SEGELN Yachtausbildung - asvz.ch/segeln

Die Seite wird erstellt Hauke-Heda Wieland
 
WEITER LESEN
SEGELN Yachtausbildung - asvz.ch/segeln
SEGELN
                  Yachtausbildung

asvz.ch/segeln
SEGELN Yachtausbildung - asvz.ch/segeln
Meine Termine                                                                                                          Inhalt

                                                                                             Einleitung                       4
 Kurs / Prüfung                         Datum           Bemerkungen
 Grundkurs (GKY)                                        □ Bestanden
                                                                                             Grundkurs (GKY)                  9
 Vertiefungskurs (VKY)                                  □ Bestanden                          Anluven / Abfallen              15
 Theorieprüfung D (selbst anmelden)                     □ Weisse Karte an Sekretariat ASVZ   Wende                           22
 Prüfungskurs (DKY)                                                                          Halse                           23
                                                                                             Knoten                          26
 Praxisprüfung
 Gennakerkurs (GeKY)
                                                                                             Vertiefungskurs (VKY)          27
                                                                                             Reffen                      34 / 35
                                                                                             Rettungsmanöver             36 / 37

                                                                                             D-Schein-Kurs (DKY)            39
                                                                                             Bootsdaten / Ausrüstung         44
                                                                                             Prüfungsrichtlinien             46

                                                                                             Anhang
                                                                                             Dispositiv                  50 / 51

© Copyright ASVZ
Jegliche Art des Kopierens und / oder der Wiedergabe des Dokumentes
bedürfen einer schriftlichen Bewilligung der Autoren.
Es wird in der Regel die männliche Form verwendet; die weibliche Form
ist jedoch immer auch mit eingeschlossen.
Zürich, März 2018

2                                                                                                                             3
SEGELN Yachtausbildung - asvz.ch/segeln
Einleitung                                                                                                                                                                      Einleitung

Willkommen an Bord                               ten unsere Kurse im Weiteren Segeltheorie,        Manöver die Mannschaft zu informieren, was        Lektionen zu bieten und die wertvolle Zeit
Die vorliegende Teilnehmer-Broschüre soll dir    Seemannschaft, Sicherheits- und Gesetzes-         du als Steuermann beabsichtigst, ehe du die       auf dem Wasser bestmöglich zu nutzen. Aus
als Unterstützung beim Einstieg in den Se-       kunde, Ausweichregeln und Knotenkunde.            Kommandos gibst. Diese kurzen «Briefings»         diesem Grund werden beispielsweise Knoten
gelsport dienen und wurde insbesondere als       Boots- und Segelpflege werden nur wenig           mit der Formulierung des klaren Ziels des         zwar im Unterricht gezeigt und erklärt, aber
An­leitung für das Segeln auf unserer Schu-      geschult.                                         Manövers sind essentiell, damit deine Crew        in der Regel nicht eingehend, d.h. mehrfach
lyacht «Grand Surprise» (GS) ­geschrieben.                                                         die Chance erhält mitzudenken und als Team        geübt.
Hier drin findest du im Sinne eines Kochbuchs    Teamsport Yachtsegeln                             zu funktionieren.                                     Wir empfehlen dir, nach den Lektionen
Zutaten für die nötigen Abläufe und Manöver      Yachtsegeln ist ein ausgesprochener Team-              Wir vermitteln dir die komplette Komman-     kurze Notizen zu machen und dich auf die
an Bord. Das Menü orientiert sich an unseren     sport und ein gutes Ergebnis lässt sich nur       dostruktur und die Ma­növer technisch korrekt     Folgelektion vorzubereiten. Vor allem zu Be-
Kursstufen Grundkurs und Vertiefungskurs         durch Zusammenarbeit der ganzen Crew              in ihrer Reinform. Dies ist sowohl für das Be­    ginn eines neuen, weiterführenden Kursblocks
bis hin zum D-Schein-Kurs mit anschliessen-      erzielen. Weil der Steuermann das Boot            stehen der Prüfung als auch für die Ausbil-       solltest du das Erlernte vom vor­angegangenen
der Prüfung. Die Inhalte geben dir genügend      lenkt und das Timing der Manöver ­vorgibt,        dung von soliden Grundtechniken im Segeln         Kursblock repetieren und vorbereitet er-
ausführlich wieder, was du zum Erreichen         könnte der Eindruck entstehen, dass er das        wichtig.                                          scheinen, weil du sonst möglicher­weise den
der praktischen Bootsführerprüfung beherr-       wichtigste Crewmitglied sei. Aber auch ein             Die deutlich gesprochenen, klaren Kom-       Anschluss verlierst.
schen sollst. Dennoch empfehlen wir dir auch     Weltklasse-Steuermann ist ohne seine Crew         mandos mögen zu Beginn ungewohnt und                  Es ist dem Trainingsleitenden vorbehalten,
weiterführende Literatur um dir eine grössere    «aufgeschmissen». Die Crewmitglieder              als etwas rau empfunden werden. Sie sind          über das Bestehen des Kurses zu entschei-
Bandbreite an Wissenswertem rund ums             haben die Aufgabe, das Boot durch korrekte        aber wichtig, weil häufig schnell, abgestimmt     den, falls die Kursziele nicht erreicht werden.
Segeln anzueignen.                               Segelstellung und Gewichtstrimm schnell zu        und eindeutig gehandelt werden muss, damit
    Die Segelschule des ASVZ wurde auf die       machen, und sie übernehmen in den Manö-           die Manöver optimal gelingen. Diese präzise
Saison 2015 hin durch Swiss Sailing zertifi-     vern entsprechend ihren jeweiligen Rollen         Kommandosprache ist eine wichtige Stüt-
ziert. Das Label steht für einen hohen Stan-     wichtige Aufgaben, welche entsprechend            ze für das Timing und die Koordination der
dard in den Bereichen Unterricht, Sicherheit,    den Kommandos zum richtigen Zeitpunkt             Crew. Wenn du später im privaten Rahmen
Material und Auftritt.                           durchgeführt werden müssen. Ebenso wie            segelst, kannst du diese Kommandostruktur
                                                 der Steuermann soll jedes Crewmitglied die        minimieren, aber du wirst merken, dass die
Was dich erwartet                                Entwicklung der Wind- und Wetterverhältnisse      Segelsprache universal und international ist
In unseren Segelkursen GKY/ VKY und DKY          beobachten. Damit sind alle Crewmitglieder        und man insbesondere in stressigen Momen-
betreiben wir in erster Linie Ausbildung für     auf Böen und Winddreher vorbereitet und           ten darauf zählen muss. Der Skipper hat die
den D-Schein und bereiten dich schrittwei-       können so vorausschauend agieren. Für alle        Verantwortung über Schiff und Crew, weshalb
se auf deine Rolle als Schiffsführer vor. Du     Crewmitglieder bedeutet dies, dass sie stetige    er entscheidet.
lernst, wie eine Yacht segelt und wie du deine   men­tale Präsenz auf ihren jeweiligen Positio-
Crew führen musst: Unsere Schulyacht wird        nen aufrecht halten müssen.                       Eigenständiges Lernen
von jeweils vier bis fünf Personen gesegelt,                                                       Wir erwarten von dir, dass du den behandel-
wobei alternierend ein Crewmitglied die Rolle    Manöver und Kommandos                             ten Stoff durch Eigenstudium ausserhalb der
des Schiffsführers übernimmt. Jedem Crew-        Die Verantwortung an Bord trägt immer             Kurszeiten vertiefst und re­petierst.
mitglied wird ab­wechselnd eine bestimmte        der Trainingsleiter (TL) Segeln ASVZ. Mit              Uns liegt viel daran, ein handlungsorien-
Rolle zugeteilt, zu der verschiedene Aufgaben    fortschreitender Kursdauer wird er diese aber     tiertes Lernen zu fördern, denn es ist lernpsy-
gehören.                                         zunehmend den Kursteilnehmenden abge-             chologisch erwiesen, dass wir im Durchschnitt
    Nebst den Grundmanövern, die dann mo-        ben und alternierend einem Crewmitglied           90% von dem, was wir selbst tun, behal-
dular zu den komplexeren, prüfungsrelevanten     die Rolle des Skippers übertragen. Du lernst      ten. Deshalb legen wir Wert darauf, dir viel
Manövern zusammengesetzt werden, beinhal-        beispielsweise, dass es sinnvoll ist, vor einem   ­seglerische Praxiserfahrung während unseren

4                                                                                                                                                                                                 5
SEGELN Yachtausbildung - asvz.ch/segeln
Einleitung                                                                                                                                                           Einleitung

Glossar / Begriffe                                –– Kappe / Mütze                               Literatur
Segeln ist ein altes Handwerk und es wird         –– Segelhandschuhe (können beim TL vor Ort     Der ASVZ verkauft kein zusätzliches Buch zum Yachtsegeln.
ein eigenes Vokabular benutzt. Dies ist auch         erworben werden)                            Weiter­führende Literatur wird jedoch empfohlen, z.B.:
nötig, um die Dinge präzise und eindeutig         –– Sonnencrème & Sonnenbrille
­be­nennen zu können. Vieles hat kein Pendant     –– Trinkflasche                                  Axel Bark:
 im normalen Landleben und die Umgangs-                                                            Der Sportbootführerschein
 sprache eignet sich nur sehr bedingt. Sowohl     Wetterangepasste Kleidung erhöht dein            Binnen Segeln + Motor; Delius Klasing Verlag (11. Auflage 2017)
 hier in der Broschüre als auch im Unterricht     Wohlbefinden und damit die Konzentration
 wird die nautische Sprache benutzt und du        und deine Sicherheit. Unterschätze vor allem     Roland Denk:
 solltest die wichtigsten Begriffe und Bezeich-   bei kaltem und nassem Wetter die Dauer der       Segeln Lernen In Frage und Antwort
 nungen lernen und beherrschen.                   Lektion und die damit verbundene mögliche        Delius Klasing Verlag (2014)
                                                  Auskühlung nicht.
Packliste                                                                                          Hans Mühlbauer:
–– Bootsschuhe / -stiefel (saubere, nicht-mar-    Und zudem werden in der ersten Lektion           Richtig Segeln Ausrüstung, Boote, Technik, Manöver
   kierende Sohle)                                abgegeben:                                       BLV Buchverlag (2011)
–– Wasserfeste Hose (kann vor Ort ausge­          –– Broschüre Segeln «Yachtausbildung»
   liehen werden)                                 –– Übungsleine                                   Seemannschaft:
–– Regenjacke (kann vor Ort ausgeliehen                                                            Handbuch für den Yachtsport
   werden)                                                                                         Delius Klasing (31. Auflage 2016)

                                                                                                   Meteo Schweiz:
                                                                                                   Typische Wetterlagen im Alpenraum
                                                                                                   Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz
                                                                                                   www.meteoschweiz.ch (2015)

                                                                                                 Nützliche Links / Apps

                                                                                                   Wetter / Wind
                                                                                                   meteoschweiz.ch • meteotest.ch • landi.ch • windguru.ch •
                                                                                                   windsurf.ch • windfinder.de • meteocentrale.ch

                                                                                                   Knoten
                                                                                                   klabautermann.de • igkt.net • realknots.com

                                                                                                   Segelinfos
                                                                                                   sailing.fastforward.ch • sailinganarchy.com • segelreporter.com

                                                                                                   Wettfahrtsregeln:
                                                                                                   finckh.org

6                                                                                                                                                                             7
SEGELN Yachtausbildung - asvz.ch/segeln
G
    R
    U
    N
    D
    K
    U
    R
    S

8
Grundkurs                               11
                                                  9
                                                                                        39
                                                                                                                                                                                                  Grundkurs
                                                                                                  38
                                                                                             32
                                                      8

                                                                                             24

                                                                                             31                   Bootsteile

                                                                                             40                      1    Want (seitliche Mastabspannung)           21   Reling

                                                                                                             27      2    Saling (Querstrebe)                       22   Relingstütze
                                                                                                                     3    Vorstag                                   23   Steven
                                                                                                                     4    Achterstag                                24   Luke
                                                                                        29
                                                                                                                     5    Grossbaum                                 25   Pütting
                                                                                             30
                                                      2                                                              6    Lümmelbeschlag                            26   Süll
                                                                                                                     7    Baumnock                                  27   Fockschiene mit Holepunktschlitten

                                                                             26              33
                                                                                                                     8    Mast                                      28   Backskiste
                                                  1                 3                                   36           9    Masttopp                                  29   Schiebeluk
                                                                                                                     10   Gennakerbaum                              30   Niedergang
                                                                                   37
                                                                                                       13            11   Windex                                    31   Vordeck
                                                                                              28
                                                                                                                     12   Pinne                                     32   Ankerkasten / Anker
                                                                                        12                           13   Pinnenverlängerung                        33   Cockpit
                                                                                                             38
                                                                              15                                     14   Ruderblatt                                34   Baumniederholer
                                                                                                                     15   Spiegel                                   35   Fender
                                                                                                                     16   Kiel                                      36   Winsch (4x)
                                                                                                                     17   Unterwasserschiff                         37   Traveller
                                                                                                                     18   Wasserlinie                               38   Klampe (je 2x vorne und hinten)
               4
                                                                                                                     19   Bugkorb                                   39   Bugbeschlag mit Ankerrolle
                               5                           6
                   7
                                             34
                                                                                                                     20   Heckkorb                                  40   Bilge

                                                                                             19
          20             21

                              22
                                                                                                                    Zusätzliche Informationen zum Bild              ––Fallen (Setzen und Bergen der Segel):
                                                      25                                          10
                                                                        35                                          Stehendes Gut:                                    Gross- Fock-, Genua- oder Spifall.
                                                                                             23                     dient dazu, den Mast zu halten.                 ––Trimmleinen: Jakobsleine, Barber Hauler,
                                   18                                                                               Laufendes Gut:                                    Cunningham, Reffleinen, Travellerleine.
                       Heck                                                  Bug
                                                               17                                                   umfasst alle Leinen, mit denen etwas bewegt     ––Festmacherleinen: Vor-und Achtersprings,
                                                                                                                    wird.                                             Heck- und Bugleinen
                                                                                                                    Leinen:                                         ––Sonstige: Bändsel, Zeisinge (kurze Leinen)
     14                                                                                                             ––Schoten (Veränderung des Anstellwinkels der
                                             16                                                                       Segel zum Wind): Gross-, Fock-, Genua- oder
                                                                                                                      Spischot.

10                                                                                                                                                                                                                 11
Grundkurs                                                         1
                                                                                                                                                          Grundkurs

Segel-Detailansicht                                                       Bootsklassen                                         diese unbedingt vor dem Öffnen des Stoppers
                                                                          Einführung in die wichtigsten internationalen,       mit mehreren Turns (Drehungen) über eine
                                                 2
                                                                          olympischen und regionalen Bootsklassen.             Winsch legen und die Leine immer mit genü-
     1    Kopf                                       3
                                                                          ­Unterschied Yacht vs. Jolle.                        gend Abstand zur Winsch / Stopper / Klemme
     2    Lattentaschen                                                                                                        halten. Je mehr Turns auf die Winsch gelegt
     3    Segellatte                                                      Sicherheit an Bord                                   werden, umso mehr Reibung und damit Hal-
                                                                          Generell kann Segeln als eher ungefährlicher         tekraft entsteht. Bei hoher Last und / oder klei-
     4    Achterliek
                                                                          Sport eingestuft werden. Damit du dich selbst        nem Leinendurchmesser können folglich auch
     5    Vorliek (Mastliek)                                              und deine Mitsegler aber nicht gefährdest,           mehr Turns notwendig werden. Falls dennoch
     6    Mastrutscher              4
                                                                          musst du die sicherheitsrelevanten Faktoren          eine Leine schnell ausrauscht besteht Verbren-
                                                                          beherrschen und wissen, wie man sich sicher-         nungsgefahr an den Händen.
     7    Refföse
                                                                          heitsrelevant verhält.                                   Beim Laufen auf Deck auf herumliegende
     8    Reffbändsel                                                     Folgende Sicherheitsausrüstung befindet sich         Leinen achten: Lose Leinen rollen leicht weg,
     9    Cunningham-Kausch                                  5
                                                                          auf unserer Schulyacht:                              wenn man auf sie tritt. Da nützen auch die
                                                                          Rettungswesten: Die automatischen Ret­               rutschsichersten Bootsschuhe nichts mehr.
     10   Hals
                                                                          tungswesten müssen im Segelunterricht                Gespannte Leinen können als Stolperfallen wir-
     11   Unterliek (Baumliek)                                            grundsätzlich getragen werden. In der ersten         ken. Barfuss laufen ist wegen der Verletzungs-
     12   Schothorn                                                       Lektion erläutert der TL die Handhabung.             gefahr verboten.
                                                                      6   Feuerlöscher: Auf dem Schiff befindet sich ein           In unseren Kursen lernst du den Umgang
                                                                          ABC-Feuerlöscher (2kg, siehe Stauplan auf            mit Sturm und ungünstiger Wetterentwicklung
                                                                          GS).                                                 sowie das korrekte Reagieren in Havariesitu-
                                                                          Sanitätskoffer: Auf unserer Schulyacht befin-        ationen, wie: Leck im Boot, Wassereinbruch,
                                                                          det sich ein gut ausgerüsteter Sanitätskoffer.       Motorenbrand, Feuer an Bord.

                                                                          Sicherheitsrelevantes Verhalten                      Rettungs-Manöver: In der ASVZ-Yachtaus-
                                                                          Gefahren an Bord drohen in erster Linie vom          bildung schulen wir das klassische Mann-
                                                                          Grossbaum und von Leinen unter Last. Beachte         über-Bord-Manöver (MüB) mit Q-Wende und
                                                                          unbedingt die folgenden Anweisungen, um das          indirektem Aufschiesser (siehe Stoffplan VKY).
                                                                          Unfallrisiko zu minimieren.
                                                                              Der Steuermann sollte das Manöver nicht
                                                                  7
                                        8                                 stehend fahren, sondern sitzend und den Sitz-
                                                                          platz vor oder in der Regel erst nach dem Über-
                                                                          gehen des Grosssegels auf den neuen Bug
                                                         9                wechseln. Die Crew sollte bei Manövern und
                                                                          auf raumen Kursen den Kopf immer unterhalb
                                                                          des Schwenkbereiches des Grossbaumes hal-
                               12                                         ten, wirklich sicher ist man in sitzender Position
                                                                 10       im Cockpit.
                                                                              Bei der Arbeit an den Winschen und Fall-
                                            11                            stoppern: Beim Fieren einer belasteten Leine

12                                                                                                                                                                          13
Grundkurs                                                                                                                                                                                               Grundkurs

Kurse zum Wind                                                                                                  Manöverkreis                                          Orientierung im windbestimmten Raum
                                                                                                                Der Manöverkreis beginnt auf einem beliebi-           Luv ist die dem Wind zugewandte Seite.
                                                                                                                gen Kurs und endet nach einer Drehung im              Lee ist die dem Wind abgewandte Seite.
                                                                                                                Uhr­zeiger- oder Gegenuhrzeigersinn wieder
                                                                                                                auf demselben Kurs, z.B. von: Kurs «hart am           Für ein Segelboot: Lee ist die Bootsseite, auf
                                                   wahrer Wind
                                                                                                                Wind» Stb Bug, wenden auf «hart am Wind» BB           der sich das Grosssegel befindet. Luv ist dem-
                                                                                                                Bug, abfallen auf «Halbwind», abfallen auf tie-       zufolge die dem Grosssegel gegenüberliegen-
                                                                                                                fen «Raumwindkurs», halsen auf «Raumwind-             de Bootsseite.
       Wind von Steuerbord                           Wende                             Wind von Backbord
           (Backbord-Bug)                                                              (Steuerbord-Bug)         kurs Stb», anluven auf «Halbwind», anluven auf
                                                                                                                «hart am Wind» StB Bug (Ursprungskurs).
                                                    im Wind
                                              (unsegelbarer Bereich)                                                Dabei ist darauf zu achten, dass alle Kom-
                                                                                                                mandos für die Manöver, das Abfallen und An-                                                     n
                                                                                                                                                                                                            le

                                                                                                                                                                                       an
                                                                                                                luven korrekt und vollständig gegeben werden.                                      f   al

                                                                                                                                                                                         lu
                                                                                                                                                                                                ab

                                                                                                                                                                                          ve
                                                                                                                                                                                            n
                                                                        hart am Wind                            Die Segelstellung sollte zu jedem Zeitpunkt op-
            anluven                                                                          anluven
     (Schoten dicht)                                                                         (Schoten dicht)    timal sein. Der Kreis sollte relativ klein sein und
                                                                                                                flüssig gefahren werden.                                          Luv-Seite            Lee-Seite
                                                                                                                    Der Manöverkreis ist ein reines Schulungs-
                                                                                                                manöver und wird später in der Praxis nicht an-
                         am Wind                                                am Wind
                                                                                                                gewendet.

                             Halbwind                                           Halbwind

                                                                                                                                                                      Anluven: Pinne zum Grosssegel > Boot dreht
                                                                                                                                                                      zum Wind:

                          Raumwind                                             Raumwind
                                                                                                                                                                      Stm: «Ich luve an auf …Kurs (z.B. hart am
            abfallen                                                                         abfallen
     (Schoten fieren)                                                                        (Schoten fieren)                                                         Wind)! – Schoten dichtholen – neuer Kurs
                                                                                                                                                                      liegt an.»

                                                  vor dem Wind                                                                                                        Abfallen: Pinne weg vom Grosssegel > Boot
                                                                                                                                                                      dreht weg vom Wind:

                                                      Halse                                                                                                           Stm: «Ich falle ab auf … Kurs (z.B. «Raum­
                                                                                                                                                                      windkurs») – Schoten fieren – neuer Kurs
  PS: Segel «hart am Wind» sehr dicht, «Raumwind» offen
  Welche Ziele können wir direkt ansteuern, bei welchen müssen wir einen «Umweg» machen?                                                                              liegt an!»
  (Unsegelbarer Bereich, Aufkreuzen, Anluven, Abfallen, Lee, Luv)

14                                                                                                                                                                                                                   15
Grundkurs                                                                                                                                                                                    Grundkurs

Wahrer und scheinbarer Wind                                                                                     Funktionsweise der Segel                          unten nach oben). Die beiden Schoten werden
                                                                                                                –– Vortrieb durch Umlenkung / Auftrieb            jeweils mit einem eng gesteckten Palstek am
                                                                                                                –– Vortrieb durch Widerstand                      Schothorn des Vorsegels angeschlagen. Bei
                         am Wind                                                           Halbwind                                                               der Schotenführung und Holepunkteinstellung
                                                                                                                Trimmregeln                                       beachten, ob Genua (Schot ausserhalb der
                                                                                                                –– Im Auftriebs-Wirkungsbereich der Segel         Wanten, Holepunkt achterliche Markierung)
                                                                                                                   nach Gegenbauch / Killen und den Trimm­        oder Fock (Schot innerhalb der Wanten, Hole-
                                                                                                                   fäden trimmen.                                 punkt vordere Markierung) benutzt wird.
                              sche                                                                              –– Im Widerstands-Wirkungsbereich ­Segel
                                  inba
                                           rer W
                      Fa                        ind
                                                                             sc                                    rechtwinklig zum scheinbaren Wind              Genua setzen im Hafen
                     wi hrt                                                    he
                       nd -
                                                                               W inba
                                                                                                                   ­trimmen.                                      Positionen: (1) Mast, (2) Fallwinsch

                                                                Fahrt-
                                     wahrer Wind                                ind re                                                                            (3) Schot, (4) Rollleine
                                                                 wind
                                                                                       r
                                                                                                                Für «hart am Wind» getrimmt, sollte das Un-
                                                                          wahrer Wind                           terliek der Genua die Wanten gerade nicht be-     Die Leinen sind bereit, der Fallenstopper offen.
                                                                                                                rühren, sodass auch das Achterliek im oberen      (1) und (2) holen das Vorsegelfall gemeinsam
                                                                                                                Bereich frei von den Wanten bleibt. Das Gross-    so schnell als möglich. Die zunächst korrekte
                                                                                                                segel nie soweit auffieren, dass der Grossbaum    Fallspannung ist erreicht sobald das Vorliek
                         Raumwind                                                 vor dem Wind
                                                                                                                die Wanten berührt, das Segel darf die Wanten     des Vorsegels glatt gezogen ist, dann Stopper
                                                                                                                berühren.                                         schliessen. Vertikale Falten deuten auf zu hohe,
                                                                                                                Segelprofil: bei leichtem Wind bauchig, bei       horizontale Falten auf zu niedrige Fallspannung
                                                                         scheinbarer                            starkem Wind flach.                               hin. Die Minimalfallspannung kann ohne Win-
                                                                         Wind
                                                                                                                                                                  schkurbel erzeugt werden. Die korrekte Fall-
                                                             Fahrt-                                             Boot klarmachen, Aus- / Einlaufen                 spannung wird später auf dem Wasser je nach
                                                              wind
                         sc                                                                                     Das Vorsegel (Genua / Fock) kann im Hafen         Windbedingungen eingestellt. Sobald das Se-
                t-      Wi hein
             hr                                                                                                 gesetzt, eingerollt und dann sehr bequem auf      gel gesetzt ist, wird es unter leichtem Gegen-
           Fa ind         nd ba
                                     rer
             w                                                 wahrer Wind
                                                                                                                dem Wasser ausgerollt und, dort auch nach Ge-     zug (entweder Hand am Unterliek im Vorstag-
                 wahrer Wind                                                                                    brauch wieder eingerollt und später im Hafen      bereich oder über Schoten) durch Holen der
                                                                                                                geborgen werden. Bei stärkeren Winden kann        Endlos-Rollleine eingerollt, bis die Schoten
                                                                                                                das Vorsegel unter Umständen nicht eingerollt     zwei bis drei Mal um das Segel geschlungen
                                                                                                                werden. In diesem Falle wird es im Hafen ange-    sind. Die genaue Ablaufstruktur hat zum Ziel, zu
                                                                                                      WICH      schlagen, mit einem Zeising an der Reling ge­     verhindern, dass das Vorsegel unnötig lange im
     –– Der Windex zeigt in Fahrt den scheinbaren Wind an.
     –– Die Kursbezeichnungen beziehen sich auf den wahren Wind.
                                                                                                          TIG   sichert und erst später auf dem Wasser gesetzt.
                                                                                                                Das Bergen vor dem Einlaufen erfolgt entspre-
                                                                                                                                                                  Wind killt und somit Verschleisserscheinungen
                                                                                                                                                                  auftreten.
     –– Der scheinbare Wind fällt immer vorlicher ein als der wahre Wind.                                       chend in umgekehrter Reihenfolge.
     –– Der Unterschied zwischen scheinbarer und wahrer Windrichtung hängt im Wesentlichen von der
                                                                                                                                                                  Grosssegel vorbereiten im Hafen
        Geschwindigkeit des Bootes ab. Je schneller das Boot im Verhältnis zur Windgeschwindigkeit segelt,
        um so grösser ist dieser Unterschied.                                                                   Vorsegel anschlagen                               Das Grossfall wird am Grosssegelkopf an-
     –– Obwohl das Boot nach dem scheinbaren Wind getrimmt wird, wenden und halsen wir durch die wahre          Vorsegelfall am Fallwirbel befestigen und et-     geschlagen, die Stopper «Reff 1», «Reff 2»,
        Windachse.                                                                                              was vorheissen, damit dieser aus dem Weg          ­«Cunningham» und «Baumniederholer» wer-
                                                                                                                ist. Das Vorsegel vom Hals her beginnend mit       den geöffnet, die Grossschot wird klariert. We-
                                                                                                                den ­Stagreitern am Vorstag anschlagen (von        gen drohenden Verschleisserscheinungen

16                                                                                                                                                                                                            17
Grundkurs                                                                                                                                                                            Grundkurs

öffnen wir auf der GS zudem auch den Gross-        leichten Winden, aber nicht bei Starkwind.        Alle Leinen sind bereit, die notwendigen Stop-      Vorsegel setzen
fallstopper.                                                                                         per geöffnet. Die Zeisinge werden gelöst.
                                                   Oberer gelber Knopf: Zündung ein / aus und                                                            Stm: «Klar zum Vorsegel setzen / aus­rollen!»
Ablegen aus der Box                                Vorglühen                                         Crew: «Klar!»
Die Reihenfolge des Lösens der Festmacher­         Unterer gelber Knopf: Start                       Stm: «Segel setzen»                                 Positionen: (1) Vorsegelschot, Rollleine
leinen hängt von der vorliegenden Windrich-        Der Gas- / Ganghebel befindet sich neben der                                                          (2) Fallwinsch / (3) Mast
tung relativ zur Position des Bootes ab. Bei       Pinne steuerbords.                                (2) und (3) holen das Grossfall so schnell als
Seitenwind werden zuerst alle Leinen in Lee        Hebelstellung:                                    möglich zusammen, (1) fiert die Grossschot          Das klassische Setzen des Segels (wie z.B.
gelöst, dann die Luvsprings und anschliessend      vertikal = neutral                                aktiv auf, sobald das Segel halb gesetzt ist. Im    bei der Fock bei starkem Wind) erfolgt analog
das Boot mit der Luv-, Vor-, und Achterleine       45° nach vorne = Vorwärtsgang                     Normalfall können (2) und (3) das Fall ohne         des oben beschriebenen Ablaufs für das
soweit als möglich nach Luv verholt. Bei Wind      45° nach hinten = Rückwärtsgang                   Winschkurbel auf die benötigte Spannung brin-       Gross­segel bzw. das Setzen der Genua im
von vorne oder achtern zuerst die Springs lö-                                                        gen. Andernfalls hilft (3) in der Endphase (2) an   Hafen. Beim Ausrollen der eingerollten Genua
sen, dann das Boot mit Vor- und Achterleinen       Immer nach Anlassen des Motors sofort kont-       der Winsch. Sobald das Segel gesetzt ist:           vereinfacht sich der Ablauf: Nach Lösen der
in der Box mittig ausrichten. Hier kann der Mo-    rollieren, ob Kühlwasser am Auspuff austritt.                                                         Rollleine und Bereithalten der jeweiligen
tor eingesetzt werden, um durch leichtes Vor-      Sofort den Motor abstellen, wenn dies nicht der   Stm: «Grossschot dicht»                             Leeschot auf der Winsch wird das Segel durch
wärts- / Rückwärtsgas das Boot auf der Stelle zu   Fall sein sollte.                                                                                     Dichtholen der Schot ausgerollt:
halten. Alternativ die entsprechenden Springs                                                        Nachdem (1) die Grossschot dicht geholt hat,
zwar ausklinken, aber noch auf Zug halten.         Segel setzen                                      trimmt (2) in der folgenden Reihenfolge: Baum-      Crew: «Klar!»
    Die gelösten Vorleinen werden auf die Mole     Alle Segel sind bereits im Hafen angeschlagen     niederholer, Cunningham, Reff 1, Reff 2 die «of-    Stm: «Segel setzen»
geworfen, die Vorspring Backbord wird fürs         und zum Setzen vorbereitet (siehe oben). Das      fenen» Leinen. Danach Leinen klarieren.
spätere Einlaufen auf dem Steg bereitgelegt.       Grosssegel muss mit Wind von vorne, d.h. ent-
Alle anderen Leinen können ins Wasser gewor-       weder auf Kurs «hart am Wind» oder «im Wind»                                                          Sehr schnell bekommt das Segel Winddruck
fen werden.                                        gesetzt werden.                                                         TIPPS                         und das Ausrollen geschieht fast von alleine
                                                   Standardsituation 1: Mit Hilfe des Motors, an        –– Jeder löst die Zeisinge, die ihm am nächs-    und es muss anschliessend nur noch die Schot
Stm: «Klar zum Ablegen!» / Crew: «Klar!»           einer Boje oder vor Anker, soll man das Gross-          ten sind. Die Zeisinge werden in einer der    entsprechend des anliegenden Kurses dichtge-
Stm: «Leinen los!» (in situativ passender          segel im Wind (d.h. im unsegelbaren Bereich)            Netztaschen im Cockpit oder Niedergang        holt werden.
Reihenfolge)                                       zeitlich vor dem Vorsegel setzen.                       versorgt.
                                                                                                        –– Pos. 3 sollte am Mast mit Ausfallschritt
                                                   Standardsituation 2: Driftet das Boot (z.B.             stehen, um seine Kraft möglichst effizient
                                                                                                                                                                                          WICH
                                WICH
                                                   ohne Motor) und befindet sich dadurch quer
                                                   zum Wind, wird zuerst das Vorsegel gesetzt,
                                                                                                           und sicher einsetzen zu können.
                                                                                                        –– Eventuell Segel auf Steuerbordbug setzen,                                                    TIG
   Genau auf die Kommandos der
                                           TIG     dann Fahrt aufgenommen, auf Kurs «hart am               oder falls auf Backbordbug gesegelt wird,
                                                                                                           das Fall auf Stb Winsch umlenken, um            Das Vorsegel nie mit der Rollleine sondern
   Person am Steuer hören. Zu früh oder zu         Wind» angeluvt und auf diesem Kurs segelnd              ausserhalb des Schwenkbereichs des              immer mit der Schot ausrollen.
   spät gelöste Leinen gefährden das Manöver       das Grosssegel gesetzt.                                 Grossbaums arbeiten zu können.
   und können zu teuren Schäden führen.                                                                                                                  Segel bergen
                                                   Grosssegel setzen                                                                                     Zuerst das Vorsegel einrollen bzw. auf Deck
                                                                                                                                                         bergen (kursunabhängig / bei stärkerem Wind
Motor                                              Stm: «Klar zum Grosssegel setzen!»                                                                    auf Raumwindkurs) und anschliessend bei ei-
Die GS ist mit einem einfachen Innenbord-                                                                                                                nem Aufschiesser das Grosssegel bergen:
Dieselmotor ausgerüste. Er muss zuerst vorge-      Positionen: (1) Grossschot, (2) Fallwinsch,
glüht werden und eignet sich bei Flauten und       (3) Mast.

18                                                                                                                                                                                                       19
Grundkurs                                                                                                                                                                              Grundkurs

Stm: «Klar zum Grosssegel bergen!»                  Setzen, das Bergen des Grosssegels im Wind         Wende                                               achse auf den tiefen Raumwindkurs auf dem
                                                    oder «hart am Wind» erfolgen muss.                 Eine Wende sollte man stets zügig, aber nie         neuen Bug. Bei der Halse gibt es keinen unse-
Positionen beim Bergen: wie beim Setzen.                                                               ruppig oder zögerlich fahren. Bei der Wende         gelbaren Bereich.
(2) bereitet das Fall vor und löst Baumnieder-      Positionen und Abfolge beim Einlaufen in           dreht das Boot mit dem Bug durch den Wind
holer und Cunningham, (1) klariert die Zeisin-      die Box                                            (nach Luv) von Kurs «hart am Wind» durch den
ge, (3) hat den Motor gestartet und ist am Mast     Die Fender werden vor dem Einlaufen wieder         unsegelbaren Bereich und die Windachse zu                                TIPPS
bereit. (Bei grösserer Crew kann eine vierte        an der Backbordseite ausgebracht (während          Kurs «hart am Wind» auf dem neuen Bug.                –– Wenig Ruder legen.
Person das Starten des Motors übernehmen).          der Fahrt werden sie in der Backskiste unter           Auf der GS sollte der Steuermann während          –– Sobald das vorher dichtgeholte Grosssegel
                                                    dem Cockpit gestaut). Diese Anordnung ist an-      des Manövers sitzen bleiben und erst die Seite           Wind von der neuen Seite hat, (je nach
                                                                                                                                                                Windstärke dosiert) Stützruder legen. Der
Crew: «Klar!» / Stm: «Klar zum Aufschies­           gepasst an unseren Liegeplatz; in der Regel        wechseln, wenn der neue Kurs bei kontrollierter
                                                                                                                                                                Grossschoter sollte ab Kommando «rund
ser! / Crew: «Klar!» / Stm: «Grossschot los!        macht es Sinn, die Fender an beiden Bord-          Geradeausfahrt anliegt und das Manöver been-             achtern» bereit zum Auffieren der Gross-
– Ich schiesse auf!»                                wänden auszubringen. Die Befestigung (an           det ist. Das Vorsegel­timing ist bei der Wende           schot sein (Grossschot aus der Klemme).
                                                    den breitesten Stellen der Yacht) geschieht mit    entscheidend: Bei einer guten Wende sollte es         –– Bei stärkerem Wind sollte der Grossschoter
                                                                                                                                                                Handschuhe tragen.
Der Steuermann dreht das Boot in den Wind           ­einem Mastwurf auf Slip an der Reling.            den Vorschotern möglich sein, das Vorsegel auf
und auf sein Kommando                                                                                  den neuen Bug zu schoten, während der Steu-
                                                    Stm: «Klar zum Anlegen! - Klar bei Fender! -       ermann das Boot durch den unsegelbaren Be-
Stm: «Grosssegel bergen!»                           Klar bei Leinen!»                                  reich steuert. Der Steuerübergang von der zügi-          Auf der GS sollte der Steuermann während
                                                                                                       gen Wende zur Geradeausfahrt auf den neuen          des Manövers sitzen bleiben und erst die Seite
wird das Grossfall von (2) zügig gefiert und        Ein Crewmitglied (1) steht auf dem Bug, zwei       Kurs sollte weich sein, d.h. die Ruderlage in der   wechseln, wenn der neue Kurs bei kontrollier-
das Vorliek des Segels am Mast von (3) ab-          (2, 3) im Bereich der Backbord Wanten. Der         letzten Phase der Wende etwas zurückgenom-          ter Geradeausfahrt anliegt und das Manöver
wechselnd links / rechts gefaltet. Sobald das       Bootshaken sollte im Cockpit griffbereit sein.     men werden.                                         beendet ist. Bei der Halse ist das Grosssegel
Fall gefiert wird, holt der Grossschoter (1) die    Sobald die Yacht in die Box einläuft, steigt                                                           das kritische Segel: Der Steuermann darf das
Schot mit Gefühl soweit dicht, dass der Baum        Crew (2) rasch auf den Steg und übergibt die                                                           Boot erst durch den Wind steuern (rund achtern
niedrig im Cockpit fixiert ist. Sobald das Segel    bereitliegende Vorspring an (3) zum Einhän-                             TIPPS                          gehen), nachdem das Grosssegel dichtgeholt
ganz geborgen ist, tuchen es (2) (Achterliek)       gen mittschiffs. Direkt anschliessend läuft (2)       –– Die Wende ist fertig gesteuert, wenn das      ist und der Grossschoter muss das Segel sofort
und (3) (Vorliek) gemäss den beim Bergen am         zu den Vorleinen und übergibt zuerst die Vor-            Gross auf dem neuen Bug steht.                und schnell auf den neuen Bug auffieren, nach-
Vorliek entstandenen Falten auf dem Baum            leine Stb. und anschliessend die Vorleine BB          –– Anfänger können den Wendewinkel vor dem       dem es Wind von der neuen Seite hat.
                                                                                                             Manöver visualisieren oder eine Landmarke
auf. (1) bindet von achtern aus das aufgetuchte     an (1) auf den Bug. (3) belegt dann die Back-
                                                                                                             fixieren.
Segel mit den Zeisingen auf dem Baum fest.          bord Achterleine sobald diese in Griffweite ist.
                                                                                                                                                                                           WICH
Der Steuermann versucht während des Segel­
bergens das Boot aus dem Aufschiesser heraus
                                                    Die restlichen Leinen an Steuerbord können in
                                                    Ruhe belegt werden.                                                                                      Während dieser Manöver nicht auf
                                                                                                                                                                                                         TIG
mit Hilfe des Motors weiter genau im Wind zu                                                                                                                 den Windex schauen, sondern sich an der
halten, um seiner Crew die Arbeit zu erleichtern.                                                      Halse                                                 Schiffsausrichtung zum Wind orien­tieren.
    Es gibt Varianten dieser Methode, z.B.                                                             Eine Halse sollte man langsam fahren, um da-
Bergen des Grosssegels unter Fahrt «hart am                                TIPP                        nach nicht aus dem Ruder zu laufen. Stütz­ruder
Wind» und anschliessendes Bergen des Vor-              Die Achterleinen sollten immer beide mit sehr   im Moment des Schiftens des Grosssegels ver-
segels nach einem Manöver oder bei Booten              viel Lose (d.h. locker) belegt werden, sodass   hindert übermässiges Anluven des Bootes auf
ohne Motor oder das Bergen des Grosssegels             sich die Yacht frei auf- und ab bewegen kann.   dem neuen Bug. Bei der Halse dreht das Boot
nach Anlegen an der Boje oder vor Anker. Al-                                                           mit dem Heck durch den Wind (nach Lee) von
len Methoden gleich ist, dass, genauso wie das                                                         einem tiefen Raumwindkurs durch die Wind­

20                                                                                                                                                                                                           21
Grundkurs – Wende                                                                                                                                               Grundkurs – Halse

                  Kurs «hart am Wind»                     Wende – Kommandos                                                                          Halse – Kommandos
                       und Trimm                                                                                                       1

                                                            1     Steuermann vergewissert sich, ob im Luv Platz                                        1   Steuermann vergewissert sich, ob im Lee
                             6                                                                                                                             Raum zur Halse.
                                                                  zum Wenden ist.

                                                                  Stm: «Klar zur Wende!»                                                                   Stm: «Klar zur Halse!»
     Platzwechsel des
       Steuermanns                                                                                                   Raumwind

                                                            2     Grosschoter wechselt nach Lee.                                                       2   Grossschoter wechselt nach Lee.
                                                                                                                                                 2         Vorschoter halten Luv- und Leeschot bereit.
                                                                  Leeschot und Luvschot sind vorbereitet.

                                                                  Crew: «Klar!»                                                                  3         Crew: «Klar!»

                                        5
                                                            3     Stm: «Ree»
                                                                                                                                                       3   Stm: «Grosssegel dicht»
                                                                  Der Steuermann legt Ruder.
                                                                                                                                                           Steuermann fährt weiter auf Raumwindkurs.
                                                                                                                                                           Grossschoter holt Grosssegel dicht.
                                                                                                                                           4
                                                            4     Sobald das Vorsegelvorliek zu killen beginnt
                                                                  (bzw. der Luvfaden steigt), die alte Vorsegel-
                                                                  schot lösen.                                                                         4   Stm: «Rund achtern!»
                                                      4           Stm: «Vorsegel über!»                                                                    Der Steuermann legt Ruder.

                                                                                                                                           5

                                                            5––                                                                                        5   Stm: «Vorsegel über!»
                                                                  –– Das Schiff nicht in dieser Position lassen:
                                                                     Ruder bleibt gelegt!                                                                  –– Vorsegel schiften, wenn es einfällt.
                                                      3           –– Grossegel killt.                                                                      –– Sobald das Grosssegel auf den neuen Bug
                                                                  –– Nicht zu hart am Wind segeln, nicht zu                                                   umschlägt wird es sofort und schnell
                                                                     weit abfallen: Der Steuermann                                                            aufgefiert.
                                                                     beo­bachtet, ob Gross-/Vorsegel stehen.                                               –– Im selben Moment (dosiert) Stützruder
                                                                  –– Vorsegel dicht nehmen.                                                                   legen, um ein (zu starkes) Anluven zu
                                                  2               –– Kurskontrolle.                                                                           verhindern.
                                                                                                                                                           –– Kurskontrolle.
                                                                                                                   Platzwechsel des
                                                            6                                                        Steuermanns
                                                                  Stm: «Neuer Kurs liegt an!»
                                                                                                                                           6           6   Stm: «Kurs liegt an!»

                        1

                            Kurs «hart am Wind»                                                                                       Raumwind

22                                                                                                                                                                                                       23
Grundkurs                                                                                                                                                                          Grundkurs

Orientierung                                        linie Ausgangspunkt–Ziel zu bleiben.              Regeln                                            Drachensegelbrettern und Surfern.
Der Raum erhält beim Segeln durch die Wind-                                                           –– Pinne in Richtung des flatternden Fadens       In Ufernähe stets auf Schwimmer achten.
richtung und die Tatsache, dass das Boot nicht      Ruderbedienung und Steuern                           (Luvfäden flattern = Abfallen > Korrektur
jeden beliebigen Winkel zum Wind segeln kann,       Das Ruder hat den grössten Einfluss auf die          durch Steuern).                                Segelboote unter sich:
eine weitere Dimension. Das ständige Wissen         Richtung und auch auf die Fahrt unserer Schul­    –– Segel in Richtung des flatternden Fadens       Backbordbug vor Steuerbordbug; Lee vor Luv;
um die wahre Windrichtung ist deshalb sehr          yacht. Sobald man Ruder legt, hat es nicht nur       (Luvfäden flattern = Dichtholen > Korrektur    überholtes Boot vor Überholendem.
wichtig. Anhaltspunkte bieten Wellenrichtung,       Steuerwirkung, sondern es entwickelt auch            durch Segelstellung).                              Der Vorfahrtsberechtigte muss Kurs und
Boote in Bojenfeldern, Flaggen etc. an Land         Bremswirkung. Das Letztere gilt besonders, je     –– Reagieren die Fäden im Vorsegel in unter-      Geschwindigkeit halten, um eine klare Situa-
und jede Wende oder Halse, da während des           stärker es gelegt wird. Ab 45° Ruderlage geht        schiedlichen Höhen verschieden, muss die       tion zu schaffen. Realisiert er, dass der Vor-
Manövers das Boot durch den Wind dreht.             zunehmend die Steuerkomponente verloren.             Holepunktposition verändert werden.            fahrtspflichtige nicht ausweicht, muss er durch
    Vor dem Ansteuern eines neuen Ziels be-         Wird das Ruder heftig oder sehr hart gelegt,                                                        ein geeignetes Manöver (Manöver des letzten
stimmt die relative Position zum Wind den nö-       führt dies nicht nur zu schneller Kursänderung,   Vortrittsregeln                                   Augenblicks) versuchen die Kollision zu ver-
tigen Kurs:                                         sondern auch zum Abbremsen des Schiffes.          Kategorienvortritt: Kursschiff oder Fahrgast-     hindern.
–– Ziel im Luv > Anluven, eventuell Wenden          Daher sollte im Allgemeinen das Ruder feinfüh-    schiff (grüner Ball) vor Güterschiff, diese vor
–– Ziel im Lee > Abfallen, eventuell Halsen         lig bedient werden, z.B. besonders bei Ende der   Berufsfischerei (gelber Ball), vor Segelschiff,
Bei einer Wende gewinnt das Boot Höhe zum           Wende, um möglichst viel Geschwindigkeit auf      vor Ruderbooten, vor Motorbooten (inkl. Se-
Wind, bei einer Halse verliert es Höhe zum          den neuen Kurs mitzunehmen.                       gelboot unter Motor) und diese schliesslich vor
Wind. Da auf «Raumwindkurs» ein wesentlich               Es gilt zu beachten, dass die Ruderwirkung
kleinerer Winkel zur Windachse gefahren wer-        und somit das Steuerverhalten generell von
den kann und die Halse mit Vorbereitung und         der Geschwindigkeit des Schiffs abhängig ist.
Durchführung länger dauert als die Wende,           Je mehr wir zum Beispiel an Fahrt verlieren,
verliert man schnell sehr viel Höhe. Umgekehrt      umso weniger wird das Ruder angeströmt und
müssen wir «hart am Wind» fast den doppelten        die Steuerbarkeit unserer Yacht nimmt ab. Bei
Weg segeln, um Höhe zu gewinnen.                    Stillstand des Schiffs ist die Ruderwirksamkeit
                                                    inexistent. Bei Krängung (Luvgierigkeit) steigt
Aufkreuzen                                          der Ruderdruck.
Beim Aufkreuzen ergeben sich unterschiedli-         Rückwärtsfahrt: Bei Fahrt achteraus lastet ein
che Winkel zur direkten Ziellinie sobald das Ziel   hoher Wasserdruck auf dem Ruder. Wenn das
zwar im unsegelbaren Bereich, aber nicht mehr       Ruder kurzzeitig losgelassen wird, schlägt das
direkt von uns aus gesehen im Luv liegt. Der        Ruder quer. Dabei kann die Ruderaufhängung
Bug mit dem günstigeren Winkel in Richtung          beschädigt und / oder der Steuermann verletzt
Ziel ist der Streckbug, der mit dem ungünstige-     werden.
ren Winkel ist der Holebug.                                                                                             Backbordbug vor Steuerbordbug                                  Lee vor Luv
    Ob ein Ziel schneller mit wenigen grossen       Segeln nach Fäden
Schlägen oder vielen kleinen Schlägen erreicht      Die Fäden im Vorsegel sind eine wertvolle Steu-
werden kann, hängt von der Stetigkeit der Wind-     er- und Trimmhilfe auf allen Kursen, auf denen
verhältnisse bzw. unseres Wissens um deren          die Segel Vortrieb durch Umlenkung / Auftrieb
Entwicklung ab. Solange man in dieser Bezie-        erzeugen. Im Widerstandsbereich h   ­aben die
hung ahnungslos ist, lohnt es sich mit kleineren    Fäden keine Aussage.
Schlägen nahe bei der ­direkten Verbindungs­

24                                                                                                                                                                                                   25
Grundkurs – Knoten                                     V
                                                       E
                                                       R
 1½ Rundtörns mit 2 halben Schlägen (A)
                                                 (A)
                                                       T
 Universalknoten zum Belegen an Pollern,
 Pfählen und Ringen. Lässt sich auch unter
 Last sicher stecken und öffnen.
                                                       I
 Achtknoten (B)
 Verhindert das Ausrauschen eines Endes
                                                       E
 durch einen Block, Stopper oder Auge.

 Kreuzknoten (C)
                                                 (B)
                                                       F
 Zum Verbinden zweier gleich starker Enden.
 Die Tampen befinden sich auf der gleichen
 Seite des Knotens.
                                                 (C)   U
 Einfacher und doppelter Schotsteck (D)                N
                                                       G
 Zum Verbinden zweier ungleich starker Enden.
 Hält auf Dauer nur unter Last.                  (D)

                                                       S
 Mastwurf (Webeleinenstek) (E)
 Zum kurzzeitigen Belegen kleinerer Boote an
 Pfählen in tidenfreien Gewässern (geworfen)

                                                       K
 oder zum Befestigen der Fender an der See-
 reling (gesteckt) und «auf Slip».

                                                       U
 Belegen auf der Klampe (F)                      (E)
 Halber Rundtörn-Kreuzschlag-Kopfschlag.         (F)

 Palstek (G)
 Bildet eine Schlinge, die sich nicht weiter
 zu­ziehen kann. Universalknoten zum Belegen
                                                       R
 auf Pfählen oder Pollern und an Ringen. Dient
 zum Befestigen der Schoten am Segel. Um die
 Brust gelegt zur kurzzeitigen Sicherung einer   (G)
                                                       S
 Person oder zur Bergung.

 Roringstek (H)
 Zum Belegen auf Ringen oder Befestigen von
 Fallschäkeln an Aramid- oder Dyneematau-
 werk anstatt eines Spleisses. Nachteil: Lässt
 sich nur schwer lösen, nachdem er unter Last
 gestanden hat.
                                                 (H)
 Stopperstek (I)                                 (I)
 Zieht sich unter Belastung zu und lockert
 sich bei Entlastung wieder und kann so
 verschoben werden (Klemmknoten). Mit ihm
 kann eine dünnere mit einer dickeren Leine
 verbunden werden.

26
Vertiefungskurs                                                                                                                                                         Vertiefungskurs

Direkter Aufschiesser                              Bugklampe der gewählten Anlegeseite. Diese                                       WICH               Boot drehen durch Backhalten
Beim direkten Aufschiesser wird das Boot aus       Leine wird dann beim Festmachen durch das
                                                                                                     Bei jedem Anlegemanöver
                                                                                                     gibt es einen Zeitpunkt, zu dem klar sein
                                                                                                                                                TIG    Wenn das Boot im Wind liegt und keine Fahrt
einem beliebigen segelbaren Kurs (direkt) in       Bojenauge gesteckt und auf derselben Klampe       sollte, ob das Manöver gelingen wird oder         mehr hat, ist durch fehlende Anströmung kei-
den Wind gedreht und verliert dann Fahrt bis       über dem ersten Kopfschlag belegt. Die Kom-       nicht. Zudem kann dies auch der Zeitpunkt         ne Ruderwirkung vorhanden. Um das Boot in
zum Stillstand. Das Manöver kann zum Anlegen       munikation zwischen Bug- und Steuermann           sein, nach welchem das Manöver gelingen           dieser Situation steuern zu können, benutzt
                                                                                                     muss, wenn man es nicht abgebrochen hat
an einer Boje oder Steg, zum Ankern, zum Ber-      muss klar sein. Kommunikation durch Hand-         (point of no return). Dies gilt vor allem für
                                                                                                                                                       man die Technik des Backhaltens: Das Back-
gen des Grosssegels, zum Einleiten der Rück-       zeichen, um Distanz zur Boje und Kurskorrek-      Aufschiesser auf engem Raum, nahe des             halten (engl. «back») des Vorsegels bewirkt ein
wärtsfahrt oder einfach zum Abbremsen des          turen anzuzeigen (z.B. 1 Finger = 1 Meter), ist   Ufers oder bei Untiefen oder bei Aufschies-       Drehen des Bootes zur gegenüberliegenden
Bootes benutzt werden. Die Distanz, die das        oft klarer als die verbale Kommunikation. Durch   sern auf harte Ziele (Steg, Mole, Pfähle).        Seite: Steht das Vorsegel back auf der Steu-
                                                                                                     Es ist in der Regel kostensparender einen
Boot vom Beginn des Aufschiessers bis zum          das Killen der Segel, Windgeräusche und die       zweiten Anlauf zu nehmen als ein Manöver mit      erbordseite bewirkt dies, dass das Boot nach
Stillstand benötigt, ist von mehreren Faktoren     Entfernung Bug / Heck ist oft die verbale Kom-    zweifelhaftem Ausgang weiterzufahren. Bei         Backbord dreht und umgekehrt. Das Boot dreht,
abhängig:                                          munikation eingeschränkt. Wichtig ist zudem,      Aufschiessern in engen Verhältnissen ergibt       solange das Vorsegel backgehalten wird, und
–– Wind- und Seegangsverhältnisse                  dass vom Bug eine klare Rückmeldung kommt,        sich immer eine offenere Seite (Fluchtseite)      das Segel erzeugt in dieser Stellung keinen
                                                                                                     und eine Hindernisseite, auf der das auf-
–– Grundgeschwindigkeit des Bootes                 sobald das Boot an der Boje belegt ist.           schiessende Boot weniger Manöver­optionen         Vortrieb. Die freie Wahl der Ablegeseite und
–– Gewicht des Bootes, Ruderlage beim Einlei-                                                        oder Spielraum hat. In diesem Fall sollte der     das entsprechende Backhalten sind nur mög-
   ten des Aufschiessers                           Stm: «Klar zum Anlegen an die Boje; Boje          Aufschiesser nicht genau gegen den Wind           lich, wenn das Boot genau im Wind liegt. An-
Sie beträgt zwischen 2 und 5 Bootslängen. Die      an BB / STB – Klar zum direkten Aufschie­         gefahren werden, sondern mit dem Wind             dernfalls muss das Boot durch Dichtnehmen
                                                                                                     ganz leicht von der Hindernisseite. Die Boje
Wahl des korrekten Abstandes zum Ziel und          sser!» / Crew: «Klar!» / Stm: «Schoten los!       wird der Möglichkeit nach auf der Hindernis-      des Grossegels (per Hand ins Schotbündel)
die Anpassung der Bootsgeschwindigkeit sind        – Ich schiesse auf» / Crew: «Boot fest / Leine    seite festgemacht. So ist es immer möglich,       zuerst in den Wind gedreht werden. Beim Ab-
beim direkten Aufschiesser sehr kritisch, da       belegt»                                           unbehindert durch die Boje oder den Wind          legen von der Boje muss das Vorsegel min-
nach Einleitung des Manövers nur noch brem-                                                          zur Fluchtseite abzufallen, statt eventuell       destens solange backgehalten werden, bis
                                                                                                     zwischen Boje und Hindernis ein Manöver im
send korrigiert werden kann und so die Möglich-    Je nachdem wie viel Fahrt man verlieren           engen Raum fahren zu müssen. Die korrekte         das Boot aus dem unsegelbaren Bereich hin-
keit besteht, das Ziel nicht zu erreichen.         muss (enge Verhältnisse bei der Anfahrt, hohe     Wahl und Umsetzung dieser kleinen Variation       ausgedreht ist. Während des Backhalten des
Am Ende des direkten Aufschiessers steht das       Grundgeschwindigkeit), kann das Losgeben          im direkten Aufschiesser wird umso wichtiger,     Vorsegels sollte die Grossschot ganz lose sein.­
Boot für einen Moment genau im Wind, bevor         der Schoten («Schoten los!») deutlich vor dem     je stärker der Wind und je enger der Raum wird.   Ein zu frühes Dichtholen des Grosssegels dreht
es nach achtern zu treiben und auf den einen       eigentlichen Aufschiessen erfolgen.                                                                 das Boot wieder in den Wind.
oder andern Bug abzufallen beginnt. Der Halb-          Die vom Steuermann gewählte Distanz zur
windkurs ist der günstigste Anfahrtskurs für ei-   Boje sollte so bemessen sein, dass das Boot                          TIPPS                          Stm: «Klar zum Ablegen!» / Crew: «Klar!»
nen Aufschiesser, da die Kursänderung von 90       ohne weitere Bremsmanöver an der Boje seine                                                         Stm: «Vorsegel Backhalten auf Back-, Steu­
Grad ein sehr gezieltes Abbremsen des Boo-         Fahrt soweit verloren hat, um es bequem und       –– Beim Ruderlegen darauf achten den Auf-         erbord – Leinen los - Vorsegel über –
                                                                                                        schiesser nicht zu übersteuern, sondern
tes durch Ruderlage ermöglicht und zudem die       sicher festmachen zu können. Ein mögliches                                                          Schoten trimmen»
                                                                                                        das Boot präzis auf die Boje auszurichten.
wahre Windrichtung gut eingeschätzt werden         Bremsmanöver ist das vollständige Backhalten      –– Korrekturen möglichst früh ausführen, da
kann.                                              des Grosssegels. Dies muss aber frühzeitig und       das Boot mit abnehmender Geschwindigkeit
                                                   sehr schnell und korrekt ausgeführt werden, da-      immer schlechter zu steuern ist.                                     TIPPS
                                                                                                     –– Nach dem Ausrichten Wechsel des Steu-
Direkter Aufschiesser an die Boje                  mit es das gewünschte Resultat (Abbremsen)
                                                                                                        ermannes auf die Seite, auf der die Boje          –– In der Anfahrtsphase Ruder mittschiffs oder
Vor dem Aufschiessen sollten an Bord alle Vor-     und nicht nur unerwünschte Nebenwirkungen            festgemacht werden soll.                             leichtes Leeruder (=Abfallen).
bereitungen zum Festmachen abgeschlossen           (Drehen des Bootes, Sicherheitsrisiko) zeigt.                                                          –– Backhalten Genua durch Vorschoter im
(Leinen, eventuelle Fender) und die Arbeits-       Bei mehr als 3-4 Bft ist das Backhalten des                                                               Wantenbereich, Backhalten der Fock über
positionen eingeteilt sein. Zum Festmachen an      Grosssegels nicht mehr sicher durchzuführen.                                                              Schot vom Cockpit aus möglich.
der Boje reicht eine kurze Leine, belegt auf der

28                                                                                                                                                                                                         29
Vertiefungskurs                                                                                                                                                                Vertiefungskurs

Indirekter Aufschiesser                               ist der Kurs zu offen und es ist unmöglich, die      Q-Wende                                              Luv- und Leegierigkeit
Der indirekte (Beinahe-, Nahezu-) Aufschiesser        ­Segel soweit aufzufieren, dass sie ihren Vortrieb   Die Q-Wende ist eine Sonderform der Wen-             Luvgierigkeit wird hauptsächlich durch die
wird auf einem Kurs «hart am Wind», also einem         verlieren. Kommt das Aufschiessen zu spät, be-      de. Sie wird aus einem Halbwind- oder Raum-          Krängung des Bootes verursacht: Segelt ein
segelbaren Kurs mit losen Schoten gefahren.            findet sich das Boot im unsegelbaren Bereich        windkurs gefahren und endet wieder auf einem         Boot aufrecht, so drückt der Segeldruckpunkt
Das Manöver kann zum Anlegen an eine Boje,             und die Option des Wiederbeschleunigens             halben oder raumen Kurs. D.h. die Ausgangs-          lediglich den Bug ins Wasser (was bei Kata-
als Teilschritt zum Anlegen an einen Steg oder         entfällt. Normalerweise wird der indirekte Auf-     kurslinie wird wieder gekreuzt und das Boot          maranen sehr gut zu beobachten ist). Hat das
vor allem zum Abschluss eines Rettungsmanö-            schiesser »von vorne» gefahren und begonnen,        hat weder Höhe zum Wind gewonnen noch                Boot aber Leekrängung, so dreht die gleiche
vers benutzt werden (siehe Abschnitt «Mann             sobald das Ziel in einem Winkel von ca. 45 Grad     ver­loren. Das Anluven vom Ausgangskurs zur          Kraft den Bug ins Luv. Das Boot wird zuneh-
über Bord»). Wie auch beim direkten Aufschie-          voraus zur «wahren Windrichtung» liegt. Eine        Wende, das Wenden und nachfolgende Abfal-            mend luvgierig je weiter sich der Segeldruck-
sser ist der günstigste Ausgangskurs ein Kurs          Variante ist der indirekte Aufschiesser «von        len werden in einer zügigen und flüssigen Ab-        punkt von der Mittschiffsachse entfernt. Ebenso
«Halbwind», da die wahre Windrichtung gut ein-         hinten»: das Boot segelt am Aufschiesspunkt         folge gefahren.                                      unterstützt die durch die Krängung im Luv des
geschätzt werden kann. Die Distanz, die das            «von vorne» und der Windachse vorbei und                 Wichtig ist das stufenlose Trimmen der Se-      Unterwassers befindliche Kielfläche durch ihren
Boot vom Beginn des Aufschiessers bis zum              schiesst 45 Grad zur «wahren Windrichtung»          gel während Anluven und Abfallen. Es erfolgen        Wasserwiderstand die Drehtendenz des Bootes
Stillstand benötigt, ist von mehreren Faktoren         von achtern auf. Die Einschätzung des Winkels       hierfür keine Kommandos. Alle Trimmanwei-            nach Luv. Lateral- und Segeldruckpunkt sowie
abhängig:                                              «von hinten» ist schwieriger. Bedingt durch die     sungen sind in der Manöverankündigung zur            Krängung lassen sich durch Verlagerung des
–– Wind- und Seegangsverhältnisse                      grosse Kursänderung von 135 Grad (das Boot          «Q-Wende» integriert.                                Gewichtes und Veränderung des Segeltrimms
–– Grundgeschwindigkeit des Bootes                     dreht mit dem Bug wie bei einer Wende durch                                                              bzw. Verringerung der Segelfläche beeinflus-
–– Gewicht des Bootes                                  den Wind) steht das Boot wesentlich schneller.                                        WICH               sen.
Sie beträgt mehr als 2 Bootslängen. Da der indi-       Beide Methoden haben Vor- und Nachteile.                                                           TIG
rekte Aufschiesser auf einem segelbaren Kurs                                                                 Nicht auf den Windex schauen! Die Q-Wen-           Trimm
gefahren wird, ist es möglich sowohl bremsend         Stm: «Klar zum indirekten Aufschiesser von             de ist klar zielorientiert und nicht kursorien-    Bei leichtem Wind sollte man die Segel bau-
als auch beschleunigend zu korrigieren: Brem-         vorne (hinten)!» / Crew: «Klar!» Stm: Scho­            tiert.                                             chig, bei zunehmendem Wind dann immer fla-
send durch vollständiges, frühzeitiges Losge-         ten los! – Ich schiesse auf – (Bei Bedarf:                                                                cher trimmen sowie im oberen Bereich Druck
ben der Schoten, eventuell unterstützt durch          Grossschot dicht)»                                                                                        ablassen. Hierzu stehen folgende Instrumente
Backhalten des Grosssegels oder beschleu-                                                                  Stm: «Klar zur Q-Wende!» / Crew: «Klar!»             zur Verfügung:
nigend durch erneutes, dosiertes Dichtholen                                                                Stm: «Ree! – Vorsegel über – Neuer Kurs              Grossegel:
der Grossschot (durch Griff in Schotbündel).                               TIPPS                           liegt an»                                            –– Achterstagspannung
Dadurch wird die Abstandseinschätzung we-                                                                                                                       –– Traveller
sentlich unkritischer und die Gefahr, das Ziel           –– Grossschoter hält sich nach Losgeben der                                                            –– Fallspannung / Cunningham
nicht zu erreichen stark verringert. Auch hier gilt         Schot bereit, um schnell zum eventuellen                                                            –– Unterliekstrecker
                                                            Wiederdichtholen der Schot bereit sein zu                            TIPPS
allerdings, dass ein mögliches Brems- respekti-             können (per Griff ins Schotbündel).                                                                 –– Baumniederholer
ve Beschleunigungsmanöver durch Backhalten               –– Beim Ruderlegen darauf achten den Auf-           –– Kurz vor und nach dem Beginn des Manö-          Vorsegel:
oder Dichtholen des Grossegels frühzeitig und               schiesser nicht zu übersteuern, sondern             vers die Position des Zielpunktes (Boje etc.)   –– Vorstagspannung (Achterstagspannung)
                                                            das Boot präzis auf die Boje auszurichten.          überprüfen, um die Orientierung nicht zu
schnell ausgeführt werden muss, um uner-                                                                                                                        –– Fallspannung
                                                         –– Korrekturen möglichst früh ausführen, da            verlieren.
wünschte Nebenwirkungen zu vermeiden (Dre-                  das Boot mit abnehmender Geschwindigkeit         –– Das Manöver flüssig mit konstanter Ruder-       –– Holepunktposition
hen des Bootes, Abdrift).                                   immer schlechter zu steuern ist.                    lage fahren.
     Der wichtigste Punkt beim indirekten Auf-           –– Nach dem Ausrichten Wechsel des Steuer-                                                             Achterstagspannung
schiesser ist die Wahl des korrekten Zeitpunk-              mannes auf die der Boje zugewandte Seite.                                                           Einstellung der Mastbiegung im mittleren bis
tes zum Aufschiessen und damit des Winkels                                                                                                                      oberen Bereich und bei zunehmender Span-
zum Wind: Kommt das Aufschiessen zu früh,                                                                                                                       nung Abflachung des Grosssegels.

30                                                                                                                                                                                                         31
Vertiefungskurs                                                                                                                                                           Vertiefungskurs

    Erhöhung der Vorstagsspannung um bis                                                                am besten von der Luvseite ausführen können,       Vorsegelwechsel
zu 300%, wodurch das Vorsegel im Vorlieksbe-         Holepunktposition Vorsegel                         wird der Gewichtstrimm primär vom Rest der         Das Vorsegel kann an einer Boje liegend oder
reich seine Form behält und nicht mit zuneh-         1. Holepunkt neutral > gleichmässiger Schot-       Mannschaft (Vorschoter etc.) wahrgenommen.         unter Segeln gewechselt werden. Wichtig sind
mendem Wind immer bauchiger wird                     zug auf Unter- und Achterliek                                                                         eine gute Vorbereitung und ein sicheres Ar-
                                                     2. Holepunkt weiter vorne > verstärkter            Verwindung des Segels im oberen Bereich            beiten auf dem Vordeck, vor allem bei einem
Traveller (entspricht Grossschotholepunkt)           (vertikaler) Zug auf Achterliek                    Die wahre Windgeschwindigkeit wird in Boden-       Wechsel auf ein kleineres Segel (= mehr Wind).
Es ist eine Veränderung der Zugrichtung der          > Schliessen des Achterlieks > mehr Kraft im       nähe durch einen Grenzschichteffekt reduziert      Das Bergen des alten Segels ist auf allen Kur-
Schot möglich, ohne Veränderung der Gross-           oberen Bereich des Segels > bauchigeres            (es entsteht dabei auch eine für unsere Zwe-       sen möglich, bei viel Wind auf einem tiefen
schotspannung und damit der Achterliekskon-          Profil                                             cke vernachlässigbare Änderung der «wahren         Raumwindkurs aber am leichtesten. Während
trollfunktion der Grossschot. Der ideale Traveller   3. Holepunkt weiter achtern > verstärkter (hori­   Windrichtung»). Dieser Effekt ist in den unteren   des Abschlagens und Verstauens des alten Se-
ist so breit wie das Boot.                           zontaler) Zug aufs Unterliek > oberer Bereich      10 Metern der Luftschicht besonders ausge-         gels und Anschlagen des neuen Segels kann
–– Bei starkem Wind Traveller in Lee                 öffnet sich > das Segel wird unten flacher.        prägt. Deshalb wird auch in Wetterberichten        der Steuermann das Boot mit dem Grosssegel
–– Bei leichtem Wind Traveller im Luv                     Müssen wir in einer Böe auf Kurs «am          die Windgeschwindigkeit standardisiert in 10m      sehr entspannt auf einem Halbwindkurs mit Q-
                                                     Wind» kurzfristig Druck ablassen, so luven wir     Höhe angegeben.                                    Wenden hin- und herfahren. Der Wechsel dau-
Fallspannung / Cunningham                            etwas an bei evtl. gleichzeitigem Fieren des           Im unteren Teil des Segels ist deshalb die     ert ca. 6 bis 8 Minuten.
Die Fallspannung beeinflusst die Position der        Travellers oder der Grossschot. Besser ist im-     «wahre Windgeschwindigkeit» geringer als im
maximalen Wölbungstiefe des Segels, die              mer eine Kombination von mehreren Massnah-         oberen Teil. Da sich aber das ganze Segel mit
bei ca. 40% der Sehnenlänge des Profilquer-          men. ­Arbeite grundsätzlich nicht gegen den Wil-   derselben Geschwindigkeit, d.h. mit demsel-
schnitts liegen soll.                                len des Bootes, sondern lass es machen, was        ben Fahrtwind durch die Luft bewegt, fällt der
Bei zunehmendem Wind wandert die Wölbung             es sowieso will: Anluven! Man kann einfach den     «scheinbare Wind» im oberen Bereich des Se-
im Segel nach achtern. Erhöhte Fallspannung          Griff an der Pinne lockern (natürlich ohne die-    gels raumer ein als im unteren: Das Segel muss
zieht die Wölbung wieder nach vorne.                 se loszulassen), um zu spüren, wohin das Boot      im oberen Bereich offener (= weiter aufgefiert)
                                                     steuern will. Auf Raumkurs sollte man in einer     gefahren werden. Diese Verwindung (Twist)
Unterlieksstrecker                                   Böe abfallen, um Druck abzulassen und gleich-      des Segels lässt sich durch die Grossschot, den
Kontrolle der Profiltiefe im unteren Teil des        zeitig die Segel deutlich fieren.                  Traveller, den Baumniederholer und die Mast-
Segels.                                                                                                 biegung bzw. Mastflex kontrollieren.
–– Bei starkem Wind durchgesetzter Unterlieks­       Gewichtstrimm                                      Beim Vorsegel bestimmt die Position des Ho-
   strecker                                          Die GS hat ein im Vergleich zur Breite auf Was-    lepunktes zusammen mit der Schotspannung
–– Bei leichtem Wind loser Unterlieksstrecker        serlinie sehr breites Deck und dadurch entsteht    die Verwindung des Segels. Sowohl zuviel als
                                                     ein wirksamer Hebel für den Gewichtstrimm.         auch zuwenig Verwindung reduzieren die Leis-
Baumniederholer                                      Sowohl bei Schwach- als auch bei Starkwind ist     tung des Segels.
Der Baumniederholer ermöglicht es, das Gross-        dieser sehr wichtig. Bei Schwachwind oder auch         Die beiden oberen Achterliekstrimmfäden
segel Achterliek auch dann zu kontrollieren,         bei mittlerem Wind auf raumen Kursen wird ein      des Grosssegels sollten deutlich mehr als die
wenn die Grossschot aufgefiert ist (z.B. bei         Leetrimm angestrebt, um zu verhindern, dass        Hälfte der Zeit gut stehen. Verschwinden sie
Halbwind oder raumen Kursen) und deshalb             die Segel durch fehlenden Winddruck zusam-         in Lee hinter dem Segel, ist die Schot zu dicht
keinen vertikalen Zug auf das Segel ausüben          menfallen und der Grossbaum mittschiffs oder       geholt bzw. das Achterliek zu geschlossen.
kann. Ohne Baumniederholer würde das Segel-          sogar nach Luv schwenkt. Ist genug Winddruck       Das Achterliek sollte sich im Topbereich immer
tuch dem Winddruck ausweichen und der Baum           vorhanden, sollte das Boot immer so aufrecht       deutlich im Lee des Achterstags befinden. Beim
dadurch angehoben.                                   wie möglich gesegelt werden (Gewicht in Luv).      Vorsegel sollten die Trimmfäden auf der ganzen
                                                     Da Steuermann und Grossschoter ihre Arbeit         Länge des Vorlieks gleich reagieren.

32                                                                                                                                                                                                    33
Sie können auch lesen