KULTUR.REGION schaufenster

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KULTUR.REGION schaufenster
Nachrichten aus der Kultur.Region Niederösterreich . Dezember 2017/Jänner2018

                                                                                                                                                     schaufenster
                                                                                                                                  KULTUR.REGION
                                                                                                                                                                           Vorfreude

                                                                                                                                                   Toni Innauer / „Am Denken und Tun arbeiten“
                                                                                                                               Museumsdorf Niedersulz / Wenn die Ruhe kommt · Alles Walzer / NÖ Trachtenball Grafenegg
P.b.b. · Vertragsnummer GZ 16Z040658 S · Erscheinungsort: 3452 Atzenbrugg · Verlagspostamt: 3451 Michelhausen · DVR: 4000418
KULTUR.REGION schaufenster
Wenn’s um Niederösterreich geht,
                          ist nur eine Bank meine Bank.

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EinBlick / 3

                                                 Zwischen Form und Funktion

               ALLERLEI VERPACKUNG

      Geht es um den Brauch, mit einer schönen Verpackung Gegenständen zusätzlichen Glanz zu verleihen,
       denkt man meist an Geschenke: zum Geburtstag, für die Gastgeber einer Einladung, anlässlich einer
         ehrenvollen Auszeichnung oder zur weihnachtlichen Bescherung. Doch in vielversprechenden
                           Verpackungen kommt mitunter auch viel anderes daher.

                                                                             dienen. Beim Content, also dem Inhalt einer Büchse, die emoti-
                                                                             onsgeladene Versprechungen signalisiert, wird sich aber wohl erst
                                                                             im Laufe der Zeit seine Werthaltigkeit herausstellen. Aber immer-
                                                                             hin: Auch Blasen und Worthülsen mögen ihren Reiz haben.

                                                                             Nachhaltige Qualitäten liefert nach wie vor ein kreatives und gut
                                                                             überlegtes Verhältnis von Form und Funktion. Beispiele dafür
                                                                             bieten etwa alte Gebäude, die für neue Zwecke adaptiert wurden
                                                                             und eine gelungene Symbiose von Nutzen und Ästhetik darstellen.
                                                                             So manch alte Fabrik präsentiert sich heute als Ausstellungs- oder
                                                                             Bürogebäude, aufgelassene Milchhäuser finden als Dorfgemein-
                                                                             schaftszentren eine neue Verwendung oder, wie ein TV-Film aus
                                                                             dem ORF Landesstudio Niederösterreich erst kürzlich zeigte, es
                                                                             kehrte auch in revitalisierte Bahnhöfe neues Leben ein: ob in Form
                                                                             eines Museums, einer Schusterwerkstatt, einer Veranstaltungshal-
                                                                             le oder einer Konditorei. Und schließlich und endlich: Auch unse-
Nicht alles, was ein Vergleich ist, hinkt, dennoch eignet sich Ver-          re Chefredakteurin Mella Waldstein findet für ihre Glosse „2nd
packungsmaterial recht gut als Ausgangspunkt für Metaphern.                  Life“ immer wieder Beispiele, die sicher auch augenzwinkernd zu
Die Redewendung „Es ist nicht alles Gold, was glänzt“ trifft wohl            verstehen sind.
dann zu, wenn irgendein Glumpert aufwendig verhüllt als teure
Besonderheit verkauft werden soll. Die aus der biblischen Berg-              So dürfen wir – ganz im Sinne einer optimalen Zusammengehö-
predigt abgeleitete Aufforderung, man solle sein Licht unter den             rigkeit von Form und Inhalt und aus Anlass des bevorstehenden
Scheffel stellen, kann wiederum als Gebot zur Angemessenheit                 Weihnachtsfestes und Jahreswechsels – alles Gute, Glück, Gesund-
verstanden werden: So wie das Licht auf einen Leuchter zu setzen             heit sowie ein wenig Erholung und Geruhsamkeit wünschen. Auf
ist, passt für Wertvolles eine adäquate Verpackung.                          dem Gabentisch oder unter dem Christbaum mögen sehr persön-
                                                                             liche Geschenke das Herz erfreuen. Die Form der beim Bleigießen
Die längste Zeit schon ist es allerdings üblich, nicht nur die ver-          entstehenden Gebilde soll zudem eine erfolgreiche Zukunft ver-
schiedensten Dinge, sondern auch Immaterielles zu umhüllen. Als              sprechen. /
Beispiele dafür mögen multimedial präsentierte Versprechen für
Glück, Zufriedenheit, Abwechslung, Reichtum oder gute Gefühle                Dorli Draxler, Edgar Niemeczek

                                             schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
KULTUR.REGION schaufenster
Top-Termine / 4

                                                  Dezember 2017/Jänner 2018

                                       TOP-TERMINE

                                                                                                         7. NÖ TRACHTENBALL
                                                                                                         ——————————————————
                                                                                                         Fr, 26. 1. 2018, 20.30 Uhr
NIEDERÖSTERREICHISCHES                              ADVENT AM DOM                                        Schloss Grafenegg, Auditorium
ADVENTSINGEN                                        ——————————————————                                   3485 Grafenegg
——————————————————                                  Fr/Sa/So, 15./16./17. 12. 2017                       ——————————————————
Do/Fr, 7./8. 12. 2017, 19.00 Uhr                    2700 Wiener Neustadt, Domplatz                       Hervorragende Ballmusik mit Franz Posch
Schloss Grafenegg, Auditorium                       ——————————————————                                   & seinen Innbrügglern, der Weinviertler
3485 Grafenegg                                      Die Volkskultur Niederösterreich und das             Kirtagsmusik sowie dem Tanzorchester der
——————————————————                                  Stadtmarketing Wiener Neustadt laden                 Militärmusik Niederösterreich sorgen in
An diesen beiden Abenden stimmen                    zum Schauhandwerksmarkt mit Schnit-                  den zwei Ballsälen für ein stets volles Tanz-
herausragende Musikensembles und Chöre              zern, Drechslern, Schmieden und einem                parkett bis weit nach Mitternacht. Zahlrei-
auf die ruhige und besinnliche Weihnachts-          Metalldrücker sowie Teppichweberei,                  che Bars und Lounges laden zum Flanieren
zeit ein. Zu Gast sind: die Mostviertler            Kerzenziehen, Holz- und Christbaum-                  und Verweilen ein, und damit die Jugend
BlechMusikanten, die Rossatzer Bläser, die          schmuck ein. Vokalensembles, Saitenmusik             und jung Gebliebene auf ihre Kosten
Ybbstaler Lehrermusi, D’Schlofhaumbuam,             und Bläser sorgen für die musikalische               kommen, sorgt der Radio Niederösterreich-
der Kinderchor Krems und der Projektchor            Umrahmung. Eine Krippenausstellung im                Dancefloor für heiße Rhythmen. Motto des
der Chorszene Niederösterreich sowie Mär-           Bildungszentrum St. Bernhard ergänzt das             Balls: Pracht in Tracht. /
chenerzähler und Erzähler Folke Tegetthoff.         stimmungsvolle Programm des Advent-
                                                                                                         —————
Durch den Abend führen Dorli Draxler                markts. /
und Edgar Niemeczek. /                                                                                   Karten
                                                    —————
—————                                                                                                    Flanierkarten: Tel. 02753 5500 und
                                                    Information                                          01 5868383 (Tonkünstler-Kartenbüro)
Information                                         Volkskultur Niederösterreich                         tickets@grafenegg.com
Tel. 01 5868383 bzw. 02735 5500                     Tel. 0664 8223963 (Andreas Teufl)                    Tischkarten/Tische: Tel. 02732 85015 26
tickets@grafenegg.com                               andreas.teufl@volkskulturnoe.at                      tischkarten@volkskulturnoe.at
www.grafenegg.com                                   www.volksulturnoe.at                                 www.volkskulturnoe.at

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                                              schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
KULTUR.REGION schaufenster
Schaufenster Kultur.Region / 5

                                                          Dezember 2017/Jänner 2018

                                                                INHALT

 Weihnachten
                                                          BhW-Interview                                              		 7. NÖ Trachtenball
6/      Krippenfiguren aus                               20 /       Toni Innauer                                     35 /       Eröffnungen und
        Kukuruzstroh                                                ——————                                                      Mitternachtseinlagen
        ——————                                                                                                                  ——————
                                                                    10 Jahre Zeit Punkt Lesen
		Volksliedarchiv                                        22 /       Autor Stefan Slupetzky                           		 Abenteuer Industrie
8/      Krippenlieder                                               ——————                                           38 /       Niederösterreichische
        ——————
                                                         		Mostviertel                                                          Industriegeschichte
		Brauch                                                 24 /       30 Jahre                                                    ——————
10 /    Krampuskarten                                               Volksmusikseminar                                           Österreichischer Museumstag
		——————                                                            ——————                                           40 /       Museen und Gesellschaft
		Kultur.Region                                          		Promotion                                                            ——————
11 /
 Angebote im Advent                                      25 /       Handwerk der Regionen                            		 Musemsdorf Niedersulz

 ——————                                                  		——————                                                    42 /       Die Tiere im Winter
		 Kremser Kamingespräche                                           Volksliedarchiv                                             ——————
14 /    Karl Schwarzenberg                               26 /       NÖ Trachtenarchiv online                                    Kolumne
        und Ulrike Guérot                                           ——————                                           46 /       Zwischen Himmel und Erde
		——————
                                                                    Handwerk                                                    ORF-Tipps
		Musikschulen                                           29 /       Das Schaukelpferd                                           ——————
16 /    Gespräch mit einer                                          ——————
                                                                                                                      Kultur.Region
        Zeitzeugin                                                                                                   47 /       Nachschau & Intern
                                                         		Bräuche
        ——————                                           30 /       Aberglaube                                                  ——————

 Kolumne                                                            ——————                                           		Kolumne
19 /    Begegnungsreich                                  		Auslage                                                   50 /
                                                                                                                      Die letzte Seite
        ——————                                           32 /       Bücher & CDs
                                                                                                                      ——————
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 IMPRESSUM

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                                                     schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
KULTUR.REGION schaufenster
Handwerk / 6

                                                      Krippe

                 WEIHNACHTLICHES
                    RASCHELN
     Das Universum der Krippen ist groß und es gibt kaum ein Material, aus dem nicht Krippenfiguren
angefertigt werden könnten. Figuren, geformt aus Kukuruzblättern, stammen vor allem aus dem Burgenland,
                                        Ungarn und der Slowakei.

                                schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
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Handwerk / 7

                                                                                                                       – sind die Krippenfiguren aus …

         Ausdrucksstark im Charakter …                     … und fein bis in jedes kleinste Detail …              … getrocknetem Kukuruzstroh gefertigt.

Fast meint man, das Schnauben des Kamels            Vorerst gilt es, Drahtgestelle für die Figuren          gungen der Pflanze wider. Nach einem
zu hören, den Fanfarenstoß des morgenlän-           zu biegen. Anschließend werden die Mais-                schlechten Sommer sind die Blätter dünn
dischen Würdenträgers und das leise Weinen          blätter kurz ins Wasser getaucht, um                    wie Papier.“ Hat es viel geregnet, sehen die
des Kindes in der Krippe. Jeder Faltenwurf          geschmeidiger zu werden. Manche Blätter                 Blätter bleich aus. Manche schwören wiede-
scheint eine Geschichte zu erzählen – und           scheinen so verrunzelt, dass erst bei längerer          rum auf alte Kukuruzsorten, deren Blätter
alles ist aus Maisblättern in feinster Handar-      Bearbeitung die natürliche Färbung und                  sich zum Formen besonders gut eignen. In
beit geformt.                                       Zeichnung zu erkennen ist und diese dann                den „Gschallapopperln“ spiegeln sich für die
                                                    ganz besonders ausdrucksvolle Schafe und                Künstlerin Themen wie die versinkende
„Gschalla“ werden die Mais- oder Kukuruz-           Hirten hervorbringen.                                   agrarische Welt und das bäuerliche Leben
blätter, die den Kolben umhüllen, im Bur-                                                                   wider.
genland und in der angrenzenden Steier-             Nun wird das Drahtgestell mit den geschmei-
mark genannt, wo Irmgard Eixelberger aus            digen Maisblättern umwickelt und jedes ein-             Die Befassung mit Bräuchen bedeutet für
Gleisdorf diese besonders ausdrucksstarken          zelne Blatt vernäht. Ist die Figur stark genug          Eixelberger auch die Frage nach den Festen
Figuren zu formen weiß.                             und sind die Gliedmaßen gut herausgearbei-              und Ritualen, mit denen Menschen ihrem
                                                    tet, kann mit der Bekleidung begonnen wer-              Leben Glanzpunkte und Halt geben – samt
Im Zentrum steht das lebendige, flexible, oft       den.                                                    ihren möglichen Brüchen. Das kommt in
unberechenbare Blätterwerk. Eixelberger                                                                     den Figuren aus „Gschalla“ besonders gut
betont, das sei ein Arbeiten „mit dem gesteu-       Motivation für Irmgard Eixelberger ist der              zum Ausdruck. /
erten Zufall“. Denn anfangs sei es „feucht          künstlerische Ausdruck. Das Liebliche ist
und weich wie Textiles“, könne auch wie             ihre Sache nicht. „Ich mag keine liaben Krip-           Text: Mella Waldstein
Stoffgewebe verarbeitet werden. „Später wird        perln.“ Die scheinbar heile Welt erachtet sie           Fotos: Nadja Meister
es hart wie Holz.“ Ein Prozess, in dem sich         als Fluchtort. Als ein Rückzugsgebiet, dem
das Geformte noch verändert. Volkstümlich           sie ihre künstlerische Arbeit entgegenstellt.
werden solche Figuren „Gschallapopperl“             Die erste Krippe aus Kukuruzstroh entstand
genannt. Puppen aus „Schalen“ des Kukuruz.          für eine Krippenausstellung in Gleisdorf.               _
„Kukuruz-Babishke“ werden diese Krippen-            Das war Mitte der 1970er-Jahre „Und ich hab
puppen in der Slowakei genannt. Aus der             damit nicht mehr aufgehört.“                            Krippenfiguren aus der Sammlung Walter und
Slowakei sowie aus Ungarn kommen diese –                                                                    Gerlinde Persché. Alljährlich ist eine Krippe aus
oft als Massenprodukt gefertigten – Krippen-        Dieses unscheinbare Pflanzenmaterial hat es             der Sammlung Persché im Brandlhof, Radlbrunn
figuren.                                            ihr angetan. „Es spiegelt die Lebensbedin-              ausgestellt.

                                                 schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
KULTUR.REGION schaufenster
Volksliedarchiv / 8

                                                               Krippelgsangl

             HERZIGS LIEBS WUZERL

          Mundartliche Krippenlieder wurden in der Kirche mit Argwohn betrachtet und bekämpft.
    Jedoch hielten sie sich bis zur Wende zum 19. Jahrhundert. Sie entsprachen dem Geschmack des Volkes
                               und zählten auch zum Repertoire von Sängerknaben.

                         Aufzeichnung aus Maria Taferl, Abschrift aus der Sonnleithner-Sammlung, NÖ Volksliedarchiv A 97/30.

Wer kennt sie nicht, die Lieder der Hirten       Ein aufschlussreiches Zeugnis über die                  Das Dokument aus der Feder des Musikers
vor der Krippe des Jesuskindes in Bethle-        Bedeutung und den Stellenwert solcher                   und Sakristans gibt minutiös den Ablauf
hem. Der Bartl, der Hansl, der Woferl, der       Lieder gibt uns eine Aufzeichnung in einer              wieder, wie die mundartlichen Weihnachts-
Stöffl, der Thomas, der Jodel und wie sie        der ersten umfassenden Sammlungen von                   lieder in die Liturgie des späten 18. Jahrhun-
sonst noch alle heißen mögen, stehen im          Volksliedern aus dem Raum des heutigen                  derts eingebaut waren. Nach dem Glaubens-
Zentrum dieser Lieder. Sie sind nicht von        Österreich. Der Aufzeichner, es ist der                 bekenntnis in der lateinisch zelebrierten
ungefähr die bevorzugte Personengruppe           Sakristan und Chormusiker Johann Michael                Mette und dem Dominus vobiscum, das der
solcher Lieder. Ihnen als einfachen und          Binder in Maria Taferl, schrieb 1819 über               Chor responsorial sang, spielte die Orgel, bis
oft auch gering geachteten Menschen gilt         diese Gsangl einige aufschlussreiche Bemer-             der Priester den Kelch abdeckte. Dies war
der erste Ruf zum neugeborenen Jesus-            kungen an die Gesellschaft der Musikfreunde             das Zeichen für einen Sänger auf dem Chor,
kind. Ihnen ist auf dem freien Feld zuerst       in Wien, in deren Namen Joseph von Sonn-                der hierauf zwölfmal auf eine Glocke schlug
der Engel erschienen. Strophenreich wird         leithner die später nach ihm benannte Sonn-             und damit die Mitternacht anzeigte. Der
nun die ganze Szenerie der Hirten und            leithner-Sammlung initiiert hatte. Daraus               Sänger, meist eine Bassstimme, sang nach
ihres Besuchs beim Kind in der Krippe            entnehmen wir, dass die Krippelgsangl einen             gesetzten Noten im Bassschlüssel folgenden
besungen.                                        festen Platz in der Mette hatten.                       Nachtwächterruf:

                                             schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
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Volksliedarchiv / 9

                                                                                                             nen. Despektierlich nennt er die Gsangl
                                                                                                             „burleske Gesänge“ und „Komödien“, die
                                                                                                             mehr gebrüllt als gesungen wurden und nur
                                                                                                             unter „Albernheiten“ einzureihen waren.
                                                                                                             Obwohl mit Argwohn betrachtet und dem-
                                                                                                             entsprechend bekämpft, hielten sich solche
                                                                                                             Lieder nach der Reform des Kirchengesangs
                                                                                                             im Zuge der Herausgabe des Gesangbuchs
                                                                                                             Maria Theresias im Jahr 1776 noch bis zur
                                                                                                             Wende zum 19. Jahrhundert. Sie entsprachen
                                                                                                             dem Geschmack des Volkes und zählten
                                                                                                             sogar zum Repertoire von Sängerknaben.
                                                                                                             Auch in Städten und Märkten fanden die
                                                                                                             Lieder großen Anklang. Von den Geistlichen
                                                                                                             wurden sie lange Zeit geduldet, zeitweilig
                                                                                                             gefördert oder sogar von ihnen angeregt.

            Das Traismaurer Kripperl und sein Besitzer Ludwig Scheibl. Foto: Gotthard Klaus                  Dass sich das eine oder andere Krippenlied
                                                                                                             bis in unsere Tage erhalten hat oder neu
                                                                                                             belebt wurde, verdanken wir den Aufzeich-
                                                                                                             nungen vergangener Jahrhunderte. Auch in
Alli meini Herrn und laßts eng sagn,                  und duldsamen Kind in der Krippe immer                 Weihnachtsspielen, von denen es in Nieder-
der Hammer der hat zwölfi gschlagn.                   nur schreit. An der Krippe sprechen die                österreich mehrere unterschiedliche gegeben
Der Stund nach ists erst Mitternacht                  Hirten zum kleinen Kind und seinen Eltern.             hat und die sich bis ins 20. Jahrhundert hal-
wer hat denn schon den Tag herbracht.                 Sie rufen die vergebliche Herbergssuche in             ten konnten, wurden solche Lieder wegen
Es ist hellicht, i hör a Gschra,                      Erinnerung. Ein Haus wollen sie dem Kind               ihrer guten Darstellbarkeit verwendet.
die Engel singen Gloria.                              bauen, und es dem Petrus gleichtun, der auf            Obwohl die Überlieferung aus Maria Taferl
Loben wir Gott und unser liebe Frau;                  dem Berg der Verklärung vor Benommen-                  ein einzigartiger Beleg dafür ist, wie ein Hir-
hat zwölfi gschlagn.                                  heit daherstammelte, Jesus ein Haus bauen              tenspiel in die Christmette eingebaut wurde,
                                                      zu wollen. Ihrer Bewunderung des Kindes                ist davon auszugehen, dass derartige Bräuche
Unmittelbar anschließend intonierte die               können die Hirten nur stockend Ausdruck                durchaus verbreitet gewesen sein mussten. /
Musik oder, wenn eine solche nicht vorhan-            verleihen: „O Kinderl! O Stutzerl! wie bist du
den war, die Orgel das Vorspiel für ein               so schön, O herzigs liebs Wuzerl! magst nit            Text: Peter Gretzel
Krippelgsangl, auf das der Sänger das Lied            mit uns gehen?“ In der letzten Strophe bitten
„mit möglichstem Kunst- und Kraftaufwand              die Halter, wie die alpenländischen Hirten
herbrüllte“. Der Sakristan teilt nun das Lied         auch genannt wurden, dass der Vater sie in
„He Bartl und Hansl, Buebn losts na glei auf “        den Himmel aufnehmen möge, damit sie
mit 18 Strophen mit:                                  nicht umsonst zur Krippe gekommen wären.

He Bartl und Hansl, Buebn losts na glei auf,          Nach einem solchen Hirtenlied und dem
mußs alliweil gschlaffa seyn und gschnarcht           Nachspiel der Musik bzw. der Orgel wurde                 WEIHNACHTSLIEDER-
braf drauf, itzt kimm i von hüethen in ains           ein Hirtenchor angestimmt. Dieser Chor                   TELEFON
gehn daher, i sag engs vor Laffa kam pfneha           bildet den Abschluss der ganzen Szenerie.                ———————————————————
kann mehr.                                            Die Hirten packen wieder alles zusammen
                                                                                                               Suchen Sie bestimmte Lieder? Alte oder
                                                      und nehmen sich vor, daheim von dem
                                                                                                               neue? Klingt die Melodie noch im Ohr
Der Engel, das helle Licht, der Schrecken des         Wunder zu erzählen, das sie miterleben durf-
                                                                                                               und es fehlt Ihnen der Text? Haben Sie
wachenden Hirten, der die Schlafenden auf-            ten. Weitere mundartliche Lieder dieser Art
                                                                                                               noch Textpassagen im Kopf, aber keine
geregt weckt, aber auch die Skepsis gegen-            innerhalb des Weihnachtfestkreises gab es
                                                                                                               Melodie mehr dazu? Das Team des Volks-
über einem hellen feurigen Stern, der nicht           für das Fest der Beschneidung Christi am                 liedarchivs hilft Ihnen gern weiter.
selten als Unglücksbote gedeutet wurde und            1. Jänner und für das Fest der Heiligen Drei             NÖ Volksliedarchiv
auch in der Szene ein Ankünder von Armut              Könige am 6. Jänner.                                     c/o NÖ Landesbibliothek
und schlechten Zeiten sein konnte, all das
                                                                                                               3109 St. Pölten, Landhausplatz 1
wird in witzigen und manchmal derben For-             Der Aufzeichner, selbst Musiker und ehema-
mulierungen angesprochen. Das Lied erzählt            liger Sängerknabe, lässt in seinem Bericht               Tel. 02742 9005-12878
                                                                                                               archiv@volkskulturnoe.at
von den zerbrochenen Eiern des Stöffl, redet          seine Ablehnung dieser mundartlichen
vom Hieserl, der im Gegensatz zum braven              Lieder innerhalb der Messe deutlich erken-               Mo–Fr, 9.00–15.00 Uhr

                                                  schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
KULTUR.REGION schaufenster
Brauch / 10

                                                                          Karten

                               GRUSS UND KUSS
                                VOM KRAMPUS
                                    Ältere Semester können sich noch gut erinnern:
                        Um den 5. Dezember wurden Krampuskarten mit Liebesgrüßen verschickt.

                                                       voraus.“ Oder: „Krampusserln, die wünsch                starten und das anonym und daher ohne
                                                       ich mir – und ausgerechnet nur von dir!“                Gefahr eines möglichen Gesichtsverlust.
                                                       Natürlich gibt es auch die kindertauglichen             Deswegen wurden die Karten, die um den
                                                       Versionen dieser Karten: „Seid ihr heuer                5. Dezember verschickt wurden, „von Un-
                                                       brav gewesen? Sonst kriegt ihr’s mit dem                bekannt“ geschrieben. Natürlich wurde dazu
                                                       Krampusbesen!“                                          die Schrift verstellt, mit Blockbuchstaben
                                                                                                               geschrieben oder Zeitungsbuchstaben ausge-
                                                       Der dunkle Begleiter des hl. Nikolaus, das              schnitten. Statt die Karte mit einer Briefmar-
                                                       Böse als Gegenpart zum Guten, tritt in vielen           ke zu frankieren, schrieb man am Feld rechts
                                                       Namen in Erscheinung: Knecht Rupprecht,                 oben wo diese zu kleben hat, gerne noch ein
                                                       Klaubauf, Bartl und in den Donauländern                 „Ätschi-betsch“ oder malte ein Herzchen.
                                                       als Krampus. Der Volkskundler Leopold                   Der Briefträger hob beim Empfänger ein
                                                       Schmid schreibt in „Volkskunde aus Nieder-              Strafporto ein, das amtlich mit einer Straf-
                                                       österreich“: „Die Schwarz-Weiß-Kontras-                 portomarke gekennzeichnet wurde.
                                                       tierung der beiden Gestalten weist ausge-
                                                       sprochen barocke Züge auf. Die Volkslatini-                       Anonymer Absender
                                                       sierung ,Krampus’ für eine mit Krampen
                                                       oder Krallen ausgestattete Figur weist auch             Solchermaßen eingelangt – manch eine
                                                       auf diese Zeit.“                                        Glückliche konnten bis zu sieben oder mehr
                                                                                                               Krampuskarten aufweisen! – begann das all-
                                                       Mit dem Verschicken von Krampuskarten,                  gemeine raten und rätseln, wer der Absender
                                                       deren Nachweis bis ins Ende des 19. Jahr-               sein könnte. Irgendwie kam man, dank
Trafiken haben dunkle Winkel: Namenstags-              hunderts reicht, begann der 5. Dezember –               Schriftbild oder verräterischen Nachfragen
Billets, die keiner mehr versendet; verbliche-         anders als heute – „romantisch“ konnotiert              des anonymen Absenders, immer dahinter
nes Seidenpapier; Kassa-Hefte, die seit der            zu sein. Man erhoffte sich als Jugendlicher,            wer nun mit „Gruß und Kuss vom Krampus“
elektronischen Registrierkassa niemand                 endlich mit jemanden „zu gehen“. Diese                  unterzeichnet hatte.
braucht.                                               romantisch-erotische Seite hat der Krampus-
                                                       tag an den Valentinstag am 14. Februar, des-                              Abgesang
In einer Schachtel in diesem dunklen Winkel            sen Brauch aus dem anglo-amerikanischen
finden sich Krampuskarten – höllenfeuerrot             Raum stammt, abgegeben.                                 „Jetzt kaufen höchstens die Großeltern
mit Goldprägung. Darauf ein Paar, das so gar                                                                   Krampuskarten und geben sie ins Nikolo-
nicht in das romantische Bild einer Jungend-                            Anbandeln                              sackerl ihrer Enkelkinder“, so die Trafikantin
liebe passt, sondern unmissverständlich                                                                        und räumt die Schachtel mit den höllen-
sexuelle Spielarten illustriert: Sie zeigt üppige      Krampuskarten zu bekommen galt für die                  feuerroten Karten wieder in den Winkel.
Rundungen, er ein zotteliges Fell. Sie nestelt         Jugend des 20. Jahrhunderts als „must have“.            Wer ganz genau hinhört, kann von dort ein
an den Trägern ihres BHs, er rasselt mit der           Umso mehr, um so besser der Status im Klas-             leises Kettenrasseln hören ... /
Kette. So frivol geht es auf diesen Karten zu.         senzimmer. Krampuskarten zu verschicken
Darunter stehen Sprüche: „So ein Krampus               war eine gute Möglichkeit zum Anbandeln.                Text: Mella Waldstein
kennt sich aus, hat andern Männern viel                Er oder sie konnte gleich mehrere Versuche

                                                    schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 11

                                                                          Advent

                 ANKOMMEN IM ADVENT

     Der klingende Adventkalender auf ORF NÖ, Adventmärkte in Krems-Stein und in Wiener Neustadt,
      das Adventsingen in Grafenegg, ein Hirtenspiel im Brandlhof und das Liederheft „Stiller Advent“
            sind Angebote der Kultur.Region.Niederösterreich für einen stimmungsvollen Advent.

       Jeden Tag öffnet ein niederösterreichischer Chor ein Fenster des klingenden Adventkalenders in „NÖ Heute“ (ab 19.00). Der Chor der 7A des musischen
                                          Realgymnasiums Perchtoldsdorf singt „Was soll denn das bedeuten“. Foto: z. V. g.

    Klingender Adventkalender                          dem Weihnachtsfestkreis. Die Aktion bietet              zu Hause sind: eine sympathische Dokumen-
                                                       die Gelegenheit, inne zu halten und sich auf            tation, dass Volksmusik in Niederösterreich
Auch im heurigen Advent gibt es ihn wieder:            das bevorstehende Weihnachtsfest zu besin-              nicht irgendwo verwahrt, sondern mit Liebe
den klingenden Adventkalender im ORF NÖ                nen, wie ORF-Landesdirektor Norbert Gol-                und Gefühl gepflegt wird!“
mit der Chorszene Niederösterreich, der                linger betont: „Lieder erleichtern es uns, die
musikalisch auf das Weihnachtsfest ein-                Adventzeit so zu erleben, wie es frühere                Über 570 Sänger aller Altersgruppen und
stimmt. Wenn sich ab 1. Dezember dessen                Generationen beschrieben haben. Vielleicht              Stimmlagen bieten mit ihren Beiträgen wie-
Fenster täglich in „NÖ heute“ in ORF 2 (ab             regen sie die eine oder andere Familie auch             der stimmungsvolle Auszeiten mit
19.00 Uhr) und im „Radioclub“ auf Radio                dazu an, gemeinsam ein Advent- oder Weih-               bekannten, aber auch unbekannteren Wei-
NÖ (ab 16.00 Uhr) öffnen, präsentieren                 nachtslied anzustimmen; und schließlich                 sen. Von den vier teilnehmenden Kinder-
23 Chöre und Vokalensembles aus 14 ver-                zeigt der ORF-NÖ-Adventkalender, welche                 und Jugendensembles stechen heuer vor
schiedenen Bezirken des Landes ein Lied aus            exzellenten Chöre in unserem Heimatland                 allem die älteren hervor: Sowohl der Jugend-

                                                   schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 12

            Zinnfiguren, bemalt von Sonja Krimshandl aus Rohrendorf, finden sich am Adventmarkt der Volkskultur Niederösterreich in Krems Stein.
                                                     Foto: Dieter Schewig/Volkskultur Niederösterreich

chor des Musikschulverbandes Retzer Land                            Adventmarkt                                         Wiener Neustadt –
als auch der 7A-Klassenchor des musischen                          in Krems-Stein                                        Advent am Dom
Realgymnasiums Perchtoldsdorf zählen als
Sieger des NÖ Landesjugendsingens und                Ein kleiner, aber feiner Adventmarkt im                Zum dritten Mal bildet der Wiener Neustäd-
Finalisten des Bundesjugendsingens 2017 zu           historischen Ambiente der Steiner Altstadt.            ter Dom die stimmungsvolle Kulisse für
den erfolgreichsten Jugendchören ganz                Auf dem idyllischen Adventmarkt der Volks-             einen Adventmarkt. Unter dem Motto „Wir
Österreichs.                                         kultur Niederösterreich am Ludwig-von-                 tragen Niederösterreich“ organisiert die
                                                     Köchel-Platz werden unter anderem die                  Volkskultur Niederösterreich gemeinsam
Neben neun gemischten Chören, drei Kir-              beliebten Zinnfiguren als hochwertiger                 mit dem Stadtmarketing Wiener Neustadt
chenchören, je zwei Frauen- und zwei Män-            Weihnachtsschmuck, dekorative Keramiken                einen traditionellen Schauhandwerksmarkt
nerensembles und einer Bäuerinnen-Sing-              sowie edles Kunsthandwerk aus Holz und                 mit Schnitzer, Drechsler, Schmied, Metall-
gruppe präsentieren ORF NÖ und Volkskul-             Glas angeboten. Zudem findet in der Passage            drücker, Teppichweberei, Kerzenziehen,
tur Niederösterreich heuer auch zwei Pro-            der Buchhandlung im Haus der Regionen                  Holz- und Christbaumschmuck sowie kuli-
jektchöre: den landesweit ausgeschriebenen           heuer erstmals eine Krippenausstellung statt.          narischen Genüssen aus der Region.
Auswahlchor der Chorszene Niederöster-               Daneben können auch Ikonen und Kloster-
reich, der beim NÖ Adventsingen in Grafen-           arbeiten erworben werden.                              Handgefertigte Produkte aus dem Gastland
egg am 7. und 8. Dezember 2017 von Micha-                                                                   Slowenien werden an zwei Ständen präsen-
el Poglitsch geleitet wird, und einen evange-        Auch die Kulinarik kommt nicht zu kurz –               tiert. Das Weben von Teppichen wird vor Ort
lischen Projektchor, den Diözesan-Kantorin           sei es mit Ab-Hof-Produkten aus der Region,            auf mitgebrachten Webstühlen gezeigt.
Sybille von Both speziell zum Jubiläum „500          herzhaften Schmankerln oder mit wär-
Jahre Reformation“ mit Sängern aus Ternitz,          mendem Glühwein und Punsch.                            Vokalensembles, Saitenmusik und Bläser
Neunkirchen, Melk und Scheibbs ins Leben                                                                    sorgen für die musikalische Umrahmung des
gerufen hat.                                         Erlesene Weihnachtsdekoration und außer-               Adventmarkts am Dom. Eine Krippenaus-
                                                     gewöhnliche Geschenkideen sind bereits in              stellung und Basteln für Kinder im Nettl-
So vielfältig wie der Querschnitt der hei-           den Wochen zuvor im Sortiment des                      keller des Bildungszentrums St. Bernhard
mischen Chorlandschaft ist auch die Band-            Geschäfts „Volkskultur – Handwerk der                  ergänzen das stimmungsvolle Programm des
breite der Liedauswahl mit traditionellen            Regionen“ zu finden. Stöbern Sie im reichen            Adventmarkts in Wiener Neustadt.
Adventweisen aus Österreich über Raritäten           Angebot und lassen Sie sich mit adventlichen
der musica sacra bis zu Weihnachtsliedern            Weisen und Liedern auf das bevorstehende
aus ganz Europa.                                     Weihnachtsfest einstimmen.

                                                 schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 13

                                                                                                              INFORMATION
                                                                                                              ———————————————————
                                                                                                              Klingender Adventkalender
                                                                                                              1.–23. 12. 2017
                                                                                                              jeweils nach „NÖ heute“ (ca. 19.20 Uhr)
                                                                                                              bzw. im „Radioclub“ (nach 16.00 Uhr)
                                                                                                              auf Radio Niederösterreich.
                                                                                                              _
                                                                                                              Adventmarkt in Krems-Stein
                                                                                                              Sa, 16. 12. 2017, 13.00–18.00 Uhr
                                                                                                              So, 17. 12. 2017, 10.00–18.00 Uhr
                                                                                                              3500 Krems-Stein, Ludwig-Köchel-Platz
                                                                                                              _
                                                                                                              Advent am Dom
                                                                                                              Fr, 15. 12. 2017, 14.00–19.00 Uhr
                                                                                                              Sa, 16. 12. 2017, 10.00–19.00 Uhr
                                                                                                              So, 17. 12. 2017, 10.00–18.00 Uhr
                                                                                                              2700 Wiener Neustadt, Domplatz
  Beim Almtaler Hirtenensemble spielt Franz Bernegger (re.) den Dudelsack und wird von Schwegelpfeife,        _
                        Maultrommel und Geige begleitet. Foto: Fred Holzinger

      Almtaler Hirtenensemble
           am Brandlhof                                  INFORMATION                                          STILLER ADVENT
                                                         ———————————————————                                  ———————————————————
Das Hirtenspiel verbreitete sich über die
Klöster. Aus dem Voralpengebiet sind schö-
ne lyrische Formen des Hirtenspiels überlie-
fert, in und um Wien muss es verschiedene                                                                                           Stiller Advent
                                                                                                                                       Feiern im Kreise der Familie und mit Freunden

barocke Formen gegeben haben. Naturge-
mäß sind die Hauptpersonen die Hirten, die
der Krippenpoesie einen heiteren Charakter
verleihen. Die Handlung ist schlicht: die Hir-
ten beklagen sich über bittere Kälte und
legen sich schlafen. Ein Engel erscheint und
verkündet die frohe Botschaft von der
Geburt des Herrn. Den Hauptteil des Spiels               So, 10. 12. 2017, 10.00–18.00 Uhr
                                                         Advent im Brandlhof
nehmen dann mehrstrophige Hirtenlieder
ein, die im Wechselgesang vor einer Krippe               3710 Radlbrunn 24                                    Adventleitfaden_COVER_2017.indd 1                                        15.11.17 12:34

gesungen werden. In der intimen Atmosphä-                Weisenblasen zu jeder vollen Stunde                  Dieser Ausgabe ist die Broschüre
re des Adventmarkts im Brandlhof folgt das                                                                    „Stiller Advent“ beigelegt. Mit Advent-
                                                         13.15 Uhr: Adventlesung: ARTSchmidatal,
Almtaler Hirtenensemble dem Stern Rich-                                                                       und Weihnachtsliedern, Geschichten
                                                         Musik: Flötenensemble Frizzante
tung Bethlehem. In dem Hirtenspiel „Hirten                                                                    und einem Rezept möchte die Volkskul-
auf dem Felde“ zeigen sich von Zweifel bis               14.15 Uhr: „Hirten auf dem Felde“,                   tur Niederösterreich gemeinsam mit den
                                                         Almtaler Hirtenensemble                              Niederösterreichischen Nachrichten und
Entschlossenheit die Emotionen der Hirten
nach der Verkündigung durch den Engel.                   15.15 Uhr: Adventlesung: ARTSchmidatal,              den „Wir tragen Niederösterreich“-
Wie es den Darstellungen in den alpenlän-                Musik: Geschwister Haimberger                        Partnern auf die Weihnachtszeit ein-
dischen Krippen entspricht, sind die Hirten              16.15 Uhr: Familiengesang Knöpfl und                 stimmen.
mit Dudelsack, Schwegelpfeife, Maultrom-                 Männerensemble Takt-Los                              Das Heftchen kann auch bei der Volks-
mel und Geige zu sehen und zu hören. Den                 17.00 Uhr: Offenes Singen im Hof, Dorli              kultur Niederösterreich bestellt werden:
Abschluss des Spiels bildet die Almtaler                 Draxler und die Pulkauer Weisenbläser                office@volkskulturnoe.at
Weihnachtssage. /                                        _                                                    www.volkskulturnoe.at

                                                   schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Haus der Regionen / 14

                                                           Kremser Kamingespräche

                    AUF REGIONEN BAUEN

      In spannenden Gesprächsrunden verhandeln diesen Winter namhafte Vortragende verschiedene
 Kultur-Zitate. Die Wissenschafterin Ulrike Guérot und der tschechische Politiker Fürst Karl Schwarzenberg
             werden am 13. Dezember über Kulturvielfalt und Zukunft der Regionen diskutieren.

                                                                                                              In der Versammlung der Regionen Europas
                                                                                                              (VRE) sind derzeit 270 Regionen aus 33
                                                                                                              europäischen Ländern und 16 überregionale
                                                                                                              Organisationen vertreten. Jede dieser Regi-
                                                                                                              onen zeichnet sich durch kulturelle Beson-
                                                                                                              derheiten aus, ob es sich um Sitten und
                                                                                                              Bräuche, Sprachen und Dialekte, Klima und
                                                                                                              Vegetation oder die vielen Ausdrucksformen
                                                                                                              der Volkskultur handelt. Universell und
                                                                                                              schrankenlos behauptet sich dagegen der
                                                                                                              interregionale Austausch in den Bereichen
                                                                                                              Wissenschaft und Kunst. Vielfach stehen
                                                                                                              Regionen heute im Wettbewerb, geht es nun
                                                                                                              um die Behauptung gegenüber anderen
                                                                                                              Regionen oder gegenüber zentralistischen
                                                                                                              Machtgefügen. Von Bedeutung ist anderer-
                                                                                                              seits aber auch die Artikulation und Behaup-
                                                                                                              tung gemeinsamer Interessen.

                                                                                                              Worin liegen die Stärken der Regionen, etwa
                                                                                                              in den Ansprüchen nach Bürgernähe,
                                                                                                              Lösungskompetenz, Identifikation oder Aus-
                                                                                                              bildung eines besonderen Zusammengehö-
                                                                                                              rigkeitsgefühls? Welche Vorteile können
                                                                                                              Regionen für Kreativität oder künstlerisches
                                                                                                              Schaffen bieten? Wie weit kann regionale
                                                                                                              Eigenständigkeit Phänomenen wie Populis-
                                                                                                              mus, Hass und Extremismus begegnen?

                                                                                                                        Im Gespräch mit
                                                                                                                       Karl Schwarzenberg

                                                                                                              Schaufenster Kultur.Region traf Fürst Karl
                                                                                                              (Karel) Schwarzenberg, Außenminister der
                                                                                                              Tschechischen Republik a. D., vorab. Regio-
                                                                                                              nalität, Autonomiebestrebungen, National-
                                                                                                              staaten, Europäische Union – diese Themen
                                                                                                              sind derzeit von dringender Aktualität, ja
Bei den Kremser Kamingesprächen am 13. Dezember mit Fürst Karl Schwareznberg wird das Thema Regionen          Brisanz: „Staaten entstehen und vergehen.
     im historischen Kontext ebenso wie mit Blick in die Zukunft diskutiert werden. Foto: Erich Marschik

                                                   schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Haus der Regionen / 15

                                                         enorm. Ebenso verhält es sich mit dem                   Damen ideal und auch im Steireranzug sieht
                                                         Weinviertel und dem südlichen Mähren, und               man besser aus. Aber selbstverständlich spie-
                                                         auch die Marchregion ist als ein gemein-                len Traditionen einer Gegend auch eine
                                                         samer Raum zu verstehen“, so Fürst Karl                 Rolle!“
                                                         Schwarzenberg.
                                                                                                                 Für spannenden Gesprächsstoff ist gesorgt –
                                                                        Mitteleuropa                             und wo könnte man besser über Regionen
                                                                      im neuen Kontext                           nachdenken als im Haus der Regionen in
                                                                                                                 Krems-Stein? /
                                                         Der Diskurs über Mitteleuropa hat sich in
                                                         den letzten Jahren stark gewandelt. War er              Text: Mella Waldstein
                                                         mit dem Fall des Eisernen Vorhangs neu
                                                         angefacht worden und durch Intellektuelle
                                                         und Schriftsteller aus den Ländern der ehe-
                                                         maligen Habsburgermonarchie fruchtbar
                                                         befeuert – denken wir an Claudio Magris aus
                                                         Italien, Péter Nádas aus Ungarn und den                   KREMSER
  Ulrike Guérot, Leiterin des Departments für            tschechischen „Dichterpräsidenten“ Václav                 KAMINGESPRÄCHE
  Europapolitik und Demokratieforschung der              Havel – , so ist durch die Entstehung der                 ———————————————————
Donau-Universität Krems, vertritt die Meinung,
                                                         „Visegrád-Staaten“ innerhalb der Europä-                  Mi, 13. 12. 2017, 18.00 Uhr
dass Nationalstaaten obsolet werden. Foto: z. V. g.
                                                         ischen Union ein neuer Kontext zum Begriff                Kultur-Zitate / Regionen
                                                         Mitteleuropa entstanden.                                  Univ.-Prof. Dr. Ulrike Guérot,
                                                                                                                   Leiterin des Departments für Europa-
Regionen sind jedoch gegeben und wir                     Dazu können die Besucher der Kaminge-                     politik und Demokratieforschung der
sollten mehr auf sie bauen. Allerdings ist die           spräche am 13. Dezember spannende                         Donau-Universität Krems;
Praxis so, dass viele Regionen unangenehme               Gedanken erwarten. Denn kaum jemand,                      Fürst Karl Schwarzenberg,
Entscheidungen mit Freude nach Brüssel                   der durch die europäisch vernetzte Familien-              tschechischer Politiker und Außen-
befördern, obwohl sie es hätten vor Ort lösen            geschichte und den politischen Umbruch der                minister der Tschechischen Republik a. D.
können. Ein typisches Beispiel ist das Thema             ehemaligen „Ostblockstaaten“ diese Ent-                   _
Natura-2000-Gebiete. Ich halte das für eine              wicklung so hautnah erfahren und im Nach-
typische Frage, die man am Platz lösen sollte.           barland Tschechien auch politisch mitge-                  Achtung, geänderter Termin:
                                                                                                                   Do, 11. 1. 2018, 18.00 Uhr
Brüsseler Politiker sollten dafür arbeiten, die          formt hat, wie der Außenminister a. D., Fürst
                                                                                                                   Kultur-Zitate / Management
brennenden Fragen in der heutigen Welt                   Karl Schwarzenberg.
gemeinsam zu lösen: Sicherheitspolitik, Ver-                                                                       Prof. Dorli Draxler, Geschäftsführerin
teidigungspolitik, Außenpolitik, Energiepo-                         Europäische Seele?                             der Kultur.Region.Niederösterreich;
litik“, so der tschechische Politiker Schwar-                                                                      Prof. Bijan Khadem-Missagh, Musiker,
zenberg.                                                 In Diskussionen über die Zukunft Europas                  Gründer und lang jähriger Leiter des
                                                         wird auch immer wieder die Frage aufgewor-                Kammermusikfestivals Allegro Vivo
            Regionen –                                   fen, ob es eine europäische Seele gebe. Fürst             _
       Rückblick und Ausblick                            Karl Schwarzenberg hat darüber eine klare
                                                                                                                   Eintritt frei! Anmeldung erbeten.
                                                         Meinung: „Nein, auch eine österreichische
Bei den Kremser Kamingesprächen wird das                 Seele gibt es nicht. Ich wüsste nicht einmal              Idee und Konzept:
Thema Regionen im historischen Kontext                   von einer steirischen oder niederösterreichi-             Dr. Edgar Niemeczek, Geschäftsführer
ebenso wie mit Blick in die Zukunft verhan-              schen Seele. Auch halte ich nationalen Cha-               der Kultur.Region.Niederösterreich.
delt werden. Prof. Ulrike Guérot, die eine               rakter für einen Irrtum. Was es aber gibt, ist
sehr prononcierte Meinung zu Europa ver-                 eine gewisse Tradition des Verhaltens. Es gibt            Moderiert wird die Diskussion von
                                                                                                                   Michael Battisti, ORF Niederösterreich.
tritt, meint, dass Nationalstaaten obsolet               gewisse Verhaltensmuster, die sich im Laufe
                                                                                                                   Die Gespräche werden jeweils eine
werden. Das eröffnet Chancen für die Regi-               der Zeit entwickeln.“
                                                                                                                   Woche später um 21.00 Uhr auf
onen.
                                                                                                                   Radio Niederösterreich ausgestrahlt.
                                                         Da Fürst Schwarzenberg im Haus der Volks-
„Regionen bekommen eine immer größere                    kultur Niederösterreich diskutieren wird,
Wichtigkeit. In diesem Zusammenhang                      haben wir ihn gefragt, was er über Trachten               Haus der Regionen
                                                                                                                   3504 Krems-Stein, Donaulände 56
kann man eine Region auch über die Gren-                 denkt. „Ich glaube, dass beim Tragen von
zen der Nationalstaaten hinausgehend ver-                Tracht größtenteils Eitelkeit im Spiel ist.               Tel. 02732 85015
stehen. Zum Beispiel sind die Parallelen                 Sowohl Männer als auch Frauen sehen in der                ticket@volkskulturnoe.at
zwischen Südböhmen und dem Waldviertel                   Tracht besser aus. Das Dirndl ist für die                 www.volkskulturnoe.at

                                                      schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Musikschulen / 16

                                                 Zeitzeugin

  MUSIK VERBINDET
DAS GANZE LEBEN LANG

Im Gespräch mit der ältesten Musikschülerin und Zeitzeugin der Musikschulgeschichte.

             Mit 90 Jahren beschloss Helene Wiesbauer, ein weiteres Instrument zu erlernen: die Harfe.

                            schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Musikschulen / 17

      Klavier spielen wurde im wahrsten Sinne des Wortes von Helene Wiesbauer en passant erlernt.                  Helene Wiesbauer im Gespräch mit
                                       Fotos: Daniela Matejschek                                                           Monica Rütgen.

Helene Wiesbauer ist heuer 95 Jahre alt               da wollte ich dann unbedingt Zitherspielen             bekommen, Musiktheorie und so weiter.
geworden, sie wurde 1922 in Warth in der              lernen. Ich war zehn Jahre alt. Man hat mir            Diese Angebote habe ich immer gerne
Buckligen Welt geboren und ist in Grim-               so ein „Brettl“ gekauft – ein furchtbares!             angenommen. Es ist ganz wichtig, sich auch
menstein aufgewachsen, wo sie heute wieder            Besonders gut konnte mein Lehrer nicht                 als Lehrerin fortzubilden. Ich war die Erste,
lebt. In der Zeit, in der sie groß wurde, gab         spielen, aber ich habe dann doch einiges               die den Ausbildungskurs des NÖ Musik-
es kaum organisierte Musikschulen, wer ein            gelernt. Das meiste habe ich mir dann                  schulwerks im Fach Gitarre absolvierte.
Instrument lernen wollte, musste viel Eigen-          selbst beigebracht. Kurz darauf haben die              Das war 1965 bei Professor Karl Scheit, der
initiative zeigen. Um die Schule oder den             Kollegen meines Vaters gesagt, ich soll ihre           damals ins Musikschulwerk gekommen ist
Musikunterricht zu besuchen, mussten die              Töchter auch Zitherspielen lehren. So kam              und wieder von der Pike auf unterrichtet
Kinder oftmals kilometerlange Strecken zu             es, dass ich bereits mit 14 Jahren meine               hat. Durch ihn haben wir dann wirklich
Fuß zurücklegen.                                      ersten Schülerinnen unterrichtete.                     Gitarrespielen gelernt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Helene                 Kurz nach der Gründung der Musikschule                 Haben Sie zusätzlich zum Einzel-
Wiesbauer als Lehrerin an die Musikschule             Aspang (1957/58) wurden Sie dort Lehrerin.             unterricht auch einen Schwerpunkt auf
Aspang, die heuer wie das Musikschulma-               Welche Fächer haben Sie unterrichtet?                  das gemeinsame Spielen im Musik-
nagement Niederösterreich ihr 60-Jahr-Jubi-                                                                  unterricht gelegt?
läum feiert. Als 1976 der Aspanger Musik-             Wiesbauer: Ich habe in der Musikschule
schulleiter Leopold Tobler in Pension ging,           Zither unterrichtet, dann auch Flöte und               Wiesbauer: Alle, die bei mir in Einzel-
trat Helene Wiesbauer dessen Nachfolge an.            Gitarre. Und dann musste ein Kollege von               unterricht gingen, hatten auch auf irgend-
Bis zu ihrem 75. Lebensjahr führte sie mit            meiner Arbeitsstelle einrücken. Er hatte ein           eine Weise Zusammenspielstunden –
großer Begeisterung die Musikschule der               Akkordeon und wollte es unbedingt ver-                 so nannten wir das damals – miteinander.
Marktgemeinde Aspang und sorgte für den               kaufen. Da habe ich es ihm abgekauft und               Man lernt, aufeinander zu hören, und kann
musikalischen Nachwuchs in der Region der             habe das auch noch erlernt. Dann habe ich              und muss sich aufeinander einstellen. Erst
Buckligen Welt am Fuße des Hochwechsels.              das Akkordeonspiel auch in der Musik-                  im Zusammenspiel kommt etwas heraus.
Wir besuchten die bemerkenswerte musika-              schule unterrichtet. Später habe ich auch
lische Zeitzeugin in Grimmenstein.                    die musikalische Früherziehung in Aspang               Sie haben so lange unterrichtet.
                                                      selbst eingeführt und unterrichtet.                    Hat sich im Laufe der Zeit die Art
Musik begleitet Sie schon Ihr ganzes Leben                                                                   des Unterrichts verändert?
lang. Wann haben Sie die Liebe zur Musik              Haben Sie sich alles selbst beigebracht oder
entdeckt?                                             auf welche Weise haben Sie Ihre vielfältigen           Wiesbauer: Was zu jeder Zeit das Wich-
                                                      Kompetenzen erlangt?                                   tigste ist, ist die Liebe zur Musik. Ich habe
Wiesbauer: Meine Mama hat immer                                                                              immer mit Begeisterung unterrichtet,
gesungen. Und meine Tante hat eine Zither             Wiesbauer: Vieles schon. Aber wir haben                anders geht es nicht. Sonst wird daraus
gehabt, das hat mir dann auch so gefallen,            über die Musikschule Seminare angeboten                nichts!

                                                  schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Musikschulen / 18

  Helene Wiesbauer am Akkordeon beim gemeinsamen Musizieren mit ihren Schülerinnen und Schülern,                „Ein paar Töne kann ich gern spielen“,
                          Aspang 1983. Foto: Archiv Musikschule Aspang                                                  so Helene Wiesbauer.

Ein wichtiges Thema in der Geschichte des          von St. Peter (Aspang) nach Edlitz gegan-               Leben lang. Mit Musik ist das Leben ganz
Musikschulwesens war und ist das Dienst-           gen und hab bei meinem früheren Lehrer –                anders.
recht der Musikschullehrer und -lehrerinnen.       ich war ja in der Volksschule in Edlitz –
Welche dienstrechtliche Anstellung hatten Sie      einige Monate Klavierstunden gehabt,                    Frau Wiesbauer setzt sich zu ihrer Harfe,
und Ihre Kollegen und Kolleginnen damals?          damit ich meinem Friedl etwas beibringen                spielt für uns ein paar Töne und strahlt
                                                   konnte. Meine Söhne sind wirklich zwei                  über das ganze Gesicht. /
Wiesbauer: Am Anfang war ich nicht fix             ganz brave Schüler gewesen und zwei
angestellt, aber dann war ich die Erste, die       eifrige Musiker. Und die Kleinen sind es                Interview: Monica Rütgen
in den späten 1970er-Jahren angestellt             auch schon. Meine Urenkelin spielt schon                Fotos: Daniela Matejschek
wurde. Denn es wurden vorerst nur die              Klavier, sie ist sechs Jahre alt.
angestellt, die Prüfungen nachweisen konn-
ten. Bis dahin hat der unterrichtet, der           Spielen Sie heute noch aktiv ein
etwas konnte.                                      Instrument?
                                                                                                             FOTOAKTION
Sie haben als Kind begonnen, Zither zu             Wiesbauer: Ich bin vor ein paar Jahren                    ———————————————————
spielen. Das war damals üblich und häufig.         nach Tirol gefahren und habe dort so schö-                #musizierenmachtfreuNde
Heute ist die Zither eher ein Mangelinstru-        ne Harfen gesehen. Ich habe mir                           60 Jahre Management für Musikschu-
ment. Was könnte man machen, um die                gewünscht, dass ich noch ein Musikinstru-                 len in Niederösterreich! Wir laden alle
Leute für so ein Instrument wieder zu              ment erlernen kann. Dann habe ich mir auf                 herzlich ein, Fotos unter dem Motto
begeistern?                                        einem Seminar in Burgenland selber eine                   #musizierenmachtfreuNde+Monat (z.B.
                                                   Harfe gebaut. Also, das war schon sehr                    #musizierenmachtfreuNdenovember)
Wiesbauer: Ich bin damals in die Klassen           anstrengend, aber ich habe es mit Begeiste-               auf unsere Facebook-Seite hochzuladen
gegangen und habe etwas vorgespielt. Und           rung gemacht. Es hat auch nicht lang                      oder sie zu verlinken (@Musikschulen
dann hat es ihnen gefallen und sie haben           gedauert, dass sich ein Lehrer gefunden hat,              Niederösterreich).
auch gespielt. Das ist das beste Mittel.           und da habe ich Harfe zu spielen begonnen.                Im April werden die 60 beliebtesten Fotos
Heute gibt es noch viel mehr Schnupper-            Da war ich 90 Jahre alt.                                  auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht
angebote für Kinder.                                                                                         und zum Voten aufgerufen. Das Foto mit
                                                   Wir feiern heuer ein Jubiläum: 60 Jahre                   den meisten Likes gewinnt, die anderen
Welchen Stellenwert hat Musik in Ihrer             Management für die Musikschulen in Nie-                   59 gehen natürlich auch nicht leer aus.
Familie?                                           derösterreich. Unser Jubiläumsmotto lautet,               Über tolle Preise, Monatsthemen und
                                                   dass Musizieren Freude und Freunde macht.                 Überraschungen informieren wir laufend
Wiesbauer: Bei uns war die Musik immer             Was denken Sie darüber?                                   auf unserer Facebook-Seite @Musikschu-
wichtig, und das ist eine gute Vorausset-                                                                    len Niederösterreich. Liken Sie unsere
zung. Meine Söhne haben ganz zeitig                Wiesbauer: Ja, Freude sowieso. Und                        Seite und machen Sie mit, es lohnt sich!
begonnen, beim Vater Geige zu lernen.              Freunde auch. Wir spielen Stubenmusik.                    Bitte bedenken Sie, dass bei der Veröffentlichung von
Dann sind sie ins BORG gekommen, da                Da kommen alle zu mir und wir musizieren                  Ton-, Video- und Bildaufnahmen stets die Genehmi-
musste ich ein Klavier kaufen. Und ich bin         gemeinsam. Musik verbindet das ganze                      gung der Mitwirkenden einzuholen ist!

                                                schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
Kultur.Region / 19

                                                                                                          Begegnungsreich
                         Schaufenster

                                                                                    SCHAUEN WIR, WER
       GEWINNSPIEL                                                                   DAHINTER STEHT

                                                                                      Die Reizüberflutung erreicht in der sogenannten
                                                                                         stillsten Zeit des Jahres ihren Höhepunkt.

                                                                                                                 Durch Marketingkampagnen reizt der
                                                                                                                 Handel in der umsatzstärksten Zeit
                                                                                                                 die komplette Werbemöglichkeit aus.
                                                                                                                 Vieles wird in weihnachtliche Anmu-
                                                                                                                 tung eingepackt, jeder will seine Käufer
                                                                                                                 erreichen und wer nicht wirbt, der
                                                                      Foto: RK NÖ

                                                                                                                 stirbt. Die beste Werbeoffensive hilft
                                                                                                                 aber auf Dauer nichts, wenn das Pro-
                                                                                                                 dukt nicht stimmt. Dies gilt für Mar-
 „Niederösterreich ist das Land der Freiwilligen – das zeigt sich sowohl                                         kenartikel genauso, wie für unsere
    bei uns im Roten Kreuz, aber auch in der lebendigen Kunst- und                                               Adventmärkte, die allerorts zum
Kulturszene. Ich freue mich immer, mit dem Schaufenster Kultur.Region                                            Besuch einladen.
      einen Einblick in die abwechslungsreiche Welt der Kultur in
                    Niederösterreich zu bekommen.“
     Präsident General Josef Schmoll, Österreichisches Rotes Kreuz,                 In der Adventzeit erreichen die Veranstaltungen ihre Hochkonjunk-
                    Landesverband Niederösterreich                                  tur. In Summe strömen Hunderttausende Besucher zu österreichi-
                                                                                    schen Weihnachtsmärkten. Diese Orte sind jene Kontrapunkte zu
                                                                                    den millionenschweren TV-Spots, Plakatwellen und einer Prospekt-
Gewinnfrage:
Wo findet der
                                                                                    flut, die tagtäglich unseren Postkasten überschwemmt. Betrachten
7. Niederösterreichische Trachtenball statt?                                        wir die Adventmärkte also bitte näher. Schauen wir, wer dahinter
                                                          Jetzt n!                  steht. Nehmen wir die Künstler, die Kreativen und Selbstvermarkter
                                                             piele
                                                        mits                        genauer wahr. Es sind Menschen, die uns mit ihrem Talent Freude
Preis:
                                                                                    bereiten. Monatelang haben sie viel Liebe und Zeit in Schönes
2 x 2 Karten für den Niederösterreichischen
                                                                                    investiert. Ihre ansprechenden Produkte haben etwas zu sagen und
Trachtenball am Freitag, 26. 1. 2018,
Schloss Grafenegg.                                                                  tun in einer angefüllten Werbezeit, die in Sekundenschnelle alles
                                                                                    anpreist, gut. Es geht um Besonderheiten, Handwerkliches und
                                                                                    Selbstgestaltetes – Exklusives statt Massenware. Das bewusste Wahr-
Einsendungen mit Kennwort „Schaufenster“ an:                                        nehmen von Adventmärkten ist nicht wie ein schnelles Durchblät-
Kultur.Region.Niederösterreich GmbH                                                 tern eines Werbekatalogs, sondern steht für viel mehr. Menschen mit
Schlossplatz 1, 3452 Atzenbrugg                                                     Gespür bereiten uns ein vorweihnachtliches Gefühl und lassen uns in
oder per Mail an schaufenster@kulturregionnoe.at                                    eine andere Welt eintauchen. Ich wünsche den Standlern viel Wert-
Einsendeschluss: 15. 1. 2018                                                        schätzung, Menschen, die sich mit ihrer Kunst auseinandersetzen
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.                                                   und natürlich einen Umsatz, der sich lohnt. Im Vergleich zu selbster-
Preise können nicht in bar abgelöst werden.
                                                                                    nannten Werbegurus, sind die wahren Werbeexperten oft vor Ort
_
                                                                                    anzutreffen und bieten eine Ware mit Alleinstellungsmerkmal an –
Gewinner der letzten Ausgabe:                                                       mit besonderen Verzierungen oder exklusiven Verpackungen.
                                                                                    Nehmen wir also viel mehr mit nach Hause! /
August Noderer, Haunoldstein
Sylvia Zöch, Furth/Göttweig
                                                                                    Martin Lammerhuber
_
                                                                                    martin.lammerhuber@kulturregionnoe.at

                                                   schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
BhW-Interview / 20

                                                                      Toni Innauer

                      AM DENKEN UND TUN
                           ARBEITEN
Toni Innauer, Skispringer und Olympiasieger, Autor und Vortragender, ehemaliger Trainer und Sportdirektor
 des ÖSV, im Gespräch mit Martin Lammerhuber über Bildung, Neugierde und was vom Sport zu lernen ist.

                                                                                                              Armin Kogler, Hubert Neuper, Karl Schnabl
                                                                                                              oder Alois Lipburger, der leider nicht mehr
                                                                                                              lebt, sind da zu nennen. Wir waren die erste
                                                                                                              Generation, die das Skigymnasium Stams
                                                                                                              absolvierte. Ich war kein Intellektueller, als
                                                                                                              ich als Sportler aufgehört habe. Aber ich
                                                                                                              war immer aufgeweckt und neugierig. Ich
                                                                                                              bin nicht aus Langeweile studieren gegan-
                                                                                                              gen, sondern weil ich wollte. Es gab einiges
                                                                                                              zu vertiefen und aufzuarbeiten. Ich habe vor
                                                                                                              allem auch Referenzwerte gehabt aus meiner
                                                                                                              intensiven, gründlichen, wenn auch einsei-
                                                                                                              tigen und scheuklappenmäßigen Tätigkeit
                                                                                                              im Spitzensport. Mit dem Studium hat das
                                                                                                              eine interessante Kombination ergeben.

                                                                                                              Du hast die Neugierde angesprochen. Wir
                                                                                                              haben einen Bildungsbereich, in dem es um
                                                                                                              das lebensbegleitende, lebenslange Lernen
                                                                                                              geht. Warum scheitert es manchmal am
   Toni Innauer: „Ich war deshalb auch ein unbequemer Geist, da ich immer wieder abseits des Skisports        lebenslangen Lernen, das genau in der Phase
                                      geschaut habe, was sich tut.“
                                                                                                              zwischen 35 und 50 so wichtig wäre?

                                                                                                              Innauer: Wenn man einmal aufhört, wird
                                                                                                              es schwieriger, denn der Mensch ist ein
Toni Innauer, die Skispringerkarriere hat vor          Es ist nicht vielen Sportlern geglückt, dass sie       Gewohnheitstier. Wie der Hirnforscher Ger-
über 40 Jahren begonnen. Kommt dir die Zeit            sich über den Olympiasieg, über Medaillen              ald Hüther sagt, strengt sich das Hirn nicht
wirklich schon so lange vor oder ist sie wie im        und Erfolge hinaus etwas erarbeitet haben.             so gerne an. Es sucht eigentlich Frieden und
Flug vergangen?                                        Sprich: der Kluge, der Intellektuelle, der Vor-        die Kohärenz, dass alles zusammenpasst.
                                                       tragende, der Visionär etc. Bist du eine Aus-          Mich haben immer viele andere Dinge inte-
Innauer: Es gibt immer zwei Perspektiven.              nahmeerscheinung in Österreich?                        ressiert. Ich war deshalb auch ein unbe-
Einerseits hat man das Gefühl, wenn man,                                                                      quemer Geist, da ich immer wieder abseits
so wie ich, immer wieder über seine Ver-               Innauer: Es gibt einen Niki Lauda und es               des Skisports geschaut habe, was sich da tut.
gangenheit reden darf oder muss, dass das              gibt Sportlerinnen und Sportler, die wirklich          Das hat damit zu tun gehabt, dass ich quasi
alles nicht so lange her ist. Aber es genügt           Großartiges in ihren Bereichen leisten.                berufsbegleitend zu studieren begonnen
der Blick auf die eigenen Kinder oder                  Meine Generation wusste, dass im Sport                 habe.
Enkelkinder, und dann merkt man, dass                  nicht so viel zu verdienen ist, um davon
eine gehörige Portion an Jahren vergangen              leben zu können. Da heißt es früh genug                Also geht es darum, den inneren Schweine-
ist.                                                   aufhören und eine Ausbildung machen.                   hund zu überwinden?

                                                   schaufenster / Kultur.Region / Dezember 2017/Jänner 2018
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