Festschrift zur Gründung der Sektion "Wiener Lehrer" vor hundert Jahren
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wrlehr_festschrift_COVER_montage386x190_a_ 06.05.11 17:33 Seite 1 Die „Wiener Lehrer“ 1874–1911– 2011 Festschrift zur Gründung der Sektion „Wiener Lehrer“ vor hundert Jahren
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 1 VORWORT GrünDunG Der AlPenvereInssektIOn teln, die natur zu bewahren und zu schützen und als „WIener lehrer“ vOr 100 JAhren – unD heute? wertvoll erkannte traditionen weiter zu tragen. Gleich- Was mag unsere vorvorgänger bewogen haben, sich um zeitig war raum für experimente und neue Ideen: die Aufnahme eines bereits seit über 30 Jahren beste- sektionenübergreifende Jugendgruppen, ethik des Berg- henden lehrertouristenvereins in den Deutschen und steigens, erprobung neuer Baumethoden im schutz- Österreichischen Alpenverein zu bemühen? noch dazu hüttenbau und vieles mehr. unter der auf den Mitgliederkreis eindeutig hinweisen- und heute? Ist eine selbständige Alpenvereinssektion, den Bezeichnung „Wiener lehrer“! Aber Begeisterung, deren Mitglieder überwiegend aus lehrerinnen und Beharrlichkeit und Zuversicht konnten viel erreichen: lehrern bestehen, entbehrlich geworden? Offensichtlich sektionsgründung, Zuweisung von Arbeitsgebieten, er- ja, wie die in den letzten Jahren dramatisch gefallenen werb, Aus- und neubau von schutzhütten, ein reges ver- Mitgliederzahlen und das völlige Desinteresse an einer einsleben, steigende Mitgliederzahlen und geordnete übernahme von Funktionen innerhalb der sektion bele- finanzielle verhältnisse. Zwei Weltkriege, eine Weltwirt- gen. Gleichzeitig nehmen aber die Anforderungen, nicht schaftskrise samt Massenarbeitslosigkeit, die enteignung zuletzt finanzieller natur, an die sektion immer weiter des hüttenbesitzes – alle diese existenzbedrohenden zu: strengere vorschriften für den Betrieb der hütten, ereignisse hat die sektion überstanden, dank der Bereit- steigende Weg- und straßenbenützungsgebühren usw. schaft ihrer Mitglieder, sich selbst für die Ziele und Auf- Der einzige vernünftige Ausweg aus diesem Dilemma: gaben des Alpenvereins einzusetzen und verantwortung Die Auflösung der sektion „Wiener lehrer“ als selbstän- in der sektion zu übernehmen. Alle zogen an einem seil, diger verein, das Aufgehen in einer der großen Wiener und das in (nur) eine richtung: Den Mitgliedern, vor Alpenvereinssektionen und nach Möglichkeit das Weiter- allem der Jugend, die Freude am Bergsteigen zu vermit- bestehen als Gruppe „Wiener lehrer“ innerhalb dieser Wiener Alpenvereinssektion. Mit tatkräftiger unterstüt- Dipl.-Ing. Otto Pfeifer zung des Gesamtvereins hat uns der „Alpenverein edel- weiss“ diese Möglichkeit eröffnet – es liegt an uns, den Mitgliedern der ehemaligen Alpenvereinssektion „Wiener lehrer“, von den vielfältigen Angeboten des Alpenvereins edelweiss Gebrauch zu machen und unsere Ideen ein- zubringen. Dipl.-Ing. Otto Pfeifer Letzter Erster Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der Sektion „Wiener Lehrer“
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 2 KLEINE CHRONIK UNSERER SEKTION 1874 Gründung des „lehrer-touristen-klub“ in Wien. 1911 umbildung in die „Wiener lehrersektion“ des DuÖAv. 1913/14 erwerbung eines Arbeitsgebietes in der westlichen schobergruppe und des Baugrundes für die hochschoberhütte. 1921/22 Bau und eröffnung der hochschoberhütte. 1925 eröffnung der selbstversorgerhütte (schihütte) auf der Grössingeralm bei Johnsbach. 1926 Pacht einer Jagdschutzhütte in der Asten (sadnighütte). 1927 Wegbau im Gradental; kauf und Ausbau der hinteralmhütte. 1928 eröffnung der sadnig- und der hinteralmhütte. 1929/30 Pachtung und einrichtung des Alpenvereinsheimes in ranzenbach im Wienerwald gemeinsam mit den sektionen Austria und Wien. 1929/31 Bau und eröffnung der Adolf-noßberger-hütte (Gradenseehütte). 1932 Festlegung des namens „sektion Wiener lehrer“. 1933 Beteiligung an der einrichtung des Jugendheims aller Wiener sektionen in Wildegg im Wienerwald. 1933/34 schaffung des Wiener höhenweges in der schobergruppe. 1935 Die sektionsfürsorge unterstützt die schüler- suppenanstalten der Orte Johnsbach, Döllach und st. Johann im Iseltal. 1946/48 neuaufbau der sektion nach dem Zweiten Weltkrieg. 1949/50 Behebung von kriegsschäden an hütten und Wegen. 1951 sadnighütte von einer lawine weggerissen. 1952 Grunderwerb zur errichtung des neuen sadnighauses. 1953/59 Bau und eröffnung des neuen sadnighauses. 1958 volkstanzgruppe (besteht seit 1952) wird selbstständige Gruppe in der sektion. 2
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 16:25 Seite 3 1961 Pachtung der Krippenau-Hütte (Dachsteingebiet) als Winter-Selbstversorgerhütte (bis 1965). 1964 Schaffung der Alois-Egger-Stiftung für wohltätige Zwecke. 1965 Antrag bei der Steiermärkischen Landesregierung auf Erklärung des Nassköhrs (Hinteralmgebiet) zum Naturschutzgebiet (1970 durchgeführt); ähnlicher Antrag bei der Tiroler Landesregierung betreffend den Osttiroler Anteil der Schobergruppe. 1965/66 Hilfsaktionen anlässlich der zwei Hochwasser- katastrophen in Kärnten und Osttirol. 1966 Gründung einer AV-Jugendgruppe im SOS-Kinderdorf Hinterbrühl (besteht bis 1972). 1968 Schaffung der Schobernadel gemeinsam mit den anderen hüttenbesitzenden Sektionen der Schobergruppe; Kauf der Donaulandhütte auf der Hinteralm. 1975 Gründung der Gruppe „Wien-Nordwest“ (1977 Gruppe „Wienerland“, seit 1988 eigene Sektion). 1977 Beginn der Markierung des Zentralalpen-Weit - wanderweges „02“ durch die Gruppe Wienerland. 1979 Vorarbeiten für den Ausbau von Hochschober- und Nossbergerhütte. 1981 Kärntner Teil der Schobergruppe wird nach 10jährigen Bemühungen zum Nationalpark erklärt. 1983 Hochschoberhütte brennt völlig ab. 1985/86 Zubau zum Wiener-Lehrer-Haus auf der Hinteralm. 1985/87 Bau der neuen Hochschoberhütte. 1994 Verkauf des Sadnighauses. 2009 Bei der „Außerordentlichen Hauptversammlung“ mehrheitlicher Beschluss zur freiwilligen Auflösung der „Sektion Wiener Lehrer“. 3
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 4 UNSER WERDEGANG DIE ANFÄNGE: DER „LEHRER-TOURISTEN-KLUB“ VON 1874 m 17. April 1874 fand auf einladung von Ignaz wurde bereits 1869 in München der „Deutsche Alpenver- Pennersdorfer eine versammlung von etwa 15 ein“ gegründet, der von Anfang an in sektionen geglie- lehrern aus Wien im Gasthaus krugerstraße 3 dert war und praktische erschließungstätigkeit in den statt. Pennersdorfer regte dort die Gründung eines Alpen betrieb. Dieser hatte auch sektionen in Österreich, touristenklubs an, dessen Mitglieder dem lehrstande so bereits seit 1869 eine in Wien. schließlich kam es angehören sollten. Der vorschlag fand Zustimmung und 1873/74 doch zum Zusammenschluss der beiden vereine so konnte sofort mit der Beratung der statuten begon- zum „Deutschen und Österreichischen Alpenverein“, der nen werden. einen ersten entwurf hatte Pennersdorfer bisherige Österreichische Alpenverein und die sektion bereits mitgebracht. Man kam rasch zu einem resultat, Wien des Deutschen Alpenvereins schlossen sich zur und nach Änderung einiger Punkte auf Wunsch der sektion „Austria“ des neuen vereins zusammen. Behörde konnte Oberlehrer Karl Schellenberger als Inzwischen war aber 1869 auch der „Österreichische Proponent am 5. Juni 1874 jenen satzungsentwurf ein- touristenklub“ entstanden, der ebenfalls eher an der reichen, der von der niederösterreichischen statthalterei praktischen erschließungstätigkeit interessiert war und dann am 11. Juni genehmigt wurde (erlass vom 26. Juni dabei besonders auch die Wiener hausberge rax und 1874, Zl. 18.609). Bereits am 19. Juni konstituierte sich schneeberg ins Auge gefasst hatte. der verein. Obmann wurde schellenberger, Penners- dorfer sein stellvertreter. Am 28. Juni wurde der erste Als 1874 der „lehrer-touristen-klub“ entstand, konnte „Gesamtausflug“ mit 15 teilnehmern und einem Gast man daher die entwicklung des DÖAv noch gar nicht durchgeführt. abschätzen und es lag nahe, sich am Ötk auszurichten. Damit reicht der vorläufer der „Wiener lehrer“ bis in Der Zweck des neuen vereins war in den statuten folgen- jene Zeit zurück, in der sich die alpinen vereine gerade dermaßen festgelegt: erst formierten. erste überlegungen dazu hatte bereits a) erlangung einer genauen kenntnis der umgebung der Geologe eduard suess in den 1850er Jahren ange- Wiens, als Grundlage des heimatkundlichen unter- stellt. Der versuch, 1856 eine alpine geologische Gesell- richts. schaft zu gründen, die „das ganze rückgrat europas von b) Förderung des touristenwesens durch größere reisen, lyon bis Wien“ umfassen sollte, stieß in der Zeit des neo- in die österreichischen und außerösterreichischen absolutismus jedoch auf behördlichen Widerstand. länder. schließlich wurde 1862, nachdem im Jahr zuvor mit dem c) Anregung zu sammlungen für schulzwecke. „Februarpatent“ eine konstitutionelle entwicklung in Gang gekommen war, nach dem 1857 entstandenen Die dazu anzuwendenden Mittel sollten sein: londoner Alpine Club der erste alpine verein auf dem a) Monatsversammlungen, gesellige Zusammenkünfte europäischen Festland, der „Österreichische Alpenver- und gemeinschaftliche Ausflüge. ein“ ins leben gerufen. Da dieser aber zentralistisch orga- b) vorträge und Berichte. nisiert und eher wissenschaftlich ausgerichtet war, c) Förderung touristischer Zeitschriften 4
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 5 d) Gründung von Bücher-, karten- und anderen samm- Bände und 99 karten anwuchs. Der niederösterrei- lungen. chische Amtskalender führte den lehrertouristenklub e) Anstrebung ermäßigter Fahrpreise für die Mitglieder. übrigens unter „vereine für kunst und Wissenschaft“ an. f) Anbahnung einer verbindung mit dem Österreichi- Jedes Jahr wurden zwei bis drei Gemeinschaftswande- schen touristenklub. rungen durchgeführt, selbstverständlich führten einzelne g) Anlage eines skizzenbuches über die von den Mitglie- Mitglieder oder Gruppen von ihnen zahlreiche dern unternommenen Ausflüge und größeren reisen. weitere unternehmungen durch. In den regelmäßig h) Gründungsbeiträge und monatliche spareinlagen. stattfindenden Monatsabenden wurde darüber berichtet bzw. wurden vorträge gehalten, die teilweise Jedes Mitglied sollte einen Gulden Gründungsbeitrag in den „Freien Pädagogischen Blättern“ ihre veröffent- und „zur leichteren Beschaffung der reisekosten“ eine lichung fanden. monatliche spareinlage von 5 Gulden leisten; diese schon in den 1880er Jahren scheint der verein eine wurde zu Beginn der sommerferien nach Abzug der stärker alpine Ausrichtung erfahren zu haben, bereits Zinsen ausgezahlt, die Zinsen sollten der Finanzierung 1883 beteiligte man sich an verhandlungen zur der vereinskosten dienen. 1879 wurde dieser Punkt schaffung eines verbandes der österreichischen alpinen fallengelassen und die Finanzierung auf eine andere vereine, 1886/87 trat man der sektion Austria bei. 1894 Basis gestellt. fand ein erster vorstoß, den lehrertouristenklub als Als Pädagogen wollten die Mitglieder ihren immateriel- sektion dem DÖAv anzuschließen, nicht die einhellige len Gewinn aus der vereinstätigkeit auch dem schul- Zustimmung der Mitglieder. ein zweiter versuch 1901 unterricht und damit den ihnen anvertrauten kindern zu scheiterte am verwaltungsausschuss des Alpenvereins, Gute kommen lassen. Dem entsprechend lautete ihr der damals keine „standessektion“ wünschte. Wahlspuch: 1908 trat Adolf noßberger (1881–1946) dem verein bei. Der Jugend unser Herz, noch im selben Jahr übernahm er die Funktion des die Augen alpenwärts. zweiten (1909 ersten) schriftführers. 1909 hielt er seinen ersten vortrag „Aus der schobergruppe“. er wurde noch 1874 trat der verein dem Österreichischen touris- schließlich zur treibenden kraft für die umwandlung in tenklub bei, später auch der sektion Austria des DÖAv eine sektion: Mit dem dritten Anlauf sollte es klappen. (1886/87) sowie dem niederösterreichischen bzw. später Österreichischen Gebirgsverein und der krahuletz- Gesellschaft. Zweck dieser Mitgliedschaften war neben der unterstützung des jeweiligen vereinsziels die erlan- gung von vorteilen für die eigenen Mitglieder (z. B. Bahnermäßigungen) und der Bezug der jeweiligen Publi- kationen für die eigene Bibliothek, die schließlich auf 283 5
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 6 UNSER WERDEGANG DIE „WIENER LEHRERSEKTION“ DES DEUTSCHEN UND ÖSTERREICHISCHEN ALPENVEREINS n der Ausschusssitzung vom 22. november 1910 be- noch zu einigen Änderungen in der satzung, die dann am antragte Adolf noßberger die umbildung des lehrer- 26. Juni mit dem Genehmigungsvermerk des DÖAv touristenklubs in eine Alpenvereinssektion. nachdem zurückgeschickt wurden. Bereits am 5. Juli wurde der offi- dieses vorhaben auch in der 363. Monatsversammlung zielle Antrag an die vereinsbehörde gerichtet, am 22. Juli am 19. Jänner 1911 Zustimmung gefunden hatte, fasste erfolgte die Genehmigung durch die nö. statthalterei. die außerordentliche Jahresversammlung am 16. Februar Am 21. Dezember 1911 hielt der lehrer-touristenklub in 1911 einhellig einen entsprechenden Beschluss. der Gastwirtschaft des lehrerhauses seine 370. Monats- Mit Datum vom 27. März 1911 richtete der lehrer-tou- versammlung und zugleich seine letzte Jahresversamm- ristenklub ein schreiben an den hauptausschuss des lung ab, in der einhellig die Auflösung beschlossen wurde. DÖAv, in dem er um Aufnahme und die Zustimmung zur unmittelbar darauf fand die gründende hauptversamm- umbildung in die „lehrersektion des Deutschen und lung der „Wiener Lehrersektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines in Wien“ ersuchte. Österreichischen Alpenvereins“, wie der name nun offi- Warum die Mitglieder des vereins nicht einfach einer ziell lautete, statt – damit hatte der Alpenverein damals bereits bestehenden sektion beiträten, wurde mit 387 sektionen. es wurden folgende herren in den ersten pädagogischen Gründen erklärt: Ausschuss gewählt: vorstand hans kaspar, vorstandstell- „Während aber die Angehörigen anderer Berufe diese vertreter Wilhelm lang, 1. schriftführer Adolf noßberger, Freuden nur für sich genießen, nehmen am Genusse des 2. schriftführer karl Cemernjak, säckelwart Alois lhotka, lehrers hundert andere teil. Jeder Augenblick der Freude, tourenwart Julius hentschel, sowie die Beiräte karl jede Zeit der erholung, jede Anregung, die er in den Walter, Josef Brustmann, rudolf riegerl und hans stadler. Bergen findet, wird zu einem reichlich sprudelnden Quell, Mit 1. Jänner 1912 wurde die vereinstätigkeit aufge- der das schulleben erquickend durchdringt und die nommen. nach 20 Jahren als „Wiener lehrersektion“ jugendlichen Geister und herzen speist. nichts behält nannte sich diese ab 1932 „Sektion Wiener Lehrer des der lehrer für sich; er empfängt, um wiederzugeben. so Deutschen und Österreichischen Alpenvereines“. werden alle herrlichen eindrücke, die der lehrer auf Der erste vorstand, Hans Kaspar (1865–1932), war reisen gewinnt, zu einem kapital, angelegt und ver- bereits von 1901 bis 1904 und wieder von 1906 bis 1911 wertet zum Besten der kommenden Generationen. und Obmann des lehrer-touristenklubs gewesen. er leitete wer vermöchte besser zu schildern und wiederzugeben die junge sektion bis ende 1919, verzichtete dann aus als der, der selbst geschaut und mit Begeisterung aufge- gesundheitlichen Gründen auf eine Wiederwahl und nommen hat.“ wurde zum ersten ehrenmitglied der sektion gewählt. Das sei schon 1874 die Motivation für die Gründung des sein nachfolger wurde Adolf Noßberger, der bereits als lehrer-touristenklubs – der „somit zu den ältesten 1. schriftführer und ab 1916 als vorstandstellvertreter alpinen vereinigungen zählt“ – gewesen und dieser päda- maßgeblichen einfluss auf die entwicklung der sektion gogische Zweck würde sonst fallen. Der hauptausschuss genommen hatte, und der nunmehr die Geschicke der genehmigte die Aufnahme am 27. Mai, doch kam es sektion von 1920 bis 1938 lenkte. noßberger muss ein 6
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 7 ungemein ambitionierter, hartnäckiger und tatkräftiger Den erfolg der zahlreichen Aktivitäten spiegelten auch Mann gewesen sein, es gibt kaum einen Bereich des die Mitgliederzahlen wider. 1912 traten von den zuletzt sektionslebens, in dem nicht sein name maßgeblich auf- 50 Mitgliedern des lehrer-touristenklubs (übrigens nur scheint. Auch nach seinem rücktritt war er noch weiter Männer – das war in der Alpenvereinssektion dann nicht für die sektion tätig, er prägte sie wie kein zweiter. 1934 mehr so) 26 als voll- und 17 als fördernde Mitglieder in wurde er zum ehrenvorstand ernannt. die sektion über. Bereits im ersten vereinsjahr erreichte Die junge sektion führte zunächst die Aktivitäten des man die Zahl von 100 Mitgliedern, bis 1914 stieg sie auf lehrer-touristenklubs weiter. es gab Monatsabende mit mehr als 200. Der erste Weltkrieg brachte eine stagna- vorträgen, lichtbildervorträge, kunst- und kulturge- tion bzw. teilweisen rückgang, ab 1919 war ein enormer schichtliche Führungen (1926–1930, Fritz Zoder), geselli- Mitgliederzuwachs zu verzeichnen. ein erster höhepunkt ge treffen und kränzchen – letztere dienten vor allem wurde 1922 mit 1767 Mitgliedern erreicht, dann gab es dem Auffüllen des „hüttenbausäckels“. Doch naturge- einen deutlichen rückgang und danach ein langsames, mäß traten die alpinen Betätigungsfelder in den vorder- aber kontinuierliches Ansteigen. 1931 wurde mit 2087 grund. Gemeinschaftswanderungen und geführte Berg- Mitgliedern der absolute höhepunkt erreicht, die Wiener fahrten fanden in wesentlich erweitertem umfang statt, lehrer waren damals die zweitstärkste Alpenvereinssek- an so manchem tag gab es mehrere Parallelveranstaltun- tion in Wien. Danach setzte allerdings wieder ein ebenso gen. von Anfang an wurde auch ein intensives Ausbil- anhaltender rückgang ein, 1939 stand man bei rund dungswesen aufgebaut, kletter-, sommerbergsteiger-, 1600 Mitgliedern. Jugendgruppe und Jungmannschaft schilehr- und schibergfahrtenkurse fanden in großer Zahl wurden bei diesen Zahlen nicht mitgezählt. statt. Besonders stolz war man auf die von Fritz Bauer Wurden die Sektionsnachrichten anfänglich noch hand- durchgeführten eiskurse, die ein novum darstellten. schriftlich verschickt, gab es 1913 bereits drei gedruckte links: hans kaspar, rechts: Adolf noßberger, Faksimile 7
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 8 Die „Wiener lehrersektion“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins Folgen des Mitteilungsblattes. Ab 1914 erschien dieses sommertouristik ausgedehnt worden war. Die rennteil- mit einem typographisch gestalteten kopf und systema- nahme stand ja nicht im Fokus der vereinigung, und so tischer Zählung unter dem titel „nachrichten der Wiener war die Mitgliederzahl, die 1921/22 mit rund 200 ihren lehrersektion des Deutschen und Österr. Alpenvereins“ Zenit erreicht hatte, bereits rückläufig. Daher wurde die viermal jährlich, jeweils zum 1. Jänner, März, Mai und Gruppe am 5. november 1925 aufgelöst. Die „Schiriege“, Oktober. 1923–1925 gab es fünf Folgen, danach sechs, die ihr nachfolgte, bestand bis 1933. Das schifahren und 1938 sogar sieben. 1926–1938 erschienen die nachrich- die Abhaltung von schikursen stand aber weiter – und ten sogar im Großformat. bis zuletzt – im Zentrum der sektionsaktivitäten. Aus der alten Wintersportvereinigung war jedenfalls eine stattli- GruPPenleBen che Anzahl von schilehrern hervorgegangen, sie „hat kaum war die sektion entstanden, wurde die „Winter- durch ihre Arbeit, besonders durch Abhaltung von sportvereinigung“ als eigene Gruppe unter der Führung schneeschuhkursen für die verbreitung und vertiefung noßbergers gegründet (24. Jänner 1912), die ihrerseits des schneeschuhlaufes unter den Mitgliedern der sek- wieder dem Wintersportausschuss des landesverbands tion segensreich gewirkt; insbesondere vielen lehrerin- für Fremdenverkehr und 1919 auch dem Österr. schiver- nen und lehrern Gelegenheit zur erlernung des schnee- band beitrat, um in den Genuss vor allem der Fahrtbe- schuhlaufes geboten,“ wie die sektionsnachrichten 1926 günstigungen zu kommen. von Anfang an wurden schrieben. schitouren und schikurse (der erste bereits Weihnachten nach dem ersten Weltkrieg begann der Alpenverein 1912!) abgehalten. Der erste Weltkrieg brachte natürlich generell, die Jugendarbeit zu forcieren, auch um den starke einschränkungen mit sich, nach dessen ende eigenen „nachwuchs“ zu sichern. Dass eine lehrersek- wurde das Programm im rahmen der schlechten wirt- tion dabei nicht abseits stehen konnte, lag auf der hand. schaftlichen verhältnisse wieder ausgebaut. Ab Jänner Am 1. Jänner 1919 trat daher die „Jugendwander- 1919 wurden zeitweilig vereinbarungen mit Gasthäusern gruppe“ unter der Führung von karl Cemernjak und tat- im Wienerwald geschlossen, die als schidepot dienen kräftiger Mithilfe von Wilhelm lang (1858–1932) ins sollten, wo man gegen eine kleine Gebühr die schier bis leben. 1924 bis 1927 übernahm karl Wawerka, danach zur nächsten tour einstellen konnte. Obwohl das Winter- Franz Gritzner die leitung, ab 1933 war konrad tilscher bergsteigen im vordergrund stand, wurden auch drei („Wodosch“) „auf dem besten Wege, die Jugendgruppe Abfahrtsläufe organisiert (1921, 1923, 1924). Der große einer neuen Blütezeit entgegenzuführen!“, wie es 1936 Wunsch nach einer eigenen schihütte ging erst 1925 mit in der Jubiläumsfestschrift der sektion hieß. vor allem in der Pacht der Grössingeralm-hütte in erfüllung, zu einem den wirtschaftlich schwierigen Jahren nach dem ersten Zeitpunkt, als die Wintersportgruppe offiziell aufgelöst Weltkrieg waren oft großzügige Geld- und lebensmittel- wurde. Inzwischen war der hauptvorteil der bisherigen spenden der vereinsmitglieder nötig, um größere Fahr- konstruktion, die Fahrtermäßigung auf den eisenbahnen, ten durchführen zu können. später erfolgte die verloren gegangen, da diese nun auch auf die gesamte Förderung durch Beihilfen des verwaltungsausschusses 8
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 9 des Gesamtvereins. 1920 zählte die Gruppe rund 300 Auffangbecken für die der Jugendwandergruppe ent- Mitglieder, nach einem rückschlag stand sie 1936 immer- wachsenen Burschen und Mädchen dienen. Doch auch hin bei 160 Gruppenangehörigen. ihre Mitglieder (1936 immerhin rund 120!) konnten auf ende 1929 wurde die einrichtung einer „Jungmann- eine stattliche reihe schwieriger touren verweisen. 1940 schaft“ beschlossen, an deren spitze noßberger trat. um wurde eine eigene „Mädel-Jungmannschaftsgruppe“ aufgenommen zu werden, waren Bergfahrtenberichte unter hedi Fehringer eingerichtet. vorzulegen, die auch „scharfe kletter- oder eisfahrten“ Die 1928 geschaffene „Lichtbildnergruppe“ (mit eigener enthalten mussten. Auch in der Folge waren jährlich Dunkelkammer, leitung hans kertel) sowie die „Faltboot- derartige Berichte abzugeben. Die durchschnittlich fahrergruppe“ (leitung hans student) dürften als eigene 15 Mitglieder bildeten auch den kern der alpinen Gruppen keinen langen Bestand gehabt haben. rettungsmannschaft der sektion und bewährten sich in der Führerschaft. ArBeItsGeBIet – hütten unD WeGe Am 16. März 1934 wurde diese Gruppe in eine „Bergstei- von Anfang an war die sektion bestrebt, ein eigenes gergruppe“ überführt, die nunmehr unter der leitung Arbeitsgebiet zu betreuen. es gab mehrere vorschläge, von Alois egger und seinem stellvertreter August Gazar doch noßberger, der seit 1899 zahlreiche Bergfahrten in stand. Im Prinzip führte sie die bisherige tätigkeit unter der schobergruppe unternommen und sich dort große dem neuen namen fort. kenntnisse erworben hatte, setzte sich sehr dafür ein, Bereits am 4. April 1934 wurde eine neue „Jungmann- dort ein Gebiet zugesprochen zu erhalten. tatsächlich schaft 2“ unter Fritz Bauer ins leben gerufen, dem 1936 erhielt die sektion schon 1913 einen Bereich im südwest- ludwig tandinger nachfolgte. sie war weniger streng aus- lichen teil der schobergruppe, der den hochschober mit gerichtet, als ihre vorgängerin, und wollte vor allem als umfasste, als Arbeitsgebiet zugesprochen. Wiener lehrer, Bergfahrten und Gästebuch, Faksimile 9
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 10 Die „Wiener lehrersektion“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins noch 1914 erwarb die sektion den Bauplatz für die Hoch- Adolf-Noßberger-Weg). Der erwerb des Bauplatzes stieß schoberhütte und begann mit dem Wegbau von Ober- auf unerwartet große schwierigkeiten und gelang leibnig aus dorthin, doch durch den Ausbruch des ersten schließlich 1927/28 nur unter Anwendung eines kärntner Weltkriegs kamen alle diesbezüglichen Aktivitäten zum landesgesetzes betreffs enteignung. 1929 wurde mit erliegen. erst 1920 konnte der Wegbau unter wesentlich dem Bau der hütte begonnen, am 2. August 1931 konnte schlechteren wirtschaftlichen verhältnissen wieder auf- sie eröffnet werden, wobei der bekannte „Bergsteiger- genommen und 1925 abgeschlossen werden (1930 nach prälat“ Alois Wildenauer die Feldmesse zelebrierte. Auf dem Mitbegründer des lehrer-touristenklubs Eduard- einstimmigen Beschluss des Ausschusses wurde das Jordan-Weg benannt, 1933/34 verbreitert). Dank haus anlässlich der eröffnung zu ehren des vorstandes zahlreicher spenden konnte 1921 mit der Bautätigkeit Adolf-Noßberger-Hütte benannt, es besaß 14 Betten für die schutzhütte begonnen werden, wobei neben den und 26 Matratzenlager. Professionisten viele sektionsmitglieder und die Jugend- In Absprache und Arbeits-(kosten-)teilung mit dem gruppe mit hand anlegten, vor allem beim Auftransport Deutschen Alpenverein Moravia als eigner der Wange- der Ausstattung. Bereits am 30. Juli des Folgejahres nitzseehütte wurde 1933 der Weg von dieser zur hohen konnte die hütte – allerdings kleiner als ursprünglich und weiter zur niederen Gradenscharte errichtet und beabsichtigt – eröffnet werden. In der Folge wurden ver- nach dem vorstand der Moravia Ferdinand-Koza-Weg schiedene Adaptierungen und Ausbauten vorgenommen. benannt. Im selben Jahr wurde auch die verbindung von 1934/35 erhielt die hütte „einen stattlichen Zubau und der Adolf-noßberger-hütte über die hornscharte zur auch der Altbau erfuhr, um die einheitlichkeit des ganzen elberfelder hütte geschaffen (bis zur hornscharte Wiener Baues zu erhalten, einen umbau.“ Die hütte wies nun lehrer, danach sektion elberfeld) und Rudl-Eller-Weg eine kapazität von 16 Betten und 26 Matratzenlagern auf. benannt (nach dem Obmann der „Alpinen Gesellschaft 1925 wurde der Franz-Keil-Weg als verbindung von der Alpenraute“ und Miterschließer der lienzer Dolomiten hochschoberhütte über das leibnitztörl zur lienzer und der schobergruppe rudl eller, 1882–1978). Beide hütte errichtet (ein kurzes letztes teilstück erst 1929 Wegstücke wurden 1934 offiziell eröffnet. Da auch die fertiggestellt; benannt nach Franz keil, + 1876, Geograph, sektionen Wien und klagenfurt fehlende teilstücke kartograph und schöpfer von reliefs, erst-ersteiger des bauten, war so auf Initiative der Wiener lehrersektion hochschobers 1852). eine durchgehende verbindung vom Iselsberg bis zum 1924 erhielt die sektion das Gradental in der östlichen Glocknerhaus entstanden, für die nach mühevollen schobergruppe als weiteres Arbeitsgebiet zugesprochen Absprachen mit den beteiligten sektionen der name und begann mit den vorarbeiten zum Bau einer schutz- Wiener Höhenweg erreicht werden konnte – ein hütte am Großen Gradensee. Auch hier musste zunächst Weitwanderweg, lange bevor es die Weitwanderwege- ein Weg errichtet werden (1927–1931 Putschall – bewegung gab und erst 2006 durch eine ansprechende Gradensee – niedere Gradenscharte – lienzer hütte; Broschüre der sektion Großkirchheim-heiligenblut 10
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 11 wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen. Hinteralmgebiet zu errichten. Anfang 1926 konnte die Der dringende Wunsch der Wintersportgruppe nach Almhütte des Johann schneeberger aus neuhaus gekauft einer schihütte war lange Zeit unerfüllt geblieben. 1925 werden, doch da es sich dabei um eine „luftkeusche“ konnte auf der unteren Brunnfürteralm im hintersten handelte – was den sektionsvertretern anfänglich nicht Johnsbachtal in den ennstaler Alpen eine geeignete Alm- mitgeteilt worden war –, dauerte es noch fast zwei Jahre, hütte gepachtet werden, die nach dem hofnamen des bis alle rechtlichen Fragen geklärt waren und die Zustim- eigentümers Grössingeralm-Hütte benannt wurde. nach mung der Bundesforste vorlag. nach grundlegenden einigen erforderlichen Adaptierungen wurde sie am umbauten konnte die hütte am 8. Jänner 1928 offiziell 8. november 1925 als unbewirtschaftete schihütte eröffnet. eröffnet werden. noch im selben Jahr wurde eine einge- Ab 1928 wurde sie mit hilfe der sennerin auch im schränkte Gasthauskonzession erworben. Der große sommer betrieben. Zuspruch ließ die hütte bald als zu klein erscheinen. Der 1926 wurde eine aufgelassene Jagdschutzhütte in der ende 1930 gefasste Beschluss zur errichtung eines „Asten“ in der sadniggruppe (Goldberggruppe) gepachtet. schutzhauses musste aus wirtschaftlichen Gründen Dabei kam es zu einer fünfjährigen harten Auseinander- zurückgestellt werden. 1934 begann man mit dem setzung mit der sektion klagenfurt, in deren Arbeitsge- umbau und der erweiterung der bestehenden hütte und biet sie lag. nach einem umfangreichen um- und Ausbau beteiligte sich auch finanziell am Ausbau der straße wurde die Sadnig-Hütte am 1. Dezember 1927 mit zwei auf die hinteralm. Anfang 1935 konnte die Weihe und Betten und 22 lagern als bewirtschaftete schutzhütte in eröffnung der in der Folge so genannten Wiener-Lehrer- diesem herrlichen schigebiet in Betrieb genommen. Hütte stattfinden. schon zuvor war aber – um die Platz- seit 1922 hatte auch der Wunsch bestanden, eine not zu lindern – 1933 die Weikerthütte als Jugend- schihütte im von Wien aus leichter zu erreichenden gruppenquartier und 1935 auch die Peter-Paar-Hütte als Ausschreibung für 1. schneeschuhkurs 1912 , hinteralmhaus 11
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 12 Die „Wiener lehrersektion“ des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins selbstversorgerhütte in Betrieb genommen worden. BesOnDere AktIvItÄten Der sektIOn somit verfügte die sektion auf der hinteralm, auf der ein Die Wiener lehrersektion sah – durchaus in der tradition regelrechtes schidorf entstanden war (u. a. hütten des des Alpenvereins – auch die Anregung oder Förderung Österr. Gebirgsvereins und des Alpenvereins Donauland) wissenschaftlicher Arbeiten, die im Zusammenhang mit nun über drei hütten. dem Bergsteigen oder den Arbeitsgebieten standen, als Damit nicht genug, beteiligte sich die sektion auch am Aufgabe an. so entstand etwa schon 1920 ein „Physiolo- Alpenvereinsheim Ranzenbach im Wienerwald (an der gisches Merkblatt für Bergsteiger“ von univ.-Prof. straße von Pressbaum nach klausen-leopoldsdorf), das Dr. med. robert stigler (1878–1975), der während des ab ende 1929 von den sektionen Austria, Wien und ersten Weltkriegs auch eine Gebirgs-, schleif- und trag- Wiener lehrer gemeinsam gepachtet und betrieben bahre entwickelt hatte, sowie geographische und geo- wurde. Für die ende 1933 eröffneten Alpenvereins- logische Arbeiten von Dr. roman lucerna (1877–1945) Jugendherberge Wildegg leistete die sektion Beiträge und Dr. eberhard Clar (1904–1995) über Bereiche der zur Innenausstattung. schobergruppe. hervorgehoben werden sollen auch die somit hatte die sektion innerhalb von 15 Jahren an fünf Führerwerke von Josef Borde und Adolf noßberger, verschiedenen, weit verstreuten standorten insgesamt „Führer für schneeschuhläufer durch die ennstaler Alpen sieben hütten geschaffen und sich noch an zwei weiteren (Gesäuse)“ (1921), und von Otto Böhm und Adolf beteiligt. umfangreiche Wegebauten waren erfolgt, noßberger, „Führer durch die schobergruppe“ (1925), markiert wurde ein noch weit umfangreicheres sowie deren „ergänzungen zum schoberführer“ (1935). Wegenetz. Böhm und noßberger waren auch bei der erstellung der Blätter Döllach und stall der neuen Österr. karte 1:25.000 (1936) und bei der darauf basierenden Alpenvereins- schiausflug im Wienerwald, 1.schilift auf norwegerwiese/Wienerwald 12
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 13 karte der schobergruppe (1936) beratend tätig. letztere Oberleibnig, die damals zum kriegsgebiet zählten, je ging ebenfalls auf eine Anregung der sektion zurück. 30 kronen für kriegsfürsorgezwecke zuwendete. Bis 1918 Im rahmen des 1912 gebildeten Ortsausschusses der wurden diese Gemeinden jährlich unterstützt. Danach Wiener Alpenvereinssektionen – ab 1922 Verband der gab es eher einzelaktionen, da das sektionsbudget mit Wiener und n.-ö. Sektionen – wirkte die Wiener lehrer- den nun einsetzenden hüttenbauten stark in Anspruch sektion von Anfang an mit. Dabei ging es vielfach um genommen war. Doch mit der Ausweitung des Arbeits- Bahnermäßigungen, Bergsteigersonderzüge und die gebiets wuchs auch der Bereich, den es zu fördern galt, schaffung einer unfallversicherung für die Mitglieder. und ab 1927 betrieb ein eigener Weihnachtsausschuss 1927 führte die sektion erstmals den vorsitz. In diesem unter Alois egger die sammlung und verteilung von Jahr fand in Wien die 53. hauptversammlung des DÖAv spenden; zur Weihnachtsbescherung 1927 gingen statt, für deren Organisation ein eigener Festausschuss 6 Pakete in die Obere Asten, 4 nach Johnsbach, 2 nach gebildet wurde, in dem die sektion durch acht Mitglieder Putschall und je eines zum Oberfercher und zum unter- vertreten war. fleisner. Diese tätigkeit wurde in der Folge weiter Ab 1922 war Adolf noßberger auch Obmann des Alpinen intensiviert. Ab 1934 erhielt die sektion fast zur Gänze Rettungs-Ausschusses Wien (A.R.-A.W.), einer schon die suppenanstalt der schule st. Johann im Iseltal, 1896 gebildeten selbständigen vereinigung der wesent- ab 1935 wurden auch jene von Döllach und Johnsbach lichen alpinen vereine Wiens zur gemeinsamen Orga- unterstützt. Als 1935 die Möll insbesondere große teile nisation des Bergrettungsdienstes (ab 1934: landes- und von Döllach, sagritz und Mörtschach verwüstete, wurde rettungsstelle Wien). Mitglieder der sektion – insbeson- seitens der sektion nicht nur der verwaltungsausschuss dere der Jungmannschaften bzw. Bergsteigergruppe – zur hilfeleistung veranlasst, sondern auch intern eine wirkten auch hier mit, ab 1933 gab es eine eigene besondere spendenaktion durchgeführt, sodass namhafte Gruppe „Wiener lehrer“ innerhalb der rettungsorgani- Geld- und sachunterstützung geleistet werden konnte. sation. neben der neuorganisation des alpinen rettungs- Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der sektion wurde wesens (rettungs- und Meldestellen) nach dem ersten am 20. Mai 1937 ein Festabend im Mozartsaal des Weltkrieg wurden im Winter zahlreiche schihilfsplätze in Wiener konzerthauses abgehalten, an dem bedeutende der umgebung Wiens und auf der rax betrieben, auch vertreter des offiziellen Österreich teilnahmen bzw. hier beteiligten sich Angehörige der sektion. Glückwünsche übermittelten. Auch der damalige Wiener schließlich sei noch auf das soziale engagement der Bürgermeister richard schmitz entsandte eine herzliche sektion verwiesen. nach anlassbezogenen spenden Grußadresse als langjähriges sektionsmitglied. eine schon in der Zeit des lehrer-touristenklubs gab es erste höchst detaillierte Festschrift „kurze Geschichte der Ansätze zu einer systematischen Fürsorgetätigkeit ab sektion Wiener lehrer … zu ihrem 25-jährigen Bestand“ 1915, als die sektion zu Weihnachten erstmals im wurde veröffentlicht, die in der hauptsache von Alfred Bereich ihres Arbeitsgebiets den Gemeinden Ainet, rieker (+1963) – unterstützt durch Adolf noßberger und Gwabl, st. Johann im Walde und der Fraktionsgemeinde mehrere Ausschussmitglieder – verfasst worden war. 13
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:21 Seite 14 UNSER WERDEGANG DIE „DUNKLEN JAHRE“ ie vorliegende Publikation ist eine Festschrift. hier Bildungsbürgertum, ausgehend vom Idealismus hegels sollen die positiven leistungen und errungen- und den vorstellungen der romantik wie von den schaften unserer sektion vorgestellt und ge- einigungsbestrebungen der Franzosenkriege, sich in würdigt werden. Dennoch dürfen wir vor dem Aspekt des unterschiedlicher Ausprägung eher der deutschnatio- nationalismus und Antisemitismus sowie der großen nalen richtung zuneigte. nähe zum nationalsozialismus unseres vereins in den nach der niederlage gegen Preußen bei königgrätz 1866, Jahren bis 1945 nicht die Augen verschließen. Wenn die die praktisch die endgültige Abtrennung der Monarchie Chronik in der Festschrift anlässlich des 50jährigen vom 1871 mit der Gründung des Deutschen kaiserreichs Bestands der sektion 1961 noch lapidar feststellte: geeinigten Deutschland bedeutete, nach dem 1867 1936: Weitere Ausgestaltung der Hütten. – Erweite- folgenden Ausgleich mit ungarn und dem wirtschaft- rung des Arbeitsgebietes im Nordwesten der Scho- lichen Zusammenbruch von 1873 verstärkte sich diese bergruppe (Lesachtal). tendenz. Man sah sich von den anderen Deutschen ab- In den folgenden Jahren wirtschaftliche Stagnation, getrennt, es gab plötzlich eine zweite nationalität, die Rückgang der Mitgliederzahl. – Während des Krieges ungarn, die nun große teile der Monarchie dominierten, Sorge um Erhaltung des Hüttenbesitzes und des Weg- und man befürchtete, dass auch die slawen ihren Anteil bestandes. an der Macht nicht nur forderten, sondern auch er- 1946: Nossbergers Tod. langten (nicht zuletzt an diesen Auseinandersetzungen 1948: Eine Arbeitsgemeinschaft, deren Mitglieder ging die Monarchie ja letztlich auch zugrunde). Dazu langjährige Angehörige des Sektionsausschusses kamen zunehmend irrationale rassevorstellungen waren, übernimmt den Neuaufbau der Sektion. und -lehren, die letztlich unter Ausnützung des seit dem so ist das damals aus der zeitlichen nähe zu den ereig- Mittelalter vorhandenen, eher religiös motivierten nissen und der Betroffenheit der zum teil immer noch Judenhasses in einen nunmehr rassisch begründeten handelnden Personen verständlich. heute, rund siebzig Antisemitismus mündeten. Diese deutschnational-anti- Jahre nach den ereignissen, wäre es eine unverzeihliche semitische haltung griff vor allem an den universitäten unterlassung – die nur zu leicht als versuch der ver- um sich und erfasste den bei weitem überwiegenden teil tuschung ausgelegt werden könnte – die damaligen der deutschsprachigen studentenschaft, die sich ab den entwicklungen nicht beim namen zu nennen. nun denn: 1890er Jahren zunehmend radikalisierte. In der zweiten hälfte des 19. Jahrhunderts differenzier- schließlich entstand ab den 1880er Jahren als vertretung ten sich die nach 1848 zumeist liberal eingestellten des kleinbürgertums aus verschiedenen organisato- politischen Gruppierungen, die sich als Widerpart gegen rischen keimzellen teils kirchlicher, teils gewerblicher den konservativen Adel und klerus, aber zum teil auch oder sozialer Ausrichtung die spätere christlichsoziale gegen die Dynastie und die Bürokratie verstanden, Partei, die dann von lueger zu einem höhepunkt geführt zunehmend. „liberal“ blieben vielfach die kapitalisten wurde. Da dem liberalen Großbürgertum, unter dem die und Großunternehmer, während das so genannte klientel der Christlichsozialen zu leiden meinte, zahl- 14
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:22 Seite 15 reiche jüdische Bankiers, Großhändler und unternehmer aber doch mit einschloss. Während bereits vorher so angehörten, grassierte unter dem slogan „liberalismus = manche sektion offensichtlich stillschweigend und ohne Judentum“ bzw. „kapitalismus = Judentum“ auch dort satzungsmäßigen hintergrund keine Juden aufgenom- der Antisemitismus. men hatte, wurde 1905 erstmals der „Arierparagraph“ in Zuletzt erschienen die Organisationen der Arbeiterschaft den satzungen einer Wiener sektion verankert. nach auf der politischen Bühne, die zwar teilweise auch anti- dem ersten Weltkrieg verschärfte sich auch hier der ton. jüdische klischees benützten, aber zugleich zahlreiche Anfang 1921 gelang es dem Freund und Mitstreiter Juden unter ihren Funktionären hatten, angefangen von schönerers, eduard Pichl, einem bedeutenden Berg- viktor Adler. Das setzte sie wiederum in doppelten steiger, leider zugleich auch militantem eiferer, den Gegensatz zu den Deutschnationalen und den Christlich- vorsitz in der sektion Austria zu erlangen, die bis dahin sozialen, da nun zur sozialen auch die rassistische durchaus nicht antisemitisch agiert hatte. Mit hilfe des Gegnerschaft hinzukam („sozialismus/Bolschewismus = damaligen Führers der österreichischen nsDAP Walter Judentum“). riehl und mit mehr als 3000 „neu geworbenen Mit- Als während des ersten Weltkriegs zahlreiche, teils bit- gliedern“ gelang ihm nach mehreren Anläufen – nicht terarme jüdische Flüchtlinge aus den von den russen ein- ohne Widerstände –, im Oktober 1921 den „Arierpara- genommenen östlichen Gebieten der Monarchie nach graphen“ in der „Austria“ einzuführen (worauf viele der Wien kamen, die „fremde“ sitten und Gebräuche hatten, „neumitglieder“ wieder austraten). Bisherige jüdische förderte das den Antisemitismus ebenso wie die Mitglieder der „Austria“ (und des Ötk) gründeten noch umstände, dass der krieg verloren ging, die Monarchie im April 1921 die DÖAv-sektion Donauland. Mit hilfe der zerschlagen und der Anschluss von „restösterreich“ ans Wiener und zahlreicher österreichischer sektionen Deutsche reich verboten wurde und die materielle not konnte Pichl jedoch 1924 auch den Ausschluss des nach- sehr groß war. Immer fand sich eine Begründung, warum maligen Alpenvereins Donauland aus dem Deutschen „die Juden“ schuld daran waren. und Österreichischen Alpenverein erzwingen und in der Der Alpenverein und seine sektionen waren kinder ihrer Folge auch sonst in der Frage des „Arierparagraphen“ Zeit, die tendenzen und strömungen kamen auch dort den hauptausschuss unter Druck setzen. zur Geltung. Der umstand, dass der „Deutsche und Die „Wiener lehrersektion“ fiel nicht als scharfmacher Österreichische Alpenverein“ sowohl im Deutschen reich oder treibende kraft auf, allerdings stellte sie sich auch wie in der österreichischen reichshälfte der Monarchie nicht dagegen. sie scheint eher so etwas wie ein be- wirkte, ließ ihn für manche wohl auch zum geeigneten flissener Mitläufer in dieser entwicklung gewesen zu sein vehikel für „alldeutsche“ Bestrebungen werden. Betonte und machte alles „mustergültig“ mit. man zunächst die treue zum kaiserhaus und zum vater- so findet sich bereits in den sektionsnachrichten vom land, wurde das vaterland schon bald zum „einigen 1. März 1921 – also zu einem Zeitpunkt des heftigsten Deutschland“. Man gab sich zunehmend „völkisch“ ringens bei der „Austria“ um die einführung des gesinnt, was den Antisemitismus zwar nicht benannte, „Arierparagraphen“ – der Aufruf: „Wir bitten unsere 15
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:22 Seite 16 Die „dunklen Jahre“ Mitglieder aus ihrem Bekanntenkreise bergfreudige kreis etc. lediglich bei den Buchbesprechungen wird eine Damen und herren welche sich als Bergsteiger betätigen tendenz bemerkbar. nur einmal, im herbst 1934 (nach wollen und arischer Abkunft sind, als Mitglieder zu dem „Juliputsch“!), wurde eine stellungnahme der werben“ (hervorhebung im Original). Offiziell in der Wiener und niederösterreichischen sektionen abge- satzung verankert wurde eine entsprechende Bestim- druckt, die sich gegen „ungerechtfertigte Angriffe auf mung dann in der ordentlichen Jahresversammlung am den Alpenverein“ wandte: In der Presse war schon im 16. Dezember 1921: „Mitglieder der sektion können nur Juni der vorwurf erhoben worden, dass in Alpenvereins- Deutsche (Arier) werden.“ hier war die sektion wahrlich hütten Gruppen von österreichischen nationalsozialisten kein nachzügler. parteipolitische Zusammenkünfte und Aktionen ab- Bei der Gründungsfeier des von Pichl ins leben gerufe- hielten, und die Auflösung des Alpenvereins gefordert nen Alpinen Wehrturnvereins „edelweiß“ am 8. Mai worden. Dem entgegen hatte der landeshauptmann von 1924 war die sektion gleich mit drei Personen vertreten. tirol im einvernehmen mit dem sicherheitsdirektor und bei der vorbereitung des Ausschlusses der sektion (wohl noch vor dem Juliputsch) festgestellt: Donauland konnte Pichl in einer übersichtstabelle, in der „Wenn auch in einzelnen Fällen festgestellt wurde, daß er die haltung der Wiener sektionen darstellte, über die nationalsozialisten glaubten, in schutzhütten Gelegen- „Wiener lehrer“ aus seiner sicht fast nur „Positives“ ein- heit zu ungestörten Zusammenkünften zu finden, so tragen: Die sektion war Mitglied des 1922 gegründeten kann daraus dem Alpenverein und seinen sektionen kein „Deutschvölkischen Bundes“ (eines u. a. gegen die vorwurf gemacht werden.“ sektion Donauland gerichteten kämpferischen Die Wiener und niederösterreichischen sektionen fügten sektionenzusammenschlusses), bedauerte offiziell die dem hinzu: Anwesenheit von „Donauland“ im Alpenverein, befür- „Alle sektionen verhielten und verhalten sich unseres wortete den Antrag zum Ausschluss und hatte den Wissens genau gemäß den behördlich genehmigten „Arierpunkt in (den) satzungen“. einziger „Minuspunkt“: satzungen und vermeiden sohin sorgfältig jede politische es gab ein jüdisches Mitglied (damals hatte die „Austria“ Betätigung. Ihre Wirksamkeit bezweckt, die liebe zur nach der Zählung Pichls nur mehr „etwa 20“, die anderen Bergwelt der heimat zu erwecken und zu stärken, das Wiener sektionen gar keine). Mit dem Ausschluss von wirtschaftliche Wohl und Gedeihen der alpenländischen „Donauland“ aus dem Alpenverein scheinen die verhält- Bevölkerung durch erschließung und Bereisung der nisse geklärt gewesen zu sein, es gibt keine weiteren in österreichischen Gebirgsländer kräftig zu fördern und der Öffentlichkeit auffallenden Aktionen. das angestammte volkstum in der österreichischen In den „nachrichten“ der sektion findet diese entwick- heimat zu erhalten …“ lung kaum niederschlag. sie bieten eine streng sachliche Allerdings wird in den „nachrichten“ häufiger auf das Abfolge von Ankündigungen von bzw. Berichten über ver- „Ariertum“ Bezug genommen (Mitgliederwerbung, ein- anstaltungen, vereinsorganisatorische Angelegenheiten, kauf möglichst in arischen Geschäften, Inserate in den hütten- und Wegebau, nachrichten aus dem Mitglieder- nachrichten nur von arischen Firmen). 16
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:22 Seite 17 nach dem „Anschluss“, am titelblatt der Ausgabe vom im kampfe für Großdeutschland.“ Die Jugendwander- 1. April 1938, findet sich dann eine schwülstige hom- gruppe betonte, dass die Alpenvereinsjugendgruppen mage an Adolf hitler, in der festgestellt wurde, dass der „der letzte hort der nationalsozialistisch denkenden Alpenverein „mit seinen Zweigen schon seit Jahrzehnten Jugend“ gewesen waren. den deutschen raum umspannte, für die Deutschblütig- Der neu anzulegende Weg vom östlichen leibnitztörl keit wirkte und innerhalb seiner gesetzten Ziele den über das schobertörl und weiter zur lesachhütte wurde Boden für den Bau Großdeutschlands auflockerte und „ludwig-Maitzen-Weg“ benannt, „zur erinnerung an das ausgezeichnet vorbereitete!“ Mitglied unseres Zweiges (früher Jugendwandergruppe) nun war die Maske fallen gelassen worden. Man nannte ludwig Maitzen, das am 13. August 1934 als Opfer der sich jetzt „Zweig“, da die Mehrzahl der Mitglieder schon Julierhebung den heldentod für Großdeutschland erlitt. lange gegen das Fremdwort „sektion“ gewettert hätte. eine diesbezügliche Gedenktafel wird auf dem schober- Die „nachrichten“ warben für ein „Ja“ bei der volksab- törl errichtet“. Der Polizei-Wachmann war nach einem stimmung am 10. April. Am 12. April veranstalteten die Militärgerichtsverfahren als Putschteilnehmer hingerich- Wiener „Alpenvereinszweige“ im großen konzerthaus- tet worden; ob er zum Zeitpunkt des Putsches noch mit saal einen Weiheabend „Daheim im reich!“ der sektion in verbindung stand, ist unklar. Die Jungmannschaft intensivierte den kontakt zur Im september 1938 forderten die „nachrichten“ alle Bergsteigergruppe, wo sie „nicht nur ausgezeichnete „Mischlinge, z. B. halb- oder vierteljuden“ auf, „ihren Bergsteiger und kameraden, sondern auch alte, erprobte Austritt zu melden.“ kämpfer Adolf hitlers … antreffen“ würde, und stellte Die Av-Jugendgruppen gingen schließlich formell in der gleichzeitig fest: „Die aktiven teilnehmer [der Jungmann- hitlerjugend auf; sie galten als Bergsportgruppen der hJ, schaft] der verflossenen Zeit standen fast ausschließlich „das leistungssportliche Bergsteigen gilt als hJ.-Dienst“. Faksimile, Auszug aus nachrichten 1939 17
wrlehr_festschrift_190x190_n 06.05.11 15:22 Seite 18 Die „dunklen Jahre“ 1940 wurden die DAv-Zweige je einem Bann (umfasste 1942 gab es überhaupt nur mehr gedruckte „rundschrei- mehrere Bezirke) der hJ zugeordnet, die „Wiener lehrer“ ben“, da auf Anordnung der reichspressekammer die betreuten den Bann 504 (10., 11. und 23. Bezirk [der nachrichten der Alpenvereinszweige aus kriegswirt- 23. Bezirk hieß damals schwechat und reichte bis ein- schaftlichen Gründen eingestellt worden waren. schließlich Fischamend!]), ab März 1941 spielte der Immerhin gelang es, diese „rundschreiben“ weiter zu Wohnort wiederum keine rolle mehr. Die tätigkeit führen, das letzte erschien „im Jänner 1945“. Die darin erfolgte im rahmen der „Wehrertüchtigung“, um den angekündigte Jahresversammlung am Freitag, den Gebirgstruppen den „vorgebildeten nachwuchs“ zu 6. April 1945, um 19 uhr fand nicht mehr statt. Zu diesem sichern. „Mitglieder der Jugendabteilungen (hJ-Berg- Zeitpunkt stand die rote Armee bereits im kampf um fahrtengruppen) werden grundsätzlich in alpine Wehrer- Wien. tüchtigungslager des heeres oder der Waffen-ss einbe- Mit Bescheid des staatsamtes für Inneres der neu erstan- rufen, wo sie neben der schieß- und Geländeausbildung denen republik Österreich vom 9.11.1945, Zl. 45768- ihre vormilitärische Ausbildung im Bergsteigen erhalten.“ 4/45, wurde der Deutsche Alpenverein mit allen seinen tatsächlich sollten gemäß verfügung des Oberkomman- Zweigvereinen und somit auch der Zweig Wiener lehrer dos der Wehrmacht Inhaber von „Bescheinigungen des behördlich aufgelöst. D. A. v.“ auf Wunsch den Gebirgstruppenteilen zugeteilt werden. Faksimile, Auszug aus nachrichten 1938 Wie weit die erwartungen der maßgeblichen Funk- tionäre nach dem „Anschluss“ in erfüllung gingen, ist schwer zu beurteilen. Im Juni 1938 gab noßberger die übergabe der vereinsführung („kommissarischer leiter“) an Alois egger (1890–1964) bekannt. Im Juli wurde dem Zweig Wiener lehrer vom verwaltungsausschuss die lesachhütte des nunmehr aufgelösten Alpenvereins Donauland in der schobergruppe übergeben (die Donau- landhütte auf der hinteralm erhielt der ÖGv). Im novem- ber 1938 konnte noch eine neue, größere Geschäftsstelle eröffnet werden, die bisherige sollte nunmehr vor allem der Jungmannschaft und der Jugendgruppe dienen. Andererseits erschienen die „nachrichten“, die sich bis 1938 zu einer stattlichen, großformatigen Zeitschrift entwickelt hatten, bereits ab 1939, noch vor Beginn des 2. Weltkriegs und den damit verbundenen einschränkun- gen, in stark reduzierter Form im kleinformat. Ab Jänner 18
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