Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison

Die Seite wird erstellt Karl-Stefan Wild
 
WEITER LESEN
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Staatsorchester   Konzertsaison
 Braunschweig       2019/20
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Inhalt

Vorworte                           3

Konzertübersicht                   6

Sinfoniekonzerte                  10
Anmerkungen zum Programm          11
der Sinfoniekonzertreihe

Extras                            34
Konzertreihen                     36
Sonderkonzerte                    37
Filmkonzerte                      38
Gastkonzerte                      39
JUNGES! Konzert                   40
Das Staatsorchester
im Musik- und Tanztheater         46

Dirigent*innen und Solist*innen   48
Service                           56
Mitarbeiter*innen                 62
Impressum                         64
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Liebe Musikliebende,
liebe Freund*innen des
Staatsorchesters!
In meiner nunmehr dritten Spielzeit als Generalintendantin am
Staatstheater Braunschweig widmen wir uns unter dem Motto
»City of Love« den existenziellen Gefühlen, den Leidenschaften,
der himmelstürmend-beflügelnden Liebe und ihren zutiefst
quälenden, zerstörerischen Seiten. Wir begeben uns in jene
Sphären, in denen die Ratio hinter der Emotio zurücksteht
und Worte allein nicht ausreichen, um einem inneren Zustand
Ausdruck zu verleihen.
Eine uns sehr vertraute Sprache für solche extremen Zustände
kann die Musik in all ihren Facetten sein, vermag sie doch, große
Gefühle gleichzeitig abzubilden und unmittelbar in uns als Zuhö-
renden hervorzurufen.
Ich lade Sie ein, sich in unseren Sinfoniekonzerten von Beethovens
»Missa solemnis« überwältigen zu lassen, die ergreifende »Messa
da reqiuem« von Verdi zu erleben oder sich mit Mussorgskis »Bilder
einer Ausstellung«, Kandinskys »Farboper Violett« und Maxwell
Davies' Komposition zu fünf Klee-Gemälden in die überraschende
Welt des Farbklangs und der Umarmung der Künste zu begeben.
Lieben und leiden Sie im Filmkonzert »Das Piano«, Jane Campions
und Michael Nymans Meisterwerk, mit der stummen Protagonistin
Ada, feiern Sie mit uns im festlichen Neujahrskonzert »Durch die
Nacht zum Licht« oder erleben Sie Momente der Ruhe und der
Inspiration während der beliebten Kammer- und Lunchkonzer-
treihen im Großen Haus. Entdecken Sie in den neuen »korres-
pondierenden Konzerten« Bezüge zu unserem Opernrepertoire,
picknicken Sie mit uns bukolisch im Grünen bei »Klassik im Park«.

Das Staatsorchester Braunschweig, Generalmusikdirektor Srba
Dinić und Orchesterdirektor Martin Weller haben für Sie ein
überaus reiches, vielfarbiges Konzertprogramm ersonnen, das
unter anderem Beethovens 250. Geburtstag und das 100-jährige
Bestehen des Bauhauses aufgreift, den Zyklus Komponistinnen
fortsetzt und im JUNGEN! Konzert Phantasievolles für alle
anbietet. Ich freue mich sehr über dieses wandelbare Orchester mit
seinen hochmotivierten Musiker*innen und bedanke mich herzlich
bei Srba Dinić für seine engagierte Arbeit mit diesem wunderbaren
Klangkörper. Begleiten Sie uns durch eine leidenschaftliche Saison!

Ihre

Dagmar Schlingmann
Generalintendantin

                                                                  3
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Sehr geehrte
Damen und Herren,
liebes Braunschweiger
Konzertpublikum,
im Jahr 2020 feiern wir den 250. Geburtstag von Ludwig van
Beethoven! Dessen Werk und Vermittlungsleistung gegenüber
der bürgerlichen Gesellschaft, die sich infolge der Französischen
Revolution des Jahres 1789 rasant entwickelte, ist von wesentlicher
Bedeutung gewesen für die Entwicklung des »klassischen«
Konzertwesens, wie wir es heute mit all seinen Facetten kennen
und lieben. Kein Orchester wird sich der Aufgabe entziehen wollen,
das Werk dieses Komponisten, das auch ohne Jubiläumsanlass
stets auf den Spielplänen präsent ist, in besonderer, womöglich
neuer Weise nachzuschöpfen und vielleicht ungeahnte Einord-
nungen vorzunehmen. Das Staatsorchester Braunschweig bietet
Ihnen dazu beispielsweise erstmals in seiner Sinfoniekonzert­reihe
eine Aufführung der »Missa solemnis«; in Zusammenarbeit mit
dem Chor des Staatstheaters und dem KonzertChor Braunschweig.
Kontextualisierungen bilden allerdings den eigentlichen Schwer-
punkt unseres Vermittlungsansatzes. Dabei ist der Zyklus »Mythos
9. Sinfonie« ein wesentliches programmatisches Element, in dessen
Rahmen wir zunächst die entsprechenden Sinfonien von Gustav
Mahler und Anton Bruckner für Sie spielen werden. Daneben
bietet der Zyklus »Bauhaus« eine Gegenüberstellung mit einem
ganz anderen, nachhaltigen Phänomen der Vermittlung von Kunst
und gestalterischer Kultur in die Gesellschaft. Vielleicht wird in
diesem Rahmen die Begegnung der »Pastorale« mit der »Sinfonie
der Großstadt« für Sie zu einem Anlass mit besonderem Erkennt-
nisgewinn. Wir würden uns darüber jedenfalls außerordentlich
freuen! Und wir freuen uns, dass wir mit Olga Scheps unsere neue
Reihe »Artist in Residence« für Sie starten können. Die brillante
Pianistin, unsere anderen musikalischen Gäste, die Damen und
Herren des Staatsorchesters und ich hoffen, dass Ihr Interesse
geweckt ist.
Denn wir alle freuen uns auf Sie!

Ihr

Srba Dinić
Generalmusikdirektor

                                                                  5
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Sinfoniekonzerte
         Schönberg /
    13                       1.                22. & 23.09.2019
                             Sinfoniekonzert      STADTHALLE

         Albers |
         Rachmaninow |
         Schostakowitsch
         Maxwell Davies |
    14                       2.                20. & 21.10.2019
                             Sinfoniekonzert      STADTHALLE

         Mussorgski |
         Hölszky
         Verdi
    17                       3.                17. & 18.11.2019
                             Sinfoniekonzert      STADTHALLE

         Beethoven |
    18                       4.                15. & 16.12.2019
                             Sinfoniekonzert      STADTHALLE

         Meisel / Ruttmann
         Beethoven |
    21                       5.                19. & 20.01.2020
                             Sinfoniekonzert      STADTHALLE

         Mahler
         Beethoven
    22                       6.                16. & 17.02.2020
                             Sinfoniekonzert     STADTHALLE

         Kandinsky |
    25                       7.                15. & 16.03.2020
                             Sinfoniekonzert      STADTHALLE

         Bruckner
         Auerbach |
    26                       8.                26. & 27.04.2020
                             Sinfoniekonzert     STADTHALLE

         Strauss |
         Beethoven
         Beethoven |
    29                       9.                17. & 18.05.2020
                             Sinfoniekonzert      STADTHALLE

         Spohr
6                                     KONZERTÜBERSICHT
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Beethoven |
30                       10.                  14. & 15.06.2020
                         Sinfoniekonzert         STADTHALLE

     Tschaikowsky

Extras
     Kammerkonzerte
36                                              AB 15.09.2019
                                           LOUIS-SPOHR-SAAL

     Lunchkonzerte
36                                              AB 28.10.2019
                         			                   GROSSES HAUS

     Neujahrskonzert
37                                                 02.01.2020
                                                 STADTHALLE

     »Durch Nacht zum
     Licht«
     Pop Meets Classic
37                                                18.04.2020
                                                VOLKSWAGEN
                                                      HALLE

     Klassik im Park
37                                             SOMMER 2020
                                                BÜRGERPARK

     Filmkonzert
38                                                 19.11.2019
                                                 STADTHALLE

     »Das Piano«
     Live-to-Game­-Concert
38                                                20.11.2019
                                             PROBEBÜHNE 1/2

     »Stories: The Path of
     Destinies«

          2019/20                                                7
Staatsorchester Braunschweig Konzertsaison
Gastkonzerte
    39                  Wolfsburg          18.09.2019
                                           05.01.2020
                                           08.02.2020
                                           19.06.2020
                                           SCHAROUN
                                             THEATER

                        Celle              24.09.2019
                                           08.11.2019
                                           13.01.2020
                                           04.03.2020
                                           06.05.2020
                                      CONGRESS UNION

8                               KONZERTÜBERSICHT
JUNGES! Konzert
     Das Geheimnis
40                          Juliane Klein       22. & 23.03.2020
                                                 KLEINES HAUS

     der verzauberten
     Juwelen
     Wassermusik
40                          mit Musik von       07. & 08.06.2020
                            G. F. Händel        GROSSES HAUS

     für den König!
     Mosaik
41                                               JUNI / JULI 2020
                                                      HALLE 267

     Babykonzerte
41                                               AB SEPTEMBER
                                                          2019
                                                     HAUS DREI

     Wer ist Johann
41                          mit Musik von    29.09. & 01.10.2019
                            J. S. Bach           KLEINES HAUS

     Sebastian Bach?
     Notenkarussell
42                                          23., 24. & 26.01.2020
                                            		         HAUS DREI

     Inside the Orchestra
42                          krügerXweiss         GROSSES HAUS

         2019/20                                                    9
Sinfoniekonzerte

       10          SINFONIEKONZERTE
Anmerkungen zum Programm
           der Sinfoniekonzertreihe

Es gibt zur Musik und zur Kunst keine »Via        Gustav Mahlers bzw. bis zum 1. Weltkrieg daran
Regia«, keine komfortable Abkürzung. Als Georg    abarbeiten, dass eigentlich mit der »Neunten«
Wilhelm Friedrich Hegel begann, den Begriff des   das sinfonische Zeitalter schon unwiderruflich
»Königsweges« zu verwenden, um auf die Vermitt-   beendet zu sein schien. Mit dem Zyklus »Mythos
lungsnotwendigkeit hinsichtlich der Philosophie   9. Sinfonie« innerhalb der Konzertreihe wird der
in Bezug auf die sich formierende bürgerliche     Versuch unternommen, die Problemlage hörbar
Gesellschaft im frühen 19. Jahrhundert hinzu-     und erkennbar machen. Im Gesamtprogramm
weisen, arbeitete Ludwig van Beethoven gerade     steht dem der Zyklus »Bauhaus« gegenüber – wie
an der Fertigstellung seiner letzten Sinfonien,   eine Gegenwelt, zu der es zunächst keine
Klaviersonaten und Streichquartette. Er führte    Verbindung zu geben scheint. Und doch gibt es
in diesen Jahren die »Wiener Klassik« zu ihrem    das Vergleichbare, nämlich das Phänomen der
ungeahnten Höhepunkt und Ende. Ungeahnt auch      Vergesellschaftung des Ästhetischen. Es gelingt
deshalb, weil die bürgerliche Gesellschaft die    die Überwindung der Grenzen von Kunst und
Herausforderung annahm und sich einließ auf       Handwerk in der Vorstellung eines Geschmacks-
Ausdauer und Anstrengung bei der Aneignung        registers im Bereich der bildnerischen Gestaltung
des musikalischen Vokabulars und eigener          und Architektur, wie es in seiner Breitenwirkung
musikalischer Fertigkeiten. Man spielte Klavier   kein vorausgegangenes Zeitalter zu bieten hatte.
und Streichquartett im bürgerlichen Salon.        Die Brücke zwischen den beiden Programmlinien
Und das Konzertwesen kam in Form, nachdem         wird im 4. Sinfoniekonzert geschlagen mit der
Beethoven genau im Jahr 1800 damit begonnen       Gegenüberstellung der rousseauistisch geprägten
hatte, Theater und Orchester zu mieten, um        »Pastoral-Sinfonie« Beethovens mit der »Sinfonie
seine sinfonischen Werke aufzuführen. Dass es     der Großstadt« von Walter Ruttmann und Edmund
damit gewissermaßen zur Vergesellschaftung        Meisel aus dem Jahr 1927. Daneben stehen
des musikalischen Kulturbesitzes kam, lag nicht   Werkverschmelzungen wie die Zusammenfügung
nur am Vermittlungsverhalten des Komponisten,     von Bilderzyklen des Bauhauskünstlers Josef
sondern es lag natürlich auch daran, dass erst    Albers mit Arnold Schönbergs Orchesterstücken
seine »klassische« Musik endgültig die höfische   op. 16. Auch um deutlich zu machen, wie sehr die
Gefallsucht des Rokoko überwinden konnte,         erste musikalische Moderne die Theorieseite des
indem er den gleichwohl genialen Werken von       Bauhauses geprägt und beeinflusst hat. Versucht
Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart          wird hierbei eine deutende Synthese wichtiger
eine Ideen- und Ausdrucksmusik folgen ließ,       Stränge der bürgerlichen Wahrnehmungsge-
die trotz des intellektuellen Anspruchs keine     schichte von der Französischen Revolution bis zur
Anschlussprobleme für das Publikum auf der        klassischen Moderne.
intuitiven Wahrnehmungsebene mit sich brachte.
Drei nachfolgende Generationen sinfonischer       Martin Weller
Schreiberschaft sollten sich bis zum Tode         Orchesterdirektor

                                                                                                 11
12   SINFONIEKONZERTE
Arnold Schönberg / Josef Albers
Fünf Orchesterstücke op. 16 /
Hommage to the Square
Sergei Rachmaninow
Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 1 f-Moll op. 10

22. &
                                  Das 1. Sinfoniekonzert beginnt mit einer spannenden Wechsel­
                                  wirkung: Zur visuellen Wirkung der berühmten Serie »Hommage

23.09.
                                  to the Square« des Bauhaus-Meisters Josef Albers treten die
                                  revolutionären »Fünf Orchesterstücke« seines musikalischen

2019
                                  Zeitgenossen Arnold Schönberg. »Insbesondere Klang und Stim-
                                  mung« würde man in seiner neuen Komposition finden, versprach
                                  Schönberg 1909. Es sei »keine Architektur, kein Aufbau. Bloß ein
STADTHALLE                        bunter ununterbrochener Wechsel von Farben, Rhythmen und
                                  Stimmungen«. Während Schönberg in seinen Orchesterminiaturen
Musikalische Leitung:             nicht nur die formale Einheit, sondern auch die Dur-Moll-Tonalität
Lera Auerbach                     verlässt, um neue Parameter wie die Klangfarbe auszuloten,
Solistin / Artist in Residence:   bringt Albers in seinen prominenten Quadratschachtelungen
Olga Scheps, Klavier              unterschiedliche Farben in interaktive Wechselwirkung.
                                  Als Ergebnis einer großen Schaffenskrise wiederum präsentiert
                                  sich Rachmaninows 2. Klavierkonzert. Der Komponist, dem die
                                  Erfolge zuvor in den Schoß gefallen waren, zeigte sich durch die
                                  Ablehnung seiner 1. Sinfonie tief verunsichert. Eine Hypnose-­
                                  Therapie des Neurologen Dahl sollte helfen. »Ich hörte die
                                  gleichen hypnotischen Formeln Tag für Tag wiederholt, während
                                  ich schlafend in Dahls Behandlungszimmer lag. ›Du wirst dein
                                  Konzert schreiben … Du wirst mit großer Leichtigkeit arbeiten …
                                  Das Konzert wird von exzellenter Qualität sein …‹«, erinnerte sich
                                  Rachmaninow – und widmete sein 2. Klavierkonzert zum Dank
                                  dem heilenden Arzt.
                                  Wenn auch nicht als Wiederaufstieg aus der Krise, so doch als
                                  Beginn einer weiteren Schaffensserie ist abschließend Schostako-
                                  witschs Kompositionsexamenswerk zu deuten: die erste Sinfonie
                                  aus den Jahren 1924/25. Obwohl noch einigen musikalischen
                                  Einflüssen à la Petruschka oder Tschaikowsky verpflichtet, etab-
                                  liert sie vor allem in der Groteske des Scherzos und der Verinnerli-
                                  chung des langsamen Satzes eine eigene charakteristische Stimme,
                                  die den Auftakt für 14 weitere Sinfonien des Komponisten bildet.
1. Sinfoniekonzert
Zyklus Bauhaus

                     2019/20                                                                        13
Peter Maxwell Davies
Five Klee Pictures
Modest Mussorgski
Bilder einer Ausstellung
(Orchestrierung: Maurice Ravel)
Adriana Hölszky
Countdown

                                                                        20. &
Die Liebe der Stadt Braunschweig zu ihrem »Kind« Louis Spohr ist
trotz seiner zahlreichen beruflichen Ortswechsel und langjährigen

                                                                        21.10.
Tätigkeit in Kassel weiterhin lebendig geblieben. Dem Einsatz
der ehrenamtlich organisierten, bürgerschaftlichen »Initiative

                                                                        2019
Louis Spohr« ist die Konzeption des Louis Spohr Musikpreises
Braunschweig im Jahr 2002 zu verdanken, den 2016 zuletzt Moritz
Eggert erhielt und der 2019 im Rahmen des 2. Sinfoniekonzerts an
Adriana Hölszky vergeben wird.                                          STADTHALLE
Am Bauhaus lehrte der Schweizer Paul Klee als Maler, Aquarellist
und Zeichner. Seine Liebe zur Musik versteckte er in einigen Titeln     Musikalische Leitung:
seiner Bilder: »Zeichnung mit der Fermate« (1918), »Fuge in Rot«        Srba Dinić
(1921), »Rhythmisches« (1930) oder in der »Dynamischpolyphonen
Gruppe« (1931). Von diesen wurde der Komponist Peter Maxwell
Davies inspiriert und schuf mit den Werken »Ein Kreuzfahrer«,
»Garten im Orient«, »Die Zwitschermachine«, »Heilige aus dem
Fenster« und »Ad Parnassum« die Orchestersuite »Five Klee
Pictures« für Schüler der Cirencester Grammar School, deren
Musiklehrer und Dirigent er 1959 bis 62 war. Seinen Schülern
verlangte er mit seiner Komposition nicht nur tonales und rhyth-
misches Können, sondern auch Improvisation ab.
»Warum nur leben Hunde und Katzen, und Geschöpfe wie
Viktor Hartmann müssen sterben?«, klagte Modest Mussorgski
1873 bitterlich über den Tod seines Freundes, der mit 40 Jahren
verstarb. Er komponierte seinen Klavierzyklus »Bilder einer
Ausstellung« unter dem Eindruck dieses Verlustes und in
Gedenken an das künstlerische Werk Hartmanns. Die geradezu
naturalistische, in manchen harmonischen und koloristischen
Details den Impressionismus vorwegnehmende Komposition
forderte den Komponisten Ravel zu einer Orchestrierung heraus.
Er ließ so das Wandeln durch eine Ausstellung zu einem der meist
gespielten Werke der Welt werden.

                                                                                   2. Sinfoniekonzert
                                                                                      Zyklus Bauhaus

14                                                                    SINFONIEKONZERTE
2019/20   15
16   SINFONIEKONZERTE
Giuseppe Verdi
Messa da Requiem

17. &
                               Mit der »Messa da Requiem« von Giuseppe Verdi präsentiert das
                               Staatsorchester ein Werk, das zu den eindrucksvollsten Komposi-

18.11.
                               tionen zählt, die das gesamte 19. Jahrhundert hervorgebracht hat.
                               Verdi schuf mit ihr auf der Grundlage der römisch-katholischen

2019
                               Liturgie des Totengottesdienstes einen musikalisch äußerst
                               dichten Spannungsbogen von vokaler und orchestraler Farbigkeit.
                               Dabei besitzen die einzelnen Nummern eine derart dramatische
STADTHALLE                     Kraft, dass sie sich mit Opernerfolgen des Komponisten aus der
                               Entstehungszeit um 1874 – so etwa mit »Aida« – durchaus messen
Musikalische Leitung:          können. Der Dramatiker George Bernard Shaw hat gerade dieses
Stefan Soltesz                 Werk als Verdis »größte Oper« angesehen.
Solist*innen:                  Die Idee zum »Requiem« entwickelte Verdi nach dem Tode
Ekaterina Kudryavtseva,        Gioachino Rossinis. Er lud die zwölf bedeutendsten Komponisten
Sopran                         Italiens ein, um dem verstorbenen Altmeister ein musikalisches
Michaela Selinger, Alt         Denkmal zu setzen. Jeder sollte einen Teil dieser Totenmesse
Michael Ha, Tenor              vertonen, Verdi selbst übernahm das »Libera me«. Doch eine
Jisang Ryu, Bass               Uraufführung dieser so genannten »Messa per Rossini« kam nicht
                               zustande. So griff Verdi das Projekt 1873 alleine wieder auf und
mit dem Chor des Staats­       führte es zu Ende.
theaters Braunschweig
und dem KonzertChor
Braunschweig

3. Sinfoniekonzert

                     2019/20                                                                   17
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68
Edmund Meisel / Walter Ruttmann
Sinfonie der Großstadt

                                                                       15. &
Eine spannende Gegenüberstellung bietet das 4. Sinfoniekonzert:
Mit Beethoven und Meisel schlägt es nicht nur den Bogen aus

                                                                       16.12.
dem beginnenden 19. Jahrhundert in die hundert Jahre später
pulsierenden »Goldenen Zwanziger«, sondern konfrontiert mit der

                                                                       2019
»Pastoralen« 6. Sinfonie und der »Sinfonie der Großstadt« auch
sakral anmutende Natur mit industriell anwachsender Metropole.
Seit jeher war Beethoven von einer großen Naturliebe getrieben,
aus der er wiederholt Inspiration ziehen konnte. »Ist es doch, als     STADTHALLE
ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande: heilig, heilig!«,
schwärmte er und ließ seiner 5. Sinfonie, der sogenannten »Schick-     Musikalische Leitung:
salssinfonie«, mit der Sechsten ihr Gegenmodell folgen. Über weite     Ernst van Tiel
Strecken breitet sich hier die konfliktlose Landidylle aus, deren
einzelne Sätze Beethoven mit expliziten Überschriften versah.
Da ist die Rede von einer »Szene am Bach«, vom »lustigen Zusam-
mensein der Leute« sowie von einem sich entladenden »Gewitter«.
Und tatsächlich lassen sich all diese Aspekte in der Musik auch
wirklich hören! Beginnt der zweite Satz mit dem leisen Murmeln
des Bachs, imitieren wenig später Flöte, Oboe und Klarinette die
Rufe von Nachtigall, Wachtel und Kuckuck.
Ganz anders klingt es ein Jahrhundert später bei Edmund Meisel.
Der Dirigent und Komponist, der seine Nische im Film gefunden
hatte, komponierte 1927 sein bisher größtes Projekt: die Musik zu
Walter Ruttmanns »Berlin – Die Sinfonie der Großstadt«. Bereits
an der Herstellung des Films war er beteiligt und verkündete
enthusiastisch: »In idealer Weise gehen hier zum ersten Male von
vornherein Film und Musik Hand in Hand, entsteht ein Werk
in gemeinsamer Arbeit von Regisseur und Komponist.« Und
tatsächlich wurde Ruttmanns Dokumentarfilm über einen Tag in
Berlin zu Zeiten des industriellen Aufschwungs ein Musterbeispiel
für die enge Verzahnung von Bild, Rhythmus und Ton – gegliedert
in das langsame Erwachen am Morgen, die Hektik des Tages und
das Ausklingen am Abend in Analogie zu einer Sinfonie.

                                                                                  4. Sinfoniekonzert
                                                                                     Zyklus Bauhaus

18                                                                   SINFONIEKONZERTE
2019/20   19
20   SINFONIEKONZERTE
Ludwig van Beethoven
Sonate Nr. 26 Es-Dur op. 81a
»Les Adieux«
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 9 D-Dur

19. &
                            Mahler begann seine Neunte 1908 und damit in einer Zeit, die von
                            Verlust geprägt war und die er selbst als »brutalen Lebensstrudel«

20.01.
                            bezeichnete: Im Jahr zuvor war seine Tochter Maria Anna
                            gestorben, bei ihm selbst wurde ein Herzleiden diagnostiziert und

2020
                            er hatte seinen Rücktritt vom Posten des Wiener Hofoperndirektors
                            zu verkraften. Diese persönlichen Rückschläge spiegeln sich auch
                            in der Musik der 9. Sinfonie: »Es ist da etwas gesagt, was ich seit
STADTHALLE                  längerer Zeit auf den Lippen habe«, gestand er dem Dirigenten
                            Bruno Walter.
Musikalische Leitung:       Die Musik der 9. Sinfonie ist von intimem Charakter: keine
Srba Dinić                  Gesangssolisten mehr, kein überbordendes Orchester, dafür klas-
                            sische Strenge. Zu Beginn dominieren starke Kontraste zwischen
                            großen sinfonischen Bögen und plötzlichem Abbrechen derselben,
                            es folgen ein schwungvoller Ländler und ein burleskes Scherzo.
                            Im Finale klingt schließlich ein schmerzvolles Adagio an, in dem
                            Mahler aus dem letzten seiner »Kindertotenlieder« zitiert. Der Text
                            dazu lautet: »Der Tag ist schön auf jenen Höh’n«, womit er direkt
                            auf die Schönheit des Jenseits anspielt. Wie Mahler am Beginn des
                            Werks die Entstehung von Musik komponiert, so thematisiert er an
                            dessen Ende ihr Verstummen und richtet den Blick – wie Theodor
                            W. Adorno es formulierte – »fragend ins Ungewisse«.
                            Den Auftakt zu Mahlers Sinfonie gibt Beethovens Klaviersonate
                            »Les Adieux«, die der Komponist anlässlich der Flucht seines
                            Freundes und Gönners Erzherzog Rudolph aus Wien verfasste.
                            In ihren drei Sätzen verarbeitet Beethoven nahezu persönliche
                            Empfindungen zu »Lebewohl«, »Abwesenheit« und »Wiedersehen«.

5. Sinfoniekonzert
Zyklus Mythos 9. Sinfonie

                  2019/20                                                                    21
Ludwig van Beethoven
Missa solemnis D-Dur op. 123

                                                                       16. &
Einen Höhepunkt des sinfonischen Beethovenjahres am Staatsthe-
ater Braunschweig bildet die »Missa solemnis« des Komponisten,

                                                                       17.02.
die 2020 erstmalig in der Sinfoniekonzertreihe des Staatsorches-
ters erklingen wird. Beethoven selbst bezeichnete sie in seinen

                                                                       2020
letzten Lebensjahren mehrfach als sein »größtes Werk« und das
»gelungenste meiner Geistesprodukte« – und tatsächlich übersteigt
das Stück an Umfang und Komplexität vergleichbare Sakralkom-
positionen bei weitem. Ursprünglich zur Inthroni­sierung seines        STADTHALLE
engen Freundes, Schülers und Förderers Erzherzog Rudolph von
Österreich vorgesehen, verpasste Beethovens monumentale Arbeit         Musikalische Leitung:
den angedachten Zeitpunkt der Fertigstellung und wurde erst            Srba Dinić
vier Jahre später, am 20. April 1824, im Rahmen eines geistlichen      Solist*innen:
Fastenkonzerts in St. Petersburg uraufgeführt. Diese vier Jahre        Narine Yeghiyan, Sopran
nutzte ihr Autor jedoch zur intensiven Vorbereitung: Er studierte      Isabel Stüber-Malagamba, Alt
in der Notenbibliothek des Erzherzogs die gesammelte Kirchen-          Matthias Stier, Tenor
musik von der Gregorianik über Palestrina, Bach und Händel bis         Jisang Ryu, Bass
zu Haydn, las musiktheoretische Traktate, arbeitete sich in die
alten Kirchentonarten ein, notierte den genauen Messetext, wobei       mit dem Chor des Staats­
er betonte und unbetonte Silben markierte, und fertigte eine neue      theaters Braunschweig
deutsche Übersetzung mit verschiedenen Bedeutungsnuancen               und dem KonzertChor
einzelner lateinischer Wörter an. Für Beethoven zählte in dem          Braunschweig
längst bekannten Text jedes Wort; jeder Satz hatte seine explizite
Bedeutung, der musikalisch nachzugehen war. Das Ergebnis
ist eine gleichsam überlebensgroße Messe, die das Publikum
durch ihre Länge, Detailversessenheit und Ausdruckswut, ihre
eigenartige Mischung aus Strenge und Freiheit im Umgang mit
dem liturgischen Text schier überwältigt.

                                                                                  6. Sinfoniekonzert

22                                                                   SINFONIEKONZERTE
2019/20   23
24   SINFONIEKONZERTE
Wassily Kandinsky
Ausschnitte aus der Farboper »Violett«
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109
(vervollständigte Fassung: Gerd Schaller)

15. &
                                    Obwohl uns Wassily Kandinsky heute vorwiegend als bildender
                                    Künstler bekannt ist, beschäftigte er sich mit verschiedenen

16.03.
                                    Theaterformen und trat selbst als Regisseur und Komponist in
                                    Erscheinung. Die längste und vielfältigste dieser Kompositionen

2020
                                    ist seine von prädadaistischen Zügen geprägte Farboper »Violett«
                                    aus dem Jahr 1914. In ihr verbindet Kandinsky die Sphären Farbe,
                                    Form und Klang zu einem Ganzen und macht sie so gleichberech-
STADTHALLE                          tigt erfahrbar.
                                    »Ich hab auf Erden meine Schuldigkeit getan; ich tat, was ich
Musikalische Leitung:               konnte, und nur eines möchte ich mir noch wünschen: Wär‘s mir
Gerd Schaller                       doch vergönnt, meine 9. Sinfonie zu vollenden!« Die Erfüllung
                                    dieses frommen Wunsches erlebte Bruckner jedoch nicht mehr,
                                    denn er starb, ohne den vierten Satz fertiggestellt zu haben. Und
                                    doch: Insbesondere das Fehlen dieses Satzes umgibt die Sinfonie
                                    mit einem ganz eigenen Nimbus. Denn das Werk, das Bruckner
                                    »dem lieben Gott« widmete, endet mit einem Adagio, wie es
                                    feierlicher kaum sein könnte: Elegische Tubeneinsätze und Zitate
                                    aus seinen sakralen und sinfonischen Werken machen gerade
                                    diesen Satz zu einer im Pianissimo verklingenden Rückschau auf
                                    ein musikalisch erfülltes Leben.

7. Sinfoniekonzert
Zyklus Bauhaus /
Zyklus Mythos 9. Sinfonie

                  2019/20                                                                           25
Lera Auerbach
»Ikarus« – Sinfonisches Poem
Richard Strauss
Oboenkonzert D-Dur
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

                                                                          26. &
1991 aus ihrer Heimat Tscheljabinsk (Ural) nach New York
emigriert, zählt Lera Auerbach längst zu den ganz großen

                                                                          27.04.
Künstlerinnen unserer Zeit. Sie hat mehr als 100 Werke für
Orchester, Oper, Ballett, Chor- und Kammermusik geschrieben,

                                                                          2020
war Capell-Compositeur der Staatskapelle Dresden, erhielt den
Hindemith-Preis und wurde von der Puschkin-Gesellschaft als
»Dichterin des Jahres« ausgezeichnet. In ihrem Orchesterstück
»Ikarus«, das die letzten beiden Sätze ihrer Sinfonie Nr. 1               STADTHALLE
»Chimera« weiterführt, widmet sie sich dem uralten Mythos,
an dem sie laut eigenen Angaben vor allem »Ikarus’ Ungeduld               Musikalische Leitung:
des Herzens« interessiert, »sein Wunsch, das Unerreichbare zu             Srba Dinić
erreichen«.                                                               Solist:
Ähnlich unerreichbar wie Ikarus der Schwung durch die Lüfte               Salomo Schweizer, Oboe
erschien Richard Strauss 1945 vermutlich die Hoffnung auf
ein unbekümmertes Weiterleben nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges. »I’m Richard Strauss – the composer of the
›Rosenkavalier‹«, soll er gesagt haben, als die ersten GIs vor seiner
Garmischer Villa erschienen. Und plötzlich konnte er fliegen: Die
Amerikaner waren Musikliebhaber. Sie deklarierten seine Villa als
»Off Limits«, verzichteten also auf die Konfiszierung von Eigentum,
und traten stattdessen lieber in lebhafte Diskussionen mit dem
Komponisten ein. John de Lancie, ehemaliger erster Oboist beim
Pittsburgh Symphony Orchestra, fragte damals, ob Strauss sich
denn die Komposition eines Oboenkonzertes vorstellen könne. In
seinem Schweizer Alterssitz fertigte Strauss anschließend besagtes
Konzert – als »Handgelenksübung«, »um die Langeweile müßiger
Stunden zu vertreiben, da man nicht den ganzen Tag Skat spielen
kann«.
Ludwig van Beethovens 3. Sinfonie mit dem Beinamen »Eroica«
bildet den heroischen Abschluss dieses Konzertes. Ursprünglich
als Widmung für Napoleon Bonaparte gedacht, entfernte sich die
Sinfonie in ihrer Entstehung mit wachsender Enttäuschung des
Komponisten von dessen Idol und verbindet letztendlich Heldentum
und Anti-Helden in so patriotischer wie humorvoller Musik.

                                                                                    8. Sinfoniekonzert
                                                                               Zyklus Komponistinnen

26                                                                      SINFONIEKONZERTE
2019/20   27
28   SINFONIEKONZERTE
Ludwig van Beethoven
Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur op. 58
Louis Spohr
Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 86
»Die Weihe der Töne«

17. &
                                  Beethoven lag es am Herzen, die Gattung des modernen
                                  Klavierkonzertes zu einem neuen Höhepunkt zu bringen. Das

18.05.
                                  Klavier sollte zum gleichwertigen Dialogpartner des Orchesters
                                  avancieren. Fünf Klavierkonzerte brachte Beethoven zu Papier,

2020
                                  von einem sechsten in D-Dur blieben nur Skizzen erhalten. Die
                                  ersten beiden Klavierkonzerte entstanden vor 1800 und damit
                                  weitgehend außerhalb seines sinfonischen Schaffens. Die letzten
STADTHALLE                        drei Konzerte hingegen schrieb Beethoven in den ersten Jahren
                                  nach 1800, in seiner großen Schaffensperiode. Sie sind stark durch
Musikalische Leitung:             sein sinfonisches Werk geprägt. So auch das 4. Klavierkonzert,
Anna Skryleva                     welches in direkter zeitlicher Nähe zur fünften und sechsten
Solistin / Artist in Residence:   Sinfonie entstand.
Olga Scheps, Klavier              Ganz neue Wege wollte Louis Spohr mit seiner vierten Sinfonie
                                  erproben. »Die Weihe der Töne« wählte er als Titel für seine
                                  Komposition und bezeichnete sie als »Charakteristisches
                                  Tongemälde in Form einer Sinfonie«, nach einem Gedicht von
                                  Carl Pfeiffer (1825). So heißt es in Pfeiffers Werk: »Heilige Töne,
                                  Friedensklänge aus der unbekannten Welt in des Lebens Lust und
                                  Strenge, seid ihr treu uns zugestellt.« Spohrs »Experiment« wurde
                                  zu einem großen Erfolg und stürmisch als Meisterwerk gefeiert.
                                  So gelang es ihm, als Beethovens Freund und Kritiker, endgültig
                                  aus dessen sinfonischem Schatten herauszutreten.

9. Sinfoniekonzert

                     2019/20                                                                       29
Ludwig van Beethoven
Violinkonzert D-Dur op.61
Peter I. Tschaikowsky
Sinfonie Nr. 6 »Pathétique«

                                                                        14. &
Beethoven verfasste nur ein Violinkonzert, brachte aber mit
diesem die Gattung an ihre Grenzen. Nicht nur hat das Konzert mit

                                                                        15.06.
seinen etwa 40 Minuten Spieldauer nahezu sinfonische Ausmaße,
auch stellt es hohe technische Ansprüche an den Solisten.

                                                                        2020
Vielleicht waren dies die Gründe, dass das Werk nach der Fertig-
stellung 1806/07 zunächst nur selten auf Spielplänen auftauchte.
Das sollte sich aber fast vierzig Jahre später ändern, als der
junge Geiger Joseph Joachim die Komposition unter Mendelssohn           STADTHALLE
aufführte.
Bereits 1890 hatte Tschaikowsky an den Großfürsten Konstantin           Musikalische Leitung:
geschrieben: »Ich habe übergroße Lust, eine grandiose Sinfonie          Srba Dinić
zu schreiben, die den Schlussstein meines Schaffens bilden soll«;       Solist: Johannes Denhoff,
drei Jahre später schließlich komponierte er ihn dann mit der           Violine
»Pathétique«. Diese 6. Sinfonie unterscheidet sich schon formal
von den vorherigen, denn der vierte und letzte Satz steht nicht wie
sonst üblich im schnellen »Allegro« oder »Vivace«, sondern ist ein
»Adagio lamentoso«. Auch die vielen dunklen Farben, die zahl­
reichen Seufzerfiguren und der unkonventionelle und leise Schluss
geben der Sinfonie eher den Charakter eines instrumentalen
Requiems. In diesem Zusammenhang lässt sich auch das Blech-
bläser-Zitat aus der Durchführung des ersten Satzes lesen, das
eine Melodie aus dem russisch-orthodoxen Stundengebet »Mit den
Heiligen lass ruhen, Christus, die Seelen deiner Diener« ist. Der
Beiname »Pathétique« jedoch wurde nachträglich hinzugefügt –
ein Verweis auf Beethovens gleichnamige Klaviersonate, die mit
der gleichen Intervallfolge beginnt.

                                                                                 10. Sinfoniekonzert
                                                                                Zyklus Tschaikowsky

30                                                                    SINFONIEKONZERTE
2019/20   31
Extras

  34     KONZERTREIHEN
JUNGES! KONZERT   35
Konzertreihen
 Kammerkonzerte im                                                     sonntags um 11:00 Uhr

 Louis-Spohr-Saal                                                      15.09.2019
                                                                       27.10.2019
                                                                       26.01.2020
 Bei unseren Kammerkonzerten präsentieren Mitglieder des               23.02.2020
 Staatsorchesters Werke aus unterschiedlichen Epochen in kleiner       29.03.2020
 Besetzung. Die Programme entnehmen Sie bitte den Monats-­             24.05.2020
 spielplänen und unserer Website.

 Lunchkonzerte im                                                      montags um 13:00 Uhr

 Großen Haus                                                           28.10.2019
                                                                       11.11.2019
                                                                       03.02.2020
 Die Lunchkonzerte erfreuen sich im Großen Haus größerer               09.03.2020
 Beliebtheit denn je. Daher dürfen Sie sich auch in der Spielzeit      25.05.2020
 2019/20 bei freiem Eintritt (Spenden sind willkommen) auf musika-
 lische und kulinarische Leckerbissen zur Mittagszeit freuen.

36                                                                   KONZERTREIHEN
Sonderkonzerte
02.01.2020
STADTHALLE               Neujahrskonzert
                         »Durch Nacht
                         zum Licht«
09.03.2020
GROSSES HAUS             1. Korrepondierendes
                         Konzert
                         Werke von Adriana Hölszky, Dieter Salbert und Peter Eötvös

18.04.2020
VOLKSWAGEN HALLE         Pop Meets Classic
Sommer 2020
BÜRGERPARK               Klassik im Park

        SONDERKONZERTE                                                                37
Filmkonzerte
                                   »Das Piano«
                  Eröffnungskonzert des 33. Braunschweig International Film Festival

 Das Braunschweiger Filmfestival eröffnet seine 33. Ausgabe mit Jane       19.11.2019
 Campions mehrfach Oscar®-prämiertem Meisterwerk »Das Piano« über          19:00
 eine starke Frau in einer Zeit der viktorianischen Prüderie: Die stumme   STADTHALLE
 Witwe Ada ist leidenschaftliche Pianistin. Doch in ihrer arrangierten
 neuen Ehe darf sie dieser Leidenschaft nicht mehr nachgehen.              mit dem Staatsorchester
 Das Staatsorchester Braunschweig spielt live Michael Nymans Partitur,     Braunschweig
 deren Musik als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Soundtracks
 aller Zeiten gilt.

                                        Live-to-Game-Concert

        »Stories: The Path of Destinies«
 In Videogames beeinflusst die Handlung eines Spielers die Musik –         20.11.2019
 so auch hier: Während ein Spieler den tierischen Protagonisten            20:30
 Reynardo live steuert, spielt das Staatsorchester Braunschweig den        PROBEBÜHNE 1/2
 Soundtrack des preisgekrönten Action-Rollenspiels und passt ihn den
 Handlungen des Spielers an. Ein Konzert der ganz besonderen Art.          mit dem Staatsorchester
                                                                           Braunschweig

38                                                                     FILMKONZERTE
Gastkonzerte
Wolfsburg                                                                      18.09.2019
                                                                               05.01.2020
                                                                               08.02.2020
                                                                               19.06.2020
                                                                               SCHAROUN
                                                                               THEATER

Celle
Konzertreihe »Zeit fur Klassik«
                                                                               24.09.2019
                                                                               08.11.2019
                                                                               13.01.2020
                                                                               04.03.2020
                                                                               06.05.2020
                                                                               CONGRESS­
                                                                               UNION

Weitere Konzerte sind in Planung,
bitte entnehmen Sie nähere Informationen den Monatsspielplänen und unserer Website.

             GASTKONZERTE                                                                   39
JUNGES! Konzert
 22.03.                  Konzert für Kinder ab 5 Jahren & Familien

                         Das Geheimnis
 2020                    der verzauberten
 KLEINES HAUS
 So 22.03.2020
 Mo 23.03.2020
                         Juwelen
                         Musikalisches Märchen von Juliane Klein
 Musikalische Leitung:
 Min Ren                 Der fürchterliche Zauberer Fanfusko hat alle Kinder in
                         Juwelen verwandelt und mitgenommen – auch die sechs
                         Brüder der kleinen Prinzessin Sophie. Doch die lässt sich
                         das nicht gefallen und macht sich mutig auf, ihre Brüder
                         und die anderen Kinder zu befreien. Begleitet wird sie
                         dabei von ihren treuen Freunden: den zwei Ameisen und
                         Sir Williams, einem verwunschenen schottischen
                         Lord in Vogelgestalt.

 07.06.                  Konzert für Kinder ab 6 Jahren & Familien

                         Wassermusik
 2020                    für den König!
 GROSSES HAUS
 So 07.06.2020           Mit Musik von Georg Friedrich Händel
 Mo 08.06.2020
                         Los, auf, auf! Der neue König Georg stellt sich vor! Dafür
 Livezeichnungen:        hat er seinen ganzen Hofstaat und sich selbst in hundert
 Meike Töpperwien        kleine, reich geschmückte Boote gepackt und nun treiben
                         sie alle mit der Strömung den Fluss entlang, um dem
                         Volk zuzuwinken. Was gibt es dabei alles zu sehen! Dicke
                         Gräf*innen in bunten Kleidern, Baron*innen mit gepu-
                         derten Perücken, Kühe und Waschfrauen am Flussufer,
                         sogar eine Gruppe von Musiker*innen befindet sich auf
                         einem der Boote und spielt wundervolle Musik, mal
                         langsam und ruhig, mal fetzig und schnell.
                         Im Kinderkonzert taucht das Publikum ein in Händels
                         »Wassermusik«, die der Komponist für eine Vergnügungs-
                         fahrt des englischen Königs Georg I. auf der Themse im
                         Jahr 1717 komponierte.

40                                                        JUNGES! KONZERT
Termine entnehmen Sie bitte den   Konzert Jugend & Erwachsene
Monatsspielplänen und unserer
Website.                          Mosaik
HALLE 267                         Eine transkulturelle MusikTheaterLandschaft

                                  Mit diesem Projekt untersucht das JUNGE! Staatstheater
                                  gemeinsam mit dem Haus der Kulturen die Vielfalt
                                  kultureller Identität in der Region. Für Braunschweiger
                                  Erzähler*innen unterschiedlicher Traditionen und Spra-
                                  chen, Musiker*innen des Global Boards des Musiklands
                                  Niedersachsen und des Staatsorchesters Braunschweig
                                  lassen drei bildende Künstler*innen in der Halle 267 eine
                                  MusikTheaterLandschaft entstehen. In einer weitläufigen
                                  Installation findet das Erzählen traditioneller Geschichten
                                  in unterschiedlichen Sprachen einen Raum. Eine alles
                                  umspielende Klanglandschaft greift Klänge des Raumes
                                  und Stimmen der Erzähler*innen auf und arrangiert sie
                                  neu. Die Besucher*innen werden zu Wandelnden in einer
                                  Landschaft voller Geschichten, Klängen und visueller
                                  Eindrücke.
                                  Unter Vorbehalt genehmigter Projektanträge im Juni und
                                  Juli 2020 in der Halle 267 der Stadt Braunschweig.

ab September 2019                 Konzert für Kinder ab 0 Jahren & Familien

HAUS DREI                         Babykonzerte
                                  In gemütlicher Atmosphäre, bei Kaffee und Croissants,
                                  spielen die Musiker*innen des Staatsorchesters für Sie.
                                  Ihre Kleinen kuscheln dabei auf der Babydecke oder
                                  krabbeln los. Großeltern, Geschwister und andere Begleit-
                                  personen der Babys sind natürlich herzlich willkommen.
                                  Der Raum ist ausgelegt mit weichem Teppichboden, bitte
                                  bringen Sie ggf. Ihre Babydecke mit. Für Wickelmöglich-
                                  keiten ist gesorgt.

29.09.
                                  Konzert für Kinder ab 6 Jahren & Familien

                                  Wer ist Johann
2019                              Sebastian Bach?
KLEINES HAUS
So 29.09.2019                     Fabian und Vivien öffnen ein geheimnisvolles Paket – und
Di   01.10.2019                   ehe sie sich versehen, stecken sie bereits mittendrin in der
                                  Welt von Johann Sebastian Bach, erforschen sein turbu­
                                  lentes Leben mit vielen Höhen und Tiefen und tauchen ein
                                  in seine wundervolle Musik.

            JUNGES! KONZERT                                                                      41
23.01.
                                   Konzert für Kinder ab 3 Jahren & Familien

                                   Notenkarussell
 2020                              Mit dieser Konzertreihe laden wir Vor- und Grund-
 HAUS DREI                         schulkinder ein, klassische Musik zu erleben. In einem
 Do 23.01.2020                     circa 45-minütigen Programm werden sie selbst aktiv,
 Fr   24.01.2020                   produzieren eigene Klänge oder erfinden ein Instrument
 So 26.01.2020                     und lauschen konzentriert der Musik.

 Termine entnehmen Sie bitte den   Konzert / Audiowalk Jugend & Erwachsene
 Monatsspielplänen und unserer
 Website.                          Inside the
 GROSSES HAUS                      Orchestra
                                   Audiowalk durch die Welt des Orchesters
 Konzept:
 krügerXweiss, Regina Peper        krügerXweiss
 Regie: Marie-Luise Krüger,
 Christian Weiß                    Abend für Abend treten sie auf, kennen das Theater wie
 Musik und Sounddesign:            ihre Westentasche und scheinen die einzig Sesshaften
 Antimo Sorgente                   im sich ständig drehenden Theaterkarussell. Wir
                                   erleben sie als elegante und virtuose Künstler*innen,
 mit Musiker*innen des Staats­     als beeindruckenden Klangkörper, und doch bleiben sie
 orchesters Braunschweig           uns als Menschen – hinter der Violine, Harfe oder Bass
                                   – im Orchestergraben meist verborgen. Wer sind die 85
                                   Musiker­*innen des Staatsorchesters Braunschweig?
                                   Wir tauchen ein in die Geschichte dieser Menschen und
                                   erfahren mehr über ihre ganz persönliche Liebe zur Musik
                                   in diesem besonderen Spaziergang. Kopfhörer auf und los
                                   geht’s – ein Audiowalk auf den Spuren des Staatsorchesters
                                   Braunschweig!

                                   Koproduktion mit krügerXweiss, gefördert durch das
                                   Bundesministerium für Kultur und Medien

42                                                                  JUNGES! KONZERT
43
Konzert­
 vermittlung
     Das Vermittlungsangebot bezieht
     sich auf alle Sinfoniekonzerte    Jahrgang im
     und kann individuell vereinbart
     werden.                           Konzert
                                       Vor dem Konzertbesuch laden wir zu einer Probe des
                                       Orchesters und zu einem begleitenden Workshop im
                                       Rahmen eines Projekttages für eine Jahrgangsstufe ein.
                                       Neben dem Probenbesuch und dem einführenden
                                       Workshop gibt es die Möglichkeit, mit den Dirigent*innen,
                                       Solist*innen und den Orchestermusiker*innen ins
                                       Gespräch zu kommen. Selbstverständlich sind auch
                                       einzelne Klassen bei einem Probenbesuch herzlich
                                       willkommen!

     17.04.2020
     09:00                             Konzertproben-
     VOLKSWAGEN HALLE
                                       werkstatt zu »Pop
                                       Meets Classic«
                                       Hier wird noch geprobt und am richtigen Ton gefeilt! Wie
                                       ein Klangkörper mit seinen vielen Musiker*innen ein
                                       harmonisches musikalisches Ergebnis hervorzaubern
                                       kann, das ist während der Konzertprobenwerkstatt zu
                                       »Pop Meets Classic« zu erleben.

44                                                                KONZERTVERMITTLUNG
Orchester mobil
Musiker*innen des Staatsorchesters Braunschweig kommen in
den Kindergarten, die Grundschulen und auch zu Klassen der
Sekundarstufe I und II, um Kindern und Jugendlichen Kontakt zu
klassischer Musik zu ermöglichen.
In circa 45 Minuten erzählen sie Geschichten rund um ihre
Instrumente und geben Kostproben ihres Könnens.

Ein Tag –
tausend Töne
Wir laden Grundschulklassen zu einem Tag voller musikalischer
Erlebnisse ein! In der Städtischen Musikschule ertasten, erproben
und erforschen die Kinder unterschiedlichste Instrumente, im
Staatstheater dürfen sie im Anschluss den Profis über die Schulter
blicken – bei einer Orchesterprobe oder einer Führung durchs
Theater!

Kooperation mit der Städtischen Musikschule und der Gaußschule,
gefördert durch die Bürgerstiftung Braunschweig

SoloKonzert
Vor dem Sinfoniekonzert besucht der/die Solist*in eine Schule,
spielt für die Schüler*innen und stellt sich ihren Fragen. Im
lebendigen Austausch kommen die Jugendlichen mit den Künst-
ler*innen über so unterschiedliche Dinge wie Musik, Disziplin,
Freizeit oder Facebook ins Gespräch.
Kooperation mit der Initiative »Rhapsody in School«

Information und Kontakt für die Angebote
der Konzertvermittlung sowie die Jugend- und
Familienkonzerte:
franziskapester@staatstheater-braunschweig.de
Tel: 0531 1234 508

         KONZERTVERMITTLUNG                                          45
Das Staats­orchester
     im Musik- und Tanztheater
     AB 17.08.2019
                                    Nabucco

                                                                                         MUSIKTHEATER
     BURGPLATZ
                                    Dramma lirico von Giuseppe Verdi
     ML: Srba Dinić
     R: Klaus Christian Schreiber

     AB 28.09.2019
     GROSSES HAUS                   Die lustige Witwe
                                    (Wiederaufnahme)
     ML: Christine Strubel          Operette von Franz Lehár
     R: Klaus Christian Schreiber

     AB 18.10.2019
     GROSSES HAUS                   Faust
                                    Oper von Charles Gounod
     ML: Christopher Lichtenstein
     R: Markus Bothe

     AB 27.10.2019
     KLEINES HAUS                   The Telephone /
     ML: Alexis Agrafiotis          Twice Through
     R: Eva-Maria Weiss
                                    the Heart
                                    Opera buffa von Gian Carlo Menotti /
                                    Dramatische Szene von Mark-Anthony Turnage

     AB 01.11.2019
     GROSSES HAUS                   La bohème
                                    (Wiederaufnahme)
     ML: Christopher Lichtenstein   Oper von Giacomo Puccini
     R: Ben Baur

     AB 30.11.2019
     GROSSES HAUS                   Chicago
     ML: Georg Menskes              Musical von Fred Ebb / Bob Fosse / John Kander
     R: Matthew Wild

     AB 17.01.2020
     GROSSES HAUS                   Eugen Onegin
     ML: Srba Dinić                 Lyrische Szenen von Peter I. Tschaikowsky
     R: Isabel Ostermann

46                                                       DAS STAATSORCHESTER IM MUSIK-
                                                                UND TANZTHEATER
Angels in America
AB 29.02.2020

                                                                                     MUSIKTHEATER
GROSSES HAUS

ML: Christopher Lichtenstein   Oper von Peter Eötvös
R: Florentine Klepper

                               Fidelio
AB 02.05.2020
GROSSES HAUS
                               Oper von Ludwig van Beethoven
ML: Srba Dinić
R: Dagmar Schlingmann

AB 30.05.2020
KLEINES HAUS                   Transstimme                             (UA)
                               Oper von Fabià Santcovsky
ML: Christopher Lichtenstein
R: Blanka Ràdòczy

AB 27.09.2019
                               Peer Gynt

                                                                                    TANZTHEATER
GROSSES HAUS
                               (Wiederaufnahme)
ML: Christopher Lichtenstein   Gregor Zöllig
                               Musik von Gavin Bryars / Edvard Grieg

                               Winterreise
AB 25.10.2019
GROSSES HAUS
                               (Wiederaufnahme)
ML: Samuel Emanuel             Gregor Zöllig
                               Musik von Hans Zender nach Schuberts »Winterreise«

   DAS STAATSORCHESTER IM MUSIK-                                                                    47
          UND TANZTHEATER
48
                     Dirigent*innen und Solist*innen

KÜNSTLERBIOGRAFIEN
49
Srba                                 Lera                                  Johannes
Dinić                                Auerbach                              Denhoff

wurde in Serbien geboren und         wurde in der sibirischen              war bereits mit 13 Jahren Jung­
studierte an der Musikakademie       Grenzstadt Tscheljabinsk              student in Münster. Nachdem
Belgrad Klavier, Kammermusik         geboren. Bereits als Kind trat sie    er aus zahlreichen nationalen
und Dirigieren. Von 1995 bis         öffentlich als Pianistin auf und      Wettbewerben als Sieger
2001 arbeitete er als Korrepetitor   komponierte mit 12 Jahren ihre        hervorgegangen war, erhielt
und Assistent der Oper/              erste Oper. Von einer Konzer-         er ein Stipendium der Stiftung
Chefdirigent am Theater Basel        treise 1991 in die USA kehrte         Musikleben des Deutschen Musi-
und Bonn. Ab der Spielzeit           sie nicht in die sowjetische          krates. Nach seinem Studium in
2001/02 leitete Dinić als Erster     Heimat zurück und lebt seither        Köln wurde er im Alter von nur
Kapellmeister am Stadttheater        in New York. Sie studierte dort       24 Jahren als damals jüngster
Bern Opernproduktionen. 2004         Klavier und Komposition an der        Konzertmeister der Bundesrepu-
wurde er zum Chefdirigenten des      Juilliard School sowie Literatur-     blik bei den Remscheider Sinfo-
Berner Stadttheaters ernannt,        wissenschaft an der Columbia          nikern engagiert. 1984 wechselte
von 2007 bis 2013 zudem zum          University. Im Jahr 2002 legte        er in der gleichen Position ans
Musikalischen Direktor.              sie ihr Konzertexamen an der          Staatsorchester Braunschweig.
Darüber hinaus stand er am Pult      Musikhochschule Hannover ab.          Zahlreiche kammermusikalische
zahlreicher Orchester, darunter      Auerbach debütierte im Mai 2002       Tätigkeiten sowie Rundfunk- und
das Staatsorchester Stuttgart,       in der Carnegie Hall, wo ihre         CD-Einspielungen zeugen
die Münchner Symphoniker, das        Musik seither in jeder Saison         von seiner künstlerischen
Shanghai Symphony Orchestra,         aufgeführt worden ist. Neben          Vielseitigkeit.
das Sinfonieorchester Basel und      Instrumentalmusik schrieb sie
war u. a. regelmäßiger Gast am       Opern und Ballette und arbeitete
Teatro Massimo in Palermo, beim      mehrfach mit dem Choreografen
Savonlinna Festival sowie bei        John Neumeier zusammen.
den Belgrader Philharmonikern.       Als Solopianistin ist sie unter
Von 2013 bis 2019 war Srba Dinić     anderem in der Großen Halle
Musikalischer Direktor und           des Moskauer Konservatoriums,
Chefdirigent des Orchesters des      der Opera City Hall in Tokio,
Teatro de Bellas Artes in Mexico     dem Lincoln Center in New York,
City. Seit der Spielzeit 2017/18     dem Münchener Herkulessaal,
ist er Generalmusikdirektor am       dem Osloer Konzerthaus, der
Staatstheater Braunschweig,          Symphony Hall in Chicago und
wo er neben zahlreichen Sinfo-       dem Washingtoner Kennedy
niekonzerten in dieser Spielzeit     Center aufgetreten.
die Musikalische Leitung beim
Burgplatz Open Air »Nabucco«,
sowie bei »Eugen Onegin« und
»Fidelio« übernimmt.

  50                                                                      KÜNSTLERBIOGRAFIEN
Michael                              Ekaterina    Jisang
Ha                                   Kudryavtseva Ryu

wurde in Südkorea geboren            studierte Gesang am Konser-          stammt aus Südkorea und
und lernte zunächst Klavier          vatorium in St. Petersburg und       absolvierte sein Studium an der
und Geige, bevor er als Bariton      gewann 2008 den 1. Preis des         Yonsei Universität in Seoul sowie
ein Gesangstudium an der             Internationalen Kammermusik-         bei Prof. Henner Leyhe an der
Hanyang Universität begann           wettbewerbes »Bernstein-Nach-        Hochschule für Musik in Köln,
und als Tenor abschloss. Von         tigall«, den Sonderpreis für         ergänzt durch Unterricht bei u. a.
2010 bis 2012 studierte er an        die beste Interpretation von         Kurt Moll und Bonaldo Giaiotti.
der Staatlichen Hochschule           Mozart-Werken sowie den              Er ist Preisträger zahlreicher
für Musik in Freiburg bei Prof.      Internationalen Gesangswett-         internationaler Wettbewerbe.
Reginaldo Pinheiro und Hans-         bewerb »Kammeroper Schloss           Nach seinem professionellen
Peter Müller (Liedgestaltung).       Rheinsberg«. Am Staatstheater        Debüt als Buonafede in Haydns
Dort war er unter anderem als        Braunschweig ist sie seit 2010       »Il mondo della luna« 2009 am
Fenton (»Falstaff«) zu erleben.      engagiert und sang hier Partien      Theater Aachen folgten Gasten-
Er vertiefte seine Ausbildung        wie Rosina (»Il barbiere di          gagements an der Staatsoper
mit Meisterkursen bei Margreet       Siviglia«), Fiordiligi (»Così fan    Hannover, den Theatern Gent,
Honig und Dame Gwyneth Jones         tutte«), Violetta (»La Traviata«),   dem Landestheater Niederbayern
sowie an der Internationalen         Anne Trulove in Strawinksys          und der Greek National Opera.
Sommerakademie Mozarteum,            »The Rake’s Progress«, Solveig       Von 2016 bis 2018 war der Bass
Salzburg bei Rudolf Knoll. 2016      in Egks »Peer Gynt«, Gilda           Ensemblemitglied des Stadtthe-
gab er sein Italiendebüt als Tenor   (»Rigoletto«), Sophie in Massenets   aters Klagenfurt, wo er u. a. als
in Carl Orffs »Carmina Burana«.      »Werther«, Gretel (»Hänsel und       Sarastro (»Die Zauberflöte«),
Von 2012 bis 2017 war Michael Ha     Gretel«), Mimi (»La bohème«) und     Giorgio Talbot (»Maria Stuarda«),
am Staatstheater Braunschweig        Marta in Mieczysław Weinbergs        Lodovico (»Otello«), Il Commen-
engagiert und sang in dieser         »Die Passagierin«. 2011 wurde sie    datore (»Don Giovanni«), Dottor
Zeit Partien wie Don Basilio (»Le    mit dem Förderpreis der Staats-      Grenvil (»La traviata«), Tschang
nozze di Figaro«), Hohepriester      theaterFreunde ausgezeichnet.        (»Das Land des Lächelns«)
(»Saul«), Aquilio (»Farnace«), Un                                         und Pope (»Lady Macbeth von
Incredibile (»Andrea Chenier«),                                           Mzensk«) auf der Bühne stand.
Nemorino (»L'elisir d'amore«),                                            Darüber hinaus pflegt er eine
Tamino (»Die Zauberflöte«), Duca                                          rege Konzerttätigkeit in Europa,
di Mantova (»Rigoletto«) und                                              Korea, Japan und China. Mit
Aladin in der gleichnamigen                                               der Spielzeit 2018/19 wechselte
Oper von Kurt Atterberg. Michael                                          Jisang Ryu an das Staatstheater
Ha ist regelmäßig als Solist an                                           Braunschweig, wo er sich
Konzerten des Staatsorchesters                                            dem Publikum u. a. in dem
Braunschweig beteiligt.                                                   Mehrfachabend »Machtspiele«
                                                                          sowie als Colline in Puccinis »La
                                                                          bohème« und Aribert Reimanns
                                                                          »L‘Invisible« präsentierte.

                                                                                                       51
Gerd                                  Olga                                  Salomo
Schaller                              Scheps                                Schweizer

begann seine dirigentische            begann mit fünf Jahren, die           wurde in Luzern geboren und
Laufbahn 1993 an der Staatsoper       ersten Melodien und Stücke zu         begann seine musikalische
Hannover, wechselte 1998 als          spielen und lernte Klavierspielen.    Laufbahn als Blockflötist
Erster Kapellmeister an das           1992 zog ihre Familie nach            und Sängerknabe in dortigen
Staatstheater Braunschweig            Deutschland, Olga Scheps’ neue        Kantorei. Mit 14 Jahren wech-
und wirkte von 2003 bis 2006          Heimat. Mit 16 Jahren begann sie      selte er zur Oboe und wurde bald
als Generalmusikdirektor am           als Jungstudentin an der Musik-       darauf an der Musikhochschule
Theater Magdeburg. Seither            hochschule Köln ihr Studium,          Luzern aufgenommen. Von 2013
arbeitet er als Gastdirigent          welches sie 2013 mit Auszeich-        bis 2016 studierte er an der
mit zahlreichen bekannten             nung bei Prof. Pavel Gililov          Zürcher Hochschule der Künste
Orchestern im In- und Ausland.        abschloss. Weitere wichtige           (ZHdK), begann danach sein
Insbesondere widmet er sich der       musikalische Impulse erhielt sie      Masterstudium bei Prof. Jean-
Wiederentdeckung vergessener          bei Arie Vardi, Dmitri Bashkirov,     Louis Capezzali in Lausanne
Opern und Raritäten des               Andrei Gavrilov und Alfred            und schloss seine Studien bei
Konzertrepertoires. Großen            Brendel. Während des Studiums         Prof. Dominik Wollenweber in
Beifall von Publikum und Kritik       war sie Stipendiatin der              Berlin ab. Salomo Schweizer
erhielt Schallers Interpretation      Deutschen Stiftung Musikleben.        gewann bereits verschiedene
der romantischen Oper »Merlin«        Nach ersten Konzerten u. a. im        internationale Preise; als Solist
von Carl Goldmark, die er             Rahmen der Preisträgerkonzerte        trat er u. a. mit dem Staats-
in Zusammenarbeit mit dem             von »Jugend musiziert«, wurde         orchester Braunschweig, der
Bayerischen Rundfunk auf CD           sie zu mehreren Konzertreihen         Philharmonie Zentralschweiz,
herausbrachte (ECHO Klassik           und Festivals wie dem Rheingau        dem Neuen Orchester Basel,
2010). Des Weiteren feierte er        Musik Festival eingeladen und         dem Festivalorchester Arosa
bedeutende Erfolge im deutschen       debütierte beim Klavier-Festival      und dem Stadtorchester Zug
und italienischen Fach mit            Ruhr. Seit 2009 ist Olga Scheps       auf und wurde zudem u. a. vom
Werken von Richard Wagner,            Exklusivkünstlerin von Sony           21st Century Orchestra, vom
Richard Strauss und Giuseppe          Classical und spielte ihr bereits     Musikkollegium Winterthur,
Verdi. 2011 startete er mit der von   siebtes Album ein. Olga Scheps        der Staatsoper Hamburg und
ihm gegründeten Philharmonie          lebt heute in ihrer Wahlheimat        der Deutschen Oper Berlin als
Festiva eine Gesamteinspielung        Köln, reist von dort aus zu Klas-     Solooboist eingeladen. Beim
der Sinfonien Anton Bruckners,        sik-Festivals und Konzertreihen       Verbier Festival Orchestra erhielt
der nun das sinfonische Œuvre         in verschiedenen Ländern              er wichtige musikalische Impulse
von Johannes Brahms folgt.            und konzertiert mit weltweit          von verschiedensten namhaften
Zudem ist er Gründer und künst-       führenden Orchestern und Diri-        Dirigenten wie Charles Dutoit,
lerischer Leiter des Ebracher         genten. In der Spielzeit 2019/20      Zubin Mehta, Valery Gergiev
Musiksommers.                         ist sie Artist in Residence am        und Ivan Fischer. Seit der Saison
                                      Staatsorchester Braunschweig.         2017/18 ist er Solooboist im
                                                                            Staatsorchester Braunschweig.

  52                                                                       KÜNSTLERBIOGRAFIEN
Michaela                            Anna                                   Stefan
Selinger                            Skryleva                               Soltesz

wurde in Oberösterreich             wuchs in Moskau auf und wurde          war von 1997 bis 2013 General-
geboren, besuchte das Konser-       am Tschaikowsky Konser-                musikdirektor der Essener Phil-
vatorium in Linz (Donau) und        vatorium zur Pianistin und             harmoniker und Intendant des
erhielt ihre Gesangsausbildung      Kammermusikerin ausgebildet.           Aalto-Theaters. Der gebürtige
maßgeblich an der Universität       Ab 1999 studierte sie in Berlin an     Ungar studierte an der Wiener
für Musik in Wien und am            der Universität der Künste und         Hochschule für Musik und
Konservatorium in Basel.            nahm Dirigierunterricht bei Lutz       darstellende Kunst Dirigieren
Es folgten Engagements am           Herbig in Düsseldorf. 2002 und         sowie Komposition und Klavier.
Stadttheater Klagenfurt             2003 war sie an der Hochschule         Nach Stationen als Dirigent
sowie am Landestheater              für Musik in Karlsruhe als musi-       in Wien und Graz und als
Innsbruck. Von 2005 bis 2010        kalische Assistentin im Bereich        musikalischer Assistent von Karl
war sie Ensemblemitglied der        Musiktheater tätig. An der             Böhm, Christoph von Dohnányi
Wiener Staatsoper, wo sie u. a.     Kölner Oper war sie mit Jeffrey        und Herbert von Karajan bei
Cherubino (»Le nozze di Figaro«),   Tate und Markus Stenz an den           den Salzburger Festspielen war
Zerlina (»Don Giovanni«),           Wiederaufnahmen von Wagners            er von 1983 bis 1985 ständiger
Orlofsky (»Die Fledermaus«),        »Ring des Nibelungen« beteiligt.       Dirigent der Hamburgischen
Rosina (»Il barbiere di             Von 2007 bis 2012 wirkte Skryleva      Staatsoper. In gleicher Position
Siviglia«) und Magdalena (»Die      an der Staatsoper Hamburg unter        war er von 1985 bis 1997 an der
Meistersinger von Nürnberg«)        der Leitung von Simone Young an        Deutschen Oper Berlin tätig.
verkörperte. Zudem arbeitete sie    zahlreichen Opernproduktionen          Von 1988 bis 1993 wirkte er
in Wien mit Dirigenten wie Kirill   mit und übernahm mit den               als Generalmusikdirektor am
Petrenko, Christian Thielemann,     Hamburger Philharmonikern              Staatstheater Braunschweig, von
Franz Welser-Möst und Daniele       Repertoire-Aufführungen der            1992 bis 1997 als Chefdirigent an
Gatti zusammen. In den Jahren       Oper. 2012 trat sie ihr Amt als        der Flämischen Oper Antwerpen /
2010 bis 2014 war sie vielfach      stellvertretende Generalmusik-         Gent. Im Rahmen seiner
am Essener Aalto-Theater zu         direktorin und 1. Kapellmeisterin      Intendanz und der Arbeit als
erleben und erweiterte dort ihr     am Landestheater Schleswig-Hol-        Generalmusikdirektor erhielten
Rollenspektrum um Fachpartien       stein an. Mit Beginn der Spielzeit     das Aalto-Musiktheater und
wie Brangäne (»Tristan und          2013/14 wurde sie in der gleichen      die Essener Philharmoniker
Isolde«), Mélisande (»Pelléas       Position ans Staatstheater             mehrfach Auszeichnungen und
et Mélisande«) und Charlotte        Darmstadt engagiert. Im März           Preise, u. a. 2008 die Ernennung
(»Werther«). Weiterhin gab          2014 rief sie die Friedensinitiative   zum »Opernhaus und Orchester
Michaela Selinger Opern- und        »Classic for Peace« ins Leben. Ab      des Jahres«. Überdies erfolgte
Konzertvorstellungen in Zürich,     1. August 2019 ist Anna Skryleva       2009 die Ehrenauszeichnung
Lyon, Barcelona, Chicago,           Generalmusikdirektorin am              zum »Bürger des Ruhrgebietes«
Sydney, Chile und Tokio.            Theater Magdeburg.                     sowie 2010 die Ernennung zum
                                                                           Professor h. c. durch das Land
                                                                           NRW und 2012 zum Ehrendi-
                                                                           rigenten des Staatsorchesters
                                                                           Braunschweig.

                                                                                                       53
Sie können auch lesen