Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe

 
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Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
Ukraine                         Kindergärten
           Europäischer                    „Jetzt gibt’s
           Zusammenhalt                    Wirbel,
           wichtiger denn je!              Herr Polaschek!“

Das Mitglieder-Magazin der Hauptgruppe 1                             1/2022
                                                                     1/2022

           Solid a r i t ä t
                                mit der Ukraine

Einsetzen. Durchsetzen. Umsetzen.                             Hauptgruppe 1.
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
Hauptgruppe 1
                                                                                                                                                                                     3
teamwork 01/2022

                                                                                                                                                             Editorial

HG 1-Service
& rasche Info                                                                                             Liebe Leserin,
Dienstrecht
Julia Fichtl
                                                                                                          Lieber Leser,
julia.fichtl@wien.gv.at                                                                                                        das schier Unfassbare ist geschehen: Wir haben
Kurt Mrzena-Merdinger                                                                                                          Krieg in Europa, einige Hundert Kilometer von
kurt.mrzena-merdinger@wien.gv.at                                                                                               Wien entfernt. Ein Krieg, den wir im Live-Ticker
                                                                                                                               miterleben. Tagtäglich sehen wir die Bilder von
                                                                           BILD: © RENÉEDELMISSIER/HG 1

Pensionsrecht                                                                                                                  brennenden Häusern, Bombenkratern und von
Günter Unger                                                                                                                   Menschen, die alles verloren haben und vor dem
guenter.unger@wien.gv.at                                                                                                       Nichts stehen. Wir sehen verzweifelte Frauen mit
Margit Pollak                                                                                                                  ihren kleinen Kindern in dunklen Kellern und
margit.pollak@wien.gv.at                                                                                                       ­v öllig erschöpfte alte Menschen, die auf dem
                                                                                                          Karin Zauner-         ­Boden kauern. Sie bangen um ihr Leben, um das
Frauen, Jugend & Diversität                                                                               Lohmeyer               ihrer Liebsten. Sie brauchen uns. Dringend!
Regina Müller                                                                                             Chefredakteurin
regina.mueller@wien.gv.at                                                                                 teamwork            Das teamwork-Cover ist blau-gelb, in den Landes-
                                                                                                                              farben der Ukraine. Es ist ein Zeichen dafür, dass
Kollektivverträge &                                                                                       wir an die betroffenen Menschen denken. Aber nicht nur. Wir unter-
Soziale Arbeit                                                                                            stützen die Ukraine-Hilfe der Volkshilfe Wien.
Elisabeth Jarolim
elisabeth.jarolim@wien.gv.at
                                                                                                              „Ich erkläre mich solidarisch!“ Schnell ist er ausgesprochen, dieser
                                                                                                          Satz. In der Praxis jedoch bedeutet Solidarität nicht nur eine innere
Organisation &                                                                                            Verbundenheit mit Zielen und Ideen anderer, sondern immer auch
                                                                                                          ­Geben und oft auch Verzicht und Einschränkung. Wenn man so will,
­Veranstaltungen                                                                                           erleben wir im Moment solidarisch hohe Preise an den Tankstellen
Michael Witzmann                                                                                           oder solidarisch hohe Gasrechnungen. Die Solidarität zeigt sich aber
michael.witzmann@wien.gv.at                                                                                auch in dem großen Engagement unserer Kolleg*innen, die ­geflüchtete
                                                                                                           Menschen in Wien gut versorgen. Hervorzuheben sind die Kinder­
Mitgliederanfragen &                                                                                       gärten, die vom Bund dringend eine bessere Gesetzgebung und mehr
-betreuung                                                                                                 Geld fordern (Seiten 6 bis 9).
Nikolaus Borbely
nikolaus.borbely@wien.gv.at                                                                                  „Wir stehen für demokratische, rechtsstaatliche Werte“, sagt Manfred
Michael Lewisch                                                                                           Obermüller in seinem Leitartikel (Seite 5). Dieses Bekenntnis muss
michael.lewisch@wien.gv.at                                                                                Folgen haben – in der Stärkung des sozialen Netzes, dem Reparieren
                                                                                                          der Risse, die die vielen Jahre neoliberaler Politik angerichtet ­haben,
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte                                                                  schließlich in der Absicherung der Daseinsvorsorge. Solidarität, e­ iner
unserer Homepage www.hg1.at
                                                                                                          der Grundwerte der Gewerkschaftsbewegung, bedeutet mehr als
                                                                                                          ­wärmende Worte. Sie steht für den Mut zum couragierten Handeln!

                                                                                                                                                             teamwork@fsg-hg1.at

                                                                                                          Ukraine-Hilfe der Volkshilfe Wien:
                                                                                                          www.volkshilfe-wien.at/ukraine-hilfe

Offenlegung gem. § 25 Mediengesetz Impressum Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: FSG in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft – Landesgruppe Wien – Hauptgruppe 1, 1090 Wien,
Maria-Theresien-Straße 11, Tel.: (01) 31316-83700, DVR.Nr. 0046655, ZVR.Nr. 576 43 93 52 Vorsitzender: Manfred Obermüller StV.: Margit Pollak, Günter Unger Redaktionskomitee: Stephanie Grguric,
      ­ eichtelbauer, Gerhard Heczko, Regina Müller, Manfred Obermüller, Beate Orou, Gerhard Pledl, Margit Pollak, Felix Steiner, Günter Unger, Andreas Walter, Michael Witzmann C
Erwin F                                                                                                                                                                           ­ hefredaktion:
Karin Zauner-Lohmeyer Layout: esberger | strategie & kommunikation Erscheinungsort: Wien E            ­rscheinungsart: ­mindestens vier Mal jährlich Hersteller: Druckerei Jentzsch, 1210 Wien
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Jede Vervielfältigung von Texten und/oder Fotos bzw. Illustrationen ist nur mit schriftlicher
Genehmigung des Herausgebers gestattet. Coverfotos: Robert Rubak, Petra Spiola/HG 1, Depositphotos

  Einsetzen. Durchsetzen. Umsetzen.                                                                                                                               Hauptgruppe 1.
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
4      Politik & Gewerkschaft                                                                                teamwork 01/2022

                                 Europa

                                            Energiewende geht
                                            nur sozial und gerecht
                                            Der Ausbau erneuerbarer Energien zur Verringerung von Energie-
                                            importen sowie Investitionen in den Ausbau der Verbundnetze und
                                            der Speicherinfrastruktur sind unbedingt erforderlich.

                                            B
                                                   ereits seit 2021 steigen die
                                                   Energiepreise rasant auf-
                                                   grund der weltweit stark
                                            zunehmenden Nachfrage nach
                                            Gas. Die Gründe: die langsame
BILD: © ROBERT RUBA

                                            Erholung der Wirtschaft, fehlen­de
                                            Investitionen wegen der Sparpo-
                                            litik nach der Finanz- und Wirt-
                                            schaftskrise sowie die Auswirkun-

                                                                                                                                                             BILD: © SYMBOLFOTO SHUTTERSTOCK/GYUSZKO-PHOTO
                      Thomas Kattnig        gen der Pandemie, aber auch die
                      Bereichsleiter EU     Verknappung der Lieferungen in
                      und Internationales   die EU. Und jetzt der Einmarsch
                      der younion_Die       Russlands in die Ukraine.
                      Daseinsgewerk-
                      schaft, Mitglied         Der Ukraine-Konflikt zeigt –
                      im Europäischen
                                            neben dem unsagbaren menschli-
                      Wirtschafts- und
                      Sozialausschuss
                                            chen Leid, das er verursacht – sehr
                                            deutlich, wie abhängig die EU-
                                            Mitgliedstaaten von der Einfuhr
                                            fossiler Brennstoffe sind. Noch
                                            dazu, wenn sich bestimmte Län-         Maßnahmen für ­e rschwingliche       nologien, wie z. B. den Tausch
                                            der, wie in diesem Fall Russland,      Energiepreise sind notwendig.        fossiler Heizsysteme auf erneu-
                                            diese Abhängigkeit für geopoliti-      Denn wenn arme, aber auch            erbare Systeme erleichtern,
                                            sche Zwecke zunutze machen.            durchschnittliche Haushalte wei-   ¾ finanziert durch höhere Steuer­
                                                                                   ter stark belastet werden, wird      einnahmen auf E  ­ nergie, die
                                            Klimaziele im Auge behalten            die politische Unterstützung für     direkt ausgeschüttet werden
                                            Ist nicht jetzt der richtige Zeit-     die dringend notwendige Klima-       müssen, und durch Besteue-
                                            punkt, um mit aller Kraft – „Koste     wende untergraben.                   rung der U­ nternehmen, die
                                            es was es wolle“ – diese Abhän-                                             sogenannte Marktlagege­winne
                                            gigkeit zu beenden und den Aus-          Das muss unter allen Umstän-       (Windfall-Profits) einstreifen.
                                            bau erneuerbarer Energiequellen        den verhindert werden und kann
                                            voranzutreiben? Ja, natürlich!         nur gelingen durch:                Energie muss leistbar sein
                                                                                   ¾ rasche soziale Ausgleichsmaß-    Die EU muss mit allen Mitglied-
                                               Die weiter steigenden Energie-        nahmen, die direkt wirken,       staaten auf ihre ehrgeizigen Kli­
                                            preise sind eine Belastung für alle,   ¾ einen stärkeren Konsu­ment*in­   maziele hinarbeiten und gleich-
                                            besonders für finanziell schwache        nenschutz,                       zeitig die Stabilität und Sicherheit
                                            Haushalte. Kurzfristig wirksame        ¾ effektive Bekämpfung von         der Energieversorgung zu er-
                                                                                     Energie- und Mobilitätsarmut     schwinglichen Preisen für Unter-
                                                                                     durch Energie-Preisdeckel        nehmen und Bürger*innen ge-
                                                                                   ¾ niederschwellige staatliche      währleisten. Es ist möglich – und
                                                                                     Finanzierung von Energie-        es ist der richtige Zeitpunkt.
                                    Es darf keine Zwei-Klassen-                      Contracting-Programmen, die
                                    Energiegesellschaft geben.                       den Umstieg auf grüne Tech-      thomas.kattnig@younion.at
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                                               5
                                                                                                                        Leitartikel

­
                         Europäischer Zusammenhalt wichtiger denn je!

                                  Solidarität
                                mit der Ukraine

    E
            s herrscht Krieg in Europa. Die                                                        Diesen Prinzipien folgend haben europä-
            Nachricht vom Einmarsch der rus-                                                       ische Regierungschefs versucht, in zahl-
            sischen Armee in der Ukraine war                                                       reichen Gesprächen mit Putin den Krieg
    ein Schock für die ganze Welt. Es ist ein                                                      abzuwenden. Vergebens. Der europäische
                                                                       BILD: © PETRA SPIOLA/HG 1

    Angriffskrieg, ein Überfall auf ein friedli-                                                   Zusammenhalt ist durch Russlands An-
    ches Land, ein brutaler Bruch des Völker­                                                      griffskrieg wichtiger denn je. Und die
    rechts. Wir erleben hier die Auferste-                                                         Solidarität gegen diesen eklatanten Bruch
    hung des Ewiggestrigen, das Aufflackern                                                        des Völkerrechts. Gewalt und Krieg sind
    ­eines radikalen Nationalismus, der be-                                                        absolut inakzeptabel. Gewalt kann nie-
     reits überwunden schien. Offensichtlich             Manfred                                   mals eine Lösung sein! Sie schürt Hass,
     ­haben die russischen Machthaber nichts           Obermüller                                  führt zu Elend, Tod und Zerstörung.
      aus der blutigen Geschichte gelernt, in          Vorsitzender
      der Russland selbst im Zweiten Weltkrieg        Hauptgruppe 1          Als Standort zahlreicher internationaler
      zum Opfer blinder Großmachtphantasien                                  Organisationen ist Wien in Europa zu
      geworden ist.                                            ­einem Zentrum der Diplomatie geworden. Wir arbei-
                                                                ten für eine Stadt, die Verbindendes vor Trennendes
       Das Leid der Menschen in der Ukraine ist unvor-          stellt, die den Dialog und das Miteinander zwischen
    stellbar. Bilder zerbombter Häuser, blutüberströmter        unterschiedlichen Interessengruppen forciert. Wir
    Menschen. Tausende mussten in wenigen Minuten               wissen, dass nur über Gespräche gute, tragfähige
    das Notwendigste packen und flüchten. Väter und             Lösungen für alle möglich sind. Das ist im Kleinen so
    Mütter mit ihren kleinen Kindern am Arm, die gar            wie auch im Großen. Es ist der Dialog, der Vertrauen
    nicht erfassen können, was da gerade geschieht. Alte        entstehen lässt und Frieden sichern kann.
    und Kranke wurden zurückgelassen. Hunderttau-
    sende sind mittlerweile in Bewegung, viele zu Fuß            Wir Gewerkschafter*innen sind geschlossen in
    in Richtung Westen, in Richtung Sicherheit.                unserer Solidarität mit den Menschen in der U
                                                                                                           ­ kraine.
                                                               Wir gedenken der Opfer des Kriegs!
         „Nie wieder Krieg!“ – Das war das Motto der Grün-
    derväter der EU. Durch einen gemeinsamen Wirt-             manfred.obermueller@wien.gv.at
    schaftsraum sollten künftig militärische Konflikte
    verhindert und der Wohlstand der Europäer*innen
    gesteigert werden. Das Konzept war erfolgreich.
    ­Demokratische Mechanismen schwächten p      ­ olitische
     Spannungen ab oder beseitigten sie überhaupt.             Gewalt kann niemals eine Lösung
     ­Heute sind sich die Mitgliedstaaten weitestgehend
      einig, wenn es um Menschenrechte, Demokratie und
                                                               sein! Sie führt zu Hass, Elend und
      Rechtsstaatlichkeit geht.                                Zerstörung.
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
6    Politik & Gewerkschaft                                                                               teamwork 01/2022

     Thema

             Kindergärten: „Jetzt gibt’s W
                                         ­ irbel,
             Fehlende Wertschätzung, dramatischer Personalmangel, überbordende
             Bürokratie: Warum der Bildungsminister jetzt handeln muss!

             K
                     indergärten und Horte
                     sind die ersten Bildungs-
                     einrichtungen im österrei-
             chischen Bildungssystem und ein
             wesentlicher Teil der öffentlichen
             Daseinsvorsorge. Wie bedeutsam
             sie für die Gesellschaft sind, war
             in der Pandemie sichtbar. Kinder-
             gärten und Horte waren und sind
             während der gesamten Zeit, auch
             in den Lockdowns, geöffnet, um
             sicherzustellen, dass die Eltern in
             systemrelevanten Berufen ihrer
             Arbeit nachgehen können. Aus
             diesem Grund gelten sie – zumin-

                                                                                                                                BILD: © ROBERT RUBAK
             dest in Wien – auch als system­
             relevante Infrastruktur.

                Aber die Arbeitsbedingungen
             in der Elementarpädagogik ver-              Am 14. Oktober demonstrierten über 1.000 Kolleg*innen unter dem
             schlechtern sich in Österreich              Motto „Jetzt gibt’s Wirbel!“
             zunehmend. Es mangelt an Per-
             sonal, an Geld vom Bund und vor
             allem auch an der gesellschaft­       volles ­A rbeiten in der Elementar-   seinem vielfältigen Angebot als
             lichen Wertschätzung für diesen       pädagogik in ganz Österreich er-      Best-Practice-Beispiel.
             so wertvollen Beruf. Seit Jahren      möglichen. Was es aus Sicht der
             versucht auch die younion_Da-         younion braucht:                      r Bundesrahmengesetz
             seinsgewerkschaft die strukturel-                                           Eine deutliche Verbesserung der
             len Missstände in der Finanzie­       r Ausbildungsturbo                    Situation wäre ein Bundesrah-
             rung der Elementarpädagogik mit       Um den dramatischen Perso-            mengesetz, das bundesweite Min-
             dem Bildungsminister und der          nalmangel im Bereich der Ele-         deststandards vorsieht, z. B. beim
             Bundesregierung zu diskutieren.       mentarpädagogik in Österreich         Er wachsenen-K ind-Schlüssel,
             Bislang ohne Erfolg.                  zu beseitigen, bräuchte es drin-      aber auch für die Qualität der
                                                   gend bundesweit eine Ausbil-          Aus- und Weiterbildung, bei den
                Unter dem Motto „Jetzt gibt’s      dungs- und Joboffensive – und         Öffnungszeiten etc. Nur so ist
             Wirbel!“ sind im Oktober des Vor-     nicht nur in Wien. Dabei müss-        ­sichergestellt, dass in den Bundes-
             jahrs tausende Mitarbeiter*innen      ten Menschen aus allen Berei-          ländern der elementare Bildungs-
             der öffentlichen und privaten         chen angesprochen und für das          auftrag einheitlich qualitätsvoll
             Kindergärten aus ganz Öster-          Berufsfeld begeistert werden.          erfüllt wird – egal ob von privaten
             reich lautstark auf die Straße        Aktuell ist die Ausbildung in der      oder öffentlichen Trägern.
             gegangen. Sie forderten den           Elementarpädagogik ein echter
             Bildungsminister auf, endlich         Fleckerlteppich. Verschiedene         r COVID-19-Schutzmaßnahmen
             bundes­w eite Mindeststandards        unterschiedliche Ausbildungsfor-      Bessere Schutzmaßnahmen am
             zu schaffen, die gutes, qualitäts-    men, Berufsbezeichnungen etc.         Arbeitsplatz wünschen sich die
                                                   Es braucht in jedem Bundesland        Beschäftigten in Kindergärten
                                                   zumindest eine Bildungsanstalt        und Horten, die während der
                                                   für Elementarpädagogik (BA-           Pandemie immer für die Kinder
         Kindergärten sind in Wien                 fEP) und Investitionen in die Er-     und Eltern da waren und da sind.
    ­systemrelevante Infrastruktur.                wachsenenbildung. Wien gilt mit       Sie müssen aufgrund fehlender
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                                                                        7
                                                                                                                     Thema

Herr Polaschek!“

  Teststrategien für die Kleinsten
  täglich das erhöhte Risiko in Kauf
  nehmen, sich mit dem Virus zu
  infizieren.

  r Geld
  Im europäischen Vergleich gibt
  Österreich 0,64 Prozent des BIP
  für Elementarpädagogik aus. Das
  ist zu wenig! Für die elementare

                                                                                                                     BILD: © HERBERT NEUBAUER / APA / PICTUREDESK.COM
  Bildung braucht es bundesweit
  ein langfristiges Budget, das min-
  destens 1 Prozent des BIP aus-
  macht, wie das bereits in Wien
  der Fall ist. Die Bundesregierung
  ist am Zug!

  r Wertschätzung
  Kindergärten und Horte sind Bil-
  dungseinrichtungen und keine               Der Personalmangel geht zulasten der nächsten Generation
  Kinderaufbewahrungsstätten. Sie
  verdienen als solche zumindest
  jene Wertschätzung, die auch         Beschwerden werden immens                gehen somit in Bürokratie unter,
  Lehrer*innen entgegengebracht        viele Vorgänge dokumentiert.             anstatt die Zeit mit den Kindern zu
  wird. Während in der Pandemie        Top-qualifizierte Pädagog*innen          verbringen. Das frustriert immens.
  stets über die schwierigen Zu-
  stände in den Schulen berichtet
  wurde, waren Beschäftigte in den         Elementarpädagogik in Österreich
  Kindergärten und Horten kein
  Thema. Fehlen weiterhin die An-          Begriffserklärung
  erkennung und Wertschätzung              Elementarpädagogische Einrichtungen umfassen alle institutionellen
  für diese Berufsgruppe, wird es          Formen der Bildung und Betreuung von Kindern bis zum Schuleintritt.
  schwer sein, engagierte Fachkräf-        Dazu gehören Kindergärten, Kindergruppen, Tagesmütter etc.
  te zu halten und neue für diesen
  Beruf zu begeistern.                     Zuständigkeit
                                           Die Bundesländer sind in Österreich laut Verfassung für die rechtli-
  r Zeit für die Kinder                    chen Vorgaben im elementaren Bildungssektor zuständig und legen
  Die gesamtgesellschaf tlichen            die Qualitätskriterien fest. Sie zahlen Zuschüsse pro Kind – je nach
  Anforderungen an die Kinder-             Bundesland, Alter der Kinder und Förderzweck unterschiedlich. Die
  gärten und Horte steigen. Viele          tatsächliche Bereitstellung und der Betrieb der Einrichtung sind in der
  Erziehungsaufgaben, die früher           Verantwortung der Gemeinden. Diese können dieser Aufgabe selbst
  von den Eltern geleistet wurden,         nachkommen, oder sie an private Träger wie z. B. an die Kinderfreunde
  werden heute in die Kindergär-           auslagern.
  ten „ausgelagert“. Wurden früher
  Konf likte, Probleme, Missver-           Ausbildung
  ständnisse etc. zwischen Eltern          Wien gilt in Österreich als Best-Practice-Bundesland, wenn es um die
  und Pädagog*innen persönlich             Ausbildungsmöglichkeiten in der elementaren Bildung geht. Mehr
  besprochen, werden heute zig E-          Infos dazu finden Sie auf Seite 23.
  Mails verschickt. Aus Angst vor
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
8       Politik & Gewerkschaft                                                                                             teamwork 01/2022

                                         Thema

                                                 „Wir touren durch die MA 10!“
                                                 Was die younion – HG 1 unternimmt, um die Situation in den Kinder-
                                                 gärten und Horten der Stadt Wien zu verbessern, berichten Margit
                                                 Pollak und Julia Fichtl.

                                                 Wie sieht die Personal­situation in   von Ernährungssonden, Verabrei-              tagtäglich vor Ort in der ­P raxis
                                                 den Kindergärten und Horten der       chen von Medikamenten etc. Das               tätig sind, nachweislich ­eine Stim-
                                                 Stadt Wien aus?                       darf nicht an unsere Kolleg*innen            me geben – ganz egal wie groß
                                                 Pollak: Wir brauchen dringend         delegiert werden.                            oder klein ihr Anliegen ist.
                                                 Personal, das es aber im Moment
                                                 nicht gibt. Daher müssen wir bei
BILD: © PETRA SPIOLA/HG 1

                                                                                       Was macht die Gewerkschaft nun               Was passiert mit den Anliegen?
                                                 der Ausbildung ansetzen. Jedes        konkret?                                     Pollak: Wir werden die gesammel-
                                                 Bundesland muss die Möglichkeit       Fichtl: Unter dem Motto „MA 10               te schriftliche Dokumenta­tion dort
                                                 haben, qualitätsvoll a
                                                                      ­ uszubilden!    on Tour. Jetzt geht’s um Sie!“               hintragen, wo sie erfolgreich ver-
                                                 Der Bund ist aufgefordert, ver-       ­starten wir im März eine Tour               handelt werden kann. Für uns ist es
                            Margit Pollak        nünftige Rahmenbedingungen             durch alle Standorte der MA 10,             keine Op­tion, die unverzichtbaren
                            Vorsitzender-        zu schaffen. Er kann sich gerne        um die Forderungen und Anliegen             Bediensteten der elementarpäda­
                            Stellvertreterin     Tipps aus Wien holen, wo Er-           der Kolleg*innen aufzunehmen.               gogischen Einrichtungen und Hor-
                            Hauptgruppe 1        wachsenenbildung im elementar­         Wir wollen allen Personen, die              te im Stich zu lassen!
                                                 pädagogischen Bereich längst er-
                                                 folgreich umgesetzt wird.

                                                                                             T E R S T R EC H T!
                                                 Was nervt die Kolleg*innen in der
                                                 MA 10 ganz besonders?                  JETZ
                                                                                         STARK DURCHHALT!
                                                 Fichtl: Das Gefühl, nicht gehört
                                                 und wertgeschätzt zu werden.
BILD: © PETRA SPIOLA/HG 1

                                                                                          ZUSAMMEN
                                                 Das ständige Einspringen müssen
                                                 aufgrund von Personalmangel
                                                 und die Tatsache, zu wenig Zeit
                                                 mit den Kindern verbringen zu            Liebe Kolleg*innen,
                            Julia Fichtl         können, weil die Bürokratie für
                            Referentin für       Pädagog*innen einfach überbor-           wie in unserem Schreiben vom 24. Jänner 2022
                            Dienstrecht          dend ist.                                angekündigt, werden wir, als younion _ Die
                                                                                          Daseinsgewerkschaft – Hauptgruppe 1, ab Anfang
                                                                                          März mit den Besuchen der Kindergarten- und
                                                 Welche Maßnahmen müssen in               Hortstandorte der MA10 beginnen.
                                                 Wien rasch umgesetzt werden,
                                                                                          Bei unseren Besuchen haben Sie die Möglichkeit, die
                                                 um die Situation zu verbessern?
                                                                                          uns bereits bekannten Forderungen an die MA 10 zu unterstützen
                                                 Pollak: Administrative Unterstüt­        sowie Ihre individuellen Anliegen und Forderungen schriftlich
                                                 zung der Leiter*innen durch Ver­         zu dokumentieren.
                                                 waltungspersonal, Ausbau der
                                                 Ausbildung und dadurch ver-              Wir werden diese zusammenfassen, ein Forderungspaket erarbei-
                                                                                          ten und dieses Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr sowie der
                                                 mehrter Einsatz von Assistenz­           Dienststellenleitung der MA 10 Mag.a Daniela Cochlar zu weiteren
                                                 pädagog*innen und Einstellung            Verhandlungen übergeben.
                                                 von Reinigungskräften für Kin-
                                                 dergarten- und Hortstandorte,            Mit dieser Aktion werden wir Ihnen nachweislich eine Stimme ge-
                                                                                          ben, denn nur Sie wissen, wo der Schuh drückt, wo Änderungen
                                                 um Assistent*innen unterstüt-            notwendig sind und wo sofortiger Handlungsbedarf besteht.
                                                 zend in den Gruppen einsetzen
                                                 zu können. In heilpädagogischen          „Jetzt erst recht“ – denn nur durch Ihre Unterstützung können wir
                                                 Gruppen braucht es dringend              gemeinsam etwas bewegen und als younion _ Die Daseinsgewerk-
                                                                                          schaft weitere Verbesserungen in den elementaren Bildungseinrich-
                                                 medizinisches Fachpersonal,              tungen und Horten erzielen.
                                                 ­welches medizinische Maßnah-
                                                  men an schwer ­behinderten Kin-         Ihre Hauptgruppe 1
                                                 dern vornimmt, z. B. das Setzen                                                                                     www.hg1.at
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                      9
                                                                                                          Thema

„Niemand zwingt Private, einen
Kindergarten zu eröffnen!“
teamwork: Wie gut ist Wien mit         auf k
                                           ­ ontinuierliche Weiterbildung
elementarpädagogischen                 und hohe Qualitätsstandards ge-
­Einrichtungen versorgt?               achtet.
 Manfred Obermüller: Sehr gut.
 Bei den 3- bis 6-Jährigen liegt die   Werden private Betreiber*innen
 Versorgungsquote bei 100 Pro-         in Wien zu großzügig gefördert?
 zent. Bei den bis 3-Jährigen wird     Wien gibt 1 Prozent des BIP für
 kontinuierlich ausgebaut. Die         Bildung aus, doch so manchen
 Versorgungsquote liegt bei rund       privaten Betreiber*innen sind
 44 Prozent. Im Bundesländerver-       die Förderungen noch immer zu
 gleich sind wir top.                  wenig. Christian Meidlinger und
                                       ich vertreten den Standpunkt:
Wie viele öffentliche und wie          Niemand zwingt Private, einen
­viele private Kindergärten gibt es    Kindergarten zu eröffnen! Kin-
 in Wien?                              dergärten dürfen nicht wie kom-
 Es gibt 2.827 Kindergärten, da-       merzielle Unternehmen geführt
 von sind rund 70 Prozent privat       werden, die möglichst viel Geld
 betrieben, 30 Prozent sind in         abwerfen, indem bei den Löh-
 öffentlicher Hand. Die younion        nen oder bei der Qualität gespart
 sieht das kritisch. Die Versorgung    wird. In den Kindergärten geht es
 mit elementarpädagogischen Ein-       um die Zukunft unserer Kinder!
 richtungen sollte, wie es sich am     Hier muss die Gemeinwohlorien-
 großen Jammern gerade zeigt,          tierung im Vordergrund stehen.
 nicht mehrheitlich an Private
 übertragen werden. Das ist der        Fordern die Vertreter*innen von
 falsche Weg, Kinderbildung ist        privaten und städtischen Kinder-
 eine Aufgabe der öffentlichen         gärten dasselbe von der Bundes-
 Hand, der Kommunen!                   politik?
                                       Im Grund ja. Alle Beschäftigten
 Warum ist das so? Sind öffent­        in diesem Bereich sind unglaub-
                                       lich wütend. Sie werden seit
                                                                                                                          BILD: © GREGOR HOFBAUER/HG1

 liche Kindergärten zu teuer?
 Das ist schwer zu sagen, weil die     Jahren von der Bundesregierung
 Leistungen nicht 1:1 vergleich­       ­ignoriert.
 bar sind. Ebenso trägt die Stadt
 Wien alle Overheadkosten, auch        In welchen Bereichen fehlt das
 die der Privaten. Sie sind in         Geld ganz besonders?
 Summe teurer, weil zusätzliche        Im Bereich der Ausbildung! Als
 Bildungsangebote – wie z. B.          Sofortmaßnahme fordern wir
 Swing (Englisch im Kindergar-         daher in jedem Bundesland die
 ten), M
       ­ ontessori, Mini-Math oder     Errichtung einer zusätzlichen        ihrer Region Arbeit finden und
 sensorische Integration – für alle    Ausbildungseinrichtung. Nur,         müssten nicht mehr pendeln. Das
 Kinder ­kostenlos angeboten wer-      wenn wir ausreichend Personal        hätte einen großen Umwelteffekt
den. Bei den Privaten sind diese       zur Verfügung haben, können          und auch positive Auswirkungen
Angebote sehr oft mit Mehr­            wir die Gruppengrößen sukzes-        auf die regionale Bauwirtschaft,
kosten für die Eltern verbunden.       sive verkleinern, im optimalen       weil ja auch mehr Raum benötigt
­Öffentliche haben einen besseren      Fall halbieren. Damit würden         wird. Das Ganze geht natürlich
 Erwachsenen-Kind-Betreuungs-          wir das Potential unserer Kinder     nur schrittweise.
 schlüssel als Private und es wird     freilegen und so könnten tausen-
 in den städtischen Einrichtungen      de Beschäftigte in Österreich in     chefredakteurin@fsg-hg1.at
Solidarität mit der Ukraine - Hauptgruppe
10     Politik & Gewerkschaft                                                                                                                 teamwork 01/2022

       Interview

               „Wir brauchen möglichst
               alle an Bord!“
               Warum für das Erreichen der Klimaziele Vertrauen und positive E
                                                                             ­ motionen
               entscheidend sein werden, erklärt Dipl.-Ing. Andreas Januskovecz,
               ­Bereichsleiter für Klimaangelegenheiten, im teamwork-Interview.

                                                                                                                              Wien. Es geht uns dabei um Wis-
                                                                                                                              senstransfer, Vernetzung und
                                                                                                                              ­Synergien. Wir wollen in den vie-
                                                                                                                               len klimarelevanten Themen und
                                                                                                                               Maßnahmen den Überblick be-
                                                                                                                               halten, Impulse setzen und Dreh-
                                                                                                                               scheibe sowie Servicestelle für
                                                                                                                               die Dienststellen der Stadt sein.

                                                                                                                              Was ist dabei die größte Heraus-
                                                                                                                              forderung?
                                                                                                                              Die richtige Flughöhe zu erwi-
                                                                                                                              schen. Wenn wir in alle Themen
                                                                                        BILD: © MICHAELA BRUCKBERGER / HG 1

                                                                                                                              tief eintauchen und so tun, als
                                                                                                                              könnten wir überall mit den
                                                                                                                              Expert*innen auf Augenhöhe
                                                                                                                              diskutieren, dann werden wir
                                                                                                                              scheitern. Unser Ziel muss sein,
                                                                                                                              Fachthemen kommunizieren und
                                                                                                                              Vorschläge unterstützen zu kön-
                                                                                                                              nen. Die Kunst wird sein, über
               teamwork: Was sind deine vor-        J­ ürgen Czernohorszky, den bei­                                          alle Aktivitäten und Themen ei-
               rangigen Aufgaben als „Klima­         den Programmauf traggebern                                               ne Klammer zu bilden und den
               direktor“?                            MD-Stv. Wolfgang Müller und                                              Kontakt zu den jeweiligen Exper-
               Andreas Januskovecz: Ich bin laut     Baudirektor Bernhard Jarolim,                                            tinnen und Experten innerhalb
               Erlass für die Gesamtsteuerung        sowie mit den Dienststellen, Un-                                         und außerhalb des Magistrats zu
               der Agenden des Klimaschutzes,        ternehmungen und Unternehmen                                             ­halten.
               der Klimaanpassung und der            der Stadt Wien, mit nationalen
               Kreislaufwirtschaft im Magistrat      und internationalen Expertinnen                                          Wie bist du in den ersten Wochen
               zuständig. Die Basis meiner Ar-       und Experten aus Wissenschaft                                            an die neue Aufgabe herange-
               beit bilden die Smart City Wien       und Forschung.                                                           gangen?
               Strategie und der Wiener Klima-                                                                                Ich stelle gerade ein Team zusam-
               Fahrplan. Unsere wichtigste Auf-     Was heißt das nun konkret?                                                men, das fachlich die wesentli-
               gabe ist es, sicherzustellen, dass   Um die Klimaziele zu erreichen,                                           chen Handlungsfelder des Klima­
               der Wiener Klima-Fahrplan ein-       müssen wir alle wesentlichen                                              fahrplans abdeckt. Ich selbst
               gehalten wird – in engem Aus-        Player ins Boot holen. Nur ge-                                            toure aktuell durch den Magistrat
               tausch mit unserem ­K limastadtrat   meinsam werden wir die größt-                                             und die städtischen Unternehmen
                                                    mögliche Wirkung im Klima-                                                und führe Gespräche, um Vertrau-
                                                    schutz erzielen. Wir koordinieren                                         en aufzubauen. Vertrauen ist die
     „Maßnahmen machen nur dann                     und strukturieren einen perma-                                            Basis für diese Herkulesauf­gabe!
                                                    nenten Informationsaustausch                                              Nur dann werden wir weiter-
      einen Sinn, wenn sie realistisch              mit wichtigen Stakeholder*innen                                           kommen. Fakt ist: Wir brauchen
                    umsetzbar sind.“                im Einf lussbereich der Stadt                                             möglichst alle an Bord! Natürlich
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                                      11
                                                                                                      Interview

                                                                                                                           BILD: © MICHAELA BRUCKBERGER / HG 1
sind wissenschaftliche Daten und       verwaltung muss die Vorreiterin      Ängsten entgegenzuwirken. Wir
Fakten wichtig. Aber wenn wir          in dem Thema sein. Das bedeutet,     werden die Menschen nur mit-
die Mitarbeiter*innen und Füh-         dass wir den Klimaschutz noch        nehmen können, wenn wir sie po-
rungskräfte mitnehmen wollen,          stärker als bisher in den Ausbil-    sitiv motivieren. Wenn wir ihnen
dann müssen wir auch mit Emo­          dungsschienen der Stadt Wien         den ganzen Tag sagen, auf was
tionen und Bildern arbeiten. Es ist    verankern werden.                    sie verzichten müssen, dann wer-
nicht wichtig, wie v­ iele Festmeter                                        den wir sie verlieren. Wir bewe-
wir in einem Wald durchforsten;        Gehört auch die Bewusstseins­        gen uns auf einem sehr schmalen
es geht um die F­ rage, ob sich das    bildung der Bevölkerung in dein      Grat. Auf der einen Seite müssen
Eichkätzchen am Baum wohlfühlt.        Aufgabengebiet?                      wir die Themen emotional positiv
                                       Ja. Die Bewusstseinsbildung zum      verkaufen und auf der anderen
Hast du ein Weisungsrecht?             Thema Klimaschutz und Kreis-         Seite sagen, wo wir mehr Engage-
Es ist ein starker Erlass und er       laufwirtschaft wird entscheidend     ment benötigen. Hier braucht es
geht sogar über den Magistrat          sein. Sie beginnt bereits im Kin-    sehr viel Geschick.
hinaus – in alle Unternehmun-          dergarten. Bestes Beispiel ist die
gen und Unternehmen der Stadt          Mülltrennung. Vor dreißig Jahren     Gerade Boulevardmedien spielen
Wien. Ich sage aber gleich dazu:       hat man den kleinen Kindern bei-     genau mit diesen Ängsten …
In dem Moment, in dem ich das          gebracht, dass Plastik und Papier    Das ist richtig. Die mediale Pola-
erste Mal den Erlass auf den Tisch     zu trennen sind. Dann sind sie       risierung stört. Beim Klimaschutz
legen muss, habe ich verloren.         nach Hause gegangen und h   ­ aben   gibt es nicht Null und Hundert.
                                       gesagt: „Mama, das darfst du
Die Mitarbeiter*innen der Stadt        nicht ins gleiche Küberl geben.“
Wien sind beim Klimaschutz wohl
auch wichtige Stakeholder?             Klimaschutzmaßnahmen sind
Sehr sogar! Sie sind Multi­p li­       ­immer mit großen Ängsten ver-        „Nur gemeinsam werden wir die
ka­­t or*innen und Wissens­t rä­        bunden. Wie werdet ihr damit
ger*innen. Jeder und jede spi­elt       umgehen?
                                                                             größtmögliche Wirkung im
eine wichtige Rolle. Die Stadt­         Unser Ziel muss sein, diesen        ­Klimaschutz erzielen.“
12   Politik & Gewerkschaft                                                                                      teamwork 01/2022

     Interview

             So nach dem Motto: Wir machen
             alles oder gar nichts. Wir werden
             Schritt für Schritt in die richtige
             Richtung gehen. Den ultimativen
             großen Masterplan gibt es nicht.

             Du bist Forstdirektor und nun zu-
             sätzlich noch Bereichsleiter für
             Klimaangelegenheiten. Warum
             bist du Abteilungsleiter der MA
             49 geblieben?
             Ich weiß, dass meine Doppelrolle
             nicht nur für mich, sondern auch
             für meine Mitarbeiter*innen ei-
             ne Herausforderung darstellt.
             Ich habe mich dennoch dafür
             entschieden, weil die Aufgaben

                                                                                                                                    BILD: © MICHAELA BRUCKBERGER / HG 1
             aus meiner Sicht Synergien bie-
             ten. Als Forstdirektor der Stadt
             Wien befasse ich mich tagtäglich
             mit wichtigen Aspekten des Kli-
             maschutzes. Ich kenne auch die
             Emotionen der Wiener*innen,
             wenn es um „ihren“ Wald und um
             „ihre“ Bäume geht – und ich woll-
             te meine eigenen Wurzeln nicht
             verlieren.
                                                   War das Klimaschutzprogramm               Bereich passiert oder auch nicht
             Wie groß ist die Bereichsleitung?     der Stadt Wien bislang zu wenig           passiert.
             Wo ist sie organisatorisch ange-      ambitioniert?
             siedelt?                              Die Stadt hat bereits viel erreicht.      Beim Klimaschutz gibt es immer
             Wir sind, inklusive mir, ein Team     Bislang war die Latte im Klima-           Bedenken in Bezug auf die Um-
             von neun Personen. Die Be-            schutz allerdings auf einer Höhe,         setzbarkeit von Maßnahmen in
             reichsleitung ist eine Stabsstelle    die wir gut überspringen konn-            sehr kurzer Zeit. Wie gehst du das
             in der MA 49. Das Büro wird in        ten. Jetzt haben wir jedoch Ziele         an?
             den ehemaligen Räumlichkeiten         vor uns, die enorm sind! Die Latte        Maßnahmen machen nur dann
             der Magistratsdirektion – Klima-      liegt sehr weit oben. Das ist eine        einen Sinn, wenn sie realistisch
             schutzkoordination (MD-KLI) im        große Veränderung.                        umsetzbar sind und zum Ziel füh-
             Rathaus eingerichtet.                                                           ren. Viele Kolleginnen und Kol-
                                                   Wird die Bereichsleitung auch             legen sagen: „Wir sind froh, dass
             Was passiert mit der MD-KLI?          Abteilungen Vorgaben machen,              du dort sitzt, weil wir wissen,
             Die MD-KLI wird nach der Pensio-      also lenkend eingreifen?                  dass du einen Hausverstand hast.
             nierung der Leiterin Mag.a DDr.in     Wir werden lenkende Maßnah-               Und wenn du mit uns etwas ent-
             Christine Fohler-Norek aufgelöst.     men für die Politik entwickeln.           wickelst, dann ist das realistisch
             Die Abteilung hat in den vergan-      Letztendlich ist jeder einzelne           durchführbar und nicht irgend-
             genen Jahren großartige Arbeit        Stadtrat und jede einzelne Stadt-         was Utopisches, Weltfremdes.“
             geleistet, auf der wir nun sehr gut   rätin dafür politisch verantwort-
             aufbauen können.                      lich, was in seinem bzw. ihrem            chefredakteurin@fsg-hg1.at

                                                       Dipl.-Ing. Andreas Januskovecz
                                                       studierte Forst- und Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur.
„Wir wollen sicherstellen, dass der                    1990 beginnt er seine Tätigkeit in der MA 49 – Forst- und Landwirt-
           Wiener Klima-Fahrplan                       schaftsbetrieb. 2001 wird er Forstdirektor. Seit Oktober 2021 ist er auch
                                                       Bereichsleiter für Klimaangelegenheiten.
                eingehalten wird.“
Politik & Gewerkschaft
                                                                                                             13
                                                                                         Meinung

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         Home-Office-Quasimodo

Z
       wei Jahre Corona, zwei Jahre fast                       lang. Ich fühle mich mittlerweile eins mit
       durchgehend Home-Office. Was hat                        der weichen Couch, bin müde, fühle mich
       das mit mir gemacht? Was zunächst                       antriebslos und isoliert.
leiwand ausgeschaut hat, ist mit der Dauer
der Pandemie eine mittlere Katastrophe.                           Ein Online-Meeting folgt dem nächs-
Ich bin ganz und gar nicht „Home-Office-                       ten. Dauerbeschallung. Hin und wieder
begabt“. Das hat mehrere Gründe. Unse-                         spinnt das Internet oder das Webex-Pro-
re Wohnung ist für das Arbeiten von zu                         gramm oder beides. Und das ist dann
Hause aus einfach zu klein. Mein Schreib-                      super­nervig. Ich bin mittlerweile stolzer
tisch wurde von den anderen                                                 Zeitoptimierer, checke wäh-
Home-Office-Nutzer*innen                   „Home-Office                     rend Online-Sitzungen sogar
okkupiert, und ich muss-                                                    E-Mails. Totales Multitasking!
te meinen Arbeitsplatz ins
                                        macht mich traurig,                 Denn ich will doch dem Chef
Wohnzimmer verlegen – auf                 fett, antriebslos                 ­beweisen, dass ich im Home-
unsere weiche Wohnzim-                                                       Office genauso f leißig bin.
mercouch mit dem niedrigen                  und einsam.“                     Mein Wohnzimmerbüro hat
Couchtisch. Was zunächst                                                     dementsprechend großzügige
chillig ausgeschaut hat, hat sich als schmerzhaftes  Öffnungszeiten, täglich zwölf Stunden. Das Dienst-
Unterfangen entpuppt. Ich sitze mittlerweile da, wie handy: immer eingeschaltet. Erholungszeiten? Fehl-
der ­Glöckner von N
                  ­ otre-Dame, der Quasimodo, und    anzeige. Was mir sehr fehlt, sind meine lieben Kol-
starre in ­meinen kleinen Laptop. Nein, ich blinz-   leginnen und Kollegen in „echt“. Der digitale Modus
le nur noch. Nach ­Monaten „Wohnzimmer-Büro“         lässt den Teamspirit erodieren.
sind mein Nacken und Schulterbereich eine einzige
durchgehende Verspannung.                               Mein Fazit: Home-Office macht mich traurig, fett,
                                                     antriebslos und einsam. Für mich ist das weniger ein
   Und: Zugenommen habe ich auch. Vom Wasch-         „Geschenk“, sondern mittlerweile ein echtes Prob-
brettbauch bin ich meilenweit entfernt. Sexy ist     lem. Für Leute wie mich bietet die Arbeits­medizin
das nicht. Aber zu wundern brauch ich mich auch      der Stadt Wien eine umfangreiche Beratung an –
nicht. Bewege ich mich doch fast ausschließlich in-  und jede Menge Kurse. Denn wenn Home-Office,
nerhalb der Wohnung. Da kommen keine Kilometer       dann ab sofort richtig! Gesundheit geht vor.
zusammen. Das Fitnesscenter habe ich aufgrund der
Ansteckungsgefahr gestrichen. Und wenn mir das
Wetter nicht taugt, dann fallen mir mindestens drei
gute Gründe ein, nicht hinauszugehen. Stattdessen
lümmle ich dann auf meiner Couch herum. Stunden-
14   Hauptgruppe 1                                                                                     teamwork 01/2022

     Dienststellen

                                                                                                                            BILD: © SYMBOLFOTO SHUTTERSTOCK/CHOKCHAI POOMICHAIYA
             Impfpflicht – Herkulesaufgabe
             für die Verwaltung
             Warum die holprige Einführung in drei Phasen nur die Spitze des Eisbergs
             ist und kaum jemand die Folgen der Umsetzung inklusive des daraus
             ­resultierenden Mehraufwands für die Verwaltung sieht.

             V
                    iele Menschen haben sich      mie vorbereiten. Die Pandemie        Impfpflicht bei der vorherrschen-
                    gefragt, ob die im vergan-    ­w urde bereits einmal vorschnell    den Omikron-Variante „nicht ver-
                    genen Herbst angekün­          für beendet erklärt – ein Fehler,   hältnismäßig“ sei. Gleichzeitig
             digte und seither heiß diskutierte    der nicht wiederholt werden darf.   warnt ein Bericht einer Fachleu-
             Impfpflicht wohl realisiert wird,     ­Daher halte ich am ursprüngli-     tekommission vor einer neuen
             bevor Bundesminister M­ ückstein –     chen Zeitplan fest.“               Welle im Herbst. Logik sieht frei-
             trotz des Widerstands einiger                                             lich anders aus. In drei Monaten
             Landeshauptleute – verkündete:          Kaum ausgesprochen ist der        soll neu entschieden werden. Laut
             „Das Impfpflichtgesetz, das durch    aktuelle Gesundheitsminister zu-     Stufenplan der Regierung hätten
             einen breiten gesellschaftlichen     rückgetreten und wurde durch         Ungeimpfte ab dem 15. März ge-
             und politischen Konsens ent-         den Vorarlberger Johannes Rauch      straft werden sollen, indem die
             standen ist, soll uns als Gesell-    ersetzt. Dieser setzte die Impf-     Polizei im Rahmen ihrer Kontrol-
             schaft bestmöglich auf etwaige       pflicht nach Beschluss des Minis-    len den Impfnachweis überprüft
             kommende Wellen der Pande-           terrates gleich einmal aus, da die   und einen Verstoß anzeigt. In der
Hauptgruppe 1
                                                                                                                                                                      15
                                                                                                Dienststellen

nächsten Phase sollten m  ­ ittels
automationsunter­stützten Daten-
abgleich alle Ungeimpften grund-
sätzlich ausgeforscht werden.

                                                                                                              BILD: © SYMBOLFOTO SHUTTERSTOCK/STOCK-ASSO
Viele Unklarheiten
Unabhängig von den ambivalen-
ten Entscheidungen der Bundes-
regierung muss sich die Stadt
Wien jedoch intensiv darauf
vorbereiten, das Impfpflichtge-
setz ab dem Tag X zu vollziehen.
Wer dann gegen die gesetzlich
normierte Impfpflicht verstößt,
begeht ­eine Verwaltungsübertre-
tung. Die entsprechenden Ver-
waltungsstrafverfahren führen        Volksbegehren seit Beginn der          technische Einschulung in rela-
in Wien die Magistratischen Be-      Pandemie, immer wieder zu Per-         tiv kurzer Zeit. Ganz besonders
zirksämter durch. Diese erhebli-     sonalproblemen gekommen. Aber          solange nicht klar ist, wann mit
che Mehrbelastung wird mit dem       spätestens seit der Ausdehnung         den ersten Anzeigen zu rechnen
derzeitigen Personalstand jedoch     des Parkpickerls auf nahezu ganz       sein wird.

                                                                                                                                                                                BILD: © PETRA SPIOLA/HG 1
unmöglich durchzuführen sein.        Wien und der Tatsache, dass im-
Denn im „worst case“ wird eine       mer mehr zufluchtsuchende Men-         Zusatzaufwand enorm
Flut von bis zu 300.000 Anzeigen     schen aus der ­k riegsgebeutel­ten     Was man keinesfalls außer Acht
erwartet – und das pro Quartal!      U k r a i n e au c h n a c h W i e n   lassen darf: Bei der Durchführung
                                     ­kommen, die bei den Bezirksäm-        dieser Verwaltungsstrafverfahren                                               Maria Rotter
   Wie viele andere Bereiche im       tern einen Wohnsitz anmelden          ist mit sehr vielen Einsprüchen                                                DA – Vorsitzende
Magistrat haben auch die Bezirks-     müssen ist die Belastungsgrenze       bzw. Beschwerden zu rechnen,                                                   Verwaltungsgericht
ämter seit Beginn der Pandemie        endgültig erreicht.                   da die Strafbeträge zwischen 600                                               Wien
ihre Türen für die Bürger*innen                                             bzw. 3.600 Euro sehr hoch ange-
der Stadt durchgehend offenge-          Die Referate, in denen Verwal-      setzt wurden. Diese Beschwerden
halten. Unter schwierigsten Be-      tungsstrafverfahren abgewickelt        müssen neben den auch sonst an-
dingungen ist es gelungen, die       werden, sind ganz besonders            fallenden Angelegenheiten vom
Anliegen der Kund*innen in al-       stark belastet. Einerseits durch       Verwaltungsgericht Wien bearbei­
len Bereichen zufriedenstellend      die nahezu wöchentlich stattfin-       tet werden, zusätzlich zu den Ver-
zu bewältigen. Viele Serviceleis­    denden Demonstrationen gegen           fahren aufgrund der Verletzung
tungen, wie etwa das Ausstellen      die COVID-19-Maßnahmen der             der Maskenpflicht oder in Sachen                                                                    BILD: © PETRA SPIOLA/HG 1

von Reisedokumenten oder Park-       Bundesregierung bzw. gegen die         Entschädigungszahlungen an Ar-
pickerl für Bewohner*innen, die      Einführung der COVID-19-Impf-          beitgeber oder aufgrund von Be-
Abwicklung von Meldeverfahren,       pflicht, die zu tausenden Anzeigen     schwerden gegen Absonderungs-
Gewerbeanmeldungen oder die          führten. Und andererseits durch        bescheide. Bereits jetzt haben die                                             Kurt
Durchführung von Betriebsanla-       eine Anzeigenflut nach dem Bun-        „Corona-Verfahren“ den Arbeits-                                                Mrzena-Merdinger
genverhandlungen wurden im per-      desstraßenmautgesetz aufgrund          anfall beim ohnedies überlasteten                                              Leitender Referent
sönlichen Kontakt weitergeführt.     häufiger Schwerpunktkontrollen         Verwaltungsgericht Wien in neue                                                für Sozialpolitik
                                     der Polizei auf den A­ utobahnen.      Höhen schnellen lassen. Ohne
Belastungsgrenze erreicht               Rasches Handeln aller Ent-          rasche und massive Aufstockung
Trotz aller Schutzmaßnahmen ist      scheidungsträger war notwendig,        von Personal und Sachmitteln
es natürlich auch in den Magistra­   um das Personal massiv aufzu­          werden die Mitarbeiter*innen
tischen Bezirksämtern durch Er-      stocken. Doch mit der – temporär       des Verwaltungsgerichts Wien
krankungen, durch gesundheit-        befristeten – Aufnahme neuer           auch mit äußerstem persönlichen
lich notwendige Freistellungen       Kolleg*innen ist es ja nicht ge-       Einsatz auf keinen Fall in der­­Lage
oder die Erledigung zusätzlicher     tan. Nicht nur die ­Unterbringung      sein, alles in vertretbarer Zeit und
Aufgaben, wie beispielsweise         der etwa hundert neuen Mit­            mit der erforderlichen Qualität zu
die Beglaubigung einer enorm         arbeiter*innen stellt die Verant-      erle­digen!
­hohen Zahl an Unterstützungs­       wortlichen vor große Herausfor-
 erklärungen und die anschließen-    derungen, sondern auch deren           maria.rotter@vgw.wien.gv.at
 de Durchführung von zwölf (!)       rechtliche, organisatorische und       kurt.mrzena-merdinger@wien.gv.at
16        Hauptgruppe 1                                                                                                  teamwork 01/2022

                                        Bedienstetengesetz

                                                   EU-Lohntransparenzrichtlinie:
                                                   Wien als Vorbild
                                                   Vertreter*innen des Europäischen Parlaments interessierten sich für das
                                                   neue Wiener Bedienstetengesetz – ein riesiges Kompliment für die Stadt
                                                   Wien und die younion.

                                                   I
                                                      m März 2021 hat die Europäi­
                                                      sche Kommission einen Vor-
                                                      schlag zur Lohntransparenz
                                                   vorgelegt. Er soll sicherstellen,
                                                   dass Frauen und Männer EU-
BILD: © PETRA SPIOLA/HG 1

                                                   weit gleiches Entgelt bei gleicher
                                                   Arbeit erhalten. Damit soll der
                                                   Grundsatz des gleichen Entgelts
                                                   von Arbeitnehmer*innen in der

                                                                                                                                                                             BILD: © SYMBOLFOTO SHUTTERSTOCK/CALYPSOART
                            Angelika Schleinzer    EU besser durchgesetzt werden
                            Vorsitzende DA 102 –   können und Arbeitnehmer*innen-
                            Personal               Vertretungen gestärkt werden.

                                                   Objektive Kriterien für alle
                                                   Stellen
                                                     „Der Europäische Gewerkschafts-
                                                     bund hat jahrelang auf die Lohn-
                                                     transparenzrichtlinie gedrängt –
                                                     gegen massiven Widerstand der
                                                     Arbeitgeber verbände“, betont
                                                     Thomas Kattnig, der die y­ ounion
                                                     auf europäischer ­E bene vertritt.
                                                     „Jetzt startet endlich der Gesetz­          päischen Parlaments (wir gratu-       lien, sind Adaptierungen im Ein-
                                                     werdungsprozess, ein ­            g roßer   lieren an dieser Stelle herzlich),     reihungsplan möglich.
                                                     Er­folg der ­Gewerkschaf ­ten.“ Da-         sowie des Europäischen Gewerk-            „Wir wussten, dass die Stadt
                                                   für interessierten sich auch Ver­             schaftsbunds (EGB) – genau             Wien ein modernes Besoldungs-
                                                   treter*innen des EU-Parlaments,               er­­klärt bekommen. Ein derart         system entwickelt hat, das für
                                                   speziell für den neuen Einrei-                promi­nentes Interesse für einen       rund 65.000 Mitarbeiter*innen
                                                   hungsplan der Stadt Wien als                  dienst- und be­soldungsrechtli­chen    in vielen verschiedenen ­Berufen
                                                   „ B e s t- P r ac t ic e - Mo de l l“. D ie   Meilenstein der Wiener Stadtver-       gilt“, erzählt Evelyn Regner. „Was
                                                   Grundsätze der analy tischen                  waltung ist ein gewaltiges Kom-        der Stadt Wien und der Gewerk-
                                                   Funktionsbewertung und ­welche                pliment.                               schaft younion gelungen ist, wün-
                                                   Met hoden da f ü r ver wendet                                                        schen wir uns für alle europä­i­
                                                   ­w urden, wollten Vertreter*innen             Wien macht’s vor                      schen Arbeitnehmer*innen – ein
                                                    aus Brüssel – Abgeordnete des                 Wie gelingt die sachlich richtige    faires, transparentes und diskri­
                                                    ­Europäischen Parlaments, u. a.               und nachvollziehbare B­ ewertung     mi­n ierungsfreies neues Be­s ol­
                                                     Mag.a Evelyn Regner, frisch ge-              von Stellen? Wesentlich ist die      dungs­system, und zwar unab­
                                                   kürte ­V izepräsidentin des Euro-             ­Zuordnung nach ­e inheitlichen,      hängig vom Geschlecht der
                                                                                                  objektiven Kriterien und Metho­      A r­b eit neh mer*i n nen“, mei nt
                                                                                                  den. So ist größtmögliche Diskri-    ­R egner. „Besonders gratulieren
                                 Faire und diskriminierungsfreie                                  minierungsfreiheit gegeben und        möchte ich Wien für die vorbild-
                                                                                                  die Relation zu anderen Stellen       lich gelebte Sozialpartnerschaft.“
                            ­Besoldungssysteme – die Stadt Wien                                   gewahrt. Entstehen neue Berufe
                             und younion zeigen vor, wie es geht.                                 oder verändern sich Berufsfami­      angelika.schleinzer@younion.at
Hauptgruppe 1
                                                                                                                          17
                                                                                                  Dienststellen

Wien stärkt die
Präventionsarbeit
Die Helfer Wiens wurden als offizielle Präventionseinrichtung der
Stadt Wien mit 1. Jänner 2022 in die Stadt Wien – Feuerwehr und
Katastrophenschutz eingegliedert.

W
         enn es um Sicherheit        Beratungs- und Schauraum mit
         geht, spielt die Präven-    insgesamt vier Erlebnisstationen.
         tion eine sehr wichtige     Die Feuerwehr-, Rettungs- und
Rolle. Gut aufbereitete Informa-     Polizeistation zieren lebensgro-
tionen sind die Basis und sollen     ße Puppen in Uniformen, Fotos
dafür sorgen, dass im Idealfall      ­z eigen die anspruchsvolle, mit­
erst gar nichts passiert. Aber        unter gefährliche Arbeit. Hier
auch, damit im Fall des Falles, in    können auch spezielle Ausrüs-
Notfällen bis zum Eintreffen der      tungsgegenstände der Einsatz­
Einsatzorganisationen, richtig ge-    organisationen nicht nur in Au-
handelt wird. Denn Erstmaßnah-        genschein genommen, sondern
men können lebensrettend sein.        sogar berührt werden.

                                                                                                                               BILD: © DIE HELFER WIENS
   „Die Helfer Wiens“ haben sich     Hilfreiche Synergien
im Lauf der Jahre als Anlauf-        Bisher als Verein geführt, war
stelle für alle Fragen rund um       das kleine engagierte Team oft
das Thema Prävention etabliert,      mit zeitintensiver Verwaltungs-
für die Bevölkerung und für die      tätigkeit beschäftigt. „Als De-
Stadt Wien. Sie bieten umfas-        zernat bei der Berufsfeuerwehr
sende Sicherheitsinformationen       Wien haben ‚Die Helfer Wiens‘          kümmern zu können. Wir planen
aus einer Hand, gestützt auf die     nun wesentlich bessere Möglich-        nun die Brandschutzerziehung in
Kompetenz vieler Einsatz- und        keiten, die Präventionsarbeit und      den Bildungseinrichtungen aus-
Partnerorganisationen wie Feu-       die Vernetzung der Blaulicht- und      zubauen mit Projekten wie ‚Feu-
erwehr, Polizei, Rettung oder Ab-    Hilfsorganisationen sowie der          erwehr im Kindergarten‘, einer
teilungen der Stadt Wien. Sechs      städtischen Dienststellen umzu-        ‚SafetyTour‘ und den ‚Sicherheits-
Mitarbeiter*innen bieten persön-     setzen“, unterstreicht Dezernats-      pädagogischen Tagen‘.“
liche Beratung an, organisieren      leiter Wolfgang Kastel die Vorteile
kostenlose Schulungen und Si-        der Eingliederung. „Die Rahmen-          Nähere Informationen zum
cherheitsveranstaltungen. Allein     bedingungen einer großen Abtei-        kostenlosen Vortrags- und Ver-
im Jahr 2019, vor der Pandemie,      lung und die Unterstützung durch       anstaltungsangebot sowie alle
wurden rund 1.000 Aktivitäten        die Mitarbeiter*innen der MA 68        Kontaktmöglichkeiten finden Sie
angeboten.                           ermöglichen es den Kolleg*innen,       unter www.diehelferwiens.at.
                                     sich verstärkt um die eigentliche
Top ausgestattetes Sicher-           Aufgabe, die Präventionsarbeit,        dominik.zeidler@wien.gv.at
heitszentrum
Das Team der Helfer Wiens ist
weiterhin im Sicherheitszentrum
in der Hermanngasse unterge-             Im Wiener Sicherheitszentrum im 7. Bezirk,
bracht. Neben Schulungsräumen            Hermanngasse 24 wird allen interessierten Wiener*innen das ­richtige
stehen hier Büros, eine ­Garage          Verhalten bei großen und kleineren Notfällen im Alltag vermittelt.
für den Fuhrpark sowie ein ­Lager        Wissen, das im Idealfall dafür sorgt, dass erst gar nichts passiert.
                                         ­
für Informationsmaterial und             Persönliche Beratung: Montag bis Freitag von 9.00 bis 13.00 Uhr bzw.
notwendiges Equipment zur Ver-           nach telefonischer Vereinbarung unter 01-522 33 44.
fügung. Das Herzstück ist der
18       Hauptgruppe 1                                                                                        teamwork 01/2022

                                       Dienststellen

                                                   Wiens Unterwelt
                                                   unter Kontrolle
                                                   Die Abwasserprofis von Wien Kanal leisten einen wichtigen Beitrag
                                                   zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur in Wien – meist ungesehen,
                                                   da großteils unter Tag gearbeitet wird.

                                                   D
                                                           er reibungslose Abtrans-
                                                           port der Wiener Abwäs-
                                                           ser zur Hauptkläranlage
                                                   Simmering muss auch in Pan-
                                                   demiezeiten rund um die Uhr
BILD: © PETRA SPIOLA/HG 1

                                                   gewährleistet sein. Ein ganzes
                                                   Fußballteam ist dazu 365 Tage,
                                                   24 Stunden bei Wien Kanal im

                                                                                                                                                               BILD: © HELMUTH LASCHKE
                                                   Einsatz. Darüber hinaus sorgen
                            Helmuth Laschke        450 Kolleg*innen dafür, das Ka-
                            Vorsitzender           nalnetz funktionsfähig und sau-
                            DA 119 – Wien Kanal    ber zu halten. Täglich werden 15
                                                   bis 20 Tonnen abgelagertes Ma-
                                                   terial aus den Kanälen geräumt,
                                                   speziell nach dem Winter einge-         Besonders wichtig sind derzeit   die Verbreitung von Krankheiten
                                                   schwemmtes Streugut, um den          die Abwassermessungen in Zu-        erkennen können.
                                                   Abfluss zur Kläranlage zu garan-     sammenarbeit mit dem Institut
                                                   tieren. Unterstützt werden sie von   für Wassergüte und Ressourcen-      „CSI“ Abwasser
                                                   Robotern, die die Rohre auf Be-      management der Technischen          Das Projekt wurde mit dem Gol-
                                                   schädigungen untersuchen. Mehr       Universität Wien.                   denen Staffelholz der Stadt Wien
                                                   als 200 Kilometer haben die Wien                                         ausgezeichnet. Die Gruppe Che-
                                                   Kanal-Roboter allein im vergan-      Dem Virus auf der Spur              mie überwacht aber auch die ein-
                                                   genen Jahr im Abwasserlaby-          Zur Einschätzung des Infektions-    geleiteten Abwässer sämtlicher
                                                   rinth zurückgelegt. Kolleg*innen     geschehens in der Stadt werden      Firmen der Stadt auf Einhaltung
                                                   waren ergänzend auch noch 55         regelmäßig Zulaufproben der         der Grenzwerte.
                                                   Kilometer zu Fuß unterwegs, um       Kläranlage in Simmering und Ab-
                                                   den Zustand des unterirdischen       wasserproben aus bis zu 23 Mess-       Ebenfalls immer im Blickfeld:
                                                   Kanalnetzes zu prüfen.               stellen im Wiener Kanalsystem       das eigens für Wien Kanal ange-
                                                                                        untersucht. Die Menge des Erb-      passte Wettervorhersagesystem
                                                                                        guts im Abwasser korrespondiert     der ZAMG. Um bei starken Re-
                                                                                        mit der Anzahl der Ausscheider,     genfällen die Wassermassen auf
                                                                                        zu denen sowohl Erkrankte als       intelligentem Wege durch die
                                                                                        auch Genesene zählen, die sich      Kanalisation zu lotsen und Über-
                                Wiener Kanal-Infrastruktur in Zahlen                    über einen Zeitraum von zwei bis    schwemmungen vorzubeugen,
                                                                                        vier Wochen nachweisen lassen.      kann per Mausklick auf Rege-
                                ¾ 99,8 Prozent aller Haushalte in Wien sind an das      Mit den gewonnenen Messergeb-       nereignisse reagiert werden. Da-
                                  städtische Kanal­netz ­angeschlossen                  nissen kann die MA 15 rasch be-     mit kann bei Bedarf das gesamte
                                ¾ 2.500 Kilometer ­Kanalnetz                            züglich der Verbreitung des Virus   Speichervolumen des Kanalsys-
                                ¾ 680 Abwasser­messstellen                              informiert werden.                  tems von einer halben Milliarde
                                ¾ 500 unterirdische Bauwerke                               Langfristig soll ein Frühwarn-   Liter ausgeschöpft werden – da-
                                ¾ 113 Pumpwerke                                         beziehungsweise Monitoring-         mit die Wiener*innen trotz Re-
                                ¾ 100 Kilometer Glas­fasernetz                          Sys­tem aufgebaut werden, mit       gens trockene Füße behalten.
                                ¾ 35 Niederschlags­messstellen                          dessen Hilfe die Gesundheitsbe-
                                                                                        hörden rasch das Auftreten und      helmuth.laschke@wien.gv.at
Hauptgruppe 1
                                                                                                                                                            19
                                                                                                                    Jugend

Wir haben einen
neuen Jugendvorsitz!
Der Jugendausschuss hat am 18. Februar 2022 einstimmig gewählt.

Das ist EUER Team! „Wir setzen uns mit euch für euch ein!“                                                              ALLE BILDER: © CARDES PRODUCTIONS

Stephanie Grguric                         Smajo-Ismail Safic                      Papatya ­Yildirim
Jugend­vorsitzende, 19 Jahre,             stellvertreten­der Jugend­vor­sitzen­   stellvertretende Jugendvorsitzende,
arbeitet in der Jugendabteilung           der, 19 Jahre, derzeit im dritten       20 Jahre, arbeitet in der MA 35
der ­younion _ Die Daseins­ge­            Lehrjahr in der MA 40                   und ist Mitglied des DA 103
werkschaft
                     Ihr Ziel: Die                               Sein Ziel:                           Ihr Ziel:
                     ­Hauptgruppe                                Gemeinsam                            Die Jugend
                      ­stärken und                               gegen Diskri­                        in die
                       motivierte                                minierung                            Personal­
                       Jugend­                                   und für                              vertretung
                       vertrauens­                               Gleich­                              bringen!
                       personen                                  behandlung
                       fördern!                                  kämpfen!

Sarah Popernitsch­                        Lisa Fiala                              Melanie Orou
stellvertretende Jugendvorsitzende,       stellvertretende Jugend­vorsitzende,    stellvertretende Jugend­
18 Jahre, derzeit im zweiten Lehr-        23 Jahre, arbeitet in                   vorsitzende, 24 Jahre,
jahr in der MA 40                         der General­di­rek­tion des Wiener      arbeitet in der MA 40
                                                                Gesundheits­
                                                                verbunds
                                                                                                      Ihr Motto:
                                                                 Ihr Motto:                           ­ usammen
                                                                                                      Z
                                                                 Sei du selbst,                       sind wir
                      Ihr Motto:                                 denn alle                            stark und
                      ­ olidarität
                      S                                          anderen gibt                         werden viel
                      leben!                                     es schon!                            erreichen!
20   Gewerkschaft                                                                                         teamwork 01/2022

     Jugend

            Prüfungstag ≠
            Erholungsurlaub!
            Erholungsurlaub konsumieren müssen, um sich weiterbilden
            zu können? Das kann doch nicht euer Ernst sein!

            D
                   as denken sich alle Lehr-
                   linge der Stadt Wien, die
                   sich dafür entscheiden,
            die Berufsreifeprüfung zusätzlich
            zu ihrer Lehrausbildung auf sich
            zu nehmen. Denn die Abwesen-
            heit in der Dienststelle an den
            sechs erforderlichen Prüfungs-
            tagen ist unverständlicherweise

                                                                                                                                 BILD: © SYMBOLFOTO SHUTTERSTOCK/WAVEBREAKMEDIA
            gesetzlich nicht geregelt. Für die
            Prüfungstage der Berufsreife­
            prüfung müssen Lehrlinge ihren
            Erholungsurlaub konsumieren.

            Anspruchsvoller Zeitplan
            Bereits ab dem ersten Lehrjahr
            ist es möglich, in das ­kostenlose
            P rog ra m m „ Ber ufsmat ura –
            L ehre mit Reifeprüfung“ des
            ­
            Kultur- und Sportvereins der
            ­Wiener Berufsschulen einzustei-
             gen. Dafür sind im ersten Schritt     Für ausgewählte Lehrlinge gibt es     MUSS und dass das letzte Fach
             ein Motivationsschreiben zu ver-      in der Berufsschule für Verwal-       erst NACH Beendigung der Lehre
             fassen sowie ein Potenzialcheck       tungsberufe die Möglichkeit, ab       abgeschlossen werden darf.
             zu absolvieren. Jene Lehrlinge,       dem zweiten Semester des zweiten
             die sich bereits nach der neunten     Lehrjahres drei der vier Hauptmo-     Großer Benefit
             Schulstufe dafür entscheiden, in      dule freitags in der Arbeitszeit zu   Die Lehre mit Matura ist eine t­ olle
             die Welt der Arbeitnehmer*innen       besuchen. Voraussetzungen dafür       Möglichkeit, Praxis mit Theorie
             einzutauchen, starten mit den         sind zum einen ein Notendurch-        zu verbinden. Sie bietet die Chance,
             „Basismodulen“ in Mathema-            schnitt von 2,0 oder besser und       einen Beruf zu erlernen, ihn aus-
             tik, Deutsch und Englisch. Diese      sehr gute Dienstbeurteilungen.        zuüben und sich gleichzeitig Wege
             ­müssen ­positiv absolviert werden,                                         zur Weiterbildung zu sichern, um
              um die Hauptmodule dieser Fä-        Strikte Vorgaben                      seine Ziele zu verwirklichen.
              cher belegen zu können. Die vier     Die Berufsreifeprüfung besteht
              Hauptmodule werden grundsätz-        aus vier Teilprüfungen:               stephanie.grguric@younion.at
              lich nur in der Freizeit (montags    ¾ Mathematik (schriftlich)            sarah.popernitsch@wien.gv.at
              bis freitags von 17:30 bis 20:50     ¾ Deutsch (schriftlich, mündlich)
              Uhr oder auch samstags 8:00 bis      ¾ Englisch (mündlich)
              13:00 Uhr) angeboten.                ¾ Fachbereich (schriftlich,               Berufsmatura Wien
                                                     mündlich)                               Berufsschule für
                                                                                             ­Verwaltungsberufe
                Wir fordern daher:                    Das Programm schreibt vor,              Embelgasse 46–48, ­
                                                   dass eine der Teilprüfungen be-            1050 Wien
 DIENSTFREI f­ ür die Prüfungstage                 reits vor der Lehrabschlussprü-            www.berufsmatura-wien.at
        der Berufsreifeprüfung!                    fung positiv absolviert werden
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