Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL

 
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Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
FELDKIRCH AKTUELL
                                                                    1/2021
Amtliche Mitteilung · Zugestellt durch Post.at · www.feldkirch.at

                                                                    Zukunft der Pflege
                                                                    Vielfältige Pflege- und Unterstützungsangebote S. 14

                                                                    Jugendstrategie:
                                                                    Bedürfnisse, Beteiligung & Verantwortung S. 23

                                                                    Schutz der Naturvielfalt:
                                                                    Neues Umweltprogramm S. 39
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ÜBERBLICK

MÄRZ 2021

Haus Nofels Bewohnerin                    Platz für Kinder                               Papiertonne ab Haushalt
Ida Schwald im Gespräch S. 17             Spiel- und Freiraumkonzept beschlossen S. 28   Neu in Feldkirch S. 35

TITELTHEMA: ZUKUNFT DER PFLEGE                                  PANORAMA
> Verlässlichkeit und Qualität für die Zukunft                  > Verabschiedung in den Ruhestand                 42
  sichern                                           4          > Voller Einsatz für den Wildpark                 44
> „Ich finde es schön, wenn im Haus gelacht wird.“ 6           > Sparkasse begrüßt neue Vereinsmitglieder        44
> Lebensweisheiten aus vielen Jahrzehnten           9          > Wussten Sie, dass …                             45
> Erfolgsgeschichte mit stetigem Blick in die                   > Eintauchen in andere Welten                     46
  Zukunft11
> Vielfältige Pflege- und Unterstützungsangebote  14           VEREINSLEBEN
> „Wo wohl die schönen, gebastelten Engel aus den               > Richtiger Umgang mit Medikamenten               47
  90ern sind?“                                     17
> Ehrenamtliche stärken Senioren-Betreuung        20           MENSCHEN
> Den Wind in den Haaren spüren                    21          > „Als Handwerkerin sehe ich das Ergebnis meiner
                                                                  Arbeit!“                                        48
STADT INTERN                                                    > Alles Gute                                      50
> Neue Jugendstrategie Feldkirch                   22          > „Hallo, ich heiße…“                             51
> Bedürfnisse, Beteiligung & Verantwortung         23          > Die Stadt Feldkirch gratuliert                  52
> Rollenbilder, Klischees & Vorurteile             27
> Platz für Kinder                                 28          VERANSTALTUNGEN
> Von Bücherei bis Bauökologie                     30          > Ein großer Feldkircher Künstler                 53
> Sprechstunden der Stadträt*innen                 32          > Veranstaltungen für Senior*innen                54
> Stadtvertretung verabschiedet Voranschlag 2021   33
> Neu: Papiertonne ab Haushalt                     35          AUS ALTEN ZEITEN
> Stadttunnel Feldkirch nimmt Fahrt auf            36          > Die „Pfründner“ blieben meist bis ans Lebensende
> Schutz der Naturvielfalt                         39            im „Stüblein“                                   55
> Tanz ist die verborgene Sprache der Seele        40
> A Tribute to James Joyce                         41          FELDKIRCH FÜR KENNERINNEN
                                                                > Mitmachen und gewinnen!                         58
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BÜRGERMEISTER WOLFGANG MATT

                                                                                   „25 Jahre Senioren-Betreuung
                                                                                   Feldkirch sind Anlass genug,

     25 Jahre Senioren-                                                            Respekt auszusprechen und
                                                                                   ‚Danke‘ zu sagen.“

     Betreuung Feldkirch
                                                                                   Bürgermeister Wolfgang Matt

    H
                eute sind es vielleicht Verwandte oder Freunde, die auf
                professionelle Unterstützung und Pflege angewiesen sind. Ir-
                gendwann wird es möglicherweise einen selbst betreffen: Das
                weite Feld der Pflege ist einer dieser Bereiche unseres Zusam-
                menlebens, dem wir uns nicht entziehen können.

     Die Verantwortlichen der Stadt Feldkirch haben die Zeichen der Zeit
     früh erkannt und bereits 1991 die Strategie in der Altenhilfe „Gerne älter
     werden in Feldkirch“ ins Leben gerufen. In der ersten Umsetzungsphase
     wurde 1996 die Senioren-Betreuung Feldkirch GmbH gegründet, die
     heuer ihr 25-jähriges Jubiläum feiert. Neben den Krankenpflegeverei-
     nen, dem Mobilen Hilfsdienst Feldkirch, Essen auf Rädern und unseren
     vier über die Stadt verteilten Häusern sowie dem Antoniushaus, in denen
     ältere Mitmenschen rund um die Uhr betreut und gepflegt werden, gibt
     es noch zahlreiche weitere Angebote. Viele davon basieren auf unver-
     zichtbarem ehrenamtlichen Engagement. Dieses engmaschige Netz an
     Pflege- und Betreuungsangeboten wird kontinuierlich angepasst und –
     mit stetigem Blick in die Zukunft – erweitert. All dies wäre nicht möglich,   REDAKTION TEL. 05522/304-1164
     ohne die Menschen hinter diesem System, die darauf achten, dass die           MAIL: KOMMUNIKATION@
     Pflegebedürftigen nicht an den Rand gedrängt werden, sondern so gut           FELDKIRCH.AT
     wie möglich am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.                    Impressum: Herausgeber: Amt der Stadt Feldkirch
                                                                                   Für den Inhalt verantwortlich: Katharina Graf
                                                                                   An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet: Hans Gruber,
                                                                                   Jürgen Hafner, Andrea Lins, Claudia Marte, Renate Mille, Brigitte
     Die Corona-Pandemie hat diese verantwortungsvollen Aufgaben nicht             Noack, Harald Petermichl, Anne Richter, Gabi Scheyer, Karoline
     einfacher gemacht. Es gilt Kontaktbeschränkungen aufzufangen und es           Schirmer, Heike Sprenger, Christoph Volaucnik, Elda Walser
                                                                                   Fotos: Stadt Feldkirch, Georg Alfare, Dietmar Mathis, Stadtarchiv,
     braucht eine hohe Flexibilität im Zusammenspiel der Systempartner.            Senioren-Betreuung Feldkirch, Seniorenbörse, Stadtbibliothek, Graf
                                                                                   Hugo, Sparkasse, Magdalena Türtscher, Querformat, Wolfgang
     Zudem wird die Nachfrage nach Fachkräften im Pflegebereich wei-               Efferl, Geodaten ©Land Vorarlberg, Momo, Krankenpflegeverein,
                                                                                   Bundesdenkmalamt
     ter steigen, weshalb wir in dieser Ausgabe des „Feldkirch aktuell“ die        Titelbild: Gertraud Treml und Franziska Fehr
                                                                                   Foto: Georg Alfare
     attraktiven Berufschancen und Ausbildungsmöglichkeiten aufzeigen              Gestaltungskonzept: Egger-Lerch GmbH, Wien
                                                                                   Layout: Denise Bösch
     wollen. Die Senioren-Betreuung Feldkirch (SBF) und ihre verlässlichen         Druck und Bildbearbeitung: Vorarlberger Verlagsanstalt GmbH
     Partner stellen sich all diesen Herausforderung Tag für Tag mit Bravour.      Offenlegung § 25 Mediengesetz:
     Das 25-jährige Bestehen der Senioren-Betreuung Feldkirch ist deswegen         Feldkirch aktuell erscheint viermal jährlich,
                                                                                   nächste Ausgabe: Mai 2021
     mehr als Anlass genug, allen Mitarbeiter*innen, deren Systempartnern          Alle Informationen auf www.feldkirch.at (Impressum)

     aber auch allen pflegenden Angehörigen und Ehrenamtlichen unseren
     größten Respekt auszusprechen und herzlich „Danke“ zu sagen. Denn
     nur gemeinsam schaffen wir es – heute und auch in Zukunft – unserem
     Anspruch und Altenleitbild „Gerne älter werden in Feldkirch“ gerecht zu
     werden. n

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Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
ZUKUNFT DER PFLEGE

PFLEGE

Verlässlichkeit und Qualität
für die Zukunft sichern
                                             Steigender Pflegebedarf                    ihrer Bedürftigkeit in die Pflegestufen
Die Zeit der Corona-Maßnahmen                Ein Grund dafür, dass verstärkt            vier – sieben; im Vergleich dazu waren
hat eines deutlich gemacht: Men-             Mitarbeiter*innen gesucht werden, ist      es 2004 gut 72 Prozent. Herbert Lins,
schen im Gesundheitswesen sind               die steigende Pflegeintensität in den      Geschäftsführer der SBF, weiß um die
eine der wichtigsten Stützen un-             Heimen. In Vorarlberg gibt es sieben       neuen Ansprüche: „Um diesen Heraus-
serer Gesellschaft. Das Pflege-              Pflegestufen. Die Einstufung hängt un-     forderungen gerecht zu werden und die
personal sichert die Qualität der            ter anderem von Faktoren wie der Mobi-     Pflegebediensteten zu entlasten, haben
Pflege für die Zukunft. Durch den            lität, pflegerischer Hygienemaßnahmen      wir am Projekt „Weiterentwicklung der
steigenden Pflegebedarf entstehen            oder der physischen Situation ab. Ein      gerontopsychiatrischen      Kompetenz“
weitere familienfreundliche Berufs-          Blick auf die Grafik verdeutlicht: Heute   teilgenommen. Als Nachweis für die ge-
chancen.                                     benötigen die Heim-Bewohner*innen          stiegene Fachkompetenz der Pflegenden
                                             viel mehr Pflegezeit und Fachwis-          wurde uns im Februar 2019 das entspre-
                                             sen als früher. Knapp 97 Prozent der       chende Zertifikat überreicht.“
                                             Bewohner*innen fallen heute aufgrund
Gut ausgebildete Fachkräfte in den So-
zialbetreuungs- und Pflegeberufen sind
unverzichtbar. Auch für die Senioren-
Betreuung Feldkirch (SBF) stellt die
Rekrutierung von Pflegepersonal in den
nächsten Jahren eine zentrale Heraus-
forderung dar. Die SBF koordiniert die
ambulanten und stationären Einrich-
tungen mit seinen vier Pflegeheimen
– Haus Gisingen, Haus Nofels, Haus
Schillerstraße und Haus Tosters. Ak-
tuell beschäftigt die SBF 230 Personen
und ist damit die größte Organisations-
einheit der Stadt Feldkirch. Die Berufs-
bilder sind dabei sehr vielfältig: Pflege-
fachpersonal, Heimhilfen, Sozialarbeit,
Küche und Service, Essenszustellung,
Wäscherei und Reinigung, Verwaltung
und Hausmeister – sie alle tragen dazu
bei, dass sich die Bewohner*innen in den
Feldkircher Pflegeheimen wohlfühlen.

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Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
„Im Sozial- und Gesundheits-
                                                                                         wesen finden sich zukunftsfä-
                                                                                         hige und sichere Arbeitsplätze
                                                                                         in der Nähe des Wohnorts, die
                                                                                         vielfältige  Karrierechancen
                                                                                         bieten.“
                                                                                         Herbert Lins, Geschäftsführer der
                                                                                         Senioren-Betreuung Feldkirch

Attraktive Berufschancen                     Nachwuchskräfte                             – jede Person ist eine wertvolle Bereiche-
Familienfreundliche und attraktive Ar-       Berücksichtigt man die Pflegenden, die      rung für den Heimalltag. Im September
beitsbedingungen sind wichtige Krite-        in den nächsten Jahren in Pension ge-       2020 hat ein Lehrling ihre Ausbildung
rien, um die besten Fachkräfte für die       hen und die höhere Lebenserwartung          zur Betriebsdienstleistungskauffrau ge-
Langzeitpflege zu rekrutieren. „Innova-      der Bevölkerung, muss die SBF in den        startet. Im letzten Jahr der vierjährigen
tive Lösungen hinsichtlich flexibler Ar-     nächsten Jahren dutzende neue Pflege-       Ausbildungszeit liegt der Schwerpunkt
beitszeitmodelle, Karenz, Wiedereinstieg     kräfte einstellen. Es ist daher unabding-   auf der Ausbildung zur Pflegeassistenz
und begleitende Serviceleistungen eröff-     bar, Menschen bereits in jungen Jahren      und schafft damit schon in jungen Jah-
nen neue Chancen, wenn es um die Ver-        für die sinnvollen und anspruchsvollen      ren den Zugang zur Pflege.
einbarkeit von Beruf und Familie geht“,      Pflegeberufe, in denen der Mensch im
beschreibt Herbert Lins. Schließlich sind    Mittelpunkt steht, zu gewinnen. „Im Ge-     Um- und Wiedereinsteiger*innen
194 der 230 Angestellten der SBF weib-       sundheitswesen gibt es zahlreiche Ausbil-   Die Kooperation mit der connexia Impla-
lich. „Wir ermöglichen bei der Anstellung    dungsmöglichkeiten für sichere Arbeits-     cementstiftung ist ein wesentlicher Teil
sowohl Voll- als auch Teilzeitvarianten,     plätze mit vielfältigen Karrierechancen,    der Personalrekrutierung. Menschen,
bieten eine weitreichende Weiterbil-         noch dazu in der Nähe des Wohnorts“,        die sich für eine Ausbildung im Betreu-
dungspalette und haben zahlreiche An-        bringt Herbert Lins die Chancen auf den     ungs- und Pflegebereich interessieren,
gebote erarbeitet, um auch langfristig als   Punkt. Über unterschiedliche Angebote       werden unverbindlich und kostenlos
Arbeitgeberin attraktiv zu bleiben. Vor      eröffnet die SBF jungen Menschen die        beraten. Sie ermöglicht Interessierten
einem Jahr durften wir für diese Maß-        Möglichkeit, sich ein Bild von der Arbeit   eine zielgerichtete, auf den zukünftigen
nahmen die Auszeichnung „Familien-           im Pflegeheim zu machen: Zum Beispiel       Arbeitsplatz ausgerichtete Ausbildung.
freundliches Unternehmen“ in Empfang         als Ferialkraft, als Zivildiener oder im    Diese werden auf dem Weg in ein gesi-
nehmen.“ Der SBF wurde zudem bereits         Rahmen des „freiwilligen Sozialjahrs“.      chertes Dienstverhältnis begleitet und
bei der Ersteinreichung der „salvus –        Soziale Verantwortung übernimmt die         finanziell unterstützt. Weitere Informa-
Vorarlberger Gesundheits-Gütesigel“ in       SBF auch, wenn es darum geht, Perso-        tionen gibt es bei Gerhard Fend, zentrale
Gold verliehen. Denn das Befinden von        nen mit besonderen Bedürfnissen in den      Pflegeleitung der SBF (gerhard.fend@
Menschen in Pflegeeinrichtungen hängt        Arbeitsprozess zu integrieren. Ob in der    feldkirch.at oder 05522/3422-6970). n
auch von der Mitarbeiterzufriedenheit        Küche oder der Bewohnerbeschäftigung
ab. Laut einer im Jahr 2019 durchge-
führten Befragung haben über 90 Pro-
zent der SBF-Mitarbeiter*innen Freude         AUSBILDUNGSMÖGLICHKEITEN
an ihrer Arbeit und sind mit der Einrich-
tung durchwegs sehr zufrieden. Das spü-       Ein Überblick über Ausbildungs- und Berufschancen – von der Lehre, über die Kran-
ren die Bewohner*innen und vermittelt         kenpflegeschulen bis hin zur Unterstützung beim Um- und Wiedereinstieg – ist on-
ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Ge-       line unter: www.vcare.at oder teameinhundert.at
borgenheit.

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Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
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                                                                                    Pflegeleiterin
                                                                                    Gertraud Treml ist
                                                                                    für alle Bereiche
                                                                                    und Personen im
                                                                                    Haus Gisingen
                                                                                    zuständig.

GESPRÄCHE

„Ich finde es schön, wenn
im Haus gelacht wird.“
                                        Seit 2002 kümmert sich Gertraud Treml       und überwachen. Durch die Funktion der
Haus- und Pflegeleiterin Gertraud       als Haus- und Pflegeleiterin um sämtliche   Haus- und Pflegeleitung bin ich nicht nur
Treml und Wohnbereichsleiterin          Belange im Haus Gisingen. Zuvor war sie     für die Pflege, sondern für alle Bereiche
Franziska Fehr erzählen im Ge-          vier Jahre als Wohnbereichsleiterin im      und Personen im Haus zuständig. Ich
spräch über neue Krankheitsbilder,      Haus Nofels tätig.                          muss über alles informiert sein, da ich
personelle Herausforderungen und                                                    die Ansprechperson sowohl für alle im
den so wichtigen Zusammenhalt           Was sind die Aufgaben einer                 Haus, als auch für die externen Dienste
unter den Kolleg*innen – gerade         Haus- und Pflegeleitung?                    bin. Es ist mir ein großes Anliegen, dass
in der herausfordernden Corona-                                                     sich unsere Bewohner*innen bei uns
Zeit.                                   Gertraud Treml: Die Arbeit ist sehr         zu Hause fühlen, die Angehörigen gut
                                        abwechslungsreich und interessant, sie      betreut sind und die Mitarbeiter*innen
                                        macht mir große Freude. Täglich gibt es     gerne zur Arbeit kommen sowie gute
                                        neue Herausforderungen, die bewältigt       Rahmenbedingungen haben. Die Arbeit
Das Gespräch führte Gabriele Scheyer.   werden müssen. Man muss den Überblick       in der Pflege ist körperlich und psychisch
                                        im Haus haben, Abläufe koordinieren         sehr anstrengend, der Humor darf dabei

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Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
ZUKUNFT DER PFLEGE

nicht zu kurz kommen. Ich finde es           Gertraud Treml: Die Dienstplan-             Gerade in der Corona-Zeit gab
schön, wenn im Haus gelacht wird –           gestaltung hat bei den Mitarbeiter*innen    es viele intensive Arbeitswochen.
gemeinsam mit den Bewohner*innen.            einen sehr hohen Stellenwert. Die           Wie hast du diese Zeit erlebt?
                                             Koordination von Familie und Beruf stellt
Die Pflegebedürftigkeit ist                  viele vor eine große Herausforderung,       Gertraud Treml: Das letzte Jahr
deutlich angestiegen, die                    auch ist sie für die Freizeitgestaltung     hat uns durch Corona vor eine große
durchschnittliche Pflegestufe                wichtig. Ich bemühe mich, Dienst- und       Herausforderung gestellt. Durch das
liegt derzeit bei 5,5. Inwieweit             Freiwünsche nach Möglichkeit immer          ständige Tragen der Schutzausrüstung
haben sich die Krankheitsbilder              zu berücksichtigen, ohne dabei die          waren wir stark belastet. Der zeitliche
geändert?                                    dienstrechtlichen Vorgaben aus den          Mehraufwand hat, bei gleichbleibenden
                                             Augen zu verlieren. Die Urlaubsplanung,     personellen   Ressourcen,     markant
Gertraud        Treml:      Durch den        die Langzeitkrankenstände und das           zugenommen. Es mussten mehr
Ausbau der ambulanten Dienste und            Abdecken der Dienste mit diplomiertem       Bewohner- und Angehörigengespräche
des Case Managements können die              Fachpersonal sind dabei die größten         geführt werden, die Kommunikation
Menschen länger zu Hause betreut             Herausforderungen.                          mit dem Mund-Nasen-Schutz wurde
werden. Die Neuaufnahmen sind
pflegeintensiver und haben eine höhere
Pflegestufe.    Viele   Bewohner*innen
haben eine fortgeschrittene Demenz,
psychiatrische Diagnosen oder werden
nach einer Sturzverletzung vom Spital
übernommen. Immer öfter werden bei
uns Menschen zur Überleitungspflege
aufgenommen, um die Zeit für die
Abklärung – ob Entlassung nach
Hause oder fixe Heimaufnahme – zu
nutzen. Der hohe Pflegeaufwand und
die herausfordernden Krankheitsbilder
stellen das Pflegepersonal vor eine große
Herausforderung. Bei Teamsitzungen
oder      Fallbesprechungen       werden
spezielle Situationen beraten und
gemeinsam Lösungen erarbeitet. Auch
die gute Zusammenarbeit mit den
Hausärzt*innen und Psychiater*innen
ist sehr wichtig.

Wie herausfordernd ist die
Erstellung der Dienstpläne? Denn
Urlaube oder Krankenstände
wollen berücksichtigt werden.

                                         >
                    Auf der nächsten Seite
                    erzählt Franziska Fehr
                    von ihrem Traumberuf.

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Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
ZUKUNFT DER PFLEGE

bei Menschen mit Demenz oder                Haus Tosters absolviert habe, konnte       vorgegebenen         Schutzmaßnahmen
Hörbehinderung erschwert. Durch die         ich schon als Schülerin die Abläufe und    auch eingehalten wurden. Da hieß
stark eingeschränkten Besuchszeiten         Strukturen des Hauses kennenlernen.        es ein wachsames Auge darauf zu
mussten die Bewohner*innen vermehrt         Deshalb war es schön, mich einer neuen     haben und in Aufklärungsgesprächen
betreut und beschäftigt werden. Wir sind    Herausforderung zu stellen. Ohne ein       darauf hinzuweisen. Sehr erfreulich
sehr bemüht, einen möglichst normalen       tolles und engagiertes Team, das mir       waren die vielen lieben Botschaften,
und abwechslungsreichen Alltag zu           immer den Rücken stärkt, wäre das          die wir von außen erhalten haben. In
gestalten – unter Berücksichtigung der      sicher nicht möglich gewesen.              erster Linie war der große Mangel an
Hygieneauflagen. Es ist uns sehr wichtig,                                              Pflegepersonal während der zweiten
die Gesundheit unserer Bewohner*innen       Rückblickend auf die letzten               Welle sehr kräftezehrend. Sehr viele
und Mitarbeiter*innen mit allen             zwei Jahre, wo liegen                      Kolleg*innen fielen krankheitsbedingt
notwendigen Maßnahmen zu schützen.          die Schwerpunkte in der                    aus. Sehr schön war aber, dass wir
                                            Alltagsarbeit?                             umgehend Hilfe von Kolleg*innen der
                                                                                       umliegenden Häuser der SBF und sogar
Gespräch mit Franziska Fehr                 Franziska         Fehr:    Neben     den   aus der Hauskrankenpflege erhielten.
                                            pflegerischen Tätigkeiten liegen die       Diese Mitarbeiter*innen waren uns in
Franziska Fehr stieß im Rahmen eines        Aufgaben vor allem in der Kom-             der sehr schwierigen Zeit eine großartige
freiwilligen Sozialjahres zum Team der      munikation mit den Bewohner*innen,         Unterstützung, für die wir sehr dankbar
Senioren-Betreuung. Da sie Gefallen         den       Angehörigen       und      den   sind. n
an der Arbeit mit pflegebedürftigen         Mitarbeiter*innen. Der regelmäßige
Menschen      fand,     absolvierte sie     Austausch      mit     den     einzelnen
anschließend die Ausbildung zur             Teammitgliedern ist mir sehr wichtig.
Diplomsozialbetreuerin für Altenarbeit.     Zudem habe ich den Großteil der            FREIWILLIGES
Im Jahr 2016 konnte Franziska in            Schülerbetreuung im Wohnbereich            SOZIALJAHR
ihrem Traumberuf im Haus Tosters            eins übernommen. Nebenbei werden
durchstarten.                               anstehende organisatorische Belange,       Das freiwillige Sozialjahr verschafft
                                            wie die Dienst- und Urlaubsplanung,        einen wertvollen Einblick in soziale
Altersmäßig und an Dienst-                  von mir erledigt.                          Berufsfelder. Es bietet eine gute Gele-
jahren bist du eine der                                                                genheit herauszufinden, ob einen ein
jüngeren Mitarbeiter*innen.                 Wie hast du die Corona-Zeit                sozialer Beruf anspricht. Durch prakti-
Umso bemerkenswerter                        erlebt? Welche Erschwernisse               sches Mithelfen in einer sozialen Ein-
ist deine Karriere, denn                    hat es gegeben? Was nimmst du              richtung eignet man sich wertvolle so-
nach nur zweijähriger                       daraus für die Zukunft mit?                ziale Kompetenzen an. Als anerkanntes
Dienstzugehörigkeit wurde dir                                                          Vorpraktikum ist es außerdem die idea-
die Wohnbereichsleitung im Haus             Franziska Fehr: Die Corona-Pandemie        le Vorbereitung für viele berufsbildende
Tosters übertragen.                         habe ich als eine sehr fordernde Zeit      Schulen. Weitere Informationen gibt es
                                            für die Bewohner*innen und das             online (www.sozialesjahr.at) oder
Franziska Fehr: Dank der Praktika,          gesamte Team erlebt. Herausfordernd        telefonisch (0664/8240 141).
die ich im Zuge meiner Ausbildung im        war, darauf zu achten, dass die

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Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
AUS DEM PFLEGEHEIM

Lebensweisheiten
aus vielen
Jahrzehnten
Seit dem Beginn der Corona-Pan-
demie ist es nur bedingt möglich,
die Bewohnerinnen und Bewohner
in den Pflegeheimen der Senioren-
Betreuung Feldkirch zu besuchen.
Kurzerhand haben sie selbst die
Initiative ergriffen und kommen zu
uns – mit Tipps für ein gelingendes
Leben, gesammelt in vielen hun-
dert Jahren Lebenszeit. Danke für
eure Lebensweisheiten! n

FELDKIRCH AK TUEL L 1 /2 0 2 1        9
Zukunft der Pflege FELDKIRCH AKTUELL
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ZUKUNFT DER PFLEGE

PFLEGE IN FELDKIRCH

Erfolgsgeschichte mit stetigem Blick
in die Zukunft
                                           Altenheimes mit 150 Betten in Nofels         Grenzen hinaus beispielgebend und gilt
Eine Erfolgsgeschichte, die ihres-         sah das Altenhilfekonzept vor, Pflegebe-     heute als Standard in der Betreuung von
gleichen sucht: 1991 hat Feldkirch         dürftige „so viel ambulant wie möglich,      Senior*innen.
mit einem umfassenden Altenhilfe-          so viel stationär wie nötig“ zu versorgen.     Weitere Meilensteine in der Umset-
konzept beispielgebende Qualität           Basierend auf dessen Beschluss wurde         zung des Feldkircher Altenhilfekonzep-
in der Pflege festgeschrieben. Viele       dann in der Amtsperiode von Bürger-          tes waren die Errichtung des Haus Tos-
Jahre später sind immer noch der           meister Wilfried Berchtold 1996 das          ters im Jahr 2006, die Gründung der
Blick nach vorne, hohe Qualität            damalige Seniorenheim Schillerstraße         Servicestelle für Pflege und Betreuung
und bedarfsgerechte Pflegeange-            generalsaniert, der Neubau von dezen-        als Koordinationsstelle für alle Anliegen
bote wegweisend.                           tralen, kleinen Einheiten in Gisingen        der ambulanten und stationären Pflege
                                           und Nofels in Angriff genommen und           (2009) sowie die Eröffnung des Betreu-
                                           parallel dazu die SBF als gemeinnützige      ten Wohnens in Tosters (2013). Dank der
                                           GmbH gegründet, deren Gesellschaf-           ambulanten Partner und des großartigen
Die in Feldkirch etablierte umfassende     terin nach wie vor zu 100 Prozent die        Einsatzes von pflegenden Angehörigen
Unterstützung und Betreuung pflegebe-      Stadt Feldkirch ist. Der in Feldkirch ein-   konnte bis heute das Auslangen mit 175
dürftiger Mitmenschen sowie pflegender     geschlagene Weg war damals nicht nur         Pflegebetten der SBF und 66 Pflegebet-
Angehöriger basiert seit 25 Jahren auf     für Vorarlberg, sondern weit über die        ten im Antoniushaus gefunden werden.
der engen Zusammenarbeit der Senio-
ren-Betreuung Feldkirch (SBF) mit dem
Antoniushaus, zahlreichen ambulanten
Diensten, wie dem Krankenpflegeverein      FELDKIRCHER ALTENHILFEKONZEPT 1991–2021
oder dem Mobilen Hilfsdienst und enga-
gierten Ehrenamtlichen.                    > Phase I: „So viel ambulant wie möglich, so viel stationär wie nötig“, Sozialzen-
                                             tren (Häuser) in den Ortsteilen anstatt großer Pflegeheime
„Gerne älter werden in Feldkirch“          > Phase II: Haus Tosters
Die Weichen dafür wurden bereits 1991      > Phase III: Servicestelle Pflege und Betreuung, Case Management, Betreutes
im Altenhilfekonzept „Gerne älter wer-       Wohnen Tosters
den in Feldkirch“ gestellt. Dieses wur-    > Phase IV: Care Management, neue Altersbilder (Seniorenbeirat, Angehörigen-
de in einem breiten Beteiligungspro-         befragung, Zukunft Haus Schillerstraße)
zess unter Mitwirkung von ambulanten
und stationären Mitarbeiter*innen,         Meilensteine in der Umsetzung
Bewohner*innen, pflegenden Angehöri-       > Gründung Senioren-Betreuung Feldkirch GmbH 1996
gen, politischen Verantwortungsträgern     > Umbau Haus Schillerstraße 1996
und dem damaligen Geschäftsführer          > Neubau Haus Nofels 1996
Helmut Wehinger erarbeitet und die Al-     > Neubau Haus Gisingen 1996
tenarbeit in Feldkirch unter einem brei-   > Neubau Haus Tosters 2006
teren Blickwinkel betrachtet. Damals       > Servicestelle Pflege und Betreuung 2009
wurde für das Jahr 2010 ein Bedarf von     > Betreutes Wohnen Tosters 2013
300 Pflegebetten prognostiziert. Anstel-   > Fahrrad Rikscha 2016
le des ursprünglich geplanten Baus eines

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„Ich bin dankbar, dass ich im Jahre
1990 als damaliger Verwalter des Al-
ten- und Pflegeheims Nofels (bekann-
ter als Armenhaus) entscheidend an
der Entstehung und in Folge an der
Entwicklung des Altenhilfekonzeptes
„Gerne älter werden in Feldkirch“ mit-
wirken konnte. Dank der Unterstützung
des sich damals neu im Amt befindli-
chen Sozialstadtrates Günter Lampert
wurden Hindernisse überwunden und
die Weichen für die künftige Betreuung
und Pflege älterer Menschen in Feld-
kirch gesetzt. Das Altenhilfekonzept,
welches eine Arbeitsgruppe mit politi-
schen Vertretern sowie Beteiligten bzw.                                              Helmut Wehinger und Günter Lampert
Betroffenen aus allen Bereichen der
Altenhilfe bis 1991 erarbeitete, fand     „Im Jahr 1990, als mir von Bürgermeis-
in den Folgejahren über die Landes-       ter Dr. Heinz Bilz die politische Ver-
grenzen hinaus Interesse und Nachah-      antwortung für die Pflegeheime in un-
mung und ist heute in unserem Lande       serer Stadt übertragen wurde, gab es
Standard.“                                bereits konkrete Pläne und Beschlüsse,
Helmut Wehinger, ehemaliger               das alte Haus in Nofels mit 70 Betten
SBF-Geschäftsführer                       durch einen Anbau auf 150 Betten zu
                                          erweitern. Die ernsthaften, gut begrün-
                                          deten Bedenken des damaligen Ge-
                                          schäftsführers Helmut Wehinger gegen
                                          dieses große Haus fanden im Sozial-
                                          ausschuss Gehör. Das Großbauvorha-
                                          ben wurde trotz dringendem Bedarf an
                                          Betten gestoppt. Zweifel ob der Richtig-
                                          keit führten zu intensiven Auseinander-
                                          setzungen. Im Oktober 1990 stimmte
                                          die Stadtvertretung dem Antrag des
                                          Sozialausschusses auf einen Stopp
                                          für das große Haus in Nofels zu und
                                          beauftragte den Sozialausschuss mit
                                          der Erarbeitung eines zukunftsweisen-
                                          den Altenhilfekonzeptes. Auch heute
                                          noch bin ich sehr dankbar, dass diese
                                          eigens initiierte Arbeitsgruppe – alle
                                          Bereiche der Altenhilfe betrachtend
                                          – einen anderen Weg für Feldkirchs
                                          Senioren*innen ausarbeitete und mit
                                          dem Feldkircher Altenhilfekonzept die
                                          Stadtvertretung und alle Verantwortli-
                                          chen von einem Neustart überzeugen
                                          konnte.“
                                          Günter Lampert, Vizebürger-
                                          meister a.D.

12                                                                                             FELDKIRCH AK TUE LL 1/ 2021
ZUKUNFT DER PFLEGE

Blick in die Zukunft                          men brauchen. Die betreute Wohnge-          dungsmodelle auf allen Ebenen – von
Das wegweisende Altenhilfekonzept             meinschaft als Vorstufe für einen mögli-    der Heimhilfe bis hin zur akademischen
„Gerne älter werden in Feldkirch“ be-         chen späteren Aufenthalt ist hier nur ein   Fachkraft – erfordere. „Um so früh wie
findet sich derzeit in Phase IV und wird      Beispiel“, weiß Stadtrat Rederer. „Zu-      möglich zu starten, brauchen wir die Pfle-
laufend weiterentwickelt und bedarfs-         dem müssen wir uns darauf einstellen,       gelehre und Ausbildungsmodelle vor und
gerecht angepasst. „Gerade die Corona-        dass der Bedarf an Betreuung und Pflege     nach der Matura“, betont Rederer. „Auch
Zeit zeigt uns, wie tragfähig und belast-     steigen wird und dass die Zielgruppen       die Um- und Wiedereinsteiger*innen
bar unser Gesundheits- und Pflegenetz         und ihre Lebensbiografien diverser wer-     sind in der Pflege sehr wertvoll. Gerade
in Feldkirch ist,“ so Sozialstadtrat Gun-     den.“ Vermehrt Menschen mit Migrati-        auch mit der entsprechenden Lebens-
tram Rederer. „Der Systemerhalt des           onshintergrund, mit Suchterkrankungen       erfahrung bis hin zu 50+ machen wir in
Netzes und die gute Kooperation mit           und Personen mit psychiatrischem Be-        der Altenpflege sehr gute Erfahrungen“,
den Partnern werden kontinuierlich eva-       treuungsbedarf werden quantitativ und       betont der Stadtrat. Ziel sei dabei immer,
luiert und verbessert.“ Die Pflegeheime,      qualitativ neue Standards mit sich brin-    die Personen zu finden, auszubilden und
die Servicestelle Pflege und Betreuung,       gen. Auch wird es eine digitale Offensive   dann längerfristig zu binden.
die Krankenpflegevereine, der Mobile          brauchen: „Einerseits werden die digi-
Hilfsdienst (MOHI), die 24 Stunden–           talen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen     Zukunftsprojekte
Betreuung, die pflegenden Angehörigen,        steigen und andererseits hat gerade auch    Um den steigenden Pflegebedarf auch
Ehrenamtliche und die Feldkircher Ärz-        Corona gezeigt, welch große Unterstüt-      künftig gut abzudecken, laufen bereits
teschaft arbeiten sehr gut zusammen,          zung digitale Hilfsmittel sein können“,     die Planungen für ein multifunktionales
um bedarfsgerecht für jeden Einzelfall        so der Stadtrat.                            Gesundheits- und Pflegeheim im Bereich
eine Lösung zu finden. Für die Heraus-                                                    Feldkirch Nord (voraussichtlich Levis
forderungen der Zukunft werden von der        Pflegepersonal gesucht                      oder Altenstadt). Die Profilanforderun-
Stadt Feldkirch bereits jetzt die richtigen   Als weitere maßgebliche Herausforde-        gen werden aktuell erarbeitet und auch
Weichen gestellt: „Zukünftig werden wir       rung der Zukunft sieht Rederer die Per-     weitere Bedürfnisse wie zum Beispiel
mehr und auch neue betreute Wohnfor-          sonalsituation, die durchlässige Ausbil-    nach einer Kinderbetreuung oder einer
                                                                                          Arztpraxis werden in den Planungen be-
                                                                                          rücksichtigt. Aufgrund der guten Erfah-
                                                                                          rungen mit dem Betreuten Wohnen in
                                                                                          Tosters wird in zwei Jahren ein weiteres
                                                                                          Haus eröffnet. Stadtrat Guntram Rede-
                                                                                          rer betont: „Wir wissen, der Pflegebedarf
                                                                                          wird steigen und deshalb laufen jetzt
                                                                                          schon erste – langfristige – Planungen
                                                                                          für weitere betreute Wohnformen, um
                                                                                          möglichst bedarfsgerechte, qualitativ
                                                                                          hochwertige Angebote auch in Zukunft
                                                                                          anbieten zu können.“ n

                                                                                          <
                                                                                          Stadtrat Guntram Rederer
                                                                                          im Gespräch mit SBF-GF
                                                                                          Herbert Lins und zweien
                                                                                          der Gründungsväter
                                                                                          des Feldkircher
                                                                                          Altenhilfekonzepts Günter
                                                                                          Lampert und Helmut
                                                                                          Wehinger.

FELDKIRCH AK TUEL L 1 /2 0 2 1                                                                                                   13
ZUKUNFT DER PFLEGE

ÜBERSICHT

Vielfältige Pflege- und
Unterstützungsangebote
                                                tionären Pflege- und Betreuungsdienst-     Menschen ausgerichtete Wohnbereich
Wer in Feldkirch auf Pflege und                 leistungen angeboten.                      grenzt an einen weitläufigen Garten, der
Betreuung angewiesen ist, kann                                                             den Bewohner*innen viel Raum für das
auf ein großes Angebot an am-                   Pflegeheime                                Ausleben ihres Bewegungsdranges bie-
bulanten und stationären Diensten               Zentrale Säulen im Feldkircher Pfle-       tet. Im Antoniushaus stehen zudem wei-
zählen. Die Servicestelle für Pflege            ge- und Betreuungsangebot sind seit        tere 66 Pflegebetten zur Verfügung. Im
und Betreuung als erste Ansprech-               mittlerweile 25 Jahren die Häuser der      Jahr 2020 konnte die SBF 254 Menschen
partnerin berät bei der Auswahl                 Senioren-Betreuung Feldkirch (SBF) mit     – vorübergehend oder in Langzeitpflege
der individuell passenden Lösung.               insgesamt 175 Betten. Das größte und äl-   – ein fürsorgliches Zuhause bieten. Sie
                                                teste Pflegeheim stellt das aus dem Jahr   wurden an 59.945 Pflegetagen umsorgt
                                                1971 stammende Haus Schillerstraße mit     und betreut.
                                                57 Zimmern dar. Das Haus Nofels verfügt
Mit zunehmendem Alter stellt uns der            über 32 Pflegebetten, im Haus Gisingen     Betreutes Wohnen
Alltag mitunter vor große Herausfor-            werden 40 Pflegebetten angeboten. Im       Die Wohnanlage für „Betreutes Woh-
derungen. Um trotz auftretender Ein-            Haus Tosters stehen 46 Betten für die      nen“ in Tosters erfreut sich großer Nach-
schränkungen möglichst lange selbstän-          Langzeitpflege zur Verfügung, zehn da-     frage. Die Wohnform ermöglicht den
dig und selbstbestimmt leben zu können,         von sind in die Erinnerungsstation im      Senior*innen ein barrierefreies, selb-
wird in Feldkirch ein umfangreicher Mix         Erdgeschoss integriert. Der speziell auf   ständiges Wohnen mit eigener Haus-
aus ambulanten, teilstationären und sta-        die Bedürfnisse demenziell erkrankter      haltsführung und gewährt gleichzeitig
                                                                                           die Sicherheit bedarfsgerechter Hilfen.
                                                                                           Im Rahmen eines Betreuungsvertrages
                                                                                           wirken Sozialarbeiter*innen bei All-
                                                                                           tagssituationen mit und beraten bei der
                                                                                           Vermittlung von Hilfsdiensten. Zudem
                                                                                           besteht auch die Möglichkeit, an Aktivi-
                                                                                           täten im Haus Tosters teilzunehmen.

                                                                                           Urlaubs- und Überleitungspflege
                                                                                           Dank der herausragenden Arbeit, die
                                                                                           Angehörige in der Betreuung zu Hause
                                                                                           leisten, können viele Pflegebedürftige
                                                                                           daheim gepflegt werden. Doch wer An-
                                                                                           gehörige liebevoll und fürsorglich zu
                                                                                           Hause pflegt, braucht auch einmal Erho-
                                                                                           lung. Dafür stehen ganzjährig Urlaubs-
                                                                                           zimmer zur Verfügung. Die sogenannte
                                                                                           Überleitungspflege deckt den Pflegebe-
                                                                                           darf nach einem Krankenhausaufenthalt
                                                                                           ab. Dieses Angebot kann maximal drei
                                                                                           Monate in Anspruch genommen wer-
Das Haus Tosters ist das neueste Pflegeheim der SBF.                                       den. Die Rückkehr in die häusliche Be-

14                                                                                                   FELDKIRCH AK TUE LL 1/ 2021
ZUKUNFT DER PFLEGE

treuung erfolgt je nach Verbesserung des
Gesundheitszustandes. Beide Aufenthal-       KONTAKTE
te werden im Rahmen der Mindestsiche-
rung gegen Bezahlung eines Selbstbehal-      > Senioren-Betreuung Feldkirch,
tes durch die Bezirkshauptmannschaft           Herbert Lins, Geschäftsführer, 05522/3422 6920
finanziell unterstützt.                      > Servicestelle Pflege und Betreuung,
                                               Thomas Winzek, Leitung, 05522/3422 6880
Frisch gekocht auf den Tisch                 > Haus Gisingen, Gertraud Treml, Haus-/Pflegeleitung, 05522/3422 6392
Bereits im Jahre 1980 wurde „Essen           > Haus Nofels, Andrea Freistätter, Haus-/Pflegeleitung, 05522/3422 6292
auf Rädern“ ins Leben gerufen. Seither       > Haus Schillerstraße,
konnten weit mehr als eine Million Essen       Manuela Lercher-Lueger, Haus-/Pflegeleitung, 05522/3422 6192
ausgeliefert werden. Das täglich frisch      > Haus Tosters, Simon Weber, Haus-/Pflegeleitung, 05522/3422 6492
zubereitete Menü erfreut sich großer Be-     > Antoniushaus, Thomas Vranjes, Geschäftsführer, 05522/72454
liebtheit, auch wenn die Anforderungen       > Betreutes Wohnen in Tosters, 05522/3422 6885
sich ändern: Neben Diät- und Schonkost       > Essen auf Rädern, 05522/3422 6291
werden vermehrt auch vegetarische Me-        > Senioren-Mensa, Offener Mittagstisch für Senioren,
nüs gewünscht. Die steigende Anzahl            05522/3422 6200
von Singlehaushalten und die anhal-          > Überleitungspflege/Anfrage über Case Management,
tende Covid-19-Pandemie hat zudem              05522/3422 6882
die Anzahl der Essensbezieher*innen          > Urlaubszimmer, 05522/3422 6910
erhöht. Um die Auslieferung zur Mit-         > Mobiler Hilfsdienst Feldkirch (MOHI), 05522/32732
tagszeit zu gewährleisten, erfolgt die       > Krankenpflegeverein Feldkirch-Levis-Tisis, 05522/70939
Zustellung durch drei parallel fahrende      > Krankenpflegeverein Altenstadt, 05522/70001
Lieferfahrzeuge. Essen auf Rädern ist ein    > Krankenpflegeverein Gisingen, 05522/73068
Angebot für Senior*innen, die nur mehr       > Krankenpflegeverein Nofels, 05522/71784
schwer in der Lage sind, selbst Einkäufe     > Krankenpflegeverein Tosters, 05522/77275
zu erledigen und zu kochen. Dieser Ser-
vice unterstützt sie dabei, möglichst lan-
ge in der gewohnten Umgebung leben zu        Dienstleistungen ergänzen. „Ohne die       gevereine basieren auf dem Solidaritäts-
können. Wer seine Mahlzeiten lieber in       ortsansässigen     Krankenpflegevereine    gedanken. Viele Feldkircher*innen sind
Gesellschaft genießt, ist in der Senioren-   und den Mobilen Hilfsdienst wäre die       Mitglied eines Krankenpflegevereins
mensa jedes Pflegeheimes in Feldkirch        Umsetzung des Altenhilfekonzeptes, wel-    und tragen so die Idee einer leistbaren
und beim offenen Mittagstisch herzlich       ches die Betreuung und Unterstützung       Pflege mit. Der jährliche Mitgliedsbei-
willkommen.                                  zu Hause zum zentralen Anliegen ge-        trag beträgt rund 35 Euro. Damit sichert
                                             macht hat, heute nicht möglich“, betont    man sich das Recht auf Pflege und Be-
Unverzichtbare Partner                       SBF-Geschäftsführer Herbert Lins. „Die     treuung zu Hause, sobald diese benötigt
Eng ist die Kooperation der SBF mit          Tagesbetreuung, die der MOHI im Haus       wird und fördert gleichzeitig die Ver-
dem Antoniushaus, den fünf Feldkircher       Nofels anbietet, oder die gerontopsychi-   sorgung pflegebedürftiger Menschen in
Krankenpflegevereinen (KPV) und dem          atrische Pflege des KPV im Haus Tosters    Feldkirch. Werden Leistungen in An-
Mobilen Hilfsdienst Feldkirch (MOHI),        sind nur zwei von zahlreichen, geschätz-   spruch genommen, kommt ein geringer
die das Angebot durch ihre wertvollen        ten Dienstleistungen.“ Die Krankenpfle-    Pflegebeitrag dazu. n

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16                                                                                                                                FELDKIRCH AK TUE LL 1/ 2021
ZUKUNFT DER PFLEGE

                                          >
                        Das alte Pflegeheim
                                wurde auch
                        „Versorgungsheim“
                            genannt. 1996
                          übersiedelte man
                         ins heutige „Haus
                                    Nofels“.

ERINNERUNGEN

„Wo wohl die schönen, gebastelten
Engel aus den 90ern sind?“
                                               nicht alleine auf, denn früher teilte man   nur das Hab und Gut musste mit,
Eine langjährige Bewohnerin und                sich ein Zimmer. Meine Zimmerkollegin       sondern auch teilweise das Mobiliar.
eine Altenpflegerin erinnern sich              hieß Anna. Nach dem Frühstück im            Nicht alle Mitbewohner*innen zogen
an die Anfänge der Senioren-Be-                Speisesaal kamen wir am Gang des            ins Haus Nofels ein, gut die Hälfte
treuung Feldkirch. Wir haben die               Stockwerks, wo auch das Zimmer              von ihnen fand ein Zuhause im Haus
seit 1979 im Pflegeheim in Nofels              war, zusammen. Dort standen Stühle          Gisingen. Alles war neu und modern,
lebende Ida Schwald und Sozial-                und Tische und man saß beisammen,           jeder hatte ein Zimmer für sich alleine
betreuerin Alexandra Schöch zum                redete oder spielte. Benedikt hat immer     und nicht nur das, sondern auch Dusche
Gespräch gebeten.                              gerne im Schopf Holz gehackt oder           und WC gab es. Im alten Haus gab es
                                               irgendwelche Fetzen zusammengenäht.         in meinem Stockwerk ein Bad und zwei
                                               Ganz besonders gerne erinnere ich           Toiletten für 26 Personen. Für uns und
                                               mich an die zünftigen Grillfeste, bei       auch die Pfleger*innen war es plötzlich
Das Gespräch führte Gabriele Scheyer.          denen Musik gespielt wurde und die          ganz einfach, zusammenzukommen,
                                               Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen        denn es gab nicht mehr vier Stockwerke,
                                               gerne mal das Tanzbein geschwungen          sondern wir waren alle beieinander
                                               haben. Und der Ausflug nach Bregenz ist     und das große Wohnzimmer wurde
Frau Schwald, Sie sind am 24.                  mir heute noch in sehr guter Erinnerung     zum Tagestreffpunkt. Es gab sogar
Juni 1979 mit nur 48 Jahren                    geblieben.                                  einen eigenen Raum zum Basteln,
in das damalige Alten- und                                                                 Handarbeiten oder Kochen. Ich habe
Pflegeheim Nofels übersiedelt.                 17 Jahre sind vergangen, bis Sie            immer mitgemacht, so gut es halt ging
Wie haben Sie den Alltag im                    Ihr neues Zuhause im jetzigen               mit der „kaputten“ Hand. (Anm.: Wegen
Heim damals erlebt?                            Haus Nofels beziehen konnten.               eines Schlaganfalls als Kind, der eine
                                               An welche Veränderungen                     Lähmung der Hand zur Folge hatte.)
Ida Schwald: (blickt zum Fenster               erinnern Sie sich gerne in diesem           Ulli war diejenige, die uns mit Geschick
hinaus, hinüber zum „alten Haus“; nein,        Zusammenhang?                               anleitete. So manche Hausdekoration
ihr damaliges Zimmer ist nicht zu sehen,                                                   fand sich an Fenstern und Tischen
aber Erinnerungen werden wach): Der            Ida Schwald: Der Umzug 1996 ins             wieder. Wo wohl die schönen Engel sind,
Alltag war anders als heute. Man wachte        „neue Haus“ war sehr aufregend, nicht       die wir in den 90ern gebastelt haben?

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ZUKUNFT DER PFLEGE

Die Pflege hat sich in den              uns nicht langweilig wird, weil halt im     man aber auch nicht jeden Tag gebadet
letzten Jahren stark verändert          Moment nicht so viele Menschen zu           (schmunzelt). Die heutigen Badezimmer
und es geht längst nicht nur            uns kommen können. Jetzt vertreibe          sind Wellnesstempel. Niederflurbetten
um die alleinige Versorgung             ich mir die Zeit mit Lesen; die VN ist      oder Patientenlifter erleichtern uns den
der Bewohner*innen. Viele               mein tägliches Morgenritual. Und            Pflegealltag heute sehr. Aber ich muss
Beschäftigungen sorgen für              am Dienstagabend schaue ich gerne           dazu sagen, dass die Bewohner*innen
Abwechslung im Alltag. Welche           „Universum“, die schönen Tierbilder         damals noch fitter und mobiler waren,
Angebote nutzen Sie gern?               gefallen mir am besten. Mit Herta –         nicht viele waren im Rollstuhl, selbst
                                        sie kam sogar noch früher ins Heim          Rollatoren waren eher selten.
Ida Schwald: Basteln geht jetzt         als ich (1969) – spiele ich gerne das
leider nicht mehr – da macht die Hand   „Buchstaben-Puzzle“. Und es gibt auch       Hat die höhere Mobilität sich auch
nicht mehr mit. Aber ich bin gerne      immer wieder neue Mitbewohner*innen,        auf den Pflegealltag ausgewirkt?
bei der Malgruppe mit Xenia dabei.      mit denen man sich noch gut unterhalten
Überhaupt ist es heute geselliger als   kann, dann erfährt man wieder etwas         Alexandra       Schöch:      Ja, sicher.
früher. Obwohl, die Emma kam schon      Neues. Was ich mich noch nicht getraut      An jedem schönen Tag wurde die
damals, Ende der 70er-Jahre, noch ins   habe, ist eine Ausfahrt mit der Fahrrad-    Nachmittagsjause früher im Garten
alte Haus, um Bewegung im Sitzen oder   Rikscha. Im Sommer gibt es jede Woche       eingenommen. Das Parterre war auch
Singnachmittage zu gestalten. Heute     die Möglichkeit mitzufahren. Vielleicht     für die Bewohner*innen aus den anderen
macht das Beate.                        zu meinem 90., den ich in diesem Jahr       Stockwerken ein beliebter Treffpunkt –
                                        feiere – da trau ich mich dann vielleicht   nicht nur, weil dies die Männerstation
Die Besuchseinschränkungen, die         doch noch (schmunzelt).                     war, sondern weil im dort angesiedelten
zum Schutz vor einer Ansteckung                                                     Postamt und der Verwaltung des Hauses
mit dem Corona-Virus getrof-                                                        reges Treiben herrschte. Da wurde ganz
fen wurden, haben die                                                               genau geschaut, wer zur Verwaltung
Bewohner*innen besonders hart                                                       ging und es wurde gerätselt wer was
getroffen. Wie belastend ist die        Frau Schöch, bereits seit 1990              dort wollte. Für die Bewohner*innen
Situation nach wie vor für Sie?         sind Sie als Dipl. Sozialbetreuerin         war der damals schon sehr aktive Nofler
                                        für Altenarbeit in der Altenpflege          Besuchsdienst enorm wichtig, denn er
Ida Schwald: Im Jahr 2020, mit          in Nofels tätig und haben den               brachte Geselligkeit in den Alltag.
dieser Krankheit, mussten wir doch      Weg vom Altbau zum modernen
auf einiges verzichten. Ich wünschte,   Pflegeheim miterlebt. Inwieweit             Wie wirkt sich die Veränderung
es könnte wieder den Musikvormittag     haben sich die Bedingungen für              der Pflegebedürftigkeit der
mit Charlie und Hans geben. Das war     die Pflege verbessert?                      Bewohner*innen auf den
immer so schön, wenn die gespielt und                                               Pflegealltag aus?
wir gesungen haben. Auch vermisse ich   Alexandra Schöch: Die Zimmer
meine Annemarie vom Besuchsdienst,      waren viel kleiner und zwei, drei           Alexandra Schöch: Die Grundpflege
die einmal in der Woche kam. Aber zum   Bewohner*innen teilten sich eines.          nimmt heute mehr Zeit in Anspruch.
Glück kann der Reinhard mich noch       Es gab keine Duschen, sondern ein           Der Einzug der Computertechnik
besuchen. Man muss schon sagen, dass    Badezimmer pro Stockwerk, in dem das        hat uns viel mehr Dokumentations-
das Personal sehr darauf schaut, dass   Arbeiten sehr beengt war. Früher hat        und Schreibarbeiten beschert. Heute

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Alexandra Schöch und Ida Schwald tauschen erheiternde Erinnerungen aus.

müssen intensivere Gespräche sowie            Wie war das Corona-Jahr 2020                Schutzbrille arbeiten und auf Abstand
Abstimmungen mit den Hausärzten               für die Bewohner*innen?                     achten müssen?
geführt werden. Früher gab es einen
Hausarzt für alle Bewohner*innen,             Alexandra Schöch: Sie sind schwerer         Noch eine Frage zum Schluss.
heute bringt man seinen Hausarzt mit.         zu motivieren, es hat sich so etwas         Sie bringen ihr Talent in der
Die Angehörigen werden in die Belange         wie Lethargie eingeschlichen, die           Aromapflege aktiv in den Pflege-
und Bedürfnisse miteinbezogen. Das            Leichtigkeit ist etwas verloren gegangen.   alltag ein. Wann und wie wird
alles braucht natürlich Zeit. Früher          Natürlich sind viele Bewohner*innen         mit Duftölen gearbeitet?
kam man teilweise sehr jung (mit 40           traurig über die veränderte Situation: Es
bis 50 Jahren) ins Heim, war geistig          gibt weniger Besuche, der Besuchsdienst     Alexandra              Schöch:      Die
und körperlich noch gut beieinander.          und die Musikvormittage werden              Bewohner*innen mögen die Düfte
Heute sind die Bewohner*innen meist           vermisst. Es fehlt einfach so vieles,       sehr gern. So wird z.B. Rosenhydrolat
sehr pflegebedürftig und älter (75 bis        was ihnen lieb und vertraut war. Sie        für die Augenpflege verwendet und
über 90 Jahre). Manchmal lernt man sie        bekommen nicht das ganze Ausmaß             Johanniskraut für die Füße. Die meisten
gar nicht mehr richtig kennen, ehe sie        der Pandemie mit, aber sie wissen, dass     kennen dies von früher, da hat man auch
versterben. Heute hat man auch weniger        viele Millionen Menschen von Corona         viel Heilkräuter-Öle oder Schnapsansätze
Zeit für tiefere Gespräche, das geht noch     betroffen waren bzw. sind und dass ganz     verwendet oder selbst angesetzt – wie
am besten zu den späteren Abend- oder         viele daran gestorben sind. Angst vor       Arnika oder Meisterwurz. Ein ganz
Nachtstunden. Wenn es ganz still wird         der Krankheit haben sie nicht, da haben     wichtiger Begleiter sind Düfte bei der
im Haus, wenn kein Gewusel mehr ist,          sie schon Schlimmeres mitgemacht.           Palliativpflege. Der Schwerpunkt liegt
die Lichter etwas heruntergefahren            Aber der eine oder andere hat Mitleid       dabei bei der Linderung von Schmerzen
sind, dann werden die Bewohner*innen          mit dem Pflegepersonal und fragt, ob        und Ängsten und der Schaffung einer
vertraulicher und gesprächiger.               wir denn nun immer mit Maske und            „Wohlfühlatmosphäre“.n

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ZUKUNFT DER PFLEGE

FREIWILLIGE GESUCHT

Ehrenamtliche stärken
Senioren-Betreuung
                                         Besuchsdienstler*innen einbringt. Der        Freiwillige gesucht!
Ob Spazierengehen, Kekse ba-             alljährlich stattfindende Weihnachtsba-      Um den Alltag im Pflegeheim weiterhin
cken, einfach nur zuhören oder           sar im Haus Schillerstraße wäre ohne         abwechslungsreich gestalten zu können,
zum Arzt begleiten: Ehrenamtliche        das Engagement der vielen Freiwilli-         ist die SBF laufend auf der Suche nach
Mitarbeiter*innen sind ein nicht         gen ebensowenig organisierbar, wie die       Menschen, die ihre Talente einbringen
mehr wegzudenkender Bestandteil          zahlreichen Veranstaltungen im Haus          möchten. Ehrenamtliche bestimmen
in den Feldkircher Pflegeheimen.         Tosters. Sie alle bringen Heiterkeit, Ge-    dabei selbst, wie viel Zeit sie dafür auf-
Rund 100 Freiwillige engagierten         selligkeit und Geborgenheit in die Pflege-   wenden möchten. Ob vorlesen, als Be-
sich vor den Corona-Restriktionen        heime und werden oft zu Freunden fürs        gleitung und Sprachrohr beim Arzt, Kek-
in den vier Häusern.                     Leben, die mit den Senior*innen bis zu       se backen, spazieren gehen oder einfach
                                         ihrem Lebensende eng verbunden sind.         nur zuhören – am besten macht man
                                         „Unsere Bewohnerinnen und Bewoh-             Dinge, die einem selbst Freude machen,
                                         ner freuen sich auf die Besuche“, weiß       dann hat das Gegenüber auch Freude
Bereits im Jahre 1977 statteten          Gerhard Fend als zentraler Pflegeleiter      daran. Friedl Haueis vom Gesunden
Freiwillige der Pfarre Nofels den        und Ehrenamts-Koordinator. „Und für          Lebensraum Gisingen koordiniert seit
Heimbewohner*innen in Nofels re-         die Pflegeteams ist das eine tolle Un-       Jahrzehnten äußerst engagiert den Be-
gelmäßig Besuche ab, die in weiterer     terstützung, die wir auch in herausfor-      suchsdienst im Haus Gisingen. Sie und
Folge vom „Besuchsdienst Sozialkreis     dernden Zeiten immer sehr schätzen.“         ihr ehrenamtlich arbeitendes Team er-
der Pfarre Nofels“ koordiniert wur-      Der Wegfall dieser wertvollen Arbeit         leben die sich ändernden Bedürfnisse in
den. Eine sehr lange Tradition hat das   während des Corona-Besuchsverbots            den Pflegeheimen: „Dank der Unterstüt-
Ehrenamt auch im Haus Gisingen, wo       hat die Bewohner*innen besonders ge-         zung durch MOHI, Krankenpflegeverei-
sich der „Gesunde Lebensraum“ seit       troffen, auch wenn die Angestellten der      ne oder 24 Stunden-Betreuung können
der Heimeröffnung 1996 mit derzeit 17    SBF in den letzten Monaten durch das         die Menschen heute länger daheimblei-
                                         Einbringen ihrer eigenen Fähigkeiten         ben. Mit der steigenden Pflegebedürftig-
                                         schier Unmögliches vollbracht haben.         keit in den Heimen haben sich die Akti-
                                         Die Vorfreude auf die Wiederaufnahme         vitäten unserer Besuchsdienstler*innen
                                         der fidelen Sing- und Spielrunden, Spa-      geändert. Besonders der Umgang mit
                                         ziergänge in der freien Natur und diver-     dementen Menschen ist für Laien oft
                                         se Ausflüge ist bei den Bewohner*innen       nicht einfach. Aber diesen Dienst am
                                         und Pflegemitarbeiter*innen gleicher-        Mitmenschen macht man von Herzen,
                                         maßen groß.                                  macht man, weil die alten Menschen mit
                                                                                      daran gearbeitet haben, dass es uns heu-
                                                                                      te so gut geht. Natürlich wünsche ich mir
                                                                                      auch, wenn ich es einmal selbst brau-
                                                                                      chen sollte, dass jemand da ist, der mir
                                         <                                            zuhört, der mich umarmt und der mich
                                         Ehrenamt stärkt:                             respektiert.“
                                         Friedl Haueis,                                  Bei Interesse an einer ehrenamt-
                                         Gerhard Fend, Ruth                           lichen Tätigkeit bitte Gerhard Fend
                                         Eggler und Hildegard                         kontaktieren: 05522/3422-6970 oder
                                         Michelini.                                   gerhard.fend@feldkirch.at n

20                                                                                              FELDKIRCH AK TUE LL 1/ 2021
Nur beim
                                                                                         Schöch!
                                                                                         Unsere besonderen Wurst-
                                                                                         spezialitäten glutenfrei –
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RIKSCHAFAHRTEN                                                                           Probieren Sie auch unsere

Den Wind in den
                                                                                         weiteren Wurstspezialitäten:
                                                                                         Landjäger, Rauchwürstel,
                                                                                         Cabay, Pfefferle, Hauswürste

Haaren spüren
                                                                                         und vieles mehr

                                                                                                                  gluten-
                                                                                                                    frei
                                                                                                              Die Illspitzler und
                                            es darum, Menschen mit mobilen Ein-                              andere Spezialitäten
„Radeln ohne Alter“: Seit fünf              schränkungen die Möglichkeit zu geben,                             gibt es nur beim
Jahren erfreut sich das von der             ihr Wohnhaus oder das Pflegeheim für                                    Schöch.
Seniorenbörse Feldkirch initiierte          eine Fahrt ins Grüne zu verlassen. Dabei
„Rikschafahren“ wachsender Be-              geht es nicht nur ums „Radeln“ allein, die
liebtheit unter den Senior*innen.           Gespräche während einer gemütlichen
Die     elektrobetriebenen   Fahr-          Rikschafahrt sind fast ebenso wichtig
radausflüge basieren ebenfalls auf          wie das eigentliche Fahrtziel. „Oft wer-
ehrenamtlichem Engagement.                  den von den Fahrgästen Ziele gewählt,
                                            die sie früher gerne selbst aufgesucht
                                            haben und mit netten Erinnerungen
                                            verbinden, wie z.B. der Illspitz oder der
Als zweiter Verein österreichweit star-     Egelsee. Aber auch eine Fahrt rund um
tete die Seniorenbörse im Jahr 2016 die     den Ardetzenberg oder in die Innenstadt
Initiative „Radeln ohne Alter“ in Feld-     stehen regelmäßig auf dem Programm“,
kirch. Bei den Rikschafahrten handelt es    erzählt Wolfgang Kühne, der als Ge-
sich aber keineswegs um einen umwelt-       samtleiter der Initiative „Radeln ohne
freundlichen Taxidienst. Vielmehr geht      Alter“ in Feldkirch neben der Rekrutie-
                                            rung auch für die Ausbildung der ehren-
                                            amtlich agierenden Pilot*innen und die
                                            Durchführung entsprechender Fahrsi-
                                            cherheitstrainings verantwortlich ist.
                                            „In Feldkirch sind wir in der glücklichen
                                            Lage, auf insgesamt 25 gut ausgebildete
                                            und erfahrene Pilot*innen zurückgreifen
                                            zu können. Wir absolvieren jährlich über
                                            200 Ausfahrten und legen dabei annä-
                                            hernd 4.000 km zurück. 80 Prozent aller
                                            Fahrten werden von Stammkund*innen
                                            – also Bewohner*innen der SBF-Pfle-
                                            geheime sowie Gästen der MOHI-Ta-
                                            gesbetreuung – gebucht.“ Sobald die
                                            Temperaturen und Kontaktbeschrän-
                                            kungen es zulassen, sind die zwei Fahr-
                                            rad-Rikschas, die alleine schon aufgrund
                                            ihrer roten Dachbedeckung für gute
                                            Laune sorgen, mit ihren ehrenamtlichen
                                            Pilot*innen wieder in Feldkirch unter-       Mo bis Fr               Seb.-Kneipp-Str. 2
                                            wegs. Für Anmeldungen kann Wolfgang          durchgehend             Feldkirch-Nofels
Die Seniorenbörse freut sich über           Kühne von der Seniorenbörse kontak-          6 – 18 Uhr              T 05522-72184
Anmeldungen zur kostenlosen Rikschafahrt.   tiert werden: 0676/441 0200. n               Sa 6 – 12 Uhr           www.metzgerei-
                                                                                                                 schoech.at
FELDKIRCH AK TUEL L 1 /2 0 2 1
STADT INTERN

JUGENDARBEIT

Neue Jugendstrategie Feldkirch
                                                                         Zielsetzung
                             Flächendeckend und für alle: Die            Die Jugendarbeit der Stadt Feldkirch
                             neue Jugendstrategie stellt die Ju-         stellt sicher, dass alle Feldkircher Ju-
                             gendlichen als „Expert*innen ihrer          gendlichen die Möglichkeit haben, sich
                             Lebenswelt“ ins Zentrum. Dem Ju-            am ökonomischen und gesellschaftli-
                             gendhaus Graf Hugo kommt da-                chen Leben zu beteiligen. Das Prinzip
                             bei als Drehscheibe für verschiede-         einer sozialraumorientierten Jugendar-
                             ne Bereiche der Jugendarbeit eine           beit dient dabei als oberster Grundsatz.
                             zentrale Rolle zu.                          Die Jugendarbeit der Stadt Feldkirch ist
                                                                         für alle Jugendlichen – unabhängig von
                                                                         ihrer Herkunft, Religionszugehörigkeit
                                                                         und sozialen Ausstattung – zugänglich
                             Ausgehend von ersten Überlegungen, die      und konzipiert Angebote im nieder-,
                             im Rahmen der Befragung zum Stadt-          mittel- und höherschwelligen Kontext.
                             entwicklungsplan 2018 und zum neuen         Das Jugendhaus „Graf Hugo“ ist primär
                             Jugendhaus entstanden sind, wurde im        im niederschwelligen Kontext der Offe-
                             Mai 2019 der politische Auftrag erteilt,    nen Jugend- und Jugendsozialarbeit tä-
                             eine neue Strategie für die Jugendar-       tig, wird aber gleichzeitig als Drehschei-
                             beit der Stadt Feldkirch zu entwickeln.     be für alle anderen Bereiche geöffnet.
                             Als Basis dafür dienten das bestehende      Alle Mitarbeiter*innen des Graf Hugo
                             Kinder- und Jugendkonzept sowie die         wurden – sofern dies gewünscht war –
                             Beteiligungsprozesse zum neuen Ju-          im Rahmen des Betriebsübergangs zu
                             gendhaus und zum Spiel- und Freiraum-       gleichen Rahmenbedingungen in ihren
                             konzept. Es wurde ein Workshop mit          Verträgen übernommen.
                             internen und externen Partner*innen
                             der Jugendarbeit sowie eine Befragung       Fachbeirat
                             der in der Jugendarbeit tätigen Orga-       Der neu gegründete Fachbeirat Jugend-
                             nisationen gemacht. Ziel der Jugend-        arbeit ist ein beratendes Gremium, das
                             strategie ist es, von einer angebotsori-    die Jugendarbeit der Stadt Feldkirch
                             entierten zu einer bedarfsorientierten      inhaltlich und methodisch begleitet. Die
Das neue Graf Hugo           Arbeit zu kommen; die Jugendlichen als      Empfehlungen aus dem Fachbeirat wer-
spielt eine zentrale Rolle   Expert*innen ihrer Lebenswelt zu sehen.     den in den Jugendausschuss zur weite-
in der Jugendstrategie.      Um eine ganzheitliche und sozialraumo-      ren Diskussion vermittelt. Im Fachbeirat
                             rientierte Jugendarbeit flächendeckend      sitzen Vertreter*innen des Landes, der
                             für alle Feldkircher Jugendlichen in der    Koje (Koordinationsbüro für offene Ju-
                             nötigen Qualität umzusetzen, muss eine      gendarbeit und Entwicklung), des Mäd-
                             einheitliche Koordination sichergestellt    chenzentrums „Amazone“ sowie Per-
                             werden, bei der die Akteure der Stadt       sonen aus der operativen offenen und
                             Feldkirch übergreifend agieren. Eine ge-    verbandlichen Jugendarbeit. Der Beirat
                             meinsame Strategie ist dafür eine wichti-   hat empfohlen, dass die Ausarbeitung
                             ge Voraussetzung. Nicht zuletzt wird die    der Jugendstrategie im ersten Jahr wis-
                             Vernetzung und Abstimmung mit allen         senschaftlich begleitet wird. Der finale
                             anderen Systempartnern Aufgabe dieser       Auftrag dafür wird in den nächsten Wo-
                             neuen Abteilung sein.                       chen vergeben. n

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