstudio Niederösterreich erst kürzlich zeigte, es kehrte auch in revitalisierte Bahnhöfe neues Leben ein: ob in Form eines Museums, einer Schusterwerkstatt, einer Veranstaltungshal- le oder einer Konditorei. Und schließlich und endlich: Auch unse- Nicht alles, was ein Vergleich ist, hinkt, dennoch eignet sich Ver- re Chefredakteurin Mella Waldstein findet für ihre Glosse „2nd packungsmaterial recht gut als Ausgangspunkt für Metaphern. Life“ immer wieder Beispiele, die sicher auch augenzwinkernd zu Die Redewendung „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ trifft wohl verstehen sind. dann zu, wenn irgendein Glumpert aufwendig verhüllt als teure Besonderheit verkauft werden soll. Die aus der biblischen Berg- So dürfen wir – ganz im Sinne einer optimalen Zusammengehö- predigt abgeleitete Aufforderung, man solle sein Licht unter den rigkeit von Form und Inhalt und aus Anlass des bevorstehenden Scheffel stellen, kann wiederum als Gebot zur Angemessenheit Weihnachtsfestes und Jahreswechsels – alles Gute, Glück, Gesund- verstanden werden: So wie das Licht auf einen Leuchter zu setzen heit sowie ein wenig Erholung und Geruhsamkeit wünschen. Auf ist, passt für Wertvolles eine adäquate Verpackung. dem Gabentisch oder unter dem Christbaum mögen sehr persön- liche Geschenke das Herz erfreuen. Die Form der beim Bleigießen Die längste Zeit schon ist es allerdings üblich, nicht nur die ver- entstehenden Gebilde soll zudem eine erfolgreiche Zukunft ver- schiedensten Dinge, sondern auch Immaterielles zu umhüllen. Als sprechen. / Beispiele dafür mögen multimedial präsentierte Versprechen für Glück, Zufriedenheit, Abwechslung, Reichtum oder gute Gefühle Dorli Draxler, Edgar Niemeczek schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Top-Termine / 4 Dezember 2017/Jänner 2018 TOP-TERMINE 7. NÖ TRACHTENBALL —————————————————— Fr, 26. 1. 2018, 20.30 Uhr NIEDERÖSTERREICHISCHES ADVENT AM DOM Schloss Grafenegg, Auditorium ADVENTSINGEN —————————————————— 3485 Grafenegg —————————————————— Fr/Sa/So, 15./16./17. 12. 2017 —————————————————— Do/Fr, 7./8. 12. 2017, 19.00 Uhr 2700 Wiener Neustadt, Domplatz Hervorragende Ballmusik mit Franz Posch Schloss Grafenegg, Auditorium —————————————————— & seinen Innbrügglern, der Weinviertler 3485 Grafenegg Die Volkskultur Niederösterreich und das Kirtagsmusik sowie dem Tanzorchester der —————————————————— Stadtmarketing Wiener Neustadt laden Militärmusik Niederösterreich sorgen in An diesen beiden Abenden stimmen zum Schauhandwerksmarkt mit Schnit- den zwei Ballsälen für ein stets volles Tanz- herausragende Musikensembles und Chöre zern, Drechslern, Schmieden und einem parkett bis weit nach Mitternacht. Zahlrei- auf die ruhige und besinnliche Weihnachts- Metalldrücker sowie Teppichweberei, che Bars und Lounges laden zum Flanieren zeit ein. Zu Gast sind: die Mostviertler Kerzenziehen, Holz- und Christbaum- und Verweilen ein, und damit die Jugend BlechMusikanten, die Rossatzer Bläser, die schmuck ein. Vokalensembles, Saitenmusik und jung Gebliebene auf ihre Kosten Ybbstaler Lehrermusi, D’Schlofhaumbuam, und Bläser sorgen für die musikalische kommen, sorgt der Radio Niederösterreich- der Kinderchor Krems und der Projektchor Umrahmung. Eine Krippenausstellung im Dancefloor für heiße Rhythmen. Motto des der Chorszene Niederösterreich sowie Mär- Bildungszentrum St. Bernhard ergänzt das Balls: Pracht in Tracht. / chenerzähler und Erzähler Folke Tegetthoff. stimmungsvolle Programm des Advent- ————— Durch den Abend führen Dorli Draxler markts. / und Edgar Niemeczek. / Karten ————— ————— Flanierkarten: Tel. 02753 5500 und Information 01 5868383 (Tonkünstler-Kartenbüro) Information Volkskultur Niederösterreich tickets@grafenegg.com Tel. 01 5868383 bzw. 02735 5500 Tel. 0664 8223963 (Andreas Teufl) Tischkarten/Tische: Tel. 02732 85015 26 tickets@grafenegg.com andreas.teufl@volkskulturnoe.at tischkarten@volkskulturnoe.at www.grafenegg.com www.volksulturnoe.at www.volkskulturnoe.at Alles auf einen Klick. Aktuelles, Termine, Veranstaltungen und Service. www.kulturregionnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Schaufenster Kultur.Region / 5 Dezember 2017/Jänner 2018 INHALT Weihnachten BhW-Interview 7. NÖ Trachtenball 6/ Krippenfiguren aus 20 / Toni Innauer 35 / Eröffnungen und Kukuruzstroh —————— Mitternachtseinlagen —————— —————— 10 Jahre Zeit Punkt Lesen Volksliedarchiv 22 / Autor Stefan Slupetzky Abenteuer Industrie 8/ Krippenlieder —————— 38 / Niederösterreichische —————— Mostviertel Industriegeschichte Brauch 24 / 30 Jahre —————— 10 / Krampuskarten Volksmusikseminar Österreichischer Museumstag —————— —————— 40 / Museen und Gesellschaft Kultur.Region Promotion —————— 11 / Angebote im Advent 25 / Handwerk der Regionen Musemsdorf Niedersulz —————— —————— 42 / Die Tiere im Winter Kremser Kamingespräche Volksliedarchiv —————— 14 / Karl Schwarzenberg 26 / NÖ Trachtenarchiv online Kolumne und Ulrike Guérot —————— 46 / Zwischen Himmel und Erde —————— Handwerk ORF-Tipps Musikschulen 29 / Das Schaukelpferd —————— 16 / Gespräch mit einer —————— Kultur.Region Zeitzeugin 47 / Nachschau & Intern Bräuche —————— 30 / Aberglaube —————— Kolumne —————— Kolumne 19 / Begegnungsreich Auslage 50 / Die letzte Seite —————— 32 / Bücher & CDs —————— —————— IMPRESSUM Herausgeber: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler. Chefredakteurin: Mella Waldstein. Dachmarketing: Martin Lammerhuber. Produktionsleitung: Mag. Marion Helmhart. Redaktionsteam: Dr. Johannes Gold, Mag. Barbara Kohl, Mag. Christoph List, Mag. Miriam Molin Pradel MA, Dr. Freya Martin, Mag. Monica Rütgen, Mag. Petra Suchy, Mag. Andreas Teufl, Mag. Eva Zeindl. Termin- und Aboverwaltung: Victoria Lendvai, Tina Schmid. Anzeigen: Sabine Polndorfer. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Theresia Draxler, BA, Mag. Matthäus Nimmervoll OCist, Mag. Stefan Ostermann, Uschi Seemann, Prof. Dr. Helga Maria Wolf, Christa Zahlbruckner, MA. Eigentümer/Medieninhaber: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 179146a, LG St. Pölten. Tel. 02275 4660, office@kulturregionnoe.at, www.kulturregionnoe.at. Geschäftsführer: Prof. Dorothea Draxler, Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Martin Lammerhuber. Produktion: Volkskultur Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 308711 m, LG St. Pölten, in Kooperation mit der Volkskultur Niederösterreich Privatstiftung, 3452 Atzenbrugg, Schlossplatz 1, FN 432013 p, LG St. Pölten, Vorstands- vorsitzender: Ing. Maximilian Kaltenböck. Grafik/Layout: Atelier Olschinsky Grafik und Design GmbH, 1060 Wien. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH. Verlagspostamt: 3451 Michelhausen. Versandpostamt: Postamt 3112 St. Pölten. ISSN 1680-3434. Copyrights: Kultur.Region.Niederösterreich GmbH, 3452 Atzenbrugg. Geschäftsführung: Prof. Dr. Edgar Niemeczek, Prof. Dorothea Draxler, Martin Lammerhuber. Artikelüber- nahme nur nach Vereinbarung mit dem Herausgeber. Fotos: Wenn nicht anders angegeben, Bildarchiv der Volkskultur Niederösterreich GmbH. Ziel der Zeitung: Information und Berichterstattung über Kunst und Kultur und ihre gesellschaftlichen Bedingtheiten mit besonderer Berücksichtigung der Regionalkultur im Bundesland Niederösterreich, Beiträge aus Wissenschaft und Praxis, Ankündigungen und Hinweise. Alle in der Zeitschrift verwendeten Begriffe, Personen- und Funktionsbezeichnungen beziehen sich ungeachtet ihrer grammatikalischen Form selbstverständlich in gleicher Weise auf Frauen und Männer. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers und der Redaktion widerspiegeln.. Cover: Nadja Meister schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Handwerk / 6 Krippe WEIHNACHTLICHES RASCHELN Das Universum der Krippen ist groß und es gibt kaum ein Material, aus dem nicht Krippenfiguren angefertigt werden könnten. Figuren, geformt aus Kukuruzblättern, stammen vor allem aus dem Burgenland, Ungarn und der Slowakei. schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Handwerk / 7 – sind die Krippenfiguren aus … Ausdrucksstark im Charakter … … und fein bis in jedes kleinste Detail … … getrocknetem Kukuruzstroh gefertigt. Fast meint man, das Schnauben des Kamels Vorerst gilt es, Drahtgestelle für die Figuren gungen der Pflanze wider. Nach einem zu hören, den Fanfarenstoß des morgenlän- zu biegen. Anschließend werden die Mais- schlechten Sommer sind die Blätter dünn dischen Würdenträgers und das leise Weinen blätter kurz ins Wasser getaucht, um wie Papier.“ Hat es viel geregnet, sehen die des Kindes in der Krippe. Jeder Faltenwurf geschmeidiger zu werden. Manche Blätter Blätter bleich aus. Manche schwören wiede- scheint eine Geschichte zu erzählen – und scheinen so verrunzelt, dass erst bei längerer rum auf alte Kukuruzsorten, deren Blätter alles ist aus Maisblättern in feinster Handar- Bearbeitung die natürliche Färbung und sich zum Formen besonders gut eignen. In beit geformt. Zeichnung zu erkennen ist und diese dann den „Gschallapopperln“ spiegeln sich für die ganz besonders ausdrucksvolle Schafe und Künstlerin Themen wie die versinkende „Gschalla“ werden die Mais- oder Kukuruz- Hirten hervorbringen. agrarische Welt und das bäuerliche Leben blätter, die den Kolben umhüllen, im Bur- wider. genland und in der angrenzenden Steier- Nun wird das Drahtgestell mit den geschmei- mark genannt, wo Irmgard Eixelberger aus digen Maisblättern umwickelt und jedes ein- Die Befassung mit Bräuchen bedeutet für Gleisdorf diese besonders ausdrucksstarken zelne Blatt vernäht. Ist die Figur stark genug Eixelberger auch die Frage nach den Festen Figuren zu formen weiß. und sind die Gliedmaßen gut herausgearbei- und Ritualen, mit denen Menschen ihrem tet, kann mit der Bekleidung begonnen wer- Leben Glanzpunkte und Halt geben – samt Im Zentrum steht das lebendige, flexible, oft den. ihren möglichen Brüchen. Das kommt in unberechenbare Blätterwerk. Eixelberger den Figuren aus „Gschalla“ besonders gut betont, das sei ein Arbeiten „mit dem gesteu- Motivation für Irmgard Eixelberger ist der zum Ausdruck. / erten Zufall“. Denn anfangs sei es „feucht künstlerische Ausdruck. Das Liebliche ist und weich wie Textiles“, könne auch wie ihre Sache nicht. „Ich mag keine liaben Krip- Text: Mella Waldstein Stoffgewebe verarbeitet werden. „Später wird perln.“ Die scheinbar heile Welt erachtet sie Fotos: Nadja Meister es hart wie Holz.“ Ein Prozess, in dem sich als Fluchtort. Als ein Rückzugsgebiet, dem das Geformte noch verändert. Volkstümlich sie ihre künstlerische Arbeit entgegenstellt. werden solche Figuren „Gschallapopperl“ Die erste Krippe aus Kukuruzstroh entstand genannt. Puppen aus „Schalen“ des Kukuruz. für eine Krippenausstellung in Gleisdorf. _ „Kukuruz-Babishke“ werden diese Krippen- Das war Mitte der 1970er-Jahre „Und ich hab puppen in der Slowakei genannt. Aus der damit nicht mehr aufgehört.“ Krippenfiguren aus der Sammlung Walter und Slowakei sowie aus Ungarn kommen diese – Gerlinde Persché. Alljährlich ist eine Krippe aus oft als Massenprodukt gefertigten – Krippen- Dieses unscheinbare Pflanzenmaterial hat es der Sammlung Persché im Brandlhof, Radlbrunn figuren. ihr angetan. „Es spiegelt die Lebensbedin- ausgestellt. schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Volksliedarchiv / 8 Krippelgsangl HERZIGS LIEBS WUZERL Mundartliche Krippenlieder wurden in der Kirche mit Argwohn betrachtet und bekämpft. Jedoch hielten sie sich bis zur Wende zum 19. Jahrhundert. Sie entsprachen dem Geschmack des Volkes und zählten auch zum Repertoire von Sängerknaben. Aufzeichnung aus Maria Taferl, Abschrift aus der Sonnleithner-Sammlung, NÖ Volksliedarchiv A 97/30. Wer kennt sie nicht, die Lieder der Hirten Ein aufschlussreiches Zeugnis über die Das Dokument aus der Feder des Musikers vor der Krippe des Jesuskindes in Bethle- Bedeutung und den Stellenwert solcher und Sakristans gibt minutiös den Ablauf hem. Der Bartl, der Hansl, der Woferl, der Lieder gibt uns eine Aufzeichnung in einer wieder, wie die mundartlichen Weihnachts- Stöffl, der Thomas, der Jodel und wie sie der ersten umfassenden Sammlungen von lieder in die Liturgie des späten 18. Jahrhun- sonst noch alle heißen mögen, stehen im Volksliedern aus dem Raum des heutigen derts eingebaut waren. Nach dem Glaubens- Zentrum dieser Lieder. Sie sind nicht von Österreich. Der Aufzeichner, es ist der bekenntnis in der lateinisch zelebrierten ungefähr die bevorzugte Personengruppe Sakristan und Chormusiker Johann Michael Mette und dem Dominus vobiscum, das der solcher Lieder. Ihnen als einfachen und Binder in Maria Taferl, schrieb 1819 über Chor responsorial sang, spielte die Orgel, bis oft auch gering geachteten Menschen gilt diese Gsangl einige aufschlussreiche Bemer- der Priester den Kelch abdeckte. Dies war der erste Ruf zum neugeborenen Jesus- kungen an die Gesellschaft der Musikfreunde das Zeichen für einen Sänger auf dem Chor, kind. Ihnen ist auf dem freien Feld zuerst in Wien, in deren Namen Joseph von Sonn- der hierauf zwölfmal auf eine Glocke schlug der Engel erschienen. Strophenreich wird leithner die später nach ihm benannte Sonn- und damit die Mitternacht anzeigte. Der nun die ganze Szenerie der Hirten und leithner-Sammlung initiiert hatte. Daraus Sänger, meist eine Bassstimme, sang nach ihres Besuchs beim Kind in der Krippe entnehmen wir, dass die Krippelgsangl einen gesetzten Noten im Bassschlüssel folgenden besungen. festen Platz in der Mette hatten. Nachtwächterruf: schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Volksliedarchiv / 9 nen. Despektierlich nennt er die Gsangl „burleske Gesänge“ und „Komödien“, die mehr gebrüllt als gesungen wurden und nur unter „Albernheiten“ einzureihen waren. Obwohl mit Argwohn betrachtet und dem- entsprechend bekämpft, hielten sich solche Lieder nach der Reform des Kirchengesangs im Zuge der Herausgabe des Gesangbuchs Maria Theresias im Jahr 1776 noch bis zur Wende zum 19. Jahrhundert. Sie entsprachen dem Geschmack des Volkes und zählten sogar zum Repertoire von Sängerknaben. Auch in Städten und Märkten fanden die Lieder großen Anklang. Von den Geistlichen wurden sie lange Zeit geduldet, zeitweilig gefördert oder sogar von ihnen angeregt. Das Traismaurer Kripperl und sein Besitzer Ludwig Scheibl. Foto: Gotthard Klaus Dass sich das eine oder andere Krippenlied bis in unsere Tage erhalten hat oder neu belebt wurde, verdanken wir den Aufzeich- nungen vergangener Jahrhunderte. Auch in Alli meini Herrn und laßts eng sagn, und duldsamen Kind in der Krippe immer Weihnachtsspielen, von denen es in Nieder- der Hammer der hat zwölfi gschlagn. nur schreit. An der Krippe sprechen die österreich mehrere unterschiedliche gegeben Der Stund nach ists erst Mitternacht Hirten zum kleinen Kind und seinen Eltern. hat und die sich bis ins 20. Jahrhundert hal- wer hat denn schon den Tag herbracht. Sie rufen die vergebliche Herbergssuche in ten konnten, wurden solche Lieder wegen Es ist hellicht, i hör a Gschra, Erinnerung. Ein Haus wollen sie dem Kind ihrer guten Darstellbarkeit verwendet. die Engel singen Gloria. bauen, und es dem Petrus gleichtun, der auf Obwohl die Überlieferung aus Maria Taferl Loben wir Gott und unser liebe Frau; dem Berg der Verklärung vor Benommen- ein einzigartiger Beleg dafür ist, wie ein Hir- hat zwölfi gschlagn. heit daherstammelte, Jesus ein Haus bauen tenspiel in die Christmette eingebaut wurde, zu wollen. Ihrer Bewunderung des Kindes ist davon auszugehen, dass derartige Bräuche Unmittelbar anschließend intonierte die können die Hirten nur stockend Ausdruck durchaus verbreitet gewesen sein mussten. / Musik oder, wenn eine solche nicht vorhan- verleihen: „O Kinderl! O Stutzerl! wie bist du den war, die Orgel das Vorspiel für ein so schön, O herzigs liebs Wuzerl! magst nit Text: Peter Gretzel Krippelgsangl, auf das der Sänger das Lied mit uns gehen?“ In der letzten Strophe bitten „mit möglichstem Kunst- und Kraftaufwand die Halter, wie die alpenländischen Hirten herbrüllte“. Der Sakristan teilt nun das Lied auch genannt wurden, dass der Vater sie in „He Bartl und Hansl, Buebn losts na glei auf “ den Himmel aufnehmen möge, damit sie mit 18 Strophen mit: nicht umsonst zur Krippe gekommen wären. He Bartl und Hansl, Buebn losts na glei auf, Nach einem solchen Hirtenlied und dem mußs alliweil gschlaffa seyn und gschnarcht Nachspiel der Musik bzw. der Orgel wurde WEIHNACHTSLIEDER- braf drauf, itzt kimm i von hüethen in ains ein Hirtenchor angestimmt. Dieser Chor TELEFON gehn daher, i sag engs vor Laffa kam pfneha bildet den Abschluss der ganzen Szenerie. ——————————————————— kann mehr. Die Hirten packen wieder alles zusammen Suchen Sie bestimmte Lieder? Alte oder und nehmen sich vor, daheim von dem neue? Klingt die Melodie noch im Ohr Der Engel, das helle Licht, der Schrecken des Wunder zu erzählen, das sie miterleben durf- und es fehlt Ihnen der Text? Haben Sie wachenden Hirten, der die Schlafenden auf- ten. Weitere mundartliche Lieder dieser Art noch Textpassagen im Kopf, aber keine geregt weckt, aber auch die Skepsis gegen- innerhalb des Weihnachtfestkreises gab es Melodie mehr dazu? Das Team des Volks- über einem hellen feurigen Stern, der nicht für das Fest der Beschneidung Christi am liedarchivs hilft Ihnen gern weiter. selten als Unglücksbote gedeutet wurde und 1. Jänner und für das Fest der Heiligen Drei NÖ Volksliedarchiv auch in der Szene ein Ankünder von Armut Könige am 6. Jänner. c/o NÖ Landesbibliothek und schlechten Zeiten sein konnte, all das 3109 St. Pölten, Landhausplatz 1 wird in witzigen und manchmal derben For- Der Aufzeichner, selbst Musiker und ehema- mulierungen angesprochen. Das Lied erzählt liger Sängerknabe, lässt in seinem Bericht Tel. 02742 9005-12878 archiv@volkskulturnoe.at von den zerbrochenen Eiern des Stöffl, redet seine Ablehnung dieser mundartlichen vom Hieserl, der im Gegensatz zum braven Lieder innerhalb der Messe deutlich erken- Mo–Fr, 9.00–15.00 Uhr schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Brauch / 10 Karten GRUSS UND KUSS VOM KRAMPUS Ältere Semester können sich noch gut erinnern: Um den 5. Dezember wurden Krampuskarten mit Liebesgrüßen verschickt. voraus.“ Oder: „Krampusserln, die wünsch starten und das anonym und daher ohne ich mir – und ausgerechnet nur von dir!“ Gefahr eines möglichen Gesichtsverlust. Natürlich gibt es auch die kindertauglichen Deswegen wurden die Karten, die um den Versionen dieser Karten: „Seid ihr heuer 5. Dezember verschickt wurden, „von Un- brav gewesen? Sonst kriegt ihr’s mit dem bekannt“ geschrieben. Natürlich wurde dazu Krampusbesen!“ die Schrift verstellt, mit Blockbuchstaben geschrieben oder Zeitungsbuchstaben ausge- Der dunkle Begleiter des hl. Nikolaus, das schnitten. Statt die Karte mit einer Briefmar- Böse als Gegenpart zum Guten, tritt in vielen ke zu frankieren, schrieb man am Feld rechts Namen in Erscheinung: Knecht Rupprecht, oben wo diese zu kleben hat, gerne noch ein Klaubauf, Bartl und in den Donauländern „Ätschi-betsch“ oder malte ein Herzchen. als Krampus. Der Volkskundler Leopold Der Briefträger hob beim Empfänger ein Schmid schreibt in „Volkskunde aus Nieder- Strafporto ein, das amtlich mit einer Straf- österreich“: „Die Schwarz-Weiß-Kontras- portomarke gekennzeichnet wurde. tierung der beiden Gestalten weist ausge- sprochen barocke Züge auf. Die Volkslatini- Anonymer Absender sierung ,Krampus’ für eine mit Krampen oder Krallen ausgestattete Figur weist auch Solchermaßen eingelangt – manch eine auf diese Zeit.“ Glückliche konnten bis zu sieben oder mehr Krampuskarten aufweisen! – begann das all- Mit dem Verschicken von Krampuskarten, gemeine raten und rätseln, wer der Absender deren Nachweis bis ins Ende des 19. Jahr- sein könnte. Irgendwie kam man, dank Trafiken haben dunkle Winkel: Namenstags- hunderts reicht, begann der 5. Dezember – Schriftbild oder verräterischen Nachfragen Billets, die keiner mehr versendet; verbliche- anders als heute – „romantisch“ konnotiert des anonymen Absenders, immer dahinter nes Seidenpapier; Kassa-Hefte, die seit der zu sein. Man erhoffte sich als Jugendlicher, wer nun mit „Gruß und Kuss vom Krampus“ elektronischen Registrierkassa niemand endlich mit jemanden „zu gehen“. Diese unterzeichnet hatte. braucht. romantisch-erotische Seite hat der Krampus- tag an den Valentinstag am 14. Februar, des- Abgesang In einer Schachtel in diesem dunklen Winkel sen Brauch aus dem anglo-amerikanischen finden sich Krampuskarten – höllenfeuerrot Raum stammt, abgegeben. „Jetzt kaufen höchstens die Großeltern mit Goldprägung. Darauf ein Paar, das so gar Krampuskarten und geben sie ins Nikolo- nicht in das romantische Bild einer Jungend- Anbandeln sackerl ihrer Enkelkinder“, so die Trafikantin liebe passt, sondern unmissverständlich und räumt die Schachtel mit den höllen- sexuelle Spielarten illustriert: Sie zeigt üppige Krampuskarten zu bekommen galt für die feuerroten Karten wieder in den Winkel. Rundungen, er ein zotteliges Fell. Sie nestelt Jugend des 20. Jahrhunderts als „must have“. Wer ganz genau hinhört, kann von dort ein an den Trägern ihres BHs, er rasselt mit der Umso mehr, um so besser der Status im Klas- leises Kettenrasseln hören ... / Kette. So frivol geht es auf diesen Karten zu. senzimmer. Krampuskarten zu verschicken Darunter stehen Sprüche: „So ein Krampus war eine gute Möglichkeit zum Anbandeln. Text: Mella Waldstein kennt sich aus, hat andern Männern viel Er oder sie konnte gleich mehrere Versuche schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 11 Advent ANKOMMEN IM ADVENT Der klingende Adventkalender auf ORF NÖ, Adventmärkte in Krems-Stein und in Wiener Neustadt, das Adventsingen in Grafenegg, ein Hirtenspiel im Brandlhof und das Liederheft „Stiller Advent“ sind Angebote der Kultur.Region.Niederösterreich für einen stimmungsvollen Advent. Jeden Tag öffnet ein niederösterreichischer Chor ein Fenster des klingenden Adventkalenders in „NÖ Heute“ (ab 19.00). Der Chor der 7A des musischen Realgymnasiums Perchtoldsdorf singt „Was soll denn das bedeuten“. Foto: z. V. g. Klingender Adventkalender dem Weihnachtsfestkreis. Die Aktion bietet zu Hause sind: eine sympathische Dokumen- die Gelegenheit, inne zu halten und sich auf tation, dass Volksmusik in Niederösterreich Auch im heurigen Advent gibt es ihn wieder: das bevorstehende Weihnachtsfest zu besin- nicht irgendwo verwahrt, sondern mit Liebe den klingenden Adventkalender im ORF NÖ nen, wie ORF-Landesdirektor Norbert Gol- und Gefühl gepflegt wird!“ mit der Chorszene Niederösterreich, der linger betont: „Lieder erleichtern es uns, die musikalisch auf das Weihnachtsfest ein- Adventzeit so zu erleben, wie es frühere Über 570 Sänger aller Altersgruppen und stimmt. Wenn sich ab 1. Dezember dessen Generationen beschrieben haben. Vielleicht Stimmlagen bieten mit ihren Beiträgen wie- Fenster täglich in „NÖ heute“ in ORF 2 (ab regen sie die eine oder andere Familie auch der stimmungsvolle Auszeiten mit 19.00 Uhr) und im „Radioclub“ auf Radio dazu an, gemeinsam ein Advent- oder Weih- bekannten, aber auch unbekannteren Wei- NÖ (ab 16.00 Uhr) öffnen, präsentieren nachtslied anzustimmen; und schließlich sen. Von den vier teilnehmenden Kinder- 23 Chöre und Vokalensembles aus 14 ver- zeigt der ORF-NÖ-Adventkalender, welche und Jugendensembles stechen heuer vor schiedenen Bezirken des Landes ein Lied aus exzellenten Chöre in unserem Heimatland allem die älteren hervor: Sowohl der Jugend- schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 12 Zinnfiguren, bemalt von Sonja Krimshandl aus Rohrendorf, finden sich am Adventmarkt der Volkskultur Niederösterreich in Krems Stein. Foto: Dieter Schewig/Volkskultur Niederösterreich chor des Musikschulverbandes Retzer Land Adventmarkt Wiener Neustadt – als auch der 7A-Klassenchor des musischen in Krems-Stein Advent am Dom Realgymnasiums Perchtoldsdorf zählen als Sieger des NÖ Landesjugendsingens und Ein kleiner, aber feiner Adventmarkt im Zum dritten Mal bildet der Wiener Neustäd- Finalisten des Bundesjugendsingens 2017 zu historischen Ambiente der Steiner Altstadt. ter Dom die stimmungsvolle Kulisse für den erfolgreichsten Jugendchören ganz Auf dem idyllischen Adventmarkt der Volks- einen Adventmarkt. Unter dem Motto „Wir Österreichs. kultur Niederösterreich am Ludwig-von- tragen Niederösterreich“ organisiert die Köchel-Platz werden unter anderem die Volkskultur Niederösterreich gemeinsam Neben neun gemischten Chören, drei Kir- beliebten Zinnfiguren als hochwertiger mit dem Stadtmarketing Wiener Neustadt chenchören, je zwei Frauen- und zwei Män- Weihnachtsschmuck, dekorative Keramiken einen traditionellen Schauhandwerksmarkt nerensembles und einer Bäuerinnen-Sing- sowie edles Kunsthandwerk aus Holz und mit Schnitzer, Drechsler, Schmied, Metall- gruppe präsentieren ORF NÖ und Volkskul- Glas angeboten. Zudem findet in der Passage drücker, Teppichweberei, Kerzenziehen, tur Niederösterreich heuer auch zwei Pro- der Buchhandlung im Haus der Regionen Holz- und Christbaumschmuck sowie kuli- jektchöre: den landesweit ausgeschriebenen heuer erstmals eine Krippenausstellung statt. narischen Genüssen aus der Region. Auswahlchor der Chorszene Niederöster- Daneben können auch Ikonen und Kloster- reich, der beim NÖ Adventsingen in Grafen- arbeiten erworben werden. Handgefertigte Produkte aus dem Gastland egg am 7. und 8. Dezember 2017 von Micha- Slowenien werden an zwei Ständen präsen- el Poglitsch geleitet wird, und einen evange- Auch die Kulinarik kommt nicht zu kurz – tiert. Das Weben von Teppichen wird vor Ort lischen Projektchor, den Diözesan-Kantorin sei es mit Ab-Hof-Produkten aus der Region, auf mitgebrachten Webstühlen gezeigt. Sybille von Both speziell zum Jubiläum „500 herzhaften Schmankerln oder mit wär- Jahre Reformation“ mit Sängern aus Ternitz, mendem Glühwein und Punsch. Vokalensembles, Saitenmusik und Bläser Neunkirchen, Melk und Scheibbs ins Leben sorgen für die musikalische Umrahmung des gerufen hat. Erlesene Weihnachtsdekoration und außer- Adventmarkts am Dom. Eine Krippenaus- gewöhnliche Geschenkideen sind bereits in stellung und Basteln für Kinder im Nettl- So vielfältig wie der Querschnitt der hei- den Wochen zuvor im Sortiment des keller des Bildungszentrums St. Bernhard mischen Chorlandschaft ist auch die Band- Geschäfts „Volkskultur – Handwerk der ergänzen das stimmungsvolle Programm des breite der Liedauswahl mit traditionellen Regionen“ zu finden. Stöbern Sie im reichen Adventmarkts in Wiener Neustadt. Adventweisen aus Österreich über Raritäten Angebot und lassen Sie sich mit adventlichen der musica sacra bis zu Weihnachtsliedern Weisen und Liedern auf das bevorstehende aus ganz Europa. Weihnachtsfest einstimmen. schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 13 INFORMATION ——————————————————— Klingender Adventkalender 1.–23. 12. 2017 jeweils nach „NÖ heute“ (ca. 19.20 Uhr) bzw. im „Radioclub“ (nach 16.00 Uhr) auf Radio Niederösterreich. _ Adventmarkt in Krems-Stein Sa, 16. 12. 2017, 13.00–18.00 Uhr So, 17. 12. 2017, 10.00–18.00 Uhr 3500 Krems-Stein, Ludwig-Köchel-Platz _ Advent am Dom Fr, 15. 12. 2017, 14.00–19.00 Uhr Sa, 16. 12. 2017, 10.00–19.00 Uhr So, 17. 12. 2017, 10.00–18.00 Uhr 2700 Wiener Neustadt, Domplatz Beim Almtaler Hirtenensemble spielt Franz Bernegger (re.) den Dudelsack und wird von Schwegelpfeife, _ Maultrommel und Geige begleitet. Foto: Fred Holzinger Almtaler Hirtenensemble am Brandlhof INFORMATION STILLER ADVENT ——————————————————— ——————————————————— Das Hirtenspiel verbreitete sich über die Klöster. Aus dem Voralpengebiet sind schö- ne lyrische Formen des Hirtenspiels überlie- fert, in und um Wien muss es verschiedene Stiller Advent Feiern im Kreise der Familie und mit Freunden barocke Formen gegeben haben. Naturge- mäß sind die Hauptpersonen die Hirten, die der Krippenpoesie einen heiteren Charakter verleihen. Die Handlung ist schlicht: die Hir- ten beklagen sich über bittere Kälte und legen sich schlafen. Ein Engel erscheint und verkündet die frohe Botschaft von der Geburt des Herrn. Den Hauptteil des Spiels So, 10. 12. 2017, 10.00–18.00 Uhr Advent im Brandlhof nehmen dann mehrstrophige Hirtenlieder ein, die im Wechselgesang vor einer Krippe 3710 Radlbrunn 24 Adventleitfaden_COVER_2017.indd 1 15.11.17 12:34 gesungen werden. In der intimen Atmosphä- Weisenblasen zu jeder vollen Stunde Dieser Ausgabe ist die Broschüre re des Adventmarkts im Brandlhof folgt das „Stiller Advent“ beigelegt. Mit Advent- 13.15 Uhr: Adventlesung: ARTSchmidatal, Almtaler Hirtenensemble dem Stern Rich- und Weihnachtsliedern, Geschichten Musik: Flötenensemble Frizzante tung Bethlehem. In dem Hirtenspiel „Hirten und einem Rezept möchte die Volkskul- auf dem Felde“ zeigen sich von Zweifel bis 14.15 Uhr: „Hirten auf dem Felde“, tur Niederösterreich gemeinsam mit den Almtaler Hirtenensemble Niederösterreichischen Nachrichten und Entschlossenheit die Emotionen der Hirten nach der Verkündigung durch den Engel. 15.15 Uhr: Adventlesung: ARTSchmidatal, den „Wir tragen Niederösterreich“- Wie es den Darstellungen in den alpenlän- Musik: Geschwister Haimberger Partnern auf die Weihnachtszeit ein- dischen Krippen entspricht, sind die Hirten 16.15 Uhr: Familiengesang Knöpfl und stimmen. mit Dudelsack, Schwegelpfeife, Maultrom- Männerensemble Takt-Los Das Heftchen kann auch bei der Volks- mel und Geige zu sehen und zu hören. Den 17.00 Uhr: Offenes Singen im Hof, Dorli kultur Niederösterreich bestellt werden: Abschluss des Spiels bildet die Almtaler Draxler und die Pulkauer Weisenbläser office@volkskulturnoe.at Weihnachtssage. / _ www.volkskulturnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Haus der Regionen / 14 Kremser Kamingespräche AUF REGIONEN BAUEN In spannenden Gesprächsrunden verhandeln diesen Winter namhafte Vortragende verschiedene Kultur-Zitate. Die Wissenschafterin Ulrike Guérot und der tschechische Politiker Fürst Karl Schwarzenberg werden am 13. Dezember über Kulturvielfalt und Zukunft der Regionen diskutieren. In der Versammlung der Regionen Europas (VRE) sind derzeit 270 Regionen aus 33 europäischen Ländern und 16 überregionale Organisationen vertreten. Jede dieser Regi- onen zeichnet sich durch kulturelle Beson- derheiten aus, ob es sich um Sitten und Bräuche, Sprachen und Dialekte, Klima und Vegetation oder die vielen Ausdrucksformen der Volkskultur handelt. Universell und schrankenlos behauptet sich dagegen der interregionale Austausch in den Bereichen Wissenschaft und Kunst. Vielfach stehen Regionen heute im Wettbewerb, geht es nun um die Behauptung gegenüber anderen Regionen oder gegenüber zentralistischen Machtgefügen. Von Bedeutung ist anderer- seits aber auch die Artikulation und Behaup- tung gemeinsamer Interessen. Worin liegen die Stärken der Regionen, etwa in den Ansprüchen nach Bürgernähe, Lösungskompetenz, Identifikation oder Aus- bildung eines besonderen Zusammengehö- rigkeitsgefühls? Welche Vorteile können Regionen für Kreativität oder künstlerisches Schaffen bieten? Wie weit kann regionale Eigenständigkeit Phänomenen wie Populis- mus, Hass und Extremismus begegnen? Im Gespräch mit Karl Schwarzenberg Schaufenster Kultur.Region traf Fürst Karl (Karel) Schwarzenberg, Außenminister der Tschechischen Republik a. D., vorab. Regio- nalität, Autonomiebestrebungen, National- staaten, Europäische Union – diese Themen sind derzeit von dringender Aktualität, ja Bei den Kremser Kamingesprächen am 13. Dezember mit Fürst Karl Schwareznberg wird das Thema Regionen Brisanz: „Staaten entstehen und vergehen. im historischen Kontext ebenso wie mit Blick in die Zukunft diskutiert werden. Foto: Erich Marschik schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Haus der Regionen / 15 enorm. Ebenso verhält es sich mit dem Damen ideal und auch im Steireranzug sieht Weinviertel und dem südlichen Mähren, und man besser aus. Aber selbstverständlich spie- auch die Marchregion ist als ein gemein- len Traditionen einer Gegend auch eine samer Raum zu verstehen“, so Fürst Karl Rolle!“ Schwarzenberg. Für spannenden Gesprächsstoff ist gesorgt – Mitteleuropa und wo könnte man besser über Regionen im neuen Kontext nachdenken als im Haus der Regionen in Krems-Stein? / Der Diskurs über Mitteleuropa hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. War er Text: Mella Waldstein mit dem Fall des Eisernen Vorhangs neu angefacht worden und durch Intellektuelle und Schriftsteller aus den Ländern der ehe- maligen Habsburgermonarchie fruchtbar befeuert – denken wir an Claudio Magris aus Italien, Péter Nádas aus Ungarn und den KREMSER Ulrike Guérot, Leiterin des Departments für tschechischen „Dichterpräsidenten“ Václav KAMINGESPRÄCHE Europapolitik und Demokratieforschung der Havel – , so ist durch die Entstehung der ——————————————————— Donau-Universität Krems, vertritt die Meinung, „Visegrád-Staaten“ innerhalb der Europä- Mi, 13. 12. 2017, 18.00 Uhr dass Nationalstaaten obsolet werden. Foto: z. V. g. ischen Union ein neuer Kontext zum Begriff Kultur-Zitate / Regionen Mitteleuropa entstanden. Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot, Leiterin des Departments für Europa- Regionen sind jedoch gegeben und wir Dazu können die Besucher der Kaminge- politik und Demokratieforschung der sollten mehr auf sie bauen. Allerdings ist die spräche am 13. Dezember spannende Donau-Universität Krems; Praxis so, dass viele Regionen unangenehme Gedanken erwarten. Denn kaum jemand, Fürst Karl Schwarzenberg, Entscheidungen mit Freude nach Brüssel der durch die europäisch vernetzte Familien- tschechischer Politiker und Außen- befördern, obwohl sie es hätten vor Ort lösen geschichte und den politischen Umbruch der minister der Tschechischen Republik a. D. können. Ein typisches Beispiel ist das Thema ehemaligen „Ostblockstaaten“ diese Ent- _ Natura-2000-Gebiete. Ich halte das für eine wicklung so hautnah erfahren und im Nach- typische Frage, die man am Platz lösen sollte. barland Tschechien auch politisch mitge- Achtung, geänderter Termin: Do, 11. 1. 2018, 18.00 Uhr Brüsseler Politiker sollten dafür arbeiten, die formt hat, wie der Außenminister a. D., Fürst Kultur-Zitate / Management brennenden Fragen in der heutigen Welt Karl Schwarzenberg. gemeinsam zu lösen: Sicherheitspolitik, Ver- Prof. Dorli Draxler, Geschäftsführerin teidigungspolitik, Außenpolitik, Energiepo- Europäische Seele? der Kultur.Region.Niederösterreich; litik“, so der tschechische Politiker Schwar- Prof. Bijan Khadem-Missagh, Musiker, zenberg. In Diskussionen über die Zukunft Europas Gründer und lang jähriger Leiter des wird auch immer wieder die Frage aufgewor- Kammermusikfestivals Allegro Vivo Regionen – fen, ob es eine europäische Seele gebe. Fürst _ Rückblick und Ausblick Karl Schwarzenberg hat darüber eine klare Eintritt frei! Anmeldung erbeten. Meinung: „Nein, auch eine österreichische Bei den Kremser Kamingesprächen wird das Seele gibt es nicht. Ich wüsste nicht einmal Idee und Konzept: Thema Regionen im historischen Kontext von einer steirischen oder niederösterreichi- Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer ebenso wie mit Blick in die Zukunft verhan- schen Seele. Auch halte ich nationalen Cha- der Kultur.Region.Niederösterreich. delt werden. Prof. Ulrike Guérot, die eine rakter für einen Irrtum. Was es aber gibt, ist sehr prononcierte Meinung zu Europa ver- eine gewisse Tradition des Verhaltens. Es gibt Moderiert wird die Diskussion von Michael Battisti, ORF Niederösterreich. tritt, meint, dass Nationalstaaten obsolet gewisse Verhaltensmuster, die sich im Laufe Die Gespräche werden jeweils eine werden. Das eröffnet Chancen für die Regi- der Zeit entwickeln.“ Woche später um 21.00 Uhr auf onen. Radio Niederösterreich ausgestrahlt. Da Fürst Schwarzenberg im Haus der Volks- „Regionen bekommen eine immer größere kultur Niederösterreich diskutieren wird, Wichtigkeit. In diesem Zusammenhang haben wir ihn gefragt, was er über Trachten Haus der Regionen 3504 Krems-Stein, Donaulände 56 kann man eine Region auch über die Gren- denkt. „Ich glaube, dass beim Tragen von zen der Nationalstaaten hinausgehend ver- Tracht größtenteils Eitelkeit im Spiel ist. Tel. 02732 85015 stehen. Zum Beispiel sind die Parallelen Sowohl Männer als auch Frauen sehen in der ticket@volkskulturnoe.at zwischen Südböhmen und dem Waldviertel Tracht besser aus. Das Dirndl ist für die www.volkskulturnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Musikschulen / 16 Zeitzeugin MUSIK VERBINDET DAS GANZE LEBEN LANG Im Gespräch mit der ältesten Musikschülerin und Zeitzeugin der Musikschulgeschichte. Mit 90 Jahren beschloss Helene Wiesbauer, ein weiteres Instrument zu erlernen: die Harfe. schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Musikschulen / 17 Klavier spielen wurde im wahrsten Sinne des Wortes von Helene Wiesbauer en passant erlernt. Helene Wiesbauer im Gespräch mit Fotos: Daniela Matejschek Monica Rütgen. Helene Wiesbauer ist heuer 95 Jahre alt da wollte ich dann unbedingt Zitherspielen bekommen, Musiktheorie und so weiter. geworden, sie wurde 1922 in Warth in der lernen. Ich war zehn Jahre alt. Man hat mir Diese Angebote habe ich immer gerne Buckligen Welt geboren und ist in Grim- so ein „Brettl“ gekauft – ein furchtbares! angenommen. Es ist ganz wichtig, sich auch menstein aufgewachsen, wo sie heute wieder Besonders gut konnte mein Lehrer nicht als Lehrerin fortzubilden. Ich war die Erste, lebt. In der Zeit, in der sie groß wurde, gab spielen, aber ich habe dann doch einiges die den Ausbildungskurs des NÖ Musik- es kaum organisierte Musikschulen, wer ein gelernt. Das meiste habe ich mir dann schulwerks im Fach Gitarre absolvierte. Instrument lernen wollte, musste viel Eigen- selbst beigebracht. Kurz darauf haben die Das war 1965 bei Professor Karl Scheit, der initiative zeigen. Um die Schule oder den Kollegen meines Vaters gesagt, ich soll ihre damals ins Musikschulwerk gekommen ist Musikunterricht zu besuchen, mussten die Töchter auch Zitherspielen lehren. So kam und wieder von der Pike auf unterrichtet Kinder oftmals kilometerlange Strecken zu es, dass ich bereits mit 14 Jahren meine hat. Durch ihn haben wir dann wirklich Fuß zurücklegen. ersten Schülerinnen unterrichtete. Gitarrespielen gelernt. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Helene Kurz nach der Gründung der Musikschule Haben Sie zusätzlich zum Einzel- Wiesbauer als Lehrerin an die Musikschule Aspang (1957/58) wurden Sie dort Lehrerin. unterricht auch einen Schwerpunkt auf Aspang, die heuer wie das Musikschulma- Welche Fächer haben Sie unterrichtet? das gemeinsame Spielen im Musik- nagement Niederösterreich ihr 60-Jahr-Jubi- unterricht gelegt? läum feiert. Als 1976 der Aspanger Musik- Wiesbauer: Ich habe in der Musikschule schulleiter Leopold Tobler in Pension ging, Zither unterrichtet, dann auch Flöte und Wiesbauer: Alle, die bei mir in Einzel- trat Helene Wiesbauer dessen Nachfolge an. Gitarre. Und dann musste ein Kollege von unterricht gingen, hatten auch auf irgend- Bis zu ihrem 75. Lebensjahr führte sie mit meiner Arbeitsstelle einrücken. Er hatte ein eine Weise Zusammenspielstunden – großer Begeisterung die Musikschule der Akkordeon und wollte es unbedingt ver- so nannten wir das damals – miteinander. Marktgemeinde Aspang und sorgte für den kaufen. Da habe ich es ihm abgekauft und Man lernt, aufeinander zu hören, und kann musikalischen Nachwuchs in der Region der habe das auch noch erlernt. Dann habe ich und muss sich aufeinander einstellen. Erst Buckligen Welt am Fuße des Hochwechsels. das Akkordeonspiel auch in der Musik- im Zusammenspiel kommt etwas heraus. Wir besuchten die bemerkenswerte musika- schule unterrichtet. Später habe ich auch lische Zeitzeugin in Grimmenstein. die musikalische Früherziehung in Aspang Sie haben so lange unterrichtet. selbst eingeführt und unterrichtet. Hat sich im Laufe der Zeit die Art Musik begleitet Sie schon Ihr ganzes Leben des Unterrichts verändert? lang. Wann haben Sie die Liebe zur Musik Haben Sie sich alles selbst beigebracht oder entdeckt? auf welche Weise haben Sie Ihre vielfältigen Wiesbauer: Was zu jeder Zeit das Wich- Kompetenzen erlangt? tigste ist, ist die Liebe zur Musik. Ich habe Wiesbauer: Meine Mama hat immer immer mit Begeisterung unterrichtet, gesungen. Und meine Tante hat eine Zither Wiesbauer: Vieles schon. Aber wir haben anders geht es nicht. Sonst wird daraus gehabt, das hat mir dann auch so gefallen, über die Musikschule Seminare angeboten nichts! schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Musikschulen / 18 Helene Wiesbauer am Akkordeon beim gemeinsamen Musizieren mit ihren Schülerinnen und Schülern, „Ein paar Töne kann ich gern spielen“, Aspang 1983. Foto: Archiv Musikschule Aspang so Helene Wiesbauer. Ein wichtiges Thema in der Geschichte des von St. Peter (Aspang) nach Edlitz gegan- Leben lang. Mit Musik ist das Leben ganz Musikschulwesens war und ist das Dienst- gen und hab bei meinem früheren Lehrer – anders. recht der Musikschullehrer und -lehrerinnen. ich war ja in der Volksschule in Edlitz – Welche dienstrechtliche Anstellung hatten Sie einige Monate Klavierstunden gehabt, Frau Wiesbauer setzt sich zu ihrer Harfe, und Ihre Kollegen und Kolleginnen damals? damit ich meinem Friedl etwas beibringen spielt für uns ein paar Töne und strahlt konnte. Meine Söhne sind wirklich zwei über das ganze Gesicht. / Wiesbauer: Am Anfang war ich nicht fix ganz brave Schüler gewesen und zwei angestellt, aber dann war ich die Erste, die eifrige Musiker. Und die Kleinen sind es Interview: Monica Rütgen in den späten 1970er-Jahren angestellt auch schon. Meine Urenkelin spielt schon Fotos: Daniela Matejschek wurde. Denn es wurden vorerst nur die Klavier, sie ist sechs Jahre alt. angestellt, die Prüfungen nachweisen konn- ten. Bis dahin hat der unterrichtet, der Spielen Sie heute noch aktiv ein etwas konnte. Instrument? FOTOAKTION Sie haben als Kind begonnen, Zither zu Wiesbauer: Ich bin vor ein paar Jahren ——————————————————— spielen. Das war damals üblich und häufig. nach Tirol gefahren und habe dort so schö- #musizierenmachtfreuNde Heute ist die Zither eher ein Mangelinstru- ne Harfen gesehen. Ich habe mir 60 Jahre Management für Musikschu- ment. Was könnte man machen, um die gewünscht, dass ich noch ein Musikinstru- len in Niederösterreich! Wir laden alle Leute für so ein Instrument wieder zu ment erlernen kann. Dann habe ich mir auf herzlich ein, Fotos unter dem Motto begeistern? einem Seminar in Burgenland selber eine #musizierenmachtfreuNde+Monat (z.B. Harfe gebaut. Also, das war schon sehr #musizierenmachtfreuNdenovember) Wiesbauer: Ich bin damals in die Klassen anstrengend, aber ich habe es mit Begeiste- auf unsere Facebook-Seite hochzuladen gegangen und habe etwas vorgespielt. Und rung gemacht. Es hat auch nicht lang oder sie zu verlinken (@Musikschulen dann hat es ihnen gefallen und sie haben gedauert, dass sich ein Lehrer gefunden hat, Niederösterreich). auch gespielt. Das ist das beste Mittel. und da habe ich Harfe zu spielen begonnen. Im April werden die 60 beliebtesten Fotos Heute gibt es noch viel mehr Schnupper- Da war ich 90 Jahre alt. auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht angebote für Kinder. und zum Voten aufgerufen. Das Foto mit Wir feiern heuer ein Jubiläum: 60 Jahre den meisten Likes gewinnt, die anderen Welchen Stellenwert hat Musik in Ihrer Management für die Musikschulen in Nie- 59 gehen natürlich auch nicht leer aus. Familie? derösterreich. Unser Jubiläumsmotto lautet, Über tolle Preise, Monatsthemen und dass Musizieren Freude und Freunde macht. Überraschungen informieren wir laufend Wiesbauer: Bei uns war die Musik immer Was denken Sie darüber? auf unserer Facebook-Seite @Musikschu- wichtig, und das ist eine gute Vorausset- len Niederösterreich. Liken Sie unsere zung. Meine Söhne haben ganz zeitig Wiesbauer: Ja, Freude sowieso. Und Seite und machen Sie mit, es lohnt sich! begonnen, beim Vater Geige zu lernen. Freunde auch. Wir spielen Stubenmusik. Bitte bedenken Sie, dass bei der Veröffentlichung von Dann sind sie ins BORG gekommen, da Da kommen alle zu mir und wir musizieren Ton-, Video- und Bildaufnahmen stets die Genehmi- musste ich ein Klavier kaufen. Und ich bin gemeinsam. Musik verbindet das ganze gung der Mitwirkenden einzuholen ist! schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 19 Begegnungsreich Schaufenster SCHAUEN WIR, WER GEWINNSPIEL DAHINTER STEHT Die Reizüberflutung erreicht in der sogenannten stillsten Zeit des Jahres ihren Höhepunkt. Durch Marketingkampagnen reizt der Handel in der umsatzstärksten Zeit die komplette Werbemöglichkeit aus. Vieles wird in weihnachtliche Anmu- tung eingepackt, jeder will seine Käufer erreichen und wer nicht wirbt, der Foto: RK NÖ stirbt. Die beste Werbeoffensive hilft aber auf Dauer nichts, wenn das Pro- dukt nicht stimmt. Dies gilt für Mar- „Niederösterreich ist das Land der Freiwilligen – das zeigt sich sowohl kenartikel genauso, wie für unsere bei uns im Roten Kreuz, aber auch in der lebendigen Kunst- und Adventmärkte, die allerorts zum Kulturszene. Ich freue mich immer, mit dem Schaufenster Kultur.Region Besuch einladen. einen Einblick in die abwechslungsreiche Welt der Kultur in Niederösterreich zu bekommen.“ Präsident General Josef Schmoll, Österreichisches Rotes Kreuz, In der Adventzeit erreichen die Veranstaltungen ihre Hochkonjunk- Landesverband Niederösterreich tur. In Summe strömen Hunderttausende Besucher zu österreichi- schen Weihnachtsmärkten. Diese Orte sind jene Kontrapunkte zu den millionenschweren TV-Spots, Plakatwellen und einer Prospekt- Gewinnfrage: Wo findet der flut, die tagtäglich unseren Postkasten überschwemmt. Betrachten 7. Niederösterreichische Trachtenball statt? wir die Adventmärkte also bitte näher. Schauen wir, wer dahinter Jetzt n! steht. Nehmen wir die Künstler, die Kreativen und Selbstvermarkter piele mits genauer wahr. Es sind Menschen, die uns mit ihrem Talent Freude Preis: bereiten. Monatelang haben sie viel Liebe und Zeit in Schönes 2 x 2 Karten für den Niederösterreichischen investiert. Ihre ansprechenden Produkte haben etwas zu sagen und Trachtenball am Freitag, 26. 1. 2018, Schloss Grafenegg. tun in einer angefüllten Werbezeit, die in Sekundenschnelle alles anpreist, gut. Es geht um Besonderheiten, Handwerkliches und Selbstgestaltetes – Exklusives statt Massenware. Das bewusste Wahr- Einsendungen mit Kennwort „Schaufenster“ an: nehmen von Adventmärkten ist nicht wie ein schnelles Durchblät- Kultur.Region.Niederösterreich GmbH tern eines Werbekatalogs, sondern steht für viel mehr. Menschen mit Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg Gespür bereiten uns ein vorweihnachtliches Gefühl und lassen uns in oder per Mail an schaufenster@kulturregionnoe.at eine andere Welt eintauchen. Ich wünsche den Standlern viel Wert- Einsendeschluss: 15. 1. 2018 schätzung, Menschen, die sich mit ihrer Kunst auseinandersetzen Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. und natürlich einen Umsatz, der sich lohnt. Im Vergleich zu selbster- Preise können nicht in bar abgelöst werden. nannten Werbegurus, sind die wahren Werbeexperten oft vor Ort _ anzutreffen und bieten eine Ware mit Alleinstellungsmerkmal an – Gewinner der letzten Ausgabe: mit besonderen Verzierungen oder exklusiven Verpackungen. Nehmen wir also viel mehr mit nach Hause! / August Noderer, Haunoldstein Sylvia Zöch, Furth/Göttweig Martin Lammerhuber _ martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
BhW-Interview / 20 Toni Innauer AM DENKEN UND TUN ARBEITEN Toni Innauer, Skispringer und Olympiasieger, Autor und Vortragender, ehemaliger Trainer und Sportdirektor des ÖSV, im Gespräch mit Martin Lammerhuber über Bildung, Neugierde und was vom Sport zu lernen ist. Armin Kogler, Hubert Neuper, Karl Schnabl oder Alois Lipburger, der leider nicht mehr lebt, sind da zu nennen. Wir waren die erste Generation, die das Skigymnasium Stams absolvierte. Ich war kein Intellektueller, als ich als Sportler aufgehört habe. Aber ich war immer aufgeweckt und neugierig. Ich bin nicht aus Langeweile studieren gegan- gen, sondern weil ich wollte. Es gab einiges zu vertiefen und aufzuarbeiten. Ich habe vor allem auch Referenzwerte gehabt aus meiner intensiven, gründlichen, wenn auch einsei- tigen und scheuklappenmäßigen Tätigkeit im Spitzensport. Mit dem Studium hat das eine interessante Kombination ergeben. Du hast die Neugierde angesprochen. Wir haben einen Bildungsbereich, in dem es um das lebensbegleitende, lebenslange Lernen geht. Warum scheitert es manchmal am Toni Innauer: „Ich war deshalb auch ein unbequemer Geist, da ich immer wieder abseits des Skisports lebenslangen Lernen, das genau in der Phase geschaut habe, was sich tut.“ zwischen 35 und 50 so wichtig wäre? Innauer: Wenn man einmal aufhört, wird es schwieriger, denn der Mensch ist ein Toni Innauer, die Skispringerkarriere hat vor Es ist nicht vielen Sportlern geglückt, dass sie Gewohnheitstier. Wie der Hirnforscher Ger- über 40 Jahren begonnen. Kommt dir die Zeit sich über den Olympiasieg, über Medaillen ald Hüther sagt, strengt sich das Hirn nicht wirklich schon so lange vor oder ist sie wie im und Erfolge hinaus etwas erarbeitet haben. so gerne an. Es sucht eigentlich Frieden und Flug vergangen? Sprich: der Kluge, der Intellektuelle, der Vor- die Kohärenz, dass alles zusammenpasst. tragende, der Visionär etc. Bist du eine Aus- Mich haben immer viele andere Dinge inte- Innauer: Es gibt immer zwei Perspektiven. nahmeerscheinung in Österreich? ressiert. Ich war deshalb auch ein unbe- Einerseits hat man das Gefühl, wenn man, quemer Geist, da ich immer wieder abseits so wie ich, immer wieder über seine Ver- Innauer: Es gibt einen Niki Lauda und es des Skisports geschaut habe, was sich da tut. gangenheit reden darf oder muss, dass das gibt Sportlerinnen und Sportler, die wirklich Das hat damit zu tun gehabt, dass ich quasi alles nicht so lange her ist. Aber es genügt Großartiges in ihren Bereichen leisten. berufsbegleitend zu studieren begonnen der Blick auf die eigenen Kinder oder Meine Generation wusste, dass im Sport habe. Enkelkinder, und dann merkt man, dass nicht so viel zu verdienen ist, um davon eine gehörige Portion an Jahren vergangen leben zu können. Da heißt es früh genug Also geht es darum, den inneren Schweine- ist. aufhören und eine Ausbildung machen. hund zu überwinden? schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
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