SOZIALE ANGEBOTE der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland - ZWST
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IMPRESSUM Herausgeber: Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. Hebelstrasse 6 60318 Frankfurt am Main Telefon: 069 / 944371-0 Telefax: 069 / 494817 E-Mail: zentrale@zwst.org www.zwst.org Verantwortlich: Aron Schuster, Ilya Daboosh Konzept & Redaktion: Ricarda Theiss, Laura Cazés Gestaltung: Dan Krumholz Bildnachweise: ZWST (wenn nicht anders angegeben) Stand Juni 2020 2
INHALTSVERZEICHNIS 4 VORWORT 6 BEGRIFFLICHKEITEN UND KONTEXTUELLE BEZÜGE 8 INTEGRATIONS- UND BILDUNGSAUFENTHALTE FÜR SENIOR*INNEN 10 ANGEBOTE FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ, DEREN ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE 12 ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DER SHOAH, ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE 16 „GESHER“ - INKLUSIVE ANGEBOTE FÜR MENSCHEN MIT EINER BEHINDERUNG, DEREN ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE 22 ANGEBOTE FÜR ALLEIN- UND GETRENNTERZIEHENDE MÜTTER UND VÄTER 24 FÖRDERUNG DES EHRENAMTES: SENIORENARBEIT 26 FÖRDERUNG DES EHRENAMTES: RELIGIÖSES UND KULTURELLES GEMEINDELEBEN 28 ZWST ALS ZENTRALSTELLE DES BUNDESFREIWILLIGENDIENSTES (BFD) 30 SOZIALE BETREUUNGS- UND BERATUNGSANGEBOTE 32 PROFESSIONALISIERUNG, QUALIFIZIERUNG, VERNETZUNG HAUPTAMTLICHER MITARBEITER*INNEN 34 ROUND TABLE UND VERNETZUNG 36 KOMPETENZZENTRUM FÜR PRÄVENTION UND EMPOWERMENT 37 OFEK E. V. - BERATUNGSSTELLE BEI ANTISEMITISCHER GEWALT UND DISKRIMINIERUNG 38 DIGITALE TRANSFORMATION UND GESELLSCHAFTLICHER ZUSAMMENHALT 3
Liebe Freundinnen und Freunde der ZWST, liebe Leser*innen, „Wenn ein Armer in deiner Mitte ist, so verhärte nicht dein Herz und verschließe nicht dei- ne Hand vor deinem armen Bruder. Geben sollst du ihm wiederholt und dein Herz sei nicht böse, wenn du ihm gibst.“ Dieses Zitat aus dem fünften Buch Moses steht sinnbildlich für die Aufforderung einer der wichtigsten religiösen Pflichten des Judentums, sich wohltätig gegenüber Mitmenschen zu verhalten. Das jüdische Verständnis von Wohltätigkeit (hebr. Ze- daka) bildet das Leitbild unseres Verbandes. Wenn sich auch die Aufgaben der Zentralwohl- fahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) seit Beginn ihrer Gründung im Jahr 1917 sehr gewandelt haben, so ist doch das Leitbild immer aktuell geblieben. Die vollständigste Definition von Wohltätigkeit in acht Stufen wurde bereits im 12. Jahrhun- dert durch den Gelehrten Maimonides veröffentlicht. Die niedrigste Stufe der Zedaka ist die Gewährung eines Almosens und die höchste, den „Verarmten“ in die Lage zu versetzen, von Hilfe unabhängig zu werden. Schon hier ist das moderne Fürsorgeprinzip der Hilfe zur Selbst- hilfe zu erkennen: anderen dazu zu verhelfen, aus eigener Kraft für sich selbst sorgen zu können. Mit zielgerichteten bundeseinheitlichen Programmen und einem vielfältigen Veranstaltungs- spektrum unterstützt die ZWST Mitgliedsorganisationen, vernetzt Akteur*innen und kommt dem wachsenden Fortbildungsbedarf von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden nach. Die Einbindung und Befähigung unserer Mitgliedsorganisationen zur Partizipation an Struk- turen der Wohlfahrtspflege und der Sozialpolitik sind die Maxime unserer Serviceleistungen. Die ZWST ist die soziale Stimme der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Wir sind - getreu unserem seit mehr als 100 Jahren gültigen Leitbild „Zedaka“ - in erster Linie für all diejeni- gen Menschen da, die eine besondere Unterstützung benötigen. Dazu gehören insbesondere Menschen mit Behinderung, Senioren, Shoah-Überlebende, Personen, die Antisemitismus erleben, Menschen mit Fluchterfahrung, Menschen in Armut oder anderen Notsituationen. Die nachfolgenden Seiten bieten Einblicke und Eindrücke von dieser vielseitigen Arbeit. Un- ser Dank gilt den vielen motivierten hauptamtlichen Mitarbeiter*innen unseres Verbandes, die mit Hilfe einer breiten Unterstützung ehrenamtlicher Kräfte den großartigen Output der ZWST ermöglichen und unser Leitbild „Zedaka“ Tag für Tag mit Leben füllen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Broschüre. Abraham Lehrer Aron Schuster Präsident Direktor VORWORT 4
Foto: Jüdisches Museum Frankfurt Bertha Pappenheim gründete 1904 den Jüdischen Frauenbund in Deutschland und gab mit Schaffung dieser neuen, zentralisierten Struktur den Anstoß für die Gründung der ZWST im Jahre 1917. 5
BEGRIFFLICHKEITEN UND KONTEXTUELLE BEZÜGE Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) bildet den Zusammenschluss der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland. Als Dachorganisation vertritt die ZWST die jüdischen Gemeinden und Landesverbände auf dem Gebiet der jüdischen Sozialarbeit. Sie ist einer der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in Deutschland und Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW). Migration bildet für die ZWST seit ihrer Grün- die Mehrheitsgesellschaft als auch in die jüdi- dung 1917 einen bestimmenden Faktor in der sche Gemeinschaft und hat den Anspruch, ihrer Schwerpunktsetzung ihrer Arbeit. Mit dem Zer- Zielgruppe durch ihre Angebote eine allumfas- fall der Sowjetunion wurde 1991 der gesamt- sende Teilhabe zu ermöglichen. Die soziale Ar- deutsche Beschluss durch die Ministerpräsi- beit der ZWST verfolgt den Ansatz, Angebote dentenkonferenz gefasst, jüdische Menschen in einem gemeinschaftlichen Umfeld zu ge- aus der ehemaligen UDSSR in die wiederver- stalten und richtet ihre Aktivitäten somit nicht einigte Bundesrepublik aufzunehmen und da- nur an Individuen, sondern bezieht die soziale mit ein Zeichen für die Stärkung der jüdischen Infrastruktur mit ein. Die Angebote richten sich Gemeinschaft in Deutschland nach der Shoah unmittelbar an unterschiedliche Zielgruppen, zu setzen. Die jüdischen Gemeinden und ihre die Personen individuell stärken sollen. Weitere Dachorganisationen, die zum Zeitpunkt der Aktivitäten verfolgen das Ziel, Fachkräfte sowie Wiedervereinigung rund 30.000 Mitglieder Angehörige in diesen Prozess mit einzubezie- umfassten, standen vor vielfachen Herausfor- hen, indem sie begleitet, geschult und unter- derungen: Den „Zugewanderten“, die die Ge- stützt werden. Darüber hinaus fördert und pro- meinschaft versechsfachten, einen Zugang in fessionalisiert die ZWST die soziale Arbeit ihrer die deutsche Mehrheitsgesellschaft zu bieten, Mitgliedsverbände in Alltags- und Praxisfragen Strukturen sozialer Absicherung zu schaffen und zu aktuellen Themen. und Integration zu gewährleisten. Die primär postsowjetische, jüdische Klientel der ZWST, Die vorliegende Broschüre greift wiederkeh- ist einer zunehmenden Gefahr von Exklusion rend auf Begrifflichkeiten wie Empowerment, BEGRIFFLICHKEITEN UND KONTEXTUELLE BEZÜGE ausgesetzt. In den meisten Fällen liegt eine Resilienz oder Inklusion zurück. Einige Begrif- dreifache Betroffenheit vor, die Ausdruck in den fe stammen aus psychotherapeutischen und/ Diskriminierungsformen Alter (Ageism), Antise- oder pädagogischen Kontexten und bedürfen mitismus und Rassismus findet. In diesem Zuge einer begrifflichen Erläuterung, die an dieser fördert die ZWST eine doppelte Integration in Stelle angeführt wird. 6
INKLUSION: WAS, WANN, WIESO, WARUM? Der Begriff Inklusion stammt aus dem lateinischen (in- Die oben angeführte Abbildung der Aktion Mensch, clusio) und bedeutet „Einschließung, Zugehörigkeit, verbildlicht die Ziele der Inklusionsdebatte. Die schwar- Einbeziehung“. zen Punkte bilden hierbei die Gesellschaft und die bun- ten stehen für Menschen mit Einschränkung. In den 70er Jahren wurde die grundsätzliche Gleichstel- lung von Menschen mit und ohne Behinderung gefor- Inklusion ist als Prozess zu verstehen, der überall seinen dert, bekannt unter der Begrifflichkeit Integration, dem Anfang finden kann, jedoch niemals zum Stillstand Vorreiter der Inklusionsdebatte. kommen darf. Nach wie vor problematisch erscheint in diesem Zusammenhang der Inklusionsbegriff, der Katzenbach und Schroeder formulieren den Auftrag immer noch synonym mit dem Integrationsbegriff ver- der Inklusions[debatte] wie folgt: „Die einzelne Person standen wird. ist nicht mehr gezwungen, nicht erreichbare Normen zu erfüllen, sondern die Gesellschaft schafft Strukturen, Nicht zuletzt durch die UN-Behindertenrechtskonven- in denen sich Personen mit Besonderheiten einbringen tion (UN-BRK) wird der Inklusionsbegriff häufig in und auf die ihnen eigene Art wertvolle Leistungen er- Verbindung mit der Inklusion von Menschen mit Ein- bringen.“ schränkung gedacht und angewandt. Hier geht es um ein Dabeisein „aller“ von Anfang an. (Ricarda Theiss) EMPOWERMENT Zedaka, das Leitbild der ZWST, steht für das jüdische sätze und Bewältigungsstrategien können die Teilneh- Verständnis von Wohltätigkeit und ist die Basis jü- mer*innen empowert werden, im Sinne der Hilfe zur discher Sozialarbeit. Diese ist im Judentum kein frei- Selbsthilfe. Empowerment bedeutet übersetzt so viel williger Akt, sondern eine der wichtigsten religiösen wie: aus eigener Kraft, Macht, Selbststärkung, Befähi- Pflichten, eine „Mitzwa“ (hebr.). Sie beinhaltet einerseits gung. eine sozialethische Handlungsanweisung und steht an- dererseits für soziale Gerechtigkeit. Wohltätig zu sein Ansetzend an den eigenen Resilienzen (eigenen Kräften) heißt, Hilfe nicht nur in Form von Almosen zu leisten, bietet die ZWST Seminare und Fortbildungen, die einen sondern im Sinne einer ausgleichenden Rechtsordnung. nachhaltigen Nutzen für die Teilnehmenden haben. Jüdische Sozialarbeit wurzelt in der Jahrtausend alten Durch den Austausch mit anderen Teilnehmer*innen Sozialethik des Judentums und hat sich auf der Basis und fallbezogene Praxisbeispiele entsteht ein besonde- dieser religionsgesetzlich verankerten Wohltätigkeit res „Wir-Gefühl“. Der Erfahrungsaustausch mit ande- entwickelt. Dem Leitbild entsprechend widmet sich die ren Teilnehmenden, gestützt durch professionelle Be- ZWST durch ihre vielfältigen Angebote den Problemla- gleitung ermöglicht zum Teil eine schnelle Lösung für gen und Fragestellungen ihrer Teilnehmer*innen, um verschiedenste Problemlagen. Getreu dem Motto: Lö- ihnen eine allumfassende, gesellschaftliche Teilhabe zu sungsorientiertes- nicht problemorientiertes Handeln. ermöglichen. Durch das Erlernen diverser Lösungsan- Quelle Illustration: https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/was-ist-inklusion.html [Stand 08.10.2019] 7
INTEGRATIONS- UND BILDUNGSAUFENTHALTE FÜR SENIOR*INNEN IM KURHEIM BENI BLOCH Seit 1993 bietet die ZWST im Kurheim Eden-Park Bil- Die jüdische Seniorengeneration in Deutschland hat dungsaufenthalte für jüdische Senior*innen an. Im Ap- viele Facetten, daher organisiert die ZWST spezielle Bil- ril 2020 erfolgte eine Umbenennung der Einrichtung dungsaufenthalte für diverse Zielgruppen, um die Teil- in das „Kurheim Beni Bloch“, in Erinnerung an ihren nehmer*innen direkt ansprechen zu können, wie: langjährigen Direktor, der die Bildungsaufenthalte für Senior*innen in Bad Kissingen initiierte. • Aufenthalte für die Vereine des Jüdischen Frauen- bundes in Deutschland Die Einrichtung der ZWST im unterfränkischen Bad Kissingen bietet vor allem älteren migratisierten Men- • Alteingesessene Senioren: Zu dieser Gruppe gehö- schen die Gelegenheit sich weiterzubilden, die eigene ren wenige deutsche Jüdinnen und Juden an, die INTEGRATIONS- UND BILDUNGSAUFENTHALTE FÜR SENIOR*INNEN jüdische Identität zu stärken und in familiärer, jüdi- vor 1989 nach Deutschland gekommen sind. scher Atmosphäre neue Bekanntschaften zu schließen. Jährlich nehmen rund 1000 Personen das Angebot der • Junge Senioren 60+: Diese Bildungsaufenthalte ZWST war. Die Programme sind eine Kombination aus richten sich in erster Linie an Angehörige der 2. Weiterbildungen im Bereich Sprache (Deutsch- und Generation (Kinder von Überlebenden der Shoah), Hebräisch-Kurse), Kultur, Gesundheit und Gesellschaft, die schon vor 1989 in den Gemeinden ehrenamt- verbunden mit gemeinsamen Aktivitäten wie Tanz, lich aktiv gewesen sind. Gesang, Theater, Ausflügen und Gesprächsrunden. Ein weiterer Schwerpunkt der Programme ist die Vermitt- Im „Kurheim Beni Bloch“, zuvor „Kurheim Eden-Park“, lung jüdischer Traditionen, die viele Teilnehmer*in- organisiert die ZWST weiterhin Betreuungsfreizeiten nen in ihren Herkunftsländern nicht offen pflegen für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz. konnten. Dazu gehören das gemeinsame Erleben des Die Freizeiten können als niedrigschwelliges Angebot wöchentlichen Schabbats und besondere Veranstal- durch die Krankenkasse abgerechnet werden. Dazu ge- tungen anlässlich jüdischer Feier- und Gedenktage. Die hören Freizeiten für Menschen mit einer Behinderung Teilnehmer*innen werden zudem motiviert, eigene im Rahmen des Arbeitsbereiches „Gesher– Inklusion für ehrenamtliche Aktivitäten in ihrer Heimatgemeinde Menschen mit Behinderung“ und Betreuungsfreizeiten zu organisieren oder weiterzuentwickeln, z.B. in einem für Menschen mit einer Demenz (s.u.). Seniorenklub. 8
9 Foto: Robert Poticha
ANGEBOTE FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ, DEREN ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE Die jüdische Gemeinschaft steht angesichts ihrer Alters- struktur vor einer besonderen Herausforderung. Durch FORTBILDUNG FÜR das voranschreitende Alter müssen sich die jüdischen DEMENZBEGLEITER*IN Gemeinden zunehmend mit dem Thema Demenz aus- einandersetzen, daher bietet die ZWST den Gemeinden Die mehrteilige Schulung (plus Vertiefungsseminar) kontinuierlich Fortbildungen und Seminare zum The- soll die Teilnehmenden befähigen, spezifische, kul- ma Demenz an. tursensible Aktivitäten für an Demenz erkrankte Per- sonen und deren Angehörige zu organisieren. Je nach Bedarf und vorhandenen Möglichkeiten gehören dazu Tagesangebote sowie niedrigschwellige Hilfe- und Be- FREIZEIT FÜR MENSCHEN treuungsangebote für die Betroffenen sowie spezifische Informations- und Entlastungsangebote für die Ange- MIT DEMENZ UND DEREN hörigen. Die Fortbildung ermöglicht es Mitarbeiter*in- ANGEHÖRIGE nen jüdischer Einrichtungen, Angebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörige zu entwickeln und Die Betreuungsfreizeiten für Menschen mit Demenz diese in den Gemeinden, anderen jüdischen Einrichtun- und ihre Angehörigen im Kurheim Beni Bloch ermög- gen und in der aufsuchenden Sozialarbeit anzubieten. lichen den Teilnehmenden eine „Auszeit“ von einem oft beschwerlichen und isolierten Alltag. Eine professionel- le, an den Bedürfnissen der Teilnehmer*innen orien- tierte Betreuung ermöglicht eine gemeinsame, familiäre FORTBILDUNG FÜR Zeit in jüdischer Atmosphäre. ALLTAGSBEGLEITER*INNEN Durch das zweisprachige Angebot (Deutsch/Russisch) Die Fortbildung richtet sich an stationär eingesetzte spezifischer Programminhalte (z.B. jüdische Tradition ANGEBOTE FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ, DEREN ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE Betreuungskräfte (§ 53c SGB XI), die in jüdischen Seni- und Kultur) können Menschen mit einer Demenz eigene orenzentren tätig sind. Sie ermöglicht den Erwerb und Potenziale und Ressourcen wahrnehmen. Die Teilneh- die Vertiefung fachspezifischen Wissens. Durch einen mer*innen erfahren gemeinsam mit ihren Angehörigen kontinuierlichen Austausch und Praxisreflexion wer- Wertschätzung und Entspannung. Zum Angebot gehö- den die Weiterentwicklung bestehender Angebote so- ren unter anderem kreative Aktivitäten, musikalische wie die Entwicklung neuer kulturspezifischer Projekte Programme und Ausflüge. Die Angehörigen haben die ermöglicht. Gelegenheit, sich im Rahmen von Gesprächsgruppen mit anderen Teilnehmenden und Fachkräften zu unter- schiedlichen Belastungssituationen oder Problematiken in der Betreuung von Menschen mit einer Demenz aus- DEMENZPARTNER: INITIATIVE zutauschen. Hierzu zählen unter anderem rechtliche wie DER DEUTSCHEN ALZHEIMER psychosoziale Themen. Vor dem Hintergrund persönli- cher Belastungen und Gefühlswelten gibt es darüber hi- GESELLSCHAFT E.V. naus die Möglichkeit einer individuellen Beratung. Die meisten Menschen wissen nicht, wie Betroffene von Demenz im Alltag unterstützt werden können, z.B. bei Orientierungs- oder Gedächtnisverlust. Um den adäqua- ten Umgang mit Demenz zu sichern, ist die ZWST seit 2020 offizieller Demenzpartner. In einem 90-minütigen Kompaktkurs werden hauptamtliche Mitarbeiter*in- nen zu dem Thema „Umgang mit Demenz erfolgreich gestalten“ geschult. Hierzu gehören das Kennenlernen der unterschiedlichen Symptomatik und Möglichkei- ten der Kommunikation mit den Betroffenen (lösungs- orientierte Praxis). Das erlernte Knowhow können die Mitarbeiter*innen in der professionellen Arbeit an- wenden und weitergeben oder auch im privaten Umfeld nutzen. 10
Foto: Robert Poticha “ JA, MITTLERWEILE HÖRE ICH IMMER WIEDER VON ANGEHÖRIGEN: HÄTTE ICH DAS DOCH EHER GEWUSST… Teilnehmer Demenz-Freizeit 11
ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DER SHOAH, ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE Foto: Claims Conference / Marco Limberg TREFFPUNKTE In Kooperation mit verschiedenen jüdischen Gemein- den hat die ZWST bundesweit „Treffpunkte“ für Über- In Deutschland gibt es lebende der Shoah und ihre Familienangehörige initi- aktuell 32 Treffpunkte iert und unterstützt deren Aktivitäten. Zum Angebot der „Treffpunkte“ gehört unter anderem: Sozialpsycho- (Stand 2020), die von der ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DER SHOAH, ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE ZWST begleitet werden logische Beratung, Unterstützungsangebote im alltäg- lichen Leben (z.B. Begleitung zu Ärzten und anderen Einrichtungen), Arbeit mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, gesundheitsfördernde Aktivitäten, kul- - und jedes Jahr kommen turelle Veranstaltungen, Vorträge und Feste anlässlich jüdischer Feiertage. Bei vielen Treffpunktbesucher*in- weitere hinzu. nen besteht Interesse an organisierten Ausflügen und Reisen. Hier entstehen Kontakte zu anderen jüdischen Organisationen und auf persönlicher Ebene zu anderen Überlebenden der Shoah. Für Überlebende, die nicht mehr die Möglichkeit ha- ben, in die Gemeinden zu kommen, werden zunehmend mobile Angebote organisiert. Mit wenig Aufwand und ehrenamtlicher Hilfe wird ihnen menschliche Nähe ins eigene Heim gebracht, so z.B. über das Programm „War- mes Haus“ der Gemeinden in Dortmund und Dresden. 12
BERATUNG UND FORTBILDUNG FÜR ÜBERLEBENDE, MITARBEI- TER*INNEN DER TREFFPUNKTE UND MULTIPLIKATOR*INNEN Zu den Aktivitäten der ZWST gehören die Beratung und Information hinsichtlich Entschädigungspro- grammen für Überlebende der Shoah und Hilfen bei der Antragstellung. Zu einem begleitenden Fortbil- dungsangebot gehören weiterhin: Direkte Beratung in den Gemeinden, telefonische Beratung, Beratung im Rahmen der Bildungsaufenthalte im Kurheim Beni Bloch. Die Mitarbeiter*innen der Treffpunkte besuchen Vorträge und Workshops in der Bildungsstätte Max-Willner-Heim sowie in den Gemeinden, haben die Möglichkeit zum Austausch und können Supervision und ein Beratungsangebot in Anspruch nehmen. Darüber hinaus konnten einige Überlebende beim Umzug in betreute Wohnprojekte begleitet werden. Die Selbstinitiative und Vernetzung der Überlebenden untereinander konnte weiterentwickelt und effek- tiver gestaltet werden. Das entstandene Netzwerk hilft dabei, schneller über Krisensituationen informiert zu werden, um gegebenenfalls professionelle Hilfe zur Verfügung stellen zu können. INTERNATIONALE FACHTAGUNG Die ZWST organisiert regelmäßig einen Fachkongress zu unterschiedlichen Themen im Kontext der Sho- ah, die sich an Fachkräfte des sozialen Bereichs aus dem In- und Ausland richten. Das Ziel ist die Förderung einer qualifizierten Betreuung, Versorgung und Beratung von Überlebenden der Shoah und deren Famili- enangehörigen. Darüber hinaus wird im Rahmen der Tagung ein vielseitiger Austausch von Fachkräften und Überlebenden, primär der 2. und 3. Generation ermöglicht. Die ZWST begrüßt eine steigende Zahl von Teilnehmenden aus Ländern in Osteuropa und der Post-Sowjetunion, da sich die Zusammenarbeit im Rahmen gemeinsamer Projekte und Kooperationen zunehmend intensiviert. Die Fachtagungen werden von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und Aktion Mensch e.V. gefördert und stehen unter der Schirmherrschaft der Stadt Frankfurt. Foto: Rafael Herlich 13
ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DER SHOAH, ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE ZEITZEUGENTHEATER “ Das Zeitzeugentheater ist ein intergeneratives Pilot- projekt, welches in Frankfurt durchgeführt wurde. In diesem einmaligen Projekt berichteten 6 Zeit- NUN SEID IHR zeug*innen über ihre Kindheits- und (Über-)Le- benserfahrungen während des Nationalsozialismus. Gemeinsam mit 9 Schüler*innen wurden die Verfol- DIE ZEITZEUGEN gungs- und Fluchtgeschichten in Form eines Thea- terstücks dramaturgisch umgesetzt. DER ZEITZEUGEN... Durch die Begleitung eines Kamerateams und die kreative Auseinandersetzung wurde ein einzigar- tiges Zeitzeugendokument erschaffen, das an die nächste Generation weitergegeben werden kann. Zeitzeugin Das Projekt wird an zwei weiteren Standorten ange- boten. 14
Foto: Rafael Herlich EINDRÜCKE DER HAUPTDARSTELLER*INNEN „Ich möchte, dass meine Zeit im Ghetto nicht vergessen wird.“ „Ich möchte einen reflektierten Umgang mit den Geschehnissen erlangen, dazu gehört, mehr über „Das Erlebte als Theater zu spielen, beeindruckt die Zeitzeugen zu erfahren.“ mich, da es eine andere Art der Wiedergabe ermöglicht, die ich, wenn ich als Zeitzeugin in Schulklassen geladen werde, nicht so intensiv „Wir tragen die Erinnerungen weiter, gestalten kann.“ so dass sie nicht vergessen werden.“ „Der Staffelstab muss an die nächste „Wir sind zu einer kleinen Famlie Generation weitergegeben werden.“ zusammengewachsen.“ 15
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Der Inklusionsfachbereich „Gesher“ (hebr. Die Brücke) zielt auf eine umfassende Inklusion von Menschen mit einer Behinderung in die jüdische Gemeinschaft und die Mehrheitsgesellschaft. Fast immer handelt es sich um Menschen mit Migrationshintergrund. Neben Freizeiten, Famili- enwochenenden, überregionalen Tagungen, regionalen Fortbildungen stehen die Unterstützung von Selbsthilfe-und Angehörigengruppen und damit die Förderung von individuellen Potenzialen im Mittelpunkt. Dazu gehören auch Wohnformen im jüdischen Kontext, die Menschen mit Behin- derung eine möglichst selbstbestimmte Lebensform ermöglichen und die Angehörigen entlasten. Der Fachbereich „Gesher“ kooperiert mit anderen Fachverbänden der Behindertenhilfe und ist in verschiedenen Gremien präsent. 17
„GESHER“ – INKLUSIVE ANGEOTE FÜR MENSCHEN MIT EINER BEHINDERUNG, DEREN ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE BERATUNG UND INFORMATION FREIZEITEN Zu den Aktivitäten von „Gesher“ gehört ein zielgerichte- „Gesher“ organisiert Bildungs- und Erholungsfreizei- tes Beratungsangebot: Fachberatung von haupt- und eh- ten im Max-Willner-Heim und im Kurheim Beni Bloch renamtlichen Gemeindemitarbeiter*innen, Förderung für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen. der Selbstorganisation in den Gemeinden, Hilfestellung Die bei allen Teilnehmenden beliebten Freizeiten wer- bei der Entwicklung und Beantragung von Kleinprojek- den von professionellen Betreuer*innen organisiert ten sowie die individuelle Beratung für Betroffene und und bieten ein vielfältiges Programm, unter anderem Angehörige. Auf Anfrage organisiert „Gesher“ Infover- auch zu verschiedenen Aspekten der „Persönlichen Zu- anstaltungen vor Ort, in den Gemeinden, zu Fragen des kunftsplanung“. In verschiedenen Workshops und Kre- Sozialrechtes oder der persönlichen Zukunftsplanung. ativ-Kursen werden die Teilnehmenden dazu angeregt, „GESHER“ – INKLUSIVE ANGEOTE FÜR MENSCHEN MIT EINER BEHINDERUNG, DEREN ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE Zudem werden regelmäßig zweisprachige Handrei- eigene Wünsche für die Lebensbereiche Wohnen, Arbei- chungen zu aktuellen Themen im Sozialrecht erstellt. ten und Freizeit zu formulieren. Für die Angehörigen werden Fachvorträge, Gesprächsrunden und bei Bedarf individuelle Beratungen organisiert. Zu den Highlights FORTBILDUNGEN UND gehören diverse Ausflüge, ein festlich gestalteter Schab- bat oder auch besondere Veranstaltungen zu jüdischen FACHTAGUNGEN Feiertagen. „Gesher“ organisiert überregionale Fachtagungen für Angehörige und Fachkräfte, z.B. zu den Themen „Um- gang mit psychisch erkrankten Menschen“ oder zu den REGIONALE AKTIVITÄTEN „Herausforderungen in der Entwicklung von Kindern In verschiedenen Regionen Deutschlands, unter ande- und Jugendlichen“. Die Tagungen bieten den Teilneh- rem in den östlichen Bundesländern, in Bayern, Nord- menden ein Forum für Weiterbildung, Austausch auf rhein-Westfalen und Hessen werden im Rahmen spezi- familiärer oder beruflicher Ebene, stärken die Kontak- fischer Projekte Selbsthilfe-und Angehörigengruppen te zu Fachleuten bzw. Beratungsstellen und fördern die etabliert und unterstützt, um gemeinsam mit der Ge- Vernetzung. Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*in- meinde vor Ort inklusive Veranstaltungen und Fortbil- nen jüdischer Einrichtungen und ihre Kooperations- dungen durchzuführen. Sie richten sich an Betroffene, partner aus der Region sind ebenfalls willkommen. Angehörige, Gemeindemitarbeiter*innen und weitere interessierte Mitglieder der jeweiligen Gemeinde. Zum kontinuierlichen Angebot von „Gesher“ gehören Das breite Spektrum beinhaltet unter anderem folgen- überregionale und regionale Fortbildungstage für das de Angebote: Schreibwerkstatt für Menschen mit einer Mitarbeiterteam und alle, die an einer Mitarbeit inter- geistigen, psychischen oder körperlichen Einschrän- essiert sind. kung / Integrations- und Orientierungsseminare / Per- sönliche Zukunftsplanung. 18
19 Foto: Robert Poticha
ESHEL E.V. FÖRDERUNG DER INKLUSIVEN ARBEIT Ein weiteres Ziel von „Gesher“ ist die Inklusion jüdischer Menschen mit einer Beeinträchtigung in das Arbeitsle- ben. Eine physische oder psychische Einschränkung sollte eine Teilhabe am Arbeitsleben nicht einschrän- ken, entsprechend den jeweiligen Möglichkeiten und Potenzialen. Über ihren Verein Eshel e.V. unterstützt die ZWST gezielt die Arbeitsfindung, indem regelmä- ßig Fortbildungen für Arbeitssuchende mit einer Beein- trächtigung angeboten werden. In Kooperation mit dem Frankfurter Verein für soziale Heimstätten e.V., dem größten Anbieter von Arbeitsmöglichkeiten für Men- schen mit einer psychischen Erkrankung in Frankfurt, „GESHER“ – INKLUSIVE ANGEOTE FÜR MENSCHEN MIT EINER BEHINDERUNG, DEREN ANGEHÖRIGE UND FACHKRÄFTE organisiert der Verein unter anderem ein Motivations- training für Arbeitssuchende oder leistet individuelle Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Arbeits- INKLUSIVE KUNSTPROJEKTE plätzen. Kunst ist ein wichtiges Medium für Menschen mit Be- hinderung, um kreative Potenziale zu wecken und die gesellschaftliche Isolation zu durchbrechen. Im Rahmen der Bildungsfreizeiten und in vielen Selbsthilfegruppen haben künstlerische Workshops und die Schaffung eige- ner Kunstwerke einen hohen Stellenwert. Zwei Einrich- tungen der ZWST geben ein anschauliches Beispiel, wie Inklusion durch Kunst eine aktive Teilhabe ermöglicht. KUNSTATELIER „EASTEND“ Das im Jahr 2011 eröffnete Kunstatelier „Eastend“ ist ein gemeinsames Kooperationsprojekt des Internationalen Bundes (IB), der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und der ZWST in Frankfurt/Main. Das Atelier organisiert eine Tagesbetreuung mit krea- tiven Aktivitäten im Bereich Malerei, Ton, Radierung, Siebdruck, Linoldruck, Mosaik, Weben sowie gemeinsa- mes Kochen und Spiele. Das Angebot richtet sich in ers- BETREUTES WOHNEN IN ter Linie an jüdische Menschen mit einer Behinderung JÜDISCHEN ZUSAMMENHÄNGEN oder Beeinträchtigung, z.B. an diejenigen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung Schwierigkeiten haben, Ziel der ZWST ist es, Voraussetzungen für ein jüdi- aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. sches Alltagsleben für Menschen mit Behinderungen Darüber hinaus ist das niedrigschwellige Angebot für zu schaffen. Im Rahmen einer Kooperation mit dem alle Interessierten offen, unabhängig von ihrer Konfes- Internationalen Bund (IB) ermöglicht die ZWST eine ei- sion oder Herkunft. genständige Wohn- und Lebensform, unter anderem in Mit seinen verschiedenen Kooperationspartnern (z.B. Wohnungen des Seniorenzentrums Henry und Emma Jüdisches Altenzentrum, Berufsverband Bildender Budge-Stiftung in Frankfurt/M. Künstler und Künstlerinnen e.V.) organisiert das „Eas- Hier ist es der ZWST ein wichtiges Anliegen, gemeinsam tend“ zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen mit anderen Trägern der Behindertenhilfe weitere Opti- und bereichert mit seinem offenen Angebot den Sozial- onen für selbstbestimmte Wohnformen zu entwickeln raum des Frankfurter Ostends. und das bestehende Angebot auszuweiten. 20
viert und präsentiert seine Arbeiten regelmäßig der Öf- fentlichkeit. Dazu gehört ein Tag der Offenen Tür oder die Teilnahme am Israel-Tag der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG). Auch die Kontaktpflege zu Personen des politischen Lebens ist ein wichtiger Bestandteil, wie z.B. mit dem Behindertenbeauftragten der Bundesregie- rung oder Abgeordneten des Deutschen Bundestages, die sich als Gäste des Ateliers beeindruckt zeigten von seiner inklusiven Arbeit. Im Jahr 2016 wurde die Jüdische Galerie Omanut er- öffnet. Die Galerie ist einerseits Ausstellungsort des Ate- liers und gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich öffentlich stärker zu präsentieren. Als integrative und transkulturelle Einrichtung ist sie zugleich ein Forum für Begegnung und Austausch. Darüber hinaus bietet die Galerie als kulturelle Dependance des Berliner Büros der ZWST auch Künstlern mit Behinderung aus ande- ren Organisationen und jüdischen Künstlern in Berlin eine Ausstellungsplattform. EUTB - BERATUNGSANGEBOT ZUR STÄRKUNG DER SELBSTBESTIMMUNG Seit Herbst 2018 arbeitet in den Räumlichkeiten des Berliner Kunstateliers „Omanut“ die Beratungsstelle „EUTB - Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“, gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Sozi- ales. Das interdisziplinäre Beraterteam arbeitet in einem großen Netzwerk aus Sozialarbeiter*innen, Psycholo- g*innen und anderen EUTB-Stellen. Durch den nied- rigschwelligen Zugang bietet das Beratungsangebot ein unterstützendes Moment in allen Angelegenheiten für Menschen mit einer Behinderung sowie Menschen, die von einer Behinderung bedroht sind. Eine wesentliche Rolle spielt die Beratung von Betroffenen für Betroffene (Peer Counseling): „Ich weiß genau, wovon du sprichst!“ (Zitat eines „Peer Counselor“) Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit einer KUNSTATELIER „OMANUT“ mehrsprachigen Beratung. Auch Angehörige können dieses Angebot in Angelegenheiten und Fragen zur um- Das Berliner Kunstatelier „Omanut“ wurde im Jahr fassenden Teilhabe wahrnehmen. 2009 eröffnet. In Trägerschaft der ZWST, bietet es eine Tagesbetreuung mit unterschiedlichen künstlerischen Projekten. Das Atelier ist offen für alle, die aufgrund ei- ner Einschränkung, einer schwierigen Lebenssituation oder Krise einen geschützten familiären Raum benö- tigen. Willkommen sind darüber hinaus alle, die Bera- tung, Kontakt und Austausch in jüdischer Atmosphäre suchen. „Omanut“ bietet heute rund 20 Teilnehmenden zwischen 20 und 80 Jahren die Möglichkeit, ihre Poten- ziale zu entfalten und freut sich über eine wachsende Anzahl von neuen Mitgliedern, die das Atelier berei- chern und neue Ideen mitbringen. Seit seiner Gründung hat das Atelier seine Vernetzung mit anderen Verbän- den und Einrichtungen der Behindertenhilfe intensi- 21
ANGEBOTE FÜR ALLEIN- UND GETRENNTERZIEHENDE MÜTTER UND VÄTER SEMINARANGEBOT Single-Haushalte und Patchwork-Familien mit ei- nem oder mehreren Kindern gehören zur gesellschaft- lichen Realität. Dennoch erfahren sie noch lange nicht die entsprechende gesellschaftliche Akzeptanz und soziale Unterstützung. Allein- und getrennter- ziehende Mütter und Väter stehen häufig in ihrem Alltag vor großen Herausforderungen, die nicht nur die Erziehung ihrer Kinder betreffen, sondern auch existenzielle Fragen in Bezug auf wirtschaftli- che, rechtliche und soziale Absicherung. In den Se- minaren der ZWST wird den Teilnehmer*innen die Möglichkeit zur Weiterbildung, Vernetzung und des Erfahrungsaustausches geboten. Für die Kinder wird im Rahmen der Seminare ein abwechslungsreiches Programm mit Sport und Spiel organisiert, während sich die teilnehmenden Mütter und Väter in Work- shops und Gesprächsrunden mit Themen wie Familie und Beruf, Pädagogik, Selbstfürsorge und Erziehung auseinandersetzen. Weiterhin werden gemeinsame Eltern-Kind-Workshops für eine bereichernde Ge- staltung des Alltags angeboten. Den Teilnehmer*in- nen wird darüber hinaus die Möglichkeit einer indi- viduellen Beratung geboten. ANGEBOTE FÜR ALLEIN- UND GETRENNTERZIEHENDE MÜTTER UND VÄTER Das Angebot für allein- und getrennterziehende Müt- ter und Väter befindet sich im Aufbau und wird über eine laufende Bedarfsermittlung gemeinsam mit den Teilnehmenden der Seminarreihe weiterentwickelt, um ein lebensweltorientiertes Angebot zu ermögli- chen. With the support of: 22
ICH HABE VIELE NEUE LEUTE KENNENGELERNT UND GESEHEN, DASS ICH NICHT ALLEIN BIN. ICH HATTE ZEIT FÜR MICH, HATTE ZEIT FÜR MEIN KIND. EINE MUTTER HAT SICH BEWUSST ENTSCHIEDEN, IHR KIND ALLEIN GROSS- ZUZIEHEN, UND DIES GAB AUCH MIR STÄRKE. ES WAR SCHÖN, DASS AUCH VÄTER DABEI WAREN. Eindrücke von Teilnehmenden des Seminars 23
FÖRDERUNG DES EHRENAMTES 24 Foto: Robert Poticha
FÖRDERUNG DES EHRENAMTES: SENIORENARBEIT SCHULUNGEN FÜR LEITER*IN- SEMINARE FÜR NEN UND BETREUER*INNEN SENIORENKLUBLEITER*INNEN DER BILDUNGSAUFENTHALTE IM Die Seniorenklubs bilden wichtige Anlaufstellen für KURHEIM BENI BLOCH ältere Gemeindemitglieder. Hier werden Kontakte auf- gebaut und gepflegt sowie ein breites Angebot von und Eine verantwortungsvolle und professionelle Vorbe- für ältere Gemeindemitglieder in jüdischen Zusammen- reitung, Organisation und Leitung der Bildungs- und hängen organisiert. Der langfristige Inklusionsprozess Integrationsaufenthalte für Senior*innen im Kurheim älterer Gemeindemitglieder mit Migrationshinter- Beni Bloch ist unabdingbar für ihre erfolgreiche Durch- grund wird unterstützt und einer möglichen Exklusion führung. Hier sind Kreativität, Eigeninitiative und die wird entgegengewirkt. Gleichzeitig bilden die Senioren- Fähigkeit zur Konfliktbewältigung und -lösung ge- klubs oftmals Orte, aus denen heraus die Gründung von fragt. Daher ist ein qualifiziertes, genau ausgewähltes Tanzgruppen, Chören und anderen Zirkeln, z.B. zum und dem Bedarf entsprechendes Leiter- und Betreuer- Thema Gesundheit und ähnlichen Themen ihren An- team das Ziel dieser Seminarreihen. Sie bieten dieser fang finden. Darüber hinaus dienen die Seniorenklubs Zielgruppe eine begleitende Unterstützung und zielen - neben den Sozialabteilungen – oft als Anlaufstelle für gleichzeitig darauf ab, neue Interessierte zu schulen. Information und Beratung. Die Seminare der ZWST Für die neuen Teilnehmer*innen ist der Austausch mit richten sich an aktive Leiter*innen und Mitarbeiter*in- den erfahrenen, oft langjährig tätigen Leiter*innen nen von Seniorenklubs sowie neue Interessierte. Die Se- sehr wertvoll und bereichernd. Gleichzeitig können minare dienen der Ideenfindung und unterstützen die erstmalige, jüngere Teilnehmende einen Beitrag zur Netzwerkarbeit wie z.B. die Durchführung gemeinsa- kreativen Ideenfindung für die Programmgestaltung mer Veranstaltungen auf überregionaler Ebene. sowie zum möglichen Umgang mit Konflikten leisten. Zu den Programmbestandteilen der Seminare gehören: • Umgang mit Konfliktsituationen • Supervision • jüdische Themen und ihre Vermittlung • Möglichkeiten der Programmgestaltung und weitere Bereiche der Seniorenarbeit, die für die Leitung der Aufenthalte wichtig sind (z.B. Gesundheit, Erste Hilfe, psychologische Aspekte, interkulturelle Seniorenarbeit u.ä.). 25
FÖRDERUNG DES EHRENAMTES: RELIGIÖSES UND KULTURELLES GEMEINDELEBEN SEMINAR JUDENTUM Die Seminarreihe richtet sich an interessierte Mitglie- Gemeinden beim Aufbau und der laufenden Arbeit der der jüdischer Gemeinden, die ehrenamtlich im Bereich „Chewra Kadischa“. Zentral für die Programmstruktur der Vermittlung jüdischer Religion tätig sind. Ziel der der Seminare ist die Verbindung von Theorie und Pra- Fortbildungsreihe ist es, die Teilnehmer*innen zu befä- xis. Dies beinhaltet Bedeutung und Hintergrund der higen, andere Mitglieder in religiöse Themen einzufüh- „Chewra Kadischa“ innerhalb der jüdischen Religion ren bzw. ihnen Grundlagen jüdischer Traditionen näher und Tradition, aber auch die praktischen Aspekte der zu bringen. Durch die Vertiefung ihres Wissens und die „Tahara“ (hebr. rituelle Reinigung) sowie die Betreuung Stärkung der eigenen jüdischen Identität werden die der Hinterbliebenen. Außerdem bietet die Fortbildung Teilnehmer*innen motiviert und befähigt, in ihren Ge- ein Forum für Austausch zu Fragen und Problemen aus meinden als Multiplikatoren aktiv zu werden bzw. ihr der Praxis dieser ehrenamtlichen Tätigkeit und würdigt Engagement fortzusetzen und/oder zu erweitern. das freiwillige Engagement. Bei Interesse und auf Anfrage werden die Seminare „Bik- kur Cholim“ und „Chewra Kadischa“ auch auf regiona- FORTBILDUNG BIKKUR CHOLIM ler Ebene in den Gemeindezentren angeboten. Der Begriff „Bikkur Cholim“ (hebr., Krankenbesuch) steht heute für ein weitreichendes und umfassendes KOSCHERE KÜCHE Konzept der Nächstenliebe, Empathie, Solidarität und des gemeinschaftlichen Handelns im jüdischen Kontext. Das Seminar „Koschere Küche“ organisiert die Weiter- bildung der Mitarbeiter*innen in den jüdischen Ge- Die ZWST organisiert Seminare im Max-Willner-Heim, meinden, die für die koschere Verpflegung (z.B. Köche, um die jüdischen Gemeinden beim Aufbau und der Küchenhelfer*innen) oder den Lebensmitteleinkauf, laufenden Arbeit von Bikkur Cholim-Gruppen zu un- Schabbatvorbereitung und Veranstaltungen zuständig terstützen. In den Seminaren werden unter anderem Basiswissen zu den religiösen Grundlagen, psycholo- sind. Neben der praktischen Arbeit in der Küche werden gische und soziale Aspekte sowie inhaltliche und orga- Kenntnisse der Kaschrut (Speisegesetze) und des kosche- nisatorische Kenntnisse über die professionelle Arbeit ren Kochens an die Mitarbeiter*innen vermittelt. und Leitung einer ehrenamtlich arbeitenden Bikkur Cholim-Gruppe vermittelt. Die ZWST fördert mit ihrer Weiterbildungsreihe ein Netzwerk, das ehrenamtlich SEMINAR FÜR Aktiven informativ und unterstützend zur Seite steht. Durch das Angebot sind in zahlreichen Gemeinden gut CHORLEITER*INNEN DER funktionierende Strukturen entstanden, in weiteren JÜDISCHEN GEMEINDEN Gemeinden befinden sich Bikkur Cholim-Gruppen im Aufbau. Das Seminar richtet sich an Chorleiter*innen, die haupt- und ehrenamtlich in den jüdischen Gemeinden arbeiten. Im Mittelpunkt der Fortbildung steht das gemeinsame Training: Die Teilnehmer*innen bilden einen Chor und FORTBILDUNG setzen die verschiedenen Facetten, die einen erfolgrei- CHEWRA KADISCHA chen Chor ausmachen, in die Praxis um. Die Seminarlei- FÖRDERUNG DES EHRENAMTES tung bietet Materialien, Tipps und Empfehlungen für Im Judentum ist es eine religiöse Pflicht, dem Verstor- den runden Klang eines Chors. Die Teilnehmer*innen benen die letzte Ehre zu erweisen und ihn würdevoll erhalten Einblicke in Stimmung und Art der Lieder. Die auf dem letzten Weg zu begleiten. Diese „Mitzwa“ (hebr. Besonderheiten der hebräischen (Aus)Sprache werden Gebot) wird von der ehrenamtlich tätigen „Chewra Ka- ebenfalls in den Fokus genommen. Zum Programm ge- discha“ (hebr., rituelle Bestattung) erfüllt, der heiligen hört weiterhin die Vorstellung eigener Arrangements. Bruder- und Schwesternschaft in den jüdischen Gemein- den. Die Seminare der ZWST unterstützen die jüdischen 26
Foto: Rafael Herlich TANZSEMINARE: „ISRAELISCHE TRADITIONSTÄNZE FÜR ANFÄNGER*INNEN UND FORTGESCHRITTENE“ Die Vielfalt des israelischen Volkstanzes symbolisiert die Vielfalt jüdischer Traditionen und die starke Verbin- dung mit dem Staat Israel. Zum Programm der Seminare gehört die Wiederholung erlernter Tänze, das Erlernen neuer Tänze für alle Altersgruppen, die Vermittlung von Lehrmethoden und Choreographien sowie israelische Lieder und Vorträge. Das Angebot ermöglicht gleichzei- tig eine multiplikatorische Schulung. Die Teilnehmen- den erlernen die Fähigkeit, andere Gemeindemitglieder zu motivieren und ihre Begeisterung für gemeinsames Tanzen zu wecken. Durch diese Fortbildungsreihen, ge- leitet von professionellen Tanzlehrer*innen aus Israel, sind bereits mehr als 30 Tanzgruppen in den jüdischen Gemeinden in Deutschland entstanden. TANZ- UND CHORFESTIVAL Die ZWST organisiert jährlich (im wechselnden Tur- nus) ein Tanzfestival und ein Chorfestival für alle Tanzgruppen und Chöre aus den jüdischen Gemeinden in Deutschland. Diese Veranstaltung ist für die Tanz- gruppen und Chöre eine einmalige Gelegenheit, ihre vielfältigen Fähigkeiten im Bereich Tanz und Gesang einem großen Publikum zu präsentieren. Die Festivals unterstützen sozio-kulturelle Infrastrukturen in den jüdischen Gemeinden und stärken darüber hinaus das Selbstbewusstsein, die jüdische Identität und den Bezug zu Israel. 27
DIE ZWST ALS ZENTRALSTELLE DES BUNDESFREIWILLIGENDIENSTES (BFD) DIE ZWST ALS ZENTRALSTELLE DES BUNDESFREIWILLIGENDIENSTES (BFD) Seit 2012 fungiert die ZWST als Zentralstelle für den Leute haben eine praktische Aufgabe und fühlen sich Bundesfreiwilligendienst, in diesem ersten Jahr wur- nützlich. Das ist, was wirklich zählt. Sie sind bei allen den über die ZWST 155 Bundesfreiwilligenplätze in den Aktivitäten der Gemeinde mittendrin.“ Gemeinden besetzt – diese Zahl stieg in den Folgejahren rasch auf rund 400 Freiwillige an und ist, dank guter In politischen Gesprächen mit den beteiligten Ministe- Nachfrage seitens der Gemeinden und Freiwilligen, rien konnte für ältere Empfänger von Grundsicherung, konstant auf diesem hohen Niveau geblieben. In 110 die sich im Bundesfreiwilligendienst (BFD) ehren- Einsatzstellen unterstützt die ZWST bürgerschaftli- amtlich engagieren, ein großer Erfolg erzielt werden. ches Engagement durch den Bundesfreiwilligendienst. Ihr “Taschengeld” im Rahmen des BFD wurde bisher Der Verband leistet damit einen wichtigen Beitrag zur als Einkommen gewertet und von den örtlichen Sozi- Unterstützung sowie finanziellen Entlastung der Ge- alhilfeträgern um bis zu 70 % gekürzt. Dies stand im meinden und trägt zur Stärkung der Zivilgesellschaft Gegensatz zu Arbeitssuchenden im Grundsicherungs- bei. Günter Jek, BFD-Koordinator der ZWST: „Neben bezug, bei ihnen blieb dieser Betrag anrechnungsfrei. dem größten, prozentualen Anteil an älteren Freiwil- Diese Ungleichbehandlung konnte nach langjährigem ligen haben wir sicherlich auch den größten Anteil an Einsatz der ZWST behoben werden. Die mehrheitlich Freiwilligen mit Migrationshintergrund.“ Für viele älteren Bundesfreiwilligendienstleistenden in den jüdi- migratisierte Menschen ist es schwierig, auf dem ers- schen Gemeinden und Einrichtungen, aber auch bei al- ten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Für sie ist der BFD len anderen Trägern, erhalten zukünftig den vollen Ta- eine willkommene Möglichkeit, sich dennoch in den schengeldbetrag von 200€ anrechnungsfrei ausgezahlt. bestehenden Arbeitsmarkt zu etablieren, ihr Wissen zu nutzen oder neue Talente zu entdecken. Elena Tanaeva, Sozialarbeiterin der Jüdischen Gemeinde Dresden: „Die 28
“ BEI DER ZWST MEHR ALS NUR EIN PFLICHTPROGRAMM PÄDAGOGISCHE BEGLEITUNG IM RAHMEN DES BFD Die pädagogische Begleitung ist verpflichtend für wie nicht-jüdische Teilnehmende. Auch wird den, in alle Teilnehmer*innen am Bundesfreiwilligendienst. der Mehrheit zugewanderten Teilnehmenden durch Entsprechend der Zielgruppe, in der Mehrheit ältere, vielfältige Exkursionen ihre Region nähergebracht, zugewanderte Freiwilligendienstleistende, werden während für jüngere Freiwillige spezielle Seminaran- die Seminarprogramme gestaltet: Themen wie Poli- gebote geschaffen werden, oder diesen die Teilnahme tische Bildung, Sozialsystem, Wohlfahrtsverbände an Weiterbildungen des Jugendreferats ermöglicht in Deutschland werden bevorzugt im Rahmen von wird. Workshops vermittelt. Auch werden Inhalte aufge- griffen, die jeden Einzelnen in seinem Alltag betref- Die ZWST führt jährlich durchschnittlich 24 fen können, wie z.B. rechtliche Fragen (Mietrecht etc.). BFD-Seminare durch. Psychologische Themen, z. B. Konfliktbewältigung werden in Rollenspielen bearbeitet. Die jüdische Ge- meinschaft und jüdische Traditionen sind Bestand- teil aller Seminare, spannend vermittelt für jüdische Gefördert vom: 29
SOZIALE BETREUUNGS- UND BERATUNGSANGEBOTE Menschen aus Israel, die sich in der Hauptstadt nieder- lassen. Frankfurt hingegen verzeichnet ein hohes Inter- esse bei Ratsuchenden aus Südosteuropa. Die ZWST und die Gemeinden, die im Rahmen der MBE gemeinsam die Beratungsangebote vor Ort ermöglichen, leisten ei- nen wichtigen Beitrag zur allgemeinen Daseinsvorsorge Der verstärkte Zustrom von Menschen mit Fluchthin- zugewanderter Menschen. Die Beratungsangebote legen tergrund spiegelt sich in der Arbeit der ZWST wider. hierbei einen besonderen Fokus auf den Erwerb der Dazu gehören Maßnahmen der ZWST zum Empower- deutschen Sprache. Hinzu kommen Beratungsangebote ment von Menschen mit Fluchterfahrung. Das Berliner zur Anerkennung von beruflichen Qualifikationen zur Büro der ZWST organisiert weiterhin die Abwicklung Arbeitsaufnahme, Wohnungssuche, Gesundheit, zur fa- der Patenschaften zugunsten geflüchteter Menschen miliären Situation und zu Angeboten wie Schulen und im Rahmen des Programms „Menschen stärken Men- Kindertagesstätten. schen“ (BMFSFJ). Gleiches gilt für den neuen Schwer- punkt dieses Programmes, die Chancenpatenschaften für junge Menschen, mit denen eine neue Zielgruppe in den Gemeinden berücksichtigt werden konnte. Das Berliner Büro der ZWST koordiniert die Migrati- Foto: Gregor Zielke onsberatung für erwachsene Zuwander*innen (MBE). Dieses Angebot, organisiert vom Bundesamt für Migra- tion und Flüchtlinge (BAMF), finanziert vom Bundes- innenministerium, initiiert und begleitet bundesweit seit 2005 den Integrationsprozess von Zuwander*innen. Mit der Durchführung wurden die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und der BdV beauftragt. Im Jahr 2007 wurde die ZWST offiziell Träger dieser Unter- stützung für zugewanderte Menschen. Seit 2011 wird die Beratung in einem Online-Verfahren erfasst und hin- sichtlich seiner Zielerreichung und Wirkung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gemeinsam mit den Trägern ausgewertet. Das Verfahren des „Case Management“ ist individuell auf die Ratsuchenden zu- geschnitten. Die Mitarbeitenden in der MBE verfügen über einen sozialpädagogischen Studienabschluss und SOZIALE BETREUUNGS- UND BERATUNGSANGEBOTE nehmen an kontinuierlichen Schulungen teil. Grund- sätzlich steht die Migrationsberatung, in Trägerschaft der ZWST, allen Ratsuchenden offen, unabhängig von DOKUMENTENPRÜFUNG ihrer Religionszugehörigkeit. Aufgrund der russischen Sprachkenntnisse der Berater*innen suchen vor allem Gemäß dem Vertrag mit dem BAMF vom 25.05.2009 Menschen aus dem osteuropäischen Raum und aus Län- erstellt die ZWST gutachterliche Stellungnahmen im dern der ehemaligen Sowjetunion die Beratungsstellen Rahmen der jüdischen Zuwanderung, in Zusammen- der ZWST auf. Auch regional unterschiedliche Präfe- hang mit der Aufnahmemöglichkeit in eine jüdische renzen bei der Zuwanderung beeinflussen die Nachfrage Gemeinde. und die Herkunft der Ratsuchenden in der MBE. So ist Hierzu gehört unter anderem die Beratung von Mit- z. B. die Berliner Beratungsstelle Anlaufpunkt für viele arbeiter*innen der jüdischen Gemeinden und Privat- personen zur aufenthaltsrechtlichen Situation der jüdischen Zuwander*innen. Dazu zählt auch die Be- rücksichtigung der Aufnahmevoraussetzungen für die Immigration nach Deutschland. 30
BERATUNGSANGEBOT MECKLENBURG - • Integrative jüdische Sozialarbeit, Beratungs- VORPOMMERN und Betreuungsangebot für Zugewanderte Die ZWST in Mecklenburg-Vorpommern • Organisation eines kontinuierlichen Ange- kooperiert mit dem Landesverband der botes und spezifischen Veranstaltungen ge- meinsam mit den Gemeinden (Förderung der jüdischen Gemeinden und unterstützt in Seniorenarbeit, Feste zu jüdischen Feiertagen, dieser Funktion seine Mitgliedsgemein- regionale Seminare u. Fortbildungen, Betreu- den. In Mecklenburg-Vorpommern gibt ung spezifischer Zielgruppen, Projekte u.a.). es drei Anlauf- und Beratungsstellen der ZWST in Schwerin, Rostock und Wismar • Mitarbeit in der Liga der Wohlfahrtsverbände in Mecklenburg-Vorpommern für die Gemeindemitglieder und ihre An- gehörigen. Die Arbeitsbereiche gliedern • Kooperation mit den kommunalen Auslän- sich wie folgt: derbeauftragten, den Migrationsausschüssen und den regionalen Integrationsnetzwerken • Kooperation mit Ministerien, Behörden und anderen Gremien ÜBERREGIONALE BERATUNGSSTELLE BRANDENBURG • Gruppen- und Einzelberatung mit folgenden Schwerpunkten: berufliche Integration, Aus- und Weiterbildung, Gesundheit, sozial-psy- BERATUNGSSTELLE POTSDAM chologische Beratung, Unterstützung der Senioren Die Beratungsstelle Potsdam ist zustän- dig für die soziale Beratung und Betreu- • Begleitung der Klienten zu Behörden und anderen Einrichtungen ung jüdischer Zuwander*innen und ihrer Familien. Sie gliedert sich in zwei Einrich- • Mitarbeit im Brandenburger Landesintegra- tungen: die überregionale Beratungsstel- tionsbeirat le für Zuwander*innen in Brandenburg • Mitarbeit in der Brandenburger Liga der und die Beratungsstelle für Zuwander*in- Freien Wohlfahrtspflege nen in der Stadt Potsdam. Die Arbeitsbe- reiche gliedern sich wie folgt auf: • Mitarbeit in regionalen Netzwerken für Integ- ration/Migration • Kooperation mit Entscheidungsträgen auf kommunaler- und Landesebene 31
PROFESSIONALISIERUNG, QUALIFIZIERUNG, VERNETZUNG HAUPTAMTLICHER MITARBEITER*INNEN DIESE SEMINARREIHE VERSPRICHT VIELE INTERESSANTE THEMEN, DIE IM JÜDISCHEN BERUFSLEBEN SEHR HILFREICH SEIN KÖNNEN. DER AUSTAUSCH MIT KOLLEGEN AUS ZUKUNFTSFORUM ZWST – ANDEREN JÜDISCHEN GEMEINDEN QUALIFIZIERUNGSREIHE FÜR UND INSTITUTIONEN IST EBENFALLS MITARBEITER*INNEN JÜDISCHER EINE MÖGLICHKEIT FÜR NEUE IDEEN GEMEINDEN UND GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN. Die ZWST hat sich der Aufgabe verpflichtet, die Ak- teurinnen und Akteure der jüdischen Gemeinden in der Ausübung ihrer täglichen Arbeit zu stärken, zu un- Seminarteilnehmer terstützen und ihnen dafür Qualifizierungs- und Ent- PROFESSIONALISIERUNG, QUALIFIZIERUNG, VERNETZUNG HAUPTAMTLICHER MITARBEITER*INNEN wicklungsangebote zu machen. Angesichts weiterhin bestehender Chancenungleichheit, der zunehmenden Armutsrisiken, des digitalen Wandels in allen Lebens- bereichen und der demographischen Veränderungspro- zesse in den jüdischen Gemeinden, sind die Erwartun- gen und Anforderungen an die Mitarbeiter*innen aller IM VORGÄNGERPROJEKT 2016/2017 Handlungsfelder innerhalb jüdischer Institutionen sehr HABE ICH EINE INTENSIVE hoch. PROFESSIONALISIERUNG IN Im Rahmen des Programms rückenwind+ beim Euro- JÜDISCHEN ZUSAMMENHÄNGEN päischen Sozialfonds (ESF) hat die ZWST Ende 2019 ihr Qualifizierungsprojekt „Zukunftsforum 2025“ gestar- ERFAHREN. DAS tet. Das Projekt beinhaltet 4 Fortbildungsmodule zu FORTBILDUNGSANGEBOT DER den Schwerpunktthemen Personalentwicklung und Or- ZWST HAT MIR EINEN BLICK AUF ganisationsentwicklung. Dazu gehören unter anderem folgende Themen: ZUKÜNFTIGE ANFORDERUNGEN UND • Fördermöglichkeiten von Projekten PERSPEKTIVEN IN DER GEMEINDE • Antidiskriminierung ERMÖGLICHT. DAHER FREUE ICH • Ökologisches Management, Nachhaltigkeit im Ar- MICH, WIEDER AN DIESEM PROJEKT beitsalltag, nachhaltige Organisationsentwicklung • Digitalisierung TEILNEHMEN ZU KÖNNEN, WEIL ICH • Rhetorik MEINE KOMPETENZEN ERWEITERN • Frauen in Führungspositionen UND VERTIEFEN MÖCHTE UND • Chancengleichheit für Frauen und Menschen mit Migrationsbiografien VIELE KREATIVE IDEEN IN MEINER • Berufsbegleitende Beratung und Coaching GEMEINDE LANGFRISTIG UMSETZEN KANN. Seminarteilnehmerin Das Projekt „Zukunftsforum 2025“ wird im Rahmen des Programms „rückenwind+“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. 32
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