SOMMER AM SEE 3 TOLERANZ IST - Stadt Luzern
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DAS STADTMAGAZIN LUZERN Ausgabe #04, Juli 2011 3 TOLERANZ IST ÜBERLEBENSHILFE SOMMER AM SEE 16 PARLAMENT WILL DEN ATOMAUSSTIEG 18 PORTRäT: MARkUS JUND
2|3 Editorial Inhalt kREATIvER UMGANG MIT 3 NAcHGEFRAGT URBANER LEBENDIGkEIT 4 LUZERN SÜD Am Luzerner Quai flanieren jetzt wieder Alt und Rund um die Allmend soll Jung, Einheimische und Touristen. Die Atmosphäre in den nächsten Jahren ge- ist entspannt, und alle lassen sich von der Aus- und baut werden. Das riesige Po- Weitsicht beeindrucken. Auf der Ufschötti, dem tenzial wollen die Gemein- Inseli und dem Bahnhofplatz sind die mobilen Bars den Kriens, Horw und und die Buvette in Betrieb, und in den Badeanlagen Luzern gemeinsam mit Pri- vergnügen sich Gross und Klein. Ein harmonisches vaten nutzen. Deshalb wird Ursula Stämmer-Horst und positives Bild ! nun gemeinsam geplant. Stadträtin, Direktorin Allerdings sind die Erwartungen an und der Umwelt, Verkehr und 6 STARkE STADTREGION Umgang mit dem öffentlichen Raum sehr unter- Sicherheit schiedlich. Das zeigt sich in besonderem Masse am Im November wird über die Bahnhofplatz: Die Drehscheibe des öffentlichen «Starke Stadtregion» abge- Verkehrs ist auch Magnet und Treffpunkt unter- stimmt. Nur Emmen wird schiedlichster Nutzerinnen und Nutzer – was zu- noch zuwarten. Das aktuelle weilen die oben beschriebene Harmonie stört. Wir «Stadtmagazin» stellt die Ge- erhalten zum Beispiel regelmässig Reklamationen, meinde Kriens vor und prä- IMPRESSUM weil sich auch Menschen mit Suchtproblemen im sentiert die Argumente von Verantwortlich: Zentrum der Stadt Luzern aufhalten. Ruedi Meier Luzern für die Stadtregion. Stelle für Kommunikation erklärt im «Nachgefragt» auf Seite 3, was es kon- Niklaus Zeier kret am Geissensteinring braucht, damit Menschen 12 ScHULE Dagmar Christen nicht ausgegrenzt werden: Es braucht Toleranz. Autorinnen/Autoren: Denn auch die Menschen, die am Rand der Gesell- 14 QUARTIER Daniel Arnold (Aktuell) Rund um das Luzerner See- Edith Arnold schaft leben, die sich unkonventionell verhalten, Sandra Baumeler becken herrscht in der war- brauchen ihren Platz und dürfen sich im öffentli- Melchior Bendel men Jahreszeit ein Kommen chen Raum aufhalten. Es kann und darf nicht die Dagmar Christen (DC) und Gehen. Hier wird par- Urs Dossenbach (UD) einzige Lösung sein, diese Menschen zu vertreiben. Jürg Jedelhauser liert, flaniert, musiziert, spa- Damit allerdings ein gesundes Gleichgewicht be- Klaus Schürmann ziert, sich verlustiert und Yvonne Volken (YV) stehen bleibt, sind Polizei, SIP und aufsuchende glücklicherweise nur selten Niklaus Zeier (NZ) Gassenarbeit präsent. randaliert. Ein gesundes Gleichgewicht für die ganze Agglo- Korrektorat: meration versucht das Projekt «Starke Stadtre- Daniela Kessler 16 PARLAMENT gion» (S. 6 bis 11) herzustellen: Damit wir Probleme Erscheint sechsmal jährlich Die Initiative «Luzern mit lösen, Angebote bereitstellen, Ideen entwickeln, in einer Auflage von Strom ohne Atom» ver- 50’000 Exemplaren den Lebensraum gestalten, die Stadtregion weiter- langt den Atomausstieg entwickeln können. Und dies alles, damit wir für Grafik: per 2035. Die Mehrheit des uns und für kommende Generationen einen hohen hofmann.to Parlaments unterstützt Lebensstandard sichern können. den Gegenvorschlag, das Bilder: Sich weiterentwickeln bedeutet sich verändern, Franca Pedrazzetti (Front, Energiereglement. Dieser sich bewegen. Das demonstrieren Parlament und 8, 16, 18, 21, 24), Maya will den Ausstieg per 2045 Jörg (3, 9, 10, 11, 14, 15), Stadtrat in einer Klima- und Energiestrategie, die aus der Kernenergie und die Stefano Schröter (4, 5, 23), den Atomausstieg und die 2000-Watt-Gesellschaft Stadt Luzern (12, 13) 2000-Watt-Gesellschaft. anstrebt (S. 16). Das demonstrieren uns die Kultur- Druck: schaffenden, indem sie nach neuen Ufern an noch 18 PORTRäT Druckzentrum der Neuen bestehenden Grenzen aufbrechen: sei es im Südpol Luzerner Zeitung auf dem Gebiet der Gemeinde Kriens, sei es in Em- 20 AkTUELL Titelbild: men rund um den Seetalplatz. «SF bi de Lüt» auf dem Lido-Bademeister Marco Neue Ideen und neue Angebote ziehen Men- Camenzind machts vor, Mühlenplatz – Planauflage und am 21. August machen schen an und sorgen für Belebung ! Das ist be- der Bau- und Zonenordnung sich die Massen auf: zur merkenswert, das ist hörbar – manchmal positiv – Wer Tauben füttert, bringt Seequerung Richtung und manchmal störend. Wer in einer lebendigen Tribschen. die Tiere in Gefahr – Tage Region lebt, ist Veränderungen und Irritationen der offenen Türen auf der Gedruckt auf Recycling- ausgesetzt. Wichtig ist der Wille, gemeinsam nach Allmend – «Abenteuer am Papier, hergestellt in der Lösungen zu suchen. Ich freue mich auf ein breites Schweiz Meer» mit dem Ferienpass. Engagement und einen kreativen Umgang mit © Stadt Luzern dieser urbanen Lebendigkeit. 24 REGION
Nachgefragt EINE ERFOLGREIcHE DROGENPOLITIk HILFT ALLEN In den letzten 15 Jahren konnten in der Drogenpolitik grosse Fortschritte gemacht werden. Für Stadtrat Ruedi Meier ist klar, dass der Erfolg wesentlich von der guten Zusammenarbeit mit den Quartieren und der Toleranz der Bevölkerung abhängt. fahren hier eine grosse Unterstüt- zung und viel Verständnis. Die 1 Betreiber ihrerseits versuchen mit allen Mitteln, negative Aus- wirkungen auf das Quartier zu verhindern. So wird, wer sich nicht an die Regeln hält, konse- quent sanktioniert. Sie sind jetzt bald elf Jahre als Sozialdirektor auch für die Leute auf der Gasse zu- ständig. Was hat sich in die- ser Zeit verändert ? Es waren ereignisreiche Jahre in der Drogenpolitik. Wir erin- nern uns kaum noch daran, dass es vor 15 Jahren in der Eisengasse eine offene Drogenszene mitten in der Stadt gab und der erste Fixerraum nach einer Volksab- stimmung geschlossen werden musste. Heute ist es ruhiger ge- worden. Einen wichtigen Beitrag hierzu leisten sicherlich die hero- ingestützte Behandlung und Ein- richtungen der Überlebenshilfe wie eben die Kontakt- und An- laufstelle. Auch die Zusammen- arbeit zwischen den Gemeinden und mit dem Kanton konnte ver- bessert werden. Die GasseChuchi und die einem gut erreichbaren Standort Dann kann man also sagen, Kontakt- und Anlaufstelle, machen wir bisher sehr gute Er- dass man das Drogenprob- in der harte Drogen konsu- fahrungen. Die meisten Klientin- lem endlich im Griff hat ? miert werden, am gleichen nen und Klienten sind ja Perso- Solange es Drogen gibt, wird Ort: Führt das nicht unwei- nen, welche beide Institutionen es Menschen geben, die Drogen gerlich zu Problemen ? besuchen. konsumieren. Und es wird immer Diese Befürchtung hatten wir Menschen geben, die auch durch auch, als wir 2005 die Kontakt- Wie sind die Reaktionen aus die feinsten Maschen des sozia- und Anlaufstelle nicht am glei- dem Quartier ? len Netzes fallen. Unser Ziel muss chen Standort wie die GasseChu- Nachbarinnen und Nachbarn es sein, alles zu unternehmen, chi platzieren wollten. Deshalb sowie Quartierorganisationen be- um die negativen Auswirkungen hatten wir von 2007 bis 2008 im stätigen uns, dass die Situation des Drogenkonsums und des Le- Geissmättli den Fixerraum als seit dem Einzug der Kontakt- und bens auf der Gasse für alle zu mi- Pilotprojekt eingerichtet. Dieser Anlaufstelle in der GasseChuchi nimieren. Ich denke, wir sind hier Versuch hat jedoch gezeigt, dass nicht schlechter geworden ist, auf gutem Weg. Dabei sind wir 1 | Stadtrat Ruedi Meier der Standort ungeeignet ist für sondern sich tendenziell sogar aber auch auf die Toleranz der Be- ist seit bald elf Jahren eine Anlaufstelle. Sie wurde zu verbessert hat. Eine gute Zusam- völkerung angewiesen. als Sozialdirektor wenig genutzt. Mit der heutigen menarbeit mit den betroffenen auch für die Men- schen auf der Gasse Lösung eines gemeinsamen Da- Anwohnenden und dem Quartier- Melchior Bendel zuständig. ches mit getrennten Räumen an verein ist uns sehr wichtig. Wir er- Projektleiter Kommunikation
4|5 Luzern Süd GEMEINSAM FÜR EINEN NEUEN STADTTEIL LUZERN SÜD Luzern, Kriens und Horw haben sich zusammengetan. Das Leitbild Luzern Süd zeigt, wie im Gebiet rund um die Allmend in den nächsten Jahrzehnten neue Wohnungen und Arbeitsplätze entstehen können. 1 Eine kleine Aufgabe zum An- Kriens und Horw gemeinsam März 2011 Thomas Glatthard als fang: Zeichnen Sie die Gemeinde- nutzen. Die Vision: ein zusam- Gebietsmanager für Luzern Süd grenzen von Horw, Kriens und menhängender Stadtteil Luzern eingesetzt. Seine Aufgabe ist es, Luzern auf der Modellfoto ne- Süd. Um diesen zu realisieren, die Projekte voranzutreiben. «Ich benan ein. Kein leichtes Unter- haben die drei Gemeinden ein fungiere als Bindeglied zwischen fangen. Denn die Ebene, einge- Leitbild entwickelt, das aufzeigt, den Grundeigentümern, den Un- bettet zwischen dem Sonnen- wo und wie die Entwicklung statt- ternehmen, Investoren sowie den berg, dem Hubelmatthügel und finden soll. Durch das gemein- Gemeinden. Mein Ziel ist es, die dem Pilatus, wird aus der Vogel- same Auftreten erhoffen sich die Beteiligten zusammenzubringen, perspektive als Einheit wahrge- drei Gemeinden auch, das Inter- für die Vorhaben zu begeistern nommen. Mittendrin die All- esse von Investoren zu wecken, und mitzuhelfen, mögliche Hür- 1 | Beim Mattenhof soll mend, wo zurzeit tüchtig gebaut die neue Wohnungen und neue den zu überwinden», sagt Tho- ein zweites Zentrum wird. Swissporarena, Wohn-Hoch- Arbeitsplätze realisieren sollen. mas Glatthard. von Kriens entstehen. häuser (siehe auch S. 23), Hallen- Mit im Boot ist auch die Wirt- Auf dem Gelände, das der Mobimo AG, bad, Messehallen, Ausbau der Projekte vorantreiben schaftsförderung des Kantons Kriens und Luzern Zentralbahn, um nur die grössten Die Umsetzung des Leitbildes Luzern. André Marti, Projektlei- gehört, sollen Private investieren. Hier ist Baustellen zu nennen. wurde an LuzernPlus delegiert. ter Ansiedlungen, sagt, dass die die Koordination von Dem Verband gehören 24 Ge- Region Luzern auch bei interna- Gebietsmanager Tho- Riesiges Potenzial meinden der Region Luzern an. tionalen Firmen zunehmend an mas Glatthard (links) gefragt. Seine Auf- Doch auch rund um die All- «LuzernPlus ist eine Plattform, Stellenwert gewonnen hat. «Wir traggeber (von links): mend gibt es zahlreiche Areale, um die Zusammenarbeit zu in- haben fast wöchentlich Anfragen Kurt Bieder, Stadtrat, die in den nächsten Jahren über- tensivieren, Kooperationen ein- von internationalen Konzernen, Manuela Bernasco- ni, Gemeinderätin baut werden sollen. «Das Gebiet zugehen und so die Region Lu- die ihren Firmensitz in der Re- Horw, Pius Zängerle, Luzern Süd hat ein riesiges Ent- zern im nationalen und interna- gion Luzern realisieren wollen.» Präsident LuzernPlus, wicklungspotenzial», sagt Stadt- tionalen Standortwettbewerb zu Oft fehle es aber an genügend und Matthias Senn, Gemeindeammann rat Kurt Bieder, Baudirektor. stärken», sagt Präsident Pius Zän- grossen Flächen. Dank Luzern Kriens. Dieses Potenzial wollen Luzern, gerle. LuzernPlus hat auf Anfang Süd könne Luzern im Standort-
A F 1 B 2 F 8 G 3 E 6 9 7 5 4 C H D 1 Industriestrasse–Steghof 5 Grabenhof 9 Südbahnhof Horw A Luzerner Bucht E Sonnenberg 2 Eichhof 6 Schweighofpark B Hubelmatthügel F Luzern 3 Nidfeld 7 Schällenmatt Grünkorridore C Horwer Bucht G Horw 4 Hinterschlund 8 Mattenhof Wege, Strassen und Plätze D Pilatus H Kriens wettbewerb weiter an Boden ge- 40’000 Quadratmeter grosse Areal tungsbauten entstehen. Auch auf winnen. Um dies zu ermöglichen, Nidfeld (3) für neue Überbauun- der benachbarten Schällenmatt arbeiten die Wirtschaftsförde- gen zur Verfügung. Die Losinger (7) sind weitere Überbauungen rung und Gebietsmanager Tho- Marazzi AG will in einer ersten geplant. mas Glatthard eng zusammen. Etappe bis 2015 für 150 Millionen Franken ein Projekt für Arbeit, Mattenhof Steghof Bildung, Freizeit und Erleben rea- Für das städtische Grund- Die Stadt will auf ihrem Areal lisieren. stück bei der S-Bahn-Haltestelle an der Industriestrasse Mietwoh- Mattenhof (8) sowie für die Are- nungen und Arbeitsplätze reali- Hinterschlund, Grabenhof ale der Mobimo AG und der Ge- sieren. Im Februar 2011 hat sie Die Grundstücke im Hinter- meinde Kriens gibt es zwei Szena- einen Projektwettbewerb für Ar- schlund (4) und Grabenhof (5) rien: Einerseits wurde dem Kan- chitekten und Investoren ausge- gehören der Stadt, sind aber auf ton eine Fläche als Standort für schrieben. Neben der Industrie- Krienser Gemeindegebiet. Die das Kantonsgericht angeboten. strasse gibt es im Steghof (1) wei- Familiengartenareale im Graben- Andererseits wird unter Feder- tere Areale, wie dasjenige des hof sollen aufgehoben werden. führung der Mobimo AG ein In- Hallenbades oder der ewl, die in Die Stadt hat eine Umzonung vestor für die restlichen Baufel- den nächsten Jahren überbaut in die Wohn- und Arbeitszone der gesucht. werden sollen. beantragt. Nächster Schritt auf dem Areal Hinterschlund ist ein Südbahnhof Horw Eichhof Gestaltungsplan. Es sollen gü- Rund um den Bahnhof Horw Beim Eichhof (2) in Kriens terintensive Firmen angesiedelt (9) wird ein neuer Stadtteil mit sind zwei Hochhäuser mit 200 werden, die auf einen guten An- 520 Wohnungen, 1700 Arbeits- Wohnungen, ein Hotel und die schluss an die Autobahn ange- plätzen, drei 44 Meter hohen Hotelfachschule geplant. Gegen wiesen sind. Hochhäusern, einem Stadtpark die beiden 68 und 56 Meter ho- und einem neuen Bahnhofplatz hen Häuser wurde eine Volksmo- Schweighofpark entstehen. 2013 soll mit den Bau- tion eingereicht. Dadurch ist das Der Gestaltungsplan Schweig- arbeiten begonnen werden. Projekt zurzeit blockiert. hofpark (6) wird zurzeit überar- beitet und im Herbst 2011 öffent- Urs Dossenbach Nidfeld lich aufgelegt. Auf den 67’000 Projektleiter Kommunikation Nach dem Umzug von Coop Quadratmetern sollen Wohnun- in den Schlund steht das rund gen, Gewerbe- und Dienstleis- www.luzernsüd.ch
6|7 Starke Stadtregion 27. NOvEMBER 2011: TAG DER WAHRHEIT Jetzt reden die Gemeinderäte. Adligenswil soll eigenständig bleiben. Ebikon wagt den Weg zu Fusionsverhandlungen. Emmen will das auch, der Einwohnerrat blockierte aber die Abstimmung. Ende November entscheiden Adligenswil, Ebikon, Kriens und Luzern. Fusionsverhandlungen oder alles wie bisher? Die Würfel sind gefallen. Am 27. November wird diesen Verhandlungen will der Gemeinderat sechs entschieden, ob und wie es im Projekt «Starke Stadt- Grundsätze berücksichtigt wissen: 1) Es entsteht ein region» weitergeht. Ebikon, Kriens und Luzern ent- neues Gemeinwesen, eine neue Stadt. 2) Zur Stär- scheiden an der Urne, zwei Tage später folgt Adli- kung des Quartier- und Vereinslebens wird eine genswil an einer Gemeindeversammlung. Quartier- und Vereinspolitik formuliert. 3) Das zu- Ein Blick zurück: Im Mai 2009 entschieden sich künftige Parlament besteht aus fünf ungefähr gleich die Stimmberechtigten von Adligenswil, Ebikon, grossen Wahlkreisen, um den Minderheitenschutz Emmen und Kriens, mit Luzern das Projekt «Starke der ehemaligen kleineren Gemeinden zu gewähr- Stadtregion» zu starten. Die fünf Gemeinden setz- leisten. 4) Leistungsstandards sollen definiert wer- ten sich zum Ziel, die Stadtregion Luzern nachhal- den. Dabei soll eine Optimierung, nicht eine Maxi- tig zu stärken. Als Grundlage dazu erarbeiteten die mierung im Vordergrund stehen. 5) Der Steuersatz Projektgruppen die Vor- und Nachteile einer ver- des neuen Gemeinwesens soll im Fusionsvertrag stärkten Zusammenarbeit und die Vor- und Nach- festgehalten werden. 6) Im neuen Gebilde bestehen teile einer Fusion der fünf Gemeinden. Ende März gleiche Chancen für alle Mitarbeitenden. 2011 veröffentlichte die Projektsteuerung den Schlussbericht. Sie empfiehlt den Weg der Fusion. Termine in Emmen noch offen Ende November können die Stimmberechtig- Bei Redaktionsschluss war die Haltung des Ge- ten Ja oder Nein zu einer verstärkten Zusammenar- meinderates von Kriens noch nicht bekannt. Der beit in Form eines Mehrzweckgemeindeverbandes Stadtrat von Luzern spricht sich klar für den Weg sagen oder zur Aufnahme von Fusionsverhandlun- der Fusionsverhandlungen aus. In Emmen emp- gen. Werden beide Varianten abgelehnt, bleibt es fiehlt der Gemeinderat zwar die Aushandlung eines beim heutigen Zustand. Fusionsvertrags, der Einwohnerrat hat sich aber für Im Juni gaben die Gemeinderäte bekannt, wel- einen Marschhalt ausgesprochen. Den Prozess be- chen Weg sie für ihre Gemeinde sehen. Der Gemein- schleunigen will ein überparteiliches Komitee. derat Adligenswil erklärte bereits Ende Mai, dass er Kommt dessen Initiative zustande, wird in Emmen 1 | Das Gebiet der «Star- weder den Weg der Fusion noch der verstärkten Zu- voraussichtlich am 11. März 2012 abgestimmt. ken Stadtregion» sammenarbeit empfehle. «Der Gemeinderat ist über- Nach Ebikon und Emmen stellt das «Stadtma- umfasst fünf Gemein- zeugt davon, dass die Gemeinde dank den eigenen gazin» auf den folgenden Seiten die Gemeinde Kri- den und betrifft über 140‘000 Menschen. Stärken die Voraussetzungen und das Potenzial hat, ens vor und fasst anschliessend die Argumente des Was macht die auch in Zukunft eigenständig zu bleiben.» Stadtrates für die «Starke Stadtregion» zusammen. Stadtregion aus ? Im «Stadtmagazin» Kriens und Luzern werden zudem von zwei Vertre- werden die dazuge- Ebikon für Fusionsverhandlungen terinnen der Arbeitsgruppe «Weiche Faktoren» cha- hörigen Gemeinden Mitte Juni machte der Gemeinderat von Ebikon rakterisiert. Diese Arbeitsgruppe war dafür zustän- vorgestellt. In der aktuellen Nummer: öffentlich, dass er den Stimmberechtigten den Weg dig, die emotionalen Dimensionen der Fusion und Adligenswil (Kurz- zu Fusionsverhandlungen mit Luzern empfehle. Er der verstärkten Zusammenarbeit abzuklären. porträt) und Kriens. sehe die Fusion als eine Möglichkeit, um als Region Grundlagedaten gut für die Zukunft gerüstet zu sein. Ein ausgehan- Niklaus Zeier © GIS Kanton Luzern delter Fusionsvertrag würde Klarheit bringen. Bei Chef Kommunikation
1 Adligenswil Der Fahrplan Bis zum 8. Juli werden die fünf Gemeindeexe- kutiven ihre Meinung zur «Starken Stadtregi- on» öffentlich machen. In Luzern und Kriens unterbreiten die Exekuti- ven ihren Parlamenten im September einen entsprechenden Antrag. Passiert der Antrag diese Hürde, entscheiden die Stimmberechtigten am 27. November an der Urne, ob Fusionsver- handlungen eingeleitet werden oder eine Kriens intensivere Zusammen- arbeit gesucht wird. Ebenso stimmt gleichen- 6043 Adligenswil 6010 Kriens, 6012 Obernau tags Ebikon an der Urne Das Gebiet der Gemeinde Adligenswil umfasst Das Gebiet der Gemeinde Kriens umfasst 27,3 ab, während in Adli- rund 7 Quadratkilometer. Bis 1970 war Adligenswil Quadratkilometer. Von ihrer Gesamtfläche sind genswil der Entscheid an ein ländliches Bauerndorf. 50,5 Prozent Wald, 16,9 Prozent Siedlungs- und der Gemeindeversamm- Danach setzte eine rege Bautätigkeit ein. Wäh- 31,6 Prozent Landwirtschaftsgebiet. Kriens ist mit lung vom 29. November rend 30 Jahren ist die Gemeinde um das Fünffache 26’238 Einwohnerinnen und Einwohnern die dritt- fällt. gewachsen. Heute wohnen in Adligenswil 5500 grösste Gemeinde im Kanton Luzern (Stand Januar Ein anderer Fahrplan gilt Personen. 2010). Der Ausländeranteil beträgt 16,3 Prozent. in Emmen. Der Einwoh- Der Gemeindesteuerfuss beträgt zurzeit 1,9 Ein- Der Gemeindesteuerfuss liegt zurzeit bei 1,9 nerrat will zuerst die Zu- sicherung der finanziel- heiten. Der budgetierte Aufwand der Gemeinde Einheiten. Im Budget 2011 beträgt der Aufwand len Unterstützung des liegt für 2011 bei 28,2 Mio. Franken. Die Verwaltung 162,5 Mio. Franken. Die Gemeinde Kriens weist Kantons. Zurzeit sam- von Adligenswil weist 88,5 Vollstellen auf. Auf die 612 Vollzeitstellen auf. Davon arbeiten 126 in der melt ein Initiativkomitee Kernverwaltung entfallen 25,5, auf Volksschule und Kernverwaltung, 250 an der Volks- und Musikschule Unterschriften für die Musikschule 55 und auf den Bereich Heime und und 236 im Bereich der Heime und Spitex. Aufnahme von Fusions- Spitex 8 Stellen. Kriens verfügt über einen Einwohnerrat mit 36 verhandlungen mit Lu- Adligenswil hat kein Parlament. In kommuna- Mitgliedern. Dieses Parlament setzt sich parteimäs- zern. Sollte diese Initia- len Fragen entscheidet die Gemeindeversammlung. sig wie folgt zusammen: SVP 10, CVP / JCVP 8, FDP tive zustande kommen, Der fünfköpfige Gemeinderat ist parteipolitisch wie 8, SP 5, Grüne 4, parteilos 1. Dem fünfköpfigen Ge- würde frühestens am folgt zusammengesetzt: meinderat gehören folgende Parteien an: 11. März 2012 darüber CVP 2, SP 1, FDP 1, SVP 1. SP 1, SVP 1, CVP 1, FDP 1, Grüne 1. abgestimmt.
8 |9 Starke Stadtregion DER DRITTE ANLAUF FÜR EINE GEMEINSAME ZUkUNFT Kriens, zwischen Pilatus und Luzern gelegen, hat viele Berührungspunkte mit der Stadt. Täglich pendeln Tausende zwischen Wohnort und Arbeitsplatz, zwischen Kriens und Luzern. Die Grenze zwischen den Gemeinden ist kaum erkennbar. 1 2 NZ. Ein Luftbild von Kriens zeigt eindrücklich, nunter über den Schlosshoger zur Talstation der wie das Siedlungsgebiet der Gemeinde zwischen Seilbahn. Krienser Hochwald und Sonnenberg eingebettet ist und an den Hängen hinter der Rengg seinen Ab- Stetig gewachsen schluss findet. Kriens liegt in einem kleinen Tal, das Viele junge Familien aus Luzern schufen sich sich gegen Horw und Luzern hin öffnet. Die gemein- ihr Eigenheim in Kriens, das sich zur drittgrössten 1 | Kriens heisst auch: same Grenze mit der Stadtgemeinde zieht sich vom Gemeinde im Kanton hinter Luzern und Emmen enge Verbindungen Renggloch über den Rücken des Sonnenbergs hin entwickelte. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wächst mit den Nachbar- gemeinden. zum Gigeliwald und hinunter zum Grosshof. Ent- die Einwohnerzahl von Kriens ständig. Im Jahr 1951 lang der Bahnlinie und durch Randbereiche der Lu- konnte der 10’000. Einwohner gefeiert werden, 1970 2 | Pilatus und Pilatus- zerner Allmend endet sie bei der S-Bahn-Station bereits der 20’000. Heute ist die südliche Nachbar- bahnen – das touristi- sche Markenzeichen Mattenhof. Besonders im Bereich des Dattenbergs gemeinde an 24. Stelle sämtlicher Schweizer Städte der Gemeinde. ist die lange Grenze zwischen Kriens und Luzern und Gemeinden. «In Kriens wohnen und in Luzern kaum zu spüren. Einige Liegenschaften auf Krien- arbeiten» haben sich gegen 5000 Personen als Le- 3 | Kultur – von der Fas- nacht im Dorf über ser Boden führen gar als Postadresse Luzern. bensmotto genommen. Sie pendeln täglich in die das Museum im Bell- Stadt. Die Buslinie 1 ist daher zu Stosszeiten oft park bis zum B-Sides Luzerns Hausberg überlastet. Die Gemeinde fordert einen Ausbau des auf dem Sonnenberg. Kriens hat viele Berührungspunkte mit der Stadt. öffentlichen Verkehrs, was auf dem begrenzten 4 | Ruth Murer-Pfister Das führt dazu, dass die Städterinnen und Städter Strassenraum ein schwieriges Unterfangen ist. Eine beschreibt, was Kriens einzigartig macht. keine Nachbargemeinde so gut kennen wie die Ort- Anbindung an die Schiene käme laut Experten zu Sie war Mitglied schaft am Fuss des Luzerner Hausbergs. Welcher teuer. der Arbeitsgruppe Einwohner, welche Einwohnerin der Stadt war nicht «Weiche Faktoren», die im Projekt «Starke schon auf dem Pilatus, zu Fuss, mit der Bahn ? Wer Die Grenzen des Tals Stadtregion» die war nicht schon wandern auf der Krienseregg oder Kriens hat eine besondere Lage in der Region. emotionalen Dimen- im Gebiet der Fräkmünt ? In schneesicheren Zeiten Das Siedlungsgebiet ist auf drei Seiten durch Berg- sionen der Fusion und der Kooperation fuhren Jung und Alt mit Ski oder Schlitten über die hänge begrenzt, und es stösst in Richtung Luzern abzuklären hatte. Hänge der Mühlimääs und des Langwasens bis hi- und Horw an die Gemeindegrenzen. Die Gemeinde
Kriens ist Kriens, ist Kriens, ist ... 3 4 ... mehr als die Kantonsstrasse zwischen Son- nenbergtunnel und Renggloch. Kriens ist auch Kuonimatt, Ober- und Unterdorf, Sonnenberg, Schattenberg, Obernau und der Weiler Hergis- wald. Es sind Gemeindegebiete mit ganz eigenem Charakter, zu denen mindestens ein Schulhaus ge- hört. Kriens hat elf Kindergartenstandorte, zwölf Primarschulhäuser und drei Oberstufenzentren und seit Mitte 1980 nur noch eine Feuerwehr, was scheint gebaut, wenn man nicht an der Flanke des für Diskussionen und einige Austritte sorgte. Sonnenbergs noch mehr Bauland einzonen will. Die Krienser Prognos-Studie von 2008 hält denn Die Krienser Bevölkerung ist stolz auf ihr auch fest, dass der Gemeinde kaum noch Wohn- Schloss Schauensee – die drohende Überbauung und Gewerbeflächen für ein Wachstum in diesen des Schlosshügels wehrten beherzte Einwohner Bereichen zur Verfügung stehe. Sollte die Gemeinde mit einem Protestmarsch nach Luzern ab. Heute eigenständig bleiben und sollte es zur Fusion von bangen viele Krienser um ihren Sonnenberg. Sie Luzern mit den Gemeinden im Norden der Stadt befürchten, dass die grüne Kuppe mit der wunder- kommen, könne Kriens vom zu erwartenden wirt- schönen Aussicht auf See und Berge in teures schaftlichen Wachstum weniger profitieren. Bauland umgewandelt werden könnte. Gegenseitig beleben Krienser teilen mit Agglobewohnern ihr Die Idee eines Zusammenschlusses mit Luzern Schwimmbad, das im kommenden Winter erneuert beschäftigt Kriens nicht das erste Mal. Bereits 1900 wird, ihr Museum im Bellpark mit seinen Ausstel- und in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhun- lungen, die es manchmal bis nach Los Angeles und derts wurden Pläne geschmiedet und verworfen. Chicago schaffen. Der Fasnachtsumzug am Güdis- Die Stadt winkte damals ab. Jetzt stecken die bei- dienstag lockt auch Zuschauer aus Luzern an. Er den Gemeinden wiederum in einem Projekt, in wel- wird von der Gallizunft organisiert, ebenso wie die chem der politisch-organisatorische Zusammen- Chlöpferschule und der grosse Samichlausumzug. schluss geprüft wird. Wie auch immer die Zukunft aussehen wird, das Krienser Brauchtum belebt mit Den über 100 Vereinen gehören auch Nicht- Guuggenmusigen, Wösch- und Berner Wybern, Kri- Krienser an, aber der Besuch der Heimspiele des enser Deckeln und Chrütermändlis die Fasnacht in Sportclubs auf dem Kleinfeld oder des Handball- Kriens wie auch in Luzern. Der SC Kriens will wei- clubs Kriens-Luzern in der Krauerhalle ist für Krien- terhin den FC Luzern in Cup-Spielen ärgern, und ser Fans Ehrensache. im Luzerner Südpol auf Krienser Boden entwickelt sich die junge, urbane Kultur grenzenlos. Ruth Murer-Pfister, Kriens
10 | 11 Starke Stadtregion EIN STARkES ZENTRUM ALS MOTOR FÜR DEN kANTON Der Stadtrat von Luzern spricht sich seit Jahren für den Weg der Fusion aus. Nach dem Zusammenschluss mit Littau strebt er Verhandlungen mit vier weiteren Gemeinden an. Zehn Argumente untermauern diesen Weg. 1 Die Stadtregion Luzern gewinnt, weil sie Sie gewinnt, weil wir unsere demokratischen mehr Gewicht erhält: in der Region, in der Werte weiterhin pflegen und zusätzlich an Zentralschweiz, im Kanton, beim Bund. Demokratie gewinnen. Die Konkurrenz unter den Gemeinden in der Unser Lebensraum ist viel grösser als das Ge- Region weicht einem gebündelten Einsatz. Für die biet unserer politischen Gemeinde. Entscheide Kantons- und Bundespolitik entsteht eine starke, unserer Nachbargemeinden treffen uns vielfach demokratisch legitimierte Stimme. ebenso stark wie die Bevölkerung in diesen Gemein- den. Ein Zusammenschluss von Gemeinden erwei- Sie gewinnt, weil sich die neue, vereinigte tert das Mitbestimmungsgebiet und bringt einen Stadtgemeinde dynamischer entwickeln kann. Demokratiegewinn. Durch Nutzung neu gewonnener, insbesondere 1 | Wohnen in Kriens, auch raumplanerischer Spielräume sollen Neuan- Weil der Zusammenschluss Synergien für die Arbeiten in Luzern, siedlungen in den Bereichen Dienstleistung, Ge- Verwaltung bringt. Ausgehen in Emmen werbe und Wohnen gefördert werden. Dies wird zu Doppelspurigkeiten und mögliche Vereinfa- – oder umgekehrt. Ein Zusammenschluss einem höheren Steueraufkommen führen. Ein Zu- chungen von Prozessen und Strukturen sind kon- vollzieht politisch, sammenschluss der Gemeinden gibt der künftigen sequent und sozialverträglich zu realisieren. was wir im Alltag Stadtgemeinde mehr Gewicht und Kraft, volkswirt- bereits leben. schaftlich erfolgreich zu sein. Die Stadtregion Luzern gewinnt, weil wir von 2 | Teres Steiger-Graf be- gegenseitigen Leistungen und Erfahrungen für schreibt, was Luzern einzigartig macht. Weil der Zusammenschluss die Planung aus die Organisation der neuen Stadtgemeinde Sie war Mitglied einer Hand ermöglicht. profitieren können. der Arbeitsgruppe Unsere Gemeinden sind zusammengewachsen. Luzern hat ein lebendiges und repräsentatives «Weiche Faktoren», die im Projekt «Starke Trotzdem verfügt jede über ihre eigene Bau- und Zo- Angebot im Bildungs- und Kulturbereich. Die Stadtregion» die nenordnung. Es bestellt jede Gemeinde ihre Busli- Marke Luzern geniesst weltweite Ausstrahlung. In emotionalen Dimen- nien. Unser gemeinsamer Lebensraum benötigt einer vereinigten Gemeinde profitieren mehr Per- sionen der Fusion und der Kooperation eine Planung aus einer Hand, ohne hinderliche sonen und Institutionen von dieser positiven Aus- abzuklären hatte. Schnittstellen und Überschneidungen. strahlung. Die neue Stadtgemeinde profitiert von
Leben und arbeiten, wo andere Ferien machen den vielfältigen Erfahrungen der vier Nachbarge- meinden. 2 Sie gewinnt, weil der Zusammenschluss unseren Kanton volkswirtschaftlich und politisch stärkt. Unsere Region besteht aus 24 Gemeinden. Die Zusammenarbeit muss in mühsamer Koordination untereinander geregelt werden. So verpufft unsere Kraft gegen innen, und wir haben zu wenig Kraft ge- gen aussen. Die Städte sind die Antriebsmotoren für die wirtschaftliche, kulturelle, politische und gesell- schaftliche Entwicklung unseres Landes. Die neue Stadtgemeinde Luzern bildet noch mehr den Mo- tor für den Kanton, für die Zentralschweiz. Weil der politische Zusammenschluss unsere Luzern, eingebettet zwischen See und Bergen, Lebenswirklichkeit im Alltag widerspiegelt. ist eine Touristenstadt. Wer denkt nicht gleich an Die geltenden Grenzen unserer Gemeinden die Kapellbrücke, das Verkehrshaus, das KKL oder stimmen mit unserer Lebenswirklichkeit nicht an die Fasnacht ? Bilder voller Emotionen. Selbst im mehr überein. Sie wurden vor rund 200 Jahren ge- Ausland ist die Stadt vielen Menschen ein Begriff. schaffen. Unser heutiger Alltag findet in grösseren Lebensräumen statt. Wir sind mobil, wohnen in ei- Luzern hat weitaus mehr zu bieten als das Le- ner Gemeinde, arbeiten in einer anderen, verbrin- ben um den Wasserturm. Das pulsierende Leben gen die Freizeit in einer dritten. Das schafft einen an den Hauptverkehrsachsen, die bunte Vielfalt grösseren Lebensraum und viele neue Schnittstel- an der Baselstrasse mit dem Sentitreff, die erholsa- len zwischen den Gemeinden. Probleme können in men Wälder, die einmalige Lage der Bauernhöfe einem vereinigten Gemeinwesen konstruktiver, in Littau oder die vielen verschiedenen und leben- zeit- und lebensgerechter gelöst werden. digen Wohnquartiere. Sie gewinnt, weil der Zusammenschluss uns Luzern als Arbeitsort bietet ebenso eine Viel- unsere traditionellen Wurzeln lässt. falt, sei es als Universitäts- und Hochschulstadt Wir leben gern in unseren Quartieren und Stadt- oder als Touristenstadt. Hinzu kommen nationale teilen. Wir pflegen unsere Traditionen, unser und internationale Organisationen und Firmen, Brauchtum. In der Ferne sind wir aber gern Lu- die Arbeitsplätze geschaffen haben. Nicht zu ver- zernerinnen und Luzerner. Wir profitieren von gessen die vielen KMUs, die unseren Jugendlichen der Marke Luzern, die wir durch den Zusammen- eine grosse Anzahl an Lehrstellen anbieten. schluss noch bedeutender machen können. Nach einem Zusammenschluss bleiben wir mit unserem Jetzt im Sommer ist Luzern mit den Touristen Quartier, unserem Stadtteil weiterhin verbunden. eine kleine, weltoffene Grossstadt, im Winterhalb- Unsere Ortsnamen bleiben erhalten. Gerade eine jahr eine grosse, beschauliche Kleinstadt. grössere Stadt braucht lebendige Stadtteile und Sei es bei einem Spaziergang an der Reuss oder Quartiere. über den Sonnenberg: Da zu leben, wo andere Fe- rien machen, ist doch ein Privileg ! Ein Privileg, das Die Stadtregion Luzern gewinnt, weil der wir umso unbeschwerter geniessen können, je Zusammenschluss sich günstig auf die demo- mehr wir auch benachteiligten Menschen bei uns grafische Entwicklung der Stadt auswirkt. Platz geben, wie es in beispielhaften Projekten Der Altersdurchschnitt der Bevölkerung ist in und Einrichtungen der Caritas, der Stiftung für Luzern hoch. Dies hat zum Beispiel zur Folge, dass Schwerbehinderte, der Kirchlichen Gassenarbeit die Stadt hohe Kosten im Sozialbereich zu tragen und vieler anderer Institutionen geschieht. hat. Die Bevölkerung der vier Nachbargemeinden ist jünger als die Luzerner Bevölkerung. Teres Steiger-Graf, Luzern
12 | 13 Schule SPIEL UND SPASS STATT STäHLUNG UND ABHäRTUNG Die Luzerner Ferienwanderung findet in diesem Jahr zum 100. Mal statt. Was damals als bescheidenes Vorhaben von einem Lehrer organisiert wurde, hat sich im Laufe der Zeit betreffend Ausrüstung, Wanderrouten und Zweck gewandelt. die Reisezeit, die Höhe des Reise- cke bis zum Urnerboden selber geldes sowie die Kochart. tragen mussten. Erst in den letz- 1 ten 30 Jahren wurden immer häu- Auszüge aus dem Reglement figer Pässe und Berggipfel bestie- Aufnahmebedingungen: «Der gen. Seither sind zwei bis drei sanitarische Befund bildet den Velotage und eine Hüttentour Hauptfaktor bei der Aufnahme, feste Bestandteile. Waren in den doch soll auch die geistige Quali- 1970er-Jahren sechs- bis sieben- fikation berücksichtigt werden.» stündige Wanderungen normal, Unterkünfte: «Für die Nacht- werden heute oft Varianten ange- ruhe werden Alphütten oder sau- boten, sodass alle Teilnehmen- bere Scheunen und dgl. bezogen. den auf ihre Rechnung kommen. Als Lager dienen Heu oder fri- Der «Stählung der Körperkraft» sches Stroh, genügend Decken. wird nicht mehr erste Priorität Betten werden gemieden.» eingeräumt. «Spiel und Spass mit Zweck: «a) Physischer: Stäh- Gleichaltrigen, vielfältige und un- lung der Körperkraft, Abhärtung vergessliche Lagererlebnisse» ste- 2 gegen Witterung, namentlich hen an erster Stelle der diesjähri- gegen Hitze, Ertragen von An- gen Ferienwanderung. strengungen; b) Ethischer: Stär- kung der Willenskraft, Anleitung Wander-Meilensteine zur Genügsamkeit, Übung zur 1910: Erste offizielle Luzerner Geduld und Ausdauer, Hebung Ferienwanderung. Während der des Patriotismus beim Besuch beiden Weltkriege konnte die historischer Stätten; c) Intellek- Wanderung drei Mal nicht durch- tueller: Studium der Sitten und geführt werden. Gebräuche der Bewohner der 1919: Erstmals fährt ein Last- durchwanderten Gegenden.» Wei- wagen anstelle eines Fuhrwerkes. ter steht in diesem Reglement Doch bereits am ersten Tag ver- auch: «Ausserhalb der Dörfer ist sagte der Motor, weil die Benzin- Freimarsch. Vor dem Ort wird die zuleitung gebrochen war. Als Begründer der Luzerner Marschkolonne wieder herge- 1930: Erstmals findet eine Ferienwanderung gilt Johann Ja- stellt.» Wanderung ins Tessin statt. kob Nadler (1873 – 1935). Der Leh- 1951: Erstmals findet eine 1 | Heute sind zwei bis rer führte während der Sommer- Zwei Stunden Verspätung Wanderung ins Engadin statt. drei Velotage und ferien 1908 und 1909 mit Knaben Die Reiserouten führten in 1957: Wegen der Rekordzahl eine Hüttentour seiner Klasse fünftägige Wande- den ersten Jahren hauptsächlich von 208 Teilnehmenden werden feste Bestandteile der Ferienwanderungen. rungen durch. Dabei traf er zufäl- durch das Mittelland. Die Moto- zwei getrennte Wanderungen lig auf einen in den Ferien weilen- risierung war noch nicht verbrei- durchgeführt. 2 | «Vor dem Ort wird den Ratsherrn von Luzern. Dieser tet, weshalb die Ferienwande- 1988: Neu wird eine Velotour die Marschkolonne wieder hergestellt.» war von dieser Wanderart so be- rung von einem Fuhrwerk be- sowie eine Hüttentour in eine Glorreicher Einmarsch geistert, dass er einen Antrag auf gleitet wurde, vorerst von einem SAC-Hütte angeboten. in Blickensdorf 1925. Subventionierung der Ferienwan- Einspänner, später von einem 1991: Die Herbstlagerwoche 3 | Ein Grund zum derung stellte. Zweispänner. Als die Ferienwan- der Mädchen findet mangels An- Feiern: 50 Jahre HPS derung 1916 am zweiten Tag über meldungen nicht mehr statt. Luzern. 500 Franken Subvention den Klausenpass zog, war das für Erstmals nehmen Mädchen an 4 | Das Schulhaus Schäd- Der Grosse Stadtrat von Lu- die zwei Pferde fast zu viel. der Ferienwanderung teil. rüti ist baulich und zern bewilligte im Frühling 1910 Mit zweistündiger Verspä- energetisch in einem schlechten Zustand. 500 Franken als erstmalige Sub- tung traf das Fuhrwerk mit der Klaus Schürmann ventionierung. Eine speziell ge- Küche auf dem Mittagsplatz ein. ehem. Präsident 5 | 508 Kinder haben im bildete Kommission genehmigte Deshalb beschlossen die Leiter, Ferienwanderung Schuljahr 2010 / 2011 die Veloprüfung ein Reglement (aus dem nachfol- dass die 75 Schüler neben ihrer bestanden. gend zitiert wird), die Reiseroute, Ausrüstung auch ihre Schlafsä- www.sommerferien.stadtluzern.ch
Schule kANTONALISIERUNG, ZUSAMMENLEGUNG UND JUBILäUM Auf den 1. August 2011 werden die Heilpädagogischen Schulen (HPS) kantonalisiert. Gleichzeitig werden die HPS Luzern und Emmen zusammengeführt. All dies erfolgt im Jubiläumsjahr: Die HPS Luzern existiert seit 50 Jahren. werden die beiden HPS Luzern Kinder und Jugendliche werden und Emmen zusammengeführt. in der Integrativen Sonderschu- 3 Die Kinder und Jugendlichen lung begleitet. Insgesamt werden werden von dieser Umstrukturie- die Schülerinnen und Schüler rung kaum etwas bemerken. Der von über 130 Mitarbeitenden ge- Unterricht, die Anlässe und Frei- fördert und betreut. zeitnachmittage werden fortge- führt und weiterentwickelt. Zwei Gründe zum Feiern Neu ist die Leitungsstruktur: Am Freitag, 1. Juli 2011, hat Rektor der HPS Luzern-Emmen die HPS Luzern ihr 50-jähriges wird Jürg Jedelhauser, der auch Bestehen und den nächsten das Teilzentrum Würzenbach lei- Schritt in die Zukunft mit einer tet. Die weiteren Schulleitungen: Zirkusvorstellung gefeiert, zu der Brigitte Portmann, Teilzentrum alle Beteiligten der HPS Luzern Emmen; Beat Brechbühl, Teil- eingeladen waren. In der Woche zentrum Dula; Barbara Lischer, zuvor wurde gemeinsam mit dem Integrative Sonderschule. Zirkus Wunderplunder auf den Am 15. Mai 2011 haben die diesem Entscheid werden die Anlass hin geprobt. Stimmberechtigten des Kantons Heilpädagogischen Tagesschu- 130 Mitarbeitende Luzern die Teilrevision des Geset- len (HPS) in Emmen, Luzern, Sur- Im Schuljahr 2010 /2011 wer- Jürg Jedelhauser zes über die Volksschulbildung see und Willisau auf 1. August den 110 Schülerinnen und Schü- Schulleiter HPS Dula / an der Urne gutgeheissen. Mit 2011 kantonalisiert. Gleichzeitig ler in 21 Klassen unterrichtet. 40 Würzenbach UNGEWISSE ZUkUNFT FÜRS «ScHäDRÜTI» MIT MEDAILLE UND WIMPEL AUSGEZEIcHNET Das Schulhaus Schädrüti ist Schule (HPS) aus dem Schulhaus Mitte Juni 2011 wurde beim im Einsatz. Die gemachten Erfah- baulich und energetisch in einem Würzenbach auszieht. Es ist ge- Säli-Schulhaus die letzte der dies- rungen sind die Grundlage, um schlechten Zustand. Eine Sanie- plant, ab Sommer 2012 die Teil- jährigen praktischen Radfahrer- die Prüfungsvorbereitung wo nö- rung würde unverhältnismässig zentren der HPS im Schulareal prüfungen durchgeführt. Insge- tig zu optimieren. hohe Kosten verursachen. Zum Dula / Pestalozzi zu führen. samt wurden in der Stadt Luzern Bereits im Frühjahr wurden heutigen Zeitpunkt ist absehbar, Anschliessend soll das Schul- 604 Kinder durch die Verkehrsin- den Kindern zwei Lektionen Ver- dass das «Schädrüti» ab Schuljahr haus Würzenbach im Schuljahr struktion der Luzerner Polizei kehrsunterricht erteilt, die sie 2013 nicht mehr von der Volks- 2012 /2013 so umgebaut werden, und unter Mithilfe von Verkehrs- mit einem Theorietest abschlies- schule genutzt wird. dass die Klassen des Schulhauses assistenten, pensionierten Poli- sen konnten. Die praktische Prü- Abklärungen haben ergeben, Schädrüti spätestens im Sommer zisten und Helfern des Schweize- fung haben 508 Kinder bestan- dass die Schulklassen in die 2013 integriert werden können. rischen Radfahrer-Bundes (SRB) den. 116 von ihnen konnten mit Schulanlage Würzenbach integ- Wie das Schulhaus Schädrüti in Swiss Cycling Luzern geprüft. einer Medaille und einem Wim- riert werden können, unter ande- Zukunft genutzt werden soll, ist Erstmals gab es nicht nur eine, pel für eine fehlerfreie Fahrt aus- rem weil die Heilpädagogische noch offen. sondern fünf in den Quartieren gezeichnet werden. verteilte Prüfungsstrecken. Diese Neuerung wurde von allen Betei- ligten sehr geschätzt. 4 Auch in diesem Schuljahr ver- 5 liefen alle Prüfungen unfallfrei. Zum ersten Mal wurde die Vorbe- reitung der Kinder auf die prakti- sche Prüfung vor allem durch die Klassenlehrpersonen vorgenom- men. Zudem waren viele Eltern bei der Vorbereitung ihrer Kinder
14 | 15 Quartier LAUFSTEG, AUSGEHMEILE UND ERWEITERTES WOHNZIMMER Kaum eine andere Stadt bietet solch atmosphärische Plätze, Parks und Flanier- möglichkeiten wie Luzern. Entsprechend wird die öffentliche Zone rund ums Seebecken genutzt – manchmal bis in die Büsche hinein. Gymnasiasten aus Emmen, Lit- tau und Reussbühl mit einem 1 Karton «Eichhof Lager» ihre Stammbank mit Blick auf Rigi anpeilen. Bad in der Menge Das Seebecken ist im Som- mer eine einzige Vergnügungs- zone. Jeder scheint den öffentli- chen Raum zu nutzen. Fast alle halten sich an ungeschriebene Regeln: mit dem eigenen Verhal- ten die anderen nicht stören. Während sich am linken Seeufer eher Jüngere in Gruppen zum Chillen aufhalten, flanieren Tou- risten, Turteltauben, Neugeklei- dete mit oder ohne Hund dem National- und Carl-Spitteler-Quai Bei Sonnenschein wird der bewegt man sich weiter zum entlang. Unter den 350 Rosskas- Bahnhofplatz ab 16 Uhr zum Hot- Landesteg 3: An der äussersten tanienbäumen und zwischen stil- spot Luzerns. Menschen aller Art Ecke des Europaplatzes ist auch vollen Hotels und glitzerndem durchkreuzen den Ort. Einige Afrika. Die Stelle ist gut rhythmi- See lässt es sich vorzüglich pro- scheinen schon länger hier zu siert durch Reggae und Dub aus menieren. Der mit Blumenbeeten verweilen: Alle Bänke sind belegt. der mobilen Soundanlage. «Schau umrandete Park vor dem Tivoli- Beim Triumphbogen thronen mal den See, die Schiffe, das Tennisplatz lädt zu Purzelbäu- Jugendliche auf einer Holzkiste. Montana, die Berge dort hinten – men ein. Hier breitet Francesca Alice, 23, schiebt ein Fahrrad das ist schon eine tolle Kulisse !», Steiger manchmal die Picknick- durchs Gewimmel. Die Architek- sagt ein junger Mann aus Soma- decke aus. Der Park ist gewisser- turstudentin aus New York sagt, lia. Weshalb man denn auf der massen ihre Terrasse. wer mit der Vorstellung von einer Ufermauer mit Blick zum Bahn- Steiger wohnt gut getarnt im beschaulichen Stadt hierher- hof sitze ? Er wolle nicht mit dem Häuschen mit der öffentlichen komme, sei schon überrascht. Rücken zum Geschehen sein, Toilette am Park, das früher Pfer- Luzern wirke ziemlich pulsie- fügt er an und lacht, so sehe man deherberge der gutbetuchten rend. Was sie auf ihrer Tour ent- natürlich auch die Frauen besser, Hotelgäste war. Wenn man den lang des Sees gesehen hat ? «Blu- welche über den unmittelbaren unscheinbaren Eingang an der 1 | Viel Betrieb rund um das Luzerner men, Bäume, Wiesen ! In dieser Laufsteg gehen. Später werden Haldenstrasse gefunden hat und Seebecken: Konzentration haben wir das nur Der Europaplatz ist ein eigentlicher im Central Park.» Schmelztiegel. Ein Kastenwagen der Poli- zei parkiert auf dem Platz. Die 2 2 | Auf dem Inseli oder der Ufschötti findet fliegende Bar des Jugendradios man auch ruhige Orte 3FACH entfaltet sich. Deren und kann sich mit Tischchen werden sogleich von Aussicht auf See und Berge treiben lassen. älteren Gästen in Beschlag ge- nommen. Bei der langen «Punk- 3 | Wohnen in einer bank» nebenan kokettiert ein Ju- ehemaligen Kutscher- herberge mit dem gendlicher aus dem Stadtteil Lit- Carl-Spitteler-Quai als tau, er habe übrigens nichts zu Terrasse: Francesca verkaufen. Mit seinen bunten Ge- Steiger mit Caramel- lo kann sich nichts nossen besetzt er regelmässig den Besseres vorstellen. superzentralen Ort, manchmal
Luzerner Seeüberquerung Noch bleibt genügend Zeit fürs Ausdauertrai- die 5-Zimmer-Wohnung im Ober- ning. Am 21. August um 11 Uhr heisst es dann geschoss betritt, eröffnet sich aber im Strandbad Lido: eine Farbenwelt, welche mit der 3 gelbe Bademützen anzie- Blumenpracht draussen korres- hen, fertig, los ! Der Ver- pondiert. Auf dem Sims des Stu- anstalter Hochschulsport benfensters hat Steiger einen Campus Luzern rechnet Kräutergarten aus Lavendel, Thy- mit 300 Teilnehmerinnen mian, Verveine angelegt. Durchs und Teilnehmern. Sie duftende Grün hindurch kann werden mit den Wellen der Blick über den Park auf den gehen, ihnen trotzen, See gleiten. Seit vier Jahren lebt 900 Meter lang bis zum sie hier und könnte sich kaum Strandbad Tribschen. Der Besseres vorstellen. «Morgens um Rekord liegt bei 10 Minu- 8 Uhr barfuss über den feuchten ten und 24 Sekunden. Rasen zum See zu gehen und Alle möglichen Schwimm- dann hineinzuspringen, ist ein stile sind erlaubt. Mit aus- Privileg !», sagt Francesca Steiger, gestreckten Armen aufs Wasser klatschen, würde die sich als Ayurveda-Therapeu- für die 30 Rettungs- tin fast nahtlos in die Wellness- schwimmer entlang der meile von Fitness im National Strecke allerdings «Not» und Spa im Palace einreiht. signalisieren. Keine Dezibel kontrollieren Auch Paddeln erlaubt Während des «Lucerne Festi- Wer neben Schwimmhäu- val» fahren Konzertbesuchende ten über genügend Ba- gerne im Privatschiff beim KKL lance verfügt, kann sich vor. Damit sie am Landesteg auch für die Disziplin nicht von fröhlichen Jugendli- «Stand-up-Paddling» an- chen empfangen werden, ver- melden. Die Wagemuti- gen paddeln auf einem sucht SIP (Sicherheit Interven- Board ans andere Ufer tion Prävention) die Jugend recht- etwas älteren Publikum im Inseli sich Odermatt wenig beklagen. (Ausrüstung steht zur zeitig an andere Orte zu locken. wird die dortige Zone durch ver- Für Stadtromantiker wohnt er an Verfügung). Am Ziel lockt SIP sorgt an Brennpunkten der schiedenste Szenen belebt und einer Traumlage, nämlich im zunächst ein Gratisessen. Stadt für ein tolerantes Nebenei- sozialisiert. Tagsüber spielen Kin- Dachgeschoss des als «architek- Frisch gestärkt können nander. Notfalls schaltet sich die der auf dem Rasen, Studierende tonisch wertvoll» eingestuften neue Sportarten getestet Luzerner Polizei vom Posten im tauchen nach dem Unterricht Ruderclub-Hauses. Der frühere werden: Kanu, Tauchen, Bahnhofuntergrund ein. Dort ist auf, im Halbdunkel chillen Hip- Profiruderer hat eine Terrasse Stand-up-Paddling, Andreas Weber stationiert. Der hopper neben Anhängern von mit Aussicht: Links liegt dichtes Beach-Volley. Auch ent- 43-jährige Polizist hat ein interes- Death Metal. Gebüsch vor der Ufschötti, rechts spanntes Sonnenbaden santes Revier: Bahnhof, Inseli, Uf- die Brutinsel für Enten und steht auf dem Programm. schötti. «Der grosse Haufen faszi- Abfallkübel als Bartische Schwäne, in der Mitte führt eine Schliesslich warten in der niert mich», sagt Weber. «Wenn Der spärlich beleuchtete Wasserstrasse auf den Vierwald- Garderobe die trockenen sich die Leute an Gesellschaftsre- Werftsteg führt zur Uschötti, wo stättersee. «Eine intakte Natur- Kleider, die man am geln halten, dann sollen sie sich eine Strandbar für Aufgeräumt- arena», kommentiert Odermatt. Morgen abgegeben hat. frei ausleben dürfen. Wir gehen heit sorgen soll. Allerdings schei- Doch dieses Gebüsch, es ist Anmeldungen über jedenfalls nicht mit dem Ziel nen die Nachtschwärmer die Geheimnis und Offenbarung zu- www.luzerner-seeüber raus, die Dezibel von Smart- zahlreichen Abfallkübel eher gleich. Manchmal sitzt Odermatt querung.ch phone-Boxen zu kontrollieren.» als Bartische zu nutzen, wie das mit Gästen beim Grillplatz am Manchmal frage er sich, wie er Strasseninspektorat beobachtet. Wasser, geniesst eine Wurst, sich früher im Ausgang verhalten In Sommernächten fällt jeweils schaut nichtsahnend zum Wild- habe. Jugendliche würden sich bis 7 Kubikmeter Müll an. Diesen gehölz und sieht plötzlich jeman- heute oft draussen warmtrinken sammeln dann vier Männer ab den zwischen den Blättern urinie- und später einen Club aufsuchen. 6 Uhr morgens während rund ren. Vorne beim Sporn werden Das habe auch mit dem verfügba- 3,5 Stunden auf. Dass es hier romantischere Bedürfnisse be- ren Geld zu tun. ziemlich ausschweifend zu- und friedigt. Inmitten von Silberwei- Grundsätzlich gilt für Weber: hergehen kann, erfährt auch An- den, Hartriegeln und Buschrosen Belebte Plätze sind sicherer als wohner Erwin Odermatt. Immer- kann man sich ungestört mit Aus- einsame und schlecht beleuch- hin gibt es akustische Pausen, sicht aufs Gewässer treiben las- tete. Bei Festivals wie «Blue Balls» wenn die Polizei patrouilliert. sen – bis der Blick Rudernde ein- mag das Gedränge zwar Taschen- «Kaum hört man die Räder des fängt, die entlangziehen. diebstähle begünstigen, Körper- Kastenwagens auf den Kiesel- verletzungen sind aber eher sel- steinen, wird es mucksmäuschen- Edith Arnold ten. Mit der «Buvette» und ihrem still», sagt er. Ansonsten kann Freie Journalistin
16 | 17 Parlament FÜR EINE ZUkUNFT OHNE ATOMSTROM Die Stadt Luzern soll ihren Energiebedarf ab 2045 ganz ohne Atomstrom decken. Das will eine Mehrheit des Grossen Stadtrates. Die Initiative «Luzern mit Strom ohne Atom» schlägt einen schnelleren Atomausstieg vor. Initiative Die Initiative «Luzern mit 1 1 Strom ohne Atom» wurde lange vor dem Erdbeben und dem Tsu- nami in Japan und der Atomkata- strophe in Fukushima lanciert: Die Volksinitiative ist im August 2009 mit 957 gültigen Stimmen zustande gekommen. Sie will, dass die Stadt ihren Strombedarf ohne Atomkraft und ausschliess- lich mit erneuerbaren Energien deckt. Dies, weil Atomkraftwerke volkswirtschaftlich eine Zumu- tung seien, ihr Betrieb giganti- sche Risiken berge und mit kata- strophalen Folgen für die Umwelt verbunden sei. Die Initiative for- dert den Atomausstieg bis zum Jahr 2035. Zudem soll sich die Stadt als Aktionärin der Energie Wasser Luzern Holding AG (ewl) bei dieser und anderen Stroman- DC. Deutschland will ab dem in Form des Gegenvorschlags bieterinnen dafür einsetzen, dass Jahr 2022 ohne Atomstrom aus- empfiehlt. Oder nichts von bei- die Ziele der Initiative schritt- kommen, und auch der Bundes- dem: Diesen Weg, ein Nein zur In- weise erreicht werden können. rat strebt den Atomausstieg an: itiative und zum Gegenvorschlag, Zur Erreichung der Ziele Er hat dem Parlament vorgeschla- möchte die SVP beschreiten. müsse der städtische Energie- gen, Atomkraftwerke nach einer fonds ausreichend gespeist wer- durchschnittlichen Betriebszeit Vorlage im Parlament den. Die Gelder sollen zur För- von 50 Jahren nicht mehr zu Stadträtin Ursula Stämmer- derung der Energieeffizienz und ersetzen. Das letzte Schweizer Horst betonte bei der Behand- von erneuerbaren Energien sowie Atomkraftwerk würde demnach lung der Vorlage «Energie- und zur Sensibilisierung der Bevöl- 2034 ausgeschaltet. Ab wann in Klimastrategie» im Parlament, kerung eingesetzt werden. Die der Schweiz kein Atomstrom dass auch der Stadtrat den Aus- Energiewende sei nur mit einem mehr produziert wird, darüber stieg aus der Atomenergie wolle. haushälterischen Umgang mit wird in Bundesbern noch debat- Wie dieser Atomausstieg vollzo- Energie zu schaffen, betonen die tiert. Das Schweizervolk wird frü- gen werden soll, hat er im neuen Initiantinnen und Initianten. hestens 2013 dazu befragt. Reglement für eine nachhaltige städtische Energie-, Luftreinhalte- Gegenvorschlag Konkrete Ausstiegsszenarien und Klimapolitik, kurz «Energie- Als Gegenvorschlag zur Initi- 1 | Guido Cadlini, Leiter Luzernerinnen und Luzerner reglement», festgelegt. ative präsentiert der Stadtrat das technischer Dienst können allerdings früher ent- Die mit dem Reglement ein- Energiereglement. Darin machte Kantonalbank Luzern, auf dem Dach der scheiden, ob und wenn ja wann geschlagene Richtung sei die er den Vorschlag, 2050 aus der LUKB. Die Solaranlage sie den Atomausstieg wollen. Vo- richtige, meinte die Mitinitian- Atomenergie auszusteigen. Heute wurde mit Beiträgen aus dem städtischen raussichtlich am 27. November tin der «Luzern mit Strom ohne beträgt der Anteil der Kernener- Energiefonds unter- 2011 wird ihnen eine Vorlage mit Atom»-Initiative, die Grünen-Par- gie am städtischen Strommix 55 stützt. Parlament und verschiedenen Optionen präsen- lamentarierin Korintha Bärtsch. Prozent. ewl solle schrittweise, in Stadtrat wollen mit dem Energiereglement tiert: dem Atomausstieg per 2035, Allerdings unterscheide sich der eigener unternehmerischer Ver- den Einsatz erneuerba- wie das die Initiative «Luzern mit Gegenvorschlag des Stadtrates antwortung auslaufende Verträge rer Energien vermehrt Strom ohne Atom» verlangt, oder in gewichtigen Details von der In- durch solche ohne Kernenergie fördern und in Zukunft auf die Nutzung von dem Ausstiegsszenario per 2045, itiative der Grünen und Jungen ersetzen. Der Stadtrat verpflichtet Kernenergie verzichten. das die Mehrheit des Parlaments Grünen. sich mit dem Reglement zu einer
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