Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt

 
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Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Sicherstellung der künftigen
Gesundheitsversorgung auf dem Land
Chancen und Herausforderungen
Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Entgegen aller Prognosen ist die Bevölkerung in Deutsch-
land in den vergangenen Jahren nicht geschrumpft, son-                   Durchschnittsalter (in Jahren) der Bevölkerung
dern gewachsen. Ende 2020 lebten in Deutschland nach                     in 2040 nach Kreisen
Angaben des Statistischen Bundesamtes 83,2 Millionen
Menschen. Das waren rund drei Millionen mehr als noch im
Jahr 2011. Die amtlichen Vorausberechnungen gehen da-
von aus, dass die Bevölkerungszahl mindestens bis 2024
zunehmen und spätestens ab 2040 zurückgehen wird.

Dieser Trend täuscht jedoch darüber hinweg, dass es gro-
ße regionale Unterschiede gibt. Während einerseits die
Metropolen auf absehbare Zeit weiter wachsen, drohen
auf der anderen Seite ganze Landstriche zu veröden. Das
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung geht
davon aus, dass die meisten Stadt- und Landkreise mit
steigender Bevölkerungszahl in den alten Bundesländern
liegen. Vor allem dort gebe es viele Stadtkreise, in denen
die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 2040 deutlich
zunehmen werde, etwa Regensburg, München und Frei-
burg im Breisgau. Das stärkste Wachstum mit mehr als
14 Prozent bis 2040 sagt das Institut den Münchner Um-
landkreisen Dachau, Erding und Ebersberg sowie Lands-
hut und Leipzig voraus.

In vielen Regionen, insbesondere in Ostdeutschland, tre-
ten hingegen Schrumpfungs- und Alterungsprozesse ge-
meinsam auf. Für die Landkreise Oberspreewald-Lausitz,
Anhalt-Bitterfeld, Greiz, Elbe-Elster, Altenburger Land
und Mansfeld-Südharz sowie der Salzlandkreis erwartet
das Bundesinstitut, dass sich die Bevölkerungszahl bis
2040 „mindestens um 23 Prozent“ verringern wird. Wer
jung ist und Arbeit sucht, der sucht meist das Weite und
zieht weg. Zurück bleiben die Alten.                                        < 42
                                                                            42 – 44
Infolgedessen altert die Bevölkerung dort rapide, wo sie                    44 – 46
schrumpft. Das Durchschnittsalter wird auf dem flachen                      46 – 48
Land auf über 50 Jahre steigen. Die Jüngeren sammeln                        48 – 50
sich in Metropolen und Uni-Städten, wie etwa Erlangen,                      > 50
Mainz, Münster oder Freiburg, wo auch 2040 der Alters-
durchschnitt der Bevölkerung noch unter 42 Jahren liegen                 Quelle: BBSR
wird – mehr als zehn Jahre jünger als in den dann ältesten               Karte erstellt mit Datawrapper

Kreisen wie etwa Spree-Neiße oder das Altenburger Land.

Trends der Bevölkerungsentwicklung
in Deutschland 2017 bis 2040
                                                     Bevölkerung                                          Durchschnittsalter der Bevölkerung
                                          in 1.000              Veränderung in %                           in Jahren            Veränderung absolut
                                        2017           2040              2017–2040                        2017         2040             2017–2040
 Städtischer Raum (West)               49.077         49.420                       0,7                     43,7          45,1                   1,4
 Ländlicher Raum (West)                 17.531         17.313                      -1,2                   44,6           47,0                   2,5
 Städtischer Raum (Ost inkl. Berlin)    7.180          7.393                       3,0                     43,8         44,2                    0,5
 Ländlicher Raum (Ost inkl. Berlin)    9.004            7.821                     -13,1                    47,8          50,2                   2,4
 Städtischer Raum                      56.257          56.813                       1,0                    43,7         45,0                    1,3
 Ländlicher Raum                       26.535          25.134                     -5,3                     45,7         48,0                    2,4
 Westdeutschland                       66.608         66.733                       0,2                     43,9         45,6                    1,7
 Ostdeutschland (inkl. Berlin)          16.184         15.214                     -6,0                    46,0           47,3                   1,3
 Deutschland gesamt                    82.792         81.947                      -1,0                    44,3          45,9                    1,6

Quelle: BBSR

                                                                   -2-
Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Eine stark schrumpfende Bevölkerung wirft in Landstri-
chen enorme Probleme für die öffentliche Daseinsvorsor-        Erreichbarkeit von Hausärzten
ge auf. Es gilt beispielsweise das von hohen Fixkosten         Durchschnittliche Wegezeit in PKW-Minuten
geprägte Strom-, Wasser-, Telefon- und Gasnetz in Stand
zu halten, was rentabel kaum möglich ist, ohne die Nut-
zer finanziell zu überfordern. Vor allem muss jedoch eine
angemessene medizinische Versorgung der Bevölkerung
gewährleistet werden, auch wenn nach marktwirtschaft-
lichen Prinzipien arbeitende Leistungsanbieter diese
Regionen meiden. Viele Landarztpraxen finden bereits
heute keinen Nachfolger, während gleichzeitig Kassenzu-
lassungen in den Ballungszentren für hohe Geldbeträge
die Besitzer wechseln.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Medizin immer kom-
plexer wird. Sowohl in der Diagnostik als auch in der
Therapie ist ein hohes Maß von Fachwissen erforderlich,
das oft auch den Einsatz spezieller Geräte und Verfahren
erfordert. Neben sehr teurer Technik ist also auch eine
ausreichende Anzahl qualifiziertem Fachpersonals erfor-
derlich. Beides ist in kleineren Niederlassungen auf dem
Lande nur schwer zu bündeln; Spezialbehandlungen sind
oft nur in Unikliniken möglich.

Nach zuletzt im Jahr 2016 erhobenen amtlichen Daten
erreichen 87 Prozent der Bevölkerung eine hausärztliche
Praxis mit dem Pkw in maximal fünf Minuten, elf Prozent
benötigen bis zu zehn Minuten. In einigen ländlichen Re-
gionen waren jedoch schon damals längere Fahrzeiten
von bis zu 30 Minuten nötig. Besonders häufig kommt
dies in dünn besiedelten Regionen in Mecklenburg-Vor-
pommern, Brandenburg und dem nördlichen Sachsen-
Anhalt vor.                                                       < 3,4
                                                                  3,4 – 4,7
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Krankenhäusern: Im          4,7 – 5,6
Mittel lässt sich das nächste Krankenhaus der Grundver-           5,6 – 6,4
sorgung in 16 Minuten mit dem Pkw erreichen. Für etwa             > 6,4
78 Prozent der Bevölkerung sind es maximal 15 Minuten,
                                                               Quelle: Johann Heinrich von Thünen-Institut
für weitere 14 Prozent maximal 20 Minuten mit dem Pkw.         Karte erstellt mit Datawrapper
Die verbleibenden acht Prozent benötigen mehr als 20
Minuten. Um das nächste Krankenhaus der Schwerpunkt-
und/oder Maximalversorgung zu erreichen benötigen
die Deutschen im Schnitt 33 Minuten mit dem Auto. Am
besten ist die Erreichbarkeit in Berlin mit 16 Minuten, am
geringsten in Brandenburg mit 43 Minuten.

Ein von der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen in
Auftrag gegebenes Gutachten kam im Jahr 2018 zu dem
Ergebnis, dass nachweislich ein Zusammenhang zwi-
schen der Entfernung zum Arzt und dem Gesundheits-
risiko des Patienten bestehe. Deshalb sollten 99 Prozent
der Bevölkerung den nächstgelegenen Hausarzt mit dem
Pkw innerhalb von 15 Minuten erreichen können, der
Richtwert für einen Facharzt sollte 30 Minuten betragen.
Während dies auch künftig in der Stadt unproblematisch
sein dürfte, stellt die Sicherstellung einer optimalen Ge-
sundheitsversorgung auf dem Land ein immer größer
werdendes Problem dar. Ansatzpunkte für den Umgang
mit diesem Problem stellen beispielsweise neue Anreize
zur Arztniederlassung auf dem Land, die Digitalisierung
der medizinischen Versorgung sowie neue Versorgungs-
konzepte dar.

                                                         -3-
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Wege zur optimalen Gesundheitsversorgung auf dem
Land in Zukunft
Anreize

Um die Versorgungslücke im ländlichen Raum zu schlie-        den und zehn Jahre in einem unterversorgten Gebiet zu
ßen, sind zusätzliche Anreize nötig, die die Übernahme       arbeiten, wirkt offenbar nicht abschreckend. Schließlich
oder den Betrieb von Arztpraxen und Apotheken fördern.       bietet die Quote auch jenen Abiturienten eine Chance
Beispiel für solch einen Anreiz ist die Landarztquote, die   auf ein Medizinstudium, die kein Einserabitur haben; für
Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland eingeführt         die künftigen Landärzte reichte zuletzt ein Notenschnitt
hat. Für die an acht Universitäten zur Verfügung ste-        von 2,2. Darüber hinaus müssen die Bewerber in einem
henden 145 Studienplätze im Wintersemester 2019/20           Auswahlgespräch ihre sozialkommunikative Kompetenz
gab es 1312 Bewerber. Die Verpflichtung, sich nach Ab-       unter Beweis stellen. Mehrere andere Bundesländer sind
schluss des Studiums zum Allgemeinarzt weiterzubil-          inzwischen dem Beispiel gefolgt.

Digitalisierung der medizinischen Versorgung

Ein anderer Ansatz, um eine angemessene Versorgung           Patienten auch Rezepte digital bereitstellen. Auf diese
auch in den stark schrumpfenden Regionen sicherstel-         Weise können dann Rezepte wesentlich rascher als bis-
len zu können, wäre die verstärkte Nutzung von Fern-         her zu einer (Versand-)Apotheke gelangen, so dass der
behandlungen und Telemedizin. Digitale Technologien          Patient sein Medikament auch deutlich schneller erhalten
bieten hier großes, vielfach noch ungenutztes Potenzial.     kann. Perspektivisch denkbar wäre auch eine Belieferung
In schrumpfenden Regionen kann der Kontakt der Men-          per Drohne, um eine rasche Zustellung auch auf dem
schen zu Ärztinnen und Ärzten – soweit möglich – in digi-    Land zu ermöglichen, ohne dass Versorgungsstrukturen
talen Sprechstunden stattfinden, sodass die Entfernung       vor Ort aufrechterhalten werden müssen.
zur Praxis als Problem an Bedeutung verliert. Auf diese
Weise kann auch die Expertise von Spezialistinnen und        Derzeit nehmen Patienten Videosprechstunden vor allem
Spezialisten besser genutzt werden, schließlich können       dann in Anspruch, wenn sie eine kurzfristige medizini-
diese dann überregional Patientinnen und Patienten be-       sche Beratung benötigen. Das ergab eine Auswertung
treuen. Die medizinische Nahversorgung kann von klei-        des deutsch-britischen Telemedizin-Anbieters Zava.
nen Versorgungszentren im ländlichen Raum geleistet          Demnach buchen 70 Prozent der Patienten ihren Termin
werden, wo dann Standarduntersuchungen stattfinden.          ein bis zwei Stunden im Voraus. Die häufigsten Grün-
Die Ergebnisse werden anschließend digital an die be-        de für eine Videosprechstunde sind Infekte der oberen
handelnden Spezialisten weitergeleitet.                      Atemwege, gefolgt von Rückenschmerzen und Magen-
                                                             Darm-Beschwerden. Nach eigenen Angaben hat Zava
Der rechtliche Rahmen dafür ist abgesteckt. Im Dezember      seit Gründung im Jahr 2011 rund eine Million telemedizi-
2015 wurde das Gesetz für sichere digitale Kommunika-        nische Sitzungen in Deutschland durchgeführt – teilweise
tion und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-          zunächst in rechtlicher Grauzone.
Gesetz) verabschiedet. Es enthält einen konkreten Zeit-
plan für den Aufbau einer sicheren Telematikinfrastruktur    Der Trend zur Digitalisierung setzte im Gesundheitswesen
und die Einführung medizinischer Anwendungen in              deutlich später ein als in anderen Sektoren der Wirtschaft;
Deutschland. Erklärtes Ziel des Bundesgesundheitsmi-         außerdem verlief die Entwicklung bislang deutlich zäher.
nisteriums war es, die Chancen der Digitalisierung für die   Längst nicht alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte
Gesundheitsversorgung zu nutzen und eine schnelle Ein-       und Kliniken folgen diesem Trend, auch weil sie die Ein-
führung medizinischer Anwendungen für die Patienten          führungskosten und den Weiterbildungsbedarf scheuen.
zu ermöglichen.
                                                             Allerdings scheint dieser Veränderungsprozess nun an
Im Frühjahr 2018 verabschiedete sich die Bundesärzte-        Fahrt zu gewinnen: Immer häufiger können Termine bei
kammer vom Fernbehandlungsverbot und gab damit den           Ärztinnen und Ärzten inzwischen zumindest teilweise
Startschuss für Telemedizin in Deutschland. Mittlerweile     online gebucht werden, Papierakten verschwinden aus
gibt es mehrere Anbieter von digitalen Arztbesuchen.         vielen Praxen und Röntgenbilder werden auf dem Bild-
Seit einigen Monaten gibt es über diese digitalen Gesund-    schirm betrachtet und digital verschickt. Ein Transport in
heitsplattformen auch elektronische Arbeitsunfähigkeits-     haptischer Form entfällt.
bescheinigungen. In Kürze sollen Ärzte bundesweit ihren

                                                         -4-
Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Gleichwohl wird es noch Jahrzehnte dauern, bis die Do-                                            ländlichen Raum sein, die notwendige Voraussetzung für
             kumentation in Deutschland vollständig digitalisiert ist.                                         Telemedizin ist. Ein anderer Grund ist die schleppende
             Dabei würde eine konsequente Digitalisierung der Ge-                                              Umsetzung von Digitalisierungsprojekten, was nicht zu-
             sundheitsverwaltung viele Vorteile bringen und effizienz-                                         letzt auch mit der Selbstverwaltung im Gesundheitswe-
             steigend wirken. Zum einen würden viele Prozesse auf                                              sen und dem föderalen Aufbau des Staates zusammen-
             diese Weise schlichtweg beschleunigt, was Ressourcen                                              hängen dürfte. Zudem ist für viele Anbieter ungewiss, ob
             freisetzen könnte. Wenn Fachkräfte im Gesundheitsbe-                                              solche Dienste von den Patienten angenommen werden.
             reich weniger Zeit mit Verwaltungsaufgaben zubringen                                              Denn nur dann werden sich die Investitionskosten in an-
             müssen, haben sie mehr Zeit für ihre eigentliche Tätigkeit,                                       gemessener Zeit amortisieren.
             die Betreuung der Patientinnen und Patienten. Somit
             könnte durch Digitalisierung perspektivisch dem beste-                                            Ein wichtiger Aspekt bei der künftigen Gesundheitsver-
             henden und zunehmenden Ärzte- und Fachkräftemangel                                                sorgung auf dem Land dürfte die Digitalisierung der Da-
             entgegengewirkt werden.                                                                           tendokumentation sein. Im medizinischen Alltag bietet
                                                                                                               die digitale Dokumentation zahlreiche Vorteile: Elektro-
             Gut möglich, dass hier neue Techniken – wie etwa der 5-G-                                         nische Akten ermöglichen es niedergelassenen Ärztinnen
             Mobilfunkstandard – ebenso zu einem Schub führen wer-                                             und Ärzten, alle relevanten Untersuchungsergebnisse
             den, wie das Heranwachsen einer neuen, technikaffineren                                           mitzuschicken, wenn Patientinnen und Patienten in die
             Generation von Medizinern sowie abnehmenden Berüh-                                                Klinik müssen; teure Doppeluntersuchungen können ver-
             rungsängsten der Patienten gegenüber digitalen Techni-                                            mieden werden. Gleichzeitig können Ärztinnen und Ärzte
             ken – wie etwa Wearables und Gesundheitsapps. Gerade                                              schnell ein ganzheitliches Bild einer Krankengeschichte
             beim letzten Punkt gilt es – insbesondere bei den meisten                                         bekommen – und sich mit überregionalen Spezialisten
             älteren Patienten – viel Aufklärungsarbeit zu leisten und                                         anderer Fachrichtungen über Diagnosen und Therapien
             gleichzeitig die Anwendungen noch nutzerfreundlicher                                              austauschen.
             auszugestalten.
                                                                                                               Grundlage dafür ist eine digitale Patientendokumen-
                                                                                                               tation. Im Jahr 2019 fiel nach jahrelanger Planung in
             Nutzung von digitalen Technologien durch Ärzte                                                    Deutschland der Startschuss für die elektronische Pa-
             und Krankenschwestern in Deutschland und Europa                                                   tientenakte (ePA). Sie gilt als das zentrale Element der
             im Jahr 2020                                                                                      vernetzten Gesundheitsversorgung und der Telematik-In-
             Jeweils Anteil der Befragten in Prozent                                                           frastruktur. In der Akte können Befunde, Diagnosen, The-
                                                                                                               rapiemaßnahmen, Behandlungsberichte und Impfungen
                                                                                                               gespeichert werden.
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                           Verschreibungen
                 Online-Terminvereinbarung
                                                                                                               Seit Januar 2021 müssen die gesetzlichen Krankenkassen
                             Apps für Ärzte
                                                                                                               ihren Versicherten eine solche ePA anbieten, auch wenn
              Zugang zu Online-Plattformen
                                                                                                               zentrale Funktionen frühestens 2022 verfügbar sein wer-
                                      Telemedizin
                                                                                                               den. Voraussetzung dafür ist jedoch der ausdrückliche
                                Dienstplan
                                                                                                               Wunsch des Patienten zur Führung einer ePA, denn es
            Automatisierung von Apotheken
                                                                                                               handelt sich dabei um eine freiwillige Anwendung. So-
                     Point-of-Care-Diagnostik
                                                                                                               mit dürfte es wohl mehrere Jahrzehnte dauern, bis sich
        Fernüberwachung v. Vitalfunktionen
                                                                                                               die ePA in Deutschland flächendeckend durchsetzt. Bis
                                Wearables
                                                                                                               dahin dürften teure und ineffiziente Doppelstrukturen
Automatisierung anderer medizinischer Aufgaben
                                                                                                               in der Dokumentation aufrechterhalten werden müssen,
                                                                                                               wodurch der Nutzen durch die ePA erheblich geschmä-
                      Spracherkennungs-Tools
                                                                                                               lert werden dürfte.
                                           Robotik
                                        Gendaten
                                                                                                               Zur Gesundheitsversorgung gehört auch die Versorgung
                Radiofrequenz-Identifikation                                         Deutschland
                                                                                                               mit Medikamenten. Da immer mehr Apotheken auf dem
                          Künstliche Intelligenz                                      Europa
                                                                                                               Land schließen, könnte der Versandhandel helfen, die Lü-
                              Viertuelle Realität
                                                                                                               cke zu schließen. Allerdings ist es derzeit ungewiss, wie
                                                       0         20          40          60             80
                                                                                                               es mit dem Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medika-
             * Digitale Speicherung von Patientendaten; entspricht nicht unbedingt der elektronischen          menten weitergeht.
             Patientenakte.
             Quelle: Deloitte
                                                                                                               Zweifelsohne könnte durch Versandhandel die Versor-
                                                                                                               gung der Bevölkerung in der Fläche verbessert werden.
                                                                                                               Gleichzeitig würde allerdings die stationäre Versorgung
                                                                                                               vor Ort weiter geschwächt. Soll diese jedoch aufrecht er-
             Bislang werden diese mit der Fernbehandlung verbunde-                                             halten bleiben, wäre denkbar, den lokalen Betreibern Sub-
             nen Chancen vergleichsweise wenig genutzt, um Versor-                                             ventionen – wie etwa Fixkostenzuschüsse – zu zahlen, so
             gungsdefizite auf dem Land abzubauen. Ein Grund dürf-                                             wie dies beispielsweise im Schienen-Nahverkehr bereits
             te die oft schlechte Versorgung mit schnellem Internet im                                         heute geschieht.

                                                                                                             -5-
Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Neue Versorgungskonzepte

Die gesundheitliche Nahversorgung im ländlichen Raum       Diese Zentren können auch integriert aufgebaut sein, so-
kann künftig verstärkt von kleinen medizinischen Versor-   dass sich Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrich-
gungszentren geleistet werden. Standarduntersuchun-        tungen unter einem Dach versammeln. Damit bekommen
gen können dort ausgeführt und die Ergebnisse digital      die Patienten zahlreiche Gesundheitsleistungen an einem
an die behandelnden Spezialistinnen und Spezialisten       Ort. Auf diese Weise können die Anbieter ihre Fixkosten
weitergeleitet werden. Diese Einrichtungen können auch     senken, weil Personal geteilt werden kann. Außerdem
die Erstversorgung bei Notfällen übernehmen, vollstän-     sind solche Zentren für Fachkräfte attraktiver.
dig ausgerüstete Kliniken sind in der Fläche dann nicht
mehr notwendig.

                                                       -6-
Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Corona – Push für die Digitalisierung der
      medizinischen Versorgung

      Krisen erweisen sich in der Rückschau oft als Motor für         Die Pandemie offenbarte noch einmal, wie analog und wie
      Innovationen. Und so könnte die Coronapandemie wo-              unstrukturiert die medizinische Versorgung in Deutsch-
      möglich zu einer Initialzündung für Digitalisierung im          land organisiert ist. Einheitliche Systeme zur bundeswei-
      Gesundheitswesen werden. Laut einer im April 2020               ten Erfassung des Infektionsgeschehens fehlten ebenso
      durchgeführten Umfrage zu positiven Auswirkungen der            wie strukturierte Kommunikationskanäle zwischen den
      Coronakrise auf den Digital-Health-Sektor gaben rund            Gesundheitsämtern vor Ort, etwa wenn die Kontaktver-
      53 Prozent der befragten Branchenexperten an, mit einer         folgung über die eigenen Zuständigkeitsgrenzen hinaus-
      erhöhten Akzeptanz unter den Patienten zu rechnen;              ging. Letztlich wusste in vielen Fällen niemand, wo und
      42 Prozent der Experten erwarteten eine verbesserte Re-         bei wem sich ein Infizierter angesteckt hat.
      gulierung. Der Sachverständigenrat Gesundheit betonte
      im März 2021, der Ausbau der Digitalisierung im Gesund-         Außerdem wurden Datenschutzaspekte vielfach sehr
      heitswesen könne Leben retten. „Ziel muss die Neuaus-           hoch bewertet, während der potenzielle Nutzen einzelner
      richtung der Gesundheitsversorgung sein: hin auf ein            Maßnahmen bei der Pandemiebewältigung hintenange-
      digitales, ein systemisch lernendes Gesundheitssystem“,         stellt wurde. So gilt die deutsche Corona-Warn-App bis
      sagte der Ratsvorsitzende Ferdinand Gerlach.                    heute auch aufgrund der sehr hohen Datenschutzstan-
                                                                      dards als weitgehend nutzlos, während vor allem in Asien
                                                                      Apps einen sehr guten Beitrag bei der Eindämmung des
                                                                      Infektionsgeschehens leisten. In Niedersachsen wurde
      Positive Auswirkungen der Coronakrise auf die                   aus Datenschutzgründen bewusst nicht auf Daten der
      Digital-Health-Industrie in 2020                                Melderegister zugegriffen, als es Anfang des Jahres
      Jeweils Anteil der Befragten in Prozent                         2021 darum ging, Über-80-Jährige außerhalb von Hei-
                                                                      men schriftlich über den Ablauf der Impfungen und die
                                                                      Terminvergabe zu informieren. Stattdessen wurden pri-
      Erhöhte Akzeptanz                                               vat gesammelte Daten genutzt, wohl wissend, dass die-
           bei Patienten
                                                                      se fehlerbehaftet waren. Datenschutz kostete also nicht
                                                                      nur detaillierte Informationen über das Infektionsgesche-
 Verbesserte Regulierung                                              hen, sondern wahrscheinlich auch zahlreiche Leben. Der
                                                                      Sachverständigenrat Gesundheit mahnte überdies, beim
                                                                      Thema Datennutzung gehe es nicht nur um den effizien-
                Erhöhte
      Zahlungsakzeptanz
                                                                      ten Schutz von Leben und Gesundheit des Einzelnen und
                                                                      seiner Mitmenschen, sondern auch darum, das Alltags-
                                                                      geschehen nicht unnötig einzuschränken.
  Erhöhte Akzeptanz bei
Gesundheitsdienstleistern
                                                                      Der Blick ins Ausland offenbarte während der Pandemie,
                                                                      dass andere Länder sehr viel weiter auf diesem Gebiet sind.
              Mehr Nutzer                                             Israel besitzt eines der modernsten medizinischen Daten-
                                                                      systeme weltweit. Der Staat versprach den Pharmakonzer-
                                                                      nen Biontech und Pfizer Echtzeitinformationen zur Immuni-
  Leichterer Markteintritt
        für neue Akteure                                              sierung und wurde daher bevorzugt mit Impfstoff beliefert.
                                                                      Im Nachhinein dürften die Bürger vieler Staaten neidisch
                                                                      auf die von Israel erhobenen Daten geblickt haben – kein
       Mehr Investitionen                                             anderes Land impfte seine Bürger so rasch wie Israel.

                                                                      In Dänemark gibt es ein personalisiertes Patientenportal,
       Umsatzwachstum                                                 in dem die elektronische Patientenakte, Medikationslisten
                                                                      und E-Rezepte zusammengefügt sind. Bei der Geburt er-
                                                                      hält jeder Däne eine persönliche Identifikationsnummer,
                    Andere                                            über die er sich bei „sundhed.dk“ einloggen kann. Dort ist
                                                                      seine gesamte Krankengeschichte gespeichert, inklusive
                                                                      aller Diagnosen, Behandlungen, Operationen sowie Me-
          Keine positiven
           Auswirkungen                                               dikationen und Laborbefunde. Mit Zustimmung des Pa-
                                                                      tienten können auch der Hausarzt oder Apotheker auf die
                                  0   10   20   30   40   50   60     Daten zugreifen. Weil alle Bürger mit Alter und Vorerkran-
                                                                      kungen zentral registriert sind, ergab sich die Impfreihen-
      Quelle: research2guidance                                       folge nicht nur größtenteils von selbst. Die Menschen sind
                                                                      so auch einfacher zu erreichen als in Deutschland.

                                                                    -7-
Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Am selben Tag, als in Deutschland der Auftrag zur Entwick-       In einer Forsa-Umfrage von Anfang 2021 konnten sich rund
lung eines digitalen Impfpasses vergeben wurde, stellte Chi-     zwei Drittel der Befragten immerhin vorstellen, per Video-
na bereits die erste Applikation vor. Das digitale Dokument      sprechstunde einen Arzt zu konsultieren. Einer wachsenden
ist Teil der WeChat-App, die in China fast jeder benutzt.        Zahl nicht nur von jungen Menschen ist es heute nur noch
Trägt man seine Daten in den neuen „Internationalen Reise-       schwer vermittelbar, warum sie für eine einfache Krankmel-
Gesundheitspass" ein, erhält man einen QR-Code, den man          dung oft stundenlang im Wartezimmer sitzen müssen, wäh-
überall vorzeigen kann. Zeigt das Display bei einer Person       rend sich selbst komplexe Bankgeschäfte in wenigen Sekun-
„Grün", kann man Kinos, Restaurants oder Einkaufszentren         den am Smartphone erledigen lassen. Womöglich sinkt also
besuchen. Mit solchen Apps können die Nutzer auch über           gerade durch die Pandemie die allgemeine Hemmschwelle
einen Corona-Ausbruch informiert werden, ohne dass hand-         in der Bevölkerung, künftig auch mit einem Arzt per App
schriftliche Listen mit Kontaktdaten ausgewertet werden          oder Video-Call zu kommunizieren, sodass das 21. Jahrhun-
müssen. Auch demokratisch regierte Staaten Asiens wie            dert auch in der medizinischen Versorgung bald eingeläutet
Südkorea, Taiwan und Japan setzten bei der Pandemiebe-           werden könnte.
kämpfung viel stärker auf GPS, Handy-Apps, Kameras und
Bankdaten, um Kontakte nachzuverfolgen und Quarantänen           Es ist daher durchaus denkbar, dass die Coronakrise einen
durchzusetzen.                                                   Modernisierungs- und Digitalisierungsschub des Gesund-
                                                                 heitssystems auslösen wird. Dieser Schub wird zwar ver-
Derweil offenbarte die Krise in Deutschland vielen Erwerbstä-    mutlich zu spät im Kampf gegen die Pandemie kommen.
tigen, welches Potenzial Videokonferenzen bieten. Die vielen     Doch perspektivisch könnten so Qualität und Effizienz des
Deutschen nachgesagte Technikfeindlichkeit bewahrheitete         Gesundheitssystems gesteigert und zugleich Raum für neue
sich oftmals nicht; selbst vertrauliche Geschäftsinterna wur-    Geschäftsmodelle geschaffen werden. Nicht zuletzt könnte
den oft per Videokonferenz aus dem Homeoffice heraus kom-        so auch die Versorgung in dünnbesiedelten Gebieten spür-
muniziert. Ein weiteres Indiz dafür, dass die Deutschen durch-   bar verbessert werden.
aus bereit sind, digitale Techniken zum Gesundheitsschutz
einzusetzen, ist, dass die Corona-Warn-App bis Ende Mai
2021 immerhin rund 28 Millionen Mal heruntergeladen wurde.

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Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Exkurs:
Digitale Gesundheitslösungen ermöglichen älteren
Menschen eine Perspektive in ländlichen Regionen

Naturgemäß steigt mit dem Alter das Krankheitsrisiko und
damit das Bedürfnis nach guter medizinischer Versorgung.       In Sachsen verbessern seit kurzem Telemedizin und
Gleichzeitig ist es jedoch ein oft geäußerter Wunsch älter     ein Therapeutenteam in mehreren Regionen die psy-
werdender Menschen, möglichst lange in den gewohnten           chiatrische Versorgung von Kindern und Jugend-
eigenen vier Wänden wohnen bleiben zu können. Dies gilt        lichen: Im Rahmen eines 2019 gestarteten Modell-
insbesondere auch für ländliche Gebiete, wo ein Umzug          projekts delegiert ein Psychiater per Videokonferenz
in eine seniorengerechte Wohneinrichtungen meist mit           fachärztliche Leistungen an Therapeuten. Die Region
einem Ortswechsel verbunden wäre, sodass die Menschen          ist laut Kassenärztlicher Vereinigung des Landes mit
ihre gewohnte Umgebung verlassen müssten.                      einem Versorgungsgrad von 41 Prozent im Fach-
                                                               arztbereich der Kinder- und Jugendpsychiater deut-
Eine Lösung können smarte Wohnräume sein, die Sicher-          lich unterversorgt. Die Behandlung obliegt weiterhin
heitstechnik mit Gesundheitsaspekten vereinen. Smarte          Ärzten, die über eine telemedizinische Plattform die
Badezimmerspiegel können Krankheiten an Veränderun-            Therapie parallel verfolgen und sich einschalten kön-
gen im Gesicht erkennen, und Sensoren können die all-          nen. In Krisensituationen stehen Ärzte den Patienten
täglichen Bewegungsmuster der Bewohner speichern und           persönlich zur Verfügung.
Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf analysieren. So lassen
sich Verschlechterungen des Allgemeinzustands erkennen.

Ferner können am Körper getragene Sensoren wichtige
Vitalfunktionen messen und die Träger beispielsweise da-       Das „Praxisnetz München West“ wurde im Jahre 2006
ran erinnern, Medikamente einzunehmen, ausreichend zu          gegründet und ist mittlerweile auf 105 haus- und
trinken oder sich mehr zu bewegen. Auf diese Weise kön-        fachärztliche Praxen angewachsen. Ziel ist, eine orts-
nen Krankheiten vermieden bzw. frühzeitig erkannt und          nahe und qualitativ hochwertige haus- und fachärzt-
besser therapiert werden.                                      liche Versorgung auch in Zukunft zu ermöglichen. Ein
                                                               Herzstück sind die organisatorischen Strukturen, wie
Einfachere Befunde können via Telemedizin behandelt            etwa spezielle Verträge mit Krankenkassen und vor
werden. Sollte ein Arztbesuch erforderlich sein, schätzt       allem die EDV-Vernetzung. Das Praxisnetz gehört
die künstliche Intelligenz nach Abgleich mit der elektro-      zu den wenigen Praxisnetzen in Deutschland, die
nischen Patientenakte ab, ob ein Notfall vorliegt oder ob      sich mit einer speziellen EDV-Lösung vernetzen. Auf
ein Besuch beim Haus- oder Facharzt ausreichend ist. Bei       diese Weise können alle an der Behandlung beteilig-
Lebensgefahr wird der Notarzt alarmiert und der Patient        ten Ärzte wichtige und relevante Behandlungsdaten
im Krankenhaus angemeldet. Im Kreiskrankenhaus unter-          austauschen. Das erspart dem Patienten Belastun-
stützen Maschinen die Ärzte bei Diagnosen und Opera-           gen durch eventuelle Doppeluntersuchungen, und
tionen, falls nötig kann ein Spezialist per Videocall zu-      die Ärzte haben mehr Zeit für das Gespräch. Gerade
geschaltet werden.                                             multimorbide Menschen können davon profitieren.
                                                               Außerdem kann gerade im Notfall durch den auto-
Ein wesentliches Hemmnis ist die fehlende Digitalkom-          matisierten Austausch von Behandlungsdaten viel
petenz vieler Senioren. Laut einer Bitcom-Umfrage unter        Zeit gespart werden.
Ärzten von Anfang 2021 sehen 56 Prozent der Befragten
„mangelnde Digitalkompetenz der Patienten“ als Digitali-
sierungsbremse im deutschen Gesundheitswesen. Im-              Nutzung von Gesundheits-Apps unter Senioren in
merhin 43 Prozent gaben freilich auch die fehlende Digi-       der Schweiz 2019
talkompetenz der Ärzte als Grund dafür an.                     Jeweils prozentualer Anteil der Befragten (65 Jahre und
                                                               älter), die die jeweilie App schon mal ausprobiert haben.
Eine Umfrage unter Schweizer Senioren ab 65 Jahren aus
dem Jahr 2020 ergab, dass selbst jene, die grundsätzlich          17,8
online sind, recht selten Gesundheitsapps nutzen. Nur je-
                                                                                       12,7
der zwanzigste ließ seine Vitalfunktionen per App über-
wachen. Vieles spricht dafür, dass diese Ergebnisse auf                                           5,4
Deutschland übertragbar sind.                                                                                   2,1            1,4
                                                                 Fitness-          Kranken-  Vitalfunktionen    App zur    Medikamenten-
                                                                   App            kassen-App     messen      Kommunikation   kontrolle
                                                               Quelle: Pro Senectute

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Sicherstellung der künftigen Gesundheitsversorgung auf dem Land - Chancen und Herausforderungen - Handelsblatt
Eine weitere Verbreitung solcher Gesundheits-Applika-         wohl beim Monitoring, als auch in der Diagnostik und in
tionen würde eine Fülle von Daten generieren, die zahl-       der Behandlung von Erkrankungen. Um dies zu ermögli-
reiche Möglichkeiten bieten. So könnten Informationen         chen, gilt es, die Menschen von diesen Vorteilen zu über-
über die Gesundheit der Bevölkerung gesammelt und             zeugen. Denn nur wenn die anonymisierte Auswertung
per Big-Data-Analyse anonymisiert zu Forschungszwe-           von Gesundheitsdaten gesellschaftlicher Konsens wird,
cken oder auch kommerziell ausgewertet werden. Das            kann dieser Datenschatz zum Wohle aller genutzt wer-
Zusammenspiel von Datenmassen und künstlicher Intel-          den – zumindest in demokratischen Gesellschaften wie
ligenz könnte den Gesundheitssektor revolutionieren, so-      der deutschen.

Das Netzwerk „Hauptstadt Urologie“ wurde von der              dann von den Expertinnen und Experten im Netzwerk –
Charité initiiert und wird vom Berufsverband Deutscher        unterstützt von künstlicher Intelligenz – begutachtet wer-
Urologen unterstützt. Der Fokus liegt aktuell auf metas-      den und dienen als Basis für Therapievorschläge. Darüber
tasierten Prostatakarzinomen. Mit dem Netzwerk haben          hinaus können die Patienten auch in passende wissen-
die Patienten im Raum Berlin Brandenburg – unabhängig         schaftliche Studien eingebunden werden, die Heilungs-
von ihrem Wohnort und damit Entfernung zum nächstge-          chancen für sie versprechen.
legenen Experten der Charité – Zugang zu Expertenein-
schätzungen, Zweitmeinungen oder Studien.                     Die Patienten können ihre Daten selbst aktualisieren, so-
                                                              dass auf aktuelle Entwicklungen schnell reagiert werden
Auf Einladung des behandelnden Arztes können sich die         kann. Das Netzwerk „Hauptstadt Urologie“ verbessert
Patienten im Netzwerk registrieren und dort anschlie-         damit die Behandlungen von Prostatakrebs insbesonde-
ßend alle Informationen und Untersuchungsergebnisse           re im ländlichen Raum der Region Berlin Brandenburg.
zu ihrem Prostatakrebs hochladen. Die Daten können

Das NAVIFY Tumor Board ist eine Cloud-basierte Lösung,        rapien gefüttert ist und Ärzte dabei unterstützt, für jeden
welche Ärzten dabei helfen kann, Behandlungsstrategien        Krebspatienten die individuell beste Therapie zu finden.
für jeden Patienten zu optimieren. Traditionell sind Tumor    Die „NAVIFY Tumor Board“-Lösung von Roche ist ein sol-
Boards Arbeitsgruppen aus mehreren Ärzten verschie-           ches Programm, das standardisiert relevante Patienten-
dener Fachrichtungen, die gemeinsam die Behandlung            daten aus verschiedensten „IT-Silos“ zusammenzieht.
einzelner Krebspatienten besprechen. Der Zweck der
Boards besteht darin, eine möglichst breite Wissens-          Die Informationen können dann von den verschiede-
grundlage für die bestmögliche Therapie bereitzustellen.      nen Expertinnen und Experten – unabhängig von deren
Ein Tumor Board kann aber auch eine Software sein, die        Standort – besprochen werden.
mit Patientendaten, wissenschaftlichen Studien und The-

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Impressum

Das Handelsblatt Research Institute (HRI) ist ein unabhängiges Forschungsinstitut unter
dem Dach der Handelsblatt Media Group. Es schreibt im Auftrag von Kundinnen und Kunden,
wie Unternehmen, Finanzinvestoren, Verbänden, Stiftungen und staatlichen Stellen wissens-
chaftliche Studien. Dabei verbindet es die wissenschaftliche Kompetenz des 30-köpfigen
Teams aus Ökonom:innen, Sozial- und Naturwissenschaftler:innen sowie Historiker:innen mit
journalistischer Kompetenz in der Aufbereitung der Ergebnisse. Es arbeitet mit einem Netzwerk
von Partner:innen sowie Spezialist:innen zusammen. Daneben bietet das Handelsblatt Research
Institute Desk-Research, Wettbewerbsanalysen und Marktforschung an.

Autor: Axel Schrinner
Layout: Isabel Rösler, Christina Wiesen
Stand: Oktober 2021
Bilder: © Roche

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Roche: Diagnostik, Pharma und Health-IT unter einem Dach
Das Schweizer Gesundheitsunternehmen Roche ist ein weltweit führendes Biotech-Unternehmen,
das sich auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Diagnostika und Therapielösungen spe-
zialisiert hat. Weltweit beschäftigt Roche über 100.000 Mitarbeiter:innen – davon rund 17.200 in
Deutschland. Jährlich investiert Roche über 10 Milliarden Schweizer Franken in Forschung und
Entwicklung – damit zählt Roche zu den zehn Unternehmen, die weltweit am meisten in Forschung
investieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Erkrankungen mit einem besonders hohen Bedarf an
neuen medizinischen Lösungen. Neben der Onkologie sind dies unter anderem neurologisch-psychi-
atrische Erkrankungen, die Immunologie sowie Infektionskrankheiten.

Mehr Informationen: www.roche.de

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