SIEBZEHN - Stuttgarter Kammerorchester
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SIEBZEHN Das Magazin des Stuttgarter Kammerorchesters Der Drang, miteinander zu spielen 4 – Katia und Marielle Labèque Passion 6 – Dr. Joel Berger und Jan Bjøranger Ein Jahr im Zeichen Beethovens 8 – Gottlieb Wallisch Musik ist die unfassbarste 10 Kunst überhaupt – Manuel Hidalgo Eine neue Messe mit 12 Gesualdo: Bruckner wäre begeistert! – Thomas Zehetmair März 2020
Im September 2020 feiert das Stuttgarter Kammerorchester sein 75-jähriges Bestehen. 1945 von Karl Münchinger gegründet, begeistert das SKO seitdem mit zahllosen Konzerten rund um die Welt. Das Jubiläumsjahr hält einige Highlights für Sie bereit. Neugierig? DIE WELT DES SKO Im Jubiläumsjahr erscheint ein umfangreicher Bildband mit Fotos von Reiner Pfisterer, der das Stuttgarter Kammerorchester seit zehn Jahren begleitet. JUBILÄUMSWOCHENENDE IM SEPTEMBER Am 18.09.2020 spielt das Stuttgarter Kammerorchester im StadtPalais - Museum für Stuttgart erneut das Programm seines Gründungskonzerts vom 18.09.1945. Umrahmt wird der musikalische Abend von Zeitzeugenberichten und der Vorstellung des Bildbands von Reiner Pfisterer. Am 19.09.2020 findet unter der Leitung von Chefdirigent Thomas Zehetmair das große Jubiläumskonzert im Beethoven-Saal der Liederhalle statt. UND NOCH VIELES MEHR ... Freuen Sie sich darüber hinaus auf weitere Jubiläumsaktionen wie Uraufführungen, Education-Projekte, Konzerte an besonderen Orten, etc. ... –2–
Liebes Publikum, auch wenn die eigentlichen Feierlichkeiten erst im Herbst stattfinden, goldene Schallplatte, verliehen 1969 für über eine Million verkaufte erlauben Sie mir bitte einen kleinen Vorgriff. 75 Jahre können je nach Exemplare. Außerdem ein paar hundert Aufnahmen, darunter die Ge- Betrachtungsweise „alt“ oder „jung“ bedeuten. Der Eishai erreicht ein samtaufnahme der Haydn-Sinfonien. Alter von 400 Jahren, Beethoven feiert seinen 250. Geburtstag und das Stuttgarter Kammerorchester sein 75-jähriges Bestehen. Das SKO Diesem Pioniergeist und dem Anspruch, höchste Qualität anzustre- ist mit seinen 75 Jahren das älteste Kammerorchester weltweit, aber ben, fühlen wir uns verpflichtet, sie gehören zur DNS des Orchesters. gleichzeitig noch ein echter Jungspund (siehe Eishai). Altes Repertoire wiederentdecken, einen neuen Blick auf Bekanntes werfen, Neues in Auftrag geben und die Digitalisierung mit KI, VR, Kammerorchester sind, anders als Eishaie, einem oft kurzfristigen Hologramm-Konzerten vorantreiben: Es bleibt viel zu entdecken! Entstehungs- und Verfallsprozess ausgesetzt. Dass es in Stuttgart zu dieser langen ununterbrochenen Tradition kommen konnte, hat mit Lassen Sie uns gemeinsam die 75 Jahre feiern, auf das SKO und Beet- der einzigartigen Geschichte des Orchesters zu tun. hoven anstoßen und auch den Eishaien alles Gute wünschen. Bald nach dem ersten Konzert am 18. September 1945 war der unerhört Bis bald im Konzert neue Klang des Orchesters unter Gründungsdirigent Karl Münchinger international gefragt. Die radikale Verschlankung der Besetzung sorg- Ihr Markus Korselt te für einen transparenten und gleichzeitig energiegeladenen Klang. Geschäftsführender Intendant 17 Solisten vereint durch die Begeisterung zur Kammermusik. Konzerte auf allen Kontinenten wurden gespielt. Nicht selten war das SKO das erste klassische Orchester in diesen Ländern. Auf unseren Asien-Reisen werde ich heute noch von Menschen angesprochen, die seit den 50er Jahren dort kein Konzert verpasst haben. Viele Program- me sind auf Tonträgern dokumentiert: In meinem Büro steht eine SCHON GEHÖRT? INTERNATIONALE KONZERTREISEN Im Mai tourt das Stuttgarter Kammerorchester mit dem Pianisten Gottlieb Wallisch durch China und gibt u. a. Konzerte in Peking und Shanghai. MUSIC GAMES In Kooperation mit dem Internationalen Trickfilmfesti- val veranstaltet das Stuttgarter Kammerorchester die- ses Jahr seinen zweiten Music Game Jam zum Thema „Klangfarben“. SKOHR-LABOR Mit Beginn des Jubiläumsjahres startet unser Tanz- projekt „Beethoven-Lab“ in drei Stuttgarter Schulen. Zusammen mit dem erfahrenen Choreografen Adrian Turner, Musikern des SKO und dem Education-Team des SKOhr-Labors entwickeln junge Menschen unterschied- lichster kultureller Prägung eigene Stücke, die im Juli im Wizemann gemeinsam aufgeführt werden. –3–
DER DRANG, MITEINANDER ZU SPIELEN Katia und Marielle Labèque spielen Glass verständnis der Schwestern sind legendär. mit dem Klavier-Duo gearbeitet. Philip Glass und Saint-Saëns unter der Leitung von Die beiden Pianistinnen sind seit mehreren kannte sie schon länger als ideale Interpre- NabilShehata. Jahrzehnten nicht nur auf allen großen Büh- tinnen seiner Klavierwerke. Sein Doppelkon- nen der Welt zuhause, sondern leben auch zert für zwei Klaviere und großes Orchester „Wir schaffen es, auch nach so langer Zeit, zusammen, in einem barocken Palazzo bei hat er den Schwestern gewidmet, die Ur- eine Art innere Freiheit zu finden und anders aufführung fand 2015 mit dem Los Angeles zu fühlen, als wir es am Anfang unserer Kar- Philharmonic unter Gustavo Dudamel statt. riere taten, anders als es bei so vielen Klavier- Zu seinem großbesetzten Werk hat der Kom- Duos der Fall ist. Diese werden häufig irgend- „Ich habe gelernt, ponist ein paar Hinweise gegeben: Der erste wann fade, weil sie zu sehr damit beschäftigt und zweite Satz sind fröhlich, der dritte eher sind, ‚zusammen‘ zu spielen. Und so sind sie die Tür offen zu halten und nostalgisch und langsam. Im Gegensatz zu bei Konzerten oft rhythmisch sehr starr, wie die Musik hineinzulassen. einem traditionellen Solokonzert ist das Or- Metronome“, erklärte Marielle Labèque ein- chester nicht als komplementärer Gegenpart mal. Ihre ältere Schwester Katia nickte zu- Ich gehe nicht hinaus, um der Solisten, sondern als „Verlängerung“ der stimmend. Das perfekte Zusammenspiel, die nach ihr zu suchen.“ beiden Klaviere zu verstehen. Dabei sollen Bühnenpräsenz und Energie, das blinde Ein- Philip Glass die Klaviere nicht dominieren, son- Rom. „Das ist die größte Überraschung in un- LÖWINNEN serem Leben: dass unser Drang, miteinander Abo-Konzert zu spielen, immer noch so stark ist, nach all Dienstag, 3. März 2020, 20 Uhr den Jahren.“ Theaterhaus Stuttgart, T1 Einführung um 19.15 Uhr Viele Komponisten, darunter Luciano Berio, Pierre Boulez, Olivier Messi- — aen und György Ligeti, haben KATIA UND MARIELLE LABÈQUE Klavier NABIL SHEHATA Leitung DAVID DIAMOND „Rounds“ für Streichorchester PHILIP GLASS Konzert für zwei Klaviere, Streichorchester und Percussion GUILLAUME LEKEU Adagio für Streichquartett op. 3 CAMILLE SAINT-SAËNS „Der Karneval der Tiere“ –4–
dern mit dem Orchester verschmelzen. Teil- Sinfonien, preisgekrönte Filmmusiken (z. B. So lebensfroh und beschwingt die „Rounds“ weise wandern die Themen auf der Bühne „Kundun“, „Truman Show“, „The Hours“), von David Diamond, so traurig und ergrei- von einer Hand zur anderen. Tanz-, Klavier- und Kammermusik und viele fend das Adagio op. 3 des Belgiers Guillau- genreübergreifende Kunstprojekte. Für das me Lekeu. Traurig, weil er es 1891 für seinen Den Begriff „Minimal Music“ findet Philip Stuttgarter Kammerorchester schrieb Glass Freund und Lehrer César Franck schrieb, der Glass für seinen meditativen Stil aus wieder- seine Sinfonie Nr. 3 und das Tirol Concerto für kurz zuvor den Folgen eines Zusammensto- kehrenden kleinen tonalen Motiven unpas- Klavier und Orchester. Nach der Weltpremie- ßes mit einem Pferdeomnibus erlegen war. send. Eher spricht er von einer „Musik mit re- re des Doppelkonzertes mit den Labèques Traurig, weil Lekeu selbst gerade eine vielver- petitiven Strukturen“. Nach einem Studium resümierte Glass: „Ich habe im Laufe der Zeit sprechende Karriere als Komponist begon- an der New Yorker Juilliard School und Unter- viel Musik geschrieben und ich habe gelernt, nen hatte, jedoch drei Jahre später mit nur richt bei Darius Milhaud in Aspen/USA und die Tür offen zu halten und die Musik hinein- 24 Jahren an Typhus starb. Und noch trauri- Nadia Boulanger in Paris ist der 1937 in Balti- zulassen. Ich gehe nicht hinaus, um nach ihr ger ist der Gedanke, dass dieses Adagio zu more geborene Amerikaner zum populärsten zu suchen.“ seinem eigenen, von Vincent d’Indy gestifte- und einflussreichsten klassischen Komponis- ten Gedächtniskonzert gespielt wurde. Nicht ten unserer Zeit geworden. Und zu einem Bei der gestrengen Nadia Bou- umsonst vergleicht man ihn mit Guillaume der produktivsten. Sein Werkverzeich- langer in Paris haben viele ame- Lekeu, einem jungen Genie der französischen nis enthält u. a. 25 Opern, zwölf rikanische Komponisten ihre Lyrik, der auch "Rimbaud der Musik" genannt Grundlagen gelernt, auch David wird. Diamond. Als er 2005 hoch betagt starb und ein imposantes Œuvre mit Wenn die Labèque-Schwestern dann zum mehreren Sinfonien, Solokonzerten und Abschluss noch einmal virtuos in die Tasten Kammermusikwerken hinterließ, ehrte ihn greifen und mit mächtigen Trillern den „Kar- die New York Times im Nachruf als „wichti- neval der Tiere“ eröffnen, ist auch der letzte gen amerikanischen Komponisten, dessen Hauch von Melancholie verduftet. Ursprüng- früher Ruhm in den 1940ern von der Domi- lich hatte Camille Saint-Saëns gar nicht vor- nanz der atonalen Musik verdrängt wurde. Er gehabt, die 1886 für ein Faschingskonzert zählt zur quasi vergessenen Generation von Amerikas großen Sinfonikern wie Howard Hanson, Roy Harris, William Schuman …“ Die dreisätzigen „Rounds“ für Streichorchester, „Write me sein berühmtestes Werk, schrieb Diamond a happy work!“ für den Dirigenten Dimitri Mitropoulos. D. Mitropoulos zu David Diamond „Write me a happy work!“, bat er ihn im Sommer 1944, denn die vielen zwölf- tönigen Werke, die Mitropoulos in dieser dramatischen Zeit auf- komponierte „große zoologische Phantasie“ führte, schlugen ihm und den – genial-witzige Portraits von verkleideten Zuhörern zu sehr aufs Ge- Tieren als Parodie auf das damalige Musikle- müt. Und Diamond hat ben – im Druck zu veröffentlichen. Zum Glück ihm den Wunsch erfüllt. für die ihm ewig zu Dank verpflichtete Nach- welt hat er es doch getan. Geleitet wird das Abo-Konzert von einem charismatischen deutsch-ägyptischen Diri- genten, dem ehemaligen Ersten Solokontra- bassisten der Berliner Philharmoniker und jetzigen Chefdirigenten der Philharmonie Südwestfalen und musikalischen Leiter der Kammeroper München: Nabil Shehata. Seit seinem herausragenden Debüt in Cottbus 2007 dirigierte der lebhafte Hamburger, um nur einige zu nennen, das Simon-Bolivar- Orchester in Venezuela, das RSB Berlin, die Düsseldorfer Symphoniker, das Orchestre National du Capitole, das Bilbao Symphony Orchestra, das Evermay Chamber Orchester in Washington, das Osaka Philharmonic Or- chestra, das Kyoto Symphony Orchestra, das New Japan Philharmonic Orchestra und das Macao Philharmonic Orchestra. – Text: Anne Sophie Meine – –5–
PASSION Im Gespräch mit Konzertmeister Jan mit rein musikalischer Rhetorik, durch das len mit dem Klang im Raum und das Erlebnis Bjøranger über Haydn und Gubaidulina Material den Kern der sieben Worte auch einer Verständigung durch die Musik. Unver- ohne den Text auszudrücken. Und sie für die stellt und ehrlich. SIEBZEHN: Herr Bjøranger, Joseph Haydn be- Musiker und für das Publikum erfahrbar zu kannte, dass das Komponieren von sieben machen. Ich finde seine Art, die Situationen SIEBZEHN: Welcher Solist – Cello oder Bajan, also langsamen Sätzen zu Jesu letzten Worten am musikalisch zu umschreiben, dieses eher In- ein chromatisches Knopfakkordeon – „spricht“ Kreuz keine leichte Aufgabe gewesen war. Spä- direkte, sehr berührend. hier Jesu letzte Worte? Oder hat Gubaidulina ter hielt er sie für eines seiner gelungensten gar nicht an eine Personifizierung gedacht? Werke – ganz zu Recht, oder? SIEBZEHN: So verschieden Joseph Haydn (kath.) im Jahre 1787 und Sofia Gubaidulina JB: Eher nicht, sonst hätte sie wohl noch Ge- (russ.-orth.) 1982 an das Thema herangehen, sangsstimmen dazu komponiert. Musik ist so sind sie sich in einem doch sehr ähnlich: in eine Kunst jenseits der Sprache. Gubaidulinas „Was ich suche, der Suche nach dem aufrichtigen Ausdruck ih- wortlose Musik mit dem programmatischen res eigenen Glaubens. Sie selbst haben als Diri- Hintergrund bringt eine Art Mystik ins Spiel, ist der direkte Kontakt gent Ihres innovativen norwegischen Orches- die ich sehr schätze. Ich denke, dass hier Cello von uns allen mit ters 1B1 mit dem estnischen Komponisten Arvo und Bajan das Symbol des Kreuzes formen. Pärt gearbeitet. Gibt es zwischen Gubaidulina Die verstreichende Zeit wird zu einem Aus- dem Klang im Raum.“ und Pärts mystischer Musik eine Parallele? drucksmittel. Beide Soloinstrumente setzt Jan Bjøranger die Komponistin daher nicht perkussiv ein, JB: Ja, bei Gubaidulina und Pärt ist es das sondern der Klang wird, wie sie selbst sagt, starke kontemplative Element. Und die um- als ein Luftstrom, ein „Atmen“ produziert. gebende Stille, die ist entscheidend. Gubaidu- Das Konzept der Musik von Haydn und Gu- JAN BJØRANGER: Ja, allein das Thema ist in linas Stück ist für mich eine allmähliche emo- baidulina, in Verbindung mit der Stimme von menschlicher Hinsicht wirklich aufwühlend. tionale Steigerung, die assoziativ ganz eng an Rabbiner Berger, ist ein essenziell menschli- Der Gedanke, für den Frieden das äußerste den Text geknüpft ist. Mir geht es beim Kon- ches. Und die Religion als Inspiration für die Opfer zu bringen, ist auch heute, global ge- zert aber weniger darum, dem Publikum eine Kunst hat einen universalen Wert, den alle sehen, sehr aktuell. Die Musik erhält dadurch konkrete Wahrnehmung aufzudrängen. Was Menschen erkennen können, auch wenn sie eine noch höhere Relevanz. Haydn schafft es ich suche, ist der direkte Kontakt von uns al- selbst nicht religiös sind. –6–
Interview mit dem Landesrabbiner a. D. Dr. In der Zeit, in der Jesus lebte, war das Land Ju- Joel Berger zu seinen religionsphilosophi- däa, in dem er lebte und wo er zuhause war, schen Gedanken unter römischer Besatzung. Die Besatzer wa- SIEBEN LETZTE WORTE ren grausam und strebten nach Auslöschung Sternstunden SIEBZEHN: Herr Dr. Berger, diese Sternstunde der jüdischen nationalen und religiösen Donnerstag, 26. März 2020, 20 Uhr um Jesu sieben letzte Worte am Kreuz werden Eigenheiten. In dieser Zeit sehnten sich unse- StadtPalais, Foyer Sie als vielfach geehrter ehemaliger Landes- re Ahnen nach einem Befreier, einem Erlöser, Einführung um 19.30 Uhr rabbiner von Baden-Württemberg und For- nach einem Messias. (Das hebräische Wort scher im Haus der Geschichte mit religions- „Maschiach“ ist zutiefst jüdisch.) Doch dies — philosophischen Betrachtungen bereichern. sahen die Juden dieser Zeit mit Jesus nicht Wohin werden Sie dabei weisen? erfüllt, weil die Römer dort blieben, und es DR. JOEL BERGER erfolgte keine Befreiung, im Gegenteil. Landesrabbiner a. D. und JOEL BERGER: Ich möchte vorausschicken, Religionsphilosoph dass meine Zuhörer von rein christlich-theo- SIEBZEHN: Werden Sie auch näher auf Befrei- logischen Einstellungen Abschied nehmen ung und Erlösung, Passion und Auferstehung, JAN BJØRANGER müssen, denn dies sind keine jüdischen also zentrale Begriffe des Christentums einge- Leitung Begriffe. Für uns ist der jüdische Jesus der hen? historische Jesus, der nicht als Erlöser wahr- NIKOLAUS VON BÜLOW JB: Ja, auf jeden Fall. Weil das alles zutiefst jü- Violoncello dische Begriffe sind, die die Kirchen von uns übernommen haben. Es gibt eine jüdische ELSBETH MOSER „Erlösung, Passion, religionsphilosophische Einstellung, dass die Bajan Auferstehung … Arbeit der Befreiung allein dem Menschen obliegt: durch sein Wesen, seine Berufe, sei- das sind alles zutiefst ne Begriffe. Aber die Erlösung liegt allein bei jüdische Begriffe.“ Gott. Mensch und Gott bleiben in diesem JOSEPH HAYDN Sinne geschieden. Die Idee der Auferstehung Joel Berger „Die sieben letzten Worte ist ein fester jüdischer Glaubenssatz, schon in den frühen rabbinischen Schriften. Auch unseres Erlösers am Kreuze“ im täglichen Gebet bekennen wir, dass Gott genommen wird, sondern als ein in der Früh- allein die Toten auferstehen lassen kann. Und SOFIA GUBAIDULINA geschichte unseres Volkes leidender Mensch, zur Passion: die Christen kennen sie als Pas- „Seven Words“ für Violoncello, wie so viele unserer Märtyrer und Ermor- sion Jesu. Die jüdische Welt kennt die Passion Bajan und Streichorchester deter. Denken Sie z. B. an den Maler Marc unabhängig von Jesus. So wurde z. B. im zwei- Chagall. Er schildert in seinen Bildern öfters ten Jahrhundert ein großer Gelehrter unseres Jesus, den Gekreuzigten, aber stets mit jüdi- Volkes, Akiba ben Josef, von den römischen Be- schem Symbol, z. B. mit den vier Schaufäden, satzern auf dem Scheiterhaufen ermordet. Im die gläubige Juden tragen. Unterschied zu den Jüngern Jesu sind die Schüler von Rabbi Akiba nicht SIEBZEHN: Die christliche Theologie ist ohne weggelaufen, sondern haben das Judentum nicht denkbar. Es gibt vieles, was bis zum Schluss einen Dialog sie verbindet, und auch vieles, was sie trennt. mit dem Meister geführt, Lässt sich das an Jesus selbst erläutern, der nach was im Talmud festgehalten christlichem Verständnis als Erlöser mit seinem wurde. Das ist vielleicht auch Tod die Sünden der Welt auf sich nimmt? etwas, was religionsphiloso- phische Ansätze birgt. JB: Als Erlöser unseres Volkes kann Jesus nicht gedeutet werden, weil er unserer Meinung – Interview: Anne Sophie Meine – nach uns und auch die Welt nicht erlöst hat. Mit Unterstützung von In Kooperation mit –7–
EIN JAHR IM ZEICHEN BEETHOVENS Gottlieb Wallisch zu Gast beim SKO. SIEBZEHN: Im Konzert mit dem SKO treten Sie einem Hammerflügel gespielt. Diese Fas- auch mit einem Solostück auf, der Fantasie sung, ebenfalls von Vinzenz Lachner, war un- Der aus einer Wiener Musikerfamilie stam- op. 77. Was ist das Besondere an diesem Stück? glaublich überzeugend und hat die Zuhörer mende Gottlieb Wallisch begann mit sechs die Bläser-Farben vergessen lassen. Jahren, Klavier zu spielen, hat bereits mit GW: Dieses Werk gibt Einblick in Beethovens zwölf Jahren im Goldenen Saal des Wiener Kunst des Improvisierens. Wir vergessen SIEBZEHN: Welche Kadenzen werden Sie spie- Musikvereins debütiert und ist seit damals heute gerne, dass die konzertierenden Kom- len? in den großen Konzertsälen und bei den be- ponisten der damaligen Zeit in ihren Aka- deutenden Festspielen der Welt erfolgreich demien für das Publikum auch improvisiert GW: Ich halte mich an Beethovens Original- unterwegs. Seit 2016 leitet er eine Klavier- haben und dass daraus zahlreiche Werke ent- kadenzen und spiele ausschließlich diese. Im klasse an der Universität der Künste in Berlin. standen sind, die die Komponisten erst spä- Fall des 4. Klavierkonzerts ist der stilistische Beim Stuttgarter Kammerorchester gastiert ter niedergeschrieben haben. Die freie Form Bruch zwischen Konzert und der etwas spä- er am 13. Mai als Solist des 4. Klavierkonzerts der Fantasie op. 77 ist sehr spannend, der ers- ter entstandenen Kadenz nicht spürbar, an- mit dem „Jahresregenten 2020“, Ludwig van te Teil des Werks hängt ganz assoziativ mu- ders als bei den beiden frühen Konzerten Nr. Beethoven, in einer besonderen Version. sikalische Abschnitte bzw. Ideen aneinander, 1 und 2. Da liegen ja fast 15 Jahre zwischen der der zweite Teil dann besteht aus streng ge- Komposition des Konzerts und der Kadenzen, SIEBZEHN: Herr Wallisch, Beethoven steht im formten Variationen über ein sehr schlichtes die erst um 1809 erfolgte. Zentrum der Klavierliteratur. Welche Bedeu- Thema in H-Dur. tung hat er für Sie? SIEBZEHN: Im Beethoven-Jahr steht wahr- SIEBZEHN: Wissen Sie Näheres über die Fas- scheinlich oft Musik des „Jahresregenten“ auf GOTTLIEB WALLISCH: Beethovens Musik hat sung für Streichorchester des 4. Klavierkon- ihren Programmen? für mich in den letzten zehn Jahren immer zerts? Sie stammt ja aus Beethovens Zeit? mehr an Bedeutung gewonnen. Ich spüre GW: Ja, ich freue mich, über das Jahr 2020 eine tiefe Kraft und Faszination, die von ihr GW: Mir sind nur die Fassungen der Klavier- verteilt alle sechs Klavierkonzerte spielen zu ausgeht. Ich denke, dass seine Klaviermusik konzerte von Vinzenz Lachner, die im späten können, Es sind nämlich sechs, Beethovens zurzeit fast die Hälfte meiner Programme be- 19. Jahrhundert erschienen sind, ein Begriff. Transkription seines Violinkonzerts op. 61 für herrscht. Bei Beethoven bewundere ich die Ich habe aber gehört, dass es im Wiener Ar- Klavier mit eingerechnet. Tourneen durch chiv der Gesellschaft der Musikfreunde eine China, Polen, Österreich und Slowenien ste- gibt, die tatsächlich aus Beethovens Zeit hen unter anderem auf dem Programm. Des stammt. Weiteren Kammermusikprojekte mit Werken „Ich spüre Beethovens, zum Beispiel ein Abend, an dem SIEBZEHN: Vinzenz Lachner, der Bruder des et- nur Werke erklingen, die Beethoven seinem eine tiefe Kraft was bekannteren Franz Lachner, der noch zum Schüler und Freund, dem Erzherzog Rudolph und Faszination, Schubertkreis gehört hatte, verfügte offenbar von Österreich, gewidmet hat. Außerdem die über gute Beziehungen nach Wien. Er beruft 2. und 3. Sinfonie in Klaviertrio- bzw. Klavier- die von Beethovens sich nämlich in seiner 1881 veröffentlichten quartettbesetzung, von Beethoven und sei- Musik ausgeht.“ Version auf eine Bearbeitung, die tatsächlich nem Schüler Ferdinand Ries bearbeitet. Auch Gottlieb Wallisch in Beethovens Zeit für dessen Gönner Fürst freue ich mich, an der Universität für Musik Lobkowitz entstanden ist. Wie groß sind die und Darstellende Kunst in Wien einen Meis- Unterschiede zur Originalfassung, vor allem terkurs zu Beethovens Klavierwerk halten zu für Sie als Interpreten? können. Energie, die in seiner Musik steckt. Faszinie- rend finde ich auch den großen Bogen seines GW: Für mich als Solisten ändert sich in der – Interview: Gottfried Franz Kasparek – Schaffens, vom frühen, jugendlichen Stürmer Bearbeitung nichts, nur der Orchesterpart und Dränger über die souveräne mittlere wird auf ein reines Streichorchester umge- Phase hin zum teilweise rätselhaften und vi- legt. Vor einigen Wochen habe ich das erste sionären Spätstil. Konzert Beethovens mit Streichquintett auf –8–
MIT ALLER KRAFT Abo-Konzert Mittwoch, 13. Mai 2020, 20 Uhr Liederhalle, Mozart-Saal Einführung um 19.15 Uhr — GOTTLIEB WALLISCH Klavier JAN BJØRANGER Leitung QIGANG CHEN „L'Éloignement“ für Streichorchester LUDWIG VAN BEETHOVEN Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58 LUDWIG VAN BEETHOVEN „Fantasie“ für Klavier op. 77 LUDWIG VAN BEETHOVEN Streichquartett in f-Moll op. 95 –9–
MUSIK IST DIE UNFASSBARSTE KUNST ÜBERHAUPT Manuel Hidalgo und Beethoven Über die Musik des spanischen Komponisten Manuel Hidalgo schrieb Frank Kämpfer 1999: „ ... sinnlich-archaisch, respektlos und von fesselnden Dogmen befreit. Was bei Hidalgo erklingt, ist stets gestisch beredt und weckt – entgegen dem kompositorischen Selbstbild – eine Reihe von Assoziationen.“ Dies gilt auch noch zwei Jahrzehnte später. Hidalgo, gebo- ren 1956 in Andalusien, begann seine Kom – 10 –
positionsstudien bei Juan-Alfonso Garcia, dem Und weiter: „Komponieren hat für mich sehr Musik findet in der Zeit statt, und obwohl Organisten der Kathedrale von Granada, und viel mit ‚innerem Erleben’ zu tun. Sehnsüch- man heute jede Aufnahme beliebig oft ab- setzte sie bei Hans Ulrich Lehmann in Zürich ten, Wünschen, Erfahrungen, die man nicht spielen könnte – was wir wahrnehmen, fin- und bei Helmut Lachenmann in Stuttgart fort. in anderer Form vermitteln kann.“ Wenn det wiederum in der Zeit statt. Der Wirkung, Seit 1981 lebt er als freischaffender Komponist man so will, ist dies eine durchaus romanti- und Lehrer in Stuttgart. sche Einstellung. Und auch Beethoven dach- te ähnlich: „Von Herzen, möge es wieder zu Hidalgos Œuvre reicht vom Musiktheater bis Herzen gehen“, schrieb er über die „Missa so- „Komponieren hat zum Solostück. In der Werkliste fallen immer lemnis“, und auf das Titelblatt der Pastorale- wieder Bearbeitungen älterer Musik auf, Sinfonie: „Mehr Ausdruck der Empfindung für mich sehr viel mit von J. S. Bach und Anton Webern, vor allem als Mahlerey“. Auch die Herkunft spielt eine ‚innerem Erleben’ zu tun.“ jedoch von Ludwig van Beethoven. 1883 war Rolle für Hidalgo: „Bei mir gibt es wohl im- Manuel Hidalgo Hidalgo Beethoven-Preisträger der Stadt mer eine gewisse Kargheit oder Einfachheit Bonn. Schon im Jahr 1992 entstand seine Ver- der Textur und der Ideen. In allen meinen Stü- sion der „Großen Fuge“ für Orchester, 2005 cken spürt man etwas Andalusisches im Hin- eine Kammermusikfassung der Variationen tergrund. Das Einfache entsteht bei mir aus die Musik in uns hinterlässt, nachzufühlen op. 109/3, 2008 eine Chorfassung des Scher- meinem Untalent, aus meiner Ignoranz, aus und sie dann mit Worten, also starren Kon- zos aus der 9. Sinfonie. 2009 arrangierte er meiner Unfähigkeit, sehr komplexe Aspekte zepten festzuschreiben, finde ich brutal und die 6 Bagatellen op. 126 für das Ensemble Re- zu steuern oder zu gestalten. Ich schreibe die riskant. Es entstehen eine Menge Missver- sonanz. Nun folgt eine Fassung der 8. Sinfonie Musik, die ich mir vorstellen kann. Eine ein- ständnisse.“ für Kammerorchester, welche das Stuttgarter fache Musik ist für mich kein Ziel. Sie ist ein Kammerorchester im Abo-Konzert am 20. Juni unausweichliches Resultat.“ Also, liebes Publikum, hingehen, hinhören! zur Uraufführung bringen wird. Es ist ja Beet- hoven-Jahr, Beethovens 250. Geburtstag. Es wird spannend, wie „einfach“ die Musik – Text: Gottfried Franz Kasparek – wird, die Hidalgo für das „Werk für Streichor- „Da jede bewusste Wahrnehmung Erkenntnis chester und Jugendorchester“ entwirft, das ist, wäre es [...] die Aufgabe des Komponisten, ebenfalls am 20. Juni gemeinsam mit dem Musik [...] als Erkenntnismittel zu schaffen“, Patenorchester aus Weil im Schönbuch unter so Manuel Hidalgo in einem Gespräch mit Pa- der Leitung von Chefdirigent Thomas Zehet- GÖTTERFUNKEN trick Hahn für das Booklet einer CD, die unter mair uraufgeführt wird. Nach „Beethoven Abo-Konzert pur“, der von Yu Zhuang gespielten ersten Samstag, 20. Juni, 20 Uhr Violinromanze, folgt dann die Bearbeitung Liederhalle Stuttgart, Mozart-Saal von Beethovens heiterster Symphonie, der Einführung um 19.15 Uhr „Musik dient dazu, unser „Achten“ mit ihrem grimmigen Humor und ihren parodistischen Zügen. Manuel Hidalgo — Wahrnehmungssystem zählt Beethoven, neben Mozart, Webern und zu schärfen.“ dem großen Beethoven-Verehrer Lachen- YZ ZHUANG mann, zu seinen großen Vorbildern. Wie geht Violine Manuel Hidalgo er an eine Bearbeitung heran? „Bearbeiten ist aus meiner Sicht keine Kunst“, relativiert er THOMAS ZEHETMAIR den eigenen Anspruch. „Es ist Kunstgewer- Leitung anderem die Bearbeitung der „Großen Fuge“ be. Der Reiz lag für mich immer darin, etwas enthält. „Musik dient dazu, unser Wahrneh- handwerklich Schwieriges umzusetzen. Doch JUNGES STREICHORCHESTER mungssystem zu schärfen. Gute Musik setzt letztendlich muss aus der neuen Besetzung WEIL IM SCHÖNBUCH die Maschinerie auf eine Weise in Bewegung, auch neue Musik entstehen, eine neue Pers- (Patenorchester des SKO) dass ich mich eventuell besser kennen lerne.“ pektive auf das Original – das macht die Sa- che erst interessant. Man hört am Ende mei- ne Manien, auch mein technisches Können, meine Erfahrung beim Instrumentieren im Umgang mit fremder Musik. Aber die Musik M ANUEL HIDALGO ist nicht von mir. Sie stammt zu 99,9 % von Werk für Streichorchester und Beethoven.“ Jugendorchester (Uraufführung) Wollen wir noch weiter Musik beschreiben? LUDWIG VAN BEETHOVEN Schon Felix Mendelssohn Bartholdy meinte: Violinromanze Nr. 1 G-Dur op. 40 „Es wird so viel über Musik gesprochen und so wenig gesagt. Ich glaube überhaupt, die LUDWIG VAN BEETHOVEN Worte reichen nicht hin dazu, und fände ich, Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 83 dass sie hinreichten, würde ich am Ende gar in der Kammerorchesterfassung von keine Musik mehr machen.“ Verblüffend, wie Manuel Hidalgo (Uraufführung) im Grunde ähnlich dies Hidalgo formuliert: „Musik ist die unfassbarste Kunst überhaupt. – 11 –
EINE NEUE MESSE MIT GESUALDO: BRUCKNER WÄRE BEGEISTERT! Im Gespräch mit Chefdirigent Thomas bei den beiden natürlich viel Besinnliches TZ: Wir werden im Foyer des StadtPalais den Zehetmair über die Sternstunde mit dem dazu, was den Begriff „Messe“ rechtfertigt. besten Platz für beide Ensembles finden, so- Ensemble Officium. Bruckner meinte selber, Gott habe ihm jeden wohl für den akustischen als auch den opti- Ton diktiert. schen Dialog. SIEBZEHN: Herr Zehetmair, eine „Missa nova“ aus Anton Bruckners Streichquintett von 1879 SIEBZEHN: Wissen Sie schon, welche Kompo- SIEBZEHN: Verschiedener könnten sie ja kaum für Streichorchester und der Vokalpolyphonie sitionen von Gesualdo für das Konzert ausge- sein, die beiden Komponisten: hier der ewige von Carlo Gesualdo aus dem späten 16. Jahr- wählt werden? Junggeselle Anton Bruckner aus Oberöster- hundert. Man kann wohl sagen, das ist ein reich, der so gar nicht in die bürgerliche Wie- buchstäblich unerhörtes Konzertprojekt. Wie TZ: Wilfried Rombach vom Ensemble Offi- ner Welt passte, und dort der heißblütige Ge- passt beides zusammen? cium ist dabei, das Programm der Gesangs- sualdo, Fürst von Venosa, der 1590 seine erste stücke zusammenzustellen. Das werden wir Frau und deren Liebhaber in flagranti ermor- TZ: Das wird ein Traum! Die Kombination der dann gemeinsam abstimmen. Diese „Missa dete, um dann ein Viertel Jahrhundert lang in Klangwelten Bruckners und Gesualdos ist nova“ ist ja tatsächlich etwas völlig Neues. seiner Musik Buße zu tun. Bruckners Messen voller Sinnlichkeit. Zur Sinnlichkeit kommt sind genauso berühmt wie seine Sinfonien, SIEBZEHN: Spielt die Architektur des StadtPalais mit seiner Galerie hier eine Rolle? Werden Sie die Akus- tik hier auf eine besondere MISSA NOVA Weise nutzen? Sternstunden Sonntag, 28. Juni 2020, 20 Uhr StadtPalais, Foyer Einführung um 19.30 Uhr — ENSEMBLE OFFICIUM Gesang unter der Leitung von WILFRIED ROMBACH THOMAS ZEHETMAIR Leitung ANTON BRUCKNER Streichquintett F-Dur WAB 112 (Fassung für Streichorchester) C ARLO GESUALDO Madrigale – 12 –
Gesualdos Responsorien und Motetten stehen TZ: Ja, Bruckner hat fast nie „geliefert“, was Mit Unterstützung von in ihrer Kunstfertigkeit seinen Madrigalen in man von ihm erwartet hatte. Auch der Diri- nichts nach. Die Kirchenmusik war beiden bis gent und Geiger Josef Hellmesberger, der das zuletzt eine wichtige Inspirationsquelle. Wel- Quintett angeregt hatte, zögerte die Urauf- che weiteren Gemeinsamkeiten würden Sie führung immer wieder hinaus, ließ sich noch nennen? das Intermezzo anstelle des Scherzos kom ponieren. Schließlich besorgte das erweiter- te Winkler Quartett in privatem Rahmen die In Kooperation mit erste Aufführung, und nicht einmal vollstän- „Diese ‚Missa nova‘ dig. Bruckner hat durch seine Individualität erst einmal befremdet, bevor man zum Glück ist tatsächlich etwas noch zu Lebzeiten Bruckners sein überbor- völlig Neues.“ dendes Genie und seine Größe anerkannt Thomas Zehetmair hat. SIEBZEHN: Kalbeck meinte mit seiner Kritik das TZ: Ich verrate nur soviel: genau die Arbeit, ganze Quintett – ausgenommen das Adagio, die dahintersteckt, so ein Programm vorzu- TZ: Bruckner und Gesualdo haben vieles ge- denn das käme „direct aus dem Paradiese“. bereiten, das Mühsame, das alles muss von mein. Die Kirchenmusik haben Sie schon Der Kritiker gesteht hier nur widerwillig seine der Aufführung transzendiert werden – etwa genannt. Dann die Meisterschaft des Kont- Bewunderung ein. im Sinne von Kafkas berühmter Kunstreiterin rapunktes. Und vor allem die Kühnheit und TZ: Kalbecks Kritik zeigt uns, dass Bruckners in der Erzählung „Auf der Galerie“. Einzigartigkeit der Harmonien und harmo- unglaublich neue Musiksprache nur durch nischen Wendungen, die beide Komponisten extreme Vergleiche – Untiefen der Hölle bzw. SIEBZEHN: Bruckner schöpfte viel aus der zu Monolithen ihrer Zeit machten. Das ist Strenge und Pracht der Vokalpolyphonie auf einfach nur berauschend. der Schwelle des Barocks. Was, glauben Sie, hätte er wohl zu diesem Konzertprogramm SIEBZEHN: Über die Heftigkeit der damali- „Bruckner hat fast nie gesagt, bei dem eins seiner von ihm am meis- gen Musikkritik kann man jedes Mal wie- ten geschätzten Werke mit Gesualdos Musik der staunen: „Bruckners Musik duftet nach ‚geliefert‘, was man von zu einem vollkommen neuen Konzertpro- himmlischen Rosen und stinkt nach hölli- ihm erwartet hatte.“ gramm zusammengefügt wird? schem Schwefel – noch ein wenig verbinden- Thomas Zehetmair der Weihrauch dazwischen, und der Mystiker TZ: Ich hoffe, er wäre begeistert! wäre fertig“, schrieb der Bruckner-feindliche Brahms-Anhänger Max Kalbeck nach dem – Interview: Anne Sophie Meine – außerordentlichen Erfolg des Streichquintetts, höchstes Paradies – überhaupt das er in seiner Kritik als „Apokalypse in vier erfasst und beschrieben wer- Capiteln“ bezeichnete. den konnte. SIEBZEHN: In Gesualdos Spiel mit der Chromatik kann es für die Musiker einen feinen klanglichen Unterschied ausmachen, ob er ein Des oder ein Cis notiert hat. Und Bruck- ner konstruierte in seinem Streichquintett eine satzüber- greifende Tonartendisposition. Subtilste Kammermusik auf höchstem Niveau also. Wie ist das mit der Arbeit am Klang, an den Nuancen? – 13 –
UNSERE KONZERTE SAISON 2019/2020 Wilhelmshaven Leer Quakenbrück Hamm Dresden Wiesbaden Eltville am Rhein D Homburg Ansbach Stuttgart Oettingen Maulbronn Fellbach Rutesheim Schwäbisch Gmünd F Esslingen Gernsbach Augsburg Epinal Wasserburg Rottenburg am Neckar Dachau Colmar Weingarten Memmingen Alpirsbach Tuttlingen Blaibach Sonthofen Zürich CH Konzerte September 2019 – Februar 2020 Konzerte März – Juli 2020 – 14 –
Konzertvorschau (Februar bis Juli) Solisten, Ensembles Ort Termin Leitung Katia und Marielle Leer 28.02.2020 Labèque – Klavier Wilhelmshaven 29.02.2020 Nabil Shehata – Leitung Hamm 01.03.2020 Stuttgart 03.03.2020 Abo-Konzert „Löwinnen“ Thomas Zehetmair Stuttgart 10.03.2020 – Violine und Leitung Abo-Konzert „Phänomen Mozart“ Dr. Joel Berger – (Landesrabbiner Stuttgart 26.03.2020 a. D. und Religionsphilosph Sternstunde „Sieben letzte Worte“ SKO on Tour Jan Bjøranger – Leitung Knabenchor Collegium Stuttgart 29.03.2020 Seit 75 Jahren ist das Stuttgarter Kammer- Iuvenum Stuttgart Michael Čulo – Leitung orchester nicht nur in seiner Heimatstadt und Baden-Württemberg unterwegs, son- Yu Zhuang – Violine und Leitung Ansbach 02.04.2020 dern tourt als musikalischer Botschafter Lev Sivkov – Violoncello Colmar 18.04.2020 durch die ganze Welt. In dieser Saison Muriel Cantoreggi – Leitung 19.04.2020 waren wir bereits in Hong Kong, Malaysia Marko Milenković – Viola Dachau 25.04.2020 und Thailand, im Mai geht es dann nach Stuttgart 26.04.2020 China. Abo-Konzert „Himmelwärts“ Stuttgart 02.05.2020 – Music Game Jam 03.05.2020 (Internationales Trickfilmfestival) Thomas Zehetmair – Leitung Augsburg 08.05.2020 Johannes Klumpp – Leitung Fellbach 10.05.2020 SKOhr-Labor: „TONALI“-Wettbewerb Gottlieb Wallisch – Klavier Stuttgart 13.05.2020 Jan Bjøranger – Leitung Abo-Konzert „Mit aller Kraft“ Gottlieb Wallisch – Klavier Peking, Shanghai, u. a. 14.05.2020 – Jan Bjøranger – Leitung Auslandstournee 02.06.2020 Meesun Hong Colemann – Oettingen 14.06.2020 Leitung Yu Zhuang – Violine Stuttgart 20.06.2020 Junges Streichorchester Weil Abo-Konzert „Götterfunken“ Peking im Schönbuch Thomas Zehetmair – Leitung Zhengzhou Changzhou Georg Kallweit – Leitung Stuttgart 23.06.2020 Konzert beim Musikfest Stuttgart Shanghai Yu Zhuang – Violine Memmingen 24.06.2020 ASIEN Thomas Zehetmair – Leitung Changsha Ensemble Officium – Gesang Stuttgart 28.06.2020 Zhuzhou Fuzhou Thomas Zehetmair – Leitung Sternstunde „Missa nova“ CHN Xiamen Nikolaus von Bülow – Violoncello Dresden 04.07.2020 Jan Bjøranger – Leitung Schwäbisch Gmünd 22.07.2020 Shenzhen Hong Kong Yu Zhuang – Violine und Leitung Maulbronn 10.07.2020 Nanning Marko Milenković – Viola Alpirsbach 11.07.2020 Jan Bjøranger – Leitung Im Wizemann 24.07.2020 SKOhr-Labor: Tanzprojekt „Beethoven-Lab“ 25.07.2020 Asya Fateyeva – Saxofon Eltville am Rhein 30.07.2020 Johannes Klumpp – Leitung Konzert beim Rheingau Musik Festival Bangkok THA Karten für die Konzerte des Stuttgarter Kammerorchesters in Stuttgart Abo-Konzerte der Kulturgemeinschaft / Kulturgemeinschaft Stuttgart e. V. / Penang MYS www.kulturgemeinschaft.de / Tel.: 0711 /22 477 20 Kuala Lumpur Sternstunden / reservix / www.reservix.de / Tel.: 01806 / 700 733 / und an allen bekannten reservix-Vorverkaufsstellen oder beim Stuttgarter Kammerorchester – 15 –
WARUM ICH BEIM SKO SPIELE ... Heute, in meinem 61. Lebensjahr, blicke ich zurück auf 36 Spielzeiten als Bratschist im Stuttgarter Kammerorchester. Alle sechs Chefdiri- genten seit Bestehen des Orchesters habe ich erlebt, auch zwölf der 16 Geschäftsführenden Intendanten des Orchesters. Selbst in meiner frühen Kindheit gab es eine Prägung durch Karl Münchinger und das Emanuel Wieck SKO. Als ich mit meiner Familie in den 60er Jahren in Neuseeland leb- te, wurden zu Hause immer wieder LPs mit dem SKO aufgelegt. Mein spielt seit 1984 als Bratschist beim Stuttgarter Vater, Michael Wieck, kommentierte den Klang und Geist der Musik Kammerorchester. Was ihm beim SKO beson- als vorbildlich. So wurde im hintersten Winkel des Pazifiks das SKO ders gefällt, verrät er in seinem Selbstporträt. zum Sehnsuchtsort für meinen Vater. Unvergesslich die familiäre Sze- ne, als mein Vater barfüßig und in Shorts sich ein weißes Hemd und eine Frackjacke überzog und sich von meiner Mutter fotografieren ließ. Mit diesem Foto bewarb er sich bei Münchinger und wurde 1969 erster Konzertmeister des SKO. So erlebte ich schon als 10-jähriger Bub die „Aura“ des SKO, damals noch mit sechs aktiven Gründungs- mitgliedern. 15 Jahre später wurde ich selbst Mitglied im Stuttgarter Kammeror- chester und erlebte von 1984 bis 1987 die bewegte letzte Phase von Karl Münchinger als Chefdirigenten. Die kammermusikalische Ar- beitsweise, aber vor allem der enorme Zusammenhalt innerhalb des Orchesters, begeisterten mich. Es galt schließlich allen zu beweisen, dass das SKO nach der Ära Münchinger weiter bestehen müsse, was damals von einigen Stuttgarter „Größen“ öffentlich bezweifelt wur- de. Als Orchester hatten wir das Gefühl eine Gemeinschaft, ja sogar eine Familie zu sein. 16 der 17 Mitglieder waren männlich und durch die unregelmäßigen Arbeitszeiten und die vielen Tourneen waren die Ehefrauen und Familien ebenfalls stark beansprucht, aber man rückte eben zusammen und half sich untereinander. Die Arbeit seitdem im Orchester mit den unterschiedlichsten Chef- und Gastdirigenten und den vielen Solisten empfand ich immer als herausfordernd, vielseitig und persönlich bereichernd. Neben den un- vergesslichen Tourneen denke ich u. a. gerne an Projekte mit Dennis Russell Davies zurück, z. B. die zwölf Titel, die wir für das Label ECM eingespielt haben, oder auch an den elf Jahre währenden Konzert- und Aufnahmezyklus „Haydn Spass“. Gegenwärtig genieße ich die Zusammenarbeit mit unserem neuen Chefdirigenten Thomas Zehetmair. An ihm schätze ich besonders, dass er ab der ersten Minute der Probe am Kern des aufzuführenden Werks ist. Kein Wort wird zu viel gesprochen und doch ist er stets of- fen für Impulse aus dem Orchester. Einfach souverän. Inzwischen bin ich das älteste Orchestermitglied und der einzige, der noch unter Karl Münchinger gespielt hat. Spannend bleibt für uns alle (MitarbeiterInnen, Intendanz und Vereinsvorstand) immer die Her- ausforderung, im Wandel der Zeiten als unverzichtbarer Klangkörper in der Musikstadt Stuttgart und im Konzertgeschehen weltweit wahr- genommen zu werden. – Text: Emanuel Wieck – – 16 –
WAS IST EIGENTLICH …? Musikalische Fachbegriffe von SKO-Musikern erklärt Die berühmteste Taktart in der Musik generell ist sicherlich der 3/4- Takt. Schon im 16. Jahrhundert notiert, finden wir ihn in der Chaconne und in vielen anderen Tanzformen, im 17. Jahrhundert im Menuett, im 18. Jahrhundert im Ländler und später natürlich im Walzer und im Wenn man im Duden nachschlägt, bekommt 19. Jahrhundert im Vals Crusado, oder auch Tango-Vals genannt. Und man folgende Informationen: auch heutzutage in der Pop- und Unterhaltungsmusik bestimmt der 3/4-Takt häufig immer noch den Markt. Takt (Substantiv, maskulin) Für uns klassische Musiker hat die Taktart grundsätzlich aber auch Einteilung eines musikalischen, besonders eines sehr viel mit der Frage des Charakters eines Stückes zu tun. Handelt rhythmischen Ablaufs in gleiche Einheiten mit es sich – wie oben beschrieben – um einen Dreiertakt, deutet das auf jeweils einem Hauptakzent am Anfang und einen tänzerischen Charakter hin. Ist es ein sogenannter gerader Takt festliegender Untergliederung (2/4 oder 4/4), kann das auf einen marschartigen oder auch kämp- ferischen Charakter wie in Tschaikowskis Ouvertüre 1812, in anderen Herkunft: eigentlich = Taktschlag, (stoßende) Fällen aber auch auf einen festlichen Charakter, wie in der Ouvertüre Berührung < lateinisch tactus = Berührung; zu „Figaros Hochzeit“ oder natürlich der „Kleinen Nachtmusik“ von Gefühl, zu: tactum, 2. Partizip Mozart hindeuten. von: tangere, tangieren Mitunter verschlägt es uns auch in andere Musikwelten, wie den Jazz Grammatik: ohne Plural oder auch in folkloristische Musik aus Ländern wie beispielsweise Ungarn und Gegenden wie dem Balkan, in deren Musik Taktwechsel, Betonungsverschiebungen oder rhythmisch komplizierte Formen wie der schnelle 7/8-Takt an der Tagesordnung sind. Und in der zeitgenös- sischen Musik gibt es gelegentlich improvisatative Passagen, in denen es gar keine Taktstruktur oder Ordnung mehr gibt, wo jeder ein oder mehrere Motive in unterschiedlich schnellen Tempo zeitgleich indivi- duell spielt. In einem alten Kinderbuch von Ida Bohatta mit dem Titel „Heinz Triller, Musiklehrer“ heißt es: „Das erste, was ihr lernen müsst, ist das Taktgefühl. Das zweite da, das merkt euch gut, ist das Zusammenspiel. Wir fangen gemeinsam an und sind gemeinsam still, nur allerdings dann zwischendurch spielt jeder, was er will.“ – Text: Nikolaus von Bülow – – 17 –
FÖRDERN MACHT FREU(N)DE! Förderer des SKO stellen sich vor Das Stuttgarter Kammerorchester wird von einem treuen Freundeskreis gefördert, der mit großem Engagement die Konzerte, Urauf- führungen, sozialen Projekte und die Nachwuchsförderung des Ensembles unterstützt. Grund genug, die Mitglieder der SKO-Familie einmal vorzustellen … Gaby & Jürgen Kiehne (Mäzene) unterstützen das Stuttgarter Kammerorchester mit großer Freude. Was hat Sie dazu bewogen, sich für das SKO zu engagieren? samen Konzert des SKO und Eminem – ganz unter dem Motto: „SKO Seit unserem Aufenthalt in den USA unterstützen wir unterschied- goes Classic & Rap“? lichste Organisationen. Für das Stuttgarter Kammerorchester enga- gieren wir uns, weil hier (musikalische) Erstklassigkeit und soziales Welches Konzert des SKOs ist Ihnen besonders in Erinnerung ge- Engagement gelebt werden. Zudem ist das SKO ein Botschafter für blieben? großartige Musik und wird dadurch auch als Botschafter für den An- Nur eins? Uns haben viele begeistert. Zum Beispiel die Sternstunde spruch der Produkte aus Stuttgart, der Region, Baden-Württemberg „Jazz meets Klassik“ mit Isabelle van Keulen, das Dreikönigskonzert und Deutschland wahrgenommen. „Schöpfung 2.0“ mit Walter Sittler und das Konzert „Die Farben der Marimba“ mit Katarzyna Myćka. Wann haben Sie das SKO zum ersten Mal spielen gehört und wo würden Sie das Orchester gerne mal erleben? Was bedeutet das SKO für Sie ganz persönlich? Zum ersten Mal haben wir das Orchester in den Jahren 2005 bis 2008 Begegnungen mit gleichgesinnten Musikfreunden und mit den hoch im Rahmen von Stuttgarter Ballett-, Schauspiel- und Musik-Abos ge- motivierten Musikern. hört. Erleben, hören, genießen der erstklassig interpretierten und gespiel- ten Musikstücke in unterschiedlichen Umgebungen. Wo wir das SKO gerne mal erleben möchten? Da fallen uns einige Orte Das SKOhr-Labor mit all seinen neuen Ideen und Projekten mitverfol- ein, z. B. auf einer Freilichtbühne, auf einer Burg oder einem Schloss gen und unterstützen. am Neckar, am Rhein oder an der Mosel; am Bodensee oder auf der Burg Hohenzollern. Bitte beenden Sie den Satz: Ohne das SKO … ... fehlt uns ein wesentliches Stück Klangkultur in der Region, der Mut, Ist Klassik Ihr Lieblingsgenre oder hören Sie auch gerne andere Musik neu zu interpretieren und mit immer neuen Medien zu kombi- Musikrichtungen? nieren. Auch wenn wir uns mehr für das klassische Repertoire begeistern, ist uns das Experimentelle sehr wichtig. Dabei gilt es offen zu sein, unge- Möchten Sie sonst noch was loswerden? wöhnliche Musikrichtungen zu kombinieren und den Mut zu fördern, Wir fühlen uns sehr geehrt, Mitglied der SKO-Familie zu sein! neue Klangwelten zu entdecken. Wie wäre es mal mit einem gemein- – 18 –
180807-AZ-Kammerorchester-188x117-RZ.indd 1 07.08.18 12:47 Wir danken unseren Förderern und Sponsoren – 19 –
Stuttgarter Kammerorchester e. V. / Hasenbergsteige 3, 70178 Stuttgart / Tel.: 0711 / 619 21 21 / E-Mail: office@sko-stuttgart.com / Website: www.stuttgarter-kammerorchester.com / Für den Inhalt verantwortlich: Markus Korselt / Redaktion: Susann Elsner & Virginia Müller / Foto- nachweis: Umberto Nicoletti (Katia und Marielle Labèque Vorder- und Rückseite, S. 4 – 5), Reiner Pfisterer (Liederhalle Beethoven-Saal S. 2 – 3, Thomas Zehetmair S. 10 & 12, SKO S. 14 – 15, Emanuel Wieck S. 16, Nikolaus von Bülow S. 17, Gaby und Jürgen Kiehne S. 18), Burkhard Riegels (Dr. Joel Berger S. 7), Stephan Polzer (Gottlieb Wallisch S. 9), Martin Schniz (StadtPalais S. 6 & 19) / Gestaltung: Citygrafic Designoffice, 6020 Innsbruck / Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, 71522 Backnang / Stand: Februar 2020 / Rechte, Druck- und Satzfehler sowie Besetzungs- und Programmänderungen vorbehalten. stuttgarter-kammerorchester.com facebook.com/sko.stuttgart instagram.com/sko.stuttgart youtube.com/user/StgtKammerorchester
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