Schwetzinger SWR Festspiele 2018 - SWR2 vom 21.April bis einschl. 26.Juni 2018
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Schwetzinger SWR Festspiele 2018 SWR2 vom 21.April bis einschl. 26.Juni 2018 Samstag, 21. April 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 10.30 SWR2 Treffpunkt Klassik extra Gast im Studio: Antje Weithaas, Violinistin Am Mikrofon: Gaby Beinhorn Die Geigerin Antje Weithaas zählt zu den stilleren Stars der Klassikszene. Auf den großen Konzertsälen der Welt zu Hause, wird sie besonders auch als Violinpädagogin hochgeschätzt. Ein musizierendes "Miteinander" ist für Antje Weithaas entscheidend. Etwa bei den Schwetzinger SWR Festspielen 2018. Dort ist sie sowohl solo, am 6. Mai, mit Bach und Ysaÿe zu hören als auch am 3. Mai mit der Camerata Bern, deren Leiterin Weithaas ist. Da sind volksmusikalisch inspirierte "Heimatklänge" des 20. Jahrhunderts angesagt. Außerdem spielt Weithaas am 4. Mai zusammen mit Freunden Webern- und Bartók-Klavierquintette sowie das 2. Klavierquartett von Brahms. Wichtig sind der Geigerin vor allem geistige Frische und Freude am Musizieren. Und genau das möchte sie nicht nur ihrem Publikum vermitteln, sondern auch ihren Studenten an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler. Rund um diese Themen präsentiert Antje Weithaas in diesem Treffpunkt Klassik extra ihr eigenes Musikprogramm. Freitag, 27. April 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Prolog Preisträgerkonzert Isang Enders (Violoncello) Fabian Müller (Klavier, 2. Preis Internationaler Musikwettbewerb der ARD München 2017) Johann Sebastian Bach: Suite für Violoncello Nr. 2 d-Moll BWV 1008 Mieczyslaw Weinberg: Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 2 op. 63 Johannes Brahms: 4 Balladen für Klavier op. 10 Ludwig van Beethoven: Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 5 D-Dur op. 102 Nr. 2 (Konzert vom 21. April in der Stiftskirche Sunnisheim, Sinsheim) Der Hauptgewinn bei einem Musikwettbewerb - das ist nicht unbedingt der erste Preis der Jury, sondern der Publikumspreis! Denn was gibt es Besseres für einen jungen Musiker als die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal für sich zu gewinnen, die ein untrügliches Gespür für Bühnenpräsenz und natürliche Musikalität haben? Beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2017 gewann der Pianist Fabian Müller diese heimliche Goldmedaille; nebst Silber von der Jury und drei Sonderpreisen. Eine Woche vor Beginn der Schwetzinger SWR Festspiele lässt er die neue Saison gemeinsam mit dem jungen Cellisten Isang Enders schon einmal musikalisch vorglühen. Bachs d-Moll-Cellosuite eröffnet das Programm. Daran reihen sich Werke, in denen Lebenslust und spirituelle Tiefe aufs Schönste zusammentreffen. Und damit passt dieses Konzert ideal in die Stiftskirche Sunnisheim; eine uralte Klosterkirche, die vor ein paar Jahren mit viel Geschmack zu einem Kunst- und Kulturzentrum umgebaut wurde. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 1 von 23
Freitag, 27. April 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 15.05 SWR2 Cluster - LIVE Gespräche und Musik zur Eröffnung der Festspiele Moderation: Ines Pasz (Liveübertragung aus dem Kammermusiksaal) Montag, 30. April 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 19.30 SWR2 Abendkonzert - LIVE Klavierabend Bertrand Chamayou (Klavier) Transkriptionen von Franz Liszt: 6 Polnische Lieder von Frédéric Chopin S 480 Frühlingsnacht S 568 und Liebeslied "Widmung" S 566 von Robert Schumann Feierlicher Marsch zum heiligen Gral aus Richard Wagners "Parsifal" S 450 "Isoldens Liebestod" aus Richard Wagners "Tristan und Isolde" S 447 Franz Liszt: 12 Etudes d' exécution transcendante von Frédéric Chopin S 139 (Liveübertragung aus dem Mozartsaal) Nicht nur im religiösen Glauben, auch in der Musik gibt es die Transsubstantiation, die Verwandlung einer Existenzform in eine andere. Franz Liszt war darin ein Meister. Lieder, Opernarien und -szenen wandelten sich unter seinen Händen zu virtuosen Klavierwerken. Man nannte sie Paraphrasen. In Wirklichkeit bedeuteten sie Übersetzung und Reflexion in einem: Übersetzung aus einem Genre in ein anderes, Nachdenken über die Möglichkeiten, die in den Originalen gleichsam verschlossen liegen. Historischer Vorläufer war das Fantasieren über gegebene Themen, mit dem Virtuosen gern brillierten. Liszt machte es zur Kunstform. Ihre Grenzen zu den Originalkompositionen sind fließend; astronomisch schwere Stücke wie die "Études transcendantes" sind ohne die Transkriptionen und ihre vulkanische Artistik kaum denkbar. Dienstag, 01. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 11.03 SWR2 Musik - LIVE Streichquartett Matinee Rolston String Quartet Joseph Haydn: Streichquartett B-Dur op. 76 Nr. 4 "Sonnenaufgang" Henri Dutilleux: "Ainsi la nuit" Peter Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 11 (Liveübertragung aus dem Mozartsaal) Gibt es eine Architektur des Traums? Henri Dutilleux’ Streichquartett gehört zu den Nachtstücken, in denen Klänge und ihr Nachhallen eine besonders intensive Leuchtkraft gewinnen. Aus einer kleinen Akkordzelle wächst das Werk hervor, traumwandlerisch entfaltet es sich in symmetrischen Strukturen, bei denen sich Teile entweder als Varianten oder als Kontraste entsprechen. Dutilleux sucht nach einer spezifischen, unverbrauchten Schönheit. Darin gleicht er, um ein Jahrhundert versetzt, dem jungen Tschaikowsky, dem Mozart im Streichquartett op. 11 als (fernes) Ideal diente. Mit Haydns "Sonnenaufgangsquartett" op. 78 Nr. 4 beginnt die Reihe mit Werken aus seinem letzten vollendeten und wohl bekanntesten Quartettzyklus. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 2 von 23
Dienstag, 01. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert - LIVE Tenebrae SWR Vokalensemble Leitung: Marcus Creed Carlo Gesualdo di Venosa: Responsorien zur Karwoche (Auswahl) im Wechsel mit Wolfgang Rihm: 7 Motette nach Passionstexten: Tristis est anima mea Ecce vidimus eum Velum templi Tenebrae factae sunt Caligaverunt oculi mei Recessit pastor noster Aestimatus sum Carlo Gesualdo di Venosa: O vos omnes (Zeitversetzte Übertragung aus der Kirche St. Maria, Schwetzingen) Livestream ab 18 Uhr auf SWR Classic.de Die größte Finsternis legte sich über die Erde, als Jesus starb und das "Licht der Welt" erlosch: So sagt es der Evangelist Matthäus; das Karfreitagsresponsorium Tenebrae führt den Gedanken näher aus. Dem christlichen Passionsglauben erscheint das vorösterliche Dunkel als Passage zum Licht eines neuen Lebens. Gesualdo gab sich den Düsternissen dieses spirituellen Übergangs mit all seiner Kunst und dem Hochdruck seiner Expressivität hin. Vier Jahrhunderte später antwortete Wolfgang Rihm mit seinen Passionsmotetten, die sich hörbar auf Gesualdo beziehen. Das SWR Vokalensemble bringt die Kompositionen in eine Konstellation, in der sie sich gegenseitig befragen und intensivieren. Mittwoch, 02. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Liederabend - "Zwischen Leben und Tod" Christoph Prégardien (Tenor) Michael Gees (Klavier) Lieder von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Carl Maria von Weber, Carl Loewe, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Johannes Brahms, Peter Tschaikowsky, Hugo Wolf und Gustav Mahler (Konzert vom 28. April im Mozartsaal) Das ist der Übergang schlechthin, das mythisch-existenzielle Urbild: der Schritt, der Gang, die Fahrt, der Flug aus dem Leben hin zu dem, was danach kommt, sei es das Nichts, die schiere Fülle oder das schlechthin Andere. Abschied, letzte Worte, Vermächtnis, Sehnsucht, Hoffnung, Schauder, Rückblick und verrückte Fantasie - von all dem singen die Lieder von Johann Sebastian Bach bis Hugo Wolf und Gustav Mahler in diesem Programm. Ihre Texte sagen darin viel, noch mehr aber sagt die Musik, das unmittelbar Menschliche der Stimme und der gleichsam nach innen geklappte Farbreichtum des Klavierparts. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 3 von 23
Donnerstag, 03. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Grenzgänge - Dalla Porta d'Oriente Constantinople Marco Beasley (Tenor) Leitung: Kiya Tabassian Werke von Sultan Korkut, Bartolomeo Tromboncino, Pietro Paolo Borrono, Athanasius Kircher, Giulio Caccini, Claudio Monteverdi, Ali Ufki und Barbara Strozzi (Konzert vom 29. April in der Orangerie) Gesänge der italienischen Renaissance und des osmanischen Hofes finden sich in einem Manuskript des 17. Jahrhunderts, zusammengestellt von Albert Bobowski, einem polnischen Musiker und Orientalisten. Bobowski alias Ali Ufki, um 1610 in Polen geboren, wirkte in Konstantinopel am osmanischen Hof und im Umkreis von europäischen Diplomaten, Geistlichen und Reisenden als Dolmetscher, Übersetzer, Sprachlehrer, Vermittler und Berater. In seiner Zusammenstellung europäischer und osmanischer, vokaler und instrumentaler, geistlicher und weltlicher, höfischer und urbaner Musiken wechselt Ali Ufki mit einer fantastischen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit von einer Sprache und von einer Musik in die andere. Zusammen mit dem italienischen Tenor Marco Beasley macht Constantinople diese Sammlung mit ebensolcher Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit wieder zugänglich. Donnerstag, 03. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert - LIVE Heimatklänge Camerata Bern Antje Weithaas (Violine) Leitung: Antje Weithaas Frank Bridge: Two Old English Songs, bearbeitet für Streichorchester H 119 Benjamin Britten: Variations on a Theme of Frank Bridge op. 10 Zoltán Kodály: Marosszéki táncok, bearbeitet von Sándor Veress Béla Bartók: Divertimento für Streichorchester Sz 113 (Zeitversetzte Übertragung aus dem Mozartsaal) Die Transitwege zwischen Kunst- und Volksmusik waren in der europäischen Geschichte nie ganz geschlossen. Im frühen 20. Jahrhundert aber wurden sie besonders in zwei Regionen zur kulturell treibenden Kraft. Bei Béla Bartók und Zoltán Kodály wirkten Volksmusikforschungen stilbildend - durch direkte Bearbeitung des gesammelten Materials (Maroszéker Tänze) oder durch dessen klassizistische Aufbereitung und Durchführung (Bartóks Divertimento). Weniger beachtet wurde eine vergleichbare Entwicklung in Großbritannien. Für sie stand u. a. Benjamin Brittens Lehrer Frank Bridge. Das Programm der Camerata Bern bringt die beiden, im Anliegen so ähnlichen, im Resultat so verschiedenen Kulturströme zusammen. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 4 von 23
Samstag, 05. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 10.30 SWR2 Treffpunkt Klassik extra Gast im Studio: Tanja Tetzlaff, Cellistin Am Mikrofon: Ines Pasz Die in Hamburg geborene Cellistin Tanja Tezlaff, die u. a. bei Heinrich Schiff studierte, gründete zusammen mit Ihrem Bruder Christian das Tetzlaff-Quartett. Mit diesem tritt sie am 18. Mai bei den SWR Schwetzinger Festspielen auf, mit Werken von Mozart, Mendelssohn und Beethoven. Zuvor ist sie am 11. und 12. Mai in Schwetzingen mit gemischten Kammermusikbesetzungen zu erleben - ebenso im Kinderkonzert am 13. Mai. Neben ihren vielen kammermusikalischen Aktivitäten ist Tanja Tetzlaff übrigens Solocellistin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Montag, 07. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Minguet Quartett Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett G-Dur KV 387 Anton Webern: Sechs Bagatellen op. 9 Peter Ruzicka: "… FRAGMENT ..." 5 Epigramme für Streichquartett Gustav Mahler: "Ich bin der Welt abhanden gekommen" aus "Rückert-Lieder" Johannes Brahms: Streichquartett c-Moll op. 51 Nr. 1 (Konzert vom 29. April im Mozartsaal) Anfänge mit Vorgeschichte: Mozart schrieb vor seinem G-Dur-Werk andere Quartette. Mit diesem aber eröffnete er die Gruppe, die im freundschaftlichen Wettstreit mit Joseph Haydn den klassischen Stil der Gattung begründete. Unter Anton Weberns Kompositionen für Streichquartett sind die Bagatellen op. 9 nicht die ersten, aber die knappsten, dichtesten, die "einen Roman durch eine einzige Geste, ein Glück durch ein einziges Aufatmen ausdrücken" (A. Schönberg). Auch Peter Ruzicka hatte vor seinem Celan-Quartett andere komponiert, aber "… FRAGMENT ..." war entscheidend für seine Stilfindung und strahlte auf viele weitere Werke aus. Brahms soll viele Quartette geschrieben haben, ehe er ein erstes gelten ließ, das Max Kalbeck "ein vollkommenes Meisterstück der Gattung und zugleich ein Seelengemälde" mit Verbindung zu "höheren Ideen" nannte. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 5 von 23
Dienstag, 08. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Schwetzinger Hofmusik-Akademie Camerata Villa Musica Mayan Goldenfeld (Sopran) Leitung: Werner Ehrhardt Georg Joseph Vogler: Ouvertüre zu dem Trauerspiel "Hamlet" c-Moll Niccolò Jommelli: aus "Didone abbandonata" Son Regina, e sono amante Ah! che dissi, infelice! Johann Evangelist Brandl: Sinfonie à grand orchestre Es-Dur op. 12 Anton Fils: Sinphonia Toni Dis (Es-Dur) Joseph Aloys Schmittbaur: Sinfonia "bey Gelegenheit der Höchsten Vermählung" C-Dur (Konzert vom 5. Mai im Rokokotheater) Eine spannende und aufregende Zeit war die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, eine Zeit des Übergangs zwischen den musikhistorischen Epochen. In dieser Periode entstanden neben dem modernen Orchester auch neue Gattungen, etwa die Konzertsinfonie. Zudem erfuhr die Oper tiefgreifende Reformen. Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Neuerungen agierten auch die Komponisten an den südwestdeutschen Residenzen. Am kurpfälzischen Hof in Mannheim und Schwetzingen wurde bahnbrechend auf dem Gebiet der Orchestermusik gearbeitet, in Stuttgart lag mit dem Engagement des Starkomponisten Niccolò Jommelli der Fokus auf der Oper. In Karlsruhe tat Kapellmeister Joseph Aloys Schmittbaur über Jahrzehnte Dienst und blieb noch im weit fortgeschrittenen Alter offen für Neuerungen. An mehreren Residenzen des Südwestens war der tüchtige Komponist Johann Evangelist Brandl tätig. Die Wirkung des extravaganten Mannheimer Vizekapellmeisters Georg Joseph Vogler reichte weit über den Südwesten hinaus und erstreckte sich auf ganz Europa. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 6 von 23
Mittwoch, 09. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Grenzgänge - On the Spot Calefax Reed Quintet Eric Vloeimans (Trompete) Werke von Sebastian Aguilera de Heredia, Robert de Visee, Michelangelo Rossi, Miles Davis, Albert van Veenendaal, Eric Vloeimans, Remy van Kesteren, Raaf Hekkema und Kinan Azmeh (Konzert vom 5. Mai in der Orangerie) Das Konzertrepertoire des Calefax Reed Quintet stammt aus mehreren Jahrhunderten. Zahllose Werke wurden von den Musikern bearbeitet und für die spezifische Besetzung mit fünf Rohrblattinstrumenten arrangiert. Jeder Spieler ist sowohl ausübender Musiker als auch kreativer Bearbeiter von Musik. Alle sind bestens vertraut mit einer musikalischen Praxis, bei der die Notation noch nicht zwingend war und der Übergang zwischen dem, was vom Komponisten schriftlich fixiert war, und dem, was in der Aufführung im musikalischen Dialog entstand, fließend war. Und so begibt sich das Calefax Reed Quintet immer wieder lustvoll auf das riskante Terrain einer spontan-freien Aufführung. Der fabelhafte Trompeter Eric Vloeimans - in keine musikalische Schublade einzuordnen - ist ihnen dabei ein kongenialer Partner. "Als wenn keine Grenzen zwischen der Alten und Neuen Musik bestünden, als ob es keine discografischen Einteilungen gäbe, in denen zwischen Jazz und Klassik unterschieden wird, als wenn ethnische Musikeinflüsse nun endlich, endlich dazugehören würden, so spielt das Bläserquintett mit Vloeimans... ", heißt es in einer Rezension. Mittwoch, 09. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert - LIVE Klavierabend Gilles Vonsattel (Klavier) George Benjamin: "Shadowlines", Six Canonic Preludes Anton Webern: Variationen op. 27 Johannes Brahms: 4 Klavierstücke op. 119 Robert Schumann: Fantasie C-Dur op. 17 (Zeitversetzte Übertragung aus dem Mozartsaal) Die kleinen und die großen Formen erscheinen wie Pole, zwischen denen sich die Geschichte der musikalischen Komposition bewegt: Dem Willen zum knappen, komprimierten Ausdruck wirkt der Drang in die Weite entgegen. Doch die Übergänge zwischen den konträren Prinzipien sind fließend. George Benjamin entwickelt seine sechs Kanonstücke aus einem knappen Anfang und dehnt die Dimensionen sukzessive: Er vergrößert die Form. Webern verwandelt expressionistische Momentaufnahmen in Verläufe von größerer Spannweite. Im pianistischen Spätwerk kam Brahms auf die Kunst der Charakterstücke zurück, dehnt diese aber in der Rhapsodie bis an die Grenze zur großen Form. Schumann verwandelt in seiner Fantasie die romantische Gestalt des Wanderers in ein Formkonzept: Das imaginäre Ich zieht an unterschiedlichen musikalischen Situationen, gleichsam an Stücken im Stück, vorbei, holt sie ins Gedächtnis, besucht sie erneut, um sich dann Anderem zuzuwenden. Die große Form entsteht als Passage zwischen den kleinen. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 7 von 23
Donnerstag, 10. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 11.03 SWR2 Musik - LIVE Streichquartett-Matinee Belcea Quartet Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett B-Dur KV 589 "Preussisches-Quartett Nr. 2" Leoš Janáček: Streichquartett Nr. 1 nach Tolstois "Kreutzer-Sonate" Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett f-Moll op. 80 (Liveübertragung aus dem Mozartsaal) Äußere Anlässe und Inspirationen gehen in musikalische Charaktere über. In seinen Preußischen Quartetten huldigte Mozart dem Widmungsträger Friedrich Wilhelm II., indem er dessen Instrument, dem Cello, eine ungewöhnlich prominente Rolle zuwies. Die Hommage wurde zum satztechnischen Wahrzeichen: Das Cello tritt als Bassinstrument, aber auch in hoher Lage als führende Oberstimme auf. Die Doppelrolle macht aus dem Quartett ein virtuelles Quintett. Leoš Janáček fängt in seinem ersten Streichquartett die innere Dramatik von Leo Tolstois Novelle "Kreutzer-Sonate" auf, der Geschichte einer tragischen, musikbefeuerten Liebe, und biegt sie um. Mendelssohns Opus 80 steht nicht nur in der Trauertonart, f-Moll, es ist eine Trauermusik auf den Tod seiner Schwester Fanny, Nachruf und Memento mori. Donnerstag, 10. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert The King's Singers - "Gold 50" Patrick Dunachie, Timothy Wayne-Wright (Countertenor) Julian Gregory (Tenor) Christopher Bruerton, Christopher Gabbitas (Bariton) Jonathan Howard (Bass) Werke von Juan de Anchieta, Ludwig Senfl, Hans Leo Hassler, Johannes Brahms, Max Reger, Henry George Ley, Toru Takemitsu, Bob Chilcott, Steve Martland, Nico Muhly, beliebte Close-harmony Klassiker und brandneue Überraschungen aus dem leichteren Repertoire der King's Singers (Konzert vom 6. Mai in der Kirche St. Pankratius in Schwetzingen) Unglaublich, aber wahr: Die King's Singers werden 50! Und gehen zum Goldenen Jubiläum auf große Tournee. Als sich am 1. Mai 1968 - da waren die Beatles auf dem Höhepunkt ihrer Popularität - sechs Chorstipendiaten des altehrwürdigen King's College in Cambridge zusammentaten, um fortan als Vokalensemble gemeinsam aufzutreten, war natürlich nicht vorauszusehen, welch eine Erfolgsgeschichte das werden sollte. Auch wenn es personelle Veränderungen gab, ist die Besetzung aus zwei Countertenören, einem Tenor, zwei Baritonen und einem Bass bis heute dieselbe, und was noch wichtiger ist: Das Ensemble ist noch immer vom selben Geist beseelt - höchste musikalische Qualität gepaart mit Leidenschaft, Neugier und Entdeckerfreude. Die besten Komponisten weltweit haben für das Ensemble geschrieben, zahlreiche Werke aus mehreren Jahrhunderten Musikgeschichte wurden für die sechs Sänger arrangiert. Das Jubiläumsprogramm bietet einen Ausschnitt aus dem großen Repertoire des Ensembles und scheut auch den Abstecher ins populäre Fach nicht. Britain at its best! Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 8 von 23
Freitag, 11. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Streichquartett-Matinee Apollon Musagète Quartett Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett C-Dur KV 465 "Dissonanzenquartett" Apollon Musagete Quartett: Multitude - Hommage a Witold Lutoslawski Edvard Grieg: Streichquartett g-Moll op. 27 (Konzert vom 6. Mai im Mozartsaal) Das polnische Quartett, das sich nach dem Chef der Musen und Gott der Künste nennt, beschreitet einen seltenen Übergang: Interpreten werden zu Komponisten, die Erfahrung mit der Musik wird selbst zur Werkgestalt - und zwar nicht bei einem einzelnen Virtuosen, sondern bei einer ganzen Gruppe. Die Hommage an Witold Lutoslawski, den Nestor der polnischen Moderne, entstand als Kollektivkomposition der vier Musiker. Sie trägt im Titel, was dessen Schaffen zwischen Bártok- Nachfolge und Nachkriegsavantgarde auszeichnet: Vielfalt, Vielschichtigkeit. Gerahmt wird das Gemeinschaftswerk mit einem Streichquartett aus Mozarts Experimentalstudio und aus Edvard Griegs kleinem, aber hochwirksamen Kammermusik-Laboratorium. Freitag, 11. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 19.30 SWR2 Abendkonzert - LIVE Übergangszeiten Florian Donderer (Violine) Sharon Kam (Klarinette) Tanja Tetzlaff (Violoncello) Kiveli Dörken (Klavier) Alban Berg: Adagio aus dem Kammerkonzert, Fassung für Klarinette, Violine und Klavier Bernd Alois Zimmermann: Sonate für Violoncello solo Claude Debussy: Sonate für Violoncello und Klavier Anton Webern: 3 kleine Stücke für Violoncello und Klavier op. 11 Olivier Messiaen: "Quatuor pour la fin du temps" für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier (Liveübertragung aus dem Mozartsaal) Sind Mystiker weltfern? Weltfremd vielleicht, weil sie sich in den erlebten Zuständen nicht heimisch fühlen. Olivier Messiaen, ein Mystiker des Glaubens, der Klänge und der Visionen, schrieb sein "Quartett auf das Ende der Zeit" in Kriegsgefangenschaft. Es enthält alles, was diesen Komponisten auszeichnet: seine Spiritualität und Systematik, seinen Sinn für Farben und Zeitproportionen, seine unendliche Ruhe und seine apokalyptische Wildheit, seine rhythmisch gezügelte wie entfesselte Sprache und seine klangräumliche Suggestivkraft. Die unmittelbare Inspiration gewann Messiaen aus dem letzten Buch der Bibel, aus jenem Kapitel, an dem es heißt, dass erst mit dem Ende der Zeit eine Ära des ungefährdeten Friedens anbreche. Messiaen sucht die Fährte des Übergangs dorthin. - Der erste Programmteil nimmt mit Solo, Duo und Trio typische Strukturmerkmale, mit einer Nachtmusik des Eingedenkens (Berg), einer Reflexion über die rechte Zeit (Zimmermann) und einem letzten Werk (Debussy) die Ideenwelt Messiaens auf. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 9 von 23
Samstag, 12. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 09.05 SWR2 Musikstunde - LIVE Das Rätsel Mit Katharina Eickhoff (Liveübertragung aus dem Jagdsaal) Immer am zweiten Samstag im Monat lädt die SWR2 Musikstunde zum Mitraten ein. Die heutige Sendung können Sie live miterleben, denn Katharina Eickhoff ist zu Gast bei den Schwetzinger SWR Festspielen - genauer gesagt im Jagdsaal des Schwetzinger Schlosses! Für den musikalischen Part der Live-Sendung sorgen die Ludwig Chamber Players. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, und es besteht die Gelegenheit, nach der Sendung mit den Machern der SWR2 Musikstunde ins Gespräch zu kommen. Außerdem losen wir vor Ort bereits drei Gewinner des Rätsels aus. Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Samstag, 12. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 10.30 SWR2 Treffpunkt Klassik extra Gast im Studio: Sarah Wegener Am Mikrofon: Burkhard Egdorf Die deutsch-britische Sopranistin Sarah Wegener gewann 2007 den 1. Preis des Internationalen Max-Reger-Wettbewerbs für Lied in Weiden in der Oberpfalz. Mit den SWR Schwetzinger Festspielen verbindet sie eine lange Geschichte, so sang sie 2011 die Hauptpartie der Nadja in Georg Friedrich Haas’ Oper "Bluthaus". Nachdem sie gerade eine CD mit romantischen und spätromantischen Liedern veröffentlicht hat, präsentiert sie bei den diesjährigen Schwetzinger Festspielen Arien & Kantaten von Georg Friedrich Händel, Henry Purcell, Giovanni Battista Ferrandini u. a. mit dem Ensemble „il capriccio“ am 16. Mai. Samstag, 12. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert - LIVE Orchesterakademie SWR Symphonieorchester Gil Shaham (Violine) Leitung: Nicholas McGegan Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 4 D-Dur KV 19 Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219 Violinkonzert Nr. 1 B-Dur KV 207 Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201 (Zeitversetzte Übertragung aus dem Rokokotheater) Livestream ab 18 Uhr auf SWR Classic.de Die vier Werke aus Mozarts Salzburger Zeit - er war noch keine 20, als er sie schrieb - dokumentieren nicht nur den Übergang vom Zeit- zum Personalstil, sondern auch einen allmählichen Wechsel der künstlerischen Schwerpunkte. Die Sinfonie, die klassische Hauptgattung der Instrumentalmusik, stand noch nicht im Vordergrund seines Interesses, doch zeichnet sich im A-Dur-Werk bereits die Bedeutung ab, die er dem Genre wenig später beimass. Unter Mozarts Solokonzerten wirkten diejenigen für Violine gewiss als Pionierarbeiten - in der Individualisierung der Form und ihrer Offnung zum Theater: Die Mittelsätze sind Arien ohne Worte, und die Finali nähern sich imaginären Szenen mit wechselnden musikalischen Schauplätzen an. So bereiten sie die Reihe der Klavierkonzerte aus der Wiener Zeit ästhetisch vor. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 10 von 23
Sonntag, 13. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 12.30 SWR2 Mittagskonzert - LIVE Streichquartett-Matinee Pavel Haas Quartett Antonin Dvořák: Streichquartett Nr. 14 As-Dur op. 105 Dmitrij Schostakowitsch: Streichquartett Nr. 2 A-Dur op. 68 (Zeitversetzte Übertragung aus dem Mozartsaal) Wenn sich im späten Schaffen eines Künstlers Werke des Übergangs finden lassen, dann bei Antonin Dvořák. Das As-Dur-Quartett war seine letzte Komposition ohne ausdrückliches Programm, und "doch scheint es in der rhetorischen Haltung und in der eigenwilligen Art seiner Motivik die Hinwendung zur Symphonischen Dichtung vorwegzunehmen" (Klaus Doge), die unmittelbar danach sein Œuvre beherrschte. - Mit dem Streichquartett A-Dur op. 68, komponiert Ende 1944, endet die Reihe von Schostakowitschs "Kriegskompositionen" - mit einem Stück des Gedenkens. Das Rezitativ des zweiten Satzes beschwört vokale Formen der Klage, der dritte Satz die Tradition des Totentanzes. Die Wiederkehr der Ruhe nach Phasen heftiger Erregung gibt im Finale vorsichtigen Hoffnungstönen Raum - an der Schwelle zur Friedenszeit, die ihre eigene Plage hat. Sonntag, 13. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Oper José Maria Sánchez-Verdú: "Argo" Dramma in musica Text: Gerhard Falkner Butes: Jonathan de la Paz Zaens Orpheus: Alin Deleanu Odysseus: Brett Carter Jason: Martin Busen Aphrodite: Maren Schwier Chor des Staatstheaters Mainz SWR Experimentalstudio Klangregie: Joachim Haas, Constantin Popp SWR Symphonieorchester Leitung: José Maria Sánchez-Verdú (Uraufführung vom 27. April im Rokokotheater) Der Mythos ist bekannt: Um das Goldene Vlies aus Kolchis zu rauben, sticht das sagenumwobene Schiff Argo unter der Führung von Jason in See. José Maria Sánchez-Verdú sind die Antike und die Geschichte des Mittelmeers als zeitlicher und geografischer Raum immer wieder Referenzpunkte seines Komponierens: Mare nostrum, das Mittelmeer - ein ambivalenter Ort, einerseits Raum der Suche, des Aufbruchs zu neuen Ufern, andererseits bis in die Gegenwart ebenso Sinnbild für Katastrophen, Kriege und Tod. Wie häufig in seinen Werken bezieht Sánchez- Verdú den Raum kompositorisch ein. Ihm geht es darum, die Bewegung des Reisens, des Meeres in seiner Beweglichkeit in poetischer Verdichtung aufzunehmen. Wesentlicher Bestandteil des musikalischen und szenischen Konzepts ist die Live-Elektronik, die den Raum klanglich erweitern und die Hörer als auditive Schiffsreisende in Bewegung halten wird. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 11 von 23
Montag, 14. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Bernd Alois Zimmermann 100 Anna Neubert (Violine) Esther Saladin (Violoncello) Christoph Stober (Klavier) Leonard Spies (Sprecher) Andreas Grau, Götz Schumacher (Klavier) Bernd Alois Zimmermann: "Présence" Ballet blanc in 5 Szenen "Monologe" für 2 Klaviere Claude Debussy: Prélude à l' après-midi d' un faune En blanc et noir Six épigraphes antiques Nocturnes (Konzert vom 8. Mai im Rokokotheater) Der Kölner Komponist Bernd Alois Zimmermann war als junger Soldat im Zweiten Weltkrieg ein typischer Vertreter der "Lost Generation". Für die junge Nachkriegsavantgarde war er fast schon zu alt, für die Moderne vor dem Krieg zu jung. Diese kriegsbedingte Position des "Zwischen den Stühlen" hat ihn nachhaltig geprägt. Dennoch hat er immer wieder den Austausch mit der französischen Kultur gesucht: eine ästhetische Versöhnungsgeste. In seinem 1961 für die Schwetzinger Festspiele entstandenen Ballett "Présence" taucht der "Roi Ubu" auf, eine Figur aus dem gleichnamigen Theaterstück des Prä-Surrealisten Alfred Jarry. Die fast schon paradoxalen "Monologe" für zwei Klaviere wiederum befinden sich in einem Austausch mit den vierhändigen Klavierwerken Claude Debussys. Dienstag, 15. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 Klappstuhllesung 10.05 SWR2 Leben Flucht nach Deutschland Von Liu Dejun Regie: Ulrich Lampen Der chinesische Blogger und Menschenrechtsaktivist Liu Dejun begann 2003 in der Arbeiterstadt Guangdong Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren, während er selbst in einer großen Fabrik arbeitete. Fünf Monate später wurde ihm gekündigt, weil er die Wanderarbeiter in seinem Betrieb über ihre Arbeitsrechte aufklärte. 2007 gründete Dejun eine NGO mit dem Ziel, Wanderarbeiter durch rechtliche Schulungen vor Willkür und Ausbeutung zu schützen, und unterstützte Bewohner, deren Häuser für Großprojekte illegal abgerissen wurden. Immer wieder wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten inhaftiert. In seinen Blogeinträgen machte Dejun seine Misshandlungen durch die Polizei und die staatliche Willkür bei seiner Verfolgung und Verhaftung öffentlich. Im November 2013 kam er als Stipendiat des deutschen PEN-Zentrums nach Nürnberg. Auf seiner Internetseite www.freeinchina.org berichtet er weiterhin über Menschenrechtsverletzungen in seiner Heimat. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 12 von 23
Mittwoch, 16. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Grenzgänge - Conversations Florian Donderer (Violine) Tanja Tetzlaff (Violoncello) Hans-Kristian Kjos Sørensen (Perkussion & Zimbal) Werke von Johann Sebastian Bach, Georges Aperghis, Vinko Globokar, John Cage, Erkki Sven Tüür u. a. (Konzert vom 12. Mai in der Orangerie) Ein wilder Mix von Werken aus drei Jahrhunderten. Da stehen etwa die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach neben Musik von John Cage, oder Le Corps à Corps von Georges Aperghis für einen Perkussionisten und seine Zarb (persische Handtrommel) neben Corporel von Vinko Globokar, einem hochvirtuosen Stück Musiktheater, das inzwischen schon Kultstatus genießt, weil es nichts braucht als den Körper des Spielers. Das Kunststück, so unterschiedliche musikalische Sprachen zu einem pausenlosen, packenden Programm zu verschmelzen, kann nur Musikern gelingen, die einerseits Meister ihres Instruments sind, andererseits keine Berührungsängste kennen und sich voller Experimentierfreude und Spiellust in eine Situation begeben, wo stilistische Breite ebenso gefordert ist wie die Fähigkeit zur Improvisation und zur intensiven musikalischen Interaktion. Der Titel des Programms ist einem weiteren Stück des Franzosen Georges Aperghis entlehnt: Conversations. Für diese "Gespräche" hat Tanja Tetzlaff, Schwetzinger Residenzkünstlerin 2018, neben ihrem langjährigen Kammermusikpartner Florian Donderer, Hans- Kristian Kjos Sørensen eingeladen, einen fulminanten Schlagzeugvirtuosen aus Norwegen, zuhause gleichermaßen in der klassischen Musik wie im Jazz. Donnerstag, 17. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert "... und Söhne" Les Passions de l'âme Kristian Bezuidenhout (Cembalo) Leitung: Meret Lüthi Johann Christoph Friedrich Bach: Sinfonia d-Moll WFV I:3 Johann Sebastian Bach: Concerto für Cembalo und Streicher d-Moll BWV 1052 Carl Philipp Emanuel Bach: Sinfonia Es-Dur Wq 179 Wilhelm Friedemann Bach: Sinfonie F-Dur F 67 "Dissonanzen-Sinfonie" Johann Sebastian Bach: Concerto für Cembalo und Streicher D-Dur BWV 1054 Johann Christian Bach: Sinfonie g-Moll op. 6 Nr. 6 (Konzert vom 10. Mai im Rokokotheater) Bach und seine Söhne - das ist nicht nur ein Kapitel Familien-, sondern auch Epochengeschichte. Der Eintritt in die neue, bürgerliche Ära und ihre künstlerischen Ideale vollzog sich nicht nur im Übergang vom Vater zu den Söhnen, er begann bereits im Œuvre des "alten Bach" selbst, vor allem in seinen Konzerten. Sie stehen bei ihm nicht als Gattung für sich; Sätze aus ihnen finden sich auch als Ouvertüren und um Chor erweitert in den Kantaten. Das instrumentale Konzert zieht aus ihnen die Quintessenz. Von diesem Kerngebiet des Epochenübergangs entfernen sich die Söhne unterschiedlich weit: Johann Christian Richtung Opernstil und Frühklassik, Carl Philipp Emanuel zur Empfindsamkeit und Erforschung der Formen von innen, Wilhelm Friedemann aber zu einer expressiv durchbrochenen Tonsprache, einer Art klassizistischer Romantik en miniature. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 13 von 23
Freitag, 18. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Krieg und Frieden Sarah Wegener (Sopran) Ensemble Il Capriccio Leitung: Friedemann Wezel Werke von Henry Purcell, Georg Friedrich Händel, Giovanni Battista Ferrandini, Elliot Carter, Younghi Pagh-Paan u. a. (Konzert vom 16. Mai im Mozartsaal) Krieg und Frieden bekämpfen sich nicht nur um uns, sondern auch in uns. Die explosiven bis katastrophischen Übergänge aus der inneren Welt (etwa gekränkter Liebe oder Eifersucht) in die äußere (Macht, Geltung, Rache) waren Lieblingsgegenstand barocker Opern. Sie stehen im Zentrum dieses Programms, vertreten durch die beiden großen Briten ihrer Zeit: Henry Purcell und Georg Friedrich Händel. Sie werden beleuchtet durch die Marienkantate Giovannis Battista Ferrandinis, die lange als Werk Händels galt: Unter dem Kreuz ihres Sohnes wird die Mutter Gottes zur wütenden Anklägerin Gottes; und durch zwei neuere Werke, in denen die Stimme allein zum Ausdrucksträger wird - in einer Totenklage in memoriam Luigi Nono, und in einer Hommage an die Poesie, die um die menschlichen Abgründe auch dann weiß, wenn sie nicht ausdrücklich von ihnen redet: Charles Baudelaires "Les Fleurs du Mal". Freitag, 18. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 15.05 SWR2 Alte Musik - LIVE Gespräche und Musik zur Wiederaufführung von Antonio Salieris "La Fiera di Venezia" Gesprächspartner sind der Dirigent der Aufführung, Werner Ehrhardt, und die Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Silke Leopold. Die Gesprächsleitung hat Dr. Reinhard Ermen. (Liveübertragung aus dem Jagdsaal) Samstag, 19. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 10.30 SWR2 Treffpunkt Klassik extra Gast im Studio: Werner Ehrhardt Am Mikrofon: Dagmar Munck Der Geiger und Dirigent Werner Ehrhardt wurde zunächst als Gründer und Konzertmeister des Kammerorchesters Concerto Köln bekannt. 2004 gründete er das Orchester „l’arte del mondo“ und wandte sich als freier Dirigent auch den traditionellen Orchestern zu. Er gastierte in zahlreichen Konzert- und Opernhäusern. Unter seiner Leitung entstanden bereits über 50 CD-Aufnahmen im Bereich Oper, Oratorium und mit konzertant-sinfonischem Repertoire. Werner Ehrhardt ist häufiger Gast bei den SWR Schwetzinger Festspielen. Er leitet in diesem Jahr als Dirigent die Opernproduktion mit Antonio Salieris Dramma giocoso "La Fiera di Venezia" im Rokoko-Theater des Schlosses (Premiere 19. Mai) sowie ein Kinderkonzert am 20. Mai und die Schwetzinger Hofmusikakademie mit der Camerata Villa Musica am 5. Mai. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 14 von 23
Samstag, 19. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Solo-Rezital: Antje Weithaas (Violine) Johann Sebastian Bach: Partita Nr. 1 h-Moll BWV 1002 Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 György Kurtág: Jelek, játékok es üzenetek für Violine solo (Auswahl) Eugène Ysaÿe: Auswahl aus den Sonaten für Violine solo op. 27 Nr. 2 und Nr. 5 (Konzert vom 6. Mai im Mozartsaal) Graindelavoix Leitung: Björn Schmelzer Guillaume de Machaut: Messe de Nostre Dame Motetten (Konzert vom 15. Mai im Dom zu Speyer) Eugène Ysaÿe war einer der großen Geigenvirtuosen an der Schwelle des 19. zum 20. Jahrhundert. Hinter seinen Leistungen als Interpret stand seine Anerkennung als Komponist lange im Hintergrund. Heute gelten seine sechs Sonaten op. 27 neben Bachs Partiten und Paganinis Capricen als Hauptwerke im Repertoire für Violine allein. György Kurtágs kurze, knappe Stücke, die Virtuosität und Brillanz gleichsam nach innen kehren, fungieren in diesem Programm wie eine Linse, in der sich Bachs und Ysaÿes Werke wie Perspektivlinien eines Geschichtsbildes bündeln. Das SWR2 Abendkonzert kombiniert diesen Soloabend der Geigerin Antje Weithaas mit sakraler Vokalmusik: Guillaume de Machaut ist einer der wichtigsten Avantgarde-Komponisten des Mittelalters. Seine Messe de Nostre Dame, komponiert Mitte des 14. Jahrhunderts, gilt als erste zyklische Messvertonung der Musikgeschichte. Sonntag, 20. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 12.30 SWR2 Mittagskonzert - LIVE Streichquartett-Matinee Pacifica Quartet Joseph Haydn: Streichquartett G-Dur op. 76 Nr. 1 "Erdödy-Quartett" Alfred Schnittke: Streichquartett Nr. 3 Robert Schumann: Streichquartett a-Moll op. 41 Nr.1 (Zeitversetzte Übertragung aus dem Mozartsaal) "... sonderbar, wie ich fast alles kanonisch erfinde und die nachsingende Stimme immer erst hinterher entdecke", beschrieb Robert Schumann sein Quartettkomponieren - und nicht nur seines. Haydn stellt im ersten Stuck aus Opus 76 nach drei fordernden Akkorden sein Hauptthema mit einer wahren Kanonkette aus: In seiner Mischung aus Einfachheit und Raffinement dient es als Motto des Ganzen. Kanonkünste durchziehen auch Schnittkes drittes Quartett; stärker noch als bei Haydn und Schumann wirken sie als aktiviertes Erbe. Auf Geschichte baut alles auf: Drei Anfangszitate von Orlando di Lasso, Beethoven und Schostakowitsch bilden das Grundmaterial, ihnen folgen weitere Anspielungen. Das Werk gleitet durch die Epochen; die Ansichten, die sich dem Komponisten bieten, nimmt er dabei teils mit Pauschal-, teils mit Detaileinstellungen auf. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 15 von 23
Montag, 21. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 11.03 SWR2 Musik - LIVE "Einstand I - Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs" Katerina Javurkova (Horn) Andrea Obiso (Violine) Katarzyna Budnik-Galazka (Viola) Bruno Philippe (Violoncello) Wies de Boevé (Kontrabass) Wataru Hisasue (Klavier) Zoltán Kodály: Intermezzo für Streichtrio Johannes Brahms: Trio Es-Dur für Horn, Violine und Klavier op. 40 Franz Schubert: Klavierquintett A-Dur D 667 "Forellenquintett" (Liveübertragung aus dem Mozartsaal) Sie haben die Zukunft für sich: die Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs, der sich in den 67 Jahren seines Bestehens als eine der entscheidenden und höchst angesehenen Talentbörsen weltweit bewährte. 2016 wurde er in den Fächern Kontrabass, Horn, Harfe und Streichquartett ausgetragen. Diejenigen, die von der Jury als die Besten in einem dichten und leistungsstarken Bewerberfeld gesehen wurden, gestalten nun in Schwetzingen zwei Programme, in denen sie Bekanntes mit (Wieder-)Entdeckungen beziehungsreich mischen. In Zoltán Kodálys Schaffen steht das frühe Trio-Intermezzo am Übergang zwischen der Brahmstradition, in der er ausgebildet wurde, und der Orientierung an alter ungarischer Volksmusik und ihrer Idiomatik. Im Horntrio, einem bedeutenden Werk in Brahms' kompositorischer Entwicklung, fand nicht nur die Liedkunst, sondern auch Autobiografisches Eingang in die Kammermusik. In der äußerlichen Unbeschwertheit und formalen Klarheit von Schuberts "Forellenquintett" verbirgt sich ein kühner Experimentiergeist. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 16 von 23
Montag, 21. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert - LIVE "Einstand II - Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs" Andrea Obiso (Violine) Katarzyna Budnik-Galazka (Viola) Bruno Philippe (Violoncello) Wies de Boevé (Kontrabass) Wataru Hisasue (Klavier) Katerina Javurkova (Horn) Friedrich Witt: Quartett für Horn und Streichtrio Es-Dur Max Reger: Streichtrio d-Moll op. 141b Ludwig van Beethoven: Sonate für Horn und Klavier F-Dur op. 17 Hermann Goetz: Klavierquintett c-Moll op. 16 (Zeitversetzte Übertragung aus dem Mozartsaal) Der Beethoven-Zeitgenosse Friedrich Witt war zu seiner Zeit im süddeutschen Raum ein hoch geachteter Komponist, stilistisch stand er Haydn nahe. Sein Werk für Horn und Streichtrio folgt der Tradition des "Quatuor concertant", das sich vor allem in Frankreich großer Beliebtheit erfreute - auch an den deutschen Fürstenhöfen, die sich kulturell am westlichen Nachbarn orientierten. Hermann Goetz gehört zu den tragischen Künstlern des 19. Jahrhunderts, denen in ihrer kurzen Schaffenszeit neben den Größen der Epoche kein nachhaltiger Durchbruch gelang. Bedauerlich. Wenn man seine Kammermusik richtig beurteilen wolle, müsse man Mozarts beste Quartette und Quintette zum Vergleich heranziehen, meinte George Bernard Shaw. Für sein Klavierquintett op. 16 wählte er dieselbe Besetzung wie Schubert in seinem "Forellenquintett". Dienstag, 22. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 22.03 SWR2 Lesenswert Gespräch "Wir müssen uns endlich: ent/scheitern" Gerwig Epkes im Gespräch mit Gerhard Falkner (Aufzeichnung vom 28. April im Kammermusiksaal) Der Lyriker, Romancier, Dramatiker, Essayist und literarische Übersetzer Gerhard Falkner, Jahrgang 1951, gehört zu den profilierten deutschen Schriftstellern. Nun hat er in einem neuem Genre geschrieben: das Libretto für die Oper ARGO, ein Auftragswerk der diesjährigen Schwetzinger Festspiele. Über diese Arbeit und seine Theaterstücke, seine Lyrik, Romane und Thesen zu Literaturentwicklungen in Deutschland spricht Gerwig Epkes mit Gerhard Falkner. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 17 von 23
Mittwoch, 23. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Tetzlaff Quartett Christian Tetzlaff, Elisabeth Kufferath (Violine) Hanna Weinmeister (Viola) Tanja Tetzlaff (Violoncello) Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquartett Es-Dur KV 428 Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 Ludwig van Beethoven: Streichquartett a-Moll op. 132 (Konzert vom 18. Mai im Mozartsaal) Mit drei Geniestreichen machte der 18-jährige Mendelssohn von sich reden: der Sommernachtstraum-Ouvertüre, dem Oktett und dem Streichquartett a-Moll. Er, den Schumann den Mozart seiner Epoche nannte, setzte sich darin mit Beethovens spätem a-Moll-Quartett auseinander, diesem radikalen Stück, das Themen- zu Tempogegensätzen ausbaut, aufs Prinzip geht, mit Choral, Marsch und Tanz drei Grundfiguren der Musik in eine überwältigende Komplexität lenkt. Mit zahlreichen Anspielungen schrieb der junge Künstler einen Nachruf und suchte zugleich die Anknüpfung als Ansatz seiner Perspektive. Vielleicht ist das der interessanteste und aufschlussreichste Blick auf den Übergang von der klassischen in die romantische Epoche: wie das Portal, das sich zwischen Mozart und Beethoven spannt, ins Neuland des künstlerisch Eigenen führt. Donnerstag, 24. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Dezső Ránki (Klavier) Joseph Haydn: Sonate B-Dur Hob. XVI Nr. 41 Johannes Brahms: Variationen und Fuge über ein Thema von Georg Friedrich Händel op. 24 Franz Schubert: Sonate B-Dur D 960 (Konzert vom 17. Mai im Mozartsaal) Mit der Wahl der Tonart trafen Komponisten eine wichtige Vorentscheidung. Sie umriss - wie ungefähr und widerspruchsvoll auch immer - einen emotionalen Raum, in dem sich das Werk entfalten, den es verlassen und in den es wieder zurückkehren konnte. Dezső Ránki erkundet B- Dur, über das Johann Mattheson 1713 meinte: "sehr unterhaltend und prächtig, wahrt es gerne etwas Bescheidenes und kann zugleich Großartiges und Kleinigkeiten durchgehen; es erhebt die Seele zu schweren Sachen". Ránki zieht klassische Hauptformen heran: Sonate und Variation, dialektisch die eine, linear die andere. Beide Prinzipien gehen in den drei Werken beständig ineinander über und verschmelzen: Brahms lässt von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er den Weg vom ariosen Thema zur grandiosen Fuge durch starke Gegensätze gehen wird. Für Schubert wird die Idee der Variation zur Geste des Verweilens nicht nur im langsamen Satz, und Haydns Finale ist Variation und Rondo in einem. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 18 von 23
Donnerstag, 24. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Musicbanda Franui Nikolaus Habjan (Puppenspiel und Rezitation) Nikolaus Habjan, Markus Kraler, Andareas Schett (Konzept, Dramaturgie) Puppenspiel "Doch ich bin nirgend, ach! zu Haus" Kompositionen nach Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms und Gustav Mahler von Markus Kraler und Andreas Schett (Lied-)Texte von Robert Walser und Jürg Amann (Konzert vom 13. Mai im Rokokotheater) Der meisterhafte Puppenspieler Nikolaus Habjan und die gefeierte Musicbanda mit Osttiroler Wurzeln benötigen wenig, um einen besonderen Musiktheater-Abend auf die Bühne zu bringen: ein Tisch, ein Koffer, zwei Puppen, sechs Blasinstrumente, sowie Geige, Kontrabass, Hackbrett und Harfe. Daraus entsteht ein Programm mit musikalischer Tiefe und theatralischer Wucht. Im Zusammenspiel von Musik, Wort und Puppenspiel wird dem Motiv des Wanderers nachgespürt, das sich als Topos durch die europäische Kulturgeschichte zieht: Der Wanderer als ein Sinnsuchender, der alles hinter sich lässt, den Mut hat, sich auf die Suche zu begeben, ohne das Ziel der Wanderung auch nur zu erahnen. Die eingeschlagene Reise ist lang, beginnt leichtfüßig im Frühling und versinkt voll Schwermut im winterlichen Schnee. Es ist eine Wanderung, die als Metapher fur das Leben zu lesen ist, in dem alles seine Zeit hat: der fröhliche Aufbruch ebenso wie die tieftraurige Resignation. Und natürlich die Liebe, die bei Schubert genauso wie bei Walser bittersüß, meist aber hoffnungslos ist. Ein großer Theaterabend, heiter und zugleich von dunkler Melancholie. Freitag, 25. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Lamentationes Tenebrae Choir Leitung: Nigel Short Alonso Lobo: "Versa est in luctum" Tomás Luis de Victoria: "Tenebrae factae sunt" Responsoria und Lamentationen für den Karsamstag Officium defunctorum Missa pro defunctis (Konzert vom 20. Mai in der Kirche St. Josephs, Speyer) Alonso Lobo und Tomás Luis de Victoria wirkten am spanischen Hof; Lobo als Kapellmeister Philipps II., Victoria als geistlicher Beistand und Musiker bei dessen Schwester, Kaiserin Maria. "Versa in luctum" gilt als Lobos, die Motetten für die Karwoche gelten als Victorias Hauptwerk. Dessen Requiem, auf den Tod seiner Dienstherrin geschrieben, war zugleich die letzte Komposition, die er selbst an die Öffentlichkeit gab. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 19 von 23
Samstag, 26. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 09.05 SWR2 Musikstunde - LIVE Die musikalische Monatsrevue Mit Lars Reichow (Liveübertragung aus dem Mozartsaal) Was ist passiert im Musikleben der vergangenen Wochen? Was hat die Menschen, was hat das Feuilleton bewegt? Immer am letzten Samstag im Monat stellt sich der Spezialist des musikalischen Humors diesen und anderen Fragen. Diesmal ist Lars Reichow wieder live zu Gast bei den Schwetzinger SWR Festspielen. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Nach der Aufzeichnung besteht die Gelegenheit, mit Lars Reichow ins Gespräch zu kommen. Wir freuen uns über Ihr Kommen! Sonntag, 27. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 12.30 SWR2 Mittagskonzert „Streichquartett mal zwei“ Armida Quartett Quatuor Modigliani Wolfgang Amadeus Mozart: Streichquintett g-Moll KV 516 Johannes Brahms: Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 (Konzert vom 24. Mai im Mozartsaal) Zwei junge, gefeierte Nachwuchsensembles, das Armida Quartett und das Quatuor Modigliani haben sich zusammen getan und gestalten den Übergang aus ihrem angestammten Gebiet hin zur größeren Besetzung, zum Quintett und Sextett. Für Brahms war das Sextett eine wesentliche Station vom Denken in der Klangfülle, die seine Klaviersonaten zu "verschleierten Symphonien" (Robert Schumann) machte, hin zur pointierten Konzentration seines Quartettstils. Das Genre, dessen Tradition er begründete, umfasst das Streichquartett von zwei Seiten: von der Expansion und Reduktion her, denn vom Trio aus gedacht und doppelt dessen Stimmen - Weite und Verdichtung sind in eins gebracht. Ähnliches gilt für Mozarts Quintette, in denen wie in Brahms' Sextetten ein persönliches Bekenntnis mitschwingt. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 20 von 23
Sonntag, 27. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Oper Antonio Salieri: "La Fiera di Venezia" Dramma giocoso Libretto: Giovanni Gastone Boccherini Falsirena: Francesca Lombardi Mazzulli Ostrogoto: Krystian Adam Christalina: Natalia Rubiś Calloandra: Dilyara Idrisova Grifagno: Furio Zanasi Belfusto: Giorgio Coaduro Rasoio: Emanuele d'Aguanno Chor und Orchester L'Arte del Mondo Leitung: Werner Ehrhardt (Aufführung der Premiere vom 19. Mai im Rokokotheater) Die Skyline von Venedig im Hintergrund und der Blick auf die Rialtobrücke, maskierte, herausgeputzte Herrschaften und Gondolieri, reges Treiben auf dem Marktplatz und im Ballsaal, Tanzen, Kartenspielen, Essen und Trinken. Was könnte bunter sein als eine Oper, die uns mitten hinein in das Herz der Lagunenstadt katapultiert? Mit der Opera buffa "La Fiera di Venezia", diesem höchst unterhaltsamen musikalischen Genrebild über die traditionsreiche Himmelfahrtsmesse, die schon in früheren Jahrhunderten Heerscharen von Touristen nach Venedig lockte, empfahl sich der junge Antonio Salieri Anfang 1772 dem Wiener Publikum. Noch im selben Jahr wurde "La Fiera di Venezia" in Mannheim gespielt und später in ganz Europa. Montag, 28. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Abendkonzert Antje Weithaas & Freunde Antje Weithaas, Tobias Feldmann (Violine) Danuta Waśkiewicz (Viola) Bruno Philippe (Violoncello) Dénes Várjon (Klavier) Anton Webern: Klavierquintett Béla Bartók: Klavierquintett Sz 23 Johannes Brahms: Klavierquartett Nr. 2 A-Dur op. 26 (Konzert vom 4. Mai im Mozartsaal) Künstler springen nicht wie die Schönheitsgöttin Aphrodite vollendet in die Welt. Sie sind nicht gleich sie selbst. Anton Webern kostet in seinem einsätzigen Klavierquintett die spätromantische Tonsprache bis an die Leistungsgrenzen aus. Es fordert den Übergang zu Neuem, noch Unbekanntem. Ähnlich Béla Bartóks Opus 3: Die Mittelsätze lassen den rhythmischen Drive, die impressionistischen Farbspiele und die strukturelle Konsequenz als spätere Stilmerkmale ahnen. Aus dem Vorbild Brahms komponierten sich beide heraus. Dessen Klavierquartette sind Stationen auf dem Weg, auf dem er die klassischen Hauptgenres umkreiste: Symphonie und Streichquartett. Die Spannung zwischen den großen Gattungen ist in kammermusikalische Intensität verwandelt. Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 21 von 23
Dienstag, 29. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Klavierabend Christian Blackshaw (Klavier) Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate F-Dur KV 533 Ludwig van Beethoven: Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109 Franz Schubert: Sonate c-Moll D 958 (Konzert vom 25. Mai im Mozartsaal) Übergang? Gefährdung? Zukunftsblick mit Rückversicherung? Mozarts vorletzte F-Dur-Sonate beginnt, als solle sie eine Fuge werden, erfüllt die Erwartung aber erst spät, dann jedoch mit kunstvoller Dichte. Zauberflötentöne klingen herein, Konzertantes wird eingebaut - die Sonate erscheint als offenes System mit vielen Verbindungen zu den Nachbargebieten. Zwei Charaktere bestimmen Beethovens letzte E-Dur-Sonate: ein rascher, drängender und ein ruhiger, der anfangs zu versonnener Verspieltheit neigt. Sie erfahren viele Verwandlungen; Gegensätze verschränken sich: die Konzentration auf wenige Grundgedanken und die Weitung in einen Kosmos des musikalisch Möglichen, der aus ihnen entsteht. Mit seiner letzten c-Moll-Sonate komponierte sich Schubert aus dem Kraftfeld Beethovens heraus - durch deutliche Bezugnahmen, aus denen er eigene Wege findet, bis zum Finale, das den Gestus der "Sturmsonate" fast zur Raserei steigert. Mittwoch, 30. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 13.05 SWR2 Mittagskonzert Grenzgänge - Feedback Nils Mönkemeyer (Viola) Andreas Arend (Theorbe, Jarana) Werke von J. S. Bach, A. Arend, J. H. Kapsberger, John Dowland, Henry Purcell und Jimi Hendrix (Konzert vom 25. Mai in der Orangerie) Nils Mönkemeyer gehört zu den herausragenden Bratschisten unserer Zeit. Er ist vielfach gefragt als Solist des Orchesterrepertoires, aber auch als sensibler Kammermusiker. Darüber hinaus sucht er immer wieder nach Wegen, den Mangel an Originalliteratur für sein Instrument auszugleichen und entwickelt spannende, oft unkonventionelle Programmideen. Der Titel seines jüngsten Programms - Feedback - steht für Metamorphosen bekannter Werke und Fassungen, fließende Grenzen, Altbekanntes in neuen Zusammenhangen. Kombiniert mit Musik von Jimi Hendrix, erscheinen Werke alter Meister wie Johann Sebastian Bach, John Dowland, Henry Purcell und Johann Hieronymus Kapsberger in neuem Licht. Kongenialer Partner bei diesen Grenzgängen ist Andreas Arend, der neben der Theorbe die Jarana, die mexikanische Schwester der Gitarre, spielt und eine eigene Komposition beigesteuert hat, die den Gedanken der Solosuite aufgreift und somit die Musik Bachs in die heutige Zeit spiegelt. Mittwoch, 30. Mai 2018 Schwetzinger SWR Festspiele 2018 20.03 SWR2 Das musikalische Quartett Felix Mendelssohn Bartholdy: Oktett Es-Dur op. 20 Gäste: Peter Hagmann (Musikkritiker), Christian Wildhagen (Musikredakteur) und N. N. (Aufzeichnung vom 24. Mai im Jagdsaal) Ausgedruckt: 13. April 2018 Seite 22 von 23
Sie können auch lesen