SPRACHEINSTELLUNGEN IN LUXEMBURG
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Originalveröffentlichung in: Sprachreport Jg. 37 (2021) Nr. 3, S. 16-24. DOI: https://doi.org/10.14618/sr_3-2021 Regina Stölben SPRACHEINSTELLUNGEN IN LUXEMBURG Die Autorin hat „Kultur Wer schon einmal nach Luxemburg gereist ist und dort z. B. der mündlichen und schriftlichen Kommunikation und und Wirtschaft“ mit am Hauptbahnhof ausgestiegen ist, weiß, dass man in Lu- schließlich die Verwendung deutschsprachiger Medien. Gleich- dem Schwerpunkt xemburg einer sehr bunten Sprachlandschaft gegenüber- zeitig wurden verschiedene soziodemographische Angaben Germanistik an der Universität Mannheim steht. Während man in Cafés und Restaurants wohl haupt- abgefragt sowie allgemeine Fragen zum Beispiel zum Inte- studiert und mit dem sächlich auf die französische Sprache stoßen wird, findet resse an sprachlichen Themen oder dem Gefallen an der Master of Arts (M.A.) man luxemburgische Zeitungen in deutscher Sprache und deutschen Sprache gestellt. Der Fragebogen wurde über ver- abgeschlossen. hört auf den Straßen das Luxemburgische. schiedene soziale Medien, die Universität Luxemburg sowie über einen Aufruf auf RTL.lu verteilt. Insgesamt konnte die Um die Sprachensituation genauer zu verstehen, braucht bemerkenswert hohe Zahl von 1978 Personen erreicht wer- man einige Informationen zu Luxemburg: Das Großherzog- den, die an der Befragung teilgenommen haben. Eine Erhe- tum teilt sich Grenzen mit Belgien im Westen, Deutschland bung in dieser Form wurde in Luxemburg zuvor noch nicht im Osten und Frankreich im Süden. Fährt man nach Deutsch- durchgeführt. Der gewonnene Datensatz fängt also voll- land, wird hauptsächlich Deutsch, in Frankreich Franzö- kommen neue und einzigartige Ergebnisse ein. sisch und im südlichen Belgien ebenfalls Französisch ge- sprochen (vgl. Ammon et al. 2004, S. 50). Luxemburg hat da- Die Mehrheit der Versuchspersonen (92,3 %) hat die luxem- mit große Nachbarn, die einerseits einen eigenen Kulturraum burgische Staatsangehörigkeit und insgesamt 86,3 % der Be- sowie andererseits viele Sprecher/-innen ihrer Sprachen fragten haben Luxemburgisch als Muttersprache3 gelernt. mitbringen, die auch den luxemburgischen Alltag beeinflussen. Deutsch wurde von 10,3 % und Französisch von 6,2 % als Mut- tersprache angegeben. Diese Verteilung der Stichprobe ist für Luxemburg selbst eher untypisch. Mit einem Ausländer- NEBEN DER NATIONALSPRACHE anteil von 47,5 % (vgl. Statec 2019, S. 9) würde man einen ge- LUXEMBURGISCH SIND FRANZÖSISCH ringeren Anteil an Menschen mit Luxemburgisch als Mut- UND DEUTSCH DIE BEIDEN OFFIZIELLEN tersprache erwarten. AMTSSPRACHEN IM GROßHERZOGTUM Wie sich in der Auswertung zeigt, wurde die Studie haupt- sächlich von den Luxemburger/-innen ausgefüllt, die im Groß- Das Nebeneinander von drei Sprachen zeigt sich in vielen herzogtum geboren und aufgewachsen sind und somit den Situationen im täglichen Leben und macht das Thema Mehr- Umgang mit allen drei Amtssprachen gewohnt sind. Die Be- sprachigkeit für Luxemburger/-innen allgegenwärtig. schränkung auf diesen Teil der Bevölkerung könnte darin begründet liegen, dass der Fragebogen lediglich in deutscher Um diese Mehrsprachigkeit und die Situation der deutschen Sprache ausgegeben wurde. Um eine höhere Zahl nicht- Sprache im Land genauer zu erfassen, habe ich im Jahr 2019 luxemburgischer Bürger/-innen zu erreichen, müssten mehr- begonnen, mich mit Luxemburgs Sprachen zu beschäftigen sprachige Umfragen erstellt werden. und hatte vor allem das Ziel, einen Eindruck darüber zu be- kommen, wann, wo und wie die deutsche Sprache im Groß- BESONDERS IST AUßERDEM DER MIT herzogtum verwendet wird.1 BEINAHE 35 % SEHR HOHE ANTEIL Um dafür ein möglichst aktuelles Stimmungsbild abbilden JUNGER VERSUCHSPERSONEN ZWISCHEN zu können, wurde ein Online-Fragebogen mit folgenden 14 UND 30 JAHREN Themenschwerpunkten erstellt:2 Eigenschaftszuschreibun- gen der Versuchspersonen zu den drei Amtssprachen Deutsch, Diese Verteilung der Befragten muss in der Auswertung der Luxemburgisch und Französisch im Vergleich, die Verwen- Ergebnisse berücksichtigt werden. Für die Analyse der Da- dung des Deutschen in verschiedenen Situationen sowie in ten wurden u. a. soziodemographische Faktoren wie Alter, Bildungsabschluss, Geschlecht oder auch der Herkunfts- kanton in Luxemburg abgefragt. Die Daten wurden in ver- 16 IDS SPRACHREPORT 3/2021
Abb. 1: Die drei Amtssprachen, melodisch / unmelodisch Abb. 2: Die drei Amtssprachen, weich / hart schiedenen Balkendiagrammen bzw. in Landkarten visuali- Zwischen Luxemburgisch und Französisch zeigen sich Un- siert. Aus Platzgründen kann in diesem Artikel allerdings terschiede in der Beliebtheit bei den Gruppen mit verschie- nur ein kleiner Teil der Ergebnisse präsentiert werden. Der denen Bildungsabschlüssen: Bei höheren Bildungsabschlüs- Fokus liegt dabei auf dem Vergleich der drei Amtssprachen sen wird eher Französisch, bei niedrigeren eher Luxembur- hinsichtlich ihrer Eigenschaften. gisch als melodisch wahrgenommen. Es fällt auf, dass die Gruppe mit Hochschulabschluss das Luxemburgische als Die Fragen aus dieser Rubrik orientierten sich am AToL4- am wenigsten melodisch bewertet. Bei Französisch ist es an- Instrument von Schoel et al. (2012). Die zu bewertenden Ei- dersherum, da genau diese Gruppe Französisch eher als genschaften bzw. Items lassen sich in die „drei Basisdimen- ,(sehr) melodisch‘ einstuft. Hier können erste gegenläufige sionen [...] Wert, Klang und Struktur“ (Adler / Plewnia 2018, Tendenzen erkannt werden. S. 80) einteilen, die in diesem Artikel nacheinander betrach- tet werden. Die Dimensionen ,Klang‘ und ,Wert‘ einer Spra- In die Dimension ,Klang‘ gehört auch die Frage, wie hart che beschreiben eher gefühlsbetonte Eigenschaften wie die oder weich die Sprachen empfunden werden. Hier zeigt sich Melodie oder die Sympathie, die durch eine Sprache vermit- ein sehr eindeutiges Ergebnis ähnlich zur vorigen Eigen- telt wird. Bei der Kategorie ,Struktur‘ handelt es sich eher schaft (siehe Abb. 2). Deutsch wird eher als hart, Französisch um Eigenschaften emotionaler Distanz. Es wird dabei z. B. eher als weich wahrgenommen. bewertet, wie logisch eine Sprache aufgebaut ist. Die Items innerhalb dieser Kategorien waren auf einer Fünferskala zu Hier gibt es wie bereits zuvor Unterschiede in der Bewer- bewerten.5 tung zwischen den verschiedenen Bildungsstufen. Je höher der Bildungsabschluss der Befragten, desto seltener wird Insgesamt soll es vor allem darum gehen, die Eigenschaften Deutsch und desto eher Französisch als ,(sehr) weich‘ einge- der Sprache, unabhängig von deren Sprecher/-innen, zu be- stuft. Besonders Schüler/-innen bzw. die jüngste Gruppe urteilen (vgl. ebd., S. 79). Im Fragebogen wurden die sieben zeigen allerdings ein auffälliges Ergebnis: Sie bewerten die Eigenschaften auf einer Seite zusammen abgefragt. Die Be- deutsche Sprache als ,(sehr) weich‘ (zu 59,2 %) und Franzö- urteilung sollte dabei zuerst für Deutsch, dann für Luxem- sisch mit über 20 % der Befragten als ,(sehr) hart‘. burgisch und zuletzt für Französisch erfolgen. INSGESAMT BEWERTEN ALSO MENSCHEN Die Eigenschaften der drei Amtssprachen im Ver- gleich MIT HÖHEREN ABSCHLÜSSEN UND HÖHEREM Um dieses Kapitel zu strukturieren, werden die Dimensio- ALTER DEUTSCH ALS TENDENZIELL HÄRTER nen ,Klang‘, ,Struktur‘ und ,Wert‘ mit ihren jeweiligen Items einzeln besprochen. UND UNMELODISCHER Die Eigenschaften der Dimension ,Klang‘ Auch Luxemburgisch wird von Menschen mit höheren Ab- Das erste Item in der Kategorie ,Klang‘ bezieht sich darauf, schlüssen und höherem Alter als härter und auch unmelo- wie melodisch die Sprachen empfunden werden. Dabei wird discher eingestuft, Französisch bewerten diese Versuchs- Deutsch durchschnittlich als unmelodischste Sprache wahr- teilnehmer/-innen jedoch als weicher und melodischer als genommen, Französisch ist für die Befragten am melo- die Vergleichsgruppen. Der Klang der deutschen Sprache dischsten (siehe Abb. 1). wird damit von jüngeren Personen als angenehmer empfun- den, während Französisch von älteren Befragten positiver Beim Deutschen bewerten ältere Versuchspersonen die Spra- eingestuft wird. che im Vergleich zu jüngeren Gruppen als unmelodischer. Dies ist ein erster Hinweis darauf, dass Deutsch von der jün- Die Eigenschaften der Dimension ,Struktur‘ geren Gruppe positiver wahrgenommen werden könnte. Das erste Item der Kategorie ,Struktur‘ stellt die Frage, wie logisch Sprachen empfunden werden. Bei diesem Faktor ist eine Verbindung mit den Lernerfahrungen der Studienteil- IDS SPRACHREPORT 3/2021 17
Abb. 3: Die drei Amtssprachen, logisch / unlogisch Abb. 4: Die drei Amtssprachen, einfach / schwierig nehmer/-innen anzunehmen. Besonders aufgrund der ho- ren im aktiven Lernen des Luxemburgischen, was ein Grund hen Anzahl junger Versuchspersonen muss daher im weite- für diese Verteilung sein könnte. Nach klassischem Schul- ren Verlauf auch das Schulsystem betrachtet werden. Dabei system in Luxemburg ist Deutsch nach Luxemburgisch die zeigt das Diagramm eindeutig, dass Deutsch mit Abstand als erste Sprache, mit der Kinder in der Schule in Berührung logischste Sprache eingestuft wird, während viele Befragte kommen und in der sie „aufgrund ihrer Nähe zum luxem- Französisch als ,(sehr) unlogisch‘ empfinden. burgischen Sprachsystem“ (Scheer 2017, S. 73) auch Lesen lernen. Das Ergebnis der Umfrage könnte davon beeinflusst sein, dass das Lernen der deutschen Sprache den Schüler/-in- DIE BEWERTUNG VON DEUTSCH UND nen leichter fallen könnte – vor allem auch im Vergleich zum FRANZÖSISCH UNTERSCHEIDET SICH IN Französischen. DEN VERSCHIEDENEN ALTERSGRUPPEN Bei der Bewertung zeigt sich für das Deutsche erneut eine STARK Abstufung zwischen den unterschiedlichen Altersstufen. Besonders auffällig ist die Bewertung der jüngsten Gruppe Die deutsche Sprache wird von den älteren Versuchsperso- (14-20 Jahre), von der 55,7 % Deutsch als ,(sehr) einfach‘ ein- nen als weniger logisch eingestuft. Besonders jüngere Be- stufen. Im Vergleich dazu sind es bei der ältesten Gruppe fragte bewerten Deutsch als ,(sehr) logisch‘ – und demnach (über 61 Jahre) nur noch 38,6 % in diesem Bereich. Es kann erneut positiver als ältere Studienteilnehmer/-innen. Für die festgehalten werden, dass Deutsch tendenziell als schwieri- französische Sprache zeigt sich ein sehr klares Ergebnis. ger eingeschätzt wird, je älter die Gruppe ist. Die gleiche Knapp die Hälfte der Versuchspersonen unter 20 Jahren Verteilung zeigt sich zwischen den Bildungsstufen. 59,2 % empfindet sie als ,(sehr) unlogisch‘, während im Alter von der Schüler/-innen empfinden Deutsch als ,(sehr) einfach‘ 51-60 Jahren nur 23,4 % eine dieser beiden Kategorien aus- und nur 12,7 % als ,(sehr) schwierig‘. Das weicht stark von wählen. Man könnte die Frage stellen, ob das Verständnis den Ergebnissen der anderen Gruppen ab. Z. B. bewerten bzw. die Begeisterung für eine der Sprachen von Erfahrun- nur 39,7 % der Hochschulabsolvent/-innen das Deutsche als gen oder geschichtlichen Ereignissen der Generationen be- ,(sehr) einfach‘ und 26,9 % als ,(sehr) schwierig‘. Bei den lu- einflusst ist. Beim Luxemburgischen hat die Gruppe mit xemburgischen Kantonen zeigt sich zudem, dass Deutsch in Hochschulabschluss den niedrigsten Anteil an Personen, den nördlicheren Gebieten einfacher eingestuft wird als im die die Sprache als ,(sehr) logisch‘ einstufen. Süden, wo die Kantone an Frankreich grenzen. An dieser Stelle könnte man vermuten, dass die Bewertung mit der Zur Kategorie ,Struktur‘ gehört auch die Eigenschaft ,ein- geographischen Nähe und daher mit der Gewohnheit des fach / schwierig‘, die ebenfalls von persönlichen Lernerfah- Sprechens zusammenhängt. rungen oder dem Schulsystem beeinflusst werden könnte. Es zeigt sich auch hier eine sehr unterschiedliche Einschät- Beim Luxemburgischen sind lediglich die jüngsten Ver- zung der Sprachen. Deutsch wird als einfachste der drei suchspersonen auffällig, die Luxemburgisch tendenziell als Sprachen, Französisch als besonders schwierig eingestuft, einfacher bewerten als die Vergleichsgruppen. Luxemburgisch liegt dazwischen. Bei der Bewertung des Französischen treten zwischen den NICHT LUXEMBURGISCH, DIE MUTTER- Altersstufen signifikante Unterschiede auf. Es zeigt sich, dass Französisch von jüngeren Menschen insgesamt als SPRACHE DER MEISTEN BEFRAGTEN, WIRD schwieriger empfunden wird. Wie schon beim Item ,lo- ALS AM EINFACHSTEN EINGESCHÄTZT, gisch / unlogisch‘ schätzen auch an dieser Stelle die älteren Versuchspersonen das Französische als einfacher ein. SONDERN DEUTSCH Durch die hohe Anzahl an Versuchspersonen mit luxembur- gischer Muttersprache sind die meisten Befragten unerfah- 18 IDS SPRACHREPORT 3/2021
Abb. 5: Die drei Amtssprachen, anziehend / abstoßend Abb. 7: Die drei Amtssprachen, schön / hässlich Die Eigenschaften der Dimension ,Wert‘ Die Beurteilung dahingehend, ob die Sprache anziehend oder Zuletzt werden die Ergebnisse der Kategorie ,Wert‘ präsen- abstoßend ist, unterscheidet sich innerhalb der verschiede- tiert. Diese Kategorie wird am ehesten mit Gefühlen und nen Alters- und Bildungsstufen der Befragten signifikant. persönlichen Erfahrungen verknüpft. Abbildung 5 stellt dar, Besonders in der jüngsten Gruppe (14-20 Jahre) empfinden wie anziehend die drei Sprachen empfunden werden. Dort 31,9 % die französische Sprache als ,(sehr) abstoßend‘, bei zeigt sich eine uneindeutige Verteilung. Auch wenn die Mit- den Schüler/-innen sind es sogar 34,3%. Dies passt zu der telwerte in diesem Fall nah beieinander liegen, schneidet die Bewertung des Items ,melodisch / unmelodisch‘, bei der eben- französische Sprache am schlechtesten ab. Luxemburgisch falls die Schülerschaft bzw. die Jüngsten am negativsten ab- wird im Vergleich am ehesten als anziehend empfunden. Für stimmten. Es stellt sich die Frage, wieso besonders die jun- die deutsche Sprache, die durchschnittlich den mittleren Platz gen Erwachsenen dem Französischen diese schlechten Ei- einnimmt, gibt es bei der Analyse der soziodemographischen genschaften zuschreiben. Faktoren keine signifikanten Unterschiede. In der Dimension ,Wert‘ wurde auch abgefragt, wie schön Beim Luxemburgischen empfinden innerhalb der jüngsten oder hässlich die Sprachen empfunden werden. Diese Kate- Gruppe die meisten die Sprache als ,(sehr) anziehend‘ und gorie zeigt durch ihre starken Worte sehr eindeutig Vorlie- auch bei den Bildungsabschlüssen sind es die Schüler/-in- ben bzw. Abneigungen gegenüber Sprachen. Die Mittelwer- nen, die Luxemburgisch am positivsten bewerten. Das Er- te liegen nah beieinander. Besonders in den Kategorien ,sehr gebnis aus den vorigen Kategorien spiegelt sich auch hier schön‘ und ,schön‘ ist jedoch eine eindeutige Abstufung zu wider: Die jüngeren Menschen und diejenigen mit niedrige- erkennen. Französisch ist als am schönsten, Deutsch als am rem Bildungsabschluss bewerten Luxemburgisch eher posi- wenigsten schön bewertet. Luxemburgisch liegt auch hier in tiver und Französisch eher negativer. der Mitte. Diese Einordnung ist gegensätzlich zu der Bewer- tung ,logisch / unlogisch‘. Für diese Kategorie ist in Abbildung 6 zudem eine unter- schiedliche Bewertung in den Kantonen zu erkennen: Im Norden finden mehr Personen das Luxemburgische anzie- hend als z. B. in der Stadt Luxemburg, wo mehr Menschen ohne luxemburgische Staatsangehörigkeit leben (vgl. Luxem- bourg – Let’s make it happen, 2020b). Daher könnte in die- sem Fall die Muttersprache der Mehrheit ein Faktor dafür sein, wie das Luxemburgische bewertet wird. Für das Französische zeigt sich eine hohe Anzahl an Perso- nen, die die Kategorien ,sehr abstoßend‘ und ,abstoßend‘ auswählen. DIE EINSCHÄTZUNG DER FRANZÖSISCHEN SPRACHE ALS ZWAR MELODISCHSTE, ABER AUCH ABSTOßENDSTE DER SPRACHEN ZEIGT EIN SEHR GESPALTENES URTEIL Die sehr unterschiedlichen Bewertungen deuten darauf hin, dass nicht nur sprachliche Eigenschaften, sondern evtl. auch Urteile gegenüber Sprecher/-innen in die Bewertung einfließen. Abb. 6: Luxemburgisch, anziehend / abstoßend (nach Kanton) IDS SPRACHREPORT 3/2021 19
Abb. 10: Die drei Amtssprachen, sympathisch / unsympathisch Abb. 8: Französisch, schön / hässlich (nach Bildungsabschluss) Die Bewertung der deutschen Sprache nach ihrer Schönheit Für die deutsche Sprache treten bei diesem Item keine auf- unterscheidet sich zwischen den unterschiedlichen Alters- fälligen Unterschiede zwischen den Alters- und Bildungs- und Bildungsstufen nicht stark. Es fällt lediglich auf, dass stufen auf. die Gruppe der Schüler/-innen höhere Anteile in den Rand- kategorien ,sehr hässlich‘ und ,sehr schön‘ aufweist als alle DEUTSCH WIRD IN DEN KANTONEN AN anderen Gruppen. DER GRENZE POSITIVER EINGESTUFT ALS Beim Luxemburgischen zeigen sich unterschiedliche Ergeb- IM ZENTRUM DES LANDES nisse zwischen den Bildungsstufen. Grob dargestellt: Je hö- her der angegebene Bildungsabschluss, desto weniger Men- Es zeigt sich leicht, dass die deutsche Sprache in Kantonen schen empfinden Luxemburgisch als ,sehr schön‘. Die posi- wie Grevenmacher, die eine Grenze mit Deutschland haben, tivste Bewertung geben die Schüler/-innen ab. positiver bewertet wird als z. B. im Zentrum des Landes. Französisch wird in allen Alters- und Bildungsstufen von Bei der luxemburgischen Sprache zeigt sich, dass ein Groß- mehr als der Hälfte der Gruppe als ,(sehr) schön‘ wahrge- teil der Personen ohne Schulabschluss (44,7 %) das Luxem- nommen – außer bei der Schülerschaft, die ein wenig dar- burgische als ,sehr sympathisch‘ einstufen. Diese Kategorie unter liegt (siehe Abb. 8). In diesem Fall zeigt sich für Fran- wählt bei höheren Abschlüssen ein geringerer Anteil der zösisch erneut eine klare Zunahme der negativen Bewer- Befragten. tungen mit niedrigerem Bildungsabschluss. Die Einordnung ,sehr hässlich‘ wurde z. B. bei der Gruppe ohne Schulab- Und auch bei diesem letzten Item bewerten die ältere Gruppe schluss von 18,2 % vorgenommen. Die Gründe für diese ne- sowie die Personen mit höheren Bildungsabschlüssen das gativen Einstellungen gegenüber dem Französischen wer- Französische sympathischer und damit positiver als z. B. den im weiteren Verlauf des Textes besprochen. Schüler/-innen bzw. die jüngste Gruppe. DIE TEILWEISE NEGATIVEN BEWERTUNGEN DES FRANZÖSISCHEN KÖNNTEN MIT EINER UNSICHEREN BENUTZUNG DER SPRACHE IM ALLTAG ZUSAMMENHÄNGEN Weiterhin ist an dieser Stelle ein Unterschied innerhalb der Kantone Luxemburgs zu erkennen (siehe Abb. 9). Rund um die Hauptstadt, in der der höchste Anteil nicht-luxemburgi- scher Bewohner/-innen lebt, wird das Französische positiver bewertet als in den Kantonen, die an benachbarte deutsch- sprachige Regionen grenzen. Auch hier könnten Gewohn- heit und Kompetenz, mit der im Alltag mit Französisch um- gegangen wird, eine Rolle spielen. Zuletzt wurde bewertet, wie sympathisch oder unsympa- thisch die Sprachen empfunden werden. Hier wird Luxem- burgisch mit Abstand als sympathischste Sprache einge- stuft. Darauf folgt Deutsch, und Französisch wird als weni- ger sympathisch wahrgenommen. Abb. 9: Französisch, schön / hässlich (nach Kanton) 20 IDS SPRACHREPORT 3/2021
Französisch wurde in den vorigen Items als melodischste machen, sondern auch darum, die verschiedenen Kulturen und schönste der drei Sprachen bewertet, allerdings auch im Land miteinander zu verbinden (vgl. Luxembourg – Let’s als abstoßendste, unlogischste und schwierigste. Beim Item make it happen, 2020a). In Luxemburg beginnt die Schule im ,sympathisch / unsympathisch‘ hat Französisch ebenfalls Alter von vier Jahren. Der sogenannte „Cycle 1“ gleicht ei- die negativste Bewertung. Besonders hier kann vermutet ner Vorschule und hat das Luxemburgische als Hauptspra- werden, dass außersprachliche Faktoren, wie der Schulun- che. Damit sollen alle Kinder, unabhängig ihres kulturellen terricht, in die Bewertung einfließen. Im weiteren Verlauf Hintergrundes, bis zur Grundschule Luxemburgisch spre- des Textes wird, besonders auch wegen des Großteils jun- chen und verstehen (vgl. Wagner 2019, S. 77). In der Grund- ger Versuchspersonen, die Lernerfahrung im Sprachunter- schule wird Deutsch Alphabetisierungssprache und die Haupt- richt sowie das Bildungssystem betrachtet. unterrichtssprache in allen Fächern. Für Schüler/-innen ist das Deutsche damit besonders wichtig, da sie in die Welt der Obwohl einerseits die französische Sprache und Kultur ei- Literatur und Medien zuerst auf Deutsch eingeführt werden nen großen Einfluss in Luxemburg haben sowie anderer- (vgl. Wagner 2019, S. 81). seits Französisch insgesamt als schönste und melodischste Sprache bewertet wird, verbindet ein Teil der Befragten ne- Das Französische kommt im zweiten Jahr dazu (vgl. Berg gative Eigenschaften mit ihr. Unterscheidet man die Ver- 1993, S. 34) und wird im siebenjährigen klassischen6 Sekun- suchspersonen hinsichtlich soziodemographischer Anga- darunterricht ab der 10. Klasse zur Hauptunterrichtssprache ben, werden einige Abweichungen deutlich – besonders im (vgl. Wagner 2019, S. 77). Insgesamt gilt das Französische als Vergleich mit den jüngsten Befragten bzw. den Schüler/- „schwer zu erlernen“ (Timm 2014, S. 144), was sich für die innen, die Französisch insgesamt negativer einstufen. luxemburgische Schülerschaft vor allem in schlechten Schul- noten bestätigt. Es entsteht (nicht nur innerhalb der Schu- len) der Eindruck, die eigenen Fremdsprachenkenntnisse Wieso weichen die Meinungen zur französischen seien nicht ausreichend (vgl. Timm 2014, S. 144). Dadurch Sprache so stark voneinander ab? sei laut Fehlen die allgemeine Einstellung der Schüler/-in- Auch wenn die Ergebnisse dieser Arbeit keine endgültigen nen dem Französischen gegenüber sehr negativ (vgl. Fehlen Antworten auf diese Frage geben und nicht die Sprachein- 2016, S. 32). So bestätigt es sich auch in den Ergebnissen der stellungen aller Luxemburger/-innen beleuchten können, durchgeführten Studie. Luxemburgisch wird nur in einer sollen sie einen ersten Eindruck der Spracheinstellungen der Schulstunde pro Woche unterrichtet und verschwindet in Menschen vermitteln, die in Luxemburg aufgewachsen sind, höheren Klassen, z. B. im Gymnasium, von den Stundenplä- deren Muttersprache das Luxemburgische ist und die damit nen (vgl. Ehrhart / Fehlen 2011, S. 295). Dass mit dem Unter- sehr wahrscheinlich die Schule in Luxemburg besucht ha- richt auf Deutsch früher begonnen wird (vgl. Weber 1994, ben und alle drei Amtssprachen mehr oder weniger flie- S. 145) als mit Französisch sowie die Tatsache, dass dem Lu- ßend beherrschen. xemburgischen so wenig Unterrichtszeit zukommt, dürfte Auswirkungen auf die Einstellungen gegenüber den Spra- Das Schulsystem ist in diesem Fall der erste Punkt, der zum chen haben. Verständnis der Spracheinstellungen betrachtet werden kann. Zusammenfassend ist der Unterricht in Luxemburg sehr auf SPRACHEN SPIELEN VON ANFANG AN das Erlernen von (Fremd-)Sprachen ausgerichtet. Dabei lie- EINE WICHTIGE ROLLE IN DER BILDUNG gen Deutsch und Französisch im Fokus, während dem Lu- xemburgischen im Gegensatz dazu weniger Aufmerksam- Sprachen bleiben während der gesamten Schullaufbahn ein keit zukommt. Luxemburgisch gilt allerdings immer zusätz- großer Bestandteil des schulischen Alltags. Sie sind dabei lich als dritte Sprache in und außerhalb des Klassenraums nicht nur für die Allgemeinbildung der Schülerschaft wich- (vgl. Berg 1993, S. 36) und bleibt auch in der Schule eine tig, sondern auch notwendig, um Verständigung innerhalb wichtige Umgangssprache. der Gesellschaft in Luxemburg zu sichern. Es geht dabei weiterhin nicht nur darum, Kommunikation möglich zu IDS SPRACHREPORT 3/2021 21
Während sich bei den Jugendlichen bzw. den Schüler/-innen über persönliche Dinge und Emotionen. Die Sprache stiftet teilweise ein negatives Resultat für die französische Sprache ein Gefühl der Verbundenheit (vgl. Wagner 2019, S. 97). Die zeigt, ist sie bei der älteren Generation beliebter. Dies könnte Sprache Luxemburgisch wird allein wegen der geringen auch an der Entwicklung der Sprache in Luxemburg selbst Sprecherzahl als gefährdet wahrgenommen. Dadurch kön- liegen. nen Mechanismen entstehen, das Luxemburgische fördern zu wollen und es wegen der scheinbar bedrohten Identität Fehlen (2013) beschreibt die Entwicklung des Französischen gegen andere Sprachen im Land verteidigen zu müssen (vgl. von der „Prestigesprache der Eliten [...] zur Verkehrssprache Gilles et al. 2010, S. 65). Besonders die französische Sprache, all jener, die in Luxemburg leben und arbeiten“ (ebd., S. 38). die im Alltag der Luxemburger/-innen sehr präsent ist (vgl. Für die älteren Befragten könnte Französisch als frühere Gilles 2009, S. 191), kann dabei als „Bedrohung der eigenen „Kultur- und Bildungssprache“ (ebd.) und vor allem auch als nationalen Identität“ (Timm 2014, S. 146) wahrgenommen Abgrenzung nach Deutschland während und nach der Be- werden. setzung im Zweiten Weltkrieg (vgl. ebd., S. 47 f.) einen höhe- ren Stellenwert im Sprachgefüge Luxemburgs haben als das Französisch wird von einem Großteil der erwerbstätigen Deutsche. Erinnerungen an die Besatzung könnten bei älte- Gesellschaft gesprochen, die aus Grenzpendler/-innen aus ren Teilnehmenden eher eine Rolle spielen (vgl. Heimbö- Belgien, Deutschland und Frankreich besteht, die meist ckel / Mein / Sieburg 2012, S. 85). Bei jüngeren Versuchsper- nicht der luxemburgischen Sprache mächtig sind (vgl. Lux- sonen verschiebt sich die Meinung zur französischen Spra- embourg – Let’s make it happen 2019). Dabei sind viele die- che, da sie von diesen geschichtlichen Ereignissen nicht ser Personen im Handelssektor oder in der Gastronomie be- beeinflusst wurden und dadurch z. B. keine Abneigung ge- schäftigt, also in „Berufen mit Publikumskontakt“ (Weber genüber der deutschen Sprache und Kultur mehr haben. 1994, S. 142), wodurch man als Tourist/-in aus dem Ausland Durch die positiveren Resultate für das Deutsche im Ver- den Eindruck bekommen könnte, Französisch sei die wich- gleich zum Französischen lässt sich ableiten, dass sie sich tigste Umgangssprache in Luxemburg (vgl. Timm 2014, die Sprache aussuchen, der sie leichter folgen können. S. 56; vgl. Heimböckel / Mein / Sieburg 2012, S. 84). Obwohl Französisch in vielen Situationen genutzt wird, erfährt die DIE NUTZUNG DER FRANZÖSISCHEN Sprache laut Fehlen (2013) gleichzeitig eine Abwertung, da sie oft von Menschen in „gering qualifizierte[n] und schlecht SPRACHE HAT SICH IN LUXEMBURG IN bezahlte[n] Jobs“ (ebd., S. 66) gesprochen wird. Das Franzö- DEN LETZTEN JAHRZEHNTEN VERÄNDERT sische ist damit einerseits wichtig für den Kontakt mit Kundschaft aus dem französischsprachigen Ausland, ande- Zusätzlich zu den dargestellten Ergebnissen wurde im Fra- rerseits ziehen es die Menschen mit luxemburgischer Mut- gebogen auch nach der Häufigkeit der Mediennutzung in tersprache vor, bei alltäglichen Tätigkeiten wie dem Einkau- deutscher Sprache gefragt. Auch dort zeigt sich, dass Deutsch fen auf Luxemburgisch kommunizieren zu können. eine beliebte Sprache des Medienkonsums ist – beim Lesen von Zeitungen und Büchern, beim Fernsehen sowie im In- Mit der hohen Präsenz der französischen Sprache im Land ternet. Diese Ergebnisse können in diesem Artikel jedoch sind auch Ansprüche an die Sprachkenntnisse der luxem- nicht ausführlich präsentiert werden. burgischen Bevölkerung verbunden. Diese können zu Angst und Ablehnung der Sprache führen, wenn Menschen ge- Ein weiterer Grund für die teilweise negativen Bewertun- zwungen sind, in ihrem Alltag Französisch zu sprechen (vgl. gen der französischen Sprache könnte in der Verbindung Timm 2014, S. 146). Besonders der weniger gebildete Teil der von Sprache und Identität liegen. Betrachtet man das Lu- luxemburgischen Bevölkerung könnte sich unwohl fühlen, xemburgische genauer, zeigt sich nicht nur eine bedeutende in eine Fremdsprache ausweichen zu müssen (vgl. Ehr- Position als National- und Muttersprache des Großteils der hart / Fehlen 2011, S. 294). Im Vergleich zu der entspannten Bevölkerung, sondern auch als ein wichtiger Identifika- tionsfaktor. Auf Luxemburgisch schreiben viele Menschen 22 IDS SPRACHREPORT 3/2021
Nutzung des Deutschen stellt sich laut Fehlen (2009) eine Insgesamt kann in diesem Artikel natürlich nur ein kleiner Verkrampftheit gegenüber der französischen Sprache ein Ausschnitt der gewonnenen Daten präsentiert werden. Als (vgl. Fehlen 2009, S. 49), die die Einstellung gegenüber dem Abschluss möchte ich dennoch festhalten, dass vor allem die Französischen (negativ) beeinflussen könnte. Mehrsprachigkeit den Alltag in Luxemburg prägt. Sie stellt die Bevölkerung einerseits vor Herausforderungen und Pro- Bei der gesamten Betrachtung der Ergebnisse wird teilweise bleme und ermöglicht andererseits viele Möglichkeiten deutlich, dass jüngere Teilnehmende sowie die Gruppe der durch den ständigen interkulturellen und multilingualen Schüler/-innen häufiger extreme Antwortkategorien an den Austausch. I Rändern des Beurteilungsspektrums auswählen (z. B. ,sehr anziehend‘ / ,sehr abstoßend‘). Sie scheinen klare Einstel- Literatur lungen und Meinungen zu den Eigenschaften der Amtsspra- Adler, Astrid / Plewnia, Albrecht (2018): Möglichkeiten und Gren- chen zu haben und entscheiden sich seltener als andere Grup- zen der quantitativen Spracheinstellungsforschung. In: Lenz, pen von Teilnehmenden für die mittlere Antwortmöglich- Alexandra N. / Plewnia, Albrecht (Hg.): Variation – Normen – keit ,teils / teils‘. Dabei wird nicht klar, ob es sich bei den Identitäten. (= Germanistische Sprachwissenschaft um 2020 4). Berlin /Boston: de Gruyter, S. 63-98. Spracheinstellungen wirklich um die Beurteilung der Spra- che handelt oder ob z. B. die Schülerschaft gleichzeitig eine Ammon, Ulrich / Bickel, Hans / Ebner, Jakob / Esterhammer, Ruth / Gasser, Markus / Hofer, Lorenz / Kellermeier-Rehbein, Birte / Löff- Bewertung des Schulfaches (Unterricht, Lehrperson) oder ler, Heinrich / Mangott, Doris / Moser, Hans / Schläpfer, Robert / der Sprechergruppe vornimmt. Im Fragebogen zur vorlie- Schloßmacher, Michael / Schmidlin, Regula / Vallaster, Günter genden Arbeit wurden die Eigenschaften typisch deutscher (2004): Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardspra- Personen abgefragt. Für weitere Studien könnten, um diese che in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liech- Fragen zu klären, auch die Meinungen zu typischen Perso- tenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin / Boston: nen anderer Nationen oder Sprechergruppen abgefragt wer- de Gruyter. den. Dadurch könnte man herausfinden, ob es bei den nega- Berg, Guy (1993): Mir wëlle bleiwe, wat mir sin. Soziolinguistische tiven Bewertungen wirklich um die Sprache oder vielmehr und sprachtypologische Betrachtungen zur luxemburgischen Mehrsprachigkeit. (= Reihe Germanistische Linguistik 140). Tü- um Stereotypen geht. bingen: Niemeyer. Ehrhart, Sabine / Fehlen, Fernand (2011): Luxembourgish: a success Für weitere Forschung wäre außerdem ein Blick auf die story? A small national language in a multilingual country. In: Spracheinstellungen der Menschen interessant, die in Lu- Fishman, Joshua A. / García, Orfelia (Hg.): Handbook of language xemburg leben und keine Kenntnisse der deutschen Sprache and ethnic identity. Vol. 2: The success-failure continuum in haben. Da der Fragebogen nur auf Deutsch veröffentlicht language and ethnic identity efforts. Oxford: Oxford University wurde, konnte diese Gruppe leider nicht erfasst werden. Press. Fehlen, Fernand (2009): BaleineBis. Une enquête sur un marché lin- ES GIBT VERSCHIEDENE FAKTOREN, DIE guistique multilingue en profonde mutation. Luxemburgs Spra- chenmarkt im Wandel. (= Recherche, etude, documentaire 12). DIE SPRACHEINSTELLUNGEN IN Luxemburg: SESOPI Centre Intercommunautaire. LUXEMBURG BEEINFLUSSEN KÖNNTEN Fehlen, Fernand (2013): Die Stellung des Französischen in Luxem- burg. Von der Prestigesprache zur Verkehrssprache. In: Sieburg, Heinz (Hg.): Vielfalt der Sprachen – Varianz der Perspektiven. Einerseits ist es das Schulsystem, welches ein gutes Franzö- Zur Geschichte und Gegenwart der Luxemburger Mehrspra- sisch für eine erfolgreiche Schullaufbahn voraussetzt, das chigkeit. (= Interkulturalität. Studien zu Sprache, Literatur und die Sprache bei Schüler/-innen unbeliebt machen könnte. Gesellschaft 3). Bielefeld: transcript, S. 37-80. Andererseits ist es die scheinbare Bedrohung des Luxem- Fehlen, Fernand (2016): Die Alphabetisierung in Luxemburgisch burgischen, die mit der Präsenz des Französischen einher- als Zukunftsprojekt. In: Forum für Politik, Gesellschaft und geht, die die teilweise negativen Einstellungen gegenüber Kultur 365, S. 31-33. der Sprache hervorrufen könnte. IDS SPRACHREPORT 3/2021 23
Gärtig, Anne-Kathrin / Plewnia, Albrecht / Rothe, Astrid (2010): Wie Stölben, Regina (2019): Deutsch in Luxemburg: Eine Erhebung zu Menschen in Deutschland über Sprache denken. Ergebnisse ei- aktuellen Spracheinstellungen. Mannheim: Universität Mann- ner bundesweiten Repräsentativerhebung zu aktuellen Sprach- heim. einstellungen. (= amades 40). Mannheim: Institut für Deutsche Timm, Christian (2014): Französisch in Luxemburg. (= Tübinger Sprache. Beiträge zur Linguistik 545). Tübingen: Narr. Gilles, Peter (2009): Luxemburgische Mehrsprachigkeit – Soziolin- Wagner, Mélanie (2019): Luxemburg. In: Beyer, Rahel / Plewnia, Al- guistik und Sprachkontakt. In: Elmentaler, Michael (Hg.): Deutsch brecht (Hg.): Handbuch des Deutschen in West- und Mitteleuropa. und seine Nachbarn. (= Kieler Forschungen zur Sprachwissen- Sprachminderheiten und Mehrsprachigkeitskonstellationen. Tü- schaft 1). Frankfurt a. M.: Lang, S. 185-200. bingen: Narr, S. 71-104. Gilles, Peter / Seela, Sebastian / Sieburg, Heinz / Wagner, Melanie Weber, Nico (1994): Sprachen und ihre Funktionen in Luxemburg. (2010): Sprachen und Identitäten. In: IPSE – Identités, Poli- In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 61, 2, S. 129-169. tiques, Sociétés, Espaces (Hg.): Doing identity in Luxemburg. Subjektive Aneignungen – institutionelle Zuschreibungen – sozio-kulturelle Milieus. Bielefeld: transcript, S. 63-104. Anmerkungen Heimböckel, Dieter / Mein, Georg /Sieburg, Heinz (2012): Koopera- 1 Dieser Aufsatz ist eine Zusammenfassung einiger Ergebnisse tion, Interdisziplinarität und Mehrsprachigkeit. Lehr- und For- aus der Masterarbeit an der Universität Mannheim „Deutsch in schungsperspektiven der Germanistik in Luxemburg. In: Deut- Luxemburg. Eine Erhebung zu aktuellen Spracheinstellungen“ scher Akademischer Austauschdienst (DAAD) (Hg.): Zukunfts- von Regina Stölben. Betreut wurde die Abschlussarbeit von fragen der Germanistik. Beiträge der DAAD-Germanistenta- Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ludwig Eichinger, Prof. Dr. Angelika gung 2011 mit den Partnerländern Frankreich, Belgien, Nieder- Wöllstein und Dr. Albrecht Plewnia. lande, Luxemburg. Göttingen: Wallstein, S. 77-87. 2 Bei der Konzeption des Online-Fragebogens diente der Band Luxembourg – Let’s make it happen (2019): Sprachen im Job. „Wie Menschen in Deutschland über Sprache denken“ von Gär- 5.12.2019. präsentativerhebung (Deutschland-Erhebung 2008) als Orien- (Stand: 4.5.2020). tierung. Luxembourg – Let’s make it happen (2020a): Die Einschulung aus- 3 Gemeint ist an dieser Stelle die Erstsprache der Befragten. Im ländischer Kinder. Integration findet auch in der Schule statt. Fragebogen wurde zum besseren Verständnis dennoch nach der 31.1.2020. (Stand: 26.4.2020). tikel von der Muttersprache der Befragten gesprochen. Luxembourg – Let’s make it happen (2020b): Eine kleine, aber of- 4 AToL = Attitudes Towards Languages Scale. fene Bevölkerung. Erfahren Sie mehr über die Zusammenset- 5 Zu den Eigenschaften der Kategorie ,Klang‘ gehören die Items zung der luxemburgischen Bevölkerung. 2.4.2020. (Stand: 26.4.2020). ,einfach / schwierig‘. Der Dimension ,Wert‘ gehören die Items Men.lu (2020): Site du ministère de l’Éducation nationale, de ,anziehend / abstoßend‘, ,schön / hässlich‘ sowie ,sympathisch / l’Enfance et de la Jeunesse. Offre scolaire. 17.3.2020. (Stand: 6.5.2020). 6 Klassischer Sekundarunterricht (Lycée Classique) soll auf ein Scheer, Fabienne (2017): Deutsch in Luxemburg. Positionen, Funk- Studium an der Universität vorbereiten. Dort werden ab der 10. tionen und Bewertungen der deutschen Sprache. (= Tübinger Klasse (4ème) alle Fächer auf Französisch unterrichtet. Allgemeiner Beiträge zur Linguistik 560). Tübingen: Narr. Sekundarunterricht (Lycée Technique) bereitet eher auf einen Einstieg in den Beruf vor. Ein Studium ist damit allerdings auch Schoel, Christiane / Roessel, Janin / Eck, Jennifer / Janssen, Jana / Pe- möglich. Dort ist die deutsche Sprache und auch Luxembur- trovic, Branislava / Rothe, Astrid / Rudert, Selma Carolin / Stahl- gisch wichtiger (vgl. Ehrhart / Fehlen 2011, S. 295 und Men.lu berg, Dagmar (2012): Attitudes Towards Languages (AToL) scale: 2020). a global instrument. In: Journal of Language and Social Psycho- logy 32, 1, S. 21-45. STATEC (2019): Luxemburg in Zahlen 2019. Luxemburg: Institut Bildnachweise national de la statistique et des études économiques. (Stand: 4.10.2019). 24 IDS SPRACHREPORT 3/2021
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