EUCH KLASSIK - PROGRAMM 2018/19 LUZERN Migros-Kulturprozent-Classics
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T- C L A S S I C S LTURPROZEN MIGROS-18K/1U9 im Kultur- und Kongresszentrum L u z er n P r o g r a mm 2 0 Dienstag, 30. Oktober 2018 Freitag, 22. März 2019 ORCHESTRE REVOLUTIONNAIRE ET ROYAL STOCKHOLM ROMANTIQUE/MONTEVERDI CHOIR PHILHARMONIC ORCHESTRA Sir John Eliot Gardiner (Leitung) Sakari Oramo (Leitung) Corinne Winters (Sopran) Martin Fröst (Klarinette) Ann Hallenberg (Mezzosopran) → Seite 34 Edgaras Montvidas (Tenor) Gianluca Buratto (Bass) Montag, 13. Mai 2019 → Seite 10 KAMMERORCHESTER WIEN – BERLIN Anne-Sophie Mutter (Violine) Mittwoch, 28. November 2018 Rainer Honeck (Konzertmeister) UNGARISCHE → Seite 40 NATIONALPHILHARMONIE Inhaltsverzeichnis Zsolt Hamar (Leitung) Montag, 17. Juni 2019 Louis Schwizgebel* (Klavier) COLLEGIUM VOCALE GENT Migros-Kulturprozent-Classics . . . . . . . . . . . . . 3 → Seite 16 Philippe Herreweghe (Leitung) Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4–5 Dorothee Mields (Sopran) Zum Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . 6–7 Mittwoch, 9. Januar 2019 Hanna Blazikova (Sopran) Ein nachhaltiges Engagement . . . . . . . . . . . . . 8 MARIINSKY ORCHESTRA Alex Potter (Alt) Unsere Stars von morgen . . . . . . . . . . . . . . 9 Valery Gergiev (Leitung) Thomas Hobbs (Tenor) Konzert 1: Orchestre Révolutionnaire et Romantique/Monteverdi Choir . . . . 10–15 N.N. Gesangssolisten Krešimir Stražanac (Bass) Konzert 2: Ungarische Nationalphilharmonie . . . . . . . . . . 16–21 → Seite 22 → Seite 46 Konzert 3: Mariinsky Orchestra . . . . . . . . . . . . . 22–27 Konzert 4: China Philharmonic Orchestra . . . . . . . . . . . 28–33 Sonntag, 27. Januar 2019 Konzert 5: Royal Stockholm Philharmonic Orchestra . . . . . . . . . 34–39 CHINA PHILHARMONIC ORCHESTRA Konzert 6: Kammerorchester Wien – Berlin . . . . . . . . . . . 40–45 Tan Dun (Leitung) Konzert 7: Collegium Vocale Gent . . . . . . . . . . . . . 46–55 → Seite 28 Abos und Karten . . . . . . . . . . . . . . . . 56–57 Saalplan KKL Luzern . . . . . . . . . . . . . . . . 58–59 Tourneen 2018/19 . . . . . . . . . . . . . . . . 60–61 *Schweizer Solist 3
V O R W O R T Sehr geehrte Musikliebhaberinnen und Musikliebhaber Die Migros-Kulturprozent-Classics starten in die 70. Saison – mit dem Ziel, grosse Gleich zwei unserer Tournee-Stationen investieren in die umfassende Modernisierung Klassik dank moderaten Preisen einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. Ihrer Häuser: Das Kultur Casino Bern und die Tonhalle Zürich. Für Sie, geehrte Freundinnen Dieses Ziel geht zurück auf den Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler: Er wollte, dass und Freunde der Musik, bedeutet dies temporär einen Ausflug mit unseren Extrazügen auf wachsenden Wohlstand stets noch grössere soziale und kulturelle Leistungen folgen. nach Luzern, oder das Kennenlernen der neuen Tonhalle Maag. So oder so: Ich freue mich Eine Überzeugung, die ich teile, und der das Kulturprozent verpflichtet ist. Umgekehrt auf spannende Entdeckungen an den kommenden Vorkonzerten sowie auf unvergessliche geht es uns heute auch darum, einheimische Nachwuchskünstlerinnen und -künstler Momente mit den grossen Orchestern und mit Ihnen, unserem Publikum. einem grossen Publikum zu präsentieren. Darum setzen wir die Vorkonzerte fort, die wir 2017 mit der Reihe «Unsere Stars von morgen» ins Leben riefen. Herzlich Woran liegt es, dass hochkarätige Konzerte noch immer einzigartige Erlebnisse sind? In einer Zeit, in der fast alles ganz oder teilweise digitalisiert wird, hält die virtuelle Realität auch in der klassischen Musik Einzug: So lässt sich zum Beispiel Beethovens 5. Symphonie, die nötige Technik vorausgesetzt, mitten in der Walt Disney Concert Hall und mit einer detaillierten 360-Grad-Sicht auf alle Musikerinnen und Musiker der Los Angeles Philharmonics erleben. Im eigenen Wohnzimmer. Hedy Graber Leiterin Direktion Kultur und Soziales Eine spannende Entwicklung, von der wir noch nicht wissen, wohin sie führt. Migros-Genossenschafts-Bund Trotzdem stellen wir fest, dass immer mehr Menschen reale Konzerte besuchen. Auch ich bin überzeugt: Keine virtuelle Projektion ersetzt das echte Musik- Erlebnis, und sei sie noch so gut. Die Atmosphäre vor, während und nach einem Konzert ist digital nicht reproduzierbar, weil es um viel mehr geht als die Musik. Die Begeisterung des Publikums ist nur direkt vor Ort erlebbar – genauso wie die ganz charakteristischen Eigenschaften eines grossen Konzertsaals. 4 5
G R A M M Z U M P RO Verehrtes Publikum Dass unsere Welt zusammenwächst und dabei auch kulturelle Differenzen eingeebnet Natürlich kommt auch die Schweiz in der aktuellen Spielzeit von Migros-Kulturprozent- werden, ist fast schon eine Binsenwahrheit. Gleichzeitig wird der Ruf nach Individualität, Classics nicht zu kurz, diesmal in Form einer Werk-Hommage. Viele der Sinfoniekonzerte nach dem persönlichen Profil immer lauter. Das gilt auch für die Musik: Längst ist unsere enthalten Musik eines eidgenössischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. So widmet abendländische Klassik auf sämtlichen Kontinenten heimisch – zur Vermittlung aber sich das City of Birmingham Symphony Orchestra Arthur Honegger, das Royal Stockholm bedarf es starker Charaktere, Interpreten mit Charisma und Eigenständigkeit. Solchen Philharmonic Orchestra unter Sakari Oramo spielen Liebermanns hochdramatisches Persönlichkeiten ist die aktuelle Saison von Migros-Kulturprozent-Classics gewidmet. «Furioso», ausserdem erklingen Werke von Bloch, Schoeck und dem Wahlschweizer Sándor Veress. Zu unseren Gästen gehören Künstler wie der Dirigent Sir John Eliot Gardiner oder der Geiger Leonidas Kavakos, die in keine Schublade passen. Oder Pinchas Zukerman Möchten Sie uns auf den weniger ausgetretenen Pfaden klassischer Musik folgen? und Anne-Sophie Mutter, zwei Geigenlegenden, die sich immer wieder neu erfunden Wir würden uns sehr freuen! haben, um nicht in Routine zu starren. Ganz zu schweigen von jungen «Wilden» wie dem Klarinettisten Martin Fröst, dem Blockflötisten Maurice Steger oder den beiden Himmelsstürmern am Dirigentenpult, Lahav Shani und Mirga Gražinytė-Tyla. Sie alle hatten schon früh den Mut, ihren ganz eigenen Weg zu gehen – und wurden belohnt. Eine andere starke Persönlichkeit ist unserem Publikum bestens bekannt: Valery Gergiev, der zusammen mit seinem Mariinsky Orchestra Tschaikowskis zauberhafte letzte Oper «Jolanthe» auf die Konzertbühne bringen wird. Weitere musikalische Highlights sind das Verdi-Requiem in Luzern, Liszts grosse «Faust-Sinfonie» mit der Ungarischen Nationalphil Mischa Damev harmonie sowie zum Abschluss der Saison Bachs h-Moll-Messe unter Philippe Herreweghe. Intendant Ganz besonders freuen wir uns auf die Porträt-Tournee mit dem Komponisten und Dirigenten Migros-Kulturprozent-Classics Tan Dun: Als Leiter des China Philharmonic Orchestra wird er in Genf, Zürich und Luzern eine Auswahl eigener Werke präsentieren. 6 7
A C H H A LT I G E S R E S TA R S V O N E I N N U N S E E NG A G E M E N T ig r o s - K u lt u r pr o z en t MORGE N es M usik t alen t e d S c h w e iz e r M Die Talentwettbewerbe In dieser Konzertserie präsentieren wir die besten Studien- und Förderpreisträger Musik des Das Migros-Kulturprozent fördert begabte Instrumentalmusiker/-innen und Sänger/-innen mit Migros-Kulturprozent. Entdecken Sie jeweils eine Stunde vor folgenden Migros-Kulturprozent- Studien- und Förderpreisen. Dank den Studienpreisen können sich diese auf ihre Aus- oder Weiter- Classics-Konzerten unsere Stars von morgen in einem halbstündigen Rezital: vor allen Konzerten bildung konzentrieren. Die Förderpreise begleiten sie auf nachhaltige Weise auf ihrem Weg in Zürich und in Luzern am 28.11.2018, 27.1.2019, 22.3.2019 und 13.5.2019. Ihr Abonnement oder von der Schule in den Beruf. Sie beinhalten Massnahmen wie die Aufnahme in die Konzertvermitt- Ihre Konzertkarte berechtigt zum kostenlosen Eintritt. lung, die Aufschaltung eines Profils auf der Online-Talentplattform des Migros-Kulturprozent und die Unterstützung bei der Promotion. Ziel ist es, Nachwuchstalenten einen optimalen Karrierestart da zu ermöglichen. © Clive Bar melli www.migros-kulturprozent.ch/talentwettbewerbe © Giorgio Bal Bajovic www.migros-kulturprozent.ch/talentplattform/talente-kuenstler © Natalija Kammermusik-Wettbewerb Alle zwei bis drei Jahre veranstaltet das Migros-Kulturprozent einen öffentlichen Kammermusik- wettbewerb zur Förderung junger Kammermusik-Ensembles. Die drei Finalisten-Ensembles werden in die Konzertvermittlung des Migros-Kulturprozent aufgenommen. Das Preisträger-Ensemble Marie Lys erhält zudem ein Preisgeld von 10 000 Franken sowie die Ernennung zum «Migros-Kulturprozent- chke Paul Hands Ensemble». Diese Auszeichnung beinhaltet ein umfassendes Förderpaket. nus Jérémie Co nn © Ana Hofma www.migros-kulturprozent.ch/kammermusikwettbewerb jzenbeek © Sar ah Wi ego © Jasmin Son Konzertvermittlung Das Migros-Kulturprozent übernimmt im Rahmen seiner Konzertvermittlung zwei Drittel des Honorars von ausgewählten Studienpreisträgern/-innen und Kammermusik-Ensembles. Damit ermöglicht es den Konzertveranstaltern/-innen, zu bescheidenen Konditionen qualitativ anspruchs- volle Konzerte mit Schweizer Musiktalenten anzubieten. Die Musikerinnen und Musiker ihrerseits ler Fabian Zieg können so ihre Konzerterfahrung erweitern und ihren Bekanntheitsgrad erhöhen. nk A nton Spro www.migros-kulturprozent.ch/konzertvermittlung A nna Nero 8 9
Konzert 1 – Abo I, III © Susanne Diesner Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Orchestre Revolutionnaire Konzert-Saal et Romantique Dienstag, 30. Oktober 2018, 19.30 h Monteverdi Choir Sir John Eliot Gardiner (Leitung) Corinne Winters (Sopran) Ann Hallenberg (Mezzosopran) Edgaras Montvidas (Tenor) Gianluca Buratto (Bass) Programm ohne Pause Giuseppe Verdi (1813–1901) Messa da Requiem (90') 1.Introitus 2. Dies irae 3. Offertorium 4. Sanctus 5. Agnus Dei 6. Communio: Lux aeterna 7. Responsorium: Libera me © Marco Borggreve t Gardine r Sir John Elio 10 11
PR O G R A M M Ko n z e r t 1 Giuseppe Verdi (1813–1901) Messa da Requiem Giuseppe Verdis musikalische Totenmesse Ricordi-Archiv. Erst 1988 wurde das Werk aus- gehört zu den ganz grossen kirchenmusikali- gegraben und von der Stuttgarter Bachakade- schen Werken, die im 19. Jahrhundert im Nach- mie unter Helmut Rilling schliesslich doch noch gang zu Beethovens «Missa solemnis» eher für uraufgeführt. Der Tod des von Verdi hochge- den Konzertsaal denn für die Kirche entstanden schätzten Dichters Alessandro Manzoni 1873 und Sinnbild für die während der Romantik sich veranlasste schliesslich Verdi, die ganze Toten- ausbreitende säkularisierte Religiosität sind. messe zu vertonen. Die Uraufführung in der Auch Giuseppe Verdi war nicht streng gläubig Kirche San Marco in Mailand am 22. Mai 1874 im Sinne der katholischen Kirche und hatte bis war ein Ereignis von nationaler Bedeutung. dahin, abgesehen von einem Tantum ergo in Verdis Kirchenmusik beeindruckte durch ihre ganz frühen Jahren, kein kirchenmusikalisches opernhafte Grösse und Dramatik (besonders im Werk komponiert. Er setzte sich dennoch inten- «Dies irae»). Andere wieder, die Kirchenmusik siv mit der Glaubensfrage auseinander. Grund- als eher intime Musik verstehen, waren befrem- sätzlich eher Agnostiker besuchte er gegen Ende det, wie Hans von Bülow, der im Requiem eine seines Lebens vermehrt die Messe und liess in «Oper im Kirchengewande» sah. seinem Altersheim für Musiker in Mailand wie auch auf seinem Gut Sant’Agata Kapellen bauen. In einigen Opern Verdis gibt es kirchli- che Szenen. Äusserer Anlass zur Komposition eines eigentlichen kirchenmusikalischen Wer- kes war der Tod Gioacchino Rossinis 1868. Für die Gedächtnisveranstaltung zum Jahrestag des Hinschieds Rossinis in Bologna schlug Verdi Giuseppe Verdi vor, eine Totenmesse aufzuführen, zu der die bedeutendsten italienischen Komponisten sei- ner Zeit je einen Satz beisteuern sollten. Verdi selber übernahm den Schluss, das «Libera me». Zu einer Aufführung dieses Pasticcio-Werkes kam es jedoch wegen organisatorischer Turbu- lenzen nicht, und die Partitur verschwand im 12 13
INTE R P R E T E N Ko n z e r t 1 Monteverdi Choir Der Monteverdi Choir wurde 1964 von Sir John Bach verwirklichte der Chor das ehrgeizige Eliot Gardiner gegründet. Viele Choristen über- Projekt der «Bach Cantata Pilgrimage», bei dem nehmen regelmässig solistische Aufgaben, die meisten der 198 Kirchenkantaten Bachs in einige ehemalige Mitsänger absolvierten erfol- mehr als 60 europäischen Kirchen aufgeführt greiche Solokarrieren. Das Repertoire des Chores wurden. Die Diskografie des Chores umfasst reicht von der Renaissance bis ins 20. Jahrhun- über 100 Einspielungen, etliche davon wurden Orchestre Révolutionnaire et Romantique dert. Zum 250. Todestag von Johann Sebastian mit Preisen ausgezeichnet. Das Orchestre Révolutionnaire et Romantique Sinfonien, einem Meilenstein für Musikaufnah- (ORR) wurde 1989 von Sir John Eliot Gardiner men auf Tonträgern. Grossen Anklang fanden Sir John Eliot Gardiner gegründet mit dem Ziel, die Musik des 19. und ebenso die Aufführungen und CD-Einspielungen Als Dirigent und Musikvermittler hat Sir John Auszeichnungen zählen daher nicht nur rein des beginnenden 20. Jahrhunderts mit derjeni- grosser romantischer Werke, insbesondere von Eliot Gardiner Spuren in der ganzen Welt hin- musikalische wie der Gramophone Award und gen stilistischen Sorgfalt aufzuführen, die den Schumann und Brahms. Der Klangkörper unter- terlassen. In Vancouver, Lyon und Hamburg, wo der Preis der deutschen Schallplattenkritik, English Baroque Soloists eigen ist. Von Anfang hält seit langem eine enge Zusammenarbeit er Chefposten bekleidete, ebenso wie bei den sondern auch Ehrendoktorwürden in Frankreich an wurde das Ensemble für seine hervorragenden mit dem Monteverdi Choir. Daraus sind unter Salzburger Festspielen oder in Leipzig, als Stif- und England sowie das Bundesverdienstkreuz Berlioz-Interpretationen gelobt. Es begeisterte anderem französische Opernproduktionen an tungspräsident des Bach-Archivs. Vor allem aber Erster Klasse. Aufsehen erregte Gardiner auch mit einer Gesamtaufnahme der Beethoven- der Pariser Opéra Comique hervorgegangen. durch die Gründung von Spezialensembles für 2000, als er 250 Jahre nach Bachs Tod mit der Alte Musik: Mit dem Monteverdi Choir (1964), Gesamtaufführung von dessen Kantatenwerk den English Baroque Soloists (1978) und dem startete. 2010 war das Projekt abgeschlossen Orchestre Révolutionnaire et Romantique (1990) und liegt mittlerweile auf CD vor – erschienen schrieb Gardiner Musikgeschichte. Zu seinen in Gardiners eigenem Label «Soli Deo Gloria». t Gardiner Sir John Elio Choir Monteverdi Romantique évol utionnaire et 14 Orchestre R 15
INTE R P R E T E N Ko n z e r t 1 Corinne Winters Edgaras Montvidas Die amerikanische Sopranistin Corinne Winters (Otello), Mimi (La Bohème) und Tatjana (Eugen Der litauische Tenor Edgaras Montvidas stu- Leipzig und Amsterdam, an die Semper Oper startete nach ihrer Aufsehen erregenden Violetta Onegin). Am Zürcher Opernhaus war sie 2016 dierte in Vilnius sowie im «Royal Opera House Dresden, die Komische Oper Berlin, die Covent in Verdis La Traviata an der English National als Mélisande (Pelléas et Mélidande) zu Covent Garden Young Artists Programme» und Garden Opera, die English National Opera und Opera 2013 eine steile internationale Karriere erleben, und in der vergangenen Spielzeit war daraufhin Ensemblemitglied an der Frank- die Opéra Comique Paris. Der Tenor wurde beidseits des Atlantiks. Zu ihren grossen Rollen erfolgte ihr Debüt am Basler Theater in ihrer furter Oper. Seither führten ihn Engagements mehrfach ausgezeichnet, u. a. vom litauischen gehören Fiordiligi (Così fan tutte), Desdemona Paraderolle Violetta. an wichtige Opernhäuser in München, Hamburg, Kultusministerium. Ann Hallenberg Gianluca Buratto Die schwedische Mezzosopranistin tritt regel- Salzburger Festspielen. Sie wirkte bei über Der junge italienische Bassist studierte – neben Teatro La Fenice in Venedig, ans Wexford Opera mässig an den grossen Opernhäuser Europas 40 CD-Einspielungen mit und erhielt für ihre Saxofon und Klarinette – Sologesang am Mailän- Festival und an die Salzburger Festspiele unter auf, wie u. v. a. an der Mailänder Scala, am La Solo-CD «Agrippina» die Auszeichnung «Best der Konservatorium «Giuseppe Verdi» und debü- Riccardo Muti. Gianluca Buratto tritt auch oft als Fenice Venedig, in der Bayerischen Staatsoper Operatic Recital». tierte als Opernsänger 2009 am Teatro Verdi in Konzertsänger auf, u. a. mit dem Bach Consort München, der Staatsoper Berlin sowie bei den Triest. Weitere Engagements führten ihn ans Wien im Wiener Musikverein. at to Gianluca Bur tvidas Edgaras Mon erg A nn Hallenb 16 ters 17 Corinne Win
Konzert 2 – Abo I, II © Raffay Zsofi Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Ungarische Nationalphilharmonie Konzert-Saal Zsolt Hamar (Leitung) Mittwoch, 28. November 2018, 19.30 h Louis Schwizgebel (Klavier) Vorkonzert 18.30–19.00 h Unsere Stars von morgen Programm Sándor Veress (1907–1992) Threnos in memoriam Béla Bartók (14') Franz Liszt (1811–1886) Allegro maestoso Konzert für Klavier und Orchester Quasi Adagio Nr. 1 Es-Dur (20') Allegretto vivace Pause Franz Liszt I. Faust Eine Faust-Sinfonie (67') II. Gretchen III. Mephistopheles Zsolt Hamar 18 19
PR O G R A M M Franz Liszt Kon z er t 2 Sándor Veress (1907–1992) Franz Liszt (1811–1886) Franz Liszt (1811–1886) Threnos in memoriam Béla Bartók Konzert für Klavier und Orchester Eine Faust-Sinfonie Der ungarisch-schweizerische Komponist Sándor Nr. 1 Es-Dur Neben einem guten Dutzend sinfo- Veress gilt als bedeutendster Vertreter der Kom- Franz Liszt gehört zu den wichtigsten Musiker- nischer Dichtungen verfasste Liszt ponistengeneration zwischen Béla Bartók und persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts, nicht in Weimar auch zwei Sinfonien, die Sándor Kodály einerseits und György Ligeti und einmal primär wegen seiner Kompositionen, allerdings auch nicht weit von der György Kurtág andererseits. 1949 übersiedelte vielmehr als integrierende Persönlichkeit als sinfonischen Dichtung stehen, denn er in die Schweiz, wo er an der Universität und Pianist, Lehrer, Organisator und Sozialutopist. Er sie widmen sich zwei grossen litera- später am Konservatorium unterrichtete. Das unterhielt enge Beziehungen nicht nur zu vielen rischen Schöpfungen, der «Divina rund viertelstündige Orchesterwerk «Threnos wichtigen Komponisten seiner Zeit, sondern auch Commedia» in der Dante-Sinfonie in memoriam Béla Bartók» entstand 1945 noch zu vielen Geistesgrössen in ganz Europa. Seine sowie Goethes Meisterwerk in der in Budapest als das letzte bedeutende Werk Biografie entwickelte sich von Ungarn aus über Faust-Sinfonie. Liszt hat Goethes Werk Veress’ vor der Schaffenspause, die dem Schritt Wien, Paris, Weimar und Rom, wo er überall län- schon in jungen Jahren gelesen und in die Emigration im Februar 1949 vorausging. gere Zeit wirkte. Im Alter von 16 Jahren setzte trug sich bereits in den 1840er-Jahren Veress schrieb es in kürzester Zeit als Reak- Liszt zu einer fulminanten Karriere als Pianist an, mit dem Gedanken, eine Faust-Sinfonie tion auf die Nachricht vom Tode Bartóks am vergleichbar der Stellung von Paganini auf der zu schreiben, angeregt durch Berlioz’ 26. September 1945, und das Werk wurde noch Violine. Dem Leben als Klaviervirtuose über- «Damnation de Faust». Allerdings handelt im gleichen Jahr in Budapest uraufgeführt. Das drüssig liess er sich 1842 als Hofkapellmeister es sich nicht um eine Nacherzählung der Werk ist ein eindrücklicher Klagegesang auf in Weimar nieder und widmete sich der Orches- Faust-Handlung, sondern eher um eine den verehrten Meister, bei welchem Veress in termusik. Hier entstanden seine sinfonischen Nachdichtung mit Musikeigenen tonsym- den 1920er-Jahren noch studiert und später als Dichtungen, eine neue Gattung sinfonischer bolischen Mitteln – entsprechend Liszts Assistent an der grossen Edition ungarischer Musik als einsätzige Werke, die formal einer Überzeugung, dass die Musik als eine Art Volksliedmelodien mitgearbeitet hatte. aussermusikalischen Handlung folgen. Auch gesteigerter Sprache den Mangel an Ausdruck- zwei früher konzipierte Klavierkonzerte voll stiefe der Literatur überwinden könne. Aus- endete er hier in Weimar, so auch das in den gangspunkt für die dreiteilige dramaturgische 1830er-Jahren entstandene 1. Klavierkonzert, Anlage sind die drei Hauptfiguren der Dichtung: welches er in 1849 in Weimar vollendete und Faust selber, sein Alter Ego Mephistopheles selber 1855 uraufführte unter der Leitung seines und das unschuldige Gretchen. Freundes Hector Berlioz. 20 21
IN T E R P R E T E N Kon z er t 2 Zsolt Hamar Nach Abschluss seiner Klavier-, Kompositions- allen wichtigen ungarischen Orchestern und war und Dirigierstudien an der Franz-Liszt-Musik Chefdirigent des Pannon Philharmonic Orchestra akademie seiner Heimatstadt Budapest gewann in Pécs. Gastdirigate für Konzert und Oper führ- Zsolt Hamar Ende der 1990er-Jahre zahlreiche ten ihn durch ganz Europa und Japan. Seit 2007 Ungarische Nationalphilharmonie Dirigierwettbewerbe und wurde Assistent Lorin tritt er auch regelmässig am Opernhaus Zürich Die ungarische Nationalphilharmonie wurde unter der künstlerischen Leitung von Zsolt Hamar. Maazels bei den Salzburger Festspielen 1998. auf. Von 2012 bis zu seiner Berufung an die 1923 gegründet und ist seither eines der füh- Das Werk von Béla Bartók nimmt eine zentrale Bereits 1997 holte ihn Zoltán Kocsis als ständi- Ungarische Nationalphilharmonie war Zsolt renden ungarischen Sinfonieorchester. Geprägt Stellung im Repertoire des Orchesters ein, und gen Gastdirigenten zur ungarischen National- Hamar Generalmusikdirektor des Hessischen wurde es von Namen wie Ferenc Fricsay, János das Ensemble hat in den «Bartók New Series» philharmonie. Seither arbeitete Zsolt Hamar mit Staatstheaters Wiesbaden. Ferencsik und Kobayashi Ken-Ichiro, bevor Zoltán massstabsetzende Interpretationen vorgelegt. Kocsis 1997 für fast zwanzig Jahre das Orchester In den vergangenen 15 Jahren hat das Orchester Louis Schwizgebel übernahm, es rundum erneuerte und das Reper- über 300 Konzerte in 40 Ländern auf der ganzen 1987 als Sohn einer schweizerisch-chinesischen mit zahlreichen Orchestern auf, wie mit dem toire enorm erweiterte, auch um zeitgenössische Welt gegeben. Künstlerfamilie in Genf geboren, begann Louis London Philharmonic, dem BBC Symphony, dem ungarische Werke. Seit 2017 steht das Orchester Schwizgebel sehr früh mit dem Klavierspiel bei Oslo Philharmonic, den Wiener Symphonikern, Brigitte Meyer in Lausanne und gewann bereits dem Orchestre National de Lyon, dem Orchestre mit 17 Jahren den «Concours de Genève». Der de la Suisse Romande, dem Zürcher Tonhalle- Studienpreisträger der Migros erhielt zudem Orchester, dem Nagoya Philharmonic Orchestra, 2012 den zweiten Preis der Leeds International dem Shanghai Philharmonic. 2014 gab er sein Piano Competition und war von 2013 bis 2015 fulminantes Debüt mit Fernsehübertragung bei BBC New Generation Artist. Er trat als Solist den BBC Proms in London. izgebel Louis Schw Zsolt Hamar 22 lharmonie 23 Nationalphi Ungarische
Konzert 3 – Extrakonzert © Alexander Shapunov Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Mariinsky Orchestra Konzert-Saal Valery Gergiev (Leitung) Mittwoch, 9. Januar 2019, 19.30 h N.N. Gesangssolisten Programm ohne Pause Peter Tschaikowski (1840–1893) «Jolanthe» op. 69 (90') Lyrische Oper in einem Akt Konzertante Aufführung ev Valery Gergi 24 25
PR O G R A M M Ko n z e r t 3 Peter Tschaikowski (1840–1893) «Jolanthe» op. 69, Lyrische Oper in einem Akt Auf dem Weg zum erfolgreichen Opernkompo- Äussere Handlung ist in «Jolanthe» auf ein Mini- nisten musste Peter Tschaikowski immer wie- mum reduziert; das dramatische Gewicht liegt der Rückschläge einstecken. Zwei frühe Werk- ganz auf inneren Vorgängen, auf der menschli- beiträge vernichtete er, selbst «Eugen Onegin» chen Gefühlswelt mit all ihren Widersprüchen setzte sich erst mit Verzögerung durch. Schwer und Konflikten. Für die Schilderung dieser See- hatte (und hat) es auch seine letzte Oper lenpanoramen bediente sich Tschaikowski einer «Jolanthe», uraufgeführt 1892, die ausserhalb subtil ausdifferenzierten Klangsprache, die über Russlands nur sporadisch auf den Spielplänen weite Strecken kammermusikalische Züge trägt: steht – und das trotz unbestreitbarer musikali- von der dunklen Holzbläsereinleitung über zar- scher Qualitäten. teste Streicherklänge bis hin zu den königlichen Tschaikowskis Stärken in der Ausleuchtung von Trompetenfanfaren. Ein schöneres Vermächt- Charakteren und ihrer Gefühle kommen in die- nis als diese Hymne an die Liebe hätte der sem märchenhaften Einakter voll zum Tragen. Opernkomponist Tschaikowski nicht hinterlas- Die Protagonistin Jolanthe ist blind, wird aber sen können. von ihrer Umgebung im Unklaren über ihren Zustand gelassen. Erst durch die Liebe zum Grafen Vaudémont wird sie wissend und durch die Heilkraft eines arabischen Arztes sehend – ein Happy End, in dem sich Tschaikowskis eigene Hoffnung, gesellschaftliche Zwänge überwinden zu können, niederschlägt. Peter Tschaikowski 26 27
INTE R P R E T E N Ko n z e r t 3 Mariinsky Orchestra Valery Gergiev Das Mariinsky Orchestra gehört zu den ältesten gleichwohl nach wie vor für Interpretationen Über Valery Gergiev heisst es zuweilen, er müsse gement am Petersburger Mariinsky Theater. musikalischen Institutionen Russlands über- russischer Musik. Bei Kritikerumfragen wird einen Doppelgänger haben, von einem Menschen Diese Namen verbürgen aber auch, dass bei haupt – und steht doch mit beiden Beinen in der das Mariinsky Orchestra regelmässig zu den allein sei sein Arbeitspensum gar nicht zu bewäl- Gergiev Quantität nicht mit Qualitätsverlust ein- Gegenwart. Zu verdanken ist das vor allem sei- besten Klangkörpern der Welt gezählt. Zuhause tigen. Tatsächlich hat der 1953 in Wladikawkas hergeht, im Gegenteil. Für sein Wirken als Pianist nem Chefdirigenten Valery Gergiev, der das in St. Petersburg ist es der unumstrittene musi- geborene Gergiev gleich mehrere Chef- oder und Dirigent erhielt er diverse Auszeichnungen, Orchester in den vergangenen drei Jahrzehnten kalische «Platzhirsch»: Es spielt in der 2007 Gastdirigentenämter bei Spitzenorchestern inne: darunter den Herbert-von-Karajan-Preis, den zu internationaler Bekanntheit führte. Zudem eröffneten Mariinsky Konzerthalle, Einspielun- aktuell beim London Symphony Orchestra und ECHO Klassik sowie den Titel «Held der Arbeit erweiterte er das Repertoire des ehemaligen gen werden unter dem gleichnamigen Label bei den Münchner Philharmonikern, zuvor in der Russischen Föderation». Von Valery Gergievs Opernorchesters, das politisch bedingt mehr- veröffentlicht, und natürlich hat das Orchester Rotterdam sowie an der Metropolitan Opera, faszinierender Musikerpersönlichkeit konnte sich fach seinen Namen wechselte, um aktuelle auch sein eigenes Festival, die «Sterne der Wei- ganz zu schweigen von seinen zahlreichen Auf- das Publikum der Migros-Kulturprozent-Classics sinfonische Literatur. Am bekanntesten ist es ssen Nächte». tritten bei Festivals und natürlich seinem Enga- schon mehrfach überzeugen. ev Valery Gergi 28 rchestra 29 Mariinsk y O
Konzert 4 – Abo I, II Kultur- und Kongresszentrum Luzern, China Philharmonic Orchestra Konzert-Saal Tan Dun (Leitung) Sonntag, 27. Januar 2019, 18.30 h Vorkonzert 17.30–18.00 h Unsere Stars von morgen Programm Igor Strawinski (1882–1971) Feu d’artifice op. 4 (4') Tan Dun (*1957) Water Concerto (27') Pause Ren Tongxiang (*1927) 100 Birds Flying Toward Phoenix (arrangement by Guan Xia) (12’) Igor Strawinski Einleitung Suite «Der Feuervogel» (1919) (23') Der Feuervogel und sein Tanz Variation. Der Feuervogel Reigen der Prinzessinnen Höllentanz des Königs Kaschtschei Wiegenlied Finale Tan Dun 30 31
PR O G R A M M Ko n z e r t 4 Igor Strawinski (1882–1971) Rahmenteile ergeben ein musikalisches Feuer- Tan Dun (*1957) kussionisten flankiert. Sie erzeugen mithilfe von Feu d’artifice op. 4 werk, das wie sein reales Vorbild in atem Water Concerto Gläsern, Flaschen, Röhren und einer Wasser- Zu Beginn des Jahres 1908 wartete der junge beraubender Schnelligkeit vorüberzieht. Eine Elementarste sinnliche Erfahrungen spielten im trommel, verstärkt durch Mikrophone, unter- Igor Strawinski, Absolvent des Petersburger Atempause bietet allein der zentrale Lento- Schaffen des chinesischen Komponisten Tan Dun schiedlichste Geräusche: ein Gluckern, Tropfen, Musikkonservatoriums, noch auf seinen Durch- Abschnitt mit seinen flirrenden, schillernden schon immer eine zentrale Rolle. Den (Klang-) Klatschen, Fließen, Rauschen, Schmatzen … – bruch. Seine Sinfonie Nr. 1 war weitgehend Klangflächen. Keine vier Minuten dauert dieses Themen «Erde» und «Papier» widmete er grosse komplett integriert in die Klangwelt des traditi- freundlich aufgenommen worden, ansonsten orchestrale Glanzstück. konzertante Werke; seine «Water Passion», kom- onellen Sinfonieorchesters. hatte er v.a. Klavierstücke und Lieder geschrie- Rimsky-Korsakow, der nur wenige Tage nach poniert 2000 zum Gedenken an J.S. Bach, erfor- Dass angesichts dieser ungewöhnlichen Kons- ben. Nun stand die Hochzeit zweier Freunde der Hochzeit starb, konnte «Feu d’artifice» nicht dert den Einsatz eines speziellen Wasser-Instru- tellation alles vordergründig Virtuose zugunsten bevor: Maximilian Steinbergs, eines Studien- mehr hören. Wohl aber Sergej Dhiagilew, der mentariums. Noch einen Schritt weiter ging Tan der Erkundung von Natur-Klängen zurücktritt, kollegen, und Nadeschdas, der Tochter von Leiter der Ballets Russes in Paris. Vom Talent Dun in seinem «Water Concerto», das die Mög- verwundert nicht. Tan Dun nennt als Ziel seiner Strawinskys Lehrer Rimsky-Korsakow. Für sie des jungen Mannes überzeugt, beauftragte er lichkeit, mit Wasser Geräusche und Klänge zu kompositorischen Arbeit denn auch die Suche komponierte er ein kurzes Orchesterstück: Strawinski 1909 mit der Komposition einer produzieren, prominent ins Zentrum des musika- nach dem eigenen Ich. Das Konzert als Reise in «Feu d’artifice». abendfüllenden Ballettmusik, die nicht zufällig lischen Geschehens rückt. die Vergangenheit, zu den Wurzeln sinnlicher Dem privaten Anlass entsprechend steht das ebenfalls den Begriff des Feuers im Titel trägt. Das Konzert, dreisätzig mit kurzem Prélude, Erfahrung: Aus dem Spiel mit Wasser wird ein Werk noch deutlich in der Tradition Rimsky- Mit dem «Feuervogel» gelang Strawinsky nicht hatte 1999 in New York Premiere. Ein Soloper- Nachhorchen und irgendwann ein Nachgestal- Korsakows: strahlend, farbenreich, brillant nur der Schritt zur künstlerischen Meisterschaft, kussionist, der zwei mit Wasser gefüllte Schalen ten. «Wenn ich mich selbst finde», resümiert Tan instrumentiert. Die wirbelnden Drehfiguren, sondern auch derjenige ins Herz der europäi- «bespielt», wird von zwei weiteren Wasserper- Dun, «kann ich auch meine Musik finden.» auf- und abschiessenden Skalen der beiden schen Musikavantgarde, nach Paris. Tan Dun 32 33
PR O G R A M M Ko n z e r t 4 Ren Tongxiang (*1927) Mit romantischer Naturidealisierung, wie wir sie Igor Strawinski (1882–1971) bereits entworfen. Sie bedienten sich dabei 100 Birds Flying Toward Phoenix aus der abendländischen Klassik kennen, hat Suite «Der Feuervogel» (1919) dreier Erzählungen aus der berühmten Samm- (arrangement by Guan Xia) dieses Verfahren wenig zu tun. Rens Musik ist Für den «Feuervogel» liess Igor Strawinski sogar lung «Russische Volksmärchen»: Iwan Zarewitsch Bei der Suona handelt es sich um ein Holzblas- viel direkter, gegenwärtiger und durchpulst von eine Oper liegen. Im Herbst 1909 hatte der junge fängt den mythischen Feuervogel, schenkt ihm instrument mit Doppelrohrblatt, vergleichbar einer ausserordentlichen Energie. Nicht zufällig Komponist gerade den 1. Akt der «Nachtigall» das Leben und besiegt mit seiner Hilfe den der europäischen Oboe. Ihr Korpus ist etwas steht im Chinesischen der mythische Vogel nach Andersen beendet, als er ein Telegramm Zauberer Kastschei. kürzer und schmaler, der Schalltrichter breiter Phönix für sehr irdische Werte wie Reichtum von Sergej Dhiagilew erhielt: ob er ein Stück für Auf diese märchentypische Konstellation mit und aus Messing oder Kupfer. Wer sie einmal und Glück. Wir hören das Stück in einer Neu dessen in Paris gastierende Ballettkompagnie klarer Rollenverteilung von Gut und Böse, Hell gehört hat, wird ihren durchdringenden, schal- bearbeitung für Suona und Sinfonieorchester schreiben wolle. Strawinsky, ausserhalb seiner und Dunkel antwortet Strawinski mit einem ähn- meienähnlichen Ton nicht mehr vergessen. durch den Komponisten Guan Xia (geb. 1957), Heimat noch völlig unbekannt, ergriff die Gele- lich klaren kompositorischen Rezept, das er frei- Obwohl die Suona ursprünglich aus Zentralasien der sich vor allem auf dem Gebiet der Filmmusik genheit beim Schopf und sagte sofort zu. lich bis ins Kleinste ausdifferenzierte: Iwan und stammt, zählt sie schon lange zu den traditionel- und der Oper einen Namen gemacht hat. Dhiagilew und seine Mitstreiter, der Choreo- seine Braut werden durch diatonische Melodien len chinesischen Musikinstrumenten, vor allem graph Michail Fokin und der Kostümbildner Léon charakterisiert, Kastschei durch Chromatik, der in den nordöstllichen Provinzen Shandong, Hebei Bakst, hatten Sujet und Handlung des Balletts Feuervogel durch zusätzliche Intervalle. Ein und Henan. Modell, das Strawinsky bei seinem Ein berühmter Suona-Spieler des 20. Jahrhun- Lehrer Rimsky-Korsakow studiert derts war Ren Tongxiang, geboren 1926 im länd- hatte, wie auch die glänzende Inst- lichen Shandong. Von ihm stammt das wohl rumentierung dem Älteren verpflich- bekannteste Stück für Suona und traditionelles tet ist. Weitere Vorbilder sind chinesisches Orchester, «Hundert Vögel in Tschaikowsky (Figurenzeichnung) Anbetung des Phönix» (1953). Ren kompilierte und Mussorgsky (der hymnische hier Volksmelodien seiner Heimat mit einem Schluss); harmonisch dagegen Solopart, der auf höchst virtuose und bisweilen geht das Werk selbstbewusst täuschend echte Weise Vogelstimmen imitiert. neue Wege. Aus der Ballettmusik stellte Strawinski selbst 1919 eine Orchestersuite zusammen. Igor Strawinski 34 35
INTE R P R E T E N Ko n z e r t 4 Tan Dun Tan Dun ist heute als Dirigent wie Komponist Columbia University. Die amerikanische Metro- einer der wichtigsten musikalischen Brücken- pole eröffnete ihm Kontakte zu Experimental- bauer zwischen Ost und West, zwischen chine- musikern wie Philip Glass, John Cage und Steve China Philharmonic Orchestra sischer und europäisch-amerikanischer Musik. Reich. 2010 war er Kulturbotschafter für die Das China Philharmonic Orchestra wurde im «Gramophone» unter die zehn inspirierendsten Dun wurde in der chinesischen Provinz Hunan Expo in Shanghai. Als Dirigent leitete er u.a. das Jahre 2000 auf der Basis des chinesischen Orchester weltweit ein. In den 17 Jahren seiner geboren. Während der Kulturrevolution in China Concertgebouw-Orchester, London Symphony Rundfunk-Orchesters gegründet und gab sein Existenz hat es über 3000 Werke – viele dar- musste er ab 1974 als Reisbauer arbeiten. Um Orchestra, Berliner Philharmoniker, New York Debütkonzert am 16. Dezember unter Long Yu. unter als Welt- oder China-Premiere – in weit den beengten Verhältnissen zu entfliehen, schloss Philharmonic, Philadelphia Orchestra, Orchestre In kürzester Zeit entwickelte es sich zum füh- über 1000 Konzerten für ein Millionenpublikum er sich als Violinist und Arrangeur einer Peking- National de France, BBC Symphony Orchestra, renden Orchester Chinas und innerhalb Asiens aufgeführt. Mehrere Tourneen führten das Oper-Gruppe an. In Peking studierte er von 1978 Münchner Philharmoniker, Filarmonica della Scala zum Orchester mit dem grössten internationa- Orchester durch Europa, Nordamerika, Kuba und bis 1983 Komposition bei Li Yinghai und Zhao und Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa len Renommee. 2009 reihte es die Zeitschrift Zentralasien (Seidenstrasse). Xingdao am Zentralen Konservatorium. Weitere Cecilia. In seinen Kompositionen (Orchestermu- Studien führten ihn zu bekannten Komponisten sik, Opern, Filmmusik) verknüpft er klassische wie Hans Werner Henze, Yun I-sang, George und moderne Musikelemente und verbindet Crumb und Tōru Takemitsu. In den 1980er-Jahren asiatische mit europäischen Musikrichtungen. zog er nach New York und studierte an der Tan Dun 36 hestra 37 armonic Orc China Philh
Konzert 5 – Abo I, II, III © Mats Bäcker Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Royal Stockholm Philharmonic Orchestra Konzert-Saal Sakari Oramo (Leitung) Freitag, 22. März 2019, 19.30 h Martin Fröst (Klarinette) Vorkonzert 18.30–19.00 h Unsere Stars von morgen Programm Rolf Liebermann (1910–1999) Furioso für grosses Orchester (1947) (8') Wolfgang A. Mozart (1756–1791) Allegro Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622 (29') Adagio Allegro Pause Gustav Mahler (1860–1911) Langsam, schleppend – immer sehr gemächlich Sinfonie Nr. 1 D-Dur «Der Titan» (56') Kräftig bewegt Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen Stürmisch bewegt t Martin Frös 38 39
PR O G R A M M Kon z er t 5 Rolf Liebermann (1910–1999) Orchesters belebt werden. Amüsant liest sich namigem Roman. Wie in den Furioso für grosses Orchester (1947) nach 70 Jahren die damalige Kritik im Spiegel: folgenden drei Sinfonien ver Rolf Liebermann war eine der schillerndsten «Das ‹Furioso› für Orchester […] ist offenbar arbeitete er zeitgleich entstan- Persönlichkeiten der Schweizer Musikszene nach Nachkriegsschweizer Massstäben konzi- dene Lieder aus «Des Knaben nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Spross der piert. Kaum vorstellbar, dass einem unterge- Wunderhorn», weshalb die bekannten Berliner Familie Liebermann mit fran- wichtigen, sparsam ernährten deutschen Noten- Sinfonien 1–4 auch «Wun- zösischem Einschlag mütterlicherseits wuchs schreiber ein so vitales, kraftgeladenes Stück derhorn-Sinfonien» genannt in Zürich auf, wo er neben Jura auch Musik am heute einfallen könnte. Es ist eine Musik, die aus werden. Gemäss eigenen Privatkonservatorium José Berr studierte, als den Nähten platzt. Ihr wildes Tempo verschlägt Aussagen wollte Mahler in Chanson-Komponist in Kabaretts mitwirkte, bei dem Zuhörer den Atem. Rasende Sechzehntel- diesem Werk «einen kraft- Wladimir Vogel in die strenge Kompositions- gänge versetzen die aus (kaum noch vorhan voll-heldenhaften Men- lehre nach den Zwölftonregeln ging, Dirigier- denen) Leibeskräften blasenden und streichen- schen, sein Leben und kurse bei Hermann Scherchen besuchte und den Orchestermusiker in Transpiration, und dem Leiden, sein Ringen gegen gleich nach dem Krieg als Tonmeister beim zu unaufhörlichem Schlagen verurteilten Pauker das Geschick und schliesslich den Sieg» schil- Schweizer Radio wirkte. Bekannt wurde er auch werden die Knie weich …» («Der Spiegel», Rolf Liebermann dern. Die Sinfonie beginnt mit einer langsamen als erfolgreicher Intendant an der Hamburgi- 2. August 1947) Einleitung «wie ein Naturlaut» im Walde, wo schen Staatsoper (1959–73 und 1985–88) wie orchester – also keine Oboen, Klarinetten, das Sonnenlicht durch die Zweige zittert, und auch an der Pariser Oper (1973–80). Als Kompo- Wolfgang A. Mozart (1756–1791) Trompeten und Pauken. Dies gibt dem Konzert der Held schreitet in den Tag hinaus: «Ging nist keiner Schublade zuzuordnen, trat er mit Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622 den reizvoll-intimen Charakter. heut morgen übers Feld» (so der Titel des Lie- spektakulären Werken, wie dem Concerto für Das Klarinettenkonzert von Mozart zählt zu den des, welches hier verarbeitet wurde). Im zwei- Jazzband und Sinfonieorchester sowie dem absoluten Perlen dieser Gattung. Es entstand Gustav Mahler (1860–1911) ten Satz treibt sich der Jüngling schon kräfti- Stück «Les Echanges» für 156 Büromaschinen kurz vor dessen Tod als allerletztes Solokonzert Sinfonie Nr. 1 D-Dur «Der Titan» ger, derber und lebenstüchtiger in der Welt für die EXPO 1964 in Lausanne in das Bewusst- noch nach Vollendung der «Zauberflöte» für den Gustav Mahler schrieb seinen sinfonischen herum, während er im dritten, dem «Bruder- sein einer breiten Öffentlichkeit. Sein knapp eng befreundeten Wiener Klarinettisten Anton Erstling ursprünglich als fünfsätzige «Sympho- Martin-Satz» (es wird hier das berühmte zehnminütiges Orchesterstück «Furioso», 1947 Stadler. Was die Meisterschaft dieses Konzerts nische Dichtung» über einen Zeitraum von vier «Frère-Jacques»-Lied zitiert), schon «ein Haar bei den Darmstädter Musiktagen unter Hermann ausmacht, ist der Variantenreichtum und die Jahren von 1884 bis 1888 und führte ihn 1889 in der Suppe gefunden hat» und ihm «die Mahl- Scherchen uraufgeführt, machte den Namen Fülle von Details, deren Zusammenwirken erst selber in Budapest, wo er zu jener Zeit als zeit verdorben ist». Mit einem entsetzlichen Liebermann erstmals international bekannt. Das die unverwechselbare Charakteristik dieses Operndirektor wirkte, erstmals auf. Er unterzog Aufschrei beginnt der letzte Satz, in welchem in seiner Wildheit kompromisslose Werk weist weich-sehnsüchtigen, vollendet ausgewogenen das Werk daraufhin einer grösseren Revision, der Held mit allem Leid dieser Welt in furcht- drei Teile auf, die von einem Rhythmusmuster Klanges ausmacht. Die Orchesterbesetzung strich einen Satz (den «Blumine»-Satz) und barstem Kampfe steht. Der finale Siegerchoral der Pauken, einem Klavier-Ritornell und einer ist ausgesprochen sparsam: Lediglich je zwei editierte das Werk als viersätzige Sinfonie mit zeigt die siegreiche Überwindung aller Wider- grossartigen rhythmischen Kontrapunktik des Flöten, Fagotte und Hörner treten zum Streich- dem Untertitel «Titan» nach Jean Pauls gleich- wärtigkeiten an. 40 41
INTE R P R E T E N Ko n z e r t 5 Sakari Oramo Sakari Oramo war zuerst Konzertmeister des Symphony Orchestra, bis er 2008 zum Chef Finnischen Radio-Sinfonieorchesters, bevor er dirigenten des Royal Stockholm Philharmonic ab 1989 an der Sibelius-Akademie in Helsinki Orchestra ernannt wurde. Neben dieser Position Dirigieren studierte. Bald nach der Ausbildung wurde er 2013 auch Chefdirigent des BBC Sym- sprang er kurzfristig für den erkrankten Chef- phony Orchestra. Zudem leitet er das West Coast dirigenten ein und wurde sogleich zum stellver- Kokkola Opera Festival in Finnland. 2015 war tretenden und schliesslich zum Chefdirigenten Sakari Oramo Gewinner des Royal Philharmonic Royal Stockholm Philharmonic Orchestra ernannt. 1998 wurde er als Nachfolger von Simon Society Conductor of the Year Award. Das Royal Stockholm Philharmonic Orchestra und Gennadi Roschdestwensky. Zu den regu Rattle Musikdirektor des City of Birmingham (schwedisch: Kungliga Filharmoniska Orkestern) lären Gastdirigenten gehören Riccardo Muti, wurde 1902 als Stockholmer Konzertgesell- Andris Nelsons, Franz Welser-Möst, Herbert Martin Fröst schaft gegründet. Seit 1926 ist das Konsert Blomstedt und der Ehrendirigent Alan Gilbert. Der schwedische Klarinettist Martin Fröst, Orchestra, dem New York Philharmonic, dem huset die Heimadresse. Das Orchester gibt rund Seit 2008 ist der finnische Dirigent Sakari Oramo Träger des Léonie-Sonning-Musikpreises 2014 Orchestre National de France, der Academy of 100 Konzerte jährlich und begleitet auch die künstlerischer Leiter des Royal Stockholm Phil- und ECHO-Klassik-Preisträger 2016, gilt heute St. Martin in the Fields und dem NHK Symphony Nobelpreisfeiern sowie die Übergabe des Polar- harmonic Orchestra, welches kürzlich von der als einer der besten Klarinettisten weltweit, Orchestra Tokyo. Als Kammermusikpartner tritt Musikpreises. Unter dem Dutzend Chefdirigen- deutschen Zeitung «Die Welt» als eines der nicht nur als Solist und Kammermusiker, son- er regelmässig mit führenden internationalen ten seit der Orchestergründung finden sich so besten Orchester der Welt betitelt wurde. dern auch als Klezmer- und Jazzklarinettist. Grössen auf, wie Sol Gabetta, Janine Jansen bekannte Namen wie Václav Talich, Antal Doráti Ohnehin will er musikalische Etiketten hinter und Yuja Wang. Mit dem auf mehrere Jahre sich lassen und Tanz und Theater enger mit der hinaus geplanten eigenen Projekt «Genesis» Musik verflechten. Eine steile Karriere führte erforscht er Quellen und Entwicklungen von ihn zur Zusammenarbeit mit so bedeutenden Musik, die ihre Wurzeln in der Volksmusik und Orchestern wie dem Royal Concertgebouw in heiligen Riten hat. t Mar tin Frös o Sakari Oram ra 42 onic Orchest 43 ho lm Philharm Royal Stock
Konzert 6 – Extrakonzert © Bastian Achard Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Kammerorchester Wien – Berlin Konzert-Saal Anne-Sophie Mutter (Violine) Montag, 13. Mai 2019, 19.30 h Rainer Honeck (Konzertmeister) Vorkonzert 18.30–19.00 h Unsere Stars von morgen Programm Wolfgang A. Mozart (1756–1791) Allegro moderato Violinkonzert Nr. 2 D-Dur, KV 211 (20') Andante Rondeau. Allegro Violinkonzert Nr. 3 G-Dur, KV 216 Allegro pastorales Intermezzo für Streichorchester (27') Adagio Allegro Pause Sinfonie Nr. 1 Es-Dur, KV 16 (13') Allegro molto Andante Presto Violinkonzert Nr. 5 A-Dur, KV 219 (29') Allegro aperto – Adagio – Rondeau. Tempo di menuetto Mutter Anne-Sophie 44 45
PR O G R A M M Kon z er t 6 Wolfgang A. Mozart (1756–1791) Seine insgesamt fünf Violinkonzerte schrieb zeichnet und die Schlusssätze höchst originell Mozart als Neunzehnjähriger sozusagen in einem und voller Überraschungen. In diesen Konzert Zug innerhalb des Jahres 1775. Er war zu dieser reigen eingebaut ist die 1. Sinfonie KV 16 aus Zeit am erzbischöflichen Hof in Salzburg als dem Jahre 1764, die der achtjährige Mozart Konzertmeister tätig. Die fünf Konzerte blieben während seiner Reise mit der Familie durch ganz Mozarts einzige Beiträge zu dieser Gattung. Europa in London komponierte, wo er auch Sein Instrument war vorrangig das Klavier. Den- Johann Christian Bach, dem «Londoner» der noch bilden sie in der Entwicklung der Gattung Bach-Söhne begegnete. Seinem Einfluss sind nach Johann Sebastian Bachs Violinkonzerten denn auch Mozarts frühe Sinfonien verpflichtet, einen neuen Höhepunkt. In ihnen hat Mozart wie eben auch das reizende Erstlingswerk, wel- alles zusammengefasst, was er an Entwicklung ches erfüllt ist von dem kindlichen Verlangen, in Deutschland, Frankreich und Italien aufge- die Geigen gehörig «tanzen» zu lassen, und vom nommen hatte. Insbesonders auf seiner letzten Stolz über die eigene Fertigkeit, eine veritable Italienreise (Herbst 1772 bis März 1773) war «Sinfonia» komponieren zu können. Vermutlich Mozart auch wichtigen Geigenvirtuosen aus wurde es am 21. Februar 1765 beim verbürgten der Schule Giuseppe Tartinis begegnet. Die Kon- Konzert im Haymarket Theatre uraufgeführt. zerte verraten auch etwas von Mozarts eigenen geigerischen Fähigkeiten, die ihm selbst sein äusserst strenger Vater und berühmter Violin pädagoge attestierte: «Du weisst selbst nicht, wie gut Du Violine spielst, wenn Du Dir nur Ehre geben und mit Figur, Herzhaftigkeit und Geist spielen willst, ja, so, als wärst Du der erste Vio- linspieler in Europa.» Während das Violinkonzert Nr. 2 KV 211 noch eher konventionell daherkommt und das Orches- ter sich rein auf Begleitaufgaben beschränkt, treten in den Konzerten Nr. 3 KV 216 und Nr. 5 KV 219 (dem letzten) Violine und Orchester viel mehr in einen Dialog. Die langsamen Sätze sind Wolfgang Amadeus Mozart von einer besonderen Tiefes des Ausdruck ge- 46 47
IN T E R P R E T E N Anne-Sophie Mutter Anne-Sophie Mutter ist ein musikalisches Phä- Anne-Sophie Mutter komponiert. Darüber hin- Kon z er t 6 nomen: Seit über 40 Jahren ist die Virtuosin aus widmet sie sich zahlreichen Benefizprojekten nicht mehr von den internationalen Bühnen der und der Förderung des musikalischen Spitzen- grossen Konzerthäuser wegzudenken und sie nachwuchses: Im Herbst 1997 gründete sie den prägt die Klassikszene als Solistin, Mentorin «Freundeskreis Anne-Sophie Mutter Stiftung und Visionärin. Die vierfache Grammy-Award- e.V.», dem 2008 die Anne-Sophie Mutter Stif- Gewinnerin ist der Aufführung traditioneller tung zur Seite gestellt wurde. Im Rahmen dieser Kammerorchester Wien – Berlin Kompositionen genauso verpflichtet wie der beiden gemeinnützigen Institutionen werden die In der Wertschätzung des Publikums und der inter- Das gemeinsame Musizieren war so befruch- Zukunft der Musik: 25 Werke hat sie bislang Stipendiaten nach ihren individuellen Bedürfnis- nationalen Kritik gibt es nur zwei Orchester, die tend, dass spontan der Wunsch nach einer Fort- uraufgeführt – Sebastian Currier, Henri Dutilleux, sen unterstützt. Und seit 2011 teilt Anne-Sophie sich gegenseitig den Spitzenplatz streitig machen setzung dieser Erfahrung entstand. Aus dieser Sofia Gubaidulina, Witold Lutoslawski, Norbert Mutter regelmässig das Rampenlicht mit ihrem könnten: die Wiener und die Berliner Philharmo- Idee wurde das Kammerorchester Wien – Berlin Moret, Krzysztof Penderecki, Sir André Previn, Stipendiaten-Ensemble «Mutter’s Virtuosi». niker. Somit ist es nicht übertrieben, die Grün- geboren. Dessen Musizier-Ideal ist es, in seinem Wolfgang Rihm und John Williams haben für dung des Kammerorchesters Wien – Berlin als Repertoire kammermusikalische Delikatesse und kleine Sensation zu feiern. Es bedurfte der Initi- sinfonische Grösse zu vereinen. In intensiver Rainer Honeck ative von Sir Simon Rattle, dessen Geburtstags- Zusammenarbeit bringt das Ensemble einen ein- Rainer Honeck ist seit 1992 Konzertmeister der Valery Gergiev, Mariss Jansons, Riccardo Muti wunsch, zu seinem 50. ein gemeinsames Konzert zigartigen künstlerischen Austausch zu Wege, Wiener Philharmoniker. Als Solist trat Rainer und Kyrill Petrenko. Neben seiner Orchester der Wiener und Berliner Philharmoniker zu diri- der für Publikum und Musiker gleichermassen Honeck in bedeutenden Musikzentren Europas, tätigkeit hat er sich auch immer intensiv der gieren, die beiden Klangkörper zusammenführte. beglückend ist. Amerikas und Japans auf. Zu seinen persönli- Kammermusik in verschiedensten Formationen chen Höhepunkten zählen solistische Auftritte gewidmet, u.a. mit dem Kammerorchester mit den Wiener Philharmonikern, dem London Wien – Berlin. Auf CD sind u. a. sämtliche Werke Symphony Orchestra, dem Pittsburgh Symphony von Franz Schubert für Violine und Klavier Orchestra und dem Mariinsky Orchestra unter erschienen, sowie eine CD «RONDO» mit dem namhaften Dirigenten wie Herbert Blomstedt, Kammerorchester Wien – Berlin. Rainer Honeck spielt auf einer Violine von A. Stradivarius («Chaconne», anno 1725), die ihm von der Österreichischen Natio nalbank zur Verfügung ge- stellt wird. eck Rainer Hon ter A nne- Sophie Mut – Berlin 48 ester Wien 49 Kammerorch
Konzert 7 – Abo I, II © Ian Douglas Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Collegium Vocale Gent Konzert-Saal Philippe Herreweghe (Leitung) Montag, 17. Juni 2019, 19.30 h Dorothee Mields (Sopran) Hanna Blazikova (Sopran) Alex Potter (Alt) Thomas Hobbs (Tenor) Krešimir Stražanac (Bass) Programm mit Pause Johann Sebastian Bach (1685–1750) h-Moll-Messe, BWV 232 (110') cale Gent Collegium Vo 50 51
PR O G R A M M Kon z er t 7 Johann Sebastian Bach (1685–1750) h-Moll-Messe BWV 232 Johann Sebastian Bach hatte in seiner letzten Musikabschnitte und der Vielfalt archaischer, Lebens- und Schaffensphase von 1723 bis 1750 traditioneller und auch für seine Zeit moderner die hohe Stellung des Kantors an der Thomas- Formen und Stilmittel gelang es Bach, einen in kirche in Leipzig inne. Diese Anstellung verlangte sich geschlossenen Vokalzyklus von hoher Aus- die Komposition vor allem geistlicher Musik. sagekraft zu schaffen. Von der durchgängig Dazu gehören in erster Linie die über 200 Kanta- kontrapunktischen Dichte zeugen die zahlrei- ten sowie die bekannten Passionsvertonungen, chen kunstvollen Chorfugen. Aber auch der Ins- wie die Johannes- und Matthäus-Passion und trumentalpart zeigt eine ausserordentliche das Weihnachtsoratorium. In diesem Kontext Gestaltung. Die h-Moll-Messe ist auch eine sog. überzeugter lutheranisch-evangelischer Kirchen «Missa concertata», d. h. eine instrumental aus- musik nimmt die h-Moll-Messe eine einmalige musizierte Messe, im Unterschied zur primär auf Stellung ein. Die Messe stellt in der christlichen die Vokalparts fokussierte Gestaltung (a cappella Musik die traditionsreichste musikalische Vokal- oder mit einfacher Begleitung). Abgesehen von gattung überhaupt dar. Diese «grosse catholi- der barocken Prachtentfaltung haben die Instru- sche Messe», wie sie im Nachlass von Sohn Carl mente eine eigene Aussagekraft und tragen zur Philipp Emanuel genannt wird, ist Bachs einzige Sinngebung des Werkes bei. Bach verwendet lateinische Messe-Vertonung, und Bach ver- in dieser Messe auch die hochentwickelte Inst- Johann Sebastian Bach stand sie als einen Beitrag zu überkonfessionel- rumentalmusik seiner Zeit in dem Sinne, dass ler Gläubigkeit. In diesem Werk ganz am Ende die instrumentale Formenwelt auch als vorge- seines Lebens strebte Bach eine Zusammenfas- gebene Ordnung der göttlichen Schöpfung ver- sung seiner kompositorischen Meisterschaft an standen werden kann. und wollte damit ein Vermächtnis an die zukünf- tigen Generationen hinterlassen, eine Art Opus summum. Neben neu komponierten Teilen ver- wendete Bach ganz im Sinne der damals übli- chen Praxis der sog. «Parodie» auch ältere eigene Werke, deren kompositorische Qualität er besonders hoch einschätzte, und arbeitete sie teilweise um. Trotz der Unterschiedlichkeit des Materials, der zum Teil viel früher entstandenen 52 53
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