Spiritualität des Unterwegsseins Pilgern - Texte Impulse Gebete DJK-Sportverband - DJK ...
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Impressum Herausgeber: DJK-Sportverband Diözesanverband Augsburg Ulrich Krauß Don-Bosco-Platz 3; 86161 Augsburg CO NEUTRAL 2 e-mail: info@djk-dv-augsburg.de DE190428044X01 www.djk-dv-augsburg.de und by flyeralarm DJK Sportverband Diözesanverband Limburg Joachim Sattler Grabenstraße 56, 65549 Limburg/Lahn email: djk@bistumlimburg.de; Homepage: www.djk-limburg.de; www.sportexerzitien.de Redaktion: Ulrich Krauß, Joachim Sattler u.a. Bildungsreferenten der DJK Diözesanverbände Layout: Joachim Sattler, Rebecca Boller (Vorlage) Britta Stang, Marion Stillger, Alexandra Hoffmann (Korrektur) Fotos: DJK-Archiv, Ulrich Krauß, Joachim Sattler, Pilgergruppe der KJG Limburg, 2015; Willi Mayr Copyright: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart Alle Rechte vorbehalten Auflage: 3.000 Augsburg / Limburg, im März 2019 2
Inhalt Einführung – Geschichte, Motive 4 Organisation und Vorbereitung 9 • Haltung / Verhalten • Leitung / Gruppe • Gestaltung / Planung • Sicherheit • Ausschreibung • Packliste Pilgern und Spiritualität 23 Der Weg 26 Meditationen und Impulse 28 Psalmen 38 Litaneien 40 Segen 42 Gebete 44 Gedichte, Gedanken 46 Aphorismen 50 Geschichten 53 Pilgerthemen 57 Literaturhinweise 61 Schlusswort 64 Sportverband 3
Unterwegssein als Grundform menschlichen Lebens von Helmut Betz Das Unterwegssein ist dem Men- Im Gegenteil, es ist oft hilfreicher, schen wesentlich. Anders als Pflan- sich gerade von Zielvorstellungen zen, die an einen festen Standort und vor allem von jeglichen Fixie- gebunden sind, ist der Mensch rungen zu lösen. In der Offenheit ständig auf dem Weg. Er kann oder des Unterwegsseins gehen einem muss sich sogar seine Lebensziele dann eher die Antworten auf seine selbst setzen und sich dann auf den Fragen auf: sie kommen einem ent- Weg machen, um sie zu erreichen. gegen wie ein Geschenk. Unterwegssein kann auch eine Form So stellt sich auch die Grundbe- des Pilgerns sein. Sich auf den Weg wegung eines spirituell geprägten einlassen, ist hier oft wichtiger als Lebens dar. Der Mensch interpre- das Ziel des Weges selbst. Ziele tiert sein Unterwegssein von einer können sich beim Unterwegssein Lebensstation zur nächsten unter verändern, wenn man nur offen dem Aspekt des Glaubens, dass Gott genug ist für das, was auf einen ihn auf diesem Weg führt. Bei allen zukommt und was sich in einem notwendigen Anstrengungen, die innerlich ereignet. Das Ziel wird zu der Mensch bei seinem Unterwegs- etwas, das man nicht mehr selbst sein selbst leisten muss, lebt er aus festsetzt oder machen kann, son- dem Bewusstsein heraus, dass ihm dern etwas, das sich einem, oft auch letztendlich alles, aus dem heraus überraschend erschließt. Es kommt er lebt, von Gott geschenkt ist. Er einem sozusagen entgegen. muss sich nur auf den Weg machen, Viele, gerade auch die wichtigsten damit sich ihm dieses, sein Leben, Fragen des menschlichen Lebens, auch als Geschenk offenbart. lassen sich nicht nur durch zielorien- tiertes Denken und Handeln lösen. 4
Pilgern von Ulrich Krauß Schon lang vor Hape Kerkeling ist in althochdeutsche Wort ‚sinnan’, von Menschen die Sehnsucht erwacht, dem unser Wort ‚Sinn’ abstammt, sich mit allen Sinnen und nur dem bedeutet gehen und reisen – ge- nötigsten Gepäck aufzumachen, um rade die Erfahrungen von Pilgern Sinn im Leben zu suchen. bestätigen hier einen engen Zusam- Wie alt dieser Gedanke und wie eng menhang zwischen dem S“ich auf er mit unserem Leben verknüpft ist, den Weg machen“ und der Suche zeigt ein Blick auf unsere Sprache: nach Sinn. Pilger leitet sich vom lateinischen pe- Im Laufe der Jahrhunderte haben regrinus ab, was wörtlich übersetzt sich berühmte Pilgerwege durch- den meint, der ‚sich vom eigenen gesetzt: Rom, Jerusalem, Santiago Acker auf macht’. Dass dieser Weg de Compostela, Lourdes, Fatima, immer mühsam und gefährlich ist, Altötting, Andechs, Kevelaer, Mekka, könnte man aus dem mittelhoch- Assisi oder Taize, um nur die wich- deutschen Wort für ‚in die Fremde tigsten zu nennen. Regional gibt es ziehen’ herauslesen: lidan – leiden. aber noch viel mehr Wallfahrtsorte, Dies trifft umso mehr zu, wenn man die gerade für ‚Anfänger’ ideale Ziele sich ‚außer Landes’ begeben mus- abgeben. Aber die äußeren Ziele ste: mittelhochdeutsch ‚elend’. Das sind nur zu Beginn entscheidend, Sportverband 5
wie erfahrene Pilger bestätigen, Die Sehnsucht ist meist schon ge- weshalb auch ein Pilgern nicht am weckt, sie braucht nur etwas An- Flugticket nach Spanien scheitern schubhilfe und Organisation. Das sollte. Den Weg von außen nach Wesentliche geschieht dann auf innen kann eine gute Begleitung dem Weg, wenn Stille und Gebet erleichtern, und oft sind es gerade mit dem monotonen Gehen unter die unattraktiven Strecken, die uns Gottes großem Himmel die Pilger den Blick nach innen freigeben. auf ihr Ziel hin und zu sich führen. Von unserer Evolution her sind wir Wir möchten Sie einladen, in Pfarrei Menschen auf das Gehen angelegt, und Verein einen Versuch zu starten es entspricht unserer Natur und den und sich gemeinsam mit anderen auf Anlagen. Leider ist unser heutiges den Weg zu machen. Informationen Leben mehr vom Sitzen geprägt: und Material können Sie über das vom Arbeitsplatz am Computer bis Internet und entsprechende Fach- zur abendlichen Fernsehstunde – oft stellen, natürlich aber auch über verkümmern unsere guten Anlagen uns bekommen (z.B. Pilgerbüros, und Haltungsschäden machen sich Jakobuspilgergemeinschaften, diö- bemerkbar. Sicher trägt dies auch zesane und regionale Pilgerstellen) dazu bei, wenn Pilgern heute wieder Pilgerwege. als Erlösung aus diesen Zwängen Der Legende nach kam Jakobus einen Rucksack packen und auf- der Ältere (spanisch: Santiago), ein brechen. Jünger Jesu und später einer der Geistlichen Begleitern bieten sich zwölf Apostel, als Missionar bis nach hier neue Möglichkeiten, Menschen Spanien. Er wurde im Jahr 44 n. Chr. bei ihrer Sinnsuche zu unterstützen. in Jerusalem enthauptet. Sein Leich- 6
nam gelangte – so berichtet die Le- Pilgermotive im Mittelalter gende – auf wundersame Weise an die Westküste Spaniens, wo seine Peregrinatio santo-religioso - Grabstätte in Vergessenheit geriet. Pilgern zum eigenen Seelenheil Als sein Grab im 9. Jahrhundert wiederentdeckt wurde, machten Peregrinatio honoris causa - sich Pilger aus ganz Europa auf Pilgern zur Heiligenverehrung den Weg zur spanischen Halbinsel. Sie zogen im Mittelalter nach San- Peregrinatio valetudinis causa - tiago, um Erlösung von Sünden zu Pilgern in der Hoffnung auf wun- erlangen, ein Gelübde einzulösen, derbare Heilung Heilung von Gebrechen zu er- bitten oder um der Unfreiheit ihrer Lebensverhältnisse zu entfliehen. Jakobus wird als Nationalhei- liger Spaniens und Schutz- patron der Pilger verehrt. 1987 erklärte der Europarat den spanischen Abschnitt des Jakobus-Pilgerweges, den „Camino de Santiago“, zum ersten europäischen Kulturweg. Damals wurden rund 3.000 Pilger pro Jahr in Santiago de Compostela registriert. Die Zahl steigt seit vielen Jahren – 2010 waren es mehr als 270.000 und 2018 schon 327.000 Pilger. 2010 war zugleich ein Heiliges Compo- stelanisches Jahr, das gefeiert wird, wenn der Gedenktag des heiligen Jakobus (25. Juli) auf einen Sonntag fällt. In Europa verlaufen auf ei- nem verzweigten Wegenetz verschiedene Teilstücke des Jakobusweges. Viele dieser „Zubringer“ folgen einer hi- storisch belegten Wegefüh- rung auf den Spuren der mit- Peregrinatio voti causa - Pilgern telalterlichen Jakobspilger. Teilweise zur Erfüllung eines Gelübdes wurde die Wegeführung auch auf heutzutage ruhigere Wanderwege Peregrinatio iudicii causa gelegt, die dennoch aufgrund der - Pilgern als gerichtlich verhängte zahlreichen alten Jakobusvereh- Strafwallfahrt rungsstätten entlang der Strecke plausibel erscheint. Sportverband 7
Pilgern und Spiritualität „Der Weg ist das Ziel“ „Grenzerfahrung“, nach „Glück“ Gerade beim Pilgern trifft diese nach „innerem Frieden“ nach „Gott“. paradoxe Aussage zu. In einer Zeit, Es ist die Sehnsucht nach „weiter- in der wir Menschen so mobil sind gehen“ und „nicht stehen bleiben“ wie nie zuvor und Reiseziele auf wollen. der ganzen Welt in kürzester Zeit erreichen können, konzentriert sich der Fußpilger auf den Weg und sucht damit die Entschleunigung. Schon die Aussage: „Ich mache eine Wallfahrt“, „ich gehe pilgern“ klingt in unseren Ohren sinnvoll, ohne dass ein bestimmter Wallfahrtsort als Ziel genannt würde. Nach dem Grund gefragt, warum sie denn pilgern, antworten Fußpilger häufig, dass sie sich eine Auszeit nehmen oder dass sie die Hektik des Alltags hinter sich lassen wollen. „Sich auf den Weg machen“ heißt doch, dass wir Vertrautes hinter uns lassen. Wir können nur mitnehmen, was wir tragen können. Damit müs- sen wir uns begnügen. So nehmen wir neu wahr, was wir eigentlich an materiellen Dingen brauchen. Wer auf dem Weg ist, trennt sich von vielen Menschen, die ihn sonst täglich umgeben, mit denen er im Gespräch steht, die als Berater, als Geliebte ihm zur Seite stehen. Nun haben wir unser Zuhause hinter uns gelassen und sind überall zu Gast, sind immer wieder die Fremden. Auf dem Weg suchen wir die Ein- Auf dem Weg „liefern wir uns aus“ heit, den Einklang. Gerade durch z.B. dem Gefühl des Durstes und unseren Atem spüren wir, wie sehr des Hungers, der Suche nach einer wir mit unserer Umgebung kom- Herberge und sind auf helfende, munizieren und den Einklang mit wegweisende Menschen, die oft kei- uns selbst dabei finden können. Wir ne Gegenleistung von uns erwarten wollen auf dem Weg nicht „außer können, angewiesen. Atem kommen“, sonst findet unser Auf dem Weg spüren wir neu unserer Unternehmen ein vorzeitiges Ende. Sehnsucht nach. Wie können wir das Im Alltag hingegen können wir sol- Ziel dieser Sehnsucht nennen? Es ist ches leichter verdrängen. Auf der die Sehnsucht nach „mehr“, nach Wallfahrt werden wir unser Tempo Sportverband 23
finden, das uns gut tut. Schritt für In dieser Haltung einer wachsenden Schritt ein- und ausatmen, den Dankbarkeit geht dem Pilger schnell rechten Rhythmus finden, das hilft auf, wie sehr letztlich alles Gott zu uns, in unserer Mitte anzukommen verdanken hat. Ich habe noch kei- und zugleich Umgebung wahrzuneh- nen zurückkehrenden Pilger erlebt, men. Gerade im Abstand zu allem, der nicht dankbar auf seine Wall- was uns sonst alltäglich beschäftigt, fahrt zurückschauen würde. können wir unbelastet und unver- Auf dem Weg tauchen wir ein in zweckt schauen und hören, ja wir die Geschichte. Wir erfahren, dass werden Staunende, wie wir es aus unzählige Pilger vor uns unterwegs unseren Kindertagen kennen. waren und ihre Spuren hinterlassen Hubert Ratzinger-(Pfarrer und geistlicher haben. Da denke ich an Brücken Beirat des DJK-Augsburg ist seit vielen und Kirchen in den verschiedenen Jahren selbst Pilgerleiter) Baustilen, an Kunstwerke und Kreu- ze, ja auch an die Steine, die nicht Die Spiritualität des Pilgers nur am Eisernen Kreuz auf dem Was macht die Spiritualität des spanischen Jakobusweg zu finden Pilgers aus? Gibt es überhaupt eine sind. Als Pilger bekommen wir An- eigene Spiritualität des Pilgers? teil an den Sorgen und Nöten, an Besser sprechen wir davon, dass der Hoffnung und dem christlichen der Pilger einen eigenen Zugang zur Glauben unserer Vorgänger und Spiritualität findet. Wie oft sagten unserer Mitpilger. Wie sehr haben in mir Pilger, dass sie überrascht seien, Vergangenheit und Gegenwart Men- wie wenig der Mensch braucht um schen auf dem Pilgerweg gebetet, glücklich zu sein. ihr Leben, ihre Leiden und Freuden Im Alltag haben wir uns entspre- vor Gott getragen. chend eingerichtet, sind für ver- schiedene Ereignisse gut vorbereitet und abgesichert. Der so genannte „Alltagstrott“ fordert unsere Kräfte ein, aber wiegt uns auch in einer gewissen Sicherheit. Da bleibt keine Zeit, dies und jenes zu hinterfragen oder entsprechende Anfragen an uns zuzulassen. Als Pilger erleben wir uns in einer ganz anderen Situation. Angesichts der Tatsache, dass wir nur das Nö- tigste an materiellen Gütern mit uns tragen, sind wir immer wieder auf Hilfe durch andere Menschen angewiesen. Da wird uns durstigen Pilgern Wasser gereicht, zur näch- sten Apotheke werden wir begleitet und mit einem Fußbad am Abend verwöhnt. Vieles, was im alltägli- chen Leben selbstverständlich ist, lernen wir als Geschenk schätzen. Ein Pilger lernt das „Danke“ sagen oder ein „Vergelt`s Gott“ sagen ganz neu. 24
Da werden wir in diesen Gebets- Sehnsucht des Menschen nach Weite strom hinein genommen, auch wenn und Lebensfülle handeln. Die Väter wir still in einer Kirche sitzen. verlassen ihre Heimat auf Gottes Als katholische Pilger sind wir es Zusage nach unbegrenzter Nach- gewohnt, uns dem Fürbittgebet der kommenschaft und einem gelobten Heiligen anzuvertrauen. Wir sehen Land, wo Milch und Honig fließen sie als Freunde Jesu, die unser Ge- sollen. Immer wieder begibt sich bet vor Gott tragen. Gerade die Ja- ein Volk, ein Stamm oder Einzelne kobuswallfahrt hat in den zurücklie- auf Wanderschaft und folgt Gottes genden Jahren an Zulauf gewonnen. Ruf. Dabei gilt es zu allererst, los- Dabei wurde mir auch deutlich, wie zulassen – nicht nur Grenzen, die schnell Pilger in unseren Tagen in sowohl schützen als auch einengen der Gefahr stehen, ähnlich mittelal- können, sondern auch das Vertrau- terlichen Pilgern, den Hl. Jakobus in te, Gewohnte, Alltägliche. die Mitte ihrer Verehrung zu stellen, Wer neue Erfahrungen machen so dass er unseren Blick auf Jesus möchte, muss seine Sinne schärfen, Christus verstellt. Wo wir uns der dünnhäutiger werden. Am brennen- Fürsprache Heiliger anvertrauen, den Dornbusch weist Jahwe den können wir uns mit diesen in der Mose an, seine Schuhe abzulegen, Nachfolge Jesu identifizieren. Da da er heiligen Boden betritt. Das hilft es sehr, sich mit deren Leben heißt auch: für eine Gotteserfahrung zu beschäftigen, ob es um den Hl. ist hohe Sensibilität wichtig, dem Jakobus, den Hl. Bruder Klaus oder Heiligsten dürfen und sollen wir um die Hl. Maria geht. uns ungeschützt nähern: verletz- lich, empfindsam, achtsam. Mit dem Risiko, uns einem Schmerz auszusetzen, leben wir bewusster und offener. Die Entscheidung, sich auf einen Pilgerweg zu machen, bedeutet normalerweise auch immer sich auszusetzen: der Unsicherheit, dem Unbekann- ten und Ungewohnten, dem Beschwerlichen und Unbe- quemen. In der Komfortzone ist kein Lernen möglich, und selbst, wenn es in unserem Leben nicht rund läuft, wenn es überall reibt und drückt, Jesus sagt: „Ich bin der Weg, wählen wir oft genug eher das be- die Wahrheit und das Leben“(Joh kannte Unglück als uns auf den Weg 14,6). Wenn Jesus sich selbst als zu machen, das unbekannte Glück Weg bezeichnen kann, dann ist es zu suchen. nahe liegend, ihm auf dem Weg zu begegnen. Impulsfragen: Hubert Ratzinger • Was wäre eine Zusage Gottes, auf die hin auch ich aufbrechen und Lebensfragen mein gewohntes Leben ändern In der Bibel begegnen uns immer würde? wieder Geschichten, die von der • Was ist meine Sehnsucht im Leben? Sportverband 25
• Woran werde ich bemerken, dass ab und zu riskieren und mich der mein Leben gelungen ist? Unsicherheit aussetzen? Macht • Was macht Sinn in meinem Le- das für mich Sinn? ben? • Was ist mir wichtig auf meiner • Was möchte ich loslassen? Was Pilgerschaft? Was brauche ich sollte ich loslassen? Was könnte zum Leben? Was hilft mir weiter ich niemals loslassen? zu gehen? • Wo verlasse ich meine „Komfort- • Bin ich bereit, Hilfe anzunehmen? zone“? Bin mich noch bereit, mich Fällt mir das schwerer als Hilfe auf Neues einzulassen? Kann ich zu geben? mein schön eingerichtetes Leben Der Weg Weggeschichten • Einen („blinden“) Partner an der Biblische Gestalt: Abraham (Moses Hand durch‘s Gelände führen 12.1) Der HERR sprach zu Abram: • Einen („blinden“) Partner nur Geh fort aus deinem Land... mit Hilfe von Worten, Namensruf Kurze Einführung in die Abraham- durch‘s Gelände führen Geschichte (Hinweis auf Ruf; Sicher- • Lied: „Geh mit uns auf unserm heiten zurücklassen; sich auf Neues Weg“ einlassen; aufbrechen; Vertrauen, • Abschl usswort: „Dei n Wort dass Gott zum Ziel führt, Gottes ist meinem Fuß eine Leuchte, Zusage...) ein Licht für meine Pfade“ (Ps 119,105) Impulsfragen für den Weg: • In Stille und mit Abstand gehen Weitere Weggeschichten: • Was gibt mir Geborgenheit? • Mose führt sein Volk (Ex.3) • Was möchte ich nicht missen, • „Ich bin der Weg, die Wahrheit nicht aufgeben? und das Leben…“ • Wen möchte ich an meiner Seite • Propheten, die auf einen Weg wissen? gerufen werden (z.B. Elija, Jona • Was entdecke ich Neues auf dem mit einer Aufgabe) Weg? • Jesus als Begleiter der Emmaus- • Was lässt mich staunen? Jünger Aufgabe: „Etwas“ mitnehmen; • Tobit / Gabriel, Rut, Naomi Symbol für etwas „Neu-Entdecktes“ mitnehmen Es ist morgens fünf Uhr. Ich stehe auf, ziehe meine Wan- Austauschrunde: derkleidung an, frühstücke kurz • Verschiedene Psalmworte zum und öffne die Haustür. Heut breche Staunen über das, was ich auf ich zu einer Pilgerwanderung auf. meinem (Lebens-)Weg entdecke, Noch umgeben mich Kühle und zur Verfügung stellen (z.B.: Ps morgendliche Stille in dem sonst 139,14); belebten Ort. • dann vorstellen Vor mir liegt ein langer Weg. Er • Symbole in einer Mitte gestalten wird sich hinziehen. Ich schweige • Weitere Möglichkeit zum Stich- eine Zeit lang und beginne dann wort „Vertrauen“: ein Gespräch mit meinem Begleiter: 26
Was wir hinter uns lassen, ist ein Teil Stell dich täglich dem Wind, unserer selbst. dann trotzt du dem Sturm. Anatole France Geh lachend durch den Regen und du überwindest die Flut. Die Würde des Menschen, scheint mir, besteht in der Wahl. Es gibt keinen Augenblick in unserm Max Frisch Leben, in dem wir nicht einen neuen Weg einschlagen können. „Alles wirkliche Leben ist Begeg- Charles de Foucauld (1858-1916) nung“ Martin Buber Es gab kein Ziel. Er fand die Rich- tung. Erich Kästner Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind. Francis Bacon „Sinn muss gefunden werden, und er kann jeweils nur von einem selbst gefunden werden.“ Viktor Frankl Geschichten Durchreise den zurück, es zerrann ihm alles wie Vor zweihundert Jahren besuchte Wasser zwischen den Fingern, nichts einmal ein Reisender den berühm- Greifbares blieb. Er war bereits ten polnischen Rabbi Hofetz Chaim. ganz verzweifelt und wollte schon Erstaunt sah er, dass der Rabbi nur mit dem Gebet und der Meditation in einem einfachen Zimmer wohnte: aufhören, da hörte er von einem ein Tisch, eine Bank und ein paar Weisen, der in der Wüste lebte und Bücher. „Rabbi, wo sind denn ihre der ein Meister im Gebet und in der Möbel?“, fragte er. „Wo sind die Ih- Meditation sei. ren?“, gab der Rabbi zurück. „Meine? Also gut, dachte er, einen letzten Ich bin doch nur auf Besuch hier, ich Versuch will ich wagen und diesen bin auf der Durchreise.“ „Genau wie Weisen besuchen und ihn fragen, ich“, sagte der Rabbi. wie denn das Beten ginge. Und er machte sich auf, fand den Weisen in Der Drahtkorb der Wüste und fragte ihn: „Du bist Ein junger Mann, der sich schon doch ein Meister im Gebet und in tage-, wochen-, ja monatelang der Meditation, lehre mich so beten, bemüht hatte, beten zu lernen und dass für mich auch ein Erfolg dabei auch zu meditieren, stellte fest, dass herauskommt.“ einfach keine Erfahrung da war, die Der Weise sagte zu ihm: „Siehst blieb. Er behielt nichts in den Hän- du den dreckigen Drahtkorb dort liegen?“ „Ja!“, antwortete der junge Sportverband 53
Mann. „Dann nimm ihn und hole damit Wasser!“ Der junge Mann nahm den Draht- korb, ging einige hundert Meter bis zum Brunnen, schöpfte mit dem Drahtkorb Wasser und machte sich auf den Weg zum Weisen. Doch bis er dort angekommen war, war schon alles Wasser aus dem Drahtkorb herausgelaufen. Der Weise sagte zu ihm: „Geh und hol Wasser!“ Und er machte sich zum zweiten Mal auf den Weg, doch der Erfolg war genau derselbe. Der Weise forderte ihn zum dritten Mal auf: „Geh und hole Wasser!“ Das wiederholte sich noch einige Male, bis der junge Mann ungeduldig wurde und sich dachte: Das klappt doch nie, ich frage den Weisen, was Zwei Jahre lang geschah dies täg- das soll. Und er sagte zu ihm: „Du lich. Die alte Frau brachte immer siehst doch, mit dem Drahtkorb nur eineinhalb Schüsseln Wasser mit kann man kein Wasser holen, es nach Hause. Die makellose Schüssel läuft alles heraus.“ war natürlich sehr stolz auf ihre Lei- Da sagte der Weise: „Genauso ist stung, aber die arme Schüssel mit es mit dem Gebet. Du hast zwar dem Sprung schämte sich wegen kein Wasser zu mir gebracht, ihres Makels und war betrübt, dass aber der Drahtkorb, der zu Be- sie nur die Hälfte dessen verrichten ginn dreckig war, ist jetzt sauber, konnte, wofür sie gemacht worden und so verhält es sich auch beim war. Nach zwei Jahren, die ihr wie Beten. Wenn du beim Gebet auch ein endloses Versagen vorkamen, nicht die Erfahrung machst, etwas sprach die Schüssel zu der alten in den Händen zurückzubehalten, Frau: „Ich schäme mich so wegen so hat dich doch das Beten und meines Sprungs, aus dem den gan- das Meditieren gereinigt.“ zen Weg zu deinem Haus immer aus: „Weisung der Väter“ Wasser läuft.“ Die alte Frau lächelte. „Ist dir auf- gefallen, dass auf deiner Seite des Der Sprung in der Schüssel Weges Blumen blühen, aber auf der Es war einmal eine alte chinesische Seite der anderen Schüssel nicht? Ich Frau, die zwei große Schüsseln hat- habe auf deiner Seite des Pfades Blu- te, die von den Enden einer Stange mensamen gesät, weil ich mir deines hingen, die sie über ihren Schultern Fehlers bewusst war. Nun gießt du trug. Eine der Schüsseln hatte ei- sie jeden Tag, wenn wir nach Hause nen Sprung, während die andere laufen. Zwei Jahre lang konnte ich makellos war und stets eine volle diese wunderschönen Blumen pflüc- Portion Wasser fasste. Am Ende ken und den Tisch damit schmücken. der langen Wanderung, vom Fluss Wenn du nicht genauso wärst, wie zum Haus der alten Frau, war die du bist, würde diese Schönheit nicht andere Schüssel jedoch immer nur existieren und unser Haus beehren.“ noch halb voll. Jeder von uns hat seine ganz eige- 54
Unser Leben Unser Leben bewegt sich zwischen Polen - Entspannung und Bewegung, Reden und Schweigen, Für sich und beieinander sein (Nähe und Distanz) Licht und Schatten Besitzen und Suchen Schaffen und sich beschenken lassen Aktiv sein und geschehen lassen Wir können an keinem der Pole bleiben, es braucht das rhythmische Gleiten zwischen ihnen: es braucht die Ge(h)zeiten. Mögliche Pilger Themen • Aufbrechen • Sinn, Sinnsuche, Besinnen, • Rhythmus, Spannung – Entspan- • Veränderung, Lebensfluss, Leben nung, Atem, Tag-Nacht, als Weg • Richtung /Orientierung / Wegwei- • Körper, Leib sung / Kreuzung (Entscheidung), • Gleichgewicht, nie statisch, Führung Schreiten ist Gewicht verlagern, • Weg / Spuren, Unterwegs sein seelisches Gleichgewicht • Stille / Schweigen, Austausch, • Ängste – Selbstvertrauen, Mut Hören auf Gott, sich, andere, • Angenommen sein, Stärken und/ Natur = Schwächen, Kind Gottes, • Übergänge / Krisen, Herausfor- • Ziel, Suche, Ankommen, derung, Hindernisse überwinden • Sicht / Aussicht / Übersicht / 1.Themen aus der Umgebung Rücksicht /Vorsicht / Nachsicht • Orte der Verehrung, Kraftorte, - • Gehen, Bewegung Wegkreuz, Marterl, Kapelle • Natur / Schöpfung • Unterschlupf – Hütte, Strohlager, • Nein / Grenzen / Profil Rifugio, Jugendherberge • Halt suchen und geben, finden • Wegweiser, -marken, Hinweise, und verlieren, Fels / Stein, Glaube Zeichen • Begegnung, Beziehungen leben, • Aussicht Ich-Du, Nähe - Distanz • Licht + Schatten • Fremde - Heimat • Übergänge, Brücken, Pass, • Entscheidungen (Zweifel, Abwä- • Untergrund, - steiniger Weg, As- gen, Lähmung, Reue, Umkehr) phalt, Morast, • Loslassen, Abschied, frei werden, • See, Bach, Wasser, - Lebensfluss, Neubeginn Leben als Weg Sportverband 57
• Höhle – Geborgenheit / Versteck Neubeginn / Unbewusstes • Sinn, Sinnsuche, Besinnen, • Tal, Berg, Grat • Körper, Leib • Quelle - Innehalten, Rast, Auf- • Gleichgewicht, nie statisch, tanken Schreiten ist Gleichgewicht ver- • Baum, Wald, Lichtung lagern, seelisches -, Balance • Natur, Schöpfung • Ängste – Selbstvertrauen, Mut • Tiere, Lebewesen, Zeichen von • Auftanken, Quelle, Innehalten, Leben Rast, • Weg / Spuren, Unterwegs sein • Angenommen sein, Stärken und/ • Witterung – Niederschlag, Sonne, = Schwächen, Kind Gottes, Wind, Temperatur, Bewölkung… • Ziel, Suche, Ankommen, 2. Themen aus der Natur des Menschen 3. Andere Themen • Sinne schärfen • Zeit, • Sehnsucht, Idee, Ruf, Hoffnung • Räume (wechseln „Wir sollen • Aufbrechen heiter Raum um Raum durch- • Unterwegs sein, Weg / Spuren, schreiten…“ (H. Hesse) • Stille / Schweigen, Austausch, • Weg: Bewegung, , Ankommen, Hören auf Gott, sich, andere, Gehen, Innehalten, Balance Natur • Veränderung (alles fließt, än- • Hindernisse überwinden, Über- dert sich, nichts bleibt, auch ich gänge / Krisen, Herausforderung, nicht…) • Sicht / Aussicht / Übersicht / • Anfang – Ende Rücksicht /Vorsicht / Nachsicht • Rhythmus (Atem, Gehen, Tag- • Gehen, Bewegung Nacht, Spannung – Entspan- • Nein / Grenzen / Profil nung…) • Halt suchen und geben, finden • Glaube und verlieren, Fels / Stein, Glaube • Begegnung, Beziehungen leben, 4. Methoden Ich-Du, Nähe – Distanz • Tagebuch mit Anleitung zum Ta- • Gefährte, Begleiter gesrückblick nach Ignatius von • Fremde - Heimat Loyola • Entscheidungen (Zweifel, Abwä- • Gemeinsame Abendreflexion gen, Lähmung, Reue, Umkehr) • Einstieg in den Tag: Impuls und • Loslassen, Abschied, frei werden, Körperübung (z.B. chines. Mor- 58
genmeditation, Atemübung, Qi / in unserer Gemeinschaft / auf Gong, Dehnen, Strecken, Räkeln, der Welt Aufwärmübungen) • Gloria - Lobet den Herren • Gespräche • Lesung aus der Bibel • Biblische Impulse, Weggeschich- • Evangelium ten • Gedanken dazu / Stille • Beten, Litaneien, Rosenkranz, • Fürbitten Segen • Gabengang: etwas vor Gott brin- • Kreuzzeichen, sich in die Gnade gen, was ich erreicht habe Gottes stellen • Vater unser • Einführung ins Thema • Dankgebete, Friedensgruß • Kyrie: Was läuft schief bei mir • Segen Sportverband 59
Literaturhinweise: • Abenteuer Pilgern, Dieter Barth, Michael Schindler (Hrsg) Verlag katholisches Bibelwerk Stuttgart, 2003 (2 Bände, Praxishandbuch und Wegbegleiter) • Ich bleib dann mal da… - Pilgerwege im Bistum Augsburg, Kunstver- lag Josef Fink, ISBN 978-3898706216 • Der Erde nah - dem Himmel entgegen, Pilgerführer für die Alpen, Betz/Waldau, Kösel 2009 • Der Bayerisch- Schwäbische Jakobusweg, Stöppel-Vlg. ISBN 978- 3- 89987- 228- 6 • Jakobsweg von Augsburg nach Bregenz, C.-Stein-Vlg. ISBN: 978-3-86686-188-6 • Jakobsweg im Smoking, Auf dem Weg zur perfekten Packliste, Philipp Winterberg (Autor), ISBN: 978-1484889169 • Berge sind stille Meister. Spirituelle Begleitung beim Weg durchs Gebirge, Waldau, Knut ; Betz, Helmut; München 22005, 43) • Jörg Zink: Mehr als drei Wünsche, Stuttgart 1984, Verlag Kreuz • Das Bibelwerk – Die Einheitsübersetzung 2016 der heiligen Schrift -online www.bibelwerk.de und https://www.bibleserver.com • Am Ende die Rechnung / Das Kreuz des Jesus Christus Aus: Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht © Matthias Grünewald Verlag. Verlagsgruppe Patmos in der Schwa- benverlag AG, Ostfildern 2011. www.verlagsgruppe-patmos.de • Ich sehe Aus: Lothar Zenetti, In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens (Topos Taschenbücher, Band 1018) © Matthias Grünewald Verlag. Verlags- gruppe Patmos in der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2015. www. verlagsgruppe-patmos.de • Katja Süß: Gott segne deinen Weg die die sicheren und die tasten- den schritte. Aus: Jeden Augenblick segnen. © 2016 Verlag am Eschbach in der Verlagsgruppe Patmos der Schwabenverlag AG, www.verlag-am-eschbach.de; ISBN: 978-3-86917-481-5 • Max Feigenwinter: Schweige und höre. Aus: ders.; Einander Engel sein © 2013 Verlag am Eschbach in der Verlagsgruppe Patmos der Schwabenverlag AG, www.verlag-am-eschbach.de ; ISBN: 978-3-86917-006-0 Sportverband 61
Spiritualität des Unterwegssein Die Autoren dieser Arbeitshilfen haben sich aufgemacht, sind zu Land und zu Wasser unterwegs gewesen. So begaben sie sich auf eine Bach- bettbegehung eines Wildbaches, auf eine Radtour durchs Moos, auf eine Pilgerwanderung nach Santiago, auf eine Mountainbiketour übers Gebirge und paddelten in Kanadiern über Stromschnellen sowie in ruhigen Gewäs- sern eines Flusses. Ihre Wege, die sie umgebenden Landschaften und ihr Miteinander haben sie erlebt als Anstöße, über ihre aktuellen Lebens- und Glaubenssituationen nachzudenken. Weg, Landschaft und Begleiter wurden gleichsam zu Spiegeln für das, was sie im Leben bewegt. Das Unterwegssein im Äußeren wurde zu einem im Inneren. Die daraus entstandenen Arbeitshilfen sind dafür gedacht, Leiterinnen und Leitern von Freizeiten oder religiösen Veranstaltungen Anregungen mit zu geben, wie sie Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Sinndeutung ihres Unterwegsseins anleiten können. Diese Anregungen finden sich in Form von Ideen, wie man in der Natur unterwegs sein kann, sowie von Impulsen und Vorschlägen für erlebnispädagogische Aktionen. Auch ganz praktische Vorüberlegungen kommen zur Sprache, wie man kurze, ein- oder mehrtägige Erlebniseinheiten konzipiert und organisiert, welche Materialien man braucht und wie Tagesabläufe ausschauen könnten. Pilgern Seit Beginn dieses Jahrtausends kommt das Pilgern den Menschen wieder vermehrt in den Sinn: nicht alle suchen nach spirituellen Antworten, viele einfach nur eine Auszeit aus unserer beschleunigten Gesellschaft. Die Arbeitshilfe will bei Vorbereitung und Begleitung hilfreich sein und so einen Impuls zum Aufbruch geben. Das Team der DJK-Bildungsreferenten 64
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